Blockade von IL-6-Transsignalling führt zur Suppression
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Blockade von IL-6-Transsignalling führt zur Suppression
A 18 Preis für seine Arbeit an genetisch bedingten Störungen des Glykoprotein-Stoffwechsels. Rund 200 Patienten mit diesem Gendefekt sind in Europa bekannt. Körners Ergebnisse ermöglichen eine pränatale Diagnostik und können auch den Ansatz für eine künftige Therapie bilden. Willnow klärte die Funktion eines Rezeptors auf, der sich auf den Epithelzellen des proximalen Tubulus in den Nieren befindet. Bei fehlendem Rezeptor, Megalin genannt, kann Vitamin D nicht in die Nieren aufgenommen werden; es kommt zu Defekten des Knochenstoffwechsels. Die Erkenntnisse zum Megalin könnten auch für die Therapie von Prostata- und Mammakarzinom wichtig werden. Die mit je 10000 DM dotierten Publizistikpreise gingen an Martina Morawietz (ZDF), Bettina Weitz (BR) und an eine Gruppe von Journalisten der Zeitschrift »Die Woche«. Erstmals in Wiesbaden verliehen wurden die HEUREKA-Journalistenpreise der Aventis Pharma Deutschland. Der Preis soll junge Wissenschaftsjournalisten (bis 35 Jahre) in Deutschland fördern. Es wird jeweils eine Arbeit aus Presse, Hörfunk und Fernsehen mit je 10000 DM prämiert. In diesem Jahr wurden Ines Possemeyer für ihre Reportage in der zeitschrift GEO zu »Hirnstrom-Kommunikation-Leben von Geister Hand» und Sa- bine Fricke für ein Feature im WDR »Viagra sorgt für Erregung« ausgezeichnet. Daniela Hahn, Redakteurin bei RTL erhielt eine besondere Anerkennung für den Beitrag »Kurzpulslaser für Hirntumore«, dotiert mit 3000 DM. Die Verleihung der HEUREKA-Preise fand im Rahmen der traditionellen Jahresversammlung der Vereinigung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespresse anlässlich des Kongresses statt. Die Walter-Trummert-Medaille ist ein jährlicher Ehrenpreis, gestiftet von Boehringer/Mannheim, für besonders verdienstvolle Wissenschaftspublizisten. Die Vereinigung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespresse hat in diesem Jahr die Trummert-Medaille an die freie Medizinjournalistin und regelmäßige Mitarbeiterin der DMW, an Frau Dr. med. Julia Rautenstrauch verliehen. Rund 3000 Beiträge in der Fach- und Publikumspresse tragen ihren Namen. Kein Bereich der Medizin, über den sie nicht schon kompetent geschrieben hat, hieß es in der Laudatio. Besonders intensiv setzt sich Frau Rautenstrauch mit medizinethischen und -rechtlichen Themen auseinander und recherchiert ihre Themen vorbehaltlos bis an die Grenzen. Christian Staehr, Pressesprecher der DGIM Theodor-Frerichs-Preis 2000 Mit dem Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin wurde in diesem Jahr Privatdozent Dr. Markus Friedrich Neurath aus Mainz ausgezeichnet. Der Preisträger ist Oberarzt der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. P. R. Galle) der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1992 befasst er sich mit den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. PD Dr. M. Neurath (links) und Prof. Dr. K.-H. Rahn bei der Preisverleihung. Privatdozent Dr. med. Markus Friedrich Neurath, geb. 11.10.1965 in Marburg/ Lahn 1984–1990 Medizinstudium, Philipps-Universität Marburg 1990 Promotion an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. seit 1990 Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. P. R. Galle) der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz 1992–1994 DFG-Ausbildungsstipendium im Labor von Dr. W. Strober (Mucosal Immunity Section) am National Institute of Health, Bethesda, Maryland, USA. 1995 Young Investigator Award of the North American Society for Pediatric Gastroenterology and Nutrition 1997 Forschungspreis I der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung 1997 Gerhard-Hess-Förderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Projekt »Molekulare Analyse von Transkriptionsfaktoren der STAT-Familie bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen« 1998 Abschluß des Habilitationsverfahrens und Ernennung zum Oberarzt an der I. Medizinischen Klinik 1999 Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz für das Projekt »Entwicklung neuer Therapieverfahren für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen« Blockade von IL-6-Transsignalling führt zur Suppression einer etablierten Colitis durch Aufhebung der antiapoptotischen Resistenz von Darm-T-Zellen: Identifikation eines neuen Mechanismus der Krankheitsperpetuierung bei Morbus Crohn Markus Friedrich Neurath, Mainz Der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa sind die beiden wichtigsten Formen der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CEDE). Die therapeutisch bei diesen Patienten eingesetzten Corticosteroide bzw. Immunsuppressiva weisen jedoch zum Teil zahlreiche Nebenwirkungen im Langzeitver- DMW 2000, 125.Jg., Nr. 25/26 lauf auf. Insbesondere die hohe Anzahl von Corticosteroid-abhängigen und -refraktären CEDE-Verlaufsformen unterstreicht die Notwendigkeit, neue Therapieverfahren für diese Erkrankungen zu finden. A19 Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass einer gesteigerten Immunantwort lokaler immunkompetenter Zellen pathogenetisch bei CEDE offenbar eine besondere Rolle zukommt. Hierbei scheinen vor allem Makrophagen und T-Lymphozyten sowie die von ihnen produzierten Zytokine pathogenetisch von besonderer Bedeutung zu sein. Zytokine sind biologisch hochaktive Proteine, denen eine bedeutende Rolle bei der Pathogenese chronisch entzündlicher Prozesse zukommt. T-Zellen können anhand der von ihnen produzierten Zytokine in mehrere Gruppen aufgeteilt werden, die als THelfer-1- (TH1: z. B. IFN-γ, IL-2), T-Helfer-2- (TH2: z. B. IL-4, IL-5, IL-6, IL-10) und T-Helfer-3-(TH3: z. B. TGF-β) Zytokine bezeichnet werden. Zudem können Makrophagen zahlreiche proinflammatorische Zytokine/Interleukine, wie z. B. IL-1, IL6 und IL-8, produzieren, die intestinale Entzündungsreaktionen verstärken können. Bei aktiven Formen der Colitis ulcerosa und des Morbus Crohn wurde eine erhöhte TNF-Produkion von intestinalen Zellen beschrieben. Im Gegensatz dazu wurde eine erhöhte Produktion von IL-12, einem Zytokin das TH1-Zelldifferenzierung induziert, nur beim Morbus Crohn beobachtet. Auch das Zytokinprofil intestinaler T-Lymphozyten wurde bei CEDE untersucht. Hierbei wurde gezeigt, dass T-Zellen beim Morbus Crohn vor allem die proinflammatorischen Zytokine TNF und IFN-γ (ein TH1-Zytokin) produzieren, während bei Colitis ulcerosa vor allem das TH2-Zytokin IL-5 produziert wird. Zusammenfassend bestehen somit bei CEDE charakteristische Veränderungen in der Produktion zahlreicher Zytokine, die von Makrophagen und CD4+ T-Zellen produziert werden können. Es erscheint somit theoretisch möglich, durch gezielte Modulation der Zytokinproduktion therapeutisch in den Krankheitsverlauf einzugreifen. In der vorgelegten Arbeit wurde die pathogenetische Rolle des Zytokins IL-6 bei Patienten mit CEDE untersucht. Zunächst konnte eine erhöhte Produktion von IL-6 durch Lamina-propria-Zellen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa im Vergleich zu Kontrollpatienten verifiziert werden. Nachfolgend konnte gezeigt werden, dass in T-Zellen im Darm von CEDE-Patienten der Transkriptionsfaktor »signal transducer and activator of transcription 3« (STAT-3) durch IL-6 aktiviert wird. Diese IL-6vermittelte Aktivierung von STAT-3 erfolgt hierbei offenbar nicht über den membranständigen IL-6 Rezeptor, der nur von sehr wenigen T Zellen im Darm exprimiert wird. mitteln. Die Blockade des IL-6 Weges durch neutralisierende Antikörper führte in der Zellkultur zur Induktion von T Zellapoptose bei Patienten mit Morbus Crohn, nicht jedoch bei Kontrollpatienten, was die funktionelle Bedeutung des IL-6 Weges bei Morbus Crohn unterstreicht. Um die funktionelle Bedeutung des IL-6/STAT-3-Signaltransduktionsweges in vivo näher zu charakterisieren, wurden zusätzliche Untersuchungen an drei Mausmodellen für den Morbus Crohn durchgeführt, die mit einer Aktivierung von TH1 T Zellen im Darm assoziiert sind (IL-10-knockout-Colitis, TNBS-Colitis, T-Zelltransfer in SCID-Mäuse). In allen drei Modellen konnte gezeigt werden, dass die Gabe von neutralisierenden IL-6 Rezeptor-Antikörpern zu einer Suppression der Krankheitsaktivität nach klinischen (Gewichtsverlauf der Tiere), makroskopischen und histologischen Kriterien führt. Zudem konnte in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Herrn Professor Rose-John belegt werden, dass die Gabe eines Fusionsproteins, das spezifisch nur den löslichen IL-6 Rezeptor blockiert, zu ähnlichen therapeutischen Ergebnissen führt. Dies impliziert, dass auch in CEDE-Tiermodellen der lösliche IL-6-Rezeptor von besonderer funktioneller Bedeutung ist. Schließlich konnte gezeigt werden, dass die Gabe von Antikörpern gegen den IL-6 Rezeptor zur Induktion von T Zellapoptose im Darm von Tieren mit Colitis führt, was die antiapoptotische Rolle des IL-6-Aktivierungsweges in T-Zellen in vivo unterstreicht. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass IL-6 bei CEDE über die Aktivierung von STAT-3 eine Resistenz von TZellen im Darm gegenüber Apoptose vermittelt. In Tiermodellen erwiesen sich gegen den IL-6-Rezeptor ausgerichtete Therapiestrategien als effektiv, die entzündliche Krankheitsaktivität zu unterdrücken. Da mittlerweile humanisierte Antikörper gegen den IL-6-Rezeptor bereits zur Verfügung stehen, könnte dieser neue Therapieansatz in absehbarer Zeit im klinischen Einsatz bei CEDE-Patienten getestet werden. Privatdozent Dr. Markus Friedrich Neurath I. Medizinische Klinik und Poliklinik der Johannes-Gutenberg-Universität Langenbeckstr. 1 55131 Mainz E-Mail: [email protected] Es konnte jedoch gezeigt werden, dass der lösliche IL-6 Rezeptor im Darm von Patienten mit Morbus Crohn in hoher Menge exprimiert wird, so dass ein IL-6-löslicher IL-6-Rezeptor-Komplex möglicherweise zur Aktivierung der Zellen führt (sogenanntes IL-6 Transsignalling). Die IL-6 induzierte STAT-3-Aktivierung führte in T-Zellen des Darmes zu einer Aktivierung von bcl-2 und bcl-xl, also von Genen, die eine Resistenz von Zellen gegenüber dem programmierten Zelltod (Apoptose) ver- DMW 2000, 125.Jg., Nr. 25/26