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Stadtjugendamt
Stadtjugendamt
Angebote der Jugendhilfe
Jahresbericht 2008
Impressum
Herausgeber:
Landeshauptstadt München
Sozialreferat
Stadtjugendamt
Angebote der Jugendhilfe
Konzeption, Umsetzung, Auskunft:
Ingeborg Giourges
Stadtjugendamt / S-II-A/ZD
Luitpoldstraße 3, 80335 München
Telefon: (0 89) 2 33-4 99 22
Telefax: (0 89) 2 33-4 99 11
E-Mail: [email protected]
Der Jahresbericht ist im Intranet
des Sozialreferates / Stadtjugendamtes aufruf- und ausdruckbar
Titel:
Städtische Ambulante Erziehungs-Hilfe Giesing/Harlaching, Yeliz / 9 Jahre
EDV:
Stefan Henn
S-II-LG / DV
Gestaltung und Druck:
Direktorium, Stadtkanzlei
Auflage: 1100
München, im Juni 2009
Inhaltsverzeichnis
Vorwort...................................................................................................................................... 5
Überblick der Fortbildungsveranstaltungen 2008 der Abteilung Angebote der Jugendhilfe.... 8
„Cool down, kick off“ ............................................................................................................. 12
„Da knallts aber ordentlich!“ – auf dem Papier ...................................................................... 14
Streetwork im münchner Westen........................................................................................... 15
Bedarfsorientierte Integrationshilfen für unbegleitete junge Flüchtlinge „UMF“................... 16
Streetwork in Schwabing und Milbertshofen ......................................................................... 18
Schülerpartizipation in der Förderschule? ............................................................................... 20
Lomo-Kids: Die Welt mit anderen Augen sehen .................................................................... 22
Ein neues Serviceangebot der Fachstelle............................................................................... 23
Außer Wiesn nichts gewesen................................................................................................. 24
Soziale Netzwerke – In ist wer drin ist.................................................................................... 25
Ferienangebote – Familienpass............................................................................................... 26
Familienpass............................................................................................................................ 26
Ferienpass ............................................................................................................................... 27
Ferienaufenthalte..................................................................................................................... 27
Ermäßigungsmöglichkeiten für Eltern mit geringem Einkommen oder ALG-II-Bezug ........... 28
Kinder-Zirkus-Attraktionen....................................................................................................... 29
Eintägige Erlebnisreisen .......................................................................................................... 30
Winterferien 2007 / 2008 ......................................................................................................... 30
Osterferien 2008 ..................................................................................................................... 30
Pfingstferien 2008................................................................................................................... 30
Sommerferien 2008 ................................................................................................................ 30
Integrationsstelle ..................................................................................................................... 31
„Ein Pferd für alle 2008“ in Verona ........................................................................................ 31
Personalstelle .......................................................................................................................... 31
Bürgerschaftliches Engagement ............................................................................................. 32
Jugendgerichtshilfe ................................................................................................................. 34
TOA ......................................................................................................................................... 40
„Der hat mich provoziert, dann habe ich zugeschlagen“ ....................................................... 41
Gruppendynamisches Wochenende ....................................................................................... 42
„ Hallo! Ja, ich bin ganz oben................................................................................................. 43
Message in a bottle ................................................................................................................ 44
Just M – Ort des Lernens und der Bildung ............................................................................ 46
Jugendhilfe als Chance um dem Problem Armut und Bildung entgegenzuwirken ................ 48
Und es geht auch mit der Schule....! ...................................................................................... 51
3
Vorwort
Lebenspraktisches professionelles, mitunter
unkonventionelles Handeln und Gestalten vor Ort
für und mit jungen Menschen waren auch 2008
unsere bestimmenden Arbeitsinhalte. Neben den
vielen Querschnittsthemen wie Behinderung,
Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen
und Migrationshintergrund, sexuelle Identität, die
in unserer Arbeit selbstverständlich sind, haben
wir 2008 ein besonderes Augenmerk auf die
sozialpolitischen Inhalte von Armut und Bildung von
jungen Menschen gelegt und darauf, wie wir mit
unseren qualifizierten pädagogischen Angeboten hier
erfolgreich etwas bewirken können.
Die primäre Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ist die Familie und ihr kommt nach
wie vor die zentrale Stellung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu. Dem
Prozess des Aufwachsens und der Bildung von Kindern und Jugendlichen wird in unserer
Zeit eine hohe Bedeutung beigemessen. Selbst wenn wir davon ausgehen können, dass
etwa 80 % unserer Kinder und Jugendlichen wohl behütet und gesund aufwachsen, so
bleibt doch ein Anteil von 20 % und dies ist immerhin ein 1 /5 junger Menschen, die davon
nicht partizipieren können1.
Überlegungen, die ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ermöglichen,
sind aber immer vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Anforderungen und derer
subjektiven Bedürfnisse und Fähigkeiten zu sehen und müssen ungeachtet dessen mit den
kindlichen und jugendlichen Lebenslagen verknüpft werden können.
Selbst in einer „reichen“ Stadt wie der Landeshauptstadt München ist die Zahl der Menschen,
die in Armut leben, im Anstieg. Besonders Kinder und Jugendliche sind von den Folgen
materieller Armut betroffen, oft auch einhergehend mit sozialer Ausgrenzung und mangelnden Bildungschancen. Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien haben vielfach gesundheitliche Probleme, leben häufiger in beengten Wohnverhältnissen, können sich oft im
Unterricht nur schwer konzentrieren und beenden häufiger die Schule ohne Abschluss.
Kurz gesagt: Arme Kinder leben in einem Kreislauf, der Armut und Ausgrenzung verstärkt.
Ihre Chancen zu einem guten Start ins Leben sind deutlich geringer. Auch mangelnde
Deutschkenntnisse bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund führen zur
Ausgrenzung.
Der aktuelle Münchener Armutsbericht 2007 2 weist eine Armutspopulation von rd
179.000 Personen aus. Anders ausgedrückt: 134 von 1.000 Einwohnern (Armutsdichte)
sind arm. Auch in München sind es die Kinder, die am stärksten von Armut betroffen
sind. Etwa 21.000 Kinder und Jugendliche (= 10 % der bis 17-jährigen) in München leben
in Haushalten mit Bezug von Arbeitslosengeld II. Armut hat vielfältige negative Folgen,
gerade für Kinder: Arme Kinder sind nicht so gesund, arme Kinder haben schlechtere
Bildungschancen, arme Kinder haben weniger Selbstvertrauen.
Die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen hängen zum Beispiel sehr stark
davon ab, wie das räumliche und kommunale Umfeld gestaltet ist, welche kulturellen,
sozialen und sportlichen Möglichkeiten ihnen dort offen stehen. Hier erreichen wir die
jungen Menschen in ihren Quartieren mit unseren Angeboten von Schulsozialarbeit,
1
2
H. Keupp, Aus demVortrag im Rahmen des Forums Kinder- und Jugendhilfe, München 2009
Münchner Armutsbericht, Landeshauptstadt München, Sozialreferat 2008
5
Streetwork, bürgerschaftlichen Engagement, Familien- und Ferienangeboten, Elternbriefen
aber auch mit unseren gesetzlichen Aufträgen in Jugendgerichtshilfe, ambulanter Erziehungs hilfe, Jugendschutz und den Angeboten in den städtischen Münchner Kinder- und Jugendheimen.
In der Schulsozialarbeit ist im Gegensatz zu 2007 (1073 Einzelfälle) die Einzelfallarbeit an
den Schulen um 20,7 % (1295 Einzelfälle) gestiegen. Unterteilt in einzelne Altersgruppen
bedeutet dies:
Bei den 6 – 10jährigen, eine Steigerung von 22,4 %,
bei den 11 – 14jährigen um 11,0 % und
bei denen ab 15 Jahre um 32,5 %.
Unabhängig zu den vielfältigen Tätigkeiten und Gruppenangeboten, die Schulsozialarbeit
vor Ort leistet, darf nicht übersehen werden, wie intensiv sich die Arbeit mit den einzelnen
Schülerinnen und Schülern in der Einzelfallhilfe gestaltet. Um nur einige Beispiele zu
nennen, haben es in der Altersgruppe der ab 14 jährigen (ca. 580 Einzelfälle) 62 Jugendliche
(10,7 %) mit Unterstützung von Schulsozialarbeit auf eine weiterführende Schule geschafft,
mit 178 (30,7 %) wurden erfolgreich Bewerbungsunterlagen erstellt und 372 (64,1 %)
nahmen an intensiven Bewerbungstrainings teil.
44 dieser jungen Menschen erhielten zusätzliche Unterstützung im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements.
In der aufsuchenden Kinder- und Jugendarbeit fiel auf, dass die Jugendlichen, die die Nähe
und den Kontakt zu Streetwork suchen jünger werden und sich bereits in der Altersgruppe
der 11jährigen bewegen. Die Aktualität der Arbeitsinhalte vor Ort forderte von Streetwork
Flexibilität und ein konzeptionelles Umdenken. So erklärte sich Streetwork bereit und ging
mit einer halben Stelle, bis die Stelle von Schulsozialarbeit besetzt werden konnte, fest an
eine Schule und nahm positiven und deeskalierenden Einfluss auf das Geschehen vor Ort.
Insgesamt hat sich in Streetwork die Unterstützung und Hilfeleistung von Einzelfällen stark
intensiviert.
Die Ferienangebote haben ihr Angebot erweitert und der neue Familienpass fand in der
Bevölkerung so enormen Anklang, dass das ursprüngliche Angebot bei weitem nicht
ausreichte, alle innerhalb weniger Tage verkauft waren und wir sofort Familienpässe nachdrucken lassen mussten.
Der Jugendschutz, der hoch qualifiziert arbeitet und bundesweit eine sehr hohe Wertschätzung genießt, wird ausgebaut und erhält 2009 ein zusätzliche Stelle für Alkoholprävention.
Die Elternbriefe erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit und konnten 2008 um die
Sprachen in serbisch / deutscher und kroatisch / deutscher Sprache erweitert werden.
Die Familien-, Jugend und Erziehungsberatung des Stadtjugendamtes München feierte
2008 ihr 60-jähriges Bestehen. Als hochqualifiziertes interdisziplinäres Team bietet
es Familien Unterstützungsangebote und Hilfen früh an, also bereits in der Phase der
Familienbildung, aber auch in der beratend-therapeutischen Begleitung von Eltern mit
Kindern, bereits ab dem Säuglingsalter und arbeitet sehr professionell mit Risikofamilien.
Ihre Popularität zeigt sich auch darin, dass sich die Erzeihungsberatungsstelle mit ihren
kreativen Gruppenangeboten im Sozialraum immer mehr etablieren.
Die Münchner Kinder- und Jugendheime lassen ihre Qualität immer wieder daran erkennen,
dass ihre Angebote aktuell an den Kindern und Jugendlichen, aber auch an den sozialund gesellschaftspolitischen Bedarfen und Bedürfnissen angepasst sind und sie auf notwendige Erfordernisse kreativ reagieren und sich einstellen.
6
Die ambulanten Erziehungshilfen sind mit ihren Angeboten gut im Stadtteil integriert
und finden gerade mit ihren kreativen Gruppenangeboten sehr viel Anklang bei jungen
Menschen und ihren Eltern.
In der Jugendgerichtshilfe begegnen sich juristische und sozialpädagogische Sichtweisen.
Es hat sich auch 2008 gezeigt, dass in keinem anderem Tätigkeitsfeld der Sozialen
Arbeit ein derartiges Spannungsfeld vorhanden ist, wie in dem der Jugendgerichtshilfe
(JGH). Einerseits soll sie junge Menschen und ihre Familien unterstützen, andererseits
ist sie eingebunden in ein strafendes System, dem Strafgesetzbuch (StGB) und dem
Jugendgerichtsgesetz (JGG). Die ausgewogene und von gegenseitiger Akzeptanz
praktizierte Zusammenarbeit zwischen dem Jugendgericht und der städtischen Jugendgerichtshilfe verdankt sich der hohen Professionalität der Kolleginnen und Kollegen der
Jugendgerichtshilfe.
Damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre vielfältigen Aufgaben vor Ort gut
bewältigen können und möglichst viele aktuell über neue Entwicklungen informiert sind,
bieten wir Fortbildungen und Fachveranstaltungen an, wählen dazu kompetente
Referentinnen / Referenten aus und laden zu größeren Veranstaltungen immer unsere
Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner und bürgerschaftlich Engagierten
mit ein. Dieser Rahmen bietet für alle zusätzlich immer die Möglichkeit des Dialogs und
Austausches.
Die anschließenden Beiträge bieten als Beispiele einen Einblick in unsere tägliche Arbeit.
An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, mich bei allen Leitungskräften und
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz und ihr Engagement zu Gunsten der
Kinder und Jugendlichen und deren Eltern ganz herzlich zu bedanken.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich beim Lesen der der Lektüre viele interessante
und aufschlussreiche Informationen.
Gabriele Bertz
Abteilungsleiterin
7
8
27.02.2008
15.03.2008/
16.03.2008
04.04.2008
12.04.2008
19.04.2008
26.04.2008
Fachtreffen Streetwork
Impro-Theater Workshop
Herr Nagy, Herr Sprengler
Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen
Referent: Klaus Joelsen
Erste Hilfe Kurse
Referent: Herr Mehl
Zirkusworkshop
Frau Ertl
Fachtag Streetwork
März
April
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Streetwork
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Streetwork
Münchner Waisenhaus
Waisenhausstr. 20,
80637 München
Haus der Jugendarbeit
Rupprechtstr. 29, 80363 München
Haus der Jugendarbeit
Rupprechtstr. 29, 80363 München
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Haus der Jugendarbeit
Rupprechtstr. 29, 80363 München
Streetwork Außenstelle
Prielmayerstr. 1, 80335 München
19.02.2008
Fachtreffen Ambulante Erziehungshilfen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
ambulanten Erziehungshilfen
12.02.2008
Fachtreffen Schulsozialarbeit
Februar
Prielmayrstr. 1, 80335 München
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A
21.01.2008
Aggressive und gewaltbereite Kinder und
Jugendliche – Möglichkeiten der Gewaltprävention
für den beruflichen Alltag
Referent: Haci Erdogan
Januar
Veranstaltungssort
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Schulsozialarbeit
Zielgruppe
Zeitrahmen
Veranstaltung – Titel
Monat
Überblick der Fortbildungsveranstaltungen 2008
der Abteilung Angebote der Jugendhilfe
9
Juni
Mai
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
07.06.2008
13./14.06.
2008
20./21.06.
2008
20.06.2008
21.06.2008
22.06.2008
23.06.2008
23.06.2008
24.06.2008
Kreativworkshop und Schminkkurs
Frau Kühnholz
Interkulturelle Verständigung
Schulden im Jugend- und Heranwachsendenalter
Referentinnen: Frau Caspari, Frau Huber
Erlebnispädagogik für Fortgeschrittene
Temprament Event
Agentur für erlebnisorientiertes Lernen
Kartenspiel-Workshop
Frau Ohlsson
Fachtage Schulsozialarbeit „ Soziale, schulische
und berufliche Entwicklung von Kindern,
Jugendlichen und Heranwachsenden von der
Grundschule bis zur Berufsschule“
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Schulsozialarbeit
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
ambulanten Erziehungshilfen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
vonS-II-A
03.06.2008
30.04.2008
Fachtreffen Ambulante Erziehungshilfen
Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung
gem. § 8a SGB VIII
Referentinnen: Stefanie Krüger, Susanna Lillig,
Michaela Enders
Münchner Waisenhaus
Waisenhausstr. 20,
80637 München
Kinder- und Jugendtreff 2Club
Dietramszellerstr. 9, 81371
München
Jugendherberge Possenhofen
82343 Pöcking/Possenhofen
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Haus der Jugendarbeit
Rupprechtstr. 29, 80363 München
Kinder- und Jugendtreff 2Club
Dietramszellerstr. 9, 81371
München
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Orleansplatz 11, 81667 München
10
Oktober
September
August
Juli
Luitpoldstr. 3, 80335 München
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Schulsozialarbeit
15.07.2008
Jugendsozialarbeit im neuen sozial- und
bildungspolitischen Rahmen
Referentin: Ingeborg Giourges
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A und Kooperationspartner
13.10.2008
28.10.2008
Fachtag Heime
„Frühbeginnende Delinquenz: Beurteilung und
Prävention“
Referent: Prof. Dr. Nedopil
Fachtreffen Schulsozialarbeit
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Schulsozialarbeit
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
ambulanten Erziehungshilfen
07.10.2008
Fachtreffen Ambulante Erziehungshilfen
Happy Slapping – Ursachen, Folgen,
Interventionsmöglichkeiten, rechtliche Aspekte
Referenten: Stefan Ther,
Armin Anstett, Stefan Baumann
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Münchner Kindlheim
Oberbibergerstr. 45
81547 München
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Jugendherberge Possenhofen
82343 Pöcking/Possenhofen
ehrenamtliche Betreuerinnen und
Betreuer der Ferienangebote
12.07.2008
13.07.2008
Erlebnispädagogik für Einsteiger – Temprament
Event
Agentur für erlebnisorientiertes Lernen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A
02.07.2008
Essverhalten von Kindern und Jugendlichen
Referentinnen:Carolin Martinovic, Andrea
Messmann, Dr. Eva Wunderer
24.07.2008
Streetwork Außenstelle
02.07.2008
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Streetwork
Fachtreffen Streetwork
11
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Schulsozialarbeit und Streetwork
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
S-II-A
14.11.2008
03.12.2008
Förderangebote U25 durch SBH,ARGE,Agentur für
Arbeit und Stadtjugendamt
Referentin: Claudia v. Stransky
Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung
gem. § 8a SGB VIII
Referentinnen: Stefanie Krüger, Susanna Liilig,
Katja Schlüter
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Streetwork
12.11.2008
Fachtreffen Streetwork
Bürgerschaftlich Engagierte von
S-II-A
11.11.2008
Der Umgang mit Lernstörungen und
Verhaltensauffälligkeiten
Referent: Thomas Hartmann
Kulturhaus Milbertshofen
Curt-Mezger-Platz 1,
80809 München.
Agentur für Arbeit
Kapuzinerstr. 26, 80337 München
Streetwork Außenstelle
Prielmayerstr. 1, 80335 München
Zudem werden auf das Jahr verteilt, laufend zweitägige erste Hilfe Grundkurse für ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer angeboten sowie Rettungsschwimmer
Kurse für diejenigen, die Meeresfreizeiten begleiten.
Dezember
November
„Cool down, kick off“
Sonderpunkte für Fairness
Im April 2008 haben wir, von Streetwork Neuperlach, uns für das Projekt „cool down,
kick off“ beworben. „cool down, kick off“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Postbank und
Aktion Mensch. Diese Fußball-Initiative legt ihren Schwerpunkt auf die Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen. In diesem Fußballturnier gelten besondere Regeln, die das
Sozialverhalten und die Fähigkeiten zur Konfliktregelung fördern. Veranstaltet wird es jedes
Jahr in nur zehn Deutschen Städten, in Kooperation mit Einrichtungen der Jugendhilfe und
wir waren stolz, mit dabei sein zu dürfen.
Um Gutes Gelingen zu gewährleisten, gab es im Vorfeld viel zu organisieren.
Zunächst musste sich Streetwork und „cool down, kick off“ über einen Termin einigen
und ein geeigneter Ort, an dem wir das Turnier publikumswirksam durchführen konnten,
gefunden werden.
Und um diese besondere Veranstaltung noch attraktiver zu gestalten, versuchten wir mit
Hilfe des Fanprojekts, bei den beiden Münchner Bundesligavereinen aktive Spieler für eine
Autogrammstunde zu gewinnen, was uns leider nicht gelang.
Dafür konnten wir die Stadträtin Birgit Volk in Vertretung für den Oberbürgermeister, die
Bezirksausschussvorsitzende Marina Achhammer, die Jugendbeauftragte Bernadette
Raschke des BA 16 und die Regionalleiterin der Region 1 des Jugendamtes Petra PecherStich dafür begeistern.
Tolle Stimmung herrschte am 26. September, trotz kalten Wetters, im Wohnring am
Theodor-Heuss-Platz im Stadtteil-Neuperlach. Für das leibliche Wohl sorgten Mitarbeiterinnen des Bewohnertreffs ZAK.
Streetwork hatte zum Fußballspiel nach den Regeln von „cool down, kick off, Straßenfußball für Toleranz!“ eingeladen. Mehr als 70 Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil im
Alter von 8 bis 17 Jahren ließen sich überzeugen, dass es möglich ist, auch ohne Schieds richter und Torhüter Fußball zu spielen. Tore allein zählten nicht; faires Verhalten, Teamgeist, gegenseitige Rücksichtnahme waren bei diesem Turnier entscheidend für den Sieg
einer Mannschaft. Auch neben dem Platz zeigten alle faires und tolerantes Verhalten, was
wir auf anderen Fußballturnieren so nicht immer erleben. Für besonders sportliche Haltung
gab es Sonderpunkte, ebenso für die Einhaltung bestimmter Regeln, die die Mannschaften
vorher selbst bestimmten. So zählten beispielsweise Mädchentore doppelt.
Gespielt wurde in zwei Altersklassen, mit 4 bzw. 5 Teams, mit je 5 bis 8 Spielerinnen und
Spielern. Einige Teams hatten sich spontan vor Ort gebildet, andere, wie die „Streetsoccer„
von der Südpolstation, die Spieler des SV Neuperlach, die KJZ power Kicker und viele
weitere Mannschaften verschiedener Jugendeinrichtungen, hatten sich direkt zum Turnier
angemeldet.
Den Anstoß für das erste Spiel – EC Soccer Kids gegen NPL Styler – übernahm Stadträtin
Birgit Volk, die in Vertretung für Oberbürgermeister Christian Ude gekommen war. Erst
nach über vier Stunden standen die Sieger fest. Bei den bis 14-Jährigen gewann das Team
Furious Styles. Platz 2 belegten der „Kindertreff OMG“ und das Team „Streetsoccer“.
In der Gruppe der Älteren siegten der „FC Soccer Kids“ vor dem „SV Neuperlach“ und
dem „Team Jawed“. Rund 200 Zuschauer verfolgten interessiert das Geschehen auf dem
Streetsoccer-Court von Postbank und der Aktion Mensch. Viele nutzten die Gelegenheit,
beim Torwandschießen ihre Schussqualitäten unter Beweis zu stellen.
Nach der Siegerehrung bestritten die Organisatoren von Streetwork und dem KJZ noch ein
Match gegen die Kollegen von „cool down kick off“, um selbst einmal die Erfahrung mit
den besonderen Regeln zu machen.
12
Vor Abbau der Anlage, trafen sich alle Organisatoren noch zu einer kurzen Besprechung
und Reflektion des Turniers. Es war erstaunlich, wie gut die Zusammenarbeit zwischen
München und Köln, sowohl in der Vorbereitung, als auch bei der Veranstaltung funktioniert
hat und mit welcher Begeisterung die Jugendlichen dieses Projekt angenommen hatten.
Das durchwegs positive Resümee veranlasste uns gleich, die Planung einer StreetsoccerStadtmeisterschaft mit Qualifikationsturnieren in den verschieden Stadtteilen und einem
großen Finale, nach den Regeln von Straßenfußball für Toleranz, in Angriff zu nehmen.
Mülkiye Dangel, Helmut Baumann
Streetwork Neuperlach
13
„Da knallts aber ordentlich!“ – auf dem Papier
Die Montagsmaler MOMA stellen sich vor
Der Hintergrund – knallrot. Im Vordergrund: Ein Kindergesicht, das dem Betrachter direkt zugewandt ist. Der Kopf
trägt eine gewaltige Last: Einen hohen, schweren Hut in
den verschiedensten Grüntönen. Und trotz allem ist dem
Gesicht keine Erschöpfung und keine Anstrengung anzumerken. Titel des Bildes: Gut behütet?! Eines von vielen
verschiedenen Themen und Motiven der Malgruppe MOMA.
Die Malgruppe MOMA kann im März 2009 auf ein drei jähriges Bestehen zurückblicken. Die Gruppe setzt sich
aus Giesinger Mädchen und Jungen im Alter von 8 – 14
Jahren zusammen, die individuell im Rahmen des Hilfeplan verfahrens ein bis zwei Jahre in dieser Maßnahme
gefördert werden. Die Malgruppe ist Teil der Lernwerkstatt
– einem sozialpädagogischen, strukturierten und differen zierten Gruppenangebot der Ambulanten Erziehungshilfe.
Die Kinder kommen überwiegend aus Familien mit Migrationshintergrund. Es mangelt an häuslicher Förderung,
bildungsferne und unzureichende Sprachkenntnisse
erschweren den Eltern, ihrem Erziehungsauftrag gerecht
zu werden.
Während Bildung umgangssprachlich in der Regel mit
akademischer Ausbildung oder reiner Wissensvermittlung
assoziiert wird, haben die Humanisten, namentlich Kant,
Humboldt, Goethe, Schiller etc. unter Bildung die Vervollkommnung der Persönlichkeit und
die Erlangung von Individualität verstanden. Wenn Kinder beim Entdecken der Welt ihre
eigenen Fähigkeiten entdecken – indem sie beispielsweise Theater spielen, lesen, Sport
treiben oder malen – dann bilden sie sich und ihren Charakter. Im Sinne der Erziehungshilfe
gilt es, Bildungsprozesse in den Familien zu fördern, und Kinder und Jugendliche in die
Lage zu versetzen, Leistungspotentiale zu entwickeln, zu handeln, Probleme zu lösen und
Beziehungen zu gestalten.
Unter der kunstpädagogischen Leitung von Katrin Apfel wird alle 5 Wochen in einem mehrstündigen Block in einer Gruppe von 7 Kindern zu einem vorgegebenen Thema gearbeitet.
Hierbei wird gleich viel Gewicht auf das handwerkliche Können, wie auch auf die inhaltliche
Auseinandersetzung mit dem Bildmotiv und dessen Umsetzung gelegt. Gearbeitet wird mit
den verschiedensten Materialien: Zum Einsatz kommen Farben wie Acryl, Gouache, Tusche,
Holzbeize und Ölkreiden, zudem Werkzeuge wie Pinsel, chinesische Rohrfedern und Spachtel.
Bei dem künstlerischen Schaffensprozess stehen im Vordergrund für die Kinder, die gemeinsame Freude am Gestalten, die konzentrierte Ruhe und der individuelle Ausdruck. Die
Begeisterung am Ende des Arbeitsprozesses und der Stolz auf das eigene Ergebnis sind
nicht zu unterschätzen. Beim 60 jährigen Jubiläum der Städtischen Beratungsstellen im
Oktober 2008 wurden die Bilder, die ansonsten bisher nur in der „Treppengalerie“ in der
Ambulanten Erziehungshilfe Giesing / Harlaching zu sehen waren, in der Pasinger Fabrik
ausgestellt. Dort wechselten sich stimmungsvolle Landschaften mit geduldigen Stillleben,
farbenstarken Figuren, interessanten Ausblicken und liebenswerten Tierporträts ab.
Kinder für eine Sache zu begeistern, gehört zum Selbstverständnis eines pädagogischen
Auftrags. Wecke ich diese Leidenschaft, ermögliche ich den Kindern eine Erfahrung, die
das Aufwachsen reicher macht und bildet.
Katrin Apfel
AEH Giesing / Harlaching
14
Streetwork im Münchner Westen
Streetwork im Münchener Westen hat die Anlaufstellen in der August-Exter-Str., Pasing
und Westendstraße. Kurz vor der Eröffnung steht eine Außenstelle in der Blumenau. Hinzu
kommen drei Busstandorte in Aubing, Laim und Blumenau.
Zu den vielfältigen Aufgaben und Anforderungen mit denen sich die Kolleginnen und Kollegen
von Streetwork täglich befassen, veranstalten sie an den Wochenenden und Abenden noch
attraktive Sport- und Freizeitangebote, wie z.B. Winter- und Sommeraktivitäten, Hallenfußballtrainings und – turniere, Radlrallye, Theatrontage und verschiedene Tanzangebote.
Ebenso selbstverständlich ist es für die Kolleginnen und Kollegen von Streetwork, mit den
freien Trägern der Freizeitstätten und anderen Kooperationspartnern zusammenzuarbeiten,
beispielsweise mit dem Projekt „Junge Arbeit“ und „Therapie sofort“. Auch der regelmäßige fachliche Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der Sozialbürgerhäuser hat
einen hohen Stellenwert.
Blumenau –
Kooperation und Zusammenarbeit mal anders
In Zusammenwirken mit den betroffenen Jugendlichen
und den engagierten Jugendbeamten des zuständigen
Laimer Polizeireviers, Vertretern des Bezirksausschusses,
der Schulen und Vertretern der Freizeitheime wurde am
„Runden Tisch Blumenau“ die unbefriedigende Situation
in diesem Stadtteil erörtert und nach praktikablen kon kreten Lösungen gesucht. Infolgedessen gelang es mit
Unterstützung des Kreisverwaltungsreferats den Streetwork Bus einmal wöchentlich vor dem Einkaufszentrum
Blumenau als Anlaufstelle für die Jugendlichen anzubieten.
Dieser wurde von den jungen Menschen in kürzester Zeit
als ein für sie qualitatives Angebot angenommen.
Zum Ende des Jahres fanden sich im Quartier preiswerte
Räumlichkeiten die, mit Unterstützung des Kommunalund des Baureferats, angemietet werden konnten.
Diese sichtbare Etablierung der notwendigen Jugendsozialarbeit im Stadtteil Blumenau für die jugendliche Zielgruppe
ist ein Erfolg aller in diesem Bereich zusammenwirkenden
Kolleginnen und Kollegen, sowohl der freien Träger der
Jugendarbeit im Stadtteil, als auch dem Familienzentrum,
den Bürgerinnen und Bürgern, den Stadtteilpolitikerinnen
und Politikern, den Jugendbeamtinnen und -beamten der
Polizei, samt ihrem Vorgesetzten, der sie unterstützte und
dem Runden Tisch von REGSAM, an dem diese Anstrengungen koordiniert und geplant wurden.
Streetwork an der Förderschule Gilmstraße –
ein Experiment
Der Hilferuf der Schulleitung der Förderschule Gilmstraße war der Anlass, kurzfristig und
ohne langes Zögern, die personelle Ressource, in Form einer halben Stelle, eines langjährig
erfahrenen Streetworkers an die Förderschule zu deligieren. Es war klar, dass hier zunächst
keine klassische Schulsozialarbeit möglich war, sondern der Streetworker sollte als Jugendsozialarbeiter von außen eine Möglichkeit ausloten, vorhandene Konflikte anzugehen und
die Situation der Schülerinnen und Schüler, durchaus in Kooperation mit den Lehrkräften
und besonders auch der Schulleitung, zu verbessern.
Der Zugang gelang schnell durch die Präsenz auf dem Pausenhof und Vorstellungen in den
Klassen. Auch ein wöchentliches Angebot in der Turnhalle der Gilmschule erleichterte
anfangs den Kontakt. Durch den parteilichen und vertrauensvollen Ansatz von Streetwork
15
fand der Kollege Zugang, selbst in schwierigste Familien- und Konfliktsituationen. Bei
Schulschwänzern war er ebenso präsent, wie bei extremen Gefährdungssituationen. Auch
bei zeitlich begrenzten Schulausschlüssen war seine Arbeit gefragt, um die betroffenen
Schülerinnen und Schüler in der Situation nicht allein zu lassen. In Einzelfällen kümmerte
er sich verantwortlich auch um Schüler und Schülerinnen, die die Schule verlassen haben
und vermittelte sie in entsprechende Maßnahmen. Mit der Etablierung einer regulären
Schulsozialarbeit verringerte sich zum Jahresende auch der Bedarf an den Einsätzen des
Streetwork-Kollegen.
Im Rückblick gesehen, ist das Experiment gelungen, da viele Elemente der StreetworkArbeit einen Zugang zu Schülerinnen und Schülern und deren Familiensituationen
ermöglichen, die andernfalls die herkömmlichen pädagogischen Angebote überfordern.
Manfred Treudler
Regionalleiter
Bedarfsorientierte Integrationshilfen für
unbegleitete junge Flüchtlinge „UMF“
im Wohnprojekt Heßstraße
Im Durchschnitt reisen jährlich ca. 50 minderjährige Flüchtlinge jünger als 16 Jahre und
ca. 120 Flüchtlinge zwischen 16 und 18 Jahre alt, alleine und ohne nahe Verwandte nach
München. Für jugendliche Flüchtlinge unter 16 Jahre, erfolgt direkt nach Ankunft, für das
sogen. ‚Clearingsverfahren‘, im Rahmen der Jugendhilfe, eine Unterbringung in angemessenen Einrichtungen. Jugendliche Flüchtlinge älter als 16 Jahre werden in der AsylbewerberErstaufnahmeeinrichtung, unter für sie sehr schwierigen und oft sehr leidvollen Bedingungen,
‚gecleart‘. Im Clearingverfahren, in der Regel ca. 3 Monate, findet meist die Asylanhörung
statt, aber auch die Entscheidung über den weiteren Verbleib, ob in München, oder eine
Umverteilung sein wird und ob ein Vormund zu bestellen ist. Und auch darüber, ob die
MitarbeiterInnen des Stadtjugendamtes Bedarf für Jugendhilfe und die entsprechende Unterbringung in eine jugendgerechte Einrichtungen feststellen oder ob die jugendlichen und
jungen Erwachsenen-Flüchtlinge im Anschluss an das ‚Clearing‘ in Asylbewerberunterkünfte geschickt werden.
Die Hauptherkunftsländer der UMF‘s waren in den letzten Monaten: Irak (viele Jugendliche
Jezidischer Herkunft), Sierra Leone, Afghanistan.
Die Fluchtgründe der UMF‘s sind hauptsächlich: Flucht vor Krieg im Land und der Auflösung
sozialer und gesellschaftlicher Strukturen (Afghanistan, Irak). Die Familien wollen wenigstens
ein Kind, oft den ältesten Sohn, in Sicherheit bringen. Die vorherrschenden Gründe hierfür
sind bei den Söhnen Zwangsrekrutierung (als Frontkämpfer, Kindersoldaten...), bei den
Mädchen, Flucht vor Zwangsheirat, Zwangsbeschneidung.
Die ankommenden jugendliche Flüchtlinge sind in vielerlei Hinsicht schwer belastet. Oft haben
sie in einem Alter Dinge gesehen, bzw. erlebt, in dem affektiv und rational noch nicht ausreichend Strategien entwickelt wurden, um solche Geschehnisse entsprechend verarbeiten
zu können. Vor allem die sich oft über mehrere Monate hinziehende Flucht wirkt auf viele
Jugendliche sehr stark belastend und traumatisierend. So bedarf es nach der Ankunft einer
sehr langen Stabilisierungsphase, in deren Rahmen adäquate Beschulung, eine jugend16
gerechte Wohnsituation, ärztliche und therapeutische Versorgung eine wichtige Rolle spielen.
Weitere zentrale Themen in der pädagogischen Arbeit mit UMF‘s während ihrer ersten
Jahre in Deutschland sind: kulturelle und emotionale Entwurzelung, Verlust naher Bezugspersonen, Asylverfahren (Unsicherheit bzgl. des Aufenthalts), Leistungsdruck (Erreichen
eines Schulabschlusses in kurzer Zeit). Diese zahlreichen Belastungen bewirken oft psychosomatische Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Magenschmerzen,
Konzentrationsstörungen.....
Unsere jugendlichen Flüchtlinge sind in der Regel sehr motiviert zu lernen und sich zu
integrieren, neigen aber dazu, sich zu überfordern, zu schnell zu viel zu wollen und in
der Folge darunter, ihren eigenen Erwartungen nicht entsprechen zu können. Die Folgen
dessen sind oft Frustration, Rückzug, depressive Episoden.
In unserem Wohnprojekt in der Heßstrasse (Maxvorstadt) betreuen wir als Gemeinschaftsprojekt, zwischen dem Amt für Wohnen und Migration und dem Stadtjugendamt,
als eine der ersten Einrichtungen in München, nunmehr seit fast 15 Jahren männliche
unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aus verschiedensten Herkunftsländern.
Das Haus, mit seinen 14 Plätzen, wird unter der Woche von 4 Sozialpädagoginnen in Teilzeit
und während der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen von pädagogischen Hilfskräften
betreut.
Die zwischen 16 und 19 Jahre alten Jugendlichen lebten bis April 2008 von 233€, dann
von 234€ und seit Dezember 2008 von 252€ Jugendhilfe im Monat und müssen davon
ihren Lebensalltag eigenverantwortlich bestreiten, d.h. sich selbst versorgen (Lebensmittel,
Hygieneartikel, Kleidung, Geschirr, Schulmaterial..) kochen und putzen. Da das monatliche
Geld zum Leben für die Jugendlichen sehr knapp bemessen ist, ist es umso wichtiger, dass
über den Betreuungshaushalt des Stadtjugendamtes, bzw. über Stiftungs- und Spendenmittel regelmäßig Freizeitangebote, interkulturelle Feiern, gemeinsame Aktionen, wie
Kochen, Hausversammlungen usw. angeboten werden. Fast alle unsere UMF‘s besuchen
das ‚Schlau-Projekt‘, einen schulanalogen Unterricht für junge Flüchtlinge, in dessen
Rahmen sie die Chance bekommen, die deutsche Sprache zu erlernen und innerhalb von
2 Jahren, den Hauptschulabschluss oder Quali zu absolvieren.
Im Schuljahr 2007 / 2008 haben 2 unserer Jugendlichen den Hauptschulabschluss bzw. den
Quali bestanden und im September eine Berufsausbildung begonnen.
Diese Beiden sind in ihrer Persönlichkeit so gefestigt, dass sie ihren Lebensalltag selbstständig regeln können, sobald es der rechtliche, wie auch der finanzielle Rahmen zulassen
wird. UMF‘s haben keinen Anspruch auf aufzahlende Leistungen (Hartz 4), wenn sie sich in
Ausbildung befinden und in der Regel keinen Anspruch auf BaFög oder Kindergeld.
Nicht alle jugendlichen Flüchtlinge schaffen es in so kurzer Zeit im Rahmen der Jugendhilfe
einen Schulabschluss und entsprechend einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die
Mehrzahl ist jedoch im handwerklichen Bereich sehr geschickt und gut motiviert. So
würden dringend alternative Ausbildungsformen mit größerem Schwerpunkt auf dem
praktischen Erlernen bestimmter Berufe benötigt, um unseren Jugendlichen den Zugang
zum Arbeitsmarkt und damit die Chance zu einer gelungenen Integration zu erleichtern.
Die jugendlichen UMF‘s sind hier auf sich alleine gestellt, oft durch Erlebnisse in der
Vergangenheit zusätzlich belastet und verglichen mit anderen Jugendlichen hier stark
marginalisiert und sozial benachteiligt. Ihre einzige Chance für eine gute Zukunft ist die
Aneignung von Bildung, wie Spracherwerb, Schulabschluss, Berufsausbildung... Dies
bedeutet für die jungen Menschen eine große Herausforderung. Sie hierbei professionell
zu unterstützen gehört zu einer der Hauptaufgaben in unserem Wohnprojekt. Neben
17
intensiven Gesprächen organisieren wir Lernhilfegruppen, Einzelförderung, Vermittlung in
Praktikas, Kontakte mit Firmen, mittelständischen Unternehmen, Familienbetrieben usw.
Auch nach dem Auszug aus unserem Wohnprojekt benötigen viele unserer Jugendlichen
weiterhin Unterstützung. Daher wurde zu Beginn des Jahres 2008 zusätzlich eine dem
Wohnprojekt angegliederte AEH (Ambulante Erziehungshilfe)-Stelle beantragt.
Andere wiederum besuchen uns auch erst nach Jahren wieder, meist dann mit Ehefrau und
Kindern, um ihnen gerührt ihre erste Station in der neuen Heimat zu zeigen.
Martin Schäffner
Wohnprojekt für UMF, Heßstrasse
Streetwork in Schwabing und Milbertshofen
Zwei Beispiele
Aufsuchende soziale Arbeit, wie in der Streetwork-Konzeption beschrieben, ist unbestritten
ein wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur Münchens. Es ermöglicht, Zielgruppen
zu erreichen, die sonst aufgrund von Schwellenängsten, Unsicherheiten im Umgang mit
Behörden, oder prinzipieller Ablehnungshaltung, durch das soziale Netz fallen.
Mit mehr als 60 betreuten Einzelfällen 2008, allein in den Stadtteilen Schwabing und
Milbertshofen, ist eindeutig ein Anstieg in der Einzelfallhilfe im Verhältnis zur gruppenbezogenen Arbeit zu verzeichnen, wobei viele Einzelfälle sich zunehmend als sehr komplex
gestalten.
Mangelnde Bildung und Armut sind hier Faktoren, die immer mehr Jugendliche in eine
Zukunft ohne berufliche Perspektiven versetzt. Die Begleitung einzelner Schicksale, auf
dem Weg in die Arbeitswelt, ist ein fester Bestandteil von Streetwork.
Streetwork arbeitet mit schwierigstem Klientel, das durch teilweise monatelanges Schulschwänzen, Schulverweise, Ausbildungsabbrüche, fehlende Abschlüsse geprägt ist und
oft im jugendlichen Alter schon den Langzeitarbeitslosen zugerechnet werden kann. Genau
diese jungen Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen.
Zwei Beispiele aus der täglichen Praxis
Ein junger Mann verbrachte die ersten Jahre seines Lebens im Krankenhaus. Selbst als er die
Förderschule besuchte, kam es aus gesundheitlichen Gründen immer wieder zu Fehlzeiten.
Der Tod des Vaters belastete ihn zusätzlich. Obwohl er den Anschluss und den Mut zur
Schule oft verloren hatte, schloss er mit viel Motivationsunterstützung das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) erfolgreich ab. Zahlreiche Praktika ohne Aussicht auf Übernahme folgten und
befristete Arbeitsverhältnisse ohne Aussicht auf eine feste Übernahme raubten ihm langsam
jegliches Selbstwertgefühl.
Der Berufsfindungsprozess, des mittlerweile 22jährigen, nimmt viel Zeit in Anspruch.
Der junge Mann lebt noch bei seiner Mutter (ohne jegliche Deutschkenntnisse) in einer
Zweizimmerwohnung. Beide leben von ihrer minimalen Witwenrente. Da sie sonst keinerlei
Hilfe in Anspruch nahmen, waren hier für Mutter und Sohn existenzsichernde Maßnahmen
über die ARGE einzuleiten.
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Ein Antrag auf Stiftungsmittel, Schuldenregulierung, das Ordnen und Erläutern sämtlicher
angefallener Papierangelegenheiten, das Erstellen von Bewerbungen, die Vermittlung an
eine psychologische Beratungsstelle und die Kooperationen mit der ARGE und der RehaAbteilung des Arbeitsamtes, begleiten und unterstützen mit viel Motivationsarbeit diesen
Prozess.
Eine eigenständige Wohnform ist ebenfalls angestrebt und die Eingliederung in den
Arbeitsmarkt.
Die berufliche Integration einer mittlerweile 24jährigen, nennen wir sie Anna, allein erziehenden Mutter, gestaltet sich sehr kompliziert.
Anna ist in Brasilien geboren und lebte dort mit Geschwistern und Eltern bis zu ihrem
3. Lebensjahr. Dann siedelte die Familie nach Deutschland über, der Vater war deutscher
Staatsbürger. Nach dem Tod des Vaters kehrte die Mutter ohne ihre jugendlichen Kinder in
ihr Heimatland zurück, da sie in Deutschland ohne Ehemann völlig überfordert war.
Anna, zwischenzeitlich selbst junge Mutter, besuchte mit ihrem Kind die Mutter in Brasilien.
Nach sechs Monaten und einer Woche kehrte sie wieder nach Deutschland zurück, um
die Schule trotz Kind zu beenden und eine berufliche Zukunft in Deutschland anzustreben.
Da sie nach gesetzlichen Richtlinien sich nur maximal sechs Monate am Stück im Ausland
aufhalten darf, wurde ihr nach ihrer Rückkehr die unbefristete Aufenthaltserlaubnis entzogen,
da der Maximalzeitraum um eine Woche überschritten war.
Die junge Frau konnte, mit ihrer damals 3jährigen Tochter, in eine betreute Wohnform einziehen und eine Ausbildung beginnen. Mit dem 21. Geburtstag wurde nach gesetzlichen
Regelungen die Jugendhilfe eingestellt, was zur Folge hatte, dass die junge Frau ein halbes
Jahr vor Beendigung ihrer Ausbildung diese abbrechen musste. Mit der kompetenten
Unterstützung der Kollegin und des Kollegen von Streetwork war es möglich, mit Einsatz
von Stiftungsmitteln zu helfen. Die junge Mutter benötigte professionellen Beistand bei der
Wohnungssuche, andernfalls hätte sie in eine Asylunterkunft ziehen müssen. Finanzielle
Sicherheit gewährleistete ihr das Asylbewerber-Leistungsgesetz. Auf Kindergeld hatte sie
keinen Anspruch und Unterhaltsvorschuss ist beantragt. Ein Hortplatz für die mittlerweile
8jährige Tochter und dessen Kostenübernahme konnte organisiert werden. Bewerbungen
wurden erstellt. Die Verbesserung des Aufenthaltsstatus wird noch längere Zeit in Anspruch
nehmen, da einige Dokumente, wie Heiratsurkunden der Eltern usw. in Brasilien zu
beantragen sind.
Es gestaltet sich als sehr schwierig, eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz mit befristetem
Aufenthaltstitel zu finden. Die ARGE kann derzeit nur Deutschkurse anbieten.
Die unterstützende professionelle Integration unseres Klientels in die Arbeitswelt ist fester
Bestandteil von Streetwork. Eine intensive Zusammenarbeit mit allen Bildungsträgern,
Ausbildern und Arbeitgebern wird auch in den nächsten Jahren eine der zentralen
Herausforderungen sein.
Claus Wecker
Streetwork Schwabing / Milbertshofen
19
Arlinda bei einer Schulveranstaltung
Schülerpartizipation in der Förderschule?
Alles begann auf der Tagung „Jugendparlament“ vor etwa
8 Jahren. Schulsozialarbeit konnte und wollte sich mit dem
Ergebnis dieser Tagung nicht zufrieden geben, da sich beim
Jugendparlament fast ausschließlich Schülerinnen und Schüler
von Gymnasien oder Realschulen, aber nicht aus Hauptschulen
und erst recht nicht aus Förderschulen engagierten
Die Förderschule an der Fröttmaningerstraße liegt im Münchener
Norden. Zum Sprengel der Schule gehören vier Notunterkünfte
und der Migrationsanteil beläuft sich auf ca.75 %. Die Kinder
zeigen überwiegend ein sehr geringes Selbstbewusstsein.
Aber wie könnte man Schülerinnen und Schüler an dieser
Förderschule motivieren, selbst die Initiative zur Gestaltung des
eigenen Lebensraums zu ergreifen und dafür Verantwortung zu
übernehmen?
Schulsozialarbeit übernahm die Organisation des Schulsprecherteams (SMV- Schüler Mitverantwortung). Dies bedeutete, dass
wir die Schülerinnen und Schüler aufforderten, ihre Wünsche
für die Gestaltung der Schule durchzusetzen und somit immer
mehr Einfluss auf das Zusammenleben in der Schule nehmen zu
können.
Mit der SMV und der großen Unterstützung des Lehrerkollegiums
sind in der Schule viele Projekte entstanden, wie Schülerzeitung,
Pausencafe, gemeinsame Schullandheimfahrten aller Hauptschulklassen, Graffiti an den Wänden, Volkstanzgruppen, Hiphop, Schulbibliothek, Kissen auf
den harten Stühlen, usw. Seit dem die SMV in der Schule tätig ist, wird jedes Jahr ein
Klassenzimmer von den Schülerinnen und Schülern künstlerisch gestaltet. Die Farben
dürfen sie sich selbst aussuchen.
Die Volkstanzgruppe tritt nicht nur auf Schulfesten, sondern auch bei den Stadtteilfesten auf.
Die Förderschule an der Fröttmaningerstraße wurde 2006 von der ISB (Institut für Schulbildung) evaluiert. Dabei hielten sie fest, dass die Stärke der Schule im Engagement der
Schülerinnen und Schüler liegt. Es ist daher auch nicht überraschend, dass unsere Schulsprecher bei den Schülerratswahlen als Bezirksschülersprecher der Förderschulen für
Oberbayern gewählt worden sind. Darauf sind wir alle sehr stolz.
Schülerpartizipation entwickelt sich auf anderen Ebenen und geht kreativ neue Wege. Ab
April 2009 wird ein Kooperationsprojekt zwischen Willhelmgymnasium und der Förderschule an der Fröttmaningerstraße beginnen. In diesem Projekt werden die Schülerinnen
und Schüler der Fröttmaninger Förderschule von den Schülerinnen und Schülern des
Willhelmgymnasiums bei ihrem Hausaufgaben unterstützt. Gemeinsam mit Sternstunde e.V
und der Schulsozialarbeit wird dieses Projekt in den Räumen des Willhelmgymnasiums
statt finden und von Schulsozialarbeit begleitet. Für das Projekt haben sich schon 16 SchülerInnen angemeldet. Wir sind gespannt auf das Ergebnis und die weitere Entwicklung der
Schülerpartizipation in der Fröttmaninger Förderschule.
20
Bediha Bayram-Hausleiter
Schulsozialarbeit FÖS Fröttmaningerstraße
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Lomo-Kids: Die Welt mit anderen Augen sehen
Eine Fotoausstellung von Kindern aus der
Gemeinschaftsunterkunft Landsberger Straße 412
Anaya hat kaum Freundinnen außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft. Das Mädchen aus
Nigeria lebt zusammen mit 100 weiteren Jungen und Mädchen aus 15 Nationen und
5 Erdteilen in der Landsberger Straße 412, einem Heim für Asylbewerberinnen und Asylbewerber.
Die Familien der Unterkunft leben isoliert von der deutschen Nachbarschaft; die Erwachsenen
sind meist durch Flucht, Vertreibung und Gewalt belastet, die Kinder oft sich und ihrer Lange weile überlassen. Fachkräfte sozialer Dienste versuchen die Integration in den Stadtteil zu
fördern.
Die Familien-, Jugend- und Erziehungsberatungsstelle des Stadtjugendamtes hat dazu vor
Ort ein Fotoprojekt organisiert. Als eine Form zugehender sozialer Arbeit hat der Sozialpädagoge Jürgen Welder und der Diplom-Psychologe Stefan Näther den Kindern mit Hilfe
der Fotografie eine Möglichkeit gegeben, sich und ihre Umwelt mit anderen Augen zu
sehen. Die Kinder lernen nicht nur Fotografie, sondern auch Verantwortung und Teamfähigkeit. Sie lernen ihre Umwelt bewusster wahrzunehmen und fototechnische Aufgaben
Schritt für Schritt zu bewältigen. Verwendet werden hierfür unter anderem so genannte
Lomokameras, einfache Kameras, die teilweise mit speziellen Linsen arbeiten.
Foto-Lomo-Projekte bedeuten gruppenpädagogische Arbeitsweisen mit einen experimentellen künstlerischen Arbeitsstil zu verbinden, die Kinder und Jugendliche besonders
anspricht.
Die Kids, im Alter von 8 bis 15 Jahren, griffen begeistert und voller Tatendrang das Fotoangebot auf. Ihre Kreativität und Neugier war beeindruckend. Mit Stolz konnten sie ihre
fertigen Werke erleben und schließlich am 18. November 2008 bei einer Vernissage in der
Unterkunft präsentieren. Die Vernissage war ein voller Erfolg für die Kinder, denn durch die
zahlreichen Besucherinnen und Besucher durften sie einmal ganz im Mittelpunkt stehen
und ihren Erfolg genießen.
Nicht immer werden gerade besonders benachteiligte Familien von den Angeboten der
Erziehungsberatung erreicht, obgleich ein hoher Bedarf bestünde. Mit verschiedenen
Konzepten „mobiler Familienberatung“ versuchen wir, einen Zugang zu diesen Familien zu
realisieren. Das Lomo-Projekt steht in unserer Tradition niederschwelliger Zugänge nach
dem Motto: Die Familien-, Jugend-, und Erziehungsberatung geht dorthin, wo sie dringend
gebraucht wird. Durch das „Vor-Ort-Sein“ haben sich zahlreiche Beratungskontakte
ergeben, die nur über dieses erste Kennenlernen und die damit verbundene Vertrauensbildung möglich werden konnten.
Jürgen Welder und Stefan Näther
Familien-, Jugend- und Erziehungsberatung
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Ein neues Serviceangebot der Fachstelle
Elternbriefe und Elterninformation
Die Fachstelle Elterninformation und Elternbriefe hat ihr Angebot für Münchner Familien
erweitert und in Zusammenarbeit mit dem
Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch“ für
Familien aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina,
Serbien und Montenegro, Elternbriefe in
serbisch / deutscher und kroatisch / deutscher
Sprache erstellt.
Die Elternbriefe fördern das Verständnis
für die kindliche Entwicklung, unterstützen
die Erziehungskompetenzen junger Eltern
und geben Anregungen zur gewaltfreien
Bewältigung von Konflikten im Familienalltag.
Die einzelnen zweisprachigen Elternbriefe
präsentieren sich als Sammlung unterschiedlicher Themen, wobei ein besonderer
Fokus auf die besondere Situation der
Migrantenfamilien gelegt wurde. Themen
wie Zweisprachigkeit, in verschiedenen Kulturen aufwachsen, Fragen nach der Herkunft der
Familie, werden in verschiedenen Elternbriefen aufgegriffen. Der Autor wurde von einem
Arbeitskreis aus Fachleuten mit Migrationshintergrund sachkundig begleitet und unterstützt.
Neben ihrer fachlichen Kompetenz konnten viele von ihnen auch ihre Alltagserfahrungen mit
eigenen Kindern einbringen.
Weitere Angebote der Fachstelle Elterninformation und Elternbriefe sind:
• die bereits bekannten 43 deutschen Elternbriefe und drei Sonderbriefe sowie für türkische
Familien die 16 türkisch / deutschen Elternbriefe.
• Aktuelles Informationsmaterial vertieft familienrelevante Themen.
• Das Eltern-Service-Telefon ist ein Angebot, in dem Eltern bei Fragen bezüglich des
Versandes der Elternbriefe und zu pädagogischen Themen kurz beraten werden können.
• Die Fachstelle Elternbriefe und Elterninformation beteiligt sich an der Kinder- und Familien information in der Stadtinformation im Rathaus. Dort werden Auskünfte zu allen Fragen
rund um das Leben von Familien in München angeboten.
Unter www.muenchen.de/elternbriefe
bietet die Fachstelle Elternbriefe und Elterninformation, einen Überblick über alle Angebote.
Auch 2008 haben wieder etwa 60.000 Familien in München regelmäßig die Elternbriefe
erhalten.
Norma Melcher-Ledermann, Daniela Obermair
Fachstelle Elternbriefe
23
Außer Wiesn nichts gewesen
Selbstverständlich waren wir vom Kinder- und Jugendschutz auch 2008 während der
gesamten Zeit auf dem Oktoberfest vor Ort anzutreffen. Die zunehmende Sensibilisierung
der Ordnungskräfte und die gegenseitig wertschätzende Zusammenarbeit ermöglichte,
dass wir öfter bereits in den Nachmittagsstunden in ein Festzelt gerufen wurden. Dort
trafen wir meist stark alkoholisierte Eltern mit Kleinkindern an, die es zu versorgen galt.
Der Fall einer amerikanischen Touristin wurde sogar bis zu deren Meldeadresse nach
Zürich weiterverfolgt. Somit läuft die lokale Arbeit des Jugendschutzes selbst global sehr
kooperativ.
Aber nicht nur die Eltern trinken. Vor allem an den Wochenenden fiel die Zahl alkoholisierter
Jugendlicher auf. Diese trafen wir überwiegend auf der Festwiese selbst und nicht in den
Festzelten an. Meist hatten sie sich ihren Alkoholisierungsgrad schon auf dem Weg zur
Wiesn angetrunken. Insofern lässt sich aus dieser bedenklichen Bilanz wenigstens das
erfreuliche Fazit ziehen, dass in den Zelten der Ausschank an Minderjährige gut kontrolliert
wird. Andererseits beobachten wir seit einigen Jahren den Trend des sogenannten Vor- oder
Durchglühens. Zunehmend betrinken sich die Jugendlichen vor dem Besuch der Wiesn.
Teilweise machten sie die Nacht in diversen Clubs durch, um frühmorgens ab sechs Uhr vor
den Festzelten anzustehen. Häufig war der Andrang vor den Festzelten derart stark, dass
die Ordnungskräfte, bereits vor der regulären Öffnungszeit, Eintritt gewähren mussten.
Somit hatten die Festzelte, schon vor der eigentlichen Öffnung, wegen Überfüllung wieder
geschlossen.
Dank der sehr guten Kooperation mit den Ordnungsdiensten, der Polizei sowie den
anderen Dienststellen und Beteiligten konnten wir auch 2008 sehr effektiven Jugendschutz
betreiben. In Zahlen drückt sich unsere Arbeit vor Ort folgendermaßen aus:
nach 20:00 Uhr aufgegriffene Kinder /
Jugendliche ohne Begleitung
Personensorgeberechtigte (r) /
Erziehungsbeauftragte (r)
davon (stark) alkoholisiert
unter 14
Jahren
7
5
14 bis 15 Jahre
27
16
16 bis 18 Jahre
3
2
GESAMT
37
23
(davon 8 wegen starker
Alkoholisierung in Betreuung beim
Wiesn-BRK)
Die Erfahrung auf der Wiesn zeigt jedes Jahr, dass es nichts gibt, was es nicht gibt.
Armin Anstett
Kinder- und Jugendschutz
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Soziale Netzwerke – In ist wer drin ist
Nach den Ergebnissen der JIM-Studie (Jugend, Information, Multi-Media Studie) 2008 des
Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest haben fast 3 /4 der 12- bis
19-jährigen Internetnutzer Erfahrungen mit sozialen Netzwerken bzw. online-Communities.
Auf Seiten wie schülerVZ, studiVZ oder lokalisten werden eigene (halb-)öffentliche Profile
mit Fotos, Videos und persönlichen Angaben erstellt. Diese Profile ermöglichen, sich
wiederum mit den Profilen von Freunden, Bekannten, Kollegen usw. zu verknüpfen, so dass
sich der persönliche Aktionsrahmen der Heranwachsenden enorm erweitert. Eine positive
(Selbst-)Darstellung ermöglicht damit neue Handlungsspielräume, die Stärkung sozialer
Ressourcen sowie, durch das Feedback aus der Umwelt, auch die Stärkung des eigenen
Selbstwerts. Das ist gerade in der Phase der Identitätsfindung ein wichtiger Prozess, in dem
die reale und die virtuelle Welt zunehmend miteinander verschmelzen. Mit Hilfe der ein fachen Gestaltungs- und Präsentationsmöglichkeiten im sog. Web 2.0 werden aus
Konsumenten Produzenten medialer Inhalte. Entscheidend ist: „In ist wer drin ist.“
Zudem ziehen immer häufiger junge Menschen die Kommunikation in sozialen Netzwerken
der persönlichen Kommunikation vor, da das Medium eine zeitliche wie räumliche Distanz
schafft und somit Kontakte erleichtert – gerade auch zum anderen Geschlecht.
Allerdings bringen online-Plattformen auch einige Gefahren und Risiken mit sich:
• Preisgabe persönlicher Daten, die damit für jeden (!) frei einsehbar sind (Verlust des
Schutzes der Privatsphäre)
• Verletzung von Persönlichkeits- und Urheberrechten (datenschutzrechtliche Bedenken)
• Mobbing im Rahmen der Netzgemeinschaft (sog. Cyberbullying) bis hin zur Erfüllung
von Straftatbeständen (z.B. Beleidigung, üble Nachrede, Verletzung des persönlichen
Lebensbereichs)
• riskante Kontakte bis hin zu sexuellen Belästigungen
• Konfrontation mit ungeeigneten bzw. jugendgefährdenden Inhalten
Hier ist es Aufgabe der Fachstelle Kinder- und Jugendschutz, sowohl die jugendlichen Nutzer
als auch ihre Eltern bzgl. der möglichen Gefahren aufzuklären und ihnen mit entsprechenden
Verhaltenstipps zur Seite zu stehen.
Jeder hinterlässt Spuren im Netz – es ist jedoch genau zu überlegen, welche das sein sollen.
Bianca Nickl, Marianne Richter
Kinder- und Jugendschutz
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Ferienangebote – Familienpass
2008 waren insgesamt 8.683 Kinder und Jugendliche in den Ferien mit dem Stadtjugendamt
unterwegs. Im Vergleich zu 2007 ist dies eine Steigerung um 611 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer.
Das Angebot der Ferienangebote und des Familienpasses umfasst eine außergewöhnlich
breite Palette an pädagogisch betreuten, spannenden und immer neuen Ferienmaßnahmen.
Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 15 Jahren können ein- bis zweiwöchige Ferienaufenthalte verbringen, mit dem Bus auf eintägige Erlebnisreise gehen oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Städtereisen unternehmen. In den Pfingstferien gibt es zusätzlich
noch Stadtreisen mit dem Zug. Und im Sommer lädt das wunderbare Festival „KinderZirkus-Attraktionen“, an dem sich die „Ferienangebote“ als Kooperationspartner beteiligen,
alle Münchner Kinder und Jugendlichen zum Mitmachen ein. Außerdem bieten wir eine
Vielzahl von Workshops an. Einen Überblick über die TeilnehmerInnenzahlen und das
Programm, das 2008 den Schwerpunkt „Interkulturelle Verständigung“ hatte, zeigt die
nachstehende Tabelle:
Gesamtjahresstatistik 2008
(ohne
Winter
08/09)08 / 09)
Gesamtjahresstatistik
2008
(ohne
Winter
Teilnehmer/innen
Ferienaufenthalte
Kinder-Zirkus-Attraktionen
Eintägige Erlebnisreisen/Stadtreisen
Workshops
Rundum-Sorglos für Familien
Gesamt
Gesamt
-zahl (m+w)
Teilnehmer/innen
-zahl (m+w)
Weiblich
Weiblich
1.298
690
206
134
Anzahl ausl.
ausl.
Anzahl
Männlich TeilnehmerInnen
TeilnehmerInne
Betreuungs-
n
Anzahl
ausl.
Anzahl
bevorzugter
bevorzugter
Einbuchungen
Einbuchungen
Betreuungstage
tage
608
122
262
13107
70
11
5
1236
6.775
0
0
421
87
6775
404
158
130
9
11
707
67*
0
0
0
0
444
8.683
982
808
563
365
22269
bei Rundum-Sorglos
und
46 Kinder
teil. teil.
Bei Rundum-Sorglos-Youngster
nahmen
10 Erwachsene
und 11 Kinder
*bei
Rundum-Sorglosnahmen
nahmen1717Erwachsene
Erwachsene
und
46 Kinder
Bei Rundum-Sorglos-Youngster
nahmen
10 Erwachsene
und 11teil.
Kinder teil.
Darüber hinaus sind wir verantwortlich für den Münchner Ferienpass und den Münchner
Familienpass, der 2008 erstmals erschien. Das neue familienfördernde Instrument nahmen
die Bürgerinnen und Bürger so gut an, dass der Familienpass bereits nach einem Jahr
Bestehen eine Erfolgsgeschichte schreiben kann.
Familienpass
Am 27. Februar 2008 ging der erste Münchner Familienpass an den Start. Nach nur einer
Woche hatten wir bereits 10.000 Stück ausgeliefert und die Nachauflage beauftragt.
Insgesamt wurde er über 13.000 mal verkauft. Dank des SZ-Adventskalenders für gute
Werke der Süddeutschen Zeitung e.V. gingen rund 2.000 Pässe kostenlos an bedürftige
Familien.
Gemäß dem sportlichen Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ begann direkt nach der
Erstveröffentlichung die Arbeit für den Familienpass 2009, der schließlich am 8. Dezember
2008 erschien. Die Partner, Unternehmen, kulturelle Einrichtungen und Träger meldeten
positive Erfahrungen zurück. Nicht zuletzt aus diesem Grund konnten wir die Angebote 2009,
im Vergleich zum ersten Familienpass, von 88 auf 124 steigern.
Neu hinzugekommen sind die Hofpfisterei, 1860 München, Biomärkte, die Ökokiste, das
Museum Villa Stuck, das Forsthaus Kasten, einige Bergbahnen und viele weitere Partner.
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Die eigenen Kurs- und Erlebnisangebote des Stadtjugendamtes wie Familienführungen
durch die Allianz Arena oder den Bayerischen Rundfunk erhöhten wir aufgrund der starken
Nachfrage von 8 auf 20.
Der Familienpass gilt für 2 Erwachsene mit bis zu 4 Kindern bis zum vollendeten 18. Lebensjahr. Großfamilien mit mehr als vier eigenen Kindern erhalten kostenlos beim Stadtjugendamt
einen zusätzlichen Familienpass. Beim Kauf müssen sich Familien nicht ausweisen. Es gilt:
„Familie ist dort, wo Kinder sind“. So können von diesem Angebot auch Familien mit Pflegekindern oder Großeltern mit Enkelkindern profitieren.
Der Verkaufspreis des Familienpasses konnte auch 2009 bei nur sechs Euro gehalten werden,
weil die Landeshauptstadt München und die Sparda-Bank München eG sich an der
Finanzierung der Gutscheine und Angebote beteiligen. Die Stadt München unterstützt den
Familienpass mit 60.000 Euro, die Sparda-Bank mit 75.000 Euro.
Barbara Hein
Ferienangebote / Familienpass
Ferienpass
Die Einführung des Familienpasses brachte auch Veränderungen beim Ferienpass mit sich,
denn den Begleitpass für Erwachsene gibt es seither nicht mehr. Ein Großteil der Angebote
für erwachsene Begleitpersonen floss in den neuen Familienpass ein. Doch die Beliebtheit
des Ferienpasses ist unverändert geblieben. 2008 verkauften wir im Stadtgebiet München
und in den umliegenden Landkreisen insgesamt 36.453 Ferienpässe. Im Vergleich zum
Vorjahr sind das 2.593 Pässe mehr, was eine Steigerung von 7,66 % bedeutet. Die Anzahl
der Pässe für bedürftige Familien, finanziert aus den Mitteln des SZ-Adventskalenders, stieg
ebenso und zwar von 9.985 auf 11.329. Das sind 13,46 % mehr im Vorjahr.
Susanne Brandstetter
Ferienangebote / Familienpass
Ferienaufenthalte
2008 organisierte das Stadtjugendamt insgesamt 48 mehrtägige Ferienaufenthalte. So konnten
1.298 Kinder ein- bis zweiwöchig pädagogisch betreut werden. Urlaubsziele waren Bauernhöfe in Bayern und Ferienhäuser in Südtirol und Österreich. In Kroatien und Dänemark fanden
Meeresfreizeiten statt. Das Jahresmotto „Interkulturelle Verständigung“ wurde durch
Schulungen der ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer, durch spezielle Zusatzangebote
sowie Gesellschafts- und Gruppenspiele auf allen Ferienfreizeiten umgesetzt.
Häufig berichten Eltern von großen Schwierigkeiten, Beruf und Familie zu vereinen. Die
mehrtägigen Aufenthalte entlasten viele Familien, da sie ihre Kinder professionell betreut
wissen und sie ihren Urlaub rechtzeitig planen können. Um den enormen Bedarf zu decken,
sind wir auf Drittmittel von Stiftungen angewiesen und konnten 2008 die Betreuungstage
mit dieser Unterstützung ausbauen. Herzlichen Dank!
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Ermäßigungsmöglichkeiten für Eltern mit
geringem Einkommen oder ALG-II-Bezug
In telefonischen Beratungsgesprächen beklagen Eltern immer wieder die ständig wachsenden Kosten beispielsweise für Nahrungsmittel, Schulmaterialien und Energie. Und viele
Familien haben zudem ein sehr geringes Einkommen, bekommen einen ALG-II Zuschuss
und leben am Existenzminimum. Daher ist in den letzten Jahren die Zahl der Einzelfallermäßigungen kontinuierlich gestiegen. Besonders mehrköpfige Familien nutzten diese
Möglichkeit, da sie sonst lediglich einem ihrer Kinder einen Ferienaufenthalt hätten
finanzieren können.
In den Sommer- und Herbstferien 2008 sowie den Winterferien 2008/2009 konnten 415
Kinder und Jugendliche aufgrund genehmigter Einzelanträge zu vergünstigten Konditionen
mit den Ferienangeboten auf Reisen gehen. Das bedeutet eine Reduzierung der gesamten
Teilnahmekosten um 50.324,10 Euro.
Sommer- und Herbstferien 2008 – 365 Ermäßigungsanträge
106
106
Familien mit
ALG-II-Bezug
Familien mit
geringem
Einkommen
259
259
Winterferien 2008 / 2009 – 50 Ermäßigungsanträge
20
20
30
30
Familien mit
ALG-II-Bezug
Familien mit
geringem
Einkommen
Besonderer Dank gilt der Josef-Schörghuber-Stiftung und dem SZ-Adventskalender für
die großzügige finanzielle Unterstützung. Allein diese Zuwendungen ermöglichen die
Einzelfallermäßigungen.
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Kinder-Zirkus-Attraktionen
Auch 2008 öffnete das Zirkus-Festival „Kinder-Zirkus-Attraktionen“ auf dem Gelände des
Münchner Kindl-Heims wieder seine Tore. Das beliebte Ferienprogramm stellten wir, die
freien Träger Kreisjugendring München-Stadt, Spiellandschaft Stadt e.V., das Schul- und
Kultusreferat / Freizeitsport, PA Spielen in der Stadt e.V. und der Zirkus „TRAU DICH“ bereits
zum dritten Mal gemeinsam auf die Beine. So konnten die Kooperationspartner im Zeitraum
vom 04. August bis 06. September 2008 rund 600 ganztagesbetreute Ferienplätze anbieten.
Am Workshopprogramm des Zirkus´ „Simsala“ und des Zirkus´ „Ganz Spontan“ mit Ganztagesbetreuung nahmen vom 25. bis 30. August 2008 und vom 01. bis 06. September 2008
insgesamt 201 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren teil. Für dieses Projekt schlossen
sich die Ferienangebote mit „Spielen in der Stadt“ und dem Zirkus „TRAU DICH“ zusammen.
Die „Ferienangebote“ sorgten für die Ganztagesbetreuung mit Verpflegung. „Spielen in der
Stadt“ organisierte das kostenlose Außenprogramm und der Zirkus „TRAU DICH“ übernahm
die Workshops des Zirkus´ „Simsala“.
Sabine Faber
Ferienangebote / Familienpass
29
Eintägige Erlebnisreisen
Winterferien 2007 / 2008
Im Winter gingen 514 Kinder und Jugendliche mit dem Stadtjugendamt auf eintägige
Erlebnisreisen. Dabei erlebten die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rodelvergnügen,
Wildfütterungen, Reiten in winterlicher Landschaft oder Schwimmen vor mächtigen Bergpanoramen. Dank der wachsamen Augen unserer Betreuerinnen und Betreuer, gab es
weder Knochenbrüche noch Krankenhausbesuche.
Osterferien 2008
Das Osterferienprogramm bot insgesamt
72 Ausflüge für 2575 Kinder und Jugendliche.
Besonders begehrt waren beispielsweise
die Fahrten nach Valley, wo junge Nachwuchsmusiker im Orgelmuseum mit dem
Museumsleiter in die Orgel schlüpfen
konnten, oder ein Besuch im neuen Leibniz
Rechenzentrum, das zum Thema Internetkriminalität seine modernsten Hörsäle zur
Verfügung stellte.
Pfingstferien 2008
In den Pfingstferien wurde die Serie der
Städtereisen wieder um drei attraktive
Zug-Fahrten erweitert – sie führten nach
Nürnberg, Berchtesgaden und Schliersee
und boten so attraktive Programmpunkte
wie den Besuch von Flocke, dem kleinen
Eisbären, oder eine kindgerechte Sonderveranstaltung im unterirdischen Heil stollen des Salzbergwerkes Berchtesgaden.
Sommerferien 2008
Im Sommer konnten Münchner Kinder
und Jugendliche aus fast 100 eintägigen
Erlebnisreisen wählen. Dabei standen die
Ausflüge ganz im Zeichen der Sommerolympiade 2008. Neben verschiedenen Wettbewerben, sei es beim Schwimmen oder
Federball, gab es eine eigene Kinderolympiade mit Spieldisziplinen wie Parallelseilhüpfen
oder Holzklötzchenlaufen, an der mehr als 200 Kinder teilnahmen.
Aufgrund der starken Nachfrage erweiterten wir die Zwergerlausflüge für 5- bis 7jährige
Kinder um mehr als 200 Plätze. Dank der großzügigen Förderung der Josef-SchörghuberStiftung war es möglich, die Zahl der Familien, die an Familienfahrten teilnahmen, um 10 %
zu erhöhen. Da die Josef-Schörghuber-Stiftung die Programmlinie „Bergwandern“ erneut
förderte, konnten der Wank bei Garmisch, die Hochries im Inntal und der Wendelstein bei
Bayrischzell als neue Ausflugsziele ins Programm mit aufgenommen werden.
30
Integrationsstelle
Bei den Ferienangeboten des Stadtjugendamtes München ist es möglich Kinder und
Jugendliche, mit speziellem oder erhöhtem Betreuungsbedarf, über die Integrationsstelle
bevorzugt einzubuchen. Im Vorfeld findet eine telefonische oder persönliche Beratung statt,
um ein geeignetes Angebot herauszufinden und den Betreuungsbedarf zu klären. In vielen
Fällen setzen wir so genannte Bezugsbetreuer / innen ein, die bereits vor der Maßnahme
Kontakt zur jeweiligen Familie aufnehmen, Informationen einholen und sich während der
Freizeit besonders um die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen kümmern.
2008 meldete die Integrationsstelle insgesamt 365 Kinder und Jugendliche zu den verschiedensten Ferienmaßnahmen des Stadtjugendamtes an (vgl. Tabelle 1).
„Ein Pferd für alle 2008“ in Verona
Die Integrationsstelle organisierte 2008 in Zusammenarbeit mit dem bayrischen Pilgerbüro
und der Lebenshilfe Berchtesgaden erstmals das Projekt „Ein Pferd für alle“ in Verona,
Münchens Partnerstadt. So konnten etwa 170 Menschen mit den unterschiedlichsten
Behinderungen aus München und Bayern sowie deren Begleitpersonen ein kostenloses,
unvergessliches Wochenende am Gardasee verbringen. Highlight des Kurzurlaubs war
eine große Veranstaltung in Verona mit Reiten, Kutschfahrten, Vorführungen von Showund TurnierreiterInnen sowie leckerem Essen. Die Münchner Familien bedanken sich sehr
herzlich für diese großzügige Einladung!
Jonna Somma
Leitung Ferienangebote / Familienpass
Personalstelle
2008 setzte das Stadtjugendamt insgesamt 530 Betreuerinnen und Betreuer ein. Im
Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von etwa 8,5 %. Auch die Anzahl der
Bezugsbetreuerinnen und Bezugsbetreuer für Kinder und Jugendliche mit Behinderung ist
im Vergleich zu 2007 um 8 % gestiegen.
Einen Überblick gibt folgende Tabelle 1:
Personal Pe rs onal
Betreuerinnen /Betreuer
Betreuerinnen / Betreuer
We
iblich
Weiblich
M
ännlich
Männlich
Ge
s am t
Gesamt
346
89
435
29
13
42
26
27
53
401
129
530
Bezugsbetreuerinnen /
Bezugsbetreuer
/Bezugsbetreuer
Teamleiterinnen /Teamleiter
Teamleiterinnen /Teamleiter
Gesamt
Ge
s am t
Das Fortbildungsangebot 2008 war ein voller Erfolg: an den Seminaren nahmen insgesamt
132 neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teil. Die Fortbildungen wie
beispielsweise „Erlebnispädagogik“, „Impro-Theater“, „Rettungsschwimmer“ oder
„Interkulturelle Verständigung“ verzeichneten 106 Anmeldungen.
Kerstin Preißer, Walter Weber
Ferienangebote / Familienpass
31
Bürgerschaftliches Engagement
Im sozialen Versorgungsnetz der Stadt stellt Bürgerschaftliches Engagement (BE) einen
wichtigen ergänzenden Bestandteil dar und hat sich in den letzten Jahren immer mehr
etabliert. Die Abteilung „Angebote der Jugendhilfe“ hat für alle sozial engagierten
Bürgerinnen und Bürger vielfältige regelmäßige oder projektbezogene Einsatzmöglichkeiten.
Neben den „klassischen Einsatzbereichen“ in Lernhilfe und Hausaufgabenbetreuung,
Berufsvorbereitung, Mittagstischbetreuungen und Freizeitaktivitäten sowie als Familienhelferinnen und -helfer fanden 2008 folgende Projekte statt:
Bain-Bewerbungstraining
Juni 2008 fand in den Räumen der Unternehmensberatung Bain&Co. ein eintägiges
Bewerbungstraining statt. 20 Schülerinnen und Schüler aus zwei Hauptschulen übten
Vorstellungsgespräche im Rollenspiel und erhielten neben einem Check der Bewerbungsunterlagen hilfreiche Tipps zur Berufswahl.
Schülerpaten-Kooperationsprojekt mit Caritas Freiwilligenzentrum München Ost
Seit September 2008 sind an zwei Hauptschulen derzeit 18 Patinnen und Paten aktiv.
Neben ihrer Berufstätigkeit – oder in ihrer (Vor-)Ruhestandssituation – widmen sie sich der
gezielten Begleitung und Unterstützung von Schülerinnen und Schülern zur Berufswahl,
Verfassen von Bewerbungsschreiben, Lehrstellensuche, aber auch bei Lern- und Prüfungsaufgaben. Es ist geplant, aufgrund der steigenden Patenschaftsanfragen, das Projekt an
einer weiteren Hauptschule durchzuführen.
Qualikursprojekt
Finanziert mit Spendenmitteln, haben an vier Hauptschulen Qualikurse begonnen, an denen
insgesamt 60 Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Mit Hilfe von ehrenamtlichen
Helferinnen und Helfern ist die Vorbereitung für den qualifizierenden Hauptschulabschluss
durch eine gezielte Förderung in Kleingruppen intensiviert worden. Die Kurse dauern
6-8 Monate und finden wöchentlich statt.
Corporate volunteering - Marktplatz Gute Geschäfte München
Als Zeitspenden fanden Firmenengagements in der Schulsozialarbeit in Form von Bewerbungsplanspielen und Firmenpräsentationstagen statt. Von den Auszubildenden des
Baureferats / Gartenbau ist ein Innenhof an der Hauptschule Perlacherstraße verschönert
worden. Für 2009 wird weiterhin um Zeitspenden zur Verstärkung der Bewerbungsplanspiele in der Schulsozialarbeit sowie für Schülerpatenschaften geworben.
Münchner Freiwilligenmesse
Im Anschluss an die zahlreichen Anfragen nach Engagementmöglichkeiten wurden
Beratungs- und Aufnahmegespräche geführt, um interessierte Bürgerinnen und Bürger für
ein Engagement zu vermitteln. Auch 2009 ist die Teilnahme geplant.
Jobmentoring
Das Projekt Jobmentoring hatte mit dem Schuljahr 2007/8 das erste vollständige Schuljahr,
in dem gleich zu Beginn der 9. Klassen die Arbeit aufgenommen werden konnte.
Das gemeinsame Ziel mit Schulsozialarbeit, dem Lehrkörper und der Berufsberatung der
Agentur für Arbeit ist, an 13 Hauptschulen möglichst vielen Abgängerinnen und Abgängern
in Ausbildungsplätze zu verhelfen.
32
Vorgesehen ist, dass jeweils ein Mentor eine ganze Klasse übernimmt. Dies ist keine Frage
der Systematik, sondern beruht auf der Tatsache, dass nur 25 Jobmentoren für 13 Hauptschulen, mit mehr als 32 Abgangsklassen zur Verfügung stehen.
Um das 1:1-Klassen-Verhältnis zukünftig zu gewährleisten, müssen noch weitere
Jobmentoren gefunden werden.
Die Jobmentoren (JM) gehen in der Regel in der Hauptvermittlungszeit (Januar bis Juni)
zweimal pro Woche in die Schulen und können pro Vormittag 6 bis 8 Schülerinnen, Schüler
beraten. Sie sehen im günstigsten Fall jede Person einmal pro Woche. Viele Termine lassen
sich dadurch verkürzen, dass die Schülerinnen und Schüler, bei denen Bewerbungsstelle
und Bewerbungstext feststehen, den Klassenleiterinnen und den Klassenleitern zu einem
letzten Check ihre Unterlagen vorlegen und die Bewerbung abschicken.
5 der 13 Schulen sind auf Wunsch der Schulleitung dazu übergegangen, einem Jobmentor
6 feste Personen zuzuordnen. Das führt zu einer kleineren Zahl betreuter Jugendlicher, aber
zu einer intensiveren Betreuung. Davon profitieren vor allem die, die es allein nicht schaffen
würden, aber als berufsfähig gelten.
Ursprünglich war vorgesehen, dass die JM vor allem als Lobbyisten der Hauptschülerinnen
und Hauptschüler gegenüber der Wirtschaft auftreten und für diesen Schulzweig geeignete
Stellen akquirieren. Es hat sich aber im Laufe des Projekts herausgestellt, dass gleichzeitig
auch an den Schülerinnen und Schülern gearbeitet werden muss, um die Lücke zwischen
Hauptschule und Wirtschaft zu schließen. Das führt dazu, dass sich die JM auch mit Üben
von Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgesprächen und Auswahl eines passenden Berufs
befassen, bei denen Hauptschülerinnen und Hauptschüler auch Chancen haben.
Die Erfolge im quantitativen Sinne sind im ersten vollen Schuljahr bereits deutlich sichtbar.
Der Prozentanteil der Schülerinnen und Schüler, die am Ende der 9. Klassen (Ende Juli)
über eine Lehrstelle verfügen, liegt im München-Schnitt bei 25 %. Diejenigen Schulen, an
denen ein JM eine ganze Klasse übernimmt, liegen deutlich darüber. Spitzenreiter ist die
Lehrer-Wirth-Schule mit 68 %. Der Durchschnitt für alle Schulen mit JM lag bei 35 %. Bei
denjenigen Schulen, die nur eine Betreuung von 6 Schülern durch JM wünschen, wirkt sich
das in der Gesamtstatistik der Schule entsprechend geringer aus.
Jobmentoring wird im Schuljahr 2009/10 weitergeführt. Mittlerweile ist eine Jobdatei mit
speziellen, für Hauptschülerinnen und Hauptschüler geeigneten Lehrstellen aufgebaut.
Fortbildungsangebote
2008 starteten wir eine Fortbildungsstaffel für unsere Bürgerschaftlich Engagierten. Ziel
war, spezifisches inhaltliches Basiswissen zu vermitteln. Die Themen der Fortbildungen
orientierten sich deshalb an den Tätigkeitsfeldern der Ehrenamtlichen in unserer Abteilung.
Joachim Gehrig, Daniela Staimer, Dr. Wolfang Thoennissen
Bürgerschaftliches Engagement
33
Jugendgerichtshilfe
Jugendgerichtshilfe wird immer dann tätig, wenn Jugendliche (14 bis einschließlich 17 Jahre)
oder Heranwachsende (18 bis 21 Jahre) eine Straftat begangen haben.
Die gesetzlich vorgeschriebene Jugendgerichtshilfe in der Landeshauptstadt München ist
überwiegend in der Abteilung „Angebote der Jugendhilfe“ angesiedelt. Als Pflichtaufgabe
arbeitet sie auf den gesetzlichen Grundlagen des Jugendgerichtsgesetzes (JGG) gem. §§ 38
und 50. Abs. 3 Satz 2, und dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) § 52.
Selbstverständlich werden innerhalb der beiden Gesetze alle Möglichkeiten einer professionellen erzieherischen Jugendhilfeunterstützung für die jungen Menschen von den
Fachkräften und deren Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner ausgeschöpft
und angewendet.
Für türkische, albanische, aus dem arabisch sprechenden Raum und aus dem ehemaligen
Jugoslawien kommende Jugendliche und Heranwachsende übernimmt die Arbeiterwohl fahrt München Stadt GmbH, Referat „Migration“ den gesetzlichen Auftrag im Rahmen der
Jugendgerichtshilfe.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe beraten und begleiten die
Jugendlichen und Heranwachsenden während des gesamten Strafverfahrens, also vor,
in und nach der Gerichtsverhandlung. Sie haben die Aufgabe, das Gericht über die Persön lichkeit, über das Lebens- und soziale Umfeld des jungen Menschen zu informieren,
geben eine Sozialprognose ab und unterbreiten Vorschläge zu richterlichen Weisungen, die
vorrangig erzieherisch sind und auf den weiteren Lebensweg des jungen Menschen positiv
einwirken sollen.
Addiert man die Fälle aus der Jugendgerichtshilfe Stadtjugendamt München und Arbeiterwohlfahrt München Stadt zusammen, ergibt dies für 2008 eine Gesamtfallzahl von 3.327
Fällen. Im Gegensatz zum Vorjahr bedeutet das eine Verringerung der Gesamtfallzahlen
um 2,2 Prozent. Dies bedeutet durchschnittlich pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter bei der
städtischen Jugendgerichtshilfe 213 Fälle im Jahr.
Die Intensität der Fälle bewegt sich weiterhin auf einem hohem Niveau. Durch die erhöhte
Gewaltbereitschaft der jungen Menschen und die Schwere der Delikte reicht in einigen
Fällen eine Verhandlung oft nicht mehr aus. Fortsetzungs-, Berufungs- und Schöffenverhandlungen sowie die Einleitung geeigneter Jugendhilfemaßnahmen binden viel Zeit und Engagement. Dadurch wird für die Kolleginnen und Kollegen der Jugendgerichtshilfe aus ursprünglich einem Gerichtstag pro Woche, es auch weiterhin oft mehr als zwei Gerichtstage pro
Woche geben.
Dass die Jugendgerichtshilfe in München trotzdem eine hohe Anerkennung genießt, hängt
zum einen von der guten Kooperation mit dem Jugendgericht zusammen und zum anderen,
mit dem Engagement und dem Qualitätsbewusstsein der einzelnen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Statistik
34
Staatsangehörigkeiten (Ausländer)
400
375
350
325
300
275
250
225
200
175
150
125
100
75
50
25
0
Unbe-
Arab.Staaten
Kosovo
Polen
Rumäni-
Albanien
Kroatien
Bosnien
Staatenlos
Sonst.
St.
Afrika
Asien
Osteurop. St.
Türkei
Serbien/
Mont.
sonst.
EUStaaten
Deutsche und Ausländer in absoluten Zahlen nach Stadtvierteln
Stadtviertelnummern (ohne = nicht in München gemeldete Jugendliche und Heranwachsende)
250
240
230
220
210
200
190
180
170
160
150
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
ohn
e
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
35
21
22
23
24
25
Delikte Deutsche und Ausländer
550
525
500
475
= Deutsch
450
425
400
= Ausländer
375
350
325
300
275
250
225
200
175
150
125
100
75
50
25
0
Sonst.
Straftaten
Totschlag/M
ord
Brandstiftung
Begünstigung/H
ehlerei
Raub/Er
pressung
Beleidigung/Ver
l.
Betrug/U
ntreue
Nötigung/Be
drohung
Sachbeschädi-
Ausländergesetz
Bef.Er-
Verkehrsdelikte
BtmG
Körperverletzung
Dieb
stahl
Geschlechterverteilung
Gesamt: 3327
Ausländerinnen:
281
8,45 %
Ausländer männlich:
1159
34,84 %
Deutsch männlich:
1506
45,27 %
Deutsch weiblich:
381
11,45 %
36
Die prozentuale Belastung der einzelnen Stadtviertel (JGH-Belastungszahlen)
= Deutsch
=Ausländer
Diese Zahlen beziehen sich auf die Bewohnerinnen und Bewohner der Altersgruppe 14 bis
21 in den einzelnen Münchner Stadtvierteln. Die Zahlen bezeichnen den Prozentanteil der
Jugendlichen und Heranwachsenden, die mit der Jugendgerichtshilfe (Angebote der Jugend hilfe / Jugendgerichtshilfe und Arbeiterwohlfahrt) 2008 in Kontakt kamen und bei denen eine
Hauptverhandlung am Jugendgericht durchgeführt wurde.
Die Zahlen belegen aber auch, dass weiterhin grundsätzlich 99 %der deutschen Jugend
lichen und Heranwachsenden und 97 % der nichtdeutschen Jugendlichen und Heranwachsenden im Stadtdurchschnitt nicht aktenkundig wurden.
Im Zuge der öffentlichen Diskussion um Gewaltstraftaten im Zusammenhang mit den so
genannten „U-Bahn-Schlägern“, Dezember 2007, wird hier eine Statistik der absoluten
Gewaltstraftaten (Summe der Verfahren absolut wg. Gewalttaten mit JugendgerichtshilfeBeteiligung vor dem Jugendgericht = (Körperverletzung, Nötigung + Bedrohung / Raub+
Erpressung / Totschlag+Mord), der letzten elf Jahre (1998 – 2008) vorgestellt.
37
Diagramm absolute Zahlen Gewaltstrafverfahren 1998-2008
600
= Deutsch
Summe der Verfahren wg. Gewalttaten mit
Jugendgerichtshilfe-Beteiligung vor dem
Jugendgericht = (Körperverletzung, Nötigung +
Bedrohung / Raub+Erpressung / Totschlag+Mord)
500
= Ausländer
479
467
392
400
374
371
360
338
315
290
300
461
451
443
384
346 352
325
296 299
290
277
276
247
200
100
0
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Diagramm Strafverfahren gesamt und Gewaltstrafverfahren weiblicher Beschuldigter
1998-2008
Auffällig ist die Steigerung der Fallzahl der weiblichen Beschuldigten mit Gewaltstraftaten im
Jahr 2008 im Vergleich zu 2007 und im Jahresvergleich 1998-2008.
800
698
700
662
676
600
565
549
500
479
400
415
421
395
396
391
300
200
114
100
54
78
63
66
73
72
59
129
135
51
0
1998
38
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Diagramm prozentualer Anteil der Gewaltstrafverfahren an den Strafverfahren
1998-2008 mit Beteiligung der JGH
30,0
% an den Verfahren der JGH = Gewalttaten mit
Jugendgerichtshilfe-Beteiligung vor dem
Jugendgericht = (Körperverletzung, Nötigung +
Bedrohung / Raub+Erpressung / Totschlag+Mord)
25,2
25,0
Mittelwert 23,5 %
27,2
24,3
23,7
24,5
24,1
23,8
22,8
21,5
21,3
20,0
20,0
15,0
10,0
5,0
0,0
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Hier zeigt sich, dass in den Jahren 2006 und 2007, im Vergleich zu den Vorjahren, ein starker
Anstieg in diesem Bereich zu verzeichnen ist. Dies verdeutlicht, dass vor allem in der Gewaltprävention große Anstrengungen seitens aller Institutionen unternommen werden müssen.
Judith Krauß
stellv. Leiterin Jugendgerichtshilfe
39
TOA
Täter-Opfer-Ausgleich
Angebot und Zielgruppe
Begehen Jugendliche oder Heranwachsende Straftaten, durch die andere Personen geschädigt oder verletzt wurden, können Staatsanwaltschaft oder Gericht eine aussergerichtliche
Konfliktschlichtung anregen. Der Täter-Opfer-Ausgleich ist ein Angebot an Beschuldigte und
Geschädigte, für den zugrunde liegenden Konflikt, um mit Hilfe von geschulten MediatorInnen
eine befriedende Lösung zu finden und den entstandenen Schaden zu regulieren.
Fallzuweisung und Ziele
Die gesetzlichen Grundlagen des Täter-Opfer-Ausgleichs sind in § 45 II JGG, § 47 I Nr. 2 JGG
und § 10 I Nr. 7 JGG geregelt. In der Regel erfolgt die Fallzuweisung durch die Staatsanwaltschaft – die strafrechtliche Bedeutung des Täter-Opfer-Ausgleichs liegt hier in der
informellen Verfahrenserledigung (Diversion). Sind die oben bereits erwähnten Ziele der
Konfliktlösung und Schadenswiedergutmachung erfüllt, kann vom MediatorInnen-Team eine
Einstellung des Strafverfahrens oder eine Strafmilderung angeregt werden.
Ablauf
Das allparteiliche MediatorInnen-Team
• führt getrennte Vorgespräche mit den Beteiligten eines Konflikts;
• unterstützt die Parteien bei der persönlichen Aussprache;
• hilft bei der Vereinbarung einer Wiedergutmachung (Entschuldigung, Schmerzensgeld,
Schadensersatz u.a.m.) und kontrolliert deren Einhaltung;
• berichtet Staatsanwaltschaft und Gericht über das Ergebnis.
Der Täter-Opfer-Ausgleich im Stadtjugendamt München
Analog der Jugendgerichtshilfe werden auch beim Täter-Opfer-Ausgleich des Stadtjugendamtes München ausschließlich Fälle aus dem Jugend- und Heranwachsendenbereich
bearbeitet. Durch Öffentlichkeitsarbeit und den engen, kontinuierlichen Austausch mit der
Staatsanwaltschaft konnten die Fallzahlen auf einem hohen Niveau gehalten werden. 2008
wurden 90 Fälle zugewiesen und bearbeitet, wovon 75 Fälle einen positiven Abschluss
fanden.
Täter-Opfer-Ausgleich als Instrument des sozialen Lernens
In einer Gesellschaft wie unserer, die insbesondere in den Großstädten ein hohes Maß an
Anonymität aufweist, haben viele Menschen verlernt bzw. nicht mehr gelernt, zwischenmenschliche Konflikte in eigener Verantwortung zu regeln. Die Grundidee des Täter-OpferAusgleichs ist es, einen Konflikt, den der Staat den Beteiligten entweder durch Berufung
auf das öffentliche Interesse oder nach Anzeigeerstattung aus der Hand genommen hat,
an diejenigen zurückzugeben, die tatsächlich davon betroffen sind. Aus dem Strafverfahren
wird dann eine aussergerichtliche Konfliktschlichtung. Mit Hilfestellungen des allparteilichen
MediatorInnen-Teams werden die jungen Menschen befähigt, den vorhandenen Konflikt zu
lösen. Eine gelungene Kommunikation zwischen den unmittelbar am Konflikt Beteiligten
kann Toleranz und Verständnis fördern und Vorurteile abbauen. Weiterhin beeinflusst die
Erfahrung, Konflikte selbständig lösen zu können, möglicherweise auch das künftige Konfliktverhalten der Beteiligten positiv. Die persönliche Klärung des Vorfalles mit anschließender
Wiedergutmachung des entstandenen Schadens stellt für die Parteien eine nachvollziehbare
und befriedigende Lösung dar. Der Täter-Opfer-Ausgleich leistet damit einen Beitrag zur
Wiederherstellung des sozialen Friedens.
Daniela Staimer, Klaus Kirchschlager
Mediatoren Täter-Opfer-Ausgleich
40
„Der hat mich provoziert, dann habe ich zugeschlagen“
einer der am häufigsten gebrachten Sätze im sozialen Trainingskurs für
junge Männer
Der soziale Trainingskurs für junge Männer zum Thema „Gewalt und Aggression“ bietet im
Rahmen einer Gruppenarbeit eine adäquate Möglichkeit mit jungen Männern zu arbeiten,
die durch Gewaltdelikte bereits aufgefallen sind. Die jugendrichterliche Weisung (§ 10 Absatz 1
Nr.6 JGG i. V.m. §29 SGBVIII) an diesem Kurs teilzunehmen, wird vom Jugendgericht gerne
ausgesprochen. Für die jungen Männer ist es dann per Urteil verpflichtend, an dem Kursangebot teilzunehmen und aktiv mitzuarbeiten.
Die Jugendgerichtshilfe bietet als sogenannte ambulante Maßnahme drei Kurseinheiten pro
Jahr an. Diese erstrecken sich jeweils über einen Zeitraum von 3 Monaten. 2008 waren die
drei angebotenen Kurse voll belegt. Es wurde mit 53 Teilnehmern gearbeitet, wobei 30 Teil nehmer den Kurs erfolgreich abschließen konnten. Fast alle erfolgreichen Absolventen gaben
im Abschlussgespräch an, der Kurs wäre für sie sinnvoll gewesen, sie hätten viel gelernt.
Jeder Kurs beginnt erst einmal mit einer Menge Rechtfertigungsstrategien seitens der Täter
für die begangenen Gewalttaten. Die meisten jungen Männer behaupten, eigentlich zu unrecht
verurteilt worden zu sein. Genau hier gilt es anzusetzen und eingeübte Verhaltensmuster
zu entlarven. Eines der Ziele in der Gruppenarbeit ist somit, einen Perspektivenwechsel zu
erreichen. Jeder Teilnehmer muss lernen Verantwortung für seine Tat zu übernehmen und
bereit sein, an den Ursachen seiner Straftat zu arbeiten.
Enttarnen, entlarven, hinter die Fassade schauen sind wichtige Komponenten der Arbeit.
Über konfrontatives Arbeiten (z.B. Heißer Stuhl) kratzen wir an Fassaden und entlarven
Rechtfertigungen.
„Warum habe ich meine Freundin geschlagen?“, diese Frage vor den anderen Kursteilnehmern
zu erörtern stellt hohe Anforderungen an den jungen Mann. Denn dies ist keine Tat mit der
man sich hohes Ansehen erwerben könnte. Die Kommentare aus der Gruppe sind dementspre chend negativ. Doch nun, nachdem der Täter sich „geoutet“ hat, ist es möglich konstruktiv
zu arbeiten.
Die Fassade bröselt, die „Peer-Group-Education“ beginnt. Eine Art Highlight des Kurses ist
der erlebnispädagogische Samstag. Hier wird den Teilnehmern Einblick in Freizeitbereiche
gegeben, die in der Regel nicht von ihnen genutzt werden. Somit dient dieses Angebot auch
dazu, Interessen zu wecken und den Jugendlichen einen Raum zu bieten in dem sie Neues
ausprobieren können. Dies fördert das Selbstbewusstsein und der junge Mensch kann sich
hier positiv erleben. Im Winterkurs 2008 wurde während des erlebnispädagogischen Sams tags zum ersten mal ein Trommelworkshop veranstaltet (Im Frühjahrs-und Sommerkurs wurde
geklettert). Eine Musikpädagogin hat es geschafft, mit den 9 Teilnehmern des Kurses und
den zwei Sozialpädagogen zwei Musikstücke zu erarbeiten. Das in diesem Workshop entstandene Video dokumentiert die Konzentriertheit und die musikalische Leistung der jungen Männer.
Gewalt hat viele Ursachen. Die jungen Männer mit denen wir im Kurs arbeiten, haben fast
alle schon selbst Gewalterfahrungen gemacht. Im Elternhaus, auf der Straße oder in anderen
Zusammenhängen wurde gewalttätiges Verhalten erlernt. Tatsächlich ist das „sich Schlagen“
in manchen Lebensumfeldern eine anerkannte Art der Konfliktlösung und fester Bestandteil
des Lebensalltags. Gewalt wird benutzt um sich durchzusetzen.
Gerade unter Alkoholeinfluss ist die Hemmschwelle, seinen Frust an anderen auszulassen
relativ niedrig. Auch Stolz und Ehre müssen im Zweifelsfall als Begründung für körperliche
Übergriffe herhalten.
Dabei haben die meisten ein verzerrtes Selbstwertgefühl und sind kaum in der Lage etwas
zu benennen worauf sie wirklich stolz sein könnten. Viele haben wenig Wertschätzung oder
gesellschaftliche Anerkennung erfahren, fühlen sich nicht als Teil dieser Gesellschaft.
Die Teilnehmer, die den sozialen Trainingskurs erfolgreich abgeschlossen haben, können
stolz auf sich sein. Sie haben drei Monate lang regelmäßig Termine eingehalten und
sich aktiv mit dem Thema Gewalt auseinander gesetzt. Sie haben Verständnis für ihre
Lebenssituation erfahren jedoch kein Verständnis für ihre Tat.
Brigitte Bork
Jugendgerichtshilfe / Sozialer Trainingskurs für junge Männer
41
Gruppendynamisches Wochenende
Im Rahmen der Ambulanten Maßnahme „Sozialkompetenz für Mädchen und junge Frauen“
der Jugendgerichtshilfe, fanden 2008 drei Gruppendynamische Wochenenden (GDW) statt.
Die richterliche Weisung für GDW umfasst ein Vorgespräch, ein Wochenende und ein Nach gespräch. Fragebögen bieten den Teilnehmerinnen zudem die Möglichkeit, sowohl die
Klettertage, als auch den themenzentrierten Gruppentag zu bewerten.
In der Regel sind die Teilnehmerinnen Ersttäterinnen, die zuvor noch nicht mit dem Gesetz
in Konflikt gekommen sind. Im Alter von 15 bis 22 Jahre (Altersdurchschnitt 16,4 Jahre)
nahmen insgesamt 32 Mädchen und junge Frauen teil. Knapp 70 % (22 Teilnehmerinnen)
absolvierten 2008 ihre richterliche Weisung vollständig und erfolgreich.
Das erlebnispädagogische Klettern, dass jeweils am Samstag stattfindet, hat zum Ziel,
möglichst vielen Teilnehmerinnen eine Chance zu bieten, ihren Körper neu zu erleben, Grenzsituationen zu erfahren und über sich hinaus zu wachsen. Charaktereigenschaften, wie Mut
und Selbstdisziplin bergen in sich eine Chance, greifbare und realistische Ziele bewältigen
zu können. Sich selbst einzuschätzen, sich Ängsten anzunehmen und verschiedene Umgangsmöglichkeiten kennen zu lernen sind Erfahrungen, die die Teilnehmerinnen beschreiben und
erleben. Am darauf folgenden Tag, Sonntag, findet im Gruppenraum der Jugendgerichtshilfe im Stadtjugendamt München themenzentrierte Gruppenarbeit statt. Themen, wie die
Auseinandersetzung mit der eigenen Straftat oder die Umgangsmöglichkeiten bei Aggressionen, Frustrationen und Wut stehen hier im Mittelpunkt. Angrenzend zur Aufarbeitung der
Straftat, steht die Stärkung der Mädchen und jungen Frauen im Vordergrund.
Zusätzlich, zu den Gruppendynamischen Wochenenden, wurde mit richterlicher Weisung,
ein Kooperationsprojekt mit dem Münchner-Kindl-Heim durchgeführt. Die Rahmenbedingungen des Projektes gliederten sich in ein Vor- und Abschlussgespräch, 5 Gruppenabende
und eine erlebnispädagogische Tagesgestaltung an einem Samstag. Insgesamt absolvierten
fünf Teilnehmerinnen im Alter von 12 bis 16 Jahren das Soziale Kompetenztraining.
Zur Teilnahme und Motivation der einzelnen Teilnehmerinnen am sozialen Kompetenztraining fand im Vorfeld mit den Betreuerinnen vom Münchner-Kindl-Heim ein Gespräch
statt. Die Inhalte konzentrierten sich je nach Hintergrundproblematik der Jugendlichen.
Im Training 2008 bekamen die Themen „Gewaltfreies Lösen von Konflikten“, „Grundsteine
für eigenverantwortliches Handeln“ und „die Auseinandersetzung mit der eigenen Person
(Stärken und Schwächen)“ besonderen Stellenwert.
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über das Verhältnis zwischen Anmeldungen, Teilnehmerinnen (deutsch (dt.) / nichtdeutsch (ndt. und den Absolventinnenzahlen der Sozialen
Kompetenztrainings.
Carmen Roth
Jugendgerichtshilfe
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„ Hallo! Ja, ich bin ganz oben.“
Sozialkompetenztraining für Mädchen und junge Frauen
Der Trainingsumfang umfasst 1 Vorgespräch, 5 Gruppenabende, 1 Zwischengespräch, 1 Wochenende
mit einem erlebnispädagogischem Tag und 1 Nachgespräch.
Die Basis der Erlebnispädagogik bilden Selbstüberwindung, Selbstentdeckung, Selbstverantwortung,
Achtsamkeit und Wagemut, Ängste zu überwinden, Eigenkräfte und unbekannte Fähigkeiten zu entdecken. Die Mädchen und jungen Frauen werden hier aufgrund verschiedenster Aufgaben vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt. Diese Erlebnisse fördern die Persönlichkeitsentwicklung und das Vertrauen der Jugendlichen in sich selbst. Entscheidend ist, dass die gemachten
Erfahrungen und Erlebnisse, die oft eine Grenzerfahrung darstellen, einen Transfer in den Alltag
erfahren, so dass sich die gemachten Erfahrungen im Denken und Handeln der Jugendlichen zeigen
und die jungen Frauen befähigen, ihre Lebenswelt (eigen)verantwortlich und gewaltfrei zu gestalten.
Der Klettertag – aus der Sicht der Pädagoginnen
Das Treffen um 9:30 Uhr in der Thalkirchner U-Bahn Station ist einigen jungen Frauen zu früh. Unser
Diensthandy klingelt ein paar Mal: „Die U-Bahn hat Verspätung“ bis „sie fährt zur Zeit gar nicht“, bis
hin „ich habe verschlafen“ reichen die Entschuldigungen. Letztendlich kommen von 12 Jugendlichen
dann 11 und wir gehen eine Viertelstunde später los.
Nach der Kletterschuhanprobe folgt eine kurze Einführung der Klettertrainerinnen und ein Warming-Up.
Diese sind streng und ohne Aufwärmtraining gibt’s kein Klettern. Nach dem freundlichen Hinweis,
dass dieses Training eine richterliche Weisung ist, gibt’s zwar nochmal ein „Gemurre“, aber einige
haben jetzt doch Spaß und „ziehen“ die anderen mit.
Bouldern ist die nächste Aufgabe. Die Mädchen versuchen es und klettern los. Sie helfen sich gegenseitig, zeigen sich, wo der beste Griff ist, oder als nächstes der Fuß gesetzt werden kann. Lachen und
freuen sich, wenn die Hürde bewältigt ist. Die meisten sind mit Eifer dabei und suchen sich selbst oder
mit Hilfe der Trainerinnen schwierigere Kombinationen. Einigen muss Mut zugesprochen werden, wir
geben Hilfestellungen, beruhigen und motivieren.
J. klinkt sich aus, sie will nicht, sie ist noch nie geklettert und sie, die sonst an den Gruppenabenden
die absolut „Coole“ ist, hat Angst, sich bloß zustellen. Pädagogisches Geschick und Motivation sind
gefragt und unbeobachtet von den anderen versucht sie mit der Kollegin die ersten Kletterversuche
und ist begeistert. Jetzt traut sie sich auch wieder in die Gruppe. Die meisten entwickeln Ehrgeiz,
Freude und Spaß an Neuem. Strahlende Gesichter, wenn sie mit wackligen Knien wieder festen Boden
unter sich spüren. J. wagt und probiert es wieder und wieder. Und dann ist sie ganz oben und zückt
ihr Handy! (absolutes Handyverbot!!) und plärrt voller Stolz. „Ja, ich bin beim Klettern und ja, ich bin
ganz oben....“
Der Klettertag – aus der Sicht der Jugendlichen
– Es war schön, dass ich jemandem vertrauen konnte.
– Es hat mir gut getan, weil ich nach oben ans Ziel gekommen bin.
– Das Gefühl der Angst hat mich nicht beherrscht und ich konnte bis nach oben klettern.
– Ich hab mir immer gesagt, ich schaff das auch, ich schaff das auch.
– Es hat mich Überwindung gekostet, los zulassen als ich ganz oben war und ich mich abseilen musste.
– Ich bin einmal ausgerutscht und hatte große Angst, aber es war auch ein schönes Gefühl gut
gesichert zu sein.
– Ich hab gespürt ich schaff es nicht, aber ich habe es nochmal versucht.
– Es war ein schönes Gefühl, dass mir jemand vertraut.
– Es hat mir nicht gepasst, dass ich nicht gewonnen habe, deshalb habe ich es nochmal versucht, ich
bin richtig ehrgeizig geworden (beim Wettklettern).
– Als mir eine andere gezeigt hat, wo der nächste Griff ist, ging es plötzlich viel leichter.
– Obwohl ich die anderen gar nicht so gut kannte, dachte ich mir, die sind doch auch alle o.k. und ich
habe ich wirklich sicher gefühlt.
– das Klettern hat mir sehr gut gefallen, es hat mir gut getan etwas zu TUN.
– Ich konnte meine Grenzen akzeptieren; ich hab mich einfach nicht getraut bis nach oben.
Heide Leitner, Karin Kogalin
Jugendgerichtshilfe
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Message in a bottle
Ein multimediales Abenteuer im Münchner Waisenhaus
Chancengleichheit in der Bildung
Seit 2001 finden Kinder und Jugendliche des Münchner
Waisenhauses im Bereich der Medienpädagogik einen
Platz, um sich als geübte oder weniger geübte Medien nutzer in einer immer komplexer werdenden Medienlandschaft zu orientieren und zu probieren. Eine Medienpädagogin begleitet sie beim Erkunden und Erforschen
der (Medien-) Welt mit Hilfe digitaler und traditioneller
Medien (Bücher, Computer, Internet usw.).
Die Medienpädagogik ist inzwischen fester Bestandteil
der Erziehungs- und Behandlungsarbeit, die im Waisen haus geleistet wird. Die hausinterne Kooperation sowie
die Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Einrichtungen und Fachkräften bei Projekten und Angeboten
sichern die hohe Fachlichkeit der medienpädagogischen
Arbeit. Als außerschulisches, mannigfaltiges Bildungsangebot umfasst das Konzept neben medienpädagogisch orientierten Lern- und Freizeitangeboten seit
2007/2008 die beiden Langzeitprojekte „Book-Buddy“
(Waisenhausbibliothek) und „Studia–Lernzeit mit Medien“.
Lernen mit Medien macht Spaß!
Man nehme ein interessantes Thema, einen passenden
Zeitraum, eine altersgerechte Aufbereitung der Aufgaben
und verschiedene mediale Wege zum Ziel.
In diesem Sinne initiierte im November 2008 die Medien pädagogin im Münchner Waisenhaus unter dem Motto „Brücken bauen“ erneut ein multimediales Onlineprojekt für Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren. Als Kooperationspartner
konnte diesmal das „Koushou Gakuen-Child Nursing Home“ in unserer Partnerstadt Sapporo
in Japan gewonnen werden.
„Message in a bottle“ war geboren.
Bei diesem Multimediaprojekt sollte Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit eröffnet
werden, ein Thema mit Hilfe der traditionellen und digitalen Medien zu erarbeiten und
spielerisch zu erleben.
Im Mittelpunkt stand dabei die Förderung des Kulturaustausches zwischen Kindern und
Jugendlichen, die sowohl in München als auch in Sapporo in einer Einrichtung der stationären
Kinder- und Jugendhilfe leben.
Neben der interkulturellen Sensibilisierung gehörten die kreative Umsetzung von Geschichte(n),
die Erschließung neuer Medienangebote und Kommunikationsmöglichkeiten, als auch die
Förderung einer Fremdsprache (Englisch) zu den Zielsetzungen des multimedialen Kulturaustausches.
Neugier, Abenteuerlust und Wissensdurst von Kindern wecken!
Zeitgleich und ortsunabhängig versuchten sich zwei Gruppen aus München und Sapporo
verschiedenen Aufgaben zu stellen und diese kreativ mit Hilfe von Medien zu lösen. Sie
bezogen sich auf das Thema „Seefahrt im 16. Jahrhundert“.
Spielerisch tauchten die Kinder und Jugendlichen in eine abenteuerliche Geschichte ein
und setzten sich in diesem Zusammenhang mit der japanischen und deutschen Kultur
auseinander. Sie erfuhren, unter welchen Strapazen Entdecker und Seefahrer damals zu
leiden hatten und was diese auf ihren spannenden Reisen erleben und entdecken konnten.
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„Dear Children! My name is Dr. James Sailor…“
Mit einer Kombination aus unterschiedlichsten Aktionen verfolgten die Kinder und Jugendlichen in einem Zeitraum von fünf Stunden die Spuren des berühmten Seefahrers William
Adams. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, meldete sich per Flaschenpost ein imaginärer
Wissenschaftler und bat die Kinder und Jugendlichen um Hilfe für seine Studien. Um dem
Wissenschaftler behilflich sein zu können, mussten beide Gruppen in Kontakt treten und
gemeinsam nach Lösungen suchen. Sie recherchierten dazu im Internet, in Büchern oder
mit Hilfe von CD-ROMS und unterstützten sich gegenseitig in länderspezifischen Fragen.
Um mit „Dr. Sailor“ kommunizieren zu können, hatten sie die Möglichkeit dafür ein speziell
eingerichtetes Internetportal mit Chat zu nutzen. Ergebnisse und Lösungen konnten in Form
von Bild- und Audiodateien hochgeladen werden und waren im Portal für beide Gruppen
sichtbar.
In altersgerechter Form entschlüsselten sie beispielsweise einen rätselhaften Brief in
japanischer Schrift, verfolgten die Seefahrten des Entdeckers William Adams, sangen
traditionelle Seemannslieder oder erforschten länderspezifische Umgangsformen.
Bei einer kleinen‚ Stärkung für Abenteurer’, entdeckten die Kinder und Jugendlichen sogar
eine kulinarische Gemeinsamkeit, wie zum Beispiel Dorayaki (Pfannkuchen).
Abschließend trafen sich beide Gruppen im Chat und ließen das Projekt kommunikativ
ausklingen.
Angesichts der positiven Rückmeldungen der Projektteilnehmerinnen und Projektteilnehmer
aus München und Sapporo beschlossen alle gemeinsam die Fortführung des Kulturaustausches für 2009 im Rahmen eines weiteren multimedialen Projektes.
Eine Dokumentation zum Projekt „Message in a bottle“ wurde in kind-/jugendgerechter
Form als Internetseite auf der Homepage des Münchner Waisenhauses veröffentlicht.
http://www.waisenhaus.muc.kobis.de/kuj/v_wh/message_in_bottle/index.htm
Heike Rissing
Diplom Sozialarbeiterin / M.A. Medienpädagogin im Münchner Waisenhaus
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Just M – Ort des Lernens und der Bildung
Wie im nationalen Bildungsbericht 2008 unter dem Fokus geschlechtsspezifischer Dispari täten dargestellt wird, haben männliche Jugendliche und Heranwachsende mit Migrationshintergrund und niedriger Bildungsbeteiligung eine geringe Chance auf eine erfolgreiche
Bildungslaufbahn und einen angemessenen Kompetenzerwerb. Verschiedene qualitative
Studien zu den sozialen Folgen familiärer Armut weisen nach, dass der Zugang und die
Partizipation an Bildungsprozessen im formalen Bildungssystem durch deprivierte Lebenslagen zusätzlich erschwert wird.
Ausgehend von der empirischen Einschätzung, dass lediglich 1 /3 der Lernprozesse von
Kindern und Jugendlichen in formellen und 2 /3 in nicht- und informellen Bildungsarrangements stattfinden, vertritt der Jugendhilfeverbund Just M eine Konzeption von Jugendhilfe
als komplementärem Ort des Lernens und der Bildung, in der die Aneignung von Schlüsselqualifikationen wie Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit, Leistungsbereitschaft und
Teamfähigkeit fokussiert und gefördert wird.
Aus diesem Grund hat der Jugendhilfeverbund Just M eine Reihe unterschiedlicher Projekte
initiiert, die das soziale und berufliche Lernen seiner Zielgruppe nach individuellen Bedarfen
betonen und unterstützen.
Das Projekt Klettern bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Erlebnisarmut und Reizüberflutung und folgt dem Grundbedürfnis unserer jungen Menschen nach Abenteuer und
Herausforderung. Es fördert die Konzentration und Kreativität, es aktiviert die Motorik und
verfeinert die Koordination, es zwingt zu Verantwortung und Vertrauen, es steigert die
Kommunikation und fördert die Kooperation, vermittelt Grenzen und zeigt Möglichkeiten,
diese zu überwinden, erhöht die Leitungsbereitschaft und stärkt das Selbstvertrauen,
entwickelt Emotionen und vermittelt Reaktionen.
Im Projekt Trommeln werden Musikinstrumente benutzt, die nicht zwangsläufig Grundkenntnisse voraus setzen. Deshalb kann jeder seinen eigenen Rhythmus einbringen und
weiter geben. Gerade in den arabischen und afrikanischen Ländern, aus denen ein großer
Teil unserer jungen Menschen stammen, gilt die Trommel schon immer als Kommunikationsmittel. Oft nutzen unsere jungen Flüchtlinge die Musik als stimmungsvollen Weg zurück in
ihre Heimat, aus der sie dann berichten. Mal heiter und fröhlich, mal mit Schwermut und
Melancholie. Doch die Musik holt sie auch wieder zurück und verbindet sie im Wissen,
nicht alleine zu sein.
Der Tanz gehört zu den ältesten Kommunikationsformen und existiert als Gemeinschaftsund Sinn stiftendes Medium schon lange vor der Sprache. Im Projekt erleben unsere jungen
Menschen den Tanz als Medium zur Darstellung ihrer Gefühle. Körper und Seele stehen
in einer engen Verbindung zueinander und finden ihren Ausdruck. Das Projekt betont die
Unterschiede in der Kultur, aber auch die Gemeinsamkeiten in der Bewegung, denn durch
das Tanzen werden Ähnlichkeiten und Besonderheiten erst erfahren.
Der Deutschkurs adressiert sich an unsere Flüchtlinge, die in Kleinstgruppen oder auch in
Einzelkursen nach alltagspraktischen Bedarfen unterrichtet werden. Die Sprachkurse können
unmittelbar nach der Erstaufnahme in der Einrichtung belegt werden und helfen, den Alltag
sinnvoll zu strukturieren. Außerdem dienen sie zur Überbrückung von Wartezeiten bis eine
Aufnahme in den Regelunterricht möglich ist. Darüberhinaus ist es möglich, sie auch als
Intensivierung des laufenden Unterrichts in einem Regelangebot zu nutzen.
Das Medienprojekt ist modular aufgebaut. Der Baustein Internet informiert unsere jungen
Menschen über das Netz und unterstützt sie bei der ersten Orientierung und Navigation. Er
hilft bei der Auswahl von Suchmaschinen und zeigt, wie interessante und brauchbare von
unnötigen Informationen getrennt werden können. Der Baustein Textverarbeitung behandelt
zunächst grundlegende Fragen zur Texterstellung, Abspeicherung und des Managements
der abgelegten Dokumente. Interessierte Jugendliche können sich in einem Aufbaumodul
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auch intensiver mit den Grundlagen der Textformatierung beschäftigen und werden
angeleitet, eigene Bewerbungen und Anschreiben an verschiedene Ämter zu verfassen.
Das Anti-Aggressivitäts-Training® richtet sich an junge Menschen mit einer niedrigen
Frustrationstoleranz und einem (latent) aggressiven, gewaltbereiten und -erfahrenen
Verhalten. Es ist delikt-, defizit- und ressourcenorientiert und fordert die jungen Menschen,
sich kritisch mit ihren Handlungen auseinanderzusetzen. Über die Konfrontation mit den
Folgen Ihrer Aggressionen, lernen sie, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
Neben der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Person, werden ihre positiven Ansätze
heraus gestellt und verstärkt.
Das Schul- und Arbeitsprojekt richtet sich an leistungsdistanzierte junge Menschen, die
der regulären Schule vor dem Hintergrund familiärer, gesellschaftlicher und politischer
Belastungen bereits über einen längeren Zeitraum ferngeblieben sind und deshalb einen
besonderen Rahmen zur individuellen und intensiven Beschulung und Betreuung benötigen.
Ziel des Modeateliers ist es, interessierte und talentierte junge Menschen beiderlei
Geschlechts durch praxisnahes Lernen für das Berufsfeld des Modeschneiders zu qualifi zieren. Eine Modedesignerin weist die Zielgruppe Schritt für Schritt in die Kunst des
Schneiderns ein. Inzwischen beherrschen unsere jungen Menschen einfache Änderungen
ebenso wie das Erstellen von Taschen und Bettwäsche sowie von Hosen und Hemden.
Unsere Projektreihe ließe sich weiter fortführen, denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen vielfältige Interessen und Kompetenzen. Sie entwickeln laufend neue
Anregungen und initiieren interessante Angebote für ein soziales Lernen, das die zertifizierte
Selektivität des institutionellen Bildungsprozesses nivelliert.
Thomas Gangkofner
Verbundleiter
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Jugendhilfe als Chance um dem Problem Armut
und Bildung entgegenzuwirken
das Münchner Kindl-Heim im Kontext Armut und Bildung
Die Diskussion mit Blick auf die steigenden Armutszahlen, die gerade auch Kinder betreffen,
das Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich, hat auch die Jugendhilfe mehr denn je
erreicht. Die Betreuung der „armen“ Familien hat in den vergangenen Jahren nicht nur sichtbar zugenommen, sondern erforderte auch aufgrund des veränderten Anforderungsprofils
im pädagogisch erzieherischen Alltag zusätzliche Inhalte und Perspektiven während der
Unterbringung.
Wir verstehen Jugendhilfe als einen Unterstützungsfaktor sowie eine Chance in der Förderung
der bei uns untergebrachten Kinder und Jugendlichen Bildungsarmut entgegenzuwirken.
Das Münchner Kindl-Heim bietet in sehr unterschiedlichen Lebensbereichen Förderung und
Entwicklungs-möglichkeiten.
Kinder aus sozial schwachen Familien haben oftmals eine hohe Anspruchshaltung an Konsumgüter (z.B. Trendkleidung, Spielkonsolen, elektronische Medien). Meist sind die Mädchen
und Jungen erst mit Blick auf einen evidenten Schulabschluss stärker motivierbar, die vielfältigen Angebote durch uns anzunehmen.
Kinder und Jugendliche, die als unbegleitete Flüchtlinge im Münchner Kindl-Heim untergebracht sind, haben einerseits eine hohe Motivation, die Möglichkeiten zu Bildung in der
Jugendhilfe zu nutzen. Andererseits ist eine schnelle Integration in einen Beruf, der die
finanzielle Abhängigkeit von der Familie, die Unterstützung der Herkunftsfamilie wie auch
geforderte Rückzahlungen an die Herkunftsfamilie im Vordergrund.
Welche Schwerpunkte setzen wir im Bildungsbereich, der bei uns untergebrachten
Kindern und Jugendlichen?
Abklärung vor, mit und während der Unterbringung
• Klärung vor der Aufnahme / in den ersten Tagen der Unterbringung, die Auftragsabklärung
sowie die Bedarfsfestellung. Hier muss deutlich differenziert werden, welche Unterbringungsform innerhalb unseres Angebotes gewählt und geklärt ist, bzw., in welchem Rahmen
sind die Kinder untergebracht (Kurzzeitunterbringung, bei der oft eine Krisensituation im
Hintergrund steht, evtl. auch eine mögliche Kindeswohlgefährdung / stationäre Unterbringung mit vorliegendem Hilfeplan).
• Anamnestische Erhebung sowie Zielabklärung mit allen Beteiligten / psychologisches Erstgespräch und psychologische Diagnostik
• Klärung der geeigneten Schulform und der daraus notwendigen Kontakte zwischen Einrichtung und Schule (evtl. Ausbildungsstätte)
• Klärung des Gesundheitszustands sowie Kontaktierung diverser Ärztinnen und Ärzte,
psychologischer, psychiatrischer, und therapeutischer Dienste sowie Installation notwendiger begleitender Dienste
• Beachtung geschlechtsspezifischer und interkultureller Arbeitsansätze und Inhalte
Sprachkompetenzen
• Alphabetisierungskurse
• Sprachkurse
• Schulanaloge Projekte
• Sprachförderung innerhalb der Wohngruppe – mündlich als auch schriftlich
• Kommunikation im heilpädagogisch bzw. pädagogisch strukturierten Heimalltag / Projektarbeit / Partizipation (z.B. Teilnahme und Mitarbeit an der Heimzeitung)
Eltern / Angehörige
• Klärung und Berücksichtigung der Eigenbelastung (Drogenkonsum / psychische Erkrankung / Schichtarbeit / Arbeitslosigkeit – Langzeitarbeitslosigkeit / Inhaftierung / Klinik- bzw.
Therapieaufenthalt)
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• Eigenbelastung findet Berücksichtigung in der Elternarbeit; gegebenenfalls mit eigenen
Unterstützungsangeboten und anderer Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner
(Sprachkurse/ Schuldenberatung, etc.)
• Klärung des familiären Zusammenlebens – gegebenenfalls werden und müssen Familienregeln besprochen werden
• Eltern-Kind-Kontakte werden begleitet – gefördert – reflektiert
• Überforderungsmomente in stressbelasteten Kontakten minimieren
• Thematische Inhalte mit Eltern / -teile besprechen, kind- und jugendspezifisches Verhalten –
Verständnis fördern
• Gezielte Angebote für Eltern und Eltern mit den Kinder
Ziele und methodische Ansätze / Inhalte und Umsetzung im pädagogischen Alltag:
Schule
• Klärung der individuellen Fähigkeiten
• Bereitstellung von Schulmaterialien (je nach Schultyp gibt es wesentliche finanzielle
Unterschiede)
• Beteiligung an Klassenfahrten
• Perspektivenabklärung – berufliche Zielabklärung im Hinblick auf einen realistisch
umsetzbaren Berufswunsch
• Enge Vernetzung mit den Lehrkräften
• Schülerfragebogen (Klärung der Motivation / Leistung / mögliche notwendige
Interventionen)
Lernzeit
• Strukturierte Hausaufgabenzeit incl. Lernunterstützung / Lernen über Verstärkerpläne
• Festgelegte Lernabende incl. Lernunterstützung
• Bereitstellung von Lernmaterialien
• Psychologische Unterstützung bei Lernblockaden
• Themenzentrierte Projekte und Unterstützungsangebote („Lernen Lernen“/ Marburger
Konzentrationstraining)
• Installation von Nachhilfe (bürgerschaftlich Engagierte / Nachhilfeinstitute)
Förderung im pädagogischen Alltag im sozial kulturellen Bereich
• Soziales Kompetenz Training
• Projektarbeit im Rahmen der wöchentlich stattfindenden Gruppenabende / Gruppengespräche sowie den mehrtägigen Projektfahrten
• Übernahme von Verantwortung in lebenspraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten
• Vereinsteilnahme
• Interessen wecken und fördern (Museumsbesuche / Theaterbesuche / Ausflüge im Stadtgebiet, im Sozialraum / themenbezogene Kinobesuche)
• Pädagogische Steuerung des Konsums medialer Alltagsinstrumente
Rückführung / Verselbständigung
• Befähigung im gemeinsamen / interkulturellen Zusammenleben
• Bildungsangebote werden in der Sozialregion mit Unterstützung gesucht
• Begleitung bei Schule bzw. Ausbildung / regelmäßig Kontakt zu Schule / Ausbildungsstätte
• Wohnungsvermittlung (Berechtigung bei Jugendhilfeeinrichtung bereits nach 3 Jahren)
• Erstausstattung
• Unterstützung bei Umzügen
• Begleitung durch professionelle Fachkraft bei Angelegenheiten, die die Wohnung
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betreffen (Hausmeister / Hausverwaltung) sowie Begleitung bei Behörden / Beratung in
Fragestellungen z.B. Wohngeld / Ausfüllen von Anträgen z. B. Banken
Der Beitrag der öffentlichen Jugendhilfe im Bereich Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil
Armut entgegenzuwirken. Sicherlich gibt es aufgrund der zunehmend steigenden Verhaltens auffälligkeiten und Störungsbilder immer wieder Grenzbereiche. Eine verfrühte Beendigung
der Jugendhilfe sowie ein vorzeitiger Austritt aus Jugendhilfe kann eine Minderung bzw.
das Wegbrechen von Bildungschancen bedeuten.
Wir sehen Bildung als Auftrag eines ganzheitlichen Verständnisses und sind überzeugt,
dass wir für die Entwicklung und für veränderte Chancen im Bereich Bildung für die von
uns zu betreuenden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren Familien
beitragen können ein Armutsrisiko zu minimieren.
Christa Schuster
stellvertretende Heimleiterin im Münchner Kindl-Heim
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Und es geht auch mit der Schule....!
Die Integration von Heimkindern mit diversen Störungsbildern in die Regelschule war und
ist seit Jahren zentrales Thema für das Marie-Mattfeld-Haus. Die Grund- und Hauptschule
in Oberammergau und die Einrichtung arbeiten gemeinsam intensiv daran, dass dieses
Vorhaben gelingt.
Als Erfolg lassen sich in faktischen Zahlen benennen. Von den 27 Heimkindern besucht kein
Kind die E-Schule. 95 % der Abschluss-Schüler der letzten 7 Jahre schlossen mit dem qualifizierenden Hauptschulabschluss ab. 10 % besuchen sogar Weiterführende Schulen. Dies
ist das Ergebnis engster Zusammenarbeit zwischen Einrichtung und Schule. Dazu mussten
wir verschiedenste Module einrichten.
1. Schnelle, direkte Kommunikation
2. Tägliche Präsenz
3. Akzeptanz von Pädagoge zu Pädagoge
4. Krisenintervention
5. Unkomplizierte Lösungswege
6. Übergreifende Arbeit im Elternbeirat und zwischen den Leitungen
7. Gebt den Lehrern wieder ihre Autorität zurück!
Zu 1) Ein wörtliches Zitat eines unserer Kinder: „Ich kann mir keinen Mist mehr in der
Schule erlauben, da die Erzieher schon Bescheid wissen, bevor ich von der Schule nach
Hause komme.“ Direkte Kommunikation zwischen den Lehrkräften und den Gruppen, die
zum Teil täglich stattfindet ist vor allem auch Verdienst der Lehrkräfte, die teilweise sogar
ihre privaten Telefonnummern in den Gruppen – für eventuelle Fragen oder Probleme –
hinterlegen. Je schneller die Einrichtung auf die Vorfälle in der Schule reagieren kann, desto
weniger entstehen Anhäufungen von Schwierigkeiten und Stigmatisierungen.
zu 2) Tägliche Präsenz der Betreuerin, des Betreuers in der Schule bietet Raum für schnelle
Absprachen und Tür- und Angel-Klärungen und macht den Raum eng für die Kinder /
Jugendlichen. Gerade am Anfang des Schuljahres kann durch Einbeziehung der Horte ein
relativ schnelles und reibungsloses Intervenieren ermöglicht werden. Die Präsenz bedeutet
aber auch ein klares Signal, dass uns die Schule wichtig ist und wir jederzeit bereit sind,
Lösungen zu suchen.
Zu 3) Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen begegnen sich im Bemühen um die Kinder
auf der gleichen Ebene. Dabei ist es sehr schwierig, weil beide nicht immer vom gleichen
pädagogischen Ansatz ausgehen. Ein Problemfeld ist oft, dass die Betreuerin, der Betreuer
im Gruppendienst ein ganzheitlicheres Bild über die Kinder und Jugendlichen besitzen,
während das Lehrpersonal den Schwerpunkt im kognitiven Bereich sieht. Es sind zwei
unterschiedliche Ansätze, die sich nicht immer treffen. Die Herausforderung für die Leitung
ist, für beide Seiten um Verständnis zu werben.
Zu 4) Insbesondere bei massiveren Vorfällen, wie z.B. körperliche Auseinandersetzungen,
kann die Schule im Regelfall die Einrichtung sofort hinzuziehen. Dafür stehen alle pädagogischen Fachkräfte und die Heimleitung zur Verfügung. Die Intervention geschieht direkt
vor Ort. Es gab auch Krisen, in denen wir in Absprache mit der Schule, Kinder für Tage und
Stunden aus dem Unterricht entfernten , bzw. eine pädagogische Fachkraft vormittags für
die Schule abgestellt haben. Die Lösungsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Krisen und
die Einrichtung kann sich glücklich schätzen über die Zusammenarbeit.
Zu 5) Schnelle Absprachen, unkomplizierte Maßnahmen, ohne großen Verwaltungsaufwand, helfen den Kindern und Jugendlichen mehr, als lange Gespräche und Verweise.
Zitat Heimleitung: „Wir bekommen einen Schulschwänzer der das letzte halbe Jahr nicht
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in der Schule war. Dieses Kind steht bei uns um 6.30 Uhr auf, geht mit gemachten Hausaufgaben in die Schule, ist pünktlich im Klassenzimmer, arbeitet dort die ersten 2-3 Stunden
mit und bereitet dann die letzten Stunden Schwierigkeiten. Das System erwartet, dass das
Kind auch die letzten Stunden funktioniert. Ist diese Sichtweise sinnvoll? Welche Leistung
vollbringt eigentlich dieses Kind? Und ist es vernünftig, dass das Kind dann schon in der
ersten Woche 6 Stunden in der Schule sitzt?“
Die Leistung des Kindes zu akzeptieren und zusammen mit der Schule objektiv zu beurteilen
und dieses Kind dann eben auf begrenzte Zeit nur für 4 Stunden zu beschulen, ist kindgerechtes Handeln. Natürlich bleibt es Ziel, dieses Kind voll zu beschulen, aber es muss
machbar sein.
Zu 6) Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Leitungen der Schule und der Einrichtung
ist äußerst wichtig und wird sehr ernst genommen. Regelmäßige Treffen zwischen Schulund Heimleitung bilden das Gerüst einer guten Zusammenarbeit. Dies ist insbesondere
wichtig, da durch die Einbeziehung der Horte die Einrichtung inzwischen 1 /5 der Schüler
stellt.
So nimmt die Heimleitung an den Elternbeiratssitzungen teil, um immer über die Problematik
in der Schule im allgemeinen und speziellen informiert zu sein. Verständnis auf beiden
Seiten ist die Grundvoraussetzung für gelungenes Handeln!
Zu 7) Vielfach scheinen die Lehrkräfte mittlerweile unter einem Autoritätsverlust zu leiden.
Eltern kritisieren die Lehrkräfte und fordern einen Spagat, 25 Kindern und 50 Elternteilen
in ihrer individuellen Problematik und ihren individuellen Vorstellungen gerecht zu werden.
Dabei kommt es sehr häufig vor den Kindern zur verbalen Abwertung der Lehrkräfte.
Wenn Eltern aber die Lehrkräfte nicht ernst nehmen, wieso sollen es dann die Kinder tun?
In unserer Einrichtung gilt der Satz gegenüber den Kindern: „Egal was passiert ist, egal wer
im Recht war, der Lehrer sitzt am längeren Hebel und er bestimmt!“ Und wir Betreuerinnen,
Betreuer und Kinder haben das zu akzeptieren. Eine gestärkte Autorität der Lehrkräfte mit
klaren Grenzziehungen ist das Beste was unseren Kindern passieren kann.
Josef Eschbach
Leiter Marie Mattfeld Haus
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