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B RE MER U NI -SCHLÜSSEL Die interne Zeitung der Universität Bremen Nr. 74 · Juli 2003 Dozenten mit Mut und Weitsicht geehrt Im Festsaal des Schütting wurde am 12. Juni 2003 von den unifreunden der „BerninghausenPreis für ausgezeichnete Lehre und ihre Innovation“ verliehen. Für ihr außergewöhnliches Engagement und besondere Kreativität in der Lehre wurden Regina Keuchel und Horst Schecker ausgezeichnet. „Gute Lehre hört in dem Moment auf, gut zu sein, in dem sie zur Routine wird. Das beste, was Studierenden passieren kann, ist, wenn die Dozenten sie motivieren, sich die Lehrinhalte zu eigen zu machen. Wichtig ist dabei die Fähigkeit, den Studierenden begründetes Vertrauen in die eigene Kompetenz zu vermitteln, sie als selbstbewusste, reife Persönlichkeiten auf die Berufswelt vorzubereiten.“ Mit diesen Worten brachte Konrektor Professor Peter Richter bei der Preisverleihung die Gründe auf den Punkt, die für die Vergabe des Berninghausen-Preises 2003 entscheidend waren. Hochschullehrer müssen, so Richter, Mut, Kraft und Weitsicht aufbringen, um Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Genau hier haben die Preisträger, die von Studierenden für den Berninghausen-Preis vorgeschlagen worden wurden, wertvolle Arbeit geleistet. Regina Keuchel erhält den Lehrpreis im Fachgebiet Pflegewissenschaft, weil sie es versteht, Theorie und Praxis der Pflegewissenschaft durch eine beeindruckende Vielfalt von Unterrichtsformen zu vermitteln. Mit Hilfe ihres erfahrungsorientierten didaktischen Konzepts vermag die Dozentin die LehramtsStudierenden so zu motivieren, dass sie eigenständig Theorien auf Fragen der Praxis beziehen. Die Studierenden loben an Regina Keuchel neben der Dialogbereitschaft ihre Fähigkeit zuzuhören und auf die Bedürfnisse der Studierenden sensibel einzugehen. Professor Horst Schecker, Fachgebiet Didaktik der Physik, wird der Preis zugesprochen, weil er ebenfalls durch hohe Qualität der Lehre in Inhalt und Form überzeugt. Die Bearbeitung aktueller Die ausgezeichneten Dozenten Regina Keuchel und Horst Schecker mit Preisstifter Friedo Berninghausen (Mitte). Themen und die sinnvolle Ausgestaltung des Unterrichts mit Multimedia gehören zu seiner „ausgezeichneten“ Lehre. Als Organisator der sehr erfolgreichen Reihe „Sa- Mit BUS-Freikarten in ferne Galaxien Mit der Ausstellung „Von Bremen in ferne Galaxien. Raumfahrt und die Mission Erde“ entführt das Übersee-Museum seine Besucher vom 21. Juni bis 12. Oktober 2003 in die Welt der Schwerelosigkeit. In fünf Themenbereichen spannt die Ausstellung einen Bo- Start einer ARIANE-Rakete. gen von der Geschichte der Raumfahrt, über nationale und Bremer Raumfahrtindustrie, das Leben im All und heutige und zukünftige Nutzungspotenziale der Raumfahrt. Der Uni-Fachbereich Produktionstechnik ist mit einem interaktiven Minifallturm vertreten. Auf der Reise durch die Ausstellung blicken die Besucher mittels Film-, Foto- und Archivmaterial hinter die Kulissen der Bremer Unternehmen: Firmen wie Astrium GmbH (jetzt EADS Space Transportation), OHB-System AG oder das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) an der Universität Bremen haben ihren Sitz in der Hansestadt. In dem 146 Meter hohen Fallturm des ZARM führen Wissenschaftler Experimente in der Schwerelosigkeit durch. Am Minifallturm kann der Ausstellungsbesucher Experimente in der Schwerelosigkeit selbst ausprobieren. Dieser Minifallturm wurde im Rahmen eines im Fachbereich Produktionstechnik initiierten Nachwuchsförderprojektes konzipiert und im Wettbewerb „Jugend forscht 2002“ prämiert. Die Anlage ist inzwischen zu einem interaktiven Wissenschaftsexponat weiter entwickelt worden. Der Bremer Uni-Schlüssel verlost für die Ausstellung „Von Bremen in ferne Galaxien“ zweimal drei Eintrittskarten. Wer sich bis zum 25. Juli 2003 per E-Mail oder per Postkarte mit dem Stichwort – „Minifallturm – Von Bremen in ferne Galaxien“ an die Pressestelle der Universität wendet, nimmt an der Verlosung teil. Alle Uni-Angehörigen können mitmachen, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Anschrift: Uni Bremen, Pressestelle, Bremer Uni-Schlüssel“, Postfach 330 440, 28334 Bremen oder per E-Mail: [email protected]. SC turday Morning Physics“ stellt er seine Fähigkeiten, auch ein junges Publikum zu fesseln, unter Beweis. Der Hochschullehrer genießt auch überregional hohes Ansehen, ausgewiesen durch eingeworbene Drittmittel und als Initiator und Sprecher des Nordverbund-Projekts „physik multimedial“ für Physik als Nebenfach.“ RO Zu viele offene Türen? Alle zwei Jahre öffnet die Universität Bremen ihre Türen, um der Stadtöffentlichkeit Einblicke in Forschung, Lehre und Uni-Leben zu gewähren. Eine gute Tradition, die jedes Mal Tausende interessierter Bürgerinnen und Bürger anlockt. So auch am 10. Mai. Dennoch blieb ein ungutes Gefühl zurück. Das Konzept, die dezentralen Bereiche verstärkt einzubeziehen und Türen zu öffnen, die bisher verschlossen waren, hat sich so nicht bewährt. Viele Besucher irrten im UniLabyrinth umher, ohne das zu finden, was sie suchten. Gäste mit allgemeinem, aber nicht spezifischem Interesse an universitärer Forschung wurden nicht zufrieden gestellt. Viele engagierte Wissenschaftler, die sich mit viel Zeit und Energie auf den Tag der offenen Tür vorbereitet hatten, fanden wenig Beachtung - zurück blieben viel Frust und Enttäuschung. Sicherlich, es muss auch einmal etwas Neues ausprobiert werden und hinterher ist man immer schlauer. Nach den Erfahrungen am 10. Mai ist eine Rückkehr zum zentralen Veranstaltungskonzept sinnvoll, meint Eberhard Scholz Aus dem Inhalt Drei neue Ehrenbürger der Universität Seite 2 Impressionen aus drei Informationstagen Seite 3 Bewerbung zur Kulturhauptstadt: Beitrag der Uni Seite 4 Neue Besoldung für Professoren Seite 5 Besuch vom Dickinson College Seite 5 Erfolgreiches Semester des Uniorchesters Seite 6 Neue Filme aus der Uni Seite 7 Aus dem Uniarchiv: Lebenslauf eines Protokolls Seite 8 Umweltmanagement zertifiziert Seite 8 Pilotprojekt: Naturwissenschaften für Kinder Seite 10 Funkhaus Europa: Das Radio für die globale Welt Seite 11 Afrikatag Seite 12 Personalia Seite 13 Wenn Studierende an Forschungsmikroskope dürfen Seite 14 Jura-Studierende in internationalem Wettbewerb vorn Seite 15 23. September: 1. Uni-Gesundheitstag Seite 16 B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 2 Nr. 74 · Juli 2003 Drei neue Ehrenbürger der Universität Bremen In einer akademischen Feierstunde wurden Prof. Dr. Bengt Beutler, Dr. Eberhard Haas und Carlos A.C. Landmark geehrt und Rektor Wilfried Müller verlieh ihnen jeweils die Auszeichnung „Ehrenbürger und Förderer der Universität Bremen“. Professor Dr. Bengt Beutler hat 1978 an der juristischen Ausbildungskonzeption der Universität Bremen im Bereich Völkerrecht/ Europarecht mitgewirkt und wurde, aufgrund seiner hohen wissenschaftlichen Reputation und seines inneruniversitären Engagements im Fachbereich Rechtswissenschaft, 1999 zum Honorarprofessor für Europäisches Recht und Verfassungsrecht ernannt. Professor Beutler engagiert sich seit vielen Jahren und ganz herausragend in der Gesellschaft der Freunde der Universität Bremen (heute unifreunde), deren langjähriger Vorstandsvorsitzender er ist. Als Vorsitzender des Fördervereins sorgt er zudem dafür, dass sich die Zahl der Sponsoren für die Universität kontinuierlich erhöht. Bengt Beutler hat 1961 in Bremen Abitur gemacht, in Köln und Heidelberg Philosophie und Kunst, in Heidelberg und Berlin Rechts- wissenschaften studiert. Seit 1975 arbeitet er als Richter in Bremen. 1996 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor für Europäische Integration an der Uni Hamburg. Er ist Vorsitzender der Philosophischen Gesellschaft, Bremen. Dr. Eberhard Haas hat sich seit Gründung der Universität Bremen im Jahr 1971 als Mitglied des Ausbildungs- und Prüfungsausschusses in der Juristenausbildung und als langjähriges Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Freunde der Universität Bremen engagiert. Seit 1995 ist Herr Haas Vorsitzender des Kuratoriums der unifreunde, in dem 18 namhafte Bremer Firmen und Stiftungen als Sponsoren zukunftsweisende Projekte in der Universität fördern. Er hat durch sein Werben im Namen der unifreunde ganz wesentlich zur Verankerung der Universität Bremen in der Stadt beigetragen. Eberhard Haas hat 1953 in Bremen Abitur gemacht, in London, Freiburg und Bonn Rechts- und Staatswissenschaften studiert. Er arbeitet als Rechtsanwalt und Notar in Bremen. Von 1980-92 war er Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer, von 19911999 Präsident der Bundesanwaltskammer. Engagierte Freunde und Förderer der Universität: v. l. Eberhard Haas, Carlos Landmark und Bengt Beutler. Carlos A.C. Landmark hat sich als Geschäftsführer der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft und seit 1995 als Vorsitzender der Wolfgang-Ritter-Stiftung um die Belange der Universität Bremen verdient gemacht. „Die Wissenschaften und ihre Einrichtungen sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern“ ist der Zweck der Wolfgang Ritter Stiftung. Die Grundstein für Haus der Meeresforschung Freude bei den Bremer Meeresforschern. Am 5. Mai 2003 legten der Bremer Wissenschaftssenator Willi Lemke und Professor Gerold Wefer, Leiter des DFG„Forschungszentrums Ozeanränder“, in der Leobener Straße den Grundstein für ein neues Gebäude der Meeresforschung. Voraussichtlich Ende 2004 werden hier die Wissenschaftler und Techniker vom Forschungszentrum und von MARUM einziehen. Vor knapp zwei Jahren hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das hoch dotierte „Forschungszentrum Ozeanränder“ nach Bremen vergeben. Als „Center of Excellence“ auf dem Gebiet der Meeresforschung umfasst es gut 100 Personalstellen. Inzwischen sind neue Professuren besetzt, Juniorprofessoren an das Zentrum berufen sowie etliche Nachwuchswissenschaftler und Techniker eingestellt worden. Sie alle werden im neuen Gebäude Platz finden. Auf einer Nutzfläche von gut 6.000 Quadratmetern, die sich auf drei Stockwerke verteilen, werden Büros, Werkstätten, Labors, Unterrichtsräume sowie eine 750 Quadratmeter große Gerätehalle und eine 1.000 Quadratmeter große Kühlhalle für das bislang im Europahafen untergebrachte Sedimentkernlager des internationalen Ocean Drilling Program (Ozeanbohr-Programm) untergebracht. Zudem ist im Eingangsbereich eine Ausstellungsfläche von etwa 200 Quadratmetern vorgesehen. Gekrönt wird das Gebäude von einer Metalleindeckung in Form einer Welle. Dieses architektonisch markante Zeichen symbolisiert den Forschungsgegenstand der dort arbeitenden Wissenschaftler und Techniker: das Meer. SC Unter fachlicher Aufsicht bei der Grundsteinlegung: v.l. Professor Gerold Wefer (Geowissenschaften), Senator Willi Lemke, Dieter Husemann (Architekt) und im Hintergrund Ingo Juncker (Bauunternehmung Prien). Universität profitiert davon durch die Ausrichtung der „Bremer Universitätsgespräche“, die seit 1988 stattfinden und ein Forum sind, um gesellschaftlich relevante Themen in die Öffentlichkeit zu tragen. Des weiteren unterstützt die Stiftung an der Universität Projekte zur Einführung moderner Managementmethoden, engagiert sich beim Existenzgründerprogramm und stellt Mittel für Notebooks bereit, die Studentinnen und Studenten zur Ausleihe zur Verfügung stehen. Carlos Landmark hat 1953 in Kiel das Abitur gemacht, war Generalbevollmächtigter und Vorstandsmitglied der Martin Brinkmann AG, Bremen und bis 1998 Geschäftsführer der Hanseatischen Veranstaltungsgesellschaft mbH. AB Sabine Broeck wiedergewählt Der Akademische Senat hat am 17. Mai 2003 die Konrektorin für Internationale Beziehungen Professor Sabine Broeck mit 14 Stimmen (von 17) in ihrem Amt bestätigt. Die Amerikanistin gehört seit Oktober 2000 dem Rektorat an und wird das Amt bis zum 30. September 2005 ausüben. Angesichts gesetzter finanzieller und politischer Prioritäten wird die Uni auf internationaler Ebene besonders konzentriert um wissenschaftlichen Nachwuchs für die Bremer Ausbildungsangebote auf der Postgraduate- und Doktorandenebene werben. Für die Studierenden der Uni sollen bestehende Partnerschaften so ausgebaut werden, dass sich ein breites Angebot an Auslandsstudienplätzen entwickeln lässt und attraktive Study Abroad Programme die Mobilität der jungen Leute fördern. Zu einer erfolgreichen Internationalisierungsstrategie gehört für Sabine Broeck auch die Zusammenarbeit auf lokaler und regionaler Ebene. AB BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 Besuch in der Uni - bunte Impressionen aus drei Tagen Girls' Day, Tag der offenen Tür, Schülerinformationstag: dreimal ist Bremer Recht und dreimal lud die Universität im Mai die Stadtöffentlichkeit ein - und Tausende von Interessierten kamen. 260 Mädchen nahmen allein am Girls' Day an zahlreichen Veranstaltungen teil, wie auf dem Bild rechts oben bei einer Veranstaltung in der Produktionstechnik. Die Mädchen waren mit der Visite in der Uni sehr zufrieden, das ergab jedenfalls die Auswertung der Fragebögen am Ende des Girls' Day. Auf gute Resonanz stieß auch der Tag der offenen Tür. Mehrere tausend Besucherinnen und Besucher schauten den Uni-Wissenschaftlern über die Schulter (Foto links oben). Auch Politprominenz war vor Ort: Bundesbildungsministerin Edelgard Bulman, (2. Foto rechts) beim Besuch des Instituts für Festkörperphysik, im Gespräch mit den Professoren Detlef Hommel und Jürgen Gutowski, sowie der Bremer Bildungssenator Willi Lemke gemeinsam mit Rektor Wilfried Müller (2. Foto links) bei der Eröffnung des Tages der offenen Tür. Mehr als 2300 Schülerinnen und Schüler aus Bremen und Niedersachsen nutzten den Schülerinfotag, um sich über alle Fragen rund um Studium und Uni-Leben zu informieren (Foto rechts) - und nicht nur die Uni BigBand (Foto unten) sorgte gekonnt für musikalische Untermalung. SC Seite 3 B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 4 ... towards the European higher education area Die Universität Bremen hatte ihre europäischen Kooperationspartner zu einem Empfang in Graz eingeladen. „Eine tolle Idee“, befanden abschließend die Gäste, denn ein Kennenlernen beim gemeinsamen Essen ist trotz E-Mail und Internet noch immer die angenehmere Form des Kontaktes. Gelegenheit, um viele Kooperationspartner an einem Ort zu versammeln, bot die Konferenz der EUA (European Universities Association), die Ende Mai 2003 in der Kulturhautstadt Graz stattfand und zu der 300 Rektoren und 300 Experten aus ganz Europa anreisten, um sich über die Rolle der Universität in einem neuen Europa des Wissens zu verständigen. Rektor Wilfried Müller lud dabei die europäischen Partnerhochschulen der Bremer Uni zum gegenseitigen Kennenlernen ein. „Die Universitäten sind aufgefordert, den neu entstehenden europäischen Hochschulraum aktiv mit zu gestalten, dazu gehören der Austausch von Studierenden, die Zusammenarbeit in interdisziplinären Forschungsprojekten und die Herstellung von Kompatibilität der unterschiedlichen Hochschulsysteme in den verschiedenen europäischen Ländern“, so be- grüßte der Rektor seine Kollegen und Kolleginnen. 30 Rektoren aus zehn Ländern waren zum Empfang gekommen, um den neuen Rektor und die vielfältigen europäischen Aktivitäten der Universität Bremen kennen zu lernen, sowie mit Barbara Hasenmüller vom International Office über weitere Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen der europäischen Studienprogramme ins Gespräch zu kommen. Zur Diskussion um die Rolle der Universitäten im Europa des Wissens, die als interne Mitteilung der Europäischen Kommission (EK) über die Hochschulrektorenkonferenz zur Stellungnahme an die Universitäten geschickt worden ist, hat das Rektorat der Universität Bremen die nach ihrer Ansicht notwendigen Ergänzungen in einer Stellungnahme deutlich gemacht. So befasst sich das Papier der Kommission nicht mit der Frage, in welchem Maße die Profilbildung und die Leistungsfähigkeit von Universitäten vom Grad ihrer Autonomie von staatlicher Politik abhängig ist. Es fehlt eine angemessene Bewertung der großen Bedeutung der Verbindung von Forschung und Lehre für die gesellschaftliche Kompetenz- und Qualifikationsentwicklung und damit für eine nachhaltige Innovationspolitik in Europa. Bei der sys- tematischen Chancengleichheitspolitik vermisst das Rektorat einen Hinweis auf die Notwendigkeit eines breiten gesellschaftlichen Angebots vorschulischer Betreuungsformen für kleine Kinder. Für die Abwanderung exzellenter Wissenschaftler nach Amerika wird nicht nur der Grund in der unzureichenden Förderung an europäischen Universitäten gesehen, sondern auch in der restriktiven Einwanderungspolitik der Europäischen Union (EU). Regionale Disparitäten werden sich nach dem Beitritt neuer EU-Staaten noch verstärken. Hierzu und zum Ziel, diese Disparitäten zu überwinden, die weitgehende Konsequenzen für eine europäische Forschungsund Technologiepolitik hätten, fehlen Aussagen. Beim Thema „gesellschaftliche Öffnung“, konzentriert sich die EK auf die Notwendigkeit, enge Kooperationen zwischen Universitäten und wirtschaftlichen Unternehmen zu schaffen. Dieser engen Auslegung widerspricht das Rektorat, weist auf die Bedeutung der Universitäten für die kulturelle, politische und soziale Entwicklung der EU hin und plädiert für die Wahrnehmung der Universitäten als Orte der gesellschaftlichen Meinungsbildung und der Generierung neuer kultureller Normen. AB Umweltpreis für Bernd Jastorff und Hans-Dietrich Haasis Die Liste der Umweltkatastrophen ist lang. Dem Umweltschutz und Nachhaltigen Wirtschaften kommt weltweit eine immer wichtigere Bedeutung zu. Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) vergibt seit zehn Jahren einen Umweltpreis, mit dem Personen geehrt werden, die sich in besonderer Weise um den Umweltschutz verdient gemacht haben. Den Umweltpreis 2003 im Bereich Wissenschaft erhielten die Bremer Hochschullehrer Bernd Jastorff und Hans-Dietrich Haasis. In der Begründung wird betont, dass sich beide Wissenschaftler in ihren jeweiligen Fachgebieten engagiert für den Umweltschutz einsetzen. Bernd Jastorff, seit 1973 Professor für Organische Chemie, beschäftigt sich in seinen Forschungsprojekten mit Fragen, wie schon im Vorfeld Strategien entwickelt werden können, die Umweltschäden vermeiden. Seit neun Jahren ist Jastorff auch Umweltbeauftragter der Uni, verantwortlich für den Umweltbericht. Hans-Dietrich Haasis wurde 1994 auf den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Produktionswirtschaft und Industriebetriebslehre berufen. Er beschäftigt sich mit Projekten zur Luftreinhaltung und allgemeinen Emissionsreduzierung. Haasis entwickelte Produktionssysteme und Umweltmanagementsysteme für nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften. Gemeinsam mit Jastorff ist er für die Einführung eines Umweltmanagementsystems an der Uni mitverantwortlich. RO Nr. 74 · Juli 2003 Kulturhauptstadt: Ideen aus der Wissenschaft Blick vom Cafe M 1 auf die Kulturhauptstadt Graz. Kunst und Wissenschaft sind aufgefordert, Ideen und Projekte für die Bewerbung Bremens zur Kulturhauptstadt 2010 zu entwickeln, beide Bereiche haben die Chance zur Annäherung und Vernetzung. Professor Michael Müller ist vom Rektorat als Sprecher der Universität für den hochschulübergreifenden Arbeitskreis benannt worden. BUS: Der Abgabetermin für die Vorschläge der Universität ist Mitte Juli. Wie gewinnen Sie unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für dieses Projekt? Michael Müller: Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bedaure es, meine Kolleginnen und Kollegen nicht so für das Kulturhauptstadtprojekt gewinnen zu können, wie ich es mir gewünscht hätte: Nämlich in die Fachbereiche, Studiengänge und Institute zu gehen, um dort über mögliche Projekte und deren Vernetzung zu sprechen. Dazu fehlt mir schlichtweg die Zeit. So bleibt es bei der in meinem Rundschreiben geäußerten Aufforderung, die ich hier - gerichtet vor allem auch an die jüngeren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und in gleicher Weise auch an die Studierenden unserer Universität - gerne wiederhole: Lassen Sie Ihrer Phantasie und Ihren Wünschen freien Lauf und schlagen Sie Projekte vor, die entweder erst in 2010 realisiert werden sollen, oder fortlaufend bis 2010 in ihren Entwicklungsschritten der Öffentlichkeit bereits vorgestellt werden können wie Vorträge, Tagungen, Ausstellungen und bis zur Entscheidung in Brüssel 2005 besonders geeignet sind, das Bewerbungskonzept zu veranschaulichen. BUS: Welche Themen, welche Formen, welche Kooperationen passen zu dem vom Intendanten Martin Heller noch ganz vorsichtig skizzierten Bewerbungskonzept? Michael Müller: Hier mache ich nur ungern Vorgaben. Ganz im Gegenteil: Thematisch ist das Feld der Projektideen völlig offen. Wobei ich gleich ein mögliches Missverständnis ausräumen möchte. Wenn wir uns z.B. nur leiten ließen von der von der EG zusammengestellten „Liste mit Planungsund Evaluierungskriterien“ für die Programme der zur Kulturhauptstadt erklärten Städte, dann wären so gut wie alle natur- und ingeni- eurswissenschaftlichen Fachbereiche und Studiengänge nicht mit im Boot. Es gibt Spannenderes und nicht minder Brisanteres, als sich mit der kulturellen Bedeutung naturwissenschaftlicher Forschung und ihrer Ergebnisse auseinanderzusetzen. Sie sichtbar zu machen, wie es das Universum bisher mit so großem Erfolg unternimmt? Welchen Einfluss hat die Informatik auf die zukünftige Nutzung und damit auch die Kultur unserer Städte? Welche Auskunft kann uns die Kognitionswissenschaft über die Wahrnehmung und Aneignungsformen urbaner Räume geben? Das sind einige Fragen, die ich als Kulturwissenschaftler habe und schon gar nicht ohne die Naturwissenschaften bearbeiten könnte. BUS: Gibt es bereits Vorschläge? Finden Vernetzungen – auch mit nichtuniversitären Institutionen der Stadt - statt? Können sich die grenzüberschreitenden Projekte, die das neue Europa symbolisieren, aus vorhandenen Kooperationen mit unseren Wissenschaftspartnerschaften in Gdansk und Riga entwickeln? Michael Müller: Ja, es gibt bereits Vorschläge. Solche, die sich für uns im Koordinationsgremium bereits vernetzen lassen oder selber bereits auf Vernetzung hinweisen. Hier sind es einmal stark audiovisuell und multimedial grundierte Projekte, an denen neben Wissenschaftlern auch Künstler und Kultureinrichtungen der Stadt beteiligt sind. Dabei spielt der Aspekt der digitalen Speicherung und der Sichtbarmachung des Unsichtbaren eine verschiedene Gegenstandesbereiche verbindende Rolle. Auch gibt es Kooperationen der Uni und der Hochschulen mit Verbänden und Behörden, den hiesigen Museen und Architekten. Was es noch nicht gibt, das sind zu zentralen Themen zusammengefasste Projekte, wenngleich sich einige bereits abzeichnen. Zu den Kooperationen mit Gdansk und Riga kann ich nur soviel sagen. Hier sollten unbedingt Gesprächen von den Kolleginnen und Kollegen angeregt werden, die in beiden Städten bereits Kooperationspartner haben. Unabhängig davon werden wir Projekte entwickeln müssen, die sich unter dem Aspekt der „Förderung des Dialogs zwischen den europäischen Kulturen“ um eine Integration der beiden Partnerstädte bemühen. BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 Neues aus dem Akademischen Senat Am 18. Juni tagte der 19. Akademische Senat (AS) zum letzten Mal. Nach Gremienwahlen Ende Juni wird sich für die Sitzung am 16. Juli der 20. Akademische Senat mit neuer Besetzung zusammenfinden. Bei Sekt oder auch Orangensaft bedankte sich Rektor Wilfried Müller für die geleistete Arbeit. Zustimmend zur Kenntnis genommen hat der AS den Rechenschaftsbericht des Rektorates 2002 und den Tätigkeitsbericht des Zentrums für feministische Studien. Für das Konzept eines Studienkontenmodells hat der AS mehrheitlich (12:3:4) Grundprinzipien zugestimmt, nach denen der Studienfortschritt mit Creditpoints bewertet, der gebührenfreie Zeitraum mit der 1,5-fachen Zeitspanne der jeweiligen Regelstudienzeit festgelegt wird und eine Verlängerung um 1 – 2 Semester unter besonderen Umständen gewährt werden kann. Ein Studienwechsel im ersten Studienjahr wird nicht auf die Gesamtdauer angerechnet, und wer vor Ablauf der maximal gebührenfreien Studiendauer sein Examen ablegt, erhält pro gespartem Semester ein Cre- ditpoint-Guthaben, das – nach erfolgreichem ersten Examen – für Weiterbildungsangebote oder Zweitstudien eingesetzt werden kann. Das Leistungsangebot des Fremdsprachenzentrums der Hochschulen im Lande Bremen (FZHB) wird nach Beschluss des AS ab Wintersemester 2003/2004 verändert: Das FZHB zieht sich aus der sprachlichen Ausbildung der Fächer zurück, soweit sie dort Teil des fachlichen Curriculums ist. Die Fachbereiche 8, 9 und 10 sind von dieser Änderung besonders betroffen. Kostenfreie Sprachangebote im Gesamtumfang von maximal acht Semesterwochenstunden werden für folgende Studierende vorgehalten: Outgoings (Studierende, die einen Antrag auf ein Erasmus- oder ein anderes Auslandsstipendium gestellt haben bzw., einen individuellen Studienaufenthalt im Ausland oder einen Praktikumsplatz im Ausland nachweisen). Bei Incomings und Outgoings handelt es sich um ausländische Programmstudierende und Studierende der internationalen Studiengänge sowie Studierende des Zweiten Bildungswegs. Mehr unter www.as.uni-bremen.de. AB Seite 5 Besuch vom Dickinson College: Alte Kontakte neu belebt Freuen sich bereits heute auf ein gemeinsame Fest 2005: William G. Durden, Präsident vom Dickinson College, Sabine Broeck, Konrektorin für Internationales, und Uni-Rektor Wilfried Müller. Von C nach W – neue Besoldung für Professoren Neue C 2 bis hin zu den begehrten C 4- Professuren wird es ab 1. Juni 2003 nicht mehr geben, alle neuen Professorinnen und Professoren der Universität werden nach W 1, W 2 oder W 3 eingestuft. Die Änderung im Bundesbesoldungsgesetz ist wesentlicher Teil der Gesamtreform des deutschen Hochschulwesens, zu der auch die Neugestaltung der Studienstruktur, die Einführung leistungsorientierter Hochschulfinanzierung, die Evaluation der Leistungen in Forschung und Lehre, ein modernes Hochschulmanagement und die Vergabe international kompatibler Abschlussgrade gehört. Eine wesentliche Neuregelung in der Bezahlung für die Professoren und Professorinnen beinhaltet, daß die Gehaltssteigerungen nun stärker durch Kriterien bestimmt werden, die die Leistungen und das Engagement innerhalb der Institution bewerten. Mit der deutlich leistungsorientierteren und wettbewerbsbezogenen W-Besoldung sollen – so der Gesetzgeber - Gehaltssteigerungen unabhängig von Berufungs- oder Bleibeverhandlungen möglich werden. Eine gerechtere Bezahlung, ein Reagieren auf den vorhandenen Wettbewerb mit ausländischen Universitäten und der Industrie bei der Gewinnung von Nachwuchswissenschaftler/ innen und Professoren/innen sind die Vorteile, die mit dem neuen System verbunden sein sollen. Ob dies tatsächlich so eintritt, muss die Praxis noch beweisen. Mit jedem Wechsel an eine andere Hochschule wechseln Wissenschaftler spätestens ab 1. Januar 2005 bundesweit von der C- in die W-Besoldung. In der eigenen Uni haben sie die Option, sich weiterhin nach altem Muster bezahlen zu lassen, aber sie besitzen nicht mehr die Möglichkeit, Gehaltszulagen - zum Beispiel bei Bleibeverhandlungen - zu erreichen. Die Besoldungsgruppe W 1 orientiert sich an C 1 und C 2 und ist Juniorprofessor/innen vorbehalten. Die Besoldungsgruppe W 2 orientiert sich an C 2 und C 3 und W 3 an der bisherigen C 4 Besoldung. In beiden Gruppen setzt sich das Gehalt aus einem Mindestbetrag und variablen Bestandteilen zusammen. Das Mindestgehalt, unabhängig vom Alter, ist ein fixer Betrag, während die zusätzlichen Komponenten eine nicht genau zu beziffernde Bandbreite bieten. Die Festlegung der universitätsinternen Kriterien für die variablen Gehaltsbestandteile, die befristet und unbefristet vergeben werden, bewegen sich in den Bereichen Leistungen in Lehre und Forschung, Studienbetreuung, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und Übernahme von besonderen Funktionen. Kanzler Kück informierte den Akademischen Senat darüber, dass zur Zeit in einer Arbeitsgruppe von Mitgliedern des Rektorats und des AS - gemeinsam mit dem CHE - ein Entwurf für eine entsprechende eigenständige Verordnung der Vergaberegelungen erarbeitet und in der Juli-Sitzung dem neuen Akademischen Senat vorgestellt wird. AB Neue Ideen, die den Kooperationsvertrag zwischen der Universität Bremen und dem Dickinson College erweitern und vertiefen, wurden während eines zweitägigen Besuchs des Präsidenten William G. Durden in Bremen diskutiert. 18 Jahre erfolgreiche Partnerschaft, darüber waren sich der amerikanische Gast, Rektor Wilfried Müller und die Konrektorin für Internationales Sabine Broeck einig, sollen fortgesetzt und ausgebaut werden. Das International Office hat dieses Jahr eigens Mittel ausgeschrieben, um neue Initiativen der Fachbereiche für die Weiterentwicklung der Dickínson Kooperation zu unterstützen. Gefördert wird daraus im nächsten Jahr ein gemeinsames Seminar in Carlisle im Bereich Woman Studies. Über 300 Dickinson Studierende haben sich in den vergangenen Jahren im Rahmen der verschiedenen Austauschprogramme an der Universität Bremen aufgehalten. Dafür dürfen jedes Jahr zwei Bremer Studierende am Dickinson College studieren. Das sind begehrte Plätze. Für 2005 haben die Präsidenten der Universitäten verabredet, die fruchtbare Kooperation mit einem großen Fest in Bremen zu würdigen. Dr. Renate Schönhagen (I0) Wyoming: Schülerinnen gewinnen mit „Samizdat“ den 1. Preis Zwei amerikanische Schülerinnen aus dem Bundesstaat Wyoming gewannen in ihrer Heimat einen Schülerwettbewerb - mit Hilfe der Ausstellung "Samizdat" von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen. Danielle Brown und Macy Carman, beide zwölf Jahre alt, gehen in Casper, Wyoming zur Schule. Den Staats-Geschichtswettbewerb wollten sie gewinnen – so ihr ehrgeiziges Ziel. Im Internet recherchierten sie nach einem spannenden Thema und landeten zufällig auf den Internet-Seiten der Forschungsstelle Osteuropa der Uni Bremen. Hier wurden sie auch schnell fündig: Die Ausstellung über geheime Untergrund-Materialien in ehemals sozialistischen Ländern (Samizdat), die bereits in Berlin, Prag und Brüssel gezeigt wurde, klang spannend. Danielle und Macy schickten umgehend eine E-Mail an Wolfgang Schlott, Historiker von der Forschungsstelle, mit Bitte um Unterstützung und Zusendung von Materialien. Nach einigen Telefonaten und E-Mails waren alle Fragen geklärt und die Mädchen begannen an ihrer „eigenen Samizdat“ -Ausstellung zu arbeiten. Ihr Ziel haben sie erreicht: Danielle und Macy haben mit ihrer Arbeit den 1. Preis des BundesSchulwettbewerbes Wyoming gewonnen. Zur Belohnung dürfen sie an der „National Competition“ in Washington teilnehmen – und auch hier steht schon fest: Den National-Wettbewerb wollen sie ebenfalls gewinnen. Das Thema ihrer neuen Arbeit: Samizdat - Berichte von Zeitzeugen! Samizdat ist ein komplexes Thema, das zahlreiche Forschungsansätze beinhaltet. Geheime Literatur, verbotene Bilder und Theaterstücke – dies alles ist Samizdat. Der Begriff Samizdat kommt aus dem Russischen und meint alle literarischen Texte, Dokumente der Menschenrechtsbewegung und Werke der bildenden Künste, die jenseits der staatlichen Zensur in den sozialistischen Ländern verbreitet wurden. Die Forschungsstelle Osteuropa hat in den vergangenen Jahren ein weltweit anerkanntes Archiv an Samizdat zusammengetragen. Die Bestände dieser mehr als 100.000 Dokumente umfassenden Sammlung stammen zum Teil aus Nachlässen bekannter russischer Persönlichkeiten wie etwa Lew Kopelew. Danielle und Macy wollen der Frage nachgehen, warum die (politischen) Künstler – trotz des Risikos hoher Gefängnisstrafen – weiterhin geheime Literatur und Kunstwerke geschaffen haben und warum sie von der Wichtigkeit ihres Handelns so überzeugt waren? Zur Zeit sind die beiden Schülerinnen dabei, mit Dissidenten Kontakt aufzunehmen - mit Unterstützung der Forschungsstelle: Wolfgang Schlott nutzt seine guten Verbindungen, um den Mädchen bei der Kontaktaufnahmen etwa mit Vaclav Havel zu helfen. Der Wettbewerb endet im August 2003. Der Bremer Wissenschaftler: „Die beiden Mädchen sind mit ganzem Herzen dabei. Man darf auf das RO Ergebnis gespannt sein“! B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 6 Nr. 74 · Juli 2003 Momente aus einem erfolgreichen Semester des Uniorchesters 30. April 2003: Carl Orff, Carmina Burana. Ein umjubeltes Konzert in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Glocke vom Orchester der Universität zusammen mit dem erst Ende Februar eigens für dieses Konzert neugegründeten Projektchor unter Leitung der Universitätsmusikdirektorin Susanne Gläß. Foto: Axel Schmidt 60 Mitglieder des für Carmina Burana gegründeten Projektchores wollten auch im Sommersemester weiter zusammenarbeiten und führen in drei Konzerten bereits Anfang Juli J.S.Bachs Motette „Komm, Jesu, komm!“ auf. Foto: Axel Schmidt. Das Orchester der Universität Bremen beschloss die Arbeit des Sommersemesters mit zwei Konzerten gemeinsam mit dem Orchester der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg. Auf dem Programm standen die Uraufführung der Komposition „Der Mythos des Sisyphos“ für großes Orchester von Johannes W. Schäfer (Bremer Orchester) und Ouvertüren und Arien von Weber, Verdi und Mozart (Oldenburger Orchester). Es sang der Oldenburger Bassist Hans Werner Bramer. Zum Schluss vereinten sich beide Ensembles zu einem über hundertköpfigen Orchester und ließen gemeinsam den Garten des Hauses am Walde mit Giuseppe Verdis Ouvertüre zu „Die Macht des Schicksals“ erbeben. Im Wintersemester wird der für Carmina Burana gegründete Projektchor gemeinsam mit dem Orchester der Universität ein neues großes Projekt in die Tat umsetzen: die Aufführung von Johannes Brahms’ Deutschem Requiem am Mittwoch, 4. 2. 2004, in der Glocke. Brahms deutschsprachiges Requiem hat eine enge Bindung an Bremen, denn es wurde hier 1868 im Dom uraufgeführt. Brahms hat die Texte selbst zusammengestellt; entstanden ist ein undogmatisches Werk mit überkonfessioneller Tendenz, in dessen Zentrum – bei aller Trauer über die Vergänglichkeit der Trost steht. Probenbeginn ist im Oktober - Pläne und Ansprechpartner für Interessenten finden sich unter www.orchester.unibremen.de. Frieden hören: mit Dieter Senghaas Ein weltweit einmaliges Projekt hat der Bremer Friedensforscher Professor Dieter Senghaas realisiert: Zum Thema Krieg und Frieden hat er klassische Musik mit eigenen Kommentaren verbunden. Entstanden ist die CDRom „Frieden hören! Annäherung an den Frieden über klassische Musik“. In 38 Hörbeispielen hat der renommierte Wissenschaftler Werke von Komponisten der Vergangenheit und Gegenwart ausgewählt und systematisiert und das Thema Frieden in ihren Werken „hörbar“ gemacht. Seit jeher haben sich Komponisten mit der Brutalität des Krieges und der Hoffnung auf Frieden auseinandergesetzt und dabei zu ganz unterschiedlichen Klängen des Friedens inspirieren lassen. Dieter Senghaas stellte eine außergewöhnliche thematische Breite fest: Sie reicht von der Vorahnung des Unheils bis hin zu Friedenssehnsüchten. Die Werke, so Beethoven über sein „Missa solemnis“, einem Höhepunkt in der Friedensmusik, „kommen von Herzen“ und sollen „wieder zu Herzen gehen“. So entsteht eine Seelenverwandtschaft zwischen Komponisten und Hörern. Zu jedem Hörbeispiel gibt der Bremer Friedensforscher erläuternde Kommentare; so zum Thema „Friedensphantasien“, die er mit Musik von Georg Muffat, György Ligeti, Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner verknüpft. Andere Themen sind „Frieden als politisches Projekt“ (Arnold Schönberg, Guillaume Dufay, Kurt Weill, Georg Muffat, Béla Bartók), „Friedensvorstellungen“ (Johann Sebastian Bach, Jean-Philippe Rameau, Alban Berg, Peteris Vasks, Frank Martin, Olivier Messiaen, Richard Strauss) oder „Kriegsdarstellungen in realistischer und kritischer Absicht“ (Ludwig van Beethoven, Gustav Holst, George Crumb, Anton Webern, Arthur Honegger). Insgesamt umfasst die CD drei Stunden Musik, zweieinhalb Stunden Erläuterungen sowie Hintergrundmaterialien. Sie ist in Zusammenarbeit von Uni Bremen, Radio Bremen, dem Institut für Friedenspädagogik und der Berghof Stiftung für Konfliktforschung entstanden. Die CD (15,- Euro) ist über das Institut für Friedenspädagogik, Corrensstr. 12 in 72076 Tübingen, E-Mail kontakt@frieden spaedagogik.de zu beziehen. SC Johannes W. Schäfer: Komponist, mehrfach ausgezeichneter Jazzer, Kontrabassist im Uniorchester, studiert Musikwissenschaft und Philosophie an der Uni Bremen. Der erfolgreich gestartete Unichor spielt 2004 mit dem Orchester zusammen Brahms. Probenbeginn für Chor und Orchester ist im Oktober. Reklam e (-ation): Die Wahrheit wirbt zuletzt Studierende des Studiengangs Kulturwissenschaft haben eine Ausstellung über Globalisierung und Gegenöffentlichkeit zusammengestellt. Sie ist bis Mitte Juli in den Räumen der Evangelischen Studentengemeinde zu sehen. Werbung – täglich werden die Menschen mit 2.000 Werbeimpulsen konfrontiert, einer unglaublichen Menge suggestiver Einflüsse, die wir schon gar nicht mehr bewusst wahrnehmen können. Studierende der Kulturwissenschaften an der Universität Bremen haben sich in einem zweisemestrigen Projekt zum Thema „Globalisierung und Gegenöffentlichkeit“ mit der künstlerischen Verfremdung von Werbebotschaften beschäftigt, dem so genannten „Adbusting“, um etwas Licht hinter die Fassade des schönen Scheins zu werfen, der die wa(h)re Welt verbrämt. Unter fachlicher Anleitung der Professoren Rainer Stollmann und Bernd Bullwinkel entstanden Fotomontagen, Bilder, Toncollagen, Videos und Objekte, die in einer Ausstellung in der Evangelischen Studentengemeinde, Parkstar. 107 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Ausstellung ist an Werktagen von 16:00 bis 19:00 Uhr, an den Wochenenden von 14: 00 bis 20: 00 Uhr (mit Videovorführungen) geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen erteilt Holger Pinnow-Locnikar, Tel. 0177/7361736 oder [email protected]. Bild: Die "Persilfrau" als Werbe-Galeonsfigur der Ausstellung. BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 1971 Traumtänze Im Rahmen des Projekts „Medienästhetik“ im Studiengang Kulturwissenschaft der Universität Bremen entstand unter Leitung von Professor Reiner Matzker eine 80-minütige Videoproduktion mit dem Titel „1971 – Traumtänze“. Der Film leistet in einer Zeit, in der die Bedeutung des experimentellen Films drastisch nachgelassen hat, auf dem Wege einer filmischen Neuorientierung einen nicht ganz unerheblichen und bewusst unkonventionellen Beitrag. Die kurze Erzählung über Jugendliche im Alter von etwa 20 Jahren ist im Jahre 1971 in einer westdeutschen Kleinstadt angesiedelt. Die Jugendlichen erleben hier den Beginn ihrer Adoleszenz. Sie haben ihre Träume, Wünsche und Lebensansichten. Und sie müssen erfahren, dass viele ihrer Perspektiven an den gegebenen Bedingungen scheitern. Der Film formuliert diese Situation in einer Mischung aus realistischen und romantischen Bildern. Seine realistischen Momente sind den tatsächlichen Entwicklungen der Figuren entnommen, seine romantischen ihrem Versuch, diese Entwicklungen in irgendeiner Form zu korrigieren. Die Geschichte hat im herkömmlichen Sinn keinen Anfang und kein Ende. Sie beginnt aus einem Lebensabschnitt heraus und sie endet mit den Veränderungen, die innerhalb dieses Lebensabschnittes bewirkt werden. Kein wirklich sensationelles Geschehen bestimmt das Erzählte, keine großartigen existentiellen Erfahrungen. Es wird erzählt, was jedermann kennt. Kein großer Spannungsbogen bestimmt den Verlauf der Geschehnisse. Am Ende ist viel passiert, aber nichts Neues. Gerade aus seinem schlichten und nichtspektakulären Verlauf ergibt sich die Qualität des Filmstoffes. Reizvoll sind die abwegigen Phantasien, mit denen der Hauptprotagonist Ingo versucht, Marias Liebe zu verfestigen, die Dialoge, die sich darüber entspinnen und letztlich der Versuch, die Geschichte historisch um eine Zeitspanne von dreißig Jahren zurückzuverlegen. Der Film ist als experimenteller Videospielfilm zu charakterisieren, als eine halbdokumentarische, historisch angelegte und tragischkomische Charakterstudie, die, obgleich sie keine politischen oder ernsthaft psychologischen Inhalte vermittelt, subjektorientiert Aussagen über soziale und politische Entfremdungsphänomene transportiert. Er experimentiert mit den Gefühlen von Individuen der heutigen Zeit, die sich mit den Gefühlen der Jugendlichen von damals konfrontiert sehen. Dokumente aus den frühen siebziger Jahren, Tagebuchaufzeichnungen und Aufzeichnungen von Tonbanddialogen sind in die Erarbeitung des Drehbuchs eingeReiner Matzker flossen. Seite 7 Mit einem Kinderfilm Eintauchen ins Korallenriff Wie es wohl wäre, ein Fisch zu sein? Der Film "Abenteuer im Korallenriff", produziert am Zentrum für Marine Tropenökologie, möchte Kindern die Welt der Korallenriffe näher bringen. Die Idee entstand in Jordanien, am Roten Meer. Mark Wunsch, Ökologe und Filmproduzent, untersuchte hier das verwinkelte Höhlensystem der Korallenriffe. Um die Höhlenbewohner aufzustöbern, entwickelte er eine winzige, schlauchartige Kamera. Die hätte er am liebsten einer Muräne auf den Rücken geschnallt, um in die hintersten Nischen vorzudringen. Was real jedoch kaum umzusetzen ist, ermöglicht die Fantasiewelt des Films. Zur Größe eines Korallenfisches geschrumpft, tauchen zwei Kinder in eine Welt der Fangtentakel und feinmaschigen Kiemen, spitzen Scheren und schillernden Schuppen. Mit spielerischer Neugier begegnen sie den skurrilen Lebensformen im Riff. Doch bald holt sie der Alltag eines Riffbewohners ein, und der ist nicht ohne Gefahren. Denn hier lauern hungrige Muränen, grimmige Skorpionsfische oder Riesenmuscheln, die sich alles einverleiben, Entsetzen bei Jobena: Denn auch Gefahren bietet die Wunderwelt unter Wasser. was ihnen zwischen die Kiemen kommt. Verschiedene Aufnahmereisen nach Aqaba in Jordanien lieferten die Riffaufnahmen. Die Kinder hingegen tauchten im Hallenbad von Worpswede. Mit der Blue Box Methode konnten die Aufnahmen montiert werden. „Wir mussten dazu einen Teil des Beckens mit blauer Plane auslegen - zur großen Verwunderung der Badegäste“, erinnert sich Mark Wunsch. Ein Anliegen des ZMT ist es, seine Forschung in tropischen Küstenregionen für die Allgemeinheit verständlich darzustellen. Der Film ist ein weiterer Schritt in diesem Bemühen. Hauptförderer ist der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der das Projekt im Rahmen des PUSH-Programmes auswählte. Am 10. Mai, Tag der offenen Tür, feierte der Film am Zentrum für marine Tropenökologie Premiere - mit großem Erfolg. Dr. Susanne Eickhoff Untermeerischer Canyon: “Wie ein Fluss unter Wasser!“ Auf ihrer Mai-Expedition mit dem Forschungsschiff „Meteor“ machten Bremer Wissenschaftler des DFG-Forschungszentrums Ozeanränder eine sensationelle Entdeckung: Vor der Küste Mauretaniens stießen sie auf einen riesigen untermeerischen Canyon von phantastischer Gestalt. In vielen Mäandern schlängelt er sich von der flachen Küste über eine Distanz von mehr als 200 Kilometern bis weit hinaus Richtung atlantische Tiefsee. Der nach einem Küstenvorsprung neu benannte „Cap Timiris Canyon“ wurde gleich zu Beginn der Expedition auf etwa 19 Grad nördlicher Breite entdeckt. Dabei war die Überraschung groß: „Selbst auf neuesten Karten war dort, wo wir auf den Canyon stießen, bislang nur großflächig ebener Meeresboden verzeichnet“, berichtet Prof. Horst Schulz. Der Bremer Geowissenschaftler änderte deshalb das Forschungsprogramm, um das Schluchtensystem am Meeresboden kartografisch zu erfassen. Eine gute Woche später war das Bild nahezu komplett. „Der ´Cap Timiris Canyon` erinnert in vieler Beziehung an den Rhein“, erläutert Schulz. „Es sieht auch aus, wie ein Fluss unter Wasser.“ Am Fuß des Kontinentalhangs, also dort, wo der afrikanische Kontinent in 3.000 Metern Wassertiefe in die Tiefsee übergeht, ist er etwa zwei bis drei Kilometer breit und schneidet sich etwa 300 Meter tief in seine Umgebung ein. Ähnlich wie Rhein oder Mosel weist der Canyon viele Mäander auf. Diese „Flussschlingen“ sind Teil der Entstehungsgeschichte eines solchen Canyons, die in vielen grundsätzlichen Details bisher noch nicht wirklich verstanden ist. Seismische Untersuchungen des tieferen Untergrunds belegen, dass der Canyon - wie der Rhein - seit mindestens zehn Millionen Jahren ortsfest ist. Auf den Bildern vom Meeresboden konnten die Wissenschaftler des Bremer Forschungszentrums erstaunliche Details erkennen: Neben den Mäandern auch abgeschnittene Altarme, vielfältige Verzweigungen, den Wechsel von steileren zu flacheren Canyonbereichen, aber auch Uferwälle am Canyonrand. Auch die gesamte Länge ist durchaus mit dem Rhein vergleichbar, denn zu den jetzt untersuchten gut 200 Kilometern kommen noch mindestens 500 bis 600 unbekannte Kilometer („Luftline“) auf dem Weg bis in die Tiefsee hinzu. Die noch an Bord der „Meteor“ vorgenommenen Untersuchungen deuten darauf hin, dass Ablagerungen am Meeresboden im Bereich des Kontinentalhangs mobilisiert und in großen Mengen in die Tiefsee verfrachtet werden. Der „Cap Timiris Canyon“ spielt bei diesen Transportprozessen offenbar eine Schlüsselrolle. Etwa zehn Meter lange Sedimentkerne, die aus dem Meeresboden am Grund des Canyon ausgestochen wurden, untermauern diese Vermutung. Sie zeigen, dass immer wieder Trübeströme - eine Mischung aus Wasser und Sediment - in Richtung Tiefsee fließen. An einem der Kerne konnten die Wissenschaftler erkennen, dass in nur gut neun Meter Canyonboden 33 dieser sedimentbeladenen Trübeströme dokumentiert sind. Die Ströme wälzten sich im zeitlichen Abstand von jeweils nur wenigen Jahren durch den Canyon am Kontinentalhang abwärts. „Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass auf unserem Planeten noch so große, bislang unentdeckte Objekte zu finden sind“, resümiert Prof. Horst Schulz. „Wir sind schon jetzt gespannt, was die weiteren Analysen des von der Expedition mitgebrachten Materials ergeben.“ Albert Gerdes Vorbereitungen zu den geophysikalischen Untersuchungen auf dem Achterdeck von METEOR (Foto: Albert Gerdes, DFG-Forschungszentrum Ozeanränder). B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 8 Nr. 74 · Juli 2003 Lebenslauf eines Protokolls - vom Aktenstück zur Archivalie Existenzgründer gesucht… Vom 9. - 11. Mai 2003 fand in Bremen zum zweiten mal der „Tag der Archive“ statt. An ihm stellen sich Bremer Archive unterschiedlichster Richtung und Ausstattung der Öffentlichkeit vor, zeigen ihre Das NETZ Technologiezentrum – mitten im Herzen des GewerbeParks A27 in Heilshorn – ist durch seine attraktiven Büroflächen und kommunikative Infrastruktur für Existenzgründer und junge, innovative Unternehmen interessant – auch für kreative Köpfe aus der Uni Bremen. Räume, berichten über ihre Arbeit oder graben ihre Schätze aus. Auch das Zentrale Archiv der Universität Bremen hat sich am „Tag der Archive“ beteiligt und am 9. Mai seine Türen für Interessierte geöffnet. Eine bildliche Darstellung, die im folgenden dokumentiert ist, informierte die Besucher über die Arbeitsschritte in einem Archiv und über den Weg, den ein Dokument durchläuft. Zentrales Archiv Die Reden sind gehalten, die Resolutionen beschlossen - ein Dokument ist geboren. Titelblatt des Protokolls des Gründungssenats (GS) für die Universität Bremen vom 22. Oktober 1969 im Rathaus Bremen - zwei Jahre vor Gründung der Universität. (1, rechts) Der Name ist Programm. NETZ: Das bedeutet vor allem starke Entwicklungspartner, Beratungen, Schulungen und Weiterbildungen vor Ort für alle Existenzgründerinnen, Existenzgründer und wachstumsorientierte Unternehmen. Das Zentrum dient als Basis und erstes Zuhause für junge Unternehmen. Modernste Büroinfrastrukturen und flexible Büroflächen stehen den Mietern zur Verfügung. Der Standort des NETZ im GewerbePark A 27, Sachsenring 11 in Heilshorn, liegt zentral zu allen strategisch wichtigen, norddeutschen Wirtschaftsstandorten. Wichtig sind das starke Netzwerk und Dienstleistungen hinter dem NETZ. Finanzdienstleister, regionale Wirtschaftsförderung, Unternehmensverbände, wissenschaftliche Institute, Universitäten Die erste Heimstatt: Der Aktenordner. Anlegen eines Aktenordners für die GS-Protokolle in der Geschäftsstelle des Gründungssenats. (2) Umzug ins Paradies der bits und bytes: Aufnahme und Bearbeitung des Protokolls mittels der Archivsoftware AIDA. Auszug aus dem Aktentitel. (3) Auf dem Weg zur Unsterblichkeit: Entfernung der vergänglichen Elemente. (4) Der säurefreie Sakropharg. Rip - resquiescat in pacem. (6) In der Grabkammer: Zugang nicht nur für Räuber. (7) Kooperation mit der Wirtschaft in der Lehre Wissenschaftliche Weiterbildung für Führungskräfte bietet der neu eingerichtete Studiengang „Leadership and Organisational Development“. Berufsbegleitend, gebührenpflichtig und nah an der Praxis im eigenen Unternehmen werden den bis zu maximal 20 Teilnehmern in vier Semestern wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten zur Führung von Mitarbeitern und zur Entwicklung von Prozessen, also Kompetenzen in den sogenannten Soft skills vermittelt. Gemeinsam mit Firmen der Region haben drei Professoren aus den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaft (Professor Poddig), Produktionstechnik (Professor Heeg) und Human- und Gesundheitswissenschaften (Professorin Volmerg, Arbeits- und Organisationspsychologie) das Pilotprojekt entwickelt. Langfristig, das signalisiert schon der englischsprachige Name, soll der Studiengang mit dem Abschluss Master of Leadership and Organisational Development international ausgerichtet werden. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.master-leadership.unibremen.de und in der Transferstelle für Management und Organisationsentwicklung, TIPS, Tel. 0421-218-2149; E-Mail: [email protected]. AB Vorschläge zur Lösung der Ausbildungskrise Jazubi: Die Anzeigenkampagne für mehr Ausbildungsstellen zeigt, der Lehrstellenmarkt in Deutschland befindet sich in einer schwierigen Lage. Der Bildungsexperte Felix Rauner, Professor am Institut Technik und Bildung (ITB) der Universität Bremen, hat dazu für die IG Metall Baden-Württemberg ein Gutachten erstellt und Lösungsvorschläge unterbreitet. Die Ingredenzien für die Einbalsamierung: Weizenstärke, Naturwolle und reine Chinaborsten (5) DAAD-Preis Wieder einmal werden hervorragende internationale Studierende der Universität Bremen gesucht. Alle Professorinnen und Professorenen sind daher aufgefordert, ihre Nominierung einzureichen. Jedes Jahr verleiht der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) den mit 800,- Euro dotierten DAAD-Preis. Studierende, die sich durch exzellente Leistungen oder bemerkenswertes soziales, gesellschaftliches oder hochschulinternes Engagement hervorgetan haben, können nominiert werden. Vorschläge sind im International Office der Universität Bremeneinzureichen. Fragen beantwortet Beate Heitzhausen, International Office, Tel. 218 - 4764, E-Mail: [email protected]. Beate Heitzhausen und Hochschulen sowie Politik und Zentrums-Management sollen den jungen Unternehmen helfen, sich im Markt zu positionieren. Ein innovatives Produkt findet seinen Markt. Das NETZ bietet den Mietern Unterstützung bei der Gründung an, aber auch um sich auf dem Markt zu positionieren und dort zu wachsen. Das Netzwerk verhilft zu schnellen Kontakten und ersten Gesprächen, und sorgt für Weiterqualifikationen auf allen Ebenen. Gute Finanzierungskonzepte sichern zudem die Grundausstattung zum Erfolg. Kommunikation und Synergien werden gefördert. NETZ ist eine Initiative des Landkreises Osterholz, der Stadt Osterholz-Scharmbeck, der Gemeinde Schwanewede, der Kreissparkasse Osterholz, der Volksbank eG und der ExperConsult. Wenn Uni-Angehörige Interesse haben, steht für ein detailliertes Gespräch sowohl zur Vermietung als auch zur Unternehmensgründung Lars Koch zur Verfügung. Er ist zu erreichen unter Tel. 04795 - 957-0, Mobil: 0175 575 96 95 oder E-Mail: [email protected]. SC Seither hat Felix Rauner an zahlreichen Tagungen und Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet teilgenommen und seine Vorstellungen erläutert. BUS stellte ihm drei Fragen. BUS:. Wie dramatisch ist die Lage auf dem Lehrstellenmarkt tatsächlich? Rauner: Es fehlen weit über 100.000 Ausbildungsplätze, in Deutschland werden mehr als zwei Drittel aller Ausbildungsplätze staatlich finanziert und subventioniert oder von öffentlichen Bildungsträgern bereit gestellt. 24 Prozent der Jugendlichen gelten nach der PISA-Untersuchung als Risikogruppe, das heißt, sie sind der Berufsausbildung nicht oder nur unzureichend gewachsen. BUS: Welche Vorschläge machen Sie, um die Lehrstellen-Krise in Deutschland in den Griff zu bekommen? Rauner: Ich schlage ein 7-Punkte-Programm zur Lösung der Lehrstellenkrise vor. Dieses Programm umfasst: 1. Die Einführung offener dynamischer Kernberufe zur Erhöhung der lokalen Gestaltungsmöglichkeiten bei der Ausschöpfung betrieblicher Ausbildungspotenziale. 2. Die Reduzierung des Prüfungsaufwandes und Einführung einer ausbildungsunterstützenden Prüfungskonzeption. 3. Praxisbezogene Berufsbildungspläne. 4. Den Abbau und Umbau der Ausbildung in Lehrwerkstätten. 5. Die Schaffung überbetrieblicher Ausbildungsfunktionen durch Ausbildungspartnerschaften. 6. Die Einführung der Vor-Lehre für einen verbesserten Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Und last but not least 7. Die Verzahnung der dualen Berufsausbildung mit einer dualen Fachschulausbildung BUS: Nehmen wir einen Aspekt Ihres 7-Punkte-Katalogs heraus. Warum sollen die Lehrwerkstätten sich verändern? Rauner: Lernpotenziale realer Arbeitsprozesse wurden und werden arbeitspädagogisch weit unterschätzt. Es ist daher zu empfehlen, das Lernen in inner- und außerbetrieblichen Lehrwerkstätten umzuwandeln in Service-Abteilungen, in denen unter arbeitspädagogischen Gesichtspunkten betriebliche Aufgaben durch die Auszubildenden bearbeitet werden. Durch die Rücknahme verschulter Formen der betrieblichen Berufsausbildung und ihre weitgehende Rückverlagerung in wertschöpfende Arbeit können die Ausbildungskosten deutlich gesenkt und zugleich die Ausbildungsqualität erhöht. BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 Umweltmanagement vom Uni-Baudezernat zertifiziert Premiere für eine Hochschule: Die Universität Bremen erhielt jüngst die Zertifizierung für ihr Umweltmanagement. Erstmals ist damit an einer Universität in der Bundesrepublik das Umweltmanagement des für Technik und Bau zuständigen Dezernats begutachtet und zertifiziert worden. Nach der Überprüfung durch einen unabhängigen Umweltgutachter ist jetzt die Zertifizierung nach DIN ISO 14001 erteilt worden. Dem Dezernat für technischen Betrieb und Bauangelegenheiten der Uni Bremen wird bestätigt, dass das Umweltmanagementsystem internationaler Norm entspricht und höchsten Ansprüchen an Qualität und Kontinuität im Umweltschutz genügt. Mit der Zertifizierung durch Dr. Hans-Peter Wruk ist ein umfangreiches Projekt abgeschlossen. Unterstützt durch die HIS Hochschul-Informations-System GmbH (Hannover) und gefördert vom Bremer Senator für Bau und Umwelt sind alle umweltrelevanten Prozesse und Daten im Dezernat Technik / Bau der Universität sys- tematisch erfasst, analysiert und bewertet worden. Auf Grundlage dieser erfassten Daten hat das Baudezernat sich jetzt Umweltziele gesetzt, die mit konkreten Umweltschutzmaßnahmen in den nächsten drei Jahren erreicht werden sollen. Weiterhin wurden die Abläufe in einem Umwelthandbuch beschrieben, so dass schädliche Umwelteinwirkungen systematisch verringert werden können. Beispiele für schon begonnene oder geplante Umweltschutzmaßnahmen im Dezernat Technik und Bau sind der weitere Ausbau des Energiemanagements durch das Erfassen von Verbrauchsdaten, die energetische Sanierung der Staats- und Universitätsbibliothek, die noch stärkere Berücksichtigung von Umweltschutzaspekten bei Bauvorhaben sowie die ständige Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems. Mit der Zertifizierung des Dezernat Technik / Bau ist dabei ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zum Aufbau und zur Zertifizierung eines Umweltmanagementsystems für die gesamte Universität Bremen erreicht worden. SC Der scheidende Baudezernent Klaus Bergmann im Gespräch mit dem Umwelt-Gutachter Dr. Hans-Peter Wurk. Neuer AS gewählt Mit einer Wahlbeteiligung von 85,6% haben die Professor/innen Lorenz Böllinger, Annelie Keil, Stefan Görres, Manfred Fahle, Jürgen Gutowski, Bernd ScholzReiter sowie Hans Kloft in den AS gewählt. Aus der Runde der amtierenden Dekane werden weitere fünf Vertreter und Vertreterinnen in den AS geschickt, so dass insgesamt zwölf Mitglieder aus der Professorenschaft im höchsten Uni-Gremium vertreten sind. Die vier Sitze für Akademische Mitarbeiter/innen wurden mit einer Wahlbeteiligung von 20,8% an Gerhard Zacharias, Eva Kammler, Birgitt Lutz-Kunisch und Jens Lehmann vergeben. Die studentische Wahlbeteiligung von 8,4% verhalf Tim Cordßen, Jan Fries, Stefanie Henneke und Ann-Kathrin Godt in den AS. 23,7% der Sonstigen Mitarbeiter wählten als ihre Vertreter erneut Angela Wendt und Bernd Müller. AB Besser sitzen in der Keksdose Klagen über das unkomfortable Sitzen in den beiden Hörsälen der Keksdose hat es von Anfang an gegeben. Nicht nur große Menschen mussten sich in die Sitzreihen zwängen. Doch das Ende der Qual ist in Sicht, im nächsten Sommer wird eine komplett neue Bestuhlung in die beiden Hörsäle eingebaut. Rückenfreundliche Klappsitze aus lackiertem Buchensperrholz mit Sitzmulde, unterseitiger Akustikperforation und hoher Rückenlehne werden die Studierenden dann zum Wintersemester 2004/2005 vorfinden. Bis sich diese Alternative finanzieren ließ, musste ein Rechtsstreit mit dem Hersteller der jetzigen Sitzgelegenheiten gewonnen werden. Mit der Schadensersatzsumme und einer zusätzlichen Finanzierung aus dem Universitätshaushalt kann nun die dreimonatige Umbauzeit für die Sommersemesterferien 2004 fest eingeplant werden. AB Seite 9 Seit 25 Jahren: Erfolgreiches Studieren nur mit „Onkel Walter“ Ruth Walter in Ihrem Edeka-Geschäft in der Uni-Glashalle. Geistige Nahrung ist nicht alles. Zum Überleben benötigt der Studiosus ebenso dringend Süßes und Gesundes, Herzhaftes und Flüssiges. Das alles finden die Bremer Studierenden im Lebensmittelladen „Onkel Walter“ in der Glashalle. Bereits seit 1978 sind Walters vor Ort in der Uni – 25 Jahre Reelles für Akademiker; aber auch 25 Jahre, in denen manches anders kam als erwartet. „Wir haben damals unsere beiden Edeka-Filialen in Walle geschlossen und wollten uns auf ein Geschäft konzentrieren“, erinnert sich Ruth Walter. Der ersten Laden auf dem Uni-Campus wurde gegenüber der Mensa eröffnet, dort wo heute das Career Center Absolventen und Studierende berät. „Wir brauchten schon ein bisschen Zeit um zu begreifen, dass das Uni-Leben anders ist. Und die Studenten waren damals auch noch ziemlich wild“. Die vorausgesagten Umsätze blieben hinter den Erwartungen zurück – und Helmut Walter wollte bereits aufgeben. Doch da hatte er nicht mit dem Durchhaltevermögen seiner Frau gerechnet. „Ich gebe nicht auf!“ Und so gewöhnten sie sich schließlich aneinander: das Ehepaar Walter, die Studierenden, die Angestellten und die Hochschullehrer. „Die Professoren sind sehr zugänglich. Manche haben auch mal gerne einen Stonsdorfer mit meinem Mann getrunken. Die sind da auch nicht abgeneigt“, lacht Ruth Walter. Weniger zum Lachen zu Mute war ihr, als ihr Mann ganz überraschend starb – da schien sie den Boden unter den Füssen zu verlieren. Doch sie machte das Geschäft nur kurze Zeit zu, auch wenn sie in die alleinige Verantwortung erst hineinwachsen musste. Mit Hilfe Ihrer jüngsten Tochter hatte sie nach einiger Zeit alles im Griff. „Ich habe gut daran getan, nicht zu Haus in der Ecke zu sitzen, sondern den Laden weiter zu führen.“ Zu tun gab es genug. Der Bau der Glashalle, der Umbau des Zentralbereichs mit dem Boulevard bedeuteten für Ruth Walter mit der weißen Schürze und dem freundlichen Lächeln den zweimaligen Umzug. Einmal als Provisorium vom Boulevard ins GW 2 und dann, im Jahr 2000, in die Glashalle, dem heutigen Domizil. „Das war eine teure Angelegenheit. Da habe ich viel Geld investiert, das muss auch erst einmal verdient werden.“ Das scheint zu gelingen, die Schlangen im kleinen Laden belegen es. So hat „Tante Walter“ Personal eingestellt und kann es mit ihren 62 Jahren etwas ruhiger angehen lassen. Doch täglich steht sie ab der Mittagszeit hinter der Kasse, und das soll nach ihrem Willen auch so bleiben. Insgeheim hofft sie, dass ihre Tochter das Geschäft übernimmt. Bis dahin wird noch Schokolade in Massen über den Tresen gehen, Nervennahrung für die gestressten Studierenden. Aber das gefällt ihr. „Ich fühle mich in der Uni richtig wohl“, bringt Ruth Walter ihre Zufriedenheit auf den Punkt – und ein bisschen stolz ist sie auf 25 Jahre „Onkel Walter“ schon – zu Recht. SC B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 10 Nr. 74 · Juli 2003 Ein Pilot-Projekt: Naturwissenschaften für Kinder Naturwissenschaftliches Wissen lässt sich bereits im frühen Kindesalter vermitteln. Im Pilotprojekt „Naturwissenschaften für Kinder“ soll die Ausbildung von Lehramtsstudierenden so verändert werden, dass die zukünftigen Grundschullehrer keine Berührungsängste vor naturwissenschaftlichen Themen haben. Die Hochschullehrerinnen Brunhilde Marquardt- Mau und Hannelore Schwedes, die das Projekt leiten, stellen es für BUS vor. Die mit dem Leitbild der Wissensgesellschaft verknüpften Vorstellungen einer „scientific literacy for all“ haben die Bedeutung einer naturwissenschaftlichen Grundbildung schon im frühen Kindesalter herausgestellt. Neugierde, Experimentierfreude und das Erstaunen gegenüber Phänomenen der belebten und unbelebten Natur bringen Kinder dafür als wichtige Voraussetzungen bereits mit. Neuere Ergebnisse der entwicklungspsychologischen Forschung legen zudem nahe, dass schon Grundschulkinder in der Lage sind, anschlussfähige wissenschaftliche (Vor)Konzepte aufzubauen und sich naturwissenschaftliche Sachverhalte verstehend zu erschließen. Diese günstigen Ausgangsbedingungen auf Seiten der Kinder fallen jedoch in der Praxis des Sachunterrichts vielfach ins Leere: Themen aus den Natur wissenschaften(insbesondere Physik, Chemie) werden von den Lehrkräften vermieden oder die Lernprozesse der Kinder auf den bloßen Nachvollzug vorgegebener Sachverhalte in Arbeitsbögen reduziert. Befragte Lehrerinnen, Lehrer und Studierende ordnen naturwissenschaftlichen Inhalten zwar eine hohe Priorität zu; doch die eigenen, häufig negativ geprägten Vorerfahrungen mit dem naturwissenschaftlichen Unterricht und unzureichende Kenntnisse tun das ihre, um Naturwissenschaften im Studium nicht auszuwählen und auch in der späteren Praxis zu vermeiden. Auf diesem Wege besteht jedoch die Gefahr, dass sich diese „Hemmschwellen“ auch weiterhin reproduzieren und ein grundlegender Bildungsauftrag des Sachunterrichts nur unzureichend wahrgenommen wird. An dieser Stelle setzt das PilotProjekt „Naturwissenschaften für Kinder“ mit seiner Leitfrage an: Wie lassen sich die „Hemmschwellen“ der Studierenden bearbeiten, damit eine erfolgreiche Lehrerausbildung für die naturwissenschaftliche Perspektive des Sachunterrichts möglich wird? Anknüpfend an den Ergebnissen der Interessenforschung und der scientific literacy Diskussion wurden Module entwickelt. Diese sollen die Vorerfahrungen der Studierenden aufgreifen, durch eigenes Experimentieren und Praxiserfahrungen mit Kindern das Selbstvertrauen stärken und Kompetenzen vermitteln sowie die individuelle, kulturelle und gesellschaftliche Relevanz der Naturwissenschaften sichtbar werden lassen. Wie die ersten Auswertungen des inzwischen abgeschlossenen Projekts zeigen, wurde von den befragten vier Studierenden keines der Module als überflüssig empfunden, einzelne Module in der Bedeutsamkeit für den eigenen Lernprozess jedoch unterschiedlich gewichtet: neben den biografischen und geschlechtsspezifischen Zugängen und dem eigenen Experimentieren der Studierenden waren vor allen Dingen die in der "Planetenglibber" - so macht Naturwissenschaft richtig Spaß (Foto: Ilona Rother). Arbeit mit Kindern gewonnenen Erfahrungen bedeutsam. Die anfänglich von den Studierenden nicht erwartete Begeisterung und das hohe Interesse der Kinder an einem naturwissenschaftlichen Sachunterricht, der das Entdecken und Experimentieren ermöglicht, haben offensichtlich nachhaltige Spuren hinterlassen. Wie manifest das „Vermeidungsverhalten“ der Studierenden naturwissenschaftlichen Inhalten gegenüber ist, konnten wir aber auch in unserem Projekt an der Wahl der Themen für die zu planenden Unterrichtseinheiten und der Begründung dafür ablesen. Ein Student: „Ich habe Wetter gewählt, weil ich mir etwas anderes nicht zugetraut habe. Ich bereue diese Wahl jetzt, denn ich hätte nicht gedacht, dass man zu Themen wie „Elektrizität“ oder „Stoffe“ so interessante Unterrichtseinheiten gestalten kann. Ich kann mir das aber jetzt vorstellen“. Veränderungen benötigen offensichtlich Zeit. Das Projekt "Naturwissenschaften für Kinder" wurde von den Professorinnen Brunhilde Marquardt-Mau und Dr. Hannelore Schwedes in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen Angelika TolleHerlyn, Miriam Theiß und Babette Wöckener durchgeführt. Prof. Dr. Brunhilde Marquardt-Mau Biografisches Lernen: Vorerfahrungen (Kindheit, Schule) der Studierenden mit Naturwissenschaften und Natur werden dokumentiert, in Rollenspielen bearbeitet und in den Kontext der Forschungen zur geschlechtsspezifischen Sozialisation und Interessenforschung gestellt. Naturwissenschaften für Mädchen und Jungen (equity issues): Modellprojekte haben gezeigt, dass Mädchen und Jungen ein unterschiedliches Interesse an naturwissenschaftlichen Themen besitzen und Vorwissen mitbringen, die ein erfolgreicher Unterricht berücksichtigen muss. Was sind Naturwissenschaf ten(nature of science, science as inquiry): Das Lernen über Naturwissenschaften befördert offensichtlich auch das Erlernen naturwissenschaftlicher Inhalte. Mit Fotodokumentationen zum Thema „Wo begegnen uns Naturwissenschaften im Alltag?“, Analysen von Lexika und Schulbüchern zum Thema “Naturwissenschaften“ und dem Kennenlernen von Biografien von Nobelpreisträgerinnen wird die individuelle, kulturelle und gesellschaftliche Relevanz der Naturwissenschaften greifbar. Grundlegende naturwissenschaftliche Konzepte (unifying concepts): Durch die Vermittlung ausgewählter grundlegender naturwissenschaftlicher Konzepte und das eigene Experimentieren der Studierenden sollen das Selbstvertrauen gestärkt und Kompetenzen erworben werden. Praxiserfahrungen - Entwicklung und Erprobung von Unterrichtseinheiten: Für die Planung der Unterrichtseinheiten stehen den Studierenden Themen wie „Wetter“, „Schall“, "Elektrizität“ und „Stoffe und ihre Eigenschaften“ zur Auswahl. Welche Bilder machen die Wirklichkeit? Die Frage nach der Funktionsund Wirkungsweise von Repräsentationen stand im Mittelpunkt der interdisziplinären Tagung „Leitbilder, Selbstbilder, Optionen. Konzeptionen soziokultureller Repräsentationen“, die das Zentrum für feministische Studium Ende März diesen Jahres veranstaltete. In zwei jeweils unter gemeinsamer Fragestellung stehenden Vortragsblöcken und drei Workshops näherten sich Referentinnen aus den Sozialwissenschaften und Kulturwissenschaften der Frage, wie Repräsentationen innerhalb struktureller Machtgefüge politische und soziokulturelle Wirklichkeiten darstellen, produzieren und reproduzieren oder auch ausgrenzen. Zum Beispiel stellten sie ihre Sichtweisen darauf vor, wie bestimmte Formen der Repräsentation von Wirklichkeit durch Leitbilder hergestellt und beeinflusst werden, wie sich dies auf die Selbstbilder von Akteurinnen und Akteuren auswirkt und diese wiederum Leitbilder verändern. Am Beispiel der Plakataktion „Familie Deutschland“, die 2001/ Macht dieses Bild die Wirklichkeit? Diskussion beim Workshop. 2002 von der Bundesregierung initiiert wurde, diskutierten Ines Seeger (Bundespresseamt), Marianne Friese (Universität Lüneburg), Karin Gottschall und Irene Nierhaus (Universität Bremen) mit mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörern auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion, welche Leitbilder von Familie durch die Plakataktion mit welchen Mitteln transportiert werden und in welchem Verhältnis diese Bilder zu gesellschaftlichen Realitäten stehen. An der Diskussion von offizieller Intention, Motiv- wahl, Bildaufbau, politischem und räumlichen Kontext dieser Kampagne ließen sich allgemeine Fragen integrativer Leitbilder und ihrer individuellen Aneignung veranschaulichen. Insgesamt wurde auf der Tagung deutlich, dass Fragen zu Repräsentationen von Wirklichkeit, gerade auch hinsichtlich des Fokus auf Dar- und Herstellungen von Geschlechtern für einen transdisziplinären Diskurs fruchtbar gemacht werden können. Astrid Vornmoor Michaela Kuhnhenne BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 Seite 11 Funkhaus Europa: Das Radio für die globale Welt Funkhaus Europa: Was ist das? Seit Mai 1999 sendet „Funkhaus Europa“ auf der Frequenz UKW 96,7 MHz. Es ist eine Kooperation zwischen dem Westdeutschen Rundfunk und Radio Bremen. Das Ziel: Ein internationales Programm für die globale Welt vor Ort. Ein multikulturelles Redakteursteam berichtet über alles, was Deutsche und Migranten beschäftigt: kein einseitig nationaler Blick auf das multinationale Leben im In- und Ausland. In der Bremer Redaktion arbeiten zahlreiche Absolventen der Bremen Universität. BUS besuchte drei von ihnen im Sender von Radio Bremen. Menschen aus über 100 Nationen leben in Bremen: EU-Bürger, Einwanderer aus der Türkei und Marokko, Deutsche, Flüchtlinge, Aussiedler, Gäste aus aller Welt. Unser Alltag ist international, farbig und mehrsprachig geworden. „Funkhaus Europa“ ist das Radio für dieses neue Lebensgefühl. Ein internationales Team aus Redakteuren, Moderatoren und Reportern sorgt jeden Tag für Einblicke in das Zusammenleben zwischen Rhein und Weser, zwischen Nordsee und Mittelmeer. Das aktuelle Morgenmagazin „Cosmo“ greift Themen auf, über die Menschen zwischen Helsinki und Lissabon an den europäischen Frühstückstischen reden. Im Mittagmagazin „Piazza“ gibt es neben aktuellen Informationen über das Tagesgeschehen praktische Hilfen für Einwanderer. „Verso“ schaut sich jeden Nachmittag in europäischen Haupt- und Nebenstraßen um und berichtet über die wichtigsten Ereignisse des politischen Tagesgeschehens in Deutschland, in Europa, in der Welt. Was entsteht, wenn verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, zeigt „Funkhaus Europa“ auch musikalisch. Gespielt werden die Songs, die in den Metropolen der Welt gehört werden: Rap aus dem Senegal, Rock aus Brasilien, Afrobeat aus Italien. Neben dieser einzigartigen Musikfarbe im Tagesprogramm „Mondo Cannibale“ gibt es auch im Nachtprogramm zahlreiche musikalische Spezialsendungen aus den Hauptstädten Europas. Zwischen 19:00 bis 22:00 Uhr laufen Sendungen in unterschiedlichen Sprachen: Italienisch, Türkisch, Südslawisch, Spanisch, Französisch, Englisch (mit BBCNachrichten), Kurdisch, Polnisch, Griechisch und Russisch. Das „Funkhaus Europa“, eine Kooperation zwischen dem Westdeutschen Rundfunk und Radio Bremen, ist zu empfangen auf UKW Bremen 96,7 MHz und UKW SC Bremerhaven 92,1 MHz. Sertab Erener ist in der Bundesrepublik mit ihrem Siegerlied „Everyway That I can“ im Grand Prix Eurovision bekannt geworden. In den Musiksendungen vom „Funkhaus Europa“ ist sie allerdings schon seit Jahren präsent. „Wahrscheinlich haben wir den Grundstein dafür gelegt, dass sie den Grand Prix gewonnen hat“, sagt Gülbahar Kültür augenzwinkernd. Sie ist Musikredakteurin im Funkhaus und geht viermal im Monat mit der zweistündigen Musiksendung „Mondo Cannibale“ auf Sendung. „Wir spielen ethnisch angehauchten Pop. Jedes Land hat eine eigene Popkultur. Türkischer Pop unterscheidet sich vom amerikanischen oder deutschen Pop.“ Im Funkhaus Europa wird die Musik aufgelegt, die in den großen Städten der Welt gehört wird. So war es kein Zufall, dass Sertab Erener ins Programm genommen wurde; denn sie ist in der Türkei schon lange ein Star. Im „Funkhaus Europa“ wird eine musikalische Klangfarbe angemischt, die einmalig ist. Mainstream-Music nach deutscher Art hat hier keine Chance. „Mondo Cannibale“ bietet nicht das, was andere bieten, wir bieten Neues, aber eigentlich Selbstverständliches“, ist Gülhabar Kültür überzeugt. Seit ihrer Studienzeit an der Uni Bremen interessiert sie sich für Musik aus allen Kontinenten. Als Discjockey auf internationalen Festen hat Kültür Erfahrungen gesammelt, die sie heute ins Funkhaus Europa mitnimmt. Das Konzept des Musikprogramms gilt für alle Sendungen von „Funkhaus Europa“. „Wir machen zum einen ein Programm, in dem sich die Selbstverständlichkeit des Zusammenlebens wiederfindet und in dem zum anderen der migrantische Blick auf Deutschland und das Leben hier nicht fehlt“, beschreibt Luigi La Grotta das, was jeden morgen in den Redaktionssitzungen vom „Funkhaus Europa“ besprochen und entschieden wird. Ebenso wie Kültür ist er Ausländer der 2. Generation, aufgewachsen in Deutschland mit Wurzeln in Süditalien. Nichts Ungewöhnliches: ein Leben zwischen zwei Ländern, zwischen unterschiedlichen Kulturen, so wie es in Deutschland und ganz Europa millionenfach vorkommt. Il Funkhaus Europa a il programma multilingue - Radiomann Luigi La Grotta in seinem Element. Dieses Lebensgefühl spiegelt sich im „Funkhaus Europa“ wider. In der Redaktion arbeiten Deutsche und Ausländer zusammen. „Aber wir machen kein Ausländerprogramm, in dem wir Ausländer die Rolle der Exoten spielen. Wir greifen Themen auf, die uns alle betreffen, die Gesundheitsreform oder die Krise der Rentenkasse, aber unsre Sichten auf diese Themen sind unterschiedlich. Und genau das wollen wir“, betont La Grotta, der als Redakteur und Moderator arbeitet und an der Uni Bremen Kulturwissenschaften, Italianistik und Deutsche Literatur studiert hat. So kommt ein lebensnaher Programm-Mix zustande, der bisher in der deutschen Rundfunk-Landschaft so nicht existierte. Auch heikle Themen werden von der Multi-Kulti-Redaktion aufgegriffen: die Kopftuch-Diskussion, gewalttätige Ausländer oder der Einfluss von Koran-Schulen – kein Thema wird ausgespart. „Das Schlimmste ist, Themen zu tabuisieren, denn dann gibt es keinen gesellschaftlichen Dialog“, unterstreicht Luigi La Grotta. Ein eng geflochtenes Korrespondentennetz in aller Welt, zu dem auch viele freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehören, garantiert aktuelle und hintergründige Berichte aus dem Ausland. Vier Stunden des täglichen Funkhaus-Europa-Programms, Vis à Vis am Samstag sowie die stündlichen Nachrichten werden in Bremen produziert. Zwischen 16: 00 und 17:00 Uhr läuft jeweils ein Schwerpunktthema. „Ich bereite gerade eine Sendung über die Kulturgeschichte des Döner vor“, sagt Tuncay Özdamar, ebenfalls UniAbsolvent und heute Redakteur und Autor im Funkhaus Europa. „Der Siegeszug des türkischen Fast-Food in deutschen Landen oder die Vereinigung der DönerProduzenten in Deutschland sind interessante Aspekte des Themas.“ Özdamar hat an der Uni Bremen Politikwissenschaften studiert und sich dabei hauptsächlich mit Internationaler Politik befasst. Dieses Wissen kommt ihm heute bei der Arbeit im Hörfunk sehr zugute. Nebenbei ist er der verantwortliche Redakteur der „Stimme“, die der Dachverband ausländischer Kulturvereine in Bremen einmal im Monat herausgibt. Die Programmmischung scheint zu stimmen. Immer mehr Hörer ziehen ins Funkhaus Europa ein. „Ein Tuncay Özdamar, Redakteur und Autor im „Funkhaus Europa“, Studium der Politikwissenschaft an der Uni Bremen: „Für mich hat sich das Studium der Politikwissenschaft in Bremen gelohnt. Ich habe mich schon immer für europäische Themen und besonders für das Verhältnis zwischen der Türkei, Deutschland und der Europäischen Union interessiert. Diese Interessen konnte ich im Studium umsetzen. Bei Radio Bremen habe ich in der Sendung „Daheim und in der Fremde“ mitgearbeitet und bin so auch ins „Funkhaus Europa“ gekommen. Bei CampusRadio habe ich in der studentischen Gruppe der Uni Bremen zahlreiche Beiträge produziert und so gute Hörfunkerfahrungen gemacht. Ein bisschen Land, das zum Einwanderungsland geworden ist, braucht einen Sender wie unser „Funkhaus Europa“, stimmen die drei Uni-Absolventen selbstbewusst überein. SC schade, dass es das Projekt heute nicht mehr gibt. Studierenden kann ich nur empfehlen, ganz früh in die Praxis zu gehen.“ Luigi La Grotta, Redakteur und Moderator im „Funkhaus Europa“, Studium der Kulturwissenschaft, Italianistik und Deutscher Literatur- und Sprachwissenschaften an der Uni Bremen: „Ich habe das Studium an der Uni als sehr offen erlebt und das habe ich genutzt, um ganz unterschiedliche Veranstaltungen zu besuchen. Dabei war selbständiges Arbeiten erforderlich. Im Themenschwerpunkt Ethnologie habe ich gelernt genau hinzuschauen, was mir heute bei meiner Arbeit hilft. Eigentlich merke ich erst jetzt, dass mir die viel beschworenen Schlüsselqualifikationen mit auf den Weg gegeben worden sind. Der Einstieg ins Radio lief bei mir über CampusRadio, da war ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“ B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 12 Frühstück international International wie die Küche war auch die Schar der Gäste beim AISA-Frühstück in GW 2. AISA, der Autonome Internationale Studierenden-Ausschuss, hatte im Mai zu einem internationalen Frühstück eingeladen – und über 150 Studierende sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsverwaltung nutzten die Gelegenheit, afrikanische und asiatische Köstlichkeiten zu probieren. Aber nicht Kulinarisches aus den Küchen der Welt stand im Mittelpunkt. Wichtiger war den Veranstaltern die Kontaktaufnahme mit den neuen ausländischen Studierenden an der Uni Bremen. Diejenigen, die schon länger in Deutschland sind wissen: Wer Kontakte hat, Studierende oder Mitarbeiter der Uni persönlich kennt, kann seinen Alltag besser organisieren – das internationale Frühstück war eine Gelegenheit dazu. Über 3000 Studierende der Bremer Uni kommen übrigens aus dem Ausland. 109 Länder sind vertreten; am stärksten ist der Anteil türkischer und chinesischer Staatsangehöriger. AISA war über die Resonanz sehr erfreut. SC Nr. 74 · Juli 2003 Abdul Munem Alraei (Syrien), „Environmental Physics“: „Ich engagiere mich bei AISA, weil die ausländischen Studierenden eine politische Vertretung brauchen. Außerdem kann man sein Wissen und seine Erfahrung weitergeben, bei Fragen zum Aufenthaltsrecht, Wohn- oder Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland. Für uns ausländische Studierende ist die Kommunikation ein ganz entscheidender Faktor.“ Saadia Khatoon (Pakistan), „Development Policy with Focus on Nongovernmental Organisations“: „Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren in Bremen und habe in dieser Zeit die Probleme von ausländischen Stundenten kennen gelernt, besonders auch die von Studentinnen. Sie möchte ich besonders unterstützen, da sie oft noch zusätzliche Probleme haben, um im Alltag in einer anderen Kultur zurecht zu kommen. Bei AISA gefällt mir die Mitarbeit in einem Team.“ Bingöl: Hilfe für Erdbebenopfer In der Nacht zum 1. Mai erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,4 die türkische Provinz Bingöl. Besonders dramatisch war der Einsturz des staatlichen Internats, bei dem 84 Kinder ihr Leben verloren. Der Arbeitskreis Kurdistan der Universität Bremen ruft zu einer Spendeaktion auf. Wer den Leidtragenden der Naturkatastrophe ein bißchen helfen möchte, kann dies mit einer kleinen Spende tun. Der AK Kurdistan der Uni Bremen wird sicher stellen, dass die Spenden auch tatsächlich bei den Opfern ankommen. Das Spendenkonto läuft über den gemeinnützigen Verein Dachverband ausländischer Kulturvereine Bremen (DAB e.V.), so dass auf Anfrage hin eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden kann. Spendenkonto: Sparkasse Bremen Konto: 11 48 32 29 BLZ: 290 501 01 Kennwort: „Bingöl“-Erdbeben Eine Gruppe kurdischer Studierender aus Bremen „....ein bisschen von der Wärme des Lebens in Afrika“ Afrikanische Spezialitäten und Musik, „Die Stimme Afrikas“ – Lesungen und Gedichte, afrikanische Modenschau, MedizinWissen des Voodoo – alles live auf dem Campus: Zum afrikanischen Kulturtag am 31. Mai an der Universität Bremen gab es ein interessantes Programm. Die UniGlashalle war Schauplatz eines afrikanischen Kulturspektakels. An länderspezifischen Infoständen berichteten afrikanische Studierende aus ihren jeweiligen Heimatländern: Mit dabei waren beispielsweise die Elfenbeinküste, Kamerun, Kenia, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Gambia, Ghana, Na- mibia, Sudan und Togo. Dabei gab es nicht nur politische Informationen über einzelne Nationen - auch alte Traditionen, Mythen und Riten wurden nachgestellt - sei es in Dorfplatz-Spielen oder in alten traditionellen Tänzen, Volksliedern und Komödien. Ein besonderes Highlight war die „Königs-Zeremonie“ aus Ghana. Über 200 Bremer Bürgerinnen und Bürger und auch Uni-Angehörige ließen sich das Kulturfest nicht entgehen. Theodore Wandji und Alassane Coulibaly von der „New African Student Generation“ (NASGEN), eine Vereinigung afrikanischer Studierenden im Lande Bremen, haben das Fest organisiert. NASGEN hat es ich zur Aufgabe gemacht, die Bremer Öffentlichkeit auf die unterschiedlichen Facetten afrikanischer Realitäten und Kulturen aufmerksam zu machen und einen interkulturellen Dialog zu fördern. „Wir wollten mit dem Afrika-Fest allen Interessierten ein bisschen von der Wärme des Lebens in Afrika vermitteln. Auch für uns ist es eine schöne Erfahrung gewesen, sich als ein gemeinsames Afrika und nicht nur als afrikanische Nation zu präsentieren." NASGEN´s Ziel ist nicht nur die Vermittlung von Kultur. "Wir wollen auch eine aktive Teilnahme an und in Kulturen ermöglichen“, erklärt Theodore Wandji von NASGEN. RO Bunt und lebendig ging es am Afrika-Tag in der Uni zu: Auch Kunstgegenstände wechselten den Besitzer. Mittsommerfest In Skandinavien und auf dem Baltikum ist es der Höhepunkt des Jahres: das Mitsommerfest. Das International Office der Universität Bremen griff den Termin des 20. Juni auf, um selbst zu einem Fest einzuladen: einmal als Geste ihren skandinavischen und baltischen Studierenden gegenüber. Zum anderen als Gelegenheit, mit deutschen und ausländischen Studierenden gemeinsam eine Sommerparty zu veranstalten. Am 20. Juni 2003 ab 18:00 Uhr zeigten Studierende aus den nordischen Ländern, wie dieses wichtige Fest in ihren Ländern gefeiert. So wurde eine Birke gesetzt, um die herum getanzt und musiziert wurde. Bier und Käse gab es als typisch baltisches Essensangebot, ergänzt mit schwedischem Sill (Matjes) und Kartoffeln. Schließlich wurde ein Feuer entzündet und Studierende aus den nordischen Ländern – an der Uni Bremen immerhin 99 - präsentierten mit wilden Sprüngen den Feuertanz. SC Redaktionsschluss: 24. September 2003 Herausgegeben im Auftrag des Rektors der Universität Bremen von der Pressestelle der Universität, Telefon 04 21 / 218-27 60. Anschrift: Bibliothekstraße, VWG, PF 33 04 40, 28334 Bremen, [email protected] Redaktion: Eberhard Scholz (SC, verantw.) Kai Uwe Bohn (KUB) Winnie Abraham (AB) Angelika Rockel (RO) Fotos: Harald Rehling, Kai Uwe Bohn, Elea Himmelsbach, Eberhard Scholz Anzeigen: Marlies Gümpel Tel. 0421/218-4192 Druck: Merlin Druck, Bremen BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 Zur Rubrik Personalia in BUS 73 erreichte die BUS-Redaktion ein Leserbrief aus dem FB Kulturwissenschaften. Maschinenschreiberin? Wie zu jedem Erscheinen haben wir uns alle erfreut auf die MaiAusgabe des BUS ‚gestürzt’ und die vielfältigen und umfassenden Informationen mit großem Interesse aufgenommen. Bestürzt und verwundert waren wir alle gleichermaßen über die in der Ruhestandsmeldung von Hela Lesemann genannte Berufsbezeichnung „Maschinenschreiberin“. Sicherheitshalber haben wir erst noch einmal auf die erste Seite geschaut, ob wir uns im selben Jahrgang befinden. Aber in der Tat, auch Sie schreiben das Jahr 2003! Dann aber scheint es uns doch angebracht, alle Leserinnen und Leser kurz über das Tätigkeitsfeld einer Sekretärin, die Bedeutung und den Stellenwert dieser Position zu informieren. In diesem Zusammenhang der Hinweis, dass heute für diesen Bereich der Begriff „wissenschaftsunterstützendes Personal“ allgemein üblich ist. Die Sekretariate der Fachbereiche sind zentrale Schnittstellen zu den Studiengängen und den Fachbereichsverwaltungen. Sekretariate haben heute die Bedeutung von Kommunikationszentren, in denen eine Vielfalt von Tätigkeiten und Aufgaben abgewickelt werden: Medienschnittstelle, Unterstützung der Lehrenden und Studierenden, Betreuung der Fachkommissionen, Vorgangsbearbeitung, Koordination, Korrespondenz. Die Mitarbeiterinnen in diesem Bereich haben natürlich an dieser Entwicklung entscheidend und maßgeblich mitgewirkt. Nur mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrem Engagement war dieser Prozess möglich. In diesem Zusammenhang eine Kollegin nach 28 Jahren als „Maschinenschreiberin“ in den Ruhestand zu verabschieden ist schlicht realitätsfremd - oder einfach gedankenlos? Noch etwas ist uns an der Notiz aufgefallen; neben der sachlichen Mitteilung vermissen wir einige herzliche Worte des Dankes und einen kurzen Abriss über das Wirken (eventuell in Absprache mit dem betreffenden Fachbereich) einer langjährige Mitarbeiterin, die an dieser Stelle doch gerechtfertigt wären. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und freuen uns neugierig auf den nächsten BUS. Die Verwaltungsmitarbeiterinnen und Sekretärinnen des FB 9 Redaktion: Natürlich haben Sie Recht mit Ihrem Hinweis, den wir im übrigen nicht ganz allein zu verantworten haben. Aber Ihre Kritik ist für uns Auftrag, gerade in der Rubrik "Personalia" mehr Sorgfalt walten zu lassen. Ein Griff zum Telefon, das selbst uns bekannt ist, hilft meist schon weiter. Ansonsten freuen wir uns, dass Sie sich auf den BUS stürzen. SC Klaus Bergmann, dienstältester Baudezernent Deutschlands, von Anfang an mit der Bauentwicklung der Bremer Uni befasst, ist in den Ruhestand gegangen. Nach dem VWL-Studium in Göttingen begann sein berufliche Karriere im Planungsstab für den Ausbau der dortigen Hochschule. Diese Erfahrungen brachte er 1969 nach Bremen mit, als er Referent für Bauangelegenheiten im Planungsstab des Bremer Bildungssenators wurde. Ihm wurde in einem Sonderauftrag die Koordination des Baugeschehens auf dem Campus übertragen. 1972 übernahm der die Leitung des Dezernats „Technischer Betrieb und Bauangelegenheiten“. Er war an Konzeption, Bau und Inbetriebnahme aller Uni-Gebäude beteiligt: GW 1, Zentralbereich, GW 2, MZH, NW 1 und 2, Sportturm und Bibliothek. Auch an der Idee und Umsetzung des Technologieparks Mitte der 80-er Jahre war er beteiligt. Mit besonderer Genugtuung blickt er auf seine Tätigkeit an der Uni zurück, nicht zuletzt weil zahlreiche Gebäude, gerade der jüngeren Generation, mit Architektur-Preisen ausgezeichnet worden sind - zuletzt Glashalle und Hörsaal GW 1. Als Vertreter im Amt übernimmt Hans-Joachim Orlok bis auf weiteres die kommissarische Leitung des Dezernates für den ausgeschiedenen Klaus Bergmann. Absolvent unserer Universität, übernahm er nach 13-jähriger erfolgreicher Tätigkeit in der Industrie 1996 die Sachgebietsleitung des technischen Betriebes an der Uni. Zusammen mit den Mitarbeitern im Dezernat 4 sorgt er seitdem für einen verlässlichen, wirtschaftlichen Gebäudebetrieb. Innovative Projekte, wie das ‚Performance Contracting’ zur Energie-Einsparung im Sportkomplex oder die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 im Dezernat 4 wurden intensiv von Orlok vorangetrieben. Neben Klaus Bergmann wird mit Karl-Leonhard Reinhold ein weiteres Urgestein aus der Verwaltung die Uni verlassen. Der Leiter des Dezernates 1 (Akademische Angelegenheiten) wird nach fast 32 Arbeitsjahren in der Universität am 15. Juli in die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit „entlassen“. Er gehört zu den Universitätsgründern in der Verwaltung, da er im Herbst 1971 als Fachbereichssekretär in einem naturwissenschaftlichen Studienbereich eingestellt wurde. Viele Jahre war er Verwaltungsleiter des Fachbereichs 2 (Biologie/Chemie), mit dem er 1973 in den Neubau NW2 eingezogen war. Als Forschungsreferent ging er 1990 in die Zentralverwaltung und leitete das Sachgebiet 12 (Forschungs- und Nachwuchsförderung, Betreuung der FNK, Studienvergabe, Transfer), bis er 1998 Dezernent wurde. Reinhold trennt sich schweren Herzens von „seiner“ Universität, ist aber zuversichtlich, dass mit dem Generationswechsel auch die Verwaltung der Universität noch effektiver wird. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat Professor Winfried Schmähl vom Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen in die Sachverständigenkommission für den „Fünften Altenbericht“ berufen. Dieser Bericht der Bundesregierung ist dem Thema „Potenzial des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft – Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen“ gewidmet. Die Expertenkommission soll bis Juli 2005 wichtige Handlungsempfehlungen entwickeln. Die langjährige Mitarbeiterin im Elektronik-Service, Irmgard Beckmann, feierte am 1. Juni 2003 ihr 25jähriges Dienstjubiläum. Gleichzeitig trat sie in den Ruhestand. Ingrid Beckmann war seit 1. Februar 1988 an der Uni Bremen tätig. Ihre Aufgabe war die Führung des Bauelementelagers im Fachbereich Physik/Elektrotechnik. Zuvor hatte sie als Raumpflegerin bei der ehe- Seite 13 Zum Tode von Karl Fruchtmann Am 10. Juni 2003 ist Karl Fruchtmann im Alter von 87 Jahren gestorben. Fruchtmann, Autor und Regisseur herausragender Fernsehfilme, war der Uni Bremen seit vielen Jahren verbunden. Der Fachbereich 10 ernannte ihn 1996 zum Honorarprofessor für Filmwissenschaft. In Zusammenarbeit vor allem mit Radio Bremen waren Fruchtmanns Filme in der Uni Ausgangsort von Veranstaltungen über sein Lebensthema: die Geschichte des Holocaust. „Genug erinnert?“ war Titel einer Vortragsreihe und lautete die Frage, die er mit seiner Arbeit immer wieder gestellt hat. Fruchtmann wuchs auf in Thüringen. Nach einem Jahr Haft im KZ Dachau gelang es ihm 1937, Deutschland zu verlassen und nach Palästina maligen Senatskommission für das Personalwesen (SKP) gearbeitet. Nach fast 30jähriger Tätigkeit wurde Wolfgang Littek, Professor für Arbeits- und Berufssoziologie im Aufbaustudiengang Berufliche Bildung im Fachbereich 11, dem zu gehen. 1958 kam er nach Deutschland zurück, um sich, wie er sagte, mit diesem Land zu konfrontieren. Zunächst Kabelträger beim WDR, begann er bald, Filme zu drehen. Die Kamera wurde für ihn zum Archiv der Erinnerung, die der trostlosen Wahrheit menschenmöglicher Gewalt in den Geschichten und Gesichtern beschädigter Menschen nachgeht, auf die er seinen behutsamen, forschenden, immer teilnehmenden Blick richtete. Zu seinen Filmen gehören „Kaddisch nach einem Lebenden“, „Zeugen“, „Ein einfacher Mensch“ (ausgezeichnet 1988 mit dem Adolf-GrimmePreis in Gold), Literaturverfilmungen nach Tschechow, Maupassant, ein Film über Heine und viele andere. Sabine Offe Ende 2002 in den Ruhestand entlassen. Seine Arbeit in Lehre und Forschung war immer interdisziplinär. Er hatte sich als Vertreter der Uni schon früh auch international engagiert, etwa im Vorstand für Arbeitssoziologie in der International Sociological Association. B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 14 Regina Keuchel gewinnt „Campusideen 2003" Gesucht wurden gute innovative Ideen für die berufliche Zukunft. Unter dem Motto „Ideen von heute für die Geschäftswelten von morgen" warb der Wettbewerb "Campusideen 2003" um Vorschläge und Visionen für Geschäftswelten von morgen. Der Landessiegerpreis ging an die Pflegewissenschaftlerin Regina Keuchel aus dem Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen. Mit ihrem Konzept „QUEPS“ (Qualitätsentwicklung in Pflegeschulen) hatte sie die Jury restlos überzeugt. Dafür nahm sie aus den Händen von Senator Josef Hattig den mit 2.000 Euro dotierten Siegerscheck in Empfang. Der in diesem Jahr erstmalig durchgeführte Wettbewerb wurde von der Bremer Hochschul-Initiative zur Förderung von Unternehmerischem Denken, Gründung und Entrepreneurship (BRIDGE) durchgeführt. Dank der zahlreichen, hochwertigen Beteiligung der Studierenden und Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität Bremen, der Hochschule Bremen, der Hochschule Bremerhaven sowie der Hochschule für Künste Bremen wurde der Wettbewerb zum vollen Erfolg. Eine Neuauflage im kommenden Jahr ist schon jetzt RO beschlossene Sache. Nr. 74 · Juli 2003 Studierende analysieren Feinstrukturen von Böden Sklerotium, vollständig umgeben von der Bodenmatrix - Lichtmikroskop (Barbara Kück). Ein Seminar der besonderen Art fand im vergangenen Wintersemester im Studiengang Geographie statt. Studierende analysierten an hochwertigen Mikroskopen Feinstrukturen von Böden. In einer Fotoserie im Internet präsentieren sie die Ergebnisse ihrer Arbeit. In der Veranstaltung „Mikropedologie“ des Bodenkundlers Professor Rolf Tippkötter wurden Studierende aus den Fächern Geographie, Geologie und Biologie angeleitet, professionell an Lichtmikroskopen und einem Rasterelektronenmikroskop zu arbeiten. „Das Institut für Bodenkunde konnte sich mit Finanzmitteln der Universität und der Wissenschaftsbehörde technisch auf höchstem Standard ausstatten und mir ist sehr daran gelegen, dass diese hervorragenden Arbeitsgrundlagen auch in der Lehre zur Verfügung stehen. So ist forschendes Lernen im besten Sinne möglich“, erklärt Rolf Tippkötter seine Bereitschaft, Studierende an die teuren Geräte zu lassen. Gesagt, getan: Nach der Vermittlung der theoretischen Grundlagen ging es ins Labor. „Es war für uns schon etwas Besonderes, nicht an Schülermikroskopen, sondern an hochwertigen Zeiss-Forschungsmikroskopen zu arbeiten“, erinnern sich Elena Haupt und Barbara Kück, Quarzreicher Gesteinsbrocken im Boden - Lichtmikroskop (Elena Haupt). Diplom-Geographie-Studentinnen im 6. Semester. “Wir haben Bodenproben untersucht, die als sogenannte Bodendünnschliffe für das Mikroskop präpariert wurden. Meine Probe stammte vom Hohen Meißner im Fulda-Werra Bergland in Nordosthessen,“ erläutert Elena Haupt. „Unsere Aufgabe bestand darin, die mikroskopischen Feinstrukturen der Böden zu analysieren,“ ergänzt Barbara Kück. Beim Blick durch die Mikroskope sahen die Studierenden Feldspate und Quarze, Tonminerale, Eisen- und Mangananteile und jede Menge organischer Substanzen. Nun ging es darum, die Bestandteile und die Zusammensetzung des Bodens so zu deuten, dass die jeweilige Bodenbeschaffenheit herausgefunden wurde. Theoretisches Wissen, modernes Arbeiten am Mikroskop, Eigeninitiative und Sachverstand mussten für das richtige Ergebnis zusammenfließen. Behilflich waren dabei auch Softwareprogramme, die mit den Mikroskopen verbunden waren. Und noch wichtiger: Mit einer digitalen Kamera konnten die Proben auf den Bildschirm des PC projiziert werden. „Wir haben in der Veranstaltung auch verschiedene Beleuchtungsarten kennen gelernt. Mit jeder Beleuchtungsart wurden unterschiedliche Teile der Bodenprobe sichtbar gemacht. Aber da muss man sich erst eingucken“, berichtet Elena Haupt. Das „Eingucken“ hat sich gelohnt. Im Internet gibt es die Ergebnisse der Mikroskoparbeit zu bewundern. Sie erfreuen das Auge jedes Betrachters, auch wenn sich Nicht-Gesteinskundler zwischen Biotiten, Pyriten, geogenen Tonaggregaten oder verwitterten Muscoviten etwas verloren fühlen. Doch der Besuch der Webseite www.bodenkunde.uni-bremen.de/ mikro_lm.htm lohnt sich! SC Elena Haupt: „Im Seminar „Mikropedologie“ konnten wir einmal praktisch mit Mikroskopen arbeiten. In der Lehre ist es sonst üblich, die Theorie mit Bildern zu ergänzen, aber hier konnten wir viel selbst ausprobieren.“ Barbara Kück: „Mit Rasterelektronenmikroskopen können wir als Studierende normalerweise nie arbeiten. Für mich war es sehr reizvoll, an einem Gerät zu forschen, das die Oberfläche bis zu 50.000 mal vergrößert.“ Go East: Die Unis Bremen und Posen unterzeichnen Kooperationsvertrag Professor Bronislaw Marciniak, Vize-Rektor der Adam-MickiewiczUni Posen, besuchte vor kurzem die beiden Bremer Konrektoren Peter Richter und Sabine Broeck, um neue Kooperationsverträge abzuschließen. Gemeinsame Forschungsprojekte gibt es bereits im Bereich der Chemie. Diese sollen künftig ausgebaut und auf Fächer wie Biologie, langfristig auch geisteswissenschaftliche Disziplinen, ausgedehnt werden. Die Uni Posen ist mit 50.000 Studierenden eine der größten polnischen Universitäten und erreichte beim Ranking in Polen Platz drei. Für die Bremer Alma Mater bedeuten die neuen Kontrakte ein wichtiges Standbein im Osten. Die Uni Posen ist auch eng mit der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/O.) vernetzt. RO . . . . die Zeit läuft für die Zusammenarbeit mit Mittelost-Europa: Beim Austausch der Verträge Bronislaw Marciniak (Posen) und Sabine Broeck. BREMER UNI-SCHLÜSSEL Nr. 74 · Juli 2003 Jubiläum: Zehn Jahre Grundschulwerkstatt Die Grundschulwerkstatt (GSW) wurde vor genau zehn Jahren von engagierten Studierenden ins Leben gerufen und ist inzwischen eine feste Institution im Studiengang Primarstufe (Fachbereich 12). Sie bietet Studierenden einen Raum für den Austausch mit anderen, für Recherchen, handwerkliche und kreative Arbeiten - alleine oder in Gruppen. „Studierende können hier Tutorien anbieten oder an ihnen teilnehmen, entsprechend des Prinzips des Mit- und Voneinanderlernens in offenen Lern- und Lehrsituationen“, erläutert Anja Oettinger, Lehrerin an der GSW. „Die Werkstatt ist Kommunikationszentrum, schafft Raum für selbstgesteuerte Lernprozesse, ist Ort für Arbeitsgemeinschaften und bietet den Studierenden Möglichkeiten, Lehrinhalte selber zu entwickeln und in Gruppen zu bearbeiten“. Die GSW ist für alle Interessierten offen: Angeboten werden beispielsweise Beratungsgespräche für Studierende oder Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus organisiert die GSW Gastvorträge mit schulpraktischen Inhalten und engagiert sich für die Vernetzung der Bremer Lernwerkstätten. Durch die wöchentlich stattfindenden und studentisch geleiteten Teamsitzung wird Verantwortung für die Werkstatt als Studierenden-Zentrum übernommen, Veranstaltungen werden gemeinsam geplant und Projekte initiiert. Anja Oettinger betont dabei die Selbständigkeit der Studierenden: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Studierende, die hier längerfristig mitgearbeitet haben, ein großes Engagement und ein hohes Maß an Verantwortlichkeit entwickelt haben. Letztlich wird hier Projekt- und Organisationsmanagement praktiziert. Durch die Mitarbeit im Team erwerben die Studierenden Kompetenzen, die von Lehrerinnen und Lehrern erwartet werden, aber selten in Lehrveranstaltungen vermittelt werden.“ Kontakt: GSW, Anja Oettinger, Tel.: 218-7310, E-Mail: RO [email protected]. Ilona Rother, 8. Semester Primarstufe: „Für mich ist die Grundschulwerkstatt wie eine Heimat an der Universität. Hier kann ich mich mit anderen Studierenden austauschen, bekomme Tipps und Anregungen und bin in Lernprozesse ganz anders eingebunden als in anonymen Lehrveranstaltungen. Insbesondere zu Beginn meines Studiums konnte ich von den Erfahrungen höherer Semester profitieren. Jetzt kann ich meine erworbenen Kompetenzen wie Managementwissen und Teamarbeit in der GSW praktisch ausprobieren.“ Die Grundschulwerkstatt an der Universität Bremen feiert in diesem Semester ihr 10-jähriges Bestehen. Ein guter Anlass, Rückblick auf zehn Jahre selbstorganisiertes Lernen und Lehren unter studentischer Organisation und Leitung zu halten. Realistische Planspiele: Wie gründe ich ein Unternehmen? Aufgrund der positiven Resonanz in den vergangenen beiden Wintersemestern veranstalten der Leiter und der Akademische Rat des Lehrstuhls für Innovation und Kompetenztransfer Professor Martin G. Möhrle und Dr. Lothar Walter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft im kommenden Wintersemester 2003/04 für Gründungsinteressierte die Lehrveranstaltung „Management der Unternehmensgründung“. Ziel ist es, Unternehmensgründungen aus der Universität zu fördern. Viele Gründer wünschen sich schon seit längerem, ein eigenes Unternehmen aufzubauen und zu leiten. Die erste Idee ist gefunden, und es werden Pläne für die Zukunft geschmiedet. Der kreative Prozess ist mit einer neuen Geschäftsidee bei weitem noch nicht abgeschlossen. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung ist es, die Idee systematisch zu durchdenken und zu konkretisieren. Zum Management der Unternehmensgründung gehört die Erstellung eines realistischen Gründungskonzepts mit dem Sinn und Zweck der Ausformung der eigenen Gedanken, der Erkundung wichtiger Umfelder und der Schaffung einer Grundlage für die notwendige Kapitalbeschaffung. Die Teilnehmer lernen, einen Business-Plan zu erstellen, wozu ein Wechselspiel aus Grundlagen und praktischer Erprobung angeboten wird. Ziel ist die Erarbeitung von Strategien zur optimalen Entwicklung eines Unternehmens. Anhand ausgewählter Gründungen aus dem Technologie-Zentrum Informatik (TZI) der Universität werden gewählte Strategien überprüft und Vorgehensweisen zur Vermeidung typischer Fehlerquellen erarbeitet. Die Zielgruppen bilden zum einen Wirtschaftswissenschaftler im Hauptstudium, die die Veranstaltung als Modul der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre wahrnehmen können, sowie Studierende höherer Fachsemester anderer Fakultäten sowie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die erste Lehrveranstaltung findet am 27.Oktober in der WilhelmHerbst-Str. 12 statt. Weitere Infos: www.innovation.uni-bremen.de. Prof. Dr. Martin Möhrle Seite 15 Bremer Juristen belegen 1. Platz im internationalen Wettbewerb Bremer Studierende des Aufbaustudiums Europäisches und Internationales Recht haben den ersten Platz in der europäischen Vorrunde des „Manfred Lachs Moot Court“ zum Luft- und Raumfahrtrecht belegt. Der Wettbewerb wird jährlich zu Ehren des polnischen Richters am Internationalen Gerichtshof, Manfred Lachs, veranstaltet. Die europäische Vorentscheidung dieses Wettbewerbs, die vom European Center of Space Law (ECSL) betreut wurde, fand dieses Jahr in San Ginesio, Italien statt. Abgerundet wurde der Aufenthalt in Italien durch ein Symposium an der Universität Macerata zum Weltraumrecht. In der europäischen Vorrunde traten sieben Teams aus der EU gegeneinander an. Im „moot court" - einer simulierten Gerichtsverhandlung vor „echten“ Richtern des internationalen Gerichtshofes - müssen die Studierenden einen fiktiven Fall durch Schriftsätze vorbereiten und als Prozessvertreter der betroffenen Staaten vor dem Tribunal in mündlicher Verhandlung vertreten. Diese ohnehin schon anspruchsvolle Aufgabe wird noch dadurch verschärft, dass die Studierenden erst kurz vor der mündlichen Verhandlung erfahren, wer gegen wen antritt. Die Studierenden müssen also in der Lage sein, aus dem Stand entweder die Plädoyers für den Kläger oder die beklagte Partei zu übernehmen. Das Bremer Team, dem Deirdre Ni Chearbhaill (Eire), Kamlesh Gungaphul (Mauritius), Giorgi Kavtaradze (Georgien) und Aydan Bashlinskaya (Aserbeidschan) angehörten, hatte zwei Monate Zeit, sich unter Anleitung von Frau Prof. Dr. Lesley Jane Smith, LL.M., Hanse Law School, Bremen, auf den vom International Institute of Space Law gestellten Fall vorzubereiten und die Klageschriften und Klagerwiderungen zu verfassen. Der diesjährige Fall über eine Auseinandersetzung der Staaten „Vesta“ und „Ceres“ beschäftigte sich mit der friedlichen Erforschung des Weltraums, der Rechtsmäßigkeit der Kolonisierung von Planeten und allgemeinen Haftungsfragen für Personen- und Umweltschäden im All. Die Fallbearbeitung erforderte nicht nur exzellente Kenntnisse im Völkerrecht und Raumfahrtrecht, sondern auch ein profundes Verständnis moderner Kommunikationssysteme. In der Auseinandersetzung mit der gegnerischen Partei und den gezielten Fragen des Gerichts waren dann vor allem Teamgeist, brilliante Rhetorik, ein gutes Gedächtnis und spontanes Reaktionsvermögen gefragt. „Erst durch die Teilnahme an einem moot court bekommen die Studierenden ein Gespür für präzise, situationsbedingte juristische Argumentation und können abschätzen, ob sie wirklich für den Beruf des Anwalts geeignet sind. In moot courts erfahren Studierenden mehr über ihre Fähigkeiten als in jeder Klausur, da es auch auf soft skills wie Teamfähigkeit ankommt. Die Teilnahme an moot courts ist an den Law schools in Amerika und Großbritannien gang und gäbe, und wird auch in Bremen Pflichtveranstaltung an der Hanse Law School, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Studierenden zu stärken,“ erläutert Professorin Jane Smith. In der nächsten Runde müssen die Bremer Studierenden gegen die Gewinner aus Süd- und Nordamerika und Australasien antreten. Die Schlussrunde wird dann im Oktober 2003 in Bremen im Rahmen der jährlichen Tagung der International Astronautical Federation im Schwurgerichtssaal des Bremer Landgerichts ausgetragen. Dann müssen die Bremer gegen eine der renommiertesten amerikanische Universität antreten. L. Jane Smith, Hanse Law School B REMER UNI -SCHLÜSSEL Seite 16 23. September 2003: 1.Gesundheitstag der Uni Am 23. September 2003 findet der 1. Gesundheitstag der Universität Bremen statt. Alle Beschäftigten der Universität, der Bibliothek und des Studentenwerks sowie alle Studierenden können daran teilnehmen. Der Arbeitskreis "Gesundheit" hat ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellen sich zahlreiche Einrichtungen der Uni vor, von der Suchtbeauftragten bis zum Betriebsarzt. Wer will, kann sich und seinen Körper checken lassen. In Vorträgen, unter anderem von Annelie Keil, werden unterschiedliche Aspekte von Gesundheit angesprochen. Der Hochschulsport hat ein interessantes Mitmach-Angebot zusammengestellt und das Studentenwerk informiert rund um das Thema "Gesunde Ernährung". Das Schnürschuh-Theater spielt das Stück "Sehn-Sucht". Die Techniker Krankenkasse veranstaltet ein Gewinnspiel mit Preisen. Ein abwechslungsreicher Tag für alle, die sich mit dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz auseinander setzen wollen. Mehr unter www.gesundheit.unibremen.de.SC Zentrale Veranstaltungen 9:00 - 10:00 Uhr Eröffnung durch die Uni-Leitung Vortrag von Prof. Annelie Keil "Gesundheit als Anstiftung zum Leben" 10:00 - 11:00 Uhr: "Gesunde Arbeit"?! Vortrag und Diskussion 11:00 - 12:15 Uhr: Das Schnürschuh-Theater präsentiert "Sehn-Sucht" 13:00 - 14:30 Uhr: Forever young? Anmerkungen zum Thema"Arbeit, Altern und Gesundheit" - Dr. Wolfgang Hien 14:30 - 16:00 Uhr: Arbeitsalltag Universität - Vortrag und Diskussion ab 16:00 Uhr: "Ein Hausmeisterpaar redet Klartext" Uwe Seidel und Claudia Böttcher setzen Eindrücke des Tages in einem Theaterstück um. Ausblick: Wie geht es in der Uni weiter beim Thema "Gesundheit"? Un-Leitung und AK Gesundheit Annelie Keil über Gesundheit und Leben Markt der Möglichkeiten und Sportliches aller Art Professorin Annelie Keil spricht am 23. September über „Gesundheit als Anstiftung zum Leben“. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit eines Krankheitsbefundes. Sie reduziert sich nicht auf Arbeitsfähigkeit und körperliches Leistungsvermögen, sondern ist unter Einschluss der Genuss- und Leidensfähigkeit eine umfassende Lebenskompetenz, die wir vom ersten bis zum letzten Atemzug in Auseinandersetzung mit unseren Lebensbedingungen und durch Krisen hindurch entwickeln müssen. Insofern ist Gesundheit weniger genetisch bedingt, sondern erzählt vor allem eine soziale Geschichte. Sie ist die Fähigkeit, das eigene Leben immer wieder zu erzeugen, sich körperlich, geistig, seelisch und sozial zum Leben anstiften zu lassen und die Kraft, dem Leben Sinn zu verleihen. Den ganzen Tag über findet in der Glashalle der Markt der Möglichkeiten statt. Mitglieder der Uni, Interessenvertretungen, Beschäftigten- und Studierendeninitiativen sowie ausgewählte externe Einrichtungen in Sachen Gesundheit präsentieren sich und halten Informationen bereit. Es gibt konkrete Angebote: über die Einrichtung des Computerarbeitsplatzes; Sehtest, über die Gründung einer Betriebssportgruppe oder Infos über die neue betriebliche Sozialberatung und vieles mehr. Der Hochschulsport an der Uni bietet vielfältige Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für alle an: Quigong, Feldenkrais oder Autogenes Training empfohlen. Was das ist? Hingehen und ausprobieren. Oder etwas poppiger? Dann empfiehlt der Hospo Step-Aerobic, Khai-Bo oder Circuit-Training . . . Nr. 74 · Juli 2003 „Mitarbeiter sind Experten in Sachen eigener Gesundheit“ Vor dem Hintergrund des 1. Uni-Gesundheitstages am 23. September 2003 sprach BUS mit Dr. Wolfgang Ritter, Gesundheitsexperte am Zentrum für Sozialpolitik und Mitglied im Zentrum für Public Health sowie Arbeitskreis „Gesundheit“. Der Diplomsozialwissenschaftler arbeitete in Bielefeld viele Jahre an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und gilt als Experte zum Thema Gesundheit im Betrieb. BUS: Was ist eigentlich Gesundheit? Ritter: Gesundheit ist mehr als Abwesenheit von Krankheit und Beschwerden. Stress und psychische Belastungen können auch außerhalb von Kranksein verminderte Arbeitsleistungen zur Folge haben. Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der die kontinuierliche Auseinandersetzung zwischen jedem Menschen und seiner Umwelt umfasst. Dazu gehören auch psychische und soziale Aspekte. BUS: Ein Drittel der Lebenszeit wird am Arbeitsplatz verbracht. Wer arbeitet, muss Leistung erbringen, dafür wird er bezahlt. Die Arbeitswelt kann kein Platz ohne Zwang und Anforderung sein. Ist Ihr Gesundheitsbegriff nicht sehr weit weg von der realen Arbeitswelt, in der es um konkrete Ergebnisse geht? Ritter: Keineswegs. Niemand darf im Arbeitsleben davon ausgehen, dass es frei von Herausforderungen ist. Herausforderungen braucht jeder Mensch. Aber wenn diese als Bedrohung, Kränkung oder Verlust empfunden werden, gerät die Gesundheit am Arbeitsplatz in Gefahr. Mangelnde Information oder schlechte Kommunikation können zur inneren Kündigung oder zum Gefühl der Sinnlosigkeit und Hilflosigkeit führen, was so krankheitsauslösend sein kann. Spätestens hier wird deutlich, dass Gesundheit nicht nur für jeden Beschäftigten wichtig, sondern auch ein sehr wichtiger Produktionsfaktor ist. Das ist natürlich ein Thema, das wir auch auf dem Uni-Gesundheitstag anpacken werden. BUS: Macht unsere Uni krank? Ritter: Das kann man so pauschal sicherlich nicht sagen. Aber es gibt natürlich in einer so komplexen Organisation Verhaltensweisen und Strukturen, die belasten und krank machen können. Die Universität Bremen verfügt über große Gesundheitspotenziale, die allerdings noch besser ausgeschöpft werden können. Wenn die persönlichen und sozialen Potenziale gefördert und unterstützt werden, wird damit auch die Gesundheit jeder Mitarbeiterin und jedes Mitarbeiters gestärkt. Die Stichworte gegenseitige Unterstützung, offene Kommunikation, erweiterte Handlungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten geben den Weg an, den die Bremer Uni gehen sollte und auf dem sie auch schon ein gutes Stück vorangekommen ist. BUS: Das sind schöne Worte. Was bedeutet das konkret für den Arbeitsplatz? Welches Konzept bieten Sie zur Umsetzung an? Ritter: Es gibt keinen Königsweg. Die Situation vor Ort muss analysiert werden: Wo gibt es welche Probleme in der Organisation? Wo ist zum Beispiel die Kommunikation gestört? Das kann durch eine wissenschaftlich begleitete Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter analysiert werden. Denn sie sind die eigentlichen Experten in Sachen Gesundheit am eigenen Arbeitsplatz. Die Führungskräfte sollten Gesundheit bei Entwicklungsplanungen mitdenken und „ihre“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in persönlichen und organisationalen Gesundheitspotenzialen unterstützen. Basierend auf der Analyse müssen dann Maßnahmen ergriffen werden. In den vergangenen Jahren hat sich die aktive Einbeziehung von Mitarbeitern bei den Lösungsstrategien beispielsweise in Gesundheitszirkeln bundesweit bewährt. Natürlich muss dann auch hier geprüft werden, ob die Lösungen erfolgreich waren. Macht diese Uni krank? BUS: Wer soll das bezahlen? Die Uni hat immer weniger Geld. Ritter: Natürlich gibt es eine Förderung der betrieblichen Gesundheit nicht zum Nulltarif. Aber die Uni hat außergewöhnlich viel Expertise. Langfristig geht es sicherlich darum, weg von einzelnen Feuerwehrmaßnahmen hin zu einem integrierten universitären Gesamtsystem „Gesundheit Uni Bremen“ zu kommen. Insofern ist der Gesundheitstag ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auf Dauer rechnet sich professionelles Gesundheitsmanagement für die Uni. Der Arbeitskreis „Gesundheit“ mit seinen vielfältigen und erfahrenen Expertinnen und Experten bietet eine sehr gute Ausgangsbasis für die Steuerung und Koordination einer nachhaltigen betrieblichen SC Gesundheitspolitik.