Hartes Urteil gegen Online-Tauschbörse Von Herzen pragmatisch

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Hartes Urteil gegen Online-Tauschbörse Von Herzen pragmatisch
Von Herzen pragmatisch: Daheim bei Rosamunde Pilcher / Seite 3
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DEFGH
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DEUTSCHLAND-AUSGABE
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München, Samstag/Sonntag, 18./19. April 2009
65. Jahrgang / 16. Woche / Nr. 89 / 2,00 Euro
HEUTE MIT
(SZ) Paul Potts trug bei seinem großen
Auftritt einen billigen Anzug, er hatte
schiefe Zähne und lächelte so verlegen,
wie einer lächelt, der aus dem Pornokino
kommt und seinen Arbeitskollegen in die
Arme läuft. Außerdem trug er einen Namen, der nach kambodschanischem Massenmörder klang. Paul Potts hatte keine
Chance, als er beim Fernsehwettbewerb
Britain’s Got Talent mitmachte. Er stand
so verloren in der Kulisse wie neulich der
FC Bayern im Stadion Nou Camp. Als er
dann zu singen anfing, blieb er der kleine, dicke Handyverkäufer aus Bristol.
Was sich änderte, war die Beziehung seiner Zuhörer zu ihm. Erst hörte ihn nur
das Publikum im Studio, dann hörten
ihn alle anderen, jedenfalls diejenigen,
die im Internet YouTube aufrufen können. Sie staunten, wie schön einer singen
kann, der so aussieht. Sie waren berührt
von seinem Mut, und vielleicht schämten
sie sich ein wenig, weil sie wieder mal im
Begriff gewesen waren, jemanden nach
seinem Äußeren zu beurteilen, bevor dieser Jemand zu singen anfing.
„Die Welt ist eine Bühne“, hat Oscar
Wilde geschrieben, der als Sänger keine
große Nummer sein musste, weil er sich
auf die Wirkung seiner Erscheinung verlassen konnte. Wer nicht aussieht wie ein
Dandy und trotzdem einen Platz auf dieser Bühne will, dem bleibt ein Lied. Sogar der fülligste Leib wird mit Sinn gefüllt, wenn er Klangkörper sein darf. Die
großen, unansehnlichen Loser der Gegenwart – das Krümelmonster aus der Sesamstraße genauso wie Homer Simpson –
erlebten seltene Momente des Triumphs,
wenn sie sangen, und man sollte sich hüten, zum Beispiel Rudolf Scharping oder
Berti Vogts zu klassischen Verlierern zu
stempeln, bevor man sie nicht wenigstens ein einziges Mal hat singen hören.
Die alte Geschichte wird noch einmal
neu erzählt. Gerade ist Susan Boyle in
der Castingshow aufgetreten, 47 Jahre
alt, Küchenhilfe aus Bathgate bei Glasgow, cremefarbenes Kleid, Blumenkohlfrisur. Sie sang was aus „Les Misérables“, das Publikum applaudierte stehend, bei YouTube hat sie Millionen
Klicks. Ein Remake von Paul Potts, könnte man sagen, ein kalkuliertes Wunder,
ein Mediending. Stimmt alles, ist aber zu
einfach gedacht. Ihr Gesang war ja echt.
In Deutschland casten sie bei solchen
Sendungen oft Kandidatinnen, die singen wie erkältete Hyänen, aber es reicht
dann immerhin für ein paar Bikinifotos
in diesen Magazinen, die Männer mit
Schwitzehänden am Bahnhofskiosk
durchblättern. In Großbritannien, wo
sich die glatzköpfigsten, bierbäuchigsten Fußballfans im Stadion zu beeindruckenden Chören verwandeln, haben sie
vieles, was es anderswo nicht gibt. Einen
Prinzen, der dauernd Leute beleidigt, die
lustigsten Comedians der Welt und stolze Verlierer, die man Gewinner sein
lässt, ein paar Minuten jedenfalls, viel
länger dauert so ein kleines Lied ja nicht.
Heute in der SZ
Rettet den Kapitalismus!
Die Lage der Weltwirtschaft ist bedrohlich, aber das liegt nicht am System.
Leitartikel von Nikolaus Piper ............ 4
Republik im Schatten der Kardinäle
Serie 60 Jahre BRD: Erst nach der Katastrophe des Nationalsozialismus kamen
die Kirchen in der Demokratie an. ... 10
„Die Kontrakte des Kaufmanns“
Nicolas Stemann inszeniert Elfriede Jelineks Krisenkomödie am Schauspiel
Köln als unterhaltsame Strapaze. ..... 13
Das ist euer Land
Der unheimliche Erfolg des radikalen
Talkmasters Glenn Beck. ................... 21
Festspiele im Wüstenstaub
Die berühmten Nasca-Linien von Peru
waren offenbar riesige Bühnen für Riten
und Machtdemonstrationen. .............. 22
Abkassiert und schöngerechnet
Die Verträge der Lebensversicherer sind
verbraucherfeindlich. ........................ 28
Festtage der Nordmächte
In vier Duellen binnen 19 Tagen dürfen
der HSV und Werder Bremen ihre Rivalität pflegen. Von Jörg Marwedel ........ 35
TV- und Radioprogramm ............ 43, 44
Forum / Leserbriefe ........................... 42
Rätsel, Schach ..................................... 41
München · Bayern .............................. 38
Familienanzeigen ......................... 18, 19
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4 190655 802008
Spinne zum
Geburtstag
Zum 150-jährigen
Bestehen des Hafens
von Yokohama ist ein
ganz besonderer Besucher eingetroffen:
Die französische Künstlertruppe La Machine
verfrachtete ihre mechanische Riesenspinne in die japanische
Metropole. Das zwölf
Meter hohe Monster
aus Metall wiegt
37 Tonnen und ist
voriges Jahr bereits
durch die Straßen von
Liverpool gekrochen.
Foto: Reuters
Urheberrecht im Internet gestärkt
Hartes Urteil gegen Online-Tauschbörse
Schwedisches Gericht: Hilfe beim Herunterladen illegaler Kopien von Filmen und Musik ist strafbar
Von Gunnar Herrmann
S t o c k h o l m – Ein international beachtetes Grundsatzurteil zum Urheberrecht hat am Freitag ein schwedisches
Gericht gefällt. Es verurteilte die Betreiber der weltgrößten InternetTauschbörse „The Pirate Bay“ zu einer
Gefängnisstrafe und Schadenersatz.
Über die Webseite konnten Nutzer
nach Raubkopien von Filmen, Musik
und Computerprogrammen suchen,
um das Material auszutauschen und
herunterzuladen.
Nach Angaben der Betreiber der in
Schweden ansässigen Webseite nutzen
täglich mehrere Millionen Menschen die
Seite. Das Gericht verurteilte die Angeklagten nun zu einem Jahr Gefängnis
und knapp drei Millionen Euro Schadenersatz wegen Beihilfe zur Verletzung des
Urheberrechts. Zwar vermittelt die Website selbst kein urheberrechtlich ge-
G
auleiter Erich Koch galt als einer
der größten Sadisten in der SS-Führung. Im besetzten Polen und der Ukraine war er für den Tod Hunderttausender
verantwortlich. Folglich verurteilte ihn
ein polnisches Gericht 1959 zum Tode.
Er hatte sich nach dem Krieg zunächst
unter falschem Namen in der britischen
Zone in Westdeutschland versteckt, war
dann aber entdeckt und an Polen ausgeliefert worden. Das Todesurteil wurde indes nie vollstreckt, Koch starb 1986 im
Alter von 90 Jahren im polnischen Gefängnis Barczewo (Wartenburg) in Masuren eines natürlichen Todes.
Der Grund ist seit langem bekannt:
Der polnische Geheimdienst SB und der
sowjetische KGB hofften, von Koch Informationen über den Verbleib des legendären Bernsteinzimmers zu erhalten.
Nun wurden im Warschauer Institut für
das Nationale Gedächtnis (IPN), das die
Akten aus der kommunistischen Zeit verwaltet und auswertet, Dokumente dazu
entdeckt. Die Spuren des Bernsteinzim-
schütztes Material zum Download, sondern bietet nur entsprechende Verbindungen. Die Verteidigung plädierte deshalb auf Freispruch. Der Richter argumentierte aber, Pirate Bay habe als Forum für den Download gedient und damit die Nutzer ermutigt, Urheberrechte
zu verletzen.
Bei den getauschten Dateien handelte
es sich oft um urheberrechtlich geschütztes Material, etwa Filme, Musik, Software, Hörbücher. Die schwedische Webseite war Vertretern der Unterhaltungsindustrie seit langem ein Dorn im Auge, sie
machen Raubkopierer für große Umsatzeinbußen verantwortlich. Als Nebenkläger traten daher bei dem Prozess in Stockholm Konzerne wie Sony Music Entertainment, Emi Music und 20th Century
Fox auf. Der Ausgang des Verfahrens
galt als unsicher, denn die Beweisführung war schwierig. Die eigentliche
Straftat – der Diebstahl geistigen Eigentums – wird nämlich von den unzähligen
Anwendern auf aller Welt begangen. Die
urheberrechtlich geschützten Daten werden zwischen ihren Rechnern hin und
her geschickt. Die Angeklagten hatten
angeführt, ihre Tauschbörse sei nicht
kommerziell, sondern trete als Vermittler auf und helfe ihren Mitgliedern bei
der Suche nach Tauschpartnern.
Staatsanwaltschaft und Industrie hatten den vier Betreibern der Seite daher
Beihilfe zum Urheberrechtsverstoß vorgeworfen, was nach schwedischem Recht
aber auch strafbar ist. Die Verteidigung
hatte argumentiert, Pirate Bay sei nicht
verantwortlich für Straftaten seiner Nutzer. Schließlich könne man illegales Material auch über andere Internetseiten
finden.
Das schwedische Urteil in erster Instanz folgt nun in fast in allen Punkten
der Argumentation der Anklage. Das Gericht sah es dabei als erwiesen an, dass
die Angeklagten den Verstoß gegen das
Urheberrecht in kommerzieller Absicht
Das rettende Versteck
Wie NS-Gauleiter Koch das Bernsteinzimmer für sich nutzte
mers hatten sich im Frühjahr 1945 in der
ostpreußischen Metropole Königsberg
verloren, die später in Kaliningrad umbenannt wurde. Ursprünglich war es im
Auftrag des Preußenkönigs Friedrich I.
angefertigt worden, dieser hatte es 1716
Zar Peter dem Großen geschenkt.
Im Zweiten Weltkrieg montierten die
deutschen Besatzer die Bernsteinmosaike in der Zarenresidenz Zarskoje Selo ab
und brachten sie nach Königsberg, wo
sie vorübergehend ausgestellt wurden.
Als sich die Rote Armee Ostpreußen näherte, wurden sie in große Kisten verpackt und sind seitdem verschollen. In
Dutzenden von Orten wurde nach dem
Bernsteinzimmer gesucht, auch in der
früheren DDR und in Polen. Um einen
Eindruck von der Pracht des Zimmers zu
vermitteln, entstand in Zarskoje Selo in
jahrelanger Kleinarbeit eine Kopie, 2003
stellte sie Kremlchef Wladimir Putin der
Öffentlichkeit vor.
Koch war in den letzten Kriegswochen
für die Evakuierung Ostpreußens verantwortlich, also nahmen die Geheimdienste Warschaus und Moskaus an, dass er
auch das Versteck kannte. Er wurde im
Gefängnis ständig von Ärzten betreut,
das Essen war gut, er bekam sogar deutsche Presse und Bücher. Der KGB schickte ihm den deutschstämmigen Ethnologen Dmitrij Olderogge, der in Berlin studiert hatte. Wie aus den SB-Akten hervorgeht, trug Olderogge unter der Kleidung Mikrofone. Doch Koch sei misstrauisch geblieben. Er habe nur angedeutet,
dass die Kisten in einen Königsberger
Bunker gebracht worden seien. Dort befänden sich auch Bilder aus seiner per-
Konzerne streichen noch mehr Jobs
gefördert hätten. Die Verteidigung hatte
stets bestritten, dass mit Pirate Bay Geld
verdient wurde. Einnahmen durch Werbebanner seien ausschließlich für den Betrieb der Webseite ausgegeben worden.
Die Verurteilten wollen in Berufung gehen.
Neben dem Marktführer Pirate Bay
gibt es noch eine Reihe von anderen Webseiten, die mit ähnlicher Technik den Datentausch im Internet organisieren. Dem
Urteil könnte – so hofft die Industrie – eine wegweisende Rolle für künftige Prozesse zukommen. Vertreter der Unterhaltungsbranche werteten es als entscheidenden Schlag gegen Raubkopierer.
Auch die deutsche Musikindustrie zeigte
sich erfreut. Das Urteil stelle klar, „dass
das Betreiben einer Internettauschbörse
mit überwiegend illegalen Inhalten
nichts mit Seeräuberromantik zu tun
hat“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie, Stefan Michalk, am Freitag in Berlin. (Seite 2)
sönlichen Sammlung, darunter das einzige zeitgenössische Porträt des Königsberger Philosophen Immanuel Kant. Mit
solch vagen Informationen gelang es
ihm, das Interesse an seinem Wohlergehen wachzuhalten.
Den SB-Akten zufolge hat Koch SB
und KGB auch vorgeschlagen, für ihn eine Reise nach Königsberg zu organisieren. Dort würde ihm vielleicht eher einfallen, wo genau das Bernsteinzimmer
versteckt sei. Die Dokumente belegen
überdies, dass sich offenbar auch andere
Geheimdienste für Koch interessierten.
Jedenfalls hätten Wächter des Gefängnisses zu Protokoll gegeben, dass ihnen Unbekannte viel Geld geboten hätten, wenn
sie Koch in seiner Zelle besuchen dürften. Der SB konnte jedoch nie aufklären,
ob diese Geschichte stimmte und wenn
ja, wer dahinter steckte. Koch nahm das
Geheimnis, wenn er es denn überhaupt
kannte, mit ins Grab. Er hatte begriffen,
dass es für ihn eine Art Lebensversicherung war.
Thomas Urban
Neu am Kiosk
Schlechte Nachricht der Dax-Unternehmen vor Treffen mit Arbeitsminister Scholz
Von Guido Bohsem und
Karl-Heinz Büschemann
München – Die großen deutschen Konzerne werden Bundesarbeitsminister Olaf
Scholz (SPD) bei einem Treffen am Montag eine schlechte Nachricht überbringen: Die 30 Dax-Unternehmen werden
noch mehr Stellen streichen als bisher erwartet. Das ergab eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung bei den 30 Konzernen.
Seit dem großen Jobgipfel im Kanzleramt
Mitte Dezember hat sich die Lage in den
Unternehmen deutlich verschärft. Scholz
will in Berlin mit den Personalchefs der
im Deutschen Aktienindex (Dax) notierten Unternehmen über die Rettung von
Stellen in der Wirtschaftskrise beraten.
Die meisten Konzerne wollen sich zwar
mit Kurzarbeit über die Runden retten,
um Entlassungen zu vermeiden. Doch anders als noch Ende des vorigen Jahres den-
SZdigital: Alle
Alle Rechte
Rechte vorbehalten
vorbehalten–- Süddeutsche
Süddeutsche Zeitung
Zeitung GmbH,
GmbH, München
München
SZdigital:
Jegliche Veröffentlichung
Veröffentlichungexklusiv
exklusivüber
überwww.sz-content.de
www.diz-muenchen.de
Jegliche
ken inzwischen viele Unternehmen über
den Abbau von Arbeitsplätzen nach. Ekkehard Schulz, Vorstandschef von Thyssen-Krupp, sagt sogar: „Es ist unseriös, in
der derzeitigen Krise, die an Heftigkeit
ein Novum darstellt, einen Personalabbau
grundsätzlich
auszuschließen.“
Schulz nimmt für sich in Anspruch, diese
Meinung schon vor einem halben Jahr vertreten zu haben. Siemens-Chef Peter Löscher steht unter besonderem Druck. Er
hatte Kanzlerin Angela Merkel im Dezember versprochen, 2009 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Betriebsräte befürchten, dass es spätestens 2010 zu
härteren Maßnahmen kommt.
Auch bei den Banken wird die Zahl der
Jobs reduziert, auch wenn das offiziell
nicht per Kündigung geschieht. Die Commerzbank will wegen der Übernahme der
Dresdner Bank 9000 Stellen abbauen, davon 6500 in Deutschland. Dies soll über
Abfindungen, natürliche Fluktuation
und Altersteilzeit geschehen; ähnlich will
die Deutsche Bank vorgehen. Nur wenige
Unternehmen wie Fresenius sind von der
Krise nicht betroffen und wachsen weiter. VW oder der Rohstoffkonzern K+S sehen in ihren Geschäften erste kleine Zeichen der Besserung.
Scholz will den Unternehmen nach Informationen der SZ mit zusätzlichen Maßnahmen helfen. Er erwägt die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes von 18 auf
24 Monaten. Diese Verlängerung sei in
der Koalition konsensfähig, hieß es in der
Regierung. Voraussichtlich werde man
den Wirtschaftsgipfel am Mittwoch im
Kanzleramt abwarten, bevor die Maßnahme angekündigt werde. Im Gespräch ist
auch die Gründung von Transfergesellschaften. In diese könnten notleidende
Firmen Mitarbeiter überführen. (Seite 4
und Wirtschaft)
Schützen: Sexueller Missbrauch von Kindern im Internet: Besuch bei Fahndern
und Therapeuten. Von Rebecca Casati
Vernichten:
Das
meist
zerstörte
Instrument ist das Klavier. Die Wut zielt
auch auf den Menschen. Von Tino Jacobs
Blamieren: „Wir verwalten große Tümpel
an Dummheit“: Rocko Schamoni im
Interview.
Von Jens-Christian Rabe
Heutige Druckauflage: 674 300
14 Seiten Stellenmarkt
Empörung
über Obama
Sogar Demokraten rügen Milde
im Umgang mit CIA-Folterern
Washington – Menschenrechtsgruppen
haben mit Wut auf die Entscheidung von
US-Präsident Barack Obama reagiert,
keine Strafverfahren gegen CIA-Agenten
einzuleiten, die in den vergangenen Jahren Terrorverdächtige gefoltert haben.
Die Straffreiheit sei eine der „schwersten
Enttäuschungen“ durch die neue US-Regierung, erklärte das Center for Constitutional Rights. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International beklagte
den „Freifahrtschein aus der Haft“ für
Menschen, die in Folter verwickelt gewesen seien. Die renommierte Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberties Union
kritisierte die Entscheidung als „unhaltbar“. Sogar in Obamas eigener demokratischen Partei brach ein Proteststurm los.
Auch unter deutschen Außenpolitikern
gab es Kritik. „Das ist hart an der Grenze
der Nichteinhaltung eines Wahlkampfversprechens“, sagte der außenpolitische
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,
Gert Weisskirchen. (Seiten 4 und 9) SZ
Drogeriekette Müller
forscht Mitarbeiter aus
München – Mehr Firmen forschen ihre
Mitarbeiter illegal nach Krankheiten aus
als bekannt. Bei der viertgrößten deutschen Drogeriekette Müller mit 18 000 Beschäftigten müssen die Angestellten
nach Informationen der Süddeutschen
Zeitung regelmäßig über ihre Gesundheit berichten. Nach überstandener
Krankheit werden Rückkehrer vom Vorgesetzten befragt. Dies ist nach Lidl und
Daimler der dritte Fall, der in nur kurzer
Zeit publik wird. (Wirtschaft)
SZ
Solidaritätszuschlag
spaltet die Union
Berlin – In der Union ist ein Streit über
den Kurs in der Steuerpolitik entbrannt.
Der Wirtschaftsflügel der CSU und die
CDU in Baden-Württemberg forderten
die Abschaffung des Solidaritätszuschlags als „echten Beitrag zur Vereinfachung des Steuerrechts“. Widerspruch
kam von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und der Union aus Ostdeutschland. (Seite 6)
AP
Sohn erschoss Eltern
und Schwestern
Ulm – Der vierfache Mord von Eislingen
ist aufgeklärt. Der 18-jährige Sohn der
Familie hat mit seinem 19-jährigen
Freund am Karfreitag seine Eltern und
die beiden Schwestern erschossen, wie
die Staatsanwaltschaft Ulm am Freitag
mitteilte. Sein Freund habe gestanden
und der Polizei den Hinweis auf das Versteck der Waffen gegeben. Der Sohn
schweige zur Tat, Hinweise auf ein Motiv
gebe es nicht. (Panorama)
bed
Dax i
Dow j
Euro j
Xetra 17 Uhr
4662 Punkte
N.Y. 17 Uhr
8114 Punkte
17 Uhr
1,3050 US-$
+ 1,15 %
– 0,15 %
– 0,0126
Das Wetter
Die neue Ausgabe von SZ Wissen bringt
unter anderem: Wie wir besser leben können und welche Alternativen zum Leistungswahn Sozialwissenschaftler anbieten, wie Hypnose heilt und Forscher den
deutschen Wald wieder stark machen
München – Im Norden häufig Sonnenschein und trocken. Sonst anfangs dicht
bewölkt und gebietsweise Regen. Später
im Südosten längere sonnige Abschnitte.
Am Alpenrand einzelne Gewitter. Zehn
bis 17 Grad. (Seite 42)