PCtipp 1005 Windows auf einen USB

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PCtipp 1005 Windows auf einen USB
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Praxis Windows ab USB-Stick installieren
PCtipp, Mai 2010
Windows
im Hosensack
Hat Ihr Notebook oder Mini-PC
kein DVD-Laufwerk? Kein Problem:
Kopieren Sie Windows XP, Vista
oder 7 auf einen USB-Stick, um
es von dort zu installieren.
K
leine Notebooks, Netbooks und Mini-PCs
(Nettops) haben oft kein CD- oder DVDLaufwerk. Bei Programmen, die sich direkt
über das Internet herunterladen lassen, ist die
Installation kein Problem. Windows gibt es hingegen nur auf Disks. Wenn Sie das System neu
aufsetzen müssen, sitzen Sie in einer Sackgasse.
Die Lösung: Kopieren Sie das Betriebssystem auf
einen USB-Stick. Ab diesem können Sie Windows schnell und bequem auf jedem Rechner mit
USB-Anschluss installieren.
Windows auf dem USB-Stick bietet auch Vorteile, wenn Ihr Computer über ein optisches
Laufwerk verfügt. Den Stick können Sie immer
mitnehmen, ohne sich vor Beschädigungen wie
Kratzern zu fürchten. Zudem läuft die Installation viel schneller. Windows 7 ist zum Beispiel
bereits nach wenigen Minuten frisch aufgesetzt.
Darüber hinaus speichern Sie die wichtigsten
Gerätetreiber gleich auf dem USB-Stick, was die
Installation des Systems noch einfacher macht.
Der PCtipp zeigt in diesem Artikel, wie Sie mit
Gratisanwendungen Windows XP, Vista und 7
auf einen USB-Stick kopieren und was Sie bei der
anschliessenden Installation beachten sollten.
USB-Stick mit Windows 7
Das benötigen Sie:
DVD oder ISO-Image von Windows 7
USB-Stick mit mindestens 4 GB Speicher
Für Windows 7 bietet Microsoft ein Werkzeug
an, mit dem Sie das Betriebssystem auf einen
USB-Stick kopieren können. Besonders einfach
geht das, wenn Sie eine Download-Version von
Windows 7 haben (sogenanntes ISO-Image).
Diese erhalten etwa Studenten bei Microsofts
MSDN Academic Alliance (www.microsoft.com/
switzerland/education/de/initiatives/msdnaa.
mspx). Besitzen Sie eine solche Version, fahren
Sie gleich mit Schritt 4 auf der nächsten Seite fort.
Ansonsten erstellen Sie zuerst ein ISO-Image,
also ein Abbild Ihrer Windows-7-DVD.
Schritt 1: Laden Sie die Freeware ImgBurn von
www.pctipp.ch mit WEBCODE 34340 herunter (Info
zum PCtipp-Webcode, S. 5). Installieren Sie diese
und starten Sie das Programm mittels StartButton/Programme/ImgBurn, Screen 1.
Schritt 2: Legen Sie Ihre Windows-7-DVD ins
Laufwerk ein und klicken Sie in ImgBurn auf
Create image file from disc. Es erscheint ein
neues Dialogfenster, Screen 2. Wählen Sie unter A
das Laufwerk mit der Windows-7-DVD. Bei B
legen Sie fest, wo das ISO-Image auf der Festplatte
gespeichert wird. Merken Sie sich den Speicherort. Für das ISO-Image sind rund 3 GB nötig.
Nach einem Klick auf C startet der Kopiervorgang.
ILLUSTRATION TOM HÜBSCHER, TNT-GRAPHICS
■ von Janis Berneker
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Lösungen von Computerproblemen auf www.pctipp.ch/praxishilfe
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1
Die ISO-Datei von Windows 7 muss ein wenig manipuliert
werden; das geht dank isoavdpcopy.exe automatisch
4
ImgBurn ist der ideale Helfer zum Kreieren von CD- und DVD-Abbildern
2
A
Microsoft bietet ein kostenloses und einfaches Programm, um
einen Windows-7-Stick anzufertigen
5
B
C
A
Um Windows 7 auf einen USB-Stick zu kopieren, benötigen Sie ein ISO-Image
Bis das Abbild erstellt ist, dauert es je nach Laufwerk bis zu einer Viertelstunde. Schliessen Sie
ImgBurn danach.
Schritt 3: Weil das Windows-Programm zum
Erstellen des Windows-7-Sticks nur die OriginalISO-Dateien von Microsoft erkennt, muss die
zuvor erstellte ISO-Datei zuerst modifiziert werden. Dazu hat ein findiger Entwickler ein kleines
Tool programmiert, das Sie von www.pctipp.ch
mit WEBCODE isoavdpcopy herunterladen. Entpacken
Sie die Zip-Datei in denselben Ordner, in dem
FACHCHINESISCH
OEM-Version
Original Equipment Manufacturer (kurz OEM)
heisst auf Deutsch Originalgerätehersteller.
OEM-Software wird meist nur zusammen mit
Hardware verkauft. Sie hat eventuell weniger
Funktionen als die Vollversion.
Beim Kopieren werden alle Daten auf dem USB-Stick gelöscht
Sie zuvor das ISO-Abbild gespeichert haben. Öffnen Sie den Ordner im Arbeitsplatz und ziehen
Sie mit der Maus die ISO-Datei von Windows 7
auf die Datei isoavdpcopy.exe, Screen 3. Es öffnet
sich ein schwarzes Fenster, das sich nach wenigen
Sekunden wieder schliesst. Die Manipulation ist
danach bereits erledigt.
Schritt 4: Laden Sie Microsofts «Windows 7
USB/DVD Download Tool» herunter und installieren Sie es. Sie finden dieses mit WEBCODE 51162.
Nach der Installation entdecken Sie auf dem Windows-Desktop eine Verknüpfung zum Tool.
Schritt 5: Starten Sie das Programm über die
Verknüpfung und klicken Sie auf die Schaltfläche
Browse, Screen 4. Navigieren Sie zur ISO-Datei
und wählen Sie diese aus. Erscheint jetzt eine
Fehlermeldung, führen Sie – falls noch nicht geschehen – Schritt 3 aus. Klappt es immer noch
nicht (weil Sie zum Beispiel eine ➔ OEM-Version
von Windows 7 besitzen), gibt es einen Weg, der
bestimmt funktioniert: Gehen Sie so vor, wie im
Abschnitt «XP-/Vista-Stick erstellen» auf S. 40
beschrieben und verwenden Sie die Windows-7DVD zusammen mit der Vista-Anleitung.
Erscheint keine Fehlermeldung, fahren Sie mit
Next fort. Stecken Sie den USB-Stick am Rechner
ein. Befinden sich Daten darauf, sollten Sie diese
jetzt auf den PC kopieren; alle Dateien auf dem
USB-Stick werden später gelöscht. Klicken Sie
danach auf USB Device. Im neuen Dialogfenster
sollte Ihr Stick ausgewählt sein, Screen 5. Ist dies
nicht der Fall, schnappen Sie sich den USB-Stick
mittels Klick auf A. Wählen Sie danach Begin
copying. Es erscheint eine Warnung, dass sämtliche Daten des USB-Sticks gelöscht werden. Bestätigen Sie mit Erase USB Device und Ja.
Schritt 6: Windows wurde erfolgreich auf Ihren
USB-Stick kopiert. Wie Sie das System direkt ab
dem Stick installieren, lesen Sie ab S. 41.
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Praxis Windows ab USB-Stick installieren
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PCtipp, Mai 2010
Beim Erstellen
des USB-Sticks
mit Windows XP
oder Vista hilft
Ihnen dieses
Gratisprogramm
A
XP-/Vista-Stick erstellen
Das benötigen Sie:
CD oder ISO-Image von Windows XP
USB-Stick mit mindestens 1 GB Speicher
oder:
DVD oder ISO-Image von Windows Vista
USB-Stick mit mindestens 4 GB Speicher
B
C
D
E
F
Das «Windows 7 USB/DVD Download Tool»
funktioniert nur mit Windows 7. Für Vista und
XP muss eine andere Freeware her. Sie heisst
WinSetupFromUSB, Screen 6. Diese funktioniert
sogar mit OEM-Versionen von Betriebssystemen.
Die meisten Schritte sind für XP und Vista gleich.
Gibt es Abweichungen, ist dies beschrieben.
Hinweis: Haben Sie von XP oder Vista nur ein ISOImage, brennen Sie damit zuerst eine richtige CD
bzw. im Fall von Vista eine DVD. Dabei hilft das
erwähnte ImgBurn. Alternativ entpacken Sie das
ISO-File mit einem Tool wie 7-Zip (WEBCODE
23820) in einen Ordner auf der Festplatte.
Schritt 1: Stecken Sie Ihren USB-Stick an Ihrem
Computer ein. Laden Sie anschliessend die Software WinSetupFromUSB von www.pctipp.ch mit
WEBCODE 51163 herunter. Entpacken Sie die ZipDatei in einen Ordner Ihrer Wahl. Öffnen Sie
diesen und führen Sie die Datei WinSetupFromUSB.exe per Doppelklick aus.
G
7
D
E
A
B
C
Als Erstes machen Sie Ihren USB-Stick mit dem Programm WinSetupFromUSB bootfähig
Schritt 2: Als Erstes müssen Sie Ihren USB-Stick
bootfähig machen. Damit kann der PC direkt ab
dem Stick aufstarten. Wählen Sie dazu unter A
Ihren USB-Speicher aus und klicken Sie auf
RMPrepUSB B. Es erscheint ein neues Fenster.
Schritt 3: Lassen Sie sich nicht von den vielen
angezeigten Optionen verwirren, Screen 7. Die
meisten davon benötigen Sie nicht.
Für Windows XP markieren Sie unter «3 Boot
Options» den Punkt A. Hat Ihr USB-Stick weniger
als 2 GB Speicher, wählen Sie unter «4 Filesystem» die Option FAT16 B, andernfalls FAT32 C.
Für Windows Vista nehmen Sie unter «3 Boot
Options» den Punkt D. Beim Dateisystem greifen
Sie zu FAT32 C, da die Grösse des USB-Sticks
sowieso mindestens 4 GB beträgt.
Mit einem Klick auf Prepare Drive E und
zweimal OK startet der Vorgang. Schliessen Sie
danach mittels Exit das Fenster.
Schritt 4: Legen Sie die XP-CD oder Vista-DVD
in das Laufwerk ein. Aktivieren Sie für XP das
Häkchen bei Screen 6 C und wählen Sie per D die
XP-CD aus. Haben Sie keine CD, sondern ein
entpacktes ISO-Image, greifen Sie zu diesem.
Für den Vista-Stick setzen Sie das Häkchen
bei E und wählen via F Ihre Vista-DVD oder den
entpackten ISO-Image-Ordner aus.
Nach einem Klick auf GO G startet der Kopiervorgang, der besonders bei Windows Vista einige
Zeit in Anspruch nimmt.
Schritt 5: Der USB-Stick ist jetzt einsatzbereit.
Wie Sie ihn für die Installation verwenden, lesen
Sie im nächsten Abschnitt.
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10
A
B
Um vom USB-Stick zu starten, müssen Sie die Boot-Reihenfolge ändern
Wählen Sie das Laufwerk aus, auf dem Windows installiert werden soll
9
Dieses Menü erscheint bei der Installation von Windows XP
Ab USB-Stick installieren
Um Windows ab dem USB-Stick zu installieren,
darf der Computer nicht wie gewöhnlich von der
Festplatte starten, sondern er muss vom USBSpeicher booten. Dazu ist ein Besuch im ➔BIOS
nötig. Dorthin gelangen Sie, indem Sie nach dem
Einschalten des PCs eine bestimmte Taste drücken. Je nach Rechner variiert diese; oft handelt
es sich um Del, F1, F2 oder F10. Welche es bei
Ihrem PC ist, wird beim Start angezeigt (zum
Beispiel mit «Press F1 to enter Setup»).
Durchforsten Sie die Untermenüs des BIOS.
Dort lässt sich die Boot-Reihenfolge (engl. Boot
Order) ändern, Screen 8. An erster Stelle muss
«USB Device» stehen. Je nach Rechner heisst die
Option auch «Removable Device» oder «External
Device». Unter Umständen müssen Sie auch eine
separate Option namens «Boot to Removable
Devices» oder «USB Boot Priority» aktivieren.
Konsultieren Sie dazu das Handbuch des Computer- oder Mainboard-Herstellers. Speichern Sie
Ihre Änderungen und verlassen Sie das BIOS.
Stecken Sie nun Ihren USB-Stick am PC ein
(am besten direkt und nicht an einem USB-Hub).
Beim Aufstarten des Rechners wird automatisch
die Windows-Installation gestartet. Unter XP
FACHCHINESISCH
BIOS
In einem Chip auf der PC-Hauptplatine gespeicherte Software zur Steuerung der Hardware-Grundfunktionen und der Kommunikation zwischen Prozessor, Arbeitsspeicher und
Peripheriegeräten.
11
Die Installation von Windows Vista und 7 ist besonders komfortabel
erscheint direkt ein Installationsmenü, Screen 9.
Drücken Sie keine Taste, sondern warten Sie
einige Sekunden; es wird automatisch die richtige
Option gewählt. Entfernen Sie den USB-Stick
erst, wenn Windows ganz fertig installiert ist und
Sie sich in der gewohnten Windows-Oberfläche
befinden. Das ist wichtig, da sonst beim Neustart
die Installation wieder von vorne beginnt.
Achten Sie bei der Installation unbedingt darauf, dass Sie als Ziellaufwerk Ihre Festplatte wählen und nicht den USB-Stick. Das oder die PCLaufwerk(e) erkennen Sie an der Bezeichnung
und der Grösse, Screen 10. In unserem Screen ist
etwa A der USB-Stick und B das Ziellaufwerk.
Unter Windows Vista und 7 erscheint kein
Installationsmenü. Es werden automatisch sämtliche benötigten Dateien auf den PC kopiert und
entpackt, Screen 11. Anschliessend startet der
Rechner einmal neu. Entfernen Sie den USBStick, weil sonst die Installation erneut beginnt.
Die Installation wird danach ohne USB-Stick
abgeschlossen. Auch bei Windows Vista/7 müssen Sie bei der Wahl des Ziellaufwerks aufpassen,
dass Sie nicht zum USB-Stick greifen.
■
PROGRAMMTIPPS
Nützliche Tipps zum Windows-Stick
Mehrere Windows-Fassungen:
Von Windows XP, Vista und 7
gibt es zahlreiche Varianten –
zum Beispiel Home Premium,
Professional, Ultimate etc. Besitzen Sie die Lizenzschlüssel
für mehrere Editionen, können
Sie denselben USB-Stick für
die Installation benutzen. Bei
der Vista-Installation tippen
Sie zum Beispiel keine Seriennummer ein; nun bestimmen
Sie, welche Edition installiert
wird. Die Seriennummer müssen Sie nach der Installation
eingeben, wählen Sie also die
richtige Edition aus. Möchten
Sie beim Installieren von Windows 7 die Edition auswählen,
löschen Sie auf dem USB-
Stick zuerst die Datei «ei.cfg»
im Unterordner «sources». Für
XP gibt es keine Möglichkeit,
ein Auswahlmenü zu erstellen.
Treiber mitspeichern: Wichtige
Gerätetreiber sollten Sie direkt
auf dem USB-Stick speichern,
nachdem Sie das Betriebssystem darauf kopiert haben. Der
Vorteil: Sie müssen diese nach
der Installation nicht mehr herunterladen. Erstellen Sie dazu
auf dem Stick einen Unterordner, in den Sie die gewünschten Treiber kopieren. Vor allem
WLAN- und Netzwerktreiber
sind zu empfehlen, weil Sie
ohne diese unter Umständen
gar nicht ins Internet kommen.
Portables Windows XP: Auf
dem USB-Stick kann ein voll
funktionsfähiges Windows XP
installiert werden. Das heisst:
Beim Booten ab USB-Stick
wird das Windows geladen, das
sich auf dem Stick befindet.
Aber Vorsicht: USB-Sticks haben eine beschränkte Lebensdauer. Daher dient eine solche
Windows-Installation eher als
Lösung für den Notfall – zum
Beispiel, wenn Windows auf
dem PC streikt und Sie Ihre
Daten retten möchten. Anleitungen zum Erstellen eines
portablen Windows finden Sie
unter www.winusb.de oder
über Google mit den Stichwörtern windows xp usb-stick.