Samuel Colt - Westernfreunde

Transcription

Samuel Colt - Westernfreunde
Samuel Colt
Samuel Colt (* 19 Juli 1814 in Hartford, Connecticut; † 10 Januar 1862 ebenda) gilt als der
Erfinder der ersten funktionierenden Feuerwaffe mit Drehzylinder, allgemein als Revolver
bekannt. Genau genommen war er nur Produzent und Patentinhaber. Seine verbesserte
Revolver-Konstruktion geht auf die Erfindungen und Patente von Artemus Wheeler
(Percussionsrevolver), Elisha Collier und Cornelius Coolidge aus Boston zurück.
Leben
Colt erhielt am 25. Februar 1836 ein Patent für seine Revolverkonstruktion und stellte am 5.
März desselben Jahres das erste Produktionsmodell her. Der Begriff „Colt“ wird häufig
synonym für „Revolver“ verwendet, was aber unzutreffend und missverständlich ist, da die
Firma Colt seit fast 100 Jahren in großer Zahl das bekannte Pistolenmodell Colt M1911, aber
auch militärische Sturmgewehre (wie das M16) fertigt. Eine andere Erfindung Colts war ein
elektrischer Unterwasserzünder. Bei dem Versuch der Vermarktung traf Samuel Colt auf
Samuel Morse. Die beiden wurden Freunde und ersuchten die Regierung um Mittel. Colts
wasserfestes Kabel wurde nachgefragt, als Morse die Telegrafenleitungen unter Seen, Flüssen
und Buchten zu verlegen begann, und besonders, als es galt, den Atlantischen Ozean zu
überwinden.
Nachdem die beantragten Mittel gegen Ende 1841 durch den Kongress, vor dem Hintergrund
der wachsenden Spannungen mit Großbritannien, bewilligt wurden, begann Samuel Colt seine
Entwicklungen der Unterwasserminen zu zeigen. Im Jahre 1842 gelang es ihm, ein
bewegliches Schiff zu zerstören, zur Zufriedenheit der United States Navy und des
Präsidenten James K. Polk. Jedoch hielt eine starke Opposition von John Quincy Adams, der
Colt persönlich nicht mochte, das Projekt auf. Daraufhin konzentrierte sich Colt auf die
Herstellung seines Unterwasserkabels. Colt wurden $50 pro Meile bezahlt.
Samuel Colt war auch einer der Ersten, die bei der Fertigung konsequent Werkzeugmaschinen
einsetzen und die industrielle Massenproduktion einführten (lange vor Henry Ford), da er
schon etwa 1850 in seiner Waffenproduktion das "System der austauschbaren Teile"
verwendete. Erfunden wurde dieses System um 1750 von dem französischen Waffenschmied
Honore Blanc. Da es aber unter den französischen Waffenschmieden auf starken Widerstand
stieß, die ihre Zunft in Gefahr sahen, konnte es sich in Frankreich zu dieser Zeit nicht
durchsetzen. Angeblich soll Thomas Jefferson, der sich zu dieser Zeit in Frankreich befand,
aber die Genialität dieser Fertigungsmethode erkannt und die Idee mit nach Amerika gebracht
haben, wo er die Verbreitung des Austauschbaus unterstützte. So vergab er um 1800 an den
amerikanischen Erfinder Eli Whitney den Auftrag, 15.000 Gewehre mit dem System des
Austauschbaus innerhalb von 3 Jahren herzustellen. Eli Whitney brauchte aber insgesamt 8
Jahre, um dieses System zu verfeinern und die geeigneten Fertigungsmaschinen zu
entwickeln, um die 15.000 Gewehre zu liefern. Als die 15.000 Gewehre ausgeliefert waren
und das System des Austauschbaus eingerichtet war, benötigte er nur noch 1 Jahr, um weitere
10.000 Gewehre herzustellen. Von weiteren Amerikanern wie Samuel Colt und Henry Ford
wurde das System des Austauschbaus und der Massenproduktion weiterentwickelt. Durch die
Entwicklung der Massenproduktion wurde die USA zwischen 1800 und 1900 zur Weltmacht.
Colt-Perkussionsrevolver
Nachdem Samuel Colt 1836 sein erstes Patent für einen funktionalen Revolver erhalten hatte,
begann die Produktion einer Reihe von Perkussionsrevolvern und Revolvergewehren bei der
Patent Arms Manufacturing Co. in Paterson (New Jersey) für den zivilen Markt. Colts Ziel
war jedoch die militärische Verwendung der Waffen und es gelangen ihm einige Verkäufe an
die US-Armee sowie an die Republik Texas. Mangels Rentabilität wurde die Produktion 1842
eingestellt. Erst 1847 erhielt Colt, jetzt in eigener Regie, eine Bestellung der US-Armee für
1000 großkalibrige Revolver, die er zusammen mit dem früheren Texas Ranger Samuel H.
Walker zur Serienreife entwickelt hatte und mangels eigener Produktionsstätten beim
Fabrikanten und Waffenhersteller Eli Whitney Jr. in Whitneyville, Connecticut herstellen ließ.
Der Walker Colt stand am Anfang von Colts Karriere als erfolgreicher Geschäftsmann und
der Colt’s Patent Firearms Manufacturing Company.
Allgemeines
Die Geschichte des Siegeszugs von Colt beginnt im Jahre 1837. Die Armee war immer noch
sehr skeptisch gegenüber dieser neuen Waffe. Colt ließ kurzerhand eine Gruppe von 18 Texas
Ranger mit Paterson-Modellen ausrüsten. Diese gingen dank dieser Bewaffnung siegreich aus
einem Kampf gegen rund 70 bis 80 Comanche-Indianern hervor. Anführer der Ranger war der
legendäre Captain John (Jack) Hays.
Von der Funktionalität der Waffe überzeugt, wurden die ersten Modelle von der US-Armee
geordert. Bereits im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846 bis 1848 kam das
Whitneyville-Walker-Model 1847 zum Einsatz, welches 1848 vom verbesserten und etwas
leichteren Dragoner-Modell abgelöst wurde.
Der Amerikanische Bürgerkrieg kurbelte die Produktion dann erst richtig an. Colt war der
Hauptausstatter für Revolver der Unionstruppen, allerdings kamen auch auf der Seite des
Südens zahlreiche Colt-Produkte aus vorhandenem Privatbesitz oder vom Schwarzmarkt zum
Einsatz. Von den Nordstaaten wurden hauptsächlich zwei Linien geordert: Mit 127.000
Exemplaren des Model 1860 Army im Kaliber .44 war Colt der größte Lieferant an
großkalibrigen Revolvern, an zweiter Stelle kam mit 106.000 Stück die Remington Arms Co.
Ilion, NY mit dem Remington New Model Army. Eine kleinere Anzahl des Colt Model 1851
Navy und 1861 Navy im Kaliber .36 wurde für andere Dienste beschafft.
Da es im Bürgerkrieg vor allem im Süden zu Engpässen an Waffen kam, wurden eine Reihe
von Revolvern im Süden hergestellt oder aus Europa importiert. Viele der im Süden
hergestellten Waffen waren Repliken der Colt-Modelle, allerdings waren sie schlechter
gefertigt und zum Teil wurde Eisen durch Messing ersetzt.
Die Colt-Modelle waren alle nach demselben System aufgebaut und man konnte, bei
gleichem Kaliber, einige Teile sogar untereinander austauschen. Diese Nutzung von gleichen
Komponenten machte erst den Erfolg in der Massenproduktion der Waffen aus.
Aufbau/Baugruppen
Es folgt nun eine Übersicht über den Aufbau der Colt-Modelle. Aufgrund der einheitlichen
Fertigung waren alle Modelle nach dem gleichen Prinzip aufgebaut und verfügten über
folgende Komponenten:
•
•
•
•
Lauf mit Kugelsetzer,
Systemkasten mit Trommelachse,
Trommel,
Griffrahmen mit Griff und Abzugbügel.
Eine Ausnahme machte das Root-Modell 1855, welches einen einteiligen Rahmen mit fest
eingeschraubten Lauf hatte.
Lauf/Laufgruppe
Die Läufe der Paterson-Revolver haben 11 Züge. Die ab 1847 hergestellten ColtPerkussionsrevolver haben 7 Züge, frühe Fertigungen mit Rechts-, spätere mit Linksdrall.
Dieser ist progressiv was bedeutet, dass der Drallwinkel gegen das Laufende zunimmt.
Der Lauf ist entweder rund oder achtkantig. Er wurde aus einem Stück heraus geschmiedet.
Am hinteren Ende geht der Lauf in das Anbaustück (Block) über, welches über die
Trommelachse geschoben und so mit dem Rest der Waffe verbunden wird. Zwei aus dem
Systemkasten herausragende Stifte passend in zwei Löcher im Laufblock fixieren die Teile
gegen Verdrehung. Ein quer durch den Block und durch eine Einfräsung in der Trommelachse
geschobener Keil fixiert das Ganze.
Colt Navy Perkussionsrevolver Modell 1851, unten Lauf und Laderamme des Modells 1861
Der Keil ist mit einer Blattfeder versehen, die ihn gegen herausrutschen sichert. Bei den
größeren Modellen verhindert eine Schraube über dem Keil das herausfallen bei der
Demontage.
Unten am Laufblock ist der Lademechanismus befestigt, bestehend aus einem Hebel und dem
Kugelsetzer. Eine seitliche Einfräsung hinten rechts am Block erleichtert das Einfüllen des
Pulvers und Einsetzen der Kugeln in die Trommel.
Bei den älteren Modellen ist der Ladehebel auf einer in den Block eingeschraubten Achse
algelenkt, bei den nach 1860 entwickelten Modellen rollt der Hebel analog eines Zahnrades
auf einer Zahnstange nach hinten. Bei Nichtgebrauch wird der Ladehebel vorne mittels eines
federbelasteten Keils an einer dafür vorgesehenen Kerbe gehalten.
Systemkasten mit Trommelachse
Colt Dragoon Rahmen mit Trommelachse
Der Systemkasten (Rahmen, engl.: Frame) ist das Herzstück des Revolvers.
Der untere Teil dient als Schlossgehäuse mit dem Abzugmechanismus und dem
Trommelstopper. Abzug und Trommelstopper haben je eine eigene Schraube als Achse. Eine
darunter liegende zweizüngige Blattfeder drückt den Abzug nach vorne bzw. den
Trommelstopper nach oben. Die dahinterliegende dickere Schraube dient als Achse für den
Hahn. Seitlich am Hahn ist der Transporthebel zum Drehen der Trommel angelenkt, eine
daran angebrachte Blattfeder drückt ihn nach vorne in den Zahnkranz der Trommel. Eine
kleine Rolle am unteren Ende des Hahns stellt den Kontakt zur Schlagfeder her, was zu einem
weicheren Schlossgang führt.
Der über dem Schlossgehäuse liegende Block (engl.: Recoil-Shield) nimmt den Rückstoß auf.
Typisch für Colt (und von allen Andern kopiert) ist seine Kugelform, die das Ziehen der
Waffe erleichtern soll. Er hat hinten eine Ausfräsung (engl.: Hammer slot) zur Aufnahme des
Hahns. Die in den Block eingeschraubte Trommelachse hat eine gewindeförmige Eindrehung,
diese dient zur Fettaufnahme und zur Verhinderung des Blockierens der Trommel durch
Pulverrückstände.
Modelle mit einer zusätzlich montierbaren Schulterstütze haben links und rechts eine
Ausfräsung am Block sowie je eine Schraube unten am Systemkasten zur Führung der
gabelförmigen Schulterstütze; diese wird hinten am Griff mit einer hakenförmigen
Vorrichtung fixiert.
Trommel
Die zylinderförmige Trommel ist nicht durchgebohrt, Pulver und Kugeln können nur von
vorne geladen werden. Die 5 oder 6 Kammern haben hinten ein Gewinde zur Aufnahme der
Pistons.
Die Pistons sind am hinteren Ende der Trommel versenkt und damit von einander abgeschirmt
angebracht, um ein Überspringen des Funkens auf die nächste Kammer zu verhindern. Die
Pistons sind eingeschraubt und somit austauschbar, ausgenommen bei einigen RootsModellen. Auf der Rückseite der Trommel ist zentral ein Zahnrad eingearbeitet, in welches
der Transporthebel einrastet. Beim Spannen des Hahns dreht dieser Hebel die Trommel und
bringt damit die nächste geladene Kammer in Schussposition.
Bei den meisten Modellen ist die Trommel zylindrisch. Die Oberfläche hat Einfräsungen in
welche der Trommelstopper einrastet um die Trommel bei gespanntem Hahn exakt vor dem
Lauf auszurichten und zu arretieren. Auch im nicht gespannten Zustand ist die Trommel fest
fixiert. Will man diese zum Laden drehen, muss man den Hahn halb spannen. Damit gibt der
Trommelstopper die Trommel frei und diese kann dann im Uhrzeigersinn gedreht werden.
Auf der Rückseite der Trommel ist je ein Zapfen zwischen den Pistons angebracht; der Hahn
hat eine entsprechende Einfräsung auf seiner Vorderseite. Um die Waffe zu sichern, hebt man
den Hahn etwas an, dreht die Trommel nur halb weiter und senkt dann den Hahn auf diesen
Zapfen ab. Damit wird erreicht, dass der Hahn nicht auf eine geladene Kammer treffen kann.
Wird der Hahn von hinten angeschlagen, so passiert nichts.
Die meisten Colt-Perkussionsrevolver haben eine eingrollte Kampf- oder Schlachtszene auf
der Trommel. Einige spätere Modelle haben kannelierte Trommeln (Englisch: fluted
cylinder), d. h. ein Teil des Materials wird zwischen den Pulverkammern herausgefräst um
Gewicht zu reduzieren. Diese Ausfräsungen sind für das charakteristische Bild einer
Revolvertrommel, wie wir sie heute kennen, verantwortlich.
Griff/Griffrahmen
Der Griffrahmen aus Messing besteht aus zwei Teilen. Der vordere Teil mit dem Abzugbügel
ist mit 3 Schrauben am Systemkasten befestigt und deckt den Schlossmechanismus ab. An
seinem unteren Ende ist die Schlagfeder mit einer Schraube befestigt. Der hintere Teil hält
den einteiligen Griff aus Walnussholz fest, er ist mit 2 Schrauben am Systemkasten befestigt
und mit einer dritten Schraube mit dem vorderen Griffrahmen verbunden. Neben dem
serienmässigen Walnussgriff konnten auch Griffe aus Elfenbein, Horn, Perlmutt oder anderen
Materialien geordert werden. Bei Revolvern für Armeelieferungen war der hintere
Griffrahmen aus Stahl oder Messing, für den zivilen Markt wurde er zusätzlich versilbert.
Bei frühen Revolvern ist die Schlagfeder V-förmig und überträgt ihre Kraft direkt auf den
Hahn. Ab ca. 1849 wurden Blattfedern eingesetzt. Sie waren billiger und zuverlässiger und
übertragen ihre Kraft auf den Hahn mittels einer an diesem angebrachten Übertragungsrolle,
was zu einem weicheren Schlossgang führt.
Colt Paterson „Holster Model“, Patentzeichnung 1839
Colt Navy Mod 1851
Dieses klassische Modell war auch bei den Zivilisten sehr beliebt und daher weit verbreitet.
Colt Army 1860 frühe Ausführung mit kannelierter Trommel
Colt Army 1860 zivile Ausführung, in einer Holzkassette, mit Zubehör
Colt Navy 1861
Police Modell von 1862
Colt Police 1862
Colt Single Action Army
Colt Single Action
Der Colt Single Action Army ist der erste von der Colt´s Patent Firearms Manufacturing
Company hergestellte großkalibrige Patronenrevolver mit geschlossenem Rahmen. Die
sechsschüssige Trommel wird – wie bei allen Single Action Revolvern – durch das Spannen
des Hahns weitergedreht.
Geschichte
Rollin White, ein Angestellter von Colt, ließ einen Lademechanismus für Revolver
patentieren. Das Patentmodell hatte eine zylindrisch durchbohrte Trommel. Da Colt kein
Interesse zeigte, verkaufte White das ab dem 3. April 1855 für die Dauer von 14 Jahren
laufende Patent an Horace Smith und Daniel B. Wesson. Diese brachten bereits 1857 den
Smith & Wesson No 1 auf den Markt. Sie vergaben auch eine Lizenz an Remington zur
Herstellung von durchbohrten Revolvertrommeln für den Remington New Model Army und
kleinere Modelle. Andere Waffenhersteller, unter ihnen auch Colt, versuchten dieses Patent
zu umgehen, jedoch ohne Erfolg. Erst das Veto von US-Präsident Grant gegen die
Verlängerung des Patents machte im April 1869 den Weg frei zur Entwicklung moderner
Hinterlader-Revolver.
Um Lagerbestände abzubauen, brachte Colt zuerst auf Hinterladung umgebaute ColtPerkussionsrevolver auf den Markt und gleichzeitig entwickelte die Firma einen Army 42 und
später Colt Open Top genannten Revolver für Armeetests, der mit seinem offenen Rahmen
noch auf den älteren Modellen basierte. Da keine dieser Waffen den letzten Spezifikationen
der US Army entsprachen, wurde der Chefingenieur bei Colt, William Mason beauftragt,
einen Revolver mit geschlossenem Rahmen für die damalige Armeepatrone .44 S & W
American zu entwickeln.
Die oft gehörte Meinung, Colt habe den geschlossenen Rahmen bei Remington abgeschaut,
ist falsch, gab es doch bereits im Jahr 1855 Colt-Revolver mit geschlossenem Rahmen, 1860
auch Versuchsmodelle im Kaliber .44 Rimfire.
Im Frühjahr 1872 war der Prototyp des Single Action Army fertiggestellt. Anstatt einer
Nummer war auf dem Rahmen die Bezeichnung 44 NM 1872 eingeschlagen. Im Juni 1872
folgte die Nummer S 1 und im November wurde Nr. S 2 an die verantwortlichen Stellen der
US-Armee als erste Testwaffe ausgeliefert, der weitere 36 Waffen aus der frühen
Serienfertigung folgten. (NM steht für New Model und S für Sample, deutsch: Muster)
Diese Colt Single Action Army durchliefen alle Armeetests erfolgreich und waren dem Smith
& Wesson No 3 überlegen. Da die Munition im Kaliber .44 S&W nicht befriedigte, wurde
Colt beauftragt, eine bessere Patrone zu entwickeln, was zur .45 Long Colt Patrone führte.
Die Serienproduktion des Colt Single Action Army begann am 1. März 1873 mit der Nummer
1 und endete 1941 mit der Nummer 357.859, wobei die letzten etwa 800 Revolver nach dem
Zweiten Weltkrieg ausgeliefert wurden.
Da sich die Waffe durch ihre einfache Bedienung sowie ihre Robustheit auszeichnete, fand sie
schnell auch bei Zivilisten Beliebtheit. Dazu trug im Wilden Westen bei, dass die zivilen
Versionen ab 1877 auch die Patronen des Winchester-Gewehrs verschossen. Die Cowboys
mussten so für die beiden Waffen nur eine Sorte Patronen mit sich tragen. Der Colt
Peacemaker war ein Erfolg, die gesamte Vorkriegsproduktion betrug über 350.000 Stück.
1941 wurde die Produktion eingestellt und 1956 auf vielseitiges Verlangen wieder
aufgenommen.
Seine Beliebtheit führte zu Spitznamen wie „Peacemaker“ (Friedensstifter), „Equalizer“
(Gleichmacher) und „Widowmaker“ (Witwenmacher).
Technik und Sicherheit
Colt SAA – Schlossmechanismus, Trommel und Ausstoßer
Colt-Hahn mit Klinke
Der sechsschüssige Colt Single Action wurde in verschiedenen Ausführungen hergestellt,
hauptsächlich im Kaliber .45 Colt und .44-40 in den Lauflängen 4¾ bis 5½ und 7½ Zoll.
Revolver mit kürzeren Läufen sind selten, sie wurden „Sheriff’s Model“ oder „Storekeeper“
genannt und hatten keinen Ausstoßer. Andere Lauflängen wurden auf Bestellung hergestellt.
Bekannt sind Revolver mit 16-Zoll-Läufen und montierbaren Anschlagkolben, die
„Buntlines“.
Der Schlossmechanismus des Colt Single Action entspricht noch heute dem seiner Vorgänger.
Wie beim Colt Walker Model 1847 besteht er aus vier beweglichen Teilen – dem Hahn
(Hammer); der Klinke (Hand), die über den Zahnkranz die Trommel dreht (Cylinder,
Ratchet); dem Hebel (Cylinder Locking Bolt), der die Trommel zum Schuss blockiert und
dem Abzug (Trigger). Der Hammer trägt hinten eine Rolle (Hammer Roller) als Kontakt zur
Schlagfeder (Mainspring); über einen Nocken betätigt er auch die Klinke. Zwei Federn
bringen Klinke, Hebel und Abzug jeweils in die zur Funktion richtige Position.
Schwarzpulverwaffen verschmutzen rasch. Dies führte bei Revolvern dazu, dass sich
Pulverrückstände zwischen der Trommelachse und der Trommelbohrung festsetzten und die
Trommel blockierten. Colt half dem bei den Perkussionsrevolvern ab, indem er eine
schraubenförmige Rinne in die Trommelachse drehen ließ. Diese war als Fettdepot gedacht
und nahm beim Schießen Pulverrückstände auf.
Beim Colt Single Action Army 1873 wurde eine andere Lösung gefunden: Zwischen die
Trommelachse (Base Pin) und die Zentralbohrung der Trommel wurde eine drehbare Büchse
(Base Pin Bushing) eingesetzt, so mussten zwei Lager blockiert sein, bevor sich die Trommel
nicht mehr drehen ließ. Zudem war mit der eingesetzten Büchse eine genauere Passung
möglich als mit der Trommel. Die flanschförmige Erweiterung der Büchse lag am vorderen
Achslager genau an und verhinderte das Eindringen von Pulverrückständen.
Auch die Klinke, die beim Spannen des Hahns die Trommel dreht, wurde verbessert. Anstatt
eines einfachen Nockens hatte sie einen Doppelnocken, der in zwei Zähne des Transportrades
der Trommel eingriff.
Alle diese Maßnahmen führten dazu, dass der Colt Single Action Army bei den Tests der
Armee wesentlich später als seine Konkurrenten blockierte.
Der Hahn hat drei Rasten. Die erste wird „Sicherheitsraste“ genannt, obwohl damit keine
echte Sicherheit erreicht wird, fällt der Revolver auf den Hahn, so kann ein Schuss ausgelöst
werden. Die zweite Raste dient zum Laden, da die Trommel in Uhrzeigerrichtung frei rotieren
kann. Die erste und zweite Raste sind hakenförmig ausgeführt, um den Abzug zu blockieren.
Der Colt Single Action wurde als Schwarzpulverwaffe entwickelt. Aus Armeedokumenten
geht hervor, dass bis 1883 für den Rahmen Schmiedeeisen verwendet worden ist, nachher
wurde auf Stahl übergegangen. Die Rohrahmen und andere Teile wurden im Gesenk
geschmiedet, spanabhebend bearbeitet, geschliffen, poliert und auf Fehler und Maßhaltigkeit
geprüft. Die Läufe wurden aus Rundmaterial hergestellt. Die ersten für Armeetests gefertigten
Waffen waren für die damalige Armeepatrone im Kaliber .44 S & W American gefertigt. Die
Läufe hatten sieben Züge mit Progressivdrall. Auf Verlangen der Armee wurde auf das
Kaliber .45 übergegangen und die neuen Läufe erhielten sechs Züge mit konstantem Drall.
Bis etwa 1895 wurde die Trommelachse vorne durch eine schräg im Rahmen eingesetzte
Schraube festgehalten. Ab 1896 wurde diese Halterung aufgegeben. Sie wurde durch einen
quer im Rahmen eingesetzten federbelasteten Bolzen ersetzt, der eingedrückt werden muss,
um die Trommelachse freizugeben. Unter Sammlern werden die alten Rahmen
Alle an die US-Armee gelieferten Cavalry Single Actions und der größte Teil der zivilen
Peacemakers hatten buntgehärtete Rahmen, die Trommel, der Lauf, die Ausstoßerhülse und
der Griffrahmen waren brüniert (gebläut). Serienmäßig wurden viele Revolver auch
vernickelt, andere Oberflächenbehandlungen waren selten.
Die einteiligen Walnussholz-Griffstücke für Armeewaffen waren geölt, bei zivilen Waffen
war das Griffstück lackiert, ab 1882 waren zweiteilige Griffschalen aus Guttapercha und
Hartgummi erhältlich, was später zur Norm wurde. Seltener bestanden Griffschalen aus
Elfenbein und Perlmutt.
Die Revolver wurden von Spezialisten montiert und einreguliert, bis sie perfekt
funktionierten. Nachher wurden sie beschossen und auf kurze Distanz eingeschossen.
Die zivilen Waffen wurden während des gesamten Herstellungsprozesses laufend geprüft,
schätzungsweise 0,3 % wurden ausgeschieden. Der Übergang auf die rauchfreien
Pulversorten verlangte engere Toleranzen und erst ab 1900 garantierte Colt die einwandfreie
Funktion seiner Waffen mit der neuen Munition.
U.S Cavalry Single Action
Colt Model 1873, U.S. Artillery Model
Die Texas Rangers waren die erste Truppe, die ab 1839 Coltrevolver erhielten.
Colt Bisley
Vergleich SAA Links, Bisley rechts
Der Bisley ist am längeren, steileren und höher angesetzten Griff sowie dem breiteren
Hahnsporn
Signed: ranger (mildi)
Quelle: Wikipedia