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AZ 5000 Aarau | Nr. 252 | 17. Jahrgang | FREITAG, 14. SEPTEMBER 2012 [email protected], 058 200 58 58 | [email protected], 058 200 55 55 | [email protected], 058 200 53 53
meinungsmacherinnen
Eigenständig, einflussreich, vorbildlich
Hoffnungsträgerinnen
12
az | Freitag, 14. September 2012
Sie hat sich in
Bern etwa mit
dem Verbot sexistischer Werbung schon einen
Namen gemacht.
Bestes Resultat
der Jungkandidaten 2011 und
schon in FDPGremien an der
Front mit dabei.
Sie war mit
24 Jahren eine
der jüngsten
Schweizer
Parlamentspräsidentinnen.
Sie wurde mit 23
SP-Gemeinderätin, mit 25 Fraktionschefin, mit 27
Kantonsrätin. Ihr
Ziel: nach Bern.
Die Juristin lockt
Opernfreunde
mit neuen Ideen
und vertrauten
Werten nach
Solothurn.
Ich will junge
Leute motivieren,
sich auch an der
Mathematikolympiade zu
versuchen.»
Sie hexte die
Schweizerinnen
im April zu WMBronze – der
ersten Medaille
überhaupt.
Sie ist das
Pendant zu
Ottmar Hitzfeld –
die Deutsche
trainiert unsere
Frauennati.
Yvonne Feri, 46,
SP-Nationalrätin
Jeanine Glarner, 28,
FDP-Grossrätin
Salome Hofer, 26
SP-Grossrätin, Basel
Rosmarie Joss, 29,
Dietiker Kantonsrätin
und Gemeinderätin
Iris Kofmel, 27,
Leiterin des Festivals
Solothurn Classics
Hayley Ross hat zwei
Mathematik-Medaillen gewonnen
Florence Schelling,
23, Eishockeygoalie
aus Oberengstringen
Martina
Voss-Tecklenburg, 44,
aus Unterentfelden
Forschen und Krankheiten
rechtzeitig erkennen
Rahel Heule Die Physikerin aus dem Fricktal hat sich hohe Ziele gesetzt
Bettina Spoerri, 44, Geschäftsführerin Solothurner Literaturtage.
Mit Passion und
Professionalität
Sie bezeichnet sich selbst als Literaturbesessene. Und tatsächlich kennt
Bettina Spoerri die Literatur samt angeschlossenem Betrieb wie wenig andere: Ob als Lesende, als Hörende,
Moderierende, Rezensierende, Vermittelnde oder Dozierende und noch
als vielerlei «-ende» mehr – Hauptsache, ein Ende tritt nicht ein: das der
Literatur. (ANK)
Susanne Gubler, 47, Fussballtrainerin, Oetwil an der Limmat.
Im Hintergrund für
den Frauenfussball
Fünfmal gewann Susanne Gubler die
Meisterschaft als Spielerin, dreimal als
Trainerin. Mit den Frauen des FC Basel
hat es ihr in zwei Jahren aber zu keinem Titel gereicht. An der Seitenlinie
hat sie deswegen Platz gemacht und
kümmert sich nun als Technische Leiterin um die Frauenabteilung der Basler. Damit betreibt sie weiter Aufbauarbeit für den Frauenfussball.
Mirjam Christ-Crain, 37,
Ärztin in der Endokrinologie Universität Basel (Hormonforschung).
Die Forscherin für
bessere Behandlung
Mirjam Christ-Crain wurde im Mai
der Basler Bebbi-Bryys verliehen.
Dies für ausserordentliche Verdienste in der Hormonforschung. Ihre Arbeiten zeigen, dass Stresshormone
im Blut Entscheidungsgrundlagen
für die frühzeitige Erkennung und
Behandlung von Lungenentzündungen und Schlaganfällen liefern. (MUM)
VON SUSANNE HÖRTH
«Ich bin 27, habe an der Universität
Basel Physik studiert und das Studium 2010 mit dem Master of Science
in Physics abgeschlossen. Jetzt doktoriere ich in der Radiologischen Physik am Unispital Basel im Bereich Magnetresonanztomographie
(MRT)»,
gibt Rahel Heule kurz zu ihrem beruflichen Werdegang, beziehungsweise zu ihrer laufenden Doktorarbeit Auskunft. Aufgewachsen ist die
junge Frau in Laufenburg und Möhlin, beides Fricktaler Gemeinden.
Seit einiger Zeit wohnt sie in Basel.
Rahel Heule ist überzeugte Wissenschaftlerin, aber auch Hoffnungsträgerin für viele Menschen: «Ich habe
nach einem interdisziplinären Forschungsfeld gesucht, das anwendungsorientiert und nah am Menschen ist, und hoffe, das in der Medizinischen Bildgebung und Medizinphysik gefunden zu haben.» Ihre Zukunftsziele formuliert sie wie folgt:
«Ich könnte mir gut vorstellen,
später einmal als Medizinphysikerin am Spital zu arbeiten oder auch in der Forschung zu bleiben und so
einen Beitrag zu leisten,
Krankheiten beim Menschen rechtzeitig zu erkennen.»
Warum Physik?
Dass eine Frau sich
für das Studienfach
Physik entscheidet,
ist nach wie vor
eher selten. Der
Grossteil der Studierenden
ist
männlich.
«Die
Physik hat mich
gelockt. Als Kind
haben mich die Sterne fasziniert. Physik
und Astronomie waren
für mich fremde Welten, etwas
ganz und gar Existenzielles, das
ich ergründen und begreifen
wollte», geht die junge Frau auf
«Physik und Astronomie waren für
mich fremde Welten. Etwas, das
ich ergründen
und begreifen
wollte.»
Rahel Heule,
Physikerin
die entsprechende Frage
ein und erklärt weiter:
«Die Astronomie hat
mich zum Physik-Studium geführt und dort habe ich entdeckt, dass
Physik ganz viele ver-
schiedene Facetten hat. Besonders
fasziniert hat mich die Quantenphysik. Eine Welt, in der geradezu geisterhafte Dinge vor sich gehen, ein
Teilchen beispielsweise an zwei verschiedenen Orten zur gleichen Zeit
sein kann. Dem Quantencomputer –
dem potenziellen Supercomputer
der Zukunft – habe ich meine Masterarbeit gewidmet.»
2011 wurde Rahel Heule für diese,
am Departement Physik der Uni Basel durchgeführten Masterarbeit mit
dem Emilie-Louise-Frey-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird von der Akademikerinnen Vereinigung Basel und
der Vereinigung Basler Universitätsdozentinnen gestiftet. Er dient der
Förderung junger Wissenschaftlerinnen. Die Fricktalerin zeigte sich
hocherfreut über den Preis. Sei er
doch eine tolle Wertschätzung ihrer
Arbeit. «Jetzt mache ich Medizinische
Bildgebung, also etwas ganz anderes,
und immer noch treffe ich ständig
auf Physik. Für mich ist Physik lebendig, bunt und überall», ist Rahel Heule voller Begeisterung über ein Wissenschaftsgebiet, dass für ganz viele Menschen ein Buch voller Siegel ist.
Trommeln und Fussball
So intensiv sich die Fricktalerin
mit ihrem Traumberuf befasst,
so intensiv übt sie auch ihr
Hobby aus. Sie trommelt
leidenschaftlich
gerne.
Begonnen hat sie damit
im Alter von sieben
Jahren. Heute ist sie
aktives Mitglied bei
der Fasnachtszunft
Ryburg in Möhlin.
«Beim Trommeln
kann ich gut abschalten.»
Auf
weitere Hobbys
angesprochen,
verneint
sie,
führt aber aus,
dass sie gerne
ab und zu an einen Match des
FC
Basel
gehe. Auch
Kino steht
ab und zu
auf dem Programm oder
wenn Zeit
dafür
ist,
spielt
sie
Tischtennis.
«Und mein
neustes Ziel
ist es, Motorradfahren zu
lernen», lacht
Rahel Heule.
Eine
Hoffnungsträgerin,
die mit ihrer
wissenschaftlichen Arbeit einen
Beitrag
zur Gesundheit der Menschen leisten
will.
Rahel Heule ist von
den vielen verschiedenen Facetten der
Physik fasziniert.
Christina Daletska, 27,
Mezzosopranistin.
Geigerin auf dem
Weg zum Opernstar?
Im Sommer triumphierte die im Aargau wohnhafte Mezzosopranistin
Christina Daletska bei den Salzburger Festspielen, im Herbst wird sie in
Bern die Rosina im «Barbiere di Siviglia» singen. Mit 19 Jahren kam sie
als Geigerin aus der Ukraine in die
Schweiz und machte hier im Nu
Opernkarriere. Mit 23 gab sie ihr
Bühnendebüt als Rosina (!) im stolzen Teatro Real Madrids. (BEZ)
Claire Hoerdt, 64,
Pflegemutter.
«Ersatzmami» für
über 100 Kinder
Über 100 Pflegekindern hat Claire
Hoerdt während 30 Jahren ein vorübergehendes Zuhause geboten. Im
Haus in Othmarsingen betreute sie
Säuglinge und Jugendliche, darunter
behinderte und misshandelte Kinder.
Sie vermittelte Struktur und Geborgenheit und lehrte Grundwerte wie
Respekt und Anstand. 2011 wurde sie
zur «Aargauerin des Jahres» gewählt.
Marisa Brunner, 30, VollblutFussballerin aus Oberentfelden.
Rekordspielerin gibt
ihr Wissen weiter
Als Torhüterin brachte es Marisa
Brunner zur Schweizer Rekordnationalspielerin. Fünfmal wurde sie
Schweizer Meisterin, für den SC Freiburg bestritt sie über 100 Spiele in
der deutschen Bundesliga. Im März
2012 gab Brunner ihren Rücktritt.
Mittlerweile ist sie als Goalie- und
Assistenztrainerin sowie als Teammanagerin des FC Basel angestellt.
Lokalfürstinnen und graue Eminenzen
Freitag, 14. September 2012 | az
11
Bettina Dieterle, 47,
Schauspielerin,
DrummeliRegisseurin, Basel.
Bettina Dieterle
lässt nichts aus
Irma Koch, 83, legendäre Wirtin
im Wohler «Chäber».
Wider Willen
berühmt
Erfolgreich Die Allrounderin führt seit diesem
Jahr auch das Zepter beim Drummeli
VON MURIEL MERCIER
Irma Koch, genannt «Chäber», ist etwas ruhiger geworden. Aber noch
immer sitzt sie fast täglich in ihrer
Beiz und nimmt lebhaft Anteil am
Leben ihrer Stammgäste. Dass sie
und ihre Beiz, im Volksmund ebenfalls «Chäber» genannt, in der halben
Schweiz ein Begriff sind, das hat sie
nie gewollt und nimmt es achselzuckend zur Kenntnis.
Viel wichtiger ist ihr, dass der
«Chäber» weiterhin ein Ort bleibt,
wo alle Menschen willkommen sind,
und dass am Heiligen Abend auch in
Zukunft für alle kostenlos eine warme Mahlzeit bereitsteht.
Wo ihr Name auftaucht, ist Erfolg garantiert. Und gemacht hat sie schon
alles, was es im Bereich Theater, Kabarett, Film, Fernsehen, Moderation
und Gesang zu tun gibt: Bettina Dieterle war Ende der 80er-Jahre Mitglied bei den Acapickels, gründete
1996 das Kabaretttrio Touche ma
Bouche, stellte im Jahr 2002 die Band
The Nightmarys auf die Beine, kann
bis 2009 zahlreiche Auftritte mit
Chansons, Blues- und Kabarett-Nummern verbuchen, spielte die «Ärztin»
in der Fernsehverfilmung «Hunkeler
und die Augen des Ödipus», war Mitglied im Ensemble der Satire-Serie
«Café Bâle» auf Tele Basel – und so
weiter.
Gemeinsame Beilage von
Aargauer Zeitung, bz Basel, Basellandschaftliche
Zeitung, Limmattaler Zeitung, Solothurner Zeitung,
Grenchner Tagblatt, Oltner Tagblatt und Zofinger Tagblatt
Verantwortliche Chefredaktionen:
Christian Dorer, Thomas Dähler, Jürg Krebs,
Theodor Eckert, Beat Nützi, Beat Kirchhofer
Konzept: Werner De Schepper
Titelseite: Stefan Stalder
Layout: Armin Wäger Grafik: Barbara Adank
Geschäftsführer: Christoph Marty
Leiter Werbemarkt: Paolo Placa Druck: AZ Print Aarau,
SolPrint Solothurn Subingen
Adresse Redaktion: «100 Meinungsmacher»:
Neumattstrasse 1, 5001 Aarau
Telefon 058 200 53 54, E-Mail: [email protected]
Politischere «Rahmestiggli»
Ihr jüngstes Engagement, mit dem
sie nach der Premiere nur gute Kritiken einheimste: Dieterle führte in
diesem Jahr erstmals das Zepter an
der
Vorfasnachtsveranstaltung
Drummeli. Die Botschaft der Schauspielerin im Vorfeld war klar: Die
«Rahmestiggli» werden politischer.
«Man muss in Basel niemanden schonen», betonte sie.
Allrounderin Dieterle ist aber keine Newcomerin in Sachen Fasnacht.
Zweimal – in den Jahren 2002 und
2003 – hat sie als Regisseurin der
Kleinbasler
Vorfasnachtsveranstaltung Charivari gewirkt. Und im vergangenen Jahr gehörte sie zum En-
Lys Assia, 88,
Sängerin und Schauspielerin.
Beatrice Oeri, 58,
Herausgeberin «Tageswoche», Basel.
Die lebende
Legende
Impressum
In den 50er-Jahren zählte Lys Assia
zu den erfolgreichsten Sängerinnen
Deutschlands. 1956 war sie die erste
Gewinnerin des Eurovision Song
Contest mit dem Lied «Refrain». Im
Folgejahr 1957 trat sie wieder an, belegte hier aber den vorletzten Platz.
1958 trat sie erneut an und wurde
Zweite. Richtig ruhig ist es um Lys
Assia aber nie geworden: Im September 2011 präsentierte sie zusammen
mit Ralph Siegel den Beitrag «C’était
ma vie» für den Schweizer Vorentscheid zum Eurovision Song Contest
2012 im aserbaidschanischen Baku.
semble des Pfyfferli im Fauteuil – die
Veranstaltung, die als poetischste aller Veranstaltungen gilt.
Projekt «Move the Girls»
Derzeit arbeitet Dieterle mit jungen Mädchen zwischen 13 und 18
Jahren zusammen am Projekt «Move
the Girls». Ein Jahr lang trainiert sie
diese, studiert ein Tanzprojekt ein
und bringt es auf die Bühne.
Neben ihren erfolgreichen Auftritten im künstlerischen Bereich ist die
47-Jährige immer für eine spitze Feder zu haben. In der Rubrik «Wochenrückblick» sagte sie gegenüber
der «Basellandschaftlichen Zeitung»
auf die Frage, was sie getan hätte, wäre sie eine Woche lang Königin von
Basel gewesen: «Ich hätte mir die
Herren Joe Jimenez und Daniel Vasella vorgeknöpft und ihnen klargemacht, dass Basel nicht erpressbar
ist.» Und: «Ich hätte die beiden darauf
hingewiesen, dass, wenn sie das Investmentbanking nicht in den Griff
bekommen, das Land zu verlassen
hätten.»
Die Veranstaltung Drummeli wird
auf die sympathische Künstlerin im
nächsten Jahr nicht verzichten müssen. Dieterle wird wieder auf dem Regiestuhl Platz nehmen. «Ich hatte
nicht erwartet, dass mir die Regie-Arbeit beim Drummeli so gefällt. Ich
dachte am Anfang, es sei einfach ein
Job.» Dies sagte Bettina Dieterle bereits vor der Premiere ihres Erstlingswerks im Februar.
Regula Gysin, 68,
Alt FDP-Stadtratspräsidentin von
Liestal.
Corina Eichenberger, 57,
Nationalrätin (FDP/AG).
Rita Brühlmann, 62, SponsoringChefin Stadtcasino Baden.
-RR-
Mäzenin, die aus dem Konsequent regiert,
Hintergrund agiert
konsequent reagiert
Eine feste Grösse in
der Sicherheitspolitik
Spielgeld für gute
Zwecke angelegt
Im Oktober 2011 wurde die Zeitung
«Tageswoche» aus der Taufe gehoben
– auch Gegenblatt der Basler Zeitung
genannt. Finanziert wird die Zeitung
von der Roche-Erbin Beatrice Oeri.
Sie ist schüchtern, lässt sich nicht
gerne interviewen. Wie ihre Schwester Maja scheint auch sie sich mit ihrem Reichtum für die Gesellschaft
engagieren zu wollen. Die Zweitjüngste der Oeri-Geschwister engagiert sich seit Jahrzehnten für Aidskranke, alternative Kunst oder den
Basler Jazzklub Bird’s Eye. (MUM)
Die Paradedisziplin von FDP-Nationalrätin Corina Eichenberger ist eine
Männerdomäne: Die Rechtsanwältin
und Mutter von zwei Kindern macht
in Bern vor allem mit ihrem Engagement in Armeefragen von sich reden. Seit sie 2007 in den Nationalrat
gewählt wurde, ist sie Mitglied der
sicherheitspolitischen Kommission.
Eichenberger arbeitete auch am Untersuchungsbericht zum schwedischen Kampfflugzeug Gripen mit,
der kürzlich zum Wiederauflammen
der Kampfjetdebatte geführt hat. (AZ)
Sie hätte noch sehr gerne ihr heiss
geliebtes Liestal, den Baselbieter
Hauptort, für weitere vier Jahre regiert. Doch eine knappe Mehrheit
des Wahlvolks zog ihr am 17. Juni an
der Urne den Grünen Lukas Ott vor.
Gysin, acht Jahre lang der Inbegriff
der umtriebigen, omnipräsenten
Stadtmutter, zog daraus ihre Konsequenzen und hat sich aus der Politik
verabschiedet. So entschlossen sie
die Umgestaltung und Modernisierung Liestals vorantrieb, so konsequent war sie beim Abgang. (BOS)
Die Badenerin Rita Brühlmann Näf
hat sich auf breiter Ebene über viele
Jahre für Stadt und Region eingesetzt. Als Verwaltungsrätin der Stadtcasino AG platziert sie jedes Jahr
250 000 Franken für soziale, kulturelle und Jugend- bzw. Sport-Aktivitäten. Heute übt sie diese Funktion auf
Mandatsebene aus. Brühlmann war
ausserdem in der Baukommission,
16 Jahre lang Richterin, CVP-Vorstandsmitglied und engagierte sich
lange in der Stiftung Galerie Trudelhaus, in der Kulturwegstiftung und
im Badenfahrtkomitee. (-RR-)
Sie leitete das
Erneuerungsprojekt der Aargauer Reformierten
und präsidierte
diese bis 2012.
Die Kunstsammlerin behält das
150 Jahre alte
Grether-DäfeliRezept geheim.
Von Wischmopp
bis Yogamatte –
was Milena Moser in die Hand
nimmt, wird zum
Erfolgsroman.
Ohne diese Mäzenin im grossen
Stil gäbs kein
Schaulager, keine MuseumsErweiterung . . .
Sie bringt mit
dem Pfyfferli die
poetischste
Vorfasnachtsveranstaltung auf
die Bühne.
Sie ist das halbe
Gesicht der Art
Basel – wenig in
den Schlagzeilen, aber einflussreich.
Die Kuratorin für
Zeitgenössische
Kunst in Basel
verblüffte uns öfter – 2012 gar mit
Jeff Koons.
Im Sachverständigenrat half sie
bis Anfang Jahr
der Bundeskanzlerin Angela
Merkel.
Claudia Bandixen, 55,
seit 2002 Direktorin
von mission21
Esther Grether,76,
Leitung DoetschGrether-Gruppe, BS
Milena Moser, 49,
Erfolgsautorin mit
good vibrations
Maja Oeri, 57, ist das
Kunstgewissen der
Familie Hoffmann
Caroline Rasser, 41,
Besitzerin Theater
Fauteuil, Basel
Annette Schönholzer,
48, Co-Leiterin der Art
Basel
Theodora Vischer, 55,
Senior Curator in der
Fondation Beyeler
Beatrice Weder di
Mauro, 47, Wirtschaftwissenschafterin, BS
Künstlerinnen und Querdenkerinnen
Freitag, 14. September 2012 | az
Die Missionarstochter findet die
Inspiration für
ihre Texte in der
griechischen
Mythologie.
Sie reizt die
Grenzen der
Zeichnung aus.
Das zeigte sie an
der Biennale
Venedig.
Anna Aaron, 27,
Singer/Songwriterin,
Basler Pop-Preis 2011
Silvia Bächli, 56,
Künstlerin, lebt in
Basel und Paris
Das Alphorn ist
dank ihr weltweit Kult und
vom BerglerImage befreit.
Eliana Burki, 29,
Alphornvirtuosin aus
Feldbrunnen, lebt vor
allem in Los Angeles
Ob auf den Strassen Indiens oder
in der Schweiz:
Sie sieht das Leid
und kämpft aktiv
dagegen an.
In Argentinien
geboren, im
Fricktal zu Hause
und in der Welt
als grosse Cellistin bewundert.
Die leidenschaftliche Theaterfrau
spielt im Film von
Xavier Koller
über den Dällebach Kari mit.
Schwester Sara
Martina, Ordensfrau,
Solothurn
Sol Gabetta, 1981,
Cellistin und Leiterin
des Solsberg Festival
Barbara Grimm, 58,
Schauspielerin,
Solothurn
9
Die Grenchner
Muslimin pflegt
schweizweit den
Dialog zwischen
den Religionen.
Amira Hafner-al
Jabaji, 41, Islamwissenschafterin und
Publizistin
Während 34 Jahren machte sie
die Solothurner
Literaturtage zum
nationalen Kultur-Ereignis.
Vrony Jaeggi, 66,
bis 2012 Leiterin der
Literaturtage
Scheinwerfer auf
Mütter am Arbeitsplatz
Querdenkerinnen Nicole Althaus und Michèle Binswanger
VON KAREN SCHÄRER
Seraina Rohrer, 34,
Direktorin der Filmtage Solothurn.
Das Gesicht des
Schweizer Films
Man sieht sie nicht auf, sondern vor
der Leinwand: Seraina Rohrer ist seit
2011 Direktorin der Filmtage Solothurn. Sie brachte behutsam frischen Wind und die jüngere Generation an die traditionsreiche Werkschau des Schweizer Films. Herzlich,
offen und bestimmt, hat die Filmwissenschafterin und Kommunikatorin
gezeigt, dass die Festivalleitung keine Männerdomäne sein muss. (SA)
Sina, 46,
Erfolgreich seit bald 20 Jahren.
Sina: Die MundartPionierin
Die in Fahrwangen lebende Walliserin Sina ist so etwas wie die Mutter
der Schweizer Mundart-Sängerinnen.
Dabei ist sie so erfolgreich wie eh
und je. Seit bald zwanzig Jahren.
Auch das letztjährige Album «Ich
Schwöru» war auf Platz 1 und hielt
sich 17 Wochen lang in der Schweizer Hitparade. Zurzeit arbeitet die
46-jährige Sina an einem Album mit
Duetten. Es soll im nächsten Jahr erscheinen. (SK)
«Macho-Mamas» war im Frühling
2012 auf allen Kanälen. Von «Schweizer Familie» bis «Weltwoche», DRS 1
bis «10 vor 10»: Alle wollten die Autorinnen Nicole Althaus und Michèle
Binswanger interviewen, porträtieren, ihr Sachbuch rezensieren.
Die Journalistinnen setzten damit
einen neuen Akzent in der Debatte
um Chancengleichheit: «Die wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Fragen, die zurzeit die Diskussion in den Medien bestimmen, haben
immer die Dichotomie Frau/Mann im
Fokus. Doch viele der drängendsten
Probleme – etwa die beschämend
kleine Zahl an Frauen in den
Teppichetagen – haben
hauptsächlich damit zu
tun, dass Frauen Mütter
werden», sagt Nicole Althaus,
Chefredaktorin
der Zeitschrift «wir eltern», die zu den AZ Medien gehört.
Der Fokus auf Mütter
am Arbeitsplatz hat für
«Querdenkerin» passend: «Ich versuche, mich im Denken immer wieder
herauszufordern und nicht die viel
befahrenen Autobahnen zu nehmen,
sondern meine eigenen Wege zu suchen, die eben kreuz und quer durch
die Landschaft führen», sagt die zweifache Mutter.
Für Aufsehen sorgte das Duo Althaus/Binswanger bereits früher –
auch damals standen die Mütter im
Fokus: Gemeinsam schrieben sie ab
2009 den erfolgreichen «Mamablog»
auf «Newsnet.ch». Dafür erhielten sie
2010 zusammen den Titel «Journalistin des Jahres».
Katja Gentinetta, 44, Dr. phil.,
Philosophin, Moderatorin, Autorin.
Klar denken, klar
reden, klar schreiben
Grosse
Resonanz
gewohnt: Ex«Mamabloggerinnen»
Nicole Althaus
(44) und
Michèle Binswanger (40).
Wo Katja Gentinetta aufgewachsen
ist, hört man noch heute: in Brig.
Doch sie ist längst solid sozialisierte
Aargauerin. Ihren ersten Fussabdruck im Mittelland hinterliess sie
als Leiterin des Forums Schlossplatz
in Aarau. Es folgte der legendäre Aargauer Auftritt an der Expo.02 in Neuenburg, den Gentinetta als Projektleiterin massgeblich gestaltete. Der
Staat Aargau war davon so beeindruckt, dass er die studierte Germanistin und Philosophin in seine
Dienste holte: Für vier Jahre war sie
die Nummer 2 in der Staatskanzlei,
zuständig für Strategie und Aussenbeziehungen. Dann der Wechsel in
die Privatwirtschaft: Von 2006 bis
2011 war Gentinetta stellvertretende
Direktorin der Denkfabrik Avenir
Suisse. Als man sie als Nachfolgerin
von Direktor Thomas Held überging,
verliess sie den Think-Tank und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit: Sie berät Unternehmen in gesellschaftspolitischen Fragen. Daneben ist sie Lehrbeauftragte an der
Universität St. Gallen und Gesprächsleiterin der Sternstunde Philosophie
am Schweizer Fernsehen. Ein Rezensent attestierte ihr in dieser Rolle
«eine am Schweizer Fernsehen ganz
ungewöhnliche Mischung aus entspanntem Selbstbewusstsein und Zurückhaltung». Ein schönes Kompliment. Durch alle Stationen ihrer bisherigen Karriere bewies Katja Gentinetta: Wer gut formulieren will,
muss klar denken können. (FA)
«Macho-Mamas
ist das Resultat
konsequenten
Weiterdenkens.»
Nicole Althaus
Althaus indes wenig mit
«quer denken» zu tun. «‹Macho-Mamas› ist das Resultat
konsequenten
Weiterdenkens», steht für Althaus fest,
die mit ihrer Familie bei Zürich lebt.
Die Baslerin Michèle
Binswanger
hingegen,
Bloggerin
und
Gesellschaftsredaktorin
bei
«Newsnet/Tagesanzeiger»,
findet die Bezeichnung
Präsentiert
immer wieder
Ausstellungen
zu brennenden
Themen.
Die gute Seele
des Limmattals
setzt sich seit
Jahrzehnten für
die Kranken und
Sterbenden ein.
In international
gefragten Performances visualisiert die Künstlerin Verborgenes
und Vegessenes.
Sie wurde am
Song Contest
zwar Letzte –
erhielt von der
Jury aber nur die
besten Kritiken.
Sie macht das
Kunsthaus Baselland zu einem
lebendigen Zentrum zeitgenössischer Kunst.
Ehrgeizig sucht
sie Schweizer
und internationale Kunst, Junge
und Etablierte zu
verbinden.
Die Saxofonistin
gehört zu den herausragenden
Persönlichkeiten
des Schweizer
Jazz.
Eine vielseitige
Designerin, die
ihre Arbeiten
immer auch als
künstlerische
Projekte versteht.
Sibylle Lichtensteiger
42, Leiterin Stapferhaus Lenzburg
Elisabeth Müggler,
72, Ordensschwester
aus Schlieren
Victorine Müller, 51,
bildende Künstlerin,
geboren in Grenchen
Anna Rossinelli, 25,
Singer/Songwriterin,
Basel
Sabine Schaschl, 45,
Direktorin Kunsthaus
Baselland
Madeleine Schuppli,
47, Direktorin
Aargauer Kunsthaus
Co Streiff, 53,
Musikerin, lebt und
arbeitet in Jonen
Lela Scherrer, 40,
Designerin in Basel
und Antwerpen
Wissenschafterinnen
Freitag, 14. September 2012 | az
7
Warum der Mensch zur
Kaffeetasse greifen kann
Uni Basel Silvia Arber erhält 3,7 Millionen für Forschung in Neurobiologie
VON MURIEL MERCIER
Es gibt wohl nichts Wichtigeres als
die Forschung in der Pharmazie und
der Medizin. Eine der federführendsten Wissenschafterinnen in diesem
Bereich ist die Neurobiologin Silvia
Arber, die seit dem Jahr 2000 Professorin am Biozentrum der Universität Basel und am Friedrich-Miescher-Institut (FMI) wirkt. Als sie
vor zwölf Jahren diese Aufgaben
übernahm, war sie erst 32
Jahre alt – sehr jung also für
die Professur an einer Universität.
Bewegung in
Funktion halten
Die heute 44-jährige Tochter von Werner Arber, Nobelpreis für Physiologie oder
Medizin, untersucht mit ihrem Team die Verschaltung und
Funktion der für die Kontrolle
von Bewegungsabläufen zuständigen
Netzwerke in Rückenmark und Hirn.
«Die zentrale Fragestellung unserer
Forschung betrifft die Aufklärung
von Funktionsweise und Entwicklungsmechanismen der neuronalen
Netzwerke, die die Bewegungen unseres Körpers kontrollieren», beschreibt die erfolgreiche Wissenschaftlerin ihre Arbeit auf der Instituts-Website. Eine wichtige Funktion
des Nervensystems sei die Verarbeitung und Koordination vieler
«Beiträge zur
Forschungsförderung
geben uns die
Freiheit, innovativ
zu forschen.»
Silvia Arber,
Wissenschafterin
gleichzeitig für uns einwirkender
Ereignisse. «Ziel unserer Forschung
ist es, Prinzipien der Organisation,
Funktion und Entwicklung neuronaler Netzwerke für die Bewegungskontrolle zu verstehen.»
Förderbeitrag erhalten
Für ihre Forschungsarbeit über
neuronale Netzwerke erhielt Silvia
Arber im Jahr 2010 vom Europäischen Forschungsrat einen Förderbeitrag von 3,7 Millionen
Franken zugesprochen. Damit
werde «die ambitionierte und
unkonventionelle Arbeit einer
jungen Wissenschaftlerin gewürdigt», teilte die Uni Basel
mit. Auf die Frage, was sie mit
dem Beitrag mache, antwortete
Arber: «Beiträge zur Forschungsförderung geben uns
die Freiheit, innovativ zu forschen. Damit wir verstehen, wie
Nervennetzwerke Menschen in
Bewegung setzen. Um zu verstehen, wie sie nach der Kaffeetasse greifen oder mit ihrem Nachbarn sprechen.»
Im Jahr 2008 hat die Universität
Basel Silvia Arber zur ordentlichen Professorin
für Neurobiologie an der
Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
ernannt.
Silvia Arber, 44,
Neurobiologin am Biozentrum der Universität Basel und
am Friedrich-Miescher-Institut.
INSERAT
Gisela Hauss,
Professorin an der FHNW.
Gerda Huber Trottmann, Direktorin
Hochschule für Life Sciences FHNW.
Sozial, fleissig
und gescheit
Nachwuchs für
bedeutende Branche
Wie integriert man Ausländer, psychisch Beeinträchtigte und Randgruppen? Diese Frage ist in unserer multikulturellen
Leistungsgesellschaft
drängender den je. Eine der profundesten hiesigen Forscherinnen auf
diesem Gebiet ist Gisela Hauss. Sie
unterrichtet an der Fachhochschule
Nordwestschweiz Soziale Arbeit. (RAS)
Seit der Gründung 2006 leitet die habilitierte Neurowissenschafterin die
Hochschule für Life Sciences an der
Fachhochschule Nordwestschweiz.
Von Muttenz aus sorgt das Institut für
Nachwuchs in dem Wirtschaftsbereich, der die Nordwestschweiz massgeblich prägt und für hohe Wertschöpfung in der Region Basel sorgt.
Margit Schwikowski-Gigar, Seit
1990 Forscherin am PSI.
Margrit Stamm, 62,
Erziehungswissenschafterin.
Im ewigen Eis dem
Klima auf der Spur
Vorreiterrolle in der
Bildungsforschung
Als Klimaforscherin nutzt Margit
Schwikowski das Eis der Hochgebirgsgletscher als jahrhundertealtes
Archiv für Luftschadstoffe und Klimainformationen. Dazu hat sie über
20 Expeditionen geleitet. Sie ist stellvertretende Leiterin des Labors Radio- und Umweltchemie am PSI und
Titularprofessorin der Uni Bern. (DM)
Geht es um Erziehungsfragen, gehört Margrit Stamm zu den prominentesten Schweizer Stimmen. An
der Uni Freiburg forscht die gebürtige Aargauerin unter anderem zur
Frühförderung. Jüngst sorgte sie für
Aufsehen, als sie das ungenutzte Potenzial von Jugendlichen mit Migrationshintergrund nachwies.
Unternehmerinnen
6
az | Freitag, 14. September 2012
Die Guetzli-Liebhaberin überwacht
die Produktion von
650 Millionen Stück
pro Jahr.
Auf verschiedenen
Gleisen unterwegs,
ideen- und erfolgreich auch als
Buchautorin.
Die Eigentümer
kommen und gehen, sie aber behält
den Überblick
bei de Sede.
Öko-Augensalbe
und Müesli per
Mausklick: Ihre Firma etablierte den
Bio-Internethandel.
Die erfolgreichste
Gebäudereinigerin
der Schweiz ist
Chefin von 400 Mitarbeitenden.
Seit 1985 ist sie
eine unermüdliche
Schafferin hinter
dem Vorhang des
Circus Monti.
Die Baselbieter
Slow-Food-Pionierin macht aus der
Zwetschge einen
Verkaufshit.
Marianne
Wüthrich-Gross, 46,
Geschäftsleiterin Wernli
AG in Trimbach
Sybille Wild, 1972,
Geschäftsleitung Robert
Wild AG, Muri
Alice Sachova,
Verwaltungspräsidenten
des Möbelherstellers
Priska Roth, 50,
Chefin des Biohandels
Pronatura in Zofingen
Jolanda Plüss, 56,
Inhaberin Firma Eiholzer
in Starrkirch-Wil
Hildegard Muntwyler,
76, Wohlen,
Mitbegründerin des
Circus Monti
Dora Meier-Küpfer, 65,
Selbstständige
Unternehmerin,
Wenslingen, BL
Tanja Grandits, 41,
Spitzenköchin im Restaurant Stucki, Basel.
Nayla Hayek, 61,
Präsidentin des weltgrössten Uhrenkonzerns.
Daniela Spuhler-Hoffmann,
34, Unternehmerin Hochund Tiefbau.
Marianne Wildi, 47,
Direktorin der Hypothekarbank Lenzburg.
Simone Lüthy, 47,
Geschäftsführerin Buchhaus
Lüthy, Balmer und Stocker.
Karin Bertschi, 22,
leitet das Recyclingparadies
Reinach.
Kocht mit edlen
Gewürzen
Die Spitze
von Swatch
Die Frau
vom Bau
Sie setzt auf
Eigenständigkeit
Herrin über die
Welt der Bücher
Bei ihr lernen
Kinder trennen
Bei der «Gault Millau»-Köchin
dreht sich alles um exotische
Gewürze und schöne Farben
auf dem Teller. Seit vier Jahren ist sie ein fester Begriff
und Synonym für innovative
Spitzenküche in der Region
Basel. Tüfteln sei ihre Leidenschaft sagt sie, die ein Chemie-Studium begonnen, aber
dann abgebrochen hat. (MUM)
Die Swatch-Gruppe – von ihr
seit 2010 präsidiert – ist dabei,
die Umsatzmarke von 8 Milliarden Franken zu knacken.
Nicolas Hayeks Tochter ist
aber nicht nur auf Rekordkurs, sondern auch prononciert in allgemeineren Fragen:
Sie nimmt kein Blatt vor den
Mund, wenn es um Frankenkurs oder Banken geht. (ISA)
Sie war noch keine 30 Jahre,
als sie 2008 die von ihrem
Grossvater gegründete Baufirma nicht nur leitete, sondern
per Kredit übernahm. Die insgesamt 160 Mitarbeiter begleitet und führt sie praktisch
von Kindsbeinen an. Kein Gedanke, sich als Frau von Politiker und Unternehmer Peter
Spuhler auszuruhen. (ISA)
Wildi ist die einzige Frau an der
Spitze einer börsenkotierten
Schweizer Bank. Vor knapp 30
Jahren ist sie als Informatikerin
im Betrieb eingestiegen, die Regionalbank strebt unter ihrer
Führung ein Wachstum ohne
Zukäufe an und setzt auf Eigenständigkeit. Kürzlich wurden
erstmals nach 20 Jahren wieder
2 Geschäftsstellen eröffnet.
Mit Durchhaltewillen und Flexibilität hat die Solothurnerin
Simone Lüthy das Familienunternehmen zum grössten, auf
den Schweizer Markt konzentrierten Sortimentsbuchhandel
gemacht. Zwölf Filialen in der
Deutschschweiz und 150 Mitarbeitende zählt das Unternehmen. Viel Energie steckt Lüthy
in die neuen Medien. (ESF)
Die Jungunternehmerin Karin
Bertschi hat in Reinach AG in
einer neuen Halle ein übersichtliches und sauberes Angebot geschaffen zur Trennung und Entsorgung von Abfällen: das Recyclingparadies.
Mit Führungen für Schulklassen bringt sie bereits den Kindern den ökologischen Umgang mit Abfällen bei. (PSI)
INSERAT
Unternehmerinnen
Freitag, 14. September 2012 | az
5
Jasmin Staiblin ist die neue
Schlüsselfigur für Strom
Industrie Die Noch-ABB-Chefin wechselt auf Januar zum Versorger Alpiq
spricht, aber einige «Weltwoche»-Redaktoren unerhört dünkte. Noch dazu verschwieg Staiblin den Vater ihres Kindes, schirmt ihr Privatleben
ab und informiert nicht über Kinderfrau
oder
Windelmarke.
ABB
Schweiz informierte nur knapp über
die Geburt.
Die Chefin Staiblin leitet seit 2006
ABB Schweiz mit ruhiger Hand und
VON ISABEL STRASSHEIM
Der Umbau der Stromversorgung in
der Schweiz steht bevor – und sie ist
es, die weiss, was das heisst. Sogenannte intelligente Netze oder
Höchstspannungsgleichstromleitungen sind beim ABB-Konzern, dessen
Schweizer Geschäft Jasmin Staiblin
leitet, tägliches Brot. Diesen Sachverstand kann sie brauchen, wenn sie
per 1. Januar nächsten Jahres als Chefin zum Stromriesen Alpiq wechselt.
Die Deutsche wird damit zu einer der Schlüsselfiguren für die
Schweizer Strom-Infrastruktur.
Und für Alpiq zur Hoffnungsträgerin. Denn der Energiehersteller und -händler ist von den
Umwälzungen in der Energiepolitik nach dem Reaktorunglück von Fukushima in Japan
im März 2011 überrollt worden. Im ersten Halbjahr des
Jahres 2012 resultierte nach
Sonderfaktoren ein Verlust
von 36 Millionen Franken.
Wertberichtigungen
und
Rückstellungen belasteten.
Der Konzern wird nun auf
das Kerngeschäft – die eigene Energieproduktion – und
den heimischen Markt zurückgestutzt.
Auf die Power-Frau kommen deshalb in erster Linie
strategische Fragen zu. In
dieser Hinsicht ist sie auch
noch bei ABB Schweiz gefragt: Denn die Gesellschaft
hat im vergangenen Jahr, anders als der Gesamtkonzern,
Einbussen beim Umsatz und
vor allem beim Auftragseingang
erlitten.
Staiblin ist aber keineswegs
eine Frau des Klagens. Auch
wenn es nicht hausgemachte Probleme sind, die ABB Schweiz zu schaffen machen, sondern das weltwirtschaftliche Umfeld und die Frankenstärke.
Für viel Rummel sorgte Staiblin
2009 wegen etwas an sich Selbstverständlichem. Sie ist eine Frau und be-
Rummel brachte etwas
Selbstverständliches:
ihre Schwangerschaft.
Weitsicht. Sie ist eine Managerin, der es nicht um schnelle
Entscheide und den Blick auf
den Börsenkurs geht, sondern um die langfristige Entwicklung. Das Wissen dafür
hat sie sich von der Pike auf
und mit Ausdauer erworben: ihre gesamte bisherige
Laufbahn beim Konzern
mit schweizerisch-schwedischen Wurzeln verbracht.
Im Jahr 1997 trat sie als Assistentin im Forschungszentrum im aargauischen
Dättwil ins Unternehmen
ein und begann mit einem
Trainee-Programm. Danach
stieg sie Schritt auf Schritt
die Karriereleiter hinauf,
ehe sie Länderchefin wurde. Neben ihrer Tätigkeit
bei ABB ist Staiblin auch
Verwaltungsrätin beim britischen Triebwerkshersteller
Rolls-Royce,
beim
Schaffhauser
Industriekonzern Georg Fischer
und bei der Credit-SuisseTochter Neue Aargauer Bank.
Sie ist nicht nur in der von Männern geprägten Industriewelt präsent, sondern auch in den maskulin
dominierten Verbandswelten der
Schweiz: So gehört sie dem Vorstand
des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse genauso an wie dem Branchenverband Swissmem. Da diese
beiden Mandate jedoch mit ihrer
Funktion als ABB-Länderchefin verknüpft sind, wird sie diese mit ihrem
Weggang aus Baden abgeben.
Wer ihre Nachfolge beim Industriekonzern antritt, ist noch nicht bekannt. Aber vielleicht sorgt sie dafür,
dass es eine neue Chefin wird, die
ebenso wie sie ohne viel Aufhebens
weibliche Führungskraft in Technologiekonzernen weiter etabliert. Und
bei der die Geburt eines Kindes auch
in der Schweiz einmal kein Aufreger-Thema mehr sein wird.
Auf die Power-Frau
kommen vor allem
strategische Fragen zu.
kam ein Kind. Dies, ohne vorher davor zu warnen und die Öffentlichkeit
zu informieren. Nicht nur wurde in
den Medien gemutmasst, wie es der
werdenden Mutter gelingen konnte,
die natürlichen Rundungen zu verbergen. Sondern auch, ob es sich
überhaupt ziemt, schwanger und
Mutter zu werden und dabei zugleich
Chefin zu bleiben. Denn Staiblin legte vier Monate Babypause ein, was
dem gesetzlichen Mutterschutz ent-
Als Headhunterin,
Fachhochschulund Verwaltungsrätin ist sie vielseitig profiliert.
Sie kleidet junge
Frauen und Girls
weltweit mit erschwinglicher und
sexy Mode ein.
Doris Aebi, 47,
Mitinhaberin aebi +
kuehni AG in Zürich,
wohnt in Schöftland
Tally Elfassi-Weijl, 51,
Besitzerin der TallyWeijl-Modekette
Jasmin Staiblin:
Wo sie auftritt, überzeugt sie.
Die Basler Unternehmerin besitzt
die wichtigsten
Boutiquen für Luxusmode an den
teuersten Lagen.
Sie liess ihren
Vater nicht hängen
und sorgt so dafür,
dass das Unternehmen in der Familie
bleibt.
Trudi Götz, Inhaberin
führender Boutiquen
Claudine Hatebur,
Umformmaschinen AG
Irene Gassmann, 47, Priorin im
Kloster Fahr, Würenlos.
Monika Ribar, 52,
Chefin von Panalpina, Binningen.
Sie führt das Kloster
Fahr in die Zukunft
Sie gehört zu den
Top-50-Managerinnen
2006 befand sich das Kloster Fahr in
einem historischen Veränderungsprozess. Pater Hilarius, der 49 Jahre als
Propst geamtet hatte, wurde in sein
Heimatkloster zurückberufen. Die Geschäftsführung im Fahr übernahm
Priorin Irene. Gleichzeitig begann die
Benediktinerinnengemeinschaft, die
klostereigenen Betriebe neu auszurichten. Die defizitäre Milchwirtschaft wurde zugunsten einer Mutterkuhhaltung aufgegeben, das Restaurant zu einem Tagungszentrum erweitert. Obschon dies nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne ging,
gab der Erfolg den Schwestern recht.
Letztes Jahr konnte der Landwirtschaftsbetrieb erstmals einen Gewinn
erwirtschaften. Auch das Restaurant
ist auf einem guten Weg. (AZ)
Monika Ribar ist schon deswegen
eine Seltenheit, weil sie eine der
wenigen weiblichen CEOs in der
Schweiz ist. Gemäss der wirtschaftsliberalen Wirtschaftszeitung
«Financial Times» zählt sie zu den
50 mächtigsten Wirtschaftsfrauen
in Europa. Seit mehr als 20 Jahren
ist die 52-Jährige bei der Panalpina-Gruppe tätig – dem drittgrössten Logistikkonzern der Welt. Im
Jahr 2006 übernahm sie gar die
Führung. Ende Juni dieses Jahres
wurde Ribar zudem an der Generalversammlung der Swiss in den Verwaltungsrat gewählt. Eine Frauenquote in Verwaltungsräten hält sie
für falsch, wie sie immer wieder
betont. (MUM)
Barbara Artmann,
führt seit 2004 die
Traditionsfirma Künzli.
Miriam Blocher, 37, Besitzerin des
Läckerli Huus, Präsidentin Pro
Innerstadt, Basel.
«Frauen sind anders,
und das ist schön»
Süsse Botschafterin
aus Zürich
Das Windischer Traditionsunternehmen Künzli stellt seit seiner Gründung 1927 Schuhe her, die wegen ihrer Qualität, ihrer Einzigartigkeit als
Sport-, Support- und heute auch als
Freizeitschuh weltweite Reputation
erlangt haben. Barbara Hartmann hat
die Firma Künzli 2004 übernommen
und einen beispiellosen Modernisierungsprozess eingeleitet, die Künzli
trotz Gegenwind (die berühmten fünf
Streifen sind der grossen Marke streitig gemacht worden) zum Erfolg führte. Hartmann, die 2009 den Swiss
Award in der Kategorie Wirtschaft bekommen hat, sieht es als «rechten
Vorteil», als Frau in einer Kaderposition zu stehen: «Wir Frauen sind anders – und das ist schön.» (BY)
Miriam Blocher ist eine viel beschäftigte Frau: Als ausgebildete Lebensmittelingenieurin und Unternehmerin übernahm die 37-Jährige Anfang
2007 die Läckerli Huus AG in Münchenstein. Daneben ist sie Vizepräsidentin des Basler Gewerbeverbandes
und wurde zum Jahresbeginn Präsidentin der gewerblichen Interessengemeinschaft Pro Innerstadt. In dieser Funktion sieht die Tochter des
Alt-Bundesrats Christoph Blocher
mehrere Herausforderungen. Sie erwähnt die (Neu-)Gestaltung der Stadt
Basel, attraktivere Ladenöffnungszeiten, die Erreichbarkeit des Zentrums
sowie die Konkurrenzfähigkeit der
Läden in der Stadt gegenüber jenen
in der Region. (MUM)
Führt seit rund 20
Jahren erfolgreich
eines der grössten
Unternehmen
im Surbtal.
Sie führen die alte
Stadtgärtnerei seit
eineinhalb Jahren
selbstständig und
mit grossem Einsatz.
In einer männerdominierten Branche
macht die Baslerin
junge Frauen sichtund hörbar.
Silvia Huber, 57,
Geschäftsführerin der
Domaco AG in Lengnau
Franziska Koller (l.) und
Sabina Neukom,
alte Stadtgärtnerei Aarau
Mithras Leuenberger, 48,
Gründerin der ersten
DJ-Schule für Frauen
Politikerinnen
4
Die Geografin hat
sich vom aufmüpfigen Nachwuchstalent zu einer ernsthaften Sprecherin
von Rot-Grün
gemausert.
Mit unkonventionellen Ideen treibt
die bekannte Kaffee-Frau Gemeindepolitik – weil sie
hier etwas bewirken kann.
Mirjam Ballmer, 29,
Co-Präsidentin der
Basler Grünen
Johanna Bartholdi, 61,
Präsidentin Egerkingen
und von Cafetier Suisse
Wer eine profilierte
und unerschrockene Gesundheitspolitikerin sucht,
denkt unweigerlich
an Ruth Humbel,
die frühere OL-Spitzenläuferin.
Ruth Humbel-Näf, 55,
Nationalrätin CVP
az | Freitag, 14. September 2012
Sie ist eine der bekanntesten Politikerinnen in BaselStadt. Die Juristin
sagt, was sie denkt.
Tanja Soland, 37,
Fraktionspräsidentin der
SP im Grossen Rat des
Kantons Basel-Stadt
Zupackend, pragmatisch: Die Regierungsrätin gilt als
lösungsorientierte
Macherin. Wird sie
erste Baselbieter
Ständerätin?
Sie mischt in der
Berner Politik ganz
vorn mit, ist auch im
Heimatkanton sehr
präsent. Und sie
will für die CVP in
den Grossen Rat.
Sabine Pegoraro, 54, BLBaudirektorin (FDP) und
Regierungspräsidentin
Marianne Binder, 54,
Kommunikationschefin
der CVP Schweiz
Die erfahrene
Urdorfer Politikerin
wurde im Mai zur
2. Vizepräsidentin
des Kantonsrats
gewählt und wird
somit 2014 höchste
Zürcherin werden.
Brigitta Johner, 61,
FDP-Kantonsrätin
Kommentar
von Sabine Altorfer
Basel
Rheinfelden
Meinungsmacher
sind auch weiblich
■ Braucht es heute noch eine Beilage Meinungsmacher
nur mit Frauen? Im Prinzip nein. Denn Frauenliteratur,
Wissenschafterinnen-Kongresse und Frauengruppen in
Parteien werden nämlich schnell als zweitrangig belächelt. Und man wirft den Frauen vor, sie wollten sich
nicht mit den Männern messen. Dabei seien heute doch
alle gleich gestellt und Diskriminierung per Gesetz abgeschafft.
Brugg
Frick
Liestal
Baden
Dietikon
Aarau
Jura
Lenzburg
Wohlen
Olten
Zofingen
Muri
Reinach
Und dann kommt die Realität. Wie in den ersten beiden
Beilagen der «100 Meinungsmacher». Frauen waren da
selbstverständlich mitgemeint – und doch nicht wirklich
dabei. Denn die Jury bestand fast nur aus Männern und
kürte fast nur Männer. Das gab Reklamationen. Zum
Glück. Und zum Glück wurden sie ernst genommen – so
ernst, dass der zuständige Mann aus der Chefredaktion
fand: Jetzt wählen wir nur Frauen, und die Jury ist weiblich. Sollten wir Redaktions-Jury-Frauen uns gegen die
Idee sträuben? Gegen Alibi, Quoten, Frauen-Getto? Nein!
Und Bedenken, es könnte zu wenig Meinungsmacherinnen geben, plagten uns schon gar nicht.
Die Vorschlagslisten aus den az- und bz-Redaktionen waren lang und vielfältig. Die Jurierung anstrengend, angeregt – und effizienter als bei den Männern. Das Resultat
darf sich sehen lassen. Sie finden in dieser Beilage bekannte Gesichter und überraschende Namen, junge und
bestandene Fachfrauen, solche, die Karriere gemacht haben oder die sich auch mal querstellen. Ausgewählt haben wir nach den Kriterien: erfolgreich, eigenständig, einflussreich, vorbildlich. Und das Aussehen? War uns egal.
Nicht egal ist mir dagegen die Zukunft. Ich erwarte, dass
in den Ausgaben 2013 ff. die Frauen nicht nur mitgemeint, sondern gut vertreten sind. Denn es gibt sie.
Mann muss das nur sehen – wollen.
[email protected]
Kathrin Scholl-Debrunner,
50, Präsidentin des
Aargauer Grossen Rates.
Die höchste
Aargauerin
Sie ist 2012/13 Grossratspräsidentin und damit die höchste
Aargauerin. Ihre einstimmige
Wahl zeigt ihre hohe Akzeptanz. Als Präsidentin will sie
das natürliche Spannungsfeld
zwischen Regierung, Verwaltung und Parlament konstruktiv nutzen. Die SP-Politikerin
ist als stellvertretende Geschäftsführerin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes eine profilierte
Bildungspolitikerin. (MKU)
Christine Egerszegi, 64,
Ständerätin (FDP/AG).
Freisinnig
und unbequem
Die Vollblutpolitikerin aus
dem Aargau sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Momentan engagiert sie sich mit
Haut und Haar für eine Initiative zur Förderung des Musikunterrichts. Die FDP-Frau ist
sich nicht zu schade, immer
wieder Position gegen die eigene Partei zu ergreifen, womit sie sich innerhalb der FDP
oft keine Freunde macht.
Egerszegi ist verwitwet, hat
zwei Kinder und fünf Enkelkinder. (AZ)
Solothurn
Grenchen
Redaktionsstandorte
Grafik: az/Barbara Adank
Luzern
Bern
So wurden die 100 Meinungsmacherinnen ausgewählt
«Unsere 100 Meinungsmacherinnen» sind
Persönlichkeiten, die Einfluss haben, die
das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in ihrer Region prägen
oder die durch eine spezielle Leistung aufgefallen sind. Es sind alles Köpfe, die mit
dem Einzugsgebiet der beteiligten Zeitungen eng verbunden sind.
«Unsere 100 Meinungsmacherinnen» ist eine gemeinsame Aktion der «Nordwestschweiz»-Titel Aargauer Zeitung, Limmatta-
Brigit Wyss, 52,
Co-Präsidentin Grüne Kanton Solothurn.
Starke Stimme
für die Umwelt
Mit ihrer Bundesratskandidatur erlangte die grüne Politikerin im September 2010 nationale Bekanntheit. Seit Jahren
engagiert sich die ehemalige
Nationalrätin (2007 bis 2011),
die 2013 für die Solothurner
Regierung kandidiert, im Bereich der Förderung erneuerbarer Energien. Umweltanliegen beschäftigen sie nicht nur
politisch, sondern auch in ihrer Arbeit als Juristin für Pro
Natura Schweiz. (ESF)
ler Zeitung, Solothurner Zeitung, Grenchner
Tagblatt, Basellandschaftliche Zeitung, bz
Basel, Oltner Tagblatt und Zofinger Tagblatt.
Die Redaktionen haben für die dritte Ausgabe der jährlichen Meinungsmacher-Zeitung
exklusiv Frauen nominiert. Eine Jury, ebenfalls aus Frauen, hat dann 100 ausgewählt.
Der Jury gehören an:
Sabine Altorfer, Kulturchefin «Die Nordwestschweiz»;
Bettina Hamilton-Irvine, stv. Chefredakto-
Maya Graf, 50,
Nationalrätin der Grünen
Basel-Landschaft und BioBäuerin, Sissach.
Bald die höchste
Schweizerin
Wann immer ein ExekutivMandat für die Grünen winkt,
sei es im Kanton oder beim
Bund, fällt ihr Name. Maya
Graf ist einer der Stars der
Umweltschützer. Die Nationalrätin gilt als besonnen und
würde in Deutschland als «Realo» bezeichnet. Die designierte
Nationalratspräsidentin
widmet sich am liebsten den
klassischen grünen Themen
wie der Energiewende. (DRE)
rin Limmattaler Zeitung;
Sabine Kuster, stv. Leiterin Ressort Aargau
West, Aargauer Zeitung;
Isabel Strassheim, Wirtschaftsredaktorin,
«Die Nordwestschweiz»;
Muriel Mercier, Redaktorin/Reporterin,
bz Basel;
Elisabeth Seifert, Redaktorin Kanton
Solothurn, Solothurner Zeitung;
Organisation: Alice Mondelli, Sekretariat
Chefredaktion «Die Nordostschweiz».
Bea Heim, 66
SP-Nationalrätin, Kanton
Solothurn.
Eva Herzog, 51,
Basler Finanzdirektorin (SP).
Die Königin
der Vorstösse
Die Saniererin des
Basler Haushalts
Seit 2003 sitzt die SP-Politikerin Bea Heim aus StarrkirchWil für den Kanton Solothurn
im Nationalrat – und ist dort
alles andere als eine Hinterbänklerin. Die im Gesundheits- und Sozialbereich profilierte SP-Frau findet für viele
ihrer Anliegen im Parlament
Gehör. Jüngst wieder mit zwei
Motionen, die sich für die Sicherheit der Patienten und
die Qualität im Gesundheitswesen einsetzen. (ESF)
Als Eva Herzog 2005 das Basler Finanzdepartement übernahm, trauten ihr die Bürgerlichen wenig zu: Eine linke
Historikerin, die zuvor an der
Uni und in der subventionierten Kaserne tätig war, soll den
Staatshaushalt in Ordnung
bringen? Die ehrgeizige Herzog strafte ihre Kritiker Lügen. Heute wird die Basler
Kassenwartin national wahrgenommen. Sie will den Städten mehr Gewicht geben. (HAJ)
Politikerinnen
Freitag, 14. September 2012 | az
3
Pascale
Bruderer hat
mit ihrer Politik
die Herzen der
Aargauer
erobert und
macht auch in
Bern eine
gute Figur.
«Die hübsche Frau
von nebenan»
Pascale Bruderer Die Sozialdemokratin schaffte
souverän den Sprung in den Ständerat.
VON STEFAN SCHMID
Anita Fetz, 55,
SP-Ständerätin, Basel.
Die Polit-Autorität
mit Charme
Von der Revoluzzerin zur Grande
Dame der Basler Politik: Als 18-Jährige besetzte Anita Fetz das Areal
des geplanten AKW Kaiseraugst,
seit 2003 vertritt sie charmant den
Stadtkanton im Ständerat. Eine Politkarriere à la bâloise. Bereits als
28-Jährige wurde Fetz, damals für
die prononciert linke Poch, in den
Nationalrat gewählt. In den mittlerweile 28 Jahren, in denen sie auf
Kantons- und Bundesebene politisiert, hat sich ihr Profil stark gewandelt: Die Unternehmensberaterin ist pragmatischer geworden
und gehört innerhalb der SP dem
moderaten Flügel an – und ist wohl
nicht zuletzt deshalb im Volk beliebt: Die 55-Jährige gilt nicht als
abgehobene Intellektuelle, sondern
setzt sich mit Herz und Hartnäckigkeit für bezahlbare Krankenkassenprämien und erneuerbare Energien
ein. Auch ihre süffigen Kommentare kommen gut an: «Diese Frau ist
so etwas von kompetent. Dem Oswald Grübel haben nur noch die
Ohren gewackelt», sagte sie über
Bundesrätin
Eveline
WidmerSchlumpf in der «Too big to fail»Vorlage. Und haut in einem Streitgespräch ein junger Kollege verbal
über die Stränge, wird er von Fetz
cool in die Schranken gewiesen.
Der Basler SVP-Nationalrat Sebastian Frehner kann ein Liedchen davon singen. Fetz ist eine Autorität.
Sie mag es zwar sozialdemokratisch unkompliziert, aber ein gewisser Stil muss halt schon sein.
Das macht Eindruck – und das seit
1984. (HAJ)
63 Jahre lang mussten sich die Aargauer Sozialdemokraten auf einen
Ständeratssitz gedulden. Im letzten
Herbst erlöste Pascale Bruderer die
Genossen. Bereits im ersten Wahlgang gelang ihr der grosse Coup.
SVP-Kandidat Ulrich Giezendanner
und selbst die populäre amtierende
FDP-Ständerätin Christine Egerszegi
mussten in einen zweiten Wahlgang.
Nicht so Strahlefrau Bruderer. «Die
hübsche Frau von nebenan», wie die
az vor bald drei Jahren ein Porträt
über die einstige Nationalratspräsidentin überschrieb, setzte sich alleine und auf Anhieb durch.
Ihre Wahl war so quasi die logische Folge einer steilen politischen
Karriere. Mit 20 Jahren war Bruderer,
die in Zürich Politikwissenschaften
studierte, bereits Einwohnerrätin in
Baden, mit 24 Aargauer Grossrätin
und mit 25 Nationalrätin. Acht Jahre
später präsidierte sie den Nationalrat
und mit 34 gelang ihr der Sprung in
den Ständerat. Mit anderen Worten:
Pascale Bruderer hat bereits heute alle Legislativämter
bekleidet, die dieses Land überhaupt
zu bieten hat.
hören. Und doch: Ganz ohne Ecken
und Kanten politisiert sie nicht. Jedenfalls wies sie ein Rating, das die
«Neue Zürcher Zeitung» jeweils regelmässig publizierte, vor der Wahl in
den Ständerat als die am wenigsten
linke Sozialdemokratin im Nationalrat aus.
Seit ihrer Wahl in den Ständerat
taucht Bruderer selten in den Schlagzeilen auf. Sie ist nicht die Frau der
lauten Töne, Schaumschlägerei und
parteipolitisches Geplänkel liegen
ihr fern. Sie gibt deshalb wohl auch
ihr Amt im Parteipräsidium der SP
Schweiz ab. Im Ständerat, wo oftmals
eher ruhige und besonnenere Politikertypen sitzen, ist es ihr wohl. Die
Suche nach parteiübergreifenden Lösungen, Sachpolitik statt Parteipolitik: Das sind Werte, die Pascale Bruderer teilt.
Nicht ohne Ecken
und Kanten
Dass eine junge
SP-Politikerin
im
konservativ-bürgerlichen Kanton Aargau die Wahl in die
kleine Kammer schaffte, glich einer
kleinen Sensation. Doch das Phänomen Bruderer lässt sich erklären. Die
SP-Frau versteht sich als Brückenbauerin zwischen den politischen Lagern. Entsprechend undogmatisch
und umgänglich ist sie – entsprechend geniesst sie selbst in der SVP
Sympathien. Auch ist Bruderer in
Bern noch nie ein Fehler unterlaufen. Keine Selbstverständlichkeit.
Bloss hat sie in ihren 10 Jahren im
Bundeshaus eine Persönlichkeit der
Unfassbarkeit und Unverbindlichkeit
ausgebildet. Statt griffiger Statements bekommt man von ihr oft
wohlabgewogene Gemeinplätze zu
Einsatz für die Jugend
Ihre politischen Schwerpunkte
setzt Bruderer besonders bei der Sozial-, Behinderten- und der Hochschulpolitik. Sie will Jugendliche für
die Politik begeistern, wofür sie auch
2008 den Prix Jeunesse erhalten hat.
Zudem ist sie Präsidentin der Parlamentarischen
Gruppe Gebärdensprache und sitzt
im
Co-Präsidium
der Parlamentarischen Gruppe für
Behindertenfragen. Bruderer politisiert zwar unauffällig, aber sie ist
hartnäckig. Insbesondere in ihrer
Kernkompetenz, der Sozialpolitik, kämpft die 35-jährige Aargauerin mit Verve für pragmatische Lösungen. Gute Dossierkenntnisse verbunden mit einem konzilianten Ton verschaffen der Sozialdemokratin auch
bei bürgerlichen Ratskollegen
Respekt.
Pascale
Bruderer
wohnt in Nussbaumen AG, ist
verheiratet mit Urs Wyss und
Mutter einer einjährigen Tochter. Neben ihrem NationalratsMandat arbeitete sie als Geschäftsführerin der Krebsliga Aargau.
Doris Leuthard, 49, Bundesrätin
(CVP, AG)
Susanne Hochuli, 47, die zweite
Frau in der Aargauer Regierung.
Esther Gassler, 61, Solothurner
Volkswirtschaftsdirektorin.
Renate Gautschy, 58, Präsidentin
Gemeindeammänner-Vereinigung
Die unbequeme Linke Die erneuerbare
An der Frau mit dem Doppelnamen Bundesrätin
Eine «eiserne Lady»,
die gern lacht
Lustvoller Einsatz
für die Wirtschaft
Sie ist die Stimme
der Gemeinden
und dem Doppeltitel (lic. rer. pol. et
lic. iur.) führt im politischen Baselbiet und in der Bundesstadt seit Jahrzehnten kein Weg vorbei. Als engagierte Poch-Frauenrechtlerin in die
Politik eingestiegen, ist sie bis heute
der linke Stachel im bürgerlichen
Polit-Fleisch. Auf der nationalen Ebene tritt Leutenegger Oberholzer immer wieder mit prononcierten Äusserungen für den Erhalt des Service
public in Erscheinung. Ihre Themen
sind das Rechtswesen, die Finanzund Steuerpolitik, die Opferhilfe
und die Frauenrechte. (DRE)
Seit bald vier Jahren sitzt die Biobäuerin mit eigenem Hof in Reitnau als
erst zweite Frau in der Aargauer Regierung und führt das Departement
Gesundheit und Soziales. Susanne
Hochuli lacht gern und viel, twittert
munter und ist ein kommunikatives
Naturtalent. Doch man täusche sich
nicht: Dahinter steckt eine einerseits
nachdenkliche, um die natürlichen
Lebensgrundlagen besorgte Frau, anderseits eine zielgerichtete, disziplinierte, strukturierte Magistratin, die
sich und ihrem Umfeld viel abverlangt. Sie tut dem Aargau gut. (FA)
Auch nach bald zwei Legislaturen ist
die Solothurner FDP-Regierungsrätin
noch keineswegs amtsmüde und
wird im März 2013 für eine dritte
Amtsperiode kandidieren. Mit kommunikativem Geschick und Knowhow engagiert sich die ehemalige
Mitinhaberin und Co-Leiterin eines
KMU im einstigen «Krisenkanton»
für die Ansiedlung neuer Firmen.
Ein grosses Anliegen ist der Wirtschaftspolitikerin zudem die Förderung der Berufsbildung, um den Unternehmen den nötigen qualifizierten Nachwuchs zu sichern. (ESF)
Die
Gemeindeammänner-Vereinigung des Kantons Aargau ist eine potenziell sehr gewichtige Vereinigung. Renate Gautschy weckte sie
2010 als neue Präsidentin aus einer
Art
Dornröschenschlaf.
Seither
mischt sich die Vereinigung sehr aktiv und einflussreich ein. Sei es bei
der geglückten neuen Gemeindereform, bei der jüngsten Steuerrevision oder bei der grundlegenden Überprüfung des Finanzausgleichs mit
dem Ziel einer Neuordnung. Gautschy ist Gemeindeammann von Gontenschwil und FDP-Grossrätin. (MKU)
Susanne Leutenegger Oberholzer,
64, Nationalrätin SP Baselland.
«Pascale Bruderer ist in
ihren 10 Jahren in Bern
noch nie ein Fehler
unterlaufen. Keine
Selbstverständlichkeit.»
Seit Doris Leuthard vom relativ unbedeutenden Volkswirtschaftsdepartement ins Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) gewechselt hat, ist
die Aargauerin im politischen Bern
omnipräsent. Ob Gotthard-Röhre,
Atomausstieg oder Klimapolitik:
Leuthard drückt der Schweizer Politik ihren Stempel auf. Spektakulär
ist ihre Wende in der Energiefrage.
Die Aargauerin zählte jahrelang zu
den Anhängern der Atomenergie.
Doch seit Fukushima setzt sie sich
für den Atomausstieg ein. (AZ)