Armut in Vietnam

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Armut in Vietnam
Armut in Vietnam und die
sozialen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1
Hồ Sĩ Quý*
1. Die Armut in Vietnam vor der Weltwirtschaftskrise
Im Vergleich zu einigen anderen Ländern hat die Weltwirtschaftskrise die Wirtschaft in
Vietnam nicht so stark beeinflusst.
Zum einen ist die Wirtschaft Vietnams praktisch noch relativ jung. So wurde Vietnam erst seit
2007 Mitglied der WTO, während die Wirtschaft des Landes noch im Aufbauprozess und
insgesamt eher schwach und anfänglich ist. Bis heute haben erst 22 Nationen Vietnam als
Wirtschaftsmarkt anerkannt.2
Zum anderen konnte die Regierung Vietnams durch eine Vielzahl von wirtschaftspolitischen
Maßnahmen die Auswirkungen der Finanzkrise wirksam unterbinden. Diese Maßnahmen
konnten die Preise stabilisieren, Kredite ausweiten und Zinsen anpassen. Dabei spielte das
Konjunkturpaket von 2008-2009 eine große Rolle, indem es dazu beitrug die Wachstumsrate
des Jahres 2009 von 5,32% zu erhalten, höher als das Ziel des Programms (das BIP für das
Jahr 2009 auf 5% zu setzen). Anfang 2010, gingen die GSO und viele andere internationale
Organisationen davon aus, dass Vietnam bereits die schwerste Periode während der Krise
durchlaufen hat.3
Im Jahre 2009 konnte die Wirtschaft Vietnams zum ersten Mal der Armut entkommen, d.h.
dass das BIP mit 1000 USD Durchschnittsjahreseinkommen pro Person, auf 2900 USD
gestiegen ist (gemäß der PPP).
Dass Vietnam im Bereich der Armutsbekämpfung die vor 20 Jahren geäußerte politische
Rede „Löscht den Hunger, mindert die Armut“ (xóa đói giảm nghèo) verwirklicht hat, ist sehr
1
Übersetzung aus dem Vietnamesischen von Thanh Hai Nguyen
* Prof. Dr. der Philosophie, Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften, Vietnamesische Akademie der
Sozialwissenschaften in Hanoi. www.hosiquy.com; [email protected]
2
BIP 2007 68,6 Billionen US$ (UNDP.HDR 2009. c. 196). Die Produktionsdichte in der Agrikultur erreichte bis
Ende 2008 20,6-20,7%, bis 2010 soll sich der Wert auf 15-16% reduzieren; der Produktionswert in der Industrie
erreichte bis Ende 2008 40,6-40,7% BIP, währenddessen ist geplant, den Wert bis 2010 auf 40-41% zu erhöhen.
3
Vgl. Kinh tế Việt Nam tăng trưởng 5,3% (Die Wirtschaft Vietnams steigt um 5,3%).
http://vnexpress.net/GL/Kinh-doanh/2009/12/3BÁ744A/
bemerkenswert. Laut einem Bericht der FAO während des Gipfeltreffens über die Versorgung
von Lebensmitteln in Italien im November 2009, sei Vietnam eines von sechs Nationen die
das Ziel, den Armutsanteil bis auf 50% zu reduzieren, bis 2015 erreicht haben sollen. Laut
dem Bericht „Jene Wege zum Erfolg“ aus dem Jahre 2009, hat die FAO Vietnam als eine der
4 erfolgreichsten Nationen in der Armutsbekämpfung erkannt.4
Vietnam: Human Poverty Index 1997-20095
Aufreihung
nach
HDI
Aufreihung
HPI-1
(in %)
Sterberate ab
dem
Alter
von 40
Jahren
(in %)
Analphabeten
(ab 15
Jahren)
(in %)
Anteil
der
Menschen
ohne
Zugang
zu sauberem
Wasser
(in %)
1997
121/175
26,2
12,1
7,0
1998
1999
122/174
110/174
26,1
28,7
11
11,6
2000
108/174
28,2
2001
101/162
2003
109/175
2004
112/177
2005
108/177
2006
109/177
2007/
2008
2009
105/177
33/
78
51/
92
47/
85
45/
90
109/
175
112/
177
108/
177
109/
177
105/
177
116/
182
116/
182
Anteil
der
unterernährten
Kinder
unter
5 Jahren
Bevölkerungsanteil
unter der
Armutsgrenze
1$ pro ArmutsTag
grenze
des
Landes
57
Anteil
der
Menschen
ohne
Zugang
zu Gesundheitsversorgung
(in %)
10
45
-
-
6,3
8,1
57
57
10
-*
45
41
..
..
51,0
51,0
11,2
7,1
55
..
41
..
50,9
29,1
12,8
6,9
44
-
39
..
50,9
19,9
10,7
7,3
23
-
33
17,7
..
20,0
10,7
9,7
23
-
33
17,7
50,9
21,2
9,4
9,7
27
15,7
9,4
9,7
15
15,2
6,7
9,7
15
12,4
5,8
9,7
8
33
50,9
-
28
28,9
-
27
..
28,9
25
..
28,9
4
Việt Nam thành công trong việc xóa đói nhưng vẫn chưa đảm bảo an ninh lương thực. (Vietnam leistet Erfolg
in der Hungerbekämpfung, garantiert aber noch nicht mit Sicherheit die Lebensmittelversorgung)
http://www.rfi.fr/actuvi/articles/119/article_5715.asp
5
Quelle: UNDP. Human development Report. 1997-2009.
2
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Seit 1997 bis heute zeigen nur die Position in dem HPI von Vietnam und die Position
Vietnams innerhalb der dem HPI-1 aktuell zugehörigen Länder klare Veränderungen: Im
Jahre 1999 wurde Vietnam in dem HPI-1 auf Rang 51 von insgesamt 92 Ländern gelistet; im
Jahre 2000 befand sich Vietnam auf Platz 47/85; 2001 war Vietnam auf Nummer 45/90. Im
Bericht über Soziale Entwicklungen der UNDP im Jahre 2003 (HDR 2003) hat Vietnam mit
19,9% den Platz 39/94 auf der Rangliste des HPI-1 gestanden. Im HDR 2004 stand Vietnam
mit 20,0% auf Rang 41/95 im HPI-1. Laut der HPI-1-Ergebnisse, konnte der Anteil der
Menschen in Vietnam, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, von 57% in 1997 auf
44% in 2001, 23% in 2003 und 23% in 2004 gesenkt werden. Die Rate von unterernährten
Kindern unter 5 Jahren reduzierte sich von 45% in 1997 auf 41% in 1999, 41% in 2000, 39%
in 2001, 33% in 2003, 2004 und 2005. Im HDR 2009 stand Vietnam mit 12,4% auf Rang
55/135 in der Liste des HPI-1. Die HPI-1-Ergebnisse zeigen, dass der Anteil der Menschen in
Vietnam, die Zugang zu sauberem Wasser haben, von 57% in 1997 auf 44% in 2001 sank, in
2003 herunter auf 23%, in 2004 gleichbleibend auf 23%, in 2006 – 2008 auf 15% und in
2009 auf 8%. Der Anteil der unterernährten Kinder unter 5 Jahren sank ebenfalls von 45% in
1997 auf nur 41% in 1999, 41% in 2000, 39% in 2001, 33% in 2003, 2004 und 2005, 28% in
2006, 27% in 2007 – 2008 und 25% in 2009.
Laut dem Staatsbericht über die Millenium-Entwicklungsziele – MDG (2003) und dem
Bericht vom 5. Kongress (5/2009) der 12. Nationalversammlung hat sich die Armutsquote im
ganzen Land deutlich reduziert.6
6
United Nations Hanoi (2003), Báo cáo tiền độ thực hiện các mục tiêu thiên niên kỷ (Fortschritt zur Umsetzung
der Milleniums-Ziele) MDG 2003. S.1.// Zahlen 2006-2009: Staatsbericht 5/2009 während des 5. Kongresses der
12. Nationalversammlung. (Angaben wurden nach folgenden Kriterien eingestuft – QĐ170/2005/QĐ-TTg
08/07/2005: Ländliche Gegend = Menschen mit einem Durchschnittseinkommen von 200.000
VND/Person/Monat bis 2.400.000 VND/Person/Jahr, unter dieser Schwelle rechnen sie zu den in Armut
lebenden Personen. Städtische Gegend = von 260.000 VND/Person/Monat bis 3.120.000 VND/Person/Jahr, ca.
15US$/Monat/Haushalt).
http://www.chinhphu.vn/pls/portal/docs/PAGE/VIETNAM_GOVERNMENT_PORTAL/NEWS_REP/HD_CUACH
INHPPHU/NAM2009/THANG05/BC1.DOC
3
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Armutsquote im gesamten Land und in allen Regionen von 1993-2009
Ländliche Gegend Städtische Gegend Landesweit
(in %)
(in %)
(in %)
1993
66%
25%
58,1%
1998
45%
9%
37%
2002
35%
6%
29%
2006
18,1%
2007
14,82%
2008
12,1%
2009
11,2%
Bis Ende 2008 betrug die Armutsquote landesweit nur noch 12,1 – 12,5%. 95% des
Jahresplanes wurden erfüllt, indem für über 1,6 Millionen Menschen neue Arbeitsplätze
geschaffen wurden. 87.000 Arbeitsplätze, die für den Export geschaffen wurden, lagen mit
2.000 über dem Wert, der prognostiziert wurde. Der Anteil der Auszubildenden, die aus der
Oberschule und Mittelschule kommen, konnte erheblich gesteigert werden (43%), weil der
Staat sie finanziell für die Bildung unterstützt, sei es für Schule, Studium oder Ausbildung. Im
Jahr 2008 gab der Staatshaushalt im Durchschnitt 52 Milliarden Dong für die Soziale
Sicherheit aus, was ungefähr 13% der Staatsgelder ausmachte. Die staatlichen Zuschüsse für
sozial schwache Menschen und andere soziale Abgaben betragen 53 Milliarden Dong,
insgesamt 50% über dem Wert im Jahr 2007.7
7
Vgl. Bericht vom 5. Kongress, 5/2009, 12. Nationalversammlung (link, siehe oben)
4
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Laut dem Bericht über die Entwicklung der Welt von der WB, kann der Anteil der unter der
Armutsgrenze lebenden Menschen in Vietnam im Vergleich mit einigen anderen Ländern als
zufriedenstellend angesehen werden:8
Ländliche
Gegend (in %)
Städtische
Gegend (in %)
Landesweit
(in %)
Vietnam 2002
35
6
29
Malaysia 1989
-
-
15,5
Albanien 1996
-
15
-
Algerien 1995
30,3
14,7
22,6
China 1998
4,6
2
4,6
Indien 1994
36,7
30,5
35
Thailand 1992
15,5
10,2
13,1
Philippinen 1997
50,7
21,5
36,8
Indonesien 1999
-
-
27,1
All die oben genannten Erfolge haben auch ihre Schattenseiten und sind vielleicht nur als ein
schöner Deckmantel aus Zahlen anzusehen, die den genauen Inhalt verdecken. Hinter den
Erfolgen in der Armutsbekämpfung sind nur Zahlen erkennbar. 9 Trotz allem sehen wir in
ihnen einen Beweis dafür, dass sich Vietnam den schweren Auswirkungen der
Weltwirtschaftskrise entziehen konnte.
2. Soziale Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und die aktuelle Armutssituation in
Vietnam
Im Jahre 2008 haben fast alle Spezialisten im In- und Ausland gewarnt, dass die
Entwicklungsrate Vietnams durch die Weltwirtschaftskrise gehemmt und von 7-8%/Jahr (laut
WB) auf 5,5% oder unter 2-1% gesenkt werde (laut Spezialisten und anderen Institutionen
wurde sogar der Wert 0,3% prognostiziert). 10 Solche Prognosen machen der Gesellschaft
Sorgen.
8
Quelle: WB (2003), World Development Report. Nxb CTQG. Seite 336 – 337.
Vgl. Huỳnh Phan. Thành tựu, con số và câu chuyện giảm nghèo (Erfolge, Zahlen und die Geschichte der
Armutsbekämpfung). http://www.tuanvietnam.net/2009-12-08-thanh-tuu-con-so-va-cau-chuyen-giam-ngheo.
10
Vgl. Việt Nam – một trong số ít nước châu Á tăng trưởng dương (Vietnam- eines der wenigen asiatischen
Ländern deren Wirtschaft wächst) http://vietnamnet.vn/chinhtri/2009/03/836386/
9
5
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In Wahrheit hat die Weltwirtschaftskrise seit dem dritten Quartal in 2008 die
Exportgüterpreise gesenkt. Seit dem vierten Quartal in 2008 fiel die Zahl der Exportanträge
von Textilien und anderen Industrien deutlich, sodass die Produktion unverändert blieb.
Anfang 2009 stieg das BIP nur um 3,1% im Vergleich zu 2008 und ist im Vergleich zu den
früheren Jahren im Durchschnitt um 4% niedriger.
Im Anschluss an das Konjunkturpaket der Regierung, speziell durch Zinszuschüssen,
steuerfreien Darlehen und Auszahlungen, hat sich das BIP um 4,5% im zweiten und um 5,8%
im dritten Quartal erhöht. In Anbetracht dieser Umstände sind die Kaufkraft im Inland und die
Einnahmen von Kleinunternehmen im Vergleich zu der Zeit zwischen Januar bis August 2008
um 9,3% gestiegen.
Es ist zu beachten, dass der Armutsanteil in Vietnam sich weiterhin reduziert und viele
Menschen der Armut entfliehen konnten und später nicht wieder arm geworden sind, wie es
viele frühere Prognosen vorausgesagt haben. Es versteht sich, dass die Armutssituation sich
immer noch zu einem ernstzunehmenden Grad zeigt, doch gibt es sehr genaue Gründe dafür.
Ungeachtet von den Menschen, die wieder in Armut zurückfallen, sind im Jahr 2008
immerhin 2,72% und in 2009 immerhin mehr als 1% aller Haushalte in Vietnam dauerhaft aus
der Armut entflohen.
Bei der Datenerhebung von Armut, die seit Anfang 2008 in allen ländlichen Gemeinden in
Vietnam durchgeführt wurde, haben sich bedeutsame Ergebnisse zum Programm der
Armutsbekämpfung xóa đói giảm nghèo 2006-2010 (Löscht den Hunger, mindert die Armut)
gezeigt, die einen bemerkenswerten Fortschritt in der Entwicklung der Infrastruktur in den
ländlichen Gebieten und in den Bergen zeigen und ebenfalls sehr gute Ergebnisse in dem
Programm 135-II hervorgebracht haben.11 Die Wirtschaftskrise hat zwar die Produktionsrate
aller größeren Werke, die Entwicklungs- und Produktionsrate, so wie das Einkommen von
Betrieben gesenkt, doch für die Armen hat sich eine Verbesserung vieler Lebensbereiche
bemerkbar gemacht, z.B. im Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, der Medien und
Dienstleistungen.
Trotz allem, haben die in Armut lebenden Menschen in ländlichen Gebieten bessere
Lebensbedingungen als vor langer Zeit, besonders wegen der Landwirtschaft, Geflügelzucht
11
Programm 135: Sozialwirtschaftsprogramm für Hilfebedürftige, besonders die Armut, die im Jahre 1998
zutage getreten ist in 1.715 Berggebieten. Die Maßnahmen betreffen den Aufbau der Infrastruktur (Straßen,
Bewässerungssysteme, sauberes Wasser, Schulen, Krankenhäuser etc.). Das Programm lässt sich in 2 Phasen
unterteilen. Programm 135 Stufe II beinhaltet die Finanzierung von landesweit 1.664 Gemeinden aus Mitteln
von mehreren Investoren, einschließlich der Weltbank mit 50 Millionen US$.
6
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etc. Obwohl der Fortschritt der Industrialisierung und der Urbanisierung sich nur langsam
entwickelt, weil es der Wirtschaft noch an Strategien mangelt, werden trotzdem viele
Möglichkeiten für die in Armut lebenden Menschen eröffnet, um eine Einkommensquelle zu
schaffen.12
Gewiss sind die in Armut lebenden Menschen vor allem in der Wirtschaftskrise die, die am
meisten betroffen sind. Zwischen Februar und April des Jahres 2009 konnten bereits folgende
Ergebnisse über den Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Gesellschaft gesagt werden: nicht
spezialisierte Arbeitskräfte im In- und Ausland, niedrig qualifizierte Arbeiter und jegliche
Kleinbetriebe sind diejenigen, die durch die Krise die größten Verluste tragen mussten. Viele
Arbeitskräfte im In- und Ausland wurden arbeitslos und waren damit von der Krise so schwer
betroffen wie noch nie zuvor. Die Situation zog für viele Familien eine Unsicherheit mit
sich.13 Die Gründe für diesen Umstand finden sich im sozialen Sicherheitssystem. Das soziale
Sicherheitssystem Vietnams wird für gewöhnlich als schwach bewertet, weit schwächer im
Vergleich zu vielen anderen Ländern, einschließlich der Länder in den umgebenden Regionen.
Nach Angaben vom Ministerium für Arbeit, Invaliden- und Sozialwesen (Bộ Lao động,
Thương Bình và xã hội), liegt der Anteil der Arbeitslosen in städtischen Gebieten Vietnams
im Jahre 2009 bei 4,66%. Dies betrifft männliche Arbeiter zwischen 15 und 60 Jahren und
weibliche Arbeiter zwischen 15 und 55 Jahren. In diesem Anteil wurden Arbeitslose und
Arbeitssuchende berücksichtigt. Im Jahr 2009 betrug der Anteil der Arbeitssuchenden im
arbeitsfähigen Alter 5,1%, von denen die ländliche Bevölkerung 6,1% und die
Stadtbevölkerung 2,3% ausmachten (obgleich der Bericht vom Ministerium für Arbeit,
Invaliden- und Sozialwesen des Jahres 2009 besagt, dass im ganzen Land 1,51 Millionen
Arbeitsplätze geschaffen wurden, d.h. 88% des Regierungsplanes, wovon 1,47 Millionen
Arbeitsplätze im Inland und 73.000 Arbeitsplätze für den Export geschaffen wurden).14
Die Geschwindigkeit, die Armut zu reduzieren, war ursprünglich stetig und verlief mit
steigender Tendenz, wogegen die Geschwindigkeit während der Weltwirtschaftskrise abnahm
und der Abstand zwischen armen und reichen Menschen sowie der Abstand zwischen armen
und reichen Landesteilen offenkundig anstieg. Statistiken zeigen, dass im Jahr 1990 zwischen
12
Viện Khoa học xã hội Việt Nam (2009), Đánh giá nghèo có sự tham gia của người dân 2008.(Datenerhebung
der Armut), Verlag thế giới.
13
Nguyễn Thu nguyệt (2010), Ảnh hưởng của khủng hoảng kinh tế tới lao động Việt Nam ở nước ngoài. Niên
giám Thông tin Khoa học xã hội số 5. (Auswirkungen der Krise bis auf die vietnamesischen Arbeiter im Ausland)
Nxb KHXH. tr. 97-128.
14
Siehe Tỷ lệ thất nghiệp tại khu vực thành thị năm 2009 (Arbeitslosenquote in den städtischen Gebieten im
Jahre 2009)
7
September 2010. Hosiquy.com [email protected]
der Gruppe mit dem höchsten Einkommen und der Gruppe mit dem niedrigsten Einkommen,
die beide jeweils 20% ausmachen, eine Differenz um das 4,1-fache besteht, im Jahr 1991 4,2fach, im Jahr 1993 6,2-fach, im Jahr 1994 6,5-fach, im Jahr 1995 7,0-fach, im Jahr 1996 7,3fach, im Jahr 1999 7,6-fach, im Jahr 2002 8,1-fach und im Jahr 2004 8,4-fach. In diesen 14
Jahren, ist der Wert um das 2,05-fache gestiegen. Bedauerlich ist, dass solche Angaben über
die aktuelleren Jahre nicht auffindbar sind.15
Laut dem Staatsbericht betrug der Anteil der armen Menschen in Vietnam bis zum Ende des
Jahres 2009 noch circa 11%. Während der Nationalversammlung im Jahre 2009 und 2010 gab
es anscheinend sehr wenige Vertreter, die an der Richtigkeit dieser Zahl geglaubt haben.
Einige Meinungen kann man nicht unbedenklich verwerfen, sowie die Beweise dafür, dass
der Anteil der armen Menschen in Realität viel höher ist. Es lohnt sich zu erwähnen, dass das
Programm der Regierung ‚Krieg gegen die Armut’ leider wieder eine Art „Matrix von
Programmen“ ist, dass bis zu 36 verschiedene Richtlinien mit 75 Komponenten und circa 100
Anweisungen beinhaltet. Das bedeutet, dass das Programm sehr kompliziert, schwer
realisierbar und kaum zu bewerkstelligen ist.16
Viele Gutachten zeigen klar, dass das Konjunkturpaket der Regierung während der
Finanzkrise in 2009 den Betrieben geholfen hat, jedoch die arme Bevölkerung nicht erreichen
konnte. Arme Menschen bekommen nur schwer Zuschüsse und kriegen kaum etwas von dem
Finanzpaket ab, weil die gesamte Verwaltungsprozedur umständlich und kompliziert ist,
sodass die Bewilligung von Subventionen schwer zu erhalten ist.
Heutzutage sind ganze 90% der Menschen in ländlichen Gebieten hilfebedürftig. Der Anteil
der armen Menschen in den Berggebieten ist um das 1,7 bis 2-fache höher als der
Durchschnittsanteil der armen Menschen insgesamt. Der Anteil der armen Menschen auf dem
Land ist um das Doppelte höher als in der Stadt. In Wahrheit sind die Regionen mit dem
größten Anteil von armen Menschen oft die wirtschaftlich schwachen Regionen (bedingt
durch die harten Bedingungen, der schwachen Infrastruktur, der klein bleibenden und
verlangsamten Fabrikation) oder Regionen, wo Wohnsitze für große Bauten abgegeben
werden müssen. 17 In diesen Gebieten ist das Bildungsniveau meist sehr niedrig. Menschen
15
Siehe GS.TSKH. Nguyễn Ngọc Trân, Bàn thêm về khoảng cách giàu nghèo ở Việt Nam. (Weitere
Diskussionen über die Arm-Reich-Situation in Vietnam)
16
Siehe Tỷ lệ hộ nghèo là “con số đẹp”? (Die Armutsquote als eine „schöne Zahl?“)
http://vneconomy.vn/20091030111738690p=c9920/ty-le-ho-ngheo-la-con-so-dep.htm
17
Fast 200 Thailänder in den Gebieten Thanh Kỳ, Như Thanh, Thanh Hóa verloren ihre Wohnhäuser, nach 7
Jahren sind von ihnen zu 80% arm und der Rest nahezu arm. Siehe 7 năm tái định cư, cuộc sống vẫn nghèo đói
8
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aus diesen Regionen, die zum Arbeiten in die Stadt und in Industriegebiete gehen, treffen
meist auf schwierige Situationen, die ein Risiko für ihren Lebensunterhalt darstellen, da ihr
Einkommen niedriger ist als das Durchschnittseinkommen. Diese Regionen zeigen einen
großen Fortschritt in der Senkung von Armut, haben aber einen hohen Anteil von armen
Menschen, die zwar schnell der Armut entfliehen können, aber ebenso schnell wieder arm
werden können. Für diejenigen, die der Armut entkommen sind, reichen meist schon ganz
geringe Komplikationen aus, um wieder in die Armut zurück zu fallen.
Das ganze „Armutsloch“ liegt in den ländlichen Gebieten oder in Berggebieten. Der Anteil
der Menschen auf dem Land liegt bei 70%. Landwirtschaft ist stets ein drängendes Problem
für die Entwicklung Vietnams. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Investitionsanteil in
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei in Vietnam von 13% im Jahre 2000 runter auf
nur noch 6,3% im Jahr 2009 gesunken ist.
18
Wegen der Urbanisierung und der
Industrialisierung haben sich die Ackerbaufelder, vor allem die Felder für den Reisanbau,
bedrohlich reduziert. Der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten zeigt in
allen Aspekten des Lebens deutlich, dass die Situation sich immer mehr zu einem drängenden
gesellschaftlichen Problem entwickelt.
3. Stellungnahme und Schlussfolgerung
Auf der Konferenz Die Auswirkungen der weltweiten rezessiven Wirtschaft auf Armut und
nachhaltige Entwicklung in Asien und im Pazifik haben über 350 Abgeordnete aus 28 Ländern,
25 internationale Organisationen und die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) entschieden,
dass falls der Wirtschaftsfortschritt in Asien nicht anhält, so wie in der vergangenen Zeit von
2008-2009, müssten 60 Millionen Menschen mit einem Tageseinkommen von unter 1,25
USD der Armut entkommen können. Außerdem müssten 100 Millionen Menschen mit einem
Tageseinkommen von 2 USD die Armutsgrenze überschritten haben.19 Dieses Urteil hat einen
starken Eindruck bei den Teilnehmenden hinterlassen und hat Außenpolitikern und denen, die
Wirtschaftsmaßnahmen entwerfen, zum Nachdenken gebracht.
bấp bênh (7 Jahre ohne Wohnsitz, das Leben immer noch in Unsicherheit)
http://www.toquoc.gov.vn/Thongtin/Thoi-Su/Bay-Nam-Tai-Chinh-Dinh-Cu-Cuoc-Song-Van-Ngheo-Doi-BapBenh.html .
18
Siehe Dương Ngọc, 10 nghịch lý của kinh tế Việt Nam. (10 Paradoxe der vietnamesischen Wirtschaft)
http://vneconomy.vn/2010090612291548P0C9920/10-nghich-ly-cua-kinh-te-viet-nam.htm
19
Siehe Bảo vệ người nghèo sau cơn suy thoái (Schutz der Armen nach der Rezession)
9
September 2010. Hosiquy.com [email protected]
Zwar ist diese Annahme angemessen, verbirgt aber meiner Meinung nach die eine oder
andere Nachlässigkeit.
Im Falle Vietnams frage ich mich, ob der Anteil aller armen Menschen im Land heutzutage
niedriger als 11% angesetzt wäre, wenn es die Wirtschaftskrise nicht gäbe. Besser ist es, sich
nicht auf die Richtigkeit dieser Zahlen zu konzentrieren. Die Frage ist, auf welche Art und
Weise sich der Armutsanteil in Vietnam in der Realität während der Wirtschaftskrise
verändert hat.
Die Ursache dafür, dass sich der Armutsanteil schnell reduziert hat, liegt an kulturellen,
politischen und sozialen Faktoren, die das rasche Wirtschaftswachstum der 80er Jahre
ermöglicht haben. Die UNDP und FAO bewerteten dies als eine „sehr erfolgreiche
Wirtschaft“. Der Erfolg wäre nicht zu spüren gewesen, wenn man nicht die umfangreichen
Maßnahmen gehabt hätte.
Es könnte sein, dass die Lebenssituation der großen Bevölkerungsmehrheit sich tendenziell
verbessert; diejenigen, die einen BIP-Wachstum von mehreren hundert bis 1000 US$ in
weniger als einem Jahr haben, können mit Leichtigkeit der Armut entkommen (BIP Vietnam
1975-1998): 331 US$, 2003: 483 US$, & 2010: 1000 US$20).
Es besteht ein enges soziales Netzwerk unter der reichen Bevölkerung, den Neureichen oder
denen, die erst vor 5-10 Jahren plötzlich reich geworden sind. (Fast alle Menschen, die vor
20-30 Jahren reich waren, sind jetzt genau so hilfebedürftig wie die arme Bevölkerung).
Es besteht eine komplizierte Verteilung von Einnahmen, die schwer zu kontrollieren ist
aufgrund der niedrigen Verwaltungskompetenz der Sozialwirtschaft, die sich gerade auf einen
Planungsmechanismus fokussiert, während die FDI zig Milliarden US$ im Jahr investiert.
Es bleibt bei der Dominanz des Wohnungsmarktes, und der hohen Immobilienpreise in
Vietnam (einige Hundert m² des städtischen Grundstückes könnten Dutzende, sogar Hunderte
von Menschen aus der Armutsschwelle befreien).
20
Siehe UNDP. HDR 2000, S. 184; HDR, S. 268.
10
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Deshalb sind die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die armen Leute und auf die
Armutssituation in Vietnam nicht deutlich erkennbar und auch nicht ganz so schwerwiegend.
Quellen
1. Báo cáo của Chính phủ 5/2009 tại Kỳ họp thứ 5, Quốc hội khóa XII.
http://www.chinhphu.vn/pls/portal/docs
2. Bảo vệ người nghèo sau cơn suy thoái.
http://antd.vn/tianyon/Index.aspx?ArticleID=58551&ChannelID=6
3. Bảy năm tái định cư, cuộc sống vẫn nghèo đói bấp bênh.
http://www.toquoc.gov.vn/Thongtin/Thoi-Su/Bay-Nam-Tai-Dinh-Cu-Cuoc-Song-Van-NgheoDoi-Bap-Benh.html.
4. Committee for Ethnic Minority Affairs, UNDP (2008), Final Report Analysis of The P135-II
Baseline Survey, Hanoi.
5. Committee for Ethnic Minority Affairs, The UN in Vietnam (2009), Reviewing The Past
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September 2010. Hosiquy.com [email protected]