17.02.2006 - Kreisfeuerwehrverband Landkreis Regen

Transcription

17.02.2006 - Kreisfeuerwehrverband Landkreis Regen
Der Bayerwald-Bote
ZEITUNG FÜR DEN LANDKREIS REGEN · ZWIESELER ZEITUNG
61. Jahrgang / 7.Woche / Nr. 40
Freitag, 17. Februar 2006
HEUTE
Maget und die Chancen der SPD
Einzelpreis 1,20 Euro
633 000 Euro für Kinder in der Ukraine
Franz Maget, Chef der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, spricht
mit der PNP über Niederbayerns
Fleischskandale, Risse im Machtblock der CSU und die Chancen
seiner Partei im Freistaat. Seite 2
USA: Abu-Ghoreib-Bilder echt
George W. Bushs „Projekt Schadensbegrenzung“
ist gescheitert. Das Pentagon musste zugeben, dass
es die drastischsten Abu-Ghoreib-Bilder unter Verschluss halten wollte.
Kommentar S. 2/ S. 3
Mercedes fährt rote Zahlen ein
Mercedes schreibt erstmals seit Bestehen von DaimlerChrysler rote
Zahlen. Laut Konzernchef Zetsche
sorgten u.a. Kosten für den Stellenabbau für einen operativen Verlust
von 505 Mio. Euro.
Wirtschaft
Polizei wusste nichts von Sextäter
Der Polizei in Dresden war die Adresse des mehrfach vorbestraften Sextäters nicht bekannt, der die
13-jährige Stephanie fünf Wochen zum Teil in einer
Kiste festhielt und sexuell missbrauchte. Journal
Dienstleistungsrichtlinie gebilligt
Nach einigen Änderungen hat das EU-Parlament
die Dienstleistungsrichtlinie angenommen. Dienstleister können künftig ohne bürokratische Hürden
EU-weit arbeiten.
Standpunkt/Wirtschaft
„Schneehilfe greift ins Leere“
Die vom bayerischen Kabinett beschlossene Soforthilfe nach der Schneekatastrophe im Bayerischen Wald greift nach Ansicht der Landräte ins
Leere. Sie fordern Nachbesserung.
Bayern
Feuerwehr-Hilfe nur im Notfall
Ab sofort steht die Feuerwehr für Schneeräumeinsätze nur noch zur Verfügung, wenn es um Leib und
Leben geht. Das betonen die Zwieseler Einsatzleiter im Interview.
Seite 25
Heimatsport
Familienanzeigen
Seite 11
Seite 14
Interessiert blätterte Präsidentengattin Katerina Juschtschenko (r.) in einer Mappe über die Weihnachtsaktion der Passauer
Neuen Presse, die ihr Verlegerin Angelika Diekmann bei der Spendenübergabe in Kiew mitgebracht hatte.
(Foto: Sünder)
Kiew (efi). So spendenfreudig wie
seit Jahren nicht mehr haben sich die
Leser der Passauer Neuen Presse bei
der vergangenen Weihnachtsaktion
„Ein Licht im Advent“ für Kinder in Kiew gezeigt. Stolze 633 000 Euro sind
dieses
Mal
zusammengekommen.
Sichtlich erfreut zeigte sich deshalb
auch die ukrainische Präsidentengattin
und Vorsitzende der Wohltätigkeitsorganisation „Ukraine 3000“ Katerina
Juschtschenko, als sie aus den Händen
von Verlegerin Angelika Diekmann den
Spendenscheck der PNP-Leser in Empfang nehmen konnte. „Ich bin überwältigt. Dieser Scheck übertrifft alle meine
Erwartungen“, freute sich Juschtschenko bei der Übergabe im Regierungspalais in Kiew. Den Dank der Präsidentengattin will Angelika Diekmann weitergeben, „an unsere vielen tausend Leser,
die für die Kinder in der Ukraine gespendet haben“. Vielen Deutschen sei
durch die Berichterstattung klar geworden, mit welch gewaltigen Problemen
die Ukraine in dieser Zeit des Umbruchs zu kämpfen habe. „Ihr Land hat
durch diese Aktion viele Freunde gefunden“, sagte Diekmann. Das Geld soll
nun unter den drei Projekten − dem
Haus für Straßenkinder und den beiden
Spezialkliniken in Kiew − sinnvoll aufgeteilt werden. Experten von UNESCO
und „Ukraine 3000“ arbeiten derzeit an
der exakten Planung, damit die Kinder
so bald wie möglich von den Spenden
aus Ostbayern profitieren.
(Seite 3)
Vogelgrippe überfordert Behörden
Weitere Ausbreitung befürchtet
Zu wenig Ausrüstung − Schlechte Ämter-Abstimmung − 350 000 tote Hühner in Südrussland
München (dpa/AP). Die Vo- Das städtische Kommunalrefe- abgesetzt werden können“. Pogelgrippe überfordert offenbar rat und das staatliche Veterinär- lizei und Feuerwehr dementierdie Behörden. So schlug etwa amt baten die Bürger dringend, ten indes. Es habe keine oder
das
Ordnungsamt
Rügen die Notrufleitungen von Polizei nur wenige solche Anrufe gegeAlarm, für den Einsatz weiterer und Feuerwehr nicht länger zu ben. Dagegen hieß es im VeteriHelfer zum Einsammeln toter
blockieren. Viele Bürger fühl- näramt, man habe die Warnung
Vögel auf der Insel fehle notwendige
Schutzausrüstung. ten sich offenbar aufgefordert, auf Drängen von Polizei und
Auch genügend Fahrzeuge sei- jeden Fund eines toten Vogels Feuerwehr veranlasst. Bundesen nicht vorhanden. In Mün- zu melden. Die Leitungen seien landwirtschaftsminister Horst
chen hat die Vogelgrippe ein „dadurch derart überlastet, dass Seehofer (CSU) sagte, trotz alBehördenchaos
verursacht. wichtige Notrufe nicht mehr ler Schutzmaßnahmen wie der
ab heute geltenden Stallpflicht
sei mit weiteren Fällen zu rechnen. Indes wurden auf Rügen
zehn weitere mit dem H5N1-Virus infizierte Wildvögel gefunden. Erste Fälle wurden auch
aus Slowenien bekannt. Im Süden Russlands verendeten fast
350 000 Hühner an der Vogelseuche. Die EU bereitet sich unterdessen auf Notschlachtungen vor. (Kommentar S. 2/ S. 4)
Meterhohe Schneeberge − Bund und Länder einigen
aber Quellwasser ist knapp sich bei Föderalismusreform
Regen (igf). Ein extrem trockener Herbst und gleich im
Anschluss Dauerfrost: Die
Konsequenzen bekommen Gemeinden und Hausbesitzer mit
eigenen Brunnen jetzt zu spüren. Die Quellen schütten nur
schwach. Wassernot ist aber zumindest in den Gemeinden mit
Fernwasser-Anschluss
kein
Thema. Sie beziehen aktuell etwa 20 Prozent mehr Wasser
vom Zweckverband als in einem Februar üblich.
Berlin (dpa). Eine Spitzen- Ländern stärker getrennt. Die
runde von Politikern von Bund größte Verfassungsreform seit
und Ländern hat gestern in Ber- 1949 kann damit wie von der
lin letzte Streitpunkte in der Fö- Großen Koalition geplant am
deralismusreform ausgeräumt. 10. März in Bundestag und
Mit der Reform werden die Zu- Bundesrat erstmals parlamenständigkeiten von Bund und tarisch beraten werden. (S. 4)
Eis-Prinzessinnen springen für Kombinierer ein: Gold
Turin (dpa/pnp). Der Deutschland-Express der Eisschnellläuferinnen hat nachgeholt, was das
Team der Nordischen Kombinierer verpasste: Mit der Goldmedaille im Teamwettbewerb entschädigten Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Daniela AnschützThoms am gestrigen Wettkampftag der Olympischen Winterspiele
in Turin für die Enttäuschung des
Kombinierer-Teams, das den
Olympiasieg vergab und mit Silber
zufrieden sein musste.
Björn Kircheisen, Georg Hettich, Ronny Ackermann und Jens
Gaiser verspielten in der 4 x 5-Kilometer-Staffel ihren auf der
Schanze erkämpften Vorsprung
und mussten sich am Ende Österreich geschlagen geben. Ganz ohne Medaille blieben die deutschen
Biathletinnen im 7,5-KilometerSprint und die Langläuferinnen im
Klassikrennen über 10 Kilometer.
Der erste Dopingfall der Spiele betrifft die Biathletin Olga Pylewa.
Die Russin wurde nach ihrem
zweiten Platz über 15 Kilometer
positiv auf das Stimulanzmittel
Carphedon getestet. Nach der Disqualifikation von Pylewa erhält
die ursprünglich drittplatzierte
Martina Glagow nachträglich die
Silbermedaille.
Ronny Ackermann kümmert sich
um Schlussläufer Jens Gaiser.(dpa)
Gold-Trio auf dem Eis: Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Daniela
Anschütz-Thoms holen den Olympiasieg im Team.
(Foto: ddp)
Die Eisschnellläuferinnen gewannen das Finale der Teamverfolgung gegen Kanada mit mehr
als 20 Meter Vorsprung. Claudia
Pechstein avancierte mit ihrem
nun insgesamt fünften Olympiasieg seit 1992 zur erfolgreichsten
Eisschnellläuferin hinter der Russin Lidija Skoblikowa.
(Sport)
STANDPUNKT
Entschärft
Von Ernst Fuchs
In der Regel werden Fluch oder
Segen von Brüsseler Gesetzeswerken von einer breiteren Öffentlichkeit erst zur Kenntnis genommen, wenn sie schon längst beschlossen sind, also zu spät. Die
EU-Dienstleistungsrichtlinie bildet da gottlob eine Ausnahme.
Dank öffentlichen Drucks im Vorfeld der gestrigen Entscheidung
des Europa-Parlaments konnte
die enorme Sprengkraft der geplanten Marktöffnung entschärft
werden − und das ist gut so. Denn
bei dieser Richtlinie geht es nicht
um die Norm für einen TraktorSitz oder die Frage, ob BiergartenKellnerinnen im Hochsommer im
Rahmen der sogenannten Sonnenschein-Richtlinie ein Dirndl
mit tiefem Ausschnitt tragen dürfen, sondern ums Eingemachte,
um die Frage nämlich, wie viel soziale Errungenschaften in Europa
noch wert sind oder ob sie zunehmend auf dem Altar freier Märkte
geopfert werden sollen, geschuldet einer stärkeren Wachstumsdynamik, die sich zumindest Wirtschaftsgläubige davon versprechen, und größerer Konkurrenzfähigkeit im Zeitalter allgegenwärtiger Globalisierung.
Wenn Politik die Kunst des
Möglichen ist, handelt es sich
beim
EU-Parlamentsbeschluss
um einen klassischen Kompromiss, der nun wohl auch eine
Mehrheit im Deutschen Bundestag finden wird. In der ursprünglichen Form, samt des jetzt gekippten Herkunftslandprinzips, hätte
die Richtlinie nur Unfrieden gestiftet, weil sie, auf Grund
schlechter Erfahrungen vieler
Deutscher mit Billigkonkurrenz
aus Osteuropa, nicht zu Unrecht
zu einem Symbol für Ängste, Frust
und Neoliberalismus geworden
ist. In der Wahrnehmung der
meisten Deutschen handelt es
sich um ein Projekt, das soziale
Standards, Löhne und berufsständische Regeln unweigerlich nach
unten drückt und bei dem billige
Pflegekräfte, Putzkolonnen und
Handwerker aus Nachbarländern
immer mehr Deutsche vom Arbeitsmarkt fegen. Dass sich andererseits für deutsche Dienstleister
dank der Richtlinie bessere Chancen im Ausland eröffnen, damit
kann die überwiegende Gemütslage deutscher Wähler wenig,
wenn überhaupt etwas anfangen.
BAYERN
„Soforthilfe greift ins Leere“ − Nachbesserung gefordert
Freitag, 17. Februar 2006
Nummer 40
/
Seite 7
Landräte des Schneekatastrophengebiets sind sich einig: Keine Beschränkung auf Unterstützung nur bei nicht versicherbaren Schäden
Von Jessica Hirthe
Freyung/Regen. „Wenn man
nur ein bisserl genauer hinschaut,
erweist sich dieses Sofortpaket als
ziemlich hohl“, klagt Freyungs
Landrat Alexander Muthmann.
Das Kabinett hatte am Dienstag in
einem Sieben-Punkte-Programm
für die Schnee-Opfer angekündigt, dass Privatleute für einen
„nicht versicherbaren Gesamtschaden ab 5000 Euro“ Soforthilfe erhalten. Doch: „Bei Schnee ist
alles versicherbar“, darauf weist
Herbert Stadler, ostbayerischer
Sprecher des Bundesverbands
Deutscher Versicherungskaufleute, hin. Somit erhält nach dem
Hilfspaket der Regierung nur derjenige Unterstützung, der sich in
existenzieller Not befindet. Deswegen fordern jetzt die Landräte
des Schneekatastrophengebiets
geschlossen: Es muss nachgebessert werden.
„Der Punkt 1 des Hilfsprogramms stellt keine Hilfe dar“, kritisiert Regens Landrat Heinz
Wölfl. Deswegen hat er sich gestern per E-Mail an Ministerpräsident Edmund Stoiber gewendet.
Darin fordert er, die Klausel
„nicht versicherbar“ wegfallen zu
lassen. „Die Einschränkung ist für
diesen singulären Fall nicht angemessen.“ Wölfl vermutete gestern
gegenüber der PNP, dass diese
Formulierung wahrscheinlich irgendwelchen Richtlinien für Hilfen entnommen wurde: „Aber
hier ist sie einfach nicht passend.“
Finanzstaatssekretär Franz Meyer
stellte das bereits am Mittwoch so
klar: „Wir haben die Eckpunkte
der Hochwasserhilfe übernommen.“ Dabei gelte stets der
Grundsatz: Der Staat springe mit
„Kein Hochwasser“ −
Experte gibt Entwarnung
Lediglich kleine Überflutungen zu befürchten
München (mas). „Wir
kommen wohl mit dem blauen Auge davon“, gibt Markus Disse, Professor für Wasserwirtschaft und Ressourcenschutz an der Universität
der Bundeswehr in München, Hochwasser-Entwarnung.
„Der Niederschlag geht
laut Vorhersage zurück“, berichtet der Experte. Und erst
der Regen bringe das Hochwasser. Bis gestern Abend
regnete es zwar im Bayerischen Wald bis in die höheren Lagen, doch hört es − wie
vorhergesagt − zu regnen
auf, droht laut Disse keine
größere Gefahr.
„In der Regel führt die reine Schneeschmelze nicht zu
Hochwasser.“ Ausnahmen
bestätigen jedoch die Regel:
„Im letzten Jahr kam es im
Altmühltal durch Schneeschmelze zum Hochwasser.“
Gefährlich werde eigentlich erst die Verbindung von
Schneeschmelze und Regen.
„In Passau wird in den
nächsten 24 Stunden mit einem Anstieg von zehn Zentimetern gerechnet“, erklärt
der Professor den Pegelstand
der Donau. Das sei immer
noch deutlich unter der Meldestufe eins. Das bedeutet,
dass erste Ausuferungen der
Gewässer auftreten.
„Die meisten größeren
Flüsse liegen noch deutlich
unter Meldestufe eins.“ Kleinere Flüsse oder Bäche
Hochwasserexperte
Prof.
Markus Disse: „Kommen mit
blauem Auge davon.“
könnte es dagegen schon
treffen − vor allem im nordöstlichen Bereich des Bayerischen Waldes, sagt Disse.
Kellerüberflutungen
oder
Überschwemmungen
bebauter
Grünflächen
−
schlimmer dürfte es seiner
Ansicht nach nicht kommen. „Es kommt aber auch
auf die örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen an.“
Wo Schneemengen Barrieren bilden oder Wasserrohre mit Laub überfüllt
sind, kann es ebenfalls zu
Überschwemmungen kommen. Deshalb kann es nicht
schaden, beispielsweise verstopfte Kanaldeckel von
Schnee zu befreien. Ein weiterer Tipp Disses an die Bürger in den betroffenen Gebieten: „Einfach die Augen
offen halten und über Pegelstände informieren.“
Überflutete Straßen
Grafenau (pnp). Nach
dem Schneechaos machen
den Ostbayern nun überflutete Straßen zu schaffen.
Wie in Haselbach (Lkr.
Freyung-Grafenau, Bild)
verhinderten die Schneemassen sowie verstopfte
oder vereiste Gullys das
Ablaufen des Schmelzwassers. Die Polizei warnte die
Autofahrer vor Aquapla-
ning. Der Niederschlag fiel
gestern zwar sogar in den
höheren Lagen des Bayerischen Waldes als Regen, die
gefürchteten Wassermassen blieben bislang jedoch
aus. Nasser Schnee brachte
im Landkreis Regen drei ältere Gebäude zum Einsturz. Den Wetterprognosen zufolge lässt der Regen
heute nach.
(F.: mis)
ANZEIGE
Ein Schadensfall von vielen im Landkreis Regen: Dieser Stall in Kandlbach ist unter der schweren Schneelast eingestürzt.
(Foto: Öttl)
Steuergeldern grundsätzlich dort
ein, wo Schäden nicht versicherbar seien.
Heinz Wölfl macht deutlich:
„In den vergangenen Jahrzehnten
gab es kein vergleichbares Ereignis, das die Bürger sensibilisiert
hätte.“ Deswegen dürfe man sie
nicht dafür bestrafen, dass sich die
meisten nicht gegen Elementarschäden versichert hätten. „Viele
Menschen haben erhebliche
Schäden zu vermelden und gerade
in einer strukturschwachen Region, die von einer Arbeitslosigkeit
zwischen 12 und 14 Prozent gebeutelt wird, ist dies eine massive
zusätzliche Belastung“, wirbt
Wölfl bei Stoiber um Verständnis.
Landrat Muthmann spricht klare Worte: „Der Soforthilfefonds
greift ins Leere.“ Die Landräte der
Kreise Deggendorf und Passau,
Christian Bernreiter und Hanns
Dorfner, schließen sich ihren
Amtskollegen an. „Am Montag
wird darüber noch einmal verhandelt werden“, kündigt Bernreiter
an. Die Landräte treffen sich mit
Innenminister Günther Beckstein
zur
Schneechaos-Nachbesprechung. „Ich bin zuversichtlich,
dass wir unbürokratische Hilfe erreichen“, so Dorfner. Der Passauer Landrat hofft auf „Pauschalbeträge, die wir schnell an die Betroffenen weitergeben können“.
Landrat Wölfl hat in der kurzen
Zeit noch keine Antwort aus der
Staatskanzlei bekommen. Ein
Sprecher bestätigte gestern gegenüber der PNP den Eingang der EMail und versprach: „Sie wird zügig bearbeitet.“ Wölfl setzt ohnehin mehr auf das Gespräch mit
Beckstein: „Man wird eine vernünftige Lösung für betroffene
Privatleute finden.“
Freitag, 17. Februar 2006
REGEN
Berge von Schnee − doch Wasser ist knapp
Nummer 40
Regen: Redaktion: Am Sand 11, 콯 0 99 21/88 27-17
Fax: 88 27-42, E-Mail: [email protected]
Geschäftsstelle/Anzeigen: 콯 88 27-0 − Fax: 88 27-41
Seit gestern Abend ist der
Katastrophen-Alarm aufgehoben
Regen (sö). Gestern um 19 Uhr ist für den
Landkreis Regen der Katastrophen-Alarm
aufgehoben worden. Im Landratsamt wurde
noch gestern die Leitzentrale für den Katastropheneinsatz abgebaut.
Grundschule Langdorf: Ab
Montag ist wieder Unterricht
Langdorf (bb). Aufatmen bei der Schulleitung und im Rathaus: Die Schüler können im
Schulgebäude bleiben. Nach aufwändigen
Sanierungsarbeiten am Dachstuhl sind Schule und Turnhalle am Montag wieder regulär
geöffnet. Zunächst hatte es Befürchtungen
gegeben, es könnte ein Ausweich-Quartier
für die Schüler nötig werden.
Risse in hölzernen Stützen:
Schüler dürfen zu Hause bleiben
Bodenmais (jf). Gestern gegen 12.15 Uhr hat
Konrektor Willy Andres die Schüler vorzeitig
nach Hause geschickt. Denn bei einer Begehung mit Hausmeister, Statiker und Feuerwehrkommandant waren in einem der neueren Gebäudeteile frische Risse im Holz entdeckt worden. Dieser Trakt war zuvor vom
Statiker für sicher befunden und deshalb
nicht abgeschaufelt worden. Der Unterricht
fällt heute aus.
Erfindungsreich: Dachräumen
per Sägeblatt und Drahtseil
Von Ingrid Frisch
Regen. Schneemassen, so
weit das Auge reicht. Und
mit den milderen Temperaturen steigt die Angst
vor Hochwasser. Trotzdem ist in der Region das
Trinkwasser knapp − zumindest das aus eigenen
Quellen. In Regen läuft
die Versorgung nur noch
dank des Fernwassers.
Und Christa Weber aus
Gottlesried (Gemeinde
Zachenberg) sitzt schon
seit fünf Wochen auf dem
Trockenen: Ihr Hausbrunnen ist leer.
Die aktuelle Wasserknappheit hat zwei Hauptgründe: Der
vergangene Herbst war extrem
trocken, bevor dann die Böden
sehr schnell zugefroren sind.
Seitdem dauert die Frostperiode an. „Da versickert nichts, die
Neubildung fehlt im Bayerischen Wald. Die Situation bei
oberflächlichen Quellen ist
schon kitzlig“, beschreibt Michael Kühberger, Leiter des
Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf, die Lage.
Wasser geht durch
Rohrbrüche verloren
Regen (bb). Die Schnee-Not hat erfinderisch
Wenn er hört, dass Wasser
gemacht, wie sich Dächer schnell räumen lassen. Ein Landwirt aus Rinchnach schaffte das schon so knapp ist wie im Jahrmit einem langen, dünnen Drahtseil. Es wur- hundertsommer 2003, kann er
de vom Giebel nach unten geworfen und das nicht bestätigen. „Ganz so
dann über das Dach gezogen. Damit ließ sich schlimm ist es nicht. Schließdie Schneeschicht vom Dacheis abtrennen, lich wird im Winter ja weniger
sie rutschte zu Boden. In Langdorf wurde ein verbraucht“, so Kühberger. Er
ähnliches Verfahren angewandt − hier aber weiß aber, dass in manchen Gemit langen Sägeblättern aus einem Sägewerk . meinden der Bedarf nur dank
In Flaschen und Kanistern müssen Christa Weber und Sohn Reinhold seit fünf Wochen ihr Wasser nach Hause tragen. (Foto: Frisch)
des Fernwassers vom Zweckverband Bayerischer Wald gedeckt werden kann. In der
Nasser Schnee lässt Dächer brechen
den Joska-Innenhof umgeleitet, weil die Außenwand
der Hausruine auf die Straße
zu kippen drohte. Am
Abend drückte dann ein
Bagger die Wand nach innen
um.
Unter anderem gaben
auch in Ellerbach und Klessing zwei Stadel unter dem
Druck des nassen Schnees
nach. Ein besonders tragischer Vorfall ereignete sich
am Nachmittag in Regen.
Auf einem Haus in der Bodenmaiser Straße war in den
Tagen zuvor ein flaches
Dachstück vom Schnee befreit worden, nicht aber das
dahinter stehende steilere
Dach.
Der
Schnee auf diesem
Steilstück
wurde
gestern
vom Schneeregen
immer
schwerer
und
kam irgendwann
ins Rutschen. Die
Lawine drückte
das flache Dach
ein, so dass ein
darauf stehender
Kamin umstürzte. Die in der
Wohnung lebende allein stehende Frau zog zu ihDer nasse Neuschnee drückte am Mittwochabend das Dach dieses Hauses rer Tochter um,
an der Arberseestraße ein. Weil die Wände umzustürzen drohten, wurde die ebenfalls in
der Verkehr über den Hof des Joska-Werkes umgeleitet.
(Foto: Hartl) Regen wohnt.
Dank für die Helfer, grünes
Licht für Neubau in Metten
Stadtrat billigt Bauantrag der Druckerei Garhammer
Regen (bb). In der Stadtratssitzung hat Bürgermeister Walter Fritz einen Situationsbericht über die Schneekatastrophe im Bereich der
Stadt gegeben. Nach dem
Ausrufen des Katastrophenfalles hatte er für die Mannschaft des Winterdienstes sofort Urlaubssperre verfügt,
um der Situation Herr zu
werden.
Im Bereich der Stadtgemeinde habe es eine Evakuierung gegeben. Die Personen seien derzeit im Altenheim St. Elisabeth untergebracht. Fritz sprach auch seinen Dank an alle Helfer und
Mitarbeiter aus.
Der Bauantrag von And-
Seite 23
Nur dank des Fernwassers ist in manchen Gemeinden die Versorgung mit Trinkwasser gesichert
AUS STADT UND LAND
Bodenmais/ Rinchnach
(bb). Der nasse Schnee, der
seit Mittwoch gefallen ist,
hat so manchem überlasteten Dach noch den Rest gegeben. So stürzte am Mittwochabend an der Bodenmaiser Arberseestraße ein
unbewohntes Haus ein. Gestern wurde der Verkehr über
/
reas Schmidberger aus Pfistermühle wurde wieder an
den Bauausschuss verwiesen. Darin geht es um den
Rückbau einer Werkhalle
und den Bau eines Containerstellplatzes. Ohne Gegenstimme wurde der Bauantrag der Firma Garhammer abgesegnet. Garhammer will sich als zweiter Betrieb nach Linos im neuen
Gewerbegebiet Metten ansiedeln und dort Druckerei
und Bürotrakt neu errichten.
Mit einem Anteil von rund
5000 Euro beteiligt sich die
Stadt am Bau eines neuen
Forstwirtschaftswegs
von
Dreieck in den Wald südöstlich der B 11. Damit sollen
48 Hektar Wald erschlossen
werden. Die restlichen Kosten werden über Anliegerbeiträge und Zuschussmittel
abgedeckt. Das Amt für
Landwirtschaft und Forsten
hat die Pläne schon erstellt
und wickelt auch den Bau
ab.
Die THW-Ortsgruppe erhält für das vergangene Jahr
250 Euro an Zuschuss. Der
Bürgermeister wies abschließend auf einige Termine hin:
Das Inselfest findet am 25.
Juni zusammen mit der Einweihung der Kurpark-Erweiterung statt. In der Altstadt wird nicht gefeiert. Am
22. Juli wird das Bayerwaldstadion eingeweiht.
ANZEIGE
Kreisstadt Regen ist das zum
Beispiel der Fall. „Probleme haben wir dank des Fernwassers
noch keine “, sagt Manfred Aichinger, Leiter der Stadtwerke.
Die eigenen städtischen Quellen könnten allerdings den Bedarf nicht mehr decken. Etwa
ein Drittel der Wassermenge,
die im Stadtgemeindegebiet verbraucht wird, kommt vom
Zweckverband. Etliche Rohrbrüche in und um Regen haben
in letzter Zeit den Wasserverbrauch zusätzlich gesteigert.
Wenn das Quellwasser weniger wird, freut das vor allem einen: Den Zweckverband Wasserversorgung
Bayerischer
Wald, der aus einer schier unerschöpflichen Quelle schöpfen
kann − dem Trinkwasserspeicher in Frauenau. 100 Gemeinden aus dem Verbandsgebiet
zwischen Cham und Passau gehören zu den Abnehmern. Im
Landkreis Regen sind es 16 von
24 Gemeinden.
Und die zapfen den Trinkwasserspeicher in diesem Februar überdurchschnittlich stark
an, weiß Werkleiter Hermann
Gruber vom Zweckverband.
Fast 35 000 Kubikmeter Fernwasser pro Tag werden aktuell
verbraucht. Das sind rund 20
Prozent mehr als in einem Februar üblich. Die Mengen aus
dem Super-Sommer 2003 werden dennoch bei weitem nicht
erreicht. Im August 2003 lag der
Tagesverbrauch bei rund 45 000
Kubikmeter, an Spitzentagen
waren es sogar über 50 000 Kubikmeter.
Obwohl aktuell der Wasserstand im Trinkwasserspeicher
mehrere Meter unter dem Stauziel ist, droht keinesfalls ein
Engpass. „Versorgungsproble-
me gibt es keine. Der Speicher
ist auf zwei trockene Jahre ausgelegt“, betont Gruber.
Das alles hilft Christa Weber
gar nichts. Ihr Haus in Gottlesried, das sie mit ihrem Sohn
Reinhold bewohnt, hat keinen
Fernwasser-Anschluss. Und ihr
Hausbrunnen gibt schon seit
fünf Wochen keinen Tropfen
Wasser mehr.
Geschmolzener Schnee
für die Klospülung
Die Wassernot macht ihren
Alltag mühsam: Bei Freunden
können die Webers duschen
und Wäsche waschen. Das
Wasser zum Kochen und Spülen holen sie in Plastikflaschen
und Kanistern bei Freunden
und Bekannten. Christa Weber
hat gelernt, das wertvolle Nass
zu sparen: In einem großen
Topf schmilzt sie auf dem Holzofen Schnee, um Wasser für die
Toilettenspülung zu bekommen. So gesehen ist die Situation für sie noch nicht so schlimm
wie im heißen Sommer 2003,
als sie mehrere Monate auf dem
Trockenen gesessen hat. „Es
gibt Schlimmeres“, kommentiert Christa Weber ihre Lage.
Sie spielt auf Zeit. Denn mit
der Schneeschmelze wird sich
auch ihr Brunnen wieder füllen.
Ideal für die Grundwasserbildung wäre, wenn der Schnee
langsam abtaut, sagt Wasserwirtschaftler Kühberger. Ansonsten läuft das Schmelz- oder
Regenwasser auf dem gefrorenen Boden nur oberflächlich ab
und der Grundwasserspiegel
steigt wieder nicht.
ZWIESEL
Freitag, 17. Februar 2006
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
Nummer 40
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
/
Seite 25
DAS SCHNEE-CHAOS
„Unsere Leute sind regelrecht ausgeschunden“
Ab sofort rückt die Feuerwehr nur noch aus, wenn es um Leib und Leben geht − Gebäude-Eigentümer selbst gefordert − Interview mit Einsatzleitern
Zwiesel. Neun Tage
lang haben sie pro
Nacht kaum vier Stunden Schlaf gefunden
und ansonsten permanent unter Strom gestanden: Fast ebenso
erschöpft wie die unzähligen Helfer, die unermüdlich Dächer freigeschaufelt haben, sind
auch die örtlichen Einsatzleiter. Gestern haben die Chefs der
Räumkommandos in
Zwiesel
Hermann
Pledl und Rudi Eiter im
Gespräch mit dem
Bayerwald-Boten eine
erste Bilanz der Krisentage gezogen.
ausdrücklich das großartige
Miteinander hier herausstellen. Das geht los bei den
Feuerwehrkameraden und
sonstigen Helfern, die teils
hunderte Kilometer angereist sind, und es setzt sich
vor Ort fort beim Bauhof,
der uns in jeder Form unterstützt hat, und bei der Bergwacht, die den allerschwersten Job auf den hohen Gebäuden hat und ohne die wir
gar nichts machen könnten.
Und ein wirkliches Schmankerl war die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr.
Ein ganz besonderer Dank
an die 5. Kompanie in Regen
mit Hauptmann Niemann.
Wie lange werden die Arbeiten
voraussichtlich
noch dauern?
Herr Pledl, Herr Eiter, haben wir das Schlimmste
jetzt überstanden?
Eiter: Das ist die große Frage. Man muss befürchten,
dass es bei Gebäuden, an denen die Dächer noch immer
nicht abgeschaufelt sind, zu
schweren Schäden und
auch zu Einstürzen kommen wird.
Wie viele Einsätze hatten
sie in den vergangenen Tagen zu dirigieren?
Pledl: Insgesamt haben wir
rund 250 Objekte abgearbeitet. Dabei muss man berücksichtigen, dass auch große
Gebäudekomplexe wie etwa
die Grundschule oder das
Aparthotel als ein Objekt gerechnet werden.
Was waren für die Einsatzkräfte die schwierigsten
Fälle?
Mehrere große
Hallen geräumt
Eiter: Am aufwändigsten
waren natürlich die Gebäude mit den riesigen Dachflächen, wie die Trinkwasseraufbereitungsanlage in Flanitz oder die großen Industriehallen in Fürhaupten.
Haben Menschen dauerhaft ihre Wohnungen verlassen müssen?
Eiter: Das Ehepaar, das neben der eingebrochenen
Alunithalle gewohnt hat,
kann nicht in seine Wohnung zurück (der Bayerwald-Bote berichtete) und
auch eine Familie aus Klautzenbach ist seit mehreren
Tagen in der Notunterkunft
in Regen. Ob die Leute in ihr
Haus zurück dürfen, muss
der Statiker entscheiden.
In den meisten kritischen
Fällen mussten die Bewoh-
Arbeit für eine
weitere Woche
Seit Mittwoch letzter Woche bis gestern Abend haben sie im Bauhof in Lichtenthal die Einsätze der Hilfskräfte im Stadtgebiet
Zwiesel koordiniert: Kreisbrandinspektor Hermann Pledl (51) aus Hochdorf und der Kommandant der Zwieseler Stadtfeuerwehr Rudi Eiter (49). „Das Hochwasser 2002“, sagt Eiter, „war ein Klacks gegen das hier.“
(Foto: Schlenz)
ner nur für die Zeit des
Dachabschaufelns aus den
Häusern raus und durften
danach gleich wieder rein.
Gab es bei den vielen Einsätzen auch gefährliche
Situationen für die Helfer?
drei Leute zur Verfügung habe, kann ich nun mal nicht
fünf hinschicken.
Eiter: Es hat schon Anrufe
gegeben, über die man nur
den Kopf schütteln kann: ANZEIGE
Da wollte jemand, dass wir
ihm die Haustür frei schaufeln, ein anderer hat uns gebeten, seinen lebendigen
Zaun vom Schnee zu befreien.
Eiter: Wir haben uns grundsätzlich immer erst das o. k.
des Statikers geholt, bevor
wir unsere Leute auf ein
Dach geschickt haben. Vermutlich ist deshalb Gott sei
Dank bisher nichts passiert.
Und es hat durchaus Fälle
gegeben, bei denen der Statiker gesagt hat: ’Da ist es zu
gefährlich’. Dann musste
erst eine Zimmerer-Firma
geholt werden, um den
Dachstuhl abzustützen oder
man musste die Dächer von
der Drehleiter oder einem
Krankorb aus abschaufeln −
eine Sisyphusarbeit.
Pledl: Beim Ärger über solche Dinge darf man aber
nicht vergessen, dass die
Einsatzkräfte vielerorts sehr
zuvorkommend behandelt
worden sind. Im Aparthotel
zum Beispiel durften sie in
den Gästezimmern übernachten und wurden kostenlos verpflegt.
Wie haben sich die Bürger
verhalten, die bei ihnen
um Hilfe gebeten haben
und vertröstet werden
mussten?
30 Fälle mit
massiven Schäden?
Pledl: Die große Mehrheit
war vernünftig, aber es hat
schon ein paar gegeben, die
ziemlich patzig und frech geworden sind. Einem Anrufer habe ich sogar mal eingehängt, weil das, was er gesagt hat, eindeutig unter der
Gürtellinie war. So was geht
einem schon unter die Haut.
Wir haben schließlich alles
in unserer Macht stehende
getan, aber wenn ich nur
Wie viele Häuser haben
bleibenden Schaden genommen?
Eiter: Kleinere Schäden −
dass sich mal eine Pfette gedreht hat oder dergleichen −
hat es relativ viele gegeben.
Aber es sind auch einige
schwerere Fälle dabei. Bei
manchem hat es den ganzen
Dachstuhl verschoben. Und
viele Fälle werden sicher
erst offensichtlich. Man
kann davon ausgehen: Wer
noch nicht abgeschaufelt
hat, kriegt ein Problem.
Pledl: Insgesamt werden es
wohl mehr als dreißig Fälle
mit massiven Schäden sein.
Da kann die Reparatur
schnell mal zehn-, zwanzigoder auch fünfzigtausend
Euro kosten.
Gibt es jetzt noch besondere Brennpunkte in Zwiesel?
Eiter: Die Sparkassenpassage muss noch frei geräumt
werden. Das geht nur mit
Kran und Containern.
Wie viele Einsatzkräfte
hatten sie zuletzt noch zur
Verfügung?
Seit Tagen sind die Hilfskräfte auf den Dächern Zwiesels im
Einsatz, hier Feuerwehr- und Bergwachtleute am Stadtplatz.
Die Männer sind an der Grenze der Belastbarkeit angelangt.
lenkmasten aus Arnstorf.
Außerdem waren noch die
Bergwacht und unsere eigenen Kräfte vor Ort. In der
Hochphase hatten wir zeit-
Eiter: Am Donnerstag waren es noch 108 Feuerwehrleute aus Coburg, 48 aus
Landshut, 18 THW-Kräfte,
dazu Drehleitern aus Regensburg, Bad Abbach und
Abensberg und einen Ge-
weise knapp 600 Leute zur
Verfügung.
Pledl: In dem Zusammenhang muss ich jetzt einmal
Eiter: Wenn wir alle Fälle
abarbeiten würden, die uns
gemeldet worden sind, wären wir eine weitere Woche
beschäftigt. 46 stehen noch
auf der Liste, aber die können wir nicht mehr erledigen.
Pledl: Ab sofort können wir
nur noch bei akuter Gefahr
für Leib und Leben ausrü-
cken. Unsere Leute sind regelrecht ausgeschunden, da
kann einfach keiner mehr.
Für Akutfälle ist die Feuerwehr nach wie vor da, aber
wir können uns nicht mehr
um Dinge kümmern, bei denen es um Sachschäden
geht. Es ist Sache der Hauseigentümer, die Räumung
ihrer Dächer in die Wege zu
leiten. Wenn sie es selbst
nicht machen können oder
wollen, müssen sie eben eine Firma beauftragen.
Treffen sie jetzt schon Vorbereitungen für ein Hochwasser?
Eiter: Seit Mittwoch werden
alle Anlieger in der Meldestufe I telefonisch benachrichtigt, dass sie Vorbereitungen treffen sollen. Alle
Wehrbesitzer sind verständigt und aufgefordert worden, ihre Wehre schnee- und
eisfrei zu halten.
Pledl: Die Feuerwehren haben selbst aber noch keine
besonderen Vorbereitungen
getroffen. Ich sehe derzeit
keine große Hochwassergefahr. (Pledl ist hauptberuflich Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes;
die
Red.).
Das Gespräch führte Rainer Schlenz.
26
LOKALES
Freitag, 17. Februar 2006
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
DAS SCHNEE-CHAOS
BBZ
+++
DAS SCHNEE-CHAOS
+++
DAS SCHNEE-CHAOS
Rentner bedroht
Polizisten: „Ich
schneid’ dir den
Schädel runter“
In Frauenau findet auch heute
noch kein Unterricht statt
Frauenau. Im Glasmacherort bleibt die
Volksschule auch heute noch geschlossen.
Das hat das Landratsamt gestern Abend mitgeteilt. In allen anderen Gemeinden des
Zwieseler Winkels haben heute wieder alle
Schulen regulär geöffnet. Ab Montag findet
dann auch in Frauenau wieder Unterricht
nach Plan statt.
Krankenhaus-Ambulanz:
„Arbeiten rund um die Uhr“
Zwiesel. Das Schnee-Chaos der letzten Tage hat auch der Chirurgischen Ambulanz des
Krankenhauses Zwiesel viel Arbeit beschert.
„Wir arbeiten rund um die Uhr“, sagte Chefarzt Dr. Willi Seubert gestern. Die Zahl der
Sturz-Verletzungen sei in diesem Winter
merklich höher als sonst. „Wir haben sehr
viele Patienten, die auf den schneebedeckten
Straßen oder Dächern umgeknickt oder hingefallen sind“, so Dr. Seubert. Über mangelnde Arbeit könne er sich deswegen derzeit
nicht beschweren.
Mann wollte wegen Schnee
sein Leben beenden
Frauenau. Eine Woche KatastrophenAlarm − das zerrt an den Nerven. Und bei
manchen Leuten schlägt sich die scheinbar
aussichtslose Lage auch aufs Gemüt. Ein
Mann aus dem Gemeindegebiet Frauenau hat
diese Woche sogar versucht, sich das Leben
zu nehmen − offenbar weil ihm die Situation
über den Kopf gewachsen war. Er wollte sich
mit Tabletten vergiften, wurde aber rechtzeitig gefunden.
Glaserloppet ist
endgültig abgesagt
Frauenau. Wegen der nach wie vor extremen Witterungsverhältnisse ist der Glaserloppet jetzt endgültig abgesagt worden. Ursprünglich sollte der schon einmal verschobene Langlauf für Hobbysportler an diesem
Wochenende nachgeholt werden.
Nummer 40
Schnee sorgt auch in Amerika für Schlagzeilen
Zwiesel (cl). Nicht nur in
ganz Deutschland ist das
Schnee-Chaos im Bayerischen
Wald ein Medienereignis. Sogar in Amerika wurde darüber
berichtet.
Der Zwiesler Dietmar Ettrich hat am Dienstag von einem Bekannten aus Malta im
Bundesstaat New York eine E-
Mail mit oben stehendem Zeitungs-Ausschnitt erhalten. Die
bekannte Familie kehrte nach
einem zweiwöchigen Urlaub in
der Dominikanischen Republik nach Malta zurück, wo
derzeit kein Schnee liegt und
die Temperaturen um den Gefrierpunkt pendeln. „Wir waren sehr erstaunt, in unserer
Zeitung ein Bild von Zwiesel
vorzufinden“, schrieben die rich, der in den 50-er Jahren
Bekannten und erkundigten nach Amerika ausgewandert
sich, ob das Haus der Ettrichs ist, den Namen von Dietmar
den vielen Schnee schadlos Ettrich aus Zwiesel im Internet
überstanden hat.
entdeckt und auf der Suche
Die Bekannten in Amerika nach Verwandten spontan
heißen übrigens auch Ettrich, Kontakt zu ihm aufgenommen.
Bernd und Bärbel Ettrich und Die beiden Familien sind jeBernd heißt mit zweitem Vor- doch nicht verwandt, sie
namen sogar Dietmar. Vor et- schreiben sich aber seither rewa fünf Jahren hat Bernd Ett- gelmäßig.
Zwiesel. Einem 63-jährigen
Zwiesler ist das Schnee-Chaos
anscheinend zu Kopf gestiegen.
Sein Opfer: ein in Zwiesel eingesetzter Polizist, der den Verkehr regelte.
Der Beamte war gerade dabei, einen Teil der Daimingerstraße abzusperren, da von den
anliegenden
Häusern
der
Schnee vom Dach entfernt wurde. Der 63-jährige Rentern
plante genau zu dieser Zeit einen Bankbesuch, für die Notwendigkeit der Straßenabsperrung zeigte er kein Verständis.
Auf die Frage des Polizisten,
warum er nicht stehen bleibe
antwortete der Mann nur: „Lecken sie mich doch am A...“ Der
Beamte nahm daraufhin die
Personalien des Zwieslers auf,
aber der Mann gab sich weiter
streitlustig.
Er forderte den Beamten lauthals auf, lieber eine Schaufel in
die Hand zu nehmen und nicht
so einen „Scheiß“ zu machen.
Laut Pressemitteilung der Polizei drohte er dem Beamten außerdem mit den Worten: „Wenn
ich dich ohne dein grünes Jäckchen erwische, schneid ich dir
den Schädel runter.“ Seine Aussagen werden für den Zwiesler
nicht ohne Folgen bleiben. Wegen Beamtenbeleidigung und
Bedrohung wird er sich bald vor
dem Staatsanwalt verantworten
müssen.
Gefragt waren nur Kletterseile und warme Schuhe
In den Geschäften am Stadtplatz war es die letzten Tage sehr ruhig − Sogar Lotto-Jackpot interessierte kaum
In Zwiesel ist heute nur
die Realschulhalle offen
Von Christina Hackl
Zwiesel. Am heutigen Freitag steht Schülern und Vereinen in der Stadt nur die Realschulturnhalle zu den gewohnten Zeiten zur
Verfügung. An der Grundschulhalle muss
noch Schnee von einer gläsernen Außenwand entfernt werden, bei der Hauptschulhalle sind teilweise noch die Notausgänge
verschüttet und an den Gymnasiumhallen
müssen erst Parkplätze freigeräumt werden.
Schneeabladeplatz in
Fürhaupten wieder zu nutzen
Zwiesel. Der zuletzt wegen des weichen
Untergrunds nicht mehr befahrbare Schneeabladeplatz im Industriegebiet Fürhaupten
Nord ist seit gestern auch wieder von schweren Fahrzeugen zu benutzen. Das hat Bauhofleiter Hans Kopp mitgeteilt. Man hat laut
Kopp eine provisorische Schotterstraße zu
dem Lagerplatz angelegt.
Zwiesel. Der Stadtplatz
ist in den letzten Tagen regelmäßig abgeriegelt worden. Gut für die Räumdienste − schlecht für die
Geschäfte. Der Bayerwald-Bote hat nachgefragt.
„Es war schon sehr, sehr ruhig die letzten Tage“, sagt Verkäuferin Andrea Meier vom
Modehaus Stenzer. Während
des Schnee-Chaos waren die
meisten ihrer Kunden Feriengäste. „Die haben das genossen,
sowohl den vielen Schnee, als
auch die Ruhe beim Einkaufen“, erzählt sie. Ganz selten
hätten sich einmal ein paar Ein-
heimische ins Modehaus „verirrt“. Andrea Meier: „Viele haben mir erzählt, dass sie nach
tagelangem Schneeschaufeln
und zu Hause sitzen, einfach
mal wieder raus mussten und
sich etwas ablenken“.
schrecklich für eine Neueröffnung.“ So manche Werbe-Aufsteller, zum Beispiel aufblasbare Handys, hatte Klaus Kuhndörfer schon vorbereitet. Aufstellen konnte er sie nicht. „Wohin auch. Es war ja kaum Platz
zum Gehen.“
Verpatzte
Neueröffnung
24 Millionen Euro lagen im
Lotto-Jackpot. Bei einer solchen Summe strömen normalerweise sehr viele Glückspiraten zum Kreuzerlmachen zu
Klaus Kuhndörfer. „Dieses Mal
haben sich nur die Stammkunden durchgekämpft.“
Vor rund zwei Wochen erst
ist Klaus Kuhndörfer mit seinem Handy-Geschäft in neue
Räume am Stadtplatz umgezogen. Die Eröffnung, sagt er enttäuscht, hätte er sich schon anders vorgestellt. „Es waren sehr
wenig Leute da, eigentlich
Die Tage um den 14. Februar
sind normalerweise auch für die
Verkäuferinnen der Parfümerie
Breitmoser ziemlich stressig. sem Jahr von einem ValentinsSeit der Valentinstag auch in tags-Ansturm auf gute Düfte
Deutschland mehr und mehr kaum etwas zu spüren.
Auch bei Intersport Huber
Anhänger findet, wird normalerweise für den oder die Liebs- war die Kundenfrequenz in den
Chaos-Tagen schlechter als
te gerne dort eingekauft.
sonst. „Gefragt waren vor allem
„Sonst kaufen um die Zeit
Gurte und Sicherungsseile“,
viele Frauen Duftwasser für ihsagt Andreas Huber. Warum gere Männer und einige Männer
rade Kletterausrüstung? „Viele,
Parfüm für ihre Frauen“,
die zu Hause das Dach abgeschaufelt
haben, wollten auf
Trotz Valentinstag kein
Nummer sicher gehen und sich
Ansturm auf Parfüm
vor Abstürzen sichern“, so
Andreas Huber. Und noch eiberichtet Verkäuferin Roswitha nen Verkaufs-Renner konnte
Molz. Wegen der Schnee-Kata- Andreas Huber in seinem Gestrophe und vor allem wegen schäft ausmachen: „Winterder schlechten Zugangssituati- schuhe, warm und wasseron zum Stadtplatz war in die- dicht.“
„Die Lage entspannt sich langsam“
Auch gestern schaufelten wieder hunderte Helfer Dächer ab
Von Christina Hackl
Zwieseler Winkel. „Heute kann man zum ersten Mal
von Entspannung sprechen“, sagte gestern Frauenaus
Vize-Bürgermeister
Herbert Schreiner. Hans
Richter, Einsatzleiter in
Lindberg und Eisenstein,
stimmte ihm zu.
„Es könnte immer noch etwas Unvorhergesehenes geschehen.“
„Der Großteil der Anfragen ist
erledigt“, hieß es gestern auch von
Hans Richter, Einsatzleiter in den
Bereichen Lindberg und Eisenstein. Nur noch wenige Gebäude
seien noch nicht abgeschaufelt.
„Grundsätzlich bin ich heute
wirklich erleichtert, dass wir so
viel geschafft haben“, freut er sich.
Einziger Wermutstropfen: Bei
Zwieslerwaldhaus musste Richter
gestern Abend noch ein Haus mit
drei Bewohnern evakuieren.
„Wir haben alle an uns gestellten Aufgaben abgearbeitet“ − die
Erleichterung war Herbert Schreiner nach tagelangem Dauereinsatz sogar am Telefon anzuhören.
Einer der letzten Brennpunkte
gestern war der Gistl-Komplex.
Seit dem Wochenende darf niemand mehr das Gasthaus Gistl
oder den historischen Gistlsaal
betreten. Es herrscht akute Einsturzgefahr.
KLEINE BÄCHE rinnen seit
dem Einsetzen des Tauwetters
die Straßen entlang. Grund: Das
Wasser kann wegen der meterhohen Schneemauern an den
Straßenrändern nur schwer abfließen. „Eine akute Hochwassergefahr besteht aber derzeit
nicht“, beruhigt Michael Küh-
berger, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf. Auch
in den nächsten Tagen, so seine
Einschätzung, werde das Tauwetter nur mäßig ausfallen. Regional könne es zu leicht erhöhten Wasserständen kommen,
aber: „Allzu viel haben wir nicht
zu befürchten“.
(Foto: Hackl)
Die BMW-Werkfeuerwehr aus
Dingolfing nahm sich der Sache
gestern mit einer großen Drehleiter an und brachte den meisten
Schnee vom Dach. Laut Herbert
Schreiner soll sich jetzt ein Statiker noch einmal den denkmalgeschützten Komplex, der im Besitz
der Gemeinde ist, ansehen. „Stan
Dengler, 3. Bürgermeister und
Pächter, muss endlich wissen,
wann er sein Wirtshaus wieder
aufsperren kann“, so Schreiner.
Frauenau ohne das Gasthaus
Gistl, das sei für ihn undenkbar.
Eine komplette Entwarnung will
Schreiner aber noch nicht geben:
Hilfe aus der
Schweiz
Zehn Mann der BMW-Werkfeuerwehr befreiten gestern das einsturzgefährdete Dach des Gistl-Komplexes vom Schnee.
(Foto: Hackl)
Innenried. Zwei schwere
Einsätze musste die Feuerwehr
Innenried erledigen. Zum Einödhof Keilhofer konnte erst
nach dem Einsatz der Spezialfräse des Schweizers Peter Zähner aus Latsch im Kanton
Graubünden (Bild) vorgedrungen werden. Zähner stellt die
Fräse und seine Arbeitsleistung
freiwillig zur Verfügung. Erst
danach konnte die FFW Innenried die Geräte zu dem Anwesen tragen und das Dach räumen. Die Schneeräumung des
Kapellendaches in Innenried
gestaltete sich ebenfalls kompliziert. Ohne Drehleiter mussten die Wehrler aufs Dach, um
die zwei Meter hohe Schneelast zu entfernen. (Foto: Marx)
VIECHTACH
Freitag, 17. Februar 2006
Nummer 40
/
Seite 28
Viechtach: Redaktion: 콯 0 99 42/94 72 21
Fax: 94 72 42, E-Mail: [email protected]
Geschäftsstelle/Anzeigen: 콯 9 47 20 − Fax: 94 72 41
40 Meter langer Stadel in Drachselsried eingestürzt
Jugend musiziert: Erfolge
mit Blockflöte und Klarinette
Von Dirk Eikhorst
Dach konnte wegen extremer Neigung nicht geräumt werden − Grundschüler aktiv beim Hochwasserschutz
Drachselsried. Schnee ist
Viechtach (hl). Neben Stefan Kreusel aus
Kollnburg mit der Klarinette (wir berichteten wie ein Schwamm − jeder Tropbereits) haben zwei weitere Teilnehmer aus fen Regen, der herunter kommt,
dem Viechtacher Raum den Regionalwettbe- lastet zusätzlich auf den Dachwerb von „Jugend musiziert“ erfolgreich ab- balken und Leimbindern. Rund
solviert. Beim niederbayerischen Entscheid zwölf Liter Regenwasser seien
in Passau sicherten sich die Viechtacherin- es in der vergangenen Nacht genen Magdalena Kittelmann und Julia Strasser wesen, meldete Anton Weghodie „Fahrkarte“ zum Landesentscheid in Bo- fer vom Landratsamt gestern
Morgen. „Nicht spektakulär“,
bingen Ende März.
Die 16-jährige Magdalena Kittelmann trat aber der Deutsche Wetterdienst
im Wettbewerb Solo Blockflöte an und hatte hatte Dauerregen für den gandafür die Stücke „Sonata IV“ von Giovanni zen Tag vorhergesagt. StellenBatista Fontana , „Quatorzieme concert“ von weise lastet auf den noch nicht
Francois Couperin und „Der Besucher der geräumten Dächern ein GeIdylle“ von Isang Yun ausgewählt. Zusam- wicht von 500 und mehr Kilomen mit dreizehn weiteren Blockflöten-So- gramm pro Quadratmeter −
listen qualifizierte sich Magdalena Kittel- Endspurt für die Einsatzkräfte.
mann für den Landesentscheid.
In Drachselsried kam jede
Die zwölfjährige Julia Strasser gehört zu Hilfe zu spät. Um 7.30 Uhr
den acht Holzbläsern, die auch nach dem Re- stürzte gestern ein 40 Meter langionalwettbewerb weiter im Rennen sind. Ju- ger Stadel gegenüber der Pfarrlia Strasser trug mit der Klarinette den 1. und kirche teilweise ein. „Ich saß
2. Satz einer Sonate von Benedetto Marcello, morgens beim Kaffee, als meine
den 1. Satz aus einer Sonate von Xavier Lefev- Freundin noch meinte, dass der
Schnee von unserem Stadl runre sowie „Carol“ von Gerald Finzi vor.
ter sei“, berichtet Michael Köstler, „dabei war die Hälfte der
Gegen die Schneemauer
Halle eingestürzt.“ Das Dach
und dann überschlagen
konnte der Belastung nicht
Drachselsried (vbb). Glück im Unglück hatte mehr standhalten, eine Stützein 22-jähriger Koch aus Lam, der am Mitt- mauer auf dem Fundament
wochabend im Zellertal verunglückte. Wie sackte in sich zusammen und
die Polizei meldet, war der 22-Jährige gegen das im Jahr 1929 errichtete Ge21.25 Uhr mit seinem VW Polo auf der Staats- bäude stürzte wie ein Kartenstraße von Oberried in Richtung Arnbruck haus ein.
unterwegs. Etwa einen Kilometer nach Haufenmühle kam er mit seinem Pkw nach rechts
Abriss soll möglichst
von der Fahrbahn ab und prallte gegen die cirvermieden werden
ka 80 cm hohe Schneewand. Anschließend
überschlug sich der Pkw und kam in der Mitte
„Wir
konnten nicht räumen,
der Fahrbahn auf dem Dach zum Liegen. Der
Koch, der noch selbst aussteigen konnte, weil das Dach so extrem steil
wurde mit leichteren Verletzungen mit einem ist“, sagt Köstler, „aber es lagen
BRK-Fahrzeug ins Kreiskrankenhaus Viech- ja nur rund 30 Zentimeter
tach eingeliefert. Bei der Erstversorgung hat- Schnee drauf. Dass der Stall
ten die „Helfer vor Ort Zellertal“ wertvolle einstürzt, hätte ich nicht erwarHilfe geleistet. Von die Feuerwehren Drach- tet.“ Einige landwirtschaftliche
selsried und Arnbruck wurde die Staatsstraße Geräte wurden unter den Trümkurzzeitig gesperrt. Am Pkw entstand Total- mern begraben, die das Technische Hilfswerk Amberg zusamschaden, Zeitwert etwa 6000 Euro.
men mit der Feuerwehr Drachselsried den ganzen Morgen
Wer macht mit beim
über beseitigte. Das restliche
Gebäude wurde abgestützt und
Gaudi-Wurm?
Arnbruck (as). Wie bei der Terminplanung soll „wenn möglich nicht abgeder Vereinsvertreter im November ausge- rissen werden“, sagt Köstler.
macht, soll es in diesem Jahr wieder einen Faschingszug in Arnbruck geben.
Er findet am Faschingssonntag, 26. Februar, statt, das Aufstellen der Wägen und Fußgruppen ab 14 Uhr in der Riedelsteinstraße
(beim Hotel Hubertus) wird von der Arnbrucker Feuerwehr organisiert. Angeführt wird
der Zug vom Zellertal-Spielmannszug.
Um den „Gaudi-Wurm“ wie in den Vorjahren kommentieren zu können, sollten die teilnehmenden Vereine, Stammtische und Privatpersonen der Tourist-Information Arnbruck (Telefon 09945/9410-16) Hinweise
über das Thema der Gruppe oder des Wagens
zukommen lassen. Termin für die Abgabe des
Themas ist Mittwoch, 22. Februar.
Der Faschingszug wird nach Möglichkeit
wieder am Dorfplatz und im Bereich der Firma Weinfurtner kommentiert. Nach dem
Umzug findet im Vogl-Saal in Arnbruck eine
Faschings-Gaudi statt. Die Gemeindeverwaltung ruft alle Vereine, Stammtische und Privatpersonen zur Teilnahme am „GaudiWurm“ auf.
Um einen Einsturz zu verhindern, rückten das THW
Schwandorf und die Feuerwehr
Furth im Wald beim Gasthaus
Grafenried an. Eine 80 Zentimeter starke Schneedecke
musste vom Dach geräumt werden. An einer Drehleiter hängend wurden Michael Schmid
und Markus Stangl auf das
Dach gehievt und schaufelten
durch Seile gesichert stundenlang Schnee.
In Ruhmannsfelden musste
das Dach der Mehrzweckhalle
noch ein weiteres Mal abgeschaufelt werden. Wassereinbruch: Den ganzen Tag tropfte
es von der Hallendecke. In den
Leimbindern hatten sich an
mehreren Stellen fingerdicke
Risse gebildet. „Es besteht nach
Aussage des Statikers aber keine akute Einsturzgefahr“, be-
Fast 80 Jahre stand der Stadel direkt gegenüber der Pfarrkirche: Gestern stürzte er auf einer Länge von über 15 Metern in sich zusammen.
Nur 30 Zentimeter Schnee lagen auf dem Dach, das aber wegen der extremen Neigung nicht geräumt werden konnte.
(Fotos: Eikhorst)
richtet Grundschulleiter Josef
Roßmeisl. In der Halle hatten
zu Spitzenzeiten rund 350 Einsatzkräfte übernachtet.
Tauwasser und Regen drohen
nun zur nächsten Katastrophe
zu werden. In der Schublade
von Anton Weghofer liegen die
Katastrophenpläne für Hochwasser − „und da bleiben sie
hoffentlich“, sagt er. In der Gemeinde Drachselsried ist der
Notfallplan für den Ernstfall
schon angelaufen. „Uns fehlen
durch die letzten Hochwasser
einfach gefüllte Sandsäcke“,
sagt Kommandant Anton Vogl.
Unerwartete Hilfe bekamen die
Feuerwehrler jetzt von der 4.
Klasse der Grundschule. 20
Schüler ließen ihren Schwimmunterricht ausfallen und schaufelten dafür am Bauhof eifrig
Sand in Säcke, damit einem
eventuellen Hochwasser Einhalt geboten werden kann..
80 Zentimeter Schnee und immer mehr Regen: Das Dach
musste entlastet werden.
Unter der Anleitung von Heinz Mühlbauer befüllten die Schüler der
4. Grundschulklasse Sandsäcke zum Hochwasserschutz. (Foto: ip)
Ein ganz besonderer Fahrstuhl: Mit der Drehleiter wurden die beiden THWler auf das Dach des Gasthauses Grafenried gehievt.
SPD: Tiefbrunnen könnte Wasserversorgung sichern
Zum Weltfrauentag
nach Arnbruck
Aktuelle Informationen beim politischen Frühschoppen − Kritik am Bürgermeister nach dem Urteil des Arbeitsgerichts
Viechtach. Am Mittwoch, 8.
März, wird wieder der Weltfrauentag begangen. Die Mitglieder
der Zweigvereine im Frauenbundbezirk Deggendorf treffen sich dazu wieder in Arnbruck. Wie bereits in den vergangenen Jahren
lädt Familie Weinfurtner die Damen vorab zu einem kleinen Frühstück ein. Treffpunkt ist um 8.30
Uhr im Bistro. Anschließend klärt
Referentin Rita Wiesend vom Verbraucherservice über Rechte und
Aufgaben des Service auf und beantwortet
Verbraucherfragen.
Über Neues aus dem Bezirk informiert danach die Vorsitzende Erna Niedermayer (Viechtach). Abgerundet wird der Vormittag mit
der Besichtigung der neuen
Räumlichkeiten der Firma Weinfurtner. Zur besseren Planung
werden die Vorsitzenden der
Zweigvereine gebeten, bis 4. März
die ungefähre Teilnehmerzahl bei
Anna Baur zu melden, Telefon
09942/8293.
Patersdorf (vbb). Bei einem politischen Frühschoppen der Patersdorfer SPD informierte der Ortsvorsitzende und Gemeinderat
Günther Achatz über aktuelle
Themen der Gemeindepolitik.
Schwerpunkte waren die Wasserversorgung und das Arbeitsgerichtsurteil zur Kündigung eines
Bauhofmitarbeiters.
Konnte man bisher den Wasserbedarf aus den eigenen Quellen
im Bereich Masselsried/Knabenhof decken, wird dies künftig
nicht mehr so problemlos möglich
sein, da die wasserrechtlichen Bestimmungen nur mit großem finanziellen Aufwand eingehalten
werden können. Dieses Problem,
so der SPD-Ortsvorsitzende, sei
seit Jahrzehnten bekannt.
Dass jetzt zum Teil mit „fliegenden Fahnen“ zum Fernwasser gewechselt werden soll, ist für ihn
unverständlich, hat sich doch jede
im Gemeinderat vertretene Gruppierung stets für den Erhalt der eigenen Wasserversorgung ausgesprochen.
Eine echte Alternative ist für die
Gemeinderäte der SPD die Möglichkeit, die Wasserversorgung
aus Tiefbrunnen sicher zu stellen.
Die Gesamtkosten von cirka
350 000 Euro für einen ausreichenden Tiefbrunnen würden
sich etwa im Bereich der Anschlusskosten an die Fernwasserversorgung Bayerischer Wald bewegen. Entfallen würden aber die
Kosten für die Wasserentnahme
von 0,77 Euro je Kubikmeter
Fernwasser, bei einem Gesamtverbrauch der Gemeinde von jährlich rund 70 000 Kubikmeter eine
Summe von 55 000 Euro.
Achatz appellierte nochmals an
die betroffenen Grundstückseigentümer, die für einen Tiefbrunnen notwendigen Probebohrun-
gen zuzulassen und mitzuhelfen,
die eigene Wasserversorgung der
gesamten Gemeinde zu sichern.
Informiert wurde auch über die
nun endgültige Entscheidung in
der Personalangelegenheit Leidl.
Fraktionssprecher
Günther
Achatz erläuterte die Urteilsbegründung im Arbeitsgerichtsprozess mit dem ehemaligen Bauhofmitarbeiter.
Das Landesarbeitsgericht München hat die von Bürgermeister
Franz Plötz alleine ausgesprochene Kündigung für nichtig erklärt,
eine Revision gegen dieses Urteil
ist nicht zulässig. Das Gericht habe in seiner Urteilsbegründung
ganz klar festgestellt, dass die
Grundvoraussetzungen für eine
Kündigung gefehlt haben, berichtete Achatz.
Die SPD sieht ihre Haltung im
gesamten Verlauf dieser vermeidbaren Angelegenheit bestätigt. Sie
hatte sich von Anfang an gegen eine Kündigung ausgesprochen, da
die Gründe nicht ausreichend genug seien und die Kündigungsgründe zum Teil auf Vermutungen
des Bürgermeisters basierten. Mit
dieser Meinung, so Achatz, seien
die SPD-Gemeinderäte im Gremium nicht allein gewesen.
Erst die Änderung der Gemeindeordnung durch den Bayerischen Landtag habe die Gemeinderäte im Personalbereich quasi
„entmachtet“ und den Bürgermeistern hier alleiniges Kündigungs- und Einstellungsrecht gegeben. „Ein- und Ausstellungen
nach Gutsherrenart sind nun
möglich“, meinte der SPD-Ortsvorsitzende.
Achatz wiederholte seine Vorwürfe gegen den Bürgermeister
aus der jüngsten Gemeinderatssitzung: „Wenn schon gegen die
Mehrheit im Gemeinderat eine so
schwerwiegende Maßnahme wie
eine Kündigung ausgesprochen
wird, ist es das Mindeste, dass
man sich über die rechtlichen Voraussetzungen informiert“.
Ebenso vehement wies der
Fraktionssprecher den Vorwurf
von Bürgermeister Plötz im Gemeindeblatt zurück, der Gemeinderat habe durch die Ablehnung
des Vergleichsvorschlags des Arbeitsgerichts Deggendorf der Gemeinde Schaden zugefügt. „Nicht
der Gemeinderat hat der Gemeinde Schaden zugefügt, sondern der
Bürgermeister durch seine nicht
gerechtfertigte Kündigung.“
Auf die Gemeinde kommen
nun Kosten im fünfstelligen Bereich zu, da laut Urteil der arbeitsrechtliche Zustand wie vor Aussprache der Kündigung wieder
herzustellen ist. Ebenso hat die
Gemeinde die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.