Besteht Ihre Kleidung den Knigge-TÜV? Das kleine Mode
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Besteht Ihre Kleidung den Knigge-TÜV? Das kleine Mode
Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/1 Besteht Ihre Kleidung den Knigge-TÜV? Das kleine Mode-Lexikon für die Dame Tipps & Trends DARUM GEHT ES: Die meisten Menschen sind sich sicher, stilvoll gekleidet zu sein. Doch sind Sie es wirklich? Unterziehen Sie Ihre Kleidung dem Knigge-TÜV. Finden Sie heraus, worauf es schon beim Einkauf ankommt. Dieser Beitrag berät Sie dabei, die für Sie richtigen Muster, Farben, Formen und Schnitte im Berufs- und Privatleben zu finden. tipp: Lesen Sie auch den Beitrag K 48 „Kleidungs-Knigge für die Dame: Perfekt auftreten in Kostüm oder Hosenanzug“ in Ihrem Grundwerk. Der Beitrag „Stilvoll von Kopf bis Fuß: Das kleine Kleidungs-ABC für den Herrn“ folgt in der kommenden Ausgabe von „Der große Knigge“. Suchwortverzeichnis e hm e n Bit te n en ierung! d Aktualis vorhanden, 1 aus lls Sie, fa n Beitrag K 5 . te veralte rdner heraus O Ihrem A B C D E F Die Themen: G Wie viel Trend verträgt unsere Zeit? Über „Ärmel-Affären“ und „Dekolleté-Debatten“ . . . . . . . . . . . . 2 Mode-Lexikon von A bis Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 H I J K L M N O Ihr Expertinnen-Team: Agnes Anna Jarosch und Uta Todenhöfer P Q Agnes Anna Jarosch ist Chefredakteurin von „Der große Knigge“, Initiatorin des Deutschen Knigge-Rats und zertifizierter Coach. Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Uta Todenhöfer. Die Expertin ist als Mode- und Kostümdesignerin sowie als Stylistin tätig. Sie ist Inhaberin von „1101 STYLING & DESIGN Personalitycoaching“ in Kassel und berät sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen in Bezug auf eine authentische, positive und erfolgreiche Außenwirkung. R S T U V W X Y www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 55 Z K 51/2 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z Wie viel Trend verträgt unsere Zeit? Über „Ärmel-Affären“ und „Dekolleté-Debatten“ Seitdem trendbewusste Damen wie Michelle Obama und Carla Bruni das politische Parkett aufmischen, spricht man fast mehr über ihren Modegeschmack als über ihre politischen Aktivitäten: Von einer „Ärmel-Affäre“ im Weißen Haus war die Rede, weil die muskulösen und nackten Oberarme der „First Lady“ so viel Aufsehen erregten. Zumindest in Amerika sorgen die ärmellosen Kleider von Michelle Obama für Debatten: zu locker, zu unoffiziell, zu viel Haut. Ein Kommentator der „New York Times“ spottete: „Manchmal denke ich, dass Obama auch deswegen Präsident geworden ist, um Michelle die Gelegenheit zu geben, ihren Bizeps zu zeigen.“ Damit Ihre Kleidung Ihnen nicht die Show stiehlt Selbst Europa ist nicht so freizügig, wie es scheint. Als Angela Merkel bei der Eröffnung der Nationaloper in Oslo ein sehr weit ausgeschnittenes Kleid trug, führte dieses modische Wagnis ebenfalls zu einer „europaweiten DekolletéDebatte“, obwohl es sich um einen feierlichen Abendanlass handelte. Der Vize-Regierungssprecher Thomas Steg sagte damals: „Wenn die Welt nichts Wichtigeres hat, als über Abendkleider zu reden, dann kann man wahrscheinlich auch nicht helfen.“ Wie also lässt sich der richtige Mix aus Trend und Tradition sowie aus Form und Lockerheit je nach Anlass finden? Dieser Beitrag hilft Ihnen dabei! Mode-Lexikon von A bis Z A – Ausschnitt: Dekolleté zeigen – aber wie und wie viel? Damit man nur über Ihr Dekolleté redet, wenn Sie das auch wünschen, haben wir hier die gängigsten Ausschnit56 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/3 te, aus denen Sie je nach Typ, Anlass und persönlicher Vorliebe wählen können, für sie aufgelistet. Folgende klassische Formen des Halsausschnittes gibt es: spitz zulaufend (z. B. bei Kragenblusen zum Knöpfen, T-Shirts mit V-Ausschnitt) eckig (z. B. Viereckausschnitt bei Kleidern) rund (z. B. bei T-Shirts) U-Boot-Ausschnitt, auch Karree-Ausschnitt genannt (z. B. bei Pullovern: breitgezogener, ovaler Ausschnitt, der die Schulterbreite betont und die Schultern weitgehend frei lässt) Mandarinkragen (z. B. bei Seiden-Tops). Der Mandarinkragen ist ein kleiner, nicht sehr hoher Stehkragen, durch welchen das Dekolleté weitgehend bedeckt ist. Durch die Kombination mit amerikanischen Ärmelausschnitten (ärmellos und schulterfrei) können bei dieser Kragenform wohlgeformte Schultern und Arme frei bleiben und zum Blickfang werden. Herzausschnitt (z. B. bei trägerlosen Abendkleidern mit Korsage). Zwischen den Brüsten hat die Korsage eine Vertiefung, so dass der Schnitt herzförmig erscheint. Carmen-Ausschnitt (z. B. bei Hochzeitskleidern). Die Träger des Kleids verlaufen seitlich der Schultern, so dass Oberkörper- und Schulterpartie frei bleiben und betont werden. „One Shoulder“-Ausschnitt (z. B. bei Sommerkleidern). Der Träger verläuft diagonal über die eine Schulter, die andere bleibt frei. „Halter-Neck“ (z. B. bei Sommerkleidern). Wie bei einigen Badeanzug-Modellen wird das Kleid am Nacken, beispielsweise mit einer Schleife, geschlossen. Der Rücken bleibt frei. www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 57 K 51/4 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z Knigge-TÜV: Diese Punkte sollten Sie bei der Ausschnitt-Auswahl beachten TÜV Zu Beachten Beispiel Welche Körperformen und Körperproportionen haben Sie? Ein spitz zulaufender Ausschnitt streckt Hals- und Gesichtsproportionen; er lässt z. B. den Hals länger wirken. Ein RundhalsAusschnitt hingegen betont ein rundliches Gesicht ungünstig. Welchen Schmuck tragen Sie bevorzugt? Zu einem Mandarinausschnitt passen Ohrringe, bei einem Carmen-Ausschnitt kommen Ketten sehr gut zur Geltung. Welche Wirkung wollen Sie erzielen? Ein Carmen-Ausschnitt wirkt sehr feminin, ein Rechteck-Ausschnitt elegant und sachlich. Treten Sie beruflich oder privat auf? Im Beruf sollten Sie eher einen kleineren V-Ausschnitt wählen. Im Privaten und am Abend darf das „V“ etwas tiefer verlaufen und weiter ausgestellt sein. mein erfolgsg e So finden Sie heraus, h ob Ihr Ausschnitt zu groß ist e i Wie tief darf der Ausschnitt im Geschäftsleben sein? m Dieser Trick hilft Ihnen, die richtige Ausschnittgröße n abzuschätzen: Nehmen Sie einen längeren Stab und i Sie ihn waagerecht an die Stelle, an der Ihre Achs halten selhöhlen beginnen. Verläuft Ihr Ausschnitt unterhalb des Stabs? Dann ist er zu groß. Bei Blusen können Sie sich behelfen, indem Sie zum Beispiel ein farblich passendes Top darunter tragen. t 58 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/5 Verläuft der Ausschnitt oberhalb des Stabs? Dann sind Sie auf der sicheren Seite und selbst für förmliche Anlässe perfekt gekleidet. achtung! Bedenken Sie: Die Schultern sollten im Geschäftsleben auf jeden Fall bedeckt sein. In den meisten Branchen sind deshalb trägerlose Oberteile, SpagettiTräger und Halter-Necks auch im Hochsommer tabu. Solche Ausschnittformen eignen sich im modernen Business nur unter Umständen, sofern Sie den ganzen Tag Ihren Blazer anbehalten. Im Privaten und am Abend dürfen Sie damit uneingeschränkt Furore machen. B – Blusen: Die praktischen Alleskönner Als Bluse bezeichnete man ursprünglich um 1800 einen Arbeiterkittel. Populär als Damenbekleidung wurde die Bluse, als Frauen diese ab den 1880er Jahren zum Kostüm trugen. Blusenformen mit Puffärmeln (an den Schultern gebauschte Ärmel), Stehkragen und vorderer Fältchenpartie waren in den 1920er Jahren populär und erleben zurzeit eine kleine Renaissance. Das mag daran liegen, dass die Bluse nicht nur das „Unterhemd“ des Hosenanzugs ist, sondern in modernen Berufsfeldern auch ohne Jacke getragen wird. Die aktuellen Blusenformen 1. Die Hemdbluse Sie gilt als Pendant zum Herrenhemd und ist die Grundlage der Geschäftskleidung. Es gibt sie gerade geschnitten oder tailliert, mit oder ohne Manschetten, mit oder ohne aufgesetzter Brusttasche, mit unterschiedlichen Kragenformen und Ärmellängen. Sie kann klassisch mit Kostüm und Hosenanzug oder leger mit einer Jeans kombiniert werden. www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 59 K 51/6 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z 2. Blusen ohne Knopfleisten Im Trend: Die Tunika Diese Oberbekleidung wird wie ein Pullover über den Kopf angezogen. Eine trendige Variante, die in der römischen Antike ein bequemes Gewand war und zurzeit in Modehäusern zu finden ist, ist die Tunika. In der römischen Antike bezeichnete man damit ein bequemes Gewand mit gerade angesetzten Ärmeln. Heute ist damit eine bequem geschnittene, etwas längere Bluse mit weiten Ärmeln gemeint. Der Schnitt ist häufig A-Linien-förmig, die Stoffe sind sommerlich leicht, häufig gemustert und farbenfroh. Tunikas wirken weniger formell und passen ideal in die Freizeit. Die längeren Varianten kaschieren Problemzonen um Bauch, Hüfte und Oberschenkel. 3. Wickelblusen Das Gleiche gilt für Wickelblusen: Sie passen sich jeder Körperform an und schmeicheln der Figur. Sie wirken feminin und können, obwohl sie im Vergleich zur klassischen Hemdbluse eher informeller sind, in den richtigen Farben und Qualitäten (z. B. uni weiß, Baumwolle mit Elasthan-Beimischung und Pflegeleicht-Ausrüstung) auch zur Business-Jacke getragen werden. Die Ärmellängen Modischer Spielraum bei Damenblusen Lange Ärmel: Sie sind ideal im Business. Während die korrekte Ärmellänge eines Herrenhemdes genau definiert ist, gibt es bei Damenblusen einen modischen Spielraum. Die klassische Regel lautet: Die langärmelige Bluse sollte am Daumenansatz enden. Dreiviertel-Ärmel: Sie wirken etwas sportlicher als klassische Langarmblusen und sind sowohl im modernen Business als auch in der Freizeit eine Alternative. Kurzarm-Blusen: ideal in der Freizeit und bei sommerlich heißen Temperaturen. Im Geschäftsleben gelten ärmellose Oberteile als unseriös. Eine Kurzarmbluse hinge- 60 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/7 gen ist erlaubt, sofern Sie einen Blazer/eine Jacke darüber tragen. Knigge-TÜV: Achten Sie auf diese Details beim Blusenkauf Hat die Bluse … TÜV Teilungsnähte? Sie verbessern die Passform und optimieren den Sitz der Bluse. Die Längsnähte verlängern den Oberkörper optisch und lassen die Taille schmal wirken. Brustabnäher? Auch sie sorgen für eine gute Passform und sind bei großer Oberweite empfehlenswert. Passen? Diese zusätzlichen Teilungsnähte, z. B. im Rückenbereich, sorgen für einen optimalen Sitz und lassen schmale Schultern breiter wirken. Taschen? Brusttaschen betonen den Brustbereich und den sportlichen Charakter. Sie sollten allerdings bei größerer Oberweite gemieden werden. klassische Manschetten mit ein bis drei Knöpfen? Die Manschettenform (gerade, abgerundet, Umschlagmanschette) gibt der Bluse eine sportliche, sachliche oder elegante Note. auffällige Knöpfe, Falten, Verzierungen oder Stickereien? Diese Details verleihen der Bluse Dramaturgie und machen sie zum Blickfang. Welche Länge hat sie? Prüfen Sie: Ist die Bluse lang genug, so dass sie beim Hinsetzen und in Bewegung nicht aus dem Rock- oder Hosenbund rutscht? Wie ist die Kragenpassform? Ein etwas höherer Kragen (Kragensteg) begünstigt die Proportionen bei einem langen Hals; flache Umlegekragen ohne Steg sind figurgünstiger bei gedrungenen, kurzen Proportionen. Ein schlecht sitzender Kragen wirkt in Kombination mit der Jacke unvorteilhaft und nachlässig im Erscheinungsbild. ( K – Kleine Kragenkunde) www.stil.de Seite K 51/16 Ausgabe 6/2010 • 61 K 51/8 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z Suchen Sie eine Bluse zum Kostüm? So finden Sie heraus, ob die Bluse perfekt sitzt Nehmen Sie das Kostüm/den Hosenanzug zum Einkauf mit, damit sie einen Gesamteindruck bekommen. Achten Sie darauf, dass die Bluse um die Brust auch beim Sitzen nicht spannt und keinen Blick auf nackte Haut gewährt. Die perfekte Bluse sitzt an der Taille und im Brustbereich locker. Sie zieht weder Querfalten, noch klafft sie an der Knopfleiste auf. F – Farben: So setzen Sie Akzente Im Beruf eignen sich zurückhaltende Farben am besten, da sie vielseitig kombiniert werden können. Signalfarben erscheinen, wenn sie großflächig getragen werden, oft laut und schrill. die goldene regel lautet: Nutzen Sie Signalfarben sparsam, um Akzente zu setzen. Bedenken Sie: Je formeller der Anlass ist, desto dezenter sollte die Farbe der Bluse (und des Outfits) gewählt werden. Eine hellere Blusenfarbe lenkt eher die Aufmerksamkeit Ihres Gesprächspartners auf Ihr Gesicht als eine dunkle Farbe. Im Privaten dürfen Sie auch farbige Schuhe oder einen bunten Gürtel als Blickfang wählen, sofern das Ihrem Typ und Ihrem Stil entspricht. Ansonsten gilt: Alle Farben, die intensiver und auffallender sind, gehören in den oberen Bereich (von der Taille aufwärts), damit der Blick auf Ihr Gesicht gelenkt wird. Sind Sie nicht sicher, welche Farben Ihnen stehen, lohnt sich für Sie gegebenenfalls der Besuch bei einer Farb- und Stilberaterin. Seite K 48/9 62 • Ausgabe 6/2010 tipp: Weitere Informationen zur Hose finden Sie in Ihrem Grundwerk auf Seite K 48/9. www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/9 G – Gürtel: So setzen Sie die Taille in Szene Ursprünglich hatte der Gürtel viele Funktionen. Er diente zum Halten der Kleidung, als Schmuckgegenstand, zum Raffen weiter Gewänder, zur Betonung der Taille und zum Befestigen bzw. Aufhängen kleinerer Gebrauchsgegenstände. Heute sind Gürtel in erster Linie Accessoires, die das Outfit komplettieren. Sie sollten farblich und stilistisch sowohl zu den Schuhen als auch zur Handtasche passen und in der Breite den Proportionen der Figur entsprechen. Bedenken Sie: Breite Gürtel betonen eine schmale Taille vorteilhaft, eine weite Taille ungünstig. Wenn Sie eine Figur ohne/ mit wenig ausgeprägter Taille haben, verzichten Sie am besten ganz auf einen Gürtel. Wählen Sie besser Kleider, Röcke und Hosen, die ohne auskommen. Gürtel mit schmalen, filigranen Schnallen passen eher zu zierlichen Frauen, stattliche und/oder große Frauen benötigen größere Schnallen und breitere Gürtel. praxis-tipp: Tauschen Sie Gürtel aus! Gürtel, die mit dem Kleidungsstück verkauft werden – ob aus Stoff oder Plastik –, wirken oft billig. Mustern Sie sie aus, und ersetzen Sie sie durch ein hochwertiges Modell, um Ihr Outfit aufzuwerten. H – Hosen: Historisches Signal der Macht Es soll tatsächlich noch einige patriarchalische Unternehmer geben, die ihre Mitarbeiterinnen lieber in Röcken als in Hosen sehen. Im Großen und Ganzen hat sich die Hose jedoch als Alternative zum Rock etabliert. In die Damenmode erhielt die Hose über den Sport Anfang des 20. Jahrhunderts Einzug. Hosenröcke und Rockhosen wurden unter dem Aspekt der besseren Bewegungsfreiheit www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 63 K 51/10 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z sowie der möglichen Sturzgefahr beim Radfahren und Reiten eingeführt. Bis dahin galt die Hose als Machtsymbol des Mannes und war für Frauen stark verpönt. „Wer die Hosen anhat, hat das Sagen“ – so ein Sprichwort. Als modische Alternative zur Geschäfts- und Straßenkleidung setzte sich die Hose erst in den 1960er Jahren durch. extra w i Die Marlene-Hose s Marlene Dietrich muss in den 1930er Jahren bereits s e sehr beliebt und mutig gewesen sein, um ungestraft in n Hosen aufzutreten. In dem Film „Marokko“ machte die Schauspielerin die typische Marlene-Hose modern. Beliebt war sie zuerst in den Kulturmetropolen, bei emanzipierten Frauen und in lesbischen Zirkeln. Die Marlene-Hose orientierte sich an der Männermode und hatte Bundfalten, weite Beine mit Umschlag, sie saß in der Taille und war klassischerweise aus einem leichten Wollstoff. Heutzutage gibt es die Marlene-Hose in vielen Varianten. Sie steht vor allem großen und schlanken Frauen. Wichtig ist, dass sie am Oberschenkel locker fällt. Kombiniert werden sollte sie mit figurbetonten Oberteilen, die das weite Beinkleid zur Geltung bringen. Knigge-TÜV: So finden Sie die richtige Passform TÜV Schlanke Passform: Sitzt eng am Bein und betont die Figur, wie zum Beispiel die Zigaretten-Hose. Als Ausgleich zur figurbetonenden Hose sollten locker sitzende Oberteile getragen werden. Bequeme Passform: Sie sitzt locker um den Oberschenkel, mit oder ohne Bundfalten, mit Bügelfalte oder rund 64 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/11 gebügelt. Die „bequeme Passform“ ist der Klassiker im Geschäftsleben. Bundfaltenhosen gehören zum Beispiel in diese Rubrik. Komfortable Passform (Karotte): Die Beinform sieht optisch aus wie eine Karotte, denn sie ist am Oberschenkel weit und am Knöchel schmaler geschnitten. Diese Form betont stärkere Hüften und Oberschenkel ungünstig, da sie zum Knöchel hin schmaler geschnitten ist. Sie kann am besten von großen, schlanken Frauen mit langen Beinen getragen werden. Gerade Passform: Die gerade Passform ist dem Herrenschnitt am ähnlichsten. Für ein perfektes Business-Outfit empfehlen sich die schlanken und gerade geschnittenen bzw. mäßig weiten Hosenformen. Bügelfalten verlängern Ihr Bein auch optisch. Bedenken Sie: Korrekte Bügelfalten betonen auch die Korrektheit der Trägerin, was im Geschäftsleben wünschenswert ist. Bügelfalten verlängern das Bein optisch Reiterhosen, 7/8-Hosen, Leggins, Bermudas oder CapriHosen sind dem Freizeitbereich vorbehalten. So bestimmen Sie die richtige Hosenlänge Die korrekte Länge der Hose wird durch die Saumweite und durch die Absatzhöhe des Schuhs bestimmt: Je weiter das Bein, desto länger kann die Hose sein, schmalere Hosenbeine können etwas kürzer getragen werden. Allerdings sollte der Hosensaum weder auf dem Boden schleifen noch nur bis zum Knöchel reichen. Eine BusinessHose ist unabhängig von Trends immer lang. tipp: Weitere Informationen zur Hose finden Sie in Ihrem Grundwerk auf Seite K 48/7. H – Hosenanzug www.stil.de Seite K 48/7 Seite K 48/4 Ausgabe 6/2010 • 65 K 51/12 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z J – Jacke: Die sportliche Alternative zum Jackett Beim Jackenkauf ist es besonders wichtig, dass Sie auf einen perfekten Sitz und eine gute Verarbeitung achten: Die Jacke sollte möglichst auf der Schulter sitzen. Vermeiden Sie herabhängende Schulterpartien sowie zu starke Schulterpolster. Geschlossen sollte die Jacke 1 bis 2 cm Bequemlichkeitsweite besitzen. Wichtig: Eine Jacke muss immer geschlossen werden können! Sonst greifen Sie besser zur nächstgrößeren Konfektionsgröße. Schlitze, Knöpfe und Revers dürfen nicht auseinanderklaffen, im Rücken dürfen keine Querzüge oder Längsfalten sein. Die richtige Ärmellänge ist wichtig für den Gesamteindruck: Die Ärmel sollten am Daumenansatz enden. Kurz oder lang? Welche Jackenlänge für Sie die richtige ist, kommt auf Ihre Figur an: Bei einem längeren Oberkörper ist eine eher kürzere Jackenlänge figurgünstiger, in Kombination mit einer farblich abgestimmten Hose verlängern Sie die Beine optisch. Haben Sie einen langen Oberkörper, stehen Ihnen Jacken, die nicht über die Hüfte reichen. Eine kurze Jacke – vor allem zu Hosen getragen – lässt Ihre Beine länger aussehen. Frauen mit großer Oberweite verzichten am besten auf Jacken mit Ziernähten, Taschen, Klappen oder üppigen Dekorationen im Brustbereich. Vermeiden Sie außerdem große Muster, und greifen Sie auf betont schlichte unifarbene Modelle mit nicht zu kleinem Revers zurück. 66 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/13 J – Jeans: Die Königin der Freizeit Die Blue Jeans ist für viele Menschen die „Einheits-Uniform“ der Freizeit. Im Geschäftsleben wird sie häufig immer noch kritisch beäugt, was an ihrer Geschichte liegen könnte: Die Jeans war früher Arbeitsbekleidung und nichts Besseres als heute der „Blaumann“. extra Die Geschichte der Jeans Wussten Sie, dass die Geschichte der Jeans deutsche Wurzeln hat? Löb Strauß wurde am 26. Februar 1829 in Buttenheim in der Nähe von Bamberg geboren. Als Sohn eines armen deutsch-jüdischen Hausierers folgte er 1847 in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft seinen Brüdern nach Amerika, wo er das Imperium „Levi Strauss & Co.“ gründete. w i s s e n Robuste Bekleidung für Goldgräber Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kam Löb als Erster auf die Idee, für die zahlreichen Goldgräber Arbeitshosen aus einem strapazierfähigen Tuch für Segel und Zelte zu fertigen. Sie wurden zum Schutz über die reguläre Kleidung gezogen. Die Idee war damals so simpel und genial, dass ihm diese Arbeits-Latzhosen förmlich aus den Händen gerissen wurden. Das Imperium „Levi Strauss & Co.“ Der Bedarf war riesengroß! Löb – der sich auch in Amerika als Hausierer durchschlug – machte die Fertigung und den Verkauf dieser Hosen zu seinem Hauptgeschäft. Nach und nach folgten Verbesserungen und Veränderungen. Die Schwachstellen der Beinkleider wurden mit Nieten verstärkt und schon bald in einer eigenen Fabrik produziert. t www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 67 K 51/14 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z Aus „Löb“ wurde in Amerika „Levi“. Die Firma „Levi Strauss & Co.“ ist heute noch immer in Familienbesitz. Levi hat nie geheiratet, so dass die Nachfahren seiner Geschwister das Imperium im 21. Jahrhundert weiterführen. Die Geschichte der Jeans ist daran schuld, dass sie auch jetzt noch oft als Kleidungsstück zweiter Klasse gilt. Daran ändern auch Designer- und Markenlabels nichts. Zu vielen weniger formellen Anlässen jedoch kann die Jeans mittlerweile variabel kombiniert werden und ist ein praktisches Basic. Knigge-TÜV: So verstehen Sie die Jeans-Geheimsprache und finden Ihren Stil TÜV Boot Cut (Stiefelschnitt) Der Boot Cut ist der Klassiker unter den Jeans-Formen: Die Hose ist am Bund sowie an den Oberschenkeln schmal geschnitten und am Bein leicht ausgestellt. Ihren Namen hat sie, weil sie – zum Beispiel im Winter – hervorragend über Stiefeln getragen werden kann. Ein weiterer Vorteil: Dieser Schnitt steht fast jeder Figur. Comfort Fit/Boyfriends Cut (Bequemer Schnitt) Bei Comfort-Fit-Jeans steht die Bequemlichkeit an oberster Stelle. Sie sind weit geschnitten und bequem. Damit sie nicht zu burschikos wirken, sollten sie mit einem figurbetonten Oberteil kombiniert werden. High Waist (Hohe Hüfte) Der Bund dieser Jeans sitzt in der Taille oder höher. Es gibt sie mit unterschiedlichen Beinformen, zum Beispiel mit ausgestelltem Bein. Diese Schnittform kaschiert breite Hüften und ist ideal bei einem flachen Bauch und einer schmalen Taille. Außerdem lässt er das Bein länger wirken. 68 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/15 Loose Fit (Karottenform) Diese Form ist an den Hüften weit geschnitten und wird nach unten hin enger, wie eine Karotte ( H – Hose). Seite K 51/9 Low Waist/Hipster (Niedrige Taille) Bei den meisten angebotenen Jeans der letzten Jahre sitzt der Bund nicht auf, sondern unter der Taille. Dieser Schnitt steht zierlichen Frauen mit knabenhafter Figur. Nachteil: Diese Jeans-Form lässt den Oberkörper länger, aber die Beine optisch kürzer wirken. Lange Beine können durch originelle Waschungen zusätzlich in den Blick gerückt werden. Regular Fit (Gerader Schnitt) Wenn überhaupt eine Jeans im Geschäftsleben getragen werden darf, dann ist es diese. Diese Form ist der Klassiker, wie zum Beispiel die 501 von Levi's. Sie hat einen relativ schmalen Schnitt mit geradem Bein und ist aktuell wie eh und je. Diese Hosenform bringt schmale Hüften und schlanke Beine gut zur Geltung. Slim Fit (Schmaler Schnitt) Diese Jeans ist schmal geschnitten und liegt eng an; deshalb sind Modelle mit Stretch-Anteil empfehlenswert. Eine Variante ist zum Beispiel die Röhrenjeans, die am besten schlanke Frauen mit langen Beinen tragen können. praxis-tipp für füllige Frauen Fülligere Figuren tragen am besten Jeans in dunklen Waschungen und mit Stretch-Anteil: Diese kaschieren und formen das Gesäß; ein nach unten ausgestellter Beinbereich gleicht dazu die Proportionen aus. Dieser Schnitt macht lange Beine Tragen Sie Jeans, die im Bund höher geschnitten, dunkel und mit einheitlicher Waschung sind, wenn Sie das Bein www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 69 K 51/16 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z optisch strecken wollen. Auch Bügelfalten oder eine Längsbetonung mit Streifen verlängern kurze Beine. Ein weiterer Trick: Wählen Sie Schuhe und Hose in der gleichen Farbe, um das Bein länger wirken zu lassen. K – Kleine Kragenkunde Seite K 51/7 Ebenso wie mit den Ausschnittformen lassen sich auch mit Kragenformen unterschiedliche Akzente setzen. Typischer Hemdblusen-Kragen Beim Hemdblusenkragen gibt es vom klassischen Turndown-Collar (Umlegekragen) bis zur Kentkragenform und von spitz bis rund einen großen kreativen Spielraum. Wählen Sie die Kragenform und -größe gemäß Ihren Proportionen und Ihres Typs. Der Hemdblusenkragen ist der ideale Kragen für Ihr Business-Outfit. Eine weiße klassische Hemdbluse mit einem gemäßigt großen Umlegekragen ist ein unverzichtbares Kleidungsstück für Ihre Basisgarderobe. Stehkragen Der Stehkragen wurde im 13. Jahrhundert entwickelt und ist bei Trachtenblusen und -jacken häufig zu finden. Aber auch in den aktuellen Modekollektionen finden Sie heutzutage Blusen, die statt eines Umlegekragens eine hochgestellte Variante haben. Stehkragenblusen sind „hoch geschlossen“. Ein langer, schmaler Hals kommt durch diese Blusenform gut zur Geltung, sofern der Stehkragen die richtige Breite hat. Reverskragen Der Kragen ist geformt wie bei einer Jacke oder einem Blazer. Der Reverskragen kommt zur Geltung, wenn die Bluse statt eines Blazers getragen wird. Diese feminine Kragenvariante erzeugt optisch einen V-Ausschnitt. Gedrungene Halsproportionen erscheinen dadurch verlängert. 70 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/17 Der Rundkragen Er zeichnet sich dadurch aus, dass seine Kragenspitzen abgerundet sind. Diese Kragenform wirkt weich, feminin und kann dabei helfen, schmale Gesichter etwas fülliger wirken zu lassen. Allerdings ist er für ein klassisches Geschäfts-Outfit nicht geeignet, da er zu mädchenhaft wirkt. mein erfolgsMehr als eine Modemasche – legen Sie den Kragen über das Revers Den Kragen über das Revers zu legen, ist mehr als nur ein Trend. Diese Variante hat drei entscheidende Vorteile: Durch den über das Revers gelegten, helleren Kragen wird das Gesicht gerahmt und betont. g e h e i m n i s Der Blick des Betrachters wird zum Gesicht geführt. Die helle, auf den Typ abgestimmte Blusenfarbe schmeichelt dem Gesicht oft besser als das dunkle Grau, Schwarz oder Braun des Anzugs. www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 71 K 51/18 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K – Kleider: Vielseitiger denn je Wussten Sie: Noch im 14. Jahrhundert war ein Kleid ein neutrales Kleidungsstück, das von Männern und Frauen getragen wurde. Heute sind Kleider eine weibliche Domäne, die nach Typ, Laune und Jahreszeit in vielen Variationen erhältlich ist: Mini, kurz oder lang, eng anliegend oder weit, verträumt oder sachlich. Die wichtigsten Kleiderformen Jackenkleid Hierbei handelt es sich um eine Variante, die selbst bei formellen Tagesanlässen getragen werden kann. Das Ensemble von Jacke und Kleid ist aufeinander abgestimmt, schlicht und wirkt sehr edel. Das Etuikleid ist ein Basisstück der Damengarderobe Shiftkleid/Etuikleid/Futteralkleid Diese Variante ist ein gerades geschnittenes oder tailliertes Kleid mit oder ohne Ärmel. Durch seinen schlichten Schnitt ist es ein Basisstück in der Garderobe und kann vielseitig kombiniert werden. Seite K 48/12 Eine Variante ist das „kleine Schwarze“, das es heute in vielen unterschiedlichen Formen und Stoffen gibt. Typische Merkmale: Es ist maximal knielang, natürlich schwarz und ein Alleskönner. Seine Erfinderin ist Coco Chanel. Trägerkleid Dieses Kleid wird von schmalen oder breiteren Trägern gehalten; es wirkt feminin und sommerlich. Hemdblusenkleid Seite K 48/12 72 • Ausgabe 6/2010 Dieses Kleid hat die Merkmale eines Hemds (Umlegekragen, Knopfleiste, Manschettenärmel), ist etwa knielang und wird mit einem Gürtel getragen. Coco Chanel www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/19 war die erste, die diese Kleiderform aus weichen Stoffen entwarf. Mantelkleid Als Mantelkleid bezeichnet man ein Kleid aus wärmendem Stoff, das wie ein Mantel geschnitten ist. Typische Merkmale: Reverskragen, durchgehende Knopfleiste und lange Ärmel. Ein Mantelkleid wird ohne Blazer getragen und wirkt dennoch formell. K – Kostüm: Alleskönner im Beruf Ein qualitativ hochwertiges Kostüm in perfekter Passform und den Business-Farben Schwarz, Dunkelblau oder Anthrazit lässt Sie professionell und fachlich kompetent erscheinen. Achten Sie darauf, dass Muster (Karos) an den Teilungsnähten, Ärmelnähten und in Revershöhe übereinstimmen. Überprüfen Sie den Sitz Ihres Kostüms kritisch von vorn und hinten in einem Spiegel, der Ihre ganze Figur zeigt. Es gelten dieselben Praxis-Tipps wie beim Jackeneinkauf. Seite K 51/12 Ein verkürztes Revers und hohe Knopfansätze verlängern den Oberkörper, in Kombination mit der individuell richtigen Jackenlänge strecken Sie ihn zusätzlich optisch. Zierliche Frauen benötigen eine eher hohe Verknöpfung und tendenziell kürzere Jacken. Achten Sie bei größerer Oberweite darauf, dass der erste Knopf nicht in Brusthöhe, sondern etwas unterhalb oder etwas darüber sitzt. Seite K 48/4 M – Mantel: Eine gute Investition Für den allerersten guten Eindruck ist Ihr Mantel entscheidend. Kaufen Sie daher ein qualitativ hochwertiges Stück in einer neutralen Farbe, das sich Ihrer Garderobe harmonisch anpasst. Der Kauf eines Mantels ist sicher www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 73 K 51/20 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z eine teure Anschaffung, also überlegen Sie vorher sorgfältig. Ein hochwertiges, neutrales Modell, das perfekt zu Ihren beruflichen Anforderungen und zu Ihrem Typ passt, können Sie viele Jahre lang tragen. wichtig: Nehmen Sie zum Kauf des Mantels immer eine Kostümjacke mit und probieren Sie den Mantel damit zusammen an. praxis-tipp: Besser zu lang als zu kurz Wählen Sie lieber ein längeres Modell, denn ein kurzes Kleid unter einem langen Mantel ist akzeptabel – ein Mantel, unter dem die Kleidung hervorschaut, jedoch nicht. Auch sollte das gute Stück weit genug gearbeitet sein (also niemals über einer dünnen Bluse probieren, sondern immer über einer Jacke!). extra w Wer erfand den Trenchcoat? i s Durch den Schauspieler Humphrey Bogart wurde dies e ses Kleidungsstück weltberühmt und gehört zu den n Modeklassikern. Der Trenchcoat besteht aus Gabardine, einem strapazierfähigen, atmungsaktiven und wasserabweisenden Stoff. Bereits im Jahr 1879 ließ der Designer und Trenchcoat-Erfinder Thomas Burberry den Gabardinestoff patentieren. Wörtlich übersetzt heißt der Trenchcoat übrigens „Schützengraben-Mantel“. Im Ersten Weltkrieg bestellte das britische Militär diese wasserabweisenden Mäntel bei Burberry. Sie wurden zum wichtigen Kleidungsstück britischer Soldaten. Die klassische Form des Trenchcoats sieht wie folgt aus: Beige, zweireihig geknöpft, mit Brustklappen und mit „Koller“ (zweiter Lage Stoff über der Schulterpartie auf der Rückenseite). 74 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/21 P – Pullover: Von sportlich bis elegant Ursprünglich gehörte der Pullover zur Kleidung der Fischer, Bauern und Seeleute, bevor er im 19. Jahrhundert als Sportkleidung entdeckt wurde. Es gibt ihn als Rollkragen, mit oder ohne Kapuze, aus Baumwolle, aus Schafswolle oder aus feinem Kaschmir. Im Berufsleben können dünne, leichte Exemplare durchaus unter Jacken getragen werden. Ein qualitativ hochwertiges Twinset ist die feminine, informellere Alternative für halboffizielle Gelegenheiten. R – Rock: Wie kurz darf er sein? Die Diskussion über die richtige Rocklänge ist ein Dauerbrenner, seitdem die britische Designerin Mary Quant (*1934) im Jahr 1963 den Minirock auf ihrer Londoner Modenschau präsentierte. Sie selbst war frustriert über die Jugendmode der damaligen Zeit: auf Taille geschnittene Petticoat-Röcke und unbequeme Rüschenblusen. Erfinderin Mary Quant Wie Coco Chanel in den 1920er Jahren revolutionierte Mary Quant die Mode, indem sie den einengenden und kurvenbetonten Damenkleidern lockere und bequeme Schnitte entgegensetzte. Ihre Entwürfe betonten weder den Busen noch die Taille und wurden als „Schulmädchen-Look“ bekannt. Der Minirock ist seither aus der Damenmode nicht mehr wegzudenken. Fest steht allerdings: In der Business-Garderobe ist für ihn kein Platz, denn im Geschäftsleben sollte der Rock eine knieumspielende Länge haben. Seite K 48/6 praxis-tipp: Keine langen Röcke im Geschäftsleben Lange Röcke lassen die Trägerin undynamisch wirken und passen deshalb nicht ins Büro. www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 75 K 51/22 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z S – Schuhe: Die Basis Ihres Auftritts Ihr Schuhe sollten immer tipptopp gewartet und geputzt sein. Tragen Sie Schuhe passend zu Ihrem Stil: mit oder ohne Verzierungen, mit Steppnähten oder im farblichen Kontrast zu Ihrem übrigen Outfit. Der klassische Business-Schuh ist allerdings schlicht, neutral und mit kleinem Absatz (4 bis 5 cm). Pumps passen zum Rock, Stiefeletten zur Hose. Im Sommer sind fersenfreie Sling-Pumps eine Alternative zum ganz geschlossenen Schuh. Riemchen-Sandalen komplettieren das feminine Freizeit-Outfit. S – Strumpfhosen: Kür oder Pflicht? In diesem Jahr feierte die Strumpfhose ihren 70. Geburtstag. Es handelt sich um ein Kleidungsstück, das von Frauen geliebt und gehasst zugleich wird, dem Sexappeal zugesprochen wird und das jedes Jahr im Sommer in der Diskussion ist: Dürfen Frauen darauf verzichten? extra w Ausverkauf am ersten Tag i s Im Mai 1940, vor 70 Jahren, eroberte sie den amerikas e nischen Markt und wurde sofort ein Verkaufsschlager. n Über fünf Millionen Paare gingen am ersten Verkaufstag über die Ladentheken. Damals gab es nur Exemplare mit Naht, was allerdings nicht als Nachteil gesehen wurde. Einerseits war so sofort ersichtlich, dass die Dame bestrumpft unterwegs war, zum anderen ließ die Längsnaht die Beine schlank wirken und galt als feminin. Seite K 51/21 76 • Ausgabe 6/2010 Die Strumpfhose verhalf auch dem Minirock zum Erfolg. Ihre Erfindung basiert auf einer Entdeckung t www.stil.de Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z K 51/23 des amerikanischen Chemikers Wallace Carothers, der 1935 Kohlenstoff, Wasser und Luft mixte und dabei die erste vollkommen synthetische Faser der Welt herstellte. Nylons gab es in Amerika bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zu kaufen. Allerdings verschwanden die Strumpfhosen aus den Kaufhausregalen, da Nylon in großen Mengen für die Kriegsindustrie benötigt wurde – die Mode hatte das Nachsehen. Als die Kunstfaser knapp war, gingen die Damen sogar dazu über, den Nahtstrich mit einem schwarzen Stift auf ihre Beine zu zeichnen. Es sollte so aussehen, als ob sie Nylonstrümpfe trügen. Der endgültige Durchbruch gelang der Strumpfhose erst in den 1960er Jahren, als es modisch wurde, viel Bein zu zeigen. Knigge-TÜV: Wann Strumpfhosen Pflicht sind Müssen Frauen Strumpfhosen tragen? Ja, wenn Sie offizielle Business-Kleidung tragen. Ein formelles Businesskostüm ist erst mit Feinstrumpfhose perfekt. Sie signalisieren mit perfekter Kleidung Ihre Professionalität sowie Ihren Sinn fürs Detail und zeigen, dass Sie die Stilregeln des Geschäftslebens verstanden haben. TÜV Dürfen Sie stattdessen legere Kleidung auf der Arbeit tragen, können Sie bei hochsommerlichen Temperaturen die Feinstrumpfhose weglassen. Alles was Sie zeigen, sollte auch vorzeigbar sein Es gilt: Alles was Sie zeigen, sollte auch vorzeigbar sein. Dunkle Haare oder „Dreitagebart“ auf den Beinen sind tabu! Wer keine wohlgeformten Beine hat, sollte sich besser für einen schicken Hosenanzug entscheiden. www.stil.de Ausgabe 6/2010 • 77 K 51/24 Kleidungs-Knigge für die Dame von A bis Z U – Unterwäsche: Sie bleibt Ihr Geheimnis Wenn Ihre Unterwäsche kneift und Abdrücke durch die Kleidung zu sehen sind, können Sie sich die Ausgaben für teure Kleider und Kostüme getrost sparen! Suchen Sie also besser ein Modell aus, das Ihre Rundungen vollständig bedeckt und sich nicht auf der Kleidung abzeichnet. tipp: Wählen Sie Ihre Unterwäsche immer nach Ihren individuellen Figurproportionen und entsprechend Ihrer Größe aus. Besonders vorteilhaft sind helle Farben und Modelle mit flachen Nähten, da diese sich nicht unter der Kleidung abzeichnen. Diese Dame ist im Knigge-TÜV durchgefallen, denn sichtbare Plastik- oder sonstige BH-Träger sind tabu. Entscheiden Sie sich besser für ein Modell ohne Träger. W – Wolle: Schicker Strick zum Kuscheln Grobe Strickkleidung ist fürs Berufsleben weniger geeignet. Sie kennen die Redewendung „gut betucht“ sein. Generell gilt: Wählen Sie grobe Stoffe für grobe Arbeiten, und feine Stoffe für Feinarbeiten, z. B. im Büro. Besonders edle Wollarten sind Merino, Kaschmir und Mohair. In Form eines edlen Rollkragenpullovers unter den Blazer oder eines Twinsets, sind diese edlen Wollarten bürotauglich. extra w i Hätten Sie es gewusst? s Der wertvolle Kaschmir stammt von der asiatischen s Die Wolle glänzt seiden, ist geschmeie Kaschmir-Ziege. dig, besonders wärmend und langlebig. Für einen einzigen n Kaschmir-Pullover benötigt man die Jahresproduktion an Wolle von vier Ziegen. Da Kaschmir so wertvoll ist, wird er häufig mit der hochwertigen Merinowolle gemischt. Diese Wolle vom Merinoschaf ist sehr elastisch, glatt und glänzend. Die leichte, flauschige Mohairwolle wird von der Angora-Ziege abgegeben. Nicht zu verwechseln mit dem Produkt des Angora-Kaninchens, das im Handel als Angora verkauft wird. Ihr werden rheumalindernde Eigenschaften zugesprochen. Alpakawolle stammt von dem gleichnamigen südamerikanischen Schafkamel und hat ebenfalls eine feine, weiche Qualität. 78 • Ausgabe 6/2010 www.stil.de