Das Heilbronner Modell für den Erfolg berufsbegleitender
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Das Heilbronner Modell für den Erfolg berufsbegleitender
GESTEIGERTE EFFIZIENZ UND EFFEKTIVITÄT BEI DER ENTWICKLUNG UND UMSETZUNG VON BERUFSBEGLEITENDEN STUDIENPROGRAMMEN Ein Bericht aus dem Projekt “beSt -berufsbegleitendes Studium nach dem Heilbronner Modell” Prof. Dr. Kathrin Köster Melanie Schiedhelm Sonja Schöne Jochen Stettner D ELL OD H E HE M BER UF NAC M PROJEKT beSt M DIU TU LEITENDES EG S SB IL B R O N N E R Hinweis: Diese Publikation wurde im Rahmen des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen im Rahmen des Projekt beSt -berufsbegleitendes Studium nach dem Heilbronner Modell an der Hochschule Heilbronn erarbeitet. INHALTSVERZEICHNIS 1. Einführung und Zielsetzung ....................................................................................................... 1 1.1 Zielsetzung ................................................................................................................................... 1 1.2 Neue Zielgruppen in der wissenschaftlicher Weiterbildung an Hochschulen ............................. 2 2. Programmentwicklung und –gestaltung berufsbegleitender Weiterbildungsprogramme..... 4 2.1. Rahmenbedingungen .................................................................................................................. 4 2.2 Studienprogrammentwicklung und -gestaltung nach Badarchzi (2010) ..................................... 5 3. Etablierung der Weiterbildung an der Hochschule Heilbronn ................................................. 9 3.1 Strategie ....................................................................................................................................... 9 3.2 Rahmenbedingungen an der Hochschule Heilbronn ................................................................ 10 3.3 Der Programmkonzeptionierungsrahmen nach dem Heilbronner Modell................................. 11 3.4 Stakeholderanalyse.................................................................................................................... 13 3.5 Der didaktische Ansatz im Heilbronner Modell.......................................................................... 15 4. Programmgestaltung am Beispiel des berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau ......... 16 4.1 Bedarfsentwicklung und -erhebung ........................................................................................... 16 4.2 Konzeptentwicklung ................................................................................................................... 17 4.3 Prozess der Programmgestaltung ............................................................................................. 18 4.4 Programmimplementierung ....................................................................................................... 21 4.5 Erste Erfahrungen mit dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess durch Einsatz eines PDCA-Zyklus im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau ...................................................... 22 5. Gestaltungsperspektiven im Übergangsmanagement am Beispiel des berufsbegleitenden Bachelors Maschinenbau ............................................................................................................. 25 5.1 Berücksichtigung der besonderen Anforderungen von beruflich Qualifizierten bei der Programmkonzeptionierung ............................................................................................................. 25 5.2 Schlüsselfaktoren für ein gelungenes Übergangsmanagement ............................................... 26 5.2.1 Beratung Studieninteressierter ........................................................................................... 26 5.2.2 Entwicklung, Erprobung und kontinuierliche Anpassung des Mathematik-Vorkurses an heterogene Anforderungen der Studierenden als Teil des Übergangsmanagements ............... 28 6. Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................................ 30 7. Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 31 8. Anlagen ..................................................................................................................................... 33 i Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Elemente des Managements in berufsbegleitenden Studienprogrammen ..................... 9 Abbildung 2: Programmkonzeptionierungsrahmen ............................................................................. 12 Abbildung 3: Stakeholderanalyse für den berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelor .................. 14 Abbildung 4: Heilbronner Modell (eigene Darstellung) ....................................................................... 15 Abbildung 5: Studienplan Bachelor Maschinenbau ............................................................................ 20 Abbildung 6: Der PDCA-Zyklus im Semesterverlauf........................................................................... 23 Abbildung 7: PDCA Zyklus des Mathematik-Vorkurses ...................................................................... 29 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Elemente der Konzept und Geschäftsplanentwicklung ....................................................... 6 Tabelle 2: Bereiche und Elemente der Gestaltung von Studienprogrammen ...................................... 7 Tabelle 3: Dreiteilung der Hochschulorganisation .............................................................................. 10 Tabelle 4: Stufen der Weiterentwicklung des Mathematik-Vorkurses ................................................ 33 ii 1. Einführung und Zielsetzung Mit der Entwicklung und Einrichtung berufsbegleitender Weiterbildungsangebote nimmt die Hochschule Heilbronn ihren gesellschaftlichen und politischen Auftrag wahr, den Bereich der akademischen Bildung für Berufstätige zu öffnen und leistet einen wichtigen Beitrag für das lebensbegleitende Lernen. Die Hochschule reagiert damit auf die steigende Nachfrage nach berufsbegleitenden Studiengängen und trägt ihren Anteil zur Sicherung eines ausreichenden Angebots akademisch qualifizierter Fachkräfte in der Region und darüber hinaus bei. Die neuen berufsbegleitenden Studienprogramme basieren auf speziell entwickelten didaktischen Ansätzen, die für heterogene Zielgruppen adäquat sind, und werden im Rahmen von empirischer Begleitforschung umfassend erprobt, evaluiert, und verbessert. Mit der Gründung des Heilbronner Instituts für Lebenslanges Lernen im Februar 2012 wurde die Grundlage für das Angebot von berufsbegleitenden Studiengängen an der Hochschule Heilbronn geschaffen. Als Pilotstudiengang startete im März 2012 der berufsbegleitende Bachelorstudiengang Maschinenbau. Im März 2013 liefen die Studiengänge MBA Unternehmensführung und MBA International Automotive Management an. Diese Studienprogramme basieren auf dem Programmkonzeptionierungsrahmen des Heilbronner Modells, der im Kontext des Projekts „beSt - berufsbegleitendes Studium nach dem Heilbronner Modell“ erarbeitet wurde. Die Besonderheit dieses Modells besteht im Wissenstransfer durch WorkBased-Learning in Form von sogenannten On-the-Job-Projekten. Darüber hinaus werden im Heilbronner Modell bewusst betriebswirtschaftliche mit bildungswissenschaftlichen Ansätzen verknüpft, um dadurch Effizienz- und Agilitätsvorteile 1 zu erzielen, was zu einer gesteigerten Effektivität der Hochschule Heilbronn, aber auch insgesamt von Hochschulen führen kann. 1.1 Zielsetzung Im vorliegenden Zwischenbericht soll gezeigt werden, wie sich die Entwicklung und Gestaltung von Studienprogrammen durch den Einsatz verschiedener Managementkonzepte und bildungswissenschaftlicher Planungs- und Gestaltungsinstrumentarien, wie sie im Heilbronner Modell in einem Pilotprojekt angewandt wurden, bei der Konzeption und Gestaltung sowie der Etablierung von berufsbegleitenden Studiengängen zu größerer Akzeptanz, Flexibilität, Agilität und Qualität führen. Um die teilweise abstrakte Thematik fassbarer zu machen, wird an einem konkreten Beispiel dargestellt, wie mit Hilfe des Qualitätsmanagement-Instrumentariums eines Plan-Do-Check-Act Zyklus (PDCA) das Übergangsmanagement für berufsbegleitend Studierende2 im Fach Mathematik kontinuierlich verbessert und an die Erfordernisse der heterogenen Zielgruppen angepasst wurde. 1 Agilität im Sinne einerseits einer schnellen Konzeption und Einführung eines bedarfsgerechten und nachfrageorientierten Studienprogramms, andererseits einer Haltung zur kontinuierlichen und dynamischen Verbesserung im Studienbetrieb. 2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche Schreibweise verwendet. Es soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise gemeint ist. 1 1.2 Neue Zielgruppen in der wissenschaftlicher Weiterbildung3 an Hochschulen Das Thema lebenslanges oder lebensbegleitendes Lernen ist in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr in den Fokus der strategischen Ausrichtungen der Hochschulen in Deutschland gerückt. Dabei kommt der Planung, Entwicklung und Ausgestaltung von berufsbegleitenden Studiengängen eine besondere Bedeutung zu. Damit ist die besondere Ausrichtung und Fokussierung der Programme von den „Normalstudierenden“ (Hanft/Teichler 2007: 24 ff.; Wolter/Geffers 2013: 7) hin zur Orientierung an den Bedürfnissen von neuen heterogenen Zielgruppen verbunden, die sowohl im grundständigen Studium als auch in berufsbegleitenden Angeboten existieren. Die Zunahme der Heterogenität der Studierenden spiegelt sich auch in der zahlreichen Fachliteratur wider, die sowohl die Unterschiedlichkeit der Lern-Bedürfnisse als auch die der Ansätze der Hochschulen, darauf einzugehen, diskutiert. (z.B. Kerres/Schmidt/ Wolff-Bendik 2012; Hanft/ Brinkmann 2013). Eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Heterogenitätsbegriff an sich und der Betrachtung auf der Ebene einzelner Studierender im Kontext von Hochschulen findet sich in Wielepp (2013). Am Beispiel einer Untersuchung des Landes Sachsen-Anhalt und den Ingenieurswissenschaften wird die Erarbeitung eines Heterogenitätsportraits vorgestellt, welches Überschneidungen und Wechselbeziehungen zwischen individuellen (z.B. Alter, regionale, nationale oder sozioökonomische Herkunft), sozialen (z.B. Wohnort, Familienstand, Elternschaft, Berufserfahrung) und organisationalen Faktoren (z.B. Hochschulart, Studienfach, Studienschwerpunkt, Dauer des Studiums) der Studierenden und den Gegebenheiten der Hochschulen Sachsen-Anhalts darstellt. Damit soll die Grundlage für strategische und didaktische Gestaltungsmöglichkeiten geschaffen werden, die die Unterschiedlichkeit der Studierenden berücksichtigt und es den Hochschulen ermöglicht, konkreten Handlungsoptionen zu entwickeln, um auf aktuelle und bevorstehende Herausforderungen aufgrund von Fachkräftemangel und demographischer Entwicklungen reagieren zu können. Besonders im Kontext von wissenschaftlicher Weiterbildung wird der Umgang mit Heterogenität bei berufsbegleitend Studierenden im politischen und gesellschaftlichen Kontext intensiv diskutiert und zeigt sich in der verschiedenen Akzentuierung von Förderprogrammen. Beispielsweise wird dies im Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschule“4 deutlich, welcher den Aufund Ausbau von Studienprogrammen unter besonderer Berücksichtigung von unterschiedlichen Zielgruppen in verschiedenen Lern- und Lebensphasen (Wolter/Geffers 2013: 8) zum Ziel hat. Unter anderem steht dabei die Öffnung der Hochschulen für die Zielgruppe von nicht-traditionell Studierenden (Teichler/Wolter 2004) im Fokus. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wer sogenannte nicht-traditionell Studierende sind oder wie der Personenkreis definiert werden kann, dem durch die Öffnung der Hochschulen ein Studium ermöglicht wird. Hierzu existiert bereits eine Fülle an Definitionen, die in erster Linie im internationalen Vergleich länderspezifische Ausprägungen aufweisen (Teichler/Wolter 2004: 70 ff.). In ihrer Akzentuierung unterscheiden sie sich durch die Fokussierung auf den Hochschulzugang oder die Organisation eines Studiums. Bezogen auf den Hochschulzugang und die Studienorganisation sind es folgende Kriterien, die von Relevanz sind (vgl. Stöter 2013:57): 3 Wissenschaftliche Weiterbildung wird in Anlehnung an die Kultusministerkonferenz (KMK) wie folgt verstanden: „Wissenschaftliche Weiterbildung ist die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer ersten Bildungsphase und in der Regel nach Aufnahme einer Erwerbs- oder Familientätigkeit, wobei das wahrgenommene Weiterbildungsangebot dem fachlichen und didaktischen Niveau der Hochschule entspricht“ http://www.kmk.org/wissenschaft-hochschule/studium-und-pruefung/wissenschaftliche-weiterbildunglebenslangeslernen.html (Zugriff: 18.03.2014) 4 http://www.wettbewerb-offene-hochschulen-bmbf.de/(Zugriff: 18.03.2014) 2 ● ● ● ● ● ● “Auf welchem Wege gelangt jemand an eine Hochschule? Wann kommt diese Person an die Hochschule? Welche Bildungsbiographie bringt diese Person mit? Welche Verpflichtungen neben dem Studium hat eine Person, wie zum Beispiel Beruf, Familie, Krankheit etc.? Wie kann diese Person ihr Studium an einer Hochschule organisieren? Welche Maßnahmen sind geeignet, diese Personengruppen zu unterstützen, um den Studienerfolg zu sichern?” Teichler/Wolter (2004: 72) beschreiben folgende Merkmale im deutschsprachigen Raum, die Personen als nicht-traditionell Studierende definieren. Dies sind Studierenden, die: “nicht auf dem geraden Weg bzw. in der vorherrschenden zeitlichen Sequenz und Dauer zur Hochschule gekommen sind, nicht die regulären schulischen Voraussetzungen für den Hochschulzugang erfüllen, und solche, die nicht in der üblichen Form des Vollzeit- und Präsenzstudiums studieren (sondern als Teilzeit-, Abend- und Fernstudierende).” Insgesamt betrachtet kann konstatiert werden, dass keine international anerkannte Definition der nicht-traditionell Studierenden existiert (Stöter 2013, Wolter/Geffers 2013). Die Vielfalt an aufgezeigten Fragestellungen, die in diesem Zusammenhang von Relevanz sind, lassen eine „allumfassende“ Definition kaum zu, so dass für die weitere Betrachtung der Begriff “nichttraditionell Studierende” als eine besondere Zielgruppe gesehen wird, die durch die Erweiterung der Hochschulzugangsberechtigung im Jahr 2009 als “beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung”5, kurz beruflich Qualifizierte, zu verstehen sind. Nickel/Duong (2012:12) verweisen sogar darauf, dass der Terminus beruflich Qualifizierte mittlerweile „[...] sehr uneinheitlich verwendet wird. Unter der Mischkategorie „Beruflich Qualifizierte“ lassen sich inzwischen alle Personen subsummieren, die nach einer Phase der Berufstätigkeit ein Erst- oder Weiterbildungsstudium aufnehmen, sei es mit oder ohne Abitur”. Daher verwenden die Autorinnen die Begriffsdefinition „Studierende ohne Abitur“ und betrachten damit diesen Personenkreis als eine Teilgruppe von beruflich Qualifizierten. In den weiteren Ausführungen wird hier trotz der vorherrschenden Uneinheitlichkeit von “beruflich Qualifizierten” gesprochen, das heißt, Personen mit allgemeiner Hochschulzugangsberechtigung. 5 Die Kultusministerkonferenz hat mit ihrem Beschluss vom 06.03.2009 die rechtlichen Voraussetzungen für die Anerkennung berufspraktischer Erfahrungen geschaffen und die entsprechenden gesetzlichen Änderungen in den Landeshochschulgesetzen bewirkt. Die neuen Regelungen eröffnen den Inhabern beruflicher Aufstiegsfortbildungen (Meister, Techniker, Fachwirte und Inhaber gleichgestellter Abschlüsse) den allgemeinen Hochschulzugang und definieren die Voraussetzungen, unter denen beruflich Qualifizierte ohne Aufstiegsfortbildung den fachgebundenen Zugang zur Hochschule bekommen. http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2009/2009_03_06-Hochschulzugang-erful-qualifizierteBewerber.pdf (Zugriff: 21.03.2014) 3 2. Programmentwicklung und –gestaltung berufsbegleitender Weiterbildungsprogramme 2.1. Rahmenbedingungen Mit der strategischen Entscheidung, wissenschaftliche Weiterbildung neben der grundständigen Lehre und Forschung als drittes Standbein aufzubauen, betritt eine Hochschule, in diesem Falle die Hochschule Heilbronn, Neuland. Dieses besteht zum einen darin, dass sich berufsbegleitende Studienprogramme an eine neue Klientel von Studierenden richten, die berufstätig sind, und damit neue und andere Anforderungen an die Planungs- und Entwicklungsprozesse von Studienprogrammen stellen. Den besonderen Bedürfnissen dieser Klientel muss von Anfang an Rechnung getragen werden. Dies gilt es sowohl bei der inhaltlichen als auch der didaktischen und organisatorischen Ausgestaltung der Programme zu beachten. Zum anderen müssen sich solche Programme in der Regel durch Studiengebühren kostendeckend finanzieren. Somit sieht sich eine öffentlich-rechtliche Organisation wie die Hochschule nun durch Angebote, die kostenpflichtig sind, den Marktkräften ausgesetzt und muss diese entsprechend in ihre Planungs- und Entwicklungsprozesse einbeziehen. Im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Organisationen agiert die Hochschule als Institution in einem politischen und rechtlichen Umfeld, das durch starke Interventionen und Einschränkungen geprägt ist. Mit der Einführung kostenpflichtiger Studiengänge gewinnt auch das makroökonomische Umfeld an Bedeutung, das von zahlreichen konkurrierenden Studiengängen verschiedener Hochschulen gekennzeichnet ist. Hinzu kommt ein sich ständig änderndes technologisches und gesellschaftliches Umfeld, in dem es im Sinne von wissenschaftlichen Weiterbildungsprogrammen angemessen zu agieren gilt. Diese Ausführungen machen deutlich, dass durch die Einführung der wissenschaftlichen Weiterbildung Hochschulen, ebenso wie Unternehmen, systematisch ihr Umfeld analysieren müssen, um im Abgleich mit den Analyseergebnissen Programme zu entwickeln, die zu diesem Umfeld passen, von der Klientel nachgefragt werden, und den Anforderungen aller Beteiligten Genüge leisten. Dies ist eine komplexe Herausforderung für staatliche Hochschulen in Deutschland, die im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen in der Regel aufgrund ihrer institutionellen Historie über wenig stark ausgeprägte Kompetenzen im strategischen Management verfügen. Daher wurde im Rahmen dieses Forschungsprojektes ein Programmkonzeptionierungsrahmen entwickelt und erprobt, der sowohl die besonderen Rahmenbedingungen der Hochschule Heilbronn als auch die der neuen Studierendenklientel, den berufsbegleitend Studierenden, berücksichtigt. Hierbei wurden gezielt Herangehensweisen und Instrumente, die aus dem Managementbereich bekannt sind, mit bildungswissenschaftlichen Ansätzen verknüpft. Im Sinne der Effektivität wurde auf bestehenden Studien und Erkenntnissen aufgebaut (vgl. Hanft et al. 2008, Bardachzi 2010). Zunächst wurde der Programmkonzeptionierungsrahmen analog zum klassischen Vorgehen im strategischen Management entworfen: Globale und regionale Umwelt6 und ihre in Bezug auf die wissenschaftliche Weiterbildung bedeutsame Anspruchsgruppen, die Institution Hochschule mit ihren Strukturen, Prozessen und Kompetenzen, sowie die Untergliederung des Programmentwicklung und -ausgestaltung in Anlehnung an die Produktentwicklung und 6 Hier wurde die klassische Systematisierung nach den PESTEL-Kriterien gewählt: Political, Economic, Socio-Cultural, Technological, Environmental und Legal. 4 Vermarktung.7 Dieser Ansatz wurde ergänzt durch einzelne Elemente des Modells von Bardachzi (2010), das im Folgenden vorgestellt werden soll, da es alle Felder des verwendeten Programmkonzeptionierungsrahmens umfasst. 2.2 Studienprogrammentwicklung und -gestaltung nach Badarchzi (2010) Wie üblich bei Strategie-Modellen geht auch dieses Modell von der Einbettung der im Fokus stehenden Institution, der Hochschule, in die globale Umwelt aus. Diese ist geprägt durch sehr unterschiedliche Anforderungen von verschiedenen Stakeholdergruppen, zu denen noch interne Anspruchsgruppen kommen, die allesamt Einfluss auf die Entwicklung und Gestaltung von Studienprogrammen nehmen (können) und deren unterschiedliche Interessenlagen zu berücksichtigen sind. Wie ebenfalls im strategischen Management als Grundvoraussetzung für erfolgreiches Agieren definiert, müssen alle Handlungsfelder einer Organisation konsistent sein. Das bedeutet für die Hochschule, dass sie über eine Strategie verfügt, die lebensbegleitendes Lernen postuliert, und dass die im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Weiterbildung stehenden Organisationsstrukturen effektiv in die Gesamtorganisation eingebettet sind. Wie im klassischen Projektmanagement untergliedert Bardachzi (2010: 219) die Entwicklung und Gestaltung von berufsbegleitenden Studienprogrammen in vier Phasen: Ideenentwicklung, Projektantragsphase, Projektphase und Regelbetrieb, wobei der Regelbetrieb im engen Sinne nicht mehr zum Projekt gehört, sondern dieses beendet. Diese Phaseneinteilung basiert auf Fallstudien von verschiedenen universitären Studienprogrammen, die durch eine Anschubfinanzierung aus Fördergeldern oder Darlehen finanziell unterstützt wurden (ebd.: 188). Wesentliche Prozesse, die innerhalb der nicht linearen, sich überlappenden, teilweise iterativen Phasen ablaufen, werden wie folgt umrissen: ● ● ● Bedarfsentwicklung und -erhebung, Konzept- und Geschäftsplanentwicklung, Programmgestaltung und (Weiter-)Entwicklung der Bereiche Lehr-Lerndesign, Vermarktung und Management sowie ● Programmimplementierung Analog zur Produktentwicklung in Unternehmen analysieren Experten aus den Fachwissenschaften und der Weiterbildung die aktuelle Bedarfslage in einem Fachgebiet, entwickeln entsprechende Ideen, gleichen diese mit den vorhandenen internen Ressourcen ab und gießen alles in die Form eines Studienprogramms. Die Erhebung der Bedarfslage lässt sich abhängig von den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen auf unterschiedliche Weise durchführen. Wichtig dabei ist, dass der Einsatz verschiedener Instrumente und Methoden, z.B. Expertenbefragungen, teil- (standardisierte) Befragungen, Sekundäranalysen u.a. (vgl. Faulstich 2006, Schlutz 2006, Hanft et al. 2008, Bardachzi 2010) im Verhältnis von Aufwand und Nutzen betrachtet werden. Auch muss man sich 7 Dies lässt sich klassischerweise in Form einer SWOT-Analyse darstellen, wobei die Strengths & Weaknesses die Analyse der Organisation wiedergeben, und Opportunities & Threats auf das externe Umfeld zielen. Erweiterte Stakeholder-Analysen gehören im Rahmen von strategischem Management in einer an Komplexität gewinnenden Welt zum angebrachten Vorgehen, um einen gesamthaften Überblick der Anspruchsgruppen und deren Interessen zu gewinnen. Angesichts der neuen Zielgruppen, die die Hochschule anspricht, ist eine solch umfassende Stakeholderanalyse unerlässlich. 5 der eingeschränkten Aussagekraft der vorgenommenen Analysen bewusst sein, was insbesondere in einem sich schnell verändernden Umfeld gilt. Vor diesem Hintergrund ist eine regelmäßige Aktualisierung solcher Analysen angebracht. Eine genaue Prognostizierung von Bedarfen, die eine konkrete Nachfrage abbilden können, ist in einem sich schnell wandelnden, dynamischen und komplexen Umfeld nicht möglich. Dies ist besonders in einem kulturellen Kontext, der von Unsicherheitsvermeidung und Perfektionismus geprägt ist, immer wieder herauszustellen. Faulstich (2006: 60) fasst pointiert zusammen: „Bedarf ist nicht exakt bestimmbar und es gibt kein Instrumentarium, mit dem er empirisch-analytisch eindeutig feststellbar wäre. Es geht [...] um Einschätzung und Bewertungen.“ Da traditionell im Hochschulbereich in der Vergangenheit kaum solch systematischen Bedarfsanalysen vorgenommen wurden, ist bereits der Umstand, dass solche Instrumentarien zur Anwendung kommen, positiv hervorzuheben, auch wenn alle Systematiken nur Werkzeuge sind, die bewussten und erfahrenen Einsatz verlangen. Neben der Bedarfsanalyse im Abgleich mit den internen Ressourcen müssen die Zielgruppen des Studiengangs sowie des Zielmarktes definiert werden. Hierfür kann wiederum auf betriebswirtschaftliche Ansätze oder aber auch auf bildungswissenschaftliche Instrumentarien zurückgegriffen werden (vgl. Faulstich 2006, Schlutz 2006, Hanft et al. 2008, Badachzi 2010). Die sich anschließende Konzept- und Geschäftsplanentwicklung ist durch die folgenden Aktivitäten charakterisiert, die im weiteren Verlauf der Programmentwicklung und -gestaltung im Bedarfsfall modifiziert werden können (Bardachzi 2010:224-226): Entwicklung der Programmkonzeption mit der Beschreibung ● der Studierenden-Zielgruppe ● des Programmformates ● des Studienabschlusses ● der Qualifikationsziele und -inhalte ● von Ort und Dauer der Veranstaltung sowie ● der Gebühren Entwicklung und Gestaltung einer Vermarktungsstrategie ● ● ● ● Beschreibung des Zielmarktes und geplante Produktpositionierung Definition der Vermarktungsziele (Einschreibungen und Einnahmen) Festlegung der Distributionsstrategie und Marketingbudget Zeitliche Beschreibung der langfristigen Entwicklung des Programms (Einschreibezahlen, Einnahmeziele, Strategie für Programmgestaltung) Durchführung von Wirtschaftlichkeitsanalysen ● Erarbeitung einer Umsatz- sowie Kosten- und Gewinnprognosen ● Machbarkeitsanalysen Projektplanung ● ● ● ● ● Projektstrukturierung-Definition von Aufgaben Aufwandsabschätzung Termin- und Ablaufplanung Ressourcen- und Kostenplanung Risikoanalyse bezogen auf Projektdurchführung Tabelle 1: Elemente der Konzept und Geschäftsplanentwicklung (In Anlehnung an Bardachzi 2010: 224-226) Der Prozess der Gestaltung eines Studienprogramms schließt sich an die Konzept- und Geschäftsplanentwicklung an. Wie in vielen Projekten aufgrund der Komplexität der verschiedenen 6 Aufgaben sinnvoll, ist auch die Gestaltung von berufsbegleitenden Studienprogrammen ein Unterfangen, das Interdisziplinarität bedingt. Klassische Spezialisten der jeweiligen Fächer arbeiten idealerweise mit Bildungsmanagementexperten sowie IT-Experten und anderen Spezialisten zusammen, um die Einbeziehung der unterschiedlichen Erfordernisse und Perspektiven zu gewährleisten. In diesen interdisziplinären Gestaltungsprozess eingebettet ist die Entwicklung der relevanten Bereiche Lehr-Lerndesign, Vermarktung und Management. In Tabelle 2 werden die einzelnen Elemente den jeweiligen Bereichen zugeordnet. Lehr-Lerndesign Elemente: Lehr-Lernprozesse, Studienziele und-inhalte, Studienstrukturen, Studienmaterialien und Content Support Vermarktung Distribution, Kommunikation, Marketing sowie Preisfindung und – gestaltung Management Finanzmanagement, Servicemanagement Qualitätsmanagement. Tabelle 2: Bereiche und Elemente der Gestaltung von Studienprogrammen Wie bereits vorne erwähnt, stehen alle Bereiche dabei untereinander in einer Wechselbeziehung, da sie in zeitlicher Betrachtung parallel oder überlappend verlaufen (können) und sich teilweise bedingen (ebd.: 209), so dass diese nicht in einem linearen Verlauf betrachtet werden können. Zentrale Aufgabenschwerpunkte im Bereich Lehr-Lerndesign sind nach Bardachzi (2010: 226 ff.): ● ● Zielgruppenanalyse: Erfassung zielgruppenspezifischer Eigenschaften und Besonderheiten Erfassung des Lernkontextes: zeitliche Ressourcen / Mobilität der Zielgruppe, beruflicher Hintergrund der Zielgruppe (Transfermöglichkeiten, inhaltliche Interessenlage) sowie durch das Programmformat definierte Lernumgebung (Veranstaltungsräume, zeitliche Programmplanung, internetgestützte Lernumgebung) ● Abstimmung des Lehr-Lernarrangements auf den Qualifikationsbedarf der Zielgruppe ● Analyse der Rahmenbedingungen für die Programmentwicklung: zeitlichen, finanziellen und gesetzlichen Vorgaben, die die Gestaltung der Lernumgebung determinieren und ● Gestaltung des Lehr-Lerndesigns: Entwicklung von Lern- und Kompetenzzielen, Definition und Sequenzierung der Lerninhalte, Entwicklung Instruktionsstrategie, Entwicklung von Lehr-Lernmethoden und Prüfungsformen. Die Bestimmung der Studienziele und -inhalte wird auf der Grundlage der durchgeführten Bedarfsund Zielgruppenanalyse durchgeführt und bedingt die innere Gestaltung des Programms. Folgende Punkte sind dabei zu berücksichtigen (ebd.: 228): ● ● ● ● ● ● Übereinstimmung der Studienziele und -inhalte mit Qualifikationsbedarf Gewichtung der Inhalte sowie und Bestimmung des Umfangs und Differenzierungsgrads Abstimmung und Ausrichtung der Inhalte auf Zielgruppe unter Berücksichtigung von deren Vorwissen sowie deren Lernbedingungen Berücksichtigung der zur Verfügung stehender Zeitfenster der Studierenden zum Lernen Übereinstimmung der Inhalte mit den Rahmenbedingungen Abgleich der Inhalte, welche zum Kompetenzprofil der Hochschule gehören bzw. von Außen zu ergänzen sind unter Berücksichtigung der damit verbunden Kosten Parallel dazu werden die Studienstrukturen und der Lehr-Lernprozesse gestaltet. Bei den Studienstrukturen sind die Zugangsvoraussetzungen, Abschlussbezeichnung und Angebotsumfang festzulegen. Die Curriculumsstruktur wird unter Berücksichtigung der Studierbarkeit erarbeitet. Außerdem werden Regelungen in Bezug auf Durchlässigkeit und Anrechnung erarbeitet. Bei der 7 Wahl von Lehr-Lernprozessen ist zu beachten, dass diese auf Basis der Studienziele und -inhalte erarbeitet werden und darauf aufbauend die jeweiligen Lehr-Lernmethoden und Prüfungsformen ausgesucht und zu einer Lernumgebung zusammengefügt werden (ebd.: 274). Die Entwicklung und Gestaltung von Studienmaterialien wird in einem Gestaltungskonzept auf die Zielgruppe abgestimmt, welches Printmedien und multimediale Lernunterstützung berücksichtigt. Die Unterstützung der Lernenden, auch mit technischem Support, zielt darauf, Lernenden dazu zu befähigen, bestmöglich selbstständig zu lernen (ebd.:233). Folgende ausgewählte Faktoren sind daher für die Entwicklung der Lehr-Lernmethode und des Supports zu berücksichtigen (ebd.: 235): ● ● ● ● ● ● Unterstützung des Erreichens der Qualifikationsziele durch die gewählten LehrLernmethoden Ausrichtung der Lehr-Lernmethoden auf Zielgruppe unter Berücksichtigung von Erfahrungen und Kompetenzen im Hinblick auf internetgestütztes Lernen, selbstgesteuertes Lernen und Lernen in Gruppen Ausrichtung der Lehr-Lernmethoden auf die Lernbedingungen Ausrichtung von Prüfungsleistungen (z.B. durch Vermeidung hoher punktueller Belastungen) auf die Lernbedingungen der Studierenden Unterstützung der Lernenden durch geeignete Supportstrukturen Ausrichtung der Lehr-Lernmethoden auf die Rahmenbedingungen Im Bereich der Vermarktung von Studienprogrammen gilt es die Elemente Preisfindung und – gestaltung, Kommunikation, Markenbildung und Distribution zu betrachten. Bei der Preisfindung und –gestaltung wird die Finanzierung der Studienprogramme vorrangig über Gebühren und Entgelte zugrunde gelegt, die den Kriterien der Kostenorientierung, Nachfrage- und Konkurrenzorientierung sowie den Bezug zu den Zielen der Hochschule gerecht werden muss (ebd.: 242). Des Weiteren ist für die Vermarktung von Studienprogrammen die Erarbeitung eines zielgruppenspezifischen Kommunikationskonzeptes relevant, das kontinuierlich überprüft und angepasst wird. Die Distribution beinhaltet die Dimensionen Standort (Atmosphäre und Serviceeinrichtungen), Terminierung der Veranstaltungen und das Programmformat, welches sowohl traditionelle als auch technologiegestützte Lehr- und Lernformen umfasst und sich an der jeweiligen Zielgruppe orientiert (ebd.: 250). Dem Bereich Management werden die Elemente Servicemanagement, Finanzmanagement und Qualitätsmanagement zugeordnet. Abbildung 1 stellt alle Elemente und deren wesentlichen Inhalte im Überblick dar: 8 Management berufsbegleitender Studienprogramme Servicemanagement Planung und Gestaltung administrativer und kundenbezogener Prozesse entlang des Studiums (Informationsphase, Immatrikulationsphase, Phase des berufsbegleitenden Studiums, Nachstudienphase) Finanzmanagement Entwicklung von Planungsund Controllingprozessen für eine transparente und langfristige Finanzierung des Studienprogramms im Kontext der jeweiligen Hochschule Qualitätsmanagement Einsatz von organisationsund kundenbezogenen Verfahren zur Qualitätssicherung, die bildungswissenschaftliche Kriterien (z.B. Transfererfolg, Praxisbezug, Studierbarkeit) und wirtschaftliche Kriterien (z.B. Effektivität und Effizienz, Kundenzufriedenheit) berücksichtigen Abbildung 1: Elemente des Managements in berufsbegleitenden Studienprogrammen In Anlehnung an Bardachzi 252 ff. Nach diesem Abriss eines idealtypischen Ablaufs der Programmentwicklung und Umsetzung werden im Folgenden der Aufbau und die Entwicklung des Bereiches der wissenschaftlichen Weiterbildung an der Hochschule Heilbronn dargestellt. Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf den Abgleich zwischen Theorie und Praxis, mithin der Umsetzung eines Programmkonzeptionierungsrahmens, gelegt. 3. Etablierung der Weiterbildung an der Hochschule Heilbronn 3.1 Strategie Im Jahr 2010 traf die Leitung der Hochschule Heilbronn die strategische Entscheidung, die wissenschaftliche Weiterbildung als dritte Säule neben grundständiger Lehre und Forschung aufzubauen. Im Einklang mit dieser strategischen Ausrichtung wurde im Februar 2012 das Heilbronner Institut für Lebenslanges Lernen (HILL) gGmbH gegründet, das mit der Durchführung der berufsbegleitenden Angebote im Namen der Hochschule Heilbronn betraut wurde. Ziel der Hochschule war es, sich als Zentrum für lebenslanges Lernen in der Region Heilbronn-Franken zu etablieren und Angebote zu schaffen, die in Form von vollumfänglichen Studiengängen über die sporadischen kurzzyklischen Angebote hinausgingen, die bis dahin auf die Initiative einzelner Hochschullehrenden hin zustande gekommen waren. Diese neu geschaffenen berufsbegleitenden Studiengänge sollten auch dazu dienen, neue Zielgruppen an die Hochschule Heilbronn zu bringen. Als die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften Baden-Württembergs fühlte man sich gegenüber der Region verpflichtet, Maßnahmen zu treffen, die dazu angetan waren, der geringen Akademisierung und dem wachsenden Fachkräftemangel effektiv entgegen zu wirken. Ebenso fühlte man sich der stark industriellen Struktur der von mittelständischen Unternehmen geprägten Region verbunden. Vor diesem Hintergrund wurde die Philosophie vertreten, dass berufsbegleitende Studienprogramme mit einem hohen Praxisbezug konzipiert werden sollen, der einen größtmöglichen Nutzen eines Studiums für Studierenden und Unternehmen bietet. Auch zielte man darauf ab, Personen einen akademischen Abschluss zu ermöglichen, denen dies bisher nicht möglich gewesen war. Hiermit ist die Zielgruppe der so genannten beruflich Qualifizierten 9 gemeint, wie vorne dargelegt. Vor dem Hintergrund dieser strategischen Zielsetzungen wurde das didaktische Konzept des Heilbronner Modells ins Leben gerufen (siehe Abschnitt 3.5). 3.2 Rahmenbedingungen an der Hochschule Heilbronn An der Hochschule Heilbronn fanden der institutionelle Aufbau der Weiterbildung und deren inhaltliche Ausgestaltung im Sinne der Entwicklung und Implementierung von Studiengängen nahezu zeitlich bzw. überlappend statt, so dass neben der Programmkonzeption in der Startphase die Entwicklung und Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für die Weiterbildung ebenfalls eine zentrale Rolle spielten. Damit befanden sich die Rahmenbedingungen für die Programmkonzeptionierung noch in der Erprobung und in der kontinuierlichen Verbesserung, ein Zustand, der beim Stand dieser Berichterstattung noch nicht abgeschlossen ist, sofern Prozesse der kontinuierlichen Verbesserung überhaupt abgeschlossen werden können. Insbesondere im institutionellen Kontext einer Hochschule ist es eine besondere Herausforderung, Neuerungen und Veränderungen zu initiieren und zu gestalten, wie sie der Auf- und Ausbau von wissenschaftlicher Weiterbildung darstellt, da die Hochschule als Institutionsform vom Prinzip der losen Kopplung ihrer einzelnen Systeme (Lehre, Forschung und Verwaltung) geprägt ist (vgl. Hanft 2008, Nickel 2012). Die Organisation Hochschule mit den Bereichen Lehre und Verwaltung, die primär für den Aufbau der Weiterbildung von Bedeutung sind, weisen eigene und spezifische Organisations- und Kommunikationsstrukturen auf und folgen daher in unterschiedlicher Akzentuierung ihrer eigenen Funktionslogik (vgl. Nickel 2012: 280; siehe Tabelle 3). Dies bedingt auch Unterschiede im Umgang mit Veränderungen, etwa in den Beriechen Marktveränderungen, Adressierung neuer Zielgruppen, oder Dienstleistungsorientierung. Hochschule Lehre Forschung Verwaltung Mittlere Formalisierung Gut organisierbar Bottom-Up-Orientierung wie bei Interessenorganisationen Geringe Formalisierung Ausgeprägte Selbstorganisation Bottom-Up-Orientierung wie bei Interessenorganisationen Hohe Formalisierung Sehr gut organisierbar Top-Down-Orientierung wie bei Arbeitsorganisationen Tabelle 3: Dreiteilung der Hochschulorganisation (Quelle: In Anlehnung an Nickel (2012, 2009) Das heißt, dass der Aufbau des neuen strategischen Bereichs „Weiterbildung“ an einer Hochschule eines gut geplanten und ganzheitlichen Veränderungsmanagements bedarf, wobei insbesondere die Kompetenz der indirekten Führung zum Tragen kommt. Für die Hochschule ergaben sich für die Ausgestaltung von förderlichen Rahmenbedingungen für die Weiterbildung unterschiedliche Leitfragen, die für die Sicherstellung einer funktionierenden und dienstleistungsorientierten Einrichtung an der Hochschule von Bedeutung waren und auch aktuell noch sind. Diese Leitfragen entwickelten zu unterschiedlichen Zeitpunkten, so dass sich aus der nachfolgenden Reihenfolge keine zeitlichen Ableitungen treffen lassen, da wie bereits erwähnt, die Schaffung von geeignete Rahmenbedingungen und die Entwicklung und Gestaltung von Studiengängen teilweise zeitgleich stattgefunden haben. Dies hatte einerseits den Vorteil, dass Studienprogramme sehr schnell konzeptioniert und auf den Markt gebracht werden konnten 10 (Agilitätsvorteil), jedoch andererseits sich die Hochschule auf dieses neue Marktumfeld und die neue Studierendenklientel quasi im Modus „learning by doing“ einstellen und ausrichten muss(te). Die folgenden Fragestellungen waren beim Aufbau der wissenschaftlichen Weiterbildung an der Hochschule Heilbronn relevant bzw. handlungsleitend: Wie fügt sich wissenschaftliche Weiterbildung in das Leitbild der Hochschule ein, welches lebenslanges Lernen postuliert? Wie möchte sich die Hochschule mit allen 3 Säulen konsistent strategisch nach Außen präsentieren und positionieren (Reputation / Forschungsschwerpunkte)? Welche Gremien / Verfahrensabläufe / Regularien der Hochschule müssen einbezogen bzw. geschaffen und angepasst werden, um Weiterbildung erfolgreich zu etablieren? Welche personellen Ressourcen für Konzeption, Administration, und Verwaltung sind vorhanden? Welche materiellen / personellen Ressourcen und Strukturen müssen (zusätzlich) geschaffen werden? Welche Hochschule / Einrichtung kann als Best-Practice-Beispiel für die Bearbeitung der aufgeführten Fragestellung fungieren? Das Projekt beSt konnte während der bisherigen Begleitforschung aktiv zur positiven Ausgestaltung der Rahmenbedingungen beitragen, indem es den Organisationsentwicklungsprozess, die Entwicklung, Gestaltung und Durchführung der Programme, sowie das Qualitätsmanagement in der Weiterbildung begleitet und umsetzt. 3.3 Der Programmkonzeptionierungsrahmen nach dem Heilbronner Modell Im Rahmen der Etablierung berufsbegleitender Studiengänge an der Hochschule Heilbronn wurde ein Programmkonzeptionierungrahmen entwickelt, der sich den Vorteilen von Managementansätzen bedient, um dadurch einen Agilitätsvorteil in einem sich schnell verändernden Umwelt zu erzielen. Der in diesem Zusammenhang entwickelte Programmkonzeptionierungsrahmen setzt ein grundlegendes Wissen über die gängige Vorgehensweise der Konzeptionierung und Etablierung grundständiger und berufsbegleitender Studiengänge voraus und nutzt diese. Der Fokus liegt darauf, in einem Hochschulumfeld, dessen Besonderheiten oben ausgeführt wurden, berufsbegleitende Studienprogramme auf einer Metaebene konsequent und systematisch zu konzeptionieren, umzusetzen und zu verbessern, und zwar im Sinne des strategischen Managements, das heißt von Marktorientierung, unter Berücksichtigung der komplexen Anspruchsgruppen, repräsentiert durch einen umfangreichen Stakeholderansatz, und basierend auf dem Gedanken der kontinuierlichen Verbesserung gemäß Kaizen. Dabei sind alle drei genannten Perspektiven nicht als abzuschließende Phasen in einem Programmkonzeptionierungsprozess zu verstehen, sondern als kontinuierlich voranzutreibende und zu wiederholende Prozesse. Die Umsetzung dieser Ansätze erfordert eine Geisteshaltung, die der ständigen Veränderung der Umwelt gegenüber offen ist und davon ausgeht, dass Studienprogramme sich dem Fluss der ändernden Umwelt beständig anpassen müssen, um relevant zu bleiben. Daher ist diese Haltung nicht auf die Programmentwicklung- und Gestaltungsphase beschränkt, sondern besteht ebenfalls während der Implementierung und im Regelstudienbetrieb. Im Folgenden soll nun erklärt werden, wie dieser Ansatz bei der Etablierung von berufsbegleitenden Studiengängen an der Hochschule Heilbronn entwickelt wurde. Als Ausgangspunkt dient die gängige Praxis des Strategischen Managements, eine externe sowie eine interne Analyse 11 durchzuführen. Dabei werden Potentiale und Risiken identifiziert und die externe und interne Analyse miteinander abgeglichen. Die externe Analyse betrachtet den Bildungsmarkt und die Stakeholder außerhalb der Hochschule. Diese Stakeholder wurden identifiziert, sowie nach ihrer Nähe und Bedeutung für die Studienprogramme bewertet. Dabei wurden mit vielen Stakeholdern informelle Gespräche, sowie semistrukturierte Interviews geführt, um ihre Ansprüche und Bedarfe für Weiterbildungsstudiengänge zu erörtern. Dies betraf vor allem potentielle Studierende, sowie Personalleiter und Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen. Infolgedessen wurde der Kontakt zu diesen Stakeholdern kontinuierlich gepflegt. Die interne Analyse bezieht sich auf die Identifizierung aller für die Etablierung von berufsbegleitenden Studienprogrammen relevanten Bereiche, Abteilungen und Schnittstellen innerhalb der Hochschule. Diese umfassen beispielsweise das Marketing, das Prüfungsamt und das Rechenzentrum. Bezüglich dem Abgleich der Erwartungen von externen Stakeholdern (Studierende und Unternehmen) mit den internen Stakeholdern, ergibt sich hierbei die Besonderheit, dass mit den (mittelständischen) Unternehmen oftmals hochflexible, schnell agierende Organisationsformen auf eine hoch formalisierte Organisation, die Hochschulverwaltung, stößt. KAIZEN Eine wesentliche Herausforderung für die Etablierung von berufsbegleitenden Studienprogrammen besteht daher darin, die internen Stakeholder nicht nur zu identifizieren, sondern mit Empathie ihre Perspektive und Rolle in der Organisation zunächst wertzuschätzen und zu verstehen. Erst dann können in einer hoch formalisierten Organisation, wie in einer Hochschulverwaltung, die betroffenen Stakeholder durch laterale Führung (indirect Leadership) in die Vision von berufsbegleitenden Studienprogrammen Stakeholder Analyse einbezogen, was eine Kooperationsgrundlage für eine Externe Analyse Interne Analyse Zusammenarbeit schafft, die in notwendigem Maße von Agilität geprägt ist. Dabei gilt es Akteure: Akteure: Bildungsmarkt Verwaltung beständig die Spannung der sich mit Studierende Marketing Personalleiter Prüfungswesen Geschäftsführer unterschiedlichen Geschwindigkeiten Rechenzentrum Unterschiedlicher ... ... Formalitätsgrad und bewegenden Organisationen Hochschule Geschwindigkeit und (mittelständische) Unternehmen auszubalancieren und aneinander Hochschule Moderation Markt anzugleichen. Die Rolle der Moderation und Indirect Leadership der lateralen Führung (im Gegensatz zur durch Weiterbildungsleitung und Mitarbeiter traditionellen weisungsbasierten Führung) kommt dabei der Leitung der Weiterbildungseinheit und insbesondere PLAN auch den Studienprogrammleitern und managern zu. Dieser Aufgabe ist zentral für Act Do die erfolgreiche Etablierung von neuen berufsbegleitenden Studienprogrammen. CHECK Abbildung 2: Programmkonzeptionierungsrahmen Nach vorgenommener Marktanalyse sowie der Identifizierung interner und externer Stakeholder greift nach dem Heilbronner Ansatz der Programmkonzeptionierung der 12 Gedanke des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Die Geisteshaltung des kaizen besteht darin, dass alles beständig verbessert werden kann. Dies bezieht sich bei der Konzeptionierung von berufsbegleitenden Studienprogrammen auf das Curriculumsdesign, das Lehr-Lerndesign, die aktive Lehre an sich, sowie administrative Abläufe und das Marketing. Hierbei spielt das Projekt beSt eine wichtige Rolle. Durch kontinuierliche Gespräche mit allen relevanten Stakeholdern werden beständig Verbesserungspotentiale eruiert und in die Programmgestaltung eingespeist. Dabei sind die Projektmitarbeiter in regelmäßigem Kontakt mit den Programmanagern und den Studienprogrammleitern. Weiterhin werden durch semistrukturierte Interviews Dozierende in den Verbesserungsprozess mit einbezogen. Darüber hinaus werden Studierende und Unternehmensvertreter kontinuierlich durch das Instrument der Fokusgruppe in den Verbesserungsprozess mit einbezogen. Auf diese Weise wird das Instrument eines Plan-Do Check-Act-Zyklus im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung von Studiengängen umgesetzt. Zusammen-fassend kann festgehalten werden, dass der Programmkonzeptionierungsrahmen gemäß dem Heilbronner Modell die gängige Vorgehensweise zur Etablierung von Studienprogrammen voraussetzt. Der konkrete Mehrwert besteht darin, auf einer Metaebene Instrumente des strategischen Managements wie die interne und externe Analyse, konsequente Marktorientierung den Stakeholderansatz und den Gedanken der kontinuierlichen Verbesserungen einzuführen. Besondere Beachtung verdient die Tatsache, dass bei berufsbegleitenden Studienprogrammen Organisationsformen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und unterschiedlichem Formalisierungsgrad aufeinanderstoßen. Daher kommt dem Konzept des Indirect Leadership oder der lateralen Führung, wie oben dargestellt, dessen Umsetzung den Mitarbeitern und Vertretern der Weiterbildungseinheit obliegt, eine Schlüsselrolle zu. 3.4 Stakeholderanalyse Im Rahmen der Konzeption des ersten Weiterbildungsprogramms an der Hochschule Heilbronn, dem berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau, wurde der Ansatz der Stakeholderanalyse erstmals an der Hochschule im vorher erwähnten Sinn angewandt. In den Phasen der Ideenentwicklung und des Programmanlaufs wurden systematisch alle relevanten internen und externen Stakeholder identifiziert und deren Einfluss auf die Weiterbildung und das in der Entwicklung befindliche Studienprogramm bewertet. Dies erfolgte, wie bei komplexen Projekten üblich, in Form von Matrix-Darstellungen, auf denen Kriterien wie Macht/Einfluss auf das Vorankommen des Projektes sowie die Interessenlage der verschiedenen internen und externen Stakeholder abgetragen wurde. Wichtige Stakeholder im Fall der wissenschaftlichen Weiterbildung sind die Studierenden, die Hochschule und Unternehmen, wobei diese sich noch in weitere Untergruppen untergliedern lassen. So hat beispielsweise die Hochschulverwaltung andere Interessen an der Weiterbildung als die Professoren. Darüber hinaus existieren im weiteren Kreis Stakeholder wie die Gesellschaft im Allgemeinen, die Politik und Verbände, die ihre eigenen Interessen an der wissenschaftlichen Weiterbildung haben. In einem dynamischen Umfeld geht es daher nicht nur darum, die Stakeholder zu identifizieren und deren Einfluss einzuschätzen, sondern durch beständiges Monitoring der sich verändernden Haltungen, Bedürfnisse und Interessen der unterschiedliche Stakeholder ein gegebenes Studienprogramm fortlaufend zu verbessern (vgl. Köster 2010: 195 ff.). 13 Erfahrungen in der Anwendung des Stakeholder Ansatzes Beginnend im Herbst 2011 wurden zunächst die relevanten Stakeholder in einem moderierten Workshop identifiziert und danach gemäß ihrer Nähe zum Projekt und nach ihrer Bedeutung eingestuft. Die Stakeholder wurden zum einen nach ihrer Bedeutung für die Weiterbildung und Studienprogrammgestaltung und zum anderen nach ihrer unmittelbaren „Nähe“ und ihrer Interessenlage zum Programm bewertet. Als unmittelbar für das Studienprogramm relevant („nah“) bzw. von großer Bedeutung wurden - unter anderem - folgende Stakeholder eingestuft: ● ● ● ● Studierende (beruflich Qualifizierte) Regionale KMU (Klein- und mittelständische Unternehmen) und MNC’s (Multinationale Unternehmen) Professoren/Professorinnen, Dozenten/Dozentinnen bzw. Hochschulmitarbeiter/innen im Allgemeinen Arbeitsagentur Abbildung 3: Stakeholderanalyse für den berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelor Im Anschluss daran konnten entsprechende Handlungsmaßnahmen in Bezug auf die verschiedenen Anspruchsgruppen abgeleitet werden. Diese bewertete Analyse bildete die Basis für die weiteren Schritte, im Zuge derer die Stakeholder im Rahmen von informellen Gesprächen und qualitativen Leitfadeninterviews kontaktiert wurden. Ziel der Befragung war zum einen, sich ein Bild über das Bewusstsein zum Thema wissenschaftliche Weiterbildung und Programmkonzeption zu schaffen, und zum anderen Bedarfe für den oben dargestellten berufsbegleitenden MaschinenbauBachelor zu erheben. Lessons Learned vom Einsatz der frühzeitigen Stakeholderanalyse Die systematische Stakeholderanalyse und -bewertung hat sich für die Gestaltung, Entwicklung und die kontinuierliche Verbesserung von Studienprogrammen als nützliche Methode erwiesen. In der Programmanlaufphase hat der moderierte Workshop dazu beigetragen, alle wesentlichen Stakeholder zu identifizieren und im Weiterbildungsteam ein erhöhtes Bewusstsein für die Rolle der diversen Stakeholder zu schaffen. Der Einsatz einer externen Moderatorin war an dieser Stelle sehr hilfreich. Darüber hinaus haben informelle Gespräche und qualitative Interviews mit Unternehmensvertretern mit potentiellen Studieninteressierten dazu beigetragen, ein realistisches Bild bezüglich der Nachfragesituation für einen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang im Bereich Maschinenbau zu 14 erhalten. Dabei konnte im Gespräch mit Unternehmensvertretern die Bereitschaft abgefragt werden, als Partner bei der Implementierung von wissenschaftlicher Weiterbildung gestaltend mitzuwirken. Das positive Feedback in dieser Phase hat sich durch die Zahl der Studienanfänger bestätigt. In der Pilotphase8 hat sich die Einbeziehung von Unternehmensvertretern in Form der Betreuer der On-the-Job-Projekte als gewinnbringend erwiesen (vgl. nächster Abschnitt). Erst durch wiederholte Gespräche in den Fokusgruppen konnte das notwendige Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass der Erfolg der On-the-Job-Projekte wesentlich von der Unterstützung der Unternehmen abhängt, und dass nur unter Einbeziehung aller Partner eine Win-Win Situation entsteht. Ein offener Austausch zwischen Hochschule, Studierenden und Unternehmen war schließlich das Herzstück des Heilbronner Modells in Form des multilateralen Wissenstransfers durch die On-the-JobProjekte. Hier ist durch den Einsatz von Instrumenten zur kontinuierlichen Verbesserung (PDCAZyklus) ein deutlicher Mehrwert festzustellen. Insgesamt kann konstatiert werden, dass ohne die Einbindung der Studierenden und Unternehmensbetreuer mit Hilfe der qualitativen Begleitforschung, Verbesserungspotentiale hier nicht schnell genug erkannt worden wären, was die Weiterführung des berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelors hätte gefährden können. 3.5 Der didaktische Ansatz im Heilbronner Modell Das Heilbronner Modell fokussiert sich in seiner didaktischen Ausrichtung auf die besondere Einbeziehung von berufspraktischen Fähigkeiten in das berufsbegleitende Studium in Form von Onthe-Job-Projekten. Es besteht aus drei Komponenten, die miteinander interagieren: 1. Theoretisch-fachliches Wissen 2. Methodenkompetenz 3. On-the-Job-Projekte Durch die On-the-Job-Projekte soll ein direkter Wissenstransfer des Erlernten durch Work-Based-Learning ins Unternehmen geschaffen werden. Das vermittelte theoretisch-fachliche Wissen aus der Hochschule wird in den On-the-Job-Projekten auf aktuelle Problemstellungen aus dem Unternehmen übertragen und Gelerntes kann direkt in die Praxis umgesetzt werden. Dies geschieht parallel zur Vermittlung des theoretisch-fachlichen Wissens, so dass der Studierende schrittweise das Erlernte umsetzen und wieder in die Theorie zurückspiegeln kann. In der Gruppe der Studierenden kann der Wissenstransfer am Ende jedes Semesters reflektiert werden und die Studierenden erlangen Abbildung 4: Heilbronner Modell (eigene Darstellung) dadurch neue Sichtweisen auf praktische Problemstellungen. Die sich daraus ergebenden Vorteile liegen vom Lehr- und Lerndesign her in folgenden Punkten: Das Studium ist stark anwendungsbezogen (hoher Praxisbezug). Die Inhalte des Studiums sind an die beruflichen Erfordernisse angepasst. Studierende können bereits während des Studiums ihre Handlungs- und Methodenkompetenz an konkreten Aufgabenstellungen aus dem Arbeitsalltag unter Beweis stellen, was die 8 Als Pilotphase wird hier der Zeitraum verstanden, bis die erste Studienkohorte das Studienprogramm komplett durchlaufen hat. 15 Motivation stärkt. Die Studierenden vergegenwärtigen sich durch den ständigen Transfer kontinuierlich die Studieninhalte, was zu nachhaltigem Lernerfolg im Sinne des Kompetenzerwerbs führt. Die intensive fachliche Betreuung durch Professoren der Hochschule Heilbronn, insbesondere im Rahmen der On-the-Job-Projekte, ermöglicht die starke Individualisierung des Lernprozesses, was wiederum zu effektiverem Lernerfolg führt. Flexible Studienstrukturen und offene Prüfungsgestaltung lassen Raum für die persönliche Work‐Life‐Learning‐Balance der Studierenden. Dieser didaktische Ansatz stellt besondere Anforderungen an ein berufsbegleitendes Studienprogramm. Bisher wurde ein solcher Ansatz in Baden-Württemberg nicht in dieser Form umgesetzt (siehe Köster et al. 2014), so dass neben den bereits skizzierten Prozessen (Bedarfsentwicklung und –erhebung, Konzept- und Geschäftsplanentwicklung, Programmgestaltung und (Weiter-)Entwicklung sowie Programmimplementierung die besonderen Anforderungen des Ansatzes Berücksichtigung finden müssen. Dabei sind folgende Themenstellungen von Relevanz: Integration von zwei Lernorten in das Studium Curriculare Gestaltung des Programm unter Berücksichtigung der On-the-Job-Projekte Gestaltung und Organisation der fachlichen Betreuung seitens der Hochschule durch Mentoren / Betreuer Einbindung des Lernortes Unternehmen durch aktive Beteiligung von Unternehmensbetreuern Ausrichtung des Studium auf die besonderen Lernbedingungen der Studierenden Im Folgenden wird am Beispiel des berufsbegleitenden Studienprogramms Bachelor Maschinenbau dargelegt, wie die Programmkonzeptionierung an der Hochschule Heilbronn in die verschiedenen Phasen mit ihren jeweiligen Aufgabengebieten durchlaufen wurden, wobei zunächst beschrieben wird, wie die Umsetzung des vorhandenen Programmkonzeptionierungsrahmens erfolgte, um anschließend retrospektiv zu reflektieren, welche Verbesserungen in diesem Prozess, sowohl bei der Implementierung, als auch des Konzeptionierungsrahmens an sich, nötig sind. Diese Reflektion erfolgt unter Berücksichtigung des Modells von Bardachzi, das als umfangreiches Theoriemodell Good Practice – Charakter besitzt. 4. Programmgestaltung am Beispiel des berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau Die Ideenentwicklung für berufsbegleitende Studiengänge war eingebettet in die Hochschulstrategie und das grundlegende didaktische Lern- und Lehrdesign. Die Weiterbildungsexperten haben sich im iterativen Prozess mit verschiedensten Fachexperten der Hochschule ausgetauscht. Im Frühjahr 2011 wurden so Studienprogrammideen für einen berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelor sowie für MBA-Programme in den Bereichen International Automotive Management und Unternehmensführung entwickelt. Die weiteren Ausführungen fokussieren sich auf den berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelor. 4.1 Bedarfsentwicklung und -erhebung Ausgangsbasis für die Idee des Bachelor-Programms im Bereich Maschinenbau war einerseits die Entwicklung und Gestaltung eines berufsbegleitenden Angebots an der Hochschule Heilbronn, welches einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Region leisten soll (Zielmarkt) und eine hohe Reputation der Hochschule in seiner fachlichen Ausrichtung verkörpert (strategische 16 Ausrichtung, Vorhandensein angemessener interner Ressourcen). Andererseits war es wichtig, dass das Studienprogramm einen aktiven Beitrag zur Öffnung der Hochschule für neue Zielgruppen wie beispielsweise beruflich Qualifizierte erfüllt (Strategiekonformität). Diese Vorüberlegungen wurden durch Bedarfserhebungen in Form von Expertenbefragungen (Unternehmensvertreter der Region, Kammer- und Verbandsvertreter, beruflich Qualifizierte u.a.) sowie durch Angebots- und Wissenschaftsanalysen bestätigt, die durch die Studiengangleitung des grundständigen Bachelor Maschinenbau, die Weiterbildungsspezialisten der Hochschule Heilbronn sowie weiterer Fachexperten der Fakultät Mechanik und Elektronik durchgeführt wurden. Hier wurde darauf Wert gelegt, zahlreiche Vertreter mittelständischer Unternehmen zu interviewen, wobei die Interviewpartner in der Regel Geschäftsführer oder Produktions- und Entwicklungsleiter waren, nicht die Personalabteilung, die in den Zielbetrieben meist eher administrative Aufgaben wahrnimmt. Das durch die Befragung von KMU gewonnene Bild wurde durch Interviews von Personalentwicklern großer Unternehmen sowie Fachkräfte und Demographie-Experten in der Region ergänzt. Die potenzielle Zielgruppe der beruflich Qualifizierten wurde auf regionalen Bildungsmessen sowie Verbandsveranstaltungen persönlich kontaktiert und interviewt. Flankierend wurden Experteninterviews mit erfahrenen Weiterbildungsanbietern in BadenWürttemberg und anderen Bundesländern geführt, die mit der Zielgruppe beruflich Qualifizierter bereits Erfahrungen gewinnen konnten, die wiederum zur Validierung der gewonnenen empirischen Erkenntnisse herangezogen wurden. Die Ergebnisse der Bewertung der Bedarfslage waren dergestalt, dass davon auszugehen war, dass die Unternehmen der Region einen berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelor-Studiengang unterstützen, in dem sie geeignete Mitarbeiter auf diese Weiterbildungsmöglichkeit hinweisen und diese auch zumindest teilweise finanziell fördern. Die aggregierten Rückmeldungen der befragten beruflich Qualifizierten deuteten auch auf eine sehr positive Einstellung gegenüber dieser neuen Studienform hin. Es schien somit erfolgversprechend im Sinne der Interessen der externen Stakeholder, hier vor allem der Unternehmen der Region sowie der berufliche Qualifizierten, denen sich ein akademischer Bildungsweg öffnen würde, diesen Studiengang zu etablieren, zumal vollkommene Konsistenz mit dem oben dargestellten strategischen Zielbündel der Hochschule Heilbronn gegeben war. Betrachtet man die rechtlichen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen, in die die Hochschule eingebettet ist, so würde die Hochschule Heilbronn mit der Etablierung wissenschaftlicher Weiterbildung sowie der Öffnung gegenüber neuen Zielgruppen die neuen Forderungen im Landeshochschulgesetz umsetzen und dazu beitragen, dass sich die Akademikerquote im technischen Bereich bedarfsgerecht in der Region erhöht. 4.2 Konzeptentwicklung Aus Gründen des Agilitätsvorteils bildete die Grundlage für die Konzeptentwicklung der Maschinenbau-Bachelor-Studiengang aus dem grundständigen Studium. Dieser musste nun in großen Teilen der neuen Zielgruppe angepasst werden, vor allem, was das Format angeht, aber auch teilweise die Gewichtung und Ausrichtung der Inhalte betreffend. Wie oben dargelegt sollte das berufsbegleitende Programm neuen Zielgruppen im Rahmen der Öffnung der Hochschule die Möglichkeit zur akademischen Weiterqualifizierung bieten. Daher wurden als Zielgruppe primär Meister/innen, Techniker/innen oder Personen mit gleichwertiger Weiterbildung, Facharbeiter/innen mit 3 Jahren Berufserfahrung, die bereits die Eignungsprüfung für ein Studium erfolgreich abgelegt haben, neben den Personen mit klassischer Hochschulzugangsberechtigung, definiert. 17 Die curriculare Ausgestaltung des Studienprogramms mit dem didaktischen Ansatz des WorkBased-Learning und der primären Zielgruppe von beruflich Qualifizierten legte die Wahl eines Präsenzstudiums als Format nahe. Die Entscheidung für dieses Format wurde durch die zahlreichen Interviews mit beruflich Qualifizierten, die im Zuge der Bedarfserhebung geführt wurden, untermauert. Es herrschte die Meinung vor, dass das Lernergebnis mit Dozenten „zum Anfassen“ besser als in einem virtuellen Kontext ist. Die Wahl des Präsenzformates deckte sich auch mit der Wahl des Zielmarktes, den für diesen Studiengang die mittelständischen und großen Unternehmen mit ihren Mitarbeitern (vor allem beruflich Qualifizierte) der Region Heilbronn-Franken darstellte. Das Einzugsgebiet wurde ca. 80 km rund um Heilbronn gesehen, vor allem in östlicher Richtung, wo zahlreiche Standorte einschlägiger Industrie zu finden sind. Bei entsprechender Nachfrageentwicklung wäre in der Region Hohenlohe sogar eine eigenständige Durchführung des Studienganges möglich, da die Hochschule Heilbronn einen Standort in Künzelsau hat, der größtenteils die nötige technische Ausstattung aufweist. Bezogen auf die neue Zielgruppe und die zu erwartende Heterogenität der Studierenden wurden studienvorbereitende Angebote aus dem MINT-Bereich der grundständigen Studiengänge als Beitrag für den Übergang aus dem Beruf ins Studium in Betracht gezogen. Dazu ermutigten auch die Ergebnisse der Interviews mit Personalentwicklern großer Unternehmen, die darauf hinwiesen, dass sie selbst immer mehr nachqualifizieren müssten, da die Berufsschulen keinen ausreichenden technischen Hintergrund mehr lieferten. Die potenzielle Problematik der Studierfähigkeit war mithin auf dem Radarschirm. Alle befragten externen Stakeholder präferierten deutlich eine Studiendauer, die so kurz als möglich sein sollte. Daher entschlossen sich die internen Stakeholder dazu, das Konzept für den berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelor so auszugestalten, dass eine Studienzeit von sieben Semestern möglich sein sollte, ein sehr ambitionierter Zeitrahmen, der eventuell nicht haltbar sein würde. Wie eingangs erwähnt finanziert die Hochschule Heilbronn alle wissenschaftlichen Weiterbildungsmaßnahmen über Gebühren. Es wurden die Gesamtkosten für das 7-semestrige Studienprogramm berechnet und in Semester- und Monatsraten heruntergebrochen. Dabei orientierten sich die Weiterbildungsspezialisten auch an vergleichbaren Angeboten, die bereits am Markt platziert waren. Mit der Berechnung wurde eine Mindestteilnehmerzahl festgelegt, die erreicht werden muss, damit die Hochschule die kostendeckende Durchführung dieses berufsbegleitenden Studienprogramms garantieren kann und nicht Gefahr läuft, Verluste zu machen, was sie mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen in Konflikt bringen würde. 4.3 Prozess der Programmgestaltung Lehr-Lerndesign Die Bestimmung der Studienziele und Studieninhalte orientierte sich am grundständigen Studiengang, welcher mit 210 ECTS Punkten im Vollzeitstudium studiert werden kann. Davon entfallen 30 ECTS Punkte auf das praktische Studiensemester. Die Studiendauer beträgt insgesamt sieben Semester und führt zum Abschluss Bachelor of Engineering. Das entsprach nicht nur den in der Bedarfserhebungsphase gewonnenen Erkenntnissen, sondern erleichterte auch die Akzeptanz dieser neuen Form von Programmen, die berufsbegleitend studiert werden können, unter den internen Stakeholdern an der Hochschule Heilbronn. Da es sich hier um den ersten solcher Studienprogramme handelte, waren die Vorbehalte gegenüber Neuem groß. Vor allem bestanden Befürchtungen, das Niveau könne sich mit der neuen Zielgruppe absenken. Interne und externe Stakeholder waren sich darüber einig, dass die Qualität des Bachelorabschlusses vom grundständigen Maschinenbau-Studiengang dieselbe sein muss wie die 18 des berufsbegleitend angebotenen Studienprogramme. Dies war eine wichtige interne Vorgabe bei der Ausgestaltung der Inhalte und des Lehr-Lern-Designs. In einem iterativen Prozess, an dem Fachexperten, Weiterbildungsspezialisten und eingeschränkt IT-Spezialisten teilnahmen, wurde der berufsbegleitende Bachelor Maschinenbau, wie oben dargestellt, als Teilzeitstudiengang ebenfalls mit einer Studiendauer von 7 Semester und 210 ECTS konzipiert. Der oben erklärten strategischen Vorgabe folgend, dass die berufsbegleitenden Studiengänge der Heilbronner Hochschule für Angewandte Wissenschaften stark anwendungsbezogen sein sollen, entfallen davon insgesamt 40 ECTS auf die durch den WorkBased-Learning Ansatz bestimmten On-the-Job-Projekte, die jeweils vom 1. bis zum 6. Semester mit 6 ECTS-Punkten als Prüfungsleistung berücksichtigt werden. Durch diesen Aufbau des Studienprogramms sollte dem Anspruch Rechnung getragen werden, dass erworbene Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen aus beiden Lernorten (Hochschule und Arbeitsplatz) berücksichtigt werden und das Studium somit durch einen hohen Praxisanteil geprägt ist. Die Idee war, den Wissenstransfer hauptsächlich im Rahmen der On-the-Job-Projekte zu gestalten. Dies bedeutet, wie bereits dargestellt, dass das vermittelte theoretische Wissen durch einen Wissensanwendungsprozess auf aktuelle Problemstellungen aus dem Unternehmen übertragen werden soll.9 Die gesamte Struktur des Studienprogramms ist Abbildung 5 zu entnehmen. 9 Ausführliche Darstellung und Diskussion des Ansatzes und ein erster Umsetzungsbericht ist dem Bericht “Von Wissen zu Kompetenz - Erfahrungen mit dem Work-Based-Learning Ansatz in den berufsbegleitenden Studiengängen der Hochschule Heilbronn” zu entnehmen. 19 Abbildung 5: Studienplan Bachelor Maschinenbau Vermarktung Die Vermarktung des Programms begann bereits bei der Bedarfserhebung. Durch die Interviews mit Unternehmensvertretern und beruflich Qualifizierten waren zahlreiche externe Stakeholder der Region bereits über die Entstehung eines berufsbegleitenden Studienprogramms im Bereich Maschinenbau informiert, wenn auch zunächst nicht alle Details bekannt waren. Nach Abschluss der Programmentwicklung wurden auf elektronischem und postalischem Wege Informationsmaterialien an diese Gesprächspartner verschickt, wobei eine umfängliche Broschüre eher auf die Fragestellungen von Unternehmen, und ein Flyer eher auf die Informationsbedürfnisse der Studieninteressierten abzielte. Die Bedarfsanalyse hatte auch ergeben, dass es für die neue Zielgruppe der beruflich Qualifizierten sehr wichtig ist, die Akteure im Vorfeld persönlich kennen zu lernen, um mit ihnen zu besprechen, ob ein Studium sinnvoll ist und was auf sie zukommt. Diesem Bedürfnis Rechnung tragend entschieden sich die Fachexperten zusammen mit den Weiterbildungsspezialisten dafür, gemeinsam in Form von „Roadshows“ Informationsveranstaltungen anzubieten, die Raum für Interaktion boten. Diese Veranstaltungen fanden im Herbst/Winter 2011 an verschiedenen 20 Standorten der Hochschule sowie an anderen Orten in der Region statt, um die Informationen über den Start des neuen berufsbegleitenden Studienprogramms möglichst regional breit zu streuen. Flankiert wurden diese Maßnahmen durch eine informative Webseite und telefonische Beratung der neuen Zielgruppe auf Anfrage hin. Das so genannte Alleinstellungsmerkmal lag im Lehr-Lerndesign, das stark auf den kontinuierlichen Wissenstransfer zwischen den Hauptakteuren zielt und somit für alle Beteiligten durch die Transformation von Wissen in Erfahrung und Lösungen Mehrwert schafft. Management Teil des Vermarktungskonzeptes war bereits das Servicemanagement. Der spätere Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelorprogramms stand persönlich per Email und telefonisch mit sehr kurzen Reaktionszeiten potenziellen Studieninteressierten zur Verfügung. Personell wurde die individuelle Unterstützung der neuen Zielgruppe ergänzt durch dezidiertes Programmmanagement, das es in dieser Form an der Hochschule bisher nicht gab. Teil dieser persönlichen Unterstützung waren auch Beratungsgespräche, deren Umfang und Rolle sich im Laufe der Zeit noch ausweiten sollte. Das Finanzmanagement oblag den Weiterbildungsspezialisten, die in den eigens für die wissenschaftliche Weiterbildung geschaffenen Strukturen für die Finanzplanung und das Controlling zuständig waren. Ein weiteres Aufgabenbündel, das hier anzusiedeln ist, ist das Qualitätsmanagement. Neben der Entwicklung eines Programmkonzeptionierungsrahmens ist ein weiteres großes Arbeitsgebiet des vorliegenden Forschungsprojektes die Unterstützung beim Qualitätsmanagement von berufsbegleitenden Studienprogrammen. Dieses soll daher im folgenden Kapitel eingehend betrachtet werden. 4.4 Programmimplementierung Das Qualitätsmanagement spielt neben der administrativen, inhaltlichen und didaktischen Ausgestaltung des Studienprogramms eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Programms. Die spezifische Herangehensweise zur Qualitätssicherung und deren Umsetzungserfahrungen hierzu werden im Abschnitt 4.5 in ausführlicher Form dargelegt. Die gewonnenen Erkenntnisse und Informationen bilden die Grundlage für die kontinuierliche Verbesserung der Gestaltung und Ausrichtung der Weiterbildung an der Hochschule insgesamt und darüber hinaus des genannten Studienprogramms. 21 4.5 Erste Erfahrungen mit dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess durch Einsatz eines PDCA-Zyklus im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau Wie bereits mit dem Instrumentarium eines Programmkonzeptionierungsrahmens, der größtenteils dem betriebswirtschaftlichen Bereich des strategischen Management entnommen war, wurde auch hier interdisziplinär gearbeitet, indem mit dem Plan-Do-Check-Act-Zyklus eine klassische Vorgehensweise aus dem operativen Management gewählt wurde, um diese auf die Gestaltung und Weiterentwicklung von Studienprogrammen anzuwenden. Die diesem Vorgehen zugrunde liegende Philosophie geht auf das japanische kaizen-Konzept zurück. Im deutschen Kontext sprechen wir von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen (Continuous Improvement Processes), die in der Praxis mit dem Instrument eines Plan-Do-Check-Act Zyklus (PDCA) umgesetzt werden. Hierbei handelt es sich jedoch nicht lediglich um die “mechanische“ -Anwendung von Verbesserungswerkzeugen, sondern vielmehr umfasst kaizen eine ganzheitliche geistige Einstellung, die sich mit der permanenten Suche nach Verbesserungen, die überall möglich sind, beschäftigt (vgl. Imai, 1986). Es herrscht mithin das Bewusstsein, dass ständig alles verbessert werden kann, was in einem komplexen, dynamischen (Lern- und Lehr)Umfeld, in dem die Hochschulen operieren, eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Hierbei geht es nicht nur um die Evaluation von Lehrveranstaltungen anhand von standardisierten Fragebögen, sondern vielmehr um eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung unter Beteiligung aller Akteure. Im dargestellten Fall werden ab der Hochschule Heilbronn sowohl die Studiengangsleiter, Studienprogramm-Manager und die Dozenten als auch die Studierenden und Unternehmensbetreuer mit einbezogen. In den berufsbegleitenden Studiengängen nach dem Heilbronner Modell gibt es verschiedene Skalierungen des PDCA-Zyklus, die sich auf Semesterebene und operativer Ebene abbilden lassen. (siehe Abbildung 6). Der Semesterzyklus Der größere Regelkreis bezieht sich auf den Zeitraum eines Semesters. Die hier angewandten Instrumente sind Fokusgruppen mit Studierenden und Unternehmensbetreuern, sowie Einzelinterviews mit Dozierenden. Das Feedback, das durch die verschiedenen Instrumente, die auf Semesterbasis angewandt werden, entsteht, kann teilweise direkt in den operativen Zyklus eingespeist werden, oder findet seinen Eingang in den Regelkreis zum nächsten Semester. Operative Zyklen Die operativen Zyklen sind durch den regelmäßigen, zweiwöchentlichen Austausch der Projektmitarbeiter mit den Studienprogrammmanagern institutionalisiert. In diesem Rahmen werden, soweit möglich, organisatorische Verbesserungen direkt im laufenden Studienbetrieb umgesetzt. 22 yklus Semesterz PLAN Act PLAN Do CHECK PLAN PLAN Do Do Act Act Do CHEC K Do CHEC K CHEC K CHECK Qualitätsverbesserung Act Act PLAN Operative Zyklen Semester Abbildung 6: Der PDCA-Zyklus im Semesterverlauf Ausgewählte Erfahrungen in der Anwendung des PDCA-Zyklus Das Instrument der Fokusgruppen wurde für das SS 2012, WS 2012/13 und das SS 2013 jeweils im darauffolgenden Semester eingesetzt. Der Inhalt der Diskussion in den Fokusgruppen mit Studierenden und Unternehmensbetreuern wurde durch einen Gesprächsleitfaden vorstrukturiert. Dabei wurden die Diskussionsrunde auf Video aufgenommen und die Diskussionen später transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Im Sommer/Herbst 2013 fand zusätzlich eine Interviewrunde mit fünf Lehrenden aus dem berufsbegleitenden Bachelorprogramm Maschinenbau statt. Diese wurde als Audiodatei aufgenommen und ebenfalls verschriftlicht und ausgewertet. Weiterhin fand im Januar 2014 eine Interviewrunde mit Studierenden und Unternehmensbetreuern speziell zum Thema Work-basedLearning statt. Im Rahmen der Fokusgruppendiskussionen traten Problembereiche zutage, die entweder gar nicht oder nicht in diesem Ausmaß bekannt waren. Dies gilt zum Beispiel für das Themenfeld des Übergangsmanagements. Es wurde deutlich, dass im Bereich Studierfähigkeit schnell mehr getan werden muss, zum Beispiel im Rahmen eines Mathematik-Vorkurses, der die Studieneingangsphase für beruflich Qualifizierte erleichtern soll. Auch wurde deutlich, dass im Bereich Studienberatung mehr getan werden muss, z.B. mithilfe eines Beratungsleitfadens. Der Mathematikvorkurs wird (Stand März 2014) bereits in der dritten Überarbeitungsversion angeboten und wird weiterhin kontinuierlich verbessert. Derzeit bestehen Überlegungen, den Vorkurs zusätzlich mit dem Ansatz von Blended Learning zu erweitern (Näheres unter Abschnitt 5.3.2). Im Bereich Beratung hat der Regelkreis zur Erstellung und Anpassung eines Beratungsleitfadens zur Qualitätssteigerung der Beratung für Studieninteressierte geführt. Im Bereich des Work-Based-Learning hat der Qualitätsmanagement-Regelkreis dazu beigetragen, 23 die On-the-Job Projekte zügig zu verbessern. Bei den On-the-Job Projekten hat das Feedback aus den Fokusgruppen, den Dozierendeninterviews und der gezielten Interviewrunde zum Thema im Januar 2014 zur Erarbeitung eines On-the-Job-Projekt Leitfadens geführt, der an die zweite Kohorte der MBA Studierenden bereits in der Studieneingangsphase ausgegeben werden (Näheres unter Abschnitt. 4). Lessons Learned beim Einsatz des PDCA-Zyklus durch Fokusgruppen und Interviews Insgesamt haben sich bis Stand März 2014 die Auswahl der Instrumente Fokusgruppe und leitfadengestütztes Interview als geeignet gezeigt, um den PDCA-Zyklus im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau und mittlerweile in den MBA-Programmen durchzuführen. Dies trifft besonders deshalb zu, weil es beim Anlauf neuer Studiengänge einen erhöhten Regelbedarf gibt und das qualitative Instrumentarium es ermöglicht auf konzeptionelle Probleme besser einzugehen. Servicemanagement Dabei hat sich beispielsweise gezeigt, dass für berufsbegleitende Studierende der Lernort Hochschule noch Verbesserungspotential aufweist. Unter anderem wurde deutlich, dass die Institution Hochschule nicht auf die Studienzeiten von berufsbegleitend Studierenden mit ihren Serviceangeboten eingestellt war. Dies betrifft beispielsweise die Öffnungszeiten der Bibliothek am Abend und an Samstagen. Verbesserungsvorschläge bezüglich der Dienstleistungen der Hochschule wurden daher über das Programmmanagement direkt an die entsprechenden Schnittstellen in der Hochschule kommuniziert, um gemeinsam tragbare Lösungen zu erarbeiten. Ähnliches trifft auf administrative Prozesse zu. Hier konnte die Weiterbildungsorganisation eine schnelle Lernkurve erzielen. Da die Handlungsfelder bereits identifiziert wurden, empfiehlt es sich in Zukunft, die Dienstleistungen der Hochschule sukzessive anhand von quantitativen Instrumenten direkt durch das Programmmanagement zu optimieren. Das Instrument der Fokusgruppe soll weiterhin für die komplexeren Themenfelder verwendet werden, um beispielsweise tiefere Einblicke in die Ausgestaltung von lebensbegleitendem Lernen zu erhalten, oder in die Umsetzung von Work-Life-Learning-Balance und Work-Based-Learning. Zu Beginn wurden Fokusgruppen mit kompletten Studienkohorten durchgeführt. Aufgrund der steigenden Anzahl von Studienkohorten und deren Gruppengrößen im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau hat sich allerdings gezeigt, dass bei der Auswertung der Fokusgruppen der Detailgrad der Transkriptionen nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen steht.10 Daher wird im weiteren Vorgehen bei der Auswertung auf eine selektive Transkription mit kombiniertem Gedächtnisprotokoll umgestellt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass direkt umsetzbare Verbesserungsvorschläge zügig an das Programmmanagement weitergegeben werden und gleichzeitig komplexere Themenfelder weiterhin im Detail betrachtet werden können. Das ist dem kaizen-Konzept angemessen. Zudem werden ab April 2014 Fokusgruppen nicht mehr nur basierend auf Studienkohorten zusammengesetzt. Als vielversprechend wird das Konzept betrachtet, Fokusgruppen gemischt je nach Themenfeld zusammenzustellen. Beispielsweise bietet es sich an, zum Thema Work-BasedLearning eine Fokusgruppe aus Studierenden, Hochschulbetreuern und Unternehmensbetreuern zusammenzustellen. Dies komplementiert die Einzelinterviews mit den genannten Akteuren und führt durch die gleichzeitige Einbeziehung aller Akteure zu einer zeitnahen Lösungsfindung und – umsetzung. 10 Insbesondere zeigte sich dies bei der Fokusgruppe mit der zweiten Kohorte des bMB, die 18 Studierende umfasste. 24 5. Gestaltungsperspektiven im Übergangsmanagement11 am Beispiel des berufsbegleitenden Bachelors Maschinenbau Wie bereits dargestellt war ein Ergebnis der Durchführung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses mit dem Instrument der Fokusgruppen der Umstand, dass sich einige Vertreter der neuen Zielgruppe der beruflich Qualifizierten mehr Unterstützung beim Übergang ins Studium wünschten, und das, obwohl die Bedürfnisse der neuen Zielgruppe bezüglich des Übergangsmanagements bereits im Rahmen der Bedarfserhebung und des Lern-Lehrdesigns abgefragt und eingearbeitet worden waren. 5.1 Berücksichtigung der besonderen Anforderungen von beruflich Qualifizierten bei der Programmkonzeptionierung In Baden-Württemberg hat sich durch die Erweiterung des Hochschulzugangs für beruflich Qualifizierte zwar der Anteil beruflich qualifizierter Studierender erhöht, jedoch zählt BadenWürttemberg im bundesweiten Vergleich zu den Schlusslichtern (vgl. Nickel, S./Leusing, B. 2009; Nickel, S./ Duong, S. 2012). Die Hochschulleitung hatte es sich zum Ziel gesetzt, als größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg mit gutem Beispiel voran zu gehen und mit dem Studienprogramm des berufsbegleitenden Maschinenbau-Bachelors primär diese Zielgruppe anzusprechen. Seit dem Start des Programms im Sommersemester 2012 verzeichnet die Hochschule in jedem Studienjahr eine wachsende Anzahl an beruflich qualifizierten Studierenden. Aktuell studieren 28 beruflich Qualifizierte in diesem Studiengang. Das ist ein Anteil von 60 Prozent im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau. Vor dem Hintergrund der starken Heterogenität ist es gerade für die Zielgruppe von beruflich Qualifizierten wichtig, deren individuelle Lern-, Arbeits- und Lebenserfahrungen sowie deren Lebensumfeld bei der Studienprogrammgestaltung zu berücksichtigen. Zu beachten ist dabei, dass beruflich Qualifizierte als „überdurchschnittlich motivierte Leistungsträger mit einer Doppelqualifikation“ (Wolter 2008: 97) zu betrachten sind, die sowohl über „erfahrungs- und wissensbasierte Kompetenzen“ als auch eine „hohen Weiterbildungsaffinität“ (ebd.) verfügen. In der Regel sind sie älter als traditionelle Studierende, und haben größere familiäre und finanzielle Verpflichtungen. Das alles gilt es bei der Ausarbeitung des Lehr- und Lerndesigns in Betracht zu ziehen, wie bereits oben dargestellt. Mucke und Kupfer (2011: 231) empfehlen darüber hinaus das Angebot von Vorbereitungs- und Unterstützungsprogrammen wie Propädeutika oder Brückenkurse, eventuell auch spezifisch ausgerichtete Mentoringprogramme. Diese zielgruppenspezifischen Besonderheiten wurden bereits frühzeitig in der Programmanlaufphase des berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau der Hochschule Heilbronn berücksichtigt und spiegeln sich in der Entwicklung eines zusätzlichen Angebots im Bereich des Übergangsmanagements wider. Es ist als Unterstützungs- und/oder Studienvorbereitungsangebot auf individueller Ebene konzipiert, das heißt, dass der individuelle Übergang Beruf-Hochschule eines Studierenden im Zentrum steht. Dies ist nicht nur im Hinblick auf die Studierfähigkeit im fachlichen Sinne bedeutend. Übergänge stellen eine sehr sensible Lebensphase dar, die je nach Persönlichkeit unterschiedlich wahrgenommen wird, und die viel Potenzial zur Selbstfindung und Selbsterkenntnis bergen (Tillmann (2013: 24). Eine bewusste Gestaltung dieser Phase ist mithin 11 verstanden als Vorbereitung auf ein Hochschulstudium 25 weichenstellend für das Selbstvertrauen des Studierenden, was sich wiederum direkt im Studienerfolg widerspiegelt. Bei der Gestaltung dieser Übergänge sollte der persönliche Bildungshintergrund einbezogen werden, wie auch die bisherigen individuelle Lernerfahrungen der Studierenden und deren Vorkenntnisse. Bereits in der Programmanlaufphase des Studienprogramms wurden deshalb im Rahmen der o.g. strategischen Stakeholderanalyse unter anderem regionale Unternehmensvertreter und beruflich Qualifizierte (potentielle Studieninteressierte) zum Thema lebenslanges Lernen und zu Anforderungen und Erwartungen an ein berufsbegleitendes Bachelor Studienprogramm befragt, um frühzeitig relevante Informationen in die Programmentwicklung einfließen zu lassen. Dabei spielten die Themenbereiche: Information und Beratung von beruflich Qualifizierten, Übergangsmanagement und Betreuung und Begleitung während des Studiums eine zentrale Rolle. Dennoch bestand großer Weiterentwicklungs- und Verbesserungsbedarf. 5.2 Schlüsselfaktoren für ein gelungenes Übergangsmanagement Die schon eingangs erwähnte zunehmende studentische Vielfalt und die daraus entstehenden sehr individuellen Bedürfnisse der einzelnen Studierenden an einer Hochschule, sowohl im grundständigen Studium als auch in der Weiterbildung, stellen hochschul- und zielgruppenspezifische Anforderungen. Diese beziehen sich auf die Konzeption von Studienprogrammen, wie im vorangegangenen Abschnitt diskutiert, sowie die Beratung und Betreuung der Studierenden vor und während des Studiums. 5.2.1 Beratung Studieninteressierter Ein Beratungsgespräch für alle Studieninteressierten ist die Grundlage für die Aufnahme eines berufsbegleitenden Studiums an der Hochschule Heilbronn. Die Beratungsgespräche werden durch die Studiengangleitung und das Programm-Management angeboten und sollen ermöglichen, dass individuelle Bedürfnisse und habituelle Aspekte der Studieninteressierten kennengelernt werden. Daneben sollen im Gespräch inhaltliche sowie institutionelle Anforderungen eines berufsbegleitenden Hochschulstudiums, insbesondere nach dem Heilbronner Modell, für Studieninteressierte aufgezeigt werden, um gemeinsam mit den Studieninteressierten die Anforderungen des Hochschulstudiums zu erörtern und eine systematische Entscheidungsgrundlage für den Start in das Hochschulstudium zu schaffen. Ziel ist es dabei, unrealistische Erwartungen bezüglich inhaltlicher Ausrichtung und fachlichem Niveau zu vermeiden. Studieninteressierte sollen von Anfang an einen möglichst klaren Eindruck über die Anforderungen und Gegebenheiten des berufsbegleitenden Studiums gewinnen. Gerade an der Hochschule Heilbronn, die in der Weiterbildung den didaktischen Ansatz des Workbased Learning zugrunde legt, ergeben sich sehr spezifische Anforderungen sowohl an die Studierenden als auch die Unternehmen, bei denen sie tätig sind, die für das erfolgreiche Absolvieren des Studiums von Bedeutung sind (Köster et al. 2014). Auch der Gesetzgeber hat für die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten die Durchführung von Beratungsgesprächen vorgeschrieben, wie in § 59 des Landeshochschulgesetzes vom 1. Januar 2005 ausgeführt. Eingebunden in diese rechtlichen Rahmenbedingungen ist es daher neben oben erwähnten guten Gründen für die Hochschule Heilbronn verpflichtend, solche Gespräche durchzuführen. Das Beratungsgespräch für Studieninteressierte wird durch einen Gesprächsleitfaden strukturiert. 26 Folgende Themenschwerpunkte werden im Beratungsgespräch adressiert: 1. Vorstellung des Studiengangs durch Programmleitung und Programmmanagement ● Inhalte, Aufbau und Anforderungen des berufsbegleitenden Studiums aus fachlicher Perspektive sowie des Heilbronner Modells als didaktischem Ansatz ● Vorstellung der Möglichkeiten einer spezifischen Vorbereitung auf das Studium, z. B. Übergangsmanagement 2. Vorstellung des beruflichen Werdegangs und aktueller beruflicher und privater Situation durch Studieninteressierten ● ● ● ● ● beruflichen Hintergrund individuelle Bildungsbiographie und Lernerfahrungen Motivation für berufsbegleitendes Studienprogramm Erwartungen an Studienprogramm Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten und persönlicher Entwicklungspotentiale (individuell / beruflich) ● privates Umfeld des Studierenden (förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen bzw. besondere persönliche Herausforderungen) 3. Heilbronner Modell im gemeinsamen Dialog zwischen Programmleitung und Studieninteressierten ● ● ● ● Vorstellung des Modells und seiner besonderen Anforderung an Studierende und Unternehmen / Arbeitgeber aus Sicht der Hochschule Erwartungen und Anforderungen seitens des Studierenden an die Hochschule und Unternehmen Gemeinsamer Austausch zu besonderen Anforderungen und Herausforderungen des Studienmodells sowohl an Studierende als auch Arbeitgeber im konkreten Fall, z.B. Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Hochschule (z.B. Informationsaustausch mit Arbeitgeber/ Betreuungsperson u.a.) und seitens des Arbeitgebers, (Themenauswahl, Betreuungsform, Wochenarbeitszeit, Freistellung durch Arbeitgeber u.a.) sowie Erörterung mögliche Problemstellungen, die hinderlich für Absolvierung des Studium sein könnten und Abstimmung weiteres Vorgehen Ideen für Themenstellungen eines On-the-Job-Projekts Der erarbeitete Gesprächsleitfaden wird im regelmäßigen Semesterzyklus (mittlerweile drei Kohorten im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau und zwei Kohorten in den MBA Programmen) weiterentwickelt. Dies erfolgt im Austauschprozess mit der Studiengangleitung und dem Programm-Management und durch die teilweise Teilnahme von beSt-Projektmitarbeitern an den Beratungsgesprächen. Konkret wurden bisher folgende Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt: ● ● ● Die Vereinbarkeit des Studiums mit der besonderen Ausrichtung auf das Heilbronner Modell und der damit verbundenen beruflichen und privaten Situation (besondere Anforderungen und Belastungen) des Studieninteressierten wird intensiver thematisiert. Der Stellenwert von On-the-Job-Projekten innerhalb des Studiums und deren Anforderungen an die Betreuung seitens des Unternehmens wir eruiert (Kooperation zwischen Akteuren). Bisherige hochschuleigene Erfahrungen aus der Durchführung des Studienprogramms (lernende Organisation, Auf- und Ausbau von Kooperationsbeziehungen zwischen Hochschule und Wirtschaft) werden thematisiert. 27 5.2.2 Entwicklung, Erprobung und kontinuierliche Anpassung des Mathematik-Vorkurses an heterogene Anforderungen der Studierenden als Teil des Übergangsmanagements Bereits in der Programmanlaufphase zeigte sich durch die Stakeholderanalyse und die Recherche und Analyse studienvorbereitender und -begleitender Angebote für beruflich Qualifizierte an anderen Hochschulen, dass im berufsbegleitenden Bachelor Maschinenbau ein Angebot für einen Mathematik-Vorkurs erstellt werden muss, um den Übergang in die Hochschule und den Wiedereinstieg in den Lernprozess für beruflich Qualifizierte zu erleichtern. Daher wurde ein Curriculum für den Mathematik-Vorkurs entwickelt, welches auf Basis des bereits an der Hochschule Heilbronn bestehenden Brückenkurses für Studierende im grundständigen Studium erarbeitet wurde. Schon zu Beginn des Prozesses der Programmimplementierung im Januar 2012 konnte ein erstes zielgruppenorientiertes Angebot vor Studienstart im März 2012 erprobt werden. Im Verlauf der Weiterentwicklung des Studienprogramms konnten im intensiven Kontakt mit der Mathematik-Dozentin12, sowie den weiteren Dozierenden (Physik, Elektrotechnik u.a.), dem Programmmanagement und den Studierenden Informationen und Verbesserungspotentiale eruiert werden. Das Erhebungsinstrumentarium bestand dabei sowohl aus kurzzyklisch terminierten Gesprächen in den Zeiträumen der Durchführung des Kurses (vgl. operativer Zyklus), sowie aus Fokusgruppendiskussionen mit Studierenden, die die Grundlage für Anpassungs- und Überarbeitungsschritte für die kontinuierliche Verbesserung des Mathematik-Vorkurses darstellten (Semesterzyklus). Folgende Fragestellungen waren wegweisend für die Verbesserungen und Anpassungen: ● ● ● ● Unterstützt die gewählte Lehr-Lernform das Erreichen der Qualifikationsziele? War die Ausrichtung der Lehr-Lernmethoden der Zielgruppe angemessent? Welche Verbesserungsmöglichkeiten existieren? Wie und in welcher Form (fachlich und didaktisch) können Verbesserungen umgesetzt werden? Diese Fragestellungen wurden jeweils an die Perspektive der Akteure innerhalb des LehrLernprozesses angepasst. Zum besseren Verständnis der Umsetzung von kaizen wird in Abbildung 7 der kontinuierliche Verbesserungsprozess bezogen auf den Vorkurs Mathematik grafisch dargestellt. Die einzelnen Anpassungsschritte in einem Überarbeitungszyklus von einer Studienkohorte zur nächsten wurden im darauffolgenden Studienjahr umgesetzt und erprobt. Es wurden curriculare Anpassungen vorgenommen, die eine Erhöhung des Stundenvolumens und der Anpassung der inhaltlichen Struktur in einen freiwilligen Auffrischungsteil und einen sich daran anschließenden Pflichtteil für alle Studierenden darstellen lassen. Derzeitig wird der Vorkurs dahingehend weiterentwickelt, dass zur flankierenden Wissensvermittlung und Evaluierung E-Learning Tools einbezogen werden sollen. Detailliert sind die Anpassungsschritte der Tabelle 4 im Anhang zu entnehmen. 12 Die Ausführungen und Verbesserungen basieren auf dem Veranstaltungskonzept einer Mathematik-Dozentin der Hochschule Heilbronn, Frau Gabriele Sauer. 28 KO NT IN UI ER LIC Einführung eines E-learning Instruments zur weiteren Ausgestaltung des LehrLern-Prozesses 2014 Entwicklung zweistufiges Konzept mit Wahl- und Pflichtbestandteilen 2013 HE W EIT Stakeholder-Analyse zur Entwicklung eines berufsbegleitenden Bachelors Maschinenbau Recherche zu studienvorbereitenden und begleitenden Angebote für beruflich Qualifizierte anderer Hochschulen ER EN TW IC KL UN G 2012 PLAN Anpassung und Weiterentwicklung des Mathematikvorkurses Anpassung und Weiterentwicklung des Mathematikvorkurses Act Do Erarbeitung eines Konzeptes für Mathematikvorkurs Durchführung Mathematikvorkurs Durchführung Mathematikvorkurs CHECK kontinuierliche Gespräche mit Studiengangsmanagement, Studierenden u. Lehrenden während der Durchführungsphase Fokusgruppendiskussionen mit Studierenden und Mentoren aus den Unternehmen nach Abschluss des Kurses kontinuierliche Gespräche des Studiengangs-management mit Studierenden u. Lehrenden während der Durchführungsphase Abbildung 7: PDCA Zyklus des Mathematik-Vorkurses Neben diesen inhaltlichen und organisatorischen Anpassungen wurden auf der didaktischen Ebene unterschiedliche Herangehensweisen erprobt, die der zielgruppenorientierten Wissensvermittlung dienen. Dabei wurden verschiedene Lehr-Lernszenarien getestet, die durch die Dozentin und die Studierenden als gewinnbringend eingeschätzt wurden. 29 6. Zusammenfassung und Ausblick Im vorliegenden Bericht wurde der aktuelle Stand der Begleitforschung zum Themenkomplex der Programmkonzeptionierung von berufsbegleitenden Studiengängen dargestellt. Im Rahmen der Etablierung der Weiterbildungseinheit an der Hochschule Heilbronn wurde ein Programmkonzeptionierungsrahmen für berufsbegleitende Studienprogramme entwickelt. In verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen bereits erarbeitete Herangehensweisen und Modelle zur Gestaltung von Studiengängen nutzend (siehe 2.2), lag der Schwerpunkt auf der Erprobung der Umsetzung dieses Instrumentariums, um in einer sich ständig ändernden Umwelt einen Agilitätsvorteil für die Hochschule zu erzielen. Diese Instrumente umfassen die Herangehensweise des strategischen Managements des Abgleichs einer externen und internen Umwelt-, Kompetenz und Ressourcenanalyse. Dies schließt eine umfassende Stakeholder Analyse und –bewertung ein. Als große Herausforderung stellte sich die Umsetzung der Analyseergebnisse in einem Umfeld heraus, das von Akteuren mit unterschiedlicher Funktionslogik und verschiedenen Formalisierungsgraden geprägt ist. Es ist in diesem Zusammenhang zu betonen, dass für das erfolgreiche Zusammenbringen dieser unterschiedlichen Organisationkulturen mit ihren unterschiedlichen Interessen im Rahmen von berufsbegleitenden Studienprogrammen erhebliches Moderationsgeschick und laterale Führungskompetenz seitens der Weiterbildungs-Mitarbeiter gefordert ist. Somit gilt es, diese Schlüsselkompetenzen kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Für die ständige Verbesserung der entwickelten Studiengänge, insbesondere des berufsbegleitenden Maschinenbaubachelors, wurde auf ein Instrumentarium aus dem operativen Management zurückgegriffen, dem PDCA-Zyklus aus dem Bereich kontinuierlicher Verbesserungsprozesse, eingebettet in eine Kaizen-Philosophie. Dem Projekt beSt gelang es mit diesem Ansatz, mit Hilfe von Fokusgruppendiskussionen, Interviews und kontinuierlichem Kontakt mit dem Programmanagement, Feedback sowohl interner als auch externer Stakeholder aufzunehmen, zu analysieren, und daraus konkrete Verbesserungsempfehlungen abzuleiten. Dies lässt sich besonders am Beispiel des Übergangsmanagements (Beratungskonzept, Mathematikvorkurs) und der Verbesserung des didaktischen Modells der On-the-Job-Projekte (vgl. Köster et al. 2014) verdeutlichen. Der Mehrwert des hier vorgestellten Programmkonzeptionierungsrahmen besteht darin, Instrumente des strategischen und operativen Managements nicht nur an die Gegebenheiten der Hochschule anzupassen, sondern diese auch für die Erarbeitung und Implementierung von Studiengängen, zunächst in der Weiterbildung, aber grundsätzlich auch auf die grundständige Lehre übertragbar, umzusetzen. Dies hat dem Kenntnisstand der Verfasser nach im Hochschulkontext innovativen Charakter, was auch für die konsequente und sehr zügige Umsetzung der kontinuierlichen Verbesserung zutrifft. Somit wurde bisher das Ziel, Agilitätsvorteile zu erzielen und die Effektivität der Organisation zu erhöhen, erreicht. In Zukunft gilt es, den kaizen-Gedanken in den bereits laufenden Weiterbildungsprogrammen der Hochschule Heilbronn weiterhin zu kultivieren. Dies gilt auch für den Programmkonzeptionierungsrahmen, der im Laufe des Jahres 2014 weiterhin erprobt werden soll. 30 7. Literaturverzeichnis Bardachzi, C. (2010): Zwischen Hochschule und Weiterbildungsmarkt. Programmgestaltung berufsbegleitender Studiengänge. Münster. Faulstich, P. (2006): Weiterbildung als Geschäftsfeld: Berufsbegleitendes Studieren an Hochschulen. In: Hanft, A. (Hrsg.): Studienmaterialien zum berufsbegleitenden Master Studiengang Bildungsmanagement. Oldenburg. Hanft, A. ; Teichler, U. 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Pflichtteil alle Studienbewerber Umfang: 56 Unterrichtseinheiten Dauer: 7 Wochen; 2 Tage pro Woche Weitere curriculare Anpassung des Brückenkurses und Einführung Eingangs- und Abschlusstest im jeweiligen Teil 1. Freiwilliger Teil zur Auffrischung (bis mittlere Reife) 2. Pflichtteil alle Studienbewerber Kohorte 4 Studienjahr 2015 Umfang: 32 Unterrichtseinheiten Dauer: 3 Wochen; 2-3 Tage pro Woche Mathematik-Vorkurs Version 4.0 Umfang: 32 Unterrichtseinheiten Dauer : 4 Wochen; 2 Tag pro Woche Umfang: 56 Unterrichtseinheiten Dauer: 7 Wochen; 2 Tage pro Woche Weitere curriculare Anpassung des Brückenkurses unter zusätzlicher Einbeziehung von ELearning-Tools zur flankierenden Wissensvermittlung und Testierung 1. Pflichtteil zur Auffrischung (bis mittlere Reife) Pflichtteil alle Studienbewerber Umfang: 32 Unterrichtseinheiten Dauer : 4 Wochen; 2 Tag pro Woche Umfang: 56 Unterrichtseinheiten Dauer: 7 Wochen; 2 Tage pro Woche Tabelle 4: Stufen der Weiterentwicklung des Mathematik-Vorkurses 33