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Arbeitswoche Normandie Inhaltsverzeichnis Die Invasion Zielsetzung Gliederung Hintergrund Vorbereitung auf die Landung in der Normandie Der längste Tag 6. Juni 1944 Auswirkungen Begriffe und Namen 3 3 3 3 4 6 6 Die gotische Kathedrale “Notre-Dame“ von Rouen Technische Daten Geschichtliches Notre Dame Die Aussenseite Der Innenraum 6 6 7 7 8 Die Kathedrale von Rouen bei Claude Monet Die Die Die Die Gemäldeserien der Kathedralen von Rouen Nymphéas Maltechnik Faszination des Lichts 9 10 10 11 Jersey Lage Geschichte Fauna Flora Produktion Finanzplatz Persönlichkeiten 11 11 12 12 13 13 13 Landwirtschaft und Fischerei Landwirtschaft Fischerei 13 14 Auf den Spuren von Guy de Maupassant Eine 200km lange Reise 15 Die Invasion erarbeitet von Bojan, Stephan, Marco Zielsetzung Es sollen Hintergrundinformationen, Fakten sowie die Auswirkungen auf den weiteren Kriegsverlauf aufgezeigt und verständlich gemacht werden. Diese Dokumentation soll als Stütze zur Präsentation (vor Ort) dienen. Wir erwähnen in ihr die wichtigsten und spektakulärsten Fakten und Zahlen. Weiter beinhaltet sie Quellen in Form von Augenzeugenberichten, Karten und Bildern. Gliederung - Einführung Hintergrund Vorbereitung 6. Juni Auswirkungen Die Invasion war die grösste und sicher eine der entscheidensten Kriegsaktionen des 2. Weltkrieges. Der Koordination der riesigen See, Luft und Landeinheiten der alliierten Streitkräfte ging eine monatelange und strenggeheime Planung voraus. Hintergrund Der zweite Weltkrieg befindet sich in seinem sechsten Jahr. Die Nazis sind im Osten seit geraumer Zeit auf dem verlustreichen Rückzug. Im Westen haben sie die ganze Atlantikküste stark befestigt, den sogenannten Atlantikwall. Die USA sind auf der Seite der Alliierten in den Krieg eingetreten und stellen in Sachen Wirtschaftsproduktion und Truppenstärke die grösste Streitmacht dar. Die Alliierten sind bereits in Süditalien einmarschiert und kämpfen ich langsam gegen Norden vor. Das 3.Reich droht zu zerfallen. Die Alliierten ziehen ungeheuer viel Kriegsmaterial auf Grossbritannien zusammen. Vorbereitung auf die Landung in der Normandie Die Vorbereitungen waren gigantisch. Noch bevor ein definitiver Plan existierte, überschwemmte eine Flut von Männern und Material England. Bald gab es in den kleinen Städten und Dörfern so viele Amerikaner, dass die einheimische Bevölkerung oft hoffnungslos in der Minderheit war. Überall entstanden Flugplätze. Im Hinblick auf die grosse Luftoffensive wurden 163 neue Basen gebaut, die die bereits bestehenden entlasten sollten. Es entstand eine riesige Begleitflotte, die sich insgesamt aus etwa 900 Schiffen zusammensetzte. Geleitzüge Projektwoche in der Normandie Juli 2003 2 trafen in so grosser Zahl ein, dass bis zum Frühjahr fast zwei Millionen Tonnen Material herangeschafft waren. Zusätzlich zu dem bestehenden Netz wurden 275 Kilometer Eisenbahnlinie gebaut, um die Waren verteilen zu können. Der Süden Englands glich einem riesigen Waffenlager. Berge von Munition waren in den Wäldern versteckt. Panzer, Raupenfahrzeuge, Jeeps und Ambulanzen - mehr als 50 000 Fahrzeuge - standen in gedrängten Reihen auf der Heide. Riesige Schlangen von Geschützen und Flak, Massen vorfabrizierten Materials, von der Nissenbaracke bis zur demontierbaren Flugpiste, bedeckten die Felder. In gleicher Fülle gab es Erdbewegungsmaschinen, Bulldozer und Bagger. Die Lager überliefen von Lebensmitteln, Kleidern und Medikamenten. Das eindrücklichste Schauspiel aber boten wohl die Täler, in denen das Rollmaterial der Eisenbahnen bereitstand: mehr als 1000 fabrikneue Lokomotiven und 20 000 Waggons sollten das zerstörte französische Rollmaterial ersetzen, wenn man in der Normandie einmal Fuss gefasst hatte. Es fehlte auch nicht an merkwürdigem neuem Kriegsgerät. Panzer, die schwimmen und solche mit grossen Lattenketten, die Gräben und Mauern überwinden konnten. Ein anderer Typ war vorn mit einer Art Dreschflegel ausgerüstet, der den Boden abklopfte, um Minen zur Explosion zu bringen. Es gab auch lange und flache Schiffe, die mit Raketenwerfern bestückt waren. Am bemerkenswertesten aber waren wohl die beiden künstlichen Häfen, die bis vor die Küste der Normandie geschleppt werden sollten. Diese Wunderwerke der Technik, die zu den grossen Geheimnissen der Operation Overlord gehörten, sollten während der ersten kritischen Wochen die regelmässige Versorgung mit Truppen und Nachschub für den Landekopf sicherstellen. Im Laufe des Monats Mai strömten Männer und Material den Verschiffungsplätzen zu. Truppen- und Güterzüge verstopften sämtliche Eisenbahnlinien zur Küste. Auf allen Strassen gab es Stockungen. Ganze Städte aus Nissenbaracken und Zelten schossen in den Küstengebieten aus dem Boden. Die Statistiken geben ein Bild von der ungeheuren Kraft dieser Riesenstreitmacht. Diese gewaltige Waffe, die Jugend der freien Welt, wartete nur noch auf den Befehl eines einzigen Mannes. Eisenhower. Der längste Tag 6. Juni 1944 Am Abend zuvor um ca. 21 Uhr tauchten die ersten Schiffe vor der französischen Küste auf. Es waren britische und kanadische Minenräumboote, die Vorhut der mächtigsten Flotte aller Zeiten. Nach Beendigung ihrer Mission kehrten sie zurück. Auf dem grauen unruhigen Wasser des Ärmelkanals nahm jetzt eine furchtbare Armada Kurs auf Hitlereuropa. Mit 21 Konvois liefen die amerikanischen Einheiten die Strandabschnitte von Omaha und Utah an. Gleich neben ihnen die britischen und kanadischen Konvois, die auf die Strände Sword, Juno und Gold zusteuerten. Um Mitternacht sprangen bereits ca. 18 000 Fallschirmjäger ab, die alle spezielle Aufgaben zu erfüllen hatten. De Morgen dämmerte herauf, ein Morgen für den sie alle kämpften. In weniger als fünf Stunden hatten sie vollbracht, was Eisenhower und seine Mitarbeiter von ihnen verlangt hatten, ja sogar noch mehr! Sie hatten den Feind völlig verwirrt und seine Verbindungslinien gestört. Sie flankierten nun die Landungszonen auf beiden Seiten und waren so in der Lage, die Bewegungen der deutschen Verstärkungen zu blockieren. Die 1. amerikanische Division hatte es nun nicht mehr weit bis zu ihrem Sektor Omaha. Die langen Ketten hüpfender Sturmboote waren weniger als eine Seemeile von Omaha Projektwoche in der Normandie Juli 2003 3 und Utah entfernt. Für die 3000 Amerikaner der ersten Angriffswelle waren es noch genau fünfzehn Minuten bis zur Stunde X. Über ihnen donnerten immer noch die Kanonen der Kriegsschiffe, und von der Küste her rollten die krachenden Detonationen der alliierten Bombenteppiche zu ihnen herüber. Merkwürdigerweise schwiegen die Geschütze des Atlantikwalls. Die Truppen sahen den Küstensaum vor sich liegen und wunderten sich über das Ausbleiben des feindlichen Artilleriefeuers. Vielleicht, dachten viele, würde die Landung doch leicht sein. Die tödliche Kriegsmusik des Beschusses schwoll an, als sich in dünnen Wellenlinien die Sturmboote nun bei Omaha dem Strand näherten. Etwa 1000 Meter vor dem Strand eröffneten die Landungsboote ebenfalls das Feuer. Den Truppen schien es undenkbar, dass irgend jemand die massive Wucht des Trommelfeuers, das auf die deutschen Befestigungen niederprasselte, überleben konnte. Über dem Strand lag ein dichter Dunstschleier. Von den Grasfeuern auf den Steilhängen wehten träge Rauchfahnen herab. Die deutschen Geschütze schwiegen immer noch. Die Boote stürmten näher. In der hochgehenden Brandung und auf dem Vorstrand konnten die Männer nun den tödlichen Dschungel der Eisen- und Betonhindernisse erkennen: Überall lagen sie verstreut, mit Stacheldraht umschlungen und mit Minen bestückt. Hinter den Hindernissen lag der Strand verlassen da; es regte sich nichts. Näher und näher kamen die Boote - fünfhundert Meter - vierhundertfünfzig Meter. Noch immer kein feindliches Feuer. Durch Wellen von eineinhalb Metern Höhe schnellten die Schiffe vorwärts. Nun hob sich auch der Feuervorhang und ging auf Ziele weiter landwärts über. Knapp 350 Meter waren die ersten Sturmboote jetzt noch vom Ufer entfernt: da eröffneten die deutschen Geschütze das Feuer. Es waren dieselben Geschütze, die nach der wütenden alliierten Bombardierung durch die Schiffe und Flugzeuge fast jeder für erledigt geglaubt hatte. Die Stunde X war gekommen. Sie boten keinen erhebenden Anblick, die schwerbeladenen Männer, die den Abschnitt Omaha stürmten. Niemand beneidete sie um ihre Aufgabe. Den Strand, der sich nun vor ihnen ausbreitete, würde man später Blutiges Omaha nennen. Einige der Boote, die keinen Weg durch das Gewirr der Hindernisse und den vernichtenden Beschuss finden konnten, wurden abgetrieben und liefen auf der Suche nach einem weniger unter Feuer liegenden Landeplatz ziellos an der Küste entlang. Andere, die hartnäckig versuchten, in ihrem vorgesehenen Abschnitt zu landen, wurden so schwer beschossen, dass die Männer über Bord ins tiefe Wasser sprangen, wo sie augenblicklich von Maschinengewehrgarben niedergemäht wurden. Überall im Abschnitt Omaha schien das Herunterklappen der Rampen das Signal für erneutes, noch konzentrierteres Maschinengewehrfeuer zu sein. Überall am Ufer brachen Männer zusammen, Einige waren sofort tot, andere schrien zum Erbarmen nach Sanitätern, während die höhersteigende Flut sie langsam überspülte. In den ersten paar Minuten des Gemetzels, wurde eine Kompanie vollständig ausser Gefecht gesetzt. Kaum ein Drittel der Männer überlebte den blutigen Gang aus den Booten bis zum Ufer. Alle Offiziere fielen, waren schwer verwundet oder vermisst, und die Mannschaften hockten - wenn sie nicht gefallen waren - waffenlos und völlig benommen den ganzen Tag über am Fuss der Klippen. Es war nun sieben Uhr morgens. Die zweite Welle landete am Strand von Omaha. Die gleiche Szene wiederholte sich: Unter dem mörderischen Feuer des Gegners wateten die Männer an Land. Sturmboote verendeten auf dem ständig grösser werdenden Friedhof zerfetzter brennender Bootsleiber. Jede neue Welle entrichtete der steigenden Flut ihren blutigen Zoll. Überall am Ufer türmte sich das Strandgut der Invasion. Schwere Ausrüstung und Nachschub, Munitionskisten, zertrümmerte Funkgeräte, Feldtelephone, Gasmasken, Schanzzeug. Die verbogenen Wracks der Landungsboote ragten bizarr aus dem Wasser. Brennende Panzer schickten grosse Spiralen schwarzen Rauchs in die Luft. Bulldozer lagen umgekippt zwischen den Hindernissen. Mitten in das Chaos, die Verwirrung und den Tod auf dem Strand ergoss sich die dritte Welle der Sturmtruppen - und blieb liegen. Minuten später landeten die Männer der vierten Welle und auch sie blieben liegen. Schulter an Schulter kauerten sie da auf dem Sand, auf den Steinen, auf dem schiefrigen Lehm. Sie duckten sich hinter Hindernissen und suchten hinter den Leibern der Toten Deckung. Sie waren vom feindlichen Feuer zu Projektwoche in der Normandie Juli 2003 4 Boden gezwungen worden, verwirrt, weil sie auf dem falschen Abschnitt gelandet waren, und bestürzt, keine schützenden Trichter vorzufinden, die nach den Bombenabwürfen doch vorhanden sein mussten. Zutiefst betroffen vom Bild des Todes und der Verwüstung um sie her, waren die Männer wie gelähmt. Doch schnell begannen die ersten Männer hier und dort zu begreifen, dass ein Verharren auf dem Strand den sicheren Tod bedeuten würde. Also stürmten sie weiter. Auswirkungen Weiterer Verlauf des Krieges in Kürze: Nach diesem gelungenen Überraschungsmanöver der Alliierten Streitkräfte, wurden die Deutschen entscheidend zurückgedrängt. Sie hatten zu dieser Zeit kaum mehr Material und Leute entgegenzusetzen, da auch an der Ostfront der Material- und Leuteverschleiss extrem hoch war. Es folgte nun eine Zangenbewegung der Alliierten Streitkräfte in Richtung Berlin. Zwei Tage nach Hitlers Tod kapitulierte Berlin und am 8. März 1945 ganz Deutschland. Begriffe und Namen Invasion: Feindlicher Einfall Alliierten: USA, Grossbritannien, Frankreich, Sowjetunion und andere west. Staaten Achsenmächte: Deutschland, Italien, Japan und andere, meist besetzte Staaten Dwight D. Eisenhower: Oberkommandierender der Alliierten Erwin Rommel: Oberkommandierender des Atlantikwall ( „Wüstenfuchs“) Utha, Omaha, Sword, Gold & Juno: Orte der Invasion Die gotische Kathedrale “Notre-Dame“ von Rouen erarbeitet von Manuela Technische Daten Entstehungsjahre: ca. 1185-1214 Äussere Länge: 144m Höhe der obersten Spitze: 151m Masse des Langhauses: 61m x 24.20m x 28m Masse des Querhauses: 57m x 24.60m x 28m Höhe der Türme: Saint-Romein-Turms (links): 82m Beurre-Turm (rechts): 75m Geschichtliches Schon seit dem vierten Jahrhundert befand sich an dem Ort der heutigen Kathedrale eine Kultstätte, später eine alte romanische Kirche. Um 1185 wurde das Langhaus der damals romanischen Kathedrale abgerissen, um den Neubau einer gotischen Kathedrale nach dem Vorbild von St. Denis einzuleiten. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts waren die wichtigsten Teile fertig gestellt, die Kathedrale wurde aber immer weiter ausgebaut und verschönert. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 5 Notre Dame Wie einigen sicher schon aufgefallen ist, ist der Name “Notre Dame“ für eine gotische Kathedrale nichts Aussergewöhnliches. Dies ist nicht etwas Zufall, sondern hat einen Zusammenhang mit dem für damals neuen Drang, Gott und das Göttliche den Menschen in jeder Weise näher zu bringen, zu vergegenwärtigen. “Es ist etwas ganz Neues und Unerhörtes innerhalb der mittelalterlichen Auffassung, dass das Göttliche nun nicht mehr in unsinnlicher Abstraktion jenseits des Irdischen und Menschlichen in einem Reiche übernatürlicher Notwendigkeiten gesucht wird, sondern im Brennpunkt des eigenen Ich…“ (Wilhelm Worringer, 1911). Ein gutes Beispiel für diese Auffassung ist auch der Issenheimaltar von Grünewald in Colmar, wo der gekreuzigte Christus sogar die Krankheit der Menschen, für die der Altar bestimmt war, trägt. In der Architektur findet sich dieses Empfinden in der gotischen Kathedrale, die das “sinnlich-poetische Bild des nahegebrachten Himmels ist“ (Hans Sedlmayr). Aus demselben Grund setzte im zwölften Jahrhundert eine neue Marienverehrung ein. Maria ist eben die Person, die Gott den Menschen näher bringt, durch die Gott auf die Welt kommen konnte. Ausserdem offenbart sich in “Unserer lieben Frau“ (Maria) das Schöne, das Liebliche, das Lichte und das Jugendliche schlechthin, genau diese Elemente, die den Stil der Kathedrale wesentlich bestimmen. Die Aussenseite Das Kirchenschiff ist nach Osten ausgerichtet. Östlich hat man den erzbischöflichen Palast angeschlossen. Schon bei der Aussenansicht der Westfassade sind einige typisch gotische Elemente zu erkennen. Die zwei Türme, der Saint-Romain-Turm im Norden und der Beurre-Turm im Süden, sind gut sichtbar von der Fassade abgetrennt. Der SaintRomain-Turm scheint nach oben immer leichter zu werden. Dies wird vor allem durch die immer grösser werdenden Stockwerke bewirkt. Viel verzierter mit vielen Nischen und Statuen ist der Beurre-Turm. Die Ecken sind so abgeschnitten, dass sich eine Achteckige Form des Turmes ergibt. Seinen Namen erhielt er übrigens daher, dass er durch einen zusätzlichen auf den Butterpreis erhobenen Butterpfennig finanziert wurde. Zwischen den Türmen befinden sich drei Portale: Das Liebfrauenportal (Mitte), das Johannesportal (links) und das Stefansportal (rechts). Das Tympanon des Hauptportals zeigt die Jungfrau, eingefasst in einer Sonne und gekrönt mit zwölf Sternen, im Gipfel des Stammbaumes Jesu (Jessewurzel). Die Bogen zeigen die Patriarchen, die Sibyllen und die Propheten. Oberhalb des Johannesportals ist die Taufe Jesu abgebildet. Der Tod des Evangelisten Johannes, und die Köpfung des Johannes des Täufers werden im Tympanon dieses Portals thematisiert. Im Tympanon des Stefansportals sind Christus als König die Steinigung des Heiligen Stefans dargestellt. Ganz schön sieht man bei diesen Portalen die für die Gotik typischen Spitzbogen und wie die Portale durch die abgestuften Bogen weit von der Fassade zurückversetzt sind. Gut erkennbar ist bei der Vorderansicht der Kathedrale auch, dass die höheren Teile aus den niedrigeren herauswachsen. Es scheint, als würde Geschoss hinter Geschoss aufsteigen und man kann nicht genau sagen, wo ihr Fusspunkt ist. Diese Täuschung wird vor allem durch verzierte Dreiecke, genannt Wimperge, erreicht, die den Fusspunkt des nächsten Geschosses verdecken. Das Querhaus wird im Norden durch das Buchhändlerportal und im Süden durch das Portal de la Calende abgeschlossen. Die klugen und die törichten Jungfrauen umgeben die Rose über dem Buchhändlerportal bis zum Fuss des Wimperges. Engel, Apostel und Märtyrer bevölkern die Bogen über dem Tag des jüngsten Gerichtes der im Tympanon dargestellt ist. Das Portal de la Calende thematisiert die Passion und Auferstehung Christi. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 6 Begeben wir uns noch schnell auf die Ostseite, so können wir gut die Strebepfeiler und mit Glück sogar Strebebögen betrachten, auf die die Druck und Schublast abgeleitet werden. Dieses Merkmal wäre an anderen Kathedralen, wie zum Beispiel “Notre Dame“ in Paris, besser erkennbar, doch sind sie auch hier ein wenig sichtbar. Der Innenraum Das Langhaus besteht aus einem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen, welche mit vielen kleinen Kapellen umrahmt werden. Ganz gut erkennbar ist das für die Gotik nur allzu typische mit Spitzbogen errichtete Kreuzrippengewölbe. Es ermöglicht ein Kreuzrippengewölbe über einer beliebigen Rechtecksfläche zu errichten und die Ungleichheit der Pfeiler, die es in der Romanik gab, verschwinden zu lassen. Ebenfalls wird so der ganze Druck auf die Dienste, schlanke Säulen, die von der Decke bis zum Boden reichen, abgeleitet. Das ganze nimmt die Form eines Baldachins an. Baldachine mögen einen Raum nicht vollständig abschliessen, sondern begrenzen ihn nur nach oben und durch die vier Säulen an jeder Ecke. “Dieses Luftige und Leichte der Baldachine gibt dem ganzen Kreuzrippengewölbe Bau etwas ästhetisches…“ (Hans Seldlmayr). Die Decke stellt man sich übrigens am besten blau mit goldenen Sternen verziert vor. 4-stöckiges Wandsystem Ein weiteres Merkmal für die Gotik, das hier gut erkennbar ist, ist das vierstöckige Wandsystem des Langhauses, was die Kathedrale sehr hoch macht. Durch das Arkadengeschoss strömt Licht aus den Seitenschiffen ins Hauptschiff. Ein zweites Geschoss ist ein falsches, nicht begehbares Triforium. Das echte Triforium, eine Vortäuschung von Fenstern bildet das dritte Geschoss. Direkt mit Fenstern ausgestattet ist der Obergaden. Die Glasfenster hatten aber nicht die Funktion von richtigen Fenstern, die einen Kontakt nach Aussen herstellen. Man sieht nicht hindurch. Auch das Licht scheint nicht von Aussen zu kommen, sondern von den Wänden selbst auszugehen. Sie scheinen zu leuchten. Farblich erinnerten sie mit ihrem Saphirblau und Rubinrot an das Leuchten der Edelsteine, die nach mittelalterlichem Volksglauben aus sich heraus leuchten. Dargestellt wurden Bilder aus der Bibel und aus dem Leben von Heiligen. Der Ort, wo das Querhaus das Langhaus kreuzt ist die Vierung. Über ihr erhebt sich die Laterne, die von vier Säulen getragen wird. Sie dient als Sockel für die Spitze des Vierungsturmes, durch den Licht in das Kirchenschiff einfällt. Der Chor ist nur dreistöckig und ist in der Mitte des dreizehnten Vierung Jahrhunderts entstanden. Er ist der Ort, wo die Chorherren ihre Andachten feierten. Schliesslich bildet der Chorraum einen in sich geschlossenen Raum. Um den Chor befindet sich der Chorumgang, der durch weitere kleine Kappellen umrandet wird. Geht man vom Chorraum noch weiter östlich, so gelangt man in den hintersten Teil der Kathedrale, der Jungfrauenkapelle, womit wir auch die Art, wie eine gotische Kapelle aufgebaut ist, erahnen können: Die Mauern sind hier ganz verschwunden und durch Fenster ersetzt. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 7 Die Krypta ist ein Relikt aus der romanischen Kirche und befindet sich unter dem Chorraum. Sie ist aber etwas sehr atypisches für eine gotische Kathedrale. Es gibt dafür drei Hauptgründe. Erstens stört sie die Vereinheitlichung des ganzen Baus. Es ist unmöglich in einem Raum unter dem Boden ein solches Lichtspiel, wie es der gotischen Kathedrale zu Eigen ist, zu erzielen. Zweitens ist die Kathedrale ein Abbild des Himmels und im Himmel kann es keine Grüfte geben. Drittens ist sie auch nicht mehr Nötig, da in der Krypta jeweils die Gebeine der Kirchenheiligen und Märtyrer aufbewahrt worden sind. Im Zeitalter der Gotik ist das Schauen sehr in den Mittelpunkt gerückt. So brachte man auch die Gebeine in die Oberkirche, damit sie den Gläubigen zur Verehrung gezeigt werden können. Die Kathedrale von Rouen bei Claude Monet Claude Monet (1840-1926) erarbeitet von Manuela Claude Monet wurde am 14. Februar 1840 in Paris geboren und wuchs in Le Havre auf. Er war einer der führenden Meister des Impressionismus. Sein 1872 in Argenteuil gemaltes Bild »Impression, soleil levant« (Paris, Musée Marmottan) wurde namengebend für ihn und die Gruppe junger Pleinairisten, mit denen er 1874 in Paris ausstellte. Monet konzentrierte sich in seinen Werken auf die Wahrnehmung der farbigen Erscheinungen in der Natur und ihrer Veränderungen im Licht. Er bediente sich der Technik des kurzen Pinselstrichs, um mit unvermittelt nebeneinander gesetzten ungebrochenen Farben das flüchtige Spiel des Lichts wiederzugeben. Die Form der Gegenstände trat demgegenüber zurück. Im Spätwerk löste er das Dingliche immer mehr auf zugunsten der alles erfassenden Lichtbewegung. Ab 1883 wohnte er in Giverny, wo viele seiner berühmtesten Werke, wie die Seerosenteiche entstanden. Er starb am 6. Dezember 1926. Die Gemäldeserien der Kathedralen von Rouen Monet malte mehrere Gemäldeserien, wie zum Beispiel eine Serie von Heuhaufen, die Seerosenteiche und die Kathedralen von Rouen. Mir gefallen diese besonders, da man hier die unterschiedliche Wirkung der Motive durch die verschiedenen Lichtverhältnisse sehr gut erkennen kann. Nicht die Motive stehen im Vordergrund, sondern wie die Motive unter dem gegebenen Licht erscheinen: „Es ist jedenfalls das Ziel des divisionistischen Impressionismus, das Auge zu sensibilisieren, ihm nämlich die Erfahrung einer spürbaren Vibration der Farben zu verschaffen: Wie das Licht alles überströmt, so ist auch das Bild von Meule, Soleil couchant, 1891 einem mehr oder weniger gleichmässigen Netz aus jenen Farbpartikeln überzogen. Und wie das Licht als eine niemals endgültige, immer wechselnde Phänomenalität das Auge jetzt und immer nur jetzt erregt, so erregt auch das Netz aus jenen Farbpartikeln das Auge jetzt, immer nur jetzt, indem das Auge zuallererst nichts anderes als blosse >vibrations colorées< wahrnimmt." (Claude Monet). Die Kathedrale von Rouen malte Monet zwischen 1892 und 1895 etwa dreissig Mal. Da die Lichtverhältnisse sich im Laufe des Tages veränderten, musste Monet seine Arbeit an einem Bild immer wieder unterbrechen. Er arbeitete darum an mehreren Bildern gleichzeitig. Die meisten Bilder aus der Serie der Kathedralen zeigen die Westfassade und einen Teil des Saint-Romain-Turmes. Dadurch, dass der Beurre-Turm fehlt, wird die Kathedrale noch asymmetrischer, als die Kathedrale von Rouen sonst schon erscheint. Dabei gilt gerade die Symmetrie für gotische Kathedralen als typisch. Aber die Gemälde Projektwoche in der Normandie Juli 2003 8 wollen nur beschränkt ein Portrait der Kathedrale sein, sondern vielmehr ein Portrait des “Sehens der Kathedrale“. Die Bilder wurden nicht vom Platz, sondern von verschiedenen Räumen einiger Häuser gegenüber der Kathedrale gemalt. Der Ausschnitt des Bildes war so durch den Fensterrahmen gegeben. Die Räume, in denen Monet malte können mit grossen “Camerae obscurae“ verglichen werden, bei der das Fenster der Sucher ist. Warum Monet gerade das Motiv der Kathedrale wählte, ist nicht so klar ersichtlich, es wird aber eher zufälligerweise dazu gekommen sein. Die Gemäldeserie der Kathedralen diente als Vorbild für einige spätere Kunstwerke von berühmten Malern. Portail de la Cathédrale de Rouen, temps gris 1893 Die Nymphéas Die Nymphéas, zu Deutsch Seerosenbilder, entstanden in den letzten Lebensjahren Monets. Etwas Besonderes an ihnen ist, dass sie sehr gross sind, dadurch beinahe die ganze Wand, an der sie hängen bedecken und ein ganzes Panorama zeigen. Über den Eindruck, den ein solches grossflächiges Bild beim Betrachter auslösen will, äusserte sich Monet bei der ersten Ausstellung von Nymphéas 1909 folgendermassen: „Vor einigen Jahren war ich versucht, für die Dekoration eines Salons dieses Le bassin aux nymphéas avec iris, 1920-1926 Thema der Seerosen in die Tat umzusetzen: an den Wänden entlang ausgebreitet, sollten sie die Vorstellung einer Einheit geben, die Illusion eines endlosen Ganzen, einer Woge ohne Horizont und Ufer vermitteln (…) dieser Raum würde einen Zufluchtsort bieten für eine ungestörte Meditation inmitten eines blühenden Aquariums.“ Auf die Idee des Motivs kam Monet wohl auf den Spaziergängen in seinem eigenen Garten, wo er einen solchen Seerosenteich angelegt hatte. Nach langem Betrachten des Teiches wage er sich schliesslich diese Idee auf die Leinwand zu bringen. Im Gegensatz zu den anderen Gemäldeserien wurde den Nymphéas zu Monets Lebzeiten wenig Beachtung geschenkt. Erst in den fünfziger Jahren wurde das Spätwerk Monets, vor allem aber die Seerosenbilder von einer Generation junger Maler in Amerika und Europa wieder entdeckt. Heute zählen sie zu den berühmtesten Werken Monets. Die Maltechnik La Cathédrale de Rouen, fin de journée, 1892 Betrachtet man Monets Bilder aus der Nähe, so stellt man fest, dass die Motive nicht aus Begrenzungslinien und Farbflächen, sondern aus vielen nebeneinander gesetzten farbigen Pinselstrichen bestehen. So werden die Farben auf dem Bild selbst gemischt werden: „Was die Farben angeht, die ich verwende, ist das so interessant? Ich glaube nicht, da man mit einer anderen Palette sicher leuchtender und besser malen könnte. Der wichtigste Punkt ist, zu wissen, wie die Farben zu benutzen sind. Ihre Auswahl ist eine Sache der Gewohnheit. Kurz gesagt, ich benutze Bleiweiss, Cadmiumgelb, Zinnoberrot, Krappenrot, Kobaltblau, Chromoxidgrün. Das ist alles.“ (Claude Monet). Monet verwendete sehr oft auch Komplementärfarben nebeneinander, um die Farbwirkung des Sonnenlichts dem Projektwoche in der Normandie Juli 2003 9 menschlichen Sehen anzupassen. Diese Maltechnik war ein Ausdruck der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Optik jener Zeit. Der Chemiker Eugène Chevreul stellte die These auf, dass sich benachbarte Farben beeinflussen und verstärken können. Am stärksten wird dieser Effekt erreicht, wenn man zwei Farben, die sich im Farbkreis gegenüber stehen, nebeneinander setzt. Die Bilder Monets wollen eine Momentaufnahme der Wirkungen und Empfindungen darstellen. Dass nun die eine eigentlich graue Farbkreis Kathedrale ganz in Blau gemalt ist, eine andere in Rosa oder auch in Gelb, scheint dem Betrachter im ersten Moment vielleicht unnatürlich. Aber sieht man nicht ein Gebäude durch bestimmte Lichtverhältnisse genau in diesen Farben? Die Faszination des Lichts Man könnte sich Fragen, wie ich nun auf die Idee kam, eine gotische Kathedrale mit Claude Monet in Verbindung zu bringen. Er hat sie zwar dreissig Mal gemalt, aber ansonsten stehen Jahrhunderte zwischen Monet und den Erbauern der Kathedrale. Nun, ich wusste, dass das Licht in der gotischen Kathedrale eine sehr wichtige Rolle spielte. Von einer Ausstellung mit Bildern von Monet, die ich einmal besuchte, war mir auch noch etwas mit dem Thema Licht im Kopf. Es nahm mich wunder, ob es wohl einen Zusammenhang zwischen dem Licht der gotischen Kathedrale und dem Licht Monets gibt und ob dies auch der Grund war, warum Monet die Kathedrale als Motiv wählte. Wir stellten fest, dass der Wahl des Motivs der gotischen Kathedrale nicht zuviel Gewicht beigemessen werden darf. Auch die Vorstellungen des Lichtes sind sehr verschieden: Geht es doch bei der gotischen Kathedrale vor allem darum, dass die Materie selbst Licht ist und ein Gefühl des Himmels vermitteln will, bei Monet aber eher darum, Einwirkungen des Lichts auf die Erscheinung des Gegenstandes zu thematisieren. Dennoch finde ich es spannend, dass das Licht die Menschen auf irgendeine Weise immer wieder fasziniert. Jersey erarbeitet von Andy und Olivier Lage Jersey ist die grösste der Kanalinseln und erstreckt sich von Nord nach Süd auf etwa 10 km und von Ost nach West auf etwa 16 km. Sie ist eine junge Insel, da die Verbindung mit dem Festland erst vor etwa 8000 Jahren durch das Ansteigen des Meeresspiegels überflutet wurde. Die ältesten menschlichen Spuren haben ein Alter von ca. 250'000 Jahren. Geschichte Die kulturelle Seite von Jersey, mit in normannischer Art gebauten Farmhäusern, äusserst eng und geschwungen angelegten Strassen, kleinen Feldern wie in französischer Sprache angeschriebenen Orts- und Strassennamen widerspiegelt die faszinierende, phantastische und komplex erscheinende Geschichte einer Insel, verträumt und verschlafen, die seit fast einem Jahrtausend in das Schicksal zweier immer wieder rivalisierenden Grossmächten verwoben und verstrickt war. Doch wurde es von den Kämpfen – erstaunlich – verschont, die zwischen England und Frankreich doch nie wirklich erloschen und erst nach dem Imperialismus die alten Feindschaften endlich Vergebung forderten: Jersey durfte 1204 wählen, ob es lieber Frankreich oder England angehören möchte, was ein ziemlich revolutionärer Umstand gewesen sein musste, hätten doch viele Kriege mit solch einer Lösung ihren hetzenden, antreibenden Funken in dem selben Strohfeuer erlöschen sehen, in dem, welcher Konflikt auch immer begann. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 10 Das Volk konnte so sein Schiff immer auf Kurs halten, den eigenen Willen – mit gewissen Einschränkungen: England wurde ja dessen Wunschpatron – mit bestem Gewissen frönen, bis schliesslich Hitler die Insel besetzte. Die Inselbewohner wurden aufgefordert nach England überzusetzen, doch – ewiges Schicksal der Stolzen – sie verzichteten zugunsten ihrer im Atlantik liegenden Landmasse. Doch welche Ehre muss einem selbst sein um ungebeugten Stolzes der Gefahr trotzig den Atem entgegengehalten zu haben. Fauna Die Küstenvogelwelt zählt im Wesentlichen zwei Gruppen: Vögel die im Sommer die perfekten, prachtvollen und idyllischen, idealen Brutstätten aufsuchen so wie den Vögeln, die im Winter auf die reichen Nahrungsplätze der Süd- und Südostküsten schwören. Der meistvertretene, und mit seinem proportional übergrossen wie gebogenen Schnabel einem schlichten Papagei ähnelnde, zu den, die Sommerbrutstätten aufsuchenden, gehörende Vogel ist der in Amtssprache bezeichnete Puffin oder vielleicht besser bekannt unter Fraterculi Arctica. Weiteres Interesse ist auf jeden Fall dem Eichhörnchengleichgewicht zu widmen: Nicht wie auf den Britischen Inseln üblich, hat sich das rote Eichkätzchen mit geringem widerstand dem etwas robusteren grauen Artgenossen, der Zahl nach unterworfen, nein, hier auf Jersey, so wie den anderen Kanalinseln ist der Schwächere der Stärkerer gewesen, hier in Jersey hat sich das rote squirrel dem grauen Tyrannen widersetzen können, die Überhand gewinnen im Stande gewesen. (für Insider: das isch im fall kein Witz, und au kei Metapher!!) Weiter haben wir ein übermässig häufiges Aufkommen von den grossen Meersäuger: Verschiedene Arten von Delphinen die je bis zu hundert Stück an Artenstärke aufweisen, so dass sie auch dem Menschlichen Auge nicht verborgen bleiben. Daneben tritt auch, wenn auch nicht in delphinischer Häufigkeit, der Pilotwal auf. Flora Die Flora ist nicht minder bereit, den Liebhaber, den Kenner so wie den einfachen Naturbewusst-Aufnehmenden mit ihrer Vielfalt, welche mit den in allen Farben prunkenden, strahlenden, schimmernden, rufenden, Duft versprechenden, Blüten nahezu aphroditisch wirkt, zu verzaubern, in die chromatische und fiktive Welt hinfortzuführen. Da ich bei einer solchen Diversität nicht alle Blumen vorstellen kann, und damit auch die mir entgegenwirkende Interessenssphäre verfehlen würde, möchte mir die Freiheit eigen sein, die Pflanze vorzustellen, welche mir Persönlich die schönste scheint. Das Bellis Perenis bleibt natürlich mein absoluter Spitzenreiter, doch ist seine Verbreitung so Weltumspannend, dass der Vorstellung’ Tribut verweigert werden darf: Das Weidenrösschen. Kennzeichen: Blüten weinrot, in langen sehr reichblütigen Trauben; Blätter wechselständig, an lanzettliche Weidenblätter erinnernd (Name!) Wissenswertes: Die vermehrungsfreudige Art gelangt binnen kürzester Zeit überall hin. Dafür sorgen Hunderttausende von Samen, die jede Pflanze produziert und die mit ihrem Haarschopf vom Wind kilometerweit fortgetragen werden. Weil die Samen obendrein jahrelang keimfähig bleiben, ist das Weidenröschen meistens sofort da, wenn sich ein Standort günstig verändert. Die Schauwirkung der einzelnen Blüten bringen übrigens Kron- und Kelchblätter gemeinsam hervor. Was auf den ersten Blick als Blütenstiel erscheint, ist in Wirklichkeit zum Teil der schmale, verlängerte unterständige Fruchtknoten. Im Sommer ist zudem ein weisser Schaum auf den mittleren Blättern zu beobachten wo sich die Meinungen über den Nutzen weichen, doch aber der Erkennung ein typisches Indiz liefern. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 11 Produktion Verschiedene lokal produzierte Güter sind international bekannt. Das berühmteste Beispiel ist die Royal Potato. Sie wird seit 1879 angebaut und beschert den Bauern einen jährlichen Umsatz von rund 28 Millionen Pfund. Dank der guten klimatischen Bedingungen wächst nicht nur eine ausgezeichnet gute Kartoffel sondern auch saftige Wiesen, welche den 4200 Jersey-Kühen verfüttert wird und eine einwandfreie Milch hoher Qualität liefert. Diese Milch wird in einer Kooperativen zu diversen Milchprodukten verarbeitet, welche in Delikatessläden rund um den Globus zu finden sind. Da Jersey auf der Grenze zwischen dem warmen mediterranen Meer und dem etwas kälteren englischen Meer liegt, finden sich vor der Küste reiche Bestände an Meeresfrüchten. So gehören Hummer, Krabben, Austern und Fische zum täglichen Speisezettel der Insulaner. Man versucht sich auch im Weinanbau, und dies angeblich sogar mit Erfolg. Eine weitere Spezialität ist die „black butter“. Dies ist eine Konfitüre, welche mit Äpfeln, Apfelwein und Gewürzen hergestellt wird. Nebenbei betreiben viele ein Kunsthandwerk wie zum Beispiel Weben, Töpfern und Stricken. Letzteres war in der Vergangenheit so erfolgreich, dass heute Jersey in Sachen Textilien jedermann bekannt ist. Eine Austern- und eine Schmetterlingszucht runden das vielfältige Bild der Insel ab. Finanzplatz Jersey ist ein bekannter Offshorefinanzplatz. Während auf Guernsey die Credit Suisse eine Niederlassung betreibt, findet sich auf Jersey eine UBS. Daneben hat es noch viele andere Banken. Dies ist auf das spezielle Steuerrecht zurückzuführen. Die Einkommenssteuer ist sehr tief und es existieren keine Mehrwert-, Erbschafts- und Kapitalgewinnsteuer. Ideal um Rückstellung für schlechte Zeiten zu deponieren und verschiedenste Geschäfte zu tätigen. Persönlichkeiten Folgende Personen sind auf Jersey geboren oder haben für längere Zeit dort gewohnt: - Victor Hugo Guy de Maupassant Karl Marx und Friedrich Engels Buffalo Bill Lawrence of Arabia Landwirtschaft und Fischerei Landwirtschaft - ausgeprägte Spezialisierung; trotzdem keine Monokulturen - Normandie: Grünland betonte Heckenlandschaft - 12 % primärer Sektor in der Normandie - Frankreich wichtigster Agrarproduzent in EU - ¼ pflanzliche, ¾ tierische Produktion - Entwicklung bis heute: 3 Revolutionen ! 1850: Sumpf (Moor – Apfelbaum) ! 1950: Maschinen-Zäune (Hecken weg) – grössere Felder ! seit 12 Jahren: Rohprodukte gehen an Agrarindustrie Projektwoche in der Normandie Juli 2003 12 - normannische Landschaft ist geprägt von grünem Weideland mit Kühen und Apfelplantagen - Normandie besteht hauptsächlich aus landwirtschaftlicher Fläche -> früher Laubwälder, seit dem späten Mittelalter wird für landwirtschaftliche Nutzung gerodet; vom ursprünglichen Waldbestand sind nur noch ca. 362'000 ha übrig - Keine grossen Seen, dafür viele Flüsse mit einer Länge von insgesamt 14'000 km - Neben der Schwerindustrie dominiert die Landwirtschaft; Milchwirtschaft, Ackerbau, Obstanbau, Vieh- und Pferdezucht - Weiden saftig grün durch feuchte Luft und häufigem Regen - 2 Landschaftsformen (neben den Küstenregionen): 1. Campagne: - fruchtbarer Boden, baumlos - Ackerbau: Weizenanbau, Anbau von Ackerpflanzen wie Leinen, Zuckerrüben und Flachs 2. Bocage: - von Hecken umzäuntes Weideland - Milchvieh - Apfel- und Birnenplantagen Im Übergang zwischen den beiden Landschaftsformen dominiert Weideland mit Kühen und Pferden. - Die Äpfel der Plantagen werden zu Getränken verarbeitet / veredelt: Calvados, Cidre und Pommeau - Calvados: aus 30 Äpfeln 1 Liter, reift min. 2 Jahre - Cidre: Vorstufe des Calvados, Apfelsaft bei welchem Zucker in Alkohol umgewandelt wird - Pommeau: 1/3 Calvados, 2/3 Apfelsaft Calvados - Milchwirtschaft wird von Fleischrinderzucht abgelöst; Getreidefelder weichen Weideland und Viehfutteranbau Fischerei - nicht nur Fisch wird gefangen, auch werden Muscheln gezüchtet - viele Gewässer in der Normandie – Fischerei blüht - eine der besten Regionen für Lachs, beste für Forelle - verschiedene Geologie der Küstengebiete (Sandstrand, Kliffe aus Kreide und Granit), daher grosse Vielfalt der Fischbestände - Zukunft Fischereisektor ungewiss: ohne staatliche Stützungsmassnahmen starker Schwund – Kleinunternehmen sind die Opfer Zitat Maupassant: „Die Normandie ist wie der Apfelbaum, die Wurzeln fest in der Erde, die Stirn dem Meer zugewandt.“ Projektwoche in der Normandie Juli 2003 13 Auf den Spuren von Guy de Maupassant erarbeitet von Nona und Simone Eine 200km lange Reise ab von der Autobahn auf Überlandstrassen durchs Landesinnere der Normandie sollte uns, die doch eher traurigen Geschichten Guy de Maupassants und sein Leben näher bringen. Wo hat er gelebt? Wo spielten seine Geschichten und wie sehen die Schauplätze von damals heute aus? Zur Vorbereitung haben wir uns im Wintersemester in Halbklassen mit Texten von Maupassant auseinandergesetzt und nutzten die verschiedenen Stationen der Reise um uns gegenseitig diese Geschichten nochmals zu vergegenwärtigen und mehr über die Schriftsteller-Szene in der Normandie am Ende des 19. Jahrhunderts zu erfahren. Genau wie in seiner ersten grossen Novelle «Boule de suif», trat unsere Reisegesellschaft «die Reise auf den Spuren Maupassants» in Rouen an, vorerst mal um ins ca. 30km entfernte Tôtes zu gelangen. Einige erwähnenswerte Unterschiede zur Reisegesellschaft in Boule de suif: Fahrzeug: einige Pferdestärken mehr, Temperaturunterschied ca. 45 Grad, Stau in Rouen anstelle des Deutsch-Französischen Krieges, Reisezeit –10 Stunden und volle Bäuche. «... La voiture allait si lentement qu’à dix heures du matin on n’avait pas fait quatre lieues. Les hommes descendirent trois fois pour monter des côtes à pied.» Auch wurden wir im Tôtes nicht von einem preussischen Offizier empfangen. Jedoch erreichte uns ein trauriges Gefühl, als wir unsere Blicke in die weitläufige, menschenleere Landschaft schweifen liessen und uns vorstellten, wie die Frau aus La folle im Winter im Wald ausgesetzt wurde. «… Ils l’avaient abandonnée sur ce matelas, dans la forêt froide et déserte: et, fidèle à son idée fixe, elle s’était laissée mourir sous l’épais et léger duvet des neiges et sans remuer le bras ou la jambe.» Mit seinem Erstlingswerk Boule de suif (1880) konnte Maupassant einen grossen Erfolg verzeichnen, was ihn dazu veranlasste, seinen Beamtenjob aufzugeben und sich im folgenden Jahrzehnt voll und ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu widmen. Er war extrem produktiv und schrieb in dieser Zeit etwa 300 Novellen und Erzählungen, 200 Zeitungsartikel, zahlreiche Reisebeschreibungen und sechs Romane. Seine weiteren Erfolge ermöglichten ihm einen ausschweifenden Lebenswandel; dabei erkrankte er an Syphilis und litt zunehmend an Wahnvorstellungen und Sehstörungen. In einem Anfall von Verfolgungswahn unternimmt er 1891 einen Selbstmordversuch und stirbt 1893 einen qualvollen Tod in einer Heilanstalt. Unser nächster Stopp war Yvetot. Hier begann Maupassants schulische Ausbildung, in einer düsteren Klosterschule, wo er sich nicht richtig wohl fühlte, weshalb er ans Gymnasium nach Rouen wechselte. Leider wussten wir nicht, wo diese Klosterschule war und so begaben wir uns vor eine Kirche, wo uns die Geschichten Le Parure und Mon oncle Jules erzählt wurden. Auch wurden wir von Herrn Pfister mit Maupassants SchriftstellerKollegen wie Zola und Flaubert, welcher als Freund der Familie den jungen Maupassant gefördert hatte, bekannt gemacht. Auf dem Marktplatz in Goderville fand leider kein Markt statt. Dank der lebhaften Schilderung der Marktszenen in La ficelle auf dem Marktplatz zu Goderville und anhand von Bildern dieser Zeit, konnten wir den Duft der Tiere und das emsige Markttreiben von damals nachempfinden. Auch wie sich der Krüppel in Le gueux zwischen all den Leuten gefühlt haben muss, war für unsere Phantasie nur noch ein kleiner Sprung. Danach ging es nordwärts an die Küste nach Fécamp. Ein kleines Fischerstädtchen, in welchem Maupassant in den Schulferien im Hause seiner Grosseltern glückliche Stunden verbracht hat. Hoch über der Stadt auf den Klippen genossen wir einen herrlichen Ausblick auf die Kreidefelsen und das Hafenstädtchen. Im Licht der untergehenden Sonne und der malerischen Kulisse wurden uns die Erzählungen La Horla und Le Vagabond vorgestellt. Danach brachen wir in Richtung Étretat auf, welches wir über eine kurvenreiche Küstenstrasse erreichten. Zu später Stunde fanden wir noch ein kleines Restaurant, direkt in der Nähe der Bucht, wo wir uns alle, hungrig von der Reise, die Bäuche voll schlagen konnten. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 14 Zum «Nachtisch» genossen wir noch die einzig positiv endende Erzählung von Maupassant Le papa de Simon, welche den krönenden Abschluss unserer Literaturreise bildete. «... Il entra bien vite, et Simon, qui était couché dans son lit, distingua le son d’une baiser et quelques mots que sa mère murmurait bien bas. Puis, tout à coup, il se sentit enlevé dans les mains de son ami, et celui-ci, le tenant au bout de ses bras d’hercule, lui cria : Tu leur diras, à tes camerades, que ton papa c’est Philippe Remy, le forgeron, et qu’il ira tirer les oreilles à tous ceux qui te feront du mal.» Nach Geisterstunde traten wir mit unseren Büsslis die Heimreise zur Ferme Eustache an. Dies war die Projektwoche der Klasse G41 in der Normandie. Mit dabei waren: Lehrer Adrian Schläpfer Felix Pfister Schüler Martin Bäbler Thomas Blöchlinger Olivier Christe Manuela Gächter Marianne Gujer Alexandra Gwerder Stephan Jau Simone Jezler Andreas Krammer Bojan Mamula Nicole Manderscheid Isabel Marín Janita Meier Jonathan Müller Nona Reis Dorian Signer Denise Spring Marco Widmer Die Klasse G41 bedankt sich ganz herzlich bei Herr Adrian Schläpfer und Herr Felix Pfister für die tolle Unterstützung. Projektwoche in der Normandie Juli 2003 15