Dach- und Fassadenelemente aus Stahl - stahl
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Dach- und Fassadenelemente aus Stahl - stahl
Dokumentation 588 Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren Stahl-Informations-Zentrum Dokumentation 588 Stahl-Informations-Zentrum Das Stahl-Informations-Zentrum ist eine Gemeinschaftsorganisation Stahl erzeugender und verarbeitender Unternehmen. Markt- und anwendungsorientiert werden firmenneutrale Informationen über Verarbeitung und Einsatz des Werkstoffs Stahl bereitgestellt. Verschiedene Schriftenreihen bieten ein breites Spektrum praxisnaher Hinweise für Konstrukteure, Entwickler, Planer und Verarbeiter von Stahl. Sie finden auch Anwendung in Ausbildung und Lehre. Vortragsveranstaltungen schaffen ein Forum für Erfahrungsberichte aus der Praxis. Messen und Ausstellungen dienen der Präsentation neuer Werkstoffentwicklungen und innovativer, zukunftsweisender Stahlanwendungen. Als individueller Service werden auch Kontakte zu Instituten, Fachverbänden sowie Spezialisten aus Forschung und Industrie vermittelt. Die Pressearbeit richtet sich an Fach-, Tages- und Wirtschaftsmedien und informiert kontinuierlich über neue Werkstoffentwicklungen und -anwendungen. Das Stahl-Informations-Zentrum zeichnet besonders innovative Anwendungen mit dem Stahl-Innovationspreis (www.stahl-innovations preis.de) aus. Er ist einer der bedeutendsten Wettbewerbe seiner Art und wird alle drei Jahre ausgelobt. Die Internet-Präsentation (www.stahlinfo.de) informiert über aktuelle Themen und Mitglieder des Stahl-Informations-Zentrums: • AG der Dillinger Hüttenwerke • ArcelorMittal Bremen GmbH • ArcelorMittal Commercial RPS S.à.r.l. • ArcelorMittal Duisburg GmbH • ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH • Benteler Steel Tube GmbH • Gebr. Meiser GmbH • Georgsmarienhütte GmbH • Rasselstein GmbH • Remscheider Walz- und Hammerwerke Böllinghaus GmbH & Co. KG • Saarstahl AG • Salzgitter AG • ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH • ThyssenKrupp GfT Bautechnik GmbH • ThyssenKrupp Steel Europe AG • ThyssenKrupp VDM GmbH • Wickeder Westfalenstahl GmbH 2 Veranstaltungen und bietet einen Überblick über die Veröffentlichungen des Stahl-Informations-Zentrums. Publikationen können hier bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden. Anmeldungen zu Veranstaltungen sind ebenfalls online möglich. Der Newsletter informiert Abonnenten per E-Mail über Neuerscheinungen, Veranstaltungen und Wissenswertes. Impressum Dokumentation 588 „Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren“, Ausgabe 2007, ISSN 0175-2006 Herausgeber: Stahl-Informations-Zentrum, Postfach 10 48 42, 40039 Düsseldorf Autoren: Dr.-Ing. Marc Böttcher, Lehrbeauftragter am Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik, TU Darmstadt Dipl.-Ing. Hans-Werner Girkes, bauforumstahl e.V., Düsseldorf Dr.-Ing. Markus Kuhnhenne, Lehrstuhl für Stahl- und Leichtmetallbau, RWTH Aachen Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange, Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik, Technische Universität Darmstadt Dr.-Ing. Ralf Podleschny, IFBS-Industrieverband für Bausysteme im Metallleichtbau e. V., Düsseldorf Dipl.-Ing. Hans Pöter, Pöter & Möller, Siegen Dipl.-Ing. Karl-Heinz Wickel, Netphen Ein Nachdruck dieser Veröffentlichung ist – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei Quellenangabe gestattet. Die zugrunde liegenden Informationen wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und redaktionell bearbeitet. Eine Haftung ist jedoch ausgeschlossen. Fotos: Titel, S. 4 Mitte, Abb. 1.2: Hammersen Elementbau GmbH & Co. KG; S. 4/5 oben: Franzen Ingenieur- und Montagebau GmbH; S. 4/5 unten, Abb. 2.2, 2.8, 6.39: ThyssenKrupp Steel AG; Abb. 2.7, 3.6, 6.35–6.38: ThyssenKrupp Bausysteme GmbH DIN-Normen: Wiedergegeben mit Erlaubnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, erhältlich ist. Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren Inhalt Seite Einleitung .................................................. 5 1 1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.4 1.5 2 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.4 2.5 Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl ................ 6 Einführung .......................................... 6 Tragverhalten ...................................... 7 Lastabtrag ............................................ 7 Spannungsversagen ............................. 8 Stabilitätsprobleme und Spannungsprobleme nach Theorie II. Ordnung ........................................ 9 Befestigung .......................................... 10 Besonderheiten im Sandwichbau ........ 12 Bemessung von Sandwichelementen .. 13 Regelwerke ......................................... 13 Bauaufsichtliche Zulassung Sandwichbauteil .................................. 14 Stützweitentabellen ............................ 14 Bauaufsichtliche Zulassung Verbindungsmittel .............................. 14 Bemessung von Trapezprofilen .......... 15 Literatur ............................................... 17 Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dachund Wandbauteilen ......................... 18 Auswahl des geeigneten Beschichtungssystems ........................ 18 Vorschriften, Normen, Zulassungen ... 19 Dachelemente ..................................... 20 Fassadenelemente ............................... 20 Standortbedingung – Großklimazone ................................... 21 Standortbedingung – örtliche Belastungen ........................... 21 Standortbedingung – Belastungen im Gebäudeinnern .......... 21 Schutzdauer ........................................ 22 Eigenschaften der Beschichtungssysteme ........................ 22 Farbton ................................................ 23 Farbpalette .......................................... 23 Farbton und Stützweite ...................... 24 Farbton und Mindestmenge ................ 25 Farbton und Beschichtungssystem ..... 25 Zusammenfassung ............................... 25 Literatur ............................................... 25 Seite Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade ...................... 26 3.1 Einleitung ............................................ 26 3.2 Brandausbreitung ................................ 26 3.3 Klassifizierungskombinationen ........... 27 3.3.1 Klassifizierungskombinationen ........... 28 3.4 Normung ............................................. 29 3.5 Stahltrapezprofile ................................ 30 3.6 PUR-Sandwichelemente ...................... 31 3.7 Sandwichelemente mit Steinwolle ..... 32 3 4 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.3.5 4.4 4.5 5 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.2 5.2.1 Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau .... 34 Einleitung ............................................ 34 Energieeinsparverordnung 2002 und 2007 .............................................. 34 Allgemeines ......................................... 34 Anforderungen an Neubauten ............ 35 Grundzüge zur Berechnung des Primärenergiebedarfs nach DIN V 18599 ....................................... 36 Anforderungen an den Wärmeschutz .. 36 Anforderungen an die Luftdichtheit ... 38 Wärmeschutz und Luftdichtheit im Stahlleichtbau ................................ 38 Allgemeines ......................................... 38 Bestimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten U ..... 38 Mindestwärmeschutz .......................... 42 Wärmeschutz im Bereich der Bauteilanschlüsse .......................... 42 Luftdichtheit ........................................ 46 Zusammenfassung und Ausblick ......... 47 Literatur ............................................... 48 Schallschutz im Stahlleichtbau ..... 50 Grundlagen der Luftschalldämmung und der Schallabsorption ... 50 Allgemeines ......................................... 50 Ermittlung der Luftschalldämmung im Prüfstand (Baumusterprüfung) ...... 50 Ermittlung des Schallabsorptionsgrades im Prüfstand (Hallraum) .......... 51 Merkmale der Schalldämmkurven von Wänden und Dächern aus Stahl ... 51 Schalltechnische Eigenschaften .......... 52 Wandkonstruktionen – Schalldämmung ................................... 52 3 Dokumentation 588 Seite 5.2.2 Wandkonstruktionen – Schallabsorption .................................. 54 5.2.3 Dachkonstruktionen – Schalldämmung ................................... 56 5.2.4 Dachkonstruktionen – Schallabsorption .................................. 57 5.2.5 Sandwichelemente .............................. 58 5.2.6 Schlussbemerkung .............................. 59 5.3 Literatur ............................................... 59 6 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.2.5 6.2.6 6.2.7 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.3.4 6.3.5 6.4 4 Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen ................ 60 Grundlagen für das Konstruieren von Stahlleichtbauelementen .............. 60 Besonderheiten leichter Baukonstruktionen .............................. 60 Nachweise für dünnwandige Bauelemente ....................................... 60 Bezeichnungen an Leichtbauteilen aus Stahl ............................................... 60 Allgemeine Fachregeln – Stand der Technik ............................... 61 Konstruktion zur Erfüllung der Tragsicherheit ............................... 62 Forderungen an Konstruktion und Statik ............................................ 62 Lastannahmen ..................................... 62 Konstruktionsdetails nach DIN 18807-3 ............................... 62 Besonderheiten bei Stahlkassettenprofilen ......................... 66 Besonderheiten bei Sandwichelementen ............................ 67 Verbindungselemente ......................... 68 Korrosionsschutz ................................ 68 Konstruktion zur Erfüllung der Gebrauchstauglichkeit .................. 70 Forderungen an die Dichtheit gegen Niederschlag ............................. 70 Forderungen an Wärme- und Feuchteschutz ................ 71 Forderungen an das optische Erscheinungsbild .................. 73 Forderungen an den Schallschutz ............................. 75 Forderungen an den Brandschutz ....... 76 Zusammenfassung ............................... 77 Dach- und Fassadenelemente aus Stahl – Erfolgreich Planen und Konstruieren Einleitung Bauelemente aus oberflächenveredeltem Stahlblech für Dach und Wand werden seit vielen Jahren erfolgreich für die Gebäudehülle von Industrie-, Gewerbe- und Hallenbauten eingesetzt. Ihre hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht, die schnelle und einfache Handhabung bei der Montage und das günstige Kosten-Nutzen-Verhältnis bringen greifbare Vorteile für Hersteller, Verarbeiter und Bauherren. Das Stahl-Informations-Zentrum informiert mit Praxisseminaren über veränderte Normen, Regeln und Richtlinien sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich Dach und Fassade. Kooperationspartner ist der IFBS -Industrieverband für Bausysteme im Metallleichtbau e. V. Diese Dokumentation fasst die Seminarbeiträge ausgewiesener Fachleute und Sachverständiger aus der Industrie sowie von Hochschulen und Fachverbänden zusammen. Sie richtet sich an Architekten und Ingenieure in Planung und Abwicklung sowie an Mitarbeiter von Stahlbau-, Handwerks- und Montageunternehmen mit bereits vorhandenem Grundwissen beim Einsatz von Sandwichelementen und Trapezprofilen. Detailliert vorgestellt werden anwendungstechnische Themen der Bemessung und Konstruktion sowie bauphysikalische Lösungsansätze für den Wärme-, Schall-, Brandund Korrosionsschutz. Abb. oben: Bürogebäude mit horizontalverlegten Wellprofilen Abb. links Mitte: Stahl-Sandwichelemente und Wellprofile verleihen der Lagerhalle eine harmonische Anmutung Abb. links unten: Industriefassade mit vertikal verlegten Stahl-Trapezprofilen Abb. rechts: Industriefassade mit integrierten Solarelementen 5 Dokumentation 588 1 Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange und Dr.-Ing. Marc Böttcher 1.1 Einführung Sandwichplatten, bestehend aus zwei dünnen, metallischen Deckblechen, die durch einen schubweichen Kern miteinander verbunden sind (Abb. 1.1), haben in den vergangenen Jahrzehnten ein großes Einsatzfeld erobert. Große Steifigkeit, gepaart mit geringem Gewicht, machen sie zu einem sehr guten Bauteil für Abb. 1.1: Sandwichelement mit Deckblech in Sinuswellenform Abb. 1.2: Industriefassaden mit Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl 6 die Dach- und Wandbekleidung im Hochbau (Abb. 1.2). Ein weiterer Vorteil ist ihre sehr gute Wärmedämmung. Sandwichelemente erlauben eine schnelle Bauausführung, da sie die Funktionen „Tragen“, „Dichten“ und „Dämmen“ in einem Bauteil vereinen. Auch im Fahrzeugbau wird diese Bauweise mit großem Erfolg eingesetzt. Die Deckbleche mit Dicken zwischen ca. 0,4 und 1,0 mm bestehen meist aus Stahl S320 oder S350. Edelstahl, Aluminium und sogar Kupfer sind weitere Werkstoffe, für die praktische Erfahrungen existieren. Als Kernwerkstoffe werden derzeit Polyurethanschaum, expandiertes bzw. extrudiertes Polystyrol oder Mineralwolle verwendet. Mit diesen Werkstoffen können Elemente mit bis zu 240 mm Dicke hergestellt werden. Für Fassadenelemente mit besonders hohen Anforderungen an die Ebenheit werden Waben (so genannte Honeycombs) eingesetzt. Phenolharzschäume und Schaumglas sind weitere Kernmaterialien, die in Sandwichelemente eingebaut werden können. Ein wichtiger Grund für den Erfolg dieser Bauelemente ist die preiswerte Herstellung und einfache Montage. In einem kontinuierlichen Verfahren (Abb. 1.3) werden die Deckbleche von Coils abgewickelt und der Verarbeitung zugeführt, eines von oben und eines von unten. Das untere wird mit Polyurethan und Treibmittel (für das Aufschäumen) besprüht. Das obere Blech wird durch Stahlplatten exakt in dem geforderten Abstand gehalten, so dass der Schaum dagegenwachsen kann. Wegen der hervorragenden Klebeeigenschaften von Polyurethan findet eine sehr gute, kraftschlüssige Verbindung der beiden Materialien statt. Bei Elementen, die mit Mineralwolle oder Polystyrol gefüllt sind, muss das Kernmaterial mit der Deckschicht verklebt werden, was auch kontinuierlich geschehen kann. Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Querteilscheren Flächenprofilierung oben Coilhaspeln Verbindungsstationen Randprofilierung Schäumportal Flächenprofilierung unten Reaktionsstrecke Vorwärmstation Ablängsägen Abstapelung Palettenzuführung Umreifungsautomat Stapelanlage Kühlstrecke Abb. 1.3: Schematische Darstellung einer SandwichProduktionsanlage 1.2 Tragverhalten 1.2.1 Lastabtrag Um die Versagensarten eines Sandwichelementes zu verstehen, ist es nötig, einen Blick auf die Lastabtragung zu werfen. Die Ausführungen gelten für baupraktische Sandwichelemente, in denen die Dehnsteifigkeit der Deckbleche wesentlich größer ist als die des Kernmaterials. Wir unterscheiden zwischen Elementen mit leicht profilierten und Elementen mit stark profilierten Deckblechen (Abb. 1.4). Elemente mit leicht profilierten Deckblechen sind z. B. linierte, ebene oder gesickte Wandelemente. Die Biegesteifigkeit wird allein von den Deckblechen bestimmt. Aufgrund der geringen Profilierung und der geringen Dicke ist die Eigenbiegesteifigkeit der Deckbleche gering gegenüber der Steifigkeit, die aus dem Abstand der Schwerachsen resultiert. Die Eigenbiegesteifigkeit wird daher bei diesen Elementen vernachlässigt. Die Schubsteifigkeit wird über den Kern erzeugt. Die Steifigkeit ist so klein, dass sie bei der Ermittlung von Schnittgrößen in statisch unbestimmten Systemen und von Verformungen nicht vernachlässigt werden kann. Aus den äußeren Schnittgrößen (M und Q) lassen sich Spannungen in den Deckblechen (σ) und im Kern (τ) bestimmen (Abb. 1.5). Abb. 1.4: Sandwichelemente mit leicht profilierten und mit stark profilierten Deckblechen 7 Dokumentation 588 1.2.2 Spannungsversagen Abb. 1.5: Spannungsverteilung in Elementen mit leicht profilierten Deckblechen Abb. 1.6: Spannungsverteilung in Elementen mit stark profilierten Deckblechen Elemente mit stark (h ≥ 5 mm) profilierten Deckblechen sind z. B. wellprofilierte Wandelemente und Dachelemente. Die Biegesteifigkeit wird auch hier allein von den Deckblechen bestimmt. Die Eigenbiegesteifigkeit der Bleche ist jedoch nicht mehr gering und muss berücksichtigt werden. Die Schubsteifigkeit wird nicht nur über den Kern erzeugt, sondern auch über die biegesteifen Deckbleche. Es überlagern sich Anteile aus den Eigensteifigkeiten des profilierten Deckblechs und Anteile aus der Sandwichtragwirkung, so dass ein innerlich statisch unbestimmter Zustand entsteht. Aus den äußeren Schnittgrößen (M und Q) lassen sich innere Teilschnittgrößen ermitteln und daraus Spannungen in den Deckblechen (σ und τ) und im Kern (τ) bestimmen (Abb. 1.6). Abb. 1.7: 4-PunktBiegeversuche: Versuchsaufbau (links), typischer Schubbruch bei PU-Schaum (rechts) 8 In einem Sandwichelement tritt Versagen ein, wenn die einwirkende Spannung größer als die Grenzspannung des Materials ist. Es lassen sich gemäß dem oben beschriebenen Lastabtrag vier Grenzspannungen angeben, die in Versuchen bestimmt werden können: – Streckgrenze der Deckschicht [4] – Schubfestigkeit der Deckschicht – Schubfestigkeit des Kerns – Druckfestigkeit des Kerns Die Streckgrenze der Deckschicht bildet eine Grenzspannung für die aus der Biegung resultierende Spannung. Ist die Deckschicht stark profiliert, so ist dort auch die Schubspannung zu ermitteln und der Schubfestigkeit der Deckschicht gegenüberzustellen. Sowohl für Elemente mit leicht profilierten als auch für Elemente mit stark profilierten Deckschichten werden Schubspannungen vom Kern aufgenommen. Die Schubfestigkeit und die Schubsteifigkeit werden aus einem 4-Punkt-Biegeversuch am kurzen Balken (l/b = 1.000/100 mm) ermittelt (Abb. 1.7). Um einen Schubbruch zu verhindern, muss die Schubfestigkeit des Kerns eingehalten werden. Zur Berechnung der Verformungen ist die Kenntnis der Schubsteifigkeit erforderlich. Durch die Einhaltung einer Mindestauflagerbreite ist sicherzustellen, dass die Auflagerkräfte in den Kern eingeleitet werden können und die Druckfestigkeit des Kerns nicht überschritten wird. Die Druckfestigkeit wird mit Würfel-Druckversuchen festgestellt (Abb. 1.8). Ein Druckbruch tritt – im Gegensatz zum Mineralwollkern – im PUR-Kern nicht auf. Es lassen sich ersatzweise Grenzspannungen βd bei einer Dehnung von 10 % angeben. Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Abb. 1.8: Würfel-Druckversuch mit Mineralwolle 1.2.3 Stabilitätsprobleme und Spannungsprobleme nach Theorie II. Ordnung Werden schlanke Bauteile auf Druck beansprucht, reagieren sie mit einem Ausweichen aus der Belastungsebene heraus. Dieses Ausweichen kann progressiv (Spannungsprobleme nach Theorie II. Ordnung) oder schlagartig (Stabilitätsproblem) erfolgen. Beide Versagensarten treten im Sandwichbauteil auf. Die Biegung wird (für die Teilschnittgröße des Sandwichanteils) durch ein Kräftepaar in den Deckschichten abgetragen. Es entsteht eine druck- und eine zugbeanspruchte Deckschicht. Während für die Zugbeanspruchung die Streckgrenze maßgebend wird, versagt die gedrückte Deckschicht meist schon unter einer geringeren Spannung. Dieses Versagen stellt sich als schlagartiges, kurzwelliges Beulen dar und wird Knittern genannt. Das Deckblech besitzt nicht nur seine Eigenbiegesteifigkeit als Widerstand, sondern wird auch durch die Bettung auf dem Kern gestützt. Die Bettung wird maßgeblich von der Zug- und Drucksteifigkeit des Kerns beeinflusst. Zur Bestimmung dieser Werte sind Versuche erforderlich. Der Würfel-Druckversuch wurde bereits im Kapitel 1.2.2 vorgestellt. Er liefert ebenfalls den E-Modul ED im quasilinearen Bereich. Zur Bestimmung der Zugsteifigkeit werden Würfel mit den Abmessungen l/b = 100 mm x 100 mm senkrecht zu den Deckschichten gezogen (Abb. 1.9). Das Versagen ist ein Bruch zwischen Deckblech und Kern (Haftzugversagen) oder ein Bruch direkt im Kern (Zugversagen). Aus der Spannungs-Dehnungs-Beziehung lässt sich im quasilinearen Bereich ein E-Modul Ez ermitteln. Die Druckspannung in der Deckschicht, die zum Knittern führt, wird Knitterspannung genannt und in Versuchen bestimmt, da die Berechnungsmethoden noch nicht genau genug sind und die Eingangsparameter stark streuen. In Einfeldträgerversuchen (Abb. 1.10) wird die Knitterspannung des Deckbleches in Positivund Negativlage ermittelt. Selbst wenn das Deckblech auf beiden Seiten eine identische Geometrie aufweist, so unterscheiden sich die Werte der Knitterspannung trotzdem. Das beim Produktionsprozess oben liegende Blech erreicht oft geringere Werte, da sich bei PU-Kernen im gegen das Blech aufschäumenden Kernmaterial kleine Lufteinschlüsse zwischen Blech und Schaum bilden, so genannte Lunker. Auch bei Mineralwolle lässt sich ein Unterschied erkennen, der darauf zurückgeführt werden kann, dass der auf die Mineralwolle aufgetragene Klebstoff in die Wolle einsickert, bevor es zur endgültigen Verbindung mit dem Deckblech kommt. Die Last wird bei diesem Experiment über vier Einzellasten so eingebracht, dass die Momenten- und Querkraftlinien ähnlich dem Verlauf bei einer Beanspruchung durch eine Gleichflächenlast sind. Die Beanspruchung kann auch durch ein Vakuum unter dem Element oder Luftkissen aufgebracht werden. An Zwischenauflagern wird durch Winddruck die untere Deckschicht auf Druck belastet. Zusätzlich erzeugt die Auflagerreaktion eine Eindrückung in den Schaum. Das Deckblech erhält hier eine Vorverformung, wodurch das Sta- Abb. 1.9: Würfel-Zugversuch (links); Würfel-Zugversuch mit Zugversagen im Kernmaterial PU-Schaum (rechts) 9 Dokumentation 588 Abb. 1.10: Einfeldträgerversuch mit 4-Punkt-Lasteinleitung. Die typische Knitterfalte ist rechts oben zu sehen. Abb. 1.11: Momentenverteilung zur Herleitung des Ersatzträgerversuchs 10 bilitätsproblem in ein Spannungsproblem nach Theorie II. Ordnung übergeht. Der Ersatzträgerversuch“ dient zur Analyse dieser MomentenQuerkraft-Interaktion. Es wird für diesen Versuch gedanklich das Stück aus dem Durchlaufträger geschnitten, in dem die Auflagerkraft und das Stützmoment wirken. Durch Aufbringen einer Einzellast entsteht eine dreiecksförmige Momentenlinie (Abb. 1.11), die wiederum der Parabel im Stützbereich sehr ähnlich ist. Versagen tritt durch Deckblechknittern ein. Die Grenzspannungen sind infolge der aus der Auflagerkraft resultierenden Eindrückung geringer als beim Einfeldträgerversuch. Werden Dach-Sandwichelemente als Mehrfeldträger gestützt und durch Schnee belastet, tritt dieses Phänomen an der Unterseite des Elementes am Zwischenauflager auf (Abb. 1.12). Werden Wand-Sandwichelemente als Mehrfeld- träger gestützt und durch Windsog belastet, tritt diese Kombination an der Außenseite des Elementes an der Befestigung auf. Hier zeigt sich ein besonders ungünstiger Fall. Die Last wird lokal nur über die Befestigungsmittel (Schrauben mit Dichtscheiben) in die druckbeanspruchte Deckschicht eingetragen. Die ertragbaren Spannungen sind hier geringer als bei Beanspruchungen aus Winddruck. Die Versuche zur Bestimmung der Knitterspannung werden ebenfalls am Ersatzträger durchgeführt. Die Lasteinleitung erfolgt aber nicht mehr durch einen Träger an der Elementinnenseite, sondern durch eine Verschraubung von der Elementaußenseite (Abb. 1.13). 1.2.4 Befestigung Sandwichelemente müssen mit der Unterkonstruktion kraftschlüssig verbunden werden. Hierzu werden Schrauben als Verbindungsmittel genutzt. Bei der direkten Befestigung wird von außen durch beide Deckschichten und die Unterkonstruktion ein Loch vorgebohrt und die Befestigung mit einer gewindefurchenden Schraube vollzogen (Abb. 1.14). Sind die Schrauben mit einer Bohrspitze versehen, lässt sich die Befestigung in einem Arbeitsgang durchführen. Der Nachteil dieser Verbindungsart liegt in der Sichtbarkeit der Schraubenköpfe in der Fassade (Abb. 1.15). Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Abb. 1.12: Ersatzträgerversuch für die Lastfälle Schnee (Dach) und Winddruck (Wand) Abb. 1.13 (links): Typische Knitterfalte beim Ersatzträgerversuch im Lastfall Windsog (Wandelement) Bei der verdeckten Befestigung (Abb. 1.16) wird der Schraubenkopf durch das Sandwichelement überdeckt, so dass er in der Fassade nicht mehr sichtbar ist. Sowohl die gewindefurchende Schraube als auch die Bohrschraube können hier verwendet werden. Abb. 1.14 (rechts): Direkte Befestigung eines Elementes Abb. 1.15 (links): Prinzipdarstellung der direkten Befestigung Abb. 1.16 (rechts): Prinzipdarstellung der verdeckten Befestigung 11 Dokumentation 588 Die Beanspruchung des Verbindungsmittels setzt sich aus Zug, Schub und Zwangsverformung zusammen. Während Zug- und Schublasten aus Wind, Schnee und Eigengewicht resultieren, treten Zwangsverformungen durch Temperaturbelastung auf. Für das Versagen der Verbindung ist jedoch nicht das Verbindungsmittel maßgebend, sondern das Sandwichelement selbst (Abb. 1.17). Für die Beanspruchbarkeit der Verbindung auf Schub ist die Lochleibung im Deckblech und damit die Deckblechdicke maßgebend. Wird eine Zugbelastung nur über die Dichtscheibe eingetragen, so kommt es gerade bei der direkten Befestigung an Wandelementen zu einem Durchknöpfen der Deckschicht (Abb. 1.18). Werden Dachelemente direkt durch die Hochsicke befestigt, kann durch den Einsatz von Lastverteilungsplatten (Kalotten) ein Durchknöpfen verhindert werden, und es kommt zu einem lokalen Gesamtversagen der Lasteinleitungszone. Kalotten finden ebenso wirksam ihren Einsatz bei verdeckten Befestigungen im Wandbereich. Bei der verdeckten Befestigung hat die Ausbildung der Längsfuge einen entscheidenden Einfluss auf die Tragfähigkeit. Hier sind die Parameter Deckblechgeometrie, Zug-, Druck- und Schubfestigkeit des Kernmaterials sowie die Verbindung von Kern und Deckblech entscheidend (Abb. 1.17). Abb. 1.17: Versagen eines Sandwichelementes im Verschraubungsbereich Abb. 1.18: Durchknöpfen (Schraube nachträglich herausgezogen) 12 1.2.5 Besonderheiten im Sandwichbau Das Sandwichbauteil besitzt zwei wesentliche Besonderheiten: – Die Temperaturbelastung ist ein wesentlicher Lastfall – Kernwerkstoffe aus Kunststoff neigen zum Kriechen Das Sandwichbauteil hat eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit. Für diese Eigenschaft ist der integrierte Kern verantwortlich. Während auf der äußeren Deckschicht im Sommer bis zu 80 °C gemessen werden können, herrschen auf der inneren Deckschicht gleichzeitig nur 25 °C. Dieser große Temperaturgradient erzeugt in Elementen mit leicht profilierten Deckschichten in statisch bestimmten Systemen keine Schnittgrößen, aber Krümmungen. Die Verbindungsmittel an den Lagern müssen die daraus entstehenden Verschiebungen aufnehmen können. Besitzen Sandwichelemente eine profilierte Deckschicht, so sind sie innerlich statisch unbestimmt, und es entstehen selbst in statisch bestimmten Systemen Spannungen durch den Lastfall Temperatur. Eine äußere Schnittgröße entsteht jedoch erst bei statisch unbestimmten Systemen. Die Spannungen durch den Lastfall Temperatur erreichen im Zweifeldsystem mehr als doppelt so große Werte wie durch den Lastfall Windsog. Die Spannungen durch den Lastfall Temperatur treten zusätzlich an ungünstiger Stelle im Sandwichelement auf. Aus dem Lastfall Temperatur im Sommer am Zweifeldsystem resultieren Zugkräfte in den Schrauben am Mittelauflager, und es werden Druckspannungen im äußeren Deckblech erzeugt (Abb. 1.19). Die Tragfähigkeit des Sandwichelementes unter dieser Einwirkung ist, wie in Absatz 1.2.3 beschrieben, gering. Als Kernwerkstoffe werden neben mineralischen Dämmstoffen (Steinwolle) hauptsächlich Kunststoffschäume (Polystyrol- und PUR-Schäume) eingesetzt. Gerade bei geschäumten Kunststoffen ist die Kriechneigung sehr hoch. Das Kriechen erfolgt ohne ein zu beobachtendes Endkriechmaß (Abb. 1.20). Da das Kriechverhalten vom Kern ausgeht, der maßgeblich Querkräfte abträgt, wird das Kriechen im Sandwichbauteil auch als Schubkriechen bezeichnet. Für Wandelemente, die keine ständigen Lasten senkrecht zu ihrer Ebene abtragen, ist das Kriechen weniger bedeutend als für Dachelemente. Dort erzeugt das geringe Eigengewicht eine ständig wirkende Belastung. Die Schneelast ist periodisch wiederkehrend und wirkt dann als ständige Belastung kriecherzeugend. Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Windsog und Sommer Belastung und Systeme Momentenlinien Lastfall Temperatur Momentenlinien Lastfall Wind Normalkräfte in den Deckenschalen der Sandwichelemente Abb. 1.19: Überlagerung der Lastfälle Windsog und Temperatur im Sommer Werden schuberzeugende, ständig wirkende Lasten (z. B. Photovoltaikanlagen, Klimageräte oder Werbetafeln) auf Sandwichelemente aufgesetzt, ist neben den oben erläuterten Versagensarten das Kriechverhalten zu berücksichtigen. 1.3 Bemessung von Sandwichelementen 1.3.1 Regelwerke Im Bereich der Sandwichelemente existiert auf europäischer Ebene seit kurzem die Produktnorm DIN EN 14509 [7]. Diese umfasst neben Regeln zur Herstellung und Qualitätssicherung auch die Bemessungsregeln. Neben dieser Norm geben die ECCS- und CIB-Empfehlungen [2] den Stand der Technik im Bereich der Bemessung und Konstruktion gut wieder. Bauprodukte dürfen gemäß den Bauordnungen der Länder nur verwendet werden, wenn sie ein Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen) oder CE-Zeichen tragen. Mit diesem Zeichen wird bestätigt, dass das Produkt in Übereinstimmung mit den entsprechenden Regeln hergestellt wurde. Basis der Vergabe des Ü-Zeichens ist die Bauregelliste [3]. Da Regelungen zu Sandwichelementen weder in der Bauregelliste A noch B noch C enthalten sind, wird eine „Allgemeine bauauf- sichtliche Zulassung“ (BAZ) benötigt. Mit dem Ü-Zeichen wird dann die Übereinstimmung des Produktes mit dieser Zulassung dokumentiert. Da das CE-Zeichen auf Basis von europäischen Normen vergeben werden muss und es noch keine europäischen Normen gibt, ist es zurzeit nicht zu berücksichtigen. Abb. 1.20: Durchbiegung in Feldmitte bei konstanter Gleichflächenlast in Abhängigkeit von der Zeit 13 Dokumentation 588 1.3.2 Bauaufsichtliche Zulassung Sandwichbauteil Ein wichtiger Bestandteil zur Erlangung einer Zulassung ist das Prüfprogramm [1], in dem die umfangreichen experimentellen Untersuchungen festgelegt werden, denen das Produkt unterzogen wird. Diese dienen der Gewinnung der bemessungsrelevanten Kennwerte. Die wichtigsten Versuche und die daraus abgeleiteten Kennwerte wurden im Kapitel 1.2 bereits vorgestellt. Die Versuche sind weiterhin notwendig, da bisher noch kein rechnerisches Verfahren gefunden wurde, das zufrieden stellende Vorhersagen über die Tragfähigkeit von Sandwichelementen liefert. Vorhersagen mittels FEM-Analysen führen zu Abweichungen von 10 bis 20 % gegenüber den Versuchswerten. Die Zulassungen für Sandwichelemente haben die Nummer Z-10.4-xxx. Da es im Bereich der Sandwichelemente eine hohe Produktinnovation gibt, besitzen die BAZ eine Geltungsdauer. Es ist bei der Bemessung darauf zu achten, dass die zugrunde gelegten Kennwerte einer aktuell gültigen BAZ entnommen werden. Neben den Besonderen Bestimmungen und ihrer Anlage B, in denen das Produkt mit seinen Eigenschaften und Kennwerten genau beschrieben wird, ist die Anlage A von besonderer Bedeutung für die Bemessung von Sandwichkonstruktionen. In ihr werden die Lastannahmen und die Nachweisformate der Bemessung einheitlich geregelt. Zu den Lastannahmen gehören Eigenlast, Wind, Schnee und Temperaturdifferenz. Die Bemessung erfolgt sowohl im Gebrauchszustand als auch im rechnerischen Bruchzustand. Im Gebrauchszustand ist sicherzustellen, dass an keiner Stelle ein Knittern oder ein Fließen der Deckschichten auftritt. Die Tragfähigkeitsnachweise lassen die Ausbildung von Knittergelenken über der Innenstütze zu. Das Versagen bei einem Mehrfeldträger wird daher durch das Knittern im Feldquerschnitt definiert. Mit diesen beiden Nachweisformaten ist eine wirtschaftliche Bemessung möglich, da die Sicherheitsbeiwerte im Nachweis der Gebrauchstauglichkeit wesentlich geringer sind als im Nachweis der Tragfähigkeit. Der Nachweis der Tragfähigkeit bei langzeitig wirkenden Belastungen ist für Dachelemente unter Berücksichtigung der zeitabhängigen Spannungsumlagerungen und des zeitabhängigen Schubfestigkeitsabfalls zu führen. Für jeden Zustand sind die Normalspannungen in den Deckblechen, die Schubspannungen im Kern und die Auflagerpressungen nachzuweisen. 14 1.3.3 Stützweitentabellen Um nicht für jedes Projekt eine neue Bemessung nach Zulassung durchführen zu müssen, geben die Hersteller Stützweitentabellen zur vereinfachten Bemessung heraus. Für ein ausgewähltes Element lässt sich aus den geforderten Nachweisen die maximale Stützweite bestimmen. Diese werden tabelliert zusammengefasst und der Nachweis beschränkt sich auf die Einhaltung der maximalen Stützweite. Zu beachten ist jedoch, dass diese Tabellen in der Regel für Mehrfeldträger mit gleichen Stützweiten in allen Feldern und für übliche Temperaturbeanspruchungen angeboten werden. Insbesondere der Lastfall Temperatur führt bei Mehrfeldträgern zu hohen Beanspruchungen. Die Gliederung der Tabellen berücksichtigt neben der Auflagerbreite auch die Farbgruppe der Elemente, da eine dunkle Deckschicht heißer wird als eine helle. Bei Dachelementen wird die Schneebelastung, bei Wandelementen die Windlast berücksichtigt. Die Bemessung der Verbindungsmittel ist bei den meisten Produkten durch die Stützweitentabelle nicht abgedeckt. 1.3.4 Bauaufsichtliche Zulassung Verbindungsmittel Die BAZ Z-14.4-407 (Abb. 1.21) regelt die Verbindungsmittel zur Verwendung bei Konstruktionen mit Sandwichbauteilen. Tabelliert nach Blechdicken und Belastungsarten, werden zulässige Kräfte angegeben. Wichtig in diesem Zusammenhang sind die zulässigen Kopfauslenkungen der Schraube. Abb. 1.21: Deckblatt des Zulassungsbescheids für Verbindungselemente von Sandwichelementen Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Durch Temperatureinwirkung werden die Deckbleche gegeneinander verschoben und erzeugen somit eine Kopfauslenkung der Schraube. Diese muss von der Schraube aufgenommen werden können, ohne dass sie ihre Funktionsfähigkeit verliert. Für den Lastfall Windsog treten beim Wandelement Zugkräfte in den Verbindungsmitteln auf. Maßgebend für die Bemessung der Verbindung ist das Sandwichelement. Die zulässigen Werte für direkte und verdeckte Befestigungen sind der BAZ für das verwendete Sandwichelement zu entnehmen. Beanspruchungen aus Querkraft im Verbindungsmittel treten durch das Wandeigengewicht oder durch Dachschub auf. 1.4 Bemessung von Trapezprofilen Stahltrapezprofile (Abb. 1.22) werden seit den 1950er Jahren im Hochbau verwendet. Primäres Einsatzgebiet ist der Industriebau, jedoch auch bei Verwaltungs- und Wohngebäuden werden sie genutzt, zum einen wegen ihrer statischkonstruktiven Vorteile, zum andern wegen ihrer optischen Ausdrucksstärke. Abb. 1.22: Typische Trapezprofile Trapezprofile werden in einem Rollformer (Abb. 1.23) kontinuierlich aus bandverzinktem Stahlblech mit Dicken von 0,75 bis 1,25 mm hergestellt. Die Streckgrenze des eingesetzten Materials beträgt meist über 330 N/mm2. Für die Bemessung spielen häufig Blechknittern und Beulen eine wichtige Rolle, so dass die hohe Streckgrenze nicht immer ausgenutzt werden kann. Abb. 1.23: Rollformer zur Herstellung von Trapezprofilen 15 Dokumentation 588 Abb. 1.24: Tatsächliche Spannungsverteilung (links), Rechenmodell (rechts) Abb. 1.25: Konstruktion eines Schubfeldes aus einem Trapezblech 16 Die DIN 18807 „Trapezprofile im Hochbau“ [5] regelt die Bemessung und Ausführung. Sie ist in drei Teile gegliedert: – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung – Teil 2: Durchführung und Auswertung von Tragfähigkeitsversuchen – Teil 3: Festigkeitsnachweise und konstruktive Ausbildung Zu berücksichtigende Versagensformen sind die Überschreitung der Fließgrenze, das Beulen der gedrückten Bereiche und das Krüppeln der Stege im Auflagerbereich. Für die Bemessung von Trapezblechen ist das Prinzip der mitwirkenden Querschnittsbereiche von großer Bedeutung. Hierbei wird davon ausgegangen, dass gedrückte Blechbereiche beulen, durch die Einspannung in stabile Bereiche und Umlagerungen der Spannungen diese Beulen jedoch nicht unbedingt das Versagenskriterium darstellen. Vielmehr werden diese Bereiche bei der Bemessung als spannungsfrei angesehen, und es wird nur der effektive Restquerschnitt berücksichtigt (Abb. 1.24). Die Berücksichtigung dieses Effekts kann zum einen rechnerisch erfolgen. Die DIN 18807 hält hierzu Regeln bereit, mit denen in Abhängigkeit von der Blechdicke und der Breite unausgesteifter Bereiche die mitwirkenden Querschnittsbereiche berechnet werden können. Die Norm lässt zum anderen auch eine experimentelle Bestimmung zu und gibt hierzu die Randbedingungen vor. Für den Anwender von Trapezblechen entfällt jedoch die Bemessung meistens. Die Geometrie der Bleche ist herstellerspezifisch optimiert. Jeder Produzent findet für seinen Markt die optimale Blechgeometrie, für die er einen Rollformer herstellen lässt. Daher sind die im Handel vertretenen Trapezbleche hinsichtlich ihrer Abmessungen nicht genormt, so dass es für die Hersteller und Lieferanten sinnvoll ist, dem Nutzer die fertigen Bemessungswerte auf Basis der Norm zur Verfügung zu stellen. Meist geschieht dies in Form einer typengeprüften Statik. Darin sind die Bemessungswerte für maximal ertragbare Tragverhalten und Bemessung von Sandwichelementen und Trapezprofilen aus Stahl Momente bei positiver und negativer Biegung sowie die maximal ertragbare Auflagerkraft am Endauflager und getrennt davon am Zwischenauflager (Momenten-Querkraft-Interaktion) angegeben. Die Aufnahme von Schubkräften in der Blechebene ist eine besondere Eigenschaft von Trapezblechen, die zur Aussteifung von Bauwerken gut genutzt werden kann (Abb. 1.25). Wird das Blech umlaufend, das heißt an allen vier Seiten, auf der Unterkonstruktion befestigt, so kann es zum einen verwendet werden, um Dachpfetten gegen Biegedrillknicken zu sichern, zum andern können Stabilisierungskräfte, insbesondere Windlasten, mit dem Blech weitergeleitet und abgetragen werden. In diesen Fällen ist jedoch eine deutliche Kennzeichnung im Bauwerk nötig, damit nicht nachträgliche Änderungen, wie z. B. der Einbau von Oberlichtern, die Tragfähigkeit des Schubfeldes gefährden (Abb. 1.26). 1.5 Literatur [1] Prüfprogramm für Sandwichkonstruktionen mit einem Stützkern aus Polyurethan-(PUR-) Hartschaum, frei von bestimmten, die Ozonschicht abbauenden Halogenkohlenwasserstoffen zwischen Metalldeckschichten im Zulassungsverfahren, Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin, 3/1993 [2] ECCS- und CIB-Empfehlungen, European Recommendations for Sandwich Panels, ISBN 90-6363-024-7, Brüssel, Oktober 2000 [3] Bauregelliste, jährlich herausgegeben vom DIBt, Berlin [4] DIN EN 10002, Metallische Werkstoffe, Zugversuch, 4/1991 [5] DIN 18807, Trapezprofile im Hochbau, Teil 1 – 3: Stahltrapezprofile, 6/1987, mit Änderungen von 5/2001 [6] Stamm/Witte, Sandwichkonstruktionen, Springer, Wien/New York, 1974 Abb. 1.26: Zwingend notwendige Kennzeichnung eines Schubfeldes [7] DIN EN 14509, Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten – Werksmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen, Ausgabe 2007 17 Dokumentation 588 2 Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen Dipl.-Ing. Karl-Heinz Wickel Mit Inbetriebnahme der ersten Bandverzinkungsanlage im Jahre 1959 und der nachfolgend eingeführten Bandbeschichtung begann der Siegeszug der leichten Bauelemente aus Stahl. Es war nun möglich, eine metallische Veredelung des Stahlbandes in geeigneten Schichtdicken (bessere Umformbarkeit) mit hohen Produktionsgeschwindigkeiten und damit wirtschaftlich herzustellen. Die nachfolgende Bandbeschichtung nutzte die Korrosionsschutzeigenschaften des Zinks für ein hochwertiges Korrosionsschutzsystem (Duplex-System) bei gleichzeitiger Erfüllung der architektonischen Gestaltungswünsche. Ständige Weiterentwicklungen des metallischen Überzuges durch Legieren mit Aluminium verbesserten die Umformeigenschaften des Stahles und die Haftung der nachfolgenden Beschichtung. Mit neuen Lackentwicklungen wurden der Korrosionsschutz und das Langzeitverhalten der Lackoberfläche den gestiegenen Umweltbelastungen angepasst, so dass selbst bei bunten Farbtönen eine langjährige Farbbrillanz und -stabilität erhalten bleibt. Verbesserte Anlagenkomponenten ermöglichten weitere Steigerungen der Produktionsgeschwindigkeiten, und somit konnten Bauelemente zu äußerst wirtschaftlichen Preisen angeboten werden. Abb. 2.1: Wandverkleidung im Einheitsgrau der 60er Jahre 18 Umfangreiche Farbtonpaletten geben derzeit dem Planer die Möglichkeit, weg vom Einheitsgrau der Industriegebäude früherer Jahre zu gelangen (Abb. 2.1): mit den derzeit aktuellen materialtypischen Silbermetallic-Fassaden oder den in die Landschaft und die Nachbarschaft integrierten Gebäuden (Abb. 2.2) mit natürlichen Farbtönen. Bei der Vielzahl der angebotenen Korrosionsschutzsysteme steht der Anwender immer wieder vor der Frage nach dem geeigneten System für das anstehende Bauvorhaben. Der Wunsch nach längerem Korrosionsschutz bei nahezu gleich bleibender Oberflächenqualität, verbunden mit der Wirtschaftlichkeit (Kosten und Folgekosten), steht dabei im Vordergrund. 2.1 Auswahl des geeigneten Beschichtungssystems Bei der Auswahl eines Korrosionsschutzsystems sollte beachtet werden, dass Korrosionsschutz kein Selbstzweck ist, sondern an den jeweiligen Einsatzbedingungen, Belastungen und der vorgesehenen Nutzungsdauer ausgerichtet wird. Zwingend zu berücksichtigen sind dabei aber die jeweiligen Vorschriften, Normen und Zulassungen. Abb. 2.2: Naturnahe Fassade Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen Korrosionsschutzklasse Korrosionsschutzsystem I Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 II Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 plus organische Beschichtung, Mindestschichtdicke 12 µm III Verzinkt, Z275/GALFAN®, ZA255 plus organische Beschichtung, Mindestschichtdicke 25 µm oder GALVALUME®, AZ185 ohne zusätzliche Beschichtung Abb. 2.3: Geforderte Korrosionsschutzklassen 2.1.1 Vorschriften, Normen, Zulassungen 2.1.1.1 Trapezprofile Werden Trapezprofile eingesetzt, ist zum Thema Korrosionsschutz die DIN 18807 zu beachten. Im Teil 1 dieser Norm sind die erforderlichen Korrosionsschutzklassen (von K I bis K III) in Tabelle 1 (Dachsysteme) und Tabelle 2 (Wandsysteme) aufgelistet. In Abb. 2.3 sind für den Anwender die Forderungen der DIN 18807 bezüglich der Korrosionsschutzklassen vereinfacht dargestellt. Als Fußnote ist vermerkt: „... entsprechend den für die verschiedenen Bausysteme vorgeschriebenen Korrosionsschutzklassen sind die Korrosionsschutzsysteme nach DIN 55928-8 Tabelle 3 oder gleichwertig anzunehmen ...“. In dieser Tabelle 3 sind einzelne Systeme mit Beschreibung des Aufbaus und den erforderlichen Schichtdicken in die Korrosions- schutzklassen eingeordnet. Vereinfacht dargestellt ist dies in Abb. 2.4. Gemäß DIN 55928-8 ist die Eignung der Korrosionsschutzssysteme vom Hersteller nachzuweisen, wobei Art, Umfang und Dokumentation der Prüfungen festgelegt sind. Die Norm DIN 55928-8 ist zurzeit in Überarbeitung und erhält bei Erscheinen die neue Nummer DIN 55634. In dieser Norm wird ein Bezug zwischen der bisherigen “K-Klassifizierung“ und der „C-Klassifizierung“ der DIN EN ISO12944 hergestellt. In Abb. 2.5 sind zur Übersicht die gebräuchlichsten organischen Beschichtungssysteme mit den erreichten Korrosionsschutzklassen aufgeführt. Vorausgesetzt wird hierbei, dass der Grundwerkstoff entweder bandverzinkt (nach DIN EN 10147) oder legierverzinkt (nach DIN EN 10214 oder DIN EN 10215) ist. Organische Beschichtungen Beschichtungsstoff Abb. 2.4: Einteilung der Korrosionsschutzsysteme in Korrosionsschutzklassen in Anlehnung an DIN 55928-8 Kurzzeichen Schichtdicke µm Korrosionsschutzklassen nach DIN 55928-8 Abb. 2.5: Gebräuchlichste organische Beschichtungssysteme Lacksysteme Polyester SP 12 II Polyester SP 25 III Polyurethan PUR 25 III High-Durable-Polymer HDP 25 III Polyvinylidenfluorid PVDF 25 III PVC (P) 100–200 III Polyvinylchlorid-Plastisol Foliensysteme Polyvinylchlorid PVC (F) 100–200 III Polyvinylfluorid PVF (F) 40 III 19 Dokumentation 588 2.1.1.2 Sandwichelemente Bei ungeregelten Produkten wie Sandwichelementen musste bisher die jeweilige bauaufsichtliche Zulassung beachtet werden. Hier ist für den Korrosionsschutz die Aussage getroffen: „... der Korrosionsschutz ist nach DIN 55928-8 Tabelle 3 auszuführen ...“ – siehe hierzu die vereinfachte Übersicht in Abb. 2.3. Ab 2007 ist die europäische Sandwichnorm DIN EN 14509 eingeführt (wird ab Juni 2009 zur Pflicht) und löst die bauaufsichtlichen Zulassungen ab. In dieser Norm wird im Abschnitt 5.1.2.1 zum Thema Korrosionsschutz gefordert: „Organische Schutzbeschichtungen sind entsprechend ihrer Dauerhaftigkeit in der Einsatzumgebung auszuwählen“. Sowohl in der DIN 18807 als auch in der bauaufsichtlichen Zulassung (bei Sandwichelementen) werden hinsichtlich des Korrosionsschutzes aber nur Mindestanforderungen festgelegt ohne Berücksichtigung von Standort, Nutzung, auftretender Sonderbelastung etc. Auch in der neuen DIN EN 14509 ist diese Anforderung nicht weiter konkretisiert worden. Es stellen sich daher folgende Fragen, die bei der Auswahl eines geeigneten Beschichtungssystems beantwortet werden müssen: – Wird das Bauteil als Dach oder Fassade eingesetzt, – wie lang soll die geplante Schutzdauer sein, – wie sind die Standortbedingungen, – wie hoch ist die Belastung im Gebäudeinnern, – ist mit Sonderbelastungen zu rechnen, – ist später evtl. eine Nutzungsänderung angedacht, – welcher Farbton ist vorgesehen? 2.1.2 Dachelemente Dachflächen sind besonders starken Belastungen ausgesetzt. Neben stärkerer Sonneneinstrahlung, längerer Verweilzeit von Niederschlagsfeuchte, Schmutzablagerung und Hagelschlag wird die Dachoberfläche durch Begehen bei Montage und Wartung mechanisch belastet (Abb. 2.6). Abb. 2.6: Montageschäden Abb. 2.7: Abgeschattete Dachbereiche Die Wärmebeständigkeit, die UV-Beständigkeit des Lacksystems und die Widerstandsfähigkeit gegen mechanischen Abrieb sind daher wichtige Kriterien bei Dachaußenschalen. Abgeschattete Bereiche, wie z.B. Vordächer oder auskragende Dachbereiche (Abb. 2.7), werden auf der Unterseite nicht vom Regenwasser abgewaschen; hier muss auf ausreichenden Korrosionsschutz geachtet werden. In jedem Fall sind Beschichtungssysteme nach Korrosionsschutzklasse III zu wählen. 2.1.3 Fassadenelemente Bei der Auswahl des Beschichtungssystemes für Fassaden stehen die ästhetischen Gesichtspunkte im Vordergrund (Abb. 2.8). Die UV-Beständigkeit mit den Auswirkungen auf – Glanz, – Farbtonhaltung und – Auskreidung ist die wichtigste Eigenschaft eines Beschichtungssystems für Fassadenaußenschalen. Die Kriterien – Verschmutzungsgrad, – leichte Reinigung und – Überlackierbarkeit sollten ebenfalls in die Bewertung einfließen. Bei Intensiv-Farbtönen (Rot, Gelb, Blau) muss infolge von Umwelteinflüssen mit einem Glanzverlust gerechnet werden, der sich bei den einzelnen Gebäudeteilen durch Sonneneinstrahlung unterschiedlich auswirken kann. Beschichtungen auf der Basis Polyvinylidenfluorid (PVDF) mit ausgezeichneter UV- und 20 Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen Sehr große Korrosionsgefahr durch Chloridbelastung herrscht in der Atmosphäre am Meer oder in Meeresnähe vor. Unter Einfluss von Spritzwasser verstärkt sie sich nochmals. Die Frage nach dem Standort des Gebäudes ist daher äußerst wichtig für die richtige Beurteilung der Anforderungen. 2.1.5 Standortbedingung – örtliche Belastungen Abb. 2.8: Fassadenelemente Farbtonbeständigkeit werden besonders bei Intensiv-Farbtönen empfohlen. Siehe hierzu Tabelle Abb. 2.12. Um die beschichteten Oberflächen vor Beschädigungen bei Verarbeitung, Lagerung, Transport und Montage zu schützen, empfiehlt es sich, bei der Herstellung eine abziehbare Schutzfolie auf der Sichtseite aufzubringen. Achtung: zum Entfernen der Schutzfolie Herstellerhinweise beachten! Bei Metallic-Farbtönen ist darauf zu achten, dass alle Elemente in der gleichen Richtung verlegt werden und das miteinander verbaute Material aus einer Charge stammt. Nur so ist gewährleistet, dass die Wandelemente ein einheitliches Erscheinungsbild aufweisen. 2.1.4 Standortbedingung – Großklimazone Wie erwähnt hat die umgebende Atmosphäre einen großen Einfluss auf die Korrosionsgeschwindigkeit und sollte daher bei der Auswahl des geeigneten Korrosionsschutzsystems berücksichtigt werden. Zur Beurteilung der Aggressivität hilft DIN EN ISO 12944-2, worin eine Einteilung in fünf Atmosphärentypen vorgenommen wird (Abb. 2.9). Geringe Korrosionsbelastung besteht in der Landatmosphäre, die in ländlichen Gebieten und kleinen Städten vorherrscht; hier gibt es keine nennenswerten Verunreinigungen durch korrosive Stoffe wie Schwefeldioxid und/oder Schwefel. In der Industrieatmosphäre steigt die Belastung durch Schwefeldioxid, bedingt durch die industriellen Abgase, stark an. Zusätzlich zu den oben beschriebenen Großklimata sind die Einflüsse der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten (Kleinstklima) nahe dem Gebäude entscheidende Faktoren zur Bewertung der Korrosionsbelastung. Diese örtlichen Belastungen, z. B. – Industrieabgase, – hohe Feuchtebelastung, – chemische Belastung, – hohe Temperaturen, – Beschattung, – mechanische Belastungen, müssen bekannt sein und sorgfältig bewertet werden. Hier ist der Planer aufgerufen, die Belastungen in der Ausschreibung deutlich darzustellen, damit der Bauelementlieferant das geeignete Beschichtungssystem anbieten kann. 2.1.6 Standortbedingung – Belastungen im Gebäudeinnern Zur Auswahl des Beschichtungssystemes wird wieder die DIN 18807-1 zu Rate gezogen. Im Inneneinsatz über trockenen Räumen ist die Korrosionsschutzklasse II gefordert. Hier sind daher eine Verzinkung plus ein Einschichtsystem der Schichtdicke 12 µm ausreichend. Gering Mäßig Stark Abb. 2.9: Korrosionsbelastung – Atmosphärentyp Sehr stark Korrosionsbelastung 21 Dokumentation 588 22 Zu bedenken ist aber, dass eine derartige Dünnbeschichtung kein einheitliches Aussehen der beschichteten Fläche zulässt. Bei höheren Ansprüchen an die optische Gestaltung des Innenraumes (Ausstellungs-, Empfangs-, Büroräume) wird daher eine Schichtdicke von 25 µm empfohlen. Bei einigen Gebäudearten kann es aber infolge der betrieblichen Faktoren zu erheblichen Korrosionsbelastungen kommen, so z. B. in – Schwimmbädern, – Kompostieranlagen, – Brauereien, – Beizereien/Verzinkereien, – Galvanikbetrieben, – Viehställen, – Waschhallen. 2.1.7 Schutzdauer Die einwirkenden Belastungsmedien sind daher möglichst detailliert zu erfassen und nach – Art, Zusammensetzung, Form, – Konzentration, – Temperatur, – Dauer und Häufigkeit der Einwirkung in den technischen Vorbemerkungen der Leistungsverzeichnisse zu beschreiben und mit dem Beschichter technisch abzuklären. Veränderungen im Verlauf der Nutzungsdauer eines Gebäudes sind dabei zu beachten. Derartigen, meist nicht vorhersehbaren Einflüssen kann evtl. durch Einsatz eines höherwertigen Korrosionsschutzsystems entgegengewirkt werden. Generell ist zu sagen, dass die Korrosionsgeschwindigkeit mit steigender Luftfeuchte, Kondensatbildung und Verunreinigung der Atmosphäre zunimmt. Gute Belüftung oder Klimatisierung hilft, die Belastung zu reduzieren. Bei zu starker Belastung muss überlegt werden, ob ein Beschichtungssystem die geeignete Wahl ist, ein Ausweichen auf Bausysteme mit nicht rostenden Edelstahldeckschalen steht dann als Möglichkeit zur Verfügung. Bei nur teilweise geschlossenen Gebäuden muss die Korrosionsbelastung der Umgebungsbelastung gleichgesetzt werden. Bereiche mit Wärmebrücken neigen zu höherer Kondensatbildung und sind daher gesondert zu betrachten. Bei Gebäuden der Lebensmittelindustrie, z. B. Kühlhäuser und Metzgereien, muss sich das Beschichtungssystem im Gebäudeinnern vor allem an der – Verträglichkeit mit Lebensmitteln und – physiologischen Unbedenklichkeit ausrichten. Prüfzeugnisse der Hersteller geben darüber Auskunft. Es empfiehlt sich, das Ausmaß der Schädigung bis zur ersten Instandsetzung sowie die Schutzdauer zwischen den Vertragspartnern zu vereinbaren und die Qualität des gewählten Systems daran auszurichten. Hinweis: Die Schutzdauer ist nicht gleich der Gewährleistungszeit. Während die Schutzdauer ein technischer Begriff ist, um ein Instandhaltungsprogramm festzulegen, ist die Gewährleistungszeit ein juristischer Begriff. Die Gewährleistungszeit ist in der Regel kürzer als die Schutzdauer. Auch die angestrebte Schutzdauer ist ein Kriterium bei der Auswahl der Korrosionsschutzsysteme. Bereits bei der Planung ist die erwartete Standzeit des Korrosionsschutzsystems bis zur ersten Teilerneuerung zu berücksichtigen, d. h., nach Ablauf der Schutzdauer müssen geeignete Instandhaltungsmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der funktionellen Schutzwirkung eingeplant werden. Nach DIN EN ISO 12944 sind definiert: – kurze Schutzdauer 5 Jahre – mittlere Schutzdauer 10 Jahre – lange Schutzdauer 15 Jahre 2.2 Eigenschaften der Beschichtungssysteme Die Lieferprogramme der Hersteller unterscheiden je nach der Art des Auftrages zwischen – Einbrennlackierung und – Folienbeschichtung. Bei der Einbrennlackierung werden flüssige Beschichtungsstoffe durch Walzenauftrag mit anschließender Wärmetrocknung in einem kontinuierlichen Anlagendurchlauf aufgebracht. Gebräuchlichste Lackbasen sind – Polyester (SP), – Polyvinylidenfluorid (PVDF), – Polyurethan (PUR) und – Polyvinylchlorid-Plastisol (PVC). Namensgeber sind die Bindemittel, die durch ihre chemische Natur und ihre physikalischen Eigenschaften die wesentlichen Eigenschaften des Beschichtungsstoffes, die Art und Dauer der Filmbildung und das Verhalten der fertigen Lackoberfläche beeinflussen. Weitere Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen Oberseite • Bindemittel Beschichtungsstoff (ca. 25 –200 µm) • Lösemittel • Pigmente • Füllstoffe Primer Vorbehandlung • Sonstige Zusätze Zinkauflage (20 µm) Stahlkern Namensgeber Zinkauflage (20 µm) Abb. 2.11: Inhaltsstoffe der Beschichtungen Vorbehandlung Rückseitenlack (10 –25 µm) Unterseite Abb. 2.10: Beschichtungsaufbau Inhaltsstoffe sind die als Farbmittel dienenden Pigmente, Lösemittel, Füllstoffe und sonstige Zusätze (Abb. 2.11). Neben der Bezeichnung des Bindemittels verwenden die Beschichter meist noch eigene Handelsmarken (z.B. PLADUR®, Colofer®, Colorcoat® und Granite®). Die Schichtdicken der Systeme reichen von 10 µm für den Inneneinsatz bis zu 200 µm bei Plastisol. Bei der Folienbeschichtung werden Kunststoff-Folien unter Verwendung von wärmeaktiven Klebstoffen auflaminiert. Gebräuchlichste Systeme sind – Polyvinylchlorid (PVC) und – Polyvinylfluorid (PVF) in Schichtdicken von 40 µm (PVF) bis 200 µm (PVC). Jedes System hat seine ganz spezifischen Eigenschaften wie – Umformverhalten, – Härte, – Haftfestigkeit, – Abriebfestigkeit, – Chemikalienverträglichkeit, – Wärmebeständigkeit, – Korrosionswiderstand, – schmutzabweisendes Verhalten, – UV-Beständigkeit. Alle Systeme haben Stärken, aber auch Schwächen. Daher müssen die jeweiligen Einsatzbedingungen geprüft, bewertet und muss das für den jeweiligen Einsatzfall geeignete Produkt gewählt werden. Die wichtigsten Gebrauchseigenschaften sind in Abb. 2.12 dargestellt, wo sie nach funktionellen und dekorativen Eigenschaften unterschieden werden. Zur Wärmebeständigkeit ist anzumerken, dass die angegebenen maximalen Temperaturen sich nicht auf eine ständige Belastung beziehen. Unter dem Begriff UV-Beständigkeit ist die Beständigkeit gegen Sonnenlicht zu verstehen, hier sind das Farb-, Glanz- und Kreidungsverhalten zusammengefasst. Korrosionswiderstand bezeichnet das Verhalten des Verbundwerkstoffes gegenüber den aggressiven Medien der natürlichen Atmosphäre. 2.3 Farbton 2.3.1 Farbpalette Für den Planer spielt der Farbton der Gebäudehülle eine wichtige Rolle in der Gesamtarchitektur des zu planenden Gebäudes. Die Bandbeschichter bzw. die Bauteilhersteller haben sich darauf eingestellt und bieten in ihren Lieferprogrammen ein umfangreiches Spektrum von Farbtönen an. Ist eine kurze Lieferzeit erforderlich, werden beschichtete Coils (fertig zum Profilieren) in Standardfarben von den Herstellern vorgehalten. 23 Dokumentation 588 Eigenschaften SP PUR HDP PVDF PVC (P) PVC (F) PVF (F) 10 ... 80 10 ... 80 20 ... 80 20 ... 40 45 ... 70 5 ... 15 5 Oberflächenhärte B C B C E D D Wärmebeständigkeit bis max. (in ºC) 80 80 80 110 60 60 110 Umformbarkeit/ Biegen (T-Bend) C B B A A A A Umformbarkeit/ Walzprofilieren B B B A A A A Abriebfestigkeit D E D C A A B Witterungsbeständigkeit, UV-Beständigkeit D D C A E E A C C C B A D A Glanzgrad Witterungsbeständigkeit, Korrosionswiderstand auf Z275 Abb. 2.12: Eigenschaften der organischen Beschichtungen A = ausgezeichnet D = befriedigend B = sehr gut E = ausreichend C = gut Unabhängig von den Farbtonkarten der Lieferanten benutzen die Planer gängige Farbkollektionen wie RAL-Standard, RAL-Design oder das NCS-Farbsystem. In diesen Registern sind die Farbtöne nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten und Rezepturen geregelt und zusammengefasst. Aber auch Sonderfarbtöne, wie sie z. B. von Unternehmen für ihr unverwechselbares Erscheinungsbild erforderlich sind, Stichwort „Corporate Identity“, werden nach Angleichung auf das jeweilige Farbmuster produziert und geliefert. 2.3.2 Farbton und Stützweite Bedingt durch die hervorragenden Wärmedämmeigenschaften des Dämmkerns, kommt es bei Sandwichelementen bei einseitiger Erwärmung (Sonne) zu erheblichen Temperaturdifferenzen zwischen Innen- und Außenschale. Während auf der Außenseite bei hellen Farbtönen mit +55 °C zu rechnen ist, erreicht die Oberflächentemperatur bei dunklen Farbtönen +80 °C. Die Deckschichttemperatur der Innenseite ist im Sommer mit + 25 °C anzusetzen. 24 (P) = Plastisol (F) = Foliensystem Infolge dieser unterschiedlichen Deckschalentemperaturen kommt es zu Zwängungskräften und Knitterspannungen in den Deckschalen. Beim Überschreiten der zulässigen Knitterspannungswerte (bauaufsichtliche Zulassung) besteht die Gefahr, dass die Deckschichten beulen. Neben den üblichen Einwirkungen Wind, Eigengewicht und Schnee ist daher die Wärme als weiterer Lastfall bei Sandwichelementen anzusetzen. In den Stützweitentabellen der Hersteller wird dies mit der Einteilung der Farbtöne in Farbgruppen berücksichtigt. Am Beispiel einer Stützweitentabelle (Abb. 2.13) ist zu sehen, dass höhere Oberflächentemperaturen (FG III) sich besonders bei Zweiund Mehrfeldträgern in Form von verminderter Stützweite auswirken. Vor statischer Festlegung der Stützabstände muss daher vom Planer der Farbton der Außenschale gewählt werden. Die Eingruppierung der Farbtöne erfolgt entsprechend den Helligkeitswerten in die Farbgruppen I (heller Farbton), II (mittlerer Farbton) und III (dunkler Farbton) – siehe Tabelle Abb. 2.14. Im Zweifelsfall wird empfohlen, mit den Bauelementeherstellern Rücksprache zu halten. Korrosionsschutzsysteme – Auswahlkriterien bei Dach- und Wandbauteilen 2.3.3 Farbton und Mindestmenge Bei den heutigen Bandbeschichtungsanlagen sind für einen Anlagendurchlauf Mindestmengen von ca. 400 m 2 erforderlich. Werden kleinere Mengen eines Sonderfarbtons benötigt, kann Stücklackierung oder Pulverbeschichtung eine wirtschaftliche Alternative sein. Geschlossene Gebäude Höhe über Gelände Normalbereich der Wand 0 ... 8 m > 8 ... 20 m > 20 ...100 m 0,25 0,25 Gebäudeform h/a 0,25 0,50 FG I–III 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 Einfeldträger 4,84 4,84 3,76 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 4,92 4,92 3,58 2.3.4 Farbton und Beschichtungssystem 3 60 3 60 3 60 3 60 3 67 4 67 Wie im Kapitel 2.1.3 beschrieben, erfordern Intensiv-Farbtöne (Rot/Gelb/Blau) den Einsatz von Systemen mit hoher UV-Beständigkeit. Gemäß Abb. 2.12 empfiehlt sich für diesen Anwendungsfall das Lacksystem PVDF. 3 40 3 40 3 40 2 40 3 40 3 40 4,92 4,89 3,00 3 60 3 60 3 60 3 60 3 67 4 60 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3 40 3,20 3,06 2,69 3 60 3 60 3 60 3 60 3 60 FG I Zweifeldträger FG II FG III 2.4 Zusammenfassung 0,50 4,19 4,19 4,05 4,05 4,05 4,05 2,99 2,86 Kein Beschichtungssystem weist universelle Eigenschaften auf und eignet sich für alle auftretenden Belastungen. Bauherr, Planer, Lieferant der Bauteile und falls erforderlich der Beschichter sollten sich rechtzeitig über das für das anstehende Projekt geeignete Korrosionsschutzsystem abstimmen und die geeignete Auswahl treffen. Nur kurzfristige wirtschaftliche Gesichtspunkte sind dabei sicherlich nicht der richtige Weg, ein optimales System für längeren Korrosionsschutz und dekorative Gestaltung zu finden. Abb. 2.13: Stützweitentabelle Wand-Sandwichelemente (Beispiel) 2.5 Literatur Abb. 2.14: Helligkeitswert und Farbgruppe Farbgruppe Temperatur (Delta) in °C Helligkeitswert H in % Farbe Weiß I 55 90 – 75 II 65 74 – 40 3,76 3,58 3,58 2,87 0,50 3 60 III 80 39 – 8 • Farbe Gelb Farbe Grün • • DIN EN ISO 12944-1 und 12944-2, Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme DIN 18807-1, Trapezprofile im Hochbau DIN 55928-8, Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen DIN EN 14509 Selbsttragende Sandwichelemente mit beidseitigen Metalldeckschichten Merkblatt 093 Organisch bandbeschichtete Flacherzeugnisse aus Stahl, Stahl-Informations-Zentrum Merkblatt 121 „Korrosionsschutzsysteme für Bauelemente aus Stahlblech“, Stahl-Informations-Zentrum Dokumentation 558 „Bausysteme aus Stahl für Dach und Wand“, Stahl-Informations-Zentrum Prospekt „Bandbeschichtetes Feinblech“, ThyssenKrupp Stahl AG 25 Dokumentation 588 3 Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade Dipl.-Ing. Hans-Werner Girkes 3.1 Einleitung Stahl ist mehr denn je ein unverzichtbarer Werkstoff unserer Industriegesellschaft. Er ist Grundlage für unzählige Produkte mit fast unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten. Seine Gebrauchs- und Verarbeitungseigenschaften sowie seine besondere Wirtschaftlichkeit machen ihn auf fast allen Gebieten unersetzbar. Wen wundert es da, dass von seinen Gegnern der Brandschutz als sein größter Mangel herausgestellt wird? Dem ist aber nicht so. Es gibt mit Stahl kein Brandschutzproblem. Richtig angewendet ist er in der Lage, jede Feuerwiderstandsdauer zu erreichen. Trotzdem ist in Deutschland die Brandschutzproblematik eines der größten Hindernisse für den Einsatz von Stahl. In fast allen Nachbarländern, insbesondere Großbritannien, den Beneluxländern und Skandinavien, hat die Stahlbauweise weitaus höhere Marktanteile aufzuweisen. Es trifft sicherlich nicht zu, dass dieser Vergleich das Sicherheitsempfinden der einzelnen Länder widerspiegelt, sondern wir können davon ausgehen, dass in allen Ländern ein ähnliches Verständnis für die Verhinderung von Brandopfern besteht. Im § 3 Abs. 1 der MBO heißt es: Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht gefährdet werden. Diese allgemeine Anforderung gilt jedoch nicht nur für den Brandschutz. Genauer definiert werden die Schutzteile des Brandschutzes durch den § 14 der MBO. Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass • der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird, • bei einem Brand Menschen und Tiere gerettet werden können und • wirksame Löscharbeiten möglich sind. Dieser Paragraf definiert die Ziele, die bezüglich des Brandschutzes einzuhalten sind. Es ist aber nicht gesagt, wie die Schutzziele eingehalten werden können. 26 Beim Brandschutz wird zwischen dem vorbeugenden und dem abwehrenden Brandschutz unterschieden. Unter abwehrendem Brandschutz versteht man die Brandbekämpfung und die Rettung durch die Feuerwehr. Zum vorbeugenden Brandschutz gehören: • der betrieblich organisatorische Brandschutz, dazu zählen die Nutzung und der Betrieb von Anlagen und die betriebliche Vorsorge, • der anlagentechnische Brandschutz, der sich auf technische Anlagen wie Brandmelder, Sprinkleranlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen bezieht, • der bauliche Brandschutz, der immer noch den Schwerpunkt beim vorbeugenden Brandschutz bildet. 3.2 Brandausbreitung Ist ein Brand erst einmal entstanden, soll die Ausbreitung von Feuer und Rauch vermieden bzw. verhindert werden. Dafür hat das Bauordnungsrecht das Prinzip der Abschottung vorgesehen. Abschottung bedeutet aber immer, dass zweierlei erreicht werden soll. 1. Der Brand soll aus dem Bereich, in dem er ausgebrochen ist, nicht weitergeleitet werden können, und 2. wenn ein Brand ausgebrochen ist, soll verhindert werden, dass er auf ein anderes Gebäude überspringt. Angenommen, der Brand bricht bei (1) aus. Ein mögliches Szenario wäre, dass der darüber liegende Dachbereich (2) auf der Unterseite Feuer fängt. Hier kann sich das Feuer nach allen Seiten unter dem Dach (3) ausbreiten. Das Material kann brennend (4) abfallen und weitere Bereiche in Brand setzen. Unangenehmer wird es noch, wenn der Dachaufbau aus mehreren Schichten besteht und der Brand sich innerhalb der Schichten (5) ausbreitet. Dies ist von unten nicht feststellbar und könnte z. B. für die Feuerwehr, die zum Brandherd vorrückt, zu einer ernsten Gefahr werden, weil das Feuer im Rücken der Feuerwehrleute nach unten durchkommen kann. Findet das Feuer einen Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade tens in die Baustoffklassen A (nicht brennbar) und B (brennbar) eingeteilt. Beide Baustoffklassen haben noch Unterteilungen. Die Baustoffklasse A wird in die Klassen A1 und A2 unterschieden. A1 ist ganzheitlich aus nicht brennbaren Bestandteilen hergestellt, während die Baustoffklasse A2 brennbare Bestandteile hat. Das Mischungsverhältnis von brennbaren zu nicht brennbaren Bestandteilen ist jedoch so gewählt, dass diese Baustoffe nicht brennen können. Die Baustoffklasse B wird unterteilt in schwer entflammbare, normal entflammbare und leicht entflammbare Baustoffe. Im Unterschied zur nationalen Klassifizierung nach DIN 4102-1 stellt das europäische Klassifizierungssystem eine größere Vielfalt von Klassen und Kombinationen zur Verfügung. Zusätzlich zum Brandverhalten werden die Brandnebenerscheinungen wie Rauchentwicklung und brennendes Abtropfen/Abfallen in Klassen eingeteilt. Die europäische Norm ist als DIN EN 13501-1 und DIN EN 13501-2 erschienen. Das nationale und europäische Klassifizierungssystem werden für eine Übergangszeit gleichwertig und alternativ anwendbar sein. In der Bauregelliste erfolgt die Zuordnung der Klassen zu den bauaufsichtlichen Anforderungen an den Brandschutz. In Abb. 3.2 sind die Klassen aufgeführt, die zur Gewährleistung des 6 7 8 5 5 3 4 2 1 Abb. 3.1: Phasen der Brandweiterleitung Weg, um ins Freie (6) durchzudringen, dann kann es sich unter Umständen über das Dach (7) ausbreiten und durch Lüftungen oder offen stehende Fenster in Nachbarbereiche (8) eindringen (Abb. 3.1). 3.3 Klassifizierungskombinationen Um die Brandweiterleitung zu unterbinden und um sie einschätzen zu können, wird das Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen in der DIN 4102 geregelt. Im Teil 1 der DIN werden Baustoffe hinsichtlich ihres BrandverhalBauaufsichtliche Benennung Zusatzanforderungen Kein Kein brennendes Rauch Abfallen/Abtropfen Europäische Klasse nach DIN EN 13501-1 Klasse nach DIN 4102-1 • • A1 A1 • • A2 – s1 d0 A2 • • B, C – s1 d0 • B, C – s3 d0 Nicht brennbar B11) Schwer entflammbar • B, C – s1 d2 B, C – s3 d2 • Normal entflammbar D – s3 d0 D – s3 d2 B21) E – d2 Leicht entflammbar 1) F B3 Angaben über hohe Rauchentwicklung und brennendes Abtropfen/Abfallen im Verwendbarkeitsnachweis und in der Kennzeichnung. Abb. 3.2: Klassifizierung des Brandverhaltens (ohne Bodenbeläge) nach DIN EN 13501-1 27 Dokumentation 588 in Deutschland geltenden Sicherheitsniveaus mindestens einzuhalten sind. Bei besonderen Anforderungen an die Rauchentwicklung ist die Klasse s1 einzuhalten. Wird ein Baustoff gefordert, der nicht brennend abtropfen oder abfallen darf, ist ein Baustoff der Klasse d0 zu verwenden. Das europäische Klassifizierungssystem ist durch die Veröffentlichung in der Bauregelliste 2002/1 in das deutsche Baurecht eingeführt worden. Nach DIN EN 13501 können tragende Bauteile mit raumabschließender Funktion in folgende Feuerwiderstandsklassen klassifiziert werden: • Wände mit Raumabschluss RE 30, 60, 90 • Wände mit Raumabschluss und Wärmedämmung REI 30, 60, 90 • Brandwände REI-M 30, 60, 90 • Wände REW 30, 60, 90 3.3.1 Klassifizierungskombinationen Prüfungen und Leistungskriterien für die Klassifizierung wurden einheitlich für folgende Bauprodukte festgelegt: • tragende Bauteile ohne raumabschließende Funktion • tragende Bauteile mit raumabschließender Funktion • Produkte und Systeme zum Schutz von tragenden Bauteilen oder Bauwerksteilen • nicht tragende Bauteile oder Teile von Bauwerken, mit oder ohne Verglasung • brandschutztechnisch wirksame Bekleidungen von Decken und Wänden • Produkte haustechnischer Anlagen Bauaufsichtliche Benennung Ein raumabschließendes tragendes Bauteil mit der Klassifizierung REI 30 muss der Brandbeanspruchung während der Prüfung mindestens 30 Minuten standhalten und die Kriterien E-Raumabschluss und I-Wärmedämmung erfüllen, um die Übertragung von Feuer und Rauch in andere Nutzungseinheiten zu verhindern. Das Bauteil muss so widerstandsfähig sein, dass Flammen und Gase nicht durchtreten können. Die feuerabgekehrte Seite darf sich nicht derartig erwärmen, dass sich dort befindliche Materialien entzünden können. Das Kriterium M kennzeichnet die Fähigkeit des Bauteils, einer Stoßbeanspruchung durch herabfallende andere Bauteile zu widerstehen. Tragende Bauteile ohne raummit raumabschließende Funktion abschließender Funktion Nicht tragende Innenwände Nicht tragende Außenwände R 30 REI 30 EI 30 E 30 (i → o) und EI 30 (i ← o) [F 30] [F 30] [F 30] [W 30] R 60 REI 60 EI 60 E 60 (i → o) und EI 60 (i ← o) [F 60] [F 60] [F 60] [W 60] R 90 REI 90 EI 90 E 90 (i → o) und EI 90 (i ← o) [F 90] [F 90] [F 90] [W 90] Feuerhemmend Feuerbeständig1) Feuerwiderstandsdauer 120 Min. R 120 REI 120 [F 120] [F 120] Brandwand – REI-M 90 1) EI-M 90 Zurzeit nach §17 Abs. 2 MBO (in den wesentlichen Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen). Abb. 3.3: Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen nach DIN EN 13501-2 und DIN EN 13501-3 und ihre Zuordnung zu den bauaufsichtlichen Benennungen [Klassifizierung nach DIN 4102] (Auszug aus Anlage 0.1.2. zur Bauregelliste A Teil 1, Ausgabe 2002/1) 28 Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade In Abb. 3.3 wird die Zuordnung der europäischen Klassen zu den bauaufsichtlichen Begriffen „feuerhemmend, feuerbeständig“ für Deutschland verbindlich festgelegt. Raumabschließende tragende Wände und Decken zwischen verschiedenen Nutzungseinheiten müssen nach MBO wärmedämmend sein, sie müssen daher die Anforderungen der Klasse REI mit der erforderlichen Feuerwiderstandsdauer erfüllen. Brandwände müssen der Klasse REI-M entsprechen. Steht ein Gebäude in Flammen und hat ein Brand einen Weg durch Dach und/oder Wand gefunden, kann das Feuer durch Flugfeuer auf eine Nachbarbebauung übergreifen. Die Dachhaut der Nachbarbebauung muss in der Lage sein, diesen brennenden Bestandteilen standzuhalten. Dabei darf die Strahlungswärme, die von einem Brand ausgeht, nicht vergessen werden. Auch dadurch ist es möglich, ein benachbartes Gebäude in Brand zu setzen, nämlich dann, wenn die Entzündungstemperatur des Baustoffes erreicht ist. Geregelt wird das Brandverhalten in der DIN 4102 Teil 7. Als Bedachung im Sinne dieser Norm gelten Dacheindeckungen und Dachabdichtungen einschließlich etwaiger Dämmschichten sowie Lichtkuppeln oder andere Abschlüsse für Öffnungen im Dach. Gegen Flugfeuer und strahlende Wärme widerstandsfähige Bedachungen sollen die Ausbreitung des Feuers auf dem Dach und eine Brandübertragung vom Dach in das Innere des Gebäudes bei der in dieser Norm festgelegten Beanspruchung verhindern. 3.4 Normung Im Jahre 1988 wurde auf Antrag des Verbandes der Schadensversicherer (VdS) beim Deutschen Institut für Normung mit der Erstellung einer Normungsreihe begonnen. Im August 1992 wurde dann die deutsche Norm DIN 18234 Teil 1 – Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von unten – Teil 1: Begriffe, Anforderungen und Prüfungen; Geschlossene Dachflächen herausgegeben, um damit einheitliche Bewertungskriterien für die Prüfung solcher Dächer festzulegen. Nach dieser Norm geprüfte Dächer erfüllen das Schutzziel einer Begrenzung der Brandweiterleitung im Bereich der geschlossenen Dachfläche. Es ist somit sichergestellt, dass diese Dächer sich nicht oder nur sehr verzögert am Brandgeschehen beteiligen und so die Feuerwehr die Chance einer wirksamen Brandeindämmung und Brandbekämpfung erhält. In der ersten Phase eines Entstehungsbrandes soll das passive Brandverhalten des Daches nachgewiesen werden. Während die Versicherer schon frühzeitig nach Erscheinen der Norm die nach DIN 18234 errichteten Dächer positiv bewerteten und in der Höhe der Versicherungsprämie berücksichtigten, war und ist auch heute der Weg im Baurecht noch nicht abgeschlossen. Die Aufnahme der DIN 18234 als ein Regeldachaufbau in der im März 2000 veröffentlichten MindBauRl war ein erster Schritt der baulichen Anwendung dieser Norm. In der MindBauRl heißt es unter Punkt 5.11.1: Bedachungen von Brandabschnitten oder Brandbekämpfungsabschnitten mit einer Grundfläche von mehr als 2.500 m2 sind so auszubilden, dass eine Brandausbreitung innerhalb eines Brandabschnitts oder eines Brandbekämpfungsabschnitts über das Dach behindert wird. Dies gilt z. B. als erfüllt bei Dächern • nach DIN 18234-1 einschließlich Beiblatt 1 oder • mit tragender Dachschale aus mineralischen Baustoffen (Beton oder Porenbeton) oder • mit Bedachungen aus nicht brennbaren Baustoffen. Durch die MindBauRl gehören Dächer nach DIN 18234 seitdem auch baurechtlich zu den auch ohne Einzelnachweis freigegebenen Dachaufbauten von Industriegebäuden. Die komplett überarbeitete und im September 2003 neu herausgebrachte Normenreihe der DIN 18234 besteht heute aus vier Teilen. Im Teil 1 der DIN werden im Wesentlichen der Anwendungsbereich der Normenreihe, die verwendeten Begriffe, Anforderungen und die notwendigen Prüfungen aufgeführt, die auf die geschlossene Dachfläche anzuwenden sind. Für die in solchen Dächern enthaltenen Durchdringungen sind die Grundlagen und Prüfungen im Teil 3 dieser Norm aufgeführt. In den Teilen 2 und 4 werden Lösungen für die Materialauswahl und die konstruktive Ausführung, die die Anforderungen aus dieser Norm erfüllen und deshalb ohne weitere Überprüfung verwendet werden können, dargestellt. Ein in der Praxis oft vernachlässigtes Detail sind die Verbindungselemente der Stahltrapezprofile an den Längsrändern untereinander. Hier verwenden die Monteure gelegentlich Niete aus dem Fahrzeugbau. Wenn deren Schmelzpunkt 29 Dokumentation 588 kleiner als 1.000 ºC ist, wird das Dach im Brandfall an diesen Stellen aufreißen und damit versagen. Hier ist also eine besondere Kontrolle gefragt. Allgemein jedoch gilt: Dächer, die die in der DIN 18234 beschriebenen Anforderungen erfüllen, können das Brandschutzniveau ohne klassifizierbare Feuerwiderstandsdauer erheblich verbessern. Ein Brand im Innenraum wird das Dach entweder nicht mehr oder nur noch so verzögert beteiligen können, dass eine rechtzeitig alarmierte und eintreffende Feuerwehr realistische Chancen hat, den Brand noch auf einer kleinen Fläche beschränkt vorzufinden und bekämpfen zu können. 3.5 Stahltrapezprofile Oberflächenveredelte Stahltrapezprofile und Kassetten sind im Regelfall nach DIN 4102 einzeln betrachtet in die Baustoffklasse A2 – nicht brennbar – eingestuft (Abb. 3.4). Sie finden primär als Wetterschutz ihre Anwendung. Die im Gefälle des Daches vom First zur Traufe verlaufenden Profile liegen auf Pfetten auf, bilden den Raumabschluss und sind gleichzeitig die Wasser abführende Schale des Daches. Dachabdeckungen mit Stahltrapezprofilen müssen regensicher ausgeführt werden und dürfen für Dachdeckungen nur verwendet werden, wenn sie der DIN 18807 entsprechen. Sie erfüllen damit die Forderung „widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme“ gemäß DIN 4102 Teil 7. Genauso werden sie – als harte Bedachung – gemäß der Richtlinie des Verbandes der Sachversicherer eingestuft. Aus Sicht der Sachversicherer müssen bauliche Anlagen so beschaffen sein, dass ein den Prämienrichtlinien entsprechender Sachschutz gewährleistet ist und dass Brandfolgeschäden auf das kleinstmögliche Maß beschränkt sind. Bei Gebäuden mit bis zu zwei Vollgeschossen werden im Regelfall an nicht tragende Außenwände keine brandschutztechnischen Anforderungen gestellt. Bei Gebäuden mit mehr als zwei Vollgeschossen sind sie aus nicht brennbaren Baustoffen in W30- bis W90-Ausführung herzustellen. Dabei gibt es für Dach- und Wandkonstruktionen eine Vielzahl von Ausführungen, die von den Herstellern mit Prüfzeugnissen belegt sind. Aber auch Warmdächer können dieser Anforderung genügen. Der Dachaufbau aus Stahltrapezprofilen mit oben liegender Wärmedämmung und Dachabdichtung muss einer der in DIN 4102 Teil 4 aufgeführten Ausführungsmöglichkeit entsprechen. Zweischalige Metalldachkonstruktionen bieten gegenüber anderen Dachkonstruktionen eine Reihe von Vorteilen, die sich besonders hinsichtlich des Brandschutzes zeigen. Sie gelten als wartungsfreundlich mit einer langen Lebensdauer. Hohe Brandschutzklassen können mit der entsprechenden Konstruktion und besonderen Dämmstoffen ohne weiteres erfüllt werden. Für Baustoffe der Trapezprofile, Mineralfaser-Dämmung, Schrauben und Nieten, aus denen zweischalige Metalldächer im Wesentlichen bestehen, gilt die Baustoffklasse A mit der bauaufsichtlichen Bezeichnung „nicht brennbarer Baustoff“ nach DIN 4102 Teil 1. 1. Generation Profilhöhe ~ 70 mm 2. Generation Profilhöhe ~ 140 mm Abb. 3.4: Stahltrapezprofile 30 3. Generation Profilhöhe ~ 210 mm Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade Für die Dampfsperre wird die Verwendung von Baustoffen der Baustoffklasse B1, schwer entflammbar nach DIN 4102 Teil 1, empfohlen, die das Brandverhalten des ansonsten nicht brennbaren Daches nicht wesentlich beeinflussen. Zweischalige Metalldächer sind nach DIN 4102 Teil 7 widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme. Sie verhindern die Ausbreitung des Feuers auf dem Dach sowie die Brandübertragung in das Innere des Gebäudes. Zweischalige Metalldächer können so ausgebildet werden, dass sie die Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse R30 erfüllen. 3.6 PUR-Sandwichelemente Wie kaum ein anderes Bauelement hat sich das Polyurethan-Sandwichelement im Industrieund Gewerbebau seinen Platz erobert. Bei Sandwichelementen handelt es sich um Bauelemente, bestehend aus zwei dünnen Metalldeckschichten, die über einen Dämmstoff schubfest miteinander verbunden sind. Die Dämmstoffkerne sind in der Regel aus Polyurethan-Hartschaum und nur bei besonderen Anforderungen aus Mineralfaserplatten (Abb. 3.5). Bei Sandwichelementen gibt es ein ganzes Bündel von Eigenschaften zu bewerten, die Einfluss auf die statischen und bauphysikalischen Funktionen und die Wirtschaftlichkeit der Sandwichkonstruktion und damit auf das ganze Bauwerk nehmen. Diese mühevolle und zeitaufwendige Arbeit wird Planern und Bauherren von den Herstellern wesentlich erleichtert. Sie müssen ihr Augenmerk lediglich, dies aber sorgfältig, auf die Vorlage von Nachweisen konzentrieren, die aufeinander abgestimmt ein Höchstmaß an Sicherheit bieten. Geprüft werden muss Folgendes: 1. Liegt eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik Berlin vor, und ist sie noch lange genug gültig? In den Landesbauordnungen der Länder wird sinngemäß gefordert: Wer Bauprodukte in den Verkehr bringt, muss die Verwendbarkeit durch einen Verwendbarkeitshinweis nachweisen. Im Sinne des Gesetzes sind Sandwichelemente keine geregelten Bauprodukte, denn es liegen keine technischen Regeln zugrunde. Deshalb bedürfen Sandwichelemente als Nachweis der Verwendbarkeit einer all- gemeinen bauaufsichtlichen Zulassung, in der u. a. die Werkstoffeigenschaften und Zusammensetzungen der Deckschichten, der Kerndämmung und des Elementes als Grundlage für das Brandverhalten eindeutig festgelegt ist. Auch muss die Gültigkeit des Zulassungsbescheides über den geplanten Fertigstellungszeitraum hinaus vorhanden sein. 2. Stimmen Zulassungsbescheid und Produkt überein? Ganz wichtig bei der Verwendung von Sandwichelementen ist, inwieweit die Materialien und Materialkennwerte des gelieferten Produktes mit denen im Zulassungsbericht übereinstimmen. 3. Verfügt das Sandwichelement über ein Ü-Zeichen? Sandwichelemente sind in Deutschland zurzeit nach allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung geregelt. Sie sind Ü-Zeichen-pflichtig und unterliegen einer regelmäßigen Fremdüberwachung, und es ist eine der wichtigsten Aufgaben des Planers, die Sandwichelemente auf das Vorhandensein des Ü-Zeichens zu überprüfen. Die Kennzeichnung mit dem Ü-Zeichen ist zwingend vorgeschrieben. Es dokumentiert die zulassungskonforme Herstellung der Sandwichelemente in Bezug auf die werkseigene Produktionskontrolle und die regelmäßige Fremdüberwachung durch ein anerkanntes, unabhängiges Institut. Stimmen alle in der bauaufsichtlichen Zulassung geforderten Parameter mit den Prüfungen überein, erfüllt die fremdüberwachte Stelle das Ü-Zeichen. Damit ist das Ü-Zeichen wichtigster Indikator für gleich bleibende Qualität. Abb. 3.5: PUR-Sandwichelemente 31 Dokumentation 588 Voraussichtlich wird im Jahre 2005 eine europäische Norm für Sandwichelemente, DIN EN 14509, im Weißdruck erscheinen. Danach dürfen Sandwichelemente zukünftig allein mit einer Herstellererklärung auf den Markt gebracht und mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet werden. Eine regelmäßige unabhängige Fremdüberwachung wird nicht mehr stattfinden. Nach DIN 4102 Teil 1 (Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen), sind einzeln betrachtet der PUR-Hartschaum als normal entflammbarer Baustoff B2 und die oberflächenveredelten Stahldeckschalen als nicht brennbarer Baustoff A2 eingestuft. Sandwichelemente werden überwiegend industriell vorgefertigt. Dabei erfolgt der kraftschlüssige Verbund zwischen den Schichten in der Regel durch Verklebungen, wodurch die für Bauelemente erforderlichen Biege- und Torsionssteifigkeit erreicht wird. Gegner des Sandwichelementes begründen ihre Ablehnung häufig mit der Verwendung von Polyurethan-Hartschaum und dem damit zusammenhängenden vermeintlichen mangelhaften Brandschutz. Bei näherer Betrachtung stellt sich eine solche Verurteilung jedoch als Informationsmangel heraus. Polyurethan-Hartschaumstoffe sind wie alle organischen Produkte brennbar. Jedoch trägt das PUR-Sandwichelement nicht zur Aufrechterhaltung eines Brandes bei, weil der Schaumstoff nur in der Flamme brennt. Bei Wegnahme der Zündquelle ist der Schaumstoff selbstverlöschend. Er brennt nicht außerhalb der Flamme. Das PUR-Sandwichelement kann somit auch nicht zur Weiterleitung eines Brandes beitragen, weil der Polyurethan-Hartschaumstoff nur im unmittelbaren Bereich des Brandherdes brennen kann, und trägt weder zu einer nennenswerten Erhöhung der im Gebäude vorhandenen Brandlast noch zu einer Brandausweitung durch so genannte Kaminwirkung bei. Dämmstoffe „für sich allein geprüft“ sind nicht feuerwiderstandsfähig gemäß DIN 4102. Der Feuerwiderstand wird aber nicht am einzelnen Baustoff, sondern an der Gesamtkonstruktion ermittelt, mit allen Schichten und Schalungen. Je nach Konstruktion können sich dabei sehr feuerwiderstandsfähige Bauteile ergeben. Weitere günstige Eigenschaften des Elementes sind, dass es nicht schmilzt und nicht abtropft. Dadurch besteht keine Gefahr, dass sich ein neuer Brandherd bilden kann. Darum wird das gesamte Stahl-PUR-Sandwichelement klassifiziert als „schwer entflammbar“, also Baustoffklasse B1. 32 Insbesondere als Wandelemente und nicht tragende Außenwandelemente können Sandwichelemente die Feuerwiderstandsklassen nach DIN 4102 erreichen. Sandwichelemente mit Deckschichten aus Stahlblech und einem Kern aus PUR-Hartschaum ohne Luftschicht können in die Baustoffklasse DIN 4102-B1 „schwer entflammbar“ eingestuft werden. Im Zuge eines Forschungsvorhabens zur Untersuchung des Brandverhaltens, das vom Bundesministerium für Forschung und Technologie gefördert und von den Versicherern und der Industrie kritisch beobachtet wurde, fand ein Großbrandversuch in einem neu errichteten Laborgebäude für die Forschungs- und Materialprüfanstalt Baden-Württemberg statt. Dabei wurden u. a. Sandwichelemente mit Deckschichten aus 1 mm dickem, mit Acrylharzlack beschichtetem Stahlblech und einem Kern aus PUR-Hartschaum ohne Luftschicht als Fassadensystem geprüft. Nach dem Brand wurde das Brandverhalten des Fassadensystems als überraschend gut gewertet, weil ein Durchbrand nur im Fugenbereich erfolgte und ansonsten nur im Bereich des direkten Feuerangriffs Verbrennungen der Blechbeschichtung sowie eine Verkohlung des Kerns aus PUR-Hartschaum auftraten. Das System trug also weder zur horizontalen noch zur vertikalen Brandausbreitung bei. Erwähnt werden muss jedoch, dass während des Brandversuchs die Rauchentwicklung nicht unerheblich war. Als Dachbauteile können Sandwichelemente in der Regel keine Feuerwiderstandsklasse nach DIN 4102 erreichen. Insgesamt sind Sandwichelemente im Dach beim Entstehungsbrand jedoch kaum am Brandgeschehen beteiligt. Das ganze nachweislich defensive Verhalten im Brandfall wird selbst von den Sachversicherungen bezüglich der Feuerversicherung anerkannt. Die Sachversicherer stufen Gebäude, in denen Stahl-PUR-Sandwichelemente eingesetzt sind, prämienneutral ein und erheben keine besonderen Risikozuschläge zu den üblichen Brandschutzprämien. 3.7 Sandwichelemente mit Steinwolle In den letzten fünf bis zehn Jahren wurde das Produktprogramm der Sandwichelemente durch die verstärkte Entwicklung attraktiver Steinwolle-Sandwichelemente ergänzt. Baulicher Brandschutz für Dach und Fassade den alleinigen Schutz gegen die einwirkende Brandbeanspruchung. Bei kaum einer anderen Konstruktion wird der Dämmstoff ähnlich lange und massiv beansprucht. Selbst bei intensiver Beflammung tragen Sandwichelemente mit Steinwollekern (Abb. 3.6) nicht zur Brandausbreitung oder Brandverstärkung bei und setzen nur geringe Rauchmengen frei. Eigenschaften, die sich auch in der Prüfung nach europäischen Standards widerspiegeln. So sind seit 2003 Sandwichelemente am Markt, die europaweit in die Baustoffklasse A2-s1d0 eingestuft sind. s1 und d0 sind Zusatzklassifizierungen und dokumentieren das Rauchverhalten bzw. das Abtropfverhalten bei Beflammung. Nicht brennbare Sandwichelemente sind überall dort sinnvoll, wo mit traditionellen PURSandwichelementen nicht mehr gearbeitet werden kann. Abb. 3.6: Sandwichelement mit Steinwolle Steinwolle hat sich bereits vorher im Brand-, Wärme- und Schallschutz bewährt. Sie ist flexibel und wird in allen erdenklichen Formen auf den Markt gebracht. Ausgenutzt wird in fast allen Anwendungsgebieten die hohe thermische Belastbarkeit der Steinfaser, die aus vulkanischen Gesteinen gewonnen wird und einen Schmelzpunkt von über 1.000 °C hat. Im Verbund mit feuerbeständigen Stahlblechen bilden diese Sandwichelemente mit einem Steinwollekern eine gute Basis stabiler, feuerhemmender und feuerbeständiger Konstruktionen. Über einen Zeitraum von zum Teil mehr als 90 Minuten übernimmt die Steinwolle fast Typische Anwendungsbeispiele kommen z. B. aus folgenden Bereichen: • Kühlhausbau mit Brandschutzzonen • Innensanierung bestehender Hallen mit Brandschutzanforderungen • Wände mit zu geringem Abstand zu Grundstücksgrenzen (< 5 m Abstand) • Trennwände nach Verkaufsstättenverordnung • Brandwände nach der neuen MIndBauRl • Bauteile, die den Anforderungen der Prämienrichtlinien von Versicherungsgesellschaften entsprechen müssen • Flughafengebäude Sandwichelemente mit Steinwollekern und Sandwichelemente mit PUR-Kern lassen sich bei Bedarf auch kombinieren und gewährleisten dadurch eine funktionelle und optisch ausgereifte Fassadengestaltung. 33 Dokumentation 588 4 Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Dr.-Ing. Markus Kuhnhenne 4.1 Einleitung Die Energieeinsparverordnung 2007 (EnEV 2007) [1] ersetzt seit 01.10.2007 die Energieeinsparverordnung 2002 (EnEV 2002) [2]. Die EnEV 2007 ist ein Element in der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung, um den Energiebedarf von Gebäuden und damit die Kohlendioxidemissionen zu senken. Der Energiebedarf wird durch verschiedene Faktoren, wie z. B. Dämmstandard, Art der Lüftung, Verluste bei der Wärmeerzeugung, Beleuchtungskonzept und Kühlsystem, beeinflusst. In der EnEV 2007 wird versucht, sämtliche Einflussgrößen auf den Energiebedarf umfassend zu berücksichtigen, was an der Komplexität des Berechnungsverfahrens zu erkennen ist. Mit der Einführung der EnEV 2002 sind die Anforderungen an den Wärmeschutz von Gebäuden deutlich verschärft worden. Dadurch gewinnt der Einfluss von Wärmebrücken so an Bedeutung, dass er beim Nachweis des energieeinsparenden Wärmeschutzes berücksichtigt werden muss. Die europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden [3] wird mit der Einführung der Energieeinsparverordnung 2007 in nationales Recht umgesetzt. Bei dem Nachweis des energieeinsparenden Bauens nach EnEV 2007 wird erstmals der Energieaufwand zur Kühlung und Beleuchtung von Gebäuden berücksichtigt. 4.2 Energieeinsparverordnungen 2002 und 2007 4.2.1 Allgemeines In der EnEV 2002 wurden die Wärmeschutzverordnung 1995 (WSVO 1995) und die Heizungsanlagenverordnung zusammengeführt. Dadurch werden Gebäudehülle und Anlagentechnik in der Gesamtheit betrachtet und innerhalb festgelegter Grenzen wird eine direkte energetische „Verrechnung“ zwischen bauphysikalischen und anlagentechnischen Maßnahmen zugelassen. Die Einflüsse der Gebäudegeometrie, der verwendeten Bauteile, der Anlagentechnik und des Energieträgers auf den Heizenergiebedarf werden energetisch bewertet. Die berechneten Werte für den Heizenergiebedarf des 34 Gebäudes und den Wärmeverlust über die Gebäudehülle dürfen die jeweiligen Höchstwerte nach EnEV 2002 nicht überschreiten. Die Anforderungen der EnEV 2002 an den maximalen Energieeinsatz zur Beheizung und Trinkwassererwärmung in Gebäuden gelten für zu errichtende Gebäude ab 01.02.2002. Die Europäische Richtlinie „Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“ (EPBD) [3], die am 04.01.2003 in Kraft getreten ist, muss in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in nationales Recht umgesetzt werden. In Deutschland ist dies mit der Einführung der Energieeinsparverordnung 2007 erfolgt. Für Wohngebäude bleibt das oben beschriebene Verfahren der EnEV 2002 auch mit Einführung der EnEV 2007 weiterhin gültig. Bei Nichtwohngebäuden besitzt der Energiebedarf für Beleuchtung und Kühlung einen erheblichen Anteil am Primärenergiebedarf. Das Konzept der EnEV 2007 sieht daher vor, den Primärenergiebedarf für Nichtwohngebäude unter Einbeziehung dieser Beiträge zu begrenzen. Für die Bestimmung der zulässigen Höchstwerte des Jahres-Primärenergiebedarfs wurde ein neuer Ansatz gewählt. In § 4 der EnEV 2007 heißt es: „Zu errichtende Nichtwohngebäude sind so auszuführen, dass der Jahres-Primärenergiebedarf für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung, Kühlung und eingebaute Beleuchtung den Wert des Jahres-Primärenergiebedarfs eines Referenzgebäudes gleicher Geometrie, Nettogrundfläche, Ausrichtung und Nutzung einschließlich der Anordnung der Nutzungseinheiten mit der in Anlage 2 Tabelle 1 angegebenen technischen Ausführung nicht überschreitet.“ Dieses sogenannte Referenzgebäudeverfahren verlangt eine zweite Berechnung des zu errichtenden Gebäudes, bei der für alle Elemente der Gebäudehülle (z. B. Transmissionswärmetransfer, Verglasung, Sonnenschutz) sowie der Anlagentechnik (z. B. Heizung, RLT, Beleuchtung) Referenzausführungen bzw. Sollwerte in Anlage 2 Tabelle 1 der EnEV 2007 vorgegeben werden. Für die Berechnung des Primärenergiebedarfs für Nichtwohngebäude ist das neue Verfahren nach DIN V 18599 zu verwenden. An bestehende Wohn- und Nichtwohngebäude nach Abschnitt 3 der EnEV 2007 werden gesonderte Anforderungen gestellt, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen wird. Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Heizwärmebedarf nach WSVO 1995 Heizenergiebedarf nach EnEV 2002 Q h,cal = QT QV Qs Qi Q P,Heiz,cal = Qh + Qw + Qt – Qr ≤ QP,Heiz,max Qh Heizwärmebedarf Qw Wärmebedarf für Warmwasserbereitung Qt Wärmeverluste der Anlagentechnik Qr Wärmebeitrag durch regenerative Systeme QT + QV – Qs – Q i ≤ Q h,max Transmissionswärmeverluste Lüftungswärmeverluste Solare Wärmegewinne Interne Wärmegewinne Primärenergiebedarf nach EnEV 2007 QP,cal = QP,Heiz QP,Lüft QP,WW QP,Licht QP,Kühl QP,Heiz + QP,Lüft + QP,WW + QP,Licht + QP,Kühl ≤ QP,max Primärenergiebedarf Heizung Primärenergiebedarf Lüftung Primärenergiebedarf Warmwasser Primärenergiebedarf Beleuchtung Primärenergiebedarf Kühlung Abb. 4.1: Konzepte WSVO 1995, EnEV 2002 und EnEV 2007 4.2.2 Anforderungen an Neubauten Mit den Anforderungen der EnEV 2002 soll der Heizenergiebedarf von Neubauten um durchschnittlich 30 % im Verhältnis zu den Anforderungen nach WSVO 1995 gesenkt werden. Für die energetische Bewertung von Gebäuden wurde mit der WSVO 1995 ein Verfahren zur Berechnung des Jahres-Heizwärmebedarfs Qh (Wärmemenge, die das Heizsystem liefert) eingeführt. Ein wesentliches Merkmal der EnEV 2002 ist die Umstellung der Anforderungen an Neubauten vom Jahres-Heizwärmebedarf auf den Jahres-Heizenergiebedarf (Primärenergie, die dem Heizsystem zugeführt wird) des Gebäudes. Der berechnete Wert darf einen zulässigen Höchstwert nicht überschreiten, siehe Abb. 4.1. Die EnEV 2007 erweitert die Berechnung für Nichtwohngebäude um den Primärenergiebedarf für Beleuchtung und Kühlung. In der Bilanzierung des Heizenergiebedarfs nach EnEV 2002 werden die Wärmeverluste der Heizungsanlage und der Wärmebedarf für die Warmwasserbereitung mit in die Energiebilanz aufgenommen. Der Heizenergiebedarf eines Gebäudes umfasst nicht mehr nur den JahresHeizwärmebedarf, sondern er wird auf die Heizungs-, Lüftungs- und Warmwasseranlage inklusive der benötigten Hilfsenergien ausgedehnt. Für Nichtwohngebäude galt in der EnEV 2002 eine Unterscheidung zwischen Gebäuden mit normalen Innentemperaturen (das sind nach EnEV 2002 solche Gebäude, die mehr als vier Monate im Jahr auf mindestens 19 °C beheizt werden) und Gebäuden mit niedrigen Innen- temperaturen. Bei diesen wurden lediglich die Transmissionswärmeverluste begrenzt, da solche Gebäude sehr unterschiedliche Nutzungsmerkmale aufweisen und somit eine pauschale Berücksichtigung der Lüftungswärmeverluste und der internen Wärmegewinne nicht sinnvoll ist. Nach der neuen EnEV 2007 ist eine Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs für alle Nichtwohngebäude erforderlich, sobald mindestens eine der Konditionierungen Heizung, Kühlung, Be- und Entlüftung, Befeuchtung, Beleuchtung und Trinkwarmwasserversorgung gegeben ist. Das heißt, die vereinfachten Berechnungen für niedrig temperierte Gebäude fallen weg, stattdessen sind die Randbedingungen (z. B. Innentemperatur, interne Wärmequellen, Luftwechselzahlen) für die Berechnungen anzupassen. Neben den Anforderungen an den Primärenergiebedarf und der Begrenzung des Transmissionswärmetransfers werden zusätzlich generell geltende Anforderungen gestellt an: – Luftdichtheit, Mindestluftwechsel, – Mindestwärmeschutz, Wärmebrücken, – Anlagen der Heizungs-, Kühl- und Raumluft technik, – Prüfung alternativer Energieversorgungssysteme, – Energieausweise. Insbesondere die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz und die Luftdichtheit sowie die Berücksichtigung des zusätzlichen Wärmetransfers im Bereich von Wärmebrücken haben deutliche Auswirkungen auf die Planung und Ausführung von Dach- und Fassadensystemen. 35 Dokumentation 588 4.2.3 Grundzüge zur Berechnung des Primärenergiebedarfs nach DIN V 18599 Die DIN V 18599 [4] stellt ein ganzheitliches Berechnungsverfahren dar, das alle für den bestimmungsgemäßen Betrieb eines Gebäudes benötigten Energien einschließlich der Anlagentechnik umfasst. Sie wird von der EnEV 2007 als Berechnungsverfahren für Nichtwohngebäude vorgeschrieben. Die Norm besteht aus zehn Teilen (Abb. 4.2), die in ihrer Struktur nachfolgend erläutert werden. Teil 10 schließlich definiert Randbedingungen für 33 Nutzungsarten (Nichtwohngebäude). Hier werden z. B. tägliche und jährliche Nutzungszeiten, Sollwerte für Temperatur und Beleuchtung, Luftwechselzahlen und interne Wärmelasten definiert. Für weitere Erläuterungen wird auf [5] und [6] verwiesen. 4.2.4 Anforderungen an den Wärmeschutz 4.2.4.1 Allgemeines Die EnEV 2007 begrenzt mit ihren Anforderungen an zu errichtende Gebäude den Transmissionswärmetransfer der Gebäudehülle. Darüber hinaus haben sich die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz mit der Neufassung der DIN 4108-2 deutlich verschärft. Abb. 4.2: Aufbau der DIN V 18599 In Teil 1 wird die Bilanzierung und Zonierung vorgestellt. Die wesentlichen Größen und Gleichungen zur Aufstellung der Bilanzierungen werden benannt, daher bildet dieser Teil das Grundgerüst und auch einen Navigator für die nachfolgenden Teile, in denen die einzelnen Größen detailliert berechnet werden. In den Teilen 2 bis 4 wird die Nutzenergie für die Konditionierung (Heizen, Kühlen, Raumlufttechnik, Beleuchtung) ermittelt. Die Teile 5 bis 7 behandeln die erforderliche Anlagentechnik und deren Energieeffizienz. Teil 8 befasst sich mit dem Energiebedarf für die Warmwasserbereitung. Von erheblicher Bedeutung für die primärenergetische Bewertung kann die gekoppelte Erzeugung von Wärme, Strom und gegebenenfalls auch Kälte sein, daher ist unter dem Schlagwort BHKW (Blockheizkraftwerk) für diese Techniken eigens der Teil 9 der Norm entwickelt worden. 36 4.2.4.2 Bestimmung der Transmissionswärmetransferkoeffizienten Durch die Berücksichtigung des Kühlenergiebedarfs in der EnEV 2007 wird eine Änderung der Begriffe notwendig, da es vom jeweiligen Betriebsfall „Heizen“ oder „Kühlen“ abhängt, ob ein Wärmestrom erwünscht ist oder nicht. Daher wird nun neutral vom „Wärmetransfer“ anstelle von Gewinnen oder Verlusten gesprochen, wird Wärme aus dem Raum abgeführt, liegt eine „Wärmesenke“ vor, bei „Wärmequellen“ wird dem Raum Energie zugeführt. Seit Einführung der EnEV 2002 ist der Wärmetransfer im thermischen Einflussbereich von Wärmebrücken bei der Bestimmung des Transmissionswärmetransferkoeffizienten zu berücksichtigen. Die Berechnung darf vereinfacht erfolgen nach: HT = ∑Ui · Ai + HWB [W/K ] i Dabei ist: Ui Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils i [W/(m2 · K)] Ai Wärmeübertragende Fläche des Bauteils i [m2] HWB Wärmebrückenzuschlag [W/K ] Für die Berechnung von HT ist die Kenntnis aller Wärmedurchgangskoeffizienten Ui der Einzelbauteile notwendig. Die Bestimmung dieser U-Werte erfolgt für nicht transparente Bauteile in der Regel nach der europäischen Norm DIN EN ISO 6946 [7]. Diese gilt jedoch nicht bei wärmedämmenden Schichten, die von einer metallischen Schicht durchdrungen sind. Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Die Bestimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten U von Dach- und Wandsystemen des Stahlleichtbaus wird in Kapitel 4.3.2 näher erläutert. Die EnEV 2007 fordert, „dass der Einfluss konstruktiver Wärmebrücken auf den JahresHeizwärmebedarf“ so gering wie möglich gehalten werden soll. Der verbleibende Einfluss der Wärmebrücken auf den Transmissionswärmetransfer wird berücksichtigt durch den Wärmebrückenzuschlag HWB, der berechnet wird nach: HWB = ΔUWB · A = ∑Ψj · Lj [W/K ] Mindestwärmeschutznachweis im Bereich von Wärmebrücken zu führen. Dazu muss der dimensionslose Temperaturfaktor fRsi berechnet werden nach: θ –θ fRsi = –––si–––––––e– θi – θe [–] Dabei ist: θsi Minimale raumseitige Oberflächentemperatur [°C] θi Innenlufttemperatur [°C] θe Außenlufttemperatur [°C] i ΔUWB Pauschaler Wärmebrückenzuschlag [W/(m2 · K)] A Gesamte wärmeübertragende Fläche [m2] Ψj Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient der Wärmebrücke j [W/(m·K)] Lj Länge der Wärmebrücke j [m] Die pauschale Erhöhung der U-Werte aller Außenbauteile erfolgt nach EnEV 2007 um ΔUWB = 0,10 W/(m2 · K) bzw. ΔUWB = 0,05 W/ (m2 · K). Normativ gleichwertig ist die Berechnung des Wärmetransfers im Bereich der Wärmebrücken mit Hilfe der längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ, siehe Kapitel 4.3.4. 4.2.4.3 Mindestwärmeschutz Nach EnEV 2007 müssen die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 [8] eingehalten werden. Die Mindestanforderungen an den Wärmeschutz im Sommer sollen eine Überhitzung von Aufenthaltsräumen vermeiden, so dass in der Regel auf Anlagentechnik zur Kühlung der Gebäude verzichtet werden kann. Werden dennoch kältetechnische Anlagen eingesetzt, ist bei Wohngebäuden eine pauschale Erhöhung des Primärenergiebedarfs vorzunehmen. Bei Nichtwohngebäuden ist die detaillierte Berechnung nach DIN V 18599 durchzuführen. Der Mindestwärmeschutz im Winter umfasst per Definition „Maßnahmen, die an jeder Stelle der Innenoberfläche der Systemgrenze bei ausreichender Beheizung und Lüftung unter Zugrundelegung üblicher Nutzung ein hygienisches Raumklima sicherstellen, so dass Tauwasserund Schimmelpilzfreiheit an Innenoberflächen im Ganzen und in Ecken gegeben ist“. Die Norm stellt hierzu Mindestanforderungen an den Wärmedurchlasswiderstand R bzw. den Wärmedurchgangskoeffizienten U von Bauteilen der Gebäudehülle. Darüber hinaus ist der Folgende Randbedingungen sind nach Norm für die Berechnung der minimalen raumseitigen Oberflächentemperatur und des Temperaturfaktors fRsi zu verwenden: θ [°C] Rs [(m2 ·K)/W] Innen 20,0 0,25 Außen – 5,0 0,04 Abb. 4.3: Randbedingungen für den Nachweis Mindestwärmeschutz Nach DIN 4108-2 darf im Bereich von Wärmebrücken der Temperaturfaktor fRsi an der ungünstigsten Stelle den Wert 0,7 nicht unterschreiten, das heißt, bei den in Abb. 4.3 angegebenen Randbedingungen ist eine raumseitige Oberflächentemperatur von θsi ≥ 12,6 °C einzuhalten. 4.2.4.4 Wärmebrücken Als Wärmebrücken werden örtlich begrenzte Stellen bezeichnet, die im Vergleich zu den angrenzenden Bauteilbereichen einen höheren Wärmetransfer aufweisen. Der zusätzliche Wärmetransfer führt zu niedrigen Oberflächentemperaturen auf der Bauteilinnenseite im thermischen Einflussbereich der Wärmebrücke. Dies kann zu Tauwasser- und Schimmelpilzbildung führen. Man unterscheidet in der Regel zwei Arten von Wärmebrücken. Geometrisch bedingte Wärmebrücken treten immer dort auf, wo aufgrund der Geometrie eines Bauteiles oder Anschlusses einer bestimmten wärmeaufnehmenden Innenoberfläche eine größere wärmeabgebende Außenoberfläche gegenübersteht (z. B. Gebäudekanten, Raumecken). 37 Dokumentation 588 Sind Materialien unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit nebeneinander angeordnet, spricht man von einer materialbedingten Wärmebrücke (z. B. Balkonkragplatte, Durchdringung). Werden Werkstoffe mit einer hohen Wärmeleitfähigkeit in der Gebäudehülle verwendet, kann es zu einer Überlagerung der thermischen Einflüsse von geometrischen und stoffbedingten Wärmebrücken auf den Wärmestrom kommen. Bauteile aus Stahl in der Dämmebene der Gebäudehülle stellen aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit des Werkstoffes eine materialbedingte Wärmebrücke dar. Grundsätzlich muss für alle Wärmebrücken ein Nachweis des Mindestwärmeschutzes erfolgen. Außerdem muss der zusätzliche Wärmetransfer bei der Berechnung des Primärenergiebedarfs berücksichtigt werden. 4.2.5 Anforderungen an die Luftdichtheit Bei beheizten und gut wärmegedämmten Gebäuden erreicht der Wärmetransfer über Undichtheiten in der Gebäudehülle einen nicht zu vernachlässigenden Anteil. Die EnEV 2007 fordert, „dass zu errichtende Gebäude so auszuführen sind, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist“. Die Anforderung an die Dichtheit der Gebäudehülle soll dazu beitragen, unnötigen Wärmetransfer und Bauschäden zu vermeiden. Die Luftdichtheitsschicht soll verhindern, dass Bauteile mit warmer, feuchtigkeitsbeladener Luft durchströmt werden. Leckagestellen in der Luftdichtheitsebene können zu Tauwasserschäden in der Konstruktion führen. Die messtechnische Prüfung der Luftdichtheit von Gebäuden wird nicht vorgeschrieben. Bei freiwilliger Prüfung und Einhaltung bestimmter Grenzwerte der Luftdichtheit reduziert sich allerdings der rechnerische Lüftungswärmetransfer. Abb. 4.4: Sandwichelement, liniert 38 4.3 Wärmeschutz und Luftdichtheit im Stahlleichtbau 4.3.1 Allgemeines Vor dem Hintergrund der verschärften Anforderungen (mit Einführung der EnEV 2002) sind bei der Planung und Konstruktion von Dach- und Wandkonstruktionen im Stahlleichtbau die Aspekte Wärmeschutz und Luftdichtheit mit erhöhter Aufmerksamkeit zu behandeln. Die vorgefertigten flächigen Elemente der Gebäudehüllen im Stahlleichtbau weisen im Regelbereich ein hohes Maß an Wärmeschutz und Luftdichtheit auf. Beim Zusammenfügen dieser Einzelelemente entstehen Fugen und Bauteilanschlüsse, die ebenfalls die Anforderungen der EnEV erfüllen müssen. 4.3.2 Bestimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten U Die Berechnung des Transmissionswärmetransfers im flächigen Regelbereich der Gebäudehülle erfolgt mit Hilfe der Wärmedurchgangskoeffizienten U der Einzelelemente. Für homogene Bauteile (siehe Abb. 4.4) kann der Wärmedurchgangskoeffizient mit dem unten beschriebenen Verfahren bestimmt werden. Abb. 4.5 zeigt die Temperaturverteilung von warm (rot) nach kalt (blau). Der homogene Aufbau bei linierten Stahl-Sandwichelementen führt zu einem streng eindimensionalen Wärmestrom. Der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten UBW kann für diesen einfachen Fall berechnet werden nach: 1 UBW = –––––––––––––––––––– Rsi + ∑Ri + Rse W [–––––––––] 2 m ·K i Dabei ist: Rsi Wärmeübergangswiderstand innen Ri Wärmedurchlasswiderstand der Materialschicht i Rse Wärmeübergangswiderstand außen Abb. 4.5: Temperaturverteilung Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Richtung des Wärmestroms Aufwärts Horizontal Abwärts Innen 0,10 0,13 0,17 Außen 0,04 0,04 0,04 Abb. 4.6: Wärmeübergangswiderstand Rs [(m2 · K)/W] Die Wärmeübergangswiderstände sind nach DIN EN ISO 6946 zu bestimmen, siehe Tabelle Abb. 4.6. Der Wärmedurchlasswiderstand einer homogenen Materialschicht berechnet sich nach: di m2 · K Ri = ––––– [–––––––––] λi W Dabei ist: di Dicke der Materialschicht i λi Wärmeleitfähigkeit des Materials i Die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit von Materialien finden sich in DIN V 4108-4 [9] und DIN EN 12524 [10]. Tabelle Abb. 4.7 zeigt beispielhaft die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit von einigen Materialien. Material Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m·K)] Metalle Stahl 50,0 Nichtrostender Stahl 17,0 Aluminium 160,0 Kupfer 380 Sonstige Materialien Holz 0,13 Beton 2,5 PVC 0,17 Glas 1,0 Dach- und Fassadenkonstruktionen des Stahlleichtbaus kombinieren Materialien, deren Wärmeleitfähigkeiten sich mindestens um den Faktor 1.000 unterscheiden. Dies hat gravierenden Einfluss auf die Berechnung der Wärmedurchgangskoeffizienten. Mit der Einführung der DIN EN ISO 6946 steht für eine Reihe von nichttransparenten Konstruktionen eine hinreichend genaue vereinfachte Methode zur Berechnung des U-Wertes zur Verfügung. Im Kapitel Anwendungsbereich der Norm wird festgelegt, dass der U-Wert von Konstruktionen mit metallischen Bauteilen in der Dämmebene nicht mit dem vereinfachten Verfahren bestimmt werden darf. Für diese Konstruktionen muss die Bestimmung des Bemessungswertes des Wärmedurchgangskoeffizienten UBW mit Hilfe von numerischen Methoden nach DIN EN ISO 10211-1 [11] oder experimentellen Methoden, z. B. nach DIN EN ISO 8990 [12], erfolgen. Abb. 4.8 zeigt beispielhaft die Wärmebrückenwirkung eines Z-Distanzprofils in der Dämmebene einer Dachkonstruktion als Ergebnis einer zweidimensionalen numerischen Berechnung. Nach EnEV 2007 sind die Auswirkungen der im flächigen Bereich der Gebäudehülle regelmäßig vorkommenden wärmetechnischen Schwachstellen, z.B. Fugen zwischen Sandwichelementen, Stege von Kassettenwänden oder metallischen Befestigungselementen, bei der Bestimmung der Wärmedurchgangskoeffizienten zu berücksichtigen. Im Folgenden werden die für Sandwich- und zweischalige Konstruktionen des Stahlleichtbaus entwickelten vereinfachten Verfahren zur Bestimmung des U-Wertes beschrieben. 4.3.2.1 Sandwichkonstruktionen Gebäude können mit Hilfe von Sandwichkonstruktionen praktisch wärmebrückenfrei konstruiert werden. Dabei muss den Fugen zwi- Wärmedämmung Polyurethan-Hartschaum 0,025 Mineralwolle 0,045 Abb. 4.7: Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m· K)] Abb. 4.8: Dämmebene mit Z-Profil 39 Dokumentation 588 schen Sandwichelementen sowie den Bauteilanschlüssen besondere Beachtung bei der Planung und Ausführung der Wärmeschutzmaßnahmen geschenkt werden. Der Wärmedurchgangskoeffizient von StahlSandwichkonstruktionen kann nach DIN EN 14509 [13] bestimmt werden. Dabei werden die erhöhten Wärmeströme im thermischen Einflussbereich der Fugen zwischen den Sandwichelementen mit Hilfe von längenbezogenen Wärmedurchgangsbeiwerten bestimmt. Folgende Fugentypen werden nach DIN EN 14509 unterschieden: Der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten UBW berechnet sich nach DIN EN 14509 mit: 1 f Fuge UBW = –––––––––––––––– · 1 + ––––––– Rsi + R + Rse B ( ) W [–––––––––] m2 · K Dabei ist: Rsi Wärmeübergangswiderstand innen nach DIN EN ISO 6946 R Wärmedurchlasswiderstand nach DIN EN 14509 Rse Wärmeübergangswiderstand außen nach DIN EN ISO 6946 B Breite Sandwichelement Abb. 4.9 (links): Typ 1 Abb. 4.10 (rechts): Typ 2 Abb. 4.11 (links): Typ 3 Abb. 4.12 (rechts): Typ 4 Abb. 4.13: Typ 5 Der längenbezogene Wärmedurchgangsbeiwert f Fuge wird mit den Angaben in Tabelle Abb. 4.14 bestimmt. Abb. 4.14: Längenbezogener Wärmedurchgangsbeiwert f Fuge 40 f Fuge Dicke [mm] Typ 1 60 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 1,156 0,16 0,04 0,02 0,08 1,389 0,10 0,04 0,02 0,03 0,06 1,719 0,06 0,04 0,01 160 0,03 0,05 1,948 0,05 0,04 0,01 200 0,03 0,04 2,106 0,04 0,03 0,01 Ohne Clip Mit Clip 0,04 0,14 80 0,04 120 Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Der längenbezogene Wärmedurchgangsbeiwert für Typ 2 wird berechnet nach: a – bc bc fFuge = fFuge,oc · –––––––– + fFuge,c · –––– a a [–] Dabei ist: fFuge,oc Längenbezogener Wärmedurchgangsbeiwert im Bereich ohne Clip fFuge,c Längenbezogener Wärmedurchgangsbeiwert im Bereich mit Clip a Abstand der Clips bc Breite der Clips Für Dicken abweichend von Abb. 4.14 darf zwischen den angegebenen Werten interpoliert werden. Neben dem angegebenen vereinfachten Verfahren nach DIN EN 14509 darf der Wärmetransfer im thermischen Einflussbereich der Fuge zwischen Sandwichelementen mit genauen numerischen Verfahren nach DIN EN ISO 10211-1 bestimmt werden. 4.3.2.2 Zweischalige Dach- und Wandkonstruktionen Im Rahmen von mehreren Forschungsprojekten wurde ein vereinfachtes Verfahren entwickelt, mit dem der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten UBW von mehrschaligen wärmegedämmten Dach- und Wandkonstruktionen näherungsweise ermittelt werden kann. In Abb. 4.15 sind beispielhaft zweischalige Konstruktionen aufgeführt, für die das Verfahren angewendet werden darf. Bei derartigen Konstruktionen sind im flächigen Regelbereich wärmetechnische Schwachstellen vorhanden, die bei der Ermittlung des Transmissionswärmetransfers berücksichtigt werden müssen. Das Berechnungsverfahren teilt den Gesamtwärmestrom in einzelne Teilwärmeströme auf, die mit Hilfe von Diagrammen berechnet werden können. Dabei gehen als Parameter die Bauteilabmessungen und die Wärmeleitfähigkeiten der verwendeten Materialien ein. Für die verschiedenen Konstruktionsarten wurde jeweils ein Arbeitsblatt erstellt, das die zu Nomogrammen zusammengefassten Diagramme enthält. Ein Arbeitsblatt dokumentiert die Berechnung des Bemessungswertes UBW für eine Konstruktion und kann dem Nachweis des energiesparenden Wärmeschutzes beigefügt werden. Die Nomogramme sind in einer Schrift des Industrieverbandes für Bausysteme im Metallleichtbau (IFBS) zusammengefasst [14]. Als Alternative kann auf den Internetseiten des IFBS ein Programm heruntergeladen werden, mit dem der Bemessungswert des Wärmedurchgangskoeffizienten UBW von zweischaligen Dachund Wandkonstruktionen bestimmt werden kann. 4.3.2.3 Sonstige Dach- und Wandkonstruktionen Die Wärmedurchgangskoeffizienten von sonstigen Konstruktionen des Stahlleichtbaus mit metallischen Elementen in der Dämmebene der Gebäudehülle müssen mit Hilfe von numerischen oder experimentellen Untersuchungen ermittelt werden. Die Anwendung der vereinfachten Verfahren ist auf die beschriebenen Konstruktionsarten beschränkt. 4.3.2.4 Einfluss von mechanischen Befestigungselementen Nach DIN EN ISO 6946 sind die berechneten Wärmedurchgangskoeffizienten U gegebenenfalls zu korrigieren, um beispielsweise den thermischen Einfluss von mechanischen Befestigungselementen auf den Wärmetransfer von Bauteilflächen zu berücksichtigen. Die Korrektur für mechanische Befestigungselemente, die die Dämmschicht durchdringen, muss nicht vorgenommen werden, wenn – die Gesamtkorrektur weniger als 3 % vom U-Wert beträgt, – die Wärmeleitfähigkeit des Befestigungsteils oder eines Teils davon geringer als 1W/(m·K) ist. Die Bestimmung von Korrekturwerten für metallische Befestigungselemente erfolgt mit genauen dreidimensionalen numerischen Berechnungsverfahren nach DIN EN ISO 10211-1. Abb. 4.15: Zweischalige Dach- und Wandkonstruktionen [14] 41 Dokumentation 588 4.3.3 Mindestwärmeschutz Abb. 4.16: Temperaturverteilung im Bereich „Außenecke“ 42 Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz von Gebäuden haben sich mit der Einführung der neuen DIN 4108 Teil 2 deutlich verschärft. Das bedeutet, für Konstruktionen mit Bauteilen aus Stahl in der Dämmebene der Gebäudehülle muss in der Regel ein gesonderter Nachweis des Mindestwärmeschutzes erfolgen, um eine mögliche Tauwasser- und Schimmelpilzbildung zu vermeiden. Dazu muss nachgewiesen werden, dass bei den in der DIN 4108-2 angegebenen Randbedingungen eine raumseitige Oberflächentemperatur von θsi ≥ 12,6 °C eingehalten wird. Dieser Nachweis erfolgt mit Hilfe von numerischen Berechnungsverfahren oder mit geeigneten Hilfsmitteln (z. B. Wärmebrückenkatalog). Nach heutigem Stand der Technik müsste bei dem Nachweis zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung zwischen saugfähigen und nicht saugfähigen Oberflächen unterschieden werden [15]. Diese Differenzierung wird in der DIN 4108-2:2003-07 jedoch nicht vorgenommen. Bei einer nicht saugfähigen Oberfläche, z.B. aus Stahl oder Aluminium, entsteht erst mit der Tauwasserbildung eine Schimmelpilzgefahr [15]. Somit wäre bei einer Innenlufttemperatur θi = 20 °C und einer relativen inneren Luftfeuchte von ϕi = 50 % eine minimale raumseitige Oberflächentemperatur von 9,3 °C ausreichend. Für saugfähige Oberflächen stellt der in der DIN 4108-2 angegebene Wert θsi = 12,6 °C die kritische Oberflächentemperatur dar. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die in der Realität vorhandenen Umgebungsbedingungen deutlich von den Bemessungsrandbedingungen nach DIN 4108-2 (siehe Tabelle Abb. 4.3) abweichen können. Dies ist gegebenenfalls beim Nachweis eines ausreichenden Mindestwärmeschutzes zu berücksichtigen. 4.3.4 Wärmeschutz im Bereich der Bauteilanschlüsse 4.3.4.1 Allgemeines Der Transmissionswärmetransfer der Gebäudehülle wird mit Hilfe der Wärmedurchgangskoeffizienten der flächigen Elemente (siehe Kapitel 4.3.2) berechnet. Weiterer Wärmetransfer im Bereich von Bauteilverbindungen, Öffnungen und Durchdringungen der Gebäudehülle muss seit der Einführung der EnEV 2002 bei der Bestimmung der Transmissionswärmetransfers berücksichtigt werden. Im Bereich dieser Wärmebrücken muss außerdem dem Mindestwärmeschutz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Abb. 4.16 zeigt die Temperaturverteilung als Ergebnis der numerischen Berechnung der Wärmeströme im Bereich des Bauteilanschlusses „Außenecke“ einer Sandwichkonstruktion, siehe auch Kapitel 4.3.4.3. Die EnEV 2007 fordert, dass der Wärmetransfer im Bereich von konstruktiven Wärmebrücken so gering wie möglich gehalten werden soll. Der verbleibende Einfluss der Wärmebrücken auf den Transmissionswärmetransfer wird nach EnEV 2007 durch pauschale Zuschlagswerte oder mit Hilfe von längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten ermittelt (siehe Kapitel 4.2.4.2). 4.3.4.2 Bestimmung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ Der Transmissionswärmetransfer im Bereich der linearen Bauteilanschlüsse wird mit Hilfe der längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ bestimmt. Am Beispiel des Anschlussdetails „Außenecke“ wird die Vorgehensweise bei der Bestimmung des Ψ-Wertes erläutert. Die numerische zweidimensionale Berechnung bei stationären Randbedingungen liefert den Wärmestrom L2D. Durch die Subtraktion der eindimensionalen Wärmeströme ∑ U · l im Regelbereich der angrenzenden Bauteilflächen ergibt sich der längenbezogene Wärmedurchgangskoeffizient Ψ, siehe Abb. 4.17. Die Längen werden dabei mit den Außenabmessungen der Konstruktion berechnet. Diese Vorgehensweise ist konsistent zu der Ermittlung der Flächen und Längen beim Wärmeschutznachweis nach EnEV 2007. Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Abb. 4.17: Berechnung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ Der längenbezogene Wärmedurchgangskoeffizient Ψ muss für die am Gebäude vorkommenden linearen Bauteilanschlüsse bestimmt werden. Er hängt stark von den Abmessungen und Wärmeleitfähigkeiten der verwendeten Materialien ab. Im Bereich des von der warmen zur kalten Seite durchgehenden Innenbleches mit t = 0,5 mm wird die Wärme nach außen geleitet, und die Isothermen werden gespreizt. Aus der numerischen Berechnung ergibt sich der längenbezogene Wärmedurchgangskoeffizient zu Ψ = 0,030 W/(m · K). 4.3.4.3 Beispiel Außenecke Anhand des Bauteilanschlusses „Außenecke“ soll die Auswirkung von Stahlelementen in der Dämmebene auf den längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten Ψ aufgezeigt werden. Abb. 4.18 zeigt die Sandwichkonstruktion und Abb. 4.19 die Temperaturverteilung als Ergebnis der zweidimensionalen numerischen Berechnung. Nach [16] können Ψ-Werte wie folgt beurteilt werden: Abb. 4.18: Außenecke mit durchgehendem Innenblech Klasseneinteilung der linearen Wärmebrückeneffekte mit Hilfe von berechneten Ψ-Werten C1 Ψ < 0,10 Vernachlässigbar C2 C3 0,10 ≤ Ψ < 0,25 0,25 ≤ Ψ < 0,50 Gering Bedeutend C4 Ψ ≥ 0,50 Sehr bedeutend Abb. 4.19: Temperaturverteilung 43 Dokumentation 588 Das bedeutet, der Wärmebrückeneffekt infolge des durchgehenden Innenbleches kann in diesem Fall in Klasse C1 eingestuft werden. Niedrige Ψ-Werte sind allein kein Maß für die wärmetechnische Qualität der Gebäudehülle. Vielmehr müssen neben dem Mindestwärmeschutz die Auswirkungen der längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten auf den gesamten Transmissionswärmetransfer des jeweiligen Gebäudes beurteilt werden. 4.3.4.4 Auswirkungen von linearen Wärmebrücken auf den Transmissionswärmetransfer Im Folgenden wird der Transmissionswärmetransfer einer beheizten Halle in vereinfachter Form berechnet. Abb. 4.20 zeigt beispielhaft die linearen Wärmebrücken mit den zugehörigen längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten. Multipliziert man die Längen L mit den Werten Ψ, berechnet sich der Wärmetransfer der linearen Wärmebrücken zu ∑ Ψ · L = 55 W/K. Das entspricht etwa dem Wärmetransfer von 180 m2 Außenwandfläche mit einem U-Wert von 0,30 W/(m2 · K). Die Flächen und U-Werte für die Berechnungen des Wärmetransfers der Bauteilflächen zeigt Abb. 4.21. Multipliziert man die Flächen A mit den U-Werten, berechnet sich der Transmissionswärmetransfer der Bauteilflächen zu ∑ U · A = 1.020 W/K. Somit beträgt der Anteil der Wärmebrücken in diesem Fall ca. 5 % am gesamten Transmissionswärmetransfer. 4.3.4.5 Thermografiemessungen Eine Möglichkeit, die wärmetechnische Qualität von Gebäudehüllen zu untersuchen, sind Thermografieaufnahmen mit einer Infrarotkamera. Abb. 4.22 bis Abb. 4.25 zeigen beispielhaft Foto- und Thermografieaufnahmen einer Durchdringung und die Raumecke einer Halle. Thermografiemessungen sind komplexe Untersuchungen, die auch unter idealen Randbedingungen ein hohes Maß an Erfahrung und Kompetenz erfordern, um die Messergebnisse richtig interpretieren zu können. Bei Thermografieaufnahmen wird die Wärmeabstrahlung von Oberflächen gemessen. Diese ist abhängig von der Temperatur und Gebäude Breite b = 20 m Länge l = 40 m Höhe h = 6 m Detail Bauteilanschluss L [m] Ψ [W/(m·K)] A First 40 0,004 B Traufe 80 0,205 C Ortgang 40 0,091 E Sockel 120 0,126 F Außenecke 24 0,030 G1 Fenster oben 80 0,071 G2 Tür oben 2 0,387 H1 Fenster unten 80 0,066 I1 Tür seitlich 8 0,364 I2 Fenster seitlich 4 0,076 J Tor oben 4 0,289 K Tor seitlich 8 0,292 2 Türen: 1 m · 2 m 1 Tor: 4 m · 4 m 2 Fensterbänder: 40 m · 1 m Abb. 4.20: Transmissionswärmetransfer über Bauteilanschlüsse 44 Längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient Lineare Wärmebrücke Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau Bauteil Fläche A [m 2 ] U-Wert [W/(m 2 · K)] U·A [W/K] Wand 620 0,30 186 Tor 16 2,0 32 Türen 4 2,0 8 Fenster 80 2,0 160 Dach 720 0,38 274 Lichtkuppeln 80 2,0 160 Boden 800 0,25 200 Abb. 4.21: Transmissionswärmetransfer über Bauteilflächen Abb. 4.22 (links): Durchdringung Abb. 4.23 (rechts): Thermografie außen Abb. 4.24 (links): Raumecke Abb. 4.25 (rechts): Thermografie innen dem Emissionsgrad der Oberfläche. Materialien können sehr unterschiedliche Emissionsgrade besitzen, siehe Tabelle Abb. 4.26. Bei Messungen von metallischen Oberflächen neben Oberflächen mit hohem Emissionsgrad müssen die Thermografieaufnahmen bereichsweise korrigiert werden, um eine quantitative Aussage über die tatsächlich vorhandene Temperatur machen zu können. Darüber hinaus können im Thermografiebild Reflexionen von wärmeabstrahlenden Oberflächen zu sehen sein (siehe Abb. 4.23), die eine wärmetechnische Schwachstelle vortäuschen. Material Emissionsgrad ε[–] Holz 0,85 Gipskarton 0,90 Beton 0,92 Schwarzer Lack 0,97 Aluminiumblech, hochpoliert 0,05 Stahlblech, poliert 0,10 Stahlblech, verzinkt 0,23 Abb. 4.26: Emissionsgrad verschiedener Materialien 45 Dokumentation 588 4.3.5 Luftdichtheit 4.3.5.1 Fugendichtheit im Stahlleichtbau Die Abdichtung von Fugen trägt dazu bei, Dichtebenen über Element- und Bauabschnittsgrenzen fortzusetzen und die umfassende Forderung der EnEV 2002 bzw. EnEV 2007 nach einer luftdichten Gebäudehülle zu erfüllen. Die vom Industrieverband für Bausysteme im Metallleichtbau (IFBS) herausgegebene Schrift „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“ [17] gibt Empfehlungen, wie Gebäudehüllen im Stahlleichtbau abgedichtet werden können. Die Schrift enthält eine Vielzahl von Konstruktionsvorschlägen für die Ausbildung von Fugen und Bauteilanschlüssen. Abb. 4.27 und Abb. 4.28 zeigen exemplarisch Konstruktionen, bei denen die Abdichtung von Fugen mit Dichtbändern hergestellt wird. Eine luftdichte Gebäudehülle bedarf einer sorgfältigen Planung der Anschlusskonstruktionen. Vor Ort sollten gut ausgebildete Facharbeiter unter der Aufsicht einer erfahrenen Bauleitung die möglichen Leckagestellen ab- Abb. 4.27: Ortganganschluss [17] 46 dichten und somit die Luftdichtheitsebene schließen. Die messtechnische Überprüfung der Luftdichtheit kann mit dem Differenzdruckverfahren nach DIN EN 13829 [18] erfolgen. 4.3.5.2 Experimentelle Untersuchungen der Luftdichtheit Mit dem Differenzdruckverfahren ist es möglich, die Luftdichtheit von Gesamtgebäuden zu bestimmen. Dabei wird im Gebäude ein Unter- oder Überdruck erzeugt, und es wird gleichzeitig der Volumenstrom gemessen, der über die Gebäudehülle verloren geht. Werden bestimmte Grenzwerte eingehalten, kann von einem luftdichten Gebäude nach EnEV 2007 ausgegangen werden. Das bedeutet, dass sich beim Nachweis des energiesparenden Wärmeschutzes nach EnEV 2007 der rechnerische Lüftungswärmetransfer reduziert. Im Rahmen von Differenzdruckmessungen ist es möglich, Leckagestellen in der Gebäudehülle zu lokalisieren durch – Einblasen von Nebel ins Gebäude, – Infrarotaufnahmen im Gebäude, Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau – Messung der Luftgeschwindigkeit mit Anemometern im Bereich von vermuteten Leckagestellen, – Wiederholungsmessungen nach einzelnen Abdichtungsmaßnahmen. Die letztgenannte Methode ist aufwendig, aber durch sukzessives Abdichten und Messen lässt sich der Beitrag jeder Undichtheitsstelle am Volumenstrom quantifizieren. Die Prüfung von Leckagekoeffizienten der Einzelkomponenten (z. B. Fenster) der Gebäudehülle im Labor erfolgt nach DIN EN 12114 [19]. 4.4 Zusammenfassung und Ausblick Mit der Einführung der Energieeinsparverordnung 2002 (EnEV 2002) haben sich die Anforderungen an den Heizenergiebedarf von Gebäuden und an den Wärmeschutz der Gebäudehülle deutlich verschärft. Dies hat Auswirkungen auf die wärmetechnische Bemessung und Ausführung von Dachund Fassadensystemen. Bei der Bestimmung des Transmissionswärmetransfers über die Gebäudehülle muss erstmals der Wärmetransfer im Bereich der Wärmebrücken berücksichtigt werden, und der neu konzipierte Nachweis des Mindestwärmeschutzes muss erfüllt werden. Abb. 4.28: Fensteranschluss [16] 47 Dokumentation 588 Die EnEV 2002 fordert darüber hinaus eine dauerhaft luftundurchlässige Gebäudehülle, um unnötigen Wärmetransfer und Bauschäden zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund sind bei der Planung und Konstruktion von Dach- und Fassadensystemen des Stahlleichtbaus die Aspekte Wärmeschutz und Luftdichtheit mit erhöhter Aufmerksamkeit zu behandeln. Die Energieeinsparverordnung 2007 (EnEV 2007) bringt hinsichtlich des Berechnungsverfahrens und der Definition der Anforderungen (Referenzgebäudeverfahren) erhebliche Neuerungen für Nichtwohngebäude. Durch die Erweiterung der betrachteten Energieanwendungen (Beleuchtung, Kühlung) sind nun auch die Tageslichtnutzung und die Minimierung des Kühlbedarfs für den energieeffizienten Entwurf von Bedeutung. Mit Hilfe der beschriebenen Verfahren können wärmetechnisch optimierte Konstruktionen konzipiert und bemessen werden. Bei einer sorgfältigen Ausführung ist ein hohes Maß an Wärmeschutz und Luftdichtheit erreichbar. Dies kann durch Messungen verifiziert und im Rahmen der Ausstellung des Energieausweises für das jeweilige Gebäude dokumentiert werden. Bei der EnEV 2007 wird der Fokus auf die Implementierung des Verfahrens der DIN V 18599 gelegt, ohne eine allgemeine Verschärfung der Anforderungen. Allerdings sind weitere Verschärfungen der Anforderungen an den Primärenergiebedarf von Gebäuden in den kommenden Jahren geplant. [3] Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16.12.2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 1, S. 65 [4] DIN V 18599:2007-02, Teil 1 bis 10, „Energetische Bewertung von Gebäuden“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [5] Heizen, Kühlen, Belüften und Beleuchten – Bilanzierungsgrundlagen zur DIN V 18599, Fraunhofer IRB Verlag, Autoren: David, de Boer, Erhorn et al. [6] Bauphysik-Kalender 2007, Schwerpunkt Gesamtenergieeffizienz, Fouad, Nabil A. (Hrsg.) [7] DIN EN ISO 6946:2003-10, „Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient, Berechnungsverfahren“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [8] DIN 4108-2:2003-07, „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden, Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [9] DIN V 4108-4:2007-06, „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden, Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte“, Beuth Verlag GmbH, Berlin 4.5 Literatur [1] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV) vom 24.07.2007, BGBl. I, S. 1519, 2007 [2] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV) vom 16.11.2001, BGBl. I, S. 3085, 2001 48 [10] DIN EN 12524:2000-07, „Wärme- und feuchteschutztechnische Eigenschaften – Tabellierte Bemessungswerte“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [11] DIN EN ISO 10211-1: November 1995, „Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen, Teil 1: Allgemeine Berechnungsverfahren“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [12] DIN EN ISO 8990:1996-09, „Wärmeschutz – Bestimmung der Wärmedurchgangseigenschaften im stationären Zustand, Verfahren mit dem kalibrierten und dem geregelten Heizkasten“, Beuth Verlag GmbH, Berlin Energieeinsparung und Wärmeschutz im Stahlleichtbau [13] DIN EN 14509:2007-02, „Selbsttragende, wärmedämmende SandwichElemente mit beidseitiger Metalldeckschicht – Vorgefertigte Produkte, Festlegungen“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [14] IFBS-Schrift 4.05: „Ermittlung der Wärmeverluste an zweischaligen Dach- und Wandaufbauten“, Dezember 2004, Autoren: Loose, T.; Saal, H., Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine, Universität Karlsruhe [15] Lutz, Jenisch; Klopfer, Freymuth; Krampf, Petzold: „Lehrbuch der Bauphysik“, 5. überarb. Auflage, 2002, Teubner Verlag, Stuttgart [16] Eurokobra, „Practical guide for the hygrothermal evaluation of thermal bridges“, Mai 2003, Autoren: Wouters, P.; Schietecat, J.; Standaert, P. [17] IFBS-Schrift 4.02: „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“, November 2004 [18] DIN EN 13829:2001-02, „Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden, Differenzdruckverfahren“, Beuth Verlag GmbH, Berlin [19] DIN EN 12114:2000-04, „Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Luftdurchlässigkeit von Bauteilen, Laborprüfverfahren“, Beuth Verlag GmbH, Berlin 49 Dokumentation 588 5 Schallschutz im Stahlleichtbau Dr.-Ing. Ralf Podleschny 5.1 Grundlagen der Luftschalldämmung und der Schallabsorption 5.1.1 Allgemeines Nach den Bestimmungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sind die Betreiber gewerblicher und industrieller Betriebe u.a. verpflichtet, Lärmeinwirkungen von der Nachbarschaft fern zu halten. Bei der Beurteilung der Geräuscheinwirkung geplanter bzw. vorhandener Anlagen ist als Grundlage die TA Lärm heranzuziehen. Die Anforderungen an die Schallabsorption von Industriewänden leiten sich im Allgemeinen aus Arbeitsschutzgründen ab. Der IFBS, Industrieverband für Bausysteme im Stahlleichtbau e.V., hat in den Jahren 1999 bis 2002 umfangreiche Messreihen an insgesamt 44 Konstruktionen des Stahlleichtbaus durchführen lassen. Hierunter waren Kassettenwände mit und ohne Distanzkonstruktion, Akustik-Kassettenwände, ein- und zweischalige Dächer sowie Akustikdächer. Mit den durchgeführten Untersuchungen wurden gezielt konstruktive Parameter verändert, um deren Einfluss auf das Schalldämmverhalten und die Schallabsorptionseigenschaften von Wand- und Dachkonstruktionen im Stahlleichtbau zu untersuchen und deren Leistungsfähigkeit zu analysieren. Die erzielten Ergebnisse sind in einer umfangreichen IFBS-Fachinformation, IFBS 4.06, veröffentlicht worden. In dieser Schrift sind neben den Analysen alle Messergebnisse, verbunden mit den konstruktiven Aufbauten, zusammengefasst dargestellt. Mit Konstruktionen des Stahlleichtbaus sind gemäß den bislang vorliegenden Prüfungen bewertete Schalldämmmaße im Dach von bis zu Rw = 55 dB und in der Wand von bis zu Rw = 57 dB erzielbar. Die in diesem Beitrag vorgestellten Konstruktionen sind gebrauchsübliche Aufbauten. Sie erheben keinen Anspruch, auf ein möglichst hohes Schalldämmmaß bzw. einen möglichst hohen Schallabsorptionsgrad optimiert zu sein. 50 Abb. 5.1: Prüfaufbau zur Messung der Luftschalldämmung 5.1.2 Ermittlung der Luftschalldämmung im Prüfstand (Baumusterprüfung) Messungen zur Ermittlung der Schalldämmung (siehe Abb. 5.1) sind in der Regel in Prüfständen mit bauüblichen Nebenwegen durchgeführt worden, das heißt mit Flankenübertragungen, wie sie insbesondere in Wohnbauten auftreten. Industriehallenwände und -dächer sind dagegen großflächige Außenbauteile, die (abgesehen von möglichen Dämmungseinbrüchen durch ungenügende Randabdichtung an Traufen, Betonsockeln o. dgl.) kaum Flankenübertragungen aufweisen wie im Wohnungsbau. Bei der überwiegenden Zahl der früher meist in Prüfständen mit „bauüblichen Nebenwegen“ durchgeführten Baumusterprüfungen an Industriewänden ist jedoch bei Aufbauten mit bewerteten Bauschalldämmmaßen R’w (der Hochstrich an der Größe R’w deutet auf eine Messung mit bauüblichen Nebenwegen hin) bis ca. 45 dB die Flankenübertragung im Allgemeinen vernachlässigbar. Die in solchen Prüfständen gemessenen Bauschalldämmmaße können deshalb als Schalldämmmaße R bzw. bewertete Schalldämmmaße Rw aufgefasst und weiterverwendet werden. Zur Gesamtbewertung der frequenzabhängigen Dämmkurve wird gemäß DIN EN ISO 717-1 das bewertete Schalldämmmaß Rw durch einen rechnerischen Vergleich mit einer normierten Bezugskurve ermittelt. Das bewertete Schalldämmmaß kann bei vereinfachter Betrachtung wie ein mittleres Schalldämmmaß bei 500 Hz der verschobenen Bezugskurve aufgefasst werden. Schallschutz im Stahlleichtbau 5.1.3 Ermittlung des Schallabsorptionsgrades im Prüfstand (Hallraum) Der frequenzabhängige Schallabsorptionsgrad αs der auf dem Boden des Prüfraumes (Hallraum) aufgebrachten, im Allgemeinen ca. 10 m2 großen, randdicht durch eine Verbretterung oder mit Kantprofilen eingefassten Probe (siehe Abb. 5.2) wird ermittelt über Nachhallzeitmessungen im Hallraum, die mit und ohne Prüfling erfolgen. Der Schallabsorptionsgrad ergibt sich in vereinfachter Darstellung zu: absorbierte Schallenergie αs = –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– auftreffende Schallenergie Die Ergebnisse für den Schallabsorptionsgrad können dann z. B. unmittelbar verwendet werden, um aus Arbeitsschutzgründen den Lärmpegel in einer Halle abzusenken. Dies kann durch Schall absorbierende Außenbauteile, wie z. B. Akustikprofile mit Lochung (bei Bauten mittlerer Höhe meist nur Dächer, bei hohen Bauten auch Wandbereiche > 2 m über Boden), geschehen. Bei handelsüblichen Konstruktionen von Industriehallenwänden und -dachaufbauten mit Akustikprofilen werden mittlere Schallabsorptionsgrade von αs = ca. 0,6 bis 0,9 nachgewiesen. αs = 1,0 würde bedeuten, dass die Energie aller auf das Bauteil auftreffenden Schallwellen vollständig absorbiert wird. 5.1.4 Merkmale der Schalldämmkurven von Wänden und Dächern aus Stahl 5.1.4.1 Biegewellen/Spuranpassung Die Luftschalldämmung einschaliger Stahlblechwände/-dächer ist wie auch die Schalldämmung anderer einschaliger Bauteile grundsätzlich Abb. 5.2: Prüfaufbau zur Messung der Schallabsorption (Montagezustand) von der flächenspezifischen Masse g’ [kg/m2] abhängig und steigt mit der Frequenz f [Hz] an. Eine Abweichung von diesem Verhalten (resonanzartiger Einbruch der Luftschalldämmung) tritt auf, wenn das Bauteil durch eine auftreffende Schallwelle, deren Wellenlänge mit der Biegewellenlänge der Wand übereinstimmt, angeregt wird. Dieser Spuranpassungseffekt tritt bei Stahlblechwänden im Allgemeinen im oberen Darstellungsbereich der über der Frequenz aufgetragenen Dämmkurve auf. Die Schalldämmung steigt oberhalb der Spuranpassungs-(Grenz-) Frequenz fg wieder an. 5.1.4.2 Abstimmungsfrequenz Zweischalige Wände/Dächer können näherungsweise als Masse-Feder-Masse-Systeme betrachtet werden. Die Schalen sind dabei nicht nur über die weiche Feder (Luftschicht, Dämmschicht) verbunden, sondern auch über starre Verbindungsbauteile (Stege, statisch erforderliche Bauteile u. dgl.) zwangsgekoppelt. Solche zweischaligen Bauteilkonstruktionen zeichnen sich durch eine System-Koppelschwingung (Abstimmungsfrequenz fg) aus. Die Abstimmungsfrequenz liegt bei ausgeführten Stahlblechwänden/ -dächern häufig im unteren Bereich zwischen 80 Hz und 125 Hz und führt hier im Vergleich zu gleich schweren einschaligen Konstruktionen zu einem Schalldämmungseinbruch (siehe Abb. 5.3). Je größer die flächenspezifische Masse der Einzelbauteile (Innen-/Außenschalen) ist bzw. je größer der Schalenabstand gewählt wird, umso kleiner ist die Abstimmungsfrequenz. 5.1.4.3 Stehende Wellen Bei üblichen Schalenabständen zweischaliger Wand-/Dachaufbauten zwischen ca. 10 cm und 20 cm können insbesondere dann, wenn der Hohlraum zwischen den Schalen nicht mit geeigneten Materialien, z. B. Mineralwollplatten, ausgefüllt ist, im Frequenzbereich ab ca. 1.000 Hz resonanzartige Dämmungseinbrüche auftreten (siehe Abb. 5.3). 5.1.4.4 Resonanzeffekte bei mehrschichtigen zwangsgekoppelten Wand-/Dachaufbauten Als typische Vertreter solcher Produktaufbauten können hochwertige wärmedämmende Systeme betrachtet werden, bei denen Stahlblechinnenschale und -außenschale durch Hartschäume, z.B. PUR-Schaum, vollflächig miteinander verbunden (verklebt) sind, so genannte Sandwichelemente. Dabei treten sehr breitbandige, resonanzbedingte Dämmungseinbrüche auf, deren Zentren zwischen ca. 670 Hz (bei Prüflingsdicken 51 60 60 50 50 Schalldämmmaß R’ [dB] Schalldämmmaß R’ [dB] Dokumentation 588 40 30 20 30 20 Bezugskurve nach ISO 717 R 10 Bezugskurve R 40 0 10 0 63 125 250 500 1.000 Frequenz f [Hz] 2.000 4.000 0 125 250 500 1.000 Frequenz f [Hz] 2.000 Abb. 5.3: Frequenzabhängige Messkurve des Schalldämmmaßes R’ einer Kassettenwand Abb. 5.4: Frequenzabhängige Messkurve des Schalldämmmaßes R’ einer Sandwichwand von ca. 150 mm) und ca. 1.450 Hz (bei Prüflingsdicken von ca. 40 mm) angesetzt werden können (siehe Abb. 5.4). Vergleichbare Dämmungseinbrüche treten auf bei Fassadenwärmedämmmaßnahmen, bei denen Hartschaumplatten auf Wände gebracht und anschließend verputzt werden. 5.1.4.7 Schalldämmung zwei- und mehrschaliger Wand-/Dachaufbauten Akustisch zweischalige Wand-/Dachaufbauten zeichnen sich im Vergleich zu gleich schweren einschaligen Konstruktionen im Bereich oberhalb der Abstimmungsfrequenz durch eine wesentlich höhere Luftschalldämmung (steilere Dämmkurve) aus. Dies ist ein Vorteil, den man vergleichsweise auch bei zweischaligen Haustrennwänden nutzt. Bedeutsam ist insbesondere der Vorteil, der sich aus der kostengünstigeren Unterkonstruktion bei leichten Außenbauteilen von Hallen ergibt. Bei der Planung der Sanierung von älteren Industriehallenwänden wird gelegentlich versucht, die Standzeit der durch Wettereinflüsse angegriffenen Außenschale einer zweischaligen Wand durch Vorsetzen einer zusätzlichen Trapezprofilschale zu verlängern. Darüber hinaus wird bei dieser Maßnahme häufig erwartet, dass eine Erhöhung der Schalldämmung auftritt. Dies ist jedoch – wie Versuche erwiesen haben – bei der Schalldämmung nicht der Fall. Eher tritt eine geringe Verschlechterung um 1 bis 2 dB ein. 5.1.4.5 Zusatzmassen auf mehrschaligen Dächern Durch Aufbringen von Zusatzmassen, z. B. Kiesschüttungen, auf mehrschaligen Dächern kann, wie mehrfach festgestellt wurde, zwar die Luftschalldämmung der im unteren Frequenzbereich akustisch einschalig wirkenden mehrschaligen Dachhaut erhöht werden (Massengesetz). Gleichzeitig ist jedoch zu beobachten, dass die aufgebrachte Zusatzmasse im oberen Frequenzbereich eher eine Minderung der Schalldämmung herbeiführt. Dies kann z. B. dadurch erklärt werden, dass sich die resultierende Federsteife des Dämmschichtaufbaus durch die Zusatzmasse ungünstig verändert. 5.1.4.6 Entdröhnung Günstig auf die Luftschalldämmung wirken sich Entdröhnungsmassen (Masseerhöhung und Biegewellenbedämpfung) aus, die gelegentlich auf die dem Hohlraum zugewandte Seite von Wandschalen aufgetragen werden. 5.2 Schalltechnische Eigenschaften 5.2.1 Wandkonstruktionen – Schalldämmung Im Folgenden sind die Einflüsse verschiedener Parameter auf die Schalldämmeigenschaften erläutert. 52 Schallschutz im Stahlleichtbau 5.2.1.1 Einschalige, ungedämmte Trapezprofilwand Gemäß VDI-Richtlinie 2571 erreicht eine einschalige, ungedämmte Trapezprofilwand mit einer Blechdicke von 1 mm und einem Flächengewicht von 11 kg/m2 ein bewertetes Schalldämmmaß von R’w = 25 dB. 5.2.1.2 Kassettenwände Die nachfolgend aufgeführten Werte gelten, soweit im Folgenden nichts anderes ausgeführt ist, für Kassettenwände mit einer Kassettenschale, die in ganzer Profiltiefe mit Mineralfaserdämmstoff mit einem Raumgewicht (RG) von 55 kg/m2 ausgefüllt ist. Als Außenschale dient ein Stahltrapezprofil. Dieses ist von den Kassettenstegen durch einen dazwischen liegenden Trennstreifen thermisch getrennt. 5.2.1.2.1 Dämmschichtdicke Eine Variation der Kassettenhöhe bei gleichzeitiger Volldämmung der Kassetten ergibt die unten angegebenen bewerteten Schalldämmmaße (siehe IFBS 4.06): Dämmschichtdicke Rw [dB] 100 mm 130 mm 160 mm 40 43 44 Eine Vergrößerung der Kassetten- und Dämmschichthöhe bewirkt keine stetige Verbesserung der Schalldämmeigenschaften. Ab einer bestimmten Konstruktionsdicke ist die Leistungsmöglichkeit eines Kassettenwandsystems ausgeschöpft. Im vorliegenden Fall liegt diese Dicke bei ca. 130 mm. Eine weitere Erhöhung auf 160 mm bewirkt nur noch eine Steigerung um 1 dB. Ein Unterschied im bewerteten Schalldämmmaß von 1 dB kann vom Menschen nicht mehr wahrgenommen werden und liegt außerdem im Rahmen der Messgenauigkeit. 5.2.1.2.2 Erhöhung des Konstruktionseigengewichts – Raumgewicht der Wärmedämmung Kassettenwandaufbauten mit 130 mm dicken Mineralfaserdämmplatten mit unterschiedlichem Raumgewicht, einerseits mit vertikaler Trapezprofilschale ohne Distanzkonstruktion und andererseits mit vertikaler Distanzkonstruktion und horizontaler Wellprofilschale, besitzen die folgenden Eigenschaften: Kassettenwand mit vertikaler Trapezprofilschale: Raumgewicht Rw [dB] 15 kg/m3 55 kg/m3 40 43 Kassettenwand mit vertikaler Distanzkonstruktion und horizontaler Welle: Raumgewicht Rw [dB] 15 kg/m3 55 kg/m3 43 42 Die o. a. Tabellen zeigen, dass die Schalldämmwerte sowohl vom Raumgewicht der Mineralfaserdämmung als auch von der Konstruktionsart beeinflusst werden. In dem betrachteten Bereich von 15 kg/m3 bis 55 kg/m3 Raumgewicht können bei einer Kassettenwand ohne Distanzkonstruktion durch Erhöhung des Raumgewichts bei gleicher Dämmstoffdicke 3 dB gewonnen werden, dies geschieht durch eine deutliche Verbesserung der Dämmeigenschaften ab einer Frequenz von ca. 250 Hz. Bei einer Kassettenwand mit Distanzkonstruktion erhält man hingegen auch mit einer leichten Dämmung einen besseren Rw-Wert als ohne Distanzkonstruktion. Für beide Dämmstoffgewichte ergeben sich im Fall mit Distanzkonstruktion identische Messergebnisse (eine genauere Betrachtung des Messergebnisses zeigt, dass es sich hier um einen guten 42-dBWert und einen schlechten 43-dB-Wert handelt, das Messergebnis liegt somit im Rahmen der Messgenauigkeit). 5.2.1.2.3 Werkstoffeinfluss Neben dem Eigenwicht der Dämmung hat auch das Eigenwicht/Material der Außenschale einen Einfluss auf die schalltechnischen Eigenschaften der Konstruktion. Dargestellt werden Konstruktionen mit horizontalen Stahlwellprofilen und Aluminiumwellprofilen auf vertikalen Distanzkonstruktionen und mit Kassetteninnenschale, jeweils mit zwei unterschiedlichen Raumgewichten der Wärmedämmung. Wellprofil Raumgewicht Mineralfaser Rw [dB] Stahl Aluminium Stahl Aluminium 55 kg/m3 55 kg/m3 15 kg/m3 15 kg/m3 42 39 43 39 ΔRw [dB] 3 4 53 Dokumentation 588 Die Ergebnisse zeigen, wie schon zuvor beschrieben, keine Abhängigkeit von dem Dämmstoffgewicht. Der Einfluss des Materials der Außenschale ist jedoch erheblich. Bei Einsatz von Bauelementen aus Stahlblech können, bei sonst identischer Konstruktion, um 3 bis 4 dB höhere Schalldämmmaße erzielt werden als mit Bauelementen aus Aluminium. Angesichts des logarithmischen Maßstabes des Schalldruckpegels ist eine Erhöhung des Schalldämmwertes um 3 dB gleichzusetzen mit einer Halbierung der Anzahl der Schallquellen. 5.2.2 Wandkonstruktionen – Schallabsorption 5.2.2.1 Kassettenwände Die Schallabsorptionsfähigkeit einer normalen Kassettenwand, ohne Akustiklochung, ist sehr gering. Der Schallabsorptionsgrad liegt hier zwischen 0 und 0,3. Zur Verbesserung der Schallabsorptionsfähigkeit werden daher Kassettenprofile mit Lochung angeboten. Dies führt jedoch gleichzeitig zu einer Verschlechterung der Schalldämmeigenschaften der Konstruktion. Bei Akustik-Kassettenwänden muss wegen der Lochung der Kassetten die Dichtheit der Wand durch den Einbau einer Dampfsperre hergestellt werden. Diese Dampfsperre muss bei Wänden zwischen Schallschluckplatte und Wär- Abb. 5.5: Einfluss der Kassettenhöhe auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden medämmung angeordnet sein. Die Dampfsperre wird kassettenweise eingebaut und an den Kassettenstegen befestigt. Hierdurch wird verhindert, dass die Dampfsperre vom warmen Innenbereich in den kalten Außenbereich geführt wird, da dies zu bauphysikalischen Problemen führen könnte. An den Stößen der Kassetten ist darauf zu achten, dass die Dampfsperre in horizontaler und vertikaler Richtung durchgehend ausgebildet wird. Im Folgenden werden die Eigenschaften von Kassetten mit einem maximalen und einem minimalen Lochanteil aufgeführt, um den Einfluss dieses Parameters darzustellen. Die verschiedenen Einflussgrößen werden im Folgenden näher erläutert. 5.2.2.1.1 Kassettenhöhe Bei Volldämmung der Kassetten (jeweils mit 30 mm glasvlieskaschierter Mineralfaserplatte hinter der Lochung) und einem Lochanteil von 14%, erzielt man für Kassettenhöhen von 100 mm, 130 mm und 160 mm (Typ 4 a, 5 a, 6 a) die in Abb. 5.5 dargestellten Schallabsorptionskurven. Die Kurven zeigen einen sehr ähnlichen Verlauf. Lediglich im Bereich von ca. 250 Hz und über 1.000 Hz gibt es geringe Unterschiede. 5.2.2.1.2 Einfluss des Lochanteils Eine Variation der Kassettenhöhe ergibt die unten angegebenen bewerteten Schalldämmmaße sowohl für einen geringen Lochanteil von 14% an der Kassettenfläche als auch für einen Lochanteil von 28%. GesamtDämmschichtdicke 1,00 Schallabsorptionsgrad αs 0,80 Lochanteil Rw [dB] Ungelocht 40 14% 35 Ungelocht 43 28% 36 Ungelocht 44 14% 39 ΔRw [dB] 100 mm 5 0,60 130 mm 0,40 Wandtyp 4 a Wandtyp 5 a Wandtyp 6 a 0,20 7 160 mm 5 0,00 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Frequenz [Hz] 54 Ein Lochanteil von 14% bewirkt eine Absenkung des bewerteten Schalldämmmaßes um ca. 5 dB gegenüber einer ungelochten Kassette. Ein Lochanteil von 28% führt schon zu einer Schallschutz im Stahlleichtbau 5.2.2.1.3 Eigengewicht der Dämmung An Kassettenwänden mit einer Kassettenhöhe von 130 mm und einem Lochanteil von 28 % wird der Einfluss des Dämmstoffeigengewichts verdeutlicht. Hierzu wird ein Aufbau mit einer Dämmung mit hohem Raumgewicht einem Aufbau mit einer Dämmung mit geringem Raumgewicht gegenübergestellt (100 mm mit RG = 55 kg/m3/15 kg/m3 und 30 mm Akustikplatte mit RG = 50 kg/m3/20 kg/m3) (Typ 5 b, 5 d). Außerdem wird gezeigt, ob für die Schallabsorptionsfähigkeit das Gewicht der Dämmung insgesamt (siehe Wandtyp 5 b – schwere Dämmung, 5 d – leichte Dämmung), das der überwiegenden Wanddämmung (100 mm mit RG = 15 kg/m3, bei einer Schallschluckplatte mit RG = 50 kg/m3) (Typ 5 e) oder nur das der Schallschluckplatte von Bedeutung ist (Wärmedämmung 100 mm mit RG = 55 kg/m3, Schallschluckplatte RG = 20 kg/m3 ) (Typ 5 f). Abb. 5.7 zeigt, dass im Frequenzbereich bis 300 Hz mit einer leichteren Dämmung eine deutliche Verbesserung des Schallabsorptionsgrades zu erreichen ist. Ein Δαs von 0,25 ist erzielbar. Die Kurvenverläufe zeigen, dass schon allein ein kleineres Raumgewicht der Schallschluckplatte eine deutliche Erhöhung von αs im unteren Frequenzbereich bis 150 Hz bewirkt (Typ 5 f). Eine ähnliche Schallabsorption kann nach den Messergebnissen auch mit einer leichten Dämmung in 100 mm Dicke bei Verlusten im niederfrequenten Bereich erzielt werden (Typ 5 e). Bei einer Akustik-Kassettenwand ist je nach Rahmenbedingung zwischen den Anforderungen für Schalldämmung und Schallabsorption abzuwägen. Ein hohes Raumgewicht der Dämmung ist für die Schalldämmeigenschaften positiv, für die Schallabsorption ist der Einfluss je nach Frequenzbereich unterschiedlich. 1,00 Schallabsorptionsgrad αs 0,80 0,60 0,40 0,20 Wandtyp 5 a Wandtyp 5 b 0,00 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Frequenz [Hz] Abb. 5.6: Einfluss des Lochanteils von Akustikprofilen auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden 1,00 0,80 Schallabsorptionsgrad αs Verringerung von ca. 7 dB. Die Steigerung des Schalldämmmaßes Rw in Abhängigkeit von der Dämmstoffdicke ist ähnlich der bei ungelochten Profilen, eine Erhöhung von 100 mm auf 160 mm bringt in beiden Fällen einen Gewinn von 4 dB. Die Werte für die Schallabsorption für Kassetten von 130 mm Höhe mit einem Lochanteil von 14% (Wandtyp 5 a) bzw. 28% (Wandtyp 5 b) können der Abb. 5.6 entnommen werden. Bei Kassettenwänden hat der Lochanteil in dem auf dem Markt erhältlichen Bereich von 14% bis 28% keinen nennenswerten Einfluss auf die Schallabsorptionsfähigkeit der Wand. 0,60 0,40 Wandtyp 5 b Wandtyp 5 d Wandtyp 5 e Wandtyp 5 f 0,20 0,00 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Frequenz [Hz] Abb. 5.7: Einfluss des Eigengewichts der Dämmung auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden 5.2.2.1.4 Lage der Dampfsperre Den Einfluss der Lage der Dampfsperre zeigt Abb. 5.8. Bei Wandtyp 5 c liegt die Dampfsperre direkt hinter der Kassettenlochung. Bei Wandtyp 5 b liegt die Dampfsperre wie bei allen anderen Wandaufbauten zwischen Schallschluckplatte und Wärmedämmung. 55 Dokumentation 588 5.2.3.2.1 Art der Wärmedämmung Die folgenden Ergebnisse gelten für Dachaufbauten mit tragenden Trapezprofilen verschiedener Profilhöhe und einer Mineralfaserdämmung mit einem Raumgewicht von 140 kg/m3 bzw. einer Polystyroldämmung mit einem Raumgewicht von 20 kg/m3, PS 20 SE. 1,00 Schallabsorptionsgrad αs 0,80 0,60 0,20 Rw [dB] Mineralfaser Polystyrol 37–39 31–34 Wandtyp 5 b Wandtyp 5 c 0,00 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Frequenz [Hz] Abb. 5.8: Einfluss der Lage der Dampfsperre auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Kassettenwänden Die Wahl des Dämmstoffes erbringt bei Verwendung von Mineralfaserprodukten eine Verbesserung von bis zu 6 dB gegenüber Polystyrol, unter Berücksichtigung der geprüften Raumgewichte. Dies bedeutet wiederum, dass mit einer Mineralfaserdämmung, bei sonst gleicher Konstruktion, die rechnerische Anzahl der Schallquellen auf ein Viertel und die gehörte Lautstärke um ca. die Hälfte reduziert werden kann. Ab ca. 300 Hz zeigt der Kurvenverlauf, dass durch die Dampfsperre hinter der Lochung Verschlechterungen der Schallabsorptionsfähigkeit um Δαs von 0,1 bis 0,3 eintreten. Dieser Einbau der Dampfsperre ist bauakustisch gesehen falsch. Die auftreffenden Schallwellen werden an der Dampfsperrfolie reflektiert und können nicht in dem erforderlichen Maße in der Mineralwolldämmung abgebaut werden. Die gewünschte schalltechnische Leistung kann wegen der falschen Dampfsperrlage nicht voll erreicht werden. 5.2.3.2.2 Einfluss der Dampfsperre Alle zuvor beschriebenen Dachkonstruktionen besaßen eine Dampfsperre aus PE-Folie in einer Dicke von 0,25 mm. Bei dem folgenden Dachaufbau ist die PE-Folie durch eine Bitumenschweißbahn (G200 S4 Al 01) ersetzt worden. 5.2.3 Dachkonstruktionen – Schalldämmung Allein durch die Verwendung von Bitumenschweißbahnen und die damit verbundene Erhöhung der Masse kann die Schallabsorptionsfähigkeit einer Dachkonstruktion deutlich gesteigert werden. Im vorliegenden Fall lässt sich der Rw-Wert um 4 dB verbessern. 5.2.3.1 Einschalige, ungedämmte Stahltrapezprofildächer – Dachdeckung Gemäß VDI-Richtlinie 2571 erreicht eine Dachdeckung mit einer Blechdicke von 1 mm und einem Flächengewicht von 11 kg/m2 ein bewertetes Schalldämmmaß von R’w = 25 dB. 5.2.3.2 Einschaliges, oberseitig wärmegedämmtes Stahltrapezprofildach Die folgenden Dachaufbauten bestehen, soweit im Folgenden nichts anderes ausgeführt ist, jeweils aus einem tragenden Stahltrapezprofil mit aufliegender Dampfsperrfolie, 120 mm Wärmedämmung und einer Dichtungsbahn aus PVCFolie in einer Dicke von 1,5 mm. 56 Dämmschicht 0,40 Dampfsperre Rw PE-Folie G200 S4 Al 01 37 dB 41 dB 5.2.3.3 Zweischaliges, nicht belüftetes, wärmegedämmtes Stahltrapezprofildach Die folgenden Ergebnisse gelten für Dachaufbauten, bestehend aus einem tragenden Stahltrapezprofil mit 160 mm Profilhöhe, 120 mm Mineralfaserdämmung und einer Stahltrapezaußenschale mit 35 mm Höhe auf Z-Profilen. Schallschutz im Stahlleichtbau 5.2.3.3.1 Raumgewicht der Wärmedämmung Eine Variation des Dämmstoffeigengewichts mit Mineralfaserdämmungen mit einem Raumgewicht von 30 kg/m3 und 50 kg/m3 hat keinen Einfluss auf die Schalldämmeigenschaften der Konstruktion. Raumgewicht Rw [dB] 30 kg/m3 50 kg/m3 43 43 Lochanteil Rw [dB] Ungelocht 39 14% 36 3 Mineralfaser 19% 37 2 Mineralfaser Ungelocht 34 14% 28 6 Polystyrol 19% 28 6 Polystyrol ΔRw [dB] Dämmstoff Mineralfaser Polystyrol 5.2.4 Dachkonstruktionen – Schallabsorption Zur Verbesserung der Schallabsorptionsfähigkeit werden wie die Kassettenprofile auch die Trapezprofile mit Lochung angeboten. Die folgenden Werte gelten für Trapezprofile mit den am Markt erhältlichen maximalen und minimalen Lochanteilen. 5.2.4.1 Einschaliges, oberseitig wärmegedämmtes Akustik-Stahltrapezprofildach Die bewerteten Dachaufbauten bestehen, soweit im Folgenden nichts anderes ausgeführt ist, jeweils aus einem tragenden Stahltrapezprofil mit 160 mm Höhe mit aufliegender Dampfsperrfolie, 120 mm Wärmedämmung und einer Dichtungsbahn aus PVC-Folie in einer Dicke von 1,5 mm. In die Gurte sind vlieskaschierte Schallschluckelemente mit einem Raumgewicht von 20 kg/m3 eingelegt. An Profilen mit einer Trapezprofilhöhe von 135 mm wird im Folgenden der Einfluss des Lochanteils bei unterschiedlichen Wärmedämmungen dargestellt. Bei diesen Profilen sind die Stege gelocht. Die Lochung wird zum Zwecke der Schallabsorption mit vlieskaschierten Mineralfaserdämmstreifen hinterlegt. Die Trapezprofile besitzen einen marktüblichen minimalen (14%) und maximalen (19%) Lochanteil. 5.2.4.1.1 Einfluss des Lochanteils auf die Schalldämmung Die Lochung führt wie bei Wandkonstruktionen zu einer Verschlechterung der Schalldämmeigenschaften. Es ist zusätzlich eine Abhängigkeit vom verwendeten Dämmmaterial festzustellen. Die Lochung bewirkt im Fall von Mineralfaserdämmung eine Absenkung des RwWertes um 2 bis 3 dB, im Fall von Polystyrol hingegen um 6 dB. Hier wirkt sich aus, dass der durch die Lochung und durch die Schallschluckplatte hindurchgehende, noch nicht absorbierte Schallanteil von der Mineralfaserdämmung besser absorbiert wird als von Polystyrol. Ein Einfluss der unterschiedlichen Lochanteile ist im Gegensatz zur Wand bei den untersuchten Lochbildern nicht vorhanden. 5.2.4.1.2 Art der Wärmedämmung Dargestellt sind die Schalldämmwerte sowohl für eine Mineralfaserdämmung mit RG = 140 kg/m3 als auch für eine Polystyroldämmung mit RG = 20 kg/m3, PS 20 SE, für die o. a. Lochanteile: Dämmschicht Rw [dB] Mineralfaser Polystyrol 36–37 28 Die Wahl des Dämmstoffes erbringt bei Verwendung von Mineralfaserprodukten eine Verbesserung von 8 bis 9 dB gegenüber Polystyrol, unter Berücksichtigung der geprüften Raumgewichte. Dies zeigt, dass die Akustik-Dachaufbauten noch sensitiver gegenüber dem Dämmmaterial sind als die ungelochten Konstruktionen, die nur einen Unterschied von 5 bis 6 dB erbringen. 5.2.4.1.3 Lochanteil und Art der Wärmedämmung Konstruktionen mit Mineralfaserdämmung mit RG = 140 kg/m3 (Typ 4 M, 5 M) als auch mit Polystyroldämmung mit RG = 20 kg/m3, PS 20 SE (Typ 4 P, 5 P), sind in Abb. 5.9 aufgeführt. Typ 4 besitzt 19% Lochanteil, Typ 5 besitzt 14% Lochanteil. 57 Dokumentation 588 Die Verwendung von Mineralfaser anstelle von Polystyrol macht sich in der Schallabsorptionskurve nur geringfügig bemerkbar. Mit Mineralfaser ist αs um maximal 0,1 zu verbessern, bei sonst gleichen Bedingungen. Dies ist darin begründet, dass die Absorption durch die in die Gurte eingelegten Mineralfaser-Schallschluckelemente erfolgt und nur der dann noch nicht absorbierte Anteil des Schalls, der auf die Dachdämmung trifft, von dieser entweder reflektiert oder weiter absorbiert wird. 1,00 Schallabsorptionsgrad αs 0,80 0,60 0,40 Dachtyp 4 M Dachtyp 4 P Dachtyp 5 M Dachtyp 5 P 0,20 0,00 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Frequenz [Hz] Abb. 5.9: Einfluss des Lochanteils und der Art der Dämmung auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Dachkonstruktionen Der höhere Lochanteil verbessert den αsWert ab einer Frequenz von 500 Hz um ca. 0,2. Dieser Effekt ist unabhängig vom verwendeten Dämmmaterial. Auf den niederfrequenten Bereich hat der Lochanteil keinen Einfluss. Bei Trapezprofilen in Dachkonstruktionen hat die Variation des Lochanteils somit einen größeren Einfluss als bei Akustik-Kassettenprofilen. Abb. 5.10: Einfluss der Art der Dampfsperre auf den Schallabsorptionsgrad αs bei Dachkonstruktionen 1,00 Schallabsorptionsgrad αs 0,80 0,60 0,40 0,20 Dachtyp 4 M Dachtyp 6 M 0,00 100 160 250 400 630 1.000 1.600 2.500 4.000 125 200 315 500 800 1.250 2.000 3.150 5.000 Frequenz [Hz] 58 5.2.4.1.4 Einfluss der Dampfsperre Der Dachaufbau entspricht dem zuvor beschriebenen Typ 4 M unter Verwendung einer Bitumenschweißbahn (G200 S4 Al 01 – Typ 6 M) anstelle einer PE-Folie. Die Bitumenschweißbahn verschlechtert die Schallabsorption bis zu einer Frequenz von ca. 1.500 Hz um bis zu αs = 0,2. Die Bitumenschweißbahn bildet in diesem Aufbau eine schwere und starre Schallreflexionsschicht über den Gurten, so dass der weitere Dachaufbau mit der darüber liegenden Dämmung keinen weiteren Schall absorbieren kann (Abb. 5.10). 5.2.5 Sandwichelemente Das Schalldämmvermögen einer Konstruktion verbessert sich mit zunehmendem Eigengewicht. Da Sandwichelemente schalltechnisch gesehen wie einschalige Bauteile wirken, hat die Dicke eines Sandwichelementes keinen Einfluss auf das Schalldämmmaß. Wegen des geringen Eigengewichts von PUR-Schaum besitzen alle PUR-Sandwichelemente somit einheitlich ein bewertetes Schalldämmmaß von R’w = 25–26 dB. Dies ist durch Messungen nachgewiesen worden. Dieser Wert liegt, bezogen auf das Flächengewicht und verglichen mit anderen Bauelementen, recht günstig und ist für den Einsatz im Industriebau im Allgemeinen ausreichend. Sandwichelemente mit Mineralwollkern besitzen wegen des höheren Eigengewichts der Mineralwolle und somit wegen des höheren Flächengewichtes des gesamten Elementes ein bewertetes Schalldämmmaß von R’w = 28–33 dB. Bei den Prüfergebnissen für Sandwichelemente ist darauf zu achten, in welchem Prüfstand das Element geprüft worden ist. Vorgeschrieben ist ein Wandprüfstand (ca. 10 m2 ). Prüfungen an Fensterprüfständen (ca. 2–3 m2) mit einer reduzierten Größe des Prüflings führen zu Ergebnissen mit zu guten Schalldämmwerten, die nicht realistisch sind. Schallschutz im Stahlleichtbau 5.2.6 Schlussbemerkung 5.3 Literatur Konstruktionen des Stahlleichtbaus besitzen eine große Variationsbreite, um die spezifischen schalltechnischen Anforderungen, die an ein Gebäude gestellt werden, zu erfüllen. Ein Schalldämmmaß von 25 dB bis 57 dB ist erzielbar. Die Schallabsorptionsfähigkeit der entsprechend optimierten Konstruktionen liegt in der Regel zwischen einem αs von 0,6 bis 0,9. Die in diesem Beitrag vorgestellten schalltechnischen Werte resultieren aus einem komplexen Zusammenspiel der einzelnen Bauteilkomponenten. Bei Variation mehrerer Parameter kann eine Konstruktion neue Eigenschaften erhalten, die sich aus den angeführten Abhängigkeiten nicht ableiten lassen. Für ein detaillierteres Studium der schalltechnischen Eigenschaften der Stahlleichtbaukonstruktionen einschließlich der konstruktiven Aufbauten und Messkurvenverläufe sei hier auf die IFBS-Fachinformation 4.06, Bauphysik, Schallschutz im Stahlleichtbau, verwiesen. Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG), in der Fassung vom 14.05.1990 (BGBl. I S. 880), zuletzt geändert durch Gesetz vom 10.12.1990 (BGBl. I S. 2634) Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz, Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) vom 26.08.98 (Gemeinsames Ministerialblatt 1998, Nr. 26, Seite 503 ff.) IFBS 4.06, Bauphysik, Schallschutz im Stahlleichtbau, Ausgabe August 2003 VDI 2571, Ausgabe August 1976, „Schallabstrahlung von Industriebauten“ VDI 2570, Ausgabe September 1980, „Lärmminderung in Betrieben – allgemeine Grundlagen“ DIN EN ISO 717-1, „Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen, Teil 1: Luftschalldämmung“, Deutsche Fassung ISO 717-1: 1996 59 Dokumentation 588 6 Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Dipl.-Ing. Hans Pöter 6.1 Grundlagen für das Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen 6.1.1 Besonderheiten leichter Baukonstruktionen Abweichend von den im Holz-, Massiv- oder allgemeinen Stahlhochbau bekannten Verhaltensweisen von Baustoffen und Bauteilen sind bei Leichtbaukonstruktionen einige Besonderheiten gegeben, deren Beachtung bei der Konstruktion und Ausführung maßgebend für ihre zuverlässige Funktion ist. Eine der Besonderheiten ist die Tendenz dünnwandiger Bauteile zu großen Verformungen, die insbesondere auch quer zu ihrer Tragrichtung auftreten können. Daher kommt dem Erhalt der Querschnittsgeometrie unter Last eine zentrale Bedeutung zu. Des Weiteren verfügen Leichtbauelemente über keine eigenen thermischen Kapazitäten, können also weder Wärme speichern noch diese später wieder abgeben. Sie sind auch nicht als Feuchtepuffer wirksam. Schließlich verfügen sie über ein vergleichsweise geringes Schalldämmvermögen. Diese zunächst als Nachteile hervortretenden Eigenschaften sind jedoch durch überlegte Konstruktionen beherrschbar. Abb. 6.1: Nachweise für dünnwandige Bauelemente Festigkeit, Standfestigkeit Tragsicherheit Korrosionsbeständigkeit Wärmeschutz Feuchteschutz Gebrauchstauglichkeit Brandschutz Schallschutz Gestaltung 60 6.1.2 Nachweise für dünnwandige Bauelemente Aufgrund der oben genannten Besonderheiten sind zur Bemessung und Detaillierung leichter Baukonstruktionen außer den Tragsicherheitsnachweisen grundsätzlich auch die Gebrauchstauglichkeitsnachweise für die einzelnen Baukomponenten zu führen (Abb. 6.1). Die Nachweise für die Tragsicherheit der Konstruktion beinhalten Aussagen über die Standsicherheit der tragenden Bauteile sowie die Festigkeit und die Korrosionsbeständigkeit der eingesetzten Baustoffe. Demgegenüber beschäftigen sich die Nachweise für die Gebrauchstauglichkeit mit den Forderungen an den Wärme- und Feuchteschutz und je nach Nutzung des Gebäudes auch mit den Anforderungen an den Brand- und den Schallschutz. Schließlich gehört zur Gebrauchstauglichkeit eines Gebäudes auch ein ansprechendes optisches Erscheinungsbild, weswegen der Gestaltung sichtbarer Baukomponenten einige Bedeutung zukommt. 6.1.3 Bezeichnungen an Leichtbauteilen aus Stahl Die Bezeichnungen für die einzelnen Profilabschnitte von Leichtbauteilen aus Stahl lehnen sich naturgemäß an die in DIN 18800 für den allgemeinen Stahlhochbau vorgegebenen Bezeichnungen an (Abb. 6.2 und 6.3). So spricht man auch bei Stahltrapezprofilen und Stahlkassettenprofilen von Ober- und Untergurten sowie Stegen. Als Sicken bezeichnet man die in Ober- und Untergurten sowie Stegen zur Erhöhung der Tragsicherheit des Querschnitts eingeprägten längs verlaufenden Vertiefungen oder Versätze. Entsprechend sind die Bezeichnungen bei Sandwichelementen, wobei sich diese dann jeweils auf die Deckschalen beziehen – Beispiel: Ober- oder Untergurt und Steg der Stahltrapezprofilierten Deckschale eines Dach-Sandwichelementes. Schließlich wird die Lage der Trapezprofile aus Stahl (Abb. 6.4) als Positivlage bezeichnet, wenn die Längsstöße der Profiltafeln direkt über dem Auflager liegen. Demgegenüber spricht man von Negativlage, wenn die Profiltafeln z. B. als Deckung verwendet werden und die Längs- stöße nicht direkt über den Auflagern liegen. In der Regel werden die Stahltrapezprofile so als Eindeckung verwendet. Diese Definition unterscheidet sich grundlegend von der, die bei Trapezprofilen aus Aluminium angewendet wird, hier sind die Lagebezeichnungen genau umgekehrt. Profilhöhe h Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Obergurtsicke Obergurt Steg 6.1.4 Allgemeine Fachregeln – Stand der Technik Ebener Längsrand Als Grundlage für die Konstruktion von Leichtbauelementen aus Stahl dienen Normen, Richtlinien und Veröffentlichungen, wovon die wichtigsten hier genannt werden. Regeln für Sandwichelemente: • DIBt, Berlin Bauaufsichtliche Zulassungsbescheide des Deutschen Instituts für Bautechnik für verschiedene Hersteller • DIN EN 14509 Selbst tragende Sandwich-Dämmplatten mit beidseitiger Metalldeckschicht. Richtlinien: • Industrieverband für Bausysteme im Stahlleichtbau e. V. • Deutsches Dachdeckerhandwerk – Flachdachrichtlinien • Fachregeln des Klempner-Handwerks (ZVSHK) Dokumentationen und Merkblätter: • Stahl-Informations-Zentrum, Düsseldorf Untergurt Abgekanteter Längsrand Rippenbreite bR Baubreite b Elementbreite Abb. 6.2: Bezeichnungen an Trapezprofilen nach DIN 18807-1 Profilhöhe h DIN-Normen: • DIN 18807 Teil 1–3 Trapezprofile im Hochbau, Stahltrapezprofile • DIN 18516 Teil 1 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet • DIN 18234 Baulicher Brandschutz im Industriebau, Dachkonstruktionen • DIN 55928 Teil 8 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungen und Überzüge, Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen • DIN 4108 Teil 1–7 Wärmeschutz im Hochbau • DASt-Richtlinie 016 Bemessung und konstruktive Gestaltung von Tragwerken aus dünnwandigen kaltgeformten Bauteilen. Stegsicke oder Stegversatz Stegsicke oder Stegversatz Obergurt Steg Untergurt Untergurtsicke Baubreite b Elementbreite Abb. 6.3: Bezeichnungen an Kassettenprofilen nach DIN 18807-1 Stahl Alu Negativlage Positivlage Positivlage Nicht möglich Technische Informationen: • Schriften namhafter Hersteller Abb. 6.4: Bezeichnung der Lage von Trapezprofilquerschnitten 61 Dokumentation 588 6.2 Konstruktion zur Erfüllung der Tragsicherheit 6.2.1 Forderungen an Konstruktion und Statik • Eigenlasten nach DIN 1055-1 • Schneelast nach DIN 1055-5 • Windlast nach DIN 1055-4 Alle Nachweise für die Tragsicherheit der Konstruktion sowie deren Detaillierung müssen grundsätzlich projektbezogen sein mit ausdrücklicher Anpassung an die jeweils vorhandenen Verhältnisse. Neben den statischen Nachweisen sind Konstruktionspläne – Verlegepläne und Details – vorzulegen, in denen alle Montagevorgänge enthalten und verständlich dargestellt sind. Hierzu gehören insbesondere auch die Auswahl und Lage der Verbindungselemente (Abb. 6.5) sowie der einzusetzenden Dichtelemente (Gebrauchstauglichkeit). 6.2.2 Lastannahmen Aufgrund des geringen Eigengewichtes von Leichtkonstruktionen gewinnen die eingeprägten Lasten Wind, Schnee und Temperaturdifferenzen (Abb. 6.6) – anders als bei den herkömmlichen Bauweisen, z. B. dem Massivbau – spürbar an Bedeutung. Neben den anzusetzenden Schneelasten können Schneeanhäufungen das Trag- und Verformungsverhalten der Leichtbauelemente maßgebend beeinflussen. Das gilt insbesondere auch für den Lastfall Temperatur, der beim Einsatz von Sandwichelementen für die Bemessung bestimmend sein kann. Darüber • Temperatur nach DIN 18807-3 • Wassersackbildung nach DIN 18807-3 Abb. 6.6: Lastannahmen hinaus sind für die Bemessung der Verbindungselemente in den Gebäudeeck- und Randbereichen die erhöhten Windsoglasten bemessungsbestimmend. Die Möglichkeit der Wassersackbildung sollte konstruktiv ganz vermieden werden. Zusatzlasten aus • Zwischendecken • Rohrabhängungen • Sanitäranlagen • Heizlüftern • Beleuchtungen • Kabeltrassen und anderem sind vorab mit dem Planer abzustimmen und bei der Bemessung zu berücksichtigen. Nicht zuletzt ist darauf zu achten, dass die von den jeweiligen Herstellern für ihre Produkte veröffentlichte Begehbarkeitsgrenze (Abb. 6.7) bei der Eindeckung mit Stahltrapezprofilen eingehalten wird. Dies gilt im Hinblick auf die Erfüllung der Gebrauchstauglichkeit ausdrücklich auch für die Deckschale zweischaliger Metalldächer. Abb. 6.5: Kassettenwand – Befestigungsschema für die Außenschale (Quelle: Bauen mit Stahl e.V.) 6.2.3 Konstruktionsdetails nach DIN 18807-3 Die Tragsicherheit von dünnwandigen Bauteilen – z. B. von Stahltrapezprofilen – hängt direkt ab vom Erhalt der jeweiligen Querschnittsgeometrie. Jede Veränderung der Querschnittsgeometrie beeinflusst das Tragverhalten des Bauteils. Da bei dünnwandigen Profilen nur die „mittragenden Breiten“ – das heißt die Biegschultern und die durch Sicken oder Versätze ausgesteiften Gurt- und Stegpartien (Abb. 6.8) – zum Lastabtrag direkt beitragen, dürfen diese Stellen nicht durch Ausschnitte oder Bohrungen ohne zusätzliche aussteifende Maßnahmen geschwächt werden. Bohrungen für Abhängungen werden also nicht in Ober- oder Untergurten eingebracht, sondern in Stegmitte. Zum andern haben seitlich ungestützte Rippen von Stahltrapezprofilen unter Last die Nei62 Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Abb. 6.7: Bemessungstabelle mit Angabe der Grenzstützweite (Quelle: Hoesch Siegerlandwerke) 1. 2. Abb. 6.8: 1. Kraftübertragung unter Biegung über die „mittragenden Breiten“ 2. Anordnung von Abhängungen in Stegmitte – „neutrale Faser“ gung, seitlich auszuweichen und dabei flacher zu werden. Mit dem Abfall der Rippenhöhe wird aber das Trag- und Verformungsverhalten des Profils (Abb. 6.9) überproportional negativ beeinflusst. Deshalb kommt der Sicherung des Querschnittserhalts von Leichtbauprofilen eine zentrale Bedeutung zu. In DIN 18807 Teil 3 sind zahlreiche Hinweise und Skizzen enthalten, die alle dazu dienen, die Querschnittsgeometrie von Stahltrapezprofilen, Stahlkassettenprofilen und Wellelementen unter Lastabtrag zu erhalten. W = W (q, L, l) h = 4 cm h3 = 64 cm3 h = 3 cm h3 = 27 cm3 Abb. 6.9: Überdurchschnittlicher Abfall des Tragvermögens infolge Abflachung der Querschnittsgeometrie am Trapezprofil 63 Dokumentation 588 1 2 1 Profiltafel 2 Verbindungselement eL ≤ 666 mm eL Abb. 6.10: Befestigung und Längsrandausbildung nach DIN 18807-3 tN ≥ 1,0 mm Dichtband eR ≤ 333 mm Randaussteifung durch Randaussteifungsblech Abb. 6.11: Randaussteifung nach DIN 18807-3 mit nach unten gerichteter Abkantung ≥ 30 mm ≥4d ≥ 40 mm ≤ 10 d ≥ 20 mm >3d ≥4d ≥ 40 mm ≤ 10 d Abb. 6.12: Biegesteifer Stoß nach DIN 18807-3 64 Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Das beginnt mit der Sicherung am Auflager, die bei Stahltrapezprofilen an den Endauflagern an jedem Untergurt erfolgt (Abb. 6.10). An den Innenauflagern kann die Befestigung je nach Lastaufkommen auch in jedem zweiten Untergurt durchgeführt werden. Dann folgt die Sicherung der Längsrandüberlappungen von Stahltrapezprofilen im Abstand von e ≤ 666 mm und für Stahlkassettenprofile im Abstand von e ≤ 800 mm bei Verlegung als tragende Dachunterschale und e ≤ 1.000 mm als tragende Wandinnenschale. Wellelemente werden wie Stahltrapezprofile behandelt. Am Rande von Verlegeflächen sind die freien Längsränder von Stahltrapezprofilen und Wellelementen ebenfalls gegen seitliches Ausweichen zu sichern. Dies geschieht z. B. durch Lagerung und Befestigung auf Randträgern im Abstand von e ≤ 666 mm. Wo keine Randauflagen zur Verfügung stehen, können einfache dünnwandige Randaussteifungswinkel angeordnet werden, die mit den beiden Randobergurten der Stahltrapezprofile im Abstand von e ≤ 333 mm verbunden werden. Der abgekantete Schenkel des Randaussteifungswinkels (Abb. 6.11) kann dabei sowohl nach oben als auch nach unten weisen. Zur besseren Ausnutzung des Tragverhaltens von Stahltrapezprofilen können diese zu Mehrfeldträgern zusammengefügt werden. Die Kopplung erfolgt in Form eines biegesteifen Stoßes jeweils über einem Auflager (Abb. 6.12). Eine Kopplung im Feld ist nicht erlaubt. Ebenso ist die Ausbildung eines biegesteifen Stoßes bei Stahlkassettenprofilen nicht möglich. Öffnungen für Rohrdurchführungen (Abb. 6.13 und 6.14) dürfen in eine tragende (nicht durch zusätzliche Wechsel ausgesteifte) Schale aus Stahltrapezprofilen in runder oder eckiger Form eingebracht werden, wenn ihr Durchmesser nicht größer ist als D = 300 mm und wenn der Ausschnitt im Stahltrapezprofil mit einem Versteifungsblech verstärkt wird. Das Versteifungsblech hat eine Mindestdicke von min. t = 1,5 · tN und ist so breit ausgelegt, dass es nach jeder Seite zwei ungeschädigte Stege von Stahltrapezprofilrippen überdeckt. Es wird umlaufend und im Abstand von e < 120 mm mit den Obergurten der überdeckten Rippen verbunden. tN, B tN, TP Schnitt A-A 1 3 6 2 A A 5 4 1 Trapezblech 2 Abdeckblech mindestens 600 mm x 600 mm, mind. 1,13 mm dick (1.5 · tN, TP) 3 Abdeckblech-Längsrand 4 Abdeckblech-Querrand 5 Am Querrand 2 Verbindungselemente im Obergurt, je eines neben jedem überdeckten Steg 6 Verbindungselemente am Längsrand Abstand: 120 mm Abb. 6.13: Öffnung in der Verlegefläche nach DIN 18807-3 Abb. 6.14: Öffnung in der Verlegefläche nach DIN 18807-3 65 Dokumentation 588 e < 500 mm Abb. 6.15: Auswechslung für eine großformatige Öffnung in der Verlegefläche Größere Öffnungen sind grundsätzlich mit statisch nachgewiesenen Wechselprofilen (Abb. 6.15) zu versehen, deren Bemessung im Allgemeinen nach DASt-Richtlinie 016 erfolgen kann. Die Obergurte der Wechsel sollen den Obergurt der Randrippe ganz überdecken und entlang ihrem Längsrand über eine Abkantung verfügen. Sie werden zur Sicherung in ihrer Lage und gegen Gurtbeulen im Abstand von e ≤ 500 mm mit den von ihnen überdeckten Stahltrapezprofilobergurten verbunden. Ist diese Voraussetzung erfüllt – wenn also die Verformung um eine erzwungene Drehachse erfolgt –, kann ein vereinfachter Nachweis mit Hilfe der Trägheits- und Widerstandsmomente um eine durch den Schwerpunkt gehende horizontale Achse geführt werden. 6.2.4 Besonderheiten bei Stahlkassettenprofilen Im Gegensatz zu Stahltrapezprofilen verfügen Kassetten (Abb. 6.16) über überbreite Untergurte und im Vergleich hierzu über schmale Obergurte. Hierdurch bedingt reduzieren sich die kraftübertragenden Zonen auf die Stege, die stegnahen Bereiche der Untergurte und die Obergurte. Daraus folgt, dass die Befestigung der Kassetten auf der tragenden Unterkonstruktion in einem Abstand von nicht weiter als e ≤ 75 mm erfolgen darf. Weitere Verbindungselemente am Auflager dienen der Lagesicherung des Untergurtes am Auflager sowie der Komprimierung der an Endauflagern zur Herstellung der Luftdichtheit eingebauten Dichtbänder (Gebrauchstauglichkeit). WS Profiltafel Stütze Längsstoßdichtband e Statisch wirksame Verbindungselemente, e ≤ 75 mm Konstruktive Verbindungselemente nur im anliegenden Gurtteil WS Dichtband beim Endauflager Abb. 6.16: Befestigung von Kassetten nach DIN 18807-3 (A1 – Änderung) 66 e ≤ 75 mm Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Anders als Stahltrapezprofile entfalten Stahlkassettenprofile ihre Tragsicherheit erst in Verbindung mit der Außenschale, die in der Regel aus Stahltrapezprofilen oder in Einzelfällen auch aus Wellelementen besteht. Diese sind in den für jeden Kassettentyp festgelegten Abständen kontinuierlich mit den Obergurten der Kassetten verbunden. Werden die Elemente der Außenschale horizontal verlegt, so wird auf den Obergurten der Kassetten zunächst eine Distanzkonstruktion aus Z-, C- oder Hutprofilen (Abb. 6.17) angeordnet, die ihrerseits die Aussteifung der Kassettenobergurte übernehmen. Dementsprechend müssen die Abstände der Distanzprofile in Anlehnung an die Angaben in den Tabellen der Querschnitts- und Bemessungswerte statisch nachgewiesen werden. Sie fallen in der Regel geringer aus als die zulässigen Spannweiten der Profile der Außenschale. Abb. 6.17: Distanzkonstruktion auf Kassettenprofilen zur Aufnahme der Außenschale =0 6.2.5 Besonderheiten bei Sandwichelementen Zunächst ist darauf zu achten, dass Lasten aller Art – z. B. aus abgehängten Decken, Lüftern, Rohrleitungen und Kabeltrassen – nicht durch Einzelverschraubung in die Deckschalen der Sandwichelemente eingeleitet werden dürfen. Des Weiteren tritt bei Sandwichelementen, die als Mehrfeldträger verlegt werden, der Lastfall Temperaturdifferenzen in den Vordergrund. Aufgrund der Trennung zwischen der äußeren und der inneren Deckschale durch den Dämmkern kommt es bei Erwärmung der äußeren Deckschale unter Sonneneinstrahlung zu deren Längenausdehnung. Bei unterschiedlichen Temperaturen zwischen innen und außen führt dies beim Einfeldträger zu einer von inneren Kräften freien Längskrümmung des Elementes nach außen. Wird das Element als Mehrfeldträger verlegt und damit die Verformung jeweils am Zwischenauflager durch die Befestigung verhindert (Abb. 6.18), entstehen Zwängungskräfte, die zu erhöhten Druckspannungen in der der Erwärmung zugewandten Deckschale am Auflager führen. Übersteigt die Druckspannung das Niveau der „Knitterspannung“, kommt es zum Ausbeulen – „Knittern“ – der Deckschale in Elementquerrichtung. Die Gefahr ist umso größer, je dunkler die Farbe der Außenschale ist und je höher damit die Temperatur in der Außenschale wird. Deshalb sind für als Mehrfeldträger verlegte Sandwichelemente die statischen Nachweise grundsätzlich auch für die Lastfälle „Temperatur im Sommer und Temperatur im Winter“ zu führen, wobei je nach Farbe der Außenschale Außen Innen =0 Abb. 6.18: Zwängungen am Sandwichelement infolge Temperaturverformung Sommer Winter Außen –20 °C Außen FG I: 55 °C FG II: 65 °C FG III: 80 °C Innen +20 °C Innen 25 °C Abb. 6.19: Temperaturlastfall bei Sandwichelementen drei Farbgruppen und damit drei unterschiedlich hohe Außentemperaturen (Abb. 6.19) zu berücksichtigen sind. 67 Dokumentation 588 6.2.6 Verbindungselemente Als Verbindungselemente kommen Schrauben, Setzbolzen und Niete zur Anwendung (Abb. 6.20 und 6.21). Die Bemessung und ihre Einsatzmöglichkeiten sind in dem vom DIBt erlassenen und in der IFBS-Info 7.01 veröffentlichten bauaufsichtlichen Zulassungsbescheid geregelt. Besondere Beachtung ist dabei dem Einfluss von Außermitten zu widmen und den sich daraus ergebenden Abminderungen der zulässigen Auszugskräfte. Aufgrund der „Weichheit“ der Querschnitte von Trapez-, Well- und Stahlkassettenprofilen dürfen am Auflager statisch erforderliche Verbindungselemente, die die Zahl zwei übersteigen, nur in Elementlängsrichtung eingebracht werden. Bei einer Anordnung zwischen den beiden stegnahen Mindestbefestigungen bleiben sie in ihrer Funktion wirkungslos (Abb. 6.22). Bei schwach profilierten Sandwichelementen ist die Besonderheit zu beachten, dass die Anzahl der Befestigungselemente (in der Regel bei mehr als drei Verbindungselementen) die Bemessungsgrenzwerte für die Knitterspannungen beeinflusst. Da die Art der Befestigung und die Anzahl der Verbindungselemente in den Nachweis der Sandwichelemente selbst mit eingehen, dürfen in den Verlegeplänen nur diejenigen Verbindungselemente und deren Anzahl ausgewiesen werden, die dem statischen Nachweis zugrunde gelegen haben. Sandwich Sandwich Stahl-Unter- Holz-Unterkonstruktion konstruktion Trapez Stahl-Unterkonstruktion DIBt - Zulassungsnummer Z-14.1-4 - Ausgabe Juni 2002 - Industrieverband zur Förderung des Bauens mit Stahlblech e.V. Abb. 6.21: Anwendungsbereiche der Verbindungselemente 7.01 Abb. 6.20: Bauaufsichtlicher Zulassungsbescheid des DIBt für Verbindungselemente 6.2.7 Korrosionsschutz Dünnwandige Konstruktionen aus Stahl erfordern in besonderer Weise einen Schutz gegen Bewitterung, da sie im Falle fortschreitender Korrosion schnell ihre Tragsicherheit einbüßen können. Deshalb gehört zum Tragsicherheitsnachweis auch die verbindliche Festlegung eines geeigneten Korrosionsschutzes, der in der Regel aus einem im Bandbeschichtungsverfah- Längsstöße Blech/Blech Form A 68 Verbindungselemente zur Verwendung bei Konstruktionen mit „Kaltprofilen“ aus Stahlblech insbesondere mit Stahlprofiltafeln Querstöße Blech/Blech Typ des Verbindungselementes Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen F Z, i = 0 0 < e ≤ bG/2 150 mm < b G ≤ 250 mm 0,5 · zul. FZ e a in mm FZ, r < 75 0,7 · zul. FZ > 75 0,35 · zul. FZ a F Z, i t I, N F Z, r bG bG Abb. 6.22: Blatt 1 zum Zulassungsbescheid vom 25.07.90, Nr.: Z-14.1-4 Tabelle 1 – besondere Anwendungsfälle ren aufgebrachten metallischen Überzug aus Zink oder GALFAN® mit einer zusätzlichen Kunststoffbeschichtung oder aus GALVALUME® besteht. Welche Korrosionsschutzklasse jeweils zur Anwendung kommt, ist in DIN 18807-1 geregelt. Bei der Auslegung der Konstruktion ist darüber hinaus auf eine Vielzahl von Einflüssen zu achten, die dazu beitragen können, den Korrosionsschutz zu beeinträchtigen. Insgesamt sind etwa zehn Regeln (Abb. 6.24) einzuhalten, um die langfristige Lebensdauer des Korrosionsschutzes und damit der Bauteile zu gewährleisten. • • • • • • • • • • Ausbildung großer Biegeradien bei Kantteilen und Profiltafeln Alle beschichteten Flächen sind belüftet und möglichst zugänglich Ausbildung belüfteter Tropfkanten bei der Konstruktion (Abb. 6.23) Kondensat und Oberflächenwasser müssen ungehindert abfließen können Fußverwahrungen sollten möglichst vermieden werden; wenn erforderlich, sind die Wandelemente mit einem Mindestabstand von 10 mm vom Tropfblech zu montieren Vermeidung abgeschatteter Bereiche („unwashed areas“) Vermeidung von Blechkontakten (Kapillarflächen) bei Querstößen Bohrspäne sind nach ihrer Entstehung umgehend zu entfernen! Mechanische Beschädigungen durch die Montage sind nach Fertigstellung des Objektes sofort auszubessern! Schnittkanten bauseits möglichst nicht nachschneiden Abb. 6.24: Zehn „goldene“ Regeln zur Beachtung beim Konstruieren von dünnwandigen Konstruktionen 10 mm Abb. 6.23: Belüftete Schnittkante an einer Sockelausbildung 69 Dokumentation 588 6.3 Konstruktion zur Erfüllung der Gebrauchstauglichkeit 6.3.1 Forderungen an die Dichtheit gegen Niederschlag Nach DIN 18807-3, 4.9.3, ist das Eindringen von Wasser bei allen Dach- und Wandsystemen sowie bei den Außenwandbekleidungen durch geeignete Maßnahmen dauerhaft zu verhindern. Um dies zu erreichen, werden Dichtbänder zwischen die überlappenden Längs- und Querränder der Elemente eingebaut (Abb. 6.25). Sowohl die DIN 18807-3 als auch die IFBS-Info 8.01 „Montagerichtlinie“ geben hierzu Dachneigungen vor, unterhalb deren jeweils Dichtmaßnahmen durchzuführen sind. Die Erfahrung zeigt aber, dass eine Eindichtung von Längs- und Querstößen von Dachelementen – auch für Sandwichelemente – grundsätzlich vorgesehen werden sollte. Dies gilt auch für die Quer- und Längsrandüberlappungen aller Formteile, die im Dach- und Dachrandbereich eingesetzt werden wie Firstkappen, Wandkappen, Oberlichtrandabdeckungen etc. Die Eindichtung geschieht so, dass zum einen die Verbindung dauerhaft dicht ist und zum andern die überlappenden Längsränder von Dachelementen und Formteilen zur Verhinderung von Schnittkantenkorrosion luftumspült bleiben (Abb. 6.26). Längs- und Querüberlappungen von einschaligen Wandelementen bedürfen in der Regel keiner zusätzlichen Eindichtung, zumal wenn sie als Außenschalen von hinterlüfteten Wandaufbauten eingesetzt werden. Demgegenüber ist aber durch konstruktive und optisch verträgliche Maßnahmen dafür zu sorgen, dass an den Schnittstellen von Wandöffnungen das Eindringen von Niederschlag in den Wandaufbau verhindert wird (Abb. 6.27). Bei Wand-Sandwichelementen übernimmt das am Längsrand der Elemente werkseitig eingebrachte Dichtband den Schutz gegen das Eindringen von Schlagregen. Schraube/Niet im Obergurt m 100–200 m Empfehlung: „Dichtung – immer“ Dichtbänder: verbindlich bei Dachneigungen < 15° Dichtung unter 7° Dachneigung Abb. 6.25: Herstellung der Regendichtheit von Deckungen durch Einbau von Dichtbändern > 5 mm > 5 mm Abb. 6.26: Zwei Möglichkeiten der Ausbildung einer Querstoßüberlappung 70 Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Abb. 6.27: Konstruktive Maßnahmen zur Herstellung der Regendichtheit in der Fassade 6.3.2 Forderungen an Wärme- und Feuchteschutz Die größten Wärmeverluste und der größte Teil von Feuchteschäden an Bauwerken sind darauf zurückzuführen, dass feuchtwarme Innenraumluft ungehindert nach außen entweichen oder in mehrschaligen Dach- und Wandkonstruktionen in die kälteren Bereiche bis zu den äußeren Deckschalen vordringen und dort kondensieren kann. Aus dem Grunde fordert die Energieeinsparverordnung (EnEV) die Herstellung luftdichter Konstruktionen. Bei mehrschaligen Dachaufbauten dient die Dampfsperre zugleich als Luftsperre und stellt damit die notwendige Luftdichtheit des Dachaufbaus her. Voraussetzung ist, dass die Querund Längsüberlappungen der Luftsperrbahnen selbst sowie ihre Anschlüsse an Nachbargewerke wie Öffnungen und Wandaufbauten ebenfalls luftdicht abgeklebt sind (Abb. 6.28). Besteht bei zweischaligen Wandaufbauten die Wandinnenschale aus Stahlkassettenprofilen, so können diese nach Einbau von Dichtungen in ihre Längsstoßüberlappungen sowie an ihren Endauflagern die Funktion der Luftsperre Verbindungselemente im Steg e = 1.000 mm Empfohlen e = 500 mm Befestigungselemente Lastabtragendes Kassettenprofil Dichtband Stabilisierende Wetterschale Dämmung Thermischer Trennstreifen Abb. 6.28: Verlegung der Luftsperre und Vorbereitung für den Anschluss im Randbereich Abb. 6.29: Aufbau einer Stahlkassettenwand 71 Dokumentation 588 Dichtbänder Abb. 6.30: Dichtbänder am Endauflager eines Stahlkassettenprofils Technische Lösungen G+H/SFS 72 übernehmen (Abb. 6.29). Dabei ist darauf zu achten, dass das Dichtband in der Längsstoßüberlappung möglichst nahe an der Biegeschulter zum Untergurt liegt. Die vertikal angeordneten Dichtbänder an den Auflagern werden so ausgewählt und angeordnet, dass sie die Freiräume zwischen Auflager und Untergurtsicken zuverlässig abdichten. Zum andern müssen sie schlüssigen Kontakt mit den Dichtbändern der Längsstoßüberlappungen haben (Abb. 6.30). Hilfen für die Auswahl geeigneter Dichtmaterialien für den Einsatz als Regen- und/oder Luftdichtung gibt die IFBS-Fachinformation 4.02 „Fugendichtheit im Stahlleichtbau“. Zur Minderung von Wärmebrücken sind zwischen den Außenschalen und den Obergurten der Stahlkassettenprofile thermische Trennungen einzubauen. Hierfür geeignet sind alle Bänder, deren wärmeisolierende Eigenschaft im eingebauten Zustand nachgewiesen ist. Es kön- nen auch andere technische Lösungen zum Ziel führen – z. B. die Umfassung der Obergurte mit Dämmmaterial und Befestigung der Außenschale mit eigens hierfür entwickelten Stützschrauben (Abb. 6.31 und 6.32). Ein einwandfreies Ausrichten der Außenschale ist allerdings nur bei thermischen Trennstreifen mit ausreichender Steifigkeit möglich. Dachdeckungen und Wandbekleidungen aus Stahl-Sandwichelementen verfügen mit ihren Elementinnenschalen aus Stahl ebenfalls über eine luftdichte Ebene. Voraussetzung ist die im Zuge der Montage vorzunehmende ausreichende Komprimierung der werkseitig eingebauten Dichtbänder entlang den Längsstoßausbildungen. Ferner ist dafür zu sorgen, dass Anschlüsse an Nachbargewerke wie Öffnungen und Wandaufbauten ebenfalls luftdicht hergestellt werden (Abb. 6.33 und 6.34). Abb. 6.31: Minderung von Wärmebrücken zwischen Kassettenobergurt und Außenschale (Quelle: G+H/SFS) Abb. 6.32: Minderung von Wärmebrücken zwischen Kassettenobergurt und Außenschale durch thermische Trennscheiben Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen Dichtband 10 mm x 10 mm Abb. 6.33: Sandwichwand – Herstellung der Luftdichtheit am Sockel Abb. 6.34: Sandwichwand – Herstellung der Luftdichtheit in der Gebäudeecke 6.3.3 Forderungen an das optische Erscheinungsbild Mit dem Durchbruch der Stahlleichtbauweise am Markt sind auch die Anforderungen an das optische Erscheinungsbild gestiegen (Abb. 6.35). Schon im Planungsstadium sollten deshalb einige Regeln beachtet werden, die die Grundlage für das spätere Aussehen z. B. einer Fassade bilden. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, das Raster zwischen Wandöffnungen und Bauteilbreiten so abzustimmen (Abb. 6.36), dass unschöne Fugenverläufe und Versätze vermieden werden. Bei horizontaler Verlegung von Bauelementen sollte auf Querstoßüberlappungen gänzlich verzichtet und grundsätzlich eine Teilung durch Lisenen vorgesehen werden. Dabei sollten die Breiten der beidseitigen Schattenfugen mit Rücksicht auf die zulässigen Liefertoleranzen der Bauteile mindestens b = 15 mm betragen. Ebenso sollten die Lisenen immer tiefer als die Bauteilhöhe geplant und ausgeführt werden, um systembedingte Unebenheiten in der Fläche der außen liegenden Profilgurte nicht augenfällig werden zu lassen (Abb. 6.37). Bei der Verwendung von Stahl-Sandwichelementen als Wandbekleidung, die als Mehrfeldträger sichtbar auf der Unterkonstruktion befestigt sind, können sich während der Sommermonate deutlich sichtbare Vertiefungen in den äußeren Deckschalen im Bereich der Verbindungselemente bleibend einstellen, die nicht zu vermeiden sind (Abb. 6.38). Die Gründe liegen in dem oben beschriebenen Verformungsver73 Dokumentation 588 Abb. 6.35: Gestaltung mit Stahlleichtbauelementen Abb. 6.37: Horizontale Verlegung von Wellelementen zwischen vertikal verlaufenden Lisenen Abb. 6.36: Abstimmung der Fensteröffnung auf die Bauteilbreite Abb. 6.38: Vertiefungen in der Außenschale von Sandwichelementen als Folge einer Temperaturerhöhung auf T = +65,6 °C unter Sonneneinstrahlung 74 Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen halten von Sandwichkonstruktionen unter Temperatureinfluss. Auch gelegentlich wahrnehmbare Knister- und Knackgeräusche, die mehr oder minder störend wirken können, werden durch dieses Verformungsverhalten veranlasst. Dieser Geräuschbildung, die durch das plötzliche Entlasten von Reibschlüssen zustande kommt, kann man gegebenenfalls mit dem Einbau von Gleitebenen zwischen den Sandwichinnenschalen und den Auflagern begegnen. Zugleich ist darauf zu achten, dass die Verbindungselemente symmetrisch angeordnet werden, um Relativverschiebungen zwischen benachbarten Elementen zu vermeiden. In diesen Fällen ist auch eine Untersuchung des Verformungsverhaltens der Unterkonstruktion durchzuführen, da in der Regel hier die eigentliche Ursache für die Geräuschbildung liegt. Zum optischen Erscheinungsbild gehört auch die Farbgebung, wofür die Hersteller von Stahlleichtbauelementen eine reichhaltige Palette unterschiedlicher Farbstoffe und Farbtöne anbieten (Abb. 6.39). Bei großen Fassadenflächen sowie beim Einsatz von Metallic-Lackierungen ist darauf zu achten, dass das Vormaterial für die Bauteile aus einer Beschichtungscharge kommt und die Bauteile in die gleiche Richtung verlaufend montiert werden, um unerwünschte Farb-, Helligkeits- und Glanzgradeffekte zu vermeiden. Ähnliches gilt es zu beachten bei der Auswahl der Formteile, insbesondere dann, wenn bandbeschichtetes Material mit pulverbeschichteten Bauteilen in einem Wandabschnitt verarbeitet werden soll (Abb. 6.40). 6.3.4 Forderungen an den Schallschutz Bei besonderen Anforderungen an den Schallschutz kann in Stahlleichtbaukonstruktionen der Einsatz von alternativen Materialien mit höherem Raumgewicht erforderlich werden. Hierzu gehören Mineralfaserplatten höherer Rohdichte, Schallschluckplatten oder auch Gipsfaserplatten im Wandaufbau (Abb. 6.41) sowie eine Bekiesung des Dachaufbaus. Zur Verminderung der Weiterleitung von Schall über den Baukörper (Körperschall) kann es erforderlich sein, Dach- und Wandabschnitte durch Fugen zu trennen, die gegebenenfalls auf ähnliche Maßnahmen in Fundamenten und Bodenplatten abzustimmen sind. Ist ein spezielles und nachprüfbares Schalldämmmaß verbindlich gefordert, so ist vorab zu klären, ob sich diese Forderung auf das Bauteil oder die Baukomponente allein oder auf Abb. 6.39: Fassade in NSC-Farben, Natural Colour System Abb. 6.40: Farb- und Helligkeitsunterschiede aus unterschiedlichem Blickwinkel bei gleichzeitigem Einsatz von bandbeschichtetem und pulverbeschichtetem Material Rw = 54 dB Kassette Dichtband Mineralwolle 120 mm ς = 50 kg/m3 Gipsfaserplatte 18 mm Trapezprofil Neopren/ APTK-Band 5 mm x 60 mm Abb. 6.41: Kassettenwand mit einem bewerteten Schalldämmmaß von Rw = 54 dB 75 Dokumentation 588 Formstück nach DIN 18234-3, 4.1, für jede angeschnittene Rippe Abb. 6.42: Formstücke nach DIN 18234-3, 4.1, zur Abschottung der Trapezprofilrippen an der Auswechslung für die Dachöffnung den verbauten Zustand bezieht. In jedem Fall sind nur solche Konstruktionen auszuführen, deren Schalldämmmaß im Rahmen von Versuchen geprüft und testiert worden ist. Weiterhin ist darauf zu achten, dass bei der Anwendung einer geprüften Konstruktion auch nur die gleichen Baustoffe und auch nur von dem Hersteller zur Anwendung kommen dürfen, die im Versuch eingesetzt worden sind. 6.3.5 Forderungen an den Brandschutz Maßnahmen zur Erhöhung des Brandschutzes bei Leichtbaukonstruktionen haben vorrangig zum Ziel, die Brandweiterleitung durch die Art und Ausbildung der Dach- und Wandkonstruktion zu begrenzen oder zumindest zu verzögern. Dazu dienen zum Beispiel die „harten Bedachungen“ nach DIN 4102-7, deren Kriterien von den stählernen Deckschalen der Bauelemente bereits als erfüllt anzusehen sind. Auch sind Wand- und Dachkonstruktionen in W- und F-Klassifizierungen nach DIN 4102-2 und DIN 4102-3 möglich. Der bauliche Brandschutz großflächiger Dächer bei Brandbeanspruchung von unten wird durch die DIN 18234 umfänglich geregelt. Dabei sind auch Forderungen zu be76 achten, die weit über die Festlegung der DIN 18807 hinausgehen. Neben Abschnitten im Anschluss an Brandwände oder um Dachöffnungen herum, in denen bisher schon nicht brennbares Dämmmaterial vorgeschrieben war, sind nach DIN 18234-3 nun auch Kanäle innerhalb der Dach- oder Wandkonstruktion wirksam gegen die Weiterleitung heißer Rauchgase abzuschotten. Entsprechend müssen die offenen Querschnitte z. B. von Stahltrapezprofilen an ihren Endauflagern im Bereich von Öffnungen oder vor Brandwänden gegen die Weiterleitung der Rauchgase abgeschlossen werden. Dies geschieht mit Hilfe von feuerfesten Formfüllern, die in die Trapezprofilrippen unverschieblich eingebaut werden (Abb. 6.42 und 6.43). Eine Sonderstellung nimmt nach wie vor das Sandwichelement mit stählernen Deckschalen und Kern aus Polyurethan-Hartschaum ein. Die relativ schlechte Einstufung des Elementes aufgrund des brennbaren PUR- Hartschaumkerns spiegelt nicht das wahre Brandverhalten des Elementes wider. Auf europäischer Ebene sind seit langem Bestrebungen im Gange, durch geeignetere Methoden das Brandverhalten genauer zu prüfen und eine realistischere Einstufung des Elementes herbeizuführen. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Konstruieren mit Stahlleichtbauelementen RWA-Aufsatzkranz Dachabdichtung nach DIN 18234-2 Befestigungselemente Thermische Trennung Dichtbänder Bohlenkranz (Holz) bzw. Profil als Futter Einfassung t ≥ 2 mm Wärmedämmung nach DIN 18234-3, 4.1 Befestigungselemente e < 500 mm Statischer Wechsel Trapezprofil Formstück nach DIN 18234-3, 4.1 Abb. 6.43: Dachaufbau und Formstücke nach DIN 18234-3, 4.1, zur Abschottung gegen die Brandweiterleitung an der Auswechslung für die Dachöffnung 6.4 Zusammenfassung Leichtbaukonstruktionen aus Stahl setzen neben den Tragsicherheitsnachweisen die den Nachweis der Standsicherheit sowie eines ausreichenden Korrosionsschutzes zum Inhalt haben, auch Nachweise zur Gebrauchstauglichkeit voraus. Hierzu zählen die Herstellung der Dichtheit der Gebäudehülle gegen Niederschlag, die Erfüllung eines ausreichenden Wärme- und Feuchteschutzes sowie ein ansprechendes optisches Erscheinungsbild der das Gebäude umfassenden Flächen. Darüber hinaus können nutzungsabhängig Forderungen an Schall- und Brandschutz zu erfüllen sein. 77 Stahl-Informations-Zentrum im Stahl-Zentrum Postfach 10 48 42 · 40039 Düsseldorf Sohnstraße 65 · 40237 Düsseldorf E-Mail: [email protected] · www.stahl-info.de