Presse / Reviews (Deutsch/English) - Subtone

Transcription

Presse / Reviews (Deutsch/English) - Subtone
026
musik
interview
text: Lorenz Hargassner foto: Rainer Rygalik
Synthesizer
für
Miles
Adam Holzman
Vielfalt ist besser
F
ür Adam Holzman ist die Vielfalt in der Musik
immer schon verlockender gewesen als der
Pfad der reinen Lehre. Der 49-jährige Keyboarder
aus New York und langjährige Musical Director
der Miles Davis Band hat in den Siebzigern über
den Progressive Rock zum Jazz gefunden. Engagements in den Bands von Grover Washington Jr.,
Chaka Khan und Wayne Shorter gehören ebenso
zu seiner abwechslungsreichen Laufbahn wie
eine Aufnahme von „Carmina Burana“ mit Philip Glass. Die für ihn lehrreichste Zeit verbrachte
Holzman während der Zusammenarbeit mit
Miles Davis, die 1986 mit dem Album „Tutu“
begann. Fünf Jahre lang war er anschließend als
musikalischer Leiter in Davis’ Band tätig. Inspiriert von Billy Cobham und Chick Corea hat Holzman den Jazz um Einflüsse aus Funk und Rock,
KEYBOARDS 1.2008
später Rap und Drum and Bass bereichert.
Heute zeichnet er verantwortlich für einen reifen Fusion-Stil: weniger ungestüm und dicht als
in den Anfangstagen, dafür lässiger und präziser gespielt. Die intensiven Auftritte seiner
Band „Brave New World“ leben von einfallsreicher Improvisation und Interaktion, die ihr
Mastermind präzise zu orchestrieren versteht.
Statt Traditionen zu hüten, erweitert Adam
Holzman dabei bis heute musikalische Horizonte.
Das Interview mit Holzman führte für uns
Lorenz Hargassner, der während der Europatour
bei einigen Konzerten als Saxofonist bei „Brave
New World“ einspringt. (uk)
Seit einigen Jahren sieht man dich in
Europa vor allem mit deiner eigenen Band
„Brave New World“, obwohl du immer
wieder auch mit anderen Gruppen wie der
von Wallace Roney, Steps Ahead oder dem
Mahavishnu Project unterwegs bist. Bist du
lieber Sideman oder Bandleader?
Ich mache beides gerne. Als Bandleader kannst
du natürlich tun, was du willst, hast die Kontrolle
über die Musik und die Wahl, mit welchen
Musikern du spielst, aber dazu kommt eine
Menge Verantwortung; Du musst dich um die
Gagen, die Reisekosten, Hotels und Promo
kümmern, deine Leute bei Laune halten, usw.
Als Sideman kann ich mich sozusagen zurücklehnen und spielen, die Reisen genießen und
so. Es ist um einiges weniger stressig, aber
nicht so befriedigend wie seine eigene Musik
zu spielen.
027
Foto: Dany Gignoux
Wie entscheidest du eigentlich, welche ganze Herangehensweise
Instrumente du auf eine Tour mitnimmst?
zu der Zeit – ernsthafte
Die Musik gibt das vor, meistens ziemlich ein- Grooves, dunkle Polychords,
deutig. Ich bin fast immer mit meinem Korg melodische Fragmente –
Karma unterwegs, weil er sehr vielseitig ist. arbeite ich seit Langem in
Aber ich spiele nie nur den Karma.
meine Musik ein. Ich kann
Bei Wallace Roney war meine Herangehens- nicht sagen, wer mich am
weise über das akustische Piano und ein Fender meisten inspiriert hat, aber
Rhodes, kombiniert mit Synth-Texturen, sodass ich denke, Miles hat mich
ich den Karma auf dem Rhodes hatte und am meisten beeinflusst.
manchmal sogar noch einen zweiten Synth auf Wie bist du zu Miles
dem Klavier für ein paar atmosphärische Extras. gekommen?
In so einem Fall versuche ich, alle vier Key- Ich hatte auf einigen Sesboards als ein großes Instrument zu verstehen.
sions für den MCA-SoloEs geht mir nicht darum, dass es immer mehr künstler Randy Hall gespielt
„Brave New World“, 2006 live in Wien
Instrumente werden, aber jeder Gig ist anders und Synthesizer programund erfordert andere Paletten von Sounds. Erst miert. Er sang auf „The Man
vor Kurzem habe ich entdeckt, dass jeder den with The Horn“. Miles kontaktierte Randy, um Er hat dich dann später ja sogar zum „MusiMinimoog Voyager mag, ich verwende ihn jetzt an einigen Stücken für das Album, das später cal-Director“ gemacht. Was für eine Art Job
sogar bei manchen Straight-Ahead-Gigs!
„Tutu“ wurde, mitzuarbeiten. Randy nahm mich war das?
Wie genau setzt du ihn dann ein? Spielst für einige Sessions mit. Miles war interessiert Da ging es vor allem darum, seine Keyboarddu damit auch mal ein „Sound-Solo“?
an dem ganzen Synthesizer-Ding – ich denke, er Ideen in ein Arrangement zu transkribieren. Wir
Ja, aber schon vor allem für meine Solos beim sah mich damals als einen jüngeren kreativen probten das, und dann tauchte Miles auf und
Mahavishnu Project. Keeping the Jan Hammer Musiker, der noch geformt werden konnte. Ich änderte alles wieder um! Ich habe das die ganspirit alive! Er ist einer meiner Helden. Es gibt hatte eine Session mit ihm an einem Freitag zen vier Jahre lang gemacht, die ich bei ihm
nichts, was mit dem Sound eines Minimoog zu (im Oktober 1985), und in der nächsten Woche war, aber offiziell war ich erst Musical-Director,
vergleichen wäre, er ist beinahe menschlich. fand ich mich auf der Tour mit seiner Band in als Robert Irving die Band verlassen hatte, so
Aber wie ich herausgefunden habe, ist der Europa wieder!
um ’88.
Minimoog auch für eine Menge
Auf deiner aktuellen Platanderes Zeug super zu gebraute „Jazz Rocket Science“
chen. Experimentelle Musik
(Nagel Heyer) finden sich
natürlich, aber auch für atmoauch einige programmiersphärische Texturen, fett klinte Teile, wie setzt du das
gende Bass-Lines, eine Menge
live um?
verschiedenes Zeug. Sein TouchTeils aus „wirtschaftlichen
Pad öffnet auch Türen zu neuen
Gründen“ und teils, weil ich
Ideen und Sounds. Manchmal
will, dass die Band „live“
programmiere ich das Touchbleibt, machen wir die proPad, sich wie ein Gate und Congrammierten Teile nicht auf
trol-Pitch zu verhalten, dann
der Bühne. Also stelle ich die
wird es fast zu einem Theremin.
Songs um. Zum Beispiel kann
Und was sind deine „favoriein Song wie „Kryptonite“ mit
tes“ für deine eigene Musik?
seinem Drum’n’Bass-Groove
Natürlich Minimoog Voyager
und den fortschreitenden
und Karma, aber ich würde lieAkkorden etwas verändert
bend gerne auch ein Rhodes mit
werden, etwa an Weather
MIDI-Output haben. Das wäre
Report angelehnt. Aber manfür mich wirklich das Beste aus
che der Stücke funktionieren
beiden Welten, elektronisch und
einfach nicht ohne die Stumechanisch. Außerdem würde
dio-Elemente. „Wirtschaftich sehr gerne mal mit meinem
liche Gründe“ bedeutet, dass
PPG reisen, aber dafür ist er
ich wünschte, ich könnte mit
wohl nicht mehr geeignet.
einem Extrarack mit SyntheAuf welche Weise haben die
sizern und einem riesigen
großen Musiker, mit denen
Soundsystem reisen, das so
du bisher gespielt hast,
große Monitore hätte, dass
deine Musik beeinflusst?
wir alle in Abstimmung mit
Meine eigene Musik ist offenden programmierten Elesichtlich von Miles beeinflusst,
menten spielen könnten.
vor allem von der „Tutu“-Ära,
Naja, vielleicht nächstes Jahr
von der ich ein Teil war. Seine Miles Davis und Adam Holzman, Mitte der 80er-Jahre
... (lacht). ↵
1.2008 KEYBOARDS
Passauer Neue Presse
vom 01. November 2007
Feuilleton
Warum Mister Moog den Synthesizer erfunden hat
Adam Holzman und die Band „Brave New World“ im Cafe Museum
Foto: Sebastian Ambrosius
Von Thomas Seider
Pardon, eine Zumutung: Damit man erklären kann, warum das Konzert des
Keyboarders Adam Holzman und seiner Band „Brave New World“ am Dienstagabend
im Cafe Museum so großartig war, muss man erst den Moog Voyager erklären. Also:
Es handelt sich um einen Synthesizer mit analogem Innenleben, dem der brachiale,
markerschütternde Klang dieses Instruments geschuldet ist. Er hat ein Sensor-Feld,
auf dem der Keyboarder während des Spiels mit den Fingerspitzen der zweiten Hand
die Tonhöhe ziehen, Filter verändern, Modulationen steuern. . . Nun: Die
Höllenmaschine produziert einen Fundus von Geräuschen wie beim Zahnarzt, ein
Gurgeln, Blubbern, Sägen, Kreischen, das Holzman zu mörderharten Bassriffs,
abgedrehten Effektverläufen und durchdringenden Solosounds formiert. Sagen wir es
so: Als Bob Moog, der Erfinder dieser Art von Synthesizer, kurz vor seinem Tod den
Voyager kreiert hat, muss er das für Adam Holzman getan haben, damit der seine
Seele mit diesem Instrument verschmelzen konnte. Es hat aber auch Harold Rhodes
vor einem halben Jahrhundert ein elektrisches Piano erfunden, das schmeichelnd
glockig bis aggressiv verzerrt klingen kann. Dies geschah, damit Adam Holzman an
diesem Abend in Passau noch ein zweites Instrument hatte, um dem Zuhörer Gehirn,
Herz und die innersten Eingeweide anzubohren.
Bei Miles Davis, Joe Zawinul und Jeff Beck, den Größen, denen Holzman an diesem
Abend Tribute-Songs widmete, sind auch „Brave New World“ mit ihrer eigenen Musik
daheim. Und es darf gern einmal drei Pfund härter sein, sehr rockig, sehr funky,
etwas Jazz, etwas Pop. Die Band ist Champions-League - Mitch Stein (E-Gitarre),
Aaron Heick (Sax), Freddy Cash (E-Bass) sowie ein Neuzugang: Wenn die Welt
einmal untergeht, möge der Herrgott es einrichten, dass Abe Fogle dazu das
Schlagzeug spielt. Dann wird keiner anders können, als in heller Freude einfach
mitzugehen.
Ach ja: Adam Holzman trug ein lustiges T-Shirt mit einem tatsächlich
funktionierenden Equalizer auf der Brust. Die Pegel erreichten durchgehend den
Anschlag. Ein Dezibel mehr, dann wäre das Gewölbe des Museumscafes eingestürzt.
Und es war gut so. Das Konzert erfordert ein verbotenes Wort, das nur im äußersten
Notfall angewendet werden darf. Es war: geil.
PNP 06.10.06
Die kleine Lüge wird zum Höhepunkt
Miles-Davis-Keyboarder Adam Holzman brachte das vollbesetzte Café Museum in Passau zum Beben
Mutig stellten sich nicht nur die Musiker von „Brave New World“, sondern auch die Veranstalter dem grenzwertigen Unterfangen,
eine fünfköpfige Elektronik-Band in einem etwa 80 Quadratmeter großen Raum spielen zu lassen. Die Bühne war mit dem
Equipment voll ausgelastet. Dass der Schallpegel auch den Luftraum des Jazzkellers unter dem Museum Moderner Kunst bis in
den letzten Kubikzentimeter auslasten würde, war abzusehen. Überwältigt allerdings wurden die Zuhörer hauptsächlich von der
Qualität der musikalischen Darbietung. Die Reaktionen reichten am Ende von ohrenbetäubter Seeligkeit bis zu „Weltklasse“.
So wurde die kleine Lüge, mit der das Jazzprogramm im Café Museum begann, auch gleich ein wahrer Höhepunkt in seiner
Programmgeschichte. Denn die Band um den New Yorker Keyboarder Adam Holzman zelebriert weniger Jazz als eine
packende Fusion aus Funk, Rock, Pop und auch Jazz. So perfekt und mitreißend, noch dazu live, hört man sie gegenwärtig
selten. Dabei konnte das Publikum jeden Handgriff und jeden Blickkontakt innerhalb der Band hautnah miterleben. Das war
auch für die Musiker ein einmaliges Erlebnis.
Adam Holzman hatte die Fäden in der Hand, bediente nicht nur virtuos drei Keyboards - einen analogen Synthesizer, eine
„Music Workstation“ und ein E-Piano -, sondern leitete seine Kollegen spurgenau durch komplexe Melodieverläufe und
ausgetüftelte Dramaturgien. Neben zwei Festen seiner Formation, dem genialen Gitarristen Mitch Stein und dem Hard-Drummer
Alex Elena, fügten sich zwei junge Gäste nahtlos ins energiegeladene Konzept: Dave Johnson am Bass und Lorenz Hargassner
am unverkabelten Alt- und Sopransaxofon. Heiße Grooves waren nie Selbstzweck, auch Soli blieben bewusste Bestandteile von
durcharrangierten Klangtänzen, die sich gelegentlich zu beglückenden Höhenflügen steigerten. Zu bemängeln nur, dass es
Schlagzeuger Elena nur schwer gelang, seine knallharten Beats während balladesker Phasen zurückzufahren. Mit einer Zugabe
aus dem Miles-Davis-Album Tutu, an dem Adam Holzman 1986 mitwirkte, war alles nur noch gut.
Gabriele Blachnik
CD 2060
Jazz Rocket Science
Adam Holzman & Brave New World
Adam Holzman - piano, fender rhodes, wurlitzer, korg karma, korg wavestation, kurzweil k2000, ppg
wave, minimoog & dx-7
Aaron Heick - sax
Freddy Cash Jr. - bass
Mitch Stein - guitar
Alan Burroughs - guitar
Alex Elena - drums
Recorded and Mixed by Jim Caruana at Sony Music Studios, NYC.
Tracks 7, 8 and 11 recorded by Scott Young at Manhattan Center Studios, NYC.
01.
02.
03.
04.
05.
06.
07.
08.
09.
10.
11.
Superhero
Life On Mars
The Telltale Heart
The Whole World Is Everywhere
Firewire
Level 3 Intro: Airlock
Level 3 Containment Suit
Maria Rain
Kadiddle Hopper
Kryptonite (For Herbie Hancock)
Miles Runs The Voodoo Down
Optimistic music in the age of fear. That's what the newest recording by
Adam Holzman & Brave New World is all about! Brave New World is a powerful
downtown, fusion band. The band comes out funky and heavy on the opener
"Superhero" and follow it up with the soulful "Life On Mars." The
introspective "The Telltale Heart", is an example of some of the band's
quieter moments followed by more fusion-funk. The members groove hard and
solo with passion.
This is grown-up fusion, with the freneticism of its 1970s pre-cursors
cooled off and a more sophisticated vocabulary brought to bear. Holzman's
generally hard-hitting, metallic, harmonically rich and thematically
ingenious brand of fusion is well-known from his previous dates as leader,
and from his tenure as Musical Director of the Miles Davis band, 1985 1989, into which he brought a particular and distinctive texture and
voicing.
Adam Holzman is simply one of the most innovative musicians alive. He is a
perennial poll-winner in the Fusion category for Tower Pulse!'s year-end Top
Ten listings. "Keyboard" magazine named him one of the top 10 players in the
world, "Down Beat" lauded his "killer groove" and compared him to Jan
Hammer - and even the "New York Times" and the "Washington Post" praised his
live shows.
Miles Davis first hired Adam for some keyboard work for "Tutu" and then as
second keyboarder for the following live tour. While Miles Davis hired and
fired musicians at an enormous rate during these years, Adam Holzman
actually stayed for almost 5 years. "I must have done something right",
Holzman says today. "I was so nervous in the beginning - I didn't think I
would survive the first tour." He must have done a lot of things right,
since Miles later promoted him to "musical director".
After one more year Adam moved on - to work with Michel Petrucciani. During
the early 90s, Adam also worked for Chaka Khan, Robben Ford, the band
"Kelvynator" and many others. Parallel to this he also founded a steady live
band called Brave New World. It included Aaron Heick (Sax, ex-Chaka Khan
Band), Freddy Cash (Bass, formerly with "Arrested Development" and Mark
Ledford), and guitarist Mitch Stein, who performed for Tania Maria, David
Sanborn and Chaka Khan (among others).
In 1995 Adam appeared in the US with Brave New World and continued
occasionally performing with Michel Petrucciani - but also was a member of
Wayne Shorters group. From 1997-2000, Adam recorded and toured with the
late, great sax player, Grover Washington Jr., producing new Miles Davis
projects for Sony; and currently plays with the highly acclaimed Wallace
Roney Quintet.
"I do not consider my musical role to be a keeper of jazz traditions. I try
to make entertaining music today, influenced by rock, jazz-rock, funk and a
lot of other styles and ideas." Adam Holzman
Lücken mit seiner musikalischen Virtuosität und Coolness sinnvoll zu füllen.
Besonders eindrucksvoll ist es, wenn er mit Heick (und seinem kleinen Korg)
zusammen eine Bläsersektion bildet, die an Homogenität den Brasstwins aus Atlanta,
Eric Leeds und Matt Blistan, in nichts nachsteht.
Rhythmisch trägt ´Nesthäkchen´ Elena die anderen auf der zwischen `straight´ und
`kaum mitzählbar´ tendierenden Beatbasis. Die Vielfalt, die auch seine Aufnahmen
auszeichnet (er arbeitete u.a. sowohl mit Aretha Franklin wie auch mit Iron Maiden
respektive Bruce Dickinson zusammen) kommt auch live positiv zum Vorschein, und
tröstet über das Ausscheiden von Juju House hinweg.
Freddy Cash Jr. geht locker bei allem mit, legt ein die Unterlippen auf den Brustkorb
beförderndes dreiminütiges Basssolo hin, versinkt in sich, durchlebt das Tun der
anderen. (Und baut sich vor dem Publikum auf, wirft die Arme von sich und sagt: Isch
lieba disch!)
Aaron Heick, seit einer Dekade Mitstreiter Holzmans, trägt oft die melodische
Alleinverantwortung, die er professionell wie virtuos meistert. Klezmerelemente
mischen sich mit Pop-, Jazz-, Blues- oder Funkstilistik. Heick, der u.a. an vielen
Chaka Khan Einspielungen beteiligt war, steht im Rampenlicht und wirkt doch nicht
vordergründig.
Alan B., der Mitch Stein vertritt, entpuppt sich als Hundertprozent sicherer
Rhythmusgitarrist, der, auf Zeichen Holzmans, nach vorne tritt und mit sichtbarem
Genuss recht schräg, aber geschmackvoll, seine Soli zelebriert.
Zweieinhalb Stunden Musik auf höchstem Niveau und eine Band, die sicht- und hörbar
ihren Spaß hat und die Euphorie des Publikums genießt, machen diesen Abend zu
einem der musikalischen Höhepunkt der diesjährigen, sich in der
veranstaltungstechnischen Flaute befindlichen Leipziger Kulturszene - und
rechtfertigen meinen gefährlichen Einsatz zum Stoppen des Taxis.
Nun, da das Licht eine dreiviertel Stunde nach Konzertende angeht und alle noch
verbliebenen Gäste einschließlich der mit ihnen Bier trinkenden und sich
unterhaltenden Musiker herauskomplimentiert werden (sie sollen in der
vergnügungskillenden Atmosphäre des Cafés über dem Keller weiter trinken, was , im
krassen Gegensatz zu der homophilen, kraft- und hoffnungsvollen Musik steht), hoffe
ich, dass auf meinem Rückweg das Stoppen des Taxis wieder erfolgreich und
gesundheitlich folgenlos glücken wird. Und wenn nicht, dann werde ich wenigstens mit
einem reichlichen Maß an mehr Energie, Inspiration und Hoffnung auf Leipzigs
Pflaster enden.
(Tom Fischer)