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MTUreport A TOGNUM GROUP BRAND Das Magazin der Marken MTU und MTU Onsite Energy I Ausgabe 02 I 2013 I www.mtu-online.com Leidenschaft Brot, Fischen, MTU – Wofür man alles Leidenscha! empfinden kann Die Sonne aus dem Keller Blockheizkra!werk sorgt für warmes Wasser im Schwimmbad Hola-di-Lodi Ironmen-Motor im Dauereinsatz Editorial Mit Leidenscha! und Herzblut Dr. Ulrich Dohle ist seit dem 1. Juli 2013 Vorsitzender des Vorstands der Tognum AG sowie Vorsitzender der Geschä#sführung der MTU Friedrichshafen GmbH. Motoren – dieses Wort übt eine magische Anziehungskra! auf mich aus. Wenn ich höre, wie ein MTU-Motor anspringt, dann kribbelt’s bei mir. Und wenn ich am Wochenende auf meine Moto Guzzi Le Mans steige, dann beeindruckt mich der Sound des Motors noch immer. Ich bin einfach ein Motornarr. Daher ist meine neue Aufgabe auch etwas ganz besonderes für mich. Seit dem 1. Juli bin ich der neue Vorstandsvorsitzende der MTUMuttergesellscha! Tognum. Als Technikvorstand habe ich das Unternehmen in den vergangenen vier Jahren kennen- und lieben gelernt und seinen Fortschritt mitgestalten dürfen. Ich weiß, dass es vor allem eins ist, was den Unterschied macht: die Leidenscha! unserer Mitarbeiter und Kunden. Das Wort „Passion“ in unserem Slogan „Power Passion Partnership“ ist nicht nur eine Worthülse – es steht für MTU wie wohl kaum ein anderes Wort. Motoren sind Leidenscha!. Das spüre ich immer wieder, wenn ich durch unsere Werke gehe, mit unseren Mitarbeitern Technologie und Strategie diskutiere oder mit unserem Vertrieb bei Kunden bin. Nicht nur ich bekomme leuchtende Augen, wenn auf dem Prüfstand ein Motor in die Volllast geht. Daher haben wir dieser Ausgabe des MTU Report auch das Thema Leidenscha! gegeben. Wir zeigen leidenscha!liche Kunden wie Professor Dr. Ulrike Detmers von der Großbäckerei Mestemacher. Mit ihren Ideen und ihrer Leidenscha! hat sie der Bäckerei neuen Schwung gegeben. Kürzlich hat sie in ein Blockheizkra!werk von MTU Onsite Energy investiert, mit dem die Bäckerei nun umweltfreundlich, aber auch wirtscha!lich Energie erzeugt. Unsere Redakteurin war vor Ort und ließ sich von der Brotleidenscha! der Eigentümerfamilie anstecken. Genauso groß ist auch die Leidenscha! unserer Mitarbeiter. Sie entwickeln, bauen, verkaufen und warten mit Herzblut unsere Antriebssysteme und Energieanlagen. Sechs von Ihnen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor – sie stehen exemplarisch für die über 10.000 Mitarbeiter der Tognum-Gruppe weltweit. Mit ihnen zusammen will ich in den nächsten Jahren viel erreichen. Wir wollen die Zusammenarbeit mit unseren Eigentümern Rolls-Royce und Daimler intensivieren, unsere neue Tochtergesellscha! Bergen Engines AS integrieren und weiter kontinuierlich die Qualität unserer Produkte verbessern. Und bei all dem wollen wir eins natürlich nicht vergessen: unsere Leidenscha! für Motoren. Ihr Ulrich Dohle 2 I MTU Report 02/13 Inhalt 20 50 54 36 56 60 30 LEIDENSCHAFT 18 Alles über Leidenscha! Woher kommt das Wort Leidenscha!? Was bedeutet es? Und wer hat es alles schon benutzt? Energie 20 Mit Laib und Seele Ist Brot Leidenscha!? Prof. Dr. Ulrike Detmers sagt ja. Sie ist Gesellscha!erin einer Großbäckerei, in der Strom und Wärme mit einem Blockheizkra!werk erzeugt wird. Unternehmen 30 So sind wir Ist MTU Leidenscha!? Ja, natürlich! Mitarbeiter erzählen warum. Marine 36 Jagdfieber Ist Angeln Leidenscha!? In Amerika ist es Volkssport. Die, die es sich leisten können, angeln auf hoher See. Die Wer! Viking baut speziell für diesen Fall Boote – natürlich mit Leidenscha!. Leidenscha! Unternehmen 14 Neue Tochter in Norwegen Der norwegische Motorenhersteller Bergen AS ist seit Anfang Juli Teil der Tognum AG. Energie 50 Die Sonne aus dem Keller Ein Blockheizkra!werk sorgt dafür, dass das Wasser im Freibad auch an kalten Tagen warm ist. Technologie 54 Wie machen wir... Ganz viele Bauteile auf den Mikrometer genau auf eine Leiterplatte setzen – so machen wir Steuerungen. Marine 56 Holla-di-Lodi Ohne dass die Motorabgase gereinigt oder gefiltert werden müssen, erfüllt der MTU-Ironmen die US-Emissionsstufe EPA Tier 3. Historie 42 Tanzen, Tränen, Tango Ohne Frage – Tango ist Leidenscha!. Die argentinischen TangoWeltmeister haben davon richtig viel im Blut. 60 Detroit und der Diesel Im Jahr 1938 gründete General Motors die „GM Diesel Division”. In 75 Jahren wurde daraus Tognum America. 44 „Leidenscha! macht glücklich” Was genau ist Leidenscha!? Wo kommt sie her? Was bringt sie? Und wie finde ich sie? Psychologe Michael Thiel gibt Antworten. 62 Nachbehandlung Was unsere Redakteure besonders beeindruckt. 46 DON JUAN oder der steinerne Gast Ein etwas anderer Blick auf das, wozu Leidenscha! führen kann. Apropos 63 Cartoon 49 Aus dem Ölsumpf Titelseite: Springen, tanzen, lachen oder weinen – Leidenscha# ist vor allem eines: Emotion. MTU Report 02/13 I 3 2000er steht Kopf Die königlich-niederländische Seenotrettungsgesellscha! KNRM hat bei MTU ganz besondere Motoren bestellt. Die zwei Achtzylinder-Motoren der Baureihe 2000 sollen auch dann noch laufen, wenn sie sich 360 Grad einmal um die eigene Achse gedreht haben. Sie werden ein neues, knapp 20 Meter langes Seenotrettungsboot der KNRM antreiben, das vor allem bei Such- und Rettungsaktionen zum Einsatz kommen soll. Sollte das Boote dabei kentern, muss es sich selbst wieder aufrichten können. Und wie das Schiff – so die Motoren. Dass diese das können, haben die Motoren auf einem eigens entwickelten Prüfstand kürzlich bewiesen. In 30 Sekunden drehten sie sich einmal um ihre eigene Achse – ohne dass dabei Motorenöl in die Zylinder gelangt ist. MTU-Entwickler haben die Kurbelgehäuseentlü!ung und die Räume für das Motorenöl so gestaltet, dass bei der 360-Grad-Drehung kein Öl in den Ansaugtank gelangen konnte. Hierzu haben Sie ein Ventil in die Kurbelgehäuseentlü!ung eingebaut, das sich in Abhängigkeit der Schiffsneigung schließt und so das Öl vom Auslaufen abhält. Befindet sich der Motor wieder in aufrechter Position, öffnet sich das Ventil automatisch. Die Motoren sind bereits an die Damen-Wer! in den Niederlanden ausgeliefert worden, die die Schiffe nun baut und Ende des Jahres 2013 an die KNRM übergibt. 4 I MTU Report 02/13 Aktuell MTU Report 02/13 I 5 6 I MTU Report 02/13 Aktuell Zug um Zug Hier entsteht ein echtes Unikat. Und was für eins! Der deutsche Bahn- und Anlagenhersteller Windhoff im westfälischen Rheine baut derzeit einen Arbeitszug, der in Großbritannien Eisenbahnstrecken elektrifizieren soll. Denn auf der Hauptstrecke Great Western Mainline zwischen Maidenhead und Bristol sollen ab dem Jahr 2017 neue Hochgeschwindigkeitszüge von Hitachi pendeln. Diese Züge fahren entweder rein elektrisch mit einem zusätzlichen Hilfsstromaggregat für den Notfall oder mit MTU-Powerpacks auf Strecken ohne Oberleitung. Doch bis es soweit ist, müssen noch mehr als 700 Gleis-Kilometer elektrifiziert werden: von der Mastgründung, Montage der Oberleitungsmasten bis zur Verlegung der Oberleitung. Dazu braucht es schon einen gewaltigen Zug. Einen wie den neuen Arbeitszug von Windhoff: Er ist ca. 500 Meter lang und besteht aus 23 Fahrzeugteilen. Auf diesen sind spezielle Arbeitsgeräte wie Rammen, Bagger, Betonmischanlage, Kräne, Arbeitsbühnen, Windeneinheiten angeordnet. Zusätzlich werden Tonnen von Baumaterial mitgeführt. 13 Powerpacks vom MTU-Typ 6H 1800 R85L treiben den Zug in Mehrfach-Traktion an. Die Powerpacks haben ein Pumpenverteilergetriebe, an das bis zu acht Hydraulikpumpen angeschlossen werden können, um die Arbeitsgeräte zu betreiben. Noch wird bei Windhoff geschwitzt und geschu!et, um den ersten und Teile des zweiten Zugteils pünktlich im Oktober 2013 auszuliefern. Der zweite Zugteil soll im Februar 2014 folgen. Dann wird der Zug in England unterwegs sein und jede Nacht etwa 1,8 Kilometer Strecke elektrifizieren. MTU Report 02/13 I 7 Lebensretter Mehr dazu... Eine Case Study mit mehr Informationen über das Energiesystem des Krankenhauses Ohne QR-Code-Reader unter http://bit.ly/14jWalB 8 I MTU Report 02/13 O NL I NE Das Krankenhaus der Rush-Universität in Chicago ist nicht nur eins der besten Krankenhäuser der USA – es setzt auch in punkto Energie- und Umweltbewusstsein ein Zeichen. Im Jahr 2012 nahm es ein neues Gebäude mit 376 Betten in Betrieb, das der U.S. Green Building Council mit dem goldenen LEED-Zertifikat für eine energie- und umweltgerechte Planung ausgezeichnet hat. Für die Patienten besonders wichtig: Sechs 2.000 Kilowatt starke Stromaggregate von MTU Onsite Energy versorgen alle neuen Bereiche des Krankenhauskomplexes innerhalb von zehn Sekunden nach einem Stromausfall mit Notstrom. Sie sorgen dafür, dass Operationssäle, lebenserhaltende Systeme, Überwachungsausrüstung und alle anderen Anlagen, die zum Wohle der Patienten beitragen, weiterhin funktionsfähig bleiben. „Wir haben uns die Kosten und Zuverlässigkeit der Notstromaggregate sowie die Unternehmen angesehen, und MTU war ganz klar unser Favorit“, so Mike Craig, der im Klinikum der Rush-Universität für Elektrik und Elektronik verantwortlich ist. Aktuell MTU Report 02/13 I 9 Nachrichten Dr. Ulrich Dohle ist seit 1. Juli 2013 neuer Vorsitzender des Vorstands der Tognum AG. Dohle neuer Tognum-Chef Seit dem ersten Juli ist Dr. Ulrich Dohle (59) neuer Vorsitzender des Vorstands der Tognum AG. Er folgt auf Joachim Coers, der das Unternehmen nach neun Jahren auf eigenen Wunsch verlassen hat. In seiner neuen Aufgabe als Vorstandsvorsitzender verantwortet Dr. Dohle neben den typischen CEO-Aufgaben wie Strategie und Unternehmenskommunikation auch die Forschung & Entwicklung sowie das Qualitätsmanagement. Der Aufsichtsrat verlängerte bereits im April den Vertrag von Dohle, der seit 2009 dem Vorstand der Tognum AG angehört und zuletzt stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Technikvorstand von Tognum war, bis 31. Dezember 2015. „Wir danken Joachim Coers für seinen hervorragenden langjährigen Beitrag für Tognum und wünschen ihm alles Gute. Dr. Ulrich Dohle übernimmt nun die Aufgabe des Vorstandsvorsitzenden. Damit ist Kontinuität sichergestellt, während wir in die nächste Phase der Integration und Zusammenarbeit übergehen und das gemeinsame Geschä! für kün!iges Wachstum aufstellen“, sagt John Paterson, Vorsitzender des Tognum-Aufsichtsrats. Ein Schwerpunkt der Vorstandsarbeit ist der Ausbau der weltweiten Aktivitäten. Dabei soll auch die Zusammenarbeit mit Rolls-Royce und Daimler intensiviert werden. Neu im Produktportfolio sind die mittelschnelllaufenden Motoren und Systemlösungen der norwegischen Tochtergesellscha! Bergen Engines, die seit Anfang Juli ein Teil der Tognum-Gruppe ist. Sie ergänzen die Motoren und Antriebssysteme der Marke MTU, die dezentralen Energieanlagen der Marke MTU Onsite Energy und die Einspritzsysteme von L’Orange. 10 I MTU Report 02/13 In Kolomna nahe Moskau entsteht das neue Werk, in dem die TognumGruppe und der russische Schienenfahrzeughersteller Transmashholding kün#ig MTU-Motoren der Baureihe 4000 montieren werden. Tognum baut Motoren mit Transmashholding JSC Transmashholding, einer der größten russischen Hersteller von Schienenfahrzeugen, und die MTU-Muttergesellscha! Tognum gründen ein Joint Venture zur Herstellung von Dieselmotoren. Die Absichtserklärung dazu unterschrieben Andrey Bokarev, Präsident von Transmashholding und Joachim Coers, der bis 30. Juni Vorstandsvorsitzender bei Tognum war, anlässlich des Weltwirtscha!sforums in St. Petersburg. Sven Sonnenberg (Tognum-Projektleiter), Joachim Coers (bis 30. Juni 2013 Tognum-Vorstandsvorsitzender), Sergey Fomin (Leiter Finanzen Transmashholding) und Anatoly Meshcheryakov (Staatssekretär und Vizepräsident der russischen Eisenbahngesellscha# RZD) unterzeichneten auf dem St. Petersburg International Economic Forum die Absichtserklärung. Berlin Deutschland Das neue Werk ist dafür ausgelegt, bis zu 1.000 Motoren pro Jahr herzustellen. Diese können in Lokomotiven, Bergbaufahrzeugen und in Stromaggregaten eingesetzt werden. Geplant sind Montage, Test und Lackierung von Tognums MTU-Dieselmotoren der Baureihe 4000 und Stromaggregaten sowie deren Vertrieb und Service. Zudem werden Transmashholding und Tognum ein gemeinsames Entwicklungszentrum für Dieselmotoren aufbauen. Das gesamte operative Geschä! wird in einer gemeinsamen Gesellscha! mit dem Namen MTU Transmashholding Diesel Technologies mit Sitz in Kolomna gebündelt. St. Petersburg Russland Moskau Kolomna MTU Brown 0-17-28-62 CMYK MTU Brown 80% der Farbe CMYK MTU Blue 50-25-0-10 CMYK MTU Blue 80% der Farbe CMYK Friedrichshafen Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 80 Millionen Euro. Die Planung für den Aufbau des neuen Werks soll bis zum 1. November 2013 abgeschlossen sein. Der Produktionsstart ist für Dezember 2015 geplant. „Dieses Joint Venture ist ein wichtiger und logischer Meilenstein im Aufbau unserer langfristigen Partnerscha! mit Transmashholding. Es ist auch eine konsequente gemeinsame Entscheidung, um kün!ig den Markt in den GUS-Staaten mit moderner Dieseltechnologie zu erschließen“, sagte Tognums ehemaliger Vorstandsvorsitzender Joachim Coers. „Modernste technische Lösungen und technisch anspruchsvolle Standards sind die Grundlage für unser kün!iges gemeinsames Unternehmen und für eine solide Marktposition. Wir werden unsere Kunden in Russland und darüber hinaus mit zuverlässigen, hochwertigen und effizienten Motoren beliefern“, sagte Andrey Bokarev, Präsident von Transmashholding. Die beiden Partner hatten bereits am 17. Juni 2011 die Eckpunkte ihrer Partnerscha! im Hinblick auf dieses Projekt festgelegt. 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK MTU Report 02/13 I 11 Nachrichten Die MTU India hat einen neuen Motorenprüfstand eröffnet, um Motoren im Leistungsbereich von 300 bis 4.300 Kilowatt zu testen. Die Hessen-Wer# hat kürzlich eine 65 Meter lange Yacht ausgeliefert. Mehr Service in Indien Galaktischer Star Kürzlich hat MTU India in ihrem Kundendienstzentrum in Tathawade, Pune (Indien) einen neuen Motorenprüfstand eröffnet. Dort können alle MTU-Motoren bis zur Baureihe 4000 mit Leistungen von 300 bis 4.300 Kilowatt getestet werden. Im Februar 2010 eröffnete MTU India in Pune die neue Firmenzentrale für das Vertriebs- und Servicegeschä!. Mit dem neuen Prüfstand im Kundendienstzentrum erweitert MTU India maßgeblich das Service-Angebot für Kunden in der Region. Satish Phadke, Geschä!sführer der MTU India, erklärte während der Eröffnungsfeier: „Mit unserem neuen Prüfstand können wir ein noch besserer Dienstleister für unsere Kunden sein und ihnen anbieten, dass sie in unserem Kundendienstzentrum selber beim Volllasttest ihrer Motoren anwesend sind.“ Tony Davis, Vice President für Netzwerkmanagement und globale Distribution, eröffnete die neue Einrichtung mit den Worten: „Seit dem Jahr 2010 haben wir unsere Präsenz auf dem indischen Markt mit kontinuierlichen Investitionen in Einrichtungen, Werkzeuge und in das Netzwerk verstärkt. Diese Investitionen werden viel dazu beitragen, den Erwartungen unserer geschätzten indischen Kundscha! entsprechen zu können.“ Eine Yacht aus einer anderen Galaxie? Der Name ließe es vermuten – doch die Galactica Star kommt aus Holland, genauer gesagt von der niederländischen Wer! Heesen. Die 65 Meter lange Yacht ist pfeilschnell und verbraucht bei vergleichbarer Geschwindigkeit trotzdem weniger Kra!stoff als andere Yachten dieser Klasse. Der Grund sind nicht nur die zwei 20-Zylinder-MTU-Motoren der Baureihe 4000 mit jeweils 4.300 Kilowatt Leistung. Zusammen mit Van Oossanen Naval Architects hat die Heesen-Wer! eine neue Rumpfform entwickelt. Die patentierte, so genannte „Fast Displacement Hull Form“ verringert den Widerstand der Yacht im Wasser im Vergleich zu anderen, so genannten Rundbilgen-Yachten, erheblich. Die Galactica Star verbraucht damit nicht nur bei Spitzengeschwindigkeiten 15 bis 20 Prozent weniger Kra!stoff, sondern auch bei langsamerer Fahrt. Bei den Seetests auf der Nordsee hat sie zudem gezeigt, dass sie äußerst ruhig im Wasser liegt und galaktisch leicht zu manövrieren ist. Hier ist der Name wohl wirklich Programm. Bau für die Zukun! MTU baut ein neues Entwicklungsprüffeld, auf dem Brennverfahren, Motorregelungssysteme, Abgasnachbehandlungsanlagen und Gasmotoren getestet werden sollen. 12 I MTU Report 02/13 Auf einem neu gebauten Entwicklungsprüffeld im MTU-Werk in Friedrichshafen sollen ab dem Jahr 2015 neue Brennverfahren, Motorregelungssysteme, Abgasnachbehandlungsanlagen sowie Gasmotoren getestet werden. Mit dem Bau dieser 60-MillionenEuro teuren Investition wurde im Mai dieses Jahres begonnen. Auf den sieben geplanten Versuchsprüfständen können Gasund Dieselmotoren der MTU-Baureihen 1600, 2000 und 4000 getestet werden. „Mit diesen Prüfständen entwickeln wir neue Baureihen und ganz besonders den Gasmotor für Schiffe und Schienenfahrzeuge als Motor der Zukun!“, sagt Dr. Ulrich Dohle, Vorsitzender des Vorstands der Tognum AG. Dohle: „Das ist eine wichtige Ergänzung unserer Prüfstände in Augsburg, wo wir Gasmotoren für den stationären Betrieb entwickeln.“ Kurz notiert: Powerpacks kurven in Sardinien Die argentinische Regierung will das nationale Schienenpersonennetz ausweiten und hat dafür 20 Lokomotiven mit MTU-Antrieb bestellt. Premiere in Argentinien Erstmals nimmt das Argentinische Ministerium für Transport Lokomotiven mit MTU-Motoren in Betrieb. Je ein 2.200 Kilowatt starker MTU-Motor des Typs 16V 4000 R43 treibt die 20 neuen Lokomotiven des chinesischen Herstellers Dalian Locomotive & Rolling Stock Co., Ltd CNR Group an. Die neuen Loks werden auf der Strecke zwischen Córdoba und Buenos Aires zur Personenbeförderung sowie zum Gütertransport eingesetzt. Seit Februar werden die neuen Züge aus dem chinesischen Werk in der Hafenstadt Dalian nach Argentinien verschi%. Das Argentinische Ministerium für Transport orderte 13 Lokomotiven des Typs CKD8G mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern und sieben Einheiten des Typs CKD8H mit bis zu 160 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit. Gewartet und instand gehalten werden die Motoren vom argentinischen Distributor MTU Detroit Diesel Allison. Bereits zuvor hatten MTU und der chinesische Lokhersteller CNR Dalian Locomotives für einen Au!rag in Neuseeland zusammengearbeitet. Auf der italienischen Insel Sardinien fahren ab Herbst 2013 acht neue, von MTU-Powerpacks angetriebene Regionalzüge. MTU liefert für die Triebwagen des spanischen Herstellers CAF 42 Powerpacks vom Typ 6H 1800. Die Züge werden in verschiedenen Konfigurationen von drei beziehungsweise fünf Wagen mit fünf bis sieben Powerpacks je Zug geliefert New Yorker Hafenpolizei fährt MTU Die Wer! Kvichak aus Seattle (USA) lieferte ein neues Patrouillen- und Rettungsboot an die New Yorker Hafenpolizei. Zwei MTUMotoren der Baureihe 60 treiben es mit jeweils 615 Kilowatt an. Das Boot scha% dadurch eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 40 Knoten. Es ist knapp 14 Meter lang und hat ein Gewicht von 16 Tonnen. Neue Patrouillenboote für Indische Küstenwache Die Indische Küstenwache bekommt in den nächsten Jahren 20 neue Patrouillenboote. Das erste ist gerade bei der Wer! Cochin Shipyard Ltd. in Kochi (Indien) vom Stapel gelaufen. Drei MTU-Motoren des Typs 16V 4000 M90 mit einer Leistung von je 2.720 Kilowatt treiben das Boot an. Die Indische Küstenwache hat die Patrouillenboote im Jahr 2010 bestellt. Das letzte der im Jahr 2010 bestellten Boote soll im Jahr 2017 ausgeliefert werden. Diesel des Jahres Der Sechszylinder-Reihenmotor der MTU-Baureihe 1500 ist der „Diesel of the Year“ des italienischen Fachmagazins „Diesel“. Sie bezeichnet den Motor mit einer Leistung von 400 bis 460 Kilowatt als innovativsten und technisch ausgerei!esten Motor des Jahres. Er erfüllt die extrem niedrigen Stickoxid- und Partikelgrenzwerte der EU-Stufe IV und EPA Tier 4 final mit Abgasrückführung und einer Abgasnachbehandlung ohne Partikelfilter. „Diesel“-Redakteur Fabio Butturi überreicht Tognum-Vertriebsvorstand Dr. Michael Haidinger die Auszeichnung „Diesel of the year” für den 6R 1500. Zwei Blockheizkra#werke von MTO Onsite Energy erzeugen Strom für Thailands größten Düngemittelhersteller TCCC. Grüne Energie in Düngefabrik Thai Central Chemical Public Company (TCCC), Thailands größter Düngemittelhersteller, hat kürzlich zwei Blockheizkra!werke von MTU Onsite Energy erhalten. Die Aggregate vom Typ GB 1948 N5 liefern je knapp zwei Megawatt Strom für die Produktion von jährlich 1,2 Millionen Tonnen chemischem Dünger. Die Abwärme des Kühlwassers nutzt das Unternehmen, um den Dünger zu trocknen. Und mit der Abwärme des Abgases werden in einem Abhitzedampferzeuger pro Stunde etwa drei Tonnen Dampf erzeugt. Damit nutzt TCCC mehr als 80 Prozent der eingesetzten Energie und spart 30 Prozent der bisher genutzten Primärenergie. MTU Report 02/13 I 13 Bergen Engines ist jetzt ein Teil von Tognum Neue Tochter in Norwegen Die Tognum-Gruppe wächst. Sie ist jetzt nicht mehr nur das Zuhause der Marken MTU, MTU Onsite Energy und L’Orange. Seit dem 1. Juli 2013 gehört auch der norwegische Motorenhersteller Bergen Engines AS dazu. Mit der Übernahme der Tognum AG durch ein Gemeinscha#sunternehmen von RollsRoyce plc. und Daimler AG brachte Rolls-Royce seine bisherige Tochtergesellscha# Bergen Engines in die Tognum-Gruppe ein. 14 I MTU Report 02/13 In Bergen geht es beschaulich zu. Die Stadt ist bekannt für das Hanseviertel Bryggen und den Fischmarkt – vor allem aber für die Berge und Fjorde im Umland. Wer dorthin reist, denkt wohl kaum an Motoren. Doch die Stadt ist das Zuhause der Bergen Engines AS, dem größten Motorenhersteller Norwegens. Hier entstehen mittelschnelllaufende Dieselmotoren im Leistungs- Unternehmen 1 2 1 Seit den frühen 1980-er Jahren werden in Bergen Gasmotoren entwickelt und gebaut. 2 Die norwegischee Reederei Fjordline hat kürzlich ein Kreuzfahrtschiff mit Gasmotoren aus Bergen in Betrieb genommen, ein weiteres soll bald folgen. bereich von 1.800 bis 8.000 Kilowatt und Gasmotoren mit Leistungen von 1.400 bis 9.700 Kilowatt - und das nicht erst seit ein paar Jahren. Erfolge im Gasgeschä# Bereits seit 1946 entwickelt, produziert und installiert Bergen Engines Dieselmotoren, die auf die Bedürfnisse von Schiffeignern und -betreibern zugeschnitten sind. Sie sind robust, zuverlässig, enorm leistungsfähig und erfüllen dazu noch höchste Anforderungen an den Umweltschutz. Gasmotoren entwickelt das Unternehmen schon seit den frühen 1980er-Jahren. Sie sind in Fähren im Einsatz – und seit kurzem auch in Kreuzfahrtschiffen. Die Reederei Fjord Line bestellte im Jahr 2012 Gasmotoren aus Bergen. Die Stavangerfjord und die Bergensfjord, beide 170 Meter lang, sind bereits, bzw. werden bald mit jeweils vier 5.600 Kilowatt starken Gasmotoren der Serie Bergen BV35:40P12G zwischen Nor- wegen und Dänemark unterwegs sein. Mit den Motoren erfüllen die Schiffe bereits jetzt die kün!igen IMO-Grenzwerte Tier III sowie die ab 2015 verbindlichen EU-Regelungen zum Schwefelausstoß im Fährverkehr. Strom für Kra#werke Doch Bergen bietet mehr als nur mittelschnelllaufende Diesel- und Gasmotoren für die Schifffahrt. Die Motoren werden auch in der Stromerzeugung eingesetzt. Mit bis zu 9.700 Kilowatt Leistung erzeugen die Gasmotoren aus dem Hause Bergen Strom in großen, dezentralen Kra!werken. Zu den Kunden in diesem Bereich zählen Stromversorger, unabhängige Elektrizitätserzeuger, Anwendungen im Bereich Öl und Gas sowie Gewächshäuser. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen in Bangladesch. 2001 verkau!e Bergen den ersten Motor in das asiatische Land. Heute beträgt die gesamte durch Bergen-Motoren erzeugte Strommenge 830 Megawatt. Dies sind etwa 14 Prozent des gesamten, in Bangladesch erzeugten Stroms. „Die Integration von Bergen Engines ist ein weiterer Schritt in Tognums Wachstumsstrategie und ermöglicht gemeinsame Synergieeffekte zu nutzen“, sagt der Tognum-Vorstandsvorsitzende Dr. Ulrich Dohle. Und wenn die Mitarbeiter aus Bergen einmal nach Friedrichshafen, und damit zum Stammsitz der Tognum-Gruppe, reisen, werden sie eins gleich sehen: Auch dort geht es beschaulich zu. Mit dem Bodensee und den Bergen beeindruckt die Stadt vor allem mit Natur. Und Motorengeschichte hat die Stadt auch zu bieten – über 100 Jahre. TEXT: LUCIE MALUCK BILDER: BERGEN, ROBERT HACK Ihre Fragen beantwortet: Tobias Müller, [email protected] Tel. +49 7541 90-6726 MTU Report 02/13 I 15 MTU Sport Singen KOCHEN Briefmarken MOTOR LEIDENS Essen TANGO Glücksspiel FISCHEN 16 I MTU Report 02/13 Musik REN Natur Trinken Hunde Fußball Liebe BROT MODE SCHAFT Autos Tanzen Was ist Leidenscha#? Passion, das englische Wort für Leidenscha#, ist nicht nur das zweite Wort des MTU-Slogans „Power, Passion, Partnership“. Leidenscha# ist wohl einer der Begriffe, der die meisten unterschiedlichen Assoziationen weckt. Für den einen ist die Briefmarkensammlung Leidenscha#, für den anderen der Fallschirmsprung aus einem Flugzeug, wieder andere arbeiten leidenscha#lich gerne an kleinen Details in technischen Konstruktionszeichnungen. Was genau ist Leidenscha#? Der MTU Report geht dieser Frage auf den Grund. MTU Report 02/13 I 17 sch Leiden Leidenscha! [lat. passio] Bedeutung laut Duden > Sich in emotionalem, vom Verstand nur schwer zu steuerndem Verhalten äußernder Gemütszustand (aus dem heraus etwas erstrebt, begehrt, ein Ziel verfolgt wird) > Große Begeisterung, ausgeprägte [auf Genuss ausgerichtete] Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man zu besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet > Sich in starkem Gefühl, in he!igem, ungestümem Besitzverlangen äußernde Zuneigung zu einem Menschen Passio und Leidenscha! In vielen Sprachen ist der Begriff Leidenscha! identisch oder abgeleitet vom Wort Passion – der Leidensweg Jesu Christi. Philipp von Zesen (1619 - 1689) führte den Ausdruck in die deutsche Sprache ein, abgeleitet vom lateinischen Wort passio. 18 I MTU Report 02/13 Literatur und Leidenscha! Wohl kaum einer empfindet in der Literatur so viel Leidenscha! wie der junge Werther in Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“. Bis zu seinem Selbstmord leidet der junge Rechtspraktikant über seine unglückliche Liebe zu der mit einem anderen Mann verlobten Lotte. Der Roman aus dem Jahr 1774 war Goethes erster europäischer Erfolg. Synonyme für Leidenscha! Feuer, Glut, Inbrunst, Sturm, Begeisterung, Faszination, Rausch, Ekstase, Elan, Schwung, Enthusiasmus, Passion, Eifer, Temperament, Manie, Überschwang, Fanatismus, Schwärmerei, Verlangen, Begierde, Gier, Lust, Gefühlserregung, Affekt, Fieber, Aufwallung, Taumel, Trunkenheit, Liebe, Liebesglut. »Sich selbst zu lieben, ist der Anfang einer lebenslangen Leidenscha!.« Oscar Wilde »Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenscha!lich neugierig.« Albert Einstein »Die Leidenscha!en sind Mängel der Tugenden, nur gesteigerte.« Johann Wolfgang von Goethe »Eifersucht ist eine Leidenscha!, die mit Eifer sucht, was Leiden scha#.« Friedrich Schleiermacher »Das Gesetz ist Vernun! befreit von Leidenscha!.« Aristoteles MOTOREN Musik Sport Briefmarken Natur Fußball Trinken Hunde Essen BROT Liebe LEIDENSCHAFT TANGO Glücksspiel FISCHEN MODE MTU haft Singen KOCHEN Autos Tanzen Film und Leidenscha! Leidenscha! wird in vielen Filmen thematisiert und vielfach auch im Titel genannt. Fluten der Leidenscha# | 1926, Debütfilm von Greta Garbo, USA Irrgarten der Leidenscha# | 1925, von Alfred Hitchcock Stürmische Leidenscha# | 1992, England Legenden der Leidenscha# | 1994, USA Ritter aus Leidenscha# | 2001, USA Liebe, Lüge, Leidenscha# | US-Soap, seit 1968 Schatten der Leidenscha# | Fernsehserie, US-Soap seit 1973 Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenscha# | 1956, USA Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenscha# | 2009, Frankreich Brennendes Feuer der Leidenscha# | 1938, USA MTU Report 02/13 I 19 Blockheizkra!werk in Großbäckerei Mit Laib und Seele 20 I MTU Report 02/13 Tanzen Glücksspiel Trinken Natur Energie Musik Autos Liebe BROT LEIDENSCHAFT FISCHEN Essen Fußball MTU TANGO MOTOREN MODE KOCHEN Sport Singen Hunde Butter drauf, vielleicht eine Scheibe Wurst oder Käse, und fertig ist das Essen: Brot ist ein Grundnahrungsmittel – Standard – könnte man meinen. Nicht so für Ulrike Detmers und ihre Familie: Für sie ist Brot Lifestyle. Mit ihrer Großbäckerei verkaufen sie Vollkornbrot in kunstvoll gestalteten Dosen und Pumpernickel in Verpackungen mit einem küssenden Pärchen drauf. Die Energie für ihre Bäckerei erzeugen sie mit einem Blockheizkra#werk von MTU Onsite Energy. Frau Professor Dr. Ulrike Detmers ist nicht nur leidenscha#liche Brot-Liebhaberin. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Schwager ist sie Gesellscha#erin der Mestemacher-Großbäckerei und Mitglied der Geschä#sleitung. Hier geht es heiß her: Mit thermischer Energie, die ein Blockheizkra#werk von MTU Onsite Energy erzeugt, wird Thermalöl erhitzt. Dieses wiederrum erhitzt den Ofen auf 270 Grad, in dem das Brot gebacken wird. MTU Report 02/13 I 21 Energie Brot ist die gemeinsame Leidenscha# von Prof. Dr. Ulrike Detmers und ihrem Neffen Maik Detmers. Sie ist Mitglied der Geschä#sführung und Gesellscha#erin der Mestemacher-Gruppe, er ist Betriebsleiter des Unternehmens. Kim Folmeg leitet die Abteilungen Produktion, Technik, Produktentwicklung und Qualitätssicherung bei Mestemacher. Als Projektleiter hat er das Blockheizkra#werk bei Mestemacher installiert. Mit einem Achtzylinder-Motor der Baureihe 4000 erzeugt dieses 849 Kilowatt elektrische und 948 Kilowatt thermische Leistung. „Was bringt uns das Geld auf der Bank, da bekommen wir zur Zeit sowieso keine Zinsen. Da haben wir entschieden, das Geld in ein umweltfreundliches Blockheizkra!werk zu investieren“, erklärt Ulrike Detmers. Die Familie denkt pragmatisch. Und sie liebt Brot. Das merkt man, wenn man zusammen mit Ulrike Detmers und ihrem Neffen Maik Detmers durch die Produktion geht. Mit dem weißen Kittel und dem Haarnetz, die in der Bäckerei aus hygienischen Gründen jeder tragen muss, fällt sie in den Produktionshallen nicht groß auf. Doch würde sie diese nicht tragen, wäre sie in der Bäckerei nicht zu übersehen. Mit ihrem eleganten Kostüm und den perfekt frisierten blonden Haaren wirkt sie extravagant – eine Lady. Doch wenn ihr der Geruch von Brot entgegenkommt, strahlen die Augen der Lady wie die eines Kindes. „Das riecht so schön, wie zu Hause“, schwärmt sie. Dass sie das Brot obendrein mit umweltfreundlich erzeugter Energie eines Blockheizkra!werkes backen, sei die Kür. „Wir sind Bäcker und investieren daher eigentlich in die Verbesserung der Backprozesse“, erklärt Ulrike Detmers und erläutert, dass das BHKW trotzdem keine Ausnahme bleiben muss. „Bisher läu! alles und wir rechnen damit, dass sich die Investition in knapp zehn Jahren amortisiert“, sagt sie. Energie perfekt nutzen Ihr Neffe Maik Detmers überwacht als Betriebsleiter der Bäckerei, dass die Energie des BHKWs perfekt genutzt wird. 849 Kilowatt Strom erzeugt das BHKW in der Stunde. 40 Prozent davon wird fürs Backen benötigt, den Rest speist die Bäckerei in das öffentliche Stromnetz ein. Zudem hat Mestemacher noch eine Absorptionskältemaschine und einen Dampferzeuger mit nachgeschaltetem Dampfspeicher installiert. So können sie an fast allen Stellen im Backprozess auch die thermische Energie des Blockheizkra!werkes nutzen: Mit einem Abgaswärmetauscher wird Thermalöl erhitzt und mit einem Abhitzekessel Dampf erzeugt, der in einem separaten Behälter gespeichert wird. Mit der Niedertemperaturwärme aus dem Motorkühlkreis des Blockheizkra!werkes wird Heißwasser erzeugt. Damit wird unter anderem das Gebäude geheizt. Das heiße Wasser treibt zudem eine Absorptionskältemaschine an, die Wasser kühlt. Dies nutzt die Bäckerei, um den Teig und im Sommer die Räume zu kühlen. „Mit diesem Konzept nutzen wir die Energie des Blockheizkra!werks optimal aus“, sagt Maik Detmers. Oben: Das Blockheizkra#werk ist Teil des Energiekonzepts von Mestemacher. Es ist verbunden mit einer Absorptionskältemaschine und einem Dampferzeuger mit nachgeschaltetem Dampfspeicher. Unten: Die Energie, die das Blockheizkra#werk erzeugt, kommt an vielen Stellen des Backprozesses zum Einsatz: Zum ersten Mal, wenn das mit der Absorptionskältemaschine gekühlte Wasser den Quellprozess des Schrots in den Brühlägern stoppt. MTU Report 02/13 I 23 Im Kneter wird der Teig vollautomatisch geknetet. Bäcker Frank Theilmeier gibt nur noch die so genannten Handzutaten hinzu. 24 I MTU Report 02/13 Energie Kälte stoppt Quellprozess Zum ersten Mal zum Einsatz kommt die thermische Energie aus dem Blockheizkra!werk beim Quellen des Roggenschrots. Nachdem der Roggen in der hauseigenen Mühle geschrotet worden ist, quillt der Schrot einige Stunden lang in dem von der Abwärme des Motors erhitzten Wasser. Sehen kann man ihn allerdings nicht, denn der Roggen liegt in Brühbehältern im obersten Stock der Bäckerei. Nach einigen Stunden wird er in so genannte Brühläger umgefüllt. Sie sind von einer Doppelwand umgeben. In diese Wand wird von der Absorptionskältemaschine gekühltes, eiskaltes Wasser hineingefüllt. Die Kälte im Inneren der Brühläger stoppt den Quellprozess und somit kann das gequellte Schrot in diesen lagern, bis es in den Teig verarbeitet wird. Saaten und Flocken machen Brot speziell Dazu wird das Schrot zusammen mit dem Sauerteig in den großen Kneter gepumpt, der ein Stockwerk tiefer steht. Hier grei! erstmals ein Bäcker ein. Er kippt außerdem die so genannten Handzutaten säckeweise in den Kneter: verschiedene Arten von Saaten, Haferflocken, Salz, Hefe, etc. „Jedes Brot ist in seinen Grundkomponenten gleich: Roggen und Sauerteig. Die Bäcker geben noch die Zutaten hinzu, die den unterschiedlichen Broten ihren speziellen Geschmack geben“, erklärt Maik Detmers. Dann geht’s ans Kneten. Auch das geschieht fast unsichtbar – vollautomatisch im Kneter. Vollautomatisch und doch mit Augenmaß Zehn Minuten später wird das Brot in die Formen gefüllt und läu! über Förderbänder in den Ofen, in dem der Teig zunächst geht. Alles läu! automatisch, doch ein Bäcker hat immer ein Auge auf die Brote. „Alle Zutaten sind Naturprodukte. Die Qualität des Roggens ist aber immer unterschiedlich, da müssen wir auch im Backprozess drauf reagieren“, erzählt Maik Detmers. Sieht der Bäcker, dass das Brot nicht genug aufgeht oder beim Backen nicht die richtige Farbe annimmt, reagiert er. Doch das Brot, das er gerade durch die kleinen Fenster im Ofen betrachtet, sieht verführerisch gut aus: gold-braun und es riecht herzha! frisch. 30 Minuten war es schon im Ofen, eine Stunde fehlt noch. 270 Grad heiß ist der Ofen – erhitzt von Thermalöl. Dies wird in einem Kessel zunächst selbst erhitzt – mit der thermischen Energie des Blockheizkra!werks. „Was bringt uns das Geld auf der Bank, da bekommen wir zur Zeit sowieso keine Zinsen. Da haben wir entschieden, das Geld in ein umweltfreundliches Blockheizkra#werk zu investieren”, erklärt Ulrike Detmers. Obwohl das Brot vollautomatisch geknetet wird, begleitet ein Bäcker den Prozess. Denn die Zutaten sind Naturprodukte, die nicht immer identisch sind. Ein Bäcker muss eingreifen, damit die Qualität trotzdem immer gleich bleibt. Aus dem Kneter wird der Teig direkt in die Backformen gefüllt. Dort bestreut Bäcker Frank Theilmeier sie noch mit Haferflocken. MTU Report 02/13 I 25 Energie Nach 90 Minuten Backzeit kommt das Brot aus dem Ofen – herrlich du#end. Brot muss 1A sein Nach 90 Minuten Backzeit kommen die duftenden langen Brotstangen aus dem Ofen. Eine nach der anderen holt sie ein Bäcker aus dem Ofen heraus und legt sie auf einen Wagen. Einen Tag lang bleiben sie dort und kühlen aus, bis sie wieder einen Stock höher geschoben werden. Hier werden die langenBrotstangen geschnitten. „13 Brote mit je 500 Gramm Gewicht holen wir aus einem Brot heraus“, erzählt Maik Detmers. Qualität ist den beiden wichtig. „Ich habe mal in den USA Brot von uns gesehen und gleich gekau!. Es schmeckte hervorragend. Ich wäre erschrocken gewesen, wenn das nicht so sein würde, denn die Kunden sind weltweit unsere sehr gute Qualität gewohnt“, erklärt er. Und man merkt: Hier redet einer, dessen Leidenscha! Brot ist. Sechs Monate Frischegarantie Die Qualität muss auch nicht nur in dem Moment stimmen, in dem das Brot aus dem Ofen kommt. Es soll auch sechs Monate später noch so schmecken. Dafür wird das Brot nicht nur lu!dicht verpackt, es wird auch pasteurisiert. In speziellen Pasteurisationsöfen werden die Brote mit Dampf erhitzt. Mit den 450 Grad heißen Abgasen des BHKWs, wird der für die Pasteurisation benötigte Dampf mit einem Abhitzekessel erzeugt. Mit diesem werden die Brote so gleichmäßig erhitzt, dass alle Mikroorganismen absterben. Junges Paar auf Pumpernickelpackung Doch damit ist das Brot noch nicht am Ende seiner Reise angekommen. Nach der Pasteurisierung werden die fertig verpackten Brote etikettiert. Dazu geht es wieder in eine andere Abteilung, „dem gefährlichsten Raum des Gebäudes“, wie ihn Maik Detmers scherzha! nennt. Denn über der Abteilung steht auf dem Dach das inklusive der Peripherie zirka 100 Tonnen schwere Blockheizkra!werk. „Aber die Statiker haben gute Arbeit geleistet, das Gebäude steht“, schmunzelt er. Ein Hilfsbäcker nimmt die Brotstangen aus dem Ofen und legt sie in Transportwägen. 26 I MTU Report 02/13 Hier wird es auch zum ersten Mal bunt, denn in Regalen liegen hier die unzählig verschiedenen Etiketten - für jedes der vielen Mestemacher-Brotsorten eins und dann noch in vielen verschiedenen Sprachen. Auf ein Etikett mit hebräischen Buchstaben ist Maik Detmers besonders stolz. „Wenn wir das Brot Das Brot wird verpackt und dann mit Etiketten bestückt. Diese sehen zwar alle anders aus, doch eins ist allen gemeinsam: Glückliche Menschen strahlen den Käufer an. „Brot ist Lifestyle”, sagt Ulrike Detmers und zeigt dieses Konzept auch in den Brotverpackungen. MTU Report 02/13 I 27 Energie Prof. Dr. Ulrike Detmers ist nicht nur Brotliebhaberin. Sie macht sich auch für Frauen in der Wirtscha# stark und hat mehrere Preise initiiert. 28 I MTU Report 02/13 „Bei uns sind 40 Prozent der Führungskrä!e Frauen.” TEXT: LUCIE MALUCK; BILDER: ROBERT HACK Prof. Dr. Ulrike Detmers, Sie propagieren seit Jahren die Frauenquote in der deutschen Wirtscha#, warum? Als Professorin forsche ich seit langer Zeit zum Thema „Männerwelt Wirtscha!” mit dem Ergebnis, dass die Wirtscha! wirklich eine Männerwelt ist – und das, obwohl Frauen schon immer massiv am Unternehmenserfolg beteiligt waren. Aber trotzdem blieben die Frauen im Hintergrund. Auch bei uns ist das der Fall: Frauen hatten schon immer einen großen Anteil am Erfolg unserer Familie, doch in unserer Chronik tauchen sie nicht auf. Das weiß ich nur aus Erzählungen. O NL I NE Ihre Fragen beantwortet: Gerhard Klink, [email protected] Tel. +49 203 45004-31 Mehr dazu... Eine Slideshow mit Impressionen aus der Bäckerei. Ohne QR-Code-Reader unter http://bit.ly/13a97w7 Ist das in Ihrem eigenen Unternehmen auch der Fall? Wir als Gesellscha!er haben uns klar auf die Fahne geschrieben, dass wir den Anteil der Frauen in unserer Führungsebene erhöhen wollen und haben das auch gescha%. Heute sind 40 Prozent unserer Führungskrä!e Frauen. Bei Neueinstellungen haben wir da ganz bewusst drauf geachtet. Das heißt aber nicht, dass wir Männer diskriminiert haben. Wir haben nach wie vor viele männliche Führungskrä!e. Aber wenn man will, findet man auch viele gut qualifizierte Frauen. Nordsee Berlin Niederlande Belgien Gütersloh Polen Deutschland MTU Brown 0-17-28-62 CMYK MTU Brown 80% der Farbe CMYK MTU Blue 50-25-0-10 CMYK MTU Blue 80% der Farbe CMYK INTE RV I E W backen, muss extra ein Rabiner kommen, um zu sehen, dass wir das Brot auch wirklich koscher backen“, erklärt er. Doch ob nun russische, chinesische oder schlicht deutsche Brotbezeichnungen - eins fällt auf: Auf jedem Etikett sind Menschen zu sehen. Darauf ist besonders Ulrike Detmers stolz. Sie hat im Jahr 2000 das komplette Erscheinungsbild neu gestaltet. Auf die Idee gebracht hat sie eine ihrer Studentinnen. Auf die Frage, ob sie Pumpernickel äße, antwortete diese, das sei doch nur was für alte Leute. Ulrike Detmers schaute sich daraufhin die Verpackung an und musste der Studentin Recht geben. „Junge Leute sprechen wir damit nicht an“, wurde ihr klar. Also revolutionierte sie die Pumpernickel-Verpackung: Statt wie bisher eine alte Bauernkate ziert nun ein junges Pärchen die Verpackung – und fortan wurde das Brot ein Renner. „Erst haben alle gedacht, die Detmers hat nen Knall, aber dann haben sie mich machen lassen“, erinnert sich Ulrike Detmers. Und der Erfolg gab ihr recht. Pumpernickel ist heute das am meisten verkau!e Brot bei Mestemacher. Und Ulrike Detmers ist nun noch überzeugter als zuvor, dass Brot weit mehr ist als Standard. Für sie ist Brot Lifestyle – und Leidenscha!. 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK Tschechische Republik Was muss geschehen, dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen? Wir müssen Leitbilder schaffen und dürfen uns als Frauen nicht verstecken. So schreiben wir zum Beispiel seit dem Jahr 2002 den Mestemacher-Preis „Managerin des Jahres“ aus. Mit diesem Preis zeichnen wir jedes Jahr Wirtscha!sfachfrauen aus, die in der männerdominierten Welt der Wirtscha! durchsetzungsfähig und ertragsorientiert gehandelt haben. Sie sollen Vorbilder für Nachwuchsmanagerinnen sein. Doch die Preisträgerin soll nicht nur in ihrer beruflichen Rolle Herausragendes leisten, sondern nach Harmonisierung von Beruf, Familie, Freizeit und Lebensqualität streben und in diesem Sinne ein Vorbild sein. Und die Voraussetzung der Vereinbarkeit von Elternscha! und Erwerbstätigkeit ist das praktizierte partnerscha!liche Ehe- und Familienmodell. Daher schreiben wir seit acht Jahren auch den Mestemacher-Preis „Spitzenvater des Jahres“ aus. Österreich MTU Report 02/13 I 29 MTU-Mitarbeiter erzählen von ihrer Leidenscha! So sind wir Eine ausgefeilte Konstruktion, ein Maschinenpark auf dem neuesten Stand oder gut ausgebildete Mitarbeiter – all das ist nötig, um gute Motoren zu bauen. Doch richtig gute Motoren entstehen nur mit Mitarbeitern, die das, was sie machen, lieben. Und diese besonderen Mitarbeiter hat MTU. Es ist die Leidenscha#, die sie antreibt. 20 Prozent der Mitarbeiter von MTU und MTU Onsite Energy weltweit sind länger als 25 Jahre im Unternehmen beschä#igt. Sie leben Motoren. Mister Hybrid Hier springt Mister Hybrid! Er war es, der die Entwicklung des ersten Hybrid-Bahnpowerpacks dieser Größenordnung geleitet hat. Heute treibt es einen Triebwagen der Westfrankenbahn an. „Ohne Leidenscha!, Durchhaltevermögen und ganz viel Motivation hätte das nicht so gut geklappt“, ist sich Ingo Lehmann sicher. Doch das sind Eigenscha!en, die den passionierten Fechter auszeichnen. Er vergleicht das gesamte Projekt mit einem Fechtkampf: Bei beiden braucht man Leidenscha!, ein wenig Anspannung ist immer dabei, im entscheidenden Moment muss man dynamisch handeln und ohne Strategie geht’s nicht. „Und ganz wichtig: Ein Fechtkampf ist erst zu Ende, wenn der Kampfrichter den Kampf für beendet erklärt, bis dahin heißt es kämpfen, auch wenn die Lage aussichtslos scheint“, erzählt Ingo Lehmann. Auch beim Hybrid-Projekt gab es Tiefs, die er nur mit viel Motivation überwunden hat. Doch dafür war der Moment, als der Triebwagen das erste Mal mit „seinem“ Powerpack fuhr, umso schöner. „Das war schon emotional“, erinnert er sich. Jetzt ho% der Elektroingenieur darauf, möglichst schnell die Zulassung für die Personenbeförderung zu bekommen, damit das Projekt auch wirklich abgeschlossen ist. Doch dann soll mit Hybrid noch lange nicht Schluss sein. „Es gibt schon noch Kunden, die sich für unsere Hybrid-Powerpacks interessieren“, sagt er vielsagend. 30 I MTU Report 02/13 Ingo Lehmann ist MTU-Projektleiter für das Hybrid-Powerpack. Gegenüber konventionell angetriebenen Fahrzeugen verbraucht ein Triebwagen mit diesem Powerpack bis zu 25 Prozent weniger Treibstoff. Natur Trinken Unternehmen Musik Autos Liebe MOTOREN MODE Tanzen Briefmarken TANGO LEIDENSCHAFT FISCHEN Essen Fußball MTU BROT Sport Singen KOCHEN Glücksspiel Hunde Der Lebenserwecker Eigentlich sieht sich Wolfram Wiggenhauser nicht als sprunggewaltiger Sportler, sondern als Fels in der Brandung. Seit 41 Jahren ist er MTUler, die meiste Zeit davon als Meister in der Motorenmontage. Seit über 15 Jahren leitet er die Montage der 4000er-Motoren. „Und das macht richtig Laune“, schwärmt er mit einem breiten Grinsen. Aus 2.500 Einzelteilen ein technologisch anspruchsvolles Produkt wie unseren 4000er zu montieren, ist für ihn nicht nur ein Job, sondern seine Passion. „Wir erwecken hier Motoren zum Leben. Wenn wir unsere Arbeit gemacht haben, kommt der Motor auf den Prüfstand und läu! da zum ersten Mal“, so der 4000er-Fan. Motor-Fan ist er, seit er sich erinnern kann. Als Kind hat er am Traktor seines Nachbarn rumgeschraubt. Mit 15 ging er dann zur MTU und sagte seinem Ausbildungsleiter gleich: „Ich will Meister in der Montage werden.“ Und bei so viel Leidenscha! war klar, dass das irgendwann klappen musste. Wolfram Wiggenhauser ist Meister in der Montage von MTU-Motoren der Baureihe 4000. Diese treiben Lokomotiven, Yachten, Fähren genauso an wie schwere Muldenkipper oder Stromaggregate. MTU Report 02/13 I 31 Der Motoren-Liebhaber „Unsere Motoren sind in der ganzen Welt in so viel verschiedenen Anwendungen im Einsatz, das fasziniert mich immer wieder.“ Die Leidenscha! für MTU-Motoren nimmt man Marcus Strohmaier ab, wenn er mit leuchtenden Augen davon erzählt, warum er gerne bei MTU arbeitet. Der Entwickler von Gasmotoren kommt dabei ins Schwärmen und rechnet vor, wie hoch die Leistung der MTU-Motoren einzuschätzen ist. „Auch nach 12.000 Stunden Betrieb bei Volllast sehen unsere Motoren noch aus wie neu. Wenn man die gesamte Motorlebensdauer von 64.000 Betriebsstunden mit einem Pkw vergleicht, müsste der schon einige Millionen Kilometer laufen, um dieselbe Laufleistung zu erbringen.“ Immerhin über 12.000 Stunden hat der 4000er Biogasmotor schon auf dem Buckel, an dessen Entwicklung er beteiligt war. Sein erstes großes Projekt bei MTU war ein Erfolg und er ist überzeugt davon, dass dies so weiter geht. Marcus Strohmaier ist Projektleiter in der MTUGasmotorenentwicklung. Bisher treiben MTU-Gasmotoren Stromaggregate an. Kün#ig sollen sie auch in Schiffen eingesetzt werden. 32 I MTU Report 02/13 Unternehmen Der Maybach-Fan Dass ein 37-Jähriger leidenscha!lich gerne an Motoren schraubt, die vor über 60 Jahren entwickelt worden sind, ist ungewöhnlich. Doch Saban Bayar macht das schon seit neun Jahren. Damals war er der jüngste, heute sind die meisten seiner damaligen Kollegen in Rente gegangen und Saban Bayar ist der dienstälteste Reparateur für die Motoren der Baureihe 538. Die Motoren gehören zur wichtigsten Baureihe des Unternehmens in der Nachkriegszeit und sind heute noch vor allem in Schiffen im Einsatz. „Die Motoren sind etwas Besonderes“, schwärmt Saban Bayan. Nicht nur, weil sie von Karl Maybach entwickelt worden seien. Anders als bei der Reparatur der aktuellen Motoren der Baureihe 1600, 2000 oder 4000 gehe es hier nicht um die Elektronik, sondern rein um mechanische Bauteile. Die Einspritzung läu! noch mechanisch mit Pumpe-Düse, die Nockenwellen liegen oben und die Kurbelgehäuse sind geschweißt. „Die Motoren sind richtig haltbar. Auch wenn viele Motoren, die wir zur Reparatur bekommen, schon sehr alt sind: Wir bekommen sie alle wieder flott“, erzählt er. Saban Bayar repariert Motoren, die Karl Maybach in den 1950er-Jahren entwickelt hat. Diese sind heute nicht mehr im MTU-Motorenprogramm, werden aber weiter gewartet und repariert. MTU Report 02/13 I 33 Unternehmen Mister International „Hong Kong ist so klein, und trotzdem sind hier so viele MTU-Motoren“. David Yu aus Hong Kong ist schon seit fast 20 Jahren stolzer MTU-Kundendienstmonteur. „Hier gibt es Schnellfähren und Yachten mit MTU-Motoren und außerdem Stromaggregate, Züge, Bagger und noch so viele weitere Fahrzeuge mit unseren Motoren“, erzählt er begeistert. Mit diesem Virus hat er auch schon seinen 9-jährigen Sohn angesteckt. Bisher fährt er am liebsten Autos im DisneyLand, doch er träumt schon heute davon, später einmal mit seinem Vater zusammen die großen Motoren von MTU zu warten. Besonders die internationale Zusammenarbeit von MTU schätzt David Yu. Er erinnert sich an ein Projekt gleich zu Beginn, als er zusammen mit Kollegen aus China die Motoren eines Zollbootes in Shanghai in Betrieb nahmen. „Unsere Sprachmischungen aus Mandarin und Englisch waren damals toll“, erzählt er. David Yu aus Hong Kong ist MTU-Kundendienstmonteur. 34 I MTU Report 02/13 Der Techniker „Im technischen Bereich habe ich schon vorher gearbeitet, unter anderem in der Bauteilkonstruktion“, erzählt James Krüger, MTU Vertriebsingenieur für C&I und Landwirtscha! in Nordamerika. „Aber meine jetzige Tätigkeit gefällt mir definitiv am besten.“ Und das will etwas heißen – stammt diese Aussage doch von jemandem, der schon als Kind von Motoren fasziniert war und auch heute noch in seiner Freizeit alte Außenborder und Boote restauriert. Als Mitarbeiter im Vertrieb für C&I hat James Krüger täglich direkt mit Kunden zu tun – für den extrovertierten Spezialisten kein Problem. „Häufig bin ich der erste Ansprechpartner. Wenn Kunden technische Fragen an MTU haben, wenden sie sich an mich. Weiß der Kollege im Vertrieb bei sehr technischen Fragen zu einem Motor keine Antwort, kann ich o! weiterhelfen.“ Dieses Know-how und die Begeisterung für seine Tätigkeit helfen James Krüger auch beim Verkauf. „Ich arbeite einfach gerne mit Menschen zusammen“, erzählt er. Gerade der Bereich C&I umfasse so viele Märkte und die Emissionsrichtlinien für On-Highway und Off-Highway, da sei jeder Tag anders. „Für mich ist das genau das Richtige“, sagt er überzeugt. TEXT: LUCIE MALUCK BILDER: ROBERT HACK, ELMA RILEY James Krüger aus den USA verkau# MTUMotoren für Industrieund Landwirtscha#. MTU Report 02/13 I 35 Marine Leidenscha! Leidenscha! Sportfischen Sportfischen 36 I MTU Report 02/13 LEIDENSCHAFT MOTOREN Essen Glücksspiel Trinken Musik Liebe TANGO FISCHEN Fußball Tanzen Briefmarken MODE MTU BROT Sport Singen KOCHEN Autos Hunde Natur Jagdfieber Volkssport Nummer 1 ist in den USA nicht Baseball oder Basketball – sondern Fischen. Mehr als ein Fün#el der Amerikaner zählen Angeln zu ihren Hobbies. Einige hat die Leidenscha# so sehr gepackt, dass sie an SportfischWettbewerben teilnehmen. Ihnen dafür jeden Tag ein besseres Boot zur Verfügung zu stellen, ist das Ziel von Viking-Yachts. Der Blaue Marlin ist eine begehrte Trophäe von Sportfischern. MTU Report 02/13 I 37 1 2 3 Einen Marlin zu fangen (Bild 1), ist für Sportfischer ein großer Erfolg. Dave Anderson Jr. (Bild 3) hat davon schon viele erzielt. Mit seiner Yacht Krazy Salt's (Bild 2) hat er schon viele Sportfisch-Wettbewerbe gewonnen. 38 I MTU Report 02/13 Marine « Es gibt nichts schöneres, als die Weite des Meeres, die Kameradscha! mit den anderen Fischern und das Kennenlernen wunderschöner Orte auf der ganzen Welt. » Dave Anderson Jr. Faul an Deck in der Sonne liegen, unter Deck auf der Couch entspannen oder die Angel auswerfen und auf den Biss des nächsten Fisches warten – wohl kaum irgendwo anders lässt sich die Hektik des Alltags so leicht vergessen wie an Bord einer Yacht. Sind die Leinen erst einmal gelöst und ist die Küste im Hintergrund immer undeutlicher zu sehen, verschwindet auch der Alltagsstress in der Ferne. Und wen das Yachtfieber einmal gepackt hat, den lässt es auch nicht mehr los. weit führenden Wer!en kundenspezifisch angepasster Glasfaser-Yachten der Welt gemacht. Mehr als 4.000 Yachten haben sie schon verkau!, und es werden immer mehr. Dave Anderson Jr. kann ein Lied davon singen. Seit 25 Jahren ist er begeisterter Sportfischer und geht bei Wettkämpfen zwischen New Jersey und den Bahamas auf Fischjagd. Segelfische und Marline sind seine begehrtesten Trophäen. Von ihnen hat er schon knapp 225 Kilogramm schwere Exemplare gefangen. „Einmal habe ich mit meiner Yacht innerhalb von nur zwei Tagen sogar 41 weiße Marline gefangen“, erzählt er begeistert. Jeden Tag ein besseres Boot Heute sind die Brüder zwar nicht mehr täglich in der Wer! anzutreffen, doch der heute 85-jährige Bill Healey ist immer noch häufig bei seinen Booten. Sein Sohn Patrick Healey verantwortet heute als Executive Vice President das operative Geschä! bei Viking. Auch das Werk am Rande des Bass Rivers in New Jersey ist größer geworden. Doch das Ziel, jeden Tag ein besseres Boot zu bauen, gilt unverändert. „Wenn wir eine gute Idee für ein neues Design haben, setzen wir die schnell um. Wir haben keine langwierigen Entscheidungsprozesse. Wir sind Bootsbauer und wollen jeden Tag ein besseres Boot bauen“, erzählt Patrick Healey. Groß, schnell, wendig und komfortabel Wenn er von seinem Boot redet, dann redet er von der 21 Meter langen Viking-Yacht Krazy Salt‘s. „Die beste Viking-Yacht, die ich je hatte“, erzählt er begeistert und berichtet, warum: Wendig ist sie, dazu schnell und komfortabel, außerdem groß genug, damit sie gut im Wasser liegt. Große Treibsto%anks sind ihm auch wichtig, denn Tankstopps möchte er nicht machen, wenn er auf Jagd nach den größten Fischen ist. Doch für Anderson ist Sportfischen mehr als nur ein Wettkampf. „Es gibt nichts schöneres, als die Weite des Meeres, die Kameradscha! mit den anderen Fischern, das Kennenlernen wunderschöner Orte auf der ganzen Welt“, schwärmt er. Bis zu 110 Stundenkilometer schnell schwimmt ein Segelfisch. Um sie zu fangen, brauchen Fischer schnelle und wendige Boote. Bootsbauer aus Leidenscha# Diese Leidenscha! für Yachten teilt er mit Bob und Bill Healey. Sie gründeten die Wer! Viking Yacht Company im Jahr 1964. Damals übernahmen sie eine kleine, ums Überleben kämpfende Wer! für Holzboote und Sportfischerei. Ihr Ziel: „Jeden Tag ein besseres Boot bauen.“ Diese Liebe zu Booten vermittelten sie auch ihren Mitarbeitern. Sie kannten nicht nur die Namen ihrer Mitarbeiter, sie verabschiedeten sie auch jeden Tag per Handschlag in den Feierabend. Mit diesem Enthusiasmus haben sie aus der kleinen Wer! am Bass River in New Jersey eine der welt- Qualität als oberstes Ziel Von einigen Hauptkomponenten wie Motoren, Propellern und Einbaugeräten abgesehen, entwir! und fertigt Viking 90 Prozent jedes Boots selbst: vom Glasfaser-Kra!sto%ank über kundenspezifische Motorfundamente bis hin zu Kabelsträngen. Und dass sich Qualität auszahlt, zeigt der loyale Kundenstamm von Viking. Hat ein Yachtliebhaber erst einmal eine Viking-Yacht gekau!, bleibt er der Marke meistens ein Leben lang treu – so auch Dave Anderson Jr. In den vergangenen zehn Jahren hat er drei Viking-Yachten besessen, jede davon länger als die vorherige: von einer 17 Meter langen Yacht stieg er um auf 19 Meter lange, bevor er die 21 Meter lange Krazy Salt’s kaufte. „Meine neueste Viking gefällt mir aber am besten“, schwärmt er. Sein Erfolg spricht für sich: Dieses Jahr hat das Team der Krazy Salt’s bereits acht Turniere gewonnen – und noch ist die Saison nicht zu Ende. Von Zwei- auf Viertakter Seit 1970 arbeitet Viking mit Johnson & Towers, dem größten MTU-Distributor für Yachten in Nordamerika zusammen. Zu Anfang dieser Zusammenarbeit revolutionierte der Distributor dieses Marktsegment, indem er die damaligen Zweitaktmotoren von Detorit Diesel den Bedürfnissen von Yachten anpasste. Dies war damals die einzige Möglichkeit, die von Healey gewünschten Motorleistungen zu erreichen. Seitdem hat sich die Technik weiterentwickelt – MTU-Viertaktmotoren treiben die meisten Viking-Yachten an – die Kooperation besteht weiterhin. Schneller als die Konkurrenz Die Motoren sind beim Sportfischen wichtig, besonders dann, wenn es auf Turniere geht. Denn MTU Report 02/13 I 39 Marine «Unsere Kunden wollen schnelle und zuverlässige Boote – da sind MTU-Motoren die ideale Wahl. » Peter Frederiksen, Viking Yachts hier gilt es, als erster dort zu sein, wo die dicken Fische sind. „Wenn wir erfahren, wo die Fische sind, dann zählt jede Minute. Dann müssen wir schnell da sein und die Fische fangen, wenn sie noch dicht unter der Oberfläche sind“, erklärt Sportfischer Dave Anderson Jr. „Denn sobald die anderen Boote kommen und es laut wird, flüchten die Fische in tiefere Wasserschichten.“ O! entscheidet also die Geschwindigkeit, wer am Ende als Sieger auf dem Podest steht und wer dem Sieger die Hand schütteln muss. Andersons Krazy Salt’s ist bis zu 40 Knoten schnell. Angetrieben wird sie von zwei 16-Zylinder-Motoren der MTU-Baureihe 2000 M94. „Unsere Kunden wollen schnelle und zuverlässige Boote, deswegen sind MTU-Motoren ideal. Die 21 Meter lange Yacht ist sehr schnell für ein Boot mit einem Gesamtgewicht von 130.000 Pfund. Für den Bootseigner ist es wunderbar, andere Boote überholen zu können“, so Peter Frederiksen von Viking. Bereit für die Jagd Begeistert erzählt er von den vielen Annehmlichkeiten, mit denen Viking-Yachten ausgestattet sind: Zur hochmodernen Technik auf der Brücke gehören Bildschirme für Radar, Kursplotter und Motorüberwachung sowie eine hydraulische Steuerung für müheloses Manövrieren und elektronische Motorsteuerung für ein verzögerungsloses Ansprechverhalten. Der Kabinenvorraum im Heck des Bootes verfügt über Stauraum für die Jagdausrüstung, Rutenhalter und Fischboxen. Selbst eine Kühlbox fehlt nicht, so dass auch während des Fischens ein erfrischendes Getränk immer in Reichweite ist. Durch den Flybridge-Überhang vor Sonne, Spritzwasser und Regen geschützt, ermöglichen Sitze im Kabinenvorraum, dass der Sportfischer ausgeruht zur Stelle ist, sobald ein Fisch anbeißt. Ein hochmoderner Tuna-Tower, von dem aus ein Crewmitglied die Bewegungen des Fischs von oben verfolgen kann, ragt sechs Meter über der Brücke auf. Hat ein Fisch angebissen, muss das Schiff schnell beschleunigen. Häufig fährt die Yacht dann plötzlich mit acht bis neun Knoten rückwärts. Damit Fischer an Bord dabei nicht nass werden, verdrängt die spezielle Heckform das Wasser zur Seite. Der Angler kann sich so drauf konzentrieren, den Fisch einzuholen. „Um erfolgreich Fische zu jagen, müssen Boot, Motorabstimmung, Skipper, Crew und Angler perfekt harmonieren“, fasst Fischer Anderson zusammen. MTU-Motoren treiben viele der Viking-Yachten an. Auch die neueste Entwicklung des Unternehmens, eine 28 Meter lange Yacht, soll mit zwei 16-Zylinder-MTU-Motoren der Baureihe 2000 ausgestattet werden. Kanada New York Vereinigte Staaten TEXT: CHUCK MANKEN; BILDER: VIKING YACHTS, BLUE20PHOTOGRAPHY Bass River MTU Brown 0-17-28-62 CMYK MTU Brown 80% der Farbe CMYK Atlantischer Ozean MTU Blue 50-25-0-10 CMYK 40 I MTU Report 02/13 Leidenscha# kennt keine Pause Während Anderson das nächste Turnier im Blick hat, schaut die Viking Yacht Company bereits weiter in die Zukun!. In der Designabteilung nähert sich die Konstruktion des bisher größten Boots in der Unternehmensgeschichte dem Ende zu: der neuen 28 Meter langen Convertible mit zwei MTU 16V 2000 Motoren. Viking will weiter jeden Tag ein besseres Boot bauen. Denn Leidenscha! kennt alles – nur keine Pause. Kuba MTU Blue 80% der Farbe CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK Ihre Fragen beantwortet: Andrew Boyer [email protected] Tel. +1 248 560-8264 1 2 4 5 1 Jeden Tag ein besseres Boot zu bauen, ist das Ziel der VikingWer# in New Jersey. 2 Patrick Healey ist der Sohn des Unternehmensgründers Bill Healey. Er verantwortet als Executive Vice President das operative Geschä# der Wer#. 3 Schon über 4.000 Yachten hat die Wer# gebaut. 4 75.000 Quadratmeter groß ist die Wer# von Viking. Holzteile werden mit CNC-Oberflächenfräsen hergestellt. 5 90 Prozent einer Yacht entsteht in der Wer# in New Jersey. Nur die Kra#sto%anks oder die Motoren kau# Viking dazu. 3 MTU Report 02/13 I 41 Tango - ein leidenscha!licher Tanz 42 I MTU Report 02/13 MOTOREN Glücksspiel Trinken Liebe LEIDENSCHAFT FISCHEN Essen Autos Natur TANGO Musik Briefmarken MODE Tanzen Fußball MTU BROT Sport Tango Singen KOCHEN Hunde Tanzen, Tränen, Tango – schon das bloße Wort bedeutet Leidenscha#, Melancholie und Schmerz. Nirgendwo ist der Tanz mehr zu Hause als in Argentinien. Dort wächst man quasi damit auf. So auch Facundo de la Cruz und Paola Sanz. Allein ihre Namen klingen schon wie Musik: Als Facundo de la Cruz (29) seine Tanzpartnerin Paola Sanz (26) in den Arm nimmt, kann sich der Argentinier die Freudentränen nicht verkneifen. Die Scheinwerfer sind auf das Paar gerichtet, die Fotografen machen ihre Bilder. Von diesem Moment an wird nichts mehr so sein, wie es einmal war im Leben der neuen TangoWeltmeister aus Argentinien. Jetzt sind sie Stars, deren Gefühlsregungen nicht mehr nur auf der Bühne, sondern auch im richtigen Leben eine Nachricht wert sind. Einen kleinen Vorgeschmack auf den neuen Lebensabschnitt lieferte die Tageszeitung „Clarin“, die den Moment des Sieges am nächsten Morgen für ihre Leser ausführlich auskostet: „Er weinte. Sie umarmte ihn. Und dann flüsterte sie „Ich liebe dich“ in sein Ohr.“ Niemand sollte es hören, aber die Kameras fingen die Bewegungen ihrer Lippen ein. Und nun weiß es eben ganz Argentinien. Ihre Liebe, ihr Erfolg. Das ist jetzt ein Triumph Argentiniens. Es ist Tango-WM in Buenos Aires. Tango als Lebensgefühl Tango, das ist in Argentinien nicht nur Sport, sondern auch Lebensgefühl, Liebe und Dramatik. Als während der Hochzeit des damaligen niederländischen Thronfolgers Willem Tangomusik erklang, weinte seine argentinische Frau Maxima hemmungslos bittere Tränen. Ein paar Minuten nur dauerte das Stück und doch veränderte es die Atmosphäre in der Kathedrale so sehr, dass der Moment in die niederländische TV-Geschichte einging. Emotionen, Tränen und eine Geschichte Facundo de la Cruz und Paola Sanz liefern in Maximas Heimat nicht nur eine perfekte Darstellung ab. Sie liefern auch Emotionen, Tränen und eine Geschichte. „Als ich Paola kennengelernt habe, hat sie Tango getanzt. Da habe ich angefangen für sie zu tanzen“, stammelt er und kämp! wieder mit der Rührung. Früher, so erzählen sie, haben sie noch für den „Hut getanzt“. Irgendwo in ihrer Heimat, um so auf den Plätzen ein paar Pesos zu verdienen – wie so viele Tango-Tänzer in den von Touristen heimgesuchten Vierteln der Stadt oder in den Fußgängerzonen von Buenos Aires. Sie stammt aus Chubut, er aus Cordoba. Erst vor kurzem seien sie nach Buenos Aires gekommen, um mit dem Tango zu wachsen, wie sie beteuern. Wichtiger aber ist den vielen Journalisten eine andere Tatsache. Die beiden sind auf der „Bühne und im realen Leben“ ein Paar, notieren die Reporter in ihre Blöcke. Nur die Tango-Insider lächeln allwissend, sie kannten das Paar schon vor der alles verändernden Nacht im Luna-Park vor ein paar Wochen in Buenos Aires. Mehr als nur Musik Die Melancholie, die der Tango verbreitet, ist hier greifbar. Doch es geht hier um mehr als nur um Musik, Tanz und Ausdruck. Es ist knüppelharte Arbeit. Sechs Stunden lang haben sie geschu!et, jeden Tag. Seit Jahren, seit Kindertagen. Nun prasselt das Lob über das Paar, das nicht so recht weiß wohin mit den Emotionen. Sie zeigen all das, was Tango ausmacht: Leidenscha!, Hingabe, Ästhetik. Tango ist in Argentinien mehr als nur ein Tanz, er ist der Ausdruck eines Lebensgefühls, die Seele eines ganzen Volkes. Und für Facundo und Paola ist es ihr Leben. TEXT: TOBIAS KÄUFER BILD: DPA PICTURE ALLIANCE Facundo de la Cruz und Paola Sanz aus Argentinien sind frisch-gebackene Tango-Weltmeister. MTU Report 02/13 I 43 Von himmelhoch-jauchzend bis zu Tode betrübt – Fußballtrainer Jürgen Klopp erlebt bei einem Spiel in 90 Minuten sämtliche Gefühlszustände. Das ist Leidenscha# pur! 44 I MTU Report 02/13 MOTOREN Musik Briefmarken Natur Fußball Trinken Hunde Essen BROT Liebe LEIDENSCHAFT TANGO Glücksspiel FISCHEN MODE MTU Sport Singen KOCHEN Was ist Leidenscha!? Autos Tanzen „Leidenscha! macht glücklich” Champions-League-Finale in einer Hamburger Kneipe, die Stimmung fröhlich angespannt. Auf der Großbildleinwand: immer wieder ein wild gestikulierender, ständig umherlaufender, sichtlich angespannter Jürgen Klopp. Fachmännischer Kommentar von Freund Manni: „Der Klopp ist ein Verrückter - der kann ohne Fußball nicht leben! Der macht das Ganze auch noch ohne Geld!“ Genau! Mir wird plötzlich ganz klar: Das bringt den Begriff Leidenscha# – und ich meine keinen Sex! – auf den Punkt. Wenn ich Jürgen Klopp beobachte, dann brennt er geradezu am Spielfeldrand vor Hingabe: vollkommen im Spiel versunken, kann er sich kaum beherrschen und durchläu! von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt sämtliche Gefühlszustände in 90 Minuten, fast wie in Trance. Klopp hat im Fußball seine Leidenscha! gefunden. Passion, Begeisterungsfähigkeit, Leidenscha! – was ist das eigentlich genau? Leidenscha# ist positive Energie Neuropsychologisch gesehen ist Leidenscha! erst einmal nur eine positive Energie, die im Gehirn entsteht, wenn wir etwas tun, das uns vollkommen gefangen nimmt. Beobachten Sie einmal ein kleines Kind beim Spielen mit Bauklötzen, wie es konzentriert versucht, den Turm immer höher wachsen zu lassen. Ein EEG würde zeigen, dass die Gehirnströme des Kindes dabei überwiegend im „Alpha“-Modus laufen: dem Anregungszustand, in dem das gesamte Gehirn optimal arbeitet. In so einem Zustand kann der Mensch besser denken, aber auch kreativ sein und intuitiv Lösungen finden. Auch die körperliche Leistungsfähigkeit ist im Alpha Zustand signifikant höher, da der Körper frei von Verspannungen ist und Bewegungen ergonomisch optimal ausgeführt werden. Gehirn und Körper befinden sich in einem Zustand des „Flow“, wie es der Psychologe Mihály Csikszentmihályi 1975 formulierte. Unser Gehirn drängt auf Fortsetzung „Flow“ heißt in der Praxis: Wenn wir etwas gefunden haben, das uns leidenscha!lich in seinen Bann zieht, drängt unser Gehirn darauf, diese Tätigkeit fortzusetzen. Während wir also voller Begeisterung weiter an unserem alten Auto herumschrauben, unsere Künste beim Golfen, beim Schalstricken oder Kuchenbacken verfeinern, wird unser Belohnungszentrum aktiviert und schüttet die körpereigene Wohlfühldroge Dopamin aus. Die Folge: Wir wollen unbedingt weitermachen, verfeinern dabei weiter unsere Fähigkeiten, was zu noch mehr Erfolgserlebnissen führt – was wiederum unsere Leidenscha! für diese Sache anstachelt. Resultat: Ein positives Verstärkersystem ist rund um diese Leidenscha! entstanden. Lieben, was man tut Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs – der übrigens keinen Collegeabschluss hatte – formulierte das in seiner Rede vor Studenten der renommierten Stanford University so: „(…) der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, besteht darin, zu lieben, was man tut. Haben Sie das noch nicht gefunden, dann suchen Sie weiter, lassen Sie nicht locker. Wie bei allen Herzensangelegenheiten werden Sie wissen, wenn Sie das Richtige gefunden haben. Und wie jede gute Beziehung wird auch diese im Laufe der Jahre immer besser. Suchen Sie weiter. Finden Sie sich nicht mit weniger ab.“ Ich kann das nur bejahen! Im Laufe meines Berufslebens als Psychologe habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen ohne Passion, ohne Leidenscha!en – egal, ob nun im Job, Hobby oder Beziehung – das Leben als gleichförmig erleben. Sie können in Krisenzeiten nicht aus Kra!reserven schöpfen, abschalten oder sich selbst herausziehen, da sie sich vor der Krise keinen emotionalen Puffer durch Erfolgserlebnisse aufgrund ihrer Leidenscha! zulegen konnten. Erfolgreiche Menschen sind leidenscha#lich Der kanadische Leidenscha!sforscher Robert Vallerand hat in seinen vielen Studien etwas herausgefunden, was nicht sonderlich überrascht: Besonders erfolgreiche Menschen waren auch besonders leidenscha!lich. Wer seine Arbeit nur als notwendiges Übel zum Geldverdienen sieht oder um mehr Einfluss und Ansehen zu ergattern, der besitzt nicht die Energie desjenigen, dessen Beruf auch wirklich „Berufung“ ist. Letzterer würde auch für weniger Geld, für weniger Prestige seiner Tätigkeit nachgehen, weil es ihm ein Bedürfnis ist, diesen Job zu machen. Fleiß ist Sehnsucht nach Selbstwerterhöhung Im Gegensatz dazu kann ein leistungsorientierter, fleißiger Mensch zwar recht erfolgreich sein, aber er sieht sich immer in Konkurrenz mit Anderen, die er überflügeln will. Der Gewinn ist das Ziel. Das hat nichts mehr mit Leidenscha! im psychologischen Sinnen zu tun, sondern mit der Sehnsucht nach Selbstwerterhöhung. Denn wenn er dann nicht genügend Lob bekommt, wenn andere besser sind als er, wird er aggressiv oder gibt auf. Ein leidenscha!licher Mensch macht weiter, egal, was andere davon halten. Und zwar nur für sich. Finden Sie Ihre „Herzensangelegenheit“ Theoretisch ist Ihnen jetzt vielleicht einiges klarer geworden, was wir Psychologen unter Leidenscha! verstehen. Aber wie finden Sie denn nun Ihre persönliche Passion? Steve Jobs hat Ihnen weiter oben schon den wichtigen Hinweis gegeben: Finden Sie Ihre „Herzensangelegenheit“, indem Sie sich öffnen, neugierig sind und auf die Suche gehen. Wenn Ihnen momentan nichts einfällt, wofür Sie „brennen“ könnten, lassen Sie sich von den Leidenscha!en Ihrer Freunde, Kollegen oder Kinder anregen. Wenn Ihr bester Freund plötzlich seine Leidenscha! fürs Golfen entdeckt hat, begleiten Sie ihn doch mal auf einer Golfrunde. Sie bringen Ihre Tochter zum Gitarrenunterricht und wollten das doch eigentlich auch immer mal ausprobieren: Nur zu, buchen Sie eine Schnupperstunde. Wer weiß, was sich daraus entwickelt? Ich jedenfalls schnappe mir jetzt meine Kamera, um Sommerblüten zu fotografieren. Das kann ich stundenlang mit wachsender Begeisterung machen, vergesse Zeit und Raum - und bekomme nicht einen Cent dafür… TEXT: MICHAEL THIEL BILDER: DPA PICTURE ALLIANCE Michael Thiel betreibt eine psychiatrische Praxis, moderiert verschiedene TV-Sendungen und veröffentlichte im Jahr 2011 ein Buch mit dem Titel: Deutschland, einig Jammerland: Warum uns Nörgeln nach vorne bringt. Ich, Don Juan, bin doch der Allergrößte! Erst verspreche ich Charlotte, dass ich sie heirate, dann verspreche ich Mathilde das Gleiche! Ha! Hier versteckst Du dich also! Donna Elvira – Schluck! Tja, „Leidenscha! ist immer nur die Neue”! Übrigens: Eure Verlobte ist da! Raus mit der Sprache: Du hast eine Andere! Wie kommst du denn auf so was? Ich doch nicht, Schnuffelchen! Oh, du Schändlicher: Wisse: Der Himmel wird deine Verbrechen und deine Treulosigkeit strafen! Schnuffelchen! Grmpf!! Vielen Dank für die Warnung, Sganarelle, Oh, ein Bote! Don Juan – man trachtet euch nach dem Leben! Zwölf Reiter sind auf dem Weg hierher! Rasch, lasst mich eine Kriegslist ersinnen! Ich hab’s: Sganarelle, du ziehst meine Kleider an und wirst an meiner statt getötet! Zu spät – sie sind schon da! Don Juan: Ihr habt die Ehre unserer Schwester Donna Elvira gekränkt! Wir fordern Genugtuung! Okay. Na gut! Was schlagt ihr vor? Nehmt Donna Elvira zur Frau! Wie glaubha! wäre es, wenn ich allen erzählte, dass ich mich geändert habe und all meine Taten bereue? Oder stellt euch im Duell! Wir erwarten Eure Antwort bis morgen Mittag! Nein, wirklich! Ich könnte doch so tun als täte mir das alles furchtbar leid! Tihihihihi! MTU Report 02/13 I 47 Etwas später... Was kann denn heute noch alles schief gehen, Sganarelle? Damit er mir wieder einen seiner Vorträge halten kann! Grrrr... was noch? Euer Vater hat seinen Besuch angekündigt... Kein Interesse! Sonst noch was? Draußen steht die Statue des Komturs, den Ihr letztes Jahr erstochen habt! Donna Elvira wünscht euch zu sprechen! Tatsächlich! Was willst du? Wie bitte? Ich möchte Euch zum Abendessen einladen! Geht und seht selbst, wenn Ihr mir nicht glaubt! Okay, wohin gehen wir? Gebt mir die Hand... DON JUAN! DIE VERSTOCKHEIT IN DER SÜNDE ZIEHT EINEN FURCHTBAREN TOD NACH SICH! Tja, ich schätze, jetzt sind alle zufrieden: der erzürnte Himmel, die übertretenen Gesetze, die verführten Mädchen, die entehrten Familien, die beschimp!en Eltern, alle, alle sind sie zufrieden... Ich allein bin der Unglückliche: mein Lohn! – mein Lohn! Kolumne Leidenscha! ja, aber bitte in Maßen VON LUCIE MALUCK Kennen Sie das auch: Sie stehen morgens auf, vor Ihnen steht ein frisch gebrühter Kaffee – und Sie denken an die Arbeit? „Was steht heute an, an was muss ich denken, was kann ich besser machen?“, sind die Gedanken, die einem durch den Kopf schießen. Mir geht es manchmal so. Ich denke o! schon beim ersten Kaffee daran, welche Themen meine Leser im MTU Report wohl begeistern. Wie o! habe ich diese Gedanken verflucht. Warum lassen sie mich nicht in Ruhe meinen Kaffee genießen? Doch sind diese Gedanken nicht auch ein Zeichen für Leidenscha!? Ja, denn die Leidenscha! für etwas – in meinem Falle für den MTU Report – lässt einen nicht in Ruhe, wenn man das Büro verlässt. Der Psychologe Michael Thiel nennt sie in seinem Beitrag einen „Flow“, der uns in seinen Bann zieht und nicht mehr los lässt. Doch ist das schlimm? Ist es nicht genau diese Leidenscha!, die mir Spaß macht und mir hil!, auf gute Ideen zu kommen? Ja, Leidenscha! macht glücklich – da sollten mich diese morgendlichen Gedanken auch nicht stören. Doch Leidenscha! hat ihre Grenzen. Dann nämlich, wenn man nicht mehr aufhören kann, ihr nachzugehen: Wenn ich morgens nach dem Aufstehen sofort an den Laptop gehe, um die Ergebnisse meiner morgendlichen Überlegungen aufzuschreiben und dabei den frisch gebrühten Kaffee vergesse. Dann scha% diese Leidenscha! nämlich wirklich – wie das Wort schon sagt – Leiden. Erstens schmeckt kalter Kaffee nicht und zweitens führt dies zu Unfrieden mit meinem Mann. Doch es geht noch schlimmer. Dann nämlich, wenn wir nicht mehr nur über Leidenscha!, sondern über Zwang sprechen. Der Unterschied zwischen Leidenscha! und Zwang: Ein leidenscha!licher Mensch kann selbst bestimmen, wann es mal Zeit für eine Pause, oder eben einen Kaffee ist. Der zwangha!e Mensch kann das nicht mehr. Der Zwang bestimmt sein Leben. Soweit sollte keine Leidenscha! führen. Leidenscha! – ja gerne. Aber bitte in Maßen – und nicht schon vor dem ersten Kaffee. MTU Report 02/13 I 49 Die Sonne aus 50 I MTU Report 02/13 Energie Blockheizkra!werk im Schwimmbad In Freibädern soll das Wasser auch an weniger sonnigen Tagen warm sein, denn wer badet schon gern in kaltem Wasser? Ein Blockheizkra#werk von MTU Onsite Energy sorgt für warmes Badewasser im Amberger Hockermühlbad in Bayern. Im Winter beheizt das BHKW ein Schulhaus über eine Fernwärmeleitung. Das Thermometer zeigt 36 Grad Celsius an und über den Dächern der idyllischen Altstadt von Amberg flimmert die Hitze in der Mittagssonne. Im Hockermühlbad sitzt ein älterer Mann in blauen Badeshorts auf einer Holzbank neben den Duschen. Mit seinem runden Bauch und dem Glatzkopf erinnert er an eine Buddha-Figur. Bequem zurückgelehnt sonnt er seinen Körper in der Hitze. Hinter ihm sitzen Jungen und Mädchen in Badeshorts oder Bikini am Beckenrand und schauen erwartungsvoll nach oben. Auf dem schwarzer Hose und grauer Kurzhaarfrisur öffnet das Schloss. Es ist Günter Schwarzer, der Bäderleiter von den Stadtwerken Amberg, die das Schwimmbad betreiben. Zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Hüttner steigt er die Stufen in den Keller hinab. Wolfgang Hüttner ist Betriebsingenieur bei den Stadtwerken Amberg. Im Kellerraum ist es stickig-warm und ununterbrochen surrt ein Lü!ungsschacht an der Kellerdecke. „Hier ist das gute Stück!“, sagt Wolfgang Hüttner. Mit dem Finger zeigt er auf ein Blockheizkra!werk von MTU Onsite Energy. Das erdgasbetriebene Aggregat mit einem Zwölfzylinder-Motor der Baureihe 400 steht ohne Abdeckung mitten im Raum. „Wir wollten keine Lärmkapsel, weil es für uns bei Wartungsarbeiten so einfacher ist“, sagt Wolfgang Hüttner. Im Jahr 2011 kau!en die Stadtwerke Amberg das BHKW für das Hockermühlbad. Es erzeugt 232 dem Keller Sprungturm in fünf Metern Höhe steht ein junger Kerl in schwarz-weiß-gemusterten Badeshorts. Er nimmt Anlauf und springt ab. Im freien Fall macht er einen Salto und taucht dann in das 24 Grad kühle Wasser ein - die ideale Temperatur zur Abkühlung an heißen Tagen. Aber auch wenn’s kälter ist, soll das Wasser im Hockermühlbad nicht weniger als 24 Grad Celsius haben. Dafür ist ein Blockheizkra!werk (BHKW) von MTU Onsite Energy zuständig. Fern von all dem Plantschen in den Schwimmbecken und dem Getümmel auf den Liegewiesen, steht es versteckt vor den Badegästen in einem Kellerraum. Erstes BHKW für Hockermühlbad Neben den Drehkreuzen im Eingangsbereich zum Freibad befindet sich hinter einer Gittertür ein Treppenabgang. Ein Mann mit weißem Hemd, Plantschen im Kinderbecken, Saltos vom Sprungturm machen, Aquajogging betreiben oder einfach nur im Wasser abkühlen – damit die Badegäste auch an weniger sonnigen Tagen ihren Spaß haben, heizt ein BHKW von MTU Onsite Energy das Wasser im Hockermühlbad in Amberg. Günter Schwarzer (Bild links unten) ist Bäderleiter der Stadtwerke Amberg. Kilowatt Strom, der zum einen den Eigenbedarf des Freibades deckt und zum anderen in das Netz der Stadtwerke Amberg eingespeist wird. Besonders wichtig ist hier die Wärme, die bei der Stromerzeugung entsteht. Denn das Aggregat gibt die Abwärme seiner Abgasanlage mit bis zu 358 Kilowatt Wärmeleistung an einen Heizwasserkreislauf ab. Das Heizwasser erwärmt dann wiederum über Wärmetauscher das Badewasser der Schwimmbecken. „24 Grad ist die ideale Wassertemperatur, die bei den meisten Badegästen gut ankommt“, sagt Günter Schwarzer aus Erfahrung. Wenn die Temperatur an weniger sonnigen Tagen nur um einen Grad absinkt, beschweren sich die ersten Badegäste. „Zu uns sind sogar schon Badegäste gekommen, weil sie meinten, dass die Wassertemperatur um 0,2 Grad Celsius gesunken sei. Wir haben sofort nachgemessen und verblü% festgestellt, dass es tatsächlich stimmte“, erzählt Günter Schwarzer. Sobald die Wassertemperatur in den Schwimmbecken unter 24 Grad Celsius fällt oder der Wasserspeicher für das Duschwasser leer ist, springt das BHKW an. Um das Badewasser um ein Grad aufzuwärmen, braucht das BHKW etwa einen Tag. Wie lange genau, hängt vom Wind und den Außentemperaturen ab. Vor der jährlichen Saisoneröffnung im Mai dauert das MTU Report 02/13 I 51 Blockheizkra!werke in Schwimmbädern Seit 1977 hat MTU Onsite Energy über 460 erdgasbetriebene Blockheizkra!werke an Schwimmbäder geliefert. Hauptsächlich gingen die Aggregate mit MTU-Motoren der Baureihe 400 an Kunden in Deutschland. Weitere Aggregate heizen auch Schwimmbäder in England, Spanien, Italien, Australien und Korea. Erstmals wird MTU Onsite Energy jetzt ein BHKW für ein Schwimmbad in den USA liefern. An der High-School in Medina (Ohio) soll ein Aggregat, neben der Stromerzeugung, mit seiner Abwärme ein Schwimmbad beheizen. Das erdgasbetriebene Aggregat mit einem Sechszylinder-Motor der MTU-Baureihe 400 wird dort 125 Kilowatt elektrische und 217 Kilowatt thermische Energie erzeugen. Aufwärmen der Schwimmbadbecken sogar eine Woche. Im vergangenen April musste das BHKW dafür etwa 210.000 Kilowattstunden Wärmeleistung erzeugen. Wärmen von unten Die Schwimmbadbecken werden nicht nur durch das warme Badewasser, sondern zusätzlich wie bei einer Fußbodenheizung von unten beheizt. Auch hier hil! das BHKW von MTU Onsite Energy. Im Keller neben dem Maschinenraum kann man die Schwimmbecken aus Beton von unten sehen und drumherum laufen. In diesen großen Raum wird ein Teil der Abwärme als heiße Lu! hineingeblasen und heizt so die Schwimmbecken von außen. Während sich Wolfgang Hüttner und Günter Schwarzer unter den Schwimmbecken unterhalten, schwimmen über ihnen viele Badegäste ihre Bahnen im großen Becken. Eine Schwimmbahn ist speziell für Aquajogger und Langsamschwimmer gedacht. Wasser für die Becken zu heizen, aber die Gasheizung hat nie ganz zuverlässig funktioniert“, sagt Wolfgang Hüttner. Das BHKW produziert heute Strom, Warmwasser und Fernwärme und stößt außerdem deutlich weniger Kohlendioxid aus. Wolfgang Hüttner steht im Keller gerade vor einer Verteilerstelle mit Rohrleitungen. Hier ist die Übergabestelle der Fernwärme nach außen zum Gymnasium. „Die Leistung des BHKW ist so groß, dass wir noch ein paar andere große Gebäude anschließen könnten“, sagt er. Außer dem BHKW im Freibad Amberg betreiben die Stadtwerke noch drei weitere MTU-Aggregate. Peter Bachmann ist Pensionär und macht Badeaufsicht. In beigen Sandalen, blauen Shorts und weißem Poloshirt steht er vor der Glaskabine des Bademeisters und behält die Gäste im Auge. „Das BHKW ist eine tolle Sache, weil es während der Saison das Wasser in den Schwimmbecken erwärmt und im Winter das Gymnasium beheizt“, sagt Peter Bachmann und deutet über den Zaun des Freibades. Dort steht in Sichtweite das Erasmus-Gymnasium von Amberg, dessen Räume im Winter über eine Fernwärmeleitung vom BHKW Tag und Nacht beheizt werden. Während er spricht, probieren sich zwei ältere Damen im Aquajogging. Eine der beiden strauchelt etwas unbeholfen im Wasser. Peter Bachmann beobachtet die Szene mit leichtem Kopfschütteln von oben. Solarkollektoren sind keine Alternative Im Durchschnitt kommen täglich etwa 2.000 Badegäste ins Hockermühlbad. Um die Wasserqualität aufrechtzuerhalten, werden pro Badegast jeden Tag etwa 30 Liter Frischwasser in das Badewasser der Schwimmbecken eingespeist. Das muss natürlich warm sein. Daher wird das Wasser zunächst vom BHKW auf 24 Grad Celsius erwärmt. Theoretisch könnte man das Badewasser auch über Solarkollektoren mit Sonnenenergie erwärmen. „In anderen Freibädern im Landkreis Amberg-Sulzbach gibt es das“, erzählt Bäderleiter Günter Schwarzer. Aber dafür würde viel Platz benötigt. Das Hockermühlbad besitzt zwar bis zu 50.000 Quadratmeter Freifläche. Doch diese kann zur Freude der Badegäste als Liegewiese genutzt werden. „Außerdem kann die Wassertemperatur bei Solarkollektoren sehr schnell auf 18 Grad Celsius sinken, wenn keine Sonne da ist“, sagt Günter Schwarzer. Aber das möchte er bei seinen temperaturempfindlichen Badegästen lieber nicht erleben. Früher Gasheizung Bevor die Stadtwerke Amberg das BHKW bescha%en, betrieben sie im Hockermühlbad eine gewöhnliche Gasheizung. „Früher haben wir Gas in großen Mengen verfeuert, nur um das Nordsee Niederlande Polen Berlin Deutschland Belgien Frankreich Amberg TEXT: MARCEL ROTHMUND BILDER: NICOLE MASKUS-TRIPPEL Tschechische Republik MTU Brown 0-17-28-62 CMYK München MTU Blue 50-25-0-10 CMYK MTU Brown 80% der Farbe CMYK MTU Blue 80% der Farbe CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK Österreich Italien MEMO Energie Ihre Fragen beantwortet: Konrad Thummerer [email protected] Tel. +49 821 7480-2264 1 2 3 1 In Spitzenzeiten kommen bis zu 4.000 Besucher ins „Hockermühlbad“ und genießen dort eine Abkühlung. 2 Das BHKW im Maschinenraum erwärmt das Badewasser im Freibad auf angenehme 24 Grad Celsius. Wolfgang Hüttner (links) und Günter Schwarzer vor dem BHKW. 3 Ein Teil der Abwärme vom BHKW wird in den Kellerraum geblasen und erwärmt dadurch die Schwimmbecken von unten. Günter Schwarzer (links) zeigt, wo die Lu# rauskommt. MTU Report 02/13 I 53 Technologie Entwicklung und Herstellung von MTU-Steuerungen →Wie machen wir ... Steuerungen Sitzt jedes Bauteil an der richtigen Stelle? Hier verlässt sich die MTUElektronikfertigung nicht nur auf die Maschinen. Mitarbeiter überprüfen jede Platte auch visuell. 1 Ein klimatisierter Raum, Mitarbeiter in weißen Kitteln und ein leises Surren. Stellt man sich so die Fertigungshallen eines Motorenherstellers vor? Klingt eher nach Zahnarztpraxis. Doch dieser sterile große Raum ist das MTU-Elektronikcenter. Hier klickt und klackert es leise in einem großen weißen Roboter. Ein Bestückungsautomat setzt kleine, gerade mal fünf Milligramm leichte Bauteile wie Kondensatoren, Widerstände oder Dioden auf den Mikrometer genau auf eine Leiterplatte. Je nach Steuerung sind es 1.500 bis 2.000 Teile, die über große Rollen auf die Leiterplatte gesetzt und dann festgelötet werden. Vollautomatisch wird so innerhalb weniger Minuten aus einer schlichten grünen Platte eine fast fertige Leiterplatte. Doch ganz fertig ist sie noch nicht: Sie wird noch geröntgt und Mitarbeiter stecken einige größere Bauteile per Hand auf die Platte. Auch die anschließende visuelle Prüfung ist ein fester Bestandteil des Fertigungsprozesses. Jedes der noch nicht einmal stecknadelkopf-großen Bauteile muss fest an der richtigen Stelle sitzen. „Im harten Alltag eines Dieselmotors muss alles automatisch laufen, da müssen wir uns drauf verlassen, dass die Steuerung läu!“, erklärt Heinrich Dageförde, der die Fertigung von MTU-Steuerungen leitet. Kleines Signal, große Wirkung Ein Beispiel: Der Fahrer eines Muldenkippers möchte schneller fahren. Dazu drückt er aufs Gaspedal – wohl ohne zu wissen, welche komplexen elektronischen Prozesse er damit auslöst. Der Prozessor – das Herzstück eines jeden Steuergerätes – liest die Fahrpedalposition über einen Messkanal ein. Mehr Gas bedeutet für den Prozessor: Es muss mehr Kra!stoff und gleichzeitig mehr Lu! in den Zylinder gelangen. Außerdem muss der Prozessor den Kra!stoffdruck erhöhen, damit der Kra!stoff besser zerstäubt. Er berechnet also die genaue Menge des Kra!stoffs, der in den Brennraum eingespritzt werden muss, erhöht die Zeiten, in denen die Injektoren zum Einspritzen geöffnet sind und öffnet die Lu!klappen. Da bei modernen MTU-Motoren immer auch eine bestimmte Menge Abgas dem Kra!stoff-Lu!Gemisch beigefügt wird, um die Stickoxidemissionen zu minimieren, berechnet der Prozessor mit Hilfe der Daten von Sensoren im Ladelu!rohr zudem, wie viel Gas im Brennraum benötigt wird. Diese Information gibt er über einen Datenbus an die Aktuatoren weiter. Diese setzen die elektrischen Signale des Prozessors in mechanische Bewegung um. In diesem Fall bewegen sie die Lu!- und Gasklappen und verlängern die Bestromung der Einspritzventile. Wie in einer Zahnarztpraxis Ein komplexer Vorgang. Und er zeigt nur einen Bruchteil der Parameter, die der Prozessor regeln muss. Bis zu 60.000 Einstellwerte muss er verarbeiten. Die So!ware dafür entwickeln MTUMitarbeiter. Sie schreiben Regelalgorithmen, die berechnen, wie der Motor auf die Signale der Sensoren reagieren muss. Und damit diese Signale von den einzelnen kleinen Bauteilen richtig aufgenommen und weitergeleitet werden, wird beim Fertigen auf jedes Detail geachtet. Der Bestückungsautomat steht in einem auf 22 Grad Celsius klimatisierten Raum, in dem alle Mitar- 2 1 Nein, hier werden keine Filmrollen abgespielt. Mit dieser Vorrichtung – auch Feeder genannt – werden die Bänder mit den elektronischen Bauteilen dem Bestück-Mechanismus zugeführt. 2 Im Bestückungsautomat werden die Bauteile auf den Mikrometer genau auf die Leiterplatte gesetzt. beiter weiße Kittel tragen – wie in einer Zahnarztpraxis. Doch in den Kitteln sind spezielle Metallfasern. Denn die kleinen Bauelemente sind elektrostatisch empfindlich. So empfindlich, dass auch der Raum mit einem speziellen Bodenbelag ausgestattet ist, um zu verhindern, dass sich die Bauteile elektrisch aufladen. Ganz schön komplex, so eine Steuerung. Ob der Muldenkipperfahrer wohl daran denkt, wenn er aufs Gas drückt? TEXT: LUCIE MALUCK; BILDER: ROBERT HACK Ihre Fragen beantwortet: Jörg Remele [email protected] Tel. +49 7541 90-6131 ON L IN E Was macht einen guten Motor aus? Ein möglichst hoher Einspritzdruck? Exakt gefertigte und konstruierte Bauteile? Eine rußarme Verbrennung? Alles, aber das eigentlich entscheidende ist das Zusammenspiel all dieser Komponenten. Dieses zu steuern und überwachen ist eine entscheidende Technologie bei Motoren. Die Motorsteuerung ist das Gehirn des Motors, das wichtige Systeme wie Einspritzung, Aufladung oder Abgasrückführung steuert. Damit ist sie so entscheidend, dass MTU sie nicht von Zulieferern kau#, sondern im eigenen Haus entwickelt und fertigt. Mehr dazu... Eine Video zeigt, wie Steuerungen bei MTU entstehen. Ohne QR-Code-Reader unter http://bit.ly/13AghOx MTU Report 02/13 I 55 Marine Arbeitsschiffmotor Ironmen bewährt sich weltweit Holla-di-Lodi Deutschland Kanada Vereinigte Staaten Mandeville Friedrichshafen Spanien Atlantischer Ozean MTU Brown 0-17-28-62 CMYK MTU Brown 80% der Farbe CMYK MTU Blue 50-25-0-10 CMYK MTU Blue 80% der Farbe CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK 60% CMYK 40% CMYK 20% CMYK Afrika Der Bodensee liegt in der Grenzregion zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zahlreiche Fähren verbinden die Uferstädte miteinander. Detlef Boche ist ein Schiffsführer der Lodi. Als einer der ersten weltweit fährt er eine Fähre mit dem MTU-Ironmen. Jetzt also auch der Ironmen: Ohne Partikelfilter und SCR-Katalysator erfüllt der Arbeitsschiffmotor der Baureihe 4000 die Emissionsstufe EPA Tier 3. Auf dem Bodensee treibt er 24 Stunden am Tag eine Autofähre an. Das Fazit des Schiffsführers: „Der Motor läu#.“ Das soll auch ein amerikanischer Kapitän bald sagen. In New Orleans wird der Motor gerade in ein Schubboot eingebaut, das auf dem Mississippi Binnenschiffe antreibt. Lässig sitzt er da und hält die Hand am Joystick. Gelangweilt? Nein. Leidenscha!lich? Auch nicht. Aber zufrieden. Detlef Boche ist seit fünf Jahren Schiffsführer auf dem Bodensee. „Es ist ein Job, aber der macht mir Spaß“, erzählt er, während er mit dem Joystick die Fähre Lodi punktgenau in den Hafen von Konstanz einfährt. 16 Mal am Tag macht er das. Dann fahren Autos, Busse und Lkw auf die Fähre, Fußgänger laufen hinauf und Detlef Boche fährt die Fähre wieder zurück nach Meersburg. 15 Minuten dauert die Strecke. Leute, die Abenteuer lieben, könnten seinen Job langweilig finden – nicht so Detlef Boche. „Es gibt so viele Leute, die am Bodensee Urlaub machen. Ich darf hier jeden Tag ein Schiff fahren. Das ist doch ein Traum“, schwärmt er und schaut gedankenversunken aus dem Fenster. Tatsächlich: Die Sonne scheint, auf dem Wasser sieht er die Tretbootfahrer und im Hintergrund die schneebedeckten Berge – wer denkt da noch an Arbeit? Neuer und alter Ironmen Eine Etage tiefer ist von Urlaubsgefühlen keine Spur. Hier ist es dunkler, lauter und um einiges wärmer. Der Maschinenraum ist der Arbeitsplatz von Matthias Ihde. Er ist Maschinist auf der Lodi und kümmert sich um die zwei MTU-Motoren. „Die Dinger laufen gut“, sagt er, während er den Ölstand kontrolliert. Einmal in der Stunde geht er in den Motorraum und schaut, ob der Motor oder der Voith-Schneider-Propeller richtig laufen. Besonders im Blick hat er dabei den neuen MTU-Ironmen, der seit einigen Monaten die Lodi antreibt. Der 8-Zylinder-Motor der Baureihe 4000 erfüllt die Emissionsanforderungen der Stufe EPA Tier 3 – rein innermotorisch. Er ist die weiterentwickelte Version des Tier-2-zertifizierten Ironmen-Motors, der gleich nebenan als zweiter Motor die Lodi antreibt. Der neue Ironmen hat ein weiterentwickeltes Einspritzsystem mit 2.200 Bar Einspritzdruck. Außerdem verbesserte das MTU-Entwicklungsteam die für die Verbrennung relevanten Bauteile, wie Turboaufladung, Kolben und Nockenwellengeometrie. „Mit diesem Finetuning reduzieren wir die Stickoxid-Emissionen um 20 Prozent und Feinstaub- Maschinist Matthias Ihde überzeugt sich davon, dass am Motor alles läu#. Der 8-ZylinderArbeitsschiffmotor der Baureihe 4000 erfüllt die Emissionsgrenzwerte der US-amerikanischen Abgasstufe Tier 3 ohne ein Abgasnachbehandlungssystem. MTU Report 02/13 I 57 Auch auf dem amerikanischen Mississippi wird der Ironmen unterwegs sein. Er treibt dann ein Schubboot von Florida Marine Transport an. emissionen um rund 45 Prozent ohne Abgasnachbehandlung“, erklärt Dennis Zumbach, Leiter des europäischen MTU-Marinevertriebs. Der Motor das Wichtigste Oben im Führerstand der Lodi ist Detlef Boche das egal. „Der Motor läu!, das ist für mich das Wichtigste“, sagt er. Würde er ausfallen, wäre das Schiff nicht mehr zu manövrieren. Gerade im Sommer, wenn auf dem Bodensee neben den Autofähren noch zahlreiche Segelboote und andere Wassersportler unterwegs sind, wären die Konsequenzen drastisch. Damit es dazu nicht kommt, hat der Betreiber noch weitere Sicherheitsvorkehrungen eingerichtet. Alle 30 bis 40 Sekunden hupt es im Führerstand und Detlef Boche muss innerhalb weniger Sekunden auf einen grünen Schalter drücken. Tut er das nicht, wird an Bord Alarm ausgelöst – Maschinist Matthias wüsste dann, dass etwas mit dem Schiffsführer nicht stimmt. Im Notfall müsste er sogar selbst einspringen. „Kein Problem“, sagt er. Auch er hat das Schiffspatent und will irgendwann mal Schiffsführer auf dem Bodensee werden. Doch bis es soweit ist, kümmert er sich um das Wohl der beiden Ironmen im Motorraum der Lodi. Die surren noch immer zufrieden, während Detlef Boche in den Hafen von Konstanz einfährt. Ironmen in den USA Was er nicht weiß: Knapp 8.000 Kilometer entfernt wird es bald das gleiche Bild geben. Zwar ist es hier etwas wärmer, die Menschen sprechen nicht deutsch, sondern englisch und aus dem Bodensee ist der Mississippi geworden. Doch auch hier wird bald der neue MTU-Ironmen zeigen, wie zuverlässig er ist. In einem Schubboot des US-Amerikanischen Transportunternehmens Florida Marine Transport in New Orleans in den USA wird gerade ein weiterer MTU-Ironmen-Motor eingebaut, der die Emissionsgrenzwerte der EPAStufe 3 erfüllt. Das Boot soll große Bargen eine 2.600 Kilometer lange Strecke auf dem Mississippi und dem Ohio River schieben – 24 Stunden am Tag. Da ist Zuverlässigkeit und Wirtscha!lichkeit gefragt. Ein neues Wartungskonzept, nach dem die Motoren entsprechend ihrer Nutzung und nicht nach einem schon vor dem Einsatz festgeschriebenen Plan gewartet werden, soll das garantieren. Der Service richtet sich dabei nach dem tatsächlichen Lastprofil, also der Beanspruchung des Motors. Dies führt zu längeren Wartungsintervallen und zu geringeren Wartungskosten. „Wir haben Millionen von Betriebsstunden unserer Motoren erfasst und analysiert“, erläutert Dennis Zumbach. „Aus diesen Erfahrungen haben wir gelernt und können unseren Kunden jetzt das neue Wartungskonzept anbieten.“ Davon profitiert auch der Ironmen der Lodi auf dem Bodensee. Das Schiff ist bereits wieder auf dem Weg nach Meersburg. Detlef Boche wirkt immer noch zufrieden, Touristen an Bord der Fähre freuen sich über den Blick auf die schneebedeckten Berge und die beiden Ironmen im Motorraum summen. TEXT: LUCIE MALUCK BILDER: ROBERT HACK, STADTWERKE KONSTANZ, FLORIDA MARINE TRANSPORT Ihre Fragen beantwortet: Jörg Fischer-Felsberg, [email protected], Tel. +1 504 467-3811 58 I MTU Report 02/13 Marine Das Ende eines langen Arbeitstages: Detlef Boche ist 16 Mal zwischen den Bodensee-Städten Meersburg und Konstanz hin- und hergefahren. Vor 75 Jahren: Gründung von GM Diesel 1 4 5 2 3 6 7 Detroit und der Diesel Die Geschichte von MTU ist lang und voller interessanter Wendungen. Eine der spannendsten Phasen begann zu Beginn der 1990er-Jahre: Der Kalte Krieg war beendet, die Verteidigungsminis– ter reduzierten ihre Budgets und die Globalisierung machte vor der Dieselmotorenbranche nicht halt. MTU-Motoren waren zwar schon auf der ganzen Welt im Einsatz, doch die meisten Motoren verkau#e das Unternehmen in Europa. Um zu wachsen, musste die internationale Ausrichtung von MTU verstärkt und neue Produkte entwickelt werden. Ein wichtiger Schritt dahin: Die Kooperation mit der damaligen Detroit Diesel Corporation im Jahr 1994. Beide Unternehmen entwickelten zusammen neue Motoren. Detroit Diesel übernahm zudem den Vertrieb von MTU-Motoren in den USA, Mexiko, Kanada und in einigen südamerikanischen Ländern. Heute ist das Unternehmen ein Teil der Tognum-Gruppe, deren Kernmarke MTU ist. Detroit Diesel blickt selbst auf eine spannende Geschichte zurück. Die kompakten, leichten Motoren waren ideal für die Panzer, Landungsboote, Straßenbauausrüstung und Notstromaggregate der Alliierten. Im Jahr 1941 produzierte GM Diesel 9.000 Motoren, im Jahr 1944 waren es schon 62.000. Am Ende des Krieges beschä!igte das Unternehmen 4.300 Mitarbeiter – mehr als 1.400 davon waren Frauen. Es begann im April 1937. General Motors gründete den neuen Geschä!sbereich „Motoren“ und entwickelte einen Zweitaktmotor. Vor genau 75 Jahren, im Jahr 1938, entstand so die „GM Diesel Division“ und es erfolgte die Grundsteinlegung für ein Produktionswerk in Redford, Michigan. Noch im gleichen Jahr nahm das Werk die Produktion der Zweitaktmotorenbaureihe 71 auf. Benannt wurde sie nach ihrem Hubraum: Jeder der ein bis sechs Zylinder des Reihenmotors hatte einen Hubraum von 71 Kubikzoll (1,16 Liter). Neue Zweitakt-Baureihen und der erste Viertakter 1957 führte GM Diesel die Baureihe 53 mit einem Hubraum von 0,87 Litern pro Zylinder ein und ergänzte die populäre Motorenfamilie der Baureihe 71 um Varianten in V-Bauweise. Zur gleichen Zeit machten sich die Motoren von GM Diesel auch in Industrieanwendungen sowie in der Ölindustrie durch ihre hohe Qualität und Zuverlässigkeit einen Namen. 1965 führte das Unternehmen – das seit diesem Jahr Detroit Diesel Engine Devision hieß – die Baureihe 149 mit 2,44 Litern pro Zylinder ein: eine Motorenfamilie für raue Umgebungsbedingungen und mit der perfekten Größe für Minenfahrzeuge. Im gleichen Jahr erfolgte die Umfirmierung in Detroit Diesel. Ein weiterer sehr beliebter Zweitaktmotor, die Baureihe 92 mit 1,51 Litern pro Zylinder, wurde 1974 eingeführt. Nur wenig später, im Jahr 1987, stellte Anfangs stellte das Unternehmen die Motoren nur für Lkw von General Motors her. Doch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs wurden schnell spürbar und die Nachfrage nach GM-Dieselmotoren stieg. 60 I MTU Report 02/13 Distributoren bilden das Rückgrat Nach dem Krieg verkau!e GM Diesel vermehrt Lkw-Motoren an Truck-Hersteller im In- und Ausland. Beflügelt durch den Erfolg während des Krieges, nahm das Unternehmen nun auch Motorenanwendungen abseits der Straße ins Visier. Dafür baute GM Diesel ein Netzwerk unabhängiger autorisierter Distributoren und Händlerbetriebe auf. Viele dieser Distributoren bilden auch heute noch das Rückgrat des MTU-Servicenetzwerks in Nordamerika. Auf ihren reichen Erfahrungsschatz ist Verlass, egal ob es sich um ältere Detroit-Diesel-Zweitakter oder um hochmoderne MTU-Motoren handelt. Historie 8 9 10 12 11 1 Im Jahr 1938 gründete General Motors die GM Diesel Division – in 75 Jahren wurde daraus Tognum America. 2 Gegen Ende des zweiten Weltkrieges beschä!igte die Firma 4.300 Mitarbeiter. 3 Darunter waren 1.400 Frauen. 4 Das erste Modell, das sich im Markt etablierte, war die Baureihe 71 – der Großvater der Detroit-Diesel-Zweitakter. 5 Im Jahr 1957 stellte das Unternehmen die Zweitakter-Baureihe 53 vor. 6 Acht Jahre später folgte die Baureihe 149. 7 1987 stellte Detroit Diesel den ersten Viertaktmotor, die Baureihe 60 vor. 8 Die Firma produzierte aber auch weiter erfolgreich Zweitaktmotoren, die übrigens heute noch gebaut werden. 9 Im Jahr 1994 begannen die damalige Detroit Diesel Corporation und die MTU Friedrichshafen zu kooperieren. Sie entwickelten gemeinsam die neue Motorenbaureihe 4000: der weltweit erste schnelllaufende Hochleistungsdieselmotor mit Common-Rail-Einspritzung. 10 In Redford/Michigan werden Motoren der Baureihe 2000 hergestellt. 11 Als Tognum America firmiert das Unternehmen heute mit Sitz in Novi/Michigan. 12 Im Produktionswerk in Aiken/South Carolina werden Teile und Motoren der MTU-Baureihen 2000 und 4000 gefertigt und montiert. Als Detroit Diesel Corporation an die Börse Im folgenden Jahr entstand durch ein Joint Venture zwischen der Penske Corporation und General Motors ein unabhängiges Unternehmen: die Detroit Diesel Corporation, kurz DDC. Unter der Führung von Roger Penske war das Unternehmen weiterhin erfolgreich. 1993 folgte der Gang an die Börse. Kooperation mit MTU Friedrichshafen Zwei Drittel seines Umsatzes machte das Unternehmen in dieser Zeit mit Dieselmotoren für Straßenfahrzeuge. Um den Absatz von Motoren für OffHighway-Fahrzeuge zu vergrößern, suchte die Detroit Diesel Corporation einen neuen Partner – und fand ihn im Jahr 1994 mit MTU Friedrichshafen. Gemeinsam entwickelten beide Unternehmen die nächste Generation schnelllaufender Großdieselmotoren für den Off-Highway-Markt: die Baureihen 2000 und 4000. Die Partnerscha! hatte sich bewährt – und aus beiden Unternehmen wurde eine Familie: Im Jahr 2000 erwarbt der damalige MTUMutterkonzern DaimlerChrysler die Detroit Diesel Corporation und führte die Off-Highway-Geschä!sfelder beider Unternehmen in einer weltweit agierenden Organisation zusammen. Seit 2007 unter dem Dach von Tognum Der Off-Highway-Bereich der Detroit Diesel Corporation wurde in MTU Detroit Diesel umbenannt und 2006 zusammen mit dem Geschä!sbereich Zweitaktmotoren als eigene Tochtergesellscha! ausgegliedert. Mutterkonzern sowohl von MTU Friedrichshafen als auch von MTU Detroit Diesel ist mittlerweile die Tognum AG. Denn DaimlerChrysler hat seine Anteile an beiden Unternehmen im Jahr 2005 an einen Finanzinvestor verkau!. Dieser bündelte alle Unternehmen und Geschä!sbereiche unter der Holding Tognum und brachte diese im Jahr 2007 an die Börse. Heute ist die damalige MTU Detroit Diesel als „Tognum America“ bekannt und hat ihren Hauptsitz in Novi, Michigan. Die Onsite-Energy-Aktivitäten des Unternehmens führt das Unternehmen in Mankato, Minnesota, zusammen. Zudem hat das Unternehmen im Aiken County, South Carolina, ein neues Produktionswerk gebaut. Hier entstehen MTU-Motoren der Baureihen 2000 und 4000. Geht man aber durch die Flure des Hauptsitzes in Novi, sieht man auf den Schreibtischen langjähriger Mitarbeiter jedoch noch immer die Logos von „GM Diesel“, „DDC“ und „MTU Detroit Diesel“ – der Beweis für eine spannende Historie. TEXT: BRYAN MANGUM BILDER: TOGNUM AMERICA-KONZERNARCHIV Ihre Fragen beantwortet: Gary Mason, [email protected], Tel. +1 248 560-8480 Mehr dazu... Eine Slideshow mit mehr Bildern und Informationen zur Geschichte des Unternehmens Ohne QR-Code-Reader unter http://bit.ly/1bZzGfo O N L IN E Detroit Diesel seinen ersten Viertaktmotor vor: die Baureihe 60®, der erste Serienmotor weltweit, der standardmäßig mit einer integrierten elektronischen Steuerung ausgestattet war. MTU Report 02/13 I 61 Apropos 1 Robert Hack stand vor der Herausforderung, Leidenscha# zu fotografieren. Was unsere Redakteure beeindruckt 2 Chuck Mahnken besuchte die Wer# Viking Yachts und fühlte sich wie ein Glückspilz. 3 An einem warmen Sommertag besuchte Marcel Rothmund ein Freibad – ohne Badehose. Nachbehandlung 1 „Wie sieht Leidenscha# aus?” Wie fotografiert man Leidenscha!? Wie überhaupt sieht Leidenscha! aus? Egal, mit wem man darüber spricht, jeder hat eine andere Vorstellung davon. Und genau das macht es so schwierig, Leidenscha! auf Bildern zu zeigen. Mir war es wichtig, beim Thema Leidenscha! authentische Emotionen zu zeigen. Also ließen wir die Mitarbeiter, mit denen wir hier im Haus über ihre Leidenscha! gesprochen haben, vor Leidenscha! in die Lu! springen – und dabei haben wir sie fotografiert. Alle haben mir nach den Aufnahmen bestätigt, dass sie sich wirklich nicht auf ihren Gesichtsausdruck konzentriert haben. Was Sie auf den Seiten 30 bis 35 – und ganz nebenbei auch auf dem Bild von mir sehen, ist also authentische Leidenscha!. 62 I MTU Report 02/13 2 „Ich bin ein Glückspilz” In der Eingangshalle von Viking-Yacht zeigt ein Bildschirm die Namen der Besucher. Da standen verschiedene Yachteigner, Interessenten einer neuen Yacht -- und mein Name. Bei Viking Yachts wird auf jedes Detail geachtet. Nicht nur bei den Mitarbeitern der Firma, auch die Kunden kommen häufig vorbei, um zu schauen, wie weit der Bau ihres Spielzeugs vorangeschritten ist. Ich fühlte mich wirklich als Glückspilz, denn wer hat schon die Gelegenheitheit, sich diese Schmiede der Sportyachten anzugucken, ohne dafür einen Scheck von sechs Millionen Dollar herauszurücken. Besonders atemberaubend war es, eine 25 Meter lange Sportfischer-Yacht in Luxusausstattung von Nahem anschauen zu können. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 36. 3 „Müssen Freibäder beheizt werden?” Als neuer Mitarbeiter wollte ich die Motoren und Aggregate unseres Unternehmens nicht nur in den Werkshallen, sondern auch mal im Einsatz sehen. Da kam die Reportage im Freibad Amberg gerade recht. Hier konnte ich endlich einen Blick hinter die Kulissen werfen. Im Hockermühlbad habe ich mir ein Blockheizkra!werk angeschaut, das für warmes Wasser im Schwimmbad sorgt. Ehrlich gesagt, habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, dass auch in Freibädern das Wasser beheizt werden muss. Wenn ich in nächster Zeit ins Freibad gehe, werde ich genauer darauf achten, ob da nicht ein Blockheizkra!werk von MTU Onsite Energy dahintersteckt. Auf jeden Fall hätte meine erste Reportage nicht interessanter sein können. Schade nur, dass ich keine Badeshorts dabei hatte! Lesen Sie mehr dazu auf den Seiten 50 bis 53. Apropos... … Leidenscha! Impressum MTU Report Magazin der Marken MTU und MTU Onsite Energy HERAUSGEBER Tognum AG; für den Herausgeber: Wolfgang Boller REDAKTIONSLEITUNG Lucie Maluck, e-mail: [email protected], Tel. +49 7541 90-2974 REDAKTION Bryan Mangum, e-mail: [email protected], Tel. +1 248 5608484; Marcel Rothmund, e-mail: [email protected], Tel. +49 7541 90-2566; Wolfgang Stolba, I M P R E S SU M Mehr über Leidenscha# lesen Sie auf den Seiten 16 bis 49. MTU Report online Die Online-Variante des MTU Report finden Sie auf der MTU-Website www.mtu-online.com, Rubrik „Über MTU“/ „MTU Report“ oder im App Keosk im Apple-App Store. Sie möchten häufiger über Neuigkeiten aus der [email protected], Tel. +49 7541 90-3703 WEITERE AUTOREN Tobias Käufer, Chuck Mahnken, Tognum-Gruppe informiert werden? Alle zwei Monate Michael Thiel, ANSCHRIFT DER REDAKTION Tognum AG, Maybachplatz 1, 88045 Friedrichshafen erscheint neben dem MTU Report der Online-Newsletter GESTALTUNG UND HERSTELLUNG designmanufaktur|ries, 88214 Ravensburg LEKTORAT Sigrid Hartmann, MTU eReport mit aktuellen Informationen rund um die 88697 Bermatingen LITHOGRAPHIE wagner ...digitale medien, 88690 Uhldingen-Mühlhofen Marken MTU und MTU Onsite Energy. DRUCK Druckerei Holzer, Weiler im Allgäu ISSN-Nr. 09 42-82 59, Nachdruck mit Quellenangabe erlaubt. INTERNET ADRESSE www.mtu-online.com MTU Report 02/13 I 63 MTU ValueCare ist ein komplettes Produkt- und Serviceportfolio konzipiert für maximale Leistung, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Drei starke Produktlinien kommen dabei zum Einsatz: • ValueService—Umfassender, globaler Service und Support • ValueSpares—Original-Ersatzteile sowie hochwertige Wartungskomponenten und Betriebsstoffe • ValueExchange—Wiederaufgearbeitete Teile, Motoren, Systeme und PowerPacks®