Rolex Fastnet Race 2011
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Rolex Fastnet Race 2011
Rolex Fastnet Race 2011 an Bord der „Norddeutschen Vermögen Hamburg“ Zu Beginn dieses Jahres wurde mir überraschend die Frage gestellt, ob ich nicht Lust hätte, das Rolex Fastnet Race 2011 an Bord der „Norddeutschen Vermögen Hamburg“ (NV) mitzusegeln. Die Antwort fiel mir nicht schwer, und so fand ich mich recht schnell auf der Crewliste für die 608 nm lange Regatta wieder. Anfang April, bevor die NV zum Transatlantik Race verschifft wurde, legten wir ein intensives Trainingswochenende nach Helgoland ein. Die Monate rasten dahin und auf einmal war er da, der 5. August, der Tag, an dem sich die Überführungscrew in Glückstadt traf, um die NV nach Südengland zu segeln. Sie bestand aus dem Die Regattaroute, 608 nm Skipper Jan Gallbach, Arne Moritz, Marvin und Davina Schlesiger, Lasse Szczepaniak, Philipp Schneider, Janne Höpken und mir. Wir alle gehören zur Fastnetcrew, so dass der Törn von Glückstadt nach Hamble als Training angesehen wurde. Doch dieser über 300 nm Trainingstörn stellte sich als härter heraus, als gedacht. Am Samstagmorgen, den 6. August 2011 liefen wir bei Flaute in Glückstadt aus; als dann Wind genug vorhanden war, so dass wir segeln konnten, kam er auch aus der richtigen Richtung, also konnten wir den Spi ziehen und segelten mit ihm in die Abenddämmerung. Als der Wind drehte, mussten wir den Spi wegnehmen. Leider drehte der Wind weiter westwärts und uns stand eine volle Kreuz mit bis zu 30 kn Wind (7 Bft) bevor. Stürmische Überfahrt nach England Nach zwei Tagen und einer Nacht mit einigen Ausfällen, nicht nur in der Crew, sondern auch am Material (so brach eine Relingstütze und ein Backstag) entschied unser Skipper, dass wir Den Helder in den Niederlanden anlaufen. Dies taten wir, um die Reparaturen durchzuführen und weil es noch mehr aufbrisen sollte, in Böen bis zu 10 Bft. Nachdem am nächsten Morgen alle Reparaturen erledigt waren, setzten wir unsere Reise fort. Einen Tag später erreichten wir die englische Küste. Bei leichtem Wind und kühlem, aber sonnigem Wetter, ging es vorerst halbwinds und später wieder gewohnt kreuzender Weise westwärts, bis wir am Mittwochmorgen pünktlich zum Wachwechsel in "Port Hamble" eingelaufen sind. Dort angekommen begannen wir sofort, ohne Verschnaufpause, unsere „to-do-Liste“ abzuarbeiten. Am 11. August fuhren wir mit der Fähre von Southampton nach Cowes, schließlich mussten wir zum Regattabüro und wir wollten ja auch noch etwas von der „Cowes Week“ sehen. Inzwischen waren die restlichen Crewmitglieder Jens Sakkiettibutra, Meinhard Braedel und Leif Gebhardt in Hamble eingetroffen, so absolvierten wir am Freitag noch einen ausgiebigen Trainingsschlag im Solent. Dabei fielen uns wieder etliche Dinge auf, die noch optimiert werden mussten, an einem Regattaschiff muss man halt immer sehr viel basteln. Am nächsten Tag, nur noch ein Tag bis zur Regatta, begann dann das große Ausstauen und die restlichen Gegenstände wurden an Bord segelsicher verstaut. So durfte jedes Crewmitglied nur eine Plastiktüte mit persönlichen Sachen neben dem Ölzeug mitnehmen. Nun folgten noch die Wacheinteilung, sowie eine weitere Sicherheitseinweisung, bevor jeder noch mal den Luxus einer Dusche genoss und es dann früh in die Kojen ging. Schließlich waren alle heiß auf das Rennen, besonders, da es die erste Langstreckenregatta gegen das andere Vereinsschiff, die „Haspa Hamburg“, war. Dann war er endlich da, der langersehnte Tag des Regattastarts. Bei bestem Wetter liefen wir in Hamble gegen 0930 aus, schließlich mussten wir uns unter Sturmbesegelung an einem der zwei Gates anmelden. Um 1230 fiel endlich der Startschuss für uns und nach einer schönen Startkreuz mit ordentlich Wind und gutem Seegang bei den Needles mussten wir bis Bill of Portland weiterhin kreuzen. 314 Boote am Start vor Cowes Auf dem Weg zu Land’s End hatten wir ungeahnte Aufgaben zu erfüllen. Bei einem der wohlbekannten und alltäglichen Segelwechseln bemerkten wir, dass eine der Lattentaschen der Genua3 eingerissen war und die Latte fehlte. Zum Glück hatten wir nicht alle Ersatzlatten ausgestaut, aber es war immer noch das Problem des Risses zu lösen. Dieser war zu groß, als dass man einen Segelpatch hätte raufkleben können, also blieb uns nur das Nähen. Da das Tuch an den Segellattentaschen extrem dick war und wir kaum mit der Nadel durchkamen, entstand die tolle Idee die Löcher mit eingespannter Nadel im Akkuschrauber vorzubohren. Gesagt, getan. So war die G3 wieder rechtzeitig fertig und konnte gesetzt werden, als der Wind wieder zunahm. Am Dienstag war es dann endlich soweit, die Irische Küste erschien am Horizont, somit konnte der Fastnet Rock auch nicht mehr weit entfernt sein. In den Mittagsstunden rundeten wir dann bei bestem Segelwetter und in Begleitung von einigen Class40s den markanten Felsen. Jetzt konnten wir den Spi setzen und segelten mit bis zu 16,5kn wieder Richtung England, mit Kurs auf Plymouth. Auf unserem Weg zurück nach England wurden wir von etlichen Delfinschulen begleitet, was einige von uns wieder zu kleinen Kindern werden ließ, die mit großen Augen die Delfine verfolgten. Der Rückweg gestaltete sich deutlich ruhiger als der Hinweg zum Felsen, zwar blieben wir auf ihm nicht vom Kreuzen verschont, aber der Wind war weniger, so konnten wir weitestgehend mit der G1 segeln. Zudem waren die Nächte nun auch trockener, da es nicht mehr regnete. Wie es sich für eine Regatta gehört endete auch das Fastnet Bestes Segelwetter Race mit einer Zielkreuz, nur unsere erstreckte sich über 90 nm. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag würde es dann endlich soweit sein, wir würden die Ziellinie überqueren. Auch auf den letzten Meilen lieferten wir uns einen erbitterten Zweikampf mit der „Shakti“ und um 0105 war es dann so weit, kurz nach der „Shakti“ und eine Stunde nach der „Haspa Hamburg“ überquerten wir glücklich die Ziellinie. Unsere gesegelte Zeit betrug drei Tage, 12 Stunden und 35 Minuten. Der Großteil des Regattafeldes war noch hinter uns. Als wir fest waren, wurde zuerst auf den Tracker gesehen und dann gehofft, dass der Wind abnehmen würde. Unser Hoffen wurde erhört und einige Regattateilnehmer mussten aufgrund von Flaute eine Meile vor der Ziellinie bis zu fünf Stunden ankern, damit sie der Strom nicht rückwärts trieb. Somit rutschten wir in der Ergebnisliste weiter nach oben. In der IRC Gesamtwertung belegten wir von allen 314 teilnehmenden Schiffen nach berechneter Zeit den 43. Platz und wurden bestes deutsches Schiff. Am Donnerstagmorgen war es dann soweit: Nach langem Anstehen und nachdem man sich von irgendjemandem Duschgel organisierte, das eigene war ausgestaut, konnten wir unter die langersehnte Dusche. Zum Frühstück verdrückte jeder von uns einen riesigen englischen Burger, dann tankten wir und brachen wieder Richtung Hamble auf. Wir mussten ein gutes Stück motoren, bis wieder genügend Wind zum Segeln war. Der Regattamodus war bei allen abgeschaltet und so verfielen wir alle ins Tourensegeln. Somit stellten sich die 120 nm als Erholung dar. In Hamble wurde das Schiff komplett von uns gereinigt, alles Ausgestaute wieder eingestaut und wieder auf die Tourensegel gewechselt. Als Abschluss der hervorragenden Regatta warfen wir den Skipper ins Hafenbecken. Der Skipper nach dem unfreiwilligen Bad Am 19. August liefen wir in Richtung Heimat aus. Die nächsten zwei Tage entpuppten sich zu richtigem Kurze-Hose-Segeln bei bestem sommerlichem Wetter. Erst auf Höhe von Terschelling mussten wir wieder hoch ran und von da an den letzten Tag kreuzen. Als wir am 23. August gegen 1530 das Elbfahrwasser erreichten, wurde der Himmel immer bedeckter und das englische Wetter hatte uns bald darauf eingeholt. So legten wir die letzten Meilen bis nach Cuxhaven im strömenden Regen und, da der Wind weiter auf Südost drehte, unter Maschine zurück. Pünktlich beim Anlegen hörte es zu Malte Maaß am regnen auf, so konnten wir die Kapuzen wieder absetzten. Nun wurde Ruder der NV wieder der Luxus einer Dusche genossen. Bevor der Abend mit der Haspacrew in der Seglermesse der SVC bei Schnitzel und Bier ausklang, begrüßte uns unser 1. Vorsitzender Friedhelm Landwermann herzlich in Cuxhaven. Für mich endete die Reise am 24. August in der SVC und die NV fuhr weiter nach Kiel zur Schifffahrtsregatta. Alles in allem hatte ich nun 19 aufregende, spannende, anspruchsvolle und erfolgreiche Tage hinter mir, in denen über 1500 nm bei ständig wechselnden Wetterbedingungen zurückgelegt wurden. Ich habe auf dieser Tour viel gelernt, wir hatten einen guten Zusammenhalt in der Crew und die Regatta hat Spaß gemacht. Nun kann die nächste (Langstrecken-) Regatta kommen, ich bin bereit! Malte Maaß