aktuell Nr. 30 vom 03.08.2015 ( PDF , 8,5 MB)

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aktuell Nr. 30 vom 03.08.2015 ( PDF , 8,5 MB)
D 8512
51. Jahrgang
NAchrichteN
BuNdeswehr
Der schwarze Tod
Nr. 30
Montag, 3. August 2015
Ein Auftrag in Afrika
Die Pest gilt als ausgestorben.
Mediziner der Bundeswehr
befassen sich trotzdem mit der
Seuche.
Seiten 6/7
Deutschland stellt mit Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle erstmals bei
EUTM Mali den Force Commander –
die Verteidigungsministerin war vor Ort. Seiten 3 und 5
m
Vor 70 Jahren beenden die USA
mit den Atombombenabwürfen
über Hiroshima und Nagasaki
den Krieg mit Japan.
Seite 9
S
Robert und Artem Harutyunyan
sind Sportsoldaten und werden
schon die „kleinen Klitschkos“
genannt.
Seite 10
Foto: Bundeswehr
Video der woche:
HAPPY BIRTHDAY –
Fünf Jahre Bundeswehr auf
YouTube:
Von der Filmschau bis zum YouTube-Kanal der Bundeswehr. Die
Videoproduktion feiert mit mehr
als 1700 Videos fünfjähriges
Jubiläum und hat sich zu einem
der größten Militärkanäle entwickelt. Wie die Videos entstehen
und wie es früher aussah– all das
ist in diesem Beitrag zu finden.
Doch wir wollen nicht nur einen
Einblick aus erster Hand geben,
sondern uns bei den Usern bedanken, dass sie den Kanal zu dem
machen, was er ist.
(eb)
Der Beitrag „Fünf Jahre
von Florian Stöhr
Bamako. Malis Verteidigungsministerium wirkt nicht wie die
Zentrale einer Armee, die sich
im Kampf befindet. Über einer
Mauer auf dem Paradeplatz hängt
ein Teppich zum Trocknen. Im
Hintergrund waschen Menschen
ihre Kleidung. Die Hauptstadt
Bamako liegt aber auch im stabilen Süden des Landes. Die
Soldaten, die zum Empfang
der deutschen Verteidigungsministerin angetreten sind, stehen nicht ganz ausgerichtet in
einer Linie. Die Hymnen klingen noch etwas blechern. Viel
wichtiger ist, dass die mali-
YouTube Bundeswehr“
unter www.youtube .
com/bundeswehr.
[email protected]
schen Soldaten den Norden stabilisieren. Die frühere „Musterdemokratie“ in Westafrika hat
das Gebiet an Islamisten und
Tuareg-Rebellen verloren. Mit
internationaler Hilfe sollen die
Soldaten die Kontrolle über das
Territorium zurückerlangen.
Der deutsche Beitrag zur Stabilisierung Malis begann im
Frühjahr 2013. Die Bundeswehr engagierte sich zunächst
beim Transport von Truppen
und anderen Unterstützungsleistungen. Zwei Jahre später sind
rund 170 deutsche Soldaten in
Mali stationiert. Sie sind Teil der
UN-Mission MINUSMA und der
europäischen Trainings- und Aus-
bildungsmission EUTM Mali.
Vergangene Woche hat die Bundeswehr das Kommando über die
rund 580 Soldaten der gesamten EU-Mission übernommen.
An dem feierlichen Übergabeappell an Brigadegeneral Franz
Xaver Pfrengle nahm auch Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen teil. Denn Mali ist
zum Schwerpunktland des deutschen Engagements in Afrika
geworden.
Die Ministerin reiste schon am
Vortag an, um politische Gespräche in Bamako zu führen. Es
war bereits ihr zweiter Besuch
in dem Krisenland – ein „Prototyp“, so von der Leyen, für eine
breit aufgestellte und nachhaltige
Stabilisierung eines Staates. Im
Hauptquartier von MINUSMA
tauschte sie sich mit dem Leiter
der UN-Mission, Mongi Hamdi,
und dem Kommandeur, Generalmajor Michael Lollesgaard, aus.
Die Mission steht an der Spitze
der internationalen Anstrengungen. Sie umfasst rund 9150 Soldaten und 1060 Polizisten aus
mehr als vierzig Ländern. Ihr
Auftrag ist es, das Land zu stabilisieren und die Rebellen im Norden zu entwaffnen. Dafür sind
die Blauhelmtruppen mit einem
robusten Mandat ausgestattet.
Fortsetzung Seite 3
2
aktuell
Intern
3. August 2015
Foto: dpa/pa
BIlD Der WOcHe
Uniform trifft Schwermetall: Das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg spielt beim Wacken-Festival gemeinsam mit der Heavy-Metal-Band U.D.O. Um die Soldaten
im Einsatz zu würdigen, traten die Kameraden aus Siegburg im Feldanzug mit Drei-Farb-Tarndruck auf.
IMpreSSUM
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ZItAt
Edi
„Einen Kollaps sehe ich nicht auf uns zukommen.“
In der vergangenen Woche hat
die Bundeswehr mit Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle erstmals das Kommando über die
multinationale Ausbildungsmission der Europäischen Union in
Mali (EUTM) übernommen. Seit
dem Frühjahr 2013 ist Deutschland an der Mission beteiligt und
stellt mit rund 160 Soldaten derzeit rund ein Drittel des Gesamtkontingents.
Für Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen ein guter
Anlass, persönlich an der Kommandoübergabe teilzunehmen
und mit den eingesetzten Soldaten vor Ort zu sprechen. Auch
wenn Mali kaum im Fokus der
deutschen Öffentlichkeit steht,
spielt das Land genauso wie seine
nordafrikanischen Nachbarn eine
bedeutsame Rolle für Europa.
Denn durch Mali und seine
Nachbarländer laufen zahlreiche
Routen, auf denen die Flüchtlinge
ihren Weg nach Europa nehmen.
Und mit seiner langen, kaum kontrollierbaren Grenze zu Algerien
ist das Land ebenso Transitgebiet
für Waffen und Kämpfer aus dem
terrorgeplagten Libyen.
Das vor kurzem unterzeichnete Friedensabkommen der
malischen Regierung mit den
Tuareg sei deshalb ein wichtiger Schritt für mehr Stabilität in
Städtetag-Geschäftsführer Stephan Articus im Gespräch mit der
Passauer Neuen Presse über die Bewältigung des zunehmenden
Flüchtlingsaufkommen in Städten und Kommunen.
KAlenDerBlAtt
Vor 50 Jahren: Am 6. August 1965 unterzeichnet der US-amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson einen Zusatz zum 15. Artikel der
US-amerikanischen Verfassung. Der „Voting Rights Act“ ermöglicht
Afro-Amerikanern ohne Einschränkungen die Teilnahme an Wahlen.
Vor 55 Jahren: Am 3. August 1960 wird die ehemalige Kolonie
Französisch-Westafrika als Republik Niger unabhängig. Niger zählt
bis heute zu den ärmsten Ländern der Welt – im aktuellen Human
Development Index der Vereinten Nationen steht das Land auf dem
letzten Platz.
Vor 60 Jahren: Am 5. August 1955 rollt der ein-millionste VWKäfer vom Band. Bis in die 70er-Jahre bleibt der Käfer das meistverkaufte Auto in Deutschland – und Symbol des westdeutschen
Wirtschaftswunders.
Vor 70 Jahren: Am 8. August 1945 vereinbaren Vertreter der vier
Siegermächte nach Ende des Zweiten Weltkriegs, einen internationalen Militärgerichtshof zu bilden. Damit entsteht erstmals ein internationales Gericht, das Verletzungen des Völkerrechts ahnden
soll. Im November 1945 beginnt daraufhin der Nürnberger Prozess.
Vor 80 Jahren: Am 3. August 1935 wird nach fünfjähriger Bauzeit
die erste Nord-Süd-Autoverbindung durch die österreichischen Alpen eröffnet: die Großglockner Hochalpenstraße. Sie verbindet die
beiden österreichischen Bundesländer Salzburg und Kärnten. (eb)
Mali, erklärte von der Leyen bei
ihrem Besuch in der malischen
Hauptstadt.
Der zweite Teil ihrer Reise
führte die Ministerin dann nach
Tunesien (Seite 3). Der Terrorismus in dem Land sei der gleiche, der auch Sicherheit und
Freiheit in Europa bedrohe, sagte
von der Leyen. Die Bundesregierung sehe deshalb eine Verantwortung, Tunesien zur Seite
zu stehen.
Auch für uns als Redaktion der
Bundeswehr spielt der Einsatz in
Mali in dieser Woche eine Rolle:
Wir verabschieden eine Kameradin in das Einsatzgebiet. Sie
wird in den nächsten Monaten
aus Mali berichten – auch hier in
der aktuell. Für ihre Zeit im Einsatz wünschen wir ihr alles Gute!
Björn Lenz
Ressortleiter Technik
3. August 2015
MinisteriuM / Hintergrund
Bereit zu mehr
Verantwortung
aktuell
3
Hilfe für Tunesien
T
Ministerin von der Leyen in Mali.
Das kürzlich unterzeichnete
Friedensabkommen zwischen
der Regierung und den Rebellen ist das dominierende Thema.
Es stand auch bei den Gesprächen
mit Staatspräsident Ibrahim Boubacar Keïta und ihrem Amtskollegen Tiéman Hubert Coulibaly
im Mittelpunkt. Mali befindet sich in einer „entscheidenden Phase“, so von der Leyen.
Sie erwartet von der Regierung,
dass sie den Versöhnungsprozess
vorantreibt. Deutschland werde
dabei helfen: „Mali braucht nachhaltige Hilfe, um dieses Friedensabkommen auch umzusetzen, und
hier ist Deutschland, aber auch
die Europäische Union, sehr
engagiert.“ Für von der Leyen
geht es vor allem darum, Erfolge
für die Bevölkerung sichtbar zu
machen. Neben der Stabilisierung
des Landes werde Deutschland
daher auch beim staatlichen und
wirtschaftlichen Aufbau helfen.
Deutschland hat sich zu einer
Führungsnation in Mali entwickelt. Was das bedeutet, zeigte
die Ministerin im Gespräch mit
Vertretern der Tuareg aus dem
Norden. Dort nimmt sie die Rolle
der Vermittlerin ein. Die Tuareg wollen den Prozess der Entwaffnung der Rebellen mitgehen. Dafür erwarten sie, dass
Teile von ihnen in die malische
Armee integriert werden. Von der
Leyen befürwortet die Integration
aller Bevölkerungsgruppen in die
Streitkräfte. Denn sie müssten
„schlagkräftig aufgestellt“ werden, um diejenigen zu bekämpfen, die sich weiter gewaltsam
gegen einen Frieden stemmen.
Ausbilden und
Beraten
Mit dem Kommando von EUTM
Mali steht Deutschland zum ersten Mal in Afrika in der Verantwortung, einen europäischen Einsatz zu führen. Die Mission geht
auf Bitten der malischen Regierung und einen Beschluss des UNSicherheitsrats zurück. Sie
umfasst neben der Ausbildung der
Soldaten auch die Beratung des
malischen Verteidigungsministeriums und der Führungsstäbe der
Armee. 24 Staaten sind beteiligt.
Im Trainingslager in Koulikoro, 60 Kilometer nordöstlich
von Bamako, werden die malischen Soldaten ausgebildet,
damit sie ihr Land eigenständig
schützen können. Die europäische Mission ist ein Erfolg. Bislang wurden 6000 Soldaten ausgebildet. Unter dem Titel „Train
the Trainer“ wurden außerdem 80
malische Ausbilder geschult. Sie
sollen die Arbeit der Europäer
schrittweise übernehmen. Angesichts des Ausrüstungs- und Ausbildungsstands der Streitkräfte
sollte man sich aber keinen Illusionen hingeben. So seien ein
„langen Atem“ und „große Aus-
Foto: dpa/pa (2)
Fortsetzung von Seite 1
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (2.v.r.) im Gespräch mit
einer malischen Soldatin.
Kommando übernommen: Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle
(2.v.r.) – Mission Commander für fast 600 Soldaten.
dauer“ nötig, bis das Land wieder
auf eigenen Beinen stehen kann.
Fluchtursachen
begegnen
Wiederholt hat von der Leyen
während ihres zweitägigen Aufenthalts auf einen Zusammenhang hingewiesen, der auch
für Deutschland immer wichtiger wird. Die Menschen in Mali
bräuchten neben einem sicheren
Umfeld auch eine wirtschaftli-
che Perspektive. Denn Mali sei
sowohl „Transitland als auch
Ursprungsort“ für die Flüchtlingsströme aus Afrika, die die europäischen Staaten unter Druck setzen. Von der Leyen versteht das
deutsche Engagement auch als
Beitrag, „dass Menschen nicht
mehr fliehen müssen vor Gewalt
und Hoffnungslosigkeit“. Die
Ministerin möchte die Ursachen
von Flucht und Vertreibung am
Ort ihrer Entstehung bekämpfen.
Auch hierfür ist Mali ein Beispiel.
Und jetzt?
Das Ministerium
im Überblick
Das Buch „Am Hindukusch – und weiter?“ beleuchtet die Folgen des Auslandseinsatzes.
Berlin. Die Forderung der
NATO, der Vereinten Nationen, der Vereinigten Staaten und
anderer Verbündeter ist eindeutig
– und der Ton wird immer eindringlicher: Deutschland soll sich
intensiver als bisher an militärischen Missionen beteiligen. Doch
die deutsche Öffentlichkeit hat
Vorbehalte, wenn es darum geht,
die Bundeswehr in den Auslandseinsatz zu schicken.
„Am Hindukusch – und weiter?
Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen,
Ausblicke“ nimmt die aktuelle
Debatte zum Anlass, die Auswirkungen und Folgen der Auslandseinsätze der Bundeswehr zu
beleuchten. Im Fokus: Die deutsche Beteiligung am ISAF-Einsatz in Afghanistan. 20 Autoren
– vom Stabsfeldwebel bis zum
ISAF-Regionalkommandeur,
vom Theologen bis zum Journalisten, vom Mediziner bis zum
Mitarbeiter einer Nicht-Regierungsorganisation – kommen zu
Wort. Herausgeber sind Generalleutnant a. D. Rainer Glatz und
der Terrorismusforscher Rolf
Tophoven.
Umfassend und detailliert
arbeiten die Autoren heraus, auf
welche Vorbedingungen und
strukturellen Hindernisse die
Soldaten am Hindukusch trafen.
Zentrales Thema: Die komplexen Anforderungen an eine Friedensmission in einem zerfallenden Staat. Und damit unmittelbar
verbunden: Die Notwendigkeit
eines vernetzten Ansatzes, der
die Arbeit aller Akteure – militärische, politische, polizeiliche
und zivile – miteinander vereint,
um der vielschichtigen Aufgabe
gerecht werden zu können. Dass
genau das in Afghanistan nicht
ausreichend gut funktioniert hat,
darin sind sich die beitragenden
Autoren einig.
Das Buch solle einen Denkanstoß für die „immer noch überfäl-
lige sicherheitspolitische Diskussion zur Standortbestimmung der
Bundesrepublik geben“, schreibt
Glatz – und das erfüllt es sicherlich.
Das Buch leiste einen „möglichen Beitrag“, dass für künftige Auslandseinsätze „die Ziele
frühzeitig und ohne übertriebenen Ehrgeiz formuliert und festgelegt werden“, schreibt General a.D. Egon Ramms in seinem
Grußwort. Auch das wäre möglich. Vorausgesetzt, die Denkanstöße führen zu ganz konkreten
Handlungsansätzen
(vmd)
Rainer L. Glatz/Rolf Tophoven (Hrsg.): „Am Hindukusch
– und weiter?“, Bundeszentrale
für politische Bildung; Berlin;
2015, Taschenbuch: 4,50 Euro;
ISBN: 978-3-8389-0584-6.
Berlin. Mit der
Broschüre „Das
Bundesministerium der Verteidigung stellt
sich vor“ liegt
ab sofort eine
überarbeitete
Version des Wegführers durch
die Abteilungen und Referate
vor. Auf 72 Seiten gibt das Dokument umfassend Einblick in die
derzeitige Struktur des Verteidigungsministeriums an den Standorten in Bonn und Berlin. Die
Broschüre bietet darüber hinaus
die Möglichkeit, sich bis auf die
Ebene der Fachreferate über die
jeweiligen Zuständigkeiten und
Aufgabengebiete zu informieren.
Das Dokument ist ausschließlich
als PDF-Datei zum Herunterladen verfügbar.
(eb)
Mehr auf www.bmvg.de.
Sanktionen gegen
Russland strittig
Berlin. Der Vorsitzende des
Ost-Ausschusses der deutschen
Wirtschaft, Eckhard Cordes, fordert ein Ende der EU-Sanktionen
gegen Russland. Diese könnten
nur dann ihre Wirkung entfalten,
wenn alle mitmachten, sagte Cordes dem Handelsblatt. Die Sanktionen seien aber löchrig, weil
China, Indien, Korea, Lateinamerika und sogar die Schweiz sich
nicht beteiligten. Es werde deutlich, dass „weder der EU noch
den Russen an einer Eskalation
der Lage gelegen ist, und alle
Seiten einschließlich der Ukraine
unter der Situation leiden“. Die
Umsetzung des Minsker Friedensabkommens könne nicht
durch Russland allein erfolgen,
hier sei auch Kiew gefordert,
sagte Cordes. Die Sanktionen
gelten seit einem Jahr. (ilo/ut)
Experten warnen vor
Kampfrobotern
Paris. Renommierte Wissenschaftler haben eine Ächtung sogenannter Killer-Roboter gefordert. Autonome
Waffen, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz ohne menschliche Einwirkung Angriffsziele
auswählen können, müssten verboten werden, so die Experten in
einem offenen Brief bei der Konferenz über Künstliche Intelligenz in Buenos Aires. Zu den
Unterzeichnern gehören auch
der britische Physiker Stephen
Hawking oder Apple-Mitbegründer Steve Wozniak. Angesichts
rasanter Entwicklungen sei der
Einsatz dieser Kriegsmaschinen
„nicht erst in Jahrzehnten, sondern bereits in einigen Jahren“
möglich, hieß es in dem Schreiben. Im Gegensatz zu Atomwaffen seien die Tötungsmaschinen
weder teuer, noch würden für sie
schwer zugängliche Rohstoffe
benötigt. „Die Kernfrage für die
Menschheit lautet, ob sie einen
globalen Rüstungswettlauf mit
solchen Waffen starten oder diesen verhindern will.“ (jh/ans)
Holding bei der
Panzerfertigung
Paris. Der deutsche Panzerbauer
Krauss-Maffei Wegmann und der
französische Rüstungskonzern
Nexter haben vergangene Woche
ihren Zusammenschluss besiegelt. Der Hersteller des Kampfpanzers „Leopard“ und der Produzent des „Leclerc“-Panzers
unterzeichneten einen Vertrag
zur Gründung einer Holding.
„Durch den Zusammenschluss
entsteht eine Einheit, die im internationalen Wettbewerb bestehen
und wachsen kann“, erklärten
beide Unternehmen.
(fs/wes)
Politik / Hintergrund
3. August 2015
Der doppelte
Krieg
Die Türkei bombardiert Stellungen von IS und
PKK – Friedensprozess mit Kurden gekündigt.
Ankara. Lange Zeit hat sich die
Türkei aus dem Kampf gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
(IS) herausgehalten. Vergangene Woche hat die Regierung
einen doppelten „Krieg gegen
den Terrorismus“ ausgerufen und
fliegt seitdem nicht nur Luftangriffe gegen Stellungen des IS,
sondern auch auf Stellungen kurdischer Kämpfer.
Hintergrund: Bei einem Selbstmordanschlag in der türkischen
Stadt Suruc waren vor zwei
Wochen 32 Menschen getötet
und mehr als 100 Personen verletzt worden. Nach Angaben der
türkischen Regierung ist der IS
für das Attentat verantwortlich.
Kurz darauf bekannte sich die
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK),
zwei türkische Polizisten durch
Kopfschüsse ermordet zu haben
– als „Vergeltung für das Massaker von Suruc“. Die PKK wirft
Ankara vor, die Islamisten zu
unterstützen.
Die Kette
der Vergeltung
Als Reaktion auf den Anschlag
in Suruc entschied die türkische
Regierung, den IS zu bekämpfen. Seit dem 24. Juli fliegt die
türkische Armee Luftangriffe.
Allerdings nicht nur auf IS- sondern auch auf PKK-Stellungen–
obwohl PKK-Kämpfer andere
kurdische Gruppen beim Kampf
gegen die Islamisten unterstützen.
Der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdogan erklärte den seit
2012 laufenden Friedensprozess
mit der PKK vergangene Woche
für beendet. Es sei „unmöglich“,
einen Friedensprozess mit denjenigen fortzusetzen, die „die nationale
Einheit“ bedrohen, sagte Erdogan.
Friedensprozess
seit 2012
Die PKK kämpft seit 1978 für
politische Autonomie kurdisch
besiedelter Gebiete in der Türkei. In der EU und in den USA
gelten die PKK und ihre Nachfolgeorganisationen als terroristische Vereinigungen. Gründer
ist Abdullah Öcalan, der 1999 in
der Türkei unter anderem wegen
Bildung einer terroristischen Vereinigung, Sprengstoffanschlägen
und Mord verurteilt wurde und
seitdem in Haft sitzt. Nach Schätzungen unabhängiger Organisationen wurden bei Anschlägen
sowie den Auseinandersetzungen
zwischen PKK und türkischer
Armee seit 1980 mehr als 30 000
Menschen getötet. 2012 verhandelte der türkische Geheimdienst
MIT mit Öcalan über einen Friedensprozess, im Frühjahr 2013
zogen sich schließlich etwa 2000
PKK-Kämpfer aus der Türkei in
den Nordirak zurück.
Foto: imago
aktuell
Proteste in Erbil: Nach türkischen Luftangriffen auf PKK-­Stellungen
im Nordirak gehen PKK-Anhänger auf die Straße.
Erdogan forderte vergangene
Woche auch die Aufhebung
der parlamentarischen Immunität von kurdischen Politikern
in der Türkei, die – seinen Angaben zufolge – Verbindungen zu
„Terrorgruppen“ unterhielten.
Damit greift Erdogan die Kurdenpartei HDP an, die bei den
vergangenen Wahlen mit 13 Prozent einen großen Erfolg erzielte
und Erdogans islamisch-kon-
servative AKP um die absolute Mehrheit im Parlament in
Ankara brachte.
Experten befürchten durch das
Ende des Friedensprozesses eine
weitere Eskalation der Gewalt in
der gesamten Region. Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen sagte, der Versöhnungsprozess mit den Kurden in der
Türkei dürfe nicht gestört oder
aufgekündigt werden.
(eb)
Wie der IS auf der Internetwelle surft
Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ rekrutiert Kämpfer und organisiert Operationen via Internet.
Berlin. Der Islamische Staat (IS)
zeigt sich als Meister der hybriden Kriegsführung. Er kombiniert traditionelle und asymmetrische Mittel wie territoriale
Eroberungen mit Terrorattentaten – und vor allem nutzt er das
Web und netzbasierte Dienste
wie keine andere Terrororganisation vor ihm. Der IS rekrutiert
durch soziale Medien, organisiert
seine Operationen durch What’s
App und nutzt Twitter als Pressesprecher.
Dass Twitter den offiziellen
Account geschlossen hat, tut
dem IS keinerlei Abbruch. Nicht
nur sucht er sich andere Foren
– seine Unterstützer sind nach
wie vor auf Twitter. Etwa 50 000
Accounts (von 300 Millionen insgesamt) gehören zu IS-Sympathisanten und tragen die Propaganda
weiter. Auf Facebook kontaktiert
Foto: dpa/pa
4
IS-Propagandamaterial: Mit der gezielten Verbreitung solcher
­Bilder im Internet wirbt die Terrormiliz IS junge Kämpfer.
der IS gezielt Jugendliche, die
sich für Dschihadisten-Inhalte
interessieren (sichtbar durch
das Klicken des „das gefällt
mir“-Daumens). Seine Angriffe
auf die irakische Armee organisiert IS unbekümmert auf What’s
App – denn bis die Nachrichtendienste dahinterkommen, ist die
Operation schon abgeschlossen.
Der IS beherrscht nicht nur
das sichtbare Web, sondern auch
den virtuellen Untergrund. Das
„Dark Web“ – Webseiten und
Chatrooms, die nicht von Google und anderen Suchmaschinen verlinkt werden – nutzt IS,
um Spenden zu sammeln, neuen
Rekruten Pässe zu besorgen und
für Unterhaltungen in geschlossenen Chats.
In alledem ist der IS aber
nicht allein: Je mehr arabische
Jugendliche online gehen, desto
größer wird auch die arabische
Hacker-Community. Im April
dieses Jahres gelang es arabischen Hackern, auf die Webseiten der israelischen Armee
zu gelangen – und dies scheint
erst der Anfang von arabischem Cyberkrieg zu sein. Hybride Online-Kriegsführung ist
daher kein IS-Monopol – es wird
höchste Zeit, dass auch deutsche
Strategen online denken.
Autor: Dr. Florence Gaub arbeitet am Institut der Europäischen
Union für Sicherheitsstudien
(EUISS). Dieser Beitrag gibt die
persönliche Auffassung der Autorin wieder.
Die ungekürzte Version dieses
Autorenbeitrags können Sie auf
www.weissbuch.de lesen.
3. August 2015
EinsAtz / BundEswEhr
Zum Einkaufen nach Bamako
aktuell
5
Kakai Kämpfer ausgebildet
Foto: RedBw/Neumann
Alltag: Hauptmann Olaf W. beim Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs in einem Geschäft in Bamako.
von Victoria Kietzmann
Koulikoro. Auf der Einkaufsliste
für das deutsche Einsatzkontingent EUTM Mali stehen neben
Schrubbern, Besen und Mülleimern auch Reiniger und Frischhaltebeutel. In Deutschland wäre
ein solcher Einkauf schnell erledigt, in Mali dauert er einen ganzen Tag. Aber warum?
Hauptmann Olaf W. ist im
deutschen Camp in Koulikoro
verantwortlich für die dezentrale
Beschaffung. Das bedeutet, dass
er Dinge vor Ort kauft und nicht
in Deutschland bestellt. Gerade
bei Sachen des täglichen Bedarfs
macht es Sinn und spart Zeit und
Kosten. Seine Wege führen ihn
oft auf den örtlichen Großmarkt
oder in die verschiedenen Supermärkte.
Den täglichen Bedarf
decken
Ein Tag in Mali beginnt bei
Hauptmann W. fast immer gleich.
Doch was nach Sport und Frühstück folgt, ist jedes Mal eine
neue Herausforderung und erfordert oft Kreativität und Geduld.
„Die Versorgungsfahrt ist hier
ein wenig anders als in Deutschland“, sagt der Reservedienstleistende, der in Deutschland als
Regierungsamtmann im Bereich
Aus- und Weiterbildung tätig ist.
„In der Regel fahren wir morgens
los und sind dann am Nachmittag wieder in Koulikoro.“ Allein
die 80 Kilometer Strecke nach
Bamako dauert etwa eineinhalb
Stunden.
Und auch in Malis Hauptstadt
kommt man nur mit Geduld und
Konzentration an sein Ziel. Die
Straßen sind voll von Fahrrädern, Rollern, Lastwagen und
Bussen. Letztere sind auf dem
Dach oft meterhoch mit den
Besitztümern der Fahrgäste
beladen – vom Fahrrad bis zur
Ziege, alles ist dabei. Begleitet wird W. immer von mindestens einem Soldaten und seinem
Sprachmittler.
Mit Ruhe zum
Erfolg
„Wenn ich in Bamako etwas
Spezielles suche, laufe ich viele
der kleinen Stände an. Es kann
eine Weile dauern, bis man alles
in der gewünschten Qualität
und Quantität bekommt“, erklärt
er. Mitten in der Betriebsamkeit der Märkte und Straßen-
stände sucht und handelt er mit
Hilfe seines Sprachmittlers.
Die Märkte bieten alles:
Lebensmittel, Kleidung, Möbel,
Elektroartikel, gedörrte Tiere
aller Art und vieles mehr. Ist
der gewünschte Stand gefunden,
„bemühen die Verkäufer sich
sehr zu besorgen, was man sucht.
Das kann schon mal bis zu einer
halben Stunde dauern“, so W.
Doch in Mali geht es nicht allein
um das Einkaufen. Besonders
in Uniform wird man oft freundlich angesprochen. Dadurch ergeben sich persönliche Gespräche
und intensive Verhandlungen.
Viele Sachen werden auch erst vor
Ort über Beziehungen zu anderen
Händlern besorgt. Dies ist Teil der
malischen Kultur. „Die Malier
wissen es zu schätzen, dass wir
uns die Zeit nehmen und dass wir
auch in den kleineren Geschäften
einkaufen und so die heimische
Wirtschaft unterstützen.“
Alles ist nicht immer auf
Anhieb zu finden und die ganze
Liste nicht an einem Tag und an
einem Ort zu erledigen. Aber:
„Man muss sich die Zeit nehmen
und wenn man das tut, funktioniert es sehr gut.“ In Afrika gibt
es ein Sprichwort: Die Ausländer haben die Uhren, wir aber
haben die Zeit. Der Hauptmann
kann das nur bestätigen.
Der Beitrag „Der
Beschaffer“ unter www.
youtube.com/bundeswehr.
Kuscheltiere für die „Werra“
Foto: Bundeswehr
Einen Tag mit der dezentralen Beschaffung von EUTM Mali unterwegs.
Erbil. Im Nordirak sind die ersten 80 Kakai-Kämpfer erfolgreich
ausgebildet worden. Ein Zugführer bedankte sich am Ende bei den
deutschen Ausbildern. Diese bildeten die Kämpfer im Trainingscenter „Menila“ aus. Er sieht sich nun
„in der Lage, mit dem IS auf Augenhöhe zu kämpfen“. Die Kakai
sind eine religiöse Minderheit im
Irak und Iran, die durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“
bedroht werden.
(eb)
Beraterteam unter
neuer Führung
Mazar-e sharif. Brigadegeneral Andreas Hannemann, Führer
des deutschen Einsatzkontingents, hat das Kommando über
das Beraterteam für die afghanische Armee an Oberst Andreas
Prüfert übergeben. Diesem
unterstehen nun die Soldaten des Afghan National Army
Hybrid Advisory Team (ANA
HAT). Die Berater unterstützen
die afghanische Armee mit ihrem
militärischen Fachwissen, um
Arbeits- und Ablaufprozesse zu
optimieren. Bis vergangene Woche
führte sie noch Oberst Wolfgang
Köhler. Er wurde bei der Übergabe mit der deutschen und der
NATO-Einsatzmedaille ausgezeichnet.
(eb)
Neuer Einsatz für das
Schnellboot „Hyäne“
Catania. 15 Umzugskartons voll
mit Kuscheltieren hat der Tender
„Werra“ im italienischen Catania
erhalten. Die Lieferung kam aus
dem 5. Minensuchgeschwader
in Kiel, wo die Stofftiere von
vielen Spendern abgegeben wurden.
Aufmunterung für
die Kinder
hr
swe
nde
Einige Tage später standen
hilfsbereite Bürger vor dem
Tor des Marinestützpunktes
im Kieler Tirpitzhafen und hatten kistenweise Stofftiere dabei.
Diese wurden dann durch die
Soldaten des 5. Minensuchgeschwaders für die Reise ins
Mittelmeer vorbereitet.
auslaufen – und
hoffentlich weiterhin vielen
Kindern Stofftiere schenken. Denn
diese spenden
den Kindern in
dieser schlimmen
Situation Trost.
(eb)
: Bu
Trostspender
erreichen Italien
Als die Kartons in Italien
ankamen, freute sich die Besatzung der „Werra“ über die großzügige Spende. Sie bedankte
sich bei den Helfern und ist
begeistert von dieser spontanen Unterstützung.
So konnte die
„Werra“ gut ausgestattet wieder in das
Einsatzgebiet
Foto
Der Tender ist seit Anfang
Juni im Mittelmeer im Einsatz.
Immer wieder rettet die Besatzung
zwischen Italien und Libyen Menschen, die über das Mittelmeer
flüchten wollen, aus Seenot. An
Bord werden sie mit allem Nötigen versorgt – egal ob Medizin
oder Lebensmittel.
Unter den Geretteten sind
auch viele Kinder, die bisher von
der Besatzung ein Kuscheltier
als Trostspender bekamen.
Als der Kommandant des
Schiffes, Korvettenkapitän
Stefan Klatt, den Kieler Nachrichten ein Interview gab,
sagte er, dass alles an Bord sei,
um die Flüchtlinge zu versorgen. Ganz beiläufig erwähnte er,
dass die Kuscheltiere bald
ausgehen und man sich über jede
Spende freuen würde. Damit
löste er eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.
Foto: Bundeswehr
Eher zufällig kommen kistenweise Spenden für Kinder in Seenot zusammen.
Limassol. Vergangene Woche
hat das Schnellboot „Hyäne“
den Hafen Limassol auf Zypern
erreicht. Vor zwei Wochen verließ sie ihren Heimathafen Warnemünde. Die Besatzung freue sich
auf die Aufgabe, sagte der Kommandant, Kapitänleutnant Martin Pauker. Die „Hyäne“ löst die
Korvette „Erfurt“ aus dem UNIFIL-Einsatz ab, die ans Horn von
Afrika zum „Atalanta“-Einsatz
verlegt. Das Schnellboot bereitet sich in den nächsten Tagen
auf seine erste Einsatzfahrt vor
der libanesischen Küste vor. Im
November wird die „Hyäne“ wieder in ihrem deutschen Heimathafen zurück erwartet.
(eb)
Bundeswehr
aktuell
Foto: CDC/ National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)
Schwarzer Tod
im 21. Jahrhundert
Die Pest schien längst überwunden zu sein – doch sie existiert immer noch.
von Herbert Singer und Kai
Wagner
denver. Ein 16-Jähriger stirbt
Anfang Juni in Denver im
US-Bundesstaat Colorado, vorerst aus unerklärlichen Gründen.
Später wird die erschreckende
Todesursache klar: Es war die
Pest. Wahrscheinlich hatte ein
infizierter Floh das Opfer gebissen und die tödliche Beulenpest
auf ihn übertragen, vermeldet der
Fernsehsender CBS. Daraufhin
hat sich nach neuesten Erkenntnissen eine seltene aber tödliche Form der Pest entwickelt,
die sogenannte Pestsepsis,
bei der der Erreger in die
Blutbahn gelangt und im Körper
verteilt wird.
Die Furcht vor dem sogenannten Schwarzen Tod ist seit dem
Mittelalter verblasst und heutzutage nicht mehr von Bedeutung.
Dennoch existiert die Pest im 21.
Jahrhundert immer noch und verbreitet dort, wo sie auftritt, Angst
und Schrecken. Ohne medizinische Behandlung ist sie fast
immer ein sicheres Todesurteil.
Jedes Jahr erkranken weltweit bis
zu 3000 Menschen an der bakteriellen
Infek-
tion, bestätigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In den
falschen Händen ließe sich das
Bakterium auch als biologischer
Kampfstoff nutzen.
Die Experten des Instituts für
Mikrobiologie der Bundeswehr
(InstMikroBioBw) in München
befassen sich auch mit dem Pesterreger.
„Bei einer Infektion mit
Pest-Bakterien geht es um Stunden“, weiß Regierungsdirektor
Holger Scholz, der als Leiter des
nationalen Konsiliarlabors für
Yersinia pestis (Pest-Bakterien)
im Institut an der gefährlichen
Infektion forscht.
Wettlauf gegen
die Zeit
„Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Fähigkeiten
für eine schnelle und sichere Diagnose der Erreger ständig weiterentwickeln.“ Dafür ist die
Forschungsstelle mit einem Hochsicherheitslabor der biologischen
Schutzstufe 3 ausgestattet und
verfügt über spezielle Geräte
sowie hochqualifiziertes Personal. Die Wissenschaftler dürfen
sich aber nicht auf dem hochwertigen Equipment ausruhen,
denn auch der Pest-Erreger entwickelt sich ständig weiter. „Was
uns Sorgen bereitet, ist das Auftreten von Peststämmen, die
gegen eine Vielzahl an Antibiotika resistent sind, die auch
in der Therapie verwendet werden“, erklärt Scholz. Denn die
verschiedenen Stämme der Bak-
Erreger: Auf der digital kolorierten Elektronenmikros- Wirt: Nager wie die Ratte gelten als natürliche Wirtstiere Überträger: Ein Floh, der Art Xenopsylla cheopis, unter
kopaufnahme ist das Yersinia pestis Bakterium (Vio- des Pestbakteriums Yersinia pestis – gleichzeitig auch dem Mikroskop. Im Magen (hier dunkel) befinden sich
lett) zu erkennen.
Wirt für Flöhe.
die Pesterreger.
terien bedürfen unterschiedlicher
Medikamenten-Cocktails zur
optimalen Heilung. Eine rasche
Behandlung werde dadurch
erheblich erschwert. Zum Glück
seien solche Pest-Stämme bisher
sehr selten. Mit seiner komplexen Forschung hilft das Institut,
diese extrem gefährliche Krankheit unter Kontrolle zu halten.
„Heute lässt sich
die Pest heilen,
Pestfälle 2000 bis 2009
unter 100/Jahr
unter 1000/Jahr
über 1000/Jahr
Quelle: CDC/WHO 2013
Im Mittelalter
verheerend
Pest den Tod. Im Jahr 541
erreicht die Justinianische Pest,
benannt nach dem oströmischen
Kaiser Justinian I., Konstantinopel, das heutige Istanbul. Sie fordert mehr als 20 Millionen Opfer
– bis zu 10 000 Tote pro Tag.
Im vergangenen Jahr gelang
es Forschern des InstMikroBioBw unter der Leitung von
Scholz, den Erreger der Justinianischen Pest in 1500 Jahre alten
Skeletten aus München-Aschheim eindeutig nachzuweisen.
Mittels modernster molekularer
Methoden konnte der Erreger der
ersten Pestpandemie einer
eindeutigen Position im
sogenannten Yersinia-pestis-Stammbaum zugeordnet
werden. Erstmalig zeigten die
Analysen, dass
die erste Pestpandemie auch das
Gebiet des heutigen Deutschland
erreichte –
und dass
diese
2005 uganda
Mehr als 50 Menschen
sterben an der Pest.
nicht wie bisher angenommen
ihren Ursprung in Afrika, sondern in Zentralasien hatte.
Gefahr: biologischer
Kampfstoff
Währe nd die Lungenpest
durch die Atemluft von Mensch
zu Mensch übertragen wird, sind
infizierte Flöhe, die im Fell von
Nagetieren leben, die Überbringer der Beulenpest. Bei dieser
Pestart kann sich der Erreger im
weiteren Verlauf über das Blut
im ganzen Körper verteilen. Es
kommt zu einer sogenannten
Sepsis (Blutvergiftung). Symptome der Lungenpest sind starke
Kopfschmerzen und Atemnot,
plötzlich einsetzendes hohes
Fieber sowie starker Husten
und schwarz-blutiger Auswurf.
Letzterer enthält den Erreger in
großen Mengen. Die Globalisierung und der internationale
Massen-Tourismus fördern die
weltweite Verbreitung von vielen
exotischen Krankheitserregern.
Die Verschleppung von Pesterregern aus Endemiegebieten nach
Europa per Flugzeug sei zwar
theoretisch möglich, in der Praxis aber sehr unwahrscheinlich,
so Scholz.
Doch nicht nur auf natürlichem Wege kann der Schwarze
Tod auftreten: Pestbakterien
gehören auch zum sogenannten „Dirty Dozen“, der möglichen biologischen Kampfstoffe,
erklärt der Wissenschaftler weiter: „Wir müssen unsere Soldaten
in den Auslandseinsätzen sowohl
im Hinblick auf die mögliche
absichtliche Ausbringung solcher Erreger, als auch im Hinblick auf natürliche Infektionen
umfassend schützen können.“
Nur mit modernsten Diagnoseverfahren können die Experten in den ersten Stunden nach
Auftreten der Symptome zuverlässig helfen. Die Mediziner
müssen deshalb nachvollziehen können, woher die Erreger
bei einem neuerlichen Ausbruch
stammen. Für eine wirksame
Therapie ist es wichtig, unterscheiden zu können, ob es sich
um eine natürliche oder absichtlich herbeigeführte Ansteckungsquelle handelt. Mit diesem
Wissen lässt sich die Zusammenstellung der Medikamente
optimieren und das Leben der
Patienten retten.
Weitere Informationen auf www.
sanitaetsdienst-bundeswehr.de.
Foto: Privat
2006 demokratische
republik Kongo
Mehr als 50 Tote durch die Pest.
Vorsichtsmaßnahme: Im Umgang mit gefährlichen Erregern ist es
für Scholz erforderlich, einen Schutzanzug zu tragen.
2014 Madagaskar
Mehr als 100 Menschen mit der Pest infiziert. Dutzende Tote. Ausbreitung der Seuche in der Hauptstadt Antananarivo kann gestoppt werden.
4a
4b
1
Vom erreger zur Krankheit.
Der Pesterreger Yersinia pestis (1) kann
in Nagetieren wie der Ratte (2) vorkommen.
2
Die Ratte dient Flöhen (3) als Wirtstier,
welche bei ihrer Blutmahlzeit den Erreger aufnehmen. In Ermangelung von
Wirtstieren gehen die Flöhe auf andere
Tiere oder den Menschen (4) über und
3
übertragen den Erreger. Je nach Verlauf
äußert sich die Krankheit als Beulenpest (4a), Pestsepsis (4b) oder der von
Mensch zu Mensch übertragenen Lungenpest (4c).
Foto: Eva Kabhen
Foto: CDC/National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)/Rocky Mountain Laboratories NIH; Grafik: RedBw/Nothing
aber nur, wenn wir rechtzeitig
mit der Behandlung beginnen
können“, sagt der Wissenschaftler. „Die Pest schläft nicht. Sie
wartet auf die Nachlässigkeit der
Menschen, mangelnde Hygiene
und günstige Bedingungen. Dann
schlägt sie zu, weltweit und tödlich.“
Die Spur des Schwarzen
Todes führt bis nach Mitteleuropa. Im 14. Jahrhundert rafft der
Schwarze Tod
rund
die
Hälfte der
damaligen Bevölkerung Mitteleuropas dahin.
Ganze Landstriche sind menschenleer. Aber
auch schon vor
1500 Jahren
bringt
die
2015 usA
Im Bundesstaat Colorado stirbt ein 16-Jähriger an der Pest.
7
Foto: CDC
aktuell
Foto: CDC
6
4
4c
Konzentriert: Mikrobiologe Scholz bei vorbereitenden ­Arbeiten
zur Anzucht des Yersinia pestis Impfstammes EV76 an einer
Klasse 2 Sicherheitswerkbank.
8
aktuell
bundeswehr
3. August 2015
Einsatzbereitschaft testen
Mit „Trident Juncture 2015“ startet im Herbst das größte NATO-Manöver seit dem Jahre 2002.
Deutsche Kräfte TRJE15
162
MN KdoOpFü
150 Soldaten
PzPiBtl 130
150 Soldaten
FJg
4 Soldaten
San
8 Soldaten
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das sind
die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten
sie über die damaligen politischen und gesellschaftlichen
Verhältnisse.
Die CH-53G – damals wie
heute eine beeindruckende
Flugmaschine. Zur Zeit der
Filmaufnahmen wurden die
ersten Piloten auf den neuen
Hubschraubertyp umgeschult.
Für Technikfans ein echter
Leckerbissen. Wir schauen
Schülern und Lehrern für einen
Moment über die Schulter.
Der Beitrag
„CH -53G“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
UstgVbd
MN KdoOpFü
65 Soldaten
Versorgungsschiffe
ZOpKomBw
100 Soldaten
Minenjagdboote
Palma de Mallorca
20
75
Capo Teulada
1.306
San Gregorio
Beja
20
ObjSKrLw
45 Soldaten
FüUstg
15 Soldaten
Sagunto
Rota
Lufttransport
20 Soldaten
10
Seefernaufklärer
10 Soldaten
CIMIC = Civil Military Cooperation
EloKa = Elektronische Kampfführung
FJg = Feldjäger
FüUstg = Führungsunterstützung
GefVbd 233
900 Soldaten
CIMIC
15 Soldaten
FüUstg
15 Soldaten
FJg
10 Soldaten
CIMIC
15 Soldaten
71
Logistik
300 Soldaten
HafenUKr/LogZBw
69 Soldaten
• GefVbd = Gefechtsverband
inkl. Gebirgstruppe (u.a. Jäger,
Pioniere, Aufklärer und Versorgung)
• HafenUKr = Hafenumschlagskräfte
High Readiness Taskforce) und
andere Truppen auszubilden und
auf ihre Einsatzbereitschaft hin
zu testen. Das Manöver bietet
den Bündnispartnern das Grundgerüst einer einheitlichen Ausbildung. Dies untermauert die
EloKa
25 Soldaten
San
2 Soldaten
San
41 Soldaten
• LogZBw = Logistikzentrum der Bundeswehr
• MN KdoOpFü = Multinationales Kommando
Operative Führung
• ObjSKr = Objektschutzkräfte
die NRF16 zu einem Aushängeschild des Bündnisses für die
Leistungsfähigkeit und Flexibilität der NATO werden.
An dem Manöver sind circa
36 000 Soldaten mit mehr als 130
Flugzeugen, 16 Helikoptern und
Umfang und
Beteiligung
Fregatten
Luftbetankung
20 Soldaten
Ausbildung der
Speerspitze
Das NATO Allied Command Transformation verantwortet „Trident Juncture“. General Hans-Lothar
Domröse, Befehlshaber
des Joint Force Command
Brunssum (JFCBS) leitet
•
diese Großübung. Gesteu•
•
ert wird sie durch das NATO
•
Joint Warfare Centre in Stavanger in Norwegen. Es hat
das Szenario von „Trident Juncture“ entwickelt: SOROTAN. Es
geht um den Kampf um Trinkwasser. Dieses Szenario steht im
Mittelpunkt der Großübung. Das
Szenario ist die Ausgangssituation für weitere regionale Kon-
315
Saragossa
Rolle als NRF16 Joint Task
Force Headquarters zu zertifizieren, dient die Volltruppenübung
der taktischen Ausbildung der
über 230 militärischen Einheiten. Diese findet ihren Abschluss
in einer abschließenden gemeinsamen hochkomplexen und
hochintensiven Operation.
800
Mittelmeer / östlicher Atlantik
~3.000 Soldaten gesamt
Santa Margarida
60 Schiffen und U-Booten aus
voraussichtlich allen NATO-Mitgliedsländern, sieben Partnernationen und sieben Nationen im
Beobachterstatus beteiligt.
Die Übung gliedert sich in
zwei Teile: bis 16. Oktober in
• sPiBtl = Schweres Pionierbataillon
• UstgVbd MN KdoOpFü = Unterstützungsverband Multinationales
Kommando Operative Führung
• ZOpKomBw = Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr
eine computergestützte Rahmenübung und vom 21. Oktober bis
6. November in eine Übung mit
Volltruppe.
Während die Rahmenübung
vorsieht, das NATO Joint Force
Command Brunssum in seiner
Die Bundeswehr hat bei
„Trident Juncture“ eine tragende Rolle: Das Multinationale Kommando Operative Führung aus Ulm, unter
Befehlshaber Generalleutnant Richard Roßmanith,
koordiniert die Übung. Das
Kommando verstärkt das
zu zertifizierende operative Joint Task Force HQ
wesentlich. Und zwar in
Planung, Organisation,
Unterstützung und Führung
von „Trident Juncture“.
Dies alles in Vorbereitung
für die eigene NATO-Zertifizierung 2018.
Ein Gefechtsverband der
Gebirgstruppe und amphibischen Pioniere, zwei Fregatten, ein Einsatzgruppenversorger, weitere Schiffe
und Boote, Lufttransportund Luftbetankungskapazitäten, das Zentrum Operative Kommunikation sowie
verschiedene Unterstützungskräfte der Streitkräftebasis und
ein Sanitäts-Rettungszentrum
komplettieren den deutschen
Beitrag zu „Trident Juncture
2015“.
Stand: 6. Juli 2015
multinationale und gemeinsame
Ausbildung der Streitkräfte.
Die NATO setzt bei „Trident
Juncture“ bewusst auf Transparenz. Mit einer breiten medialen
Darstellung in der Öffentlichkeit
sollen „Trident Juncture“ und
Grafik: Höffling/RedBw
ulm. Die NATO zeigt Stärke.
Mit dem Großmanöver „Trident
Juncture 2015“ (TRJE15) startet die Allianz demnächst die
größte Übung seit dem Manöver „Strong Resolve“ im
Jahre 2002. Und Deutschland leistet dazu mit rund
3000 Soldaten einen wesentlichen Beitrag.
Die Übung findet vom
28. September bis 6. November in Italien, Portugal und
Spanien sowie den angrenzenden Atlantik- und Mittelmeergebieten statt.
Im Mittelpunkt des Manövers steht der Einsatz der
NATO Response Force
(NRF) in einem multinationalen strategischen, operativen und taktischen Umfeld.
flikte und internationale Beeinträchtigungen.
Ziel der Übung ist es, die
schnelle NATO-Eingreiftruppe
(NATO Response Force, NRF
2016) inklusive der neuen
„NATO-Speerspitze“ (Very
Ein trügerischer Geruch von Zimt
Bei einem Gefahrgutunfall in Ostfriesland unterstützt die Bundeswehr.
Leer. Erst ist es ein ganz gewöhnlicher Notarzteinsatz gewesen, an
einem Samstag in Leer. Plötzlich
wird es ein Großschadensereignis mit 220 kontaminierten
Personen in Ostfriesland.
Normalerweise sitzt Oberstarzt
Frank Hengstermann als Referatsleiter an seinem Schreibtisch
im Kommando Sanitätsdienst in
Koblenz. Wann immer möglich, nutzt er aber die Gelegenheit, um als Notarzt, seine praktischen Kompetenzen aufrecht
zu erhalten. Auch in Leer, seinem früheren Standort.
Am vorvergangenen Samstag
geht um 11 Uhr ein Notruf ein.
Im Verteilerzentrum eines privaten Paketdienstes in Uplengen ist am Morgen ein Paket
beschädigt worden. Die Arbeiter
bemerken erst spät einen stark
aromatischen Geruch, ähnlich
wie Zimt, der aus dem Paket
entweicht. Der Packzettel gibt
einen Hinweis auf die Gefährlichkeit des Inhalts: Natriumselenit. Endlich werden die Rettungsdienste verständigt. Das giftige Pulver hätte so gar nicht verschickt werden dürfen.
Hengstermann trifft ein, übernimmt die Rolle
des Leitenden
Notarztes. Da
das Telefonat
mit dem Giftnotruf nicht
weiterhilft,
nimmt er Kontakt zum
Institut für
Pharmakolo-
gie und Toxikologie der Bundeswehr in München auf (Seiten
6/7). Dort sitzen die führenden
Spezialisten für exotische Materialien. Diesmal hat Oberfeldarzt
Dirk Steinritz Rufbereitschaft
und kann schnell weiterhelfen:
Natriumselenit ist ein kristalliner
Feststoff, der nach dem Einatmen zu akuten Atembeschwerden führen kann. Diese können
aber auch erst Stunden
später auftreten. Bei
Hautkontakt kann
es zu Reizungen,
also Hautrötungen
oder Blasenbildung
kommen.
Hengstermann kann
dem Krisenstab jetzt
empfehlen, was unternommen werden sollte.
Foto: Dominik Janßen
von Harald Kammerbauer
Und der reagiert angesichts des
Gefahrenpotentials von Natriumselenit sofort. Über einen Aufruf
im Radio und das Abfahren der
Adresslisten des Paketdienstes
versucht man alle gefährdeten
Personen zu informieren. Eine
Turnhalle wird als Einschleusungseinrichtung gewählt, eine
Dekontaminationseinrichtung
aufgebaut.
Das Bundeswehrkrankenhaus
Westerstede bereitet sich derweilen auf die Aufnahme von
Schwerverletzten vor. Mehr als
220 Personen werden untersucht,
davon 50 Rettungskräfte. Zwölf
müssen zur Beobachtung ins
Krankenhaus.
(hsi)
Mehr unter www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de
3. August 2015
innere FührunG / MilitärGeschichte
aktuell
9
Abertausende in Sekunden getötet
Am 6. August 1945 werfen die USA die erste Atombombe auf Hiroshima – nach Abwurf der Zweiten kapituliert Japan.
Geschichte. Am 6. August
1945 detonierte um 8.15 Uhr
die erste militärisch eingesetzte
Atombombe „Little Boy“ 580
Meter über der japanischen Stadt
Hiroshima und ihren 350 000
Einwohnern. Die Bombe war
drei Meter lang und wog vier
Tonnen. Von den fünfzig Kilogramm Uran in der Bombe wurde
nur ein Kilogramm gespalten.
Dessen Wirkung war jedoch verheerend.
Nach einer Sekunde stand ein
Feuerball von 280 Meter Durchmesser über dem Stadtzentrum.
Auf dem Boden darunter erhöhten sich die Temperaturen auf
3000 bis 4000 Grad Celsius. Die
später Atompilz genannte Wolke
wuchs bis auf 12 000 Meter Höhe
an. In 500 Meter Entfernung vom
Explosionszentrum betrug der
Luftdruck kurzzeitig 19 Tonnen
pro Quadratmeter. Im Umkreis
von zwei Kilometern wurden alle Holzgebäude zerstört.
Brände breiteten sich aus. Die
Windgeschwindigkeit nach der
Explosion stieg auf bis zu 1600
Kilometer pro Stunde. Etwa 30
Minuten nach der Detonation fiel
der „Schwarze Regen“. Dieser
radioaktive Fall-Out ging noch in
29 Kilometer Entfernung nieder.
In Hiroshima verursachte eine
einzige Bombe, wozu es sonst
ganzer Bomberflotten bedurft
hätte. Ende Dezember 1945 galten bereits 140 000 Menschen als
Todesopfer der Atombombe und
ihren direkten Folgen.
Die furchtbarste Waffe der
Weltgeschichte war ursprünglich aus Angst vor Deutschland
entwickelt worden. 1938 war
den deutschen Chemikern Otto
Hahn und Fritz Straßmann die
Kernspaltung von Uran gelungen. In Europa und den USA
beschäftigten sich Physiker bald
mit Fragen der Kettenreaktion
zur Energiegewinnung und zur
Waffenherstellung. In dieser Zeit
verschärfte sich der außenpolitische Kurs des Deutschen Reiches. Der „Anschluss“ Österreichs 1938 und die Besetzung
der Rest-Tschechei 1939 bewiesen der Welt vollends Hitlers
aggressive Ziele. Ein großer
Krieg schien nah.
Atombombe soll
freie Welt retten
Im August 1939 warnte der
Nobelpreisträger Albert Einstein
US-Präsident Franklin D. Roosevelt in einem Brief vor dem
Deutschen Reich und der technischen Möglichkeit „extrem
mächtiger Bomben“ aus Uran.
Roosevelt verlor das Thema
nicht aus den Augen. Mit dem
japanischen Überfall auf Pearl
Harbour 1941 und der deutschen
Kriegserklärung an die USA
gewann das Projekt an Fahrt.
In demselben Jahr war bereits ein
Uran-Komitee eingesetzt worden, dessen Arbeit nun in ein
gigantisches Wissenschaftsprogramm überging. Im „Manhattan
Engineer District Project“ wurden 150 000 zivile und militärische Mitarbeiter in der Wüste
von New Mexico zusammengeführt, darunter etwa 14 000 Wissenschaftler aus den USA, Großbritannien und Kanada sowie
Emigranten aus Europa. Das Projekt kostete etwa zwei Milliarden
Dollar für die Herstellung von
letztlich drei Atombomben, die
im Jahre 1945 getestet und eingesetzt wurden.
Die Entwicklung der Atombombe sollte die Menschheit vor
der Nazi-Herrschaft retten und
zur Verteidigung der freien Welt
dienen. Im November 1944 war
jedoch bereits klar geworden,
dass in Deutschland keine einsatzbereiten Atomwaffen vorhanden waren. Auch Japan hatte
ein Kernwaffenprogramm ohne
Erfolg aufgelegt. Dies war für
einige der am Projekt beteiligten Physiker der Moment, vor
dem Einsatz zu warnen und nach
einer internationalen Kontrolle
des neu gewonnenen Wissens
zu rufen. Die „Bombe“ müsste
der Weltöffentlichkeit und Japan
auf einer einsamen Insel in ihrer
Wirkung demonstriert werden.
Dann sollte für die Kapitulation
Japans ein Ultimatum gestellt
werden. Ganz ohne Wirkung
blieb dieser Einwand nicht.
Test mit Atombombe
„Trinity“ gelingt
Am 16. Juli 1945 war eine
halbe Stunde vor Sonnenaufgang über der Wüste von Alamogordo im Bundesstaat New
Mexico die erste Atombombe,
die Plutoniumbombe „Trinity“,
gezündet worden. Für die Zeugen war der Erfolg überwältigend. Für den Großteil der
beteiligten Physiker stand der
Schrecken einer Idee im Vordergrund, die nun plötzlich nach
einem langjährigen Gedankenexperiment und Wissenschaftswettstreit Realität geworden war.
Selbst der ansonsten so nüch-
terne militärische Projektleiter,
Generalmajor Leslie R. Groves,
beschrieb in seinem Bericht an
den amerikanischen Kriegsminister „ein Licht von mehreren
Sonnen um die Mittagszeit“.
Am 24. Juli informierte der
neue US-Präsident Harry S.
Truman auf der Potsdamer Konferenz der Siegermächte über
die Verfügbarkeit einer neuen
Waffe. Mit der Potsdamer Erklärung vom 26. Juli 1945 wurde
Japan aufgefordert, bis zum
3. August mit seinen Streitkräften bedingungslos zu kapitulieren. In Japan einigte man sich
auf die veröffentlichte Antwortformel „Zurückweisung durch
Ignorieren“.
Truman hatte sich den Entschluss zum Einsatz der ersten Atombombe nicht leicht
gemacht. Der Abwurf der
„Bombe“ war für ihn jedoch nun
gerechtfertigt, weil Japan seine
Chance auf eine Kapitulation
nicht genutzt hatte und durch
den Einsatz der Bombe größere
Opferzahlen einer US-Landeoperation auf den japanischen Hauptinseln verhindert
werden konnten. Auch Fragen
der Machtverteilung nach dem
Krieg spielten eine Rolle.
Kapitulation erst
nach „Fat Man“
Nachdem die japanische Kapitulation abermals ausgeblieben
war, konnte Truman in dieser
Konsequenz selbst den zweiten Einsatz der Atombombe
befehlen. Am 9. August ging
„Fat Man“ über der Stadt Nagasaki in der Nähe der Rüstungs-
fabriken des Mitsubishi-Konzerns nieder. Im Innenstadtbereich waren sofort mehr als
20 000 Menschen tot. Am 2. September 1945 konnte der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im
Fernen Osten, General Douglas
MacArthur, die offizielle Kapitulation Japans entgegennehmen.
Generalmajor Leslie R. Groves
sah 1945 einer drohenden Auseinandersetzung mit der Sowjetunion ruhig entgegen. Bei einem
Dinner sagte er lächelnd, dass
die USA nicht fürchten müssten, dass die „Russen“ einmal
die „Bombe“ besitzen könnten
und schloss: „Sehen Sie, diese
Leute können noch nicht einmal
einen Jeep herstellen.“
Doch eine Idee, die einmal in
der Welt ist, lässt sich nicht lange
exklusiv nutzen. Nicht von ungefähr wurde Geheimdienstchef
Lawrenti Beria der Leiter des
sowjetischen Atomwaffenprogramms. Schon 1949 konnte der
sowjetische Diktator Josef Stalin seine eigene Atombombe in
der kasachischen Steppe zünden
lassen, faktisch eine Kopie der
1945 auf Nagasaki geworfenen
US-Bombe. Das atomare Wettrüsten hatte begonnen. Groves
wurde vor seiner Pensionierung
1948 noch zum Generalleutnant befördert. Der US-Kongress genehmigte die Vordatierung seiner Beförderung auf den
16. Juli 1945 - dem Datum des
geglückten Tests mit „Trinity“.
Autor: Oberstleutnant Dr. Heiner Bröckermann ist Historiker
an der Unteroffizierschule des
Heeres.
1945
I
1938
1945
T
Verneigung vor den
toten: Am 69. Jahrestag des Abwurfs
der ersten Atombombe über Japan
gedenkt der japanische Premierminister shinzo Abe (r.)
bei der Atombombenkuppel in hiroshima der Opfer
vom 6. August 1945.
Foto: dpa/pa (5)
2014
E
aktuell
sport
Foto: Bundeswehr
Volleyballer auf
Talentsuche
Volleyball. Im kommenden
Frühjahr findet in Großbritannien eine große internationale
Militärmeisterschaft im Volleyball statt. Dafür sucht die Nationalmannschaft der Bundeswehr talentierte und ehrgeizige
Soldaten mit Teamgeist. Vom
30. November bis 4. Dezember
findet das nächste Sichtungstrainingslager statt. Interessierte
Spieler können sich bei Oberstleutnant Werner Schmitt (0841
88660 3012; Werner2Schmitt@
bundeswehr.org) oder Hauptmann Frank Otter (0931 9707
3436; [email protected]) melden.
(sr)
Schützenfest für
Lisa Müller
S
3. August 2015
Die „kleinen
Klitschkos“
Die Brüder Robert und Artem Harutyunyan sind
Sportsoldaten – und Boxer aus Leidenschaft.
von Franziska Meyer
Halle/saale. Sie sind Brüder,
Boxer, Sportsoldaten und vor
allem unzertrennlich. Stabsunteroffizier (FA) Artem Harutyunyan
und Hauptgefreiter Robert Harutyunyan haben sich in die Herzen der Boxwelt gekämpft und
verfolgen ein Ziel: Sie wollen
sich gemeinsam für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de
Janeiro qualifizieren. Bereits seit
2010 arbeiten die Sportsoldaten
an diesem Plan. Zum Boxen sind
sie aber schon viel früher gekommen.
Kampfsport als
Familientradition
Die gebürtigen Armenier sind
mit ihren Eltern Anfang der 90erJahre nach Deutschland geflohen und in Hamburg aufgewachsen. Wegbereiter für die
Brüder und ihre Karriere als Boxer war
ihr Vater. „Bevor
wir zum Boxen
gekommen sind,
haben wir Taekwondo gemacht“,
erzählt der 26-jährige Robert Harutyunyan. Sein ein
Jahr jüngerer Bruder Artem ergänzt:
„Wir sollten durch
das Boxtraining unsere
Leistung beim Taekwondo verbessern. Aber dann hat uns das
Boxen so viel Spaß gemacht, dass
wir dabei geblieben sind.“
Artem kämpft im Halbweltergewicht in der Klasse bis 64 Kilogramm und seit vergangenem
Jahr in der vom Olympischen
Weltverband AIBA aufgelegten
Profiserie. Robert hingegen boxt
bei den Amateuren als Leichtgewicht bis 60 Kilogramm.
„Das Boxen ist mittlerweile
zu unserer großen Leidenschaft
geworden, zu unserem Beruf.
Es ist das, was wir lieben“, sagt
Robert. Die Brüder unterstützen sich sowohl während des
Trainings als auch während der
Kämpfe. „Robert ist mein älterer
Bruder und ein großes Vorbild
für mich“, betont Artem. „Er hat
ein starkes Herz und einen unbändigen Kämpferwillen“. Dieses
Kompliment gibt Robert gerne
zurück. „Artem ist ehrgeizig, entschlossen und motiviert. Er setzt
für mich Maßstäbe für gute Leistungen.“
Foto (2): Bier/Bundeswehr
10 Sympathisch und stahlhart: Robert (rechts) und Artem Harutyunyan
am Rande des Chemie-Pokals in Halle. Bild unten: Robert Harutyunyan (rechts) im Viertelfinale gegen Marsel Terterjan aus Dänemark.
Stärke durch
Zusammenhalt
Robert und Artem Harutyunyan werden in der Boxszene
schon als die „kleinen Klitschkos“ gefeiert. Ihr Vorteil gegenüber anderen Boxern sei, dass
sie ihren Weg zusammen gehen
und sich jeder auf den anderen
hundertprozentig verlassen kann.
„Mein Bruder und ich sind unzertrennlich, wir sind ein Herz und
eine Seele. Wir sind zusammen
wie ein Boxer, der hat ja auch
zwei Fäuste“, erklärt Artem.
Das beweisen sie auch beim
diesjährigen Chemie-Pokal in
Halle an der Saale. 85 Amateurboxer aus 16 Ländern liefern sich
bei dem traditionsreichen Turnier
im Süden Sachsen-Anhalts harte
Faustkämpfe. Während Robert
mit vollem Einsatz um die vorde-
ren Plätze kämpft, unterstützt ihn
sein jüngerer Bruder von außerhalb des Rings. Vielleicht hat es
für Robert in diesem Jahr auch
deswegen zur starken Bronzemedaille gereicht.
Seit 2011 leben die Sportsoldaten in einer gemeinsamen
Wohnung in Schwerin. Im Alltag bleibt ihnen jedoch oft wenig
Zeit für Familie und Freunde.
„Wann immer es geht, fahren
wir am Wochenende zu unseren Lieben nach Hamburg“,
erzählt Robert. Im Kreis ihrer
Familie können die beiden Boxer
abschalten, entspannen und neue
Kraft sammeln. „Wir kämpfen
nicht nur für uns, sondern auch
für unsere Familie, unsere Fans
und Freunde“, so Artem. Und
wer weiß, vielleicht ist das große
Ziel, Rio 2016, gar nicht mehr so
weit entfernt.
Sechs zweite Plätze und ein Abschied
S
Bundeswehrsportler glänzen mit viel Silber in Nürnberg – Markus Esser wird spät geehrt.
Nürnberg. Bundeswehrsportler
­
sind bei den Deutschen
Leichtathletik-Meisterschaften
­
in Nürnberg sechs Mal
knapp am Titel vorbeigeschrammt. Doch am Ende wird
vor allem ein schönes Abschiedsgeschenk für Hauptfeldwebel
Markus Esser in Erinnerung
bleiben.
Für ein Kuriosum bei dem
Wettbewerb sorgte Unteroffizier (FA) Alyn Camara im Weitsprung. Der Leverkusener sprang
mit 7,97 Metern die drittgrößte
Weite, durfte sich jedoch über
Silber freuen. Der Grund: Prothesenspringer Markus Rehm,
der auf 8,11 Meter kam, wurde
extra gewertet. Im vergangenen Jahr holte Rehm die Goldmedaille. Das führte jedoch zu
Kontroversen, da nicht klar ist,
ob er durch seine Prothese einen
Vorteil gegenüber den anderen
Athleten hat. Sieger in diesem
Jahr wurde Fabian Heinle mit
Foto: dpa/pa
WM-Gold über fünf
Kilometer
Der letzte Wurf: Markus Esser
beendet seine Sportkarriere.
8,03 Metern. Bei den Frauen
sicherte sich Stabsunteroffizier
(FA) Sosthene Moguenara Silber
mit einer Weite von 6,65 Metern.
Den wohl schönsten Moment
in seinem Sportlerleben erlebte
jedoch Hammerwerfer Markus
Esser – und das zum Ende seiner
Karriere: Der 35-Jährige erhielt
eine Stunde nach dem Wettkampf nachträglich die Bronzemedaille der Europameisterschaften 2006. Damals war Esser in
Göteborg Vierter geworden.
Durch die Doping-Disqualifikation des Weißrussen Iwan Tichon
rückte er nun fast ein Jahrzehnt
später auf Platz drei vor.
„Dieser Moment ist mir
damals nicht gegönnt gewesen.
Mein Sportlerleben wäre definitv anders verlaufen“, sagte
Esser, der in Nürnberg seine
letzte Deutsche Meisterschaft
bestritt und mit 72,32 Metern hinter Alexander Ziegler Zweiter
wurde: „Das ist hier aber definitiv eine sehr schöne Gelegenheit,
um das nachzuholen.“ Esser, der
in Nürnberg unter großem Beifall verabschiedet wurde, ist mit
acht deutschen Meistertiteln der
erfolgreichste deutsche Hammerwerfer der vergangenen Jahre.
Gleich zwei Silbermedaillen
durfte sich Unteroffizier (FA)
Robin Erewa um den Hals hängen. Der Athlet von der Sportfördergruppe Köln errang sowohl
beim 200-Meter-Sprint als auch
mit der Männerstaffel über vier
Mal 100 Meter den zweiten Platz.
Stabsunteroffizier (FA) Aleixo
Menga sprintete in 10,32 Sekunden über die 100 Meter ebenfalls
zu Silber.
(sr/sid)
3. August 2015
SoziAleS / PerSonAl
aktuell
11
Rückkehr in die Heimat
Der ehemalige Sprachmittler Walid Hamidi unterstützt mit seinem Verein Hiela Charity Schulen in Afghanistan.
Paar Schuhe, das sie sich teilen mussten. Deshalb konnten
sie nur abwechselnd zur Schule
gehen.“
Bereits während seines Auslandseinsatzes kümmerte er
sich darum, dass zu Hause in
Deutschland für die Schulkinder in Afghanistan gesammelt
wird. „Meine Freunde haben kisEdler Zwirn und
tenweise Schreibwaren, Bücher,
Spielsachen, Kleidung und
teure Cocktails
Schuhe geschickt. Die Sachen
In der exklusiven Maximili- habe ich dann, wenn wir auf
anstraße verkauft er tagsüber Patrouille waren, persönlich in
edlen Zwirn, nachts arbeitet den Schulen übergeben. Ich will
er in einem der angesagtesten auch in Zukunft die Spenden
Clubs der Stadt hinter der Bar. persönlich vor Ort übergeben.“
„Es ist unglaublich zu sehen,
Größer könnte der Kontrast
wie hier das Geld ausgegeben zwischen dem mondänen Münwird“, sagt Hamidi. Anschei- chen und Afghanistan nicht sein.
nend problemlos schafft er es Auf die Frage, ob er sich nicht
jedoch, sich in beiden Welten
einer Gefahr aussetze, wenn
zurechtzufinden.
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ten nur ein Walid Hamidi in Afghanistan.
helfe?“
Foto: Bundeswehr
Seit 1995 lebt er in Freising
nahe München. „Freising ist
meine zweite Heimat geworden. Ich fühle mich hier richtig wohl“, betont er in fließendem Deutsch mit einem leichten
Münchner Dialekt. In der bayerischen Metropole gehört er mittlerweile zur Szene.
Für eine bessere Zukunft: Der Schulbesuch für Mädchen ist ein wichtiger Erfolg des Vereins.
von Johannes Schmid
München. Nach langer Zeit
in die geliebte Heimat zurückzukehren, ist für die meisten
Menschen sehr bewegend. So
beschreibt auch der 36-jährige gebürtige Afghane, Walid
Hamidi, seine Gefühle, als er
2013 als Sprachmittler für die
Bundeswehr in den Norden
Afghanistans zurückkehrt.
Mit seinem Auslandseinsatz
wollte er helfen – sowohl den
deutschen Soldaten beim Verstehen der afghanischen Kultur als
auch den Menschen in Afghanistan. Letzteres macht er seit
kurzem im großen Stil. Hamidi
hat den Verein Hiela Charity
zur Unterstützung afghanischer
Schulkinder gegründet.
Bildung und eine
bessere Zukunft
Den Entschluss, afghanischen
Kindern den Zugang zu Bildung
zu erleichtern, fasste er bereits
während seines Einsatzes in seinem Heimatland. Zusammen
mit Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 aus Bad Reichenhall war er 2013 fünf Monate
als Dolmetscher für Dari und
Paschtu in der afghanischen Pro-
vinz Baghlan im Einsatz. „Ich
habe viele nette Menschen kennengelernt. Zu vielen von den
Gebirgsjägern habe ich immer
noch Kontakt“, erinnert er sich
mit einem Lächeln im Gesicht.
Mit Hiela Charity möchte er
afghanischen Kindern helfen,
durch Bildung zu erkennen, welches der richtige Weg für sie und
ihr Land ist. „Ich habe die Bilder
noch im Kopf, wie uns die Kinder
immer wieder nach Schreibmaterial gefragt haben, wenn wir auf
Patrouille waren. Und das, obwohl
viele von ihnen noch nicht mal
etwas zum Anziehen oder Schuhe
hatten“, sagt Hamidi.
Es werden weiterhin
Paten gesucht
Hauptfeldwebel Andreas Wiedenmann – privat und dienstlich in Extremsituationen.
Berlin. 125 Patenschaften zu
ehemaligen afghanischen Ortskräften konnten bis Mitte Juli
bereits vermittelt werden. Die
Paten unterstützen im Alltag,
bei Behördengängen oder bei
der Wohnungssuche. In einigen
Land- und Stadtkreisen werden
weiterhin Paten gesucht. Dazu
gehören unter anderem Görlitz,
Rostock, Lübeck, Augsburg,
Frankfurt am Main, Bochum
und Leverkusen. Sowohl aktive
als auch ehemalige Angehörige
der Bundeswehr können eine
Patenschaft übernehmen.Einfach eine Email an die Koordinierungsstelle für Patenschaften
schicken. Dann gibt es detaillierte
Informationen:
[email protected].
(eb)
Foto: Bienert/RedBw
Grenzerfahrung im Gebirge
Bad reichenhall. „Wer gut
vorbereitet ist, der nimmt Gefahren anders wahr – egal ob in
Afghanistan, oder im Gebirge“,
erklärt Hauptfeldwebel Andreas
Wiedenmann vom Gebirgsjägerbataillons 231.
In den vergangenen Jahren war
er zweimal als Zugführer in Afghanistan. „Ja, 2010 war es richtig heiß
am OP North (Observation Post
North, Provinz Baghlan). Nicht nur
das Wetter“, sagt er. Wiedenmann
war mit dabei, als „der gefähr-
lichste Außenposten der Bundeswehr“ aufgebaut wurde. Mehrstündige Feuergefechte und widrige
Lebensbedingungen prägten monatelang seinen Alltag.
„Es war schon beeindruckend
zu sehen, was sich 2013, als wir
das zweite Mal da waren, alles
geändert hatte. Wir konnten uns
größtenteils frei bewegen und es
gab wieder Leben auf den Straßen“, erinnert der 35-jährige Soldat sich an seinen zweiten Afghanistan-Einsatz.
Als Ausgleich zu den Grenzerfahrungen in Afghanistan
sucht der Hauptfeldwebel beim
Sport ganz bewusst seinen
Ausgleich. Mehrmals nahm er
schon erfolgreich am härtesten
Skitourenrennen der Welt, der
„Patrouille des Glaciers“, teil.
53 Kilometer und rund 4000
Höhenmeter müssen die Teilnehmer im Schweizer Hochgebirge auf Skiern überwinden. Nächtliche Temperaturen
um minus 20 Grad, steile Skiabfahrten und die unwirtliche
Landschaft fordern den Teilnehmern alles ab.
Für den ausgebildeten Heeresbergführer gehört die körperliche Arbeit zum Alltag. „Das
zehrt schon hin und wieder an
der Substanz und ist nicht nur
für den Körper anstrengend.
Auch der Kopf wird gefordert.
Aber das Gefühl danach, wenn
man es geschafft hat, ist unbezahlbar.“
(js)
Mit wem würden Sie gern einen
Monat lang tauschen?
Mit dem amerikanischen Schauspieler Robert Downey Junior.
Welche Eigenschaften schätzen
Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Professionalität und ehrbares
Verhalten.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Anwalt.
Was bleibt von den beiden Einsätzen in Afghanistan hängen?
Ich habe in den beiden Einsätzen Kameradschaft und vor allem
Freundschaft intensiver erlebt als
je zuvor.
Was ist Ihr Lebensmotto?
Das Motto der Heeresbergführer
bringt es eigentlich gut auf den
Punkt: „Vor sich selbst bestehen
können!“
Wo noch Paten gesucht
werden, erfahren Sie
auf
www.bundes-
wehr.de
aktuell
VErMISCHTES
Tanzende Bits und Bytes
Von der Couch in die
Wildnis
R
3. August 2015
Zum 20. Geburtstag der MP3 ist die Musik für die Hosentasche so populär wie nie zuvor.
von Dina Krüger und Thomas
Franke
Berlin. Erinnern Sie sich noch
an die Regale voller CDs und
Schallplatten? Die Tonträger stapelten sich noch in den 90er-Jahren bis unter die Decke und waren
wahlweise sortiert nach Farbe,
Künstler oder Erscheinungsjahr.
Heute sind diese Regale leer und
die Musiksammlung findet in
einem streichholzschachtelgroßen Gerät Platz.
1995 wurde das MP3-Format
vorgestellt und revolutionierte
den Musikmarkt.
Eine Revolution auf
Raten
aktuell verlost fünf
Exemplare. Einfach bis
9. August
e i n e
E-Mail
mit dem
Stichwort
„Natur“ schicken an:
[email protected]
015
30/2
Als Wiege des MP3-Formats
gilt die Universität ErlangenNürnberg – zusammen mit dem
Fraunhofer Institut in Erlangen.
Dort wurde das Grundprinzip
bereits seit 1982 entwickelt und
trat von dort seinen Siegeszug
um die Welt an. Mit der Entwicklung des neuen Speicherformats
„made in Germany“ beginnt so
eine Revolution auf Raten.
„Mitte der 90er-Jahre hatten
wir die Vision, dass jeder die
Möglichkeit haben sollte, seine
gesamte Musiksammlung auf
einem kleinen Gerät überall dabei
zu haben und jederzeit hören zu
können“, sagt Harald Popp, einer
der Entwickler des MP3-Formats am Fraunhofer Institut in
Erlangen. Durch eine spezielle
Kompression der Daten speichert das Datei-Format nur die
für den Menschen wahrnehmbaren Signalanteile und lässt
die anderen weg. So werden
gegenüber CDs rund 90 Prozent des Speicherplatzes eingespart. Die Daten konnten so auch
schnell über das Internet übertragen werden und Musiktauschbörsen boomten.
Vom MP3-Player
zum Streaming
In der Folge kamen neue
Abspielgeräte auf den Markt, die
sogenannten MP3-Player. Sie können mit dem Computer verbunden
und so mit Musik bespielt werden.
Der iPod verhalf im Jahre 2001
einer neuen Industrie zum Durchbruch. Je nach Speicherkapazität
finden zwischen 2000 und 200 000
Minuten Musik auf einem modernen MP3-Player Platz. Das entspricht bis zu 2000 CDs.
Heute wiederum lösen Streamingdienste die „alten“ Techniken ab. Diese bieten dem Nutzer
eine fast unendliche Auswahl an
Musiktiteln aller Genres. Ein vor-
Foto: imago
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Seit 2001 immer dabei: Der iPod speichert Musik im MP3-Format.
heriges Abspeichern der Musik
auf dem eigenen Gerät entfällt.
In Deutschland bieten mehr als
zwanzig verschiedene Streaming-Dienste diesen Service an.
Eines ist jedoch bereits heute
absehbar: In zwanzig Jahren
werden wir wahrscheinlich über
die jetzige Art des Musikhörens
lächeln.
Musikstreaming-Dienste im Vergleich:
• 9,99 Euro/Monat, erster Monat gratis
• keine Vertragsbindung
• rund 30 Millionen Songs
• 9,99 Euro/Monat, erste drei Monate gratis
• keine Vertragsbindung
• rund 30 Millionen Songs
• 9,95 Euro/Monat, erster Monat gratis
• Drei-, Sechs-, Neun-Monatsabo
• rund 25 Millionen Songs
• 9,99 Euro/Monat, erster Monat gratis
• keine Vertragsbindung
• rund 35 Millionen Songs
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 30/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 28/2015:
9 4 7 7
Gewonnen hat:
Heike Schoenherz
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.