Sozialer Wandel am Beispiel der industriellen

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Sozialer Wandel am Beispiel der industriellen
Seminararbeit aus
Soziologie
Sozialer Wandel am Beispiel
der industriellen Produktion
Vl. Werner Prüher
BPA Linz 2006/2007
Betreuung:
Dr. Karl-Heinz Haiböck
SEMINARARBEIT Werner PRÜHER, BPA Linz 2006/2007
Seite 1
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INHALTSVERZEICHNIS
1
SOZIALER WANDEL .........................................................................................4
2
INDUSTRIELLE PRODUKTION .........................................................................5
2.1
Industrielle Revolution .................................................................................5
2.2
Der Kapitalismus...........................................................................................7
3
DIE „SOZIALE FRAGE“ ....................................................................................9
3.1
Merkmale .....................................................................................................10
3.2
Lösungsversuche .......................................................................................10
4
DIE INDUSTRIEGESELLSCHAFT ...................................................................11
4.1
Merkmale einer Industriegesellschaft .......................................................12
4.2
Kondratieff-Zyklen ......................................................................................13
5
LITERATURVERZEICHNIS..............................................................................14
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1 Sozialer Wandel
Der „soziale Wandel“ bezeichnet qualitative und quantitative Veränderungen, denen
Gesellschaften im Ganzen, gesellschaftliche Teilbereiche, aber auch kollektive und
individuelle Wertorientierungen im Rahmen historischer, ökonomischer und sozialer Entwicklungen unterworfen sind.
Als „sozialer Wandel“ gelten:
•
soziokulturelle Veränderungen einer Gesellschaft (zB Übergang von der Stände- zur Klassengesellschaft),
•
Veränderungen innerhalb bestehender Sozialstrukturen (zB Veränderungen
der sozialen und räumlichen Mobilität, neue gesellschaftlichen Rollenerwartungen)
•
und Veränderung gesellschaftlicher Teilbereiche (zB Wirtschaft, Herrschaftsverhältnisse, gesellschaftliche Institutionen und Ideologien).
Als Ursachen von sozialem Wandel werden innere (endogene) Faktoren (zB innergesellschaftliche Konflikte, Prozesse der Modernisierung oder der grundlegenden
gesellschaftlichen Transformation) und äußere (exogene) Faktoren (zB Umweltveränderungen, Erfindungen und Entdeckungen) unterschieden.
Sozialer Wandel kann langsam (zB in Gestalt eines „schleichenden“ gesellschaftlichen Wertewandels) oder rasch (durch den Zeitgeist dominiert und gesteuert), kontinuierlich (Evolution) oder abrupt (Revolution), kontrolliert (Entwicklungsplanung) oder
unkontrolliert (zB bei Krisen) erfolgen und sich systemerhaltend (funktional) oder systemstörend (dysfunktional) auswirken.
(vgl. Brockhaus 2004, Eintrag „sozialer Wandel“)
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2 Industrielle Produktion
Bis zur Verbreitung industrieller Produktion war die Wirtschaft Europa bis etwa 1750
durch folgende Merkmale geprägt:
•
Arbeit in kleinen Gruppen,
•
aktive Steuerung der Arbeit,
•
handwerkliches Geschick,
•
dezentralisierte Arbeit und
•
geringer Produktionsumfang.
Die industrielle Produktion erhöhte diese Produktionsleistung erheblich und machte
wichtige Güter leichter verfügbar. Sie umfasste die Mechanisierung der Produktion in
der Gesamtwirtschaft, vor allem in Volkswirtschaften, die bis dahin von der Landwirtschaft geprägt waren.
(vgl. Stearns 1998)
Die industrielle Revolution spielte sich in Europa ab ungefähr 1850 ab, hatte in England jedoch schon ab 1760 begonnen. England war das Mutterland des technischen
und wirtschaftlichen Fortschritts. In England herrschte Gewerbefreiheit, der Arbeitsmarkt war dereguliert, es gab viele billige Arbeitskräfte, einen großen Binnenmarkt
und dank der Kolonien günstige Rohstoffe und lukrative Exportmärkte. (vgl. Daniels
2006, S. 15)
2.1 Industrielle Revolution
Im Jahre 1884 erschien das Hauptwerk des britischen Sozialreformers Arnold Toynbee (*1852, +1883) unter dem Titel „Industrielle Revolution“. Damit war ein Begriff
geschaffen, der zur Beschreibung einer Entwicklung zwischen 1750 und etwa 1830
diente. Diese Entwicklung war durch folgende Merkmale bestimmt:
•
Mechanisierung von Arbeit
•
Zentralisierung von Arbeit (Fabriken)
•
Erhöhung der Produktivität
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In der nachfolgenden, so genannten „Zweiten Industrielle Revolution“ ab 1830, stieg
das wirtschaftliche Wachstum in weniger als 100 Jahren um 2000 Prozent. Dies war
durch folgende Faktoren bestimmt:
•
Aufschwung der Textilindustrie (automatische Webstühle)
•
Schwerindustrie (Stahl, Werkbank, Gusseisen)
•
Maschinenbau (Dampfmaschine, Nähmaschine, …)
•
Fließband (seit 1850 in Schlachthäusern in Chicago, 1903 von Ford übernommen)
•
chemische Industrie (Gase, Farbe, Lacke)
•
Massenverkehrsmittel (Eisenbahn, Fahrrad)
Insbesondere die Eisenbahn wirkte durch niedrige Transportkosten und höhere Geschwindigkeiten (bis 85 km/h) wie folgt auf die gesellschaftliche Entwicklung ein:
•
Optimierung der Lebensmittelversorgung und Hygiene
•
Verbindung von Industriezentren mit Häfen (Außenhandel)
•
Durch Bau von Eisenbahnen steigt Nachfrage nach Kohle, Eisen und Ziegelsteinen
•
Entwicklung von Planung und Organisation (Verkehrsnetze)
•
Massenverkehrsmittel im Personentransport
Nach der Jahrhundertwende wurde die Grundlage des Massenkonsums gelegt. Der
Handwerker wird aus der Produktion verdrängt, der Arbeiter wird zum Handlanger
der Produktion zB in der Textilindustrie: Ein Arbeiter hat 50 – 60 vollautomatische
Webstühle zu betreuen. Die markantesten Entwicklungen waren: Verbrennungsmotor, Elektrizität, Auto-Individualverkehr, Fließband, Stahl, Telegrafie, Telefon und
Rundfunk.
(vgl. Teufel 1990, S. 219ff)
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Die industrielle Revolution veränderte das Leben der Menschen in folgender Hinsicht:
•
Verwendung von Wasser- oder Dampfkraft erfordert die Anwesenheit von Arbeitern konzentriert in einer Fabrik (anstelle von kleinen Werkstätten oder
Heimarbeit). Damit wurde auch die Überwachung der Arbeiter bzw. der Produktivität vereinfacht.
•
Steigerung der Produktivität durch Spezialisierung auf einen kleinen Tätigkeitsbereich.
•
Ballung von Kapital und Arbeitern in bisher nicht bekanntem Ausmaß. Bisher
wurde Arbeitsausrüstung, Betriebskapital und Unterkunft vom Arbeiter selbst
gestellt, der Auftraggeber zahlte nur den Lohn.
•
Durch die Notwendigkeit dieser großen Investitionen entstehen Geschäftspartnerschaften wohlhabender Personen.
•
Notwendigkeit einer verbesserten Nahrungsmittelversorgung für Arbeitskräfte
in Städten (neue Dränageverfahren schaffen zusätzliches Acker- und Weideland, Dreifelderwirtschaft, Verbesserungen in der Viehzucht, Einführung der
Kartoffel, Sense statt Sichel).
(vgl. Stearns 1998)
2.2 Der Kapitalismus
Fast zeitgleich mit der industriellen Revolution ist der Hochkapitalismus entstanden,
er ist also eine relativ junge Erfindung. Die bisherigen Kulturen unterschieden sich
wie folgt vom Kapitalismus:
1. Privateigentum fehlte (Herrscher besaß Grund und Boden, Sklaven, etc.).
2. Keine marktwirtschaftlichen Systeme (Preisbildung folgte nach Regeln der
Herrscher bzw. nach Tradition, kein Markt für Grund und Boden, kein Kapitalmarkt).
3. Geldverdienen war nicht erstrebenswert: ehrgeizige Personen aus gutem
Hause strebten nach Ruhm und Glück; Besitztümer entsprangen aus Machtpositionen – nicht umgekehrt; Verleihung von Geld gegen Zinsen war eine
Todsünde.
4. Beständigkeit des wirtschaftlichen Handelns.
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In vorkapitalistischen Gesellschaften konnte der Einzelne seinen Arbeitsplatz nicht
frei wählen. Der Bauernhof konnte sich nicht in ein Einkaufsparadies verwandeln. Ein
Berufswechsel war kaum möglich. Grund und Boden standen nicht zum Verkauf.
Kurz gesagt: Produktionsfaktoren waren keine käuflichen Güter. Grund und Boden
war Basis militärischer Macht, Kapital galt als Schatz.
Mit dem Zufluss von Gold aus der neuen Welt setzte im 16. Jahrhundert ein Preisanstieg für Handelsgüter ein. Die Höhe von Pacht und Pflichtanteile waren aber für
Leibeigene fixiert, sodass der Adel zunehmend verarmte. Das entstandene kaufmännische Bürgertum erlangte sozialen Status, ärmeren Bevölkerungsschichten eröffnete die wirtschaftliche Vertragsfreiheit Aufstiegschancen.
In der bisherigen feudalen Kommando-Gesellschaft war kein Anreiz für Produktivitätssteigerungen gegeben: Die Lehnsherren hatten kein Interesse für „niedere“ Arbeiten, die Arbeiter hatten kein Interesse, ihre Produktivität zu erhöhen, da der Mehrertrag an den Lehnsherren geflossen wäre.
Mit der industriellen Revolution regierte nun die Unsicherheit die Wirtschaft. Neureiche verdrängten Lehnsherren, technologischer Fortschritt war erstrebenswert. Im
späten 18. und im frühen 19. Jahrhundert brachte der Kapitalismus eine ganze Heerschar an Unternehmern hervor, die in der Wirtschaftsgeschichte eine vollkommen
neue soziale Gruppe bildeten und die den technologischen Fortschritt entfesselten.
Beispiele:
•
England: Der Verbrauch an Baumwolle stieg von 1701 bis 1802 um
6000 %.
•
England: Von 1788 bis 1839 steigerte sich der Ausstoß an Roheisen
von 68.000 auf 1.347.000 Tonnen.
•
Frankreich: Zwischen 1815 und 1845 verfünffachte sich die Eisenförderung, versiebenfachte sich die Kohleförderung und verzehnfachte sich
das Transportvolumen.
•
1870 betrug die Kapazität aller britischen Dampfer 4 Millionen PS. Das
entspricht einer Kraft, für die man 6 Millionen Pferde oder 40 Millionen
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Männer gebraucht hätte. Diese Männer hätten das Dreifache des Gesamtertrages an Weizen des Vereinigten Königreiches konsumiert.
•
1770 war ein typischer Hochofen 3 Meter hoch, 1870 war er bereits
über 30 Meter hoch.
•
Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts war eine Fabrik mit 10 Arbeitern
eher selten. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts waren Fabriken mit
mehren Hundert Arbeitern keine Seltenheit mehr.
Doch Zahlen belegen nicht alles: So waren Schuhe, Mäntel, Papier, Fensterglas,
Stühle, Schlösser in vorkapitalistischen Zeiten begehrt und respektiert. Mit der Industrialisierung wurden sie zu Gegenständen des täglichen Gebrauchs.
(vgl. Heilbroner 2002, Seite 21 - 29)
Zur Zeit der Feudalherrschaft vor dem Kapitalismus war die Grundlage des Wirtschaftens das Land: Feudalherren finanzierten sich ihren oft pompösen Lebenswandel mit ihren Ländereien. Sie tauschten Waren gegen Geld gegen Ware. Da sich
Land aber nicht vergrößern lässt, war kaum Wachstum möglich – ein Grund für die
relative Stagnation der vorangegangenen Jahrhunderte. Die neuen Kapitalisten hingegen dachten anders: Sie setzten Geld ein, um Waren zu produzieren, die mehr
Geld brachten, als sie eingesetzt hatten. Sie tauschten Geld gegen Ware gegen
mehr Geld. Was heute eine betriebswirtschaftliche Binsenweisheit ist, war damals
spektakulär. (vgl. Daniels 2006, S. 17)
3 Die „soziale Frage“
„Unter der sozialen Frage versteht man die neue Armut unter den Industriearbeitern
und die sich im Laufe der Industrialisierung verschärfende Kluft zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Gleichzeitig werden vor allem im 18. Jahrhundert die Stimmen immer lauter, die eine Lösung dieser Frage fordern.“
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Industrielle_Revolution#Die_soziale_Frage, 01-112006)
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3.1 Merkmale
Die „soziale Frage“ ist durch folgende Merkmale charakterisiert:
•
Bevölkerungswachstum (Fortschritte bei Medizin, Nahrungsmittelversorgung,
Hygiene)
•
Freiheit (Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit, Wohnsitz, Beruf, Ehepartner)
•
Urbanisierung (Handwerk ist gegen Industrie chancenlos, Landflucht)
•
Überangebot an Arbeitskräfte (Lohn = Existenzminimum, Lohndumping)
•
extreme Arbeitsbedingungen (bis zu 18 Stunden / Tag, keine Sonntagsruhe,
unzureichende Sicherheitsvorkehrungen, katastrophale hygienische Zustände)
•
Kinderarbeit (Kinder ab 4 Jahre im Bergbau beschäftigt; 64 Stunden pro Woche; in Webereien bis zu 80 Stunden pro Woche; ab 1833 Kinderarbeit unter 9
Jahren verboten – jedoch kaum kontrolliert)
•
der Staat schützt die Industrie, die Polizei ist zur Niederschlagung von Aufständen da (Maschinenstürmer – „Ludditen“)
•
Wohnungsnot (bis zu 10 Personen auf 14m² in Ostlondon, eine Toilette für
100 Menschen; Mietzins bis zu ¾ des Lohns)
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Industrielle_Revolution, 01-11-2006)
„Karl Marx bemerkte, dass die ehemaligen Leibeigenen nun „doppelt frei“ waren: Frei
von ihrer existentiellen Abhängigkeit vom Grundherren, frei aber auch von dessen
Schutz und vor allem von Eigentum. Das zwingt sie, ihren einzigen Besitz zu verkaufen, ihre Arbeitskraft – und führt sie in eine neue Unfreiheit. Vor allem sie und ehemalige Handwerker bilden die neue Klasse der Arbieter. Wegen ihrer großen Zahl ist
menschliche Arbeitskraft im frühen Kapitalismus billig wie Dreck.“ (Daniels 2006, S.
22)
3.2 Lösungsversuche
Die Gesellschaft reagierte auf diese auftretenden Probleme mit folgenden Lösungsansätzen:
•
Selbsthilfe (Hilfefonds, Gewerkschaften, Streiks, Sabotage bzw. Maschinensturm)
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•
Ausbildung von Ideologien (moderne christliche Soziallehren, revolutionäre
Bewegungen wie Marxismus)
•
freiwillige Sozialleistungen der Arbeitgeber (zB bei Krupp)
•
kirchliche Hilfe (Adolph Kolping, Heilsarmee)
•
Veränderung der Parteienlandschaft (sozialistische Parteien, Kommunisten)
•
Gesetzesänderungen (Arbeitsschutzgesetze, Verbot der Kinderarbeit, Begrenzung der täglichen Arbeitszeit)
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Industrielle_Revolution, 01-11-2006)
Langsam bessert sich die Lage der Arbeiter. Nach 1871 reduziert sich tägliche Arbeitszeit in Deutschland, die Mitte des Jahrhunderts noch zwischen 12 und 16 Stunden gelegen hat. Die aus Angst vor der Sozialdemokratie geschaffenen Sozialversicherungen bieten Industriearbeitern etwas Schutz vor Alter und Krankheit. Der Theologiestudent Paul Göhre beobachtet 1890 unter Industriearbeitern in Chemnitz, dass
sie zwar noch immer bis zur Erschöpfung arbeiten, aber anders als ihren Großeltern
bleibe ihnen die Kraft, um am Wochenende zu feiern. Göhre erregt sich über die Folge davon: den Verfall der Moral auf den Tanzböden in der Gegend. Nach deren Besuch gehe „Paar um Paar einsam von dannen, zu einem Nachtspaziergang ins freie
Feld, wo nur die Sterne die Sünde sehen.“ (vgl. Daniels 2006, S 50ff)
4 Die Industriegesellschaft
„Zwischen 1850 und 1960 wuchs die Wirtschaft Westeuropas etwa vierzig- bis fünfzigmal schneller als im Durchschnitt der 600 Jahre zuvor.“ (Daniels 2006, S. 17)
Der Begriff Industriegesellschaft bezeichnete zuerst den Wandel von einer agrarischen zu einer industriellen Produktion, wobei er meist in Entgegensetzung sowie als
Synonym für kapitalistische Gesellschaft verwendet wurde.
Eine Auswirkung der Industrialisierung lässt sich in der Lebenserwartung der Menschen ablesen:
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1760 – 1870: ca. 25 bis 36 Jahre
1900: ca. 47 Jahre
1930: ca. 61 Jahre
(vgl. Daniels 2006, S. 40ff)
4.1 Merkmale einer Industriegesellschaft
Die Industriegesellschaft wird durch folgende Merkmale charakterisiert:
•
Arbeitsteilung (Die Sachzwänge der Arbeitsvorgänge führen zur Unpersönlichkeit der Arbeit. Arbeit wurde zum Erwerb, die Arbeitsteilung wurde auf
Großwirtschaftsräume ausgedehnt.)
•
technisch wissenschaftlicher Fortschritt (Unsere Lebenssicherheit hängt vom
Stand der Wissenschaft und Technik ab. Wirtschaftswachstum und steigende
Produktivität gewährleisten steigenden Lebensstandard.)
•
steigende staatliche Einflussnahme (Der Wohlfahrtsstaat greift in die Bereiche
von Gesellschaft und Wirtschaft lenkend ein. Zur Erfüllung der gestiegenen
Aufgaben müssen die Einkommen umverteilt werden)
•
Dynamik der Entwicklung (Von den Menschen wird ein höheres Maß an Mobilität gefordert: Um diese zu erreichen ist permanente Bildung nötig, wodurch
die Industriegesellschaft zur Bildungsgesellschaft, die ihrerseits wieder zum
Bewahrer der Individualität und der Qualität des Lebens wird.)
•
Bildungsgesellschaft (Die Industriegesellschaft ist eine Bildungsgesellschaft:
nur durch höhere und permanente Bildung ist gewährleistet, dass gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Vorgänge bewältigt werden können
und jenes Maß an Flexibilität erworben wird, das notwendig ist, um der Dynamik der Entwicklung Rechnung zu tragen zB durch Umschulung.)
(vgl. Knapp 1982, S. 211)
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4.2 Kondratieff-Zyklen
Der russische Volkswirtschafter Nikolai Dimitrijewitsch Kondratieff veröffentlichte
1926 die "Theorie der langen Wellen", die später von Joseph Schumpeter als
Kondratieffzyklen bezeichnet wurden.
„Sie dauern zwischen 40 und 60 Jahre, beginnen mit einer Basisinnovation und gehen mit einem fundamentalen wirtschaftlichen Strukturwandel plus einem "historischen Reorganisationsprozess der Gesellschaft" einher. Kondratieff gründete seine
Theorie auf vergleichsweise spärliche Daten. Ihm standen die Statistiken der deutschen, englischen, französischen und amerikanischen Volkswirtschaft zur Verfügung,
er analysierte das durchschnittlichen Niveau der Warenpreise und des Kapitalzins,
die Lohnentwicklung, Größen wie das Außenhandelsvolumen und die Daten der
Kohle- und Schwerindustrie und eine Reihe anderer Faktoren.“
(vgl. Berger 2003)
Über den zeitlichen Ablauf der Kondratjews besteht generell Einigkeit, wenn auch mit
einigen Abweichungen.
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1. Periode (ca. 1780-1849): Frühmechanisierung; Beginn der Industrialisierung in
Deutschland; "Dampfmaschinen-Kondratjew". Es gibt Vermutungen, dass es
in England schon einen früheren Zyklus gab.
2. Periode
(ca.
1849-1890):
Zweite
industrielle
Revolution
"Eisenbahn-
Kondratjew" (Bessemerstahl und Dampfschiffe)
3. Periode (ca. 1890-1940): "Elektrotechnik- und Schwermaschinen-Kondratjew"
(auch Chemie)
4. Periode (ca. 1940-1990): "Einzweck-Automatisierungs-Kondratjew" (Basisinnovationen: Integrierter Schaltkreis, Kernenergie, Transistor, Computer und
das Automobil)
5. Periode (ab 1990): "Informations- und Kommunikations-Technik-Kondratjew"
(Globale wirtschaftliche Entwicklung)
Naturgemäß umstritten ist, welche Technologie den 6. Kondratjew dominieren wird.
Leo Nefiodow war der erste, der die Theorie der Langen Wellen zu Prognosezwecken genutzt und damit den 6. Kondratjewzyklus vorausgesagt und beschrieben hat.
Mögliche Kandidaten hierfür sind Biotechnologie, Nanotechnologie, Technologie der
regenerativen Energien, Psychosoziale Gesundheit und Kompetenz, Netzwerke,
Vernetzung und Kooperationen.
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kondratjew-Zyklus 01-11-2006)
5 Literaturverzeichnis
Bücher
DANIELS, Arne, SCHMITZ, Stefan (2006). Die Geschichte des Capitalismus. Vom
Webstuhl zum World Wide Web. München: Heyne
TEUFEL, Franz-Josef (1990). Die „Zweite Industrielle Revolution“. In PLETICHA
Heinrich (Hrsg.), Weltgeschichte: Diktatoren und Ideologien (S. 218 – 232). Gütersloh: Verlagsgruppe Bertelsmann
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HEILBRONER, Robert THUROW, L., (2002). Wirtschaft – Das sollte man wissen.
Frankfurt/Main: Campus Verlag GmbH
KNAPP, VOGELSINGER, SULEK (1982). Wirtschaft: Mitdenken – mitgestalten –
mitverantworten. Wien: Verlag Carl Ueberreuter
STEARNS, Peter (1998). Globale Folgen der industriellen Revolution. In MICROSOFT ENCARTA 2007, Quellentext Eintrag „Industrialisierung“. Redmond: Microsoft
Corporation
Internet
BERGER,
Lutz
(2003),
Der
6.
Kondratieff.
Online
im
Internet:
http://www.musikmagieundmedizin.com/standard_seiten/kondratieff.html (01-11-06)
Kondratjew-Zyklus. Online im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Kondratjew-Zyklus
(01-11-2006)
Nachschlagewerke
Der Brockhaus multimedial 2004 Version 6, (2004). Mannheim: Bibliographisches
Institut & F. A. Brockhaus AG
MICROSOFT ENCARTA 2007. (2007), Redmond: Microsoft Corporation
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