Ökologischer Umbau: Energetische Sanierung von Dach und
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Ökologischer Umbau: Energetische Sanierung von Dach und
54_55_Objektbericht:Layout 1 23.06.2010 Objektbericht 11:39 Uhr Seite 54 3/2010 – 54 – Ökologischer Umbau: Energetische Sanierung von Dach und Fassade mit Holzfaserdämmplatten Große Sanierungsmaßnahme im Kindergarten in Freiburg – nach einer Bestandsaufnahme der dringend erforderlichen Baumaßnahmen stand die Wärmedämmung der Gebäudehülle im Vordergrund. Autorin: Sabine Euler Begutachtung des Gebäudebestands durch einen Architekten Der in zwei Bauabschnitten entstandene Kindergarten gliedert sich in den Altbau von 1965 und den im Jahre 1976 entstandenen Anbau mit weiteren Gruppen- und Multifunktionsräumen. Die bestehende Bausubstanz ist eine Mischung aus Massiv- und Holzskelettbau. Die Bestandsaufnahme der Außenfassade von 2007 zeigte deutliche Mängel des aktuellen Wärmedämmstandards auf: • die Mauerwerkswände hatten keine nennenswerten Dämmeigenschaften (U-Wert bei 1,8 W/m2K) • die Winddichtigkeit der Holz-Fenster war nicht gegeben (Zugeffekte, kein angenehmes Raumklima) • die Isolierverglasung war teilweise unwirksam (Kälteeintrag) • über die ungedämmten Brüstungselemente der Fenster fand ein unkontrollierter Wärmeverlust statt, Heizenergie ging unnötig verloren (U-Wert bei 1,7 W/m2K). Eine eingehende Untersuchung der zwei Flachdächer sowie der Bedachung der vier oktogonal angelegten Gruppenräume mit leichtem Schrägdach, deckte ebenfalls erhebliche Schwachstellen auf. „Der bestehende Wärmedämmstandard der unter- schiedlichen Dachkonstruktionen wird als sehr kritisch erachtet.“ schrieb der Architekt in seiner Beurteilung. Dies wurde durch in die Konstruktion eindringendes Wasser und die Durchnässung der Dämmung im Flachdachbereich noch verschärft. Die Zugeffekte durch Undichtigkeiten und die schlechte Beheizbarkeit der großen Räume führten zu Unwohlsein der Kindergruppen und deren Betreuer. Hier war dringend Handlungsbedarf gegeben, um den Energie-verbrauch zu senken sowie das Raumklima zu verbessern. Nachhaltige Sanierung mit Holzfaserdämmplatten Auf Basis der Bestandsaufnahme hatten Architekt und ein hinzugezogenes Bauphysik-Ingenieurbüro vorgeschlagen, die gesamte Gebäudehülle in einer großen Sanierungsaktion zu erneuern. Insbesondere die Energieeffizienz und Heizkostenersparnisse sowie eine diffusionsoffene, ökologische Umsetzung wurde von den Entscheidern angestrebt. Die Sanierung umfasste eine Dachfläche von rund 615 m2 und eine Außenwandfläche von rund 200 m2 (ohne Fenster). Aufgrund ihrer positiven bauphysikalischen Eigenschaften wurden Holzfaserdämmplatten direkt in die Planung und Berechnung der Gesamtenergieeffizienz integriert. Die von Architekt und Bauphysik-Ingenieurbüro vorgeschlagenen Maßnahmen wurden zu 100% vom Vorstand des Kindergartens befürwortet und 2009 umgesetzt. Die Fördermöglichkeiten gemäß dem KfW-Maßnahmenpaket zur Energieeinsparung konnten so voll ausgeschöpft werden. Verbesserung der Wärmedämmung der Außenfassade inkl. der Fenster Die Außenfassade ist gestalterisch für den Architekten von hoher Bedeutung. Der Kindergarten soll Lust und Laune machen, den Tag dort zu verbringen. Funktionell wurden an die neue Fassade ebenfalls höchste Ansprüche gestellt. Wärmedämmtechnisch war es das Ziel, den Altbau auf Neubau-Niveau zu bringen. Dies erforderte bei diesem breit angelegten Gebäude ohne Unterkellerung und relativ verwinkelten Abb. 2: Fassadendämmung mit GUTEX Thermoflex und GUTEX Multiplex-top. Abb. 3: Fassadengestaltung mit Lerchenholzschalung und Dreischichtplatten. Abb. 1: Sanierte Fassadenansicht, Wandaufbau mit GUTEX Holzfaserdämmplatten mehrgliedrigen Raumeinheiten einige Anstrengungen. Das bestehende Ziegelmauerwerk war nach heutigem Dämmstandard nicht mehr ausreichend (Stärke 240 mm, U-Wert von 1,8 W/m2K). Die Wand musste durch eine zusätzliche Dämmebene verstärkt werden. Um die Räume nach innen nicht zu verkleinern und die Arbeit des Kindergartens möglichst wenig 54_55_Objektbericht:Layout 1 23.06.2010 3/2010 zu beeinträchtigen, wurde von außen gedämmt. Eine Holzskelettkonstruktion wurde am Mauerwerk montiert und die Gefache mit flexibler Holzweichfaserdämmung in 160 mm Stärke gefüllt. Die flexiblen Dämmplatten sind einfach zuzuschneiden und wurden mit leichtem Druck in die Konstruktion eingepasst. Auf die Holzkonstruktion wurde eine wasserabweisende und winddichte Holzfaserplatte geschraubt. Konterlattung und Lattung tragen eine Lerchenholzschalung in hellgrau sowie gestalterische, bunte Dreischichtholzplatten in rot, gelb und grün. Die optische Attraktivität der Lerchenholzschalung wurde durch unterschiedlich breite Schalungsteile erhöht. Der Wandaufbau erreicht jetzt einen U-Wert von 0,23 W/m2K. Durch die außenseitige Dämmebene fühlen sich die Wände innen nicht mehr kalt an. Das Raumklima ist merklich angenehmer. Die Dämmung der Bodenplatte war nachträglich nicht möglich. Die Außenwände mussten daher bis 80 cm Frosttiefe mit einer senkrechten 120 mm starken Perimeterdämmung verkleidet werden. Die Fenster wurden komplett ausgetauscht und durch neue Holzfenster mit Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung ersetzt (rund 200 m2, mit einem UG-Wert von 1,1 W/m2K). Bestehende Holzsandwichkonstruktionen als Brüstungselemente wurden mit einer Dämmschicht von 160 mm GUTEX Thermoflex im Gefach zusätzlich gedämmt (U-Wert von 0,32 W/m2K). Die Bauphysikexperten haben hierbei empfohlen, die Dämmung über den Rand der Bodenplatte zu führen, um Wärmebrücken zu vermeiden. Die Erneuerung der Fenster und deren Anschlüsse zu anderen Bauteilen sorgt für Winddichtigkeit. Die Kindergruppen freuen sich über das neue angenehme Raumklima. 11:39 Uhr Seite 55 – 55 – Erneuerung der Dachhaut inkl. Verbesserung der Wärmedämmung und Abdichtung Alle vier bisher getrennten Dachflächen wurden komplett saniert. D.h. die Dachflächen wurden geöffnet, die bestehende Dacheindeckung sowie altes Dämmmaterial fachgerecht entsorgt und die rohe Holzkonstruktkion freigelegt. Bei den oktogonalen leichten Schrägdächern der Gruppenräume wurde eine Dampfbremsfolie in die bestehende Holzkonstruktion eingelegt. Flexible Holzweichfaserdämmplatten wurden in die Zwischenräume eingepasst (200 mm Dämmstärke). Um Wärmebrücken zu vermeiden, verkleideten die Zimmerleute die Konstruktionsbalken seitwärts zusätzlich mit der flexiblen Dämmung. Die Holzfaserdämmung erweist sich im Dach als hervorragender Hitzeschutz im Sommer und als guter Kälteschutz im Winter. Die natürlichen Fasern können bis zu 20% ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne an Dämmwirkung zu verlieren. Ein angenehmes Raumklima wird so durch qualitativ hochwertiges Dämmmaterial in der Dachkonstruktion unterstützt. Den Abschluss der Dämmebene bilden regensichere und winddichte Holzfaserplatten (35 mm stark). Diese erfüllen zwei Funktionen gleichzeitig, sie schützen die innenliegende Dämmung vor möglicherweise eindringender Feuchtigkeit durch die Dachhaut und erhöhen die Dämmleistung der Gesamtkonstruktion. Aufgrund der geringen Dachneigung entschied sich die Zimmerei für die Anbringung einer zusätzlichen diffusionsoffenen Unterspannbahn bzw. für die Abklebung der Plattenstöße und Anschlüsse. Bei der Dachdeckung blieb der Architekt bei Faserzementwelltafeln, da diese s.E. eine wirtschaftliche und langlebige Lösung darstellen. Die Innenräume des Kindergartens blieben so weitgehend von der Dachsanierung unberührt. Lediglich im Bereich der ehemaligen Fenster entstand Objektbericht Abb. 4: Verlegung der Dampfbremsfolie auf der bestehenden Holzschalung Abb. 5: Einbringung der Holzfaserdämmung, GUTEX Thermoflex und GUTEX Multiplex-top zusätzlicher Renovierungsaufwand von innen. Die Fenster wurden nicht erneuert, sondern verschlossen und gedämmt. Die großen Frontfenster nach Süden bzw. Westen bringen ausreichend Tageslicht in die Räume. Entsprechend der Empfehlung des Planungsbüros für Bauphysik wurden die beiden getrennten Flachdachkonstruktionen miteinander verbunden. Ein leichtes Gefälle von 2% sorgt für die Entwässerung zu den Ablaufpunkten. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten wurde eine Gefälle- Abb. 6: Abklebung der Nut- und Federverbindung der Unterdeckplatten, GUTEX Multiplex-top dämmung aus Hartschaumplatten eingesetzt (280 mm dick). Gut angelegt sind Geld und Zeit bei dieser Sanierungsmaßnahme am Gebäude und in der Gesamtgestaltung. 쐽