Muskelfunktionstests
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Muskelfunktionstests
Muskelfunktionstests Philipp Binder Lena Stoffel Tina Barth Inhalt Einleitung Seite 3 Untere Extremität M. iliopsoas M. rectus femoris M. tensor fasciae latae Mm. ischiocurales (Haimstrings) M. gastrocnemius M. soleus Adduktorengruppe Gesäßmuskeln 4 5 7 8 10 11 12 14 Rumpfmuskulatur M. rectus abdominis M. obliquus abdominis M. erector spinae 16 17 18 Obere Extemität Scapulafixatoren dorsal M. pectoralis minor M. pectoralis major 20 23 23 Literaturangabe 25 2 Einleitung Warum führt man Muskelfunktionstests überhaupt durch? Man erkennt damit, ob Einschränkungen in der Beweglichkeit des Bewegungsapparates vorliegen, zum Beispiel in Form von Muskelverkürzungen, die die Bewegungsamplitude bzw. Gelenkigkeit beeinträchtigen. Bewegungseinschränkungen bzw. Blockierungen von Bewegungen können zur Minderung der Leistungsfähigkeit in diversen Sportarten führen und Haltungsschäden hervorrufen. Genauso werden Hypermobilitäten durch Muskelfunktionstest erkannt, die ein ähnliches Resultat hervorrufen. Was ist bei der Testdurchführung zu beachten? Wichtig bei Muskelfunktionstests ist, dass sie standardisiert sind und der Patient so gut wie möglich entspannt ist. Die richtige Testreihenfolge, von der unteren Extremität zur oberen, ist wichtig damit der Patient nicht zu oft die Stellung wechseln muss. Die Tests sollten mit einer möglichst kurzen Hose, am besten nur mit einer Unterhose bekleidet, durchgeführt werden um die vorhandene Muskelfunktion nicht zu beeinträchtigen. 3 Untere Extremität M. iliopsoas Allgemeines Der Muskel setzt sich aus zwei verschiedenen Teilen zusammen, aus dem M. psoas und M. iliacus. Beide Muskeln haben ein unterschiedliches Ursprungsgebiet, setzen aber an der gleichen Stelle an. Ursprung M. psoas letzter Brustwirbel, 1-4 Lendenwirbel und Rippenfortsätze (Processus costarii) Ursprung M. iliacus Innenseite der Darmbeinschaufel (Fossa iliaca), vorderer unterer Darmbeinstachel (spina iliaca anterior inferior) Ansatz kleiner Rollhügel des Oberschenkelknochens (Trochanter minor femoris) Ursprung M. psoas Nr.2: letzter Brustwirbel, 1-4 Lendenwirbel Nr.3: Processus costarii Ursprung M.iliacus Nr. 7: Fossa iliaca Ansatz Nr. 6: Trochanter minor femoris M. iliopsoas Funktion Der M. iliopsoas ist ein wichtiger Muskel zur Beckenstabilisierung. Er dreht das Becken nach vorne und arbeitet mit anderen Muskeln antagonistisch gegen die Bauch- und Glutealmuskulatur. Am Spielbein hat er eine antevertierende, außenrotierende und adduzierende Wirkung, am Standbein kann er den Rumpf seitwärts bzw. vorwärts neigen. Er ist der typische Laufmuskel, da er den Oberschenkel nach vorne oben führt. Beim Turnen spielt er eine wichtige Rolle, wenn 4 die Beine aus einer Hüftstreckung in eine Winkelstellung vor dem Körper gebracht werden müssen z.B.: beim Schwebestütz am Barren. Ist der M. iliopsoas verkürzt kann es zu einer Hyperlordosierung kommen. Muskelfunktionstest Der Patient sitzt auf einer Tischkante und rollt nach hinten, sodass er sich in Rückenlage mit angezogenen, abgewinkelten Beinen befindet. Wichtig dabei ist dass der Patient die Beine gebeugt beim Zurückrollen mitnimmt, damit der Muskel nicht schon vorgedehnt wird. Das Gesäß sollte sich ca. eine Handbreite von der Tischkante entfernt befinden. Der Testdurchführer stellt sich seitlich an die Tischkante, sodass der Patient das nicht zu testende Bein seitlich am Brustkorb des Testdurchführers abstützen kann. Dabei ist zu beachten das, das nicht zu testende Bein gut stabilisiert wird in dem man den Fuß bzw. das Knie mit einer Hand festhält. Nun soll der Patient das andere Bein langsam entspannt nach unten bewegen bis das Bein locker über der Tischkante hängt. Der Oberschenkel des Testbeines sollte sich unter der Waagrechten befinden und der Unterschenkel sollte nicht gestreckt sein. Verkürzungen 1 Grad: Oberschenkel gerade = leicht verkürzt 2 Grad: Oberschenkel oberhalb der Neutralposition = stark verkürzt Ist der Unterschenkel in der Endposition gestreckt so ist der M. rectus femoris verkürzt. Dehnung Am Boden kniend, Ausfallschritt nach vorne, Oberkörper gerade, Hände umfassen das vordere Knie, Becken nach vorne drücken Dehnung des M. iliopsoas M. rectus femoris Allgemeines Der M. rectus femoris ist ein Teil des M. quadcriceps femoris. Der M. quadriceps femoris besteht weiters aus dem M. vastus lateralis, medialis und intermedius. Der M. quadriceps femoris ist der Hauptstrecker des Kniegelenks und ist der größte und kräftigste Muskel des Menschen. 5 Ursprung vorderer unterer Darmbeinstachel (Spina iliaca anterior inferior), oberer Rand der Hüftgelenkspfanne Ansatz Mittels des Kniescheibenbandes (Lig. patellae) an der Schienbeinrauigkeit (Tuberositas tibiae) Ursprung Nr. 2: Spina iliaca anterior inferior Nr. 9: Patella Ansatz Nr. 10: Lig. patellae Nr. 11: Tuberositas tibiae M. rectus femoris Funktion Der M. rectus femoris ist zweigelenkig, er streckt im Kniegelenk und beugt die Hüfte. Er ist für die Kniegelenksstabilisierung und Beckenstabilisierung wichtig. Die kraftvolle, dynamische Streckung des M. rectus femoris spielt beim Laufen und Springen eine wichtige Rolle. Primär besteht der Muskel aus FT- Fasern, er ist ein Muskel mit Schnellkraftfunktion. Der M. rectus femoris ist derjenige Muskel der von allen Extremitätenmuskeln am häufigsten zur Verkürzung neigt. Funktionstest Der Testvorgang ist der gleiche wie beim M. iliopsoas. Ist der M. rectus femoris verkürzt so ist der Unterschenkel des Testbeines in der Endposition gestreckt. Noch genauer kann man den M. rectus femoris in der Bauchlage testen. Ist es möglich durch leichte passive Hilfe die Ferse an das Gesäß zu bekommen ist der Muskel nicht verkürzt. Dehnung Im Stehen die Ferse mit den Händen an das Gesäß ziehen und das Becken nach vorne drücken. 6 Dehnung des M. rectus femoris M. tensor fasciae latae Ursprung vorderer oberer Darmbeinstachel (Spina iliaca anterior superior) Ansatz geht in den tractus iliotibialis über, dieser setzt am seitlichen Schienbeinknorren (Condylus lateralis tibiae) an Ursprung Nr.2: Spina iliaca anterior superior Nr.3: Tractus iliotibialis Ansatz Condylus lateralis tibiae (nicht auf der Abbildung) M. tensor fasciae latae Funktion An der Spielbeinseite wird der Oberschenkel nach vorne gebracht bzw. wird abduziert. Am Standbein unterstütz der M. tensor fasciae latae die Rumpfbeugung bzw. die Beckendrehung nach vorne. 7 Muskelfunktionstest Der Testvorgang ist der gleiche wie beim M. iliopsoas. Ist der M. tensor fasciae latae verkürzt, so wird das Testbein in der Endposition nach außen gedreht. Mm. Ischiocurales (Haimstrings) Allgemeines Die Haimstrings befinden sich auf der Oberschenkelrückseite, setzen sich zusammen aus den M. biceps femoris, M. semitendinosus und M. semimebranosus und neigen zur Verkürzung. M. biceps femoris Ursprung Langer Kopf am Sitzbeinhöcker (Tuber ischiadicum), kurzer Kopf an der lateralen Lippe der rauen Linie des Femur (linea aspera) Ansatz Wadenbeinkopf (Caput fibulae) Funktion Der M. biceps femoris ist ein zweigelenkiger Muskel, er hilft bei der Hüftstreckung, beugt den Unterschenkel und rollt ihn bei gebeugtem Kniegelenk nach außen. Spielt für den Skifahrer, für die Führung der Ski, eine wichtige Rolle. M. semitendinosus Ursprung Sitzbeinhöcker Ansatz Mediale Schienbeinrauigkeit Funktion Ist ebenfalls ein zweigelenkiger Muskel, er streckt im Hüftgelenk, beugt im Kniegelenk und dreht den gebeugten Unterschenkel nach innen. M. semimembranosus Ursprung Sitzbeinhöcker Ansatz medialer Schienbeinknorren (Condylus medialis tibiae) 8 Funktion Er liegt unter dem M. semitendinosus und hat die gleichen Funktionen wie dieser. Nr.1: M. biceps femoris Ursprung Nr.2 Caput longum: Nr.3: Tuber ischiadicum Ursprung Nr.5 Caput breve: Nr. 6: laterale Lippe der linea aspera Ansatz Caput breve und longum: Nr.7: Caput fibulae Nr.4: M. semitendinosus Ursprung: Nr.3: Tuber ischiadicum Ansatz: Mediale Schienbeinrauigkeit Nr. 11: M. semimembranosus Ursprung: Nr.3: Tuber ischiadicum Ansatz: Condylus medialis tibiae Haimstrings Muskelfunktionstest Der Patient liegt entspannt, ausgestreckt in Rückenlage. Der Testdurchführer hebt ein gestrecktes Bein an der Ferse des Patienten in Richtung dessen Oberkörpers. Dabei legt der Testdurchführer den Daumen, der freien Hand auf die Spina iliaca anterior superior. Rollt der Daumen über die Spina wird die Bewegung des Beines gestoppt und der Winkel gemessen. Verkürzungen 90° = keine Verkürzung Grad 1 = 80 ° - 90° = leichte Verkürzung Grad 2 = 60°- 80 ° = starke Verkürzung Dehnung Rückenlage, Hände unter die Kniekehle eines Beines geben, gestrecktes Bein zum Kopf ziehen. 9 M. gastrocnemius Allgemeines Die Beuger befinden sich auf der Rückseite des Unterschenkels und sind stärker ausgeprägt als die Strecker auf der Vorderseite. Die Beuger strecken den Fuß und müssen während des aufrechten Ganges dem gesamten Körpergewicht entgegenwirken. Im Gegensatz zum M. quadriceps femoris haben sie aber nur eine geringe kniegelenksstabilisierende Funktion. Der M. triceps surae setzt sich zusammen aus dem M. gastrocnemius und M. soleus. Ursprung medialer bzw. lateraler Gelenkknorren des Oberschenkelbeines Ansatz mittels Achillessehne am Fersenhöcker (Tuber calcanei) Nr.2 M. gastrocnemius Ursprung: Nr.9: Caput mediale Nr.10: Condylus medialis femoris Nr.11: Caput laterale Nr.12: Condylus lateralis femoris Ansatz: Nr.8: Tuber calcanei Nr.2: M. gastrocnemius Funktion Der M. gastrocnemius hat eine überwiegende Schnellkraftfunktion und hat daher einen hohen Anteil an FT-Fasern. Er bewirkt die Plantarflexion und sorgt für einen kräftigen Abdruck im Fußgelenk. Zusätzlich hat er eine supinierende Wirkung und beugt das Kniegelenk, somit ist er ein zweigelenkiger Muskel. Dieser Muskel ist vor allem für Sprünge und Sprints sehr wichtig. 10 Muskelfunktionstest Der Patient liegt entspannt und ausgestreckt in Rückenlage. Der Fuß des Pateinten wird passiv zum Schienbein gedrückt. Ist es möglich den Fuß über 90° zu beugen liegt keine Verkürzung vor. Verkürzungen 1 Grad = 90° = leichte Verkürzung 2 Grad = unter 90° = starke Verkürzung Dehnung Ausfallschritt, hinters Bein gestreckt, Ferse am Boden, Oberkörper nach vorne drücken M. soleus Ursprung Wadenbeinköpfchen (Caput fibulae), Hinterfläche des Waden- und Schienbeines Ansatz Mittels der Achillessehne am Fersenhöcker Nr.1: M. soleus Ursprung: Nr. 4: Caput fibulae Nr. 5: Hinterfläche Schienbein (linea solei tibiae) Ansatz: Nr.8: Tuber calcanei Nr.1: M. soleus Funktion Sowie der M. gastrocnemius hat der M. soleus eine plantarflektierende Wirkung. Er besteht primär aus ST-Fasern. 11 Muskelfunktionstest So wie beim M. gastrocnemius nur, dass der Fuß unter Spannung gehalten und das Knie des selben Beines passiv vom Testdurchführer angehoben wird. Gibt der Fuß ein weiteres Stück in Richtung Schienbein nach, liegt keine Verkürzung des M. soleus vor. Dehnung Ausfallschritt, hinteres Bein gebeugt, Ferse am Boden, hinters Knie nach vorne drücken. Adduktorengruppe M. gracilis Ursprung Entspringt medial am ossis pubis. Ansatz Als einziger Muskel der Adduktorengruppe an der medialen Tibiafäche. Funktion Bei gestrecktem Knie wirkt er als Adduktor des Oberschenkels und Beuger des Hüftgelenks. Außerdem beugt er im Kniegelenk. M. adductor magnus Allgemeines Der M. adductor magnus ist ein großer Muskelbauch, der sich an der medialen Seite des Oberschenkels nach unten zieht und sich dort in zwei Anteile spaltet. Ursprung Der Muskel entspringt am Ossis Pubis, ossis ischii bis zum Sitzbeinhöcker (tuber ischiadicum). 12 Ansatz Ein Teil setzt muskulös an der medialen Lippe der Linea aspera (Knochenlinie hinter dem Schaft des Oberschenkelknochens) an. Der andere Teil setzt sehnig am Höckerchen des Epicondylus medialis an. Funktion Dieser Muskel ist ein mächtiger Adductor. Der Teil der an der Linea aspera ansetzt, wirkt als Außenrotator. Der Teil der am Epicondylus medialis ansetzt, wirkt bei nach auswärts gedrehtem und gebeugtem Bein als Innenrotator. Außerdem wirkt er als Strecker des Hüftgelenkes. M. adductor minimus Ursprung Die Fasern dieses Muskels entspringen als vorderster Anteil des M. adductor magnus vom ossis pubis. Ansatz An der inneren Kante der Linea aspera ( Labium mediale der Linea aspera). Funktion Adduktion und Rotation des Oberschenkels nach außen. Muskelfunktionstest Für den Muskelfunktionstest der Adduktorengruppe befindet sich die Testperson in Rückenlage. Das nicht getestete Bein wird um ca. 20° abduziert. Am Testbein werden die Bewegungen des gegenüberliegenden Sias palpiert. Der Untersucher 13 legt das zu testende Bein mit der Ferse in seine Ellenbeuge um eine Außenrotation zu vermeiden. Die Extension des Kniegelenkes muss ständig beibehalten werden. Das Bein wird nun vollständig abduziert bis zu Beginn der Beckenmitbewegung. Es sollten 45° möglich sein um Stufe 0 (=keine Verkürz ung) zu erreichen. Ist das volle Ausmaß erreicht, wird das Knie leicht gebeugt ca. 10° und die Abduktion falls möglich fortgesetzt. Ist die eingeschränkte Abduktion in beiden Phasen gleich, sind die eingelenkigen Adduktoren verkürzt. Liegt eine Bewegungseinschränkung nur in der ersten Phase vor, handelt es sich um eine Verkürzung der zweigelenkigen Adduktoren. Dehnung Die Dehnung erfolgt in Sitzposition mit geradem Rücken. Die Fußflächen werden aneinander gestellt und mit den Händen nah an den Körper herangezogen. Aus dieser Stellung werden die Knie in Richtung Boden gedrückt. Dehnung wird spürbar. Achtung auf geraden Rücken. Gesäßmuskeln M. gluteus maximus Ursprung Der gluteus maximus gliedert sich in einen oberflächlichen und einen tiefen Anteil. Der oberflächliche Anteil entspringt am Beckenkamm (5), an der Spina iliaca posterior superior (6), der Fascie thoracolumbgalis, dem Kreuzbein(os sacrum 7) und dem Kuckucksbein (os coccygis 8). Der tiefe Anteil entspringt von der Ala ossis ilii (9) und vom Ligamentum sacrotuberale (10). Ansatz Sein oberflächlicher Teil setzt an Tractus iliotibialis (3) an. Sein tiefer Teil setzt am Tuberositas glutaea an (11) an. Funktion Stretcher und Außenrotator im Hüftgelenk, außerdem ist er eine Sicherung gegen das Umkippen des Beckens nach vorne. Er kann durch seine verschiedenen Ansätze sowohl ein Abduktor als auch ein Adduktor sein. Man verwendet ihn z. B. beim Treppensteigen oder beim Aufrichten des Körpers aus dem Sitzen. M. glutaeus medius Ursprung Facies glutaea der Ala ossis ilii( 14) , vom Darmbeinkamm (15) und seiner Fascie ( Aponeurosis glutaea). Ansatz Er setzt kappenförmig am Tochanter major (16) an. 14