C a l d e r – M i r ó
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C a l d e r – M i r ó
Medienmitteilung Calder–Miró 2. Mai – 5. September 2004 Joan Miró und Alexander Calder lernen sich Ende Dezember 1928 im Paris der Avantgarde Jahre kennen. Daraus entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft, die erst mit dem Tod Calders 1976 endet. Anhand ausgesuchter Werkgruppen aus dem Zeitraum von 1920 bis 1949 werden in der Ausstellung verbindende Themenkreise und künstlerische Strategien aufgezeigt. Den ca. 70 Mobiles und Stabiles von Alexander Calder stehen 60 Gemälde von Joan Miró gegenüber, die verschiedene Aspekte ihres Schaffens und formale Entsprechungen erfahrbar machen. Die Vielfältigkeit der Bezugspunkte wird lose in zehn Themenkreise geordnet, die als Raumgruppen die Präsentation der Ausstellung gliedern, wobei die Übergänge fliessend sind und der Gesamteindruck gewahrt bleibt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf einem bei beiden Künstlern zu beobachtenden gesamt-räumlichen Verständnis, das sie traditionelle Gattungsgrenzen überwinden lässt. Der Spanische Pavillon an der Pariser Weltausstellung von 1937 wird Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit in grossem Rahmen, der Ausgestaltung des Terrace Plaza Hotels in Cincinnati 1947, anlässlich Mirós erster Reise nach Amerika. Sein monumentales Cincinnati Mural Painting und Calders Mobile Twenty Leaves and an Apple werden erstmals überhaupt an eine Ausstellung ausgeliehen und bilden deren Höhepunkt und zeitlichen Abschluss. Calders wegweisendes Verständnis seiner Skulpturen im architektonischen Kontext und Mirós frühe Beispiele von Wandmalerei sind darüber hinaus Leitmotive des gesamten Projektes. Zirkus und Spiel eröffnet den Rundgang mit Werken, die noch vor der eigentlichen Freundschaft im Verlauf der zwanziger Jahre, somit völlig autonom, entstanden sind. Gerade dadurch belegen sie eindrücklich, worin grundsätzliche Momente der Anziehung zwischen den beiden Künstlern bestanden haben. Die Begeisterung für Zirkus und Spiel als Formen des reinen poetischen Ausdrucks haben in unterschiedlicher, doch verbindender Weise Mirós Traummalereien dieser Jahre und Calders aus Draht gebogene Skulpturen inspiriert. Der berühmte »Cirque de Calder« wird in der Ausstellung im gleichnamigen Kurzfilm von Carlos Vilardebó (1961 / 18 Min.) vorgestellt. Die nächste Sektion veranschaulicht unter dem von Calder übernommenen Motto Sensation of the Universe formale Aspekte von Raum, Linie und Balance. Seinen der Himmelsmechanik entliehenen Skulptur-Objekten mit ihren Sphären und Gleichgewichts-Konstellationen treten Mirós leer gefegte Bildgründe entgegen, die nicht nur räumlich, sondern vor allem auch als explizite Gleichsetzung von Bildfläche und Wand gelesen werden können. Paradebild und Hauptwerk in der Ausstellung ist Peinture (La Naissance du monde), das auch als eigentliche Vorstufe zur gesamten Wandmalerei Mirós verstanden werden kann. Mit Porträt als Performance sind jene von Calder aus Draht gefertigten Porträts gemeint, die er unter der begeisterten Anteilnahme des »Tout Paris« in den Cafés mit atemberaubender Schnelligkeit fertigte. So etwa Kiki de Montparnasse oder auch Miró. Miró scheint auf diese Drahtskulpturen mit Bildern zu antworten, die auf dem Prinzip der endlosen Linie beruhen, wie Peinture von 1930 oder die Serie der Têtes von 1931 nahe legen. Unter dem Leittitel Formen des Zufalls bilden biomorphe Formen, das Spiel mit dem Zufall und die von den Surrealisten entlehnte Praxis freier Assoziation prägende Gesichtspunkte der Gegenüberstellung von Mirós Peintures d’après collages von 1933 mit Calders zunehmend die starre Geometrie hinter sich lassenden Skulpturen wie Tightrope oder Cône d’ébène. Vier der schönsten Beispiele dieser Peintures stehen exemplarisch für die 18 Gemälde umfassende Serie und vermitteln einen überwältigen Eindruck ihrer gesamträumlichen Wirkung. Insofern sind sie als direkte Vorstufe für den dreiteiligen Wandfries, Murale I-III, zu verstehen, den Miró 1933 für das Kinderzimmer seines Pariser Galeristen Pierre Loeb geschaffen hat. Es handelt sich um den ersten Zyklus von Wandbildern in Mirós Werk, der nach vierzig Jahren wieder lokalisiert werden konnte und nun erstmals überhaupt in einer Ausstellung zu sehen ist. Mit dem Übertitel Dans l’esprit des Jeux d’enfants erinnert dieser Teil der Ausstellung an den spielerisch befreiten Geist von Mirós Ballettproduktion Jeux d’enfants für die Ballets Russes de Monte Carlo und weist auf Calders erste raumgrosse Stabiles Big Bird oder Devil Fish hin, die abstrakt-geometrische Formensprache zusehends mit naturnahen Elementen verschmelzen. Calder hatte Paris 1933 verlassen und im amerikanischen Roxbury ein heruntergekommenes Farmhouse gekauft, dessen weiter Umschwung die neuen Möglichkeiten und Grössenverhältnisse in seinen Skulpturen erklärt. Er wird Miró erst wieder 1937 im Rahmen der Pariser Weltausstellung sehen. Es kommt zu einer unerwarteten Zusammenarbeit im Spanischen Pavillon der antifranquistischen Republik, wo neben Picassos epochalem Gemälde Guernica Calders geniale Fontaine de Mércure und Mirós aufwühlendes, heute verschollenes Wandgemälde Le Paysan Catalan en révolte zu sehen sind. Ein weiteres Wandbild für das Kinderzimmer von Mirós New Yorker Händler Pierre Matisse und Calders erstes, ausgeprägt monumentales Stabile Black Beast lassen in Bestiarium und Kinderzimmer auch die lastende Bedrohung und die Schrecknisse der weltpolitischen Lage im Werk beider Künstler erfahrbar werden. In der Sektion Rahmen und Schattenspiel kreiert Calder mit Hintergrundpanelen oder vorgestellten Rahmen bühnenartige Situationen, in denen seine Formelemente und Mobiles in klargegliederter Buntfarbigkeit zu eigentlichen Akteuren werden. Mirós Gemälde zeigen eine deutliche Reaktion auf diese bereinigte, stark mit Silhouetten operierende Formenwelt seines Freundes Calder. Mit kleinen Bildern auf grober Sackleinwand beginnt sich in Mirós Werk am Ende der dreissiger Jahre eine zunehmende Miniaturisierung abzuzeichnen, die auf der Flucht vor Krieg und Verwüstung zu den verinnerlichten Kosmogonien der Constellations von 1940–1941 führt, die eine all-over-hafte Strukturierung seines poetischen Ausdrucks aufweisen. Von diesen kostbaren Constellations können in Basel sensationell zehn Werke vereinigt werden. Die Sektion Kriegsjahre und Isolation: Les Constellations beleuchtet diese Phase erzwungenen Rückzugs und künstlerischer Verinnerlichung. Die Verknappung der Rohstoffe, Metall und Aluminium, und die Isolation der Kriegsjahre führen bei Calder zu einer erneuten Hinwendung zur biomorphen Formensprache. Fliessend aus Holz geschnitzte, zum Teil bunt bemalte Elemente, die mit Draht zu bühnenhaft wirkenden Raumteilen zusammengesteckt werden, charakterisieren die neue Ausdrucksform der Constellations des Amerikaners. In der unmittelbaren Nachkriegszeit entstehen einige von Calders dichtesten Mobiles, die, völlig in Schwarz gehalten, in ganz besonderem Masse mit dem Spiel von Licht und Schatten und der Bewegung operieren. Die ausgewogene Vielteiligkeit und die flirrende, den gesamten Umraum erfassende Beschaffenheit sind wohl der beste Beweis für die tiefe, innere künstlerische Verwandtschaft von Calder und Miró, jenseits jeglicher Spekulation über gegenseitige Beeinflussung. Weiter Raum und Poesie vereint Werke beider Künstler, die diese neuen Möglichkeiten und die räumliche Harmonie insgesamt zur vollen Geltung bringen. Herausragende Beispiele aus Mirós grossformatigen Gemäldeserien von 1945 auf weissem, schwarzem oder grauem Grund (letztere komplett in der Fondation Beyeler zu sehen) finden in Calders ausgewogenen Raum-Kompositionen einen erstaunlichen Nachklang. Das erste Mobile für ein öffentliches Gebäude, das die vielen Aufträge und Kunst am Bau-Projekte der fünfziger und sechziger Jahre antizipiert, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie das erste erhaltene Performing Mobile Ogunquit (Orange Fish), das 1946 für ein Theaterprojekt von Padraic Colum entstanden ist und als aussergewöhnliche Leihgabe des Tehran Museum of Contemporary Art nach Basel gelangt. All diese Werke führen auf den Höhepunkt der Ausstellung und das letzte gemeinsame Projekt von Alexander Calder und Joan Miró hin: das Mobile und das Wandgemälde für das Terrace Plaza Hotel in Cincinnati. In bemerkenswerter Weise verdeutlichen sie im letzten Themenkreis Comme des grandes fresques: Eine neue Monumentalität Mirós Bestreben nach einer öffentlichen Kunst, die ihn vermehrt zum Wandbild führt, wie auch Calders frühe Erkenntnis, nur im Kontext mit der Architektur mit seinen Mobiles oder Stabiles gleichsam den gesamten Umraum zu gestalten. Die Ausstellung wurde von Elizabeth Hutton Turner, Senior Curator der Phillips Collection in Washington, angeregt und in Zusammenarbeit mit Oliver Wick von der Fondation Beyeler erarbeitet. Die Familien der Künstler, deren Freundschaft auch in der Generation der Enkel weiterbesteht, haben das Projekt mit grossem Enthusiasmus unterstützt. Alexander S. C. Rower hat als Vertreter der Familie und Direktor der Calder Foundation nicht nur die Recherchen unterstützt, sondern auch grosszügig Leihgaben aus Familienbesitz gewährt, während Joan Punyet Miró und Emilio Fernández Miró auf Seiten der Successió Miró unser Projekt mit grossem Einsatz begleitet haben. Katalog zur Sonderausstellung Der bei Philip Wilson Publishers, London, in deutscher und englischer Sprache herausgegebene Katalog enthält Essays von Elisabeth Hutton Turner und Oliver Wick, eine aus der Perspektive der Künstlerfreundschaft verfasste ausführliche Chronologie von Susan Behrends Frank sowie den erstmals publizierten und bebilderten Briefwechsel der beiden Künstler. 312 Seiten mit 135 Farbtafeln und über 150 farbigen und s/w Textabbildungen (CHF 58.–). David Dimitri wird zur Eröffnung und jeweils am Wochenende im Berower Park auf dem Hochseil etwas von der Atmosphäre der Zirkusbegeisterung von Calder und Miró aufleben lassen. Details entnehmen Sie bitte der Tagespresse und www.beyeler.com sowie www.daviddimitri.ch. Kontakt/Presse: Catherine Schott, Tel.: + 41 (0)61 645 97 21, Fax.: + 41 (0)61 645 97 39; [email protected] www.beyeler.com (Pressedossier) – Pressebilder zum Download unter www.beyeler.com/press-images Öffnungszeiten der Sonderausstellung: täglich 10 – 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr