45 Männer, 45 Fragen und 45 Antworten. Ein

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45 Männer, 45 Fragen und 45 Antworten. Ein
GESELLSCHAFT
WARUM BAUEN
MANNER
MEHR UNFÄLLE ALS
FRAUEN? Männer fahren
impulsiver, schneller und risikofreudiger. Gleichzeitig sind
sie leicht aus der Fassung zu
bringen. Guckt man im Rückspiegel, wer hinter einem ungeduldig hupt, sitzt meist ein
Mann am Steuer. Männer sehen
andere Verkehrsteilnehmer
als Konkurrenten: Sich bloss
nichts gefallen lassen! Sich
nicht verdrängen lassen! Hart
dranbleiben! Da schaltet Mann
schon mal das Gehirn aus und
den Jagdtrieb ein. Frauen sind
defensiver, aber unvorsichtiger. Bei Bagatellunfällen liegen
die Frauen statistisch vorn:
Mäuerchen übersehen, Rückspiegel abgebrochen, beim
Parkieren Pfosten gerammt …
— Markus Muff (46), Garagist und
­I nhaber Bermuda-Garage in Zürich
MÄNNER
SIND SO
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45 Männer, 45 Fragen
und 45 Antworten.
Ein vielschichtiges
­Psychogramm des
nicht immer ganz so
­s tarken Geschlechts.
— Redaktion: Nicole Gutschalk,
Frank Heer, Annette Keller (Bild) ­
— Fotos: Michael Sieber
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WAS KÖNNEN
­H ETEROS VON
SCHWULEN ­
MANNERN LERNEN?
Da wäre, erstens, der lockere
Umgang mit Frauen. Wir
Schwulen sind frei vom Jagdtrieb. Das schätzt eine Frau.
Und da wäre, zweitens, die
lockere Hingabe an die Mode.
Wir suchen das Exquisite,
setzen Fantasien in Trends um.
Wir mögen das, unsere Partner
auch und ebenso viele Frauen.
Und: Karrieren sind uns immer
noch (meist) verwehrt. Das
macht uns, drittens, locker, weil
freier verfügbar. Der Gedanke,
dass man uns verdrängen kann,
weil keine Familie dranhängt,
fordert von uns Beweglichkeit.
Und das kann man lernen.
— Ernst Ostertag (85), pensionierter
Lehrer aus Zürich; heiratete als erster
Mann der Schweiz einen Mann: seinen
langjährigen Partner Röbi Rapp (84)
WERDEN MÄNNER
IM ALTER WEISE?
Das kann ich leider erst sagen, wenn
ich selber im Alter bin. Zurzeit b­ efinde
ich mich noch mitten im Studium!
— Pfuri Baldenweg (68), Musiker aus Hallwil AG,
­f rüher bei der Band Pfuri, Gorps & Kniri, heute bei
Grand Cannon
Warum mögen Männer keinen Klatsch?
Da lacht ja ein Ross. Es gibt keine andere Spalte, auf die ein
Mann so scharf ist, wie die Klatschspalte. Er will da entweder
rein, oder er will wissen, wieso ein anderer drin ist. Weil sie
den Bammel haben, als schnatternde Tunten abgestempelt zu
werden, tauschen sie den neusten pikanten Klatsch vor dem
Cheminéefeuer bei einem Glas Whiskey aus. Diese Umgebung
verleiht ihrem Klatsch eine höhere Weihe.
—Hans-Peter Hammel aka -minu (67), Klatschkolumnist und Autor, Basel
Ist die Mutter
die wichtigste
Frau im Leben
eines Mannes?
Sie hat mich auf die
Welt gebracht, das
spricht schon mal dafür.
Sie hat als Immigrantin
auf vieles in ihrem
Leben verzichtet, um
mir und meiner
Schwes­t er eine bessere
Zukunft zu ermöglichen. Sie war selbst
dann für mich da, wenn
ich mich wie ein
Vollidiot benahm. Deshalb: Ja, meine Mutter
ist die wichtigste
Frau in meinem Leben!
— Stress, bürgerlich Andres
­A ndrekson (37), Rapper
aus Lausanne; er ist zurzeit auf
Schweizer Tournee
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WANN
­VERLIEREN
MANNER
IHR GESICHT?
Warum gucken
Männer ­Pornos?
Wenn sie schlafen.
Beim KleiderAnprobieren. Oder
wenn sie sagen:
Leg dich hin, ich
glaub, ich lieb dich.
— Beni Bischof (39), Künst­
ler und Manor-Kunstpreis­
träger aus Widnau SG;
­A usstellung: Kunstmuseum
St. Gallen, bis 21. 6.
Sind im Herzen alle
Männer polygam? Ja. Sicher
gibt es Männer, die aufrichtig kein
Bedürfnis nach A
­ bwechslung im Lie­
besleben verspüren. Die ihre Neugier
auf andere – darauf, wie sie küssen,
riechen und sich anfühlen – ein Leben
lang bezwingen. Aber abgesehen von
diesen raren Ausnahmen ist im Herzen
jeder Mensch polygam, glaube ich,
nicht nur die Männer. Warum also
machen es sich Paare so schwer, indem
sie versuchen, sich zur Monogamie
zu zwingen? Als ob das der Liebe ein
­längeres Leben bescheren würde.
Besser, man spricht in der Partnerschaft
ehrlich über seine sexuellen Bedürf­
nisse und Verlustängste und gönnt
seinem Liebsten, was man auch für sich
beansprucht. Ich glaube ans Bonnie-­
&-Clyde-Prinzip: Partners in Crime.
— Pascal Möhlmann (45), Künstler aus Zürich;
­h atte für annabelle das Cover-Porträt von Roger
­F ederer gemalt (annabelle 8/14)
Ist Gott ein Mann? Vor kurzem bin ich einem
Mann begegnet, der gesagt hat: «Ich kann mir Gott
nicht vorstellen.» So ist es eben mit Gott: Es gibt kein
Bildli, das wir von ihm herumtragen könnten. Unsere
Hirnzellen reichen nicht aus, um ihn uns vorzustellen.
Was auch nicht nötig ist. Denn Gott offenbart sich
­jedem anders. Das können wir im Alten Testament nach­
lesen, wo Gott sich an Moses wendet und spricht: «Ich
werde derjenige sein, als der ich mich erweisen werde.»
Weil wir Männer sind
und auf starke visuelle
Reize reagieren. Die
­e xplizite Darstellung des
Aktes regt uns dazu an,
den eigenen Trieb zu
­b efriedigen. Während es
heute meist Filme sind,
waren es früher Foto­
strecken in Magazinen,
die teilweise sogar
­r ichtige Kurzgeschichten
­e rzählten. Ein wenig
wie einst der «Bravo»-­
Fotoroman – einfach für
Erwachsene.
— Lars Rutschmann (36),
­P ornodarsteller und -produzent
aus Winterthur
MUSS EIN MANN
AUCH MAL
­ZUSCHLAGEN
KONNEN? Ein Mann
sollte immer wieder
­z uschlagen können!
Etwa nach einem harten
Training, da soll er zur
Belohnung beim Essen so
richtig zuschlagen. Wenn
sich ein gutes Geschäft
an­bietet, soll er die Chance
packen und zuschlagen.
Aber mit der Faust? Nein!
Gibt es Ausnahmen? Als
Verteidigung? Selbst
dann gibt es meist Wege,
der Gewalt aus dem Weg
zu gehen. Das Einzige,
was immer wieder zuschlägt, ist ohnehin das
Leben. Da geht es nicht
darum, zurückzuschlagen,
sondern darum, ein­
stecken zu können.
— Janosch Nietlispach (27), Kick­
boxprofi und K-1-Weltmeister, Zug
— Ernst Sieber (88), Pfarrer aus Zürich, Leiter eines Sozialwerks für
­O bdachlose, Drogensüchtige und Aidskranke
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Was beichten Männer? Seit 46 Jahren
nehme ich im Beichtstuhl die Beichte ab. Die unter­
schiedlichsten Männer haben bei mir gebeichtet:
­Jugendliche, Familienväter, Alleinstehende, Betagte.
Meistens geht es um Sexualität. Sie beichten Selbst­
befriedigung und Ehebruch oder suchen Vergebung
für den Sex mit Prostituierten.
— Josef Raschle (73), langjähriger Dompfarrer von St. Gallen
Was verlangen Männer
im Puff am häufigsten?
Blowjob, Geschlechtsverkehr und
Analsex. Die wenigsten stehen auf har­
te SM-Spiele oder andere Akrobatiken.
Manchen ist es zuhause zu langweilig
geworden, sie suchen das Abenteuer.
Andere wagen es nicht, der Partnerin
ihre Wünsche zu offenbaren. Sie
vertrauen sich einer Prostituierten an.
Der Löwenanteil unserer Besucher ist
­Mitte dreissig. Die sind voll in der
­Arbeitswelt, haben wenig Zeit für die
Beziehung, vielleicht noch kleine
­Kinder, da läuft auf der Erotikebene
häufig nicht sehr viel. Statt in den
Sportclub zu gehen, machen sie einen
Abstecher zu uns. Das ist stressfreier
und ­e ffizienter als eine Affäre.
WANN IST EIN MANN ALT?
Wenn er mehr in der Vergangenheit lebt
als in der Gegenwart.
— Joshua Ott (17), Schüler, Atelierklasse
Rudolf-Steiner-Schule in Zürich
— Fritz Müller (47), Geschäftsführer S­ aunaclub
Globe in Schwerzenbach ZH
WARUM KRIEGEN MÄNNER EINE WAMPE?
Vereinfacht gesagt: Männer sind Äpfel und Frauen sind Birnen.
Während die weiblichen Fettdepots in den Hüften und Oberschenkeln stecken, befinden sie sich bei Männern im Unterhautfettgewebe um den Bauch. Ab Mitte dreissig verlangsamt sich
der Stoffwechsel des Mannes, nicht aber sein Appetit. Er isst
mehr, als der Körper verbrennen kann. Zu den grössten Lieferanten von Unterleibsfett gehört der ­Alkohol. Leider ist eine Wampe
nicht nur ein ästhetisches Problem, sie kann auch Indikator für
Diabetes, ­hohen Blutdruck oder Herzkrankheiten sein. Die gute
Nachricht für den Mann: «Äpfel» verlieren Pfunde leichter als
«Birnen», Bauchfett baut sich durch richtige Ernährung und Bewegung schneller ab als die Polster um Hüfte und Oberschenkel.
— Michael Bruce Zimmermann (56), Ernährungswissenschafter und Leiter des
Labors für Humanernährung an der ETH Zürich
WAS MACHT DEN MANN ZUM TIER?
Die Stammesgeschichte. Biologisch gesehen
gehören wir Menschen zu den Tieren. Die meisten
unserer Gene sind in unseren Vorfahren entstanden. Auch das Y-Chromosom, das in Säugetieren
das männliche Geschlecht definiert, ist sehr viel
älter als die Art Mensch. Nach seiner Entstehung
vor etwa 200 Millionen Jahren verbrachte das
­Y-Chromosom also die meiste Zeit in unseren tierischen Vorfahren, bevor sich die Abstammungs­
linien von Schimpansen und Menschen vor sieben
Millionen Jahren trennten. Weil das Y-Chromosom
nur in Männern zu finden ist – und wir zusätzlich
auch das X-Chromosom besitzen (von dem Frauen
zwei Kopien aufweisen) –, haben wir ein bisschen
mehr Gene der tierischen Ahnen in uns als Frauen.
— Walter Salzburger (40), Zoologe an der Uni Basel
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Wovon träumen Männer?
WELCHE ROLLE
SPIELEN MANNER
AM BESTEN? Ich ver-
Von Abenteuern und weniger Bequemlich­k eit.
Von Authentizität und weniger Hashtags. Und
von einem eigenen Schneetöff.
suche, nicht in Rollenschubladen zu denken, da
eine Rolle für mich immer
aus verschiedensten Leben
besteht. So wie ein liebender, aber unvermögender
Vater, der ein unzufriedener
Angestellter ist, sich
privat als ein erstaunlich
bindungsscheuer Ehemann
zeigt, dafür aber ein
unheimlich ehrlicher und
fürsorglicher Kumpel ist,
in seinem Inneren jedoch
ständig vor seinen eigenen
starken, dunklen Dämonen
wegläuft, wovon seine
Frau nichts merkt, da er
über­raschend gut und
tootaal romantisch im Bett
ist, ­o bwohl eine unerwartet
kaltblütige Einsamkeit
an ihm nagt. So viel zum
­Thema Rollendenken.
— Cédric Widmer (23), Student der Medienwissenschaften
und Wirtschaft an der Uni Basel
— Sven Schelker (25),
Film- und Theaterschauspieler aus
Basel; für die Rolle als Röbi
Rapp in «Der Kreis» erhielt er den
­S chweizer Filmpreis 2015
Warum nehmen
Männer Haarwuchsmittel, die
nichts nützen?
Die Hoffnung stirbt eben
zuletzt. Da ticken wir
Männer nicht anders als
Frauen. Auch sie strei­
chen sich Anti-FaltenCrèmes ins Gesicht, die
selten das gewünschte
Resultat bringen. Meine
­M einung: Ein schönes
­Gesicht braucht Platz –
mehr Mut zur Glatze!
WARUM SPIELEN
MANNER MIT DEM
FEUER? Das ganze
L­ eben ist ein Spiel mit
dem Feuer. Und wer sich
nie die Finger verbrennt,
hat nicht wirklich gelebt.
— Beda Sartory (64) aus Wil SG,
­U nternehmer, Krisenmanager und
Präsident der Schweizerischen­
Koordinationsstelle Feuerwerk (SKF)
— Martin Dürrenmatt (24),
­M ake-up & Hair Artist, Zürich
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