Rechtsextreme Jugendszene

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Rechtsextreme Jugendszene
THEMA
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Stefan Glaser und Friedemann Schindler
Rechtsextreme
Jugendszene
i m
I n t e r n e t
E i n R e c h e rc h e p ro j e k t v o n j u g e n d s c h u t z . n e t i n Z u s a m m e n a r b e i t m i t d e r B u n d e s z e n t r a l e f ü r p o l i t i s c h e B i l d u n g
jugendschutz.net, die Zentralstelle der Länder für Jugendschutz im
Das Internet hat sich in den vergangenen Jahren mit steigenden Nutzerzahlen und einem
Internet, beschäftigt sich seit seiner Gründung auch mit rechtsextremen
beständig wachsenden Angebot im World
Wide Web zu einem Massenmedium ent-
Websites. Da das Angebot des traditionellen, organisierten Rechtsextre-
wickelt, das auch von der rechtsextremen Szene zur Kommunikation und als Propagandain-
mismus im Internet für Jugendliche wenig interessant zu sein schien und
strument genutzt wird.
neue rechtsextreme Angebote auftauchten, die von Jugendlichen für
„Stormfront“ oder das „Thulenet“, aber auch
Während
„klassische“
Nazisites
wie
die typischen „Parteisites“ von N P D , D VA
Jugendliche gemacht waren, hat sich jugendschutz.net im letzten Jahr
oder den Republikanern eher langweilige
Bleiwüsten präsentieren und textlastig für die
intensiv mit der rechtsextremen Jugendszene im Internet auseinander
„rechte Sache“ werben, existieren mittlerweile auch zahlreiche modern und peppig gestal-
gesetzt. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass rassistische Propaganda
tete Webpages einer rechtsextremen Jugendszene. Sind rechtsextreme Angebote auf
vor allem dann potentiell jugendgefährdend wirkt, wenn sie Jugendliche
einem deutschen Server abgelegt, werden Inhalt, Symbolik und Sprache von den Anbie-
mit kurzen Texten, „frecher“, „oppositioneller“ Sprache und mit inter-
tern in der Regel knapp unterhalb der Strafbarkeitsschwelle gehalten. Demgegenüber
aktiven Elementen anspricht. Das Rechercheprojekt (Laufzeit Februar –
zeichnen sich rechtsextreme Websites, die auf
ausländischen Servern liegen, meist durch of-
September 2000) wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung
fene neonazistische und rassistische Propaganda aus. Nur in wenigen Ländern ist rechts-
finanziert. Ausgangspunkt für die Recherchen waren einschlägige
extreme Propaganda strafbar, insbesondere
Adressen, die Jugendlichen bekannt waren. Diese „relevanten" Adressen
Speech“ zulässig, da im „First Amendment“
wurden durch die Sichtung von sogenannten Historylisten aus Jugend-
(„freedom of speech“) garantiert ist. Mit anti-
in den U S A ist die Verbreitung von „Hate
der amerikanischen Verfassung die freie Rede
semitischen Pamphleten und Cartoons, Witeinrichtungen und Schulen sowie durch Umfragen unter Schülern ermittelt
zen über Minderheiten, Aufrufen zur Gewalt
gegen Ausländer und Andersdenkende, Nazi-
und durch intensive Recherchen der Projektgruppe ergänzt.
Symbolik oder Anleitungen zum Bau von
Sprengkörpern wird bewusst provoziert, es
werden gesellschaftliche Tabus gebrochen.
Die Sprache dieser Angebote ist meist
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„frech“, betont jugendlich und „oppositio-
gemeint („We must secure the existence of
nell“. Die Betreiber dieser Angebote nutzen
our people and a future for white children“
sämtliche technische Möglichkeiten, um ihre
oder in einer deutschen Übersetzung mit 14
Sites attraktiv zu gestalten (Flash-Animatio-
Worten: „Wir müssen den Fortbestand unse-
nen, Download von Sounddateien, Kommuni-
rer Rasse bewahren und auch die Zukunft ari-
kationsangebot). Insbesondere die interakti-
scher Kinder sicherstellen”).
ven Elemente wie Diskussionsforen oder Gäs-
Neben den rassistischen Äußerungen
tebücher haben einen wichtigen Stellenwert
wird man beim Besuch einer solchen Site auch
zur Verbreitung von Nazi-Propaganda sowie
mit faschistischen Symbolen konfrontiert. Ha-
zur Kommunikation und Vernetzung innerhalb
kenkreuze, keltische Runen, die schwarz-weiß-
der rechtsextremen Net-Gemeinde.
rote Fahne, aber auch Bilder von Nazi-Persön-
Die auf rechtsextremen Websites behan-
lichkeiten „zieren“ rechtsextreme Websites.
delten Themen entsprechen der klassischen
Teilweise werden auch Videos zum Download
Bandbreite neonazistischer Inhalte. So sind
angeboten, z. B. Hitlers Propagandafilm Der
übersteigerter Nationalismus, Antisemitismus
ewige Jude oder Sequenzen aus historischem
und die Ablehnung alles „Andersartigen“
Filmmaterial (z. B. N S -Aufmärsche).
auch typisches Kennzeichen rechtsextremer
Webpräsenzen. Ausländische Mitbürger wer-
Rechtsextreme Musik im Internet
den zu Sündenböcken deklariert – ihnen wird
Schuld und Verantwortung für (meist soziale)
Generell spielt Musik in der rechtsextremen
Probleme zugeschoben, Minderheiten wer-
Szene eine bedeutende Rolle. „Fascho-rock“
den diskriminiert und beschimpft. In den mei-
stellt ein verbindendes Element vor allem in
sten Fällen lehnen die Seitenbetreiber demo-
der neonazistischen Skinhead-Szene dar. Man
kratische Prinzipien ab, stattdessen wird „das
unterlegt aggressive Sounds mit rassistischen
Reich“ als Staatsform verherrlicht. Gewalt
Texten, transportiert dadurch Vorurteile und
wird als Mittel zur Erreichung neonazistischer
schafft die typischen „Feindbilder“. Skin-
Zielsetzungen befürwortet und nicht selten
Bands wie Macht und Ehre oder Landser bie-
durch Aufrufe und konkrete Handlungsanwei-
ten Identifikationsmöglichkeiten mit rechtsex-
sungen geschürt.
tremem Gedankengut und haben in Insider-
Insbesondere rassistische, antisemitische
kreisen inzwischen Kultstatus.
oder neuheidnische Texte und Parolen sind
Neue technische Entwicklungen sowie die
auf rechtsextremen Homepages zu finden.
steigende Zahl vor allem jugendlicher Nutzer
Strafbare Äußerungen werden meist verklau-
machen das World Wide Web zu einem attrak-
suliert und durch einschlägige, szenebekann-
tiven Medium für die Verbreitung neonazis-
te Abkürzungen und Formeln ersetzt. So be-
tischer Songs. Zahlreiche Anbieter integrieren
deutet die Zahlenkombination „88“ „Heil Hit-
mittlerweile in ihre Website die Möglichkeit,
ler“ (die „8“ steht für den achten Buchstaben
auch indizierte Soundfiles als komprimierte
im Alphabet, das „H“), „18“ steht für „Adolf
M P 3 -Datei herunterzuladen. Neben dem
Hitler“ und mit „14“ sind die so genannten
„klassischen Rechtsrock“ bekannter Skin-
„14 words“ des Nazi-Terroristen David Lane
Bands findet sich auf vielen Websites auch
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Immer mehr rechtsextreme Websites
locken Jugendliche mit interaktiven
Elementen wie rassistischen Spielen oder
Musik mit neonazistischen Texten zum
Downloaden.
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Musik von Gruppen, die bekannte Ohrwür-
Rechtsextreme Spiele und Spieleclans
Zahlenmäßig scheint die Szene der „Nazi-
mer mit rassistischen und antisemitischen Tex-
im Internet
Clans“ im Vergleich zur gesamten Spielersze-
ten neu unterlegen, z. B. die Band Die Härte
ne im Internet noch relativ klein zu sein. Auch
mit „ihren“ Liedern „Am Tag, als Ignatz Bubis
Gerade das World Wide Web ist auch ein op-
innerhalb der rechtsextremen Jugendszene
starb“ oder „Hurra, hurra ein Nigger brennt“.
timales Medium, um rechtsextreme Spiele per
im Internet spielt die Spielerfraktion derzeit
Eine eigene Homepage betreibt auch der
Download einem interessierten Publikum zu-
nur eine untergeordnete Rolle.
rechtsextreme Liedermacher Frank Rennicke
gänglich zu machen. Neben der Aktualisie-
und wirbt dort für seine „nationale“ Schlager-
rung alter Nazi-Spiele aus den 80er Jahren
Rechtsextreme Kameradschaften
musik. Mit schwülstigen Zeilen und roman-
(Anti-Türkentest, K Z -Manager) werden auch
im Internet
tisch-nostalgischen Klängen im Gitarrensound
kommerzielle Spiele als Hülle für rassistische
verbreitet er sein nationalistisches und ver-
Inhalte genutzt. Insbesondere der 3D-Ego-
Zunehmend präsentieren sich auch rechtsex-
steckt rassistisches Weltbild („Und schön ist
Shooter und Spielklassiker D O O M kursiert in
treme, regional aktive Kameradschaften im In-
Kameradschaft, ist Gefühl und Freud dabei,
verschiedenen neonazistischen Versionen
ternet. Dabei handelt es sich um Gruppierun-
schön sind frohe Kinderaugen, deutsche Men-
(White-Power-Doom, Nazi-Doom) auf rechts-
gen, die in der Regel aus zehn bis fünfzehn
schen stolz und frei“).
extremen Homepages. Die virtuellen Gegner
Personen bestehen. Diese losen Gruppierun-
Dabei ist auch die Bildung von Communi-
bekommen dort Gesicht und Gewand realer
gen sind meistens eng verwoben mit realen,
ties für den Tausch rechtsextremer Musik zu
politischer „Gegner“ – statt Monster und Mu-
militanten Neonazi-Kreisen. Auf ihren Home-
beobachten. In einschlägigen Musikforen exis-
tanten gilt es, Schwarze oder jüdische Kauf-
pages werden dementsprechend Szene-Infos
tieren Infobörsen, in denen man ganz gezielt
leute abzuschießen. Daneben existiert auch
verbreitet und Termine bekannt gegeben. Ka-
nach einzelnen Musikstücken forschen kann,
eine antisemitische Variante der Moorhuhn-
meradschaften wie der Thüringer Heimat-
um die eigene Rechtsrock-Sammlung zu ver-
Jagd. Während „Sieg Heil!“-Rufe ertönen und
schutz, Siegener Bärensturm, Kameradschaft
vollständigen oder diese um indizierte Titel zu
Straßenschilder ins nächste K Z weisen, müs-
Ahnenerbe, Die Kommenden oder Nationaler
ergänzen.
sen „jüdische“ Moorhühner abgeschossen
Widerstand Württemberg tragen auf ihren
werden.
Webpräsenzen ihre faschistische Gesinnung
Das
Internetangebot
„White
Power
M P 3 W “ spielt hier eine besondere Rolle. Mit
Seit etwa einem Jahr ist die Bildung rechts-
zur Schau. Dort sind auch pseudointellektuel-
seiner Downloadsektion und dem ergänzen-
extremer Spieleclans im Netz zu beob-achten
le ideologische Texte zu finden, die von einer
den Diskussionsforum ist es ein bekanntes
(Combat18, Front Germania, White-Power-
tief verwurzelten rechtsextremen Weltsicht
und häufig frequentiertes Portal für national-
Clan). Gespielt werden in diesen Kreisen vor-
der Verfasser zeugen. Der Internetauftritt wird
sozialistische und rassistische Musik. Diese
nehmlich Ego-Shooter (Quake, Unreal Tourna-
dazu genutzt, für die regionale Gruppierung
Site verzeichnet monatlich etwa genauso viele
ment, Counterstrike), in denen Gewalt- und
zu werben und gleich gesinnte jugendliche
Besucher wie große Bildungsserver in Deutsch-
Hassphantasien inszeniert werden können.
Surfer für rechtsextreme Aktionen, Aufmär-
land.
Beliebt sind auch Echtzeit-Strategie-Kriegs-
sche, Demonstrationen o. Ä. zu mobilisieren.
Websites, die rechtsextreme M P 3 -Dateien zum Download anbieten, werden stark fre-
spiele (z. B. Command & Conquer), möglichst
mit historischen Szenarien (Sudden Strike).
Auf vielen Kameradschaftssites wird zum
Widerstand gegen Antifaschisten aufgerufen.
quentiert. Insbesondere die Möglichkeit, an-
Es gibt nur wenige Treffpunkte der rechts-
Teilweise werden Adresslisten von potentiel-
onym an verbotene Musikstücke zu gelangen,
extremen Gamer-Szene. Dies sind vor allem
len „Gegnern“ und detaillierte Beschreibun-
macht die Attraktivität vieler rechtsextremer
die Homepages bekannter rechtsextremer
gen von Lebenszusammenhängen der betref-
Sites aus. Gerade die Musikangebote schei-
Spieleclans, aber auch große MP3-Sites mit ei-
fenden Personen samt „Pics“ veröffentlicht
nen als Lockmittel für den rechtsextremen
ner eigenen Spielesektion (z. B. White Power
und über Mailinglisten an Interessierte ver-
Cybersumpf einsetzbar.
M P 3 oder S S -Man-Henry aus Stralsund).
schickt.
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So haben Die Kommenden auf ihrer Home-
Gästebücher und Foren werden auf Websites
Hat ein Nutzer eine rechtsextreme Einstiegs-
page eine „Meldestelle für linksradikale-anti-
von Rechtsextremisten zu unterschiedlichen
adresse gefunden, hat er Zugriff auf ein ganzes
faschistische Internet-Seiten“ eingerichtet
Zwecken genutzt. Sie stellen ein ideales Me-
Netz an Websites aus den unterschiedlichsten
und der Nationale Widerstand Württemberg
dium dar, um rassistische und antisemitische
Bereichen der rechtsextremen Subkultur im
veröffentlicht auf seiner Site eine „Schwarze
Parolen und neonazistische Propaganda zu
Internet.
Liste“ mit Namen und Adressen ausländischer
verbreiten. In den Gästebüchern findet man
Bürger.
altbekannte nationalistische Phrasen wie
Möglichkeiten, gegen Rechtsextremismus
Die Kameradschaftsszene ist politisch sehr
„Deutschland den Deutschen“, „Laßt unser
im Internet vorzugehen
brisant, weil hier virtuelle und reale Gewalt am
Reich auferstehen, Kameraden“ oder stumpf-
stärksten zusammenwachsen. Das Internet
sinnige Gewaltappelle wie z. B. „Haut alle Ka-
Die rechtsextreme Szene im Internet ist sehr
bietet neue Möglichkeiten für rechtsextreme
naken tot.“ Es wird dort gnadenlos gegen
dynamisch und flexibel. Sowohl die Web-
Propaganda und Kommunikation, die hier mit
Minderheiten gehetzt und zum Kampf für den
adressen als auch die -angebote selbst verän-
der Vorbereitung und Durchführung realer
„Nationalen Widerstand“ aufgerufen, aber es
dern sich ständig – neue Webpräsenzen ent-
Gewaltaktivitäten verknüpft werden.
werden auch Szene-Informationen und Termi-
stehen, alte Websites ziehen um oder werden
ne bekannt gegeben. Gleichzeitig tragen
ganz aus dem Netz genommen. Eine seriöse
Gästebücher und Foren dazu bei, neue oder
Einschätzung, wie viele rechtsextreme Home-
umgezogene Webangebote publik zu machen.
pages im Internet zu finden sind, ist nicht
Die Betreiber rechtsextremer Websites nutzen
Auf den meisten Websites existieren zwar
möglich – die Tendenz ist jedoch steigend.
die Möglichkeit, ihre Angebote über Gäste-
weiterhin umfangreiche Linklisten, die auf an-
Das Bundesamt für Verfassungsschutz geht
bücher und Foren zu vernetzen. Neben rassis-
dere rechtsextreme Angebote verweisen,
z. Zt. von etwa 900 „deutschen“ Sites aus,
tischen und antisemitischen Parolen oder na-
doch zwingen die häufigen Schließungen vie-
weltweit soll es etwa 4.000 rechtsextreme
tionalistischen Phrasen finden sich gerade in
ler von Homepages die Betreiber dazu, ihre
Webangebote geben (davon ca. 2.500 in den
Gästebüchern immer auch interne Informatio-
neuen Webadressen vor allem über Postings
U S A ). Wichtig ist aber nicht die Gesamtzahl
Rechtsextreme Vernetzung im Internet
nen, Termine und Neuigkeiten aus der rechts-
in Gästebüchern bekannt zu machen. Diese
rechtsextremer Angebote, sondern deren
extremen Szene.
Art der Bekanntgabe neuer Adressen trägt
Qualität und Bekanntheit. Fünf gut gemachte
Die Einrichtung von Gästebüchern und
den subversiven Strukturen rechtsextremer
und vielen Jugendlichen bekannte Angebote
Foren ist ein relativ neues Phänomen. Da de-
Angebote im Internet Rechnung und ermög-
sind politisch wirkungsvoller als 5.000 dilet-
ren Einrichtung inzwischen sehr einfach und
licht vor allem Kennern der Szene, immer auf
tantische Angebote, die kein Jugendlicher
kostenlos möglich ist, findet man sie mittler-
dem aktuellsten Stand zu bleiben. So werden
besucht.
weile auf fast allen rechtsextremen Angebo-
auch Infos über gänzlich neue Homepages
Eine flächendeckende Kontrolle dieser
ten. Während Onlinegästebücher hauptsäch-
zunächst über Gästebucheinträge verbreitet.
Angebote im World Wide Web ist angesichts
lich für kurze Nachrichten genutzt werden,
Zur Vernetzung rassistischer Angebote im
ihrer Vielfalt und Mobilität, der hohen Wachs-
sind Foren eher zum Diskutieren geeignet. Al-
Internet tragen auch Mailinglisten und so ge-
tumsgeschwindigkeit und der Zugänglichkeit
le Postings zu einem Thema werden in Foren
nannte TOP-Listen (z. B. „Top 88/14“) bei, in
von Angeboten auch über Ländergrenzen
durch Themenbäume miteinander verknüpft.
denen die Sites aufgelistet sind, die am häu-
hinweg nicht mehr möglich. Gerade mit Blick
Dies ermöglicht eine bessere Übersicht über
figsten besucht werden. Hinzu kommt der
auf die deutsche Geschichte und angesichts
alle Einträge zu einem Thema und erlaubt
Versuch, Websites über gemeinsame „Por-
zunehmender rechtsextremer Gewalt gilt es
auch intensivere Auseinandersetzungen.
tal”– bzw. Eingangsseiten oder gemeinsam
trotzdem, alle Möglichkeiten auszuschöpfen,
genutzte Foren und Gästebücher miteinander
um Neonazis auch im Internet die Propagan-
zu verbinden.
daplattform zu entziehen. Die meisten Betrei-
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ber offen rassistischer und neonazistischer An-
Aber auch über die argumentative Auseinan-
gebote stellen ihre Sites über ausländische
dersetzung hinaus gibt es für jeden Inter-
Server ins Netz und versuchen, sich dadurch
netuser Möglichkeiten, etwas gegen Rassis-
deutscher Gesetzgebung und Rechtspre-
mus und Neonazismus im World Wide Web zu
chung zu entziehen. Maßnahmen deutscher
unternehmen. Zweifelhafte Angebote sollten
Strafverfolgungsbehörden gegen rechtsextre-
immer den zuständigen Behörden oder anti-
me Websites haben deshalb häufig nur gerin-
rassistischen Hotlines gemeldet werden. Dort
ge Erfolgschancen, da rassistische und nazisti-
kann dann geprüft werden, ob die Adresse
sche Propaganda nur in wenigen Ländern ver-
schon bekannt ist und welche Maßnahmen
boten ist. Es gibt aber auch im Ausland die
gegen das Angebot im Einzelnen möglich
Möglichkeit, Nazi-Sites sperren zu lassen, da
sind. Wie die Erfahrung zeigt, genügt häufig
viele Host-Provider „Hate Speech“ auf ihren
schon eine einfache E-Mail an den Host-
Servern nicht dulden.
Provider, um rassistische Websites, Gäste-
Man wird in Zukunft einen Grundbestand
bücher oder Foren „bannen“ zu lassen.
an rechtsextremen Websites nicht verhindern
können, insbesondere nicht die professionel-
Stefan Glaser ist Leiter des Rechercheprojekts
leren Sites, die von Rechtsextremisten selbst
„Rechtsextreme Jugendszene im Internet“ (im Auftrag
gehostet werden. Dies bedeutet aber nicht
der Bundeszentrale für politische Bildung).
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Meldestellen:
jugendschutz.net –
Zentralstelle der Länder:
www.jugendschutz.net
hagalil – Jüdische Meldestelle: www.hagalil.com
naiin.org – Provider gegen
Missbrauch im Internet:
www.naiin.org
Aktion Kinder des
Holocausts – Zusammenschluss von Nachkommen
Überlebender: www.akdh.ch
Adressen:
Informationsportal gegen
Rechtsextremismus:
www.netzgegenrechts.de
Linkliste der Bundeszentrale
für politische Bildung:
www.bpb-aktiv.de/
gleichzeitig, sich mit neonazistischen Angeboten im Netz zu arrangieren. Vielmehr ist die
Friedemann Schindler ist Leiter von jugendschutz.net,
Net-Community dazu aufgerufen, Stellung im
der Zentralstelle der Obersten Landesjugendbehörden
Internet zu beziehen und die argumentative
für Jugendschutz in Mediendiensten.
Auseinandersetzung mit Neonazis zu suchen
(z. B. in Gästebüchern oder Diskussionsforen).
Web-Surfer sollten rassistische Propaganda
nicht unwidersprochen im Internet stehen lassen, sondern Zivilcourage zeigen und mit
Phantasie und Kreativität auch den virtuellen
Hasstiraden entgegentreten.
Gerade die häufig kritisierte (Gewalt)-Spielerszene hat in den letzten Monaten vorgemacht, wie eine solche Auseinandersetzung
mit rechtsextremen Äußerungen erfolgreich
geführt werden kann. In vielen Signaturen von
Clan-Spielern tauchen inzwischen Anti-NaziSignets auf, zahlreiche Clan-Pages bekennen
sich mit Bannern zur Völkerverständigung und
sogar in Spielen selbst wird mit so genannten
Sprüh-Logos Stellung gegen rechtsextreme
Spieler und Clans bezogen.
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