Glasgow 2013 2 - Medizinische Universität Graz
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Glasgow 2013 2 - Medizinische Universität Graz
Famulatur am Child Health Department „Yorkhill“ Royal Hospital for Sick Children, Glasgow 02.09. – 27.09.2013 Markus Baumgartner 0733238 Für meine letzte Famulatur wollte ich ins englischsprachige Ausland und habe mich daher in Glasgow beworben und auch relativ schnell eine positive Antwort bekommen. Ansprechperson ist Ms. Sheila Le Vin von der Wolfson Medical School (siehe Adressen am Ende des Berichts) die als zuständige Person der University of Glasgow die Famulaturen in den Glasgow’er Krankenhäusern in die Wege leitet. Nach einer ersten Kontaktaufnahme wurde ich gebeten mir selbst einen Zeitraum auszusuchen und die application form (http://www.gla.ac.uk/schools/medicine/undergraduate/visitingelectivesinmedicine/) auszufüllen und ihr gemeinsam mit den notwendigen Formularen auf dem Briefweg zukommen zu lassen. Zusätzlich wird für die Organisation eines medical elective in Großbritannien eine application fee fällig. Je nach Ortswahl kann diese bis zu 200 Pfund (London) betragen. In Glasgow ist man mit bescheideneren 100 Pfund in Form eines Schecks zufrieden. Elektronische Überweisung des Geldes ist leider nicht möglich. Nachdem Ms. Le Vin die Unterlagen und das Geld erhalten hatte, begann sie sofort damit die Famulatur zu organisieren und konnte mir schon kurz darauf eine positive Rückmeldung geben. Mir wurde außerdem nahegelegt, dass ich mich schnellstmöglich bei der zuständigen Person für die Krankenhausunterbringung, Ms. Karen Cooper, melden soll. - Anreise Es gibt regelmäßig Flüge von Graz nach Glasgow mit Zwischenstopp in Düsseldorf. Vom Flughafen, der etwas außerhalb gelegen ist kommt man entweder mit dem Express-Bus (First, Linie 500, kostet 6 Pfund und braucht ca. 25min ins Stadtzentrum) oder mit dem Airport-Link Bus (First, Linie 747, kostet etwa 4,50 Pfund und braucht bis zum Yorkhill ca. 40 min. und bis zum Zentrum ca. 55 min.) in die Stadt. - Der Verkehr Überhaupt sind Busse DIE Verkehrsmittel in Glasgow. Es gibt mehrere Betreiber (von denen „First“ der größte und wichtigste ist) und unzählige Linien und damit am Anfang auch Verwirrung, weil nämlich nicht alle Busse, die die selbe Straße befahren, an der selben Haltestelle stehen bleiben. Außerdem habe ich lernen müssen, dass die Busfahrer nicht automatisch stehen bleiben, sondern dass man die Hand heben muss. Praktischerweise hat die Stadt auch eine kleine U-Bahn die sich im Kreis durch die Innenstadt bewegt. Wenn man vorhat, sich viel in der Stadt zu bewegen und beides zu nutzen, macht es Sinn sich eine Wochenkarte zu besorgen (siehe: www.sbt.org.uk). - Die Stadt Glasgow ist mit 600.000 Einwohnern die größte Stadt in Schottland und kann auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken die sich in vielen großartigen Gebäuden z.B. im viktorianischen Viertel wiederspiegelt. Im Zentrum der Stadt steht die Style Mile wo es vor trendigen Geschäften nur so wimmelt. Die Straßen der Innenstadt sollen auch schon gelegentlich als Filmdouble für New York und London verwendet worden sein. Wer sich am Wochenende schon einmal durch die Menschenmassen in der Buchanan Road gekämpft hat wird das gerne glauben. Auch ein gerne besuchtes Viertel ist das West End in der Nähe der Universität, wo man zum Beispiel in der Byres Road gemütliche Cafés und Pubs findet. Hier steht auch eine der meistbesuchten Kirchen von Glasgow, Oran Mor, eine Kirche die in ein Pub umgewandelt wurde. - Das Essen Besonders häufig wird man auf den Speisekarten Gebratenes finden. Vor allem Burger mit Chips stehen auf der Speisekarte. Auch Gebratener Fisch ist sehr beliebt. Wer etwas traditionell schottisches sucht sollte Haggis with neeps & tatties probieren. - Das Krankenhaus Das Yorkhill RHSC ist das zweitgrößte Kinderkrankenhaus in Großbritannien (nach dem Great Ormond Street Hospital in London) und bietet als spezialisiertes tertiäres Zentrum viele Fachdisziplinen für die Versorgung von ganz Westschottland. Im Yorkhill werden die Kinder in der Regel bis zum Abschluss der Highschool, sprich bis zum 17. Lebensjahr behandelt. Danach wird der Übergang in ein „Erwachsenenkrankenhaus“ organisiert. Aufgrund einer Politik, die eigentlich niemand so recht versteht, sollen dem hauseigenen Accident + Emergency Department nur Kinder bis zum 13. Lebensjahr vorgestellt werden außer sie waren bereits im Yorkhill in Behandlung. Echte Notfälle werden aber natürlich nicht abgewiesen. Aufgrund des Alters hat der Krankenanstaltenträger NHS beschlossen beide Spitäler vom Yorkhill auf die gegenüberliegende Seite des Flusses Clyde umzusiedeln und mit dem Southern General Hospital in einem riesigen Neubau zu vereinen, der ab 2015 sämtliche Bereiche in der Erwachsenenmedizin, Perinatalmedizin und der Kinder- und Jugendheilkunde abdecken soll (siehe South Glasgow Hospital). Daher sind alle Angaben über Kontakte und Unterbringung nur bis 2015 gültig!! - Die Unterbringung Die Hospital accomodation befindet sich 100 Meter Luftlinie vom Krankenhaus entfernt. Zuerst die gute Nachricht: es gibt keinen Platzmangel. Während der vier Wochen wohnte ich gemeinsam mit einem Gastarzt aus dem Nahen Osten in einem 6 Zimmer Wohnbereich mit gemeinsamer Küche, Bad und Klo. Die Küche ist zwar spärlich eingerichtet, hatte aber alles, was wir brauchten. Im Bad gibt es eine Badewanne und die Zimmer waren groß und mit viel Stauraum. Außerdem gibt es eine Waschküche mit Waschmaschine und Trockner mit Münzeinwurf im Nebengebäude. Der Weg ins Krankenhaus war denkbar kurz. Da die Räumlichkeiten aber nur noch selten genützt werden und ja bald der große Umzug stattfindet, wird kaum noch in die Wohnungen investiert. Es ist alles sehr abgewohnt. Dafür ist der Preis mit 50 Pfund pro Woche aber auch ok. Den Schlüssel für die Unterkunft kann man sich beim Portier im Krankenhaus abholen. Essen kann man in der Krankenhauskantine wo eine Hauptspeise ungefähr zwei Pfund kostet. - Die Famulatur Am ersten Tag der Famulatur musste ich zum Check meiner Impfunterlagen und dem NHS Einstellungsgespräch in die Victoria Infirmary einem Krankenhaus im Süden der Stadt. Den Termin dafür bekam ich von Ms. LeVin einige Wochen vor der Reise per EMail. Mit den geforderten Impftiternachweisen ging das ganze rasch und unbürokratisch über die Bühne. Die Impftiter lässt man sich am besten in Graz am Hygieneinstitut rechtzeitig vor der Famulatur abnehmen! Am nächsten Tag meiner Famulatur begann ich an der Fraser of Allander Neurosciences Unit (FANU), dem Department für pädiatrische Neurologie. Meine Supervisorin Dr. O’Regan führte mich zu Beginn herum und stellte mich im Schnelldurchlauf allen Leuten vor: Consultants, Registrars, Secrataries, Psychologists, Physiotherapists, Genetic Counsellors, Clinical Specialist Nurses und, und, und. Danach nahm sie mich mit in den Ward 7a, der neurologischen/neurochirurgischen Station. Unterwegs zeigte sie mir noch ein paar Sehenswürdigkeiten, auf die man durch die Glasfronten im siebenten Stock des Krankenhauses wunderbar hinunterschauen kann. Von der Station ging es dann wieder hinunter in die FANU wo die outpatient clinics, also die Spezial-Ambulanzen und Kontrolltermine stattfanden. Ich durfte in meinen drei Wochen auf der Neurologie viele verschiedene Spezialambulanzen mitmachen. Es gab Ambulanzen für Epilepsie, Komplexe-Bewegungsstörungen inklusive Botox-Ambulanz, angeborene Muskelerkrankungen, Kopfschmerzen, Nervenleitstörungen, allgemeine Neurologie und die neurochirurgische Sprechstunde. Dienstag zu Mittag gab es eine Besprechung mit den klinischen Genetikern bei der interessante Fälle besprochen wurden und Videos gezeigt wurden. Donnerstag morgens fand jede Woche eine Teaching Einheit statt. Danach wurden EEGs besprochen und anschließend war die Grand Round bei der alle stationären neurologischen Patienten angeschaut wurden, was den Vorteil hatte, dass ich auch viel auf anderen Stationen und den Neonatologischen und Pädiatrischen Intensivstationen war. Am Freitag zu Mittag fand quasi als Wochenabschluss die Besprechung der MRT und CT-Bilder mit der Radiologin statt. Die letzte Woche verbrachte ich auf der Allgemeinpädiatrie dem medical receiving ward, wohin unter anderem alle Kinder aus dem A+E-Department aufgenommen werden. Die Tätigkeit auf dieser Station beschränkte sich im Grunde auf die Morgenvisite (von 8-13 Uhr) und die Nachmittagsvisite (von 15-17 Uhr). Das interessante hier war, den Krankheitsverlauf und den Genesungsprozess der Kinder beobachten zu können. Mein Supervisor der die Visite leitete, war bemüht uns viel zu erklären und erstaunte uns immer wieder wie er aus kleinen Hinweisen in der Anamnese und einer gründlichen physikalischen Untersuchung sehr schnell auf eine, mitunter versteckte Ursache für die akute Erkrankung kam. Von Anfang an wurde ich ermutigt Vorlesungen und andere Units zu besuchen um möglichst viel aus meiner begrenzten Zeit zu machen. Die meisten Teachings sind öffentlich ausgeschrieben, ansonsten kann man immer bei den unglaublich freundlichen Damen im Educational office nachfragen. Ich konnte mit Erlaubnis von Prof. Carachi, dem Leiter der Aus- und Weiterbildungseinheit des Child Health Departments auch einige Bed-Side-Teachings gemeinsam mit den Medizinstudenten besuchen. Besonders interessant war ein Bed-Side Teaching auf der Kinderkardiologie, wo man gemeinsam mit dem leitenden Consultant Patienten mit sehr seltenen Herzfehlern wie zum Beispiel einem hypoplastischen Linksherzsyndrom, einem partiellen AV-Kanal oder einer Pulmonalatresie untersuchen und auskultieren konnte. Was man aber unbedingt machen sollte ist ins A+E-Department (Notaufnahme) und in die Medical Assessment Unit (Kurzzeitbeobachtung) zu gehen. Normalerweise wird man dort von einem der Registrars gleich mit einer Patientenakte losgeschickt um als Erster das Kind anzuschauen (vorausgesetzt es ist nicht vital bedroht und muss in die Resuscitation). Nachdem man dem Registrar berichtet hat was man herausgefunden hat, wird das Kind noch einmal gemeinsam untersucht. Anschließend wird dann mit dem Consultant überlegt, was die Arbeitsdiagnose ist und wie weiter vorzugehen ist. - Freizeit Direkt in der näheren Umgebung des Yorkhill befinden sich einige Sehenswürdigkeiten: Kelvingrove Museum, Glasgow University, Hunterian Museum (direkt in der Universität), Riverside Museum of Transport, Science Museum und die Clyde Arch Bridge. Viele Museen in Glasgow sind frei zu besichtigen, darunter auch das berühmte Glasgow Gallery of Modern Art. Neben den Sehenswürdigkeiten gibt es in und um Glasgow viele Grünflächen und Parks wie Glasgow Green, Kelvingrove Park und Pollok Park. Wem das noch zuwenig Natur ist, der kann mit dem Bus in etwas über einer halben Stunde nach Loch Lomond, einem Naturjuwel am Rande der Highlands fahren. Von der Buchanan Bus Station in Glasgow kommt man mit den Citylink Bussen in alle größeren schottischen Städte. Es gibt sogar Direktverbindungen nach London. Edinburgh hin und retour kostet 14 Pfund. Daneben bietet Glasgow noch hunderte weitere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: ein riesiges Kino im Stadtzentrum, unzählige Clubs und Lokale an der Sauchiehall Street (sprich: Sokihol). Es gibt sogar eine Halle in der man Schifahren kann. Obwohl die Stadt noch immer mit einer hohen Arbeitslosigkeit und dem damit verbunden Alkohol- und Kriminalitätsproblem zu kämpfen hat, bemerkt man vor allem im Zentrum den Aufschwung. Dennoch sollte man immer noch gewisse Viertel vor allem in der Nacht meiden! Wer neben der Famulatur noch etwas Zeit hat, sollte sich unbedingt noch etwas vom Land anschauen. Schottland ist eine Reise wert. Bei Fragen zur Famulatur in Glasgow kann man mir auch unter [email protected] schreiben. - Wichtige Adressen Ms. Sheila LeVin Medical Elective Secretary College of Medical, Veterinary & Life Sciences Wolfson Medical School Building University of Glasgow University Avenue Glasgow G12 8QQ Tel : 0141 330 8023 FAx: 0141 330 2776 E-mail: [email protected] Ms. Karen Cooper Section Administrator Child Health Yorkhill Campus School of Medicine University of Glasgow Tel : 0141 201 0236 Nützliche Links: www.travelinescotland.co.uk http://www.spt.co.uk http://www.firstgroup.com/ukbus/glasgow/ http://citygateways.visitscotland.com/de/glasgow/