supplement - Sixpackfilm

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supplement - Sixpackfilm
2009
VERLEIHKATALOG / DISTRIBUTION CATALOGUE
SUPPLEMENT
Index auf Seite 30
See page 30 for film listings and index of directors
Jan. 2009
Verleihbedingungen
Leihmiete
Bestellung
Werknutzungsrechte
Als Leihmiete für eine einmalige
Aufführung gelten die Preise, die bei
jedem Film vermerkt sind.
Die Bestellung sollte schriftlich mind.
14 Tage vor dem Spieltermin erfolgen
und muss den/die Filmtitel, den
Spieltermin, die Versandanschrift, die
Adresse des Rechnungsempfängers
(falls unterschiedlich) und die UIDNummer für Spielstätten in EU-Ländern, sowie eventuelle Wünsche an
Werbematerial enthalten. Jede Bestellung wird von sixpackfilm mit einer
Terminbestätigung beantwortet. Der
Besteller ist zur Abnahme der bestellten Filme für die angegebene Spielzeit verpflichtet.
Stornierungen müssen spätestens
14 Tage vor dem Spieltermin erfolgen, ansonsten wird die Verleihmiete
zur Gänze verrechnet.
Alle Rechte an den von uns verliehenen Filmen und Videos, insbesondere das der Vervielfältigung oder
Überspielung auf andere Speichermedien, auch zum privaten Gebrauch, oder der Übertragung durch
den Rundfunk und TV-Anstalten,
bleiben vorbehalten. Jede derartige
Verwendung bedarf unserer besonderen schriftlichen Zustimmung oder
der des Rechteinhabers.
Seit Jänner 2009 errechnen sich die
Verleihgebühren der einzelnen Filme
aus einem Minutenpreis von € 4.–,
wobei für Filme unter 6 Minuten eine
Pauschale von € 25.– veranschlagt
wird. Für Filme ab einer Länge von
40 Minuten werden gestaffelte Pauschalbeträge verrechnet. Die Preise
sind exklusive Mehrwertssteuer. In den
Leihgebühren sind die Nebenkosten
für Verpackung und Kopienprüfung
bereits enthalten. Leihmieten für mehrfache Aufführungen nach Vereinbarung.
Für jede Bestellung wird eine Bearbeitungspauschale von € 11.– verlangt, bei
Bestellungen außerhalb der Europäischen Union (Eurozone) werden zusätzlich € 12.– an Bankspesen verrechnet.
Transport
Die Frachtkosten für den Hin- und
Rücktransport sowie evtl. anfallende
Nachnahmegebühren gehen zu Lasten
des Bestellers. Die Filme sollten am
Tag nach dem Vorführtermin an
sixpackfilm zurückgeschickt werden,
sofern nicht eine andere Weiterversandadresse genannt wird. Verspätete Rücksendungen müssen mit einer Nachbelastung rechnen. In der Regel werden
die Filme von uns per Airmail-Expressdienst (EMS, UPS, TNT, FEDEX, DHL)
verschickt und müssen aus Gründen
der Sicherheit auch wieder auf diesem
Weg retourniert werden.
Um die Zollgebühren gering zu halten,
ersuchen wir bei einem Rücktransport
aus Staaten, die keine EU-Mitglieder
sind, das Paket mit der Zollerklärung
”Nur für kulturelle Zwecke; künstlerische Filme; Sendung hat keinen Handelswert (Warenwert für Zollzwecke:
max. € 30.–)” zu versehen.
Bildformat
Wenn nicht anders angeführt,
ist das Bildformat der Filme / Videos
stets 1:1,37 / 4:3 (Normalformat).
Online-Datenbank
Zahlungsart
Internationale Bestellungen müssen
im Voraus bezahlt werden.
Nach Eingang der schriftlichen
Bestellung wird von sixpackfilm
eine Rechnung gestellt.
Bitte faxen Sie die Bankbestätigung
der Überweisung an:
+ 43 - 1 - 526 09 92.
Filmkopien und Videos werden
erst nach Einlangen dieser Zahlungsbestätigung versandt!
Bei Auslandsüberweisungen auf unser
Konto müssen die Bankspesen für
beide Länder vom Besteller getragen
werden. Postanweisung ist möglich,
etwaige Spesen müssen auch dann
vom Besteller getragen werden.
Versicherung
Die Filmkopien müssen während der
Vorführungen vom Veranstalter versichert sein. Treten Beschädigungen
während der Vorführung auf, sind
uns diese bei Rücklieferung der Kopie
zu melden. Der Besteller haftet in
jedem Fall für alle Schäden und für
den Verlust von gelieferten Kopien.
Nähere Informationen zu den
FilmemacherInnen und ihren Filmen
sowie hochauflösende Bilder finden
Sie unter:
www.filmvideo.at
www.sixpackfilm.com/catalogue.php
Conditions of Distribution
Rentals
Orders
Rights
Rental rates listed at each film
are for a single screening only.
Film orders need to be made at least
14 days in advance by e-mail, fax or
letter and should specify: title(s) and
name of filmmaker, date and number of screenings, address of the venue and invoice address (if different)
and the UID-number for venues in
the European Community.
All rights of the films and videos are
reserved. Any unauthorized copying
(neither for private use), renting
and broadcast of the films and videos
is prohibited and needs the written
authorization of sixpackfilm or the
right-owner.
Each order will be answered by a
written confirmation.
Aspect Ratio
Since January 2009 the rental rates
are calculated for each film with
€ 4.– per minute. Films up to
6 minutes length are charged with
a flat rate of € 25.–.
Discounts are available for second
and subsequent screenings within
the same event. For customers
within the European Community
without UID-number we have to
charge 10% taxes. A minimum of
€ 25.– is charged for any order.
Additionally we ask for € 11.–
for handling. Customers outside
the European Union (Euro-zone)
are charged with extra € 12.–
for bank fees.
Shipping
Hirers have to cover all shipping
costs. All films are dispatched via
Airmail-Service (EMS, TNT, UPS,
FEDEX, DHL) by sixpackfilm and
must be returned the day after the
screening via the same or a similar
courier service. Hirers are liable for
any loss or damage during transit.
Prints sent back from countries
outside the European Community
please clearly indicate for custom
reasons „artwork, no commercial
value (value for custom reason:
max. € 30.– / US$ 30)“.
Any cancellation must be made at
least 14 days in advance of the
screening. Failure to do this will
ensure that the hirer is liable for
the full rental.
Payment
All international orders must be
prepaid in advance of shipment.
After sixpackfilm receives an order,
an invoice will be sent to you.
After you make a bank transaction,
please fax a copy to us:
+ 43 - 1 - 526 09 92.
Filmprints and screening-tapes
cannot be shipped until payment is
received!
All payments must be made in the
currency which is mentioned on the
invoice. If you transfer the money
to the bank account of sixpackfilm,
be sure to include the bank charges
for Austria and the foreign country.
If payment is made by check, please
count additionally € 25.– for bank
handling charges.
Insurance
All venues must be insured against
theft, loss or damage to films.
sixpackfilm inspects all prints after
every screening and should be
informed of any damage that has
occured during projection.
Hirers are charged for any damage
of the prints.
If not specified otherwise, the
aspect ratio of the films / videos is
1:1,37 / 4:3 (academic)
Online-Datenbank
Please find more information on
the filmmakers and their films as
well as high resolution stills at:
www.filmvideo.at
www.sixpackfilm.com/catalogue.php
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LIDA ABDUL
JANINA ARENDT
MARIA ARLAMOVSKY
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Eines Tages, nachts...
A White Substance
A 2008, Digi-Beta / Beta SP, color, 16:9,
21 min, € 84.–
IN TRANSIT
T H AT ’ S W H AT ’ S F I S H Y
In Transit
That’s what’s fishy
A 2008, 35mm / Beta SP, 1:1,66 / 16:9,
color, 5 min, € 25.–
A 2008, Beta SP, color&bw, 6 min, € 25.–
Dieser Film spielt am Stadtrand von
Kabul, wo die Landschaft von Trümmern aus mehr als zwanzig Jahren
Krieg übersät und von der fortgesetzten Zerstörung durch Bombardierungen gezeichnet ist. Es ist nichts Ungewöhnliches, hier mitunter Kinder
zu sehen, die mit den Skeletten von
Flugzeugen und Panzern spielen, die
wie vom Himmel gefallene tote Vögel
aussehen. Solche Anblicke haben
etwas Unheimliches, weil diese metallischen Riesen ein Symbol für die
Präsenz der physischen und psychischen Kriegstraumata sind, die die
Geschichte Afghanistans seit nunmehr drei Jahrzehnten prägen. (L.A.)
This piece takes place on the outskirts
of Kabul, where the landscape is
littered with the detritus of more
than 20 years of war and the continued destruction of the land due to
bombings. It‘s not unusual to see
children playing around sometime
within the carcasses of the planes
and tanks lying like dead birds fallen
from the sky. These are uncanny
sights because the presence of these
metallic giants is a symbol for the
presence of the physical and psychological traumas of wars that have
defined the history of Afghanistan
for almost three decades now. (L.A.)
Die Inszenierung von Weiblichkeit
zwischen lärmend aggressiver Empfindung und deren Ausdruck mittels
klischeehafter Oberflächlichkeit
und Leichtigkeit reflektiert weibliche
Selbstdarstellung im Bezug auf
geschlechtsspezifische Klischees
und auf den Konflikt von primitivem
Trieb und rationalem Intellekt, gebunden an eine ständige De- und
Rekonstruktion von Normalität und
hysterischer Performance. (J.A)
The staging of femininity in the
cycle of strongly expressed sensation
and the cliché of female self-display
refers to gender-specific stereotypes
and the conflict between primitive
drive and rational intellect in a
perpetual reconstruction of normality
and hysteric performance. (J.A.)
E I N E S TA G E S , N A C H T S . . .
Es ist März 2006, wir sind in Bunia,
der Hauptstadt von Ituri, einer östlichen Provinz der Demokratischen
Republik Kongo. Seit dem ersten
Kongokrieg sind zehn, seit dem Beginn der UNO Mission sechs Jahre
vergangen. Vergewaltigungen werden
nach wie vor als Waffe eingesetzt.
In Eines Tages, nachts … kommen
alle zu Wort: die Opfer und die Täter
und diejenigen, die dazwischen
stehen. Rollen werden verteilt, Haltungen eingenommen. (Sylvia Szely)
It’s March 2006, we’re in Bunia, the
capital of Ituri, an eastern province
of the Democratic Republic of the
Congo. Ten years have passed since
the First Congo War, six since the
beginning of the UN mission there.
Rape is still being employed as a
weapon. In A White Substance
everyone involved is given an opportunity to speak: the victims and the
perpetrators, and also the individuals
in-between. Roles are assigned,
postures are assumed. (Sylvia Szely)
MICHAEL ASCHAUER
MOUCLE BLACKOUT
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24/7 (INTO THE DIRECTION OF LIGHT)
WA L K - I N
D I E G E B U RT D E R V E N U S
24 / 7
(Into the Direction of Light)
Walk-In
Die Geburt der Venus
A 1969, 16mm, color, 5 min, € 25.–
The Birth of Venus
A 2008, Beta SP / miniDV, 16:9, color, silent,
8:34 min, € 36.–
Ein Film der Wiederholung, nach
einem mathematischen Prinzip.
A 1970-72, 35mm / 16mm, bw, 5 min,
€ 25.–
Licht, Landschaft, Kamera – 24/7
scheint mit den puren Ingredienzen
des Filmemachens hergestellt zu sein.
Permanente Verschiebungen und Unsicherheiten bezüglich des eigenen
Standpunktes verweisen auf die Künstlichkeit des Abgebildeten. Denn dieser (Natur)Raum ist tatsächlich ein
artifizieller, der durch die Manipulation der Aufnahmebedingungen des
technischen (digitalen) Apparates –
mit Hilfe des Slitscan-Verfahrens – zusammengesetzt wurde. (Claudia Slanar)
Keine Geschichte. Mann kommt
bei Türe herein, durchschreitet einen
Raum, setzt sich an den Tisch,
stopft sich Pfeife, zündet sie an
und beginnt zu rauchen.
Diese Szene von 720 Kadern ist in
6 gleich lange Teile zerlegt, der Film
beginnt mit Teil 1. Dann wiederholt
sich der Vorgang und Teil 2 wird
angehängt. Der Film beginnt stets
mit allem bisher gezeigtem und am
Ende kommt ein neuer Teil hinzu.
Mit der ständigen Wiederkehr der
Bilder entsteht der Eindruck einer
manischen Handlungsweise. (M.B.)
Trickfilm aus Fotografien von vier
Freunden und einem toten Schwein.
Hommage an eine Liebesgeschichte.
Das Titelbild zeigt Botticellis „Geburt der Venus“, wobei die Gestalten
links und rechts der Venus mit symmetrischen Schweinemontagen überblendet werden. Das Schwein ist
Symbol für die Frau als Opfer. Es
bedeutet aber auch Assoziationen zu
Schwein wie: armes Schwein, blöde
Sau, Saustall, Schweinerei, Drecksau, saumäßig, Ferkelei etc. (M. B.)
Light, landscape, camera: 24/7 seems
to have been created with the pure
ingredients of filmmaking. Constant
shifts and uncertainties with regard
to the viewer’s standpoint are references to the artificiality of what is
being portrayed. This (natural) space
is, in fact, artificial, having been assembled through manipulation of the
prevailing conditions during shooting
with digital equipment, with the aid
of the slitscan process. (Claudia Slanar)
A film of repetition which is based
on a mathematical principle.
There is no story. A man enters
through a doorway, crosses a room,
sits down at a table, fills his pipe,
then lights it and starts smoking.
The scene of 720 frames has been
divided up into six portions of equal
length, and the film begins with
Part 1. The action then repeats,
and Part 2 begins. The film’s parts
all begin with what has already been
showed, and then something new
is added. The constant repetition of
the images produces the impression
of manic behavior. (M.B.)
The basic material consisted of
about 30 photos showing some close
friends, and a dead pig we had
found on a road. The pictures of the
pig are used as a symmetric motionmontage. The introduction-scene
shows Botticelli’s „Birth of Venus,“
cross-fading the figures at both sides
with a symmetrical pig-montage.
The pig is used as a symbol for the
woman as a victim. It also stands for
any associations to pig as proverbial:
poor swine, filthy pig, greedy pig or
it may allude to a pigsty or a pig in
a poke, etc. (M.B.)
MOUCLE BLACKOUT
6
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O.K.
A 1987, 16mm, color, 5 min, € 25.–
Das Ausgangsmaterial war ein S-8
Film, der in die Innenfläche einer
Hand projiziert und mit 16mm wiedergefilmt wurde. Am Ende des
Filmes schließt sich die Hand. Sie
öffnet sich wieder bei den Worten
„Oberflächen-Kontakt“, Filmkader
fallen heraus. Die Oberflächen
haben einander berührt - doch der
Kontakt war oberflächlich. Film
auf der Innenseite, Berührung des
Bildes. Etwas in die Hand nehmen,
in die Hand bekommen, begreifen,
handhaben. Was bleibt, sind Teile
eines Ganzen, Einzelbilder, Filmund Gedankensplitter; o.k., so ist
das eben. (M.B.)
The original visual material for O.K.
was filmed on Super-8 film, re-projected onto the artist’s hand and
then re-filmed on a 16mm format.
Rather than impose a rigid structural
framework to refer the viewer back
to the material process of the film
itself, Blackout constructed a situation that refracts the reflection of
her imagery back to the viewer in
an ever-increasing series of image
generations. (Peter Mudie)
O,K,
Der galaktische Nordpol
liegt im Haar der Berenice
The Galactical North Pole lies
in the Hair of Berenice
A 1992, 16mm, color, 14 min, € 56.–
Der galaktische Nordpol liegt im
Haar der Berenice ist eine zyklische
Liebesgeschichte: Frühling, Sommer,
Herbst-Winter; Jugend, lustbetonte
Lebensmitte, Alter-Tod; die Farben
weiß, rot und schwarz. Die lebenserhaltenden Triebe. Essen, Trinken,
Eros, Sex und Aggression. Machtgelüste. Lust am Opfer und am
Geopfertwerden. Ein Film der
Überblendung und Mehrfachbelichtung. Der Galaktische Nordpol:
eine Fiktion der Astronomie, eine
Behauptung. (M.B.)
A film that utilises many fades,
dissolves and double exposures.
The „Galactic Northpole“ – a fiction
of astronomy, an assertion. The
Galactical North Pole lies in the Hair
of Berenice is a cyclical, erotic story:
spring, summer, fall, and winter;
youth, passionate midlife, old age
and death; the colours white, red
and black. The instincts of selfpreservation: eating, drinking, sex
and agression. Desire for power. Lust
to sacrifice and be sacrificed. (M.B.)
N E U E W E G E B R I C H T N E U E W E LT A U S
Neue Wege bricht neue
Welt aus
New Paths Breaks Out a New World
A 1996, 16mm, color, 10 min, € 40.–
In Zusammenarbeit mit der Literatin
Karin Schöffauer, die ihren eigenen
Text liest, entstand der Film im
Rahmen des Projektes Text&Film.
Eine epische Sprache der Einsamkeit, der Trauer und der Auflehnung
dagegen, begleitet den immer
wiederkehrenden Eintritt in den
unbewohnten Raum. (M.B.)
The product of a collaboration with
writer Karin Schöffauer, who reads
her own text, the film was made as
part of the Text&Film project. An
epic language of solitude, mourning
and rebellion against it, accompanied by repeated entrances into the
uninhabited space. (M.B.)
DER GALAKTISCHE NORDPOL LIEGT IM HAAR DER BERENICE
MARTIN BRUCH
REINHILDE CONDIN
DIDI BRUCKMAYR
s
s
BLA
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LOSS
HOME.MOVIE
FLEXIBLE CITIES
Loss
home.movie
Flexible Cities
A 1998, 16mm, color, 12 min, € 48.–
with Dirk de Bruyn & Peter Mudie
A 2008, 35mm, color, 10 min, € 40.–
A 2008, Beta SP, bw, 8 min, € 32.–
Sound: Györgyi Ligerti
Es wird über Zeitabläufe nachgedacht, die Vergänglichkeit, das Gestern und das Morgen. Die Bilder
zeigen Reiseerinnerungen in der Einsamkeit Kanadas, ohne die geliebte
Familie, der Verlust der Tochter
aus erster Ehe, ein neues fremdes
Land, der Vorübergehen unbekannter
Personen, einen Steinbruch in
Sardinien und die Endlichkeit der
Tage. Wege ohne Wiederkehr. Die
Sprache läuft ohne Bild vorbei, der
Film bewegt sich vom Ende wieder
zum Anfang zurück. (M.B.)
There is reflection on the passing
of time, transience, yesterday and
tomorrow, the images show memories
from trips in the Canadian wilderness, without the traveler’s beloved
family, the loss of the daughter
from her first marriage, a strange
new country, strangers passing by,
a quarry in Sardinia and the finality
of days. Paths of no return. The
text runs past without images, the
film moves from the end back to
the beginning. (M.B.)
home.movie ist ein hochmobiler
Film. Die Kamera schweift, tastet,
holpert, saust quer durch Martin
Bruchs Wohnung, nie steht sie still,
jede Einstellung ist ein Schwenk
oder eine Fahrt. Es ist noch gar
nicht lange her, da warf sich Martin
Bruch für sein radikal subjektives
handbikemovie (2003) in den brausenden Stadtverkehr von Istanbul,
Paris und New York. Mittlerweile
lässt die Multiple Sklerose des Filmemachers solche wilden Ausfahrten
nicht mehr zu, die Unternehmungslust ist ihm jedoch geblieben.
(Maya McKechneay)
home.movie is an extremely mobile
film. The camera pans, scans, jolts
and races through Martin Bruch’s
apartment, never standing still for a
moment, and every shot is a pan or
tracking shot. Not so long ago Martin
Bruch plunged for his radically subjective handbikemovie (2003) into
the busy traffic of Istanbul, Paris
and New York. While the filmmaker’s
multiple sclerosis no longer permits
such wild excursions, his thirst for
adventure has remained.
(Maya McKechneay)
Klangcluster schweben über algorithmischen Städten, die sie in Echtzeit
generieren: Diese Stadträume entwickeln sich prozessual unter Verwendung digitaler Visualisierungstechniken. Multiperspektivische Projektionen,
Vogelperspektiven und Schichtröntgen
überlagern einander bisweilen.
Die fließenden, von Lichtpunkten
illuminierten Kartographien verändern
sich wie die schwebenden Stadträume
autogenerativ. Die Struktur dieser
künstlichen Räume wird bestimmt
von der Datendichte und deren Zufallsverteilungen, die einen permanenten Transformationsprozess bewirken.
(Nicola Hirner)
Sound clusters hover over algorithmic
cities that are generated in real time:
by using digital imaging techniques,
the urban spaces develop in a procedural way. Representational forms,
such as multi-perspective projections,
birds-eye views, and x-ray layers
overlap from time to time.
The flowing cartographies, illuminated
by points of light, change autogeneratively, like the hovering urban
spaces. The structure of these artificial cities is determined by the data
density and its random distribution,
which causes a permanent process of
transformation. (Nicola Hirner)
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DIDI BRUCKMAYR
ANGELIKA BRUDNIAK
CYNTHIA MADANSKY
JOSEF DABERNIG
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TRENDFOLLOWER
M I N O T, N O RT H D A K O TA
HOTEL ROCCALBA
Trendfollower
Minot, North Dakota
Hotel Roccalba
A 2009, Beta SP, color, 4 min, € 25.–
Sound: Siegmar Aigner
A/USA 2008, Beta SP, 16:9, color, 18 min,
€ 72.–
A 2008, 35mm, bw, 10 min, € 40.–
Die Simulation des Zusammenbruchs eines Sozio-Ökonomischen
Systems: Spekulanten generieren
Mehrheiten, Trends und Blasen in
einem vorläufig stabilen, allerdings
sehr reaktiven Markt. Letztlich
bringen die Trendfollowers durch
gezielte Spekulationen auf fallende
Werte das System zum Absturz.
Die Konsequenz: Hysterie, panisches
Herumdenken der Teilnehmer, große
Verluste für die Meisten, große Gewinne für Wenige, Auflösung der
Strukturen. (D.B.)
Eine monotone Landschaft entrollt
sich vor dem Blick der Durchreisenden. Einförmige Kleinfamilienhäuser
reihen sich an deprimierende Trailerparks und laufen in braunen Ebenen
aus. Minot, North Dakota erzählt
von einem Leben, das sich direkt
über einem nuklearen Waffendepot
abspielt und im Kalten Krieg stecken
geblieben ist. Die Stimmen der Bewohner berichten über einen Alltag,
der geprägt ist von Paranoia, Überwachungskameras, Rassismus und
Fehlalarmen. (Alexandra Seibel)
A simulation of a socioeconomic
system’s collapse: Speculators generate majorities, trends and bubbles
in a market which is stable for a
time, though extremely sensitive.
In the end the Trendfollowers bring
the system down through targeted
speculation on plunging values.
The consequence: hysteria, panicked
thinking by the participants, considerable losses for most, towering
profits for a few, disintegration of
structures. (D.B.)
How do people get along with the
knowledge that they live on an
enormous bomb? A penetrating
portrait of a closed community.
Minot, nicknamed ‘Magic City’, is
the proud home of a U.S. Air Force
base guarding 150 nuclear missiles
buried underneath the ground in
North Dakota. These weapons of
mass destruction were placed here
almost fifty years ago and are still
targeted to Russia. Minot, North
Dakota shows this nuclear landscape
and how Minotians deal with living
on top of these bombs in their
backyards. (A.B. & C.M.)
Wo sie sich befinden, ist nicht
so wichtig. Was sie gerade tun,
eigentlich auch nicht. Der Ort –
ein italienisch anmutendes Hotel –
ist vor allem deshalb von Belang,
als er eine Ordnung für eine ansteckende Stimmung vorgibt.
Zwölf Personen sind hier in ihrer
(Un-)Tätigkeit versunken und nehmen ihr Umfeld nur halbbewusst
wahr. Zeit wird dehnbar, ein Zustand der Zerstreuung breitet sich
aus, der die Handlung eigentümlich
wattiert. Nur auf der Tonebene
herrscht kontrastreiche Bewegung.
(Dominik Kamalzadeh)
Where they are isn’t very important.
What they’re doing isn’t either.
The setting – a hotel that appears to
be Italian – is significant primarily
because it provides conditions for
an infectious mood. Twelve individuals are engrossed in their various
(in)activities, and are only vaguely
aware of their surroundings. Time
is elastic, an atmosphere of dissipation, which the plot seems to pad
in a strange way, spreads. Varied
movement is present on the soundtrack only. (Dominik Kamalzadeh)
GUSTAV DEUTSCH
BARBARA DOSER
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FILM IST. a girl & a gun
evolverevolve 02
A 2009, 35mm, color, 93 min, € 300.–
A 2008, Beta SP / miniDV, color, 10 min,
€ 40.–
Unter Verwendung von Bildern
„aus den ersten viereinhalb Jahrzehnten der Kinematografie“, gefunden in elf internationalen Archiven, hat Gustav Deutsch diesmal
ein musikalisches „Filmdrama in
fünf Akten“ gebaut. Der Film konstruiert seine eigenen verblüffenden
Attraktionen aus der Konfrontation
von dokumentarischen, fiktionalen,
pornografischen, wissenschaftlichen
oder propagandistischen Bildern,
die ihrem ursprünglichen Sinn
und Zweck buchstäblich entfremdet
sind. Bildern also, die nicht notwendigerweise zusammengehören,
aber dafür Zusammenhänge sichtbar herstellen.
Den roten Faden liefern die antike
Mythologie, fragmentarisch gehaltene Zitate von Hesiod, Sappho
und Platon. (Isabella Reicher)
Using images “from the first four
and a half decades of cinematography,” taken from 11 archives across
the world, Gustav Deutsch has
constructed a musical “film drama
in five acts.” The film constructs
its own amazing attractions from
the juxtaposition of documentary,
fictional, pornographic, scientific
and propaganda images that are
literally alien to their original purpose. In other words, they are
images that do not necessarily
belong together, though they create
visual contexts. The central thread
is supplied by ancient mythology,
fragmentary quotes of Hesiod,
Sappho and Plato. (Isabella Reicher)
E V O LV E R E V O LV E 0 1
evolverevolve 01
A 2008, Beta SP / miniDV, color, 10 min,
€ 40.–
„Turn Turn Turn“ lautete ein Motto
der psychedelischen Kultur. „Evolve
– Revolve – Evolve“ wurde daraus in
Barbara Dosers gleichnamiger Arbeit,
deren psychotrope Wirkung den
halluzinatorischen Experimenten von
vor 40 Jahren in nichts nachstehen
möchte. (Christian Höller)
“Turn, turn, turn” was a motto of
psychedelic culture. This became
“evolve – revolve – evolve” in Barbara
Doser’s video, which has a psychotropic effect equal to those of hallucinatory experiments made 40 years
ago. (Christian Höller)
Bewegte Form und Farbe im Auge,
metrisch organisiert durch Rauschen
und Knaxen im Ohr. Geschwungene
Formen entspringen, entwickeln, entfalten sich, rotieren, erneuern sich,
um wieder aus dem Bild zu verschwinden. Formen in Bewegung und Bewegung als Form in hellem Gelb und
fluoreszierenden Schattierungen.
Durch die metrischen Strukturen des
Sounds wird die Bewegungsrhythmik
der Formen bzw. die Bewegung als
Form imaginiert. (B.D.)
Moving forms and colours in the eye
metrically organized by means of
hissing, clicking and other sounds in
the ear. A variable, chromatically intense mutation of video feedback. The
amorphous shapes move through vortexes that appear to have a particular
purpose. The cadence of the sounds
produces the rhythm of images. Processes of synchronization of what is
seen and heard are set into motion in
the viewers’ minds realized as individual structures and systems. (B.D.)
F I L M I S T. A G I R L & A G U N
10
VALIE EXPORT
LORETTA FAHRENHOLZ,
HANS-CHRISTIAN LOTZ
JOHANNA FREISE,
DANIEL SULJIČ
s
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I TURN OVER THE PICTURES OF ...
WIE MAN RUHIG WIRD
KURZES LEBEN
i turn over the pictures of
my voice in my head
Wie man ruhig wird
kurzes leben
How to calm down
short life
A 2009, Digi-Beta / Beta-SP, color, 12 min,
€ 48.–
D/A 2008, Beta SP, 16:9, color, 70 min,
€ 200.–
A/D 2007, 35mm, 1:1,66, color, 9 min,
€ 36.–
Die widerspenstige Stimme, die gespaltene Stimme.
Drei junge KünstlerInnen beziehen
ein Studio und beginnen voller Idealismus einen Workshop mit jungen
MigrantInnen afrikanischer Herkunft.
Das Unverständnis der TeilnehmerInnen über die improvisierten Workshops stellt den Sinn des Unternehmens jedoch in Frage. Fahrenholz
und Lotz inszenieren die Diskrepanz
zwischen dem Anspruch an die
gesellschaftliche Relevanz künstlerischen Arbeitens und den tatsächlichen Wirkungsmöglichkeiten als
somnambul-pubertären Zustand, in
dem die Protagonisten zunehmend
auf sich selbst zurückgeworfen sind.
Ein Sterntaler-Mädchen kristallisiert
sich aus den Zeichnungen, ein
fragiles Wesen, fast nackt, getrieben von Sehnsucht und Neugier
auf Liebe und auf Leben. Und sie
findet die Liebe, lächelt erlöst und
schelmisch beim Anblick der sich
kreuzenden Strahlen der beiden
Liebenden. Geleitet vom Glauben
an die gerechte Logik des Märchens,
will man das unschuldige Kind
belohnt sehen. Doch die vielversprechende Prophezeiung wird sich
als Betrug erweisen, der Talisman
wird sie nicht schützen können.
Die Stimme ist Suture, die Stimme
ist Naht, die Stimme ist Schnitt, die
Stimme ist Riss, die Stimme ist
meine Identität, sie ist nicht Körper
oder Geist, sie ist nicht Sprache
oder Bild, sie ist Zeichen, sie ist Zeichen der Bilder, sie ist ein Zeichen
der Sinnlichkeit. Sie ist ein Zeichen
der Symbole, sie ist Grenze. Sie
spricht den „gespaltenen Körper“,
sie ist in der Kleidung des Körpers
verborgen, sie ist immer woanders.
Der Lebensatem ist ihre Quelle.
(VALIE EXPORT: Ausschnitt aus dem gesprochenen Text)
The rebellious voice, the split voice.
The voice is suture, the voice is
seam, the voice is cut, the voice is
tear, the voice is my identity, it is
not body or spirit, it is not language
or image, it is sign, it is a sign of
the images, it is a sign of sensuality.
It is a sign of symbols, it is boundary. It speaks the “split body,” it is
hidden in the clothing of the body, it
is always somewhere else. The breath of life is its source. (VALIE EXPORT: Segment from the spoken text)
(Tina Schulz)
Nike, Bilal and Marvin move into a
studio and, full of idealism, they
start up a workshop with young migrants from Africa. The participants’
inability to understand the point of
the improvised workshop calls its
sense into question. Loretta Fahrenholz and Hans-Christian Lotz bring
to life the discrepancy between the
claim of artistic work’s social relevancy and its actual potential
effectiveness as a somnambulisticpubescent state in which the protagonists are increasingly thrown back
upon themselves. (Tina Schulz)
(Mara Mattuschka)
A penniless but pure-hearted little
girl crystallizes out of the drawings,
a fragile being, nearly naked, and
filled with a yearning for and curiosity about life and love. And she
finds love, smiles impishly and with
relief at the sight of crossing beams
of light from the two lovers. Guided
by a belief in the just logic of fairy
tales, we want to see the innocent
child receive the reward she deserves. But the prophecy proves to be
a fraud, the talisman will not be
able to protect her. (Mara Mattuschka)
SIEGFRIED A. FRUHAUF
ELLA GALLIENI
ULRIKE GLADIK
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s
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EXP
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GROUND CONTROL
HORSE CAMP
N ATA S H A
Ground Control
Horse Camp
Natasha
A 2008, Beta SP, 16:9, bw, 2 min, € 25.–
A 2008, Beta SP, 16:9, bw, 11:20 min,
€ 48.–
A 2008, Beta SP, 16:9, color, 84 min,
€ 250.–
Was passiert wenn nichts passiert?
Horse Camp erzählt von räumlichen,
zeitlichen und emotionalen Zwischenräumen. Ob innere Emigration oder
hilflose Pedanterie, offene Aggression oder panische Ausgelassenheit
– der Versuch der Figuren in einer
Narration Halt zu finden scheitert.
Die Fiktion scheint das einzig Reale
zu sein. (E.G.)
BettlerInnen erzeugen Scham und
machen Angst. Man will sie nicht
sehen, weicht aus und hat alle möglichen Vorurteile. BettlerInnen sind
die Unberührbaren unserer Gesellschaft. Mit dem Film wollte ich einen Menschen aus dieser Anonymität herausholen und zeigen, wer das
ist – quasi dessen Berührbarkeit
vermitteln – und ich danke Natasha
für ihre Geduld und Bereitschaft den
Film möglich zu machen. (U.G.)
Ground Control ist eine ruppige
Videominiatur: Sie setzt beim Einfachsten und Ursprünglichsten an,
das die elektronische Bewegtmaschine zu bieten hat: dem unkontrolliert über die lichtelektrische Cäsiumoxyd-Schicht auf der Innenseite
einer Braunschen Röhre gelenkten
Elektronenstrahl, dem Bildrauschen.
(S.F.)
Ground Control is a rough video miniature. It begins with the simplest
and most fundamental thing the
electronic moving-image machine
has to offer: the uncontrolled beam
of electrons directed across a photoelectric layer of cesium oxide lining
a Braun tube, or snow. (S.F.)
GROUND CONTROL
What’s happening when nothing
happens? A movie about gaps,
intervals, transitions and spaces in
between. Nevertheless: no ponies.
You can’t have it all. (E.G.)
Many clichés and prejudices exist
about beggars from the ‘easternblock’. We avoid them and don’t
want to see them. Filmmaker Ulli
Gladik brings people – Natasha in
particular – out of the anonymity of
begging and accompanies them for
two years on their regular trips to
work as beggars in Graz. Natasha
comes from Bresnik, Bulgaria. There
is no work in Bresnik and Natasha’s
begging trips allow her family’s
survival in humble surroundings.
Through the cold, physical disability
and social prejudices suffered at
Natasha’s ‘workplace’, a respectful
portrait of a young woman emerges.
(Diagonale 08 catalogue)
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JEAN-LUC GODARD
KARØ GOLDT
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Une catastrophe
(VIENNALE-Trailer 08)
A 2008, 35mm, color&bw, 1 min, € 25.–
Um sichtbar zu machen, wie Geschichte funktioniert und warum die
Menschheit, zum Schönen begabt,
so bereitwillig an der (unschönen)
eigenen Abschaffung arbeitet, muss
man nur kurz die Perspektive wechseln. Das ist Godards Trick: Er kann
die Politik von der Kunst nicht trennen, weil er das eine im anderen
wiedererkennt. Er zeigt, dass Hawks
mit Marx zu tun hat und die Shoah
mit Bach. Une catastrophe, Godards
Trailer für die VIENNALE 2008, ist –
in diesem Sinne – erneut eine Arbeit
äußerster Verdichtung, dabei aber
völlig abgeklärt, als verfügte sie über
alle Zeit der Welt. (Stefan Grissemann)
In order to visualize how history
functions and why mankind, talented
to beauty, so willingly works on its
own (not at all beautiful) abolition,
we just briefly have to change perspectives. And that is Godard’s trick:
he cannot separate politics from art,
as he sees the one reflected in the
other. He demonstrates how Howard
Hawks is connected with Marx, and
the Shoah with Bach. In this sense,
Une catastrophe, Godard’s trailer for
the VIENNALE 2008, is extremely
complex and at the same time completely serene, as if it had all the
time in the world. (Stefan Grissemann)
U N E C ATA S T R O P H E
NARZISSUS
narzissus
i deeply regret
A/D 2008, Beta SP / miniDV, color, 3 min,
€ 25.–
Sound: Pumice
A/D 2008, Beta SP / miniDV, color, 3 min,
€ 25.–
Voice: Maria Garcia Rojo
Ein weiterer Film in der Reihe
abstrakter Filme über Blumen. Die
Narzisse gehört symbolisch zu den
„Frühblühern“ die im allgemeinen
Leben Sieg über den Tod (Winter),
Hoffnung und Neuanfang bedeuten.
Aber auch die Selbstliebe und
die Sünde sind ihr zugeschrieben.
Alles in allem sehr widersprüchlich.
So ist es auch ein widersprüchlicher
Film geworden. (K.G.)
In i deeply regret geht es um verpasste Rache und somit auch um
versäumte Genugtuung. Sich aus
der Opferrolle zu befreien gelingt
eher selten, viele Opfer entschuldigen sich noch für ihre Ohnmacht.
Mein Video zeigt einen Versuch,
sich nachträglich mittels einer
Machtphantasie aus dieser Lage
zu befreien. Oder mit anderen
Worten: Nach langer, langer Zeit
lebt hier jemand die Gegenwehr
zur gesummten Melodie von Rocky
tatsächlich aus. (K.G.)
Another film in the series of abstract
works about flowers. The narcissus
is one of the spring-flowering plants,
which generally symbolize triumph
over death (winter), hope and a new
beginning.
But it’s also associated with self-love
and sin. Which is, all in all, extremely contradictory. And so, this
turned out to be a film with contradictions. (K.G.)
The video i deeply regret is about
a failed chance of revenge and
satisfaction. My video shows the
attempt to liberate oneself from
the victim’s role by a fantasy of
self-empowerment.
In other words: After a long, long
time someone fights back, while
humming the theme song from
Rocky. (K.G.)
I D E E P P LY R E G R E T
EVA HAUSBERGER
EVE HELLER
s
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GOD
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KOPFBALL
Kopfball
Heading
A 2008, Digi-Beta / Beta-SP, 16:9, color,
11 min, € 44.–
Wo gibt es noch die Möglichkeit,
sich so ungeniert seinen Emotionen
hinzugeben wie beim Sport und wo
im Sport wenn nicht beim Fußball?
Der Film erzählt ein Fußballspiel
über Aktionen und Reaktionen der
Fans. Der Auslöser ihrer Emotionen
bleibt großteils im Off. Der Fan wird
zum Medium, der das Match überträgt. Gegenüber stehen sich die
Döblinger Kojoten (Vienna FC) und
die FreundInnen der Friedhofstribüne (Wiener Sportklub). Sie liefern
sich das Match. Mann gegen Mann,
Mannschaft gegen Mannschaft. (E.H.)
Where do you still have the possibility to openly show your emotions
and excitement, if not in sports and
which sport would be better for this
than football? The film features a
game of football through the actions
and reactions of the fans. The reason
for their emotions stays in the off
for most of the time. The Fan
becomes the medium, which communicates the match. The two teams
competing are the Döblinger Kojoten
and the FreundInnen der Friedhofstribüne. They fight out the match.
Man against man, team against
team. (E.H.)
Last Lost
Astor Place
USA 1996, 16mm, bw, silent, 14 min,
€ 56,–
USA 1997, 16mm, bw, silent, 10 min, € 40.–
Ein Schimpanse als Beobachter
einer verwirrenden Menschenwelt –
entsprungen aus einem harmlosen
Unterhaltungsfilm der 1940er Jahre,
angesiedelt in Coney Island. An
die Stelle der Unbeschwertheit des
Originals treten Bilderdetails, die
verlangsamt und vergrößert wurden,
um die Psychologie des Blickfelds
neu zu gestalten. Eine traumartige
Parabel, erzählt mit der Sprache des
Stummfilms. (E.H.)
A hypnotic parable about coming of
age in a shifty world of slipping
terms, ‘found’ in the optically mesmerized fragments of a home market
movie about a chimpanzee’s high
adventures at Coney Island. A new
story is rendered from the filmic vocabulary of the lighthearted original
by moving in on background details,
slowing down fleeting actions and
shifting the psychology of the frame.
Last Lost is a silent film in spirit,
trying to speak without words, like
some dreams. (E.H.)
Ein verspiegeltes Schaufenster in
New York, durch das die Kamera in
Zeitlupe die improvisierte Choreographie der Bewegungen der Passanten
aufzeichnet. Astor Place ist eine
Hommage an die Brüder Lumière,
die zugleich die Illusion der Kinematografie als eines „Fensters zur Welt“
reflektiert und in der die Frage mitschwingt, wer hier wen beobachtet.
(E.H.)
Passersby at Astor Place in New York
City speak silent volumes as they
move by the mirrored surface of a
diner window. I wanted to capture
the unscripted choreography of the
street, its dance of gazes and riddle
of identities. This film is informed
by the work of the Lumiere brothers,
with an eye to permeating an authority of the static camera and establishing a question as to who is watching
whom. (E.H.)
This Goffmanesque study of how
people perform their identities is an
enactment of the urban ballet city
theorists have described.
(Janine Marchessault)
LAST LOST
EVE HELLER
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s
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Her Glacial Speed
Behind This Soft Eclipse
USA 2001, 16mm, bw, silent, 4 min, € 25.–
USA 2004, 16mm, bw, silent, 10 min,
€ 40.–
Bilder aus unterschiedlichen Lehrfilmen der 1970er Jahre, beraubt ihrer
Farben, Töne und ursprünglichen Bedeutungen, neu komponiert zu einem
wortlosen Gedicht, sanft pendelnd
zwischen Gefühlen der Erregung und
Trauer. Ein vorsprachlicher Zwischenraum, in dessen visuellen Rhythmen
und Lichttexturen die Materialität
des Mediums spürbar wird. (E.H.)
Unwitting constellations of meaning
rise to a surface of understanding
at a place outside of worldly time.
This premise becomes a self-fulfilling
prophecy. An unexpected interior
unfolds, made palpable by a trauma
that remains abstract. The world as
seen in a teardrop of milk. (E.H.)
HER GLACIAL SPEED
BEHIND THIS SOFT ECLIPSE
Eine Landschaft in Mount Forest,
Ontario, auf selbstentwickeltem
High-Contrast Film, in Szene gesetzt als elegischer Ort. Behind This
Soft Eclipse ist der verstorbenen
kanadischen Filmemacherin und
Schriftstellerin Marion McMahon
gewidmet, die gemeinsam mit ihrem
Mann Philip Hoffman in Mount
Forest eine Werkstatt für unabhängiges Filmschaffen gegründet hat:
das „Independent Imaging Retreat“.
Der Film versteht sich als Versuch,
Marions entschwundene Pfade
filmisch anklingen zu lassen. (E.H.)
I was imagining a collaboration of
parallel worlds or a kind of doubled
consciousness, a sense of the
corporeal and the riddle of absence.
The body of the film depends on
a spine of interlocking contrasts in
the form of negative and positive
space, day and night shots, under
and above water elements. These
are cut on motion and qualities of
light that are sometimes gentle and
sometimes jarring, to convey the
tender labor of hosting a balance.
A crossing of paths behind the seen
in the wake of one who no longer
walks the curve of the world. (E.H.)
RUBY SKIN
Ruby Skin
USA 2005, 16mm, color, 4:30 min, € 25.–
Ruby Skin bildet eine Art filmischer
Rache für zahllose Schulstunden in
den USA, in denen man hölzernen
Lehrfilmen ausgeliefert war: ein
anarchistischer Impuls, Unsinn auf
16mm zu stiften. Als Basis diente
ein über die Jahre stark geröteter
Lehrfilm über „kreatives Schreiben“,
der in kleinste Fragmente zerlegt
wurde. So gerät das, was uns die
Stimme im Off zu erzählen hat, zu
einer bunt schillernden Kakophonie,
in deren Lücken lyrische Funken
glimmen. (E.H.)
A found footage film that taps into
the poetic tradition of the language
cut-up, while taking filmic advantage
of the 26-frame displacement between sound and image inherent to
the optical soundtrack system of
16mm film. The magenta-shifted
fragments of an educational film on
‘Reaching Your Reader’ reveal their
chemistry where the splicing tape
ripped a ‘ruby skin’ of the emulsion
away from the base of the film, leaving a green tear at the edit points.
Ruby Skin is a material hommage to
the disappearing medium and some
of its idiosyncrasies. (E.H.)
A jarring rhythmic hiccup is introduced into the original films, impeding our cognitive ability to see through
to the image, throwing us back to
the filmstrip itself. (Mike Kiscinski)
JOHANNES HOLZHAUSEN
PETER HÖRMANSEDER
HARALD HUND
PAUL HORN
s
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HEL
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F R A U E N TA G
R E P L AY ‘ 0 8
Frauentag
Replay ‘08
Dropping Furniture
A 2008, Digi-Beta / Beta-SP, 16:9, color,
11 min, € 44.–
A 2008, Beta SP, 16:9, color, 5 min, € 25.–
Woman’s Day
A 2008, Digi-Beta / Beta SP, 16:9, color,
35 min, € 140.–
Frauentag ist eine dokumentarische
Miniatur, die von diesem Ort ausgeht, um die Verwerfungen der Geschichte an Familien- und Lebenszusammenhängen zu verdeutlichen.
Ein geifernder alter Mann. Eine von
ihrem Geliebten jäh getrennte Frau.
Ein Sohn, der zehn Jahre im Untergrund verschwindet. Das sind die
Protagonisten einer Anordnung, in
der es um Grenzen geht, die noch
dann wirksam sind, wenn sie schon
gar nicht mehr gelten – so unverrückbar, als wären sie eben aus
Granit. (Dominik Kamalzadeh)
Wenn die Selbstwahrnehmung aus
Mangel an Perspektiven abstumpft,
wird die Erinnerung zum Realitätsbehelf – eine Erinnerung, die substanzlos um die immer gleichen Bilder
kreist, sie einfriert, um immer wieder
von ihnen zu zehren. Österreichs
Selbstwahrnehmung als „Fußballnation“ lebt seit Jahrzehnten von einem
solchen replay: der ständigen Wiederholung der immer gleichen Bilder
jenes Fußballmatchs bei der WM
1978 in Cordoba, das als Mythos von
der siegreichen Schlacht gegen den
deutschen Goliath im kollektiven Gedächtnis wabert. (Robert Buchschwenter)
Woman’s Day is a documentary
miniature that begins at this place.
It clearly portrays the fault lines
of history in the circumstances of
a family and individual lives. A
grouchy old man. A woman who was
abruptly separated from her lover.
A son who disappeared into the underground for ten years. They are
the protagonists of an arrangement
centered on borders, borders that
still have an effect even if they are
no longer officially recognized –
as immobile as if they were made
of granite. (Dominik Kamalzadeh)
Cordoba, 1978. A reflection on the
Austria-Germany game which has
become a mythical event. A replay
of a replay of a replay. "Three to two
for Austria. After 47 years, ladies
and gentlemen. A world-class team's
on the field today." So the Austrian
sportscaster three decades ago, and
that is also how many Austrians remember it. The German radio commentator regarded the situation with
much less emotion: "Germany lost
three to two in one game. It was a
weak international match. That's all
from Cordoba." (P.H.)
DROPPING FURNITURE
Zwei leere Zimmer. Leise, kaum
wahrnehmbare Sounds erzeugen
subtilen Suspense. Nach einigen
Sekunden, wenn wir uns fast schon
an die existenziell anmutende Leere
der scheinbar verlassenen Behausung gewöhnt haben, fallen von
oberhalb des Bildrands in Slow
Motion zwei Einrichtungsgegenstände in das hintere Zimmer.
Dann schwebt im vorderen, großen
Zimmer ein Kronleuchter zu Boden,
zersplittert und gibt das Startsignal
für eine durch zwei fixe Einstellungen strukturierte Choreographie
der Zerstörung. (Thomas Edlinger)
Two empty rooms. Soft, barely
audible sounds generate a subtle
suspense. After a few seconds, when
we have almost become accustomed
to the seemingly existential emptiness of the apparently abandoned
dwelling, two pieces of furniture fall
from above the image frame, in slow
motion into the back room. A chandelier follows, falling to the floor in
the large front room, shattering as
a start signal for a choreography of
destruction structured by two fixed
camera takes. (Thomas Edlinger)
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ANNA KALUS
MANUEL KNAPP
CLEMENS KOGLER
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SEEMANNSTREUE
STROBOSCOPIC NOISE~
CUTECUTECUTE
Seemannstreue
stroboscopic noise~
CUTECUTECUTE
Sea Dog’s Devotion
A 2008, Beta SP, bw, 10 min, € 40.–
A 2008, Beta SP, color, 2 min, € 25.–
A/D 2008, 35mm/Beta SP/Digi-Beta,
1:1,66/16:9, color, 11 min, € 44.–
In stroboscopic noise~ oszillieren
zwei Linien in unterschiedlichen
Frequenzen auf dem Bildfeld in unterschiedlichen Abständen. Mit zunehmender Geschwindigkeit kann
das Auge die Bewegung nicht mehr
identifizieren, Nachbildwirkungen
überlagern die Wahrnehmung der
einzelnen Bilder. Aus der visuellen
Überforderung des Auges entstehen
Räume und Flächen. Knapps Ästhetik markiert eine Grenze des Sehens,
die sich der Logik digitaler Apparate
verdankt mit wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen, die in einer
analogen Bildwelt entwickelt wurden. (Reinhard Braun)
Niedlichkeit ist wohl eine der subtilsten Formen der Macht. Bei japanischen Comicfiguren kommt dies
besonders deutlich zum Ausdruck.
Freundliche Helfer die einem sagen
wie man eine Fahrkarte löst oder
zum Mülltrennen auffordern.
CUTECUTECUTE lässt die Figürchen in ihrem Weltverbesserungsdrang den logischen nächste Schritt
gehen. Denn wer kann uns Fristenlösung, Sterbehilfe, Pensionsproblematik und die Niederungen des
sozialen Zusammenlebens besser
näher bringen als Kulleraugen, Pastelltöne und Kindchenschema. (C.K.)
Ein Seemann zieht seiner Braut die
Maske der Verwesung vom Gesicht,
dahinter ist sie schön wie eh und je
... Er reitet mit der Geliebten auf
einem beflügelten Schimmel durch
die Lüfte ... Der Mond steht am
Himmel, wird von einem der Trauergäste gepflückt und aufgegessen ...
Der Seemann steht in der Flüssigkeit, in die sich die Gebeine seiner
Geliebten Tropfen für Tropfen auflösen ... Ein Erinnerungsfoto wird gemacht; doch die Seele der Braut
lässt sich nicht bannen, bricht aus
und flattert gen Himmel. – Poetry in
Motion, eine schrecklichschöne
Gutenachtgeschichte. (Bernhard Seiter)
A sailor pulls the mask of decay
from his bride’s face, and beneath it
she is as beautiful as ever ... He and
his lover ride through the air on a
winged steed ... The moon, high in
the sky, is plucked and eaten by one
of the mourners ... The sea dog wades through the liquid into which his
bride’s bones are melting, drop by
drop. A photograph is taken to commemorate the event, but the bride’s
soul will not permit itself to be captured, escapes and flutters to heaven
– poetry in motion, a terribly beautiful bedtime story. (Bernhard Seiter)
In stroboscopic noise~ two lines oscillate at different frequencies and
at varying distances from each other
in the picture field. As the speed increases the viewer’s eye is no longer
able to perceive the movement, and
afterimage effects begin to cover the
individual images. This overstimulation of the eyes creates three-dimensional spaces and planes. Knapp’s
aesthetics define a border of sight
which replies to the logic of digital
apparatuses with knowledge of the
psychology of perception that developed in an analog visual world.
(Reinhard Braun)
Content and graphics are inspired
by the japanese "kawaii" phenomena, were cute little mascots and
characters cheerfully guide citizens
through all sorts of daily activities
and situations. Here these cute
little critters go a step further
and tell about things which are
normally sort of a taboo in society,
changing the subjects to more
grown-up themes like abortion,
child abuse etc. (C.K.)
DARIUSZ KOWALSKI
ANNJA KRAUTGASSER [N:JA]
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Optical Vacuum
Beyond
A 2008, Beta SP, color, 16:9, 55 min,
€ 160.–
A 2008, Beta SP, color, 6:30 min, € 28.–
Optical Vacuum eröffnet mit Ansichten endloser Reihen von Rechnern,
den Bildspeichern des Internet.
Danach Winterlandschaften, Waschsalons, Arbeitsplätze, Spieltische.
Über Jahre hat Kowalski Bilder von
Überwachnungskameras aus dem
Internet gefischt, die wie eine Flaschenpost für niemanden gedacht
waren und die jeder empfangen konnte. Wie Traumbilder gleiten sie an
uns vorüber, ein oneirisches Panoptikum, in dem mitunter Momente irritierender Schönheit sichtbar werden.
Das vom Künstler Stephen Mathewson eingesprochene Tagebuch eines
Jahres liefert dazu das Protokoll einer Einsamkeit in einer Welt, die
Menschen nur noch als flüchtige
Schemen vor immergleichem Hintergrund kennt. (Dietmar Kammerer)
Optical Vacuum opens with views
of an endless series of computers,
the Internet’s picture storehouses.
Later we see winter landscapes,
wash salons, workplaces, game
tables. Kowalski spent years fishing
pictures of surveillance cameras
from the internet, pictures intended
as a message in a bottle for no one
in particular, available for everyone.
They glide by us like dream images,
an oneiric panopticon within which
moments of disturbing beauty become visible. A diary written over
the course of a year spoken by
artist Stephen Mathewson adds in
a protocol of a loneliness suffered
by people in a world that they know
only as fleeting schemes against a
never-changing backdrop.
(Dietmar Kammerer)
INNERER MONOLOG
Innerer Monolog
Inner Monologue
A 2008, Beta SP, color, 6 min, € 25.–
Das Video zeigt eine Fassade, die
im Lichtschein eines Schweißgeräts
flackert - hervorgerufen durch
Schweißarbeiten. Die Umgebung
leuchtet und flackert im Rhythmus
des Schweißvorganges. Eine weibliche Stimme aus dem Off erzeugt
einen narrativen Gestus (n:ja)
The video shows a façade flickering
in the gleam of a welding tool,
cast while it was in operation. The
environment is lit up and flickers
in time with the welding work.
A female voice producing the idea
of a story being told. (n:ja)
O P T I C A L VA C U U M
Formal besteht Beyond aus drei
ineinander fließenden Bewegungen,
die immer wieder durch Schwarzbilder – die komplette Dunkelheit –
unterbrochen sind. Zuerst gleitet die
Kamera nach rechts über einzelne
Details der modernistisch anmutenden Häuserfront bevor der sich
weitende Blick auf die Fassade –
in Folge mehrfach, aber dennoch
fragmentarisch bleibend – freigegeben wird. Das Video entpuppt
sich zuletzt als strukturell gebautes
Architekturportrait und Making-of
zugleich. (Dietmar Schwärzler)
Formally, Beyond consists of three
movements that flow together and
are repeatedly interrupted by black
film – complete darkness. First, the
camera glides to the right, showing
individual details of a modernistic
façade before a larger view opens
up – several times in succession,
although the view remains fragmentary. In the end the video turns
out to be a structural architectural
portrait and making-of at the same
time. (Dietmar Schwärzler)
BEYOND
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MARIE KREUTZER
FRIEDL VOM GRÖLLER
(= FRIEDL KUBELKA)
s
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PUNSCH NOËL
P O LT E R A B E N D
PA S S A G E B R I A R E
Punsch Nooël
Polterabend
Passage Briare
A 2008, 35mm, 1:1,66, color,10 min, € 40.–
Night before the Wedding
A 2009, 16mm, bw, silent, 3 min, € 25.–
Marie Kreutzer ist es gelungen mit
einer präzisen Leichtigkeit einzufangen, was schwer wiegt und auszudrücken ist: Die ambivalente, an
Tabus gemahnende Gefühlswelt zwischen Geschwistern. Es ist eine
Liebesbeziehung, die Theres mit ihrem älteren Bruder Jakob verbindet.
Eine unerfüllte. Eine unerlaubte.
Eine enttäuschte, die Marie Kreutzer
bereits in ihrem Debütfilm Cappy
Leit (2000) mit gleicher Personenkonstellation und Ensemble preisgekrönt durchgespielt hat. Mit Punsch
Noël rollt sie das Innenleben ihrer
damals 14jährigen Figur acht Jahre
später nochmals auf. (Petra Erdmann)
With precise ease, Marie Kreutzer
managed to capture something
weighty and difficult to express: the
ambivalent emotional relationship
between brother and sister, which
also involves taboos. Theres and her
older brother Jakob are bonded by
a romantic relationship, one that is
unrequited, and forbidden. One that
involves disappointment, which
Marie Kreutzer dealt with thoroughly
in her award-winning debut film,
Cappy Leit (2000), with the same
characters and actors. (Petra Erdmann)
A 2009, 16mm, bw, silent, 3 min, € 25.–
Das Setting ist einfach: Gruppenbild
mit sechs in zwei Reihen hintereinander platzierten älteren Frauen,
die alle in die Kamera schauen.
Nur eine Frau riecht an einem Fläschchen. Anlass des Films war Kubelkas
bevorstehende Hochzeit. Polterabend
zeigt die Reaktionen der Freundinnen,
die in den Gesichtern der Frauen
pointiert zum Ausdruck kommen.
Gesichter erzählen bekanntlich
auch Geschichten. (Dietmar Schwärzler)
The setting is simple: a group
picture with six elderly women arranged in two rows, everyone looks into
the camera. One of them sniffs at
a vial. The occasion for the film’s
production was Kubelka’s upcoming
wedding. Night before the Wedding
shows friends’ reactions, which are
expressed pointedly in their faces.
Faces, as is well known, are able to
tell stories. (Dietmar Schwärzler)
Eine Frau, ein Mann, ein Lachen.
Sie sitzen in der Sonne und was sie
verbindet, ist die eigentliche Überraschung des Films: Eine Geste der
Selbstverständlichkeit, für andere
wahrscheinlich ein Tabu. Was diese
Geste ist, bleibt dem Film selbst
zu verraten. Der anarchische Humor
von Passage Briare befreit einen
jedenfalls für einen kurzen, schönen
Moment von der Angst vor dem
Altern. (Maya McKechneay)
A woman, a man, a smile. They sit
in the sun, and what links them is
the film’s real surprise: a matter-offact gesture which is probably taboo
for others. It’s up to the film itself
to reveal what this gesture is. The
anarchic humor of Passage Briare
liberates the viewer for a brief,
beautiful moment from the fear of
getting old. (Maya McKechneay)
LIA
IVETTE LÖCKER
s
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KRE
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o68
Construction 76
A/PT 2008, Beta SP, color, 6 min, € 25.–
Sound: @c
A/PT 2008, Beta SP, color, 5 min, € 25.–
Sound: @c
o68 wurde unter Einfluss von
Laurie Anderson’s O Superman
(for Massenet) hergestellt, und
bedient sich ursprünglich sowohl
eines Textes als auch den Stimmaufnahmen von Laurie Anderson.
Schießlich wurden Worte, Stimme
und Andersons Töne weggelassen.
o68 ist keine Coverversion sondern
vielmehr eine Mutation des Originals. (lia)
Nach acht Jahren Zusammenarbeit
auf der Bühne, für Installationen
und Videos ist Construction 76 die
neueste Kollaboration zwischen der
Videokünstlerin lia und dem Musikerkollektiv @c. Die Tonspur des
Videos ist eine Auskopplung aus
einem 55 Minuten langen Track von
@c. Auf der Bildebene eröffnen sich
durch den erstmaligen Gebrauch
des hochauflösenden 720p HD-Formats neue Perspektiven: Erstmals
lassen sich Schärfe und Detail der
Live-Performances auch auf der
Kinoleinwand reproduzieren. (lia)
o68 was composed under direct
influence from Laurie Anderson’s
O Superman (for Massenet), originally using both Laurie Anderson’s
words and vocal recordings.
The current version retains most
of the original audiovisuals created
for the multi video channel exhibition version, but detaches itself
from the source of inspiration by
eliminating both her original words,
voice and sounds, presenting itself
as somewhat of a distant version
of Laurie Anderson’s theme, not
a cover or a reinterpretation but
rather perhaps a mutation. (lia)
068
After eight years of working together
on stage in installations or in video
Construction 76 is the latest audiovisual collaboration between lia and
@c. It is built from an excerpt of
the 55 minute long @c composition
“76”. Construction 76 is also the
first lia-video produced in 720p HD,
adding the sharpness and detail
of the live visuals for @c to a linear
piece, thereby opening a new perspective for future productions. (lia)
CONSTRUCTION 76
Marina und Sascha.
Kohleschiffer
Marina and Sasha. Coal Shippers
A/RUS 2008, Digi-Beta / Beta SP, 16:9, color,
33 min, € 136.–
Marina und Sascha. Kohleschiffer
erzählt von zwei Menschen, die es
nicht leicht haben, aber nicht hadern:
Ein anderes Leben sehen sie nur im
Fernsehen, für sich selbst sind sie zufrieden mit dem, was der See zulässt.
Der Beruf, den sie ausüben, ist ganz
an den Ort und eine Wirtschaftsform
gebunden, die keine Zukunft hat.
Marina und Sascha stehen vor neuen
Herausforderungen, der Film unternimmt mit ihnen noch einmal eine
perfekte Überfahrt über den Baikalsee, dieses Naturwunder, an dem die
Zeit nur scheinbar stillsteht.
(Bert Rebhandl)
Marina and Sasha. Coal Shippers is
the story of two individuals who don’t
have an easy life, though they don’t
complain: All they know about other
lifestyles is what they’ve seen on television, and they’re satisfied with what
the lake gives them. The job they do
is wholly bound to the place and an
economic system which doesn’t have
a future. Marina and Sascha are
facing new challenges, and the film
accompanies them on one last perfect
crossing of Lake Baikal, this natural
wonder where time seems to stand
still, but only apparently. (Bert Rebhandl)
MARINA UND SASCHA. KOHLESCHIFFER
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JOHANN LURF
JAN MACHACEK
MARA MATTUSCHKA
CHRIS HARING
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12 Explosionen
Running Sushi
A 2008, Beta SP, 16:9, color, 6 min, € 25.–
A 2008, Beta SP, 16:9, color, 28 min,
€ 112.–
12 Explosionen zeigt eine Reihe
von Tableaus, aufgenommen im
nächtlichen Wien. Die ausgewählten
Orte wirken noch vor dem großen
Knall wie Tatorte (auch und vor
allem im Sinne des Fernsehkrimis):
Zentralperspektivische Aufnahmen
schwach erleuchteter Spazierwege,
einsamer Parkplätze, einer Fußgängerbrücke aus Stahl. Diese Orte
lauern geradezu darauf, dass an
ihnen etwas passiert. Und wir wiederum wissen durch den Titel des
Films: es wird. (Maya McKechneay)
12 Explosionen shows a series of
tableaus filmed in Vienna at night.
Before the big bangs occur, the locations selected for them resemble
crime scenes: There are shots of
dimly lit footpaths, deserted parking
lots, a pedestrian bridge made of
steel, all with a central perspective.
These places are virtually waiting for
something to happen. And because
of the film’s title we know that
something will. (Maya McKechneay)
12 EXPLOSIONEN
IN THE MIX
in the mix
A 2008, Beta SP, bw, 4 min, € 25.–
Durch die stete Kreisbewegung der
Kamera entsteht ein hypnotischer
Strudel, der nicht nur Waschmaschinen-Assoziationen, sondern
auch den Wunsch nach ständig
neuer Fokussierung auslöst. Doch
die Tanzperformance, das Annähern
und Entfernen an die Kamera,
machen dies bis zum Schluss fast
unmöglich. Sind wir schon drin?
(VIS 08 catalogue)
The performance artist Machacek
requires neither a stuntman nor a
computer to defy gravity and perception in his video. Based on the
way a mixer works, he makes no
attempt to conceal the film tricks or
make them invisible. (Christa Benzer)
RUNNING SUSHI
Ein Dialog-Stück für zwei Akteure.
Steffi und Johnny besuchen ein
Running Sushi Restaurant. Schon
während der ersten Unterhaltung
explodiert eine performative Parallelwelt der unausgesprochenen
Gedanken und Gefühle. Jedes Sushi
evoziert eine Geschichte aus dem
unbewussten Repertoire des zwischenmenschlichen Beziehungschaos. Wunschmaschinen werden
angekurbelt um groteske Parallelwelten und Extremzustände zu
generieren. (M.M. & C.H.)
A film made up of a dialog between
two people. Steffi and Johnny are
in a running sushi restaurant.
The first conversation soon explodes
into a performative parallel world
of unspoken thoughts and emotions.
Every coming sushi evokes a story
from the unconscious repertoire of
the chaos of human relationships.
Wish-machines are cranked up,
creating grotesque parallel worlds
and extreme situations. (M.M. & C.H.)
JOHANNA MODER
MICHAEL PALM
MARIA PETSCHNIG
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LUR
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MIT BLICK AUF WIEN
L AW S O F P H Y S I C S
MINNIE
Mit Blick auf Wien
Laws of Physics
Minnie
With a View on Vienna
A 2009, 35mm, 1:1,66, color, 15 min, € 60.–
A 2008, Beta SP, color, 6 min, € 25.–
A 2008, Digi-Beta / Beta SP, 16:9, color,
11 min, € 44.–
Woher kommen die Stimmen und
Geräusche im Hof? Aus dem Zimmer
im Off? Aus dem Telefonat, das ein
kurz ins Bild tretender Mann führt?
Oder gar aus dem Abfluss? Ist da
jemand? Warum sonst zoomen wir
endlos in den Abfluss. Wir erwarten
Gründe, projizieren Geheimnisse
und müssen unser Wahrnehmen
ständig revidieren: Was die Gesetze
der Physik für das Auge sind, ist
die Unentrinnbarkeit des SehenWollens für den Blick und das Kino.
Mit diesen Gesetzen spielt Laws
of Physics: ein veritables MindgameMovie. (Drehli Robnik)
Eingangs nimmt Petschnig, die in
all ihren Arbeiten auch performt, die
kokett-verschämte Pose von Minnie
Maus ein: Die Hände hinter dem
Körper verschränkt, streckt den Betrachtern ihren Brustkorb entgegen,
der in den ersten paar Einstellungen
durch diverse Textilobjekte unter
dem T-Shirt neu in Form gebracht
wird: Der Busen wächst ins Monströse, das Rückgrat wandert nach
vorne und der Po wird durch eine
üppige Korsettform aus der Fassung
gebracht. Im experimentellen Umgang mit dem eigenen Körper geht
die Künstlerin aber noch weiter.
Wohnungsbesichtigung in einem
noblen Wiener Gemeindebezirk. Es
sieht alles danach aus, als hätten
die Vermieterin und ihre potentielle
Mieterin einen Konsens gefunden.
Alles was jetzt noch fehlt, ist der
Vertrag und der Freund der jungen
Frau, der diesen unterschreiben
wird. Nur taucht genau damit ein
unerwartetes Problem auf: der
Freund der jungen Frau stammt
nicht aus Österreich. (J.M.)
Flat viewing in an elegant Viennese
neighbourhood. It seems like the
landlady and the potential renter
have worked it all out. All that is left
to be done is sign the lease. The
girl’s boyfriend is about to arrive to
do just that. But this is exactly when
things get complicated: The girl’s
boyfriend is not from Austria. (J.M.)
Where do the sounds and noises in
the courtyard come from? From the
room, off camera? From the telephone
call that man who briefly appears
in the picture is involved in?
Or perhaps even from the drain?
Is someone there? Why else would
we zoom endlessly into the drain?
We expect reasons, project secrets,
and are forced to steadily revise our
perception: The laws of physics for
the eyes, are for the gaze and the
cinema, the inescapability of wanting
to see something. Laws of Physics
plays with these laws: a veritable
mind game movie. (Drehli Robnik)
(Christa Benzer)
Initially, Petschnig, who performs
in all of her works, takes up the flirtatious-coy pose of Minnie Mouse:
With hands entangled behind the
back she protrudes her chest to the
viewer, which in the first few frames
creates new and different shapes
through various textile objects under
the T-shirt: the breasts grow monstrously, the spine moves to the
front, the bottom deforms in a voluptuous corset. In the experimental
use with her own body the artist
goes even further. (Christa Benzer)
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MARIA PETSCHNIG
MICHAEL PILZ
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A Prima Vista
At first sight
A 2008, Beta SP, color, 91 min, € 250.–
PA R E I D O L I A
Pareidolia
A 2008, Beta SP, color, 4 min, € 25.–
In Pareidolia wird der Körper zur
eigenen und ferngesteuerten Austragungs- bzw. Spielfläche für
Projektionen subjektiver Ideen und
Gefühle. Die Künstlerin verweigert
dabei allerdings das Zeigen ihres eigenen Gesichts; präsentiert puppenhafte Typologien oder schlichtweg
„grinsende Fratzen“, stattet ihren
Körper liebevoll mit Accessoires aus
und stellt (auf und mit diesem) unterschiedliche Gesichter zur Schau.
Der Körper mutiert dabei zum
Kräftefeld disparater, großteils witziger Darstellungsformen, er dient
der Implementierung einer skulpturalen Textur. (Dietmar Schwärzler)
In Pareidolia, her body becomes
its own remote projection screen for
the viewer to observe whatever he
or she wants to see. The artist,
however, never reveals her own face;
instead she exhibits different
“faces” on her body, presenting
cheeky, doll-like personae with her
torso and accessorizing with various
props and costumes. Her body takes
on many demonstrative, mainly
comic, forms of representation,
it serves as the implementation of
a purely sculptural and textural
aesthetic. (Dietmar Schwärzler)
A Prima Vista ist ein Versuch über
die Unschuld des Blicks, jenes
„erste“ In-die-Welt-Schauen, wie es
nur Kleinkinder und große Filmemacher draufhaben. Ganz ungeniert, mit
der Neugierde desjenigen, der keiner
vorher festgelegten Absicht folgt,
sondern auf das sich einlässt, was
er zu sehen, zu hören, zu schmecken
bekommt. Ein Eis. Sand am Meer.
Noch mehr Eis. Ein vorbeilaufender
Hund löst Begeisterung aus.
Bisher unveröffentlichtes Material,
das Michael Pilz über einen Zeitraum
von gut vier Jahrzehnten aufgenommen hat, speist diesen Film. Italien –
Wurstelprater – Bauernhof – Shintofest: Und dazwischen, wie musikalische Satzzeichen gesetzt, Selbstporträts und Porträts befreundeter
Menschen. Film ist Rhythmus, intuitive Komposition. Largo, Allegro,
danach Wechsel kurzer Auf- und
Abblenden, in der Kamera gemacht.
(Michael Omasta)
A P R I M A V I S TA
At first Sight is an essay about the
innocence of the gaze, that “first”
look at the world which only small
children and great filmmakers are
capable of. Without a trace of
inhibition and with the curiosity of
someone who has no particular plan
in mind, who instead deals with
what is there to see, hear and taste.
Ice cream. Beach sand. More ice
cream. A dog running by elicits a
joyous response.
Previously unreleased footage that
Michael Pilz shot over more than
four decades provides the raw material for this film. Italy – Vienna’s
Wurstelprater – a farm – a Shinto
celebration: These elements are
divided, like musical punctuation
marks, by self-portraits and portraits
of friends. Film is rhythm, intuitive
composition. Largo, allegro, then
a switch to brief fades in and out
which were done in the camera.
(Michael Omasta)
SASHA PIRKER
DEREK ROBERTS
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Angelica Fuentes.
The Schindler House
A 2008, Beta SP, color, 11 min, € 44.–
Wie kaum ein anderes Bauwerk der
frühen Moderne in Kalifornien verkörpert das Schindler House in L.A.
„die Rolle der Architektur als eine
kritische Kunstform, entweder ein
Kommentar darüber zu sein, wie
wir leben, oder ein Modell dafür,
wie wir es könnten.“
Das Video parallelisiert zwei Erzählungen. Die persönliche, private
Geschichte einer mexikanischen
Immigrantin wird als voice-overSprechakt zu einer Sequenz von
Bildern, eine visuelle Erzählung
über das nunmehr museale Objekt
„Schindler House“ gestellt:
Während Angelica Fuentes’ Rede
Stationen ihres Lebens wiedergibt,
zeigen Ansichten das Schindler
House von außen sowie dessen
Leere. (Johannes Porsch)
More than perhaps any other example
of early Modern architecture in
California, the Schindler House in
Los Angeles epitomizes “architecture’s role as a critical art, either as
a commentary on how we live in this
city or as a model for how we might.”
The video presents two parallel
narratives. A voiceover recounting
the personal and private story of an
immigrant from Mexico is set against
a sequence of images depicting the
Schindler House as the self-referential museum exhibit it has now
become: while Angelica Fuentes’
monologue gives an account of various stages of her life, the Schindler
House is portrayed via various external views, as well as by the emptiness which the carefully furnished
interior rooms convey. (Johannes Porsch)
CORNERS
A 2008, Beta SP, color, 10:10 min, € 44.–
Sound: Praved Chandra
In seinem Debütfilm gönnt Derek
Roberts weder sich selbst noch dem
Betrachter eine Verschnaufpause,
sondern führt diesen vielmehr „laufend“ an immer neue Orte der Stadt:
eine Halfpipe an der Peripherie,
ein Klettergerüst im Wiener Prater,
eine Skulptur an der Donau oder
aber abgeriegelte Baustellen, die er
ganz selbstverständlich durchquert.
Verschiedenste Accessoires oder
clownesque Gewänder betonen das
spielerisch-slapstickhafte seiner
physischen „Raumnahme“, in der er
nicht nur die üblichen Blickwinkel
der Stadt unterläuft, sondern auch
vormacht, dass sich der städtische
Raum immer auch anders verwenden
und nur durch die Nutzung umformen lässt. (Christa Benzer)
ANGELICA FUENTES. THE SCHINDLER HOUSE
CORNERS represents an attempt
to interact with perpendicular obstacles throughout the city of Vienna.
By filming and editing these sequences as we did, one can easily
discern a certain flow as all of
the elements are integrated into a
cohesive challenge in maneuvering
around, over, under and through
these temporary and permanent
urban structures. (Derek Roberts &
Praved Chandra)
Derek Roberts, in his debut film,
does not give either himself or the
observer a breather. A physical
“appropriation of space,” in which
he not only undermines the city’s
normal vantage points, but also
makes the assertion that urban space
always allows itself to be used in
different ways and can be reshaped
only through use. (Christa Benzer)
CORNERS
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BILLY ROISZ
BENEDIKT RUBEY
LOTTE SCHREIBER
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T I LT
S C H WA R Z E P E R L E N
B O R G AT E
TILT
Schwarze Perlen
A 2008, Beta SP, color, 10 min, € 40.–
Sound: Sarah Washington, Knut
Aufermann, Xentos ’Fray’ Bentos
Black Pearls
Im Automatenzeitalter war „Tilt“ die
Bezeichnung dafür, dass nichts mehr
ging. Brachte man etwa einen Flipper-Automaten in eine unzulässige
Schräglage, schaltete es in einen
Starre-Modus. Im Computerzeitalter
sind solche Schieflagen und Kippmomente Ausgangspunkt kreativer
Prozesse. Gegen sich selbst gerichtete Steuervorgänge, die gleichsam
das Innenleben der Maschine nach
außen stülpen. Wie eine an der
Grenze der Belastbarkeit brizzelnde
Starkstromleitung, die es jederzeit in
Millionen Teilchen zerfetzen könnte.
Nicht von ungefähr bedeutet „Tilt“ ja
auch Höchstleistung. (Christian Höller)
In jahrelanger Ungewissheit warten
unzählige Schwarzafrikaner in
Flüchtlingslagern wie Traiskirchen,
meist ohne Papiere, auf eine Aufenthaltsgenehmigung oder auf die
realistischere Variante, die Abschiebung. „Black Pearls“ nennt sich
jene Fußballmannschaft, die 2004
in Eigeninitiative von afrikanischen
Asylwerbern gegründet wurde.
Fußball als gemeinsame Sprache
und Hoffnungsträger. Momentaufnahmen vom Training geben einen
kurzen Einblick in den Kampf
gegen die Ziellosigkeit. (B.R.)
In the age of machines “tilt” indicated that everything had come to a
halt. If a mechanical device, such as
a pinball machine, was maneuvered
into an excessively uneven position
it more or less switched off. In the
age of computers such tipping and
unevenness represents the starting
points of creative processes, control
processes directed back upon themselves that virtually turn the machine
inside out. Like a high-voltage power
line, hissing at maximum capacity,
that could tear into a million pieces
at any second. Not without good
reason “tilt” also means peak performance. (Christian Höller)
A 2008, Digi-Beta / Beta SP, 16:9, color,
11 min, € 44.–
Innumerable sub-Saharan Africans
spend years of uncertainty in refugee
camps such as the Traiskirchen
centre. They wait for a visa, though
most of them lack the necessary
documents, or the more realistic
outcome, deportation. „Black Pearls“
is the name chosen for a football
team formed 2004 by African asylum-seekers. Football, as a common
language and source of hope.
Glimpses of the team practicing
show the players struggling against
aimlessness. (B.R.)
Borgate
A/I 2008, Digi-Beta / Beta SP, 16:9,
bw&color, 15 min, € 60.–
Das Stadtviertel Don Bosco am südlichen Rand Roms wurde im Stile
des Modernismus der 1950er und
1960er Jahre errichtet. Heute zeigt
sich auch hier virulent die Kluft zwischen den sozialpolitischen Utopien
der Moderne und deren Realität.
Mit Borgate setzt die Medienkünstlerin und Architektin Lotte Schreiber
ihre Serie von filmischen Untersuchungen über Architektur und
(Stadt)Raum fort. Ihre Arbeiten sind
filmische Kartografien, in denen sie
die Formensprachen der Landschaft
und Architektur in eine Formensprache der Kinematografie zu übersetzen versucht. (Gerald Weber)
The Don Bosco housing project on
the southern edge of Rome matches
the Modernist style of the 1950s
and 1960s. Today this housing
project like others demonstrates the
gap between sociopolitical utopias
of the Modern age and their reality
in a virulent manner. Borgate is
media artist and architect Lotte
Schreiber’s latest installment in her
series of filmic examinations of
architecture and (urban) space.
Her works are cartographic portrayals
in which she attempts to translate
the formal languages of landscape or
architecture into a formal language
of cinematography. (Gerald Weber)
MICHAELA SCHWENTNER
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A L P I N E PA S S A G E
Alpine Passage
A 2008, Beta SP, color, 6:10 min, € 25.–
Alpine Passage ist ein Film in einzelnen Bildern über eine Reise über
Alpenpässe. Der Berg liegt noch immer eindrucksvoll wie ein Gemälde
vor uns. Davor jene Architektur, die
es erst ermöglicht, dass der Berg
aus der Nähe beetrachtet werden
kann. Ein Panoramablick von einem
Gebirgspass aus kann den Anblick
einer alpinen Strassenarchitektur
nicht ganz ausschließen. (M.S.)
Alpine Passage is a film comprising
individual images about a journey
over Alpine passes. The mountain
remains before us, impressive as
a painting, and in front of that the
sort of architecture that makes
it possible for us to examine the
mountain up close. A panorama
view from a mountain pass cannot
exclude a view of Alpine road architecture completely. (M.S.)
alpine (an)notation
Speech
A 2008, Beta SP, color, 3 min, € 25.–
A 2009, Beta SP, color, 7:40 min, € 32.–
sound: Paul Clouvel
alpine (an)notation, der letzte Teil
der Trilogie alpine intervention,
verwendet das Grundthema, die
Alpin-Architektur, als Ausgangsmaterial für eine poetische Komposition.
Im Vergleich zu den vorangegangenen Teilen der Trilogie steht hier
die Auseinandersetzung mit dem
Filmmaterial an sich im Vordergrund,
weniger der Bildinhalt. Das verwendete Material wird mehrmals in
verschiedenen Einstellungen wiederholt und erzeugt eine neue, poetische Stimmung, die losgelöst vom
ursprünglichen Bildinhalt gelesen
werden kann. (M.S.)
alpine (an)notation, the final part
of the alpine intervention trilogy,
takes the underlying theme, Alpine
architecture, as the starting point
for a poetic composition. Compared
with the previous parts, the film
material is the focus here, and the
content is not as important.
The material is repeated in several
different shots, thereby creating
a new, poetic mood that can be
understood apart from the images’
original content. (M.S.)
A L P I N E ( A N ) N O TAT I O N
Bruchstücke einer Rede, nur mehr
Wortfetzen bisweilen, Tonsplitter
einer begleitenden Klaviermusik.
Im selben Maße wie sich die Tonspur
in Fragmente auflöst, verflüssigt sich
das digitale Abbild der Tanzenden,
wird überlagert von vertikalen
Rastern und über diese gebrochen
und gespiegelt. Ein Tanzvideo, leicht
und flüchtig wie der Schlag des
Schmetterlingflügels, der sich gegen
Ende herauszuformen scheint.
(Gerald Weber)
Fragments of a speech, at times
no more than snatches of words and
accompanying piano music. In the
same way that the soundtrack breaks
up into fragments, the digital images
of the dancers liquefies, and vertical
grids are superimposed, refracting
and reflecting them. This is a kind
of dance video, fleeting like the beat
of a butterfly’s wing which seems
to take on concrete form near the
end of the video. (Gerald Weber)
SPEECH
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EDITH STAUBER
NANA SWICZINSKY
CHRISTOPH WEIHRICH
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14. März 1938 –
Ein Nachmittag
March 14, 1938 – One Afternoon
A 2008, 16mm, bw, silent, 10 min, € 40.–
E I N T R I T T Z U M PA R A D I E S U M 3 € 2 0
LEZZIEFLICK
Eintritt zum Paradies
um 3€20
Enter Paradise for 3€20
A 2008, Beta SP, 16:9, color, 12 min, € 48.–
Die Benützerinnen und Benützer der
Freibadanlage lassen den allsommerlichen Lärm der Straßenbauarbeiten
hinter sich. Nach dem ritualisierten
Tauschhandel Geld gegen Eintrittsberechtigung strömen sie durch die
zivilisatorischen Standards wie Garderoben und Aufbewahrungskästchen
ins Freie zu Liegewiese und Becken.
Stauber kennt den Ort und seine
Gäste, ihre digital animierten Tuschzeichnungen sind Resultat einer
gründlichen Langzeitbeobachtung.
Detailgetreu dokumentieren sie den
gemächlichen Rhythmus der reglementierten Freizeitoase.
(Pia Feichtschlager)
The swimming pool’s patrons leave
the noise of summer’s annual street
construction behind. After the ritualized exchange of money for access
they stream through the civilizing
standards of the changing rooms and
lockers out to the sunbathing lawn
and the pools. Stauber is familiar
with this place and the people who
frequent it, her digitally animated ink
drawings are the result of thorough
long-term observation. With great attention to detail, she documents the
leisurely rhythm of the regimented
leisure facility. (Pia Feichtschlager)
Lezzieflick
A 2008, Beta SP, color, 7 min, € 28.–
Lezzieflick ist ein dekonstruktiver
Remix vorhandener Heteropornos
mit pseudolesbischer Handlung.
Die sexuellen Handlungen sind klar
erkennbar. Die Körperformen jedoch
verfließen und wandeln sich ständig.
Durch den Gebrauch von MorphSoftware wird der grobe Raster der
Print-Bilder moiréartig verzerrt,
einige Pixel werden zu sperrigen
Flächen aufgeblasen, andere zu
nadelartigen Linien gequetscht.
Der grobe Raster entspricht dem
Informationswert des MainstreamHetero-Bildmaterials. Geringe Bildauflösung steht hier für geringen
Informationswert. (N.S.)
Lezzieflick is a deconstructive remix
of stereotypical representations of
lesbian sex in hetero porn. The body
forms become fluid, continually
changing, and the women no longer
appear to be available as the passive
object of voyeuristic desire. The
content of the image as well as the
usual position of the subject are
shifted. The material of the film
appears to dissolve in satisfaction.
Is there such thing as beautiful
‘hardcore’ camera work? (N.S.)
Es gibt eine austropatriotisch-geschichtsmythische Erzählfigur, die
Österreichs „Anschluss“ an Deutschland 1938 so erscheinen lässt: Das
Außen der Politik bricht ein in ein
bürgerliches Innen, das bis dahin in
argloser Privatheit gelebt hat, und
Österreich versinkt im Nationalsozialismus. Die Erzählfigur wurde noch
im Fernsehdiskurs zum 70. Jahrestag des „Anschlusses“ im März
2008 aktiviert; einmal war im ORF
gar vom „Einmarsch der Nazis in
Österreich“ die Rede.
14. März 1938 – Ein Nachmittag,
ein zum Found Footage umgewidmetes Home Movie, kehrt diese Erzählfigur um, lapidar und in jedem
Aspekt. (Drehli Robnik)
There is a historically mythological
narrative which reflects Austrian
patriotism, depicting the 1938
“annexation” to Germany as follows:
The external entity of politics forcibly enters a bourgeois interior which
had existed in unsuspecting privacy
until that point, and then Austria
sinks into National Socialism.
This narrative was employed as late
as the 70th anniversary of the
“annexation” in a March 2008
television debate; even the “Nazi
invasion of Austria” was mentioned
once.
March 14, 1938 – One Afternoon,
a home movie which has been repurposed as found footage, turns this
narrative around, tersely and in every
possible way. (Drehli Robnik)
CONSTANTIN WULFF
ROLAND ZUMBÜHL
s
s
STA
27
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In die Welt
Into the World
A 2008, 35mm, 1:1,85, color, 88 min,
€ 300.–
Der Ort des Geschehens ist klar umrissen: eine Geburtsklinik in Wien.
Welche Schritte sind notwendig,
damit ein Mensch zur Welt kommen
kann? Im beobachtenden Modus der
Direct-Cinema-Schule protokolliert
der Film die Abläufe innerhalb einer
Institution und eröffnet dem Zuschauer eine Welt standardisierter
Prozesse – Beratung, Untersuchung,
Verwaltung und schließlich die
Geburt selbst. Für das Miteinander
von Patientin und Personal ist alles
geplant, vieles bleibt dennoch unwägbar. Durch die Reibung eines
Regelwerks mit Momenten individuellen Glücks und Leidens entwickelt
In die Welt seine besondere Spannweite: nüchtern und zugleich von
physischer Wucht, intim, doch nicht
voyeuristisch, distanziert, aber nie
teilnahmslos.
Sterntaler
A 2008, Digi-Beta / Beta SP, 16:9, color,
20 min, € 80.–
Im Sterntaler-Märchen verschenkt
das kleine Mädchen alles was es
hat um dann alleine und verlassen
von der ganzen Welt durch den
dunklen Wald zu irren, wo es alsbald
mit Goldtalern, die vom Himmel
fallen beschenkt wird.
Wo sind die Goldtaler im echten
Leben?
Eine filmische Adaption zum Thema
Geben und Nehmen. (R.Z.)
In Grimm's fairytale Sterntaler a
small girl, abandoned and alone in
the world, loses herself in the forest.
There she receives gold-pieces which
fall from the sky.
Where are the gold-pieces in our
real world?
A film about what it is to give and
to recieve. (R.Z.)
(Jury Duisburger Filmwoche 2008)
This study of an institution – a
gynecological clinic in Vienna –
shows daily routine, and also matters
of fundamental importance, in an
expedition through nurses’ lounges
and maternity wards, through reception areas, waiting areas and examination rooms.
Into the World is direct cinema in
a literal sense: a direct film that
carries the viewer along, and without
a manipulative soundtrack or the
filmmaker’s intervention. Accompanied by Johannes Hammel’s quickreacting camera, Wulff records a
many-faceted and unsentimental
portrait of the possibilities and complications of giving birth in a facility
intended for this purpose: the miracle of human life as a product of
institutional routine. (Stefan Grissemann)
I N D I E W E LT
1 4 . M Ä R Z 1 9 3 8 . E I N N A C H M I T TA G
S T E R N TA L E R
Eleven Minutes
Die Fußball-Kurzfilm-Rolle / The Football-Shortfilm-Reel
A/CH 2008, 35mm / Digi-Beta, 1:1,85 / 16:9, color, 90 min, € 200.–
28
TOUR PROGRAMM 23
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Die Idee ist einfach und schnell erklärt:
Vier Filmschaffende aus Österreich machen jeweils 11-minütige Kurzfilme rund um die Fußball-EM 2008
in Österreich und der Schweiz. Hinzu kommen neue Kurzfilme zum Thema Fußball aus der Schweiz.
Ergänzt mit jeweils einem einminütigen Trailer entstehen dadurch zwei Halbzeiten zu jeweils 45 Minuten
zu einem Thema, „das die Welt bewegt“.
The concept is very simple:
Four filmmakers from Austria make one 11-minute short film each – all related to the European football
championship Euro 2008 in Austria and Switzerland. New Swiss shorts about football come along.
Add two short trailers and you get two halftimes of 45 minutes each on a topic „which moves the world“.
Gabriele Mathes Microwave Doping Test 1 min (Trailer 1)
Eva Hausberger Kopfball / Heading 11 min
Johanna Moder Mit Blick auf Wien / With a View of Vienna 11 min
Benedikt Rubey Schwarze Perlen / Black Pearls 11 min
Peter Hörmanseder Replay ’08 11 min
Robert Buchschwenter RB 2 min (Trailer 2)
Fulvio Bernasconi Hopp Schwyz 11 min
Roberto Martinez Oscar 10 min
Dustin Rees, Jochen Ehmann FC Murmeli 5 min
This Lüscher AlpTraum 3 min
Robin Harsch La Touche 14 min
OSCAR
MIT BLICK AUF WIEN
KOPFBALL
Auf unsicherem Terrain
On Uncertain Ground
A/RUS/USA 2008, Beta SP, color, 106 min, € 200,–
TOUR PROGRAMM 24
TOUR
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Die vier dokumentarischen Arbeiten, die hier versammelt sind, divergieren in ihren thematischen
Interessen und formalen Strategien nicht weniger stark als in ihren geografischen Destinationen:
Nicht zwei von ihnen wurden am selben Kontinent gedreht. Zusammengenommen taugen diese
106 Minuten Video aber nicht nur als Beleg für das anhaltende Reisefieber des österreichischen Dokumentarkinos, diese Miniaturen sind auch in ihrer konzentrierten Selbstbeschränkung bemerkenswert.
Marina und Sascha, Kohleschiffer; Minot, North Dakota: schon diese Titel grenzen ein Terrain ein,
das die Filme dann mehr Schritt für Schritt als mit thematischen Siebenmeilenstiefeln erkunden.
Stück für Stück schälen sich aus den Gesprächen, die Johannes Holzhausen mit seinen Protagonisten
führt, ein veritables Melodrama, das die einzelnen Lebensgeschichten in direkten Bezug zur großen
Historie der Grenzen und Staatszugehörigkeit setzt.
Dezidierter als die drei anderen Kurzfilme steht Eines Tages, nachts... im Zeichen eines selbst
gesetzten Informationsauftrags, der einer respektvollen, nichtexploitativen Opferrepräsentation geschuldet
ist. (Joachim Schätz)
The four documentary works combined in this program differ in terms of theme and formal strategy
to an extent equaled by their various settings: No two were shot on the same continent. Taken as a group,
these 106 minutes of video serve as evidence of the sustained wanderlust of Austrian documentarians,
and the concentrated self-imposed limitation to be found in these miniatures is also remarkable.
Marina and Sasha. Coal Shippers; Minot, North Dakota: Even the titles define a territory that the films
explore gradually rather than in giant thematic strides.
Bit by bit, Johannes Holzhausen’s conversations with his protagonists create a true melodrama which
directly juxtaposes the individual life stories with the grand history of borders and nationality.
More pointedly than the three other short films, A White Substance reflects the filmmaker’s personal
duty to inform that the filmmaker set for herself, which is obligated to a respectful, non-exploitative
portrait of victims. (Joachim Schätz)
Maria Arlamovsky Eines Tages, nachts... / A White Substance A 2008, 21 min
Ivette Löcker Marina und Sascha, Kohleschiffer / Marina and Sasha, Coal Shippers A/RUS 2008, 33 min
Angelika Brudniak, Cynthia Madansky Minot, North Dakota A/USA 2008, 18 min
Johannes Holzhausen Frauentag / Woman’s Day A 2008, 35 min
MARINA UND SASCHA
M I N O T, N O RT H D A K O TA
F R A U E N TA G
Index Titles
30
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12 Explosionen .............................................. 20
Last Lost ....................................................... 13
14. März 1938 – Ein Nachmittag .................... 26
Laws of Physics .............................................. 21
24/7 (Into the Direction of Light) ....................... 5
Lezzieflick ..................................................... 26
A Prima Vista ................................................. 22
Loss ................................................................ 7
alpine (an)notation ......................................... 25
Marina und Sascha. Kohleschiffer .................... 19
Alpine Passage ............................................... 25
Minnie ........................................................... 21
Angelica Fuentes. The Schindler House ............ 23
Minot, North Dakota ......................................... 8
Astor Place .................................................... 13
Mit Blick auf Wien .......................................... 21
Auf unsicherem Terrain (Tourprogramm) ............ 29
narzissus ....................................................... 12
Behind This Soft Eclipse ................................. 14
Natasha ......................................................... 11
Beyond .......................................................... 17
Neue Wege bricht neue Welt aus ........................ 6
Borgate .......................................................... 24
O.K. ................................................................ 6
Construction 76 .............................................. 19
o68 ............................................................... 19
CORNERS ...................................................... 23
Optical Vacuum .............................................. 17
CUTECUTECUTE ............................................ 16
Pareidolia ...................................................... 22
Dropping Furniture .......................................... 15
Passage Briare ................................................ 18
Eines Tages, nachts... ....................................... 4
Polterabend ................................................... 18
Eintritt zum Paradies um 3?20 ........................ 26
Punsch Noël .................................................. 18
Eleven Minutes (Tourprogramm) ....................... 28
Replay ’08 ..................................................... 15
evolverevolve 01 ............................................... 9
Ruby Skin ...................................................... 14
evolverevolve 02 ............................................... 9
Running Sushi ................................................ 20
FILM IST. a girl & a gun .................................... 9
Schwarze Perlen ............................................. 24
Flexible Cities .................................................. 7
Seemannstreue ............................................... 16
Frauentag ...................................................... 15
Speech .......................................................... 25
Galaktische Nordpol liegt im Haar der
Sterntaler ....................................................... 27
Berenice, Der .. ................................................. 6
stroboscopic noise~ .........................................16
Geburt der Venus, Die ....................................... 5
That’s what’s fishy ............................................ 4
Ground Control ............................................... 11
TILT .............................................................. 24
Her Glacial Speed ........................................... 14
Trendfollower .................................................... 8
home.movie ..................................................... 7
Une catastrophe (VIENNALE Trailer 08) ............ 12
Horse Camp ................................................... 11
Walk-In ............................................................ 5
Hotel Roccalba ................................................. 8
Wie man ruhig wird ........................................ 10
i deeply regret ................................................ 12
i turn over the pictures of my voice in my head .. 10
In die Welt ..................................................... 27
in the mix ...................................................... 20
In Transit ......................................................... 4
Innerer Monolog ............................................. 17
Kopfball ......................................................... 13
kurzes leben ................................................... 10
Index Filmartists
INDEX
31
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Abdul, Lida .................................................. 4
Moder, Johanna .......................................... 21
Arendt, Janina .............................................. 4
Palm, Michael ............................................ 21
Arlamovsky, Maria ......................................... 4
Petschnig, Maria ......................................... 21
Aschauer, Michael ......................................... 5
Pilz, Michael .............................................. 22
Blackout, Moucle .......................................... 5
Pirker, Sasha .............................................. 23
Bruch, Martin ............................................... 7
Roberts, Derek ............................................ 23
Bruckmayr, Didi ............................................ 7
Roisz, Billy ................................................. 24
Brudniak, Angelika ........................................ 8
Rubey, Benedikt ......................................... 24
Condin, Reinhilde ......................................... 7
Scheiber, Lotte ........................................... 24
Dabernig, Josef ............................................. 8
Schwentner, Michaela ................................. 25
Deutsch, Gustav ........................................... 9
Stauber, Edith ............................................ 10
Doser, Barbara .............................................. 9
Suljič, Daniel ............................................. 26
EXPORT, VALIE ........................................... 10
Swiczinsky, Nana ........................................ 26
Fahrenholz, Loretta ..................................... 10
Vom Gröller, Friedl (Kubelka) ........................ 18
Freise, Johanna .......................................... 10
Weihrich, Christoph ..................................... 26
Fruhauf, Siegfried A. ................................... 11
Wulff, Constantin ........................................ 27
Gallieni, Ella .............................................. 11
Zumbühl, Roland ........................................ 27
Gladik, Ulrike ............................................. 11
Godard, Jean-Luc ........................................ 12
Goldt, Karø ................................................. 12
Haring, Chris .............................................. 20
Hausberger, Eva .......................................... 13
Heller, Eve ................................................. 13
Holzhausen, Johannes ................................. 15
Hörmanseder, Peter ..................................... 15
Horn, Paul ................................................. 15
Hund, Harald ............................................. 15
Kalus, Anna ............................................... 16
Knapp, Manuel ........................................... 16
Kogler, Clemens .......................................... 16
Kowalski, Dariusz ........................................ 17
Krautgasser, Annja (n:ja) ............................. 17
Kreutzer, Marie ........................................... 18
lia ............................................................. 19
Löcker, Ivette ............................................. 19
Lutz, Hans-Christin ..................................... 10
Lurf, Johann ............................................... 20
Machacek, Jan ........................................... 20
Madansky, Cynthia ........................................ 8
Mattuschka, Mara ....................................... 20
32
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Übersetzungen/translations: Steve Wilder, Lisa Rosenblatt, Eve Heller, Autoren/authors
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