FRANK GAUDLITZ Casa Mare
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FRANK GAUDLITZ Casa Mare
FRANK GAUDLITZ Casa Mare Eröffnung: Dienstag, 20. April 2010, 19 Uhr Guardini Galerie Askanischer Platz 4 D-10963 Berlin Tel +49 (0) 30 - 217 358 – 14 Fax +49 (0) 30 - 217 358 – 99 www.guardini.de [email protected] Es spricht Matthias Flügge Dauer der Ausstellung: 21. April – 13. Juni 2010 Öffnungszeiten: Di–Fr 14–19 Uhr „Casa Mare“ zeigt Menschen in den Räumen, in denen sie wohnen. Menschen aus verschiedenen Regionen Osteuropas, die heute in den Staatsgebieten Ungarns, Rumäniens, Moldawiens und Serbiens liegen, Regionen, in denen seit Jahrhunderten unterschiedliche Nationalitäten zusammenleben und in denen sich eine bäuerliche Kultur neben der fortschreitenden Industrialisierung erhalten hat. Gaudlitz ist dem Besonderen, Einmaligen und Unverwechselbaren auf der Spur, das diese Regionen prägt und von dem wir wissen, dass die Globalisierung es mit der Zeit immer weiter aushöhlen wird. Der Preis des Durchschnittswohlstands und seiner Schattenseiten läßt sich anhand der Bilder ermessen. „Casa Mare – Der große Raum“ schließt direkt an Frank Gaudlitz’ vorangegangene Arbeit „Warten auf Europa“ an, die eine große Resonanz hatte. Nur ist nun nicht mehr die Donau geographischer Bezugspunkt sondern der „große Raum“ zwischen der nordserbischen Provinz Voivodina, dem größtenteils moldawischen Bessarabien, den rumänischen Regionen Dobrudscha im Süden und Marmarosch im Norden sowie der deutschen Sprachinsel in Ungarn, die man als „Schwäbische Türkei“ bezeichnet. Die kulturelle und ethnische Geographie Osteuropas folgt nicht politischen Grenzen. Seit 2007 auch Rumänien und Bulgarien in die EU aufgenommen wurden, hat sich der politische Rand des Kontinents weiter nach Osten verschoben. Die Bilder zu „Casa Mare“ ignorieren die nationalstaatlichen Grenzen ohnehin, denn dieser Teil Europas ist ein Flickenteppich nationaler Minderheiten, meist kleiner ethnischer Gruppen, die sich vor allem über ihre Sprache, weniger ihre Religionszugehörigkeit definieren. Sie leben mit- und nebeneinander, fast immer friedlich und in gegenseitiger Akzeptanz: Rumänen, Ungarn, Deutsche, Roma u.a. ebenso wie jene Völkerschaften, deren Namen nur Eingeweihten bekannt sind: Gagausen, Lipowaner und Aromunen. In den Jahren 2006 bis 2008 ist Frank Gaudlitz tausende Kilometer gereist. Unterwegs hat er sich mit Menschen in Verbindung gesetzt, auf die er aufmerksam wurde. Doch während in „Warten auf Europa“ nur der kurze Moment der Aufnahme den Alltag der Abgebildeten unterbrach, ging es nun um einen persönlichen Kontakt. Der Fotograf bat die Menschen, sie zuhause besuchen zu dürfen und dort in ihrem schönsten Raum zu fotografieren. Sie bereiteten sich vor und kleideten sich, wie sie es zu Festtagen gewohnt sind. Gaudlitz fotografierte in gleichen Distanzen die ganze Figur in ihrem besonderen Raum. Privatheit und öffentliche Selbstrepräsentation der Abgebildeten treten in enge Verbindung. Jeder dieser Menschen hat ein Bild von sich vor Augen und er geriert sich so, dass dem Fotografen scheinbar gar nichts anderes übrigbleibt, als es technisch zu verwirklichen. Frank Gaudlitz fotografiert seine Gastgeber in kaum merklicher Untersicht. Das macht sie ein wenig größer, man könnte auch sagen: erhabener, man schaut zu ihnen auf. Und sie blicken durch das Objektiv der Kamera direkt auf den Betrachter, manchmal mit skeptischem, manchmal traurigem Ausdruck aber immer ganz offen, auch neugierig. Diese Blicke bestimmen das Verhältnis von Betrachter und Betrachtetem. Doch zeigen die Bilder nicht nur Porträts sondern auch reine Interieurs, die vieles über ihre Bewohner, ihre Schmuckbedürfnisse, Schönheitsvorstellungen und auch über Religiosität, Erinnerungskultur und Freude am Arrangieren erzählen. Genau genommen sind auch die menschenleeren Zimmer Porträts ihrer kurzzeitig abwesenden Bewohner. Frank Gaudlitz fotografiert in „natürlicher“ Brennweite analog mit der Mittelformatkamera und verzichtet ganz auf digitale Manipulationen seiner Bilder. Die Farben sind die Farben und die Räume sind die Räume, in denen er dem Modell gegenübersteht, keine stürzenden Linien, keine überdehnten oder verkürzten Perspektiven. Selbst das Licht ist nicht verändert, keine Lampen, kein Blitz. Die bäuerlichen Häuser haben meist kleine Fenster, das heißt, der Fotografierte muß, ganz wie in der Frühzeit der Lichtbildnerei, für eine gewisse Weile stillstehen. Das, so hat schon Walter Benjamin an alten Porträtaufnahmen einst beobachtet, führt zu einer starken Verdichtung des Ausdrucks durch die notwendige Konzentration des Porträtierten auf sich selbst. Zudem steht Gaudlitz nicht hinter der Kamera, er schaut durch den Schachtsucher, das heißt, der Apparat ist nicht zwischen beiden – sie schauen sich direkt an. Dieses nicht immer vollkommen konfliktfreie psychologische Moment überträgt sich von dem Fotografen durch das Bild direkt auf die Betrachter. Vor allem darin ist das Geheimnis der starken Präsenz dieser Bilder und auch der selbstbewußten Würde, die aus ihnen spricht, zu suchen. Frank Gaudlitz schafft es, noch einmal an die ursprüngliche Faszination der Vergegenwärtigung anzuknüpfen, die die Wirkung der früheren Fotografie ausmachte. Unser begründeter postmoderner Bildskeptizismus wird dadurch nicht ausgeschaltet, aber es entsteht etwas für nicht mehr möglich Gehaltenes: Wir sind bereit, diesen manchmal fremdsamen Bildern unbedingt Glauben zu schenken. Karl-Markus Gauß endet seinen Text im Katalog: „Man kann die Fotos von Frank Gaudlitz als große europäische Ermutigung ansehen, über Kleinmut und Furchtsamkeit hinaus zur Anerkennung dessen zu gelangen, was Europa ist, auch wenn es viele Europäer nicht wissen.“ Die Ausstellung, die eine Produktion der Koordinierung Ostmittel- und Südeuropa am Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin ist, wird von einem Katalogbuch mit Texten von Karl-Markus Gauß und Matthias Flügge, erschienen bei Hatje Cantz, begleitet. Presseabbildungen zum Download im Pressebereich unter: www.guardini.de Benutzername: Presse Passwort: presse2009-09-16 Pressekontakt: Frizzi Krella, [email protected], Tel +49 (0) 30 – 217 358 – 0 Frank Gaudlitz 1958 1980-83 1987-91 in Vetschau geboren Studium am Institut für Heimerzieherausbildung in Hohenprießnitz Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Arno 1990 FotografieAustauschprogramm des DFJW, Rheinisches Landesmuseum / Ecole Nationale de la Photographie 1990-94 Arbeit an einem Fotoprojekt über den Abzug der russischen Streitkräfte aus Deutschland an der Universität Potsdam 1991 Projektförderung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg 1992 Förderpreis für zeitgenössische Landschaftsfotografie des Landes Brandenburg, AenneBiermannPreis 1992-2000 Arbeit am Projekt „zwischen zeiten“, Fotografien aus Russland 1993 BrandenburgPreis für Bildende Kunst 1994 Jahresstipendium des DAAD für den Aufenthalt in Russland; KunstamBauProjekt der Ostdeutschen Sparkassenakademie 1995 Jahresstipendium der Stiftung Kulturfonds für den Aufenthalt in Russland 1996 Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg 1999 2.Kunstpreis für Fotografie der Stadt Brandenburg 2000 Projektförderung durch das Agfa Förderprogramm Fotografie; Arbeitsstipendium der Land Brandenburg Lotto GmbH 2001 Fotoinstallation zur Bundesgartenschau in Potsdam 2002 Projektförderung des Kulturwerks der VG BildKunst 2003-05 FotografieTextProjekt „Warten auf Europa Begegnungen an der Donau“ 2004 Projektförderung durch die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung; Stipendium der RobertBoschStiftung 2005 Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches Europa 2005-08 Fotografie-Projekt "Casa Mare - Der große Raum" 2005-08 Fotografie-Projekt „Cruz del Sur“, Fotografien aus Peru und Bolivien 2006 Stipendium der Stiftung Kunstfonds; Kunstpreis Fotografie der Land Brandenburg Lotto GmbH 2009 Arbeitsstipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Brandenburg Personalausstellungen / Auswahl 1993 1994 1995 1996 1999 2001 2006 2007 „Buterbrody“, Land Brandenburg Lotto GmbH, Potsdam „Eiszeit“, Galerie Altes Rathaus, Potsdam „zwischen zeiten“, daadgalerie, Berlin „Bilder aus Russland“, Landtag, Potsdam und Schloss Wiligrad, Lübsdorf “Zu Purim sind alle Freunde“, Landeszentrale für Politische Bildung Brandenburg, Potsdam; „Black and Blue“, Waschhaus, Potsdam „Konversionen“, Land Brandenburg Lotto GmbH, Potsdam „Warten auf Europa“, Villa Decius, Krakau; Donaufestival, Ulm; BadenWürttembergische Landesvertretung bei der EU, Brüssel „Casa Mare - Der große Raum“, Imago Fotokunst, Berlin; „Warten auf Europa“, Deutscher Bundestag / Paul Löbe Haus, Berlin; 2008 2009 Kunstraum - Galerie im Waschhaus, Potsdam; Galerie Fotohof, Salzburg; Galerie Loch Camelot, Krakau., Haus des Buches, Leipzig „Warten auf Europa“, Pecsi Galerie, Pecs, Ungarn; „Cruz del Sur“, Imago Fotokunst, Berlin „Casa Mare“,Galerie Haus 23, Cottbus Ausstellungsbeteiligungen / Auswahl 1998-90 1990 1991 1992 1993 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2002 2003 2004 2005 2007 2008 „Leipziger Schule“, Leipzig, Berlin, Oberhausen, Bonn, Hannover „DDR Bilder“, Bielefeld „Wachablösung“, The Arts Center, Wakefield / GB „Ost 89, 90, 91“, Bonn Berlin, Hamburg, Schwerin „100 Jahre Fotografie an der HGB“, Leipzig „fall wall fall“, MartinGropiusBau, Berlin „Aspekte deutscher Fotografie“, Zentrales Künstlerhaus, Moskau „100 Kunstwerke“, Kunsthalle, Cottbus „Zeitgenössische Kunst aus Brandenburg“, Staatskanzlei Brandenburg „Edition Quadre en Samisdat“, Kulturbrauerei, Berlin „von Angesicht“, Garde Ulanen Kaserne, Potsdam „the best of 5“, Reykjavik Museum of Photographie, Reykjavik „Berlin Moskau“, MartinGropiusBau, Berlin „Berlin Moskau“, St.Petersburg, Nishni Nowgorod; „Doswidanija Potsdam“, Stadtmuseum, Potsdam „Aletheia“, Städtisches Museum, Jena; „Berlin Moskau“, Krasnojarsk ART COLOGNE, Sonderschau der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln "Donau-Bilderfluss-Bewusstseinsstrom", Schloß Höchstädt Bücher „Die Russen gehen“, Basisdruck, Berlin 1993 „Buterbrody“, Potsdam 1993 „zwischen zeiten“, daadgalerie, Berlin 1995 „Aletheia II“, Edition Quadre en Samisdat, Berlin 1996 „Warten auf Europa Begegnungen an der Donau“, Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2006 "Casa Mare", Deutsches Kulturforum östliches Europa, Hatje Cantz, 2009 Arbeiten in Sammlungen Werkbundarchiv Berlin Fotografische Sammlung der Berlinischen Galerie Deutsches Historisches Museum Berlin Sammlung Dr. Volker Kahmen, Neus Sammlung Land Brandenburg Lotto GmbH, Potsdam Fotografische Sammlung des Museums für Angewandte Kunst, Gera Sammlung Robert Shaye, New York Fotosammlung der Verbundnetz Gas AG FRANK GAUDLITZ – Casa Mare Guardini Gaudlitz 1.jpg Guardini Gaudlitz 2.jpg Frank Gaudlitz, Anita Guth · 21 · Donauschwäbin Pécs · Baranya · 2007 Frank Gaudlitz, I. Vasile Macarie · 85 · Rumäne ieu · Ardeal · 2006 Guardini Gaudlitz 3.jpg Frank Gaudlitz, Eginald Schlattner · 73 · Siebenbürger Sachse Roia · Ardeal · 2006 Guardini Gaudlitz 4.jpg Frank Gaudlitz, Florea Vasile · 36 · Romni Bneasa · Dobrogea · 2007 Guardini Gaudlitz 6.jpg Frank Gaudlitz, Rasova · Dobrogea · 2007 Guardini Gaudlitz 5.jpg Frank Gaudlitz, László Orsós · 32 · Rom Véménd · Baranya · 2007 Die Verwendung der Abbildungen ist nur im Rahmen der Berichterstattung zur Ausstellung Frank Gaudlitz – "Casa Mare" in der Guardini Galerie und mit Angabe des ©-Nachweises erlaubt.