Christian + Marina Wolff-Handloser - rumba
Transcription
Christian + Marina Wolff-Handloser - rumba
Aurelia und Hubert Jentsch Christian + Marina Wolff-Handloser mit dem Hapag-Lloyd Kreuzfahrtschiff der Columbus 2 von Piräus durchs Schwarze Meer und zurück.. Am 30. September 2012 in Constanta - Rumänien Christian und Marina vor dem Casino dem Wahrzeichen von Constanta.. Hubertus-Diffusions – Baden-Baden Eine kleine bebilderte Zusammenfassung zur Erinnerung an einen schönen Septembertag in Gesellschaft von Christian Wolff + Marina Wolff-Handloser in Konstanza – am Schwarzen Meer mit der Vorstellung der anderen Häfen, die die Columbus 2 anlief.. Texte- sowie Bildquellen aus Vikipedia Von Piräus nach Piräus.. Samos Warna Mangalia Samsun Batumi Kusadasi Jalta Noworossijsk Sinop Burgas Trabzon Sewastopol Giresun Ordu Cherson Sotschi Odessa Kertsch Sochumi Sulina Constanța Istanbul Mykolajiw Zonguldak Poti 2 Inhaltsverzeichnis 4 = Vorwort 5 = Die Columbus 2 und Reiseroute 6 = Einleitung 7 = Schiffsbilder 11 = Christian Wolff 13 = MAMAIA 22 = Konstanza: Zentrum, Yachthafen, Eminescu-Denkmal, Kasino 31= Abschied von der Columbus 2 35 = Zusammenfassung unserer Bilder 53 = Reiseroute der Columbus 2 55 = PIRÄUS 59 = SAMOS 67 = KUSADASI 71 = DARDANELLEN 73 = Homer 78 = Troja 87 = Achilleus 103 = ISTANBUL 150 = BOSPORUS 160 = DAS SCHWARZE MEER 170 = SOTSCHI 177 = JALTA 182 = SEWASTOPOL 196 = ODESSA 214 = CONSTANTA 212 = WARNA 3 Vorwort Meine Frau meinte : Für wen machst du denn eigentlich dieses Buch.. , es wird doch niemand lesen.. ! Ja, wie recht sie doch hat ! Da kann man dann im gleichen Atemzug hinzufügen : für wen habe ich meine Gedichte geschrieben .. , das ABC der Humanwissenschaften entwickelt.. und meine jahrelangen Erfahrungen gratis ins Internet gestellt, sogar dafür viel, viel Geld ausgegeben.. ? War ich demselben Wahn ausgesetzt wie „Achilleus“, der zu einem Mitmenschen die Bemerkung machte : „Von dir wir in der Zukunft niemand berichten.. ; ich aber werde Geschichte schreiben.. !“ Da fallen mir die Jesusworte aus einem seiner 9 Briefe ein, die z. Z. im Umlauf sind.. ; er sagt, das wir im Vergleich zum kosmischen Wissen hier auf Erden alle nur Hypothesen-Aufsteller sind.. . Und im Vergleich mit dem, was „Er“ damals schon bewerkstelligte, muss ich ihm leider Recht geben ! Hat es „Achilleus“ wirklich geschafft, mit seinen Heldentaten Ewigkeitswerte zu erstellen.. ? Hat er kosmische Geschichte geschrieben.. ? Ich denke da an alle großen Erfinder und Entdecker, die uns wirklich ein großes Erbe hinterlassen haben.. ? Wer kennt sie noch.. , wer hat - außer einer kleinen Hochschulequippe, die dies in ihrem Studienprogramm erlernen mussten - noch Kenntnisse von ihnen. Wer von uns in Europa kennt denn die Namen der großen Chinesischen Dichter, Maler und Erfinder.. , oder weiß - um etwas näher zurücken - wer die Präsidenten der Europäischen Länder waren, wer den Gummi erfand oder wer Borgward etc. war..?! Und ich sollte glauben, dass die Menschen sich eines Tages an mich, meine Gedichte, daran, dass ich weltweit - mit dem ABC der Humanwissenschaften als Background - der erste Problematologe war.. , wo das noch nicht einmal meine Verwandten und Freunde zur Kenntnis genommen haben ?! dass Menschen morgen dieses Buch lesen werden.. ??? NEIN, so vermessen bin ich nicht.. ! Ich schreibe und kreiere, weil es von der Natur in meiner kosmischen Entwicklung so programmiert ist.. , ich mache es also für mich ! ICH BIN ! Und das was ich mache, bin ICH. Das ist Selbstverwirklichung pur ! Ich erstellte dieses Buch, weil es ein Teil meines Lebens widerspiegelt, genauer gesagt : einen schönen Tag an dem ich mich - so lange wie ich noch auf der Erde verweile - gerne erinnern werde und dies mit diesem Buch verbildlichen kann. Und dies, so finde ich, ist der Aufwand wert. Also, um etwas präziser zu werden : Ich lese mich hin und wieder selbst; stelle fest, wer ich war und wie ich mich weiterentwickelt habe.. ; und hier spreche ich zu mir selbst ! so einfach ist das. Und dafür ist das Internet eine Super-Sache; es ermöglicht mir, rationell meine Gedanken zu speichern.. ! Dafür möchte ich all jene, die an der Erfindung und Entwicklung des Internets beteiligt waren, herzlich danken.. ! Und schau mal, Hubert, so wichtig diese Personen HEUTE für deinen persönlichen Bedarf sind.. , so kennst du dennoch nicht einmal ihre Namen.. ? Sehr wahrscheinlich bist du einer von den Neunundneunzig Blöden hier auf der Erde, denen es genauso ergeht, wie dir.. ! Und, wird man nach den nächsten Hundert Jahren wohl noch von „Achilles“, dem „Internet“ etc. sprechen.. ??? 4 Die Columbus 2 Hapag-Lloyd Kreuzfahrtschiff Die Kreuzfahrtroute der Columbus 2 : Abfahrt „Piräus“ 5 Einleitung Also, es war so Eine Lehrerin aus Konstanza war bei Aurelia - meiner Frau - und mir in der Sprechstunde.. ; sie fühlte sich von ihrem Mann - er arbeitet auf der „Columbus 2“ und war im Urlaub regelrecht verfolgt.. ; er spioniert mir überall nach, sagte sie. Wir machten seine Personenanalyse und stellten fest, dass er 2 Monde in den „Festen Werten“ hat.. ; die Festwerte bestimmen maßgebend die Menschliche Verhaltensweise. Mond bewirkt u. A. Sensibilität, Ehrgeiz, Altruismus und Fürsorge; siehe „Die Personenanalyse nach Hubertus“ : www.rumba-imensity.de – Sterneneigenschaften. Als wir ihr erklärten, dass es die Fürsorglichkeit ihres Mannes war, die ihr „das von ihm verfolgt werden“ empfinden ließ, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie akzeptierte zum ersten mal - nach wiederholten Absagen - die Einladung der Rederei, von Konstanza aus mit ihrem Mann einzuschiffen, um an der Kreuzfahrt nach Piräus teilzunehmen und dann eine weitere Woche mit der Columbus 2 die Kreuzfahrt nach Venedig zu genießen.. . NB: Wir bekamen von „ihr“ einen Anruf aus Piräus : sie war überglücklich.. ! und freute sich schon auf die Weiterfahrt nach Venedig.. ! Nebenbei gesagt,: Aurelia und ich sind Problematologen mit den „Hubertus-Systemen“ = Die Idealpartnerformel und die Personenanalyse nach Hubertus : Dem ABC der Humanwissenschaften. Ein Problem ist nach „Hubertus“ = eine Frage ohne Antwort.. ! Wir geben Antworten auf alle Probleme der Menschlichen Verhaltensweise, machen Lösungsvorschläge, Personenanalysen, Partner-Harmonisationen und Schicksalsveränderungen durch Namensveränderungen. Zurück zu unserem Konstanza und der Columbus 2 : Aurelia, meine Frau, hatte verstanden, dass die „Columbus 2“ um 13h den Hafen von Konstanza verlässt.. und wir wollten natürlich dabei sein um „Alice“ Winke, Winke zu machen, um dann anschließend am Strand von „Mamaia“ noch einmal ein Sonnenbad zu nehmen.. . So kamen wir an die Piere und sahen auf der einen Seite die „Azura“ und auf der anderen die Columbus 2, die aber noch nicht am Kai festlag.. . Zu unserem Erstaunen stellten wir fest, dass das Schiff gerade erst anlegte.. . Folgend einige Bilder.. 6 Die „Azura“ Die Columbus 2 7 So standen wir am Kai unmittelbar daneben und beobachteten das Anlegemanöver und waren unschlüssig, was wir im Weiteren machen wollten.. . Wir entschieden uns, noch ein wenig zu bleiben und beobachteten das Anlegemanöver.. 8 Es war natürlich beeindruckend, 10 Meter vom Schiff entfernt zu stehen und zu sehen, wie alles so abläuft.. ; und von diesem Event beeindruckt, sagte mir meine Aurelia, dass sie sehen möchte, wie die Deutschen Touristen ausschiffen um Konstanza zu besichtigen.. . Als das Schiff endlich vertäut war und die 6 Männer der Crow mit viel Aufwand die Gangway installiert hatten, kamen auch schon ein paar Personen von Bord. . Schnell - in der Erwartung, dass gleich der große Touristenstrom herauskam - machte ich noch ein Foto mit Aurelia auf dem Roten Teppich.. . 9 Als erster eilte der Kapitän, ein Rumäne von Bord - sicher um bei seiner Familie einen Kurzbesuch zu machen.. - denn mittlerweile hatten wir vom Bordpersonal erfahren, dass die Columbus 2 schon am Abend um 11h wieder auslief.. . Dann kamen die ersten zwei, drei Touristen vom Schiff.. . Ein gut aussehender Mann ging auf die Schiffsmanagerin zu - die aus Karlsruhe kommt - und die neben uns stand.. . Aurelia sagte: „Den Mann kenne ich von irgendwo her.. „ So fasste ich den Mut, den Mann - so etwas von der Seite - anzusprechen, in dem ich sagte : Entschuldigen sie bitte, wenn ich Regisseur wäre, wurde ich sie bitten eine Rolle anzunehmen.. . Der Herr drehte sich etwas amüsiert zu uns um und antwortete : Ja, fein, ich habe nämlich schon in einigen Filmen mitgemacht.. . Ich drückte ihm einen Sprechstunden-Flyer von uns in die Hand und dann verabschiedete er sich höflich und ging wieder an Bord zurück. Den Mann kenne ich.. , den kenne ich von irgendwoher.. , insistierte meine Aurelia, den habe ich schon im Fernsehen gesehen.. , so dass mir nichts anderes übrig blieb, als der neben uns stehenden Managerin zu fragen : Entschuldigen Sie bitte, wie heißt denn der Herr, mit dem sie gerade gesprochen haben.. ?! „Christian Wolff“, antwortete sie lachend. Ehrlich gesagt, der Name sagte mir nicht viel.. und erst als ich am Abend zu Hause im Internet bei Google den Namen eingab, merkte ich, mit wem Aurelia und ich den Tag verbracht hatten.. . Christian Wolff.. , in kurzer Hose, ohne seinen Oberförsterhut.. ; oh man, das war richtig peinlich, ihn nicht erkannt zu haben.. ; und wir erwarteten ja auch nicht, dass er auf dem Schiff war und dann auch noch neben uns stand, oder.. ?! 1989 – 2006: Forsthaus Falkenau (TV-Serie) 10 Gentleman „Christian“ mit Hubert (etwas verlegen) in Pose.. 11 Da die Touristen nur kleckerweise von Bord kamen, wurde ich ungeduldig und drängte Aurelia nach „Mamaia“ an den Strand zu fahren.. . Aber sie wollte nicht so richtig.. ; sie wollte noch den Strom der vom Schiff kommenden Deutschen sehen.. . Doch nach weiteren 10 Minuten konnte ich sie dazu überreden, auf der anderen Seite des Kai’s den großen Luxusliner „Azura“ zu begutachten.. ; und so entfernten wir uns langsam von der Columbus 2. Die „Azura“: Ja, da kommt man sich richtig klein vor, wenn man davor steht.. Gerade mal 20 Meter weg, blieben wir stehen, blickten zur Columbus 2 zurück und sahen, dass endlich die Touristen aus dem Schiff strömten.. ; und mit ihnen Christian Wolff mit seiner Frau Marina.. . 12 Christian schaute direkt zu uns rüber und Aurelia sagte: er kommt zu uns, siehst du.. . So geschah es dann auch. Vorstellung mit einer Entschuldigung meinerseits, dass ich ihn nicht erkannt hatte etc. (aber ich wusste eigentlich ja immer noch nicht, wer er eigentlich war und wusste nur von der Managerin, dass er Christian Wolff hieß..). „Wir möchten an den Strand von „Mamaia“ um noch einmal bei diesem schönen Wetter zu baden..“ , sagte er.. ; und da wir ja den gleichen Wunsch hatten.. , hopp, alle in ein Taxi und ab, an den Strand nach Mamaia.. . Mamaia ist der bedeutendste Badeort an der rumänischen Schwarzmeerküste. Er gehört administrativ zu Constanța und liegt nordöstlich der Stadt auf einer rund 7 km langen und nur 300 m breiten Landzunge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Süßwassersee Siutghiol. Die Strandschneise von Mamaia : auf der einen Seite der Strand zum Schwarzen Meer und auf der anderen Seite der große Süßwassersee „Siutghiol“.. 13 Links, der große Süßwassersee „Siutghiol“.. Blick vom See Richtung Constanta.. 14 Mamaia – Wirtschaft Blick vom Strand in Mamaia Richtung Constanta Mamaia ist kein Seebad im klassischen Sinn, also keine gewachsene und ständig bevölkerte Ortschaft mit Strand, Hotels und städtischer Infrastruktur. Mamaia ist ganz auf Tourismus ausgerichtet und nahezu ausschließlich während der Sommermonate bewohnt. Kilometerlang reihen sich die ungefähr 80 Hotels aneinander. Aber in der Hochsaison herrscht hier, wie beispielsweise auch am bulgarischen Gold- oder Sonnenstrand, Massentourismus. Der Besucherstrom geht in die Hunderttausende. Strand beim Hotel "Iaki" Die Schwarzmeerküste von Mamaia hat schmale weiße und sehr feine Sandstrände, die sehr lang und ausgedehnt sind. Die Strände fallen hier sehr seicht ins Meer ab. Hinter den Stränden existiert ein reicher Baumbestand. 15 Hotel Rex Eines der ersten hier errichteten Gebäude war die Residenz der rumänischen königlichen Familie. Das Gebäude steht bis heute noch und wird als Hotel betrieben. Es ist eines der luxuriösesten Hotels in Mamaia und hatte einst den Namen „International“. Nach der Revolution 1989 wurde es privatisiert und heißt seitdem „Rex“, was auf seine geschichtliche Bedeutung hinweist. Im Februar 2011 gab es dort einen Brand, aufgrund dessen der Hotelbetrieb eingestellt werden musste. Das Hotel blieb seit dem geschlossen. Derzeit (Sommer 2012) finden Renovierungsarbeiten statt. Die Badesaison dauert von Juni bis Ende August; die durchschnittlichen Tagestemperaturen liegen in dieser Zeit bei 25 bis 30 °C. Die Saison endet abrupt Anfang September, dann wird Mamaia zu einem Geisterort: eine Nachsaison gibt es eigentlich nicht, obwohl sie von Reiseveranstaltern angeboten wird. Bereits ab Mitte Mai und noch bis Ende September kann man Reisen dorthin buchen. Die meisten Restaurants, Bars und Geschäfte haben außerhalb der Hochsaison geschlossen. Geschichte Die Geschichte und die Entwicklung von Mamaia hängt sehr eng mit dem Tourismus in Rumänien zusammen. Seine Blütezeit erlebte Mamaia in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren. Die rumänische (genau wie die bulgarische) Schwarzmeerküste stellte eine der wenigen Möglichkeiten für Touristen aus Osteuropa dar, einen Badeurlaub am Meer bei konstant warmem Wetter und guten Bademöglichkeiten erleben zu können. Wegen der für westliche Verhältnisse niedrigen Preise wurde Mamaia auch von bundesdeutschen Reiserveranstaltern entdeckt und ab etwa Mitte der 1960er Jahre als PauschalReiseort angeboten. 16 Mamaia in der Hochsaison.. 17 In Mamaia angekommen : Durch das „Iaki-Hotel gehend, dass dem ehemaligen WeltklasseFußballer „Hagi“ gehört, kamen wir an den Strand.. 18 Ende September sah es genau so aus.. ; Saison vorbei, Strandliegen weggeräumt. 19 … hoppa, da waren wir schon : Aurelia mit Christian und Marina am Strand.. 20 Marina und Christian wagten sich ins Wasser und badeten genüsslich.. , während Aurelia und ich lieber in der Sonne lagen, denn mit 21 Grad Wassertemperatur bei Seewind.. , na ja, wir lieben es halt eher ein bisschen wärmer.. . Aber auf dem Besichtigungsplan von Marina und Christian waren ja noch weitere Punkte, die es zu sehen gab.. und so bummelten wir noch eine halbe Stunde auf der Shoppingmeile von Mamaia, um dann ins Zentrum von Konstanza zu fahren.. . Marina mit ihrem Neuen Kleid aus der Mamaia-Boutique.. ; und schaut mal den schönen Blumen-Halsschmuck an, den sie dort ebenfalls kaufen konnte.. ; einfach süß, oder.. ?! Aber nun, ab in die Stadt.. . 21 Im Zentrum, „Place Ovidiu“ angekommen, gab es erst einmal auf der Terrasse eines schicken Restaurants – mit Blick auf das Kunsthistorische Museum - eine kleine Kaffee+Kuchenpause. www.newpizzico.ro Kaffee+Kuchenpause auf der schönen Terrasse vom „Newpizzico“ Von hier aus war es nur einen Katzensprung - an der Mosche vorbei - hinunter zum „Neuen Yachthafen“ von Konstanza.. 22 Muzeul istoric Constanta mit dem Denkmal des Römischen Dichters „Ovidius“ Blick auf das Museumsgebäude von der Terrasse des „Newpizzico“ Von hier aus ging es dann hinter der Mosche 100 Meter die Treppe hinunter zum „Neuen Yachthafen“.. 23 Im neu gestalteten Yachthafen von Konstanza.. Blick in Richtung „Palace Hotel“ - das früher einmal ein 5-Sterne-Hotel war - ging es dann weiter zum „Mihai Eminescu-Denkmal“ und dem Casino, dem Wahrzeichen von Konstanza.. 24 Rechts das Palace-Hotel und Links ein Neubau - seit 7 Jahre Bau-Stillstand.. 25 Gerade um die Ecke hinter dem Neubau, ging es dann zum Eminescu-Denkmal - Unten - und zum Casino.. Zum Eminescu-Denkmal habe ich natürlich eine besondere Beziehung, weil ich ja auch ein kleiner Dichter bin –.. . Meine Online-Gedichtbände finden sie in : www.bei-hubertus.de Hubertus-Bücher; u. A. auch den Gedichtband Rumänische Impressionen 26 Mihai Eminescu : Der berühmteste Dichter Rumäniens.. Aurelia : Da um die Ecke rum ist das Casino.. 27 Von der Casino-Promenade aus hier sahen wir die „Azura“ auslaufen.. Aber da galt es ja noch für Christian von der „Peter und Paul-Kirche“ ein Bild zu machen.. die gerade 100 Meter oberhalb vom Casino lag.. ; und hopp war er schon unterwegs, um auch noch diesen Schnappschuss zu machen.. ! 28 Orthodoxe Cathédrale SF Petru si Pavel 29 Ja, und schon war unsere Zeit rum; es war Halbsieben.. und um Sieben-Uhr hatten Christian und Marina auf der Columbus ihren Tisch zum Abendessen reserviert.. ! Also, dann ab zum Hafeneingang „Porta 1“, der nur 200 Meter vom Casino entfernt ist. Ich glaube, Marina und Christian hatten gerade noch Zeit, um sich umzuziehen, denn in der feinen Schiffsgesellschaft gehört ein schönes Outfit zum Abendessen zur Selbstverständlichkeit, oder.. ?! So konnten wir im Nachhinein nur noch gedanklich „Bon Appetit“ wünschen. Am Abend fuhren wir dann nochmals mit Aurelias Schwester und einer Freundin zum Schiff, um endgültig von einem schönen Tag in Gesellschaft von Christian und Marina Abschied zu nehmen. Wir hatten ihnen von unseren Eindrücken erzählt, so dass sie natürlich neugierig waren und die Columbus 2 ebenfalls noch sehen wollten.. 30 Hubert mit Sophi 31 Abschied von der Columbus 2 und einem wunderschönen Tag.. ! Sophi, Geta-Karla und Aurelia 32 Sophi, Geta-Karla (Aurelias Schwester) und Aurelia.. Ein letztes Foto.. 33 Danke, liebe Marina und Christian.. , für die Perle, die unsere Kette der schönen Momente im Leben wieder um eine weitere bereichert hat ! Aurelia und Hubert 34 Zusammenfassung der von uns gemachten Bilder.. 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 Abschied von der Columbus 2 und einem wunderschönen Tag.. ! 48 Christian Wolff Christian Wolff Christian Wolff (* 11. März 1938 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Leben Christian Wolff absolvierte von 1955 bis 1957 an der Max-Reinhardt-Schule ein Schauspielstudium. Schon als Jungschauspieler war Wolff bekannt. Sein Debüt gab er 1957 in der Hauptrolle von Veit Harlans umstrittenem Film Anders als du und ich. Die FSK gab diesen Film wegen zu positiver Darstellung der Homosexualität vorerst nicht frei. Die schließlich in westdeutschen Kinos gezeigte, veränderte Fassung gilt denn auch als homophob. In Österreich lief der Film unter dem ursprünglichen Titel Das dritte Geschlecht unverändert. Es folgten Kriminal- oder Unterhaltungsfilme wie Am Tag als der Regen kam, Alt Heidelberg, Verbrechen nach Schulschluss und Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut sowie auch Der blaue Nachtfalter mit Zarah Leander 1959. 1960 erhielt er den Bronzenen Bravo Ottoder Jugendzeitschrift BRAVO. Am 29. November 1959 heiratete Wolff seine Kollegin Corny Collins, die Ehe wurde jedoch geschieden. Seit dem 27. Juni 1975 ist er mit Marina Handloser verheiratet und lebt in Aschau im Chiemgau. Vor allem in den 1980er-Jahren war Wolff mehr und mehr in Fernsehserien und Gastrollen zu sehen. 1983 zeigte das ZDF die Verfilmung von Else Urys Nesthäkchen mit Wolff in der Hauptrolle des Vaters und Arztes Dr. Ernst Braun. Die Reihe wurde in sechs Folgen als Weihnachtsserie ausgestrahlt. In den 1990er-Jahren drehte er Fernsehspielfilme für das ZDF mit leichter Handlung, Liebesgeschichten in Südafrika und auf Mauritius. In einigen Fernsehfilmen, wie etwa Zugvögel der Liebe und Das Licht von Afrika, spielte er zusammen mit seinem Sohn Patrick Wolff. Christian Wolff gelang der Durchbruch 1989 als Förster Martin Rombach in der Familienserie Forsthaus Falkenau. Die Serie wurde in den 1990ern Jahren zum Dauerbrenner und Quotenerfolg für das ZDF. 2005 gab Wolff seinen Ausstieg aus der Serie bekannt, die aber dennoch nicht eingestellt, sondern mit dem neuen Förster Stefan Leitner (Hardy Krüger jr.) fortgesetzt wird. Über 2.200 Drehtage stand Christian Wolff damit für die längste Vorabendund Familien-Serie Deutschlands vor der Kamera. 49 Als Grund für den Ausstieg nannte Wolff seinen Herzinfarkt 2003, aufgrund dessen er weniger Folgen abdrehen wollte, was aber gegen die Pläne des ZDF gewesen sei. Wolff war am 29. Dezember 2006 zum letzten Mal als Förster in der Serie zu sehen. In Form eines Spielfilmes verabschiedete er sich nach Südafrika, wo er eine Farm leitet, die er von einem Freund geerbt hat. Neben seiner Arbeit als Schauspieler synchronisiert Wolff unter anderem Pierre Brice, Alain Delon und Anthony Perkins. Wolff ist teilweise auch als Sprecher in Fernsehdokumentationen zu hören. Daneben sprach er zu Beginn jeder neuen Folge der 1984 ausgestrahlten WeihnachtsSerie Patrik Pacard und der 1987 ausgestrahlten Weihnachtsserie Anna die Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse aus dem Off. Filmographie 1957: Anders als du und ich 1957: Immer wenn der Tag beginnt 1957: Die Frühreifen 1958: Der Schinderhannes 1958: Es war die erste Liebe 1958: Don Vesivio und das Haus der Strolche (Il bacio del sole) 1959: Kabale und Liebe (TV) 1959: Kriegsgericht 1959: Verbrechen nach Schulschluss 1959: Der blaue Nachtfalter 1959: Am Tag, als der Regen kam 1959: Abschied von den Wolken 1959: Alt Heidelberg 1960: Die Fastnachtsbeichte 1960: Festival (Schlussakkord) 1961: Via Mala 1962: Wetter veränderlich (TV) 1963: Meine Frau Susanne (TV-Serie) 1963: … und heute ins Theater: Lady Frederick (TV) 1963: Feuerwerk (TV) 1963: Die Nacht am See 1964: Alarm im Aquarium (TV) 1964: Das Kaffeehaus (TV) 1964: Lana – Königin der Amazonen 1965: Die Schlüssel (Durbridge-Dreiteiler) 1965: Das Kriminalmuseum (TV-Serie) – Der Brief 1965: Der Ölprinz 1965: Der Diplomat auf Eis (TV) 1966: Schöne Geschichten mit Mama und Papa (TV) 1972: Sie nannten ihn Krambambuli 1972: Hamburg Transit (TV-Serie) 1972: Die Bilder laufen (TV) 1973: Algebra um acht (TV-Serie) 1974: Engadiner Bilderbogen (TV-Serie) 1974: Der Scheingemahl (aus der Reihe: Die Welt der Hedwig Courts-Mahler) (TV) 1974: Eine ungeliebte Frau (TV) 1975: Das ohnmächtige Pferd (TV) 1975: Eine ganz gewöhnliche Geschichte (TVSerie) 1976–1977: Die Unternehmungen des Herrn Hans (TV-Serie) 1976: Tatort (TV-Serie) 1977: Derrick – Via Bangkok (TV-Serie) 1978: Lady Audleys Geheimnis (TV) 1979: Kommissariat IX (TV-Serie) 1980: Weekend (TV) 1982: Mein Sohn, der Minister (TV) 1983: Derrick – Geheimnisse einer Nacht (TV-S) 1983: Der Raub der Sabinerinnen (TV) 1983–1984: Nesthäkchen (TV-Serie) 1985: Drei Damen vom Grill (TV-Serie) 1985: Grenzenloses Himmelblau (TV) 1985: Seitenstechen 1986: Zerbrochene Brücke (TV) 1986: Das Geheimnis von Lismore Castle (TV) 1988: Tagebuch für einen Mörder (TV) 1989–2006: Forsthaus Falkenau (TV-Serie) 1991: Die Männer vom K3 (TV-Serie) 1992: Wolffs Revier (TV-Serie) 1994: Das Traumschiff – Dubai (TV) 50 1967: Rheinsberg 1967: Tagebücher (TV) 1967: Ein Schloss in Schweden (TV) 1968: Sherlock Holmes (TV-Serie) 1968: Lebeck (TV) 1968: Die Geschichte von Vasco (TV) 1969: Pater Brown (TV-Serie) 1969: Meine Schwiegersöhne und ich (TV-S) 1970: Polizeifunk ruft (TV-Serie) 1970: Das Mädchen meiner Träume (TV) 1970: Die Auserwählten (TV) 1970: Der Minister und die Ente (TV) 1971: Die fast verkrachte Reise (TV) 1971: Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut 1971: Glückspilze (TV) 1972: Außer Rand und Band am Wolfgangsee 1995: Inseln unter dem Wind (TV-Serie) 1996: Rosamunde Pilcher - Eine besondere Liebe (TV) 1997: Kap der guten Hoffnung (TV) 2000: Stimme des Herzens (TV) 2001: Zugvögel der Liebe (TV) 2001: Anwalt des Herzens (TV) 2002: Entscheidung auf Mauritius (TV) 2003: Das Licht von Afrika (TV) 2004: Geheimnis der Karibik (TV) 2007: Fjorde der Sehnsucht (TV) 2007: Rosamunde Pilcher – Sieg der Liebe (TV) 2008: Das Traumhotel – China (TV) 2008: SOKO 5113 (TV-Serie) 2009: Für immer Venedig (TV) 2010: SOKO 5113 (TV-Serie) 2011: Der Bergdoktor (TV-Serie) Theater (Auswahl) Herren aus Verona Der Kaufmann von Venedig Des Meeres und der Liebe Wellen Ein Schloss in Schweden Gigi Bleib wo Du bist Liebling Lasst uns Lügen erzählen Weblinks Christian Wolff in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database Christian Wolff in der Deutschen Synchronkartei 51 Die Kreuzfahrtroute der Columbus 2 : Abfahrt „Piräus“ 52 Piräus und die Stationen die die Columbus 2 anlief.. Dardanellen Bosporus Das Schwarze Meer Samos Kusadasi Trabzon Sotschi Jalta Sewastopol Odessa Constanta Warna Istanbul 53 54 PIRÄUS Piräus (neugriechisch Πειραιάς (m. sg.) [pirɛˈas], Pireas, altgriechisch Πειραιεύς, Peiraieus) ist eine Gemeinde in Attika, ein wichtiges Industriezentrum in Griechenland und drittgrößter Mittelmeerhafen. Die eigentliche Gemeinde hatte 2011 163.910 Einwohner, zusammen mit den übrigen Gemeinden des Regionalbezirks Piräus ergab sich eine Zahl von 449.070, der gesamte Ballungsraum AthenPiräus hat insgesamt rund 3,5 Millionen Einwohner. Piräus ist der historische Hafen der griechischen Hauptstadt Athen und südlicher Endpunkt der wichtigen das Land von Thessaloniki bzw. Patras aus durchquerenden Verkehrsverbindungen. Piräus hat mit rund 20 Millionen Passagieren jährlich den größten Passagierhafen in Europa und den drittgrößten der Welt. Mit einem Durchsatz von 1,4 Millionen TEU zählt Piräus zu den ersten zehn Häfen im Container-Verkehr Europas. Bekannt wurde Piräus unter anderem durch den Schlager mit der Anfangszeile „Ich bin ein Mädchen aus Piräus“ von Melina Mercouri (griechisches Original: „Τα παιδιά του Πειραιά“) aus dem Film „Sonntags nie!“ von Jules Dassin und den Sportverein Olympiakos Piräus. Der Yachthafen von „Piräus“ 55 Geschichte Hafen von Piräus Piräus (Peiraieus) ist eigentlich der Name der bergigen Halbinsel, acht Kilometer südwestlich von Athen, mit dem bis zu 86,5 m hohen Hügel Mounychia (heute Kastella), der seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. eine Burg trug, und drei tief eingeschnittenen runden Hafenbecken (Piräus, Zea und Mounychia), die Themistokles seit 493 v. Chr. zum Hafen Athens bestimmte und zunächst mit Mauern umgeben ließ. 461–456 v. Chr. wurden die Langen Mauern zwischen Piräus und Athen errichtet. In perikleischer Zeit wurde von Hippodamos aus Milet die Stadtanlage mit rechtwinklig sich schneidenden Straßen angelegt, die Häfen ausgebaut und mit Säulenhallen und Schiffshäusern versehen. Nach Beendigung des Peloponnesischen Krieges zerstört, blühte Piräus als Handelshafen bald von Neuem auf. In den Jahren 347–323 v. Chr. wurde das Arsenal des Philon errichtet, das Sulla 86 v. Chr. mit den übrigen Hafenanlagen niederbrennte. Der Jachthafen von Piräus 56 Nach der Verlegung des Hafens gliederte sich das antike Piräus als Hafenstadt von Athen in die Teilhäfen Kantharos, Zea und Mounychia auf. Dabei stellte Kantharos den Handelshafen von Piräus dar, während Zea und Mounychia dem Militär vorbehalten waren. Zea war der größere der beiden Kriegsmarinehäfen. Im Mittelalter war der Hafen unter dem italienischen Namen Porto Leone bekannt, nach der heute vor dem Arsenal von Venedig stehenden antiken Löwenskulptur (eine Kopie steht heute wieder in Piräus). Der entsprechende türkische Name war Aslan Limani. Die kleineren Häfen Zea und Mounychia sind heutzutage auch als Passalimani (Hafen des Pascha) bzw.Tourkolimano (Türkenhafen) oder Mikrolimano (kleiner Hafen) bekannt. Bildungseinrichtungen Universität Piräus Technisches Ausbildungsinstitut Piräus Sehenswürdigkeiten Panzerkreuzer Georgios Averoff im Schiffsmuseum Trokadero Marina Haupthafen Passalimani (Zea) Mikrolimano (oder Tourkolimano, das antike Mounychia) Archäologisches Museum beim antiken Theater Schiffsmuseum Trokadero Marina mit dem Panzerkreuzer Georgios Averoff (Paleo Faliro) Schifffahrtsmuseum Piräus (Nautisches Museum) Endbahnhof der Metrolinie 1 ("Ilektrikos") mit Museum zu dieser historischen Bahnstrecke (1869 als erste griechische Eisenbahn bis Athen eröffnet) Wissenswertes Die deutsch-griechische Sängerin Vicky Leandros war von Oktober 2006 bis zum 28. Mai 2008 Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen in Piräus. Der ehemalige griechische Ministerpräsident Kostas Simitis vertrat die Stadt von 1985 bis 2009 als Abgeordneter im Parlament. 57 Infrastruktur Der Hafen Piräus ist über die Metrolinie 1, die Vorortbahn (Proastiakos), die Straßenbahn Athen sowie zahlreiche Buslinien und die Fernbahn erschlossen. In der Stadt verkehrt außerdem der 1949 eröffnete Oberleitungsbus Piräus. Seit 1988 ist dieser dabei mit dem größeren Obus-Netz in der benachbarten Hauptstadt Athen verknüpft. Dieser interkommunale Betrieb ist heute mit 366 Fahrzeugen auf 22 Linien das größte Obus-Netz in der EU. Zu erreichen ist Piräus auch durch den Proastiakos, einer Art S-Bahn, die den Hafen mit dem Hauptbahnhof und dem Flughafen Athen. Bis 2017 soll auch die, sich im Ausbau befindliche, Linie 3 der Metro Athen (blaue Linie) Piräus [2] erreichen. Darüber hinaus wird auch über eine Einschienenbahn innerhalb des Hafens von Piräus nachgedacht. Sport In Piräus hat der Verein Olympiakos Piräus seinen Sitz. Die Fußballmannschaft spielt im Stadion Karaiskakis, die Basketballmannschaft und Volleyballmannschaft im gegenüberliegenden „Irinis kai Philias“. Beide werden mit der Metro und der Straßenbahn erreicht (Station Faliro). Im Jahr 1969 fanden im Stadion Karaiskakis die Leichtathletik-Europameisterschaften statt während 1985 die Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften im „Irinis kai Philias“ ausgetragen wurden. Söhne und Töchter der Stadt Georgios Seitaridis (* 1981), Fußballspieler Jannis Kounellis (* 1936), Künstler Konstantinos Simitis (* 1936), früherer Ministerpräsident von Griechenland Calliope Tsoupaki (* 1963), Komponistin Yannis Tsarouchis (1910–1989), Maler und Bühnenbildner Giorgos Dalaras (* 1949), Musiker Städtepartnerschaften Marseille (Frankreich), seit 1984 Worcester (Vereinigte Staaten) Rosario (Argentinien) Ostrava (Tschechien) St. Petersburg (Russland), seit 1965 Baltimore (Vereinigte Staaten) Galați (Rumänien) Varna (Bulgarien) Shanghai (China) 58 SAMOS Die griechische Insel Samos (griechisch Σάµος (f. sg), türk. Sisam) liegt in der östlichen Ägäis und ist der ionischen Küste Kleinasiens vorgelagert. Sie bildet seit 2011 gleichzeitig die Gemeinde Samos (∆ήµος Σάµου) und den Regionalbezirk Samos (gr. Periferiaki Enotita Samou Περιφερειακή Ενότητα Σάµου) in der Region Nördliche Ägäis. Die Insel hat etwa 34.000 Einwohner. Verwaltungssitz ist die gleichnamige Stadt Samos, früher auch Kato Vathy (Κάτω Βαθύ) oder Limin Vatheos (Λιµήν Βαθέος) genannt. Geographie Die Insel Samos liegt in der Ostägäis und ist der kleinasiatischen Küste vorgelagert. Im Südosten trennt die etwa 6 Kilometer lange und an der schmalsten Stelle nur 1,7 Kilometer breite Meerenge von Mykali (Στενό τής Μυκάλης, auch Meerenge von Samos, Στενό Σάµου; türkisch Dar Bogaz; antike Bezeichnung Epta stadia, Επτά στάδια) die Insel vom türkischen Festland. Gemeinsam mit Ikaria bildet Samos den nördlichen Abschluss der Südlichen Sporaden. Die kürzeste Verbindung zur Hauptinsel der Fourni-Inselgruppe beträgt von der Südwestküste weniger als 7 Kilometer. Ikaria liegt 19 Kilometer westlich, Chios 67 Kilometer nordwestlich, die Dodekanes-Inseln Agathonisi 19 Kilometer südlich und Patmos 35 Kilometer südwestlich. [3] Mit einer Fläche von 477,942 km² ist Samos die achtgrößte Insel Griechenlands. Vom Kap Katavasi (Ακρωτήρι Κατάβαση) im Westen bis zum Kap Gatos (Ακρωτήρι Γάτος) im Osten erreicht Samos seine maximale Länge von über 44,3 Kilometern. Die Breite beträgt in der Inselmitte zwischen dem Kavos Avlakia (Κάβος Αυλάκια) im Norden und dem Kavos Samiopoulas (Κάβος Σαµιοπούλας) an der Südküste 19 Kilometer und weniger als 5 Kilometer im Inselosten. Das Relief der Insel ist zu über 60 % hügelig bis bergig mit Höhen zwischen 150–900 Metern. Der Gebirgsanteil mit Höhen über 900 Meter beträgt mehr als vier Prozent, dabei dominieren die beiden Massive des Kerkis (Κέρκης) und des Ambelos-Gebirges (Άµπελος). Flachland und Ebenen bis 150 Meter Höhe nehmen mit fast [4] 160 km² nahezu ein Drittel der Inselfläche ein. Das Kerkis-Massiv erhebt sich im Westen steil aus dem Meer und erreicht mit der Vigla (Βίγλα) eine [5][6] Höhe von 1434 Metern. Die Ausläufer des zentral gelegenen Ambelos-Gebirges(Άµπελος), mit dem 1153 Meter hohen Karvounis (Καρβούνης) als höchstem Berg reichen im Norden und Süden bis [5][6] zur Küste. Im äußersten Osten steigt das Bergmassiv des Thiosauf 453 Meter an. Im Nordwesten liegt zwischen Kerkis-Massiv und Ambelos-Gebirge die Ebene von Karlovasi. An die südöstlichen Ausläufer des Ambelos-Gebirges grenzt die weiteste Ebene der Insel, die Ebene von Chora (Κάµπος Χώρας, Kambos Choras) an, weiter östlich folgt die Ebene von Mesokambos. Die Vlamari Hochebene (Βλαµάρη) liegt östlich von Vathy. Obwohl der Küstenverlauf nur schwach gegliedert ist, verfügt die Insel über einige geschützte Häfen. Auf der Südseite liegen zwei große offene Buchten, der Golf von Marathokambos (Κόλπος του Μαραθόκαµπου) im Südwesten und im Südosten der Golf von Pythagorio (Κόλπος του Πυθαγορείου) auch Bucht von Tigani (Όρµος Τηγάνι). Im Nordosten bildet der etwa 5 km tief eingeschnittene und 1 km breite Golf von Vathy (Kolpos Vatheos Κόλπος Βαθέος, auch Golf von Samos) einen der größten Naturhäfen der Ägäis. Im Nordosten sind der Küste einige unbewohnte Inseln vorgelagert. Die bewohnte Insel Samiopoula liegt vor der Südküste. 59 Klima Das Klima von Samos ist gekennzeichnet von milden, regenreichen Wintern und warmen, trockenen Sommern. Es wird dem Csa-Klima zugeordnet. Der kontinentale Einfluss des kleinasiatischen Festlandes zeigt sich an höheren Niederschlagsmengen sowie kalten Winden im Winter. In Verbindung mit einer Luftfeuchtigkeit von 65 % können dann Frosttage auftreten. Durch die langsame Erwärmung von Januar bis März sowie höhere sommerliche Durchschnittstemperaturen gegenüber dem kleinasiatischen Festland ist der ozeanische Charakter der Insel zu erkennen. [8] Die Jahresdurchschnittstemperatur auf Samos liegt bei 19,3 °C. Die sommerliche Durchschnittstemperatur beträgt 25,8 °C im Juli, die Durchschnittstemperatur im Januar liegt bei 10,8 °C. Im Juli und August können die Tageshöchsttemperaturen mehr als 40 °C erreichen. Allerdings verursacht besonders in den Küstengebieten die Meeresbrise einen signifikanten Abfall der Temperatur. Im Zeitraum von 1955 bis 1997 lag bei der Wetterstation am Flughafen die absolute Höchsttemperatur [9] bei 41 °C, die absolute Tiefsttemperatur bei −3,4 °C. Aufgrund der hohen Berge und der Nähe zum kleinasiatischen Festland ist die Niederschlagsmenge von Samos und der Nachbarinsel Ikaria im Vergleich zu anderen Ägäisinseln hoch, sie ist mit der Niederschlagsmenge Westgriechenlands vergleichbar. Die Niederschlagsverteilung ist regional und saisonal unterschiedlich. Während im Zeitraum von 1955 bis 1997 die Wetterstation beim Flughafen auf der regenärmeren Südseite 709 mm verzeichnete, erreichten sie von 1987 bis 1992 bei der Wetterstation Ydroussa auf 210 Meter Höhe im Inselnorden 917 mm. In höheren Lagen sind Werte [10] über 1000 mm zu erwarten. Die jahreszeitliche Niederschlagsverteilung ist klimatypisch. Die Niederschläge konzentrieren sich auf die nass-kalte Jahreszeit, mit durchschnittlich 169 mm im Dezember als Spitzenwert. Während der letzten Jahre ist eine deutliche Abnahme der winterlichen [11] Niederschlagsmenge zu verzeichnen. Der Sommer ist von einer fünfeinhalb bis sechsmonatigen Trockenenperiode geprägt, das durchschnittliche Niederschlagsminimum beträgt 0,4 mm im [12] August. Die seltenen Schneefälle beschränken sich auf maximal zwei Tage pro Jahr. Auf Samos herrschen nördliche Winde vor. Der Meltemi weht in den Monaten Juli und August konstant aus nördlichen Richtungen. Die Winde im November und Dezember können durchaus Sturmcharakter erreichen. Samos zählt zu den sonnenreichsten Gebieten Griechenlands, die jährliche Sonnenscheindauer [13] beträgt 2884,8 Stunden. Geschichte Anfänge Wie archäologische Ausgrabungen belegen erfolgte die Besiedelung von Samos mindestens ab dem Spätneolithikum. Der Fundort von Kastro Tigani bei Pythagorio wird ins 4. Jahrtausend v. Chr. datiert. Von den ersten Siedlern wurden die fruchtbaren Küstenebenen im Südosten bevorzugt. Die frühbronzezeitliche Siedlung Heraion befand sich an der Südküste am Golf von Pythagorio. Diese Siedlung lag auf einem flachen Hügel zwischen zwei Flussarmen am Unterlauf Imvrasos. Mit einer Gesamtfläche von etwa 3,5 Hektar zählt sie zu den größten bekannten Siedlungen in der Ostägäis. Ab etwa 2600 v. Chr. können sechs Architekturphasen nachgewiesen werden. Bereits in der ältesten Siedlungsphase ist eine Befestigungsmauer mit Bastion nachgewiesen. Heraion II wurde durch ein Erdbeben und Heraion IV durch eine Brandkatastrophe zerstört. 60 Antike Einzige noch stehende Säule des Heratempels In der Antike war Samos ein wichtiges Handelszentrum und für die Schifffahrt von großer Bedeutung. Sie wurde mit Beinamen wie Anthemis, die „Blühende“; Pitioussa, die „Pinieninsel“; Dryoussa, die „Eicheninsel“, Kyparissia, die „Zypresseninsel“; Phillas, die „Laubreiche“ sowie Parthenia, die „Jungfräuliche“ und Parthenoaroussa bezeichnet. Die Insel war außerdem für ihre rote, glänzende Keramik berühmt, die die Römer in ihren so genannten „Samischen Tonwaren“ (Terra Sigillata) nachahmten. Besonders mächtig war die Insel unter Polykrates (532–522 v. Chr.), der dort eine bedeutende Seeherrschaft gründete, schließlich aber vom persischen Satrapen Oroites durch trügerische Versprechungen nach Kleinasien gelockt und hingerichtet wurde. Sein Bruder Syloson unterjochte später die Insel mit persischer Hilfe und beherrschte sie nach grausamer Verwüstung als persischer Satrap. Der Baumeister Mandrokles, der – wie Herodot berichtet – für den persischen Großkönig Dareios I. eine Schiffsbrücke über den Bosporus baute und damit seinem Heer 493 v. Chr. den Weg nach Griechenland öffnete, stammte von Samos. 479 v. Chr. wurde die Insel nach der Schlacht von Mykale von der persischen Herrschaft frei und im gleichen Jahr Mitglied des 1. Attischen Seebundes als nicht steuerzahlendes Glied. Der Aufstand der Inselbewohner im Jahr 440 v. Chr. wurde von Perikles niedergeschlagen, Samos wurde wieder zu einem Vasallen Athens. Während des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) stand Samos auf der Seite Athens gegen Sparta und stellte seinen Hafen der athenischen Flotte zur Verfügung. In den späteren Kriegsjahren erhielt Samos deshalb seine Privilegien zurück. Samos fiel im Jahr 387 v. Chr. erneut an Persien, wurde jedoch 366 v. Chr. von Athen zurückerobert. 365 v. Chr. eroberte der attische Feldherr Timotheos nach zehn Monaten Belagerung die Hauptstadt, vertrieb die gesamte Bevölkerung und besetzte die Insel mit attischen Kleruchen, welche hier, wie Inschriften zeigen, ein eigenes Gemeinwesen mit besonderen Beamten bildeten. Erst nach dem Tod Alexanders des Großen wurde die Insel durch Perdikkas den Samiern zurückgegeben (322 v. Chr.). Später gehörte sie zeitweilig zu Ägypten, kämpfte mit Antiochos dem Großen und Mithridates gegen Rom und wurde 84 v. Chr. mit der römischen Provinz Asien vereinigt. 61 Byzantinische Zeit Samos war dann Teil des Römischen Reiches, später des Oströmischen Reiches. 1304-29 und 1346– 1475 war sie genuesische Kolonie, bis sie an das Osmanische Reich fiel. Unter osmanischer Herrschaft wurde die Insel türkisch Sisam adası genannt. Osmanische Herrschaft Nach dem Fall von Konstantinopel konnte Genua keine Sicherheit mehr bieten. Ständige Piratenüberfälle und der Druck des Osmanischen Reiches veranlassten Genua, viele Kolonien und Niederlassungen im Schwarzen Meer und in der Ägäis, darunter Samos, 1475 aufzugeben. Daraufhin verließen fast alle Bewohner die Insel und siedelten sich in der genuesischen Kolonie Chios, teilweise auch in Kleinasien an. Mit der Abwanderung ging zeitgleich die Ausbreitung der Pest einher. Die Insel war nahezu unbewohnt und fiel vermutlich 1479 endgültig unter osmanische Herrschaft. Die wenigen Zurückgebliebenen lebten versteckt in den Bergen und waren wahrscheinlich gegenüber dem Osmanischen Reich tributpflichtig. Mitte des 16. Jahrhunderts konnten Stabilität und bessere Lebensumstände gewährt werden. Nachdem mehrere Versuche einer Wiederbesiedelung erfolglos geblieben waren, steuerte der Sultan die Besiedlungspolitik in eine neue Richtung. So wurden dem Verwalter der Insel, Admiral Kilic Ali Pascha lebenslang sämtliche Steuereinnahmen zugesichert. Innerhalb des Osmanischen Reiches wurde Samos autonom verwaltet, staatsrechtlich war es suzerän. An der Wiederbesiedlung von Samos waren Nachfahren der nach Chios ausgewanderten Samioten, sogenannte Chiosamii (Χιοσάµιοι) maßgeblich beteiligt. Den Siedlern wurde im Gegenzug Landbesitz und Steuerfreiheit für sieben Jahre gewährt und der Insel anschließend eine reduzierte Gesamtsteuer auferlegt. Dieses System funktionierte mit zwei Unterbrechungen bis zur Revolution von 1821. In Folge des Russisch-Türkischen Krieges kam die Insel von 1771 bis 1774 zu Russland. 1807 bis 1812 führte ein Wechsel durch fortschrittliche Kräfte (Carmagnoles auch Karmanioles) für kurze Zeit zu Änderungen in der Verwaltung, der Steuer- und Wirtschaftspolitik. Aus der Morphologie der Insel und der Lage der verstreut liegenden Siedlungen hat sich die Aufteilung der Insel in vier Gemeindebezirke bis heute erhalten. Als Ergebnis des Russisch-Türkischen Krieges konnten im Friedensvertrag von Küçük Kaynarca vorteilhafte Bedingungen für die Seefahrt und den Handel erreicht werden. Kaufleuten aus Samos war es möglich, die Hauptprodukte Olivenöl und Wein zuerst in den Häfen von Smyrna und Konstantinopel, später auch in Russland und Ägypten und zum Ende des 18. Jahrhunderts auch in Europa, vorwiegend in Frankreich, zu handeln. Durch die Kontakte mit den europäischen Häfen griffen Kaufleute die fortschrittlichen Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution auf und verbreiteten sie. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert orientierten sich die am Meer entstandenen Siedlungen am Handel und den Möglichkeiten, die die Lage am Meer bot. Eine dieser Siedlungen war der Hafen von Samos (Limin Vatheos, Λιµήν Βαθέος), wo sich hauptsächlich Kaufleute von den ionischen Inseln niederließen. Schiffseigner und Kaufleute waren auch am Warenaustausch mit einheimischen Händlern und Landwirten interessiert, was aber vom bestehenden System unterdrückt wurde. Durch den Kontakt mit den Kaufleuten formierte sich eine Gruppe, sogenannte Carmagnoles, die fortschrittliche Ideen unterstützte und das bestehende System bekämpfte. Sie vertraten die Ideale von freien und gebildeten Menschen, die sich in einer demokratischen Gesellschaft verwirklichen können. Gegenspieler waren konservative Kräfte, sogenannte Kallikantzari, die am bestehenden System festhielten und mit der türkischen Administration der Insel zusammenarbeiteten. 62 Der intensive Konflikt zwischen Carmagnoles und Kallikantzari in den sozialen und politischen Auseinandersetzungen dauerte viele Jahre und endete mit dem Sieg der Carmagnoles, die von 1807 bis 1812 das bestehende System umgestalteten. Eine demokratische Versammlung entschied über politische Belange. Die politischen Ziele waren Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit, Solidarität und Volksherrschaft, ihr Führer war Georgios Logothetis. Die Carmagnoles wurden 1812 entmachtet, Logothetis verfolgt. In der Revolution von 1821 übernahm er wieder eine führende Rolle auf der Insel. Griechische Revolution Flagge des Fürstentums Samos Im griechischen Freiheitskampf ab 1821 errangen die Griechen hier unter Kanaris einen bedeutenden Seesieg über die Türken (1824). Nach dem Londoner Protokoll von 1829 wurde Samos 1830 den Türken zurückgegeben und am 11. Dezember 1832 zur Hauptstadt eines tributpflichtigen Fürstentums gemacht. Die Insel gehörte ab 1832 in relativer Unabhängigkeit zum türkischen Vilajet Dschesair. Die Verwaltung wurde der Insel übertragen. Sie war jedoch an die Zahlung von Zöllen an die Türkei gebunden. 20. Jahrhundert Samos wurde am 11. August 1904 von einem schweren Erdbeben mit der Stärke von 6,2 auf der Richter-Skala erschüttert: das Erdbeben kostete vier Menschenleben und zerstörte 540 Häuser auf [15] der Insel. 1908 rebellierten die Bewohner Samos. Bei der Bekämpfung der Aufständischen wurde der türkische Kreuzer Hamidiye eingesetzt. Fürst Andreas Kopasis, der eine anti-griechische Haltung hatte, wurde am 22. Mai 1912 ermordet. Sein Nachfolger war der pro-griechische Gregory Vegleris. Im Mai 1912 zogen sich die türkischen Truppen von der Insel zurück, als der Krieg gegen Italien ausbrach. Unter Themistokles Sophoulis rebellierten die Griechen erneut und Vegleris musste fliehen. Am 11. November 1912 erfolgte die Proklamation des Anschlusses von Samos an das Königreich Griechenland. Als Ergebnis der Balkankriege wurde Samos 1913 Teil von Griechenland. 1925 wurde kurz über eine Unabhängigkeit der Insel nachgedacht. Die Insel wurde im Zweiten Weltkrieg durch italienische Truppen besetzt. Am 30. August 1943 wurden in Kastania 27 griechische Widerstandskämpfer (Andartes) hingerichtet. Samos wurde im September 1943 durch englische Truppen besetzt. Die Städte Samos / Vathy und Pythagorio wurden im Verlauf der Schlacht um die Ägäis am 17. November 1943 durch deutsche Fliegerstaffeln bombardiert und am 21. November 1943 wurde die Insel kampflos von deutschen Truppen besetzt. Sie blieben dort bis zur deutschen Kapitulation im Mai 1945. 63 Wirtschaft Landwirtschaftliche Erzeugnisse bilden nach wie vor die bedeutendste wirtschaftliche Grundlage. Zu den exportfähigen Produkten Wein, Rosinen, Olivenöl kamen im 20. Jahrhundert Tabak dazu. Besonders der verstärkte Anbau und die Weiterverarbeitung von Tabak führten zu einem Handelswachstum. Die Gerberei und Lederverarbeitung war für Karlovasi im ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Durch die Gründung der Winzergenossenschaft von Samos (Ένωσης Οινοποιητικών Συνεταιρισµών Σάµου) im Jahr 1934 konnten zwei Kellereien errichtet werden. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und dem anschließenden Bürgerkrieg bis in die Mitte der 1970er Jahre waren von einer starken Abwanderung in die großen städtischen Zentren sowie in europäische Länder und nach Übersee geprägt. Die Rückkehr ehemaliger Auswanderer und der aufkommende Tourismus seit Beginn der 1980er Jahre kehrten die demographische Entwicklung um. Die Einnahmen aus dem primären Sektor bilden die wichtigste Einkommensquelle der meisten Bewohner gefolgt vom saisonalen Einkommen aus dem Tourismus oder zusätzlichen Einkommen aus Handwerk und Handel. Die Brandkatastrophe 2000 führte neben Landflucht zu einer zunehmenden Arbeitslosigkeit und einer vorübergehende Krise in Industrie, Handel und Tourismus. Tourismus Potami-Bucht Der Fertigstellung der Elektrifizierung in den 1960er Jahren sowie die Inbetriebnahme des Flughafens 1963 leiteten die Entwicklung des Tourismus ein. Die neuen Möglichkeiten führten seit den frühen 1970er Jahren zur unkontrollierten Entwicklung und Veränderung der wirtschaftlichen Ausrichtung der [17] Inselbewohner. Die Saison dauert fünfeinhalb bis sechs Monate von Ostern bis Mitte Oktober. Ein stetiger Anstieg der ausländischen Gästezahlen war bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen, mit nahezu 160.000 Besuchern im Jahr 1999. Zwischen 2001 und 2005 war eine signifikante Reduzierung der Gästezahlen zu verzeichnen, sie erholten sich 2006 und liegen seit 2007 bei 130.000 Urlaubern jährlich. Den Großteil der ausländischen Besucher stellen Deutsche und Briten, gefolgt von Holländern, Schweden und Dänen. Bei allen Besuchern ist der Strandurlaub am beliebtesten, obwohl die Bademöglichkeiten im Vergleich zu anderen Ägäisinseln nicht zu den besten zählen. Das Tourismusangebot verteilt sich auf die Küstenregionen, mit zwei Zentren Pythagorio im Süden sowie Kokkari im Norden. Die Tourismusbetriebe beschränken sich auf klassische Angebote wie Gastronomie, Autovermietungen und Souvenirläden. Aufgrund der abwechslungsreichen Landschaft und der Geschichte bieten sich für den Sanften Tourismus diverse Möglichkeiten, dieser Bereich ist bisher gering entwickelt. Die bestehenden Wachstumschancen sind bekannt und sollen zunehmend entwickelt werden. 64 Verkehr Mit dem Flughafen Samos-Aristarchos verfügt Samos über eine Anbindung an den nationalen und internationalen Flugverkehr. Tägliche innergriechische Linienverbindungen bestehen nach Athen und Thessaloniki. In den Sommermonaten gibt es zahlreiche Charterflugverbindungen mit Nord-, West- und Mitteleuropa. Die tägliche Fährverbindungen von Piräus mit Samos und Karlovasi werden von Hellenic Seaways oder G. A. Ferries bedient. Weitere Verbindungen von der Stadt Samos gibt es in den Norden bis Kavala und in den Süden bis Rhodos. Zudem gibt es in den Sommermonaten eine tägliche Personenschiffverbindung zum benachbarten türkischen Kuşadası. Von Pythagorio bestehen Verbindungen zu den südlich gelegenen Inseln Dodekanes-Inseln wie Patmos und Kos. Die Marina [19] von Phythagorio verfügt über 260 Liegeplätze. Bereits seit 1920 verkehren öffentliche Busse. Mit der Gründung von KTEL Samou (ΚΤΕΛ Σάµου) 1950 und dem Anschluss an den KTEL-Verbund wurden die Verbindungen besser koordiniert. Zwischen den Hauptorten existieren heute täglich mehrere Verbindungen, abgelegene Orte wie Drakei werden nur einmal wöchentlich oder mit dem Schulbus angefahren. Archäologie Tordurchlass der antiken Befestigungsanlage von Pythagorio, Samos Samos ist reich an Ruinen antiker Baukunst. Der Ort mit den mit Abstand meisten Überresten ist Pythagorio, die antike Stadt Samos mit ihren von Polykrates angelegten antiken Stadtmauern und Hafenanlagen, die Fundament der modernen Mole [21] sind, sowie dem zur verdeckten Wasserversorgung gebauten Tunnel des Eupalinos. Dieser Tunnel wird fälschlicherweise des Öfteren den sieben antiken Weltwundern zugerechnet. Ausgegraben ist auch das hellenistische Gymnasium der Stadt mit den Resten des dazugehörigen Stadions und der römischen Thermen. In der Ebene vor der antiken Stadt liegt das Heraion, ein bedeutendes antikes Heiligtum, der Göttin Hera geweiht. Der früheste Altar wurde am Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. errichtet. Er wurde in der Folge immer weiter vergrößert, indem er von neuen Altarbauten ummantelt wurde. 65 Der sog. Rhoikos-Altar, der achte in dieser Folge, ist einer der bedeutendsten griechischen Altäre. In ähnlicher Weise wurde der Heratempel in immer größeren Abmessungen mehrmals neu errichtet, der Tempel in der Form eines Dipteros aus der Zeit des Polykrates zählt zu den größten griechischen Tempeln. Die antiken Fundamente sind weitgehend erhalten und tragen eine noch stehende Säule. Bedeutende Persönlichkeiten Neben dem Tyrannen Polykrates findet sich auf Samos auch die Wirkungsstätte des Philosophen und Mathematikers Pythagoras, der uns das abendländische Tonsystem beschert hat und nach dem auch der berühmte Satz des Pythagoras benannt ist. Pythagoras ist daher auf vielen mittelalterlichen Kirchenportalen mit dem Monochord abgebildet (siehe auch Pythagoras in der Schmiede). Die Stadt Tigani wurde 1955 zu Ehren des berühmten Mathematikers in Pythagoreio umbenannt. 1988 erhielt der Namensgeber der Stadt auf der Hafenmole ein Denkmal. Ebenso wurde 341 v. u. Z. der Philosoph Epikur auf Samos geboren. Ein bekannter Sohn der Insel ist außerdem der Sklave Äsop, der für seine Fabeln berühmt wurde. Der Astronom Aristarchos von Samos, dem die Geschichtsschreibung das erste heliozentrische Modell des Sonnensystems zuschreibt, lebte auch auf Samos. Ebenso lebten der Historiker Herodot und der große Bildhauer und Erfinder Theodorus von Samos für eine Weile auf Samos. Liste der Städte Name deutsch Name griechisch Einwohner (2001)[2] Gemeindebezirk Fläche km2[2] Samos Σάµος 6.348 Vathy 9,37 Vathy Βαθύ 2.963 Vathy 43,64 Kokkari Κοκκάρι 974 Vathy 11,86 Karlovasi Καρλόβασι 6.030 Karlovasi 21,00 Marathokambos Μαραθοκάµπος 1.993 Marathokambos 48,10 Pythagorio Πυθαγόρειο 1.711 Pythagorio 5,30 Mytilinii Μυτιληνιοί 2.462 Pythagorio 34,93 Pagondas Παγόντας 1.298 Pythagorio 34,16 Chora Χώρα 1.422 Pythagorio 10,95 66 Kuşadası aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Kuşadası (türkisch für Vogelinsel) ist eine Kreisstadt an der türkischen Ägäisküste in der Provinz Aydın, etwa 100 km südlich von Đzmir. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 68.000. Geschichte In der Antike befand sich hier die Stadt Neapolis, die von Ephesos beherrscht wurde. In unmittelbarer Nähe von Neapolis lagen die Orte Marathesion und Phygale, das angeblich von kranken Soldaten des Agamemnon während des Trojanischen Krieges gegründet wurde. Die Blütezeit von Kuşadası begann mit dem Niedergang von Ephesos in der Spätantike und dem frühen Mittelalter durch die zunehmende Verlandung des dortigen Hafens. Bis zum 15. Jahrhundert war die Stadt unter dem Namen Scala Nova ein Handelszentrum der Republik Venedig und der Republik Genua. 1413 eroberten die Osmanen unter Sultan Mehmed I. die Stadt, die fortan zum Osmanischen Reich gehörte. 67 Gegenwart Kuşadası ist heute ein beliebtes Reiseziel für einheimische und ausländische Touristen. Es besitzt neben einem großen Yachthafen auch einen Hafen für Kreuzfahrtschiffe. Das Zentrum, in der Nähe des Hafens gelegen, ist eine autofreie Fußgängerzone. Rund um und in Kuşadası befinden sich etliche Strände mit feinem Sand. Am 16. Juli 2005 wurde in Kuşadası ein Bombenanschlag auf einen Kleinbus verübt, bei dem 5 Menschen getötet und 13 weitere verletzt wurden. Die Drahtzieher kamen vermutlich aus dem Umfeld der PKK. Strände Direkt in der Stadt befindet sich kurz vor dem Yachthafen der City Beach, ein kleiner Badestrand mit Blick auf die Kreuzfahrtschiffe. 2 km vom Zentrum befindet sich der Ladies Beach. An der Promenade sind zahlreiche Restaurants und Cafés. Der 18 km lange Sandstrand Long Beach zwischen Kuşadası und Güzelcamli ist flach abfallend und somit gefahrlos für den Badeurlaub mit Kindern. 68 69 Städtepartnerschaft Kuşadası unterhält eine Städtepartnerschaft mit Marl (Nordrhein-Westfalen). Die Burginsel bei Kuşadası Kuşadası, Hafen Siedlungen Neben der Kreisstadt gibt es im Landkreis die Gemeinden Davutlar und Güzelçamlı sowie die 6 Dörfer Caferli, Çınarköy, Kirazlı, Soğucak, Yaylaköy und Yeniköy. 70 Dardanellen - Im Altertum hieß diese Meerenge Hellespont aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Dardanellen Landsat-Bild der Dardanellen Verbindet Gewässer Marmarameer mit Gewässer Ägäisches Meer Trennt Landmasse Kleinasien von Landmasse Halbinsel Gallipoli (Balkan) Karte der Dardanellen Die Dardanellen (griechisch ∆αρδανέλλια Dardanellia - türkisch Çanakkale boğazı) sind eine Meerenge in der Türkei. Im Altertum hieß diese Meerenge Hellespont, benannt nach Helle, einer Figur aus der griechischen Mythologie. 71 Geografie Die Dardanellen liegen zwischen der europäischen Halbinsel Gallipoli und dem zu Kleinasien gehörigen Nordwest-Anatolien, sie sind der südwestlichste Teil der innereurasischen Grenze. Der Name stammt von Dardanos, einer Siedlung, die in der Nähe von Troja lag. Diese Meerenge verbindet das Ägäische Meer mit dem Marmarameer und über den anschließenden Bosporus mit dem Schwarzen Meer. Die Dardanellen sind etwa 65 Kilometer lang und zwischen 1,3 und 6 Kilometer breit, dabei durchschnittlich 50 Meter tief. An der Oberfläche fließt eine Strömung aus dem Marmarameer zum Mittelmeer, während eine Unterströmung in die entgegengesetzte Richtung fließt, bedingt durch den fast doppelt so hohen Salzgehalt des Mittelmeers gegenüber dem Schwarzen Meer. An der asiatischen Küste der Dardanellen befindet sich die Hafenstadt Çanakkale. Eine Hängebrücke über die schmalste Stelle der Meerenge, zwischen Çanakkale und Kilitbahir, ist in Planung. Die Dardanellen bilden mit vielen anderen Meeren die verschiedensten Grenzen zwischen Europa und Asien → Eurasien Ural - UralflussKaspisches Meer, Mantsch-Niederung – Asowisches Meer, Meer-Straße von Kertsch, Schwarzes Meer – Bosporus - Marmarameer, DARDANELLEN - Ägäisches Meer und Mittelmeer Geschichte Im 2. Perserkrieg überquerte der persische König Xerxes den Hellespont während seines Feldzugs gegen Griechenland etwa 480 v. Chr. mit zwei Schiffbrücken, die jeweils aus über 300 Schiffen bestanden und eine zeitweise Öffnung für kleinere Schiffe gehabt haben sollen. Alexander der Große überschritt den Hellespont im Jahr 334 v. Chr. mit einer Armee aus etwa 35.000 Makedoniern und Griechen zu Beginn seines Persienfeldzuges. Im Peloponnesischen Krieg gab es mehrere bedeutende Schlachten am Hellespont, u. a. die Schlacht von Kyzikos im Jahr 410 v. Chr. und die Schlacht bei Aigospotamoi, die entscheidende Niederlage der Athener im Jahre 405 v. Chr. 1656 gab es die Dardanellenschlacht, eine der zahlreichen Seegefechte und Schlachten, welche die Flotten der Republik Venedig und des Osmanischen Reiches um die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer austrugen. Nach dem Dardanellen-Vertrag von 1841 war es nur türkischen Kriegsschiffen gestattet, diese Meerenge zu passieren. Während des Ersten Weltkriegs waren die Dardanellen aufgrund ihrer strategischen Lage Schauplatz der Schlacht von Gallipoli mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Seit 1936 regelt der Vertrag von Montreux die Durchfahrtsrechte. Der aus der griechischen Mythologie bekannte Held Achilleus (dt. Achill oder latinisiert Achilles) wurde in den Fluten des Hellespont bestattet. 72 Homer aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Kopf des Homer („Epimenides-Typus”). Nachbildung einer römischen Kopie des griechischen Originals aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Münchner Glyptothek Homer gilt als Autor der Ilias und Odyssee und damit als erster Dichter des Abendlandes. Weder sein Geburtsort noch das Datum seiner Geburt oder seines Todes sind zweifelsfrei bekannt. Es ist nicht einmal sicher, dass es Homer überhaupt gegeben hat. Die Epoche, in der Homer gelebt haben soll, wird ebenfalls kontrovers diskutiert. Herodot schätzte, dass er 400 Jahre vor seiner Zeit gelebt haben muss, folglich müsste dies etwa 850 v. Chr. gewesen sein. Andere historische Quellen wiederum legen dies in die Zeit des Trojanischen Krieges, also etwa 1200 v. Chr. Heutzutage stimmt die Forschung weitestgehend darin überein, dass Homer, wenn es ihn gab, etwa in der zweiten Hälfte des 8. Jh. v. Chr. gelebt hat. In der Antike wurden ihm weitere Werke wie die Homerischen Hymnen zugeschrieben, während andererseits immer wieder bezweifelt wird, ob Ilias und Odyssee überhaupt von einer einzigen historischen Person namens Homer verfasst worden sind. Unbestritten ist die unermessliche, bis heute andauernde Wirkung Homers, der schon in der Antike als der Dichter schlechthin galt. 73 Name Der Name „Homer“ (altgriechisch Ὅµηρος, Hómēros; heute: Όµηρος, Ómiros) bedeutet auch „Geisel“. Allerdings wurde er in der Antike aufgrund seiner angeblichen Blindheit fälschlicherweise auch von ὁ µὴ ὁρῶν, ho mē horōn, „der nicht Sehende“, abgeleitet. Leben Schon in der Antike wurde über Homers Person und Herkunft diskutiert: Smyrna, Athen, Ithaka, Pylos, Kolophon, Argos und Chios beanspruchten, als sein Geburtsort zu gelten. Eine der Legenden sagt, er sei am Fluss Meles als uneheliches Kind geboren worden und sein ursprünglicher Name habe Melesigenes („Der vom Meles Herstammende“) gelautet. Er starb vermutlich auf der Insel Ios. Während über Homers Vater Unklarheit herrscht, sind sich mehrere Quellen einig, dass seine Mutter Kreitheïs hieß. In der Antike wurde er oft als blinder Greis dargestellt. Trotz dieser schon damals regen Hypothesenbildungen über seine Herkunft, sein Aussehen und seine Lebensdaten ist bis heute nicht einmal ganz geklärt, ob eine historische Person „Homer“ überhaupt existiert hat. Die Darstellung Homers als eines blinden und armen Wandersängers geht unter anderem auf den Dichter des unter Homers Namen verfassten Apollon-Hymnus zurück, der aber höchstwahrscheinlich nicht von ihm stammt. Gegen diese Darstellung sprechen die für sein Werk erforderlichen genauen Kenntnisse der oberen aristokratischen Schichten, die ein armer Wandersänger nicht hätte besitzen können. Aber da die Epen – als ursprünglich mündlicher Vortrag – in erster Linie vor aristokratischem Publikum Gehör fanden, wobei die Sänger (oder auch Aoiden) zum Teil längere Zeit in dem Oikos der Adeligen wohnten und zu deren Unterhaltung beitrugen, ist es denkbar, dass auch Homer mit der Lebensart seiner Gastgeber vertraut war und zu dieser Bevölkerungsgruppe bzw. Stand gehörte. Einige Forscher vermuten hier autobiographische Elemente, die Homer in die Epen einfließen ließ. Werke Die Epen Anfang der Ilias 74 Berühmt geworden ist Homer als Dichter zweier der frühesten Epen der Weltliteratur, der Ilias und der Odyssee. Ilias und Odyssee sind die ersten großen Schriftzeugnisse der griechischen Geschichte: Mit ihnen beginnt nach klassischer Ansicht die europäische Kulturund Geistesgeschichte. Seine Autorschaft ist allerdings umstritten. Sprachliches Anfang der Odyssee Gesichert scheint die Herkunft der Epen aus dem griechischen Kleinasien durch die sprachliche Analyse der Werke, die beide im ionischen Dialekt des Altgriechischen geschrieben sind. Die Grundsprache ist das Ionische der früharchaischen Zeit, durchsetzt mit Beispielen des äolischen Dialektes und mit offenbar aus älterer Tradition stammenden Überlieferungen. Aufgrund des ursprünglich mündlichen Vortrags aus dem Gedächtnis mit Improvisationen tauchen viele Redewendungen als „Lückenfüller“ wiederholt auf. Bis in die hellenistische Zeit existierten verschiedene Textredaktionen, wobei die ersten Versuche einer Kanonisierung bis in die Zeit des athenischen Tyrannen Peisistratos zurückreichen. Die heutige Fassung wurde von Aristarchos von Samothrake redigiert, einschließlich der noch heute verwendeten Einteilung der „Gesänge“. Datierung der Epen Während die einen von einer Entstehungszeit von ca. 850–800 v. Chr. ausgehen, nehmen andere einen etwa hundert Jahre späteren Zeitpunkt (ca. 750–700 v. Chr.) dafür an, und wieder andere Wissenschaftler, wie beispielsweise Wilhelm Dörpfeld, vermuten den Entstehungszeitpunkt im 12. Jahrhundert v. Chr. Um die homerischen Epen zeitlich einzuordnen, bedient man sich mehrerer Vergleiche. Zum einen wird das Verhältnis zur Hesiodischen Epik herangezogen, die im 7. Jahrhundert v. Chr. entstand. Weiterhin gibt es Anspielungen auf den Nestorbecher (730–720 v. Chr.), die auf Partien in der Ilias zu weisen scheinen. Hinzu kommt das historische Umfeld in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Dieses war für die Entstehung der Epen sehr wichtig, da ab dem 7. Jahrhundert die dargestellte unangefochtene Adelskultur nicht mehr bestand. Ein weiterer Hinweis sind Partien in der Ilias, die auf Ereignisse im 7. Jahrhundert zu verweisen scheinen. Viele Angaben in den Epen deuten auf eine Zeit vor der dorischen Wanderung (Angaben über Kleidung, Waffen, Behausung und geopolitische Verhältnisse) hin und bringen die Datierung ins 12. Jahrhundert v. Chr. 75 All diese Hinweise sind jedoch nicht eindeutig. So setzt der Nestorbecher die Ilias nicht zwingend voraus, und Hesiod wird bisweilen vor Homer datiert. Des Weiteren lassen sich die Partien in der Ilias auch anders beurteilen, und Literatur kann auch anachronistisch sein, weshalb eine Datierung aufgrund historischer Ereignisse sehr schwerfällt. Doch sprechen die Indizien hauptsächlich für die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. Urheberschaft: die „Homerische Frage“ Die literaturwissenschaftliche Frage nach der Urheberschaft Homers wird die Homerische Frage genannt. Hauptsächlich geht es dabei um die Frage, ob Homer tatsächlich Verfasser nur der Ilias oder überhaupt der beiden Epen gewesen sei oder ob unter dem Namen „Homer“ verschiedene Dichter zusammengefasst worden seien, die ältere, mündlich überlieferte Sagen verschriftlicht kompiliert hätten. Ein weiterer Aspekt der „Homerischen Frage“ ist die Datierung der beiden Epen: Hätte die deutlich jüngere Odyssee überhaupt noch während der Lebenszeit des Ilias-Autors geschrieben sein können? Teils wird hier jedoch davon ausgegangen, die Ilias sei ein Jugend- und die Odyssee ein Alterswerk Homers. Literaturwissenschaftliche stilistische Analysen neigen heute aufgrund der hohen kompositorischen Kunst und durchgehenden sprachlichen Qualität beider Epen wiederum dazu, wie die antiken Autoren auf einen gemeinsamen Verfasser („Homer“) als wahrscheinlich zu folgern. Homerische Hymnen Die größtenteils legendären antiken Viten Homers berichten außerdem von weiteren ihm zugeschriebenen Werken. Dabei handelte es sich wohl durchweg um Pseudepigraphen, von denen außer Fragmenten nur die vermutlich nichthomerische Travestie vom Krieg zwischen den Fröschen und Mäusen komplett erhalten ist. Umstritten ist die Urheberschaft der ebenfalls Homer zugeschriebenen 33 Gedichte, der sogenannten Homerischen Hymnen – Preislieder auf griechische Götter. Sie stehen den beiden Epen stilistisch nahe. Rhapsoden pflegten sie als Einleitung zu ihren Rezitationen vorzutragen. Berühmt sind der Hymnos an Apollon und der Hymnos an Aphrodite. Wirkungsgeschichte Griechische und römische Antike Bereits im antiken Griechenland dienten seine Epen den politisch stark zersplitterten griechischen Stämmen und Poleis zur Gewinnung eines gemeingriechischen Selbstverständnisses (siehe Nationaldichter). Die Hochschätzung Homers wurde von den Römern übernommen. Vergils Epos Aeneis ist auch als Versuch zu werten, den Römern eine Herkunftssage zu geben, wie sie die Griechen an Homers Epen gehabt hatten. 76 Mittelalter Durch die – außer im frühchristlichen Irland – sehr zurückgegangene Kenntnis des Griechischen bei den westlichen Gelehrten ging auch die Homerkenntnis sehr zurück, als Epiker waren Vergil und Lucan viel geläufiger. Auch die als Zwischenglied sonst sehr bedeutsame arabische Rezeption griechischer Quellen berücksichtigte eher medizinische, naturwissenschaftliche, mathematische und philosophische als epische Quellen. Doch bereits Dante Alighieri nennt Homer den Ersten unter den göttlichen Dichtern und Vorbild des von ihm verehrten Vergils. Sein eigenes Hauptwerk, die Divina Commedia, wirkte wiederum auf ganze Zeitalter von Schreibern, insbesondere auf die Vertreter der Moderne des 20. Jahrhunderts. Neuzeit Der blinde Homer wird geführt (William-Adolphe Bouguereau, 1874) Erst die Flucht der griechischen Gelehrten aus dem 1453 von den Osmanen erstürmten Konstantinopel brachte die Kenntnis griechischer Quellen und damit auch Homers in den Westen zurück und beeinflusste stark die Renaissance. Ausgehend von den Homerübersetzungen von Johann Heinrich Voß spielte in Deutschland Homer für den „Volks“- und „Natur-Begriff " der deutschen literarischen Klassik und Romantik die größte Rolle, weil man in Ilias und Odyssee einen Beweis dafür sah, dass das Volk eine eigene authentische Stimme habe (vgl. Volkslied), dass aus ihm die Natur selbst spreche. In diesen Zusammenhang gehörte auch das Aufwerfen der „Homerischen Frage“, denn entschied man sich gegen die Autorschaft Homers, so waren die Epen anonym entstanden, wie etwa das Nibelungenlied, und somit wurde dann „das Volk“ als Autor reklamierbar. Dagegen wandte sich bereits Friedrich Schiller: Und die Sonne Homers, siehe, sie lächelt auch uns. („Elegie“) 77 Troja aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Landkarte des Trojas Troja (griechisch Τροία Troia oder Τροίη Troiē, auch Ἴλιος Ilios oder Ἴλιον Ilion; lateinisch Troia, Ilium; türkisch Truva; in den Altertumswissenschaften wird die lateinische Bezeichnung verwendet) ist eine Stadt des Altertums in der Landschaft Troas im Nordwesten der Türkei am Hellespont in der Provinz Çanakkale. Karte des Burghügels (Hisarlık) von Troja 78 Geographie Troja - Türkei Troja befand sich auf dem 15 m hohen Siedlungshügel Hisarlık (türkisch: Burghügel) an den Dardanellen und kontrollierte seit der Bronzezeit den Zugang zum Schwarzen Meer. Die Schiffe konnten damals noch nicht gegen den Wind kreuzen, also warteten sie im Hafen der Festung auf günstige Winde. Der Wegzoll sowie die Lotsen- und Schutzgebühren, welche die Schiffe an Troja entrichten mussten, brachten der Stadt Reichtum. Berühmtheit erlangte der Ort in der Antike durch die Dichtung Ilias von Homer und den dort beschriebenen sagenhaften Trojanischen Krieg. Noch in der Spätantike wurden der Ort und seine sagenhaften Helden im Römischen Reich hoch verehrt (siehe Aeneis), und der Hügel Ilium war weit bekannt. Mit dem Beginn des christlichen Mittelalters geriet Troja (und damit auch die Lage der Stadt) in Vergessenheit. Die Existenz und die Lage Trojas gehören seit zwei Jahrhunderten zu den umstrittensten Themen der Archäologie. Die auseinandergehenden Meinungen mündeten schließlich in die Troja-Debatte. Gleichwohl unterstützt heute eine Mehrheit der Altertumswissenschaftler die These, dass der Ort Hisarlık das beschriebene Troja ist und damit auch den Schauplatz des von Homer beschriebenen Trojanischen Krieges darstellt. Bei Homer wird der Ort vor allem Ilion oder Ilios (griech. Ἴλιον, Ἴλιος) genannt. Entdeckungsgeschichte Erste Lokalisierungsversuche Mit Beginn der Neuzeit stieg die Zahl der Reisenden, die mit der Ilias in Händen die Troas besuchten; beispielsweise die englische Schriftstellerin Mary Wortley Montagu, die 1718 schrieb: „Es ist ein Vergnügen, das Tal zu sehen, wo, wie ich mir einbilde, der berühmte Zweikampf zwischen Menelaos und Paris vorging und die große Stadt stand − vom Fall Trojas zu lesen im Schatten einer trojanischen Ruine. 79 Doch eben an trojanischen Ruinen mangelte es. Es gab weiter südlich die markanten Ruinen von Alexandria Troas, die man für das alte Troja hielt. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Annahme aber kritisiert, da die Gebäudereste erstens offensichtlich römisch und zweitens zu nahe am Meer gelegen waren.[3] In der Skamander-Ebene selbst aber fanden sich keine erkennbaren Reste. Illustration aus Popes Ilias 1716 1716 erschien der zweite Band der Ilias-Übersetzung von Alexander Pope, dem eine Abbildung einer Rekonstruktion der Ansicht des alten Troja beigegeben war, welche für lange Zeit die Vorstellung der Trojasucher prägen sollte: Aus der Vogelperspektive sieht man vom Hellespont aus das Schiffslager der Achäer, dahinter das von den Flüssen Skamander und Simois eingerahmte Schlachtfeld und vor den Bergen des Ida-Gebirges die mächtigen Mauern Trojas. Zu dieser Bild-Gewordenen Vorstellung suchte man die entsprechende Realität: ab 1750 suchten Robert Wood und die englischen Dilettantin im gesamten Skamandertal nach Resten einer Burganlage und während seiner Zeit als französischer Gesandter an der Hohen Pforte (1784–1792) ließ Graf Choiseul-Gouffier erstmals sorgfältig vermessene Karten der Troas erstellen. In seinem Auftrag übertrug Jean Baptiste Le Chevalier 1791 die Rekonstruktion Popes auf die reale Landschaft und wählte dementsprechend die erste auffällige Anhöhe vor dem Ida-Gebirge als Ort des alten Troja. Das war der Ursprung der noch von Schliemann bekämpften Bunarbaschi- , bzw. Ballı-Dağ-These. Der wesentlich unscheinbarere Hügel von Hisarlık wurde ebenfalls als Ruinenstätte erkannt und als Ort des griechisch-römischen Ilion identifiziert. 80 Die ersten Troja-Forscher Blick vom Hisarlık aus dem Schliemanngraben über die Ebene der Troas zu den Dardanellen 1821 verfasste der schottische Zeitungsverleger und Amateurgeologe Charles MacLaren ein Essay über Troja, das er 1824 zu einer voluminösen Dissertation erweiterte, in der er den Hügel Hisarlık (auch Hissarlik geschrieben) als Troja lokalisierte. Ein Teil dieses Hügels war damals im Besitz der englischen Großgrundbesitzer- und Diplomatenfamilie Calvert. Als MacLaren 1863 eine noch fundiertere Beschreibung der Ebene von Troja publizierte, versuchte der jüngste Sohn der Familie, Frank Calvert, den restlichen Hügel zu erwerben. Dies misslang, doch dafür machte er von 1863 bis 1865 selbst kleinere Probegrabungen. Diese beeindruckten ihn so sehr, dass auch er von der Existenz Trojas an dieser Stelle überzeugt war. Calverts Bitte an das British Museum zwecks baldiger Erforschung wurde abschlägig beschieden. Erst Schliemann untersuchte Calverts Hypothese in systematischer Weise. Heinrich Schliemann Heinrich Schliemann (1892) Am 9. August 1868 kam der bis dahin noch wenig erfahrene deutsche Archäologe Heinrich Schliemann in die Ebene der Troas. Auch er war hier auf der Suche nach dem sagenhaften Troja und vermutete es zuerst, entsprechend der These von LeChevalier, unter dem Hügel Ballı Dağ. Schliemann und seine fünf Arbeiter wurden nicht fündig, er wollte abreisen, verpasste sein Schiff und traf dabei zufällig auf Frank Calvert, in dessen Haus er übernachtete. Calvert konnte nun Schliemann mit seiner Überzeugung begeistern, dass sich unter dem Hügel von Hisarlık die Ruinen des homerischen Trojas verbergen müssten. Schliemann verschwieg später nicht, dass er den entscheidenden Hinweis auf die Lage Trojas von Calvert hatte. 81 1873 teilte Schliemann der Öffentlichkeit mit, Troja in Hisarlik gefunden zu haben; den Durchbruch zum Ruhm verdankte er aber einem anderen Fund desselben Jahres: Schliemanns spektakulärster Fund war der von ihm selbst so genannte „Schatz des Priamos“. Er begründete in mehrfacher Hinsicht Neues: Einerseits Schliemanns Ruhm als Wissenschaftler, andererseits die Begeisterung der wilhelminischen Kaiserzeit für Troja und für die Archäologie im Allgemeinen, die nun im öffentlichen Ansehen von einer Disziplin für Amateure und Reisende zu einer ernsthaften Wissenschaftsdisziplin befördert wurde. Der Goldschatz wurde lange Zeit im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gezeigt und nach dem Zweiten Weltkrieg als Beutekunst in die UdSSR gebracht, wo er seit 1996 im Moskauer Puschkin-Museum ausgestellt ist. Allerdings ergaben sich bereits zu Schliemanns Lebzeiten – durch seinen Mitarbeiter Wilhelm Dörpfeld – erste Hinweise darauf, dass der Schatz mehr als 1000 Jahre älter war als von Schliemann angenommen. Burgmauern von Troja Bereits Schliemann schrieb, dass er dem Autor der Ilias dichterische Freiheit („Übertreibung“) zugute halten müsse; auch wusste er, dass er nicht die ganze Stadt, sondern die Pergamos-Burg der Stadt Troja ausgrub. Wilhelm Dörpfeld und Carl Blegen Wie weitere Ausgrabungen ergaben, war Troja von der Frühen Bronzezeit (ab ca. 3000 v. Chr.) bis in die Spätantike besiedelt. Unlängst sind Spuren noch früherer Besiedlung gefunden worden, die bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Mit dem Christentum ließ die Bedeutung der Stadt, in der die trojanischen Sagenhelden verehrt worden waren, deutlich nach. Während sie den Einfall der Goten im Jahr 276 noch weitgehend unbeschadet überstanden hatte, endete die Besiedlung nach einer Reihe verheerender Erdbeben gegen Ende des 5. Jahrhunderts. Bis heute wurden mehr als zehn Siedlungsschichten entdeckt (Troja I bis Troja X), die wiederum in über 40 Feinschichten unterteilt werden. Dabei gehören – vereinfacht ausgedrückt – Troja I (2950–2550 v. Chr.) und II (2550–2200) der Frühen, Troja III bis V (2200–1700) der Mittleren, Troja VI bis VIIa (1700–1200) der Späten Bronzezeit und Troja VIIb (1200–1000) der Frühen Eisenzeit an. Troja VIII und IX datieren in die Zeit vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit, Troja X, ein byzantinischer Bischofssitz, reicht bis ins frühe Mittelalter. 82 Querschnitt durch den Hisarlık Troja I hatte noch direkt am Meeresstrand gelegen. Die Zitadelle Troja II umfasste eine Fläche von ca. 9000 m² (vier Brandkatastrophen), von Troja IV an war die Fläche verdoppelt, Troja VI hatte sich nach Süden und Osten auf etwa 50.000 m² vergrößert (die „Unterstadt“ nicht mitgerechnet). Die vom Autor der Ilias beschriebene Festung könnte mit Troja VI identisch sein (nach anderer Ansicht mit VIIa), das um die Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v. Chr. unterging. Dabei ist unsicher, ob eines der häufigen Erdbeben oder eine Eroberung die Ursache war. Ob auch der trojanische Krieg einen historischen Kern hat, ist weiterhin höchst umstritten. Die Lage der Stadt Troja wird in der Dichtung Ilias von Homer klar beschrieben: Es werden die Dardanellen (im Werk: Hellespont) genannt, der höchste Berg ist der Ida (Kaz Dağı). Es werden zudem zwei Flüsse beschrieben: der erste namens Skamander (heute Karamanderes), welcher dem Ida-Gebirge entspringt, und als zweiter Simois. Beide vereinen sich bei Troja und fließen in den Hellespont. Es wird auch von den Inseln Tenedos (heute Bozcaada) und Imroz (Gökçeada) berichtet. Die heute archäologisch erschlossenen Flächen umfassen nur die Festung von Troja, mit Sicherheit befand sich ein großer Teil der Stadt außerhalb der befestigten Anlagen. Schliemann hielt das imposante frühbronzezeitliche Troja II für das homerische. Er glaubte damals irrtümlich, dass es zeitgleich mit Mykene und Tiryns war. Dörpfeld hielt die 6. Siedlungsschicht (Troja VI) für das Homerische Troja. Schicht VIh ist um 1300 v. Chr. wahrscheinlich durch ein starkes Erdbeben zerstört worden. Daher hielt Carl Blegen die darauf folgende Schicht Troja VIIa für das homerische Troja. Diese These fand und findet den meisten Zuspruch. Nach neueren Keramikuntersuchungen wird das wahrscheinlich gewaltsame Ende von Troja VIIa auf etwa 1200 v. Chr. datiert. Das passt gut zu den meisten Datierungen des Trojanischen Krieges durch antike Autoren. Als „Kandidat“ für das Ilion Homers kommt aber auch noch Troja VIIb1 in Betracht. Neben Festhalten der Traditionen von Troja VI und VIIa treten hier neue Elemente zutage, zum Beispiel sogenannte Handmade Ware (grobe, einfach verzierte graue handgemachte Keramik), die auf teilweise geänderte Bevölkerung schließen lassen. Das passt besser zu den Angaben Homers. Auch die machtpolitischen Verhältnisse in Kleinasien, wie sie Homer schildert, passen gut in diese Zeit. Die mykenische Kultur hat im 12. und 11. Jh. weiterbestanden. Auch Handel und Seefahrt wurden weiterbetrieben. Ein Krieg von Achäern gegen Troja im 12. Jahrhundert wäre also denkbar. Dagegen hätte ein Zug gegen Troja bereits im 14. oder 13. Jahrhundert wohl die Hethiter auf den Plan gerufen und sicherlich einen Niederschlag in hethitischen Schriftquellen gefunden. 83 Hethiter-These von Joachim Latacz Umzeichnung der Rückseite des 1995 gefundenen bikonvexen Bronzesiegels aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr. Dennoch bleibt in diesem Punkt vieles ungeklärt. Die Frage, inwieweit Homer tatsächlich als Quelle für historische Vorgänge der Späten Bronzezeit dienen kann, und ob es überhaupt einen trojanischen Krieg gegeben hat, kann hier nicht angemessen behandelt werden. Jedenfalls haben die Theorien der Gräzistik über den Hexameter und die Entstehung des Epos, wie sie derzeit von Joachim Latacz vorgetragen werden, in den neuen Grabungsergebnissen eine Stütze gefunden. In materieller Hinsicht bzw. anhand des Grabungsbefundes ist ein luwisch beschriftetes bikonvexes Siegel das wichtigste Indiz für eine Verbindung dieser Siedlung zu den Hethitern. Latacz zufolge ist Troja mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit der in hethitischen Quellen genannten Stadt Wilusa (= (W)Ilios), was durch Grabungen des Tübinger Archäologen Manfred Korfmann bestärkt wurde. So wurde im Ausgrabungsbereich von Troja eine unterirdische Quellen-Anlage gefunden, deren Gestalt in allen Einzelheiten mit der Beschreibung einer Quelle in der Stadt Wilusa im sogenannten Alaksandu-Vertrag übereinstimmt. Innerhalb der Klassischen Philologie ist Latacz der derzeit bekannteste Fürsprecher, welcher die Historizität der homerischen Epen und zugleich die Verbindung mit dem Korfmannschen Troja in Erwägung zieht. Weder in der hethitischen noch in der griechisch-römischen schriftlichen Überlieferung finden sich eindeutige Belege für die Identität Hisarlıks mit dem homerischen Troja, dasselbe gilt für die Verbindung mit Wilusa. Manfred Korfmann und die Entdeckung der Unterstadt 1992 und die Aktivitäten seines Nachfolgers Ernst Pernicka Bis zur Wiederaufnahme der Ausgrabungen im Jahr 1988 durch ein international besetztes Team unter dem Tübinger Prähistoriker Manfred Korfmann beschränkten sich die Untersuchungen hauptsächlich auf die Burg (Akropolis) von Troja (Oberstadt). Mit Hilfe des Geophysikers Helmut Becker wurde 1992 durch Geomagnetik-Messungen eine ausgedehnte Unterstadt unterhalb der Akropolis entdeckt. Seither wurde bei den aktuellen Grabungen von Manfred Korfmanns Team (seit Korfmanns Tod 2005 jetzt: Ernst Pernicka) auch verstärkt die Unterstadt erforscht. Die reale Ausdehnung Trojas rückte dadurch in das Zentrum der laufenden Diskussion. Korfmanns Thesen über die Bedeutung Trojas stießen in der Forschung seit Sommer 2001 auf Widerstand und führten zu einer breiten, oftmals ins Persönliche gehenden Diskussion innerhalb der deutschen Altertumswissenschaften. 84 Im Kern kreist diese Troja-Debatte, der „neue Streit um Troja“ um die tatsächliche Größe und Bedeutung des spätbronzezeitlichen Troja. Während Korfmann in Troja ein überregionales Handelszentrum sah, beschränken es einige Archäologen und Althistoriker heute auf eine nur mittelmäßig bedeutende Siedlung. Der Protagonist dieser Gruppe ist Korfmanns damaliger Tübinger Kollege, der Althistoriker Frank Kolb, der selbst über einige Grabungserfahrung in der Türkei verfügt. Der Hauptvorwurf an Korfmann und seine akademischen Mitstreiter besteht in einer Vernachlässigung der wissenschaftlichen Sorgfalt und Vorsicht. Seit dem Beginn des Troja-Streites musste Korfmann einige der seine Theorie stützenden Grabungsinterpretationen zurückziehen und kam den Argumenten der Gegenseite ein Stück weit entgegen. An der Gesamtinterpretation der Grabungen hält das Team um Korfmann und seinen Nachfolgern allerdings fest. Eine eindeutige Entscheidung konnte die Auseinandersetzung auch auf einem wissenschaftlichen Symposium in Tübingen im Frühjahr 2002 nicht erbringen. Die Korfmann-Position prägt heute das Troja-Bild der interessierten Öffentlichkeit. Der öffentliche Streit hat sich seit 2004 etwas beruhigt, nachdem die Debatte mehr und mehr auf die fachliche Ebene verlagert wurde. Nach dem Tod Manfred Korfmanns im August 2005 wurde der Tübinger Archäometallurge Ernst Pernicka mit der wissenschaftlichen Leitung des Troja-Projekts betraut. Für die Fortführung der Arbeit in Troja im Sommer 2006 wurde ihm von der türkischen Antikendirektion die Lizenz erteilt. Die 18-jährige Grabungsserie soll nun zu einem wissenschaftlichen Abschluss geführt werden. In beschränktem Umfang sollen auch danach Fragen zur bronzezeitlichen Stadtbefestigung weiter untersucht werden. Außerdem erfordern die Pflege, Konservierung und Präsentation des 1996 zum Nationalpark und 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Troja andauernden Aufwand. Schließlich soll noch ein Museum vor den Toren Trojas erbaut werden. Seit Beginn von Korfmanns Grabungen werden die Funde im Archäologischen Museum Çanakkale gesammelt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellte ihre finanzielle Unterstützung 2009 ein. Seitdem wurden die deutschen Ausgrabungen durch Stiftungsgelder ermöglicht. 2013 soll die deutsche Grabungsleitung an die US-Amerikaner unter Leitung von William Aylward übergehen. Noch als Xanten 1444 an das Herzogtum Kleve fiel, wurden schon im selben Jahr Münzen mit der Aufschrift „Joannes Troianorum Rex“ (Johannes, König der Trojaner) geprägt. Troja-Hypothesen Hypothese von Raoul Schrott Der Komparatist und Schriftsteller Raoul Schrott nimmt insbesondere anhand assyrischer Texte an, dass Homer ein griechischer Schreiber in assyrischen Diensten in der Provinz Kilikien gewesen sei, wo Schrott Troja dem Hügel Karatepe-Arslantaş zuschreibt. 85 Stadtmauer von Karatepe Dessen riesige Burgruine verfüge mit ihrem starken Wall und vielen Wehrtürmen auf einem 225 m hohen Hügel nicht nur über die „Krone mit Türmen“ aus Homers Ilias, sondern auch im Gegensatz zu Schliemanns Troja - über die zwei aus der Erzählung bekannten gewaltigen Tore im Süden und Norden sowie die in der Ilias erwähnten schneebedeckten Berge im Hinterland und einen langen Strom mit wilder Furt und warmen Quellen weiter östlich. Schrott geht davon aus, dass Homer einen älteren griechischen Stoff vom trojanischen Krieg für seine Zuhörer nach Kilikien übertragen habe, dies aber nicht der Schauplatz des tatsächlichen Krieges war. Hypothese von Eberhard Zangger Eine der (von der Fachwissenschaft allgemein abgelehnten) Lokalisierungshypothesen zu Atlantis wurde von dem Geoarchäologen Eberhard Zangger in seinem 1992 erschienenen Buch „Atlantis • Eine Legende wird entziffert“ entwickelt. Sie besagt, Platons Atlantis weise archäologisch nachweisbare Merkmale des historischen Troja auf und sei das durch die Griechen vernichtete Troja gewesen. 86 Achilleus aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Thetis gibt ihrem Sohn Achill seine neuen, von Hephaistos geschmiedeten Waffen. Ausschnitt einer Schwarzfigurenmalerei auf einer attischen Hydria 575–550 vor Chr, Louvre Achilleus (dt. Achill oder latinisiert Achilles; mykenisch a-ki-re-u, altgriechisch-gelehrt Ἀχιλλεύς [Akhilleús] /akʰilleǔ̯s/, heutiges Griechisch-volkssprachlich Αχιλλέας) ist in der griechischen Mythologie ein beinahe unverwundbarer Heros der Griechen (Achäer) vor Troja und der Hauptheld der Ilias des Homer. Er ist der Sohn des Peleus, des Königs von Phthia in Thessalien, und der Meernymphe Thetis. Oftmals wird er auch mit den Attributen „Pelide“ oder „Peleiade“ (Sohn des Peleus) bezeichnet oder „Aiakide“ (Abkömmling des Aiakos), die an seine Vorfahren erinnern. Achills Mutter tauchte ihn in den Unterweltfluss Styx, der unverwundbar macht. Seine Ferse aber, an welcher ihn Thetis dabei festhielt, wurde nicht eingetaucht und blieb daher verwundbar. Er wurde vom Kentauren Cheiron aufgezogen, der ihn in der Kriegskunst, in Musik und Medizin unterwies. Schon als Jüngling zog er ein kurzes, aber ruhmreiches Leben einem langen, aber glanzlosen Leben vor. Seine Mutter versteckte ihn am Königshof des Lykomedes, um ihn vor der Teilnahme am Trojanischen Krieg zu bewahren. Doch Odysseus entdeckte Achilleus, wonach dieser mit seinem Vetter Patroklos am Kriegszug der Griechen teilnahm. Im zehnten Kriegsjahr eskalierte ein Streit mit Agamemnon, sodass er der Schlacht fernblieb: Diese Begebenheit wird als „Zorn des Achill“ in der Ilias besungen. Der Tod des Patroklos trieb ihn dazu, wieder zu den Waffen zu greifen, um ihn an Hektor, dem größten Helden der Troer, zu rächen. Kurz nachdem Achilleus Hektor getötet hatte, fand er den Tod, als er an seinem verwundbaren Knöchel von einem Pfeil des Paris, den der Gott Apoll dorthin lenkte, getroffen wurde. Die Achill-Überlieferung besteht nicht aus einem einzelnen Text, sondern aus vielen verschiedenen Texten, die aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammen. Diese verschiedenen Texte erzählen zum Teil unterschiedliche Begebenheiten, machen teils widersprüchliche Angaben und bewerten Achills Verhalten auch verschieden. Achill wurde in der griechischen Welt als gottgleicher Heros verehrt. Als schöner und mutiger Vertreter eines hochmütigen Ehrenkodex’ verkörpert er „die ideale Moral eines vollendeten homerischen Edlen.“ 87 Elemente des Achilleus-Stoffes Zeugung In der Hauptüberlieferung sind die Nereide Thetis und Peleus, König von Phthia, die Eltern des Achilleus. Über seinen Vater Peleus und damit seinen Großvater Aiakos ist er ein Urenkel des Zeus. Es gibt aber auch Quellen, welche Polymela, die Tochter des Aktor, zu seiner Mutter machen. In anderen Darstellungen ist Polymela die Schwester des Achilleus. Die Quellen, die Thetis als Mutter Achills benennen, unterscheiden sich zum Teil in der Vorgeschichte seiner Zeugung: Im Volksmärchen, das älter als der Epische Zyklus ist, unterliegt Thetis dem Peleus im Ringkampf. Es kommt nur zur einmaligen Verbindung zwischen ihnen, wonach sich Thetis ins Meer zurückzieht. In den Kyprien, ein Epos im Epischen Zyklus, wie auch in der späteren Ilias des Homer wird Thetis von Hera, der Gattin des Zeus aufgezogen. Ihr zu Gefallen weist, sie die Bewerbungen des Zeus zurück. In einer anderen Variante freien sowohl Zeus als auch Poseidon um Thetis. Die Orakelgöttin Themis weissagt ihnen aber, dass ihr Sohn mit ihr noch stärker sein wird als sie selbst. Deswegen vermählt Zeus sie mit Peleus. Aus dieser Verbindung geht Achilleus hervor. Unverwundbarkeit und Achillesferse Bad des neu geborenen Achilles, Haus des Theseus, Paphos (Zypern), 5.Jhdt.n.Chr. Einer der bedeutendsten Aspekte der Erzählungen um Achill, die sprichwörtlich gewordene Achillesferse, hängt mit dem Wunsch seiner Mutter Thetis zusammen, den Knaben von der Sterblichkeit seines Vaters zu reinigen und ihm Unverwundbarkeit zu verleihen. Ihre Versuche, dies herbeizuführen, sind in unterschiedlichen Fassungen überliefert: Einer Version zufolge setzte Thetis alle ihre Kinder in einen Kessel mit kochendem Wasser oder direkt in das Feuer, um sie unsterblich zu machen.[7] In einem anderen Überlieferungsstrang salbte sie ihre Kinder tagsüber mit dem göttlichen Nektar Ambrosia und setzte sie nachts ins Feuer, damit es den sterblichen Teil der Kinder verzehre. Peleus unterbrach sie, ehe sie Achill dasselbe Schicksal bereiten konnte, und rettet ihm damit das Leben. Ähnliche Legenden sind mit Demophon von Eleusis und mit Isis in der ägyptischen Mythologie verbunden. Das Feuer hat aber bereits den Knöchel Achills zerstört. Sein Vater heilt ihn, indem er die entsprechenden Knochen dem Skelett des Damysos, dem schnellfüßigsten Giganten, entnimmt. 88 Das Motiv der Ferse als einzige verwundbare Stelle an Achills Körper begegnet zuerst im ersten Jahrhundert n. Chr. bei Statius. Ihm zufolge tauchte Thetis Achill in die Wasser des Styx, den Fluss der Unterwelt, wobei sie ihn an der Ferse festhielt. Auf diese Weise wurde er unverwundbar, außer an der Ferse, an der seine Mutter ihn hielt. Daher stammt der noch heute übliche Ausdruck „Achillesferse“, der eine „verwundbare Stelle“, einen „sensiblen Punkt“ bezeichnet. Wenig später erwähnt Hyginus ausdrücklich den Knöchel, den Apollon mit seinem Pfeil durchbohrt, als einzige verwundbare Stelle.[13] Allerdings stellen bereits vier Vasen aus der Archaik und vom Beginn der Klassischen Epoche dar, wie Paris einen Pfeil in Richtung des Unterleibs des Achill abschießt oder zeigen sogar den toten Achill mit einem Pfeil in seinem Fuß. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Überlieferung der „Achillesferse“ bereits in der griechischen Antike bekannt war. Schließlich sprechen alle Autoren – mit Ausnahme des Mythographus Vaticanus, der von der planta, der Fußsohle, spricht – vom Knöchel (lateinisch talus, altgriechisch σφυρόν (sphyrón), aber das Wort talus ändert seine Bedeutung über das französische talon (Ferse). Trotz der Variantenvielfalt erwähnt die Ilias bei der Geburt des Achilleus keine davon, und es existiert im Homer-Epos keinen Hinweis darauf, dass Achill körperlich unempfindlich wäre. In der Posthomerika des Quintus von Smyrna wird er vom äthiopischen Prinzen Memnon verwundet. Im Übrigen ist Achill nicht der einzige berühmte (fast) unverwundbare griechische Held: Die spätere Überlieferung spricht diesen Vorzug auch Ajax dem Großen zu. Erziehung bei Cheiron Peleus vertraut Achilles dem Cheiron an, Lekythos mit weißem Grund, etwa 500 v. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Athen Die Hauptüberlieferung will, dass Achill, anderen Heroen wie Jason und Aktaion ähnlich, von seinem Vater dem Kentauren Cheiron anvertraut wird, der auf dem Berg Pelion in Thessalien lebt. Bei ihm lernt er, die Waffen zu führen, die Kunst, ein Pferd zu besteigen und zu jagen, und die Musik. Die Literatur berichtet von seinen außergewöhnlichen Leistungen bei der Jagd, aber von keiner eigenständigen Heldentat des Jünglings. 89 Die Ilias behandelt Cheiron weniger ausführlich. Bei Homer wird Achilleus von seiner Mutter erzogen, erst bei Kriegsausbruch sendet Peleus ihn zu Phoinix, wo er die Redekunst und den Umgang mit den Waffen erlernt. Das Vorhandensein der Cheiron-Episode hängt in den Erzählungen davon ab, wie die Beziehung zwischen Thetis und Peleus verlaufen ist: Die Kyprien und die Ilias berichten nicht vom Ringkampf zwischen Peleus und Thetis, und Thetis zieht sich nicht zu den Nereiden zurück. Demnach wird Achill bei seinen Eltern aufgezogen. Versteck in Skyros Achilles bei Lykomedes, Flachrelief eines attischen Sarkophags, etwa 240 n. Chr., Louvre Bevor Achilleus in den Krieg zieht, hält er sich in Skyros auf. Die Skyros-Episode ist in zwei Versionen überliefert: In der Ilias, den Kyprien und in der Kleinen Ilias erobert Achilleus Skyros noch vor der Fahrt nach Mysien (siehe unten). Dort zeugt er mit Deidameia, der Tochter des Königs Lykomedes von Skyros, einen Sohn, dem er den Namen Neoptolemos oder – unter Mitwirkung des Lykomedes – Pyrrhos gibt. In einer populäreren, aber viel späteren, wohl frühestens aus dem fünften Jahrhundert vor Christus stammenden Variante wird Achilleus von seiner Mutter als neunjähriger Knabe in Skyros versteckt: Thetis weiß, dass Achill am Trojanischen Krieg wird teilnehmen müssen. Thetis oder Peleus, die um sein Leben fürchten, verkleiden ihn als Mädchen und verstecken ihn unter den Töchtern des Lykomedes, um ihn dem Drängen der Krieger zu entziehen. Bei Lykomedes trägt Achill den Namen Pyrrha, „die Rothaarige“. Als Mädchen verkleidet verliebt sich Achill in den Frauengemächern in Deidameia und zeugt mit ihr heimlich einen Sohn, der nach Achills Tod ebenfalls in den Trojanischen Krieg zieht. Ein Orakel des Kalchas hat die Achäer belehrt, dass sie Achill brauchen, um Troja einzunehmen. Nachdem sie in Phthia von Peleus abgewiesen wurden, erfahren sie von Kalchas, dass Achilleus in Skyros versteckt ist. Diomedes, Odysseus und der Trompeter Agyrtes kommen schließlich in Skyros an, und identifizieren Achill, der mit ihnen zum Heer der Griechen zurückkehrt. Diese Handlung ist Gegenstand einer Tragödie des Euripides, Die Leute von Skyros. Ovid erzählt, wie Odysseus sich als Kaufmann verkleidet und den Töchtern des Lykomedes kostbare Gewänder und Waffen anbietet; Achilles verrät sich, als er als einziger Schild und Schwert ergreift. 90 In der Bibliotheke des Apollodor ist es der Klang einer Trompete, die das Heldentum des Jünglings erweckt, womit er sich verrät. Statius kombiniert diese beiden Varianten. Bei Hyginus erscheint Achill etwas weniger naiv: Als er die Trompete hört, glaubt Achill, die Stadt würde angegriffen, und ergreift die Waffen zur Verteidigung. Nachdem Achill entlarvt ist, wird auch seine Beziehung zu Deidameia ruchbar und die beiden werden miteinander vermählt. Die Ilias kennt diese Episode nicht. Dort wird Achill zusammen mit Patroklos und den Myrmidonen direkt von Peleus entsandt, sobald sich die griechischen Anführer in Aulis sammeln. Telephos Die Kyprien berichten, wie die Flotte anschließend nach einem Sturm fälschlicherweise in Teuthranien in Mysien landet. Im Irrglauben, Troja erreicht zu haben, gehen die Achäer zum Angriff über und stoßen mit dem dortigen König, Telephos, dem Sohn des Herakles, zusammen. Achill trifft auf diesen und verwundet ihn. Die Expedition der Griechen fährt wieder zurück, aber ein Sturm trägt sie bis zur Insel Skyros, wo Achill die Deidameia heiratet, die Tochter des Königs Lykomedes.[35] Die Kypria erzählen, wie sich der noch immer verwundete Telephos nach Argos begibt, um von Achill im Austausch gegen Informationen über die Route nach Troja geheilt zu werden. Die Ilias erwähnt diese Ereignisse weder, noch widerspricht sie ihnen. Im fünften Jahrhundert v. Chr. ist die Geschichte von Telephos und Achill durch die PindarRezeption bekannt, der in seinen Isthmischen Siegesgesängen darauf anspielt, und auch durch Aischylos, Sophokles und Euripides: Aischylos und Sophokles weihten ihm jeder eine (heute verlorene) Tragödie, die wahrscheinlich den Bericht von der Ankunft in Mysien bis zur Genesung in Argos umfasste. Das ebenfalls verschollene Telephos-Drama des Euripides ist durch die zahlreichen Andeutungen des Aristophanes bekannt: es konzentriert sich auf Telephos’ Ankunft und seine Genesung in Argos. Spätere Quellen präzisieren, dass Telephos flieht, als er Achill begegnet. Von Dionysos durch eine Weinranke zum Stolpern gebracht und halb auf den Boden gestürzt, wird er von Achills Lanze verwundet. Nur der Rost, oder die Eisenspäne ebendieser Lanze sind es – gemäß einem häufigen magischen Schema –, die ihn heilen kann. Die Fahrt nach Troja Ereignisse des Trojanischen Kriegs, die denen der Ilias vorangehen, sind zum Teil widersprüchlich überliefert. Insbesondere ist nicht klar, warum Achill am Trojanischen Krieg teilnehmen musste. Das griechische Heer rekrutierte sich aus den Freiern der von Paris geraubten Helena, die einander vor Helenas Wahl geschworen hatten, ihren Ehemann zu unterstützen, sollte Helena entführt werden. Achill kann aber nicht zu diesen Freiern gezählt haben: Auf der Hochzeit seiner Eltern Thetis und Peleus entstand der durch die nicht eingeladene Göttin der Zwietracht Eris ausgelöste Streit der drei Göttinnen Hera, Pallas Athene und Aphrodite, welche von ihnen die Schönste sei. Zur Entscheidung riefen sie Paris auf, der sich für Aphrodite entschied und anschließend Helena aus Sparta raubte, wo diese schon ungefähr zehn Jahre verheiratet war. Wenn Achilleus nach der Hochzeit seiner Eltern geboren worden wäre, wäre er bei dem Treffen der vielen Fürsten, die in Sparta um Helenas Hand warben, noch nicht geboren gewesen. Es bestand für ihn also auch keinerlei Verpflichtung aus dem von Odysseus formulierten und von allen Freiern ratifizierten Schutzbündnis, nach Troja zu ziehen. 91 Als die griechische Armee aufbrechen will, hält die Göttin Artemis in ihrem Zorn auf Agamemnon, den Heerführer der Griechen, die Flotte in Aulis auf. Ein Orakel offenbart, dass Iphigenie, die Tochter Agamemnons, geopfert werden muss. Um sie nach Aulis zu locken, versprechen ihr die Heerführer die Heirat mit Achill. Nachdem Iphigenie geopfert ist, legt die Flotte ab und nimmt Kurs auf die Insel Tenedos, wo ein Festgelage abgehalten wird. Achill gerät in Wut, weil er erst später eingeladen wird. In der Überlieferung findet sich noch eine Gelegenheit, da Achill anlässlich eines Abendessens wütend wird: In der Odyssee bietet der Aöde Demodokos am Hof des Alkinoos an, vom Streit zwischen Achill und Odysseus zu singen: von diesem Streit war vom Orakel von Delphi vorhergesagt worden, dass er das Vorzeichen für den Fall Trojas sein werde. Eine Andeutung Plutarchs zu einem verlorengegangenen Stück von Sophokles berichtet ebenfalls, dass Odysseus sich während eines Banketts über den Zorn des Achill lustig gemacht habe: Odysseus wirft ihm vor, im Angesicht Trojas und Hektors Angst bekommen zu haben, und einen Vorwand gesucht zu haben, sich vor der Schlacht zu drücken. Es ist nicht leicht herauszufinden, ob es sich hier um ein und dieselbe Begebenheit handelt oder um zwei verschiedene Wutausbrüche Achills. Ein zweiter Vorfall ereignet sich in Tenedos: Die Insel wird von Tenes regiert, einem Sohn des Apollon. Dieser weist die Achäer ab. Achill tötet ihn, obwohl seine Mutter – aus Sorge, Achill würde selbst von der Hand des Apollon den Tod finden – ihn gewarnt hatte, Tenes zu töten. Plutarch seinerseits erzählt, dass Thetis einen Diener zu Achill entsandte, um ihn an ihre Warnung zu gemahnen; Achill hielt sich daran, bis er der Tochter des Tenes begegnet, die ihn mit ihrer Schönheit beeindruckte. Tenes tritt zwischen die beiden, um seine Tochter zu beschützen, woraufhin Achill die Warnung vergisst und ihn tötet. Erste Kriegsjahre Achill verbindet Patroklos, von Sosias rotfigurig bemalte etruskische Kylix ca. 500 v. Chr., Staatliche Museen zu Berlin Bevor die griechische Flotte vor Troja anlegt, wird Achill von seiner Mutter davor gewarnt, als erster das Land zu betreten, weil er sonst auch als erster der Griechen sterben würde. Achill befolgt ihren Rat und so trifft Protesilaos dieses Schicksal. Achill trifft auf Kyknos, einen Sohn des Meeresgottes Poseidon und König von Kolonos. Dieser will verhindern, dass die Griechen landen können. Kyknos ist unverwundbar: Keine Waffe kann ihn verletzen. Achill schafft es schließlich doch, ihn zu töten, indem er ihn mit dem Kinnriemen seines Helms erwürgt beziehungsweise indem er ihn, einer anderen Version zufolge, mit einem Steinwurf tötet. Die Griechen schlagen ihr Lager am Strand vor Troja auf. Eine Gesandtschaft der Achäer, die Helena zurückfordert, wird abgewiesen. Achill verspürt Verlangen danach, sie zu sehen. Die 92 Kypria berichten nur davon, dass ein Treffen von Aphrodite und Thetis arrangiert wird, ohne näher ins Detail zu gehen. Allerdings erzählt eine hellenistische Variante von einer Wahrsagung Kassandras, nach der Helena fünf Ehemänner haben würde — Theseus, Menelaos, Paris, Deiphobos und Achill. Es handelt sich dabei offensichtlich nicht um eine Anspielung auf die Herrschaft Achills nach seinem Tod im Elysium, denn die gleiche Quelle macht Medea zu seiner Gattin post mortem. Vielmehr lässt sich aus dem Wahrspruch der Kassandra der Schluss ziehen, dass die Begegnung Achills und Helenas mit der Vereinigung der beiden geendet hat. Einmal, als sich die Trojaner hinter ihre Stadtmauern zurückziehen, benutzt Achill die Gelegenheit, ihnen die Versorgung abzuschneiden. Vom Bug seiner Schiffe aus greift er elf kleinasiatische Bürger an, die Troja tributpflichtig sind. Dies geschieht in Lyrnessos, der Stadt, bei deren Eroberung Achill im zehnten Jahr der Belagerung die Briseis als Ehrenanteil an der Beute erhält, wohingegen Agamemnon die Chryseis zugesprochen wird. Achilles Zorn An dieser Stelle setzt der Bericht der Ilias ein. Eine Pest befällt das Lager der Griechen, und der von Achill ermutigte Kalchas offenbart, die Pest sei eine Strafe Apollons: Der Gott bestrafe Agamemnon dafür, dass dieser seinem Priester Chryses die Tochter Chryseis nicht zurückgegeben hat. Zum Nachgeben gezwungen, beansprucht Agamemnon ergrimmt einen anderen Teil der Beute für sich. Achill protestiert und Agamemnon beschließt, ihm die ihm zugesprochene Briseis wegzunehmen. Im Zorn beschließt Achill, sich in sein Zelt zurückzuziehen und schwört bei Zeus, unter Agamemnon nicht mehr in die Schlacht zurückzukehren. Achill fleht seine Mutter an, bei Zeus für die Trojaner um Gunst zu bitten, solange er selbst dem Schlachtfeld fern bleibt. Zeus stimmt dem zu. Diese Begebenheit wird im ersten Vers der Ilias wiedergegeben: „Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus, Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte, Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden, Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet“ Ohne Achills Hilfe stecken die Griechen Niederlage um Niederlage ein. Als die Griechen so sehr bedrängt sind, dass die Trojaner drohen, ihre Schiffe in Brand zu setzen, kommen der alte Weise Nestor, sowie Phoinix und Odysseus zu Achill und treten als Gesandte für die Sache der Achäer ein. Achill bleibt stur, aber sein Freund Patroklos, der vom Unheil seiner Kameraden ergriffen ist, erwirkt die Erlaubnis von Achill, die Griechen zu unterstützen und dabei die Rüstung Achills zu tragen. Dies zeigt Erfolg, aber Patroklos schlägt die Trojaner nicht nur zurück, sondern macht sich auch an ihre Verfolgung, obwohl er Achill Gegenteiliges versprochen hatte. Dabei wird er von Hektor getötet, der Achills Rüstung als Beute nimmt. Wütend und gedemütigt – von Patroklos getäuscht, der nun tot ist und von Hektor symbolisch überwunden – entscheidet Achill, sich zu rächen. Dabei missachtet er die Warnungen seiner Mutter: Würde er Hektor angreifen, so stürbe er wenige Zeit später. Hephaistos schmiedet ihm neue Waffen, in denen er den Kampf mit Hektor sucht. 93 Achill schleift Hektors Leiche an seinem Streitwagen, in Oria gefundener Kamm, zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Tarent Nachdem er seine göttliche Rüstung erhalten hat, zieht er aufs Neue in die Schlacht und metzelt in seinem Zorn im Alleingang eine so große Zahl von Trojanern nieder, dass die Wasser des Skamander von Leichen übersät sind und das Wasser eine blutrote Farbe angenommen hat. Weil der Flussgott beleidigt ist, will er Achill ertränken, Achill wird aber durch das Eingreifen des Hephaistos gerettet. Achill trifft schließlich auf Hektor, fordert ihn heraus und tötet ihn mit Athenes Hilfe. Er schleift den Leichnam mit seinem Streitwagen dreimal um die Stadt, bevor er ihn in das Lager der Achäer bringt. In sein Zelt zurückgekehrt, weint der Held um seinen toten Freund Patroklos. Als er dessen Leichnam verbrennt, schneidet er sein Haar zum Zeichen der Trauer und opfert vier Pferde, neun Hunde und zwölf trojanische Jünglinge, deren Körper auf den Scheiterhaufen geworfen werden. Am nächsten Tag schleift er aufs Neue Hektors Körper hinter seinem Streitwagen her, diesmal um das Grabmal des Patroklos herum. Dennoch zeigt Achill Menschlichkeit, als er den König Priamos, den Vater Hektors, in sein Zelt kommen lässt, der ihn um den Körper seines Sohns anfleht, um ihm ein würdevolles Begräbnis zu bereiten. Er hört dabei auf seine Mutter: Thetis wurde von den Göttern geschickt, die mit der Misshandlung der Leiche nicht einverstanden sind. Tötung des Memnon und der Penthesilea Der Kampf zwischen Achill und Penthesilea, gläserne Trinkschale aus Basilikata, Ende des fünften Jahrhunderts n. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Madrid 94 Thesauros von Sifnos in Delphi um 525 v. Chr. Kolorierte Kopie: Georg-August-Universität Göttingen Die Aithiopis, eines der Epen des Trojanischen Zyklus, nimmt den Bericht des Trojanischen Kriegs an der Stelle auf, an der die Ilias endet. Sie erzählt, wie in Priamos’ Stadt nach dem Tode Hektors neue Helden ankommen. Das ist zunächst die Amazone Penthesilea, Tochter des Kriegsgottes Ares. Achill duelliert sich mit ihr, tötet sie und verliebt sich in die Sterbende oder Tote, was den Spott des Thersites erregt. Achill ist über Thersites’ Spott entrüstet, tötet ihn und muss sich anschließend auf der Insel Lesbos von dieser Mordtat durch Odysseus entsühnen lassen. Wenig später trifft Memnon ein, der Sohn der Morgenröte Eos und des Tithon und Prinz von Äthiopien. Auch er begegnet Achill im Zweikampf und wird von ihm getötet. Tod Die Tage Achills sind von nun an gezählt. Xanthos, ein unsterbliches Pferd Achills, hat es dem Helden vorhergesagt, wobei es seinen Tod als „mächtige[n] Gott“ bezeichnet hat. Ebenso hat Thetis ihn mehrmals gewarnt, dass er jung sterben würde: „an der Mauer der ErzUmpanzerten Troer / Sei [er] zu sterben bestimmt durch Apollons schnelle Geschosse.“ Schließlich hat auch der sterbende Hektor den Tod seines Gegners durch Paris und Apollon nahe beim Skäischen Tor geweissagt. Thetis und die Nereiden beweinen den Tod des Achilles, schwarzfigurige korinthische Hydria 560–550 v. Chr., Louvre 95 Es existieren mehrere Versionen von Achills Tod. Die Aithiopis beschreibt, dass er von der Hand des Paris und des Apollons stirbt, als er die Trojaner bis in ihre Stadtmauern verfolgt. Pindar lässt hören, dass der Gott die Gestalt des Priamos-Sohnes annahm und Achill tötete, um die Eroberung der Stadt Troja hinauszuschieben, wie er es schon in der Ilias mit Patroklos getan hat, um dessen Sturmangriff aufzuhalten. Die Aeneis ist die erste Quelle, die explizit davon spricht, dass Paris den tödlichen, von Apollon gelenkten Pfeil abgeschossen habe. Eine andere Überlieferung bringt Achills Tod mit seiner Liebe zu Polyxena, einer Tochter des Priamos, in Verbindung: Der Heros wird getötet, als er im Tempel des thymbrischen Apollon bei Priamos um die Hand seiner Tochter anhält. In einer anderen Version verliebt sich Achill in Polyxena, als sie ihren Vater zu Achill begleitet, um Hektors Leiche zu fordern. Priamos verspricht ihm dabei ihre Hand unter der Bedingung, dass er den Krieg beendet – dabei handelt es sich in Wirklichkeit um einen Hinterhalt: Paris erwartet ihn, hinter einer Säule des Tempels versteckt, mit dem Bogen in der Hand. Es existiert eine weitere Variante, die auf Gustav Schwab zurück geht. Es sei hier die Bearbeitung durch Heinrich Alexander Stoll zitiert: „Als Apollo vom Olymp herab die unermessliche Menge Erschlagener sah, erneuerte sich sein unerbittlicher Zorn gegen Achilles. Wie ein reißendes Tier stieg er vom Göttersitz hernieder, den Köcher mit den tödlichen Pfeilen auf dem Rücken. So trat er dem Achilles entgegen und ließ seine furchtbare Stimme erschallen: ‚Laß von den Trojanern ab und wüte nicht wie ein Rasender! Hüte Dich, daß dich nicht einer der Unsterblichen verderbe!‘“ Achilles erkannte die Stimme des Gottes, aber er ließ sich nicht einschüchtern, sondern rief: „Willst Du mich reizen, mit Göttern zu kämpfen, da du immerfort die Frevler, die Trojaner, begünstigst? Schon einmal hast du mich in Zorn gebracht, als du mir zum ersten Mal Hektor entrissest. Nun rate ich dir: Entweiche zu den übrigen Göttern, daß dich mein Speer nicht treffe, obwohl du unsterblich bist!“ Mit diesen Worten wandte er sich von Apollo ab und den Feinden wieder zu. Zürnend verhüllte dieser sich in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil auf seinen Bogen und schoss aus dem Nebel dem Helden in die verwundbare Ferse. Ein stechender Schmerz durchfuhr Achilles bis ins Herz hinan, und wie ein unterhöhlter Turm stürzte er plötzlich zu Boden. Liegend spähte er um sich und schrie: „Wer hat mir den tückischen Pfeil zugeschickt? Oh, daß er mir im offenen Kampfe entgegen träte! Wie wollte ich ihm sein Gedärm aus dem Leibe reißen und all sein Blut vergießen, bis seine verfluchte Seele in den Hades führe! Aus dem Verborgenen stellen nur Feiglinge dem Tapferen nach! Wisse er dies, auch wenn er ein Gott wäre. Ich ahne ja, daß es Apollo war.“ So sprach er und zog den Pfeil aus der Wunde. Zornig schleuderte er ihn weg, als er das dunkle Blut nachquellen sah. Apollo aber hob den Pfeil auf und kehrte zum Olymp zurück, wo er sich wieder unter die anderen Götter mischte. Die einen von ihnen zürnten ihm, die anderen dankten ihm im Herzen. Sein Begräbnis wird im vierzehnten Gesang der Odyssee vom Geist Agamemnons erzählt, und auch im dritten Buch der Posthomerika des Quintus von Smyrna. Seine Asche wurde mit der des Patroklos und des Antilochos in einer goldenen Urne vermengt. Achilleus wurde unter Klagen und Weinen in den Fluten des Hellespont bestattet und konnte den Sieg der Griechen nicht mehr erleben. 96 Nach seinem Tod Ajax trägt den Körper des Achilleus, schwarzfiguriger attischer Lekythos ca. 510 v. Chr., Staatliche Antikensammlungen zu München Homer stellt Achill in der Odyssee als enttäuschten König über den Asphodeliengrund im Hades dar. Dem Odysseus, der ihn zu seiner Herrschaft über die Toten beglückwünscht, antwortet er: „Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod, ruhmvoller Odysseus. Lieber möcht’ ich fürwahr dem unbegüterten Meier, Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baut, Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.“ In der Aithiopis stellt Thetis ihn dar, als lebte er das ideale Leben eines Kriegers auf der Insel Leuke, in zahllosen Schlachten und ewigen Festen. Er ist mit Medea, Helena, Iphigenie oder auch mit Polyxena verheiratet. Pindar spricht in den Nemeischen Siegesgesängen[100] von einer glänzenden Insel, die im Pontos Euxeinos liegt. Euripides übernimmt diese Version in seiner Andromache. Interpretation Trotz seiner Herkunft von Peleus und Thetis ist Achilleus sterblich. Allerdings bezeichnet Homer den Zorn des Heroen als Ausfluss des Göttlichen. Dieser habe nichts mit der Wut und dem Groll gewöhnlicher Menschen gemein, sondern ist ein heiliger Zorn, eine göttliche Passion. Auch die anderen Helden der Ilias sind von der Mania besessen, von kriegerischem Wahn, der sie blendet – mit Ausnahme von Odysseus. Als Agamemnon dem Peliden die Briseis entreißt, ist er zutiefst gekränkt. Er fühlt sich, als hätte er seine Heldenehre verloren, dank derer Zeus ihn zu seinen Lieblingen zählt. 97 Infolgedessen beeindrucken ihn die Sühnegeschenke wenig, die ihm Agamemnon anbietet. Schlimmer noch, sie vergrößern nur seinen Zorn, und Agamemnon glaubt, Achills heilige Raserei mit einfachen Geschenken ruhig stellen zu können. Obwohl sie sehr kostbar sind, sind sie bloß menschlicher Natur und daher wertlos im Angesicht dessen, was Achills Göttlichkeit ausmacht. Achill ist eine zwiespältige Persönlichkeit, denn es steht ihm frei, die Riten der Helden und die Sitten der Menschen zu respektieren. Dies zwingt ihn dazu, keiner Gruppe anzugehören, was ihm einen abseitigen Platz im Werk Homers verschafft. Diese Zwiespältigkeit Achills scheint besonders stark zur Identifikation einzuladen.[103][104] Er ist im Grunde seines Herzens friedliebend und hasst den Krieg, aber wenn er kämpft, dann unaufhaltsam und brutal; er erscheint manchen Autoren heterosexuell (Deidameia, Briseis, Polyxena), anderen eher homosexuell (Patroklos);[105] er schwankt zwischen Unterordnung unter ein gemeinsames Ziel und völliger Eigenwilligkeit; er ist jung, schön und schnell – und dennoch verletzlich; er ist ein gefürchteter Kämpfer – und flieht in der Not in die Arme seiner Mutter. Bereits bei Homer sind alle diese Widersprüche in seiner Person vereinigt, und doch vermittelt er nie den Eindruck eines poetischen Konstrukts. In dieser Fülle der Eigenschaften, der Widersprüche liegt seine besondere Lebenskraft: Weil sein Stolz gekränkt ist, tritt er in Kriegsstreik. Aus einem privaten Motiv kehrt er auf den Kriegsschauplatz zurück: er will seinen Freund rächen. Die eigentlichen Kriegsziele, Troja und Helena, sind ihm anscheinend völlig gleichgültig. Alle anderen Kriegsteilnehmer stehen im Dienst der Kriegsziele, der Kämpfer Achilleus aber verwirklicht sich selbst. Für Hegel verkörpert Achilleus das Ideal des epischen Helden: „Bei Achill kann man sagen: Das ist ein Mensch! – Die Vielseitigkeit der edlen menschlichen Natur entwickelt ihren ganzen Reichtum an diesem einen Individuum.“ Kultus Johann Heinrich Füssli, Thetis beweint den Tod des Achill, 1780, Art Institute of Chicago Achill ist in vielen mediterranen Regionen Gegenstand eines Heroenkults geworden. Es ist unklar, wie der Kultus seinen Aufschwung genommen hat, denn in der Regel konzentrieren sich die Heroenkulte auf das Grab des Helden. 98 Im Fall Achills würde man erwarten, seine Überreste unweit von Troja im Hellespont zu finden: In der Ilias (XXIII) wird Patroklos dort beerdigt, und dessen Geist bittet Achill darum, dass beider sterblichen Hüllen am gleichen Ort begraben werden sollen. Die Odyssee beschreibt genauer, dass ein großer Tumulus, ein vom Meer aus sichtbarer Grabhügel von den Achäern errichtet worden ist. Die Verehrung des Heros im fünften Jahrhundert vor Christus ist belegt und eine nach ihm benannte Stadt, Achilleion, ist an dieser Stelle gegründet worden. Die Thessalier führten eine jährliche Pilgerfahrt durch, und einige Quellen erwähnen, dass auch die persische Armee während der Perserkriege dorthin kam und Achill ebenso verehrte[111] wie nach ihnen Alexander der Große. und auch Caracalla Der Achillkult beschränkt sich aber nicht nur auf seine Grabstätte: Er wird ebenso im kleinasiatischen Eritrea, in Kroton, in Sparta und in Elis verehrt, und selbst auf Astypalea, einer kykladischen Insel. Der Kult, von dem wir die reichste Fundsituation haben, ist der Kult aus der Region Olbia am Schwarzen Meer, der vom sechsten Jahrhundert vor Christus bis zur Zeit des Römischen Reichs belegt ist. Eine Reihe von Grabstelen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus beweisen, dass Achill dort unter dem Beinamen „Pontarch“ (altgriechisch für Herrscher der Pontos) verehrt wurde. Er ist auch in römischer Zeit eine der Hauptgottheiten dieser Region. Ein Fragment des Alkaios von Lesbos, das die Wortverbindung dieser Grabinschriften wieder aufnimmt, spricht davon, dass Achill über die Skythen herrscht. Im gleichen Gebiet wird die Halbinsel Tendra als „Rennbahn des Achilleus“ bezeichnet. Der Name leitet sich möglicherweise von den athletischen Spielen ab, die dort zu Ehren des Heros veranstaltet wurden, und für die es Zeugnisse aus dem ersten Jahrhundert gibt. Schließlich ist Leuke (heute die Schlangeninsel, wörtlich: „Die Weiße“) im Nordwesten des Schwarzen Meers die Kultstätte des Achill, die in der Antike am bekanntesten war. Sie beherbergt einen Tempel und eine Statue. Dem Heros wird zugeschrieben, an der Kultstätte zu wohnen: Er erscheint den Seefahrern, die sich der Insel nähern, als Vision. Die Achill-Verehrung ist oftmals mit dem Meer verbunden, eine Verbindung, die sich nicht aus den Elementen seines Mythos erklären lässt, sondern nur aus der Tatsache, dass er der Sohn einer Nereide, einer Meergottheit, ist. Er wird auch gemeinsam mit Thetis im kleinasiatischen Eritrea verehrt. Achilleus ist besonders bei Seefahrern beliebt, die ihm die meisten der Opfergaben geweiht haben, die man im Schwarzen Meer gefunden hat. Achill als Vorbild Unabhängig von seiner Verehrung als Gottheit drängt sich Achill den Griechen als exemplarische Heldenpersönlichkeit auf. Auch Alexander der Große vergleicht sich mit ihm – er bedauerte angeblich, keinen Homer gefunden zu haben, der seine eigenen Taten besingen könnte. In Begleitung seines Freundes Hephaestion opferte der Eroberer ihm auf dem Grabhügel von Achill und Patroklos. 99 Rezeption Antike Literatur und Philosophie In der Antike[123] dominiert die Überlieferung, dass Achill nach seinem Tod fortlebt. Davon setzt sich die Ilias ab, und kompensiert dies durch sein Weiterleben in der unvergänglichen Rühmung durch die Dichter. Homer legt den kühnen Achill als Gegenbild zum listigen und manchmal lügnerischen Odysseus an. Das zentrale Merkmal Achills in der Ilias ist sein Zorn. Dabei bezeichnet Homer seinen Zorn als Ausfluss des Göttlichen. Er habe nichts mit der Wut und dem Groll gewöhnlicher Menschen gemein, sondern ist ein heiliger Zorn, eine göttliche Passion. Auch die anderen Helden der Ilias sind von der Mania besessen, von kriegerischem Wahn, der sie blendet – mit Ausnahme von Odysseus. Achills Ehrgefühl motiviert dort sowohl seinen Rückzug aus der Schlacht, als auch seinen Wiedereintritt: Als Agamemnon ihm die Briseis entreißt, ist er zutiefst gekränkt. Er fühlt sich, als hätte er seine Heldenehre verloren, dank derer Zeus ihn zu seinen Lieblingen zählt. Infolgedessen beeindrucken ihn die Sühnegeschenke wenig, die ihm Agamemnon anbietet. Schlimmer noch, es heizt seinen Zorn nur weiter an, dass Agamemnon glaubt, seine heilige Raserei mit einfachen Geschenken ruhig stellen zu können. Denn obzwar sie sehr kostbar sind, sind sie doch bloß menschlich und daher wertlos im Angesicht dessen, was Achills Göttlichkeit ausmacht. Um die Ehre des Patroklos wiederherzustellen, rächt er ihn an Hektor. Neben diesem dominierenden Charakterzug steht in der Ilias allerdings auch sein Mitleid mit Priamos bei der Herausgabe von Hektors Leiche. Anders als Homer sprechen die griechischen Lyriker von Achills Leben nach dem Tod: Alkaios bezeichnet ihn als Herrscher über die Skythen, Ibykos und Simonides siedeln ihn mit Medea als Gattin im Elysium an, bei Stesichoros lebt er nach seinem Tod auf der Insel der Seligen weiter. In den Oden des Pindar wird Achill als Beispiel größter Leistung besungen, und dafür, wie zwar der Tod das menschliche Glück beschränkt, aber durch Unsterblichkeit in der Dichtung kompensiert werden kann[125] Achill taucht in verschiedenen Dramen als handelnde Figur auf: das einzige dieser Dramen, das noch erhalten ist, ist Euripides’ Iphigenie in Aulis. In den verlorenen Euripides-Dramen Telephos und Die Leute von Skyros tritt Achill auf, und in Hekabe fordert sein Geist die Opferung der Polyxena. In Aischylos’ Werk taucht Achill in der verlorenen Tragödie Seelenschwäche auf, in der sein Kampf mit Memnon beschrieben wird, sowie in einer Tragödie, die den Streit um seine Waffen zum Thema hat, und in einer Achilleis-Trilogie, in der die Beziehung zu Patroklos als homoerotische Beziehung beschrieben wird. Sokrates befasst sich damit, Achills moralische Geradlinigkeit in Frage zu stellen. Mithilfe eines Vergleichs zwischen Odysseus und Achill zeigt Sokrates, dass Achill nicht weniger als Odysseus ein Betrüger, sondern nur ein Betrüger mit geringerer Begabung gewesen sei: Nur mangels ausreichender intellektueller Größe sei Achill nicht dazu in der Lage gewesen, andere hinters Licht zu führen. Platon gibt der Figur des Achills eine ethische Bedeutung, indem er sein Weiterleben nach dem Tod auf der Insel der Seligen als Belohnung für seinen Liebestod deutet. Auch Aristoteles[] stellt Achill als ethisches Vorbild dar. 100 Ein Bewegungsparadoxon des Zenon von Elea kontrastiert die sprichwörtliche Schnelligkeit des Achill damit, dass er eine Schildkröte nicht einholen kann. In der römischen Antike wird Achill vor allem auf seine Grausamkeit und Mordlust reduziert: Die fragmentarisch überlieferten Dramen Achilles, Hectoris Lytra des Ennius und Myrmidones, Achilles und Epinausimachia des Accius stellen vermutlich den Trotz Achills ins Zentrum, der ihn innerhalb des griechischen Heeres isoliert. In Vergils Aeneis dient Achill vor allem dazu, den Kontrast für die vorbildliche Tugend des Aeneas abzugeben. Bei Horaz,[128] in den Metamorphosen des Ovid[129] und bei Seneca[130] erscheint Achill grausam und blutrünstig. Cicero kritisiert die Leidenschaftlichkeit Achills aus stoischer Perspektive als krankhaft. Statius bringt in seiner unvollendeten Achilleis Achills kriegerische und sexuelle Gewalt in eine Analogie. Dies drückt sich auch im Penthesilea-Motiv aus: Achill, der Penthesilea kriegerisch überwunden hat, wird von ihr überwunden, indem er sich in sie verliebt. Catull betont die Verbindung von Achills frühem Tod und seinem Ruhm. Tiepolo, Achills Zorn, 1757, Fresko der Villa Valmarana (Vicenza). Athene hält Achill davon ab, Agamemnon zu töten Spätantike und Mittelalter Literatur Im Mittelalter tritt die Homer-Rezeption in den Hintergrund.[132] Stattdessen werden im lateinischen Westen die fiktiven Trojaberichte des Dyctis Cretensis (Ephemeris Belli Troiani) und des Dares Phrygius (Acta diurna belli Troiani) rezipiert, die sich als AugenzeugenBerichte ausgeben. Dyctis Cretensis rückt dabei die schon bei Hyginus erwähnte Liebe Achills zu Polyxena ins Zentrum seines Schicksals: Achill wird von den Trojanern unbewaffnet in den Apollon-Tempel gelockt, um vorgeblich mit Polyxena vermählt zu werden, und dabei hinterrücks ermordet. 101 Dyctis Cretensis schildert Achill als unachtsam. Um 500 n. Chr. deutet Fulgentius die verwundbare Ferse – als Sitz der Venen, welche die Verbindung zum Sitz der Leidenschaften herstellen – als Allegorie auf die Verwundbarkeit des vorbildlichen Helden durch seine Leidenschaft. Der Text des Dyctis Cretensis und die Deutung Fulgentius’ werden die Grundlage dafür, wie Achilleus in den höfischen Troja-Romanen des 12. und 13 Jahrhunderts erscheint: Achill wird dort einerseits als Vorbild für höfische Ritterlichkeit, andererseits als Beispiel Verderbens-Bringender Minne geschildert. Viele Trojaromane des Mittelalters sind den Trojanern mehr gewogen als den Achäern. Das führt dazu, dass Achill im Zweikampf mit Hektor als hinterhältig beschrieben wird: Nur mit Heimtücke überwindet er Hektor, sein Tod wird als die gerechte Strafe dafür angesehen, zuerst um 1165 im Roman de Troie des Benoît de Saint-Maure und in der Bearbeitung von Guido delle Colonne Historia destructionis Troiae im späten 13. Jahrhundert. Herbort von Fritzlar schrieb um 1195 ein Liet von Troye, in dem Achill gleichberechtigt neben Hektor steht, ebenso wie im Trojanerkrieg von Konrad von Würzburg. In französischer Sprache entstehen im 14 Jahrhundert zwei Texte, zwischen 1316 und 1328 der anonyme Ovide moralisé und 1400 die Epistre Othea von Christine de Pizan, die beide die Kritik an Achill enthalten, indem sie Hektor als vorbildlich beschreiben, wohingegen Achill das Opfer seiner Liebe wird. Dieser Wertung folgt auch das Troy Book von John Lydgate, das wie zwei andere mittelenglische Bearbeitungen des Textes von Guido delle Colonne zu Beginn des 15. Jahrhunderts entsteht. 102 Istanbul aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Istanbul Basisdaten Provinz (il): Đstanbul Koordinaten: 41° 1′ N, 28° 58′ O41.0128.96027777777840Koordinaten: 41° 0′ 36″ N, 28° 57′ 37″ O (Karte) Höhe: Fläche: 40 m 1.830,92 km² Einwohner: 13.120.596[1] (2010) Bevölkerungsdichte: 7.166 Einwohner je km² Telefonvorwahl: Postleitzahl: Kfz-Kennzeichen: 212 (europäischer Teil) 216 (asiatischer Teil) 34 xxx 34 (+90) (+90) Struktur und Verwaltung (Stand: 2009) Gliederung: 39 Stadtteile Bürgermeister: Kadir Topbaş (AKP) Webpräsenz: www.ibb.gov.tr 103 Istanbul wird durch den Bosporus in einen europäischen und einen asiatischen Teil getrennt; Aufnahme vom Galataturm aus Die historische Halbinsel und UNESCO-Weltkulturerbe (Luftbild) Luftaufnahme des Goldenen Horns – Halic Istanbul[2] 104 Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch Đstanbul [isˈtɑnbul]) ist die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei und deren Zentrum für Kultur, Handel, Finanzen und Medien. Das Stadtgebiet erstreckt sich am Nordufer des Marmarameeres auf beiden Seiten des Bosporus, der Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Durch diese Lage sowohl im europäischen Thrakien als auch im asiatischen Anatolien ist Istanbul die einzige Metropole der Welt, die sich auf zwei Kontinenten befindet. Das städtische Siedlungsgebiet beherbergt rund 13,1 Millionen Einwohner und nimmt damit den vierten Platz unter den bevölkerungsreichsten Städten der Welt ein. Mit zwei zentralen Kopfbahnhöfen, zahlreichen Fernbusbahnhöfen, zwei großen Flughäfen und einem ausgeprägten Schiffsverkehr bildet Istanbul den größten Verkehrsknotenpunkt des Landes. Seine Transitlage zwischen zwei Kontinenten und zwei Meeresgebieten macht es zu einer wichtigen Station der internationalen Logistik. Die unter den Namen Kalchedon und Byzantion erbaute Metropole kann seit der Gründung ihrer ursprünglichen Stadtteile auf eine 2600-jährige Geschichte zurückblicken, in der sie drei großen Weltreichen als Hauptstadt diente. Die Architektur ist von antiken, mittelalterlichen, neuzeitlichen und zuletzt modernen Baustilen geprägt, sie vereint Elemente der Griechen, Römer, Byzantiner, Osmanen und Türken miteinander zu einem Stadtbild. Aufgrund dieser Einzigartigkeit wurde die historische Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Lange Zeit war Istanbul ein bedeutendes Zentrum des orthodoxen Christentums und des sunnitischen Islams, es ist der Sitz des ökumenischen Patriarchen und hat zahlreiche Moscheen, Kirchen und Synagogen. 2010 war Istanbul Kulturhauptstadt Europas. Geographie Istanbul liegt im Westen der Türkei und umschließt den Bosporus. Das Goldene Horn, eine nach Westen verlaufende Bosporusbucht, trennt den europäischen Teil in einen südlichen und nördlichen Bereich. Der südliche Teil ist eine zwischen Marmarameer und Goldenem Horn liegende Halbinsel mit dem historischen Kern der Stadt. Nördlich davon liegen die an das historische Galata anschließenden Stadtteile. Sowohl nach Westen als auch nach Norden und Osten wächst die Metropole weit über die historischen Stadtteile hinaus. Im Südosten liegen die zu Istanbul gehörenden Prinzeninseln. Das Stadtgebiet besitzt eine Ausdehnung von etwa 50 Kilometern in Nord-Süd-Richtung und rund 100 Kilometern in Ost-West-Richtung. Das Verwaltungsgebiet der Metropolregion ist mit der Provinz Istanbul identisch und hat eine Fläche von 5.343,02 Quadratkilometern. Davon gehören aber nur 1.830,92 (34,2 Prozent) zur eigentlichen Stadt, der Rest mit 3.512,1 Quadratkilometern (65,8 Prozent) besteht aus Vorstädten und Gebieten mit ländlicher Siedlungsstruktur. 105 Geologie Istanbul liegt nördlich der Nordanatolischen Verwerfung, die sich vom nördlichen Anatolien bis zum Marmarameer erstreckt. Die Anatolische Platte schiebt sich hier westwärts an der nördlichen Eurasischen Platte vorbei. Entlang der dadurch entstandenen Transformstörung ereigneten sich allein zwischen 1711 und 1894 66 größere Beben. Bekannt ist das Beben von 447, bei dem 57 Türme der Landmauer einstürzten, und jenes von 559, bei dem Teile der Kuppel der Hagia Sophia wenige Jahre nach der Fertigstellung in die Kirche stürzten. Eines der schwersten Beben, verbunden mit einer gigantischen Flutwelle, die über die Seemauern der Stadt einbrach, ereignete sich 1509. Dabei wurden schätzungsweise 5.000 bis 13.000 Menschen getötet sowie 109 Moscheen und 1.070 Häuser zerstört.[4] Zudem wurde die osmanische Flotte vernichtet. Das nächste starke Beben folgte 1557. 1690 und 1719 richteten Beben beträchtliche Schäden an den Land- und Seemauern an. Gedenkinschriften, die an den Stadttoren nach der Wiederherstellung durch Sultan Ahmed III. angebracht wurden, künden davon. Am 22. Mai 1766 wurde das Bethaus der Fatih-Moschee weitgehend zerstört.[5] 1894 stürzten bei einem Beben weite Teile des Gedeckten Basars ein, dessen breiteste Straße erst nach dieser Katastrophe entstanden ist. Diesem Beben fielen auch die meisten Mosaiken der Hagia Sophia zum Opfer. Geologen prognostizieren ein weiteres Beben ab Stärke 7,0 bis 2025. Die verheerenden Beben vom August 1999 bei Kocaeli mit mehr als 17.000 Toten und im Winter 2002 in der Provinz Afyon sollen Vorboten gewesen sein. Stadtgliederung Stadtteile von Istanbul 106 Karaköy Viertel und Galata Turm im Hintergrund Das Verwaltungsgebiet der Großstadtkommune (Büyükşehir Belediyesi) Istanbul gliedert sich in 39 Stadtteile. Davon entfallen 25 auf den europäischen Teil und 14 auf den asiatischen. Das alte, im Süden der europäischen Seite gelegene Stadtzentrum des einstigen Konstantinopel mit den Stadtteilen Eminönü und Fatih wird durch das Goldene Horn von den nördlicher gelegenen, jüngeren Stadtteilen getrennt und im Westen von der Theodosianischen Landmauer begrenzt. Westlich der Mauer liegt der Stadtteil Eyüp und dahinter und entlang des Marmarameeres liegen neue Wohn- und Gewerbegebiete, die inzwischen sogar bis über den Flughafen hinaus weit nach Westen reichen. Alt-Istanbul im Stadtteil Fatih wird vor allem von den Großmoscheen und einer ehemaligen Kirche geprägt. Um die römische Kontinuität zu betonen, kam im 10. Jahrhundert die Vorstellung auf, Konstantinopel würde wie Rom auf sieben Hügeln ruhen. Obwohl diese Vorstellung ein Konstrukt späterer Zeit und topographisch kaum haltbar (Die "Hügel" sind zwischen 40 und 70 m hoch, zum Vergleich: Das Valens-Aquädukt misst 61 m in der Höhe) ist, findet sich die Sieben-Hügel-Teilung regelmäßig in moderner Literatur wieder. Auf dem ersten Stadthügel liegt demzufolge die Hagia Sophia und knapp dahinter die Sultan-AhmedMoschee, auf dem zweiten die Nuruosmaniye-Moschee, auf dem dritten die SüleymaniyeMoschee, auf dem vierten die Fatih-Moschee Sultan Mehmeds II., auf dem fünften die SultanSelim-Moschee, auf dem sechsten die Mihrimah-Moschee und auf dem siebten, nicht vom Goldenen Horn einsehbaren Stadthügel, die Haseki-Hürrem-Sultan-Moschee. Zum Stadtbild von Fatih gehören ebenfalls die in osmanischer Tradition gebauten Holzhäuser. Nördlich des Goldenen Horns befinden sich die europäisch geprägten Stadtteile Beyoğlu und Beşiktaş, wo sich der letzte Sultanspalast, der Çırağan-Palast, befindet, gefolgt von einer Kette ehemaliger Dörfer wie Ortaköy, Bebek und Sarıyer am Ufer des Bosporus. Hier errichteten wohlhabende Istanbuler bis Anfang des 20. Jahrhunderts luxuriöse Holzvillen, Yalı genannt, die als Sommerwohnsitze dienten. Die auf der asiatischen Seite liegenden Stadtteile Kadıköy und Üsküdar waren ursprünglich selbstständige Städte. Heute sind sie vor allem Wohn- und Geschäftsviertel, in denen etwa ein Drittel der Istanbuler Bevölkerung wohnt. Hieran anschließend wurden entlang dem Bosporus und dem Marmarameer sowie ins asiatische Hinterland hinein Dörfer und Stadtteile großflächig ausgebaut und neu erschlossen. In Beykoz liegen wie am gegenüber liegenden Bosporusufer viele osmanische Yalıs. 107 Bedingt durch das starke Bevölkerungswachstum machen den größten Teil der Stadtfläche heute die modernen, im Hinterland entstandenen Stadtteile wie Bağcılar, Bahçelievler, Küçükçekmece, Sultangazi im europäischen Teil, Maltepe, Pendik und Sultanbeyli im asiatischen Teil aus. Sie wurden teilweise als Gecekondular errichtet und erst nach Jahren oder Jahrzehnten an die städtische Infrastruktur angeschlossen. Ein Drittel der neu zugezogenen Istanbuler lebt in solchen informellen Siedlungen oder Elendsvierteln. Seit den 1980er Jahren sind unter enormer Anteilnahme der Öffentlichkeit einige der Gecekondus von der Stadt abgerissen worden. Der weitaus größere Teil hat sich dagegen zu infrastrukturell vollwertigen Stadtvierteln entwickeln können. Istanbul ist die einzige Metropole eines Schwellenlandes, die keine flächendeckenden Elendsviertel besitzt. Gehobene Büro- und Wohnviertel entstehen vor allem im Norden auf Höhe der zweiten Bosporusbrücke oberhalb von Bebek in den Vierteln Levent, Etiler und Maslak. Klima Die Stadt hat aufgrund ihrer Lage zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer ein mildes, feuchtes Seeklima. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 14 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich über 22 °C, die kältesten Januar und Februar mit etwas über 5 °C. Die Sommertemperaturen können während der Hitzeperioden, die oft mehrere Tage andauern und von Juni bis August auftreten, bis über 30 °C im Schatten erreichen. Der Winter ist kühl bis kalt und wie die anderen Jahreszeiten wechselhaft. Es gibt frühlingshafte Sonnentage, aber auch Regen und Kälteeinbrüche und häufig Schneefälle. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 850 Millimeter. Die meisten Niederschläge fallen in den Monaten November und Dezember mit durchschnittlich 110 und 124 mm, die geringsten Niederschläge werden für die Monate Mai, Juni und Juli mit je 36, 37 und 39 mm im Mittel verzeichnet. Heftige Niederschläge und Überschwemmungen treten in allen Jahreszeiten auf. Demnach wird in Istanbul am häufigsten der Nordwind Meltem beobachtet, der besonders im Sommer mit höheren Geschwindigkeiten verbunden ist und meist maritime, gut durchmischte und saubere Meeresluft bringt. Das zweite Maximum ist der Südwind Scirocco, der oft kennzeichnend für Hochdruckwetterlagen kontinentaler Luftmassen ist, was je nach Jahreszeit zu sehr heißen beziehungsweise sehr kalten Tagen führen kann. Flora und Fauna In Istanbul finden sich Pflanzen, die der Flora der Stadt einen vorwiegend mitteleuropäischen und zugleich mediterranen Charakter verleihen, besonders auf den Prinzeninseln. So finden sich auf Çamlıca oder Sarıyer im Norden unter anderem Stieleichen, Buchen und Kastanien, auf den Prinzeninseln im Süden kleine Pinienwäldchen und Kermes-Eichen. Anzutreffen sind dort und in den südlichen Teilen der Stadt Zedern-Wacholder, Pistazien, Zypressen, Kretische Zistrose, Schlehdorn und Mäusedornarten. Die großen Wälder, die die Stadt im europäischen und asiatischen Teil im Norden umgeben, haben einen mitteleuropäischen Charakter. So kommen im Belgrader Wald (Belgrad Ormanı) verschiedene Eichenarten vor, darunter die Traubeneiche und die Ungarische Eiche, zudem Hainbuchen, Hänge- und Moor-Birken, Türkenbundlilien, Wald-Bingelkraut, Großes Hexenkraut und Zweiblättriger Blaustern. 108 Mit ungefähr 2.500 verschiedenen natürlich vorkommenden Pflanzenarten stellen Provinz und Stadt Istanbul, deren Gesamtfläche nur 5.343,02 km² beträgt, ganze europäische Länder, wie das Vereinigte Königreich in den Schatten. Istanbul alleine beherbergt etwa ein Viertel von mehr als zehntausend dokumentierten Pflanzenarten, die in der Türkei vorkommen. Einige dieser Pflanzen sind endemisch. Laut dem Generaldirektorat für Forstwirtschaft („Orman Genel Müdürlüğü“) sind 44 % der Provinz Istanbul von Wäldern bedeckt. Für eine Großstadt existiert hier eine reiche Tierwelt. Das salzreichere Wasser des Marmarameeres vermischt sich mit dem salzärmeren des Schwarzen Meeres am Südausgang des Bosporus am stärksten, was einen relativen Fischreichtum zur Folge hat. Charakteristisch ist hier die Sardelle, aber auch Delfine lassen sich gelegentlich beobachten, seitdem durch den Bau von Kläranlagen die Wasserqualität von Bosporus und Marmarameer spürbar gestiegen ist. Die Wälder beherbergen über 71 Vogelund 18 Säugetierarten. Es besteht ein Jagdverbot. In den Wäldern sind daher Wildschweine, Wölfe, Goldschakale, Füchse, Rothirsche, Damhirsche und Rehe verbreitet. Die Stadt ist Ziel von Vogelfreunden aus aller Welt, die den alljährlichen Vogelzug beobachten wollen. Etwa 500.000 Weißstörche und damit der Großteil der europäischen Population überfliegen von Ende Juli bis Mitte September den Bosporus in zwei Wellen. Der Höhepunkt der Schwarzstorchwanderung erfolgt Ende September. Auch den Greifvogelzug kann man an günstigen Tagen mit bis zu tausend Vögeln täglich beobachten. Dazu zählen Wespenbussard, Schreiadler, Schelladler, Sperber und weitere Bussardarten. Seltener lassen sich Schmutzgeier, Kaiseradler, Zwergadler, Schlangenadler und Weihen beobachten, obwohl von letzteren alle europäischen Arten durchziehen. Möwen auf einem Dach; im Hintergrund zwei osmanische Großmoscheen Wie in vielen anderen Großstädten ist die Vogelwelt vor allem durch die Stadttaube, die wohl im 19. Jahrhundert aus Algerien oder Tunesien eingeführte Palmtaube[12] und durch Möwen vertreten. Auf manchen Innenstadtplätzen, etwa vor der Beyazıt-Moschee oder vor der YeniMoschee, leben große Populationen. Seltener trifft man auf andere Taubenarten sowie auf Haussperling, Graureiher und den Schwarzen Milan. Häufiger hingegen sind Alpensegler, Girlitz, Samtkopf-Grasmücke, Kormoran und Mittelmeer-Sturmtaucher. 109 Streunende Katzen sind im Stadtbild allgegenwärtig. Sie leben teilweise einzeln, teilweise auch in großen Gruppen zusammen. Sie ernähren sich von Abfallprodukten, werden aber auch häufig von Menschen gefüttert. In geringerem Maße sind außerdem halbwilde Hunde anzutreffen. Umweltprobleme Das Wachstum der Stadt, die hohe Industrie- und Verkehrsdichte führen zu erheblichen Umweltproblemen. Bei der Luftverbesserung wurden durch den Einsatz von Erdgas Erfolge erzielt, ähnliches gilt für das Müllproblem. Dennoch gehören die Luft- und Wasserverschmutzung durch die zahlreichen Fabriken, Kraftfahrzeuge und privaten Haushalte sowie der Lärm durch den Verkehr weiterhin zu den Belastungen. Besondere Emissionsprobleme ergeben sich aus der oft direkten Nachbarschaft von ärmeren Wohngebieten und Industrieanlagen. Überschwemmungen schwemmen immer wieder Müll in die Kanalisation und führen dabei zu deren Verstopfung und erhöhen gleichzeitig die Gefahr von Infektionskrankheiten. Die Ursache zahlreicher Probleme liegt in der Infrastruktur, die mit dem enormen Bevölkerungswachstum seit den 1980er Jahren nicht Schritt halten konnte. Geschichte Byzantion Um 660 v. Chr. gründeten dorische Griechen aus Megara, Argos und Korinth Byzantion, eine Kolonie am europäischen Ufer des Bosporus. Die günstige geographische Lage ermöglichte der Siedlung bald, ein bedeutendes Handelszentrum zu werden. Ende des 6. Jahrhunderts geriet sie in die Auseinandersetzungen zwischen dem Perserreich und den griechischen Poleis, dann in die innergriechischen Konflikte. 513 v. Chr. eroberte der persische König Darius I. die Stadt, 478 wurde sie für zwei Jahre von Sparta besetzt. Danach wählte Byzantion die Demokratie als Regierungsform und schloss sich unter dem Druck Athens dem Attisch-Delischen Seebund an (bis 356). 340/339 widerstand die Stadt der Belagerung durch den makedonischen König Philipp II. Nach dem Zerfall des Makedonenreichs stellte sich die Stadt zunehmend auf die Seite des expandierenden Römerreichs und wurde 196 v. Chr. römischer Bundesgenosse. Diesen Sonderstatus büßte Byzantion erst unter Kaiser Vespasian ein. 196 ließ Septimius Severus die Stadt zur Strafe für die Unterstützung seines Gegners Pescennius Niger zerstören, doch wurde sie wieder aufgebaut. 258 wurde sie von Goten geplündert. 324 vereinigte Konstantin I. beide Teile des Römischen Reiches und am 11. Mai 330 taufte er die neue Hauptstadt auf den Namen Nova Roma (Neu-Rom). Sie wurde jedoch bekannter unter dem Namen Konstantinopel.[16] Ihre Fläche verfünffachte sich binnen weniger Jahrzehnte. Westlich der von Konstantin errichteten Stadtmauer ließ Theodosius II. ab 412 eine noch heute erhaltene Mauer errichten, womit die Stadtfläche von sechs auf zwölf Quadratkilometer anwuchs. Aquädukte versorgten die inzwischen größte Stadt des Mittelmeerraums mit Wasser, Getreide wurde an große Teile der Bevölkerung ausgegeben. 110 Konstantinopel – Kostantiniyye – Istanbul Byzanz Konstantinopel im Mittelalter; italienische Darstellung von 1422 Nochmals unter Kaiser Justinian I. (527–565) wurde Konstantinopel prächtig ausgebaut (Hagia Sophia). Die Stadt war die mit Abstand reichste und größte Stadt Europas und des Mittelmeerraums. Unter dem Druck der Seldschuken, die ab Mitte des 11. Jahrhunderts Kleinasien eroberten, verlor die Stadt zeitweise ihr östliches Hinterland. In dieser Situation erhielten die italienischen Städte, allen voran Venedig und Genua, Handelsprivilegien und ausgedehnte Wohnquartiere im Norden der Stadt; die Genuesen später auch in Pera am Nordufer des Goldenen Horns. Zudem war 1054 die kirchliche Einheit zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche zerbrochen. 1171 ließ Kaiser Manuel I. die Venezianer verhaften und ihr Eigentum konfiszieren. Venedig nutzte den Vierten Kreuzzug zur Rache, und 1204 eroberten Kreuzritter Konstantinopel. Die Stadt wurde geplündert, zahlreiche Einwohner wurden ermordet und Kunstwerke von unschätzbarem Wert gingen verloren. Auf rund 100.000 Einwohner reduziert, war die Stadt von 1204 bis 1261 die Hauptstadt des Lateinischen Kaiserreichs. 1261 gelang es Kaiser Michael VIII., Konstantinopel zurückzuerobern, doch hatte er sich noch zwei Jahrzehnte abermaligen Eroberungsplänen zu widersetzen. 111 Die Stadt war seit dieser Zeit aber nicht mehr als das Zentrum einer Regionalmacht, deren Hinterland ab 1354 sukzessive von den Osmanen erobert wurde. Um 1400 bestand das Reich nur noch aus Konstantinopel mit seinem direkten Umland und kleinen Restgebieten im Norden (Thessaloniki) und Süden (Morea) Griechenlands. Noch einmal 1422 hielt die Stadt einer Belagerung durch Murad II. stand. Osmanisches Reich Die Eroberung Konstantinopels aus einer französischen Chronik des 15. Jahrhunderts Am 5. April 1453 begann die letzte Belagerung durch osmanische Streitkräfte unter Sultan Mehmed II. Am Morgen des 29. Mai wurde die „seit langem verfallene Stadt“ besetzt. Konstantinopel – nun offiziell meist Kostantiniyye oder manchmal auch Đstanbul genannt – wurde nach Bursa und Adrianopel (Edirne) zur neuen osmanischen Hauptstadt. Die teilweise zerstörte und entvölkerte Stadt wurde planvoll wieder besiedelt und aufgebaut. Die Macht des Reichs erreichte ihren Höhepunkt unter Sultan Süleyman I. (1520–1566), dessen Architekt Sinan das Stadtbild mit zahlreichen Moscheen, Brücken, Palästen und Brunnen prägte. Mit dem fortschreitenden Verfall des osmanischen Einflusses in der Region und der Verkleinerung des Reiches bis Anfang des 20. Jahrhunderts litt auch die kosmopolitische Bedeutung Konstantinopels. Konstantinopel um 1910 112 Die Schwäche des Reiches nach dem Balkankrieg 1912/1913 führte den europäischen Mächten und Russland die Gefahr eines Machtvakuums in den strategisch bedeutenden Meerengen vor Augen und warf die orientalische Frage nach Kontrolle über die Meerengen und Aufteilung des Reiches in Interessensphären auf. Der Sultan und die Jungtürken suchten die Unterstützung des Deutschen Reiches. Den Zugriff der Entente auf Konstantinopel konnte das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte 1915 in der Schlacht von Gallipoli verhindern. Dennoch war der Krieg verloren. Französische und britische Truppen besetzten ab dem 13. November 1918 die Metropole. Im Friedensvertrag von Sèvres vom 10. August 1920 wurde das Osmanische Reich unter den alliierten Siegermächten aufgeteilt und musste darüber hinaus gewaltige Gebietsverluste hinnehmen. Konstantinopel mit den Meerengen Bosporus und Dardanellen blieb fünf Jahre lang von den Alliierten besetzt. Griechenland forderte in Erinnerung an das als griechisch beanspruchte Byzanz die „Rückgabe“ Konstantinopels, das es zu seiner Hauptstadt machen wollte. Unter Mustafa Kemal, genannt Atatürk, begann 1919 der türkische Befreiungskrieg, an dessen Ende die letzten Einheiten der alliierten Truppen am 23. September 1923 die Stadt verließen. Konstantinopel verlor in diesem Jahr seinen Status als Regierungssitz an Ankara, womit sich die neue Republik von der Tradition der Osmanen abgrenzen wollte. Türkische Republik Schon während des Ersten Weltkriegs kam es zur Vertreibung der ersten der beiden großen christlichen Minderheiten, der Armenier. Sie waren seit dem 17. Jahrhundert verstärkt zugezogen, so dass um 1850 über 220.000 in Konstantinopel lebten. 1942 wurden die Nichtmuslime zu einer besonderen Vermögenssteuer herangezogen (Varlık Vergisi), 1955 wurde nahezu die gesamte orthodoxe Bevölkerung durch das Pogrom von Istanbul aus der Stadt vertrieben. Von den rund 110.000 Griechen blieben rund 2.500 in Istanbul. Heute leben rund 60.000 Armenier und 2.500 Griechen in der Stadt. Dennoch schrumpfte die Stadt keineswegs, sondern wuchs im Gegenteil rapide, denn sie zog durch ihre kulturelle und wirtschaftliche Kraft nach dem Zweiten Weltkrieg, und verstärkt seit den 70er und 80er Jahren, zahlreiche Menschen aus Anatolien an. Seit den 90er Jahren kommen zahlreiche Osteuropäer in die Metropole. Als Reaktion auf den enormen Zuzug entstanden groß angelegte Bauprojekte, die jedoch mit dem rapiden Bevölkerungswachstum kaum Schritt halten konnten. Zudem nahmen sie auf vorhandene Strukturen wenig Rücksicht. Istanbul dehnte sich weit in das Umland aus, und zahlreiche Dörfer und Städte zählen inzwischen zur Metropole. 1994 wurde der jetzige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan als Kandidat der weit rechts stehenden Refah Partisi (RP) (Wohlfahrtspartei) Bürgermeister. Der jetzige Bürgermeister Kadir Topbaş ist, wie der Ministerpräsident, Mitglied der Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP). Im November 2003 wurde die Stadt von einer Serie schwerer Anschläge erschüttert. Der Anschlag in einem Internet-Café am 9. Februar 2006 kostete einen Menschen das Leben, sechs Menschen wurden vier Tage später durch einen Anschlag in einem Supermarkt verletzt. 113 Entwicklung des Namens Istanbuls unterschiedliche Namen auf osmanischen Poststempeln von 1880 bis 1925 Der ursprünglich altgriechische Name der Stadt, Byzantion (lateinisch Byzantium), geht auf den legendären Gründer der Stadt, Byzas, zurück, der aus Megara in Attika stammte. Er war einem Orakelspruch der Pythia gefolgt. Zu Ehren des römischen Kaisers Constantinus, der Byzantion zur Hauptstadt ausbauen ließ, wurde die Stadt im Jahr 324[22] in Constantinopolis (latinisiert; altgr. Κωνσταντινούπολις Konstantinoupolis ‚Stadt des Constantin‘) umbenannt. Auf Constantinopolis gehen die deutsche Form Konstantinopel und zahlreiche weitere Namensformen zurück. Auf Arabisch wurde Konstantinopel al-Qustantīniyya / القسطنطينية genannt, im Armenischen Gostantnubolis und im Hebräischen Kuschta ()קושטא. In vielen slawischen Sprachen hieß die Stadt Cari(n)grad (‚Stadt des Kaisers‘). 114 Bis 1930 gab es keine fortdauernde und eindeutige offizielle Namensform. In osmanischen Urkunden, Inschriften, etc. wurde die Stadt in der Regel mit ihrer vom Arabischen abgeleiteten Namensform Kostantiniyye / قسطنطينيهbezeichnet. Man findet aber auch şehir-i azima (‚die großartige Stadt‘), die französisierten Formen Constantinople und Stamboul sowie ab dem 19. Jahrhundert vermehrt die Bezeichnung Dersaâdet / در سعادت/ Der-i Saʿādet /‚Pforte der Glückseligkeit‘. Weitere Bezeichnungen waren etwa darü's-saltanat-ı aliyye, asitane-i aliyye und darü'l-hilafetü 'l aliye und Ehrenvoller Thron / پايتختim Sinne von Residenz. Der Name Islambol / إسالمبولauf einer Münze von 1203 H. (1788/89 im gregorianischen Kalender) Im türkischen Dialekt der Stadt hatte sich die Namensform Istanbul, Astanbul / ( استانبولauch Istambul, Stambul) herausgebildet, die schon in seldschukischer Zeit Verwendung fand und später durch osmanische und westeuropäische Aufzeichnungen für das 16. Jahrhundert belegt ist. An „Istanbul“ angelehnt erschien Islambol / إسالمبول/‚Vom Islam erfüllt[22]‘, das im 18. Jahrhundert als Name der Münzstätte am Tavşan taşı auf Münzen geprägt wurde. Während mit Konstantinopel meist die gesamte Stadt samt einigen Stadtteilen nördlich des Goldenen Horns und jenseits des Bosporus gemeint war, kennzeichnete der Name Istanbul eher die alte Stadt auf der Halbinsel zwischen Marmarameer, Bosporus und Goldenem Horn, die nach Westen durch die Landmauer abgeschlossen wurde. 1876 wurde der Name der Hauptstadt als Istanbul in die neue Verfassung aufgenommen, wo es in Art. Bei Istanbul handelt es sich möglicherweise um die türkische Abwandlung des altgriechischen εἰς τὴν πόλιν, eher aber εἰς τὰν πόλιν („in die Stadt“), nach altgriechischer Aussprache seit byzantinischer Zeit etwa istimbólin. Diese Deutung erscheint sinnfällig, da man in der Spätantike und im frühen Mittelalter im Oströmischen Reich von Konstantinopel sprach, wenn man umgangssprachlich „die Stadt“ sagte, da sie mit ihren fünfhunderttausend Einwohnern und ihren mächtigen Mauern mit keiner anderen Stadt im weiten Umkreis verglichen werden konnte. Wie das antike Rom war sie ein Musterbeispiel einer Stadt, sie war das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum. Konstantinopel galt wie vormals Rom als Zentrum der Welt. Reich wie Hauptstadt brauchten daher eigentlich keinen Namen, da sie einzig waren (der Kaiser sah sich nicht als Kaiser von Byzanz oder Konstantinopel, sondern als Kaiser „urbis et orbis“). 115 Am 28. März 1930, in der Frühzeit der Republik, wurde Đstanbul zum offiziellen Namen der gesamten Stadt. Da die Stadt in osmanischen Schriften und im türkischen Volksmund schon seit langem im engeren Sinn so genannt wurde, war dies eigentlich keine Neubenennung. In den meisten europäischen Ländern (außer zum Beispiel Griechenland und Armenien) verdrängte die Bezeichnung Istanbul allmählich die Bezeichnung Konstantinopel beziehungsweise deren Varianten aus dem Sprachgebrauch. Meist in Bezug auf das historische, vorosmanische Konstantinopel beziehungsweise Byzanz wird die altgriechischrömische Namensgebung in der Fachliteratur jedoch auch weiterhin verwendet. Brände Folgen eines Brandes in der Istanbuler Altstadt Die häufig auftretenden Großbrände lösten soziale und ökonomische Krisen aus und hatten großen Einfluss auf die Bebauung der Stadt. Auslöser waren beispielsweise die regelmäßig auftretenden Erdbeben, der Handel mit Explosivstoffen, die Unachtsamkeit in Haushalten und Werkstätten sowie Brandstiftung. So ereigneten sich zwischen 1883 und 1906 229 Brände mit der Zerstörung von 36.000 Häusern. Das Feuer 1690 im Großen Basar zerstörte Güter im geschätzten Wert von 3 Millionen Kuruş (etwa 2 Millionen Goldstücke). Die größten Brände in der Stadtgeschichte ereigneten sich 1569, 1633, 1660, 1693, 1718, 1782, 1826, 1833, 1865 und zuletzt 1918 mit 7.500 zerstörten Häusern. Der Reisende Salomon Schweigger schreibt um 1580: „Es haben sich etliche Brunsten in der Stadt begeben. In einer hätt das Feur ein Gefängnus ergriffen, an der Stadtmaur bei dem Kanal oder Meerhafen. Die Gefangenen im obern Teil des Turns richteten sich mit Gewalt an die Tür, öffneten dieselbe und kamen davon; die andern mussten drin verderben, deren bei siebenzig waren. Ein großer Platz, wie ein großes Dorf, war hinweggebrunnen, aber man merket’s der Stadt nicht an. Wann ein Feur auskompt, so lauft niemand zu, der begehrte zu leschen, ausgenommen die Janitscharen, die darzu verordnet sein, zwar nicht zu leschen, sondern mit Fürbrechen und Einreißen der nächsten Häuser die Flamm zufürkommen“ – SALOMON SCHWEIGGER: ZUM HOFE DES TÜRKISCHEN SULTANS. LEIPZIG 1986 (NACHDRUCK), S. 94 116 Einige Gründe für die verheerende Wirkung der Brände lagen in der dichten, bis weit ins 20. Jahrhundert hinein vorwiegend aus Holzhäusern bestehenden Bebauung der Stadt, den häufig wehenden Winden und der Siedlungsstruktur, die oft aus weitgehend in sich abgeschlossenen Vierteln (Mahalle) mit Sackgassen bestand und eine schnelle Brandbekämpfung erschwerte. Nach Großbränden wurden Dekrete erlassen, dass Häuser in der Nähe von sozialen, wirtschaftlichen und öffentlichen Gebäuden ebenfalls aus Stein oder Ziegeln sein sollten. Diesen Anordnungen wurde jedoch nicht immer Folge geleistet. In osmanischer Zeit waren unter anderem die Wasserträger-Gilde und die Janitscharen für die Brandbekämpfung zuständig, ab 1718 wurden Feuerwehrwagen mit Wasserpumpen sowie neu gegründete Feuerbrigaden eingesetzt. Bevölkerung Einwohnerentwicklung Einwohnerentwicklung in den letzten 100 Jahren Die Einwohnerzahl stieg von 680.000 im Jahre 1927 auf 1,3 Millionen 1955, 2,5 Millionen 1975, 9,8 Millionen 2005 und auf über 13 Millionen 2010. Von den 13.120.596 Einwohnern im Jahr 2010 lebten etwa 65 Prozent im europäischen Teil von Istanbul und rund 35 Prozent auf der asiatischen Seite. Etwa 84 Prozent der Bevölkerung sind durch Landflucht aus der gesamten Türkei, überwiegend aus Ost-, Südost- und Zentralanatolien sowie aus der Schwarzmeerregion zugezogen. Der Anteil der autochthonen Istanbuler, die seit Jahrhunderten in der BosporusMetropole einheimisch sind, beträgt etwa 16 Prozent. Die zehn größten Gruppen der Zugezogenen stammen mit 709.517 Personen aus der Provinz Sivas, 534.409 Personen aus der Provinz Kastamonu, 480.614 Personen aus der Provinz Ordu, 474.313 Personen aus der Provinz Giresun, 426.246 Personen aus der Provinz Tokat, 393.285 Personen aus der Provinz Samsun, 369.011 Personen aus der Provinz Malatya, 368.027 Personen aus der Provinz Trabzon, 355.795 Personen aus der Provinz Sinop und 347.488 Personen aus der Provinz Erzurum. Jedes Jahr entstehen dadurch am Stadtrand neue Gecekondus, die mit der Zeit ausgebaut werden und sich zu neuen Stadtteilen entwickeln. 117 Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1914 handelt es sich meist um Schätzungen, mit großen Unsicherheiten. Der auffällige Rückgang der Bevölkerungszahl um 1900 bis 1927 ist Ausdruck der Vertreibung der griechischen Bevölkerung. Die Zahlen von 1927 bis 2000 sind Ergebnisse von Volkszählungen. Die Zahlen von 2005 und 2006 beruhen auf Hochrechnungen, die ab 2007 sind Ergebnisse von Volkszählungen. Die Verdoppelung der Bevölkerung zwischen 1980 und 1985 ist auf Zuzug, natürliche Bevölkerungszunahme und auch auf Erweiterungen der Stadtgrenze zurückzuführen. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Stadt in ihren politischen Grenzen, ohne selbstständige Vororte. Eine Schätzung der aktuellen Einwohnerzahlen gestaltet sich vor allem aufgrund der schwer erfassbaren Gecekondu-Siedlungen schwierig. Istanbuler Nahverkehrsexperten gehen von 14 bis 16 Millionen Einwohnern aus. Jahr 330 400 530 545 715 950 1200 1453 1477 1566 1817 1860 1885 Einwohner 15.000 200.000 500.000 350.000 300.000 500.000 150.000 36.000 75.000 600.000 500.000 715.000 873.570 Jahr 1890 1897 1901 1914 28. Oktober 1927 20. Oktober 1935 20. Oktober 1940 21. Oktober 1945 22. Oktober 1950 23. Oktober 1955 23. Oktober 1960 24. Oktober 1965 25. Oktober 1970 Einwohner 874.000 1.059.000 942.900 909.978 680.857 741.148 793.949 860.558 983.041 1.268.771 1.466.535 1.742.978 2.132.407 Jahr 26. Oktober 1975 12. Oktober 1980 20. Oktober 1985 21. Oktober 1990 30. November 1997 22. Oktober 2000 1. Januar 2005 1. Januar 2006 31. Dezember 2007 31. Dezember 2008 31. Dezember 2009 31. Dezember 2010 Einwohner 2.547.364 2.772.708 5.475.982 6.620.241 8.260.438 8.803.468 9.797.536 10.034.830 11.174.257 12.569.143 12.782.960 13.120.596 Ethnische Minderheiten Kurden feiern den Nouruz in Istanbul Kurden und Zaza bilden zusammen die größte Gruppe ethnischer Minderheiten in Istanbul. Die größte unter den traditionell noch dort lebenden christlichen Bevölkerungsgruppen sind Armenier, deren Zahl von der Regierung mit 45.000 angegeben wird, was etwa 0,36 Prozent der Bevölkerung Istanbuls entspricht. Etwa 17.000 Aramäer bilden danach die zweit-größte christliche Ethnie. Die 22.000 Juden bilden die zweitgrößte religiöse Minderheit. 118 Einige der etwa 10.000 Bosporus-Deutschen stammen aus Familien, die oft schon seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dauerhaft in Konstantinopel beziehungsweise Istanbul lebten. Die rund 1.650 Griechen gehören teilweise zu den seit vielen Generationen ursprünglich Ansässigen.[32][33] Die Zahl der Russen wird, folgt man der Neuen Zürcher Zeitung, auf etwa 100.000 geschätzt, die der Chinesen soll noch höher liegen. Istanbul war auch ein Zufluchtsort für Russen wegen der kommunistischen Oktoberrevolution. Weitere Bevölkerungsgruppen sind Lasen, Araber, Tscherkessen und Roma. Eine kleine polnische Gemeinde existiert in Polonezköy (deutsch „Polendorf“, polnisch Adampol), das etwas über 400 Einwohner hat. Religionen Mevlevi-Derwische in Istanbul Der weitaus größte Teil der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die Mehrheit der Einwohner Nichtmuslime, zu denen die griechisch-orthodoxen Christen, die syrisch-orthodoxen Aramäer, die armenischen Christen und die sephardischen Juden gehörten. Sie bilden heute nur noch eine kleine Minderheit. Neben islamischen Sakralbauten gibt es auch christliche Kirchen unterschiedlicher Bekenntnisse und Synagogen in prominenter Lage, wie zum Beispiel Sankt Stefan (ehemaliger Sitz der bulgarisch-orthodoxen Kirche) am Goldenen Horn oder die Agia Triada am Taksim-Platz. In einigen Stadtteilen, wie zum Beispiel im Viertel Kuzguncuk, sind die Einrichtungen verschiedener Religionen dicht benachbart. Die Stadt ist Sitz des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, dem unter anderem die meisten orthodoxen Kirchen in der heutigen Türkei unterstehen und der darüber hinaus den Ehrenvorrang über alle orthodoxen Kirchen genießt. Weiterhin residieren hier ein armenischer Erzbischof und der türkische Oberrabbiner. 119 Muslime Muslime unterschiedlicher Glaubensrichtungen bilden die größte Religionsgruppe. Die meisten sind Sunniten, 15 bis 30 Prozent zählen sich zu den Aleviten. Insgesamt gibt es 2.562 Moscheen, 215 Kleinmoscheen (türk. Mescit)[38] und 119 Türben. Am 2. September 1925 wurden unter Kemal Atatürk die damals zahlreichen und mitgliederstarken Derwisch-Orden (Tariqas) verboten. Die meisten Anhänger des Sufismus, der islamischen Mystik, agierten daraufhin im Geheimen oder gingen ins Ausland (z. B. nach Albanien). Manche von ihnen haben heute eine große Anhängerschaft. Um dem Verbot zu entgehen, treten diese aber meist als „Kulturvereine“ auf. Landesweit bekannt ist die Đsmail Ağa Cemaati, eine islamische Gemeinschaft in Fatih, die als Tariqa gilt. Christen Die Stadt ist der Sitz des ökumenischen Patriarchen, der als primus inter pares als oberster Repräsentant der orthodoxen Kirchen fungiert. Der griechisch-orthodoxe Ökumenische Patriarch von Konstantinopel mit Sitz in Fener ist seit 1991 Bartholomäus I.. Er ist der 270. Nachfolger des Apostels Andreas und somit faktisches (Ehren-)Oberhaupt von etwa 300 Millionen orthodoxen Christen. Auch die Sitze des armenischen Patriarchen, des Erzbischofs der syrisch-orthodoxen (aramäischen) Gemeinde und eines apostolischen Vikars der römischkatholischen Kirche befinden sich in Istanbul. In Istanbul sind mit knapp 85.000 Christen[40] rund 85 Prozent der gesamten Christen in der Türkei beheimatet, deren Zahl landesweit etwa 100.000 beträgt. Die Zahl der Armenier beläuft sich auf etwa 45.000[28] (35 Kirchen[41]), die der Aramäer auf 12.000, der BosporusDeutschen auf 10.000 und der Griechen auf 1.650 (5 Kirchen[42]). Einige orthodoxe Kirchen unterstehen anderen Patriarchaten wie etwa die bulgarisch-orthodoxe Kirche St. Stefan. Neben den Levantinern und anderen nicht-orthodoxen Gemeinden gibt es auch je eine deutsche evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie um das St. Georgs-Kolleg eine österreichische katholische Gemeinde. Juden Die sephardischen türkischen Juden leben in der Stadt seit über 500 Jahren. Sie flohen 1492 von der iberischen Halbinsel, um der Zwangstaufe infolge des Alhambra-Edikts zu entgehen. Sultan Beyazit II. (1481–1512) schickte eine Flotte nach Spanien, um die sephardischen Juden zu retten. Mehr als 200.000 von ihnen flohen zunächst nach Tanger, Algier, Genua und Marseille, später nach Saloniki und Istanbul. Der Sultan gewährte über 50.000 dieser spanischen Juden Zuflucht. In Istanbul leben heute nur noch etwa 22.000;[30][31][43] sie stellen etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung. Insgesamt sind 16 Synagogen[44] in der Stadt zu finden, die bedeutendste von ihnen ist die 1951 eingeweihte Neve-Shalom-Synagoge im Stadtteil Beyoğlu, auf die drei terroristische Anschläge verübt wurden (am 6. September 1986, 1. März 1992 und 15. November 2003). Istanbul ist Sitz des Hahambaşı, des türkischen Oberrabbiners. Das einzige jüdische Museum in der Türkei, die 500. Yıl Vakfı Türk Musevileri Müzesi, befindet sich in Beyoğlu. Das Museum wurde am 25. November 2001 fertig gestellt und der derzeitige Kurator ist Naim Güleryüz. 120 Entwicklung der Wohnsituation Wohngebäude in Maltepe Die Stadtteile Bakırköy und Beylikdüzü im europäischen Teil, die zusammen rund 400.000 Einwohner haben, und Maltepe im asiatischen Teil, das eine ähnliche Einwohnerzahl aufweist, sind seit den 1980er Jahren zügig angewachsen und bestehen überwiegend aus Hochhäusern. Insbesondere Etiler im Stadtteil Beşiktaş hat sich seit den 1990er Jahren zu einem der wohlhabendsten Viertel entwickelt. Nachdem die meisten Baulücken im innerstädtischen und innenstadtnahen Bereich geschlossen wurden, bestehen dort kaum noch Möglichkeiten zur Erholung, sieht man vom häufig frequentierten Gülhane und vom Yıldız-Park ab. Das Gecekondu-Viertel Seyrantepe Die immense Zuwanderung führte dazu, dass an der Peripherie illegale Siedlungen (Gecekondus) entstanden, von denen Istanbul die meisten in der Türkei aufweist. Knapp ein Viertel der Istanbuler lebt in den etwa 750.000 Wohngebäuden solcher Siedlungen. Über 50 Prozent ihrer Bewohner sind arbeitslos oder unversichert beschäftigt. Die Kriminalität ist höher als in anderen Quartieren, sozial an den Rand gedrängte Bevölkerungsgruppen und eine geringe Präsenz staatlicher Organisation kennzeichnen darüber hinaus diese Quartiere. 121 Blick auf Seyrantepe, 2007 Die größten Gecekondu-Viertel liegen auf der europäischen Seite. Dabei kommt es in Fatih, wie etwa in Balat, dem einst von Juden bewohnten Viertel, dem bis 2007 ein Restaurierungsprogramm galt, und Sulukule, wo vor allem Roma wohnen, die sich gegen die Umsiedlung von 3.500 Einwohnern wehren,[47][48] zu starken Spannungen. Gazi Mahallesi und Habipler im Stadtteil Sultangazi, das rund 450.000 Menschen beherbergt, sowie Seyrantepe im Stadtteil Şişli und Tarlabaşı im Stadtteil Beyoğlu (245.000) kommen hinzu. Auf der asiatischen Seite sind dies Gülsuyu im Stadtteil Maltepe (420.000). Einzelne Gecekondus sind überwiegend in den Stadtteilen Bağcılar, Bahçelievler, das 1950 noch rund 800, 2007 jedoch fast 600.000 Einwohner hatte, Küçükçekmece (670.000), Pendik (540.000) und Sultanbeyli (280.000) anzutreffen. Michael Thumann berichtet über die Gentrifizierung in Tarlabaşı, wo Alteigentümer mit Billigung der AKP-Regierung enteignet werden, um Neubauten zu errichten. Kriminalität Die Kriminalitätsrate sank in Istanbul von 76.285 registrierten Straftaten im Jahre 2006 um 25 Prozent auf 57.123 registrierte Straftaten im Jahre 2007. Die Istanbuler Großstadtverwaltung hat beschlossen, 800 bis 900 Sicherheitskameras zu installieren. Politik Stadtregierung Bürgermeister von Istanbul ist der Architekt Kadir Topbaş von der islamisch-konservativen AKP. Er übernahm das Amt von seinem Vorgänger Ali Müfit Gürtuna (RP), der ab November 1998 Bürgermeister war. Islamische Politiker regieren Istanbul somit seit 1994, als Recep Tayyip Erdoğan (damals ebenfalls RP, heute Vorsitzender der AKP und Ministerpräsident der Türkei) die Kommunalwahlen gewann. 122 Städtepartnerschaften Istanbul unterhält folgende Städtepartnerschaften: Almaty, Kasachstan (1998) Houston, Vereinigte Staaten (1988) Amman, Jordanien (1997) Jakarta, Indonesien (2007) Plowdiw, Bulgarien (2001) Rabat, Marokko (1991) Bangkok, Thailand (2009) Johor Bahru, Malaysia (1983) Kairo, Ägypten (1988) Barcelona, Spanien (1997) Beirut, Libanon (2010) Berlin, Deutschland (1989) Kasan, Tatarstan (2002) Rio de Janeiro, Brasilien (1965) Rotterdam, Niederlande (2005) Sankt Petersburg, Russland (1990) Khartum, Sudan (2001) Köln, Deutschland (1997) Sarajevo, Bosnien und Herzegowina (1997) Lahore, Pakistan (1975) Shanghai, VR China (1997) Mary, Turkmenistan (1994) Shimonoseki, Japan (1972) Busan, Südkorea (2008) Constanța, Rumänien (2001) Damaskus, Syrien (2006) Mexiko-Stadt, Mexiko (2010) Skopje, Mazedonien (2003) Täbris, Iran (2010) Odessa, Ukraine (1997) Tunis, Tunesien (2010) Dschidda, SaudiArabien (1984) Durrës, Albanien (1998) Dubai, Vereinigte Arabische Emirate (1997) Osch, Kirgisistan (1998) Venedig, Italien (2007) Guangzhou, VR China (2012) Kultur und Sehenswürdigkeiten Europäische Kulturhauptstadt 2010 Am 11. April 2006 wurde die Stadt durch eine EU-Jury neben Essen und Pécs zur europäischen Kulturhauptstadt 2010 gewählt. Istanbul ist ebenso eines der islamischen Kulturzentren. 123 Musik und Theater Istanbul besitzt zahlreiche Theater, Opernhäuser und Konzerthäuser. Zu den bekanntesten gehört das Show Center Türker Đnanoğlu Maslak in Maslak, das im November 2005 eröffnet wurde und von der MEGA Company betrieben wird. Hier finden Großveranstaltungen statt, die in der ganzen Türkei Beachtung finden. Das Center ist täglich geöffnet. Jährlich kommen etwa 450.000 Besucher allein zu den eigenen Veranstaltungen des Hauses. Der große Theatersaal bietet 1810 Sitzplätze, der kleine 380. In Kadıköy befinden sich das 1924–1927 erbaute und 2005–2007 renovierte SüreyyaOpernhaus und ein nach dem Schriftsteller Haldun Taner benanntes Theater. Zu den bekanntesten Orchestern gehört das Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra (BIFO), das 1993 gegründet wurde. Sein erstes Konzert fand am 13. Mai 1999 im Yıldız-Palast statt. Seit 2008 steht das BIFO unter der Leitung des Österreichers Sascha Goetzel. Er wurde nach einem einjährigen Auswahlverfahren in der Saison 2007/2008, an dem Gastdirigenten aus vier Nationen teilnahmen, Musikdirektor des Sinfonieorchesters. Die Staatsoper (Devlet Operası) mit ihrem bekannten Ballett und das staatliche Sinfonieorchester, die Đstanbul Devlet Senfoni Orkestrası, spielen im Haus am Taksim-Platz. Museen Die bekanntesten Museen sind der Topkapı-Palast, die Hagia Sophia, die Chora-Kirche, das Archäologische Museum, das Museum für türkische und islamische Kunst, das Museum Istanbul Modern und der Dolmabahçe-Palast, ebenfalls ein früherer Sultanspalast, der im 19. Jahrhundert im neubarocken Stil erbaut wurde. Viele Nebengebäude der Moscheen wurden inzwischen in Museen verwandelt, die Einblicke in die Zeit der Osmanen gewähren. Es gibt auch noch weitere Kunstmuseen. Die wertvollsten Gemälde und Miniaturen der Türkei sind in den Museen von Istanbul zu finden. Bauwerke Byzantinisches und christliches Konstantinopel Cisterna Basilica 124 Im Stadtbild der Altstadt sind immer noch die antiken Ursprünge zu entdecken. Aufgrund der zahlreichen Erdbeben, Stadtbrände und der ökonomischen Situation am Ende des Byzantinischen Reiches war schon im 15. Jahrhundert ein Großteil der Gebäude verfallen. Einige Plätze und Bauwerke sind in der Anlage oder als Ruinen bis heute erhalten. Hierzu gehören die mächtige Theodosianische Landmauer und die Seemauern, das Studios-Kloster (Đmrahor Camii), das Hippodrom mit einem Fassungsvermögen von bis zu 100.000 Zuschauern, das Konstantinsforum mit der Konstantinssäule, die Kaiserpaläste und der Porphyrogennetos-Palast (Tekfur Sarayı). Die meisten Gebäude sind umgenutzt und stark verändert worden. Kaum verändert wurde der Valens-Aquädukt, der auch nach 1453 die Wasserversorgung sicherstellte, die spätantike Zisterne Cisterna Basilica aus dem 6. Jahrhundert oder verschiedene Ehrensäulen, zum Beispiel der 20 m hohe Obelisk Thutmosis III. aus Rosengranit, der aus dem ägyptischen Dorf Karnak nach Konstantinopel gebracht und 390 n. Chr. auf der Spina des Hippodroms aufgestellt worden ist. Leanderturm Zu den militärischen Bauten gehört Yedikule („Burg der sieben Türme“) am Südende der Theodosianischen Landmauer, die im 5. Jahrhundert von Theodosius II. errichtet wurde. Der Leanderturm, der auf einer Bosporusinsel vor Üsküdar steht, wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. von Alkibiades erbaut. Am Leanderturm soll das eine Ende der großen Kette befestigt worden sein, die bei Angriffen auf Byzanz über den Bosporus gespannt wurde. Fast unversehrt haben einige Kirchen zunächst als Moscheen, dann als Museen überlebt, wie die Hagia Sophia (Ayasofya Camii, Kirche der Heiligen Weisheit), die 537 geweiht wurde, die PammakaristosKirche (Fethiye Camii), die wohl im 11. Jahrhundert gegründet wurde, die spätbyzantinische Chora-Kirche (Kariye Camii), die in ihrer jetzigen Erscheinungsform im 14. Jahrhundert entstand und wertvolle Fresken zeigt sowie die Hagia Eirene, die als Arsenal umgenutzt wurde. Ebenfalls bedeutsame Zeugnisse byzantinischer Kunst sind die heutigen Moscheen Küçük-Aya-Sofya-Moschee (Sergios- und Bacchos-Kirche), die als Modell für die Hagia Sophia gedient haben kann, die Zeyrek-Moschee (Pantokrator-Klosterkirche) mit ihrem OpusSectile-Boden und die Kalenderhane-Moschee (Maria-Kyriotissa-Kloster). Letztere stammt in ihrer jetzigen Form aus dem 12. Jahrhundert. In ihr wurden die ältesten vorikonoklastischen Mosaiken Istanbuls gefunden. Die dort ab 1227 erstellten Fresken des Franz von Assisi werden heute im Archäologischen Museum ausgestellt. Der Galataturm, der das Nordende und die Hauptbastion der genuesischen Siedlung Galata war, gehört heute zu den bedeutendsten Bauwerken Istanbuls. 125 Schon in vorosmanischer Zeit lebten Muslime innerhalb der Stadt. Die erste Moschee Konstantinopels und somit die erste Moschee in Südosteuropa soll schon im Jahr 718 entstanden sein. Osmanisches Konstantinopel Rumeli Hisarı Die osmanische Architektur zeigt sich vor allem in den Palästen und Residenzen, den Moscheen und den zugehörigen Stiftungsgebäuden (Külliyen), den großen, mehrstöckigen Handelshäusern, Herbergen und Magazinen, den Basaren sowie den Schmuck- und Zweckbauten wie beispielsweise den großen am Bosporus gelegenen Fortifikationen Rumeli Hisarı und Anadolu Hisarı. Bürgerliche Wohnbauten galten hingegen lange Zeit als weniger schutzwürdig. Innenraum der Süleymaniye-Moschee Die osmanischen Sultane und ihre höchsten Würdenträger strebten sofort nach der Eroberung Konstantinopels danach, den Erfordernissen ihres Glaubensritus Genüge zu tun, sowie ihre Macht, ihren Anspruch und ihre Kultiviertheit zu demonstrieren. Dazu wurden Kirchen und Klöster in Moscheen umgewandelt und neue Moscheen errichtet. Beteiligt wurden, wie schon vor der Eroberung Konstantinopels, zahlreiche byzantinische Handwerker und Baumeister. 126 So arbeiteten zum Beispiel beim Bau der Süleymaniye-Moschee im 16. Jahrhundert etwa 50 Prozent christliche Handwerker mit. Das Schema des Kuppelbaus der Hagia Sophia, bestehend aus zwei Halbkuppeln und zwei Schildwänden, die die Hauptkuppel stützen, wurde von zwei Sultansmoscheen übernommen: der Beyazıt-Moschee und der SüleymaniyeMoschee. Dies blieb allerdings die einzige größere Anleihe aus der Hagia Sophia, denn der osmanische Gebetsraum sollte auf die Betenden eine ganz andere Wirkung erzielen, als es der byzantinische Raum sollte. Statt einer mystischen Atmosphäre, deren Strukturen hinter goldenen Mosaiken verkleidet wurden und die eine Längsbetonung zur Apsis hat, wurden in den Moscheen die Strukturen hervorgehoben, die dem Betrachter die Statik und Grundelemente des Raumes vor Augen führten. Der querrechteckige Gebetsraum wird entsprechend dem Gebetsritus häufig betont und eine Kongruenz zwischen Außen- und Innenwirkung unter anderem durch die gänzlich unterschiedliche Lichtführung angestrebt. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts bildete sich aus Einflüssen der frühosmanischen Architektur, der byzantinischen, der seldschukischen, der iranischen und gelegentlich der italienischen Renaissance-Architektur der klassische osmanische Baustil mit den so typisch im Stadtbild erscheinenden Kuppelkaskaden heraus. Diese Phase reichte bis ins 17. Jahrhundert. Maßgeblich daran beteiligt war der größte Architekt der Osmanen: Mimar Sinan. Er wirkte nicht nur architektonisch, sondern mit seinen sozialen Baukomplexen (Külliye) auch stadtplanerisch. Da schon vor der Eroberung weite Gebiete der einstmals prächtigen Metropole brach lagen, teilweise schon seit Jahrhunderten eher Gärten und Ansammlungen von Dörfern glichen, konnten die typischen islamischen durch Sackgassen geschlossenen Wohnquartiere entstehen. Dabei fungierte eine solche Külliye oft als Nukleus einer Besiedlung. In anderen Stadtteilen hingegen richteten sich die Bauten weiterhin an dem rechtwinkligen (hippodamischen) Straßennetz aus, wobei Moscheen aus diesem Schema ausbrachen, da sie Richtung Mekka weisen mussten. Dadurch ergeben sich zuweilen reizvolle architektonische Lösungen für die sie umgebenden Bauten. Während beim Bau von Külliyen Stein verwendet wurde, bestanden die Wohnhäuser und auch zahlreiche Paläste und Sommervillen zumeist aus Holz. Im 17. Jahrhundert endete die Zeit der osmanischen Großmoscheen, obwohl hier die YeniMoschee nach einer Bauunterbrechung vollendet wurde. Die Verzögerung hatte ihren Grund in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, aber auch Palastintrigen und Unruhen, wie die CelaliAufstände spielten eine Rolle. Der Beyazıtturm (links) und die Süleymaniye-Moschee (rechts) 127 Ab dem 18. Jahrhundert geriet die Architektur immer mehr unter den Einfluss westeuropäischer Stile wie der Barock der Nuruosmaniye-Moschee, der Beyazıt-Turm oder die barockisierende Laleli-Moschee zeigen. Allerdings gaben sich die Baumeister auf der Suche nach adäquaten Ausdrucksformen den modernen Kunststilen nicht völlig hin. Es wurden weiterhin Moscheen und Universitäten (Medrese) nach klassischem Vorbild gebaut, bereichert um westliche Architekturelemente.[53] Es folgten unter Sultan Mahmud II. Bauten in einer Art Empire-Stil, zum Beispiel seine Türbe. Gleichzeitig wurden weiterhin barockisierende Gebäude errichtet, wie die NusretiyeMoschee, deren Bauschmuck in einem verspäteten Louis-XV-Stil gehalten sind. Bald begannen Architekten neogotische Elemente zu verwenden, oft in einer eklektizistischen, historistischen Stilmischung, die noch die Erste Nationale Architekturbewegung charakterisierte. Im 19. Jahrhundert wurde die osmanische Baukunst fast ausschließlich von der armenischen Architekten-Familie Balyan betrieben. In der gleichzeitigen Anleihe bei verschiedensten westlichen Baustilen ist der Wunsch erkennbar, eine Synthese zu erschaffen, die den Reichsgedanken verkörpern sollte. Eine Besonderheit Istanbuls sind Straßenzüge mit meist mehrstöckigen osmanischen Holzhäusern. Man findet sie vor allem noch in Fatih und in Üsküdar. Charakteristisch sind auch Sommervillen aus Holz (Yalı) an beiden Ufern des Bosporus, die in jüngerer Zeit teilweise renoviert wurden. Die 1699 als Residenz eines Großwesirs erbaute AmcazadeHüseyin-Pascha-Yalısı im Stadtteil Beykoz ist die älteste Yalı Istanbuls. Im 19. Jahrhundert entstanden nach europäischen Vorbildern Mietshäuser mit Geschäften und Handwerksbetrieben im Untergeschoss. Residenzen Beylerbeyi-Palast Der Topkapı-Palast war bis 1856 Wohnung der Sultansfamilie (Harem) und Herrschersitz. Dieser immer wieder erweiterte und umgestaltete, vielgliedrige Sultanspalast liegt exponiert an der Spitze der zwischen Goldenem Horn, Bosporus und Marmarameer gelegenen Halbinsel. Er ist nicht nur wegen seiner Bauten von hoher Bedeutung, sondern auch aufgrund seiner umfangreichen Sammlungen eines der großen Schatzhäuser der Welt. 128 Der Ibrahim-Pascha-Palast liegt am alten Hippodrom gegenüber der Sultan-Ahmet-Moschee. Er wurde in der Zeit des Sultans Bayezid II. (1481–1512) errichtet. Nach Reparaturen zwischen 1966 und 1983 ist nun dort das Museum für türkische und islamische Kunst untergebracht. Der Aynalıkavak-Palast wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Sultan Ahmed I. als Sommerresidenz errichtet. Der Dolmabahçe-Palast von 1856 auf der europäischen Seite des Bosporus zeigt, dass die Sultane im 19. Jahrhundert auch äußerlich danach strebten, sich dem europäischen Westen anzugleichen. Der Beylerbeyi-Palast wurde zwischen 1861 und 1865 von Sultan Abdülaziz erbaut. 1935 fand hier die erste, von Mustafa Kemal Atatürk veranstaltete Weltfrauenkonferenz statt. Weitere Paläste sind der letzte Sultanspalast, der ÇırağanPalast sowie der Küçüksu-Palast und der Yıldız-Palast. Moscheen Sultan-Ahmed-Moschee Die Großmoscheen wurden meist von den Sultanen, deren Familienangehörigen, den Wesiren und anderen Würdenträgern gestiftet. Die meisten Moscheen schließen sich der Bauidee der Hagia Sophia an. Zum überkuppelten Gebetsraum gehören zudem ein umgrenzter Vorhof (avlu) und meist eine Külliye mit Medresen, zum Beispiel genutzt als Grundschule (mektep), theologische Schule oder Ärzteschule, mit Wohnzellen der Studenten (hücre), Hospital (darüş-şifa), Hospiz (tabhane), Armenküche (imaret), Bibliothek (kütüphane), Karawanserei (kervansaray), Bad (hamam) und Grabbauten (türbe), manchmal auch mit einem Observatorium für Zeit- und Kalenderberechnungen (muvakkithane). Sie spielen für das religiöse Jahr, das auf dem Mondjahr basiert, eine große Rolle. Moscheen aus der osmanischen Frühzeit sind die Mahmut-Paşa-Moschee, die älteste erhaltene Großmoschee von 1462, und die Beyazıt-Moschee, die älteste erhaltene Sultans-Moschee. Beispiele der mindestens 22 erhalten gebliebenen von ehemals 49 Istanbuler Freitagsmoscheen des Architekten Mimar Sinan[54] sind die Đskele-Moschee in Üsküdar, die erste von Sinan geschaffene Moschee, die Prinzenmoschee, die Süleymaniye-Moschee, die Rüstem-Paşa-Moschee und die Piyale-Paşa-Moschee. 129 Weitere bekannte Moscheen sind die Neue Moschee, die am Goldenen Horn liegt, die SultanAhmed-Moschee, auch „Blaue Moschee“ genannt, die Fatih-Moschee (Eroberermoschee), die nach einem Erdbeben 1766 neu errichtet wurde, und die Eyüp-Sultan-Moschee, die nach Mohammeds Bannerträger Abu Ayyub al-Ansari benannt wurde und ein bedeutendes spirituelles Heiligtum des Islam darstellt. Moscheen, die im osmanischen Barock entstanden, sind die Nuruosmaniye-Moschee, deren Kuppelbau aus ursprünglich weißem Marmor bestand und die einen halbrunden Vorhof hat, die Tulpenmoschee, die 1763 fertig gestellt und nach dem Erdbeben von 1783 erneuert wurde, die Nusretiye-Moschee, die Dolmabahçe-Moschee, die unmittelbar am Ufer des Bosporus liegt, und die Ortaköy-Moschee. Modernes Istanbul im 20. und 21. Jahrhundert Bis zum Ende der 20er Jahre stand die Architektur der Republik noch ganz im Bann einer bereits nach dem Ersten Weltkrieg begonnenen Phase, die man „Erste Nationale Architekturströmung“ nannte. In dieser Phase führten Architekten wie Kemalettin Bey den Historismus fort, der sich im späten 19. Jahrhundert vor allem mit der ornamentalen Außengestaltung von Gebäuden an seldschukischen und osmanischen Vorbildern orientiert hatte. Dazu gehören die Beşiktaş Đskelesi (Schiffsanlegestelle), die im Jahre 1913 errichtet wurde, die Haydarpaşa Đskelesi (1915), die Vakıf Hanı in Eminönü (1912–1926) und das Hotel Merit Antique in Lâleli (1912–1922) Verstärkt ab etwa 1930 verpflichtete man ausländische Architekten für die Planung öffentlicher Bauten. Sie entfernten von den Fassaden weitgehend die „türkischen“ Ornamente und pflegten einen internationalen, funktionalen Stil. Als Lehrer gaben sie ihre Auffassungen an türkische Architekten weiter. Als Entwickler der „Zweiten Nationalen Architekturbewegung“ gilt Bruno Taut (1880–1938). Er forderte als Leiter der Architekturabteilung an der Akademie der Schönen Künste in Istanbul und Chef der Bauabteilung im Unterrichtsministerium in Ankara eine genaue Analyse des Baustils der osmanischen Zeit und der älteren Epochen. Auf dieser Grundlage sollte der Modernismus überwunden und ein eigener türkischer Baustil gefunden werden. Fernsehturm Endem Die Istanbuler Baukunst der letzten Jahrzehnte ist von einem heterogenen Stilgemisch geprägt, das von der Sinan nachgebildeten Moschee bis zu Hochhäusern mit internationalem Aussehen, von historisierenden Hotels bis zu gesichtslosen Wohnvierteln vielfältigste Aspekte bietet. 130 Die Bauwerke des Architekten Sedad Hakkı Eldem, die im „türkischen“ Stil errichtet wurden, sind etwa Sosyal Sigortalar Külliyesi (1970), Atatürk Kütüphanesi (1976), Koç Holding A.S. Nakkaştepe Tesisleri (1986), das Hotel InterContinental in Beyoğlu (1968), Barbaros Plaza (1987), Yapı ve Kredi Bankası (1995), ĐşBank Tower 1 (2000), Sapphire of Istanbul (2009) sowie Diamond of Istanbul (2010), die allesamt in Levent stehen und mit Höhen von über 100 m die höchsten Gebäude in Istanbul bilden. Zu den Fernsehtürmen Istanbuls, die nach den 1960er Jahren gebaut wurden, gehören der 166 Meter hohe Fernsehturm Çamlıca im gleichnamigen Viertel Çamlıetwa im Stadtteil Üsküdar und der 236 Meter hohe Fernsehturm Endem im Stadtteil Büyükçekmece. Brücken Die europäischen Stadtteile werden über das Goldene Horn durch die Galatabrücke (Neubau von 1992), die Atatürk-Brücke und die Haliç-Brücke (Fatih-Brücke), über die eine Umgehungsautobahn verläuft, miteinander verbunden. Im Stadtteil Büyükçekmece wird eine 1567 fertig gestellte Bogenbrücke, die Kanuni-Sultan-Süleyman-Brücke, nur noch von Fußgängern genutzt. Für den Kraftfahrtverkehr existieren zwei Hängebrücken über den Bosporus, die 1973 eröffnete Bosporus-Brücke mit 1.074 m Länge und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke mit 1.090 m Länge, die 1988 dem Verkehr übergeben wurde. Straßen und Plätze Taksim-Platz Der Taksim-Platz in Beyoğlu ist der verkehrsreichste Platz Istanbuls. Von hier aus führen Straßen in alle Richtungen, darunter die Tarlabaşı Bulvarı nach Fatih, die Cumhuriyet Caddesi zum nördlichen Stadtteil Şişli, die Đnönü Caddesi in Richtung Beşiktaş und die Đstiklal Caddesi hinab zum Tünel-Platz. Der Taksim-Platz ist regelmäßig Schauplatz für Demonstrationen. Das wohl blutigste Ereignis der jüngeren Geschichte ereignete sich am 1. Mai 1977, als Teilnehmer einer Gewerkschaftskundgebung von Unbekannten von umliegenden Häusern aus beschossen wurden. Dabei starben mindestens 34 Menschen und Hunderte wurden verletzt, sowie 453 festgenommen. 131 Am Taksim-Platz liegt das Denkmal der Republik, das an die Gründung der Republik im Jahre 1923 erinnert. Die Đstiklal Caddesi ist die bekannteste Straße. Sie führt vom Tünel-Platz über den Galatasaray-Platz zum Taksim-Platz. Am Galatasaray-Platz liegt eine ehemalige kaiserliche Schule, das Galatasaray-Gymnasium. Die Bankalar Caddesi befindet sich ebenso in Beyoğlu. An dieser „Bankenstraße“ hatten im Osmanischen Reich viele Finanzinstitute und Geschäfte ihren Sitz, so auch die Ottomanische Bank. Parks Haupteingang des Yıldız-Parks Der Yıldız-Park, zu Deutsch „Stern-Park“, erstreckt sich hinter dem Çırağan-Palast an den Hängen des europäischen Bosporusufers. Im Park befinden sich Sultansvillen, darunter den Yıldız-Palast. Hinzu kommen ein Opernhaus, eine Moschee und eine Manufaktur. Damit wurde Ende des 19. Jahrhunderts die osmanische Tradition fortgesetzt, locker gruppierte kleinere Gebäude in einer Parklandschaft als Wohnstätten und Zweckbauten zu nutzen. Dieser etwa 160 Hektar große Park wurde ursprünglich von dem französischen Landschaftsarchitekten G. Le Roy gestaltet. Er ließ seltene und exotische Bäume, Büsche und Blumen pflanzen. Der Park wurde mit der neuen Technik des elektrischen Lichtes erleuchtet und durch Drainagen trocken gehalten. Sorgfältig angelegte Wege boten Zugang zu Aussichtspunkten. Der Park wurde in den 1980er Jahren vom Türkischen Touring- und Automobilclub (TTOK) renoviert. Der Miniatürk in Beyoğlu gehört mit einer Fläche von 6 Hektar zu den größten Miniaturparks der Welt. Auf einem Pfad befinden sich mehr als 105 Miniaturmodelle, die die Bauepochen des Osmanischen Reiches repräsentieren, darunter allein 45 Miniaturmodelle zu Istanbul. Zu ihnen gehören die Hagia Sophia und der Topkapı-Palast, aber auch die zwei Weltwunder der Antike, das Mausoleum von Halikarnassos und der Tempel der Artemis in Ephesos. Auch Miniaturmodelle einiger Sehenswürdigkeiten außerhalb der Türkei wie die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom in Jerusalem, wurden erstellt. 132 Gülhane-Park Der Gülhane-Park, zu deutsch Rosenhaus-Park, befindet sich innerhalb der äußeren, zinnenbewehrten Mauern des Topkapı-Palastes und nimmt den westlichen Teil der Serailspitze ein. Der Gülhane-Park war einst Teil des äußeren Gartens des Topkapı-Palastes. Ein Teil des äußeren Gartens wurde 1912 von der Gemeinde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. War er früher ein Ort für ritterliche Spiele und Bogenschießwettbewerbe, so ist er heute ein bewaldeter Volkspark mit Konzerten, Teegärten und weiteren Angeboten. Geologisch liegt der Gülhane-Park auf dem Hang von Eminönü. Der Gülhane-Park wurde in den letzten Jahren restauriert, die Wanderrouten neu geordnet und der große Pool in einem modernen Stil renoviert. Mit konkreten Strukturen wurde die natürliche Landschaft der 1950er Jahre mit den Bäumen aus dem Jahre 1800 ersetzt. Den mit 267 Metern höchsten Punkt Istanbuls markiert der Büyük Çamlıca-Park. Drei Kaffeehäuser[55] im Stil des 18. Jahrhunderts bekrönen den von Pinien, Eichen und Zypressen bestandenen Park. In der Nähe steht der Fernsehturm Çamlıca. Einst war dieser Ort einer der Lieblingsplätze des Sultans Mahmuds II.. Bis Ende der 1970er Jahre verfielen die Anlagen des Çamlıca-Hügels jedoch zusehends. Er wurde durch illegale Gebäude verstellt und als Parkplatz für Autos umfunktioniert, bis in den 1980er Jahren die Stadtverwaltung den Hügel touristisch erschloss. Sport Das Şükrü-Saraçoğlu-Stadion, Austragungsort des UEFA-Pokal-Finales 2008/09 133 Wie im Rest der Türkei ist Fußball die beliebteste Sportart in Istanbul. Die Stadt ist die Heimat zahlreicher Fußballvereine, darunter 2011 fünf Teams der Süper Lig, der höchsten Spielklasse der Türkei. Zu ihnen zählen die drei erfolgreichsten Mannschaften in der Geschichte des türkischen Ligafußballs, der 18-fache Meister Fenerbahçe Istanbul, der 17fache Meister, UEFA-Pokal- und Supercup-Sieger Galatasaray Istanbul, der 13-fache Meister Beşiktaş Istanbul, sowie Istanbul Büyükşehir Belediyespor und Kasımpaşaspor. Fenerbahçe Istanbul trägt seine Heimspiele im Fenerbahçe-Şükrü-Saracoğlu-Stadion in Kadıköy aus. Galatasaray Istanbul spielt in der Türk Telekom Arena in Seyrantepe mit einer Kapazität von 52.650 Plätzen. Das Atatürk-Olympiastadion ist die Heimstätte des Erstligisten Istanbul Büyükşehir Belediyespor. Es wurde 2004 als Fünfsternestadion ausgezeichnet. Beşiktaş Istanbul ist der älteste Sportverein in Istanbul (Fußballabteilung ab 1911) und trägt seine Heimspiele im Inönü-Stadion im Stadtteil Beşiktaş aus. Es hat ein Fassungsvermögen von 36.000 Plätzen. Auch Basketball und Volleyball sind sehr populär. Es bestehen mehrere professionelle Klubs, unter anderen im Basketball (Efes Pilsen Istanbul und Fenerbahçe Ülker) sowie im Volleyball (Eczacıbaşı Istanbul und Vakıfbank Istanbul), die in ihren eigenen Schulen Spieler ausbilden. Golf, Sportschießen, Reiten und Tennis gewinnen immer mehr an Bedeutung, werden aber überwiegend von Ausländern und wohlhabenden Einheimischen betrieben. Für Aerobic, Bodybuilding und Gerätegymnastik stehen zahlreiche Fitnessstudios zur Verfügung. Paintball ist in zwei großen Klubs in der Nähe von Istanbul vertreten. Fernöstliche Sportarten wie Aikido und auch Yoga sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Es gibt mehrere Zentren in der Stadt, wo sie ausgeübt werden können. Jedes Jahr findet in Istanbul die Rennsportveranstaltung Großer Preis der Türkei statt. Dieser Grand Prix wurde erstmals in der Formel-1-Saison 2005 ausgetragen. Veranstaltungsort ist der Istanbul Park Circuit im asiatischen Teil im Viertel Kurtköy, der zum Stadtteil Tuzla gehört. Die Haupttribüne der Rennstrecke bietet 26.250 überdachte Sitzplätze. Zusätzlich zur Haupttribüne an der Start- und Zielgeraden sind neun weitere Tribünen und fünf freie Flächen auf Anhöhen für insgesamt 125.000 Zuschauer vorhanden. Freizeit und Erholung Holzhaus und Pferdekutsche: typische Attribute von Büyükada, der größten Prinzeninsel, dem Erholungsort für viele Istanbuler 134 Wegen der Verschmutzung des Meeres verschwanden in der Stadt gelegene traditionelle Badeorte allmählich, seit einigen Jahren jedoch eröffnen manche alte Plätze aufgrund der inzwischen verbesserten Badewasserqualität neu. Zu den am häufigsten aufgesuchten Orten innerhalb der Stadt gehören Bakırköy, Küçükçekmece, Sarıyer und der Bosporus, außerhalb der Stadt sind es am Marmarameer die Prinzeninseln, Silivri und Tuzla sowie am Schwarzen Meer Kilyos, Riva und Şile. Die Prinzeninseln sind eine Inselgruppe im Marmarameer vor den Stadtteilen Maltepe und Kartal. Mit ihren Kiefern- und Pinienwäldern, hölzernen, vom Jugendstil geprägten Sommervillen aus der Wende zum 20. Jahrhundert, Pferdekutschen (Motorfahrzeuge sind nicht erlaubt) und Fischrestaurants sind sie ein bedeutendes Ausflugsziel. Von den neun Inseln sind vier bewohnt. Eingang des Galatasaray Hamamı Şile ist ein bekannter türkischer Badeort am Schwarzen Meer, 50 Kilometer von Istanbul entfernt. Seit den 1980er Jahren wurden Feriensiedlungen und Hotels ausgebaut. Außerhalb von Şile sind weiße Sandstrände zu finden. Kilyos und Riva sind kleine, ruhige Badeorte unweit des Eingangs des Bosporus zum Schwarzen Meer. Ebenso sind die Dampfbäder in der Istanbuler Altstadt für Erholungen sehr beliebt. Die bekanntesten und meist besuchten Dampfbäder sind der Beyazıt Hamamı, der Çardaklı Hamamı, der Çemberlitaş Hamamı (von Sinan 1584 errichtet)[56] und der keramische Hamam in Fatih, weitere Dampfbäder sind der Galatasaray Hamamı in Beyoğlu und der Alter Hamamı in Üsküdar. Der Hıdiv-Wald liegt direkt am Bosporus im Stadtteil Beykoz auf der asiatischen Seite. Dort befindet sich die Residenz des ägyptischen Gouverneurs Abbas Hilmi Pascha. Es finden sich auch einige Brunnen und Wasserbecken, diverse Cafés, Restaurants sowie private Freizeitareale. 135 Ein weiteres Naherholungsgebiet ist der Belgrader Wald (Belgrad Ormanı) im Norden des Stadtteils Eyüp, etwa 20 Kilometer von der Altstadt entfernt. Der rund 5,5 Hektar große Wald bietet Freizeitanlagen, Picknick-Plätze, Reit- und Wanderwege. Er wurde im 18. Jahrhundert unter Sultan Abdülhamid I. angelegt. In Eyüp befindet sich ein Delfinarium. Regelmäßige Veranstaltungen Marathonläufer überqueren beim 30. Istanbul-Marathon 2008 die Bosporus-Brücke Am 21. März findet das Newroz-Fest (türk. Nevruz Bayramı) statt. Zum Beispiel in Cankurtaran (Sultanahmet) kommt es dabei jedes Jahr zu einer großen Open-AirVeranstaltung. Ende April wird das International Istanbul Film Festival in Beyoğlu in mehreren Kinos veranstaltet. Dieses älteste und bedeutendste internationale Filmfestival der Türkei fand 1982 zum ersten Mal statt. Am 23. April begeht man den Feiertag der Nationalen Souveränität und des Kindes zum Beispiel mit einer morgendlichen Parade auf der Đstiklal Caddesi in Beyoğlu, wo Kinder Folklore zeigen und musizieren. Beim einwöchigen Internationalen Ülker Puppen Festival Istanbul Anfang Mai werden Karagöz-Aufführungen in verschiedenen Kulturzentren der Stadt und auch internationale Darbietungen geboten. Ebenfalls im Mai präsentieren Kompanien und Ensembles aus aller Welt ihre Stücke beim Internationalen Istanbul Theater Festival. Dieses Festival findet im jährlichen Wechsel mit der Internationalen Istanbul Biennale statt. Das orthodoxe Osterfest fällt oft in den Monat Mai und wird von den griechisch-orthodoxen Gemeinden als ihr höchstes kirchliches Jahresfest gefeiert. 136 Das Internationale Istanbuler Musik Festival widmet sich im Juni vornehmlich Ballett- und Opernaufführungen sowie der Orchester- und Kammermusik, meist in der ehemaligen Kirche Hagia Irene und im Atatürk-Kulturzentrum am Taksim-Platz. An den längsten Tagen des Jahres bietet seit 2001 das Efes Pilsen One Love Festival ein breites Spektrum von Pop und Hiphop bis Latin und Punk. Bis zu 15.000 Zuschauer kommen bei diesem zweitägigen Festival im Kunst- und Kulturzentrum SantralĐstanbul zusammen. Parade am Feiertag der Befreiung (Zafer Bayramı) in Istanbul Alljährlich im Juli organisiert das Nationale Olympische Komitee der Türkei (türk. Türkiye Milli Olimpiyat Komitesi) den Eurasischen Schwimmwettkampf im Bosporus, bei dem die Meerenge vom europäischen zum asiatischen Teil Istanbuls durchquert wird. Das zweiwöchige Internationale Istanbul Jazz Festival bietet internationale und lokale Musik aus so unterschiedlichen Bereichen wie konventionellem Jazz, Electronica, Drum ’n’ Bass, World Music und Rock unter anderem im Cemil Topuzlu Open-Air Theater, Istanbul Modern, in der Cemal Reşit Rey Konzert Halle, dem Istanbuler Jazz Center und dem Nardis Jazz Club. Eine weitere Veranstaltung ist das größte Open-Air-Konzert in der Türkei: Das Rockfestival Rock’n Coke, das seit 2003 mit bis zu 50.000 Besuchern Mitte des Sommers stattfindet und seit 2009 im Istanbul Park Circuit veranstaltet wird. Dort findet seit 2005 auch der Große Preis der Türkei, ein Formel-1-Rennen statt. An drei Tagen im August wechseln sich beim Electronica Istanbul Festival auf acht OpenAir-Bühnen internationale DJs und Electronica-Acts ab. Deren Spektrum reicht von House über Trance bis Mashup. Am 30. August findet der Feiertag der Befreiung (Zafer Bayramı) statt, der an den Sieg des Başkomutanlık Meydan Savaşı im türkischen Befreiungskrieg erinnert. Immer am 29. Oktober findet der Feiertag der Republik (Cumhuriyet Bayramı) statt, der an die Ausrufung der Republik durch Atatürk im Jahr 1923 erinnert. Im Herbst wird seit 1979 der Istanbul-Marathon veranstaltet. Der Start ist in Üsküdar auf der asiatischen Seite Istanbuls und das Ziel im Inönü-Stadion beziehungsweise vor dem Dolmabahçe-Palast, wenn der Fußballclub Beşiktaş Istanbul ein Heimspiel hat. Beim Marathon werden die BosporusBrücke und die Galatabrücke überquert. Auch im Herbst findet seit 1987 die Istanbul Biennale statt, die von der Đstanbul Foundation for Culture and Arts organisiert wird. 137 Kulinarische Spezialitäten Osmanische Küche wird vor allem in Üsküdar, Kadıköy und Beyoğlu in Restaurants angeboten. Koschere Küche findet man in Beyoğlu und im alten Stambul. Das Istanbuler Lebensmittel, das eine besondere Ausprägung oder Geltung hat, ist Lokum, ein süßer Konfekt aus Zucker (ursprünglich Honig), Stärkemehl (ursprünglich Weizenmehl), Pistazien, Mandeln, Nüssen und anderen Zutaten. Traditionelle Firmen produzieren bis zu 18 Lokumsorten, zum Beispiel angereichert mit Extra-Pistazien (zweimal geröstete Pistazien), mit Rosenaroma, mit Mastix, mit Kaffee, mit Zimt oder mit Ingwer. Eine weitere Istanbuler Spezialität ist Boza, ein leicht alkoholisches Getreidegetränk aus Weizen oder Hirse. Boza wird vor allem im Winter getrunken. Kokoreç sind gegrillte oder gebratene Schafseingeweide, die in der ganzen Türkei große Beliebtheit genießen. Man unterscheidet zwischen zwei Kokoreç-Varianten, zwischen der Istanbul-Variante und der Đzmir-Variante. Die IstanbulVariante wird mit gehackten Tomaten, Zwiebeln und Gewürzen (hauptsächlich Kreuzkümmel und Chilipulver) gemischt und auf dem Blech oder auf einem Spieß aufgerollt gegrillt. Einzelhandel Kapalı Çarşı Der Große Basar (Kapalı Çarşı) ist an Werktagen geöffnet. Er ist vollständig überdacht und beherbergt viele Hans, Hallen, Straßen und Gassen, in deren Geschäften verschiedene Waren wie Antiquitäten, Teppiche, Schmuck oder Keramik verkauft werden. Ein weiterer großer Markt ist der Ägyptische Basar (Mısır Çarşısı). Er wurde 1660 auf Anweisung der Mutter des Sultans Mehmed IV. (1642–1693) errichtet. Dort wird mit Gewürzen, Obst, Gemüse und Tieren gehandelt. Im Dreieck zwischen Großem Basar, Ägyptischem Basar und der Süleymaniye-Moschee findet man eine große Zahl von Geschäftsstraßen und -gassen mit Verkaufsständen, offenen Läden, Manufakturen, Hans und Pasaj genannten Kleinkaufhäusern. Diese Straßen tragen wie in den älteren Städten Europas noch die Namen der ehemals hier produzierenden und handelnden Berufsstände. Der Balık Pazarı in Beyoğlu ist ein großer Fischmarkt, aber auch Obst und Gemüse sowie Meze und Rakı werden hier angeboten. Straßenhändler sind überall unterwegs; so die Verkäufer von Getränken oder von Sesamkringeln (Simit). 138 Wie in allen größeren Städten der Türkei, sind auch in Istanbul in den vergangenen Jahren zahlreiche große Geschäftskomplexe, genannt AVM (türk. Alışveriş Merkezleri für Einkaufszentren), nach amerikanischem Vorbild entstanden. Zu den wichtigsten Einkaufszentren Istanbuls gehört das Forum AVM in Bayrampaşa, welches mit 495.000 Quadratmetern wahrscheinlich das größte Einkaufszentrum Europas ist. Es beinhaltet neben verschiedenen Einzelhändlern auch die erste türkische Niederlassung des schwedischen Möbelhauses Ikea, sowie einen Unterwasser-Zoo und eine Eisskulpturen-Galerie. Auch das zweitgrößte Einkaufszentrum Europas, das Şişli Kültür ve Ticaret Merkezi befindet sich in Istanbul, genauer im Stadtteil Şişli. Weitere Einkaufszentren sind im europäischen Teil das Capacity und Carousel in Bakırköy mit mehreren Kaufhäusern, Boutiquen und Restaurants, das Akmerkez in Beşiktaş im Viertel Etiler mit Filialen aller bekannten Marken, Boutiquen, einem Vergnügungszentrum mit Spielhallen, Kinos, Restaurants und Fastfood-Ketten, die Einkaufszentren Metro City und Kanyon in Levent und im asiatischen Teil das Capitol in Kadıköy mit vielen Läden, gastronomischen Einrichtungen und Kinos. Wirtschaft und Infrastruktur Wirtschaft Das Geschäftsviertel Levent In der Marmararegion konzentrieren sich 40 bis 50 Prozent der türkischen Wirtschaftsleistung. In deren Zentrum Istanbul werden 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Die hohe Diversifizierung der Wirtschaft führt dazu, dass 2005 fast die Hälfte aller türkischen Exporte aus Istanbul stammte. Darüber hinaus ist die Stadt Hauptsitz des türkischen Presse- und Verlagswesens. Istanbuls Wirtschaft verzeichnete seit der Liberalisierung der Märkte in den 1980er Jahren, mit Einbrüchen, einen allgemeinen Aufwärtstrend. Dieser Trend wird durch Studien bestätigt, die Istanbul zu den 50 am schnellsten sich entwickelnden Städten der Welt zählen. Die Viertel Levent im Stadtteil Beşiktaş und Maslak im Stadtteil Şişli sind die zwei wichtigsten Finanzund Wirtschaftszentren. Das Bruttoinlandsprodukt stieg seit 1980 um durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr. Die Asienkrise zwischen Juli 1997 und Anfang 1998 und die Krise in Russland zwischen August 1998 und Mitte 1999 waren in allen Bereichen, besonders beim Export, zu spüren und zeigten negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. 139 Als trotz dieser Belastung etwa Mitte 1999 eine langsame Erholung der Wirtschaft Istanbuls zu beobachten war, verursachte nach der Krise in Russland das Erdbeben vom 17. August 1999 mit Epizentrum bei Kocaeli östlich der Stadt den zweiten ökonomischen Schock. Neben den durch die Katastrophe verursachten Kapitalausfällen und den menschlichen Verlusten war ein Rückgang des BIP von etwa ein bis zwei Prozent zu verzeichnen. Das von Dienstleistungen beherrschte Wirtschaftsleben dominieren Börse, Großhandel, Verkehrs-, Bank-, Presse- und Verlagswesen. Es gibt mehrere Basare sowie Geschäftsstraßen im westlichen Stil. Die handwerklichen und industriellen Betriebe produzieren vor allem Textilien und Nahrungsmittel. Daneben sind Leder- und Kunstlederwaren sowie keramische Erzeugnisse von Bedeutung. Auch der Bau von Bussen und Traktoren sowie Dieselmotoren ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. An Bosporus und Marmarameer sind neue Anlagen für die Industrie entstanden. Ein bedeutender Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Das Angebot an Hotels ist der großen Zahl von Besuchern entsprechend. Im Jahr 2000 kamen insgesamt 1.747.606 Touristen nach Istanbul, darunter 208.226 Touristen aus Deutschland, 198.270 aus den Vereinigten Staaten, 114.185 aus dem Vereinigten Königreich, 104.589 aus Frankreich und 83.499 aus Italien. Verkehr Fernverkehr Die Stadt ist mit zwei Flughäfen, zwei Busbahnhöfen, zwei Bahnhöfen, dem Hafen und ihrem Autobahnnetz ein bedeutender Knotenpunkt im nationalen und internationalen Personen- und Güterfernverkehr. Straßenverkehr Der Busbahnhof Esenler Von Istanbul aus fahren Busse in alle wichtigen Städte und Regionen des Landes sowie zu einigen Zielen in Europa und dem Nahen Osten. Der Busbahnhof Esenler mit täglich 15.000 Busbewegungen im europäischen Teil der Stadt ist einer der größten Busbahnhöfe Europas und einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Landes und Südosteuropas. Das 242.000 Quadratmeter große Areal, das der Busbahnhof in Anspruch nimmt, liegt im europäischen Teil im Stadtteil Bayrampaşa nahe dem namensgebenden Stadtteil Esenler. 140 Das Autobahnnetz um Istanbul ist trotz umfangreichen Ausbaus dem sprunghaft angestiegenen Verkehrsaufkommen oftmals nicht gewachsen. Neben den zwei Ringautobahnen O-1, mit einer Gesamtlänge von 87 Kilometern, und O-2, mit einer Gesamtlänge 38 Kilometern, führen Autobahnen nach Edirne (O-3) und Ankara (O-4). Schienenverkehr Empfangsgebäude des Bahnhofs Haydarpaşa Der Eisenbahn-Fernverkehr ist für eine Stadt dieser Größe äußerst bescheiden. Es gibt zwei Fernbahnhöfe, von denen jeweils nur wenige Züge pro Tag verkehren. Ein Grund hierfür ist die dominierende Rolle des Busverkehrs in der Türkei. Der Bahnhof Sirkeci, der historische Endpunkt des Orient-Express, ist Endhaltestelle für alle Eisenbahnlinien auf der europäischen Seite. Im Fernverkehr verkehren 2012 Züge der staatlichen türkischen Eisenbahngesellschaft TCDD nach Bukarest, nach Sofia und nach Belgrad sowie zum Grenzbahnhof Uzunköprü. Vom Bahnhof Haydarpaşa am asiatischen Ufer des Bosporus, dem Startpunkt der historischen Bagdadbahn, fahren mehrmals täglich Züge der TCDD nach Ankara, seltener zu anderen Zielen in Anatolien,[61] und einmal wöchentlich nach Teheran und nach Aleppo. Die beiden Bahnhöfe sind per Personenfähre Eminönü–Haydarpaşa verbunden. Über den Bosporus führt keine Eisenbahnstrecke, ein Tunnel ist jedoch im Rahmen des MarmarayProjekts im Bau. Für den Güterverkehr verkehren bis zur Fertigstellung Eisenbahnfähren. 141 Seeverkehr Ein Schiff passiert die Meerenge Der Ambarlı Limanı ist der Hafen Istanbuls im Stadtteil Avcılar. Er ist der größte Hafen des Landes, nach der umgeschlagenen Tonnage von Schüttgut nahm er 2006 den ersten Platz ein. Im Hafen werden etwa 38 Prozent des Im- und Exports der Türkei sowie 63 Prozent der Marmararegion abgewickelt. Er wird von der ALTAŞ Ambarlı Liman Tesisleri Tic. A.Ş. betrieben, die am 9. September 1992 gegründet wurde. Der Haydarpaşa Limanı in Kadıköy ist ebenfalls ein wichtiger Hafen, der mit einer Fläche von 55.000 Quadratmetern der Haupthafen im asiatischen Teil Istanbuls ist. Vom Hafen gibt es eine Zugverbindung zum nächstgelegenen Kopfbahnhof Haydarpaşa. Der alte Hafen am Goldenen Horn dient vornehmlich der Personenschifffahrt. Linienverkehr besteht nach Haifa in Israel und Odessa in der Ukraine. Von Bostancı aus gibt es Fähren nach Bursa und Yalova. Luftverkehr Istanbul verfügt über zwei internationale Flughäfen: Der größere der beiden ist der AtatürkFlughafen am Rande des europäischen Teils der Stadt im Stadtteil Bakırköy, 24 Kilometer westlich der Stadtmitte. Der neuere, aber kleinere ist der Sabiha-Gökçen-Flughafen, 45 Kilometer östlich des Stadtzentrums im Stadtteil Tuzla gelegen. Stadt- und Nahverkehr Der enorme innerstädtische Verkehr passt nicht zum osmanischen Aufbau der Stadt und ihrer in sich geschlossenen Quartiere. Die Gebäude eines solchen Stadtteils (Mahalle) gruppieren sich fast konzentrisch meist um eine Freitagsmoschee. Wenige öffentliche Zufahrten (Tarîk-i âmm) und enge Privatstraßen (Tarîk-i hâss), oft Sackgassen, bestimmen das labyrinthische Bild. Durchgangsstraßen fehlen. Diese Quartiere sind nur lose miteinander verbunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit internationaler Beratung im alten Istanbul breite Straßen und weite Plätze für den Auto- und Busverkehr geschaffen. Eine Hauptachse bildete dabei eine heute noch wichtige Durchgangsstraße von Sultan Ahmet bis jenseits der Landmauer, die sich am konstantinschen Straßensystem orientierte. Ähnliche Verhältnisse herrschten in den asiatischen Stadtteilen. Offenere Straßenzüge bestimmten dagegen von jeher das genuesisch geprägte Pera oder Galata im heutigen Beyoğlu. 142 Inzwischen wurden im gesamten Stadtgebiet Binnen- und Durchgangsstraßen sowie Verbindungsstraßen zu den Stadtteilen an der Peripherie gebaut, wobei alte Bausubstanz in großem Umfang zerstört wurde. Straßenbahn und U-Bahn wurden nach und nach ausgebaut, jedoch hat Istanbul kein geschlossenes und übersichtliches Nahverkehrsnetz. Die Linien ergänzen einander nur selten. Sie sind meist darauf ausgelegt, Pendler von den Vororten ins Zentrum zu bringen. Verbindungen zwischen verschiedenen zentrumsnahen Stadtteilen fehlen. Für ein geschlossenes Nahverkehrssystem müssten die U-Bahn-Strecken auf 505 km ausgebaut werden. Straßenverkehr Metrobussystem in Istanbul Busse, Sammeltaxis (Dolmuş), Taxis und private PKW spielen eine wichtige Rolle. Die gelben Taxis stellen einen erheblichen Anteil am Gesamtverkehr. Da nur wenige Schienenstrecken existieren, tragen die Stadtbusse die Hauptlast des öffentlichen Nahverkehrs. An wichtigen Knotenpunkten, etwa in Taksim, Eminönü oder Beyazıt, bestehen Busbahnhöfe. Taksim ist außerdem der wichtigste innerstädtische Endpunkt für Dolmuş-Linien. Seit dem 17. September 2007 werden von der Stadtverwaltung auch Metrobusse (Metrobüs) eingesetzt. Die Metrobusse und Busse werden von der ĐETT betrieben. Zurzeit gibt es drei Linien: 34 Avcılar-Zincirlikuyu, 34A Edirnekapı-Söğütlüçeşme (transkontinental über die Brücke fahrend) und 34T Avcılar-Topkapı. Die 34 ist keine zufällige Linienbezeichnung, sondern eine besondere Zahl für Istanbul, da sie die Kreiszahl der Stadt ist (die man bei Autokennzeichen und auch Postleitzahlen nutzt). Den Warentransport übernehmen Lastkraftwagen. Ab und zu sieht man noch einen Lastenträger (Hamal), besonders auf den Treppen der Einkaufsstraßen zwischen dem Großem Basar und der Galatabrücke. 143 Schienenverkehr Linien des öffentlichen SchienenpersonenNahverkehrs in Istanbul Metro: M1A | M1B | M2 | M3 | M4 | M5 | M6 Tram: T1 | T3 | T4 (Haff Metro) | T5 (Nostaljik Tramvay) S-Bahn: Marmaray | B1 | B2 unterirdische Standseilbahnen: F1 | Tünelbahn Çağdaş Tramvay Station Levent der Istanbuler Metro 144 Der "Tünel" am Talbahnhof Karaköy Zwei Linien Banliyö Trenleri (Vorortzüge) der türkischen Staatsbahn (TCDD) führen auf beiden Seiten des Bosporus am Marmarameer entlang und verbinden die dort gelegenen Küstenorte mit den Innenstadtbahnhöfen Sirkeci auf der europäischen (Streckenlänge 30 km) und Haydarpaşa auf der asiatischen Seite (Streckenlänge 44 km). Am 4. Januar 1871 wurde auf europäischer Seite die Strecke von Küçükçekmece nach Yedikule eröffnet. Sie wurde 1872 von Küçükçekmece nach Halkalı und von Yedikule zum Endbahnhof Sirkeci verlängert. Die asiatische Strecke ging am 22. September 1872 auf dem Abschnitt Pendik – Feneryolu in Betrieb. 1873 wurde sie stadtauswärts nach Gebze und stadteinwärts bis zum Endbahnhof Haydarpaşa verlängert. Derzeit ist geplant, die beiden Teilsysteme mit einem BosporusTunnel zu verbinden (das sogenannte Marmaray Projesi). Dabei wären dann allerdings die beiden Bahnhöfe Sirkeci und Haydarpaşa nicht miteinander verbunden. Haydarpaşa soll stillgelegt werden. Doch könnten sich die Pläne erneut ändern, da in Ayrılıkçeşme/Đbrahimağa, wo ein großer Umsteigebahnhof entstehen soll, bei Grabungen historische Artefakte gefunden wurde, die Lage war somit 2009 weiterhin unklar.[64] Die Metro, Hafif Metro, die Straßenbahnlinien T1 und T3, sowie die Standseilbahn Füniküler Kabataş–Taksim (F1) werden von der Đstanbul Ulaşım betrieben. Betreiber der Nostaljik Tramvay und des Tünel ist jedoch die ĐETT. Metro Hafif Metro Standseilbahnen Füniküler Kabataş–Taksim 145 Die Tünel-Bahn zwischen Karaköy und dem Tünel-Platz im auf dem Hügel gelegenen Stadtteil Beyoğlu ist eine 574 Meter lange unterirdische Standseilbahn ohne Linienbezeichnung, die am 12. Januar 1875 eröffnet wurde. Sie ist die drittälteste U-Bahn der Welt. Die Standseilbahnlinie F1 führt vom am Bosporus gelegenen Kabataş zum Taksim-Platz hinauf. Diese unterirdisch verlaufende Standseilbahn wurde am 30. Juni 2006 eröffnet und verbindet die etwa einen halben Kilometer voneinander entfernten Endpunkte in 110 Sekunden. 146 Straßenbahnen Es existieren drei Straßenbahnlinien im Großraum Istanbul. Davon werden zwei von der Đstanbul Ulaşım betrieben. Die Straßenbahnlinie T1 führt quer durch das historische Istanbul (Streckenlänge knapp 20 Kilometer). Die Eröffnung fand am 13. Juni 1992 auf dem Abschnitt Beyazıt – Yusufpaşa statt. In mehreren Abschnitten wurde die Strecke bis in den Stadtteil Zeytinburnu verlängert (31. Januar 1994). Die Verlängerung vom Bahnhof Sirkeci nach Eminönü (20. April 1996) und dann weiter nach Kabataş brachte auch den Anschluss über die neue Galatabrücke an die Stadtteile nördlich des Goldenen Horns. Seit dem 4. Februar 2011 fährt die Linie T1 von Zeytinburnu weiter nach Bağcılar; dadurch wurde die ehemalige Linie T2 von Zeytinburnu nach Bağcılar aufgelöst. Triebwagen 202 ist ein T57, ex Tw 102 aus Jena Die Straßenbahnlinie T3 ist eine Museumsstraßenbahn zwischen Kadıköy und Moda im asiatischen Teil der Stadt. Sie wurde am 1. November 2003 eröffnet. Es handelt sich um eine nur in einer Richtung betriebene, 2,6 Kilometer lange Ringstrecke, die einen eindrucksvollen Parcours durch den hügeligen und mit engen Straßen durchzogenen Stadtteil verfolgt. Die Strecke wird mit verschiedenen Gotha- (T57, T59) und Rekowagen (TZ 70) bedient, die fast durchweg von der Straßenbahn Jena stammen. Auf den Fahrzeugen ist die Linienbezeichnung 20 zu lesen (dies ist jedoch keine gültige Linienbezeichnung). Die Nostaljik Tramvay ist eine 1,6 Kilometer lange, historische Straßenbahn ohne konkrete Linienbezeichnung, die in der ehemaligen Pera-Straße und heutigen Đstiklal Caddesi im Stadtteil Beyoğlu zwischen dem Tünel-Platz und dem Taksim-Platz verkehrt. Die mit historischen Fahrzeugen durchgeführte Linie wurde am 12. April 1990 eröffnet und wird seitdem von der ĐETT betrieben. Schiffsverkehr Ein reger Schiffsverkehr herrscht zwischen den europäischen und den asiatischen Stadtteilen. Autofähren und Passagierschiffe queren den Bosporus in dichtem Taktverkehr. Die wichtigsten Fähranleger sind in Bakırköy, Eminönü, Karaköy und Besiktaş auf europäischer sowie in Beykoz, Kadıköy, Kartal, Maltepe und Üsküdar auf asiatischer Seite. Täglich verkehren Fähren zwischen den drei Prinzeninseln Büyükada, Heybeliada und Kınalıada und dem Viertel Bostancı im Stadtteil Kadıköy. Die Fähren werden von der Gesellschaft Đstanbul Deniz Otobüsleri A.Ş. betrieben. 147 Medien Die Zentrale der überregionalen Tageszeitung Hürriyet in Güneşli im Stadtteil Bağcılar In Istanbul erscheinen alle 34 landesweit ausgerichteten Tageszeitungen der national zentrierten Presse:[65] Darüber hinaus sind 14 Stadtteilzeitungen staatlich registriert. Istanbul ist Sitz globaler Fernseh- und Radionetzwerke wie der Nachrichtensender NTV, die Fernsehsender Samanyolu TV und ATV sowie das Radio TRT-Istanbul. Über tausend Film- und Serienproduktionen, darunter die Serie Kurtlar Vadisi und die Fortsetzung der Serie Kurtlar Vadisi Pusu, wurden bisher in der Bosporus-Metropole gedreht. Viele Unterhaltungssendungen und Talkshows werden in der Stadt aufgezeichnet. Öffentliche Einrichtungen [Bearbeiten] Von den 190 Krankenhäusern in Istanbul gehören 52 zur vierten Versorgungsstufe. Das 1852 gegründete Deutsche Krankenhaus (türk. Alman Hastanesi) in Hasanpaşa im Stadtteil Kadıköy gehört zu den ältesten Krankenhäusern Istanbuls.[67] Das Polizeipräsidium (Đstanbul Emniyet Müdürlüğü, kurz ĐEM) besteht seit 1932. Es ist zuständig für die gesamte Provinz Istanbul. Der Hauptsitz der Polizei befindet sich im Stadtteil Fatih. Das Polizeipräsidium Istanbul beschäftigte 2009 rund 26.800 Beamte. Polizeipräsident ist Hüseyin Çapkın. Bildung und Forschung Technische Universität Istanbul 148 2009 beherbergte Istanbul 4.350 Schulen, in die 2.991.320 Schüler gingen.[69] Die bedeutendsten Universitäten sind die im Jahre 1933 gegründete Universität Istanbul, deren Wurzeln bis ins Jahr 1453 reichen, die 1944 begründete Technische Universität Istanbul, die aus einer 1773 gegründeten Ingenieurschule hervorging,[70] die englischsprachige BosporusUniversität, die Marmara-Universität, die 1911 eröffnete Technische Universität Yıldız und die 1996 neu eröffnete Fatih-Universität. Weitere Hochschulen sind die Bahçeşehir-Universität, die Beykent-Universität, die Marinekriegsschule (Deniz Harp Okulu), die Doğuş-Universität, die Galatasaray-Universität, die Haliç-Universität, die Luftwaffenschule (Hava Harp Okulu), die Işık-Universität, die Istanbul-Bilgi-Universität, die Istanbul-Kültür-Universität, die Istanbul-Ticaret-Universität, die Kadir-Has-Universität, die Koç-Universität, die Maltepe-Universität, die Mimar-SinanUniversität für bildende Künste, die Okan-Universität, die Sabancı-Universität und die Yeditepe-Universität. Im Stadtteil Beykoz entsteht derzeit die Deutsch-Türkische Universität. Allgemeinbildende weiterführende Schulen sind die staatliche und private türkischsprachige Schule, das Galatasaray-Gymnasium in Beyoğlu, das fremdsprachige staatliche Gymnasium, die Istanbul Lisesi in Fatih, weitere fremdsprachige private Gymnasien wie das österreichische St. Georgs-Kolleg und die Deutsche Schule Istanbul in Beyoğlu, die Anadolu Lisesiler (Anatoliengymnasien), die ursprünglich für die aus dem Ausland heimgekehrten türkischen Kinder eingerichtet wurde, wie zum Beispiel die Üsküdar Anadolu Lisesi mit Deutsch als erster Fremdsprache und Fachunterricht auf Deutsch. Wichtige Istanbuler Forschungsinstitute sind das Marmara-Forschungszentrum (TÜBĐTAK Marmara Araştırma Merkezi – TÜBĐTAK MAM) in Gebze, die mit rund 650 Forscherinnen und Forschern die größte außeruniversitäre Forschungsstätte in der Türkei ist. Es umfasst die Institute für Informationstechnologien, Energie-, Nahrungsmittel-, Chemie- und Umwelt- und Materialforschung, sowie Erd- und Meereswissenschaften. An das Forschungszentrum ist außerdem ein Technologiepark angeschlossen. Söhne und Töchter der Stadt Istanbul war Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Die bekanntesten sind unter anderem der Politiker und Ministerpräsident der Türkei Recep Tayyip Erdoğan, der Politiker Bülent Ecevit, der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG Dieter Zetsche, der Journalist und Chefredakteur Abdi Đpekçi, die Fußballspieler Emre Belözoğlu und Nihat Kahveci, der Schriftsteller Orhan Pamuk, die Sänger Serdar Ortaç und Mustafa Sandal, die Schauspieler Mehmet Ali Erbil und Cem Yılmaz und der Gründer von Galatasaray Istanbul, Ali Sami Yen. 149 Bosporus aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Bosporus Der Bosporus, im unteren Teil des Bildes Đstanbul, das sowohl in Europa (links) als auch in Kleinasien (rechts) liegt Verbindet Gewässer Marmarameer mit Gewässer Schwarzes Meer Trennt Landmasse Kleinasien von Landmasse Europa Länge Geringste Breite Küstenorte Brücken Tunnel 30 km 700 m Istanbul Bosporus-Brücke, Fatih-SultanMehmet-Brücke Marmaray (in Bau) 150 Der Bosporus (griechisch Βόσπορος „Rinderfurt“, von βοῦς boũs „Rind, Ochse“ und πόρος póros „Weg, Furt“; türkisch Boğaz „Schlund“, bzw. Karadeniz Boğazı für „Schlund des Schwarzen Meeres“; veraltet „Straße von Konstantinopel“) ist eine Meerenge zwischen Europa und Kleinasien, die das Schwarze Meer (in der Antike: Pontos Euxeinos) mit dem Marmarameer (in der Antike: Propontis) verbindet; daher stellt er einen Abschnitt der südlichen Innereurasischen Grenze dar. Auf seinen beiden Seiten befindet sich die Stadt Istanbul, deren Geografie vor allem von ihm geprägt ist. Der Bosporus hat eine Länge von ca. 30 km und eine Breite von minimal 700 m und maximal bis zu 2,5 Kilometer. In der Mitte variiert die Tiefe zwischen 36 und 124 m (bei Bebek). Zwei gegenläufige Strömungen fließen durch den Bosporus: an der Oberfläche vom Schwarzen Meer zum Marmarameer (große Flüsse münden in das Schwarze Meer und führen zu einem Wasserüberschuss) und in etwa 40 m Tiefe als Gegenströmung in umgekehrte Richtung (unterschiedliche Salinität; Mittelmeer: 3,6–3,9 Gewichtsprozent, Schwarzes Meer: 1,7–1,8; salziges Wasser hat eine höhere Dichte). Die Oberströmung ist nachmittags stärker als vormittags; nur bei Südwestwind kehrt sich die Oberströmung um und fließt dann nach Norden. Die Durchfahrtsrechte für die internationale Schifffahrt wurden 1936 im Vertrag von Montreux geregelt. Entstehung 1997 sorgten die amerikanischen Meeresbiologen William Ryan und Walter Pitman mit ihrer Sintflut-Hypothese für Aufsehen. Sie besagt, dass der Bosporus nur etwa 7.500 Jahre alt ist. Davor sei das Schwarze Meer ein Binnengewässer etwa 120 m unter dem heutigen Meeresspiegel gewesen. Im Laufe der holozänen Meerestransgression durch Abschmelzen eiszeitlicher Gletscher sei etwa im sechsten Jahrtausend v. Chr. das Mittelmeer über das Marmarameer und Bosporus in das Schwarze Meer eingebrochen. Der sehr ebene Grund der tief in den Fels eingeschnittenen, relativ breiten Wasserstraße wird als Indiz für die sehr große Strömungsgeschwindigkeit des Wassers bei seiner Entstehung interpretiert. Sowohl Zeitpunkt als auch Ablauf dieses Ereignisses werden sehr kontrovers diskutiert. Umweltforscher aus den USA und Kanada (Teofilo Abrajano, Rensselaer Polytechnic Institute, Ali Aksu, University of Newfoundland) führten Analysen der Sedimente im Marmarameer durch, die die Sintflut-Hypothese ihrer Ansicht nach widerlegen. Demnach strömt das Wasser schon seit dem Ende der letzten Eiszeit kontinuierlich aus dem Schwarzen Meer ins Mittelmeer. Wasserströmung Aus dem Schwarzen Meer fließt ein kräftiger Oberstrom, und in umgekehrter Richtung, in etwa 40 m Tiefe ein schwächerer Unterstrom in entgegengesetzter Richtung, dieser durch den fast doppelt so hohen Salzgehalt des Mittelmeeres gegenüber dem Schwarzen Meer bedingt. Wegen der wasserreichen Zuflüsse in das Schwarze Meer (besonders die Donau, aber u.a. auch Dnepr, Dnister, Don, Südlicher Bug) beträgt der Wasserüberschuss des Schwarzen Meeres etwa 300 km³ pro Jahr. Das Wasser aus dem Schwarzen Meer fließt über das Marmarameer und die Dardanellen in die Ägäis und das Mittelmeer - mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3 Knoten (stellenweise bis 8 Knoten). 151 Während der griechischen Antike konnten die Griechen mit ihren Schiffen während der Segelperiode (später Frühling bis Sommer) nicht durch den Bosporus segeln. Während der Segelperiode bliesen Nordostwinde, die Strömungsgeschwindigkeit im Bosporus erhöhte sich dann auf durchschnittlich 4 Knoten, dagegen konnten die griechischen Schiffe nicht kreuzen. Auch ihre Rudergeschwindigkeit reichte nicht aus, um gegen die Strömung anzukommen. Erst mit dem Aufkommen stärkerer Ruderboote (Pentekontere) konnten die Griechen mit ihren Schiffen durch den Bosporus ins Schwarze Meer gelangen. Es herrscht Wind aus Nord bis Nordost vor. Die Gezeiten sind sehr schwach. Bei seltenen Südwinden dreht sich die Wasserströmung an der Oberfläche gelegentlich auf Nordrichtung. Auch an der Straße von Gibraltar fließt das Wasser an der Oberfläche in Richtung Mittelmeer und in der Tiefe in entgegengesetzte Richtung. In der Antike konnten nur durch diese Gegenströmung, die mit einem Treibanker als Antrieb nutzbar gemacht wurde, Schiffe vom Mittelmeer in den Atlantik segeln. Das Mittelmeer ist ein arides (trockenes) Meer - die Verdunstung übersteigt den Wasserzufluss aus den einspeisenden Flüssen. Dagegen ist der Wasserzufluss in das Schwarze Meer aus seinen einspeisenden Flüssen größer als die Verdunstung. Bedeutung Mündung ins Schwarze Meer Der Bosporus (türkisch: Đstanbul Boğazı) gilt als eine der weltweit wichtigsten Wasserstraßen, er ermöglicht bedeutenden Küstenstreifen der Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres – darunter Russland, die Türkei, die Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Georgien – den maritimen Zugang zum Mittelmeer und damit Zugang zum internationalen Seehandel. Neben Agrargütern und Industrieprodukten hat nicht zuletzt das Erdöl einen entscheidenden Anteil am großen Transportvolumen auf diesem Weg. Insbesondere die Anrainerstaaten am östlichen Schwarzen Meer sowie deren durch Pipelines angebundenes Hinterland gelten als ErdölLieferanten des 21. Jahrhunderts, zugleich aber politisch auch als Unruhe-Regionen. Nach einer Greenpeace-Aktion, die auf das Unfallrisiko für den Schiffsverkehr aufmerksam machte, wurden Ende 2002 die Auflagen zur Durchfahrt für Öltanker verschärft. Im Jahr durchfahren etwa 50.000 Schiffe diese Meerenge. Im Jahr der Unterzeichnung des Vertrages von Montreux (1936) waren es lediglich 4.500 pro Jahr. Innerhalb des Bosporus liegt auf der westlichen Seite das Goldene Horn, eine langgezogene Bucht und ein seit langem genutzter natürlicher Hafen. 152 Geschichte Bereits in den antiken Sagen wurde der Bosporus erwähnt. Jason musste auf seiner Fahrt nach Kolchis die lebensgefährlichen Symplegaden passieren - zwei mythologische Felseninseln, die an der Einmündung des Bosporus in das Schwarze Meer liegen. Der Name Bosporus (Kuh- oder Ochsenfurt) stammt daher, dass hier nach der Sage die in eine Kuh verwandelte Io auf ihrer Flucht hinüberschwamm. Als die Bezeichnung Bosporus im Altertum auch für andere Meerengen verwendet wurde, nannte man die Straße von Konstantinopel Thrakischen Bosporus (Thraci scheu Bosporus) zur Unterscheidung vom Cimerischen Bosporus oder Kimmerischen Bosporus (Straße von Kertsch). Bosporus-Karte um 1888 Der persische König Dareios I. ließ im 6. Jahrhundert v. Chr. die Schiffbrücke über den Bosporus bauen, der so sein angeblich 700.000 Mann starkes Heer für seinen Feldzug gegen die Skythen übersetzte. Die Großmächte, die im Laufe der Geschichte den Bosporus kontrollierten (Oströmisches Reich, Osmanisches Reich), strebten damit auch eine Kontrolle über das Schwarze Meer an. So ließ Sultan Bayezid I. 1390 die Gelibolu-Schiffswerft errichten, um den Bosporus und damit die Schifffahrtsroute zwischen Konstantinopel (heute Istanbul) und dem Schwarzen Meer zu kontrollieren. Konstantinopel war zu dieser Zeit noch nicht osmanisch. 153 Für diesen Zweck führte er auch Schiffsinspektionen für alle Schiffe ein, die den Bosporus durchfahren wollten, und verweigerte gegebenenfalls auch die Durchfahrt. Zum Zwecke der Kontrolle des Bosporus wurde auch die Festung Anadolu Hisarı (auf der asiatischen Seite) errichtet. Später ließ Mehmed II. als Vorbereitung auf die Belagerung und Eroberung Konstantinopels die Festung Rumeli Hisarı (auf der europäischen Seite) errichten - genau gegenüber der Festung Anadolu Hisarı. Danach hatte das osmanische Reich die volle Kontrolle über den Zugang zum Schwarzen Meer und kämpfte um dessen volle Kontrolle. Für eine gewisse Zeit wurde Schiffen, die unter der Flagge der Republik Venedig bzw. der Republik Genua fuhren, die freie und ungehinderte Durchfahrt zu ihren Kolonien im Schwarzen Meer gewährt; später mussten sie eine Reisegenehmigung (izn-i sefine) erwerben und eine Steuer entrichten. Nach 1484 (nach der Eroberung von Kili und Akkirman unter Bayezid II.) wurde dann aber allen Schiffen unter ausländischer Flagge die Durchfahrt durch den Bosporus verwehrt. Wegen der vollständigen Isolierung des Schwarzmeerraumes vom internationalen Handel wurde diese Region im 16. Jahrhundert zum internen Meer des Osmanischen Reiches. Anfangs war die gesamte Schwarzmeerküste osmanisch beherrscht. Eine privilegierte Flotte von 120 Schiffen (Unkapani kapan-i dakik; je 175 t Ladung) transportierte im Auftrag des Reiches Getreide aus dem Donaudelta und von der anatolischen Schwarzmeerküste. Zusätzlich waren Handelsschiffe auf eigene Rechnung unterwegs, die für jede Reise einen Antrag stellen mussten. Später eroberte Russland Teile der nördliche Schwarzmeerküste (1739 Festung Asow, 1769 Taygan, 1778 Gründung der Hafenstädte Kerson und 1794 Odessa, 1783 russische Eroberung der Krim), und es gab einen Freihandel mit diesen Gebieten, der besonders von den Griechen aus der Ägäis (damals unter osmanischer Herrschaft) betrieben wurde. Die Kapitäne der auslaufenden Schiffe mussten dafür bürgen, dass die gesamte Besatzung wieder zurückkehrte, da in der russischen Flotte ein großer Bedarf an qualifizierten (griechischen) Seeleuten bestand und sie sich bereits zu einem großen Teil aus griechischen Seeleuten aus dem osmanischen Herrschaftsbereich rekrutiert hatte. Der Kapitän musste in späteren Jahren sogar eine Bürgschaftsurkunde (Geldbürgschaft) seiner Heimatgemeinde vorlegen bzw. einen vermögenden Bürgen in Istanbul vorweisen. Die Fälle von (angeblich) unterwegs verstorbenen – und deshalb nicht mehr zurückkehrenden – Seeleuten wurden streng untersucht. Dieser Status blieb bis 1774 erhalten, als der Friede von Küçük Kaynarca geschlossen wurde. Bis zum Anfang des 18. Jahrhundert hatte das Osmanische Reich allen Schiffen unter fremder Flagge, einschließlich der Handelsschiffe, auch dem kleinsten Boot, die Zufahrt zum Schwarzen Meer versagt. So blieb die Region unter totaler osmanischer Kontrolle. Nach 1774 durften russische Schiffe den Bosporus passieren und um 1800 auch die Schiffe anderer europäischer Staaten (1783 Österreich, 1802 Frankreich und Großbritannien). Den russischen Schiffen war jedoch der Transport bestimmter Güter durch den Bosporus untersagt. Insbesondere wollten die Osmanen verhindern, dass Getreide weitertransportiert wurde, da sie selber einen großen Bedarf dafür hatten. Russischen Kriegsschiffen wurde jedoch die Durchfahrt durch den Bosporus streng verwehrt, auch als man versuchte, die Durchfahrt für russische Kriegsschiffe ohne Bewaffnung zu erbitten. Diese sollte als getrennte Ladung auf Handelsschiffen durch den Bosporus transportiert werden. 154 Das Verbot der Durchfahrt von russischen Kriegsschiffen wurde erstmals gelockert, als Russland dem Osmanischen Reich seine militärische Hilfe anlässlich Napoleons Ägyptenfeldzug (1798 bis 1801) anbot. Das Osmanische Reich gestattete russischen Kriegsschiffen für die Dauer des Krieges die Durchfahrt. Als der 7. russisch-türkische Krieg (1806 bis 1812) ausbrach, schlossen die Osmanen einen Beistandspakt mit Großbritannien (1809 in Kala-i Sultaniye) - für den Fall eines französischen Angriffs. Dabei wurde den britischen Kriegsschiffen das Recht gewährt, bis zum südlichen Eingang des Bosporus zu fahren. Im Vertrag von Hünkâr Đskelesi (1833) wurde russischen Schiffen ein Durchfahrtsrecht gewährt, und die osmanische Regierung verpflichtete sich, im Falle eines Krieges den Bosporus für Schiffe aller Länder zu schließen. Wegen des lautstarken Protestes von Großbritannien und Frankreich hielt dieser Vertrag aber nicht lange. Entsprechend dem Londoner Vertrag von 1841 musste der Bosporus in Friedenszeiten für alle Kriegsschiffe geschlossen bleiben - lediglich kleineren Kriegsschiffen verbündeter Nationen durfte die Durchfahrt gewährt werden - nach der Genehmigung durch einen speziellen Beauftragten. Somit wurde die Frage der Bosporusdurchfahrt eine Angelegenheit der Großmächte. In den folgenden Krimkrieg (1853 bis 1856) traten Frankreich und Großbritannien auf der Seite des Osmanischen Reiches ein und schickten ihre Kriegsflotten in das Schwarze Meer. Nach dem Krimkrieg (Dritter Pariser Frieden - 1856) hatte der Bosporus den Status einer internationalen Wasserstraße, blieb aber für Kriegsschiffe geschlossen. Dem Osmanischen Reich und Russland war das Unterhalten einer Kriegsflotte im Schwarzen Meer untersagt. Mit dem Londoner Vertrag von 1871 wurde Russland jedoch eine Kriegsflotte im Schwarzen Meer gestattet, und verbündeten Ländern wurde die Bosporusdurchfahrt von Kriegsschiffen während Friedenszeiten erlaubt. Dieser Status blieb bis zum Ersten Weltkrieg erhalten. Im Vertrag von Edirne, der nach den griechischen Unruhen (1921), angestachelt von Großbritannien, Frankreich und Russland, geschlossen wurde, wurde den Handelsschiffen aller Länder die freie Durchfahrt durch den Bosporus gewährt. Im Meerengenabkommen, das am 20. Juli 1936 in Montreux unterzeichnet wurde, wurden der Türkei die Hoheitsrechte für den Bosporus zuerkannt, die internationalen Durchfahrtsrechte geregelt und das Recht zur Sperrung der Meerenge durch die Türkei im Kriegsfall. Unterzeichnerstaaten waren die Türkei, Großbritannien, Frankreich, Japan, UdSSR, Bulgarien, Rumänien, Griechenland und Jugoslawien. Italien trat erst 1938 dem Abkommen bei. Verteidigungsanlagen (nach Meyers Lexikon 1888) "Die Küstenwerke des Bosporus, die diesen gegen einen aus dem Schwarzen Meere kommenden Feind verteidigen sollen, bestehen aus vier Gruppen. 155 Die nördlichste Gruppe reicht bis zur Vöjükbucht auf der europäischen und bis Fil-Burun auf der kleinasiatischen Seite und enthält auf der 3,5 km langen und 3 bis 1 km breiten Strecke auf rumelischer Seite 5 Küstenwerke und zwar das Fort Rumeli-Feneri-Kalesst nebst einer Batterie, die Batterie Tapas-Vurun, das Fort Gharibdsche, das hochliegende Fort VöjükLiman mit insgesamt 97 Geschützen, und auf anatolischen Seite drei, nämlich das moderne Fort Anadoli-Feneri-Kalessi, die Poirasbatterie und das moderne Fort Fil-Burun mit insgesamt 64 Geschützen. Die zweite Befestigungsgruppe, mit den wichtigsten Werken, reicht bis zur Böjükderebai und deckt den nur 570–740 m breiten Fahrwasserabschnitt; hier stehen außer den alten halbverfallenen Genueserschlössern Numeli-Kawak und Anadoli-Kawak acht Werke mit mindestens 198, wahrscheinlich aber mehr Geschützen; unter diesen Werken sind besonders zu nennen auf europäischer Seite die neue Batterie von Numeli-Kawak mit 6 schweren gezogenen Geschützen, das Fort von Tali-Tabia mit 30 glatten Geschützen in sehr guter Aufstellung unmittelbar über dem Meeresspiegel, die Batterie von Dikili und das Fort MezarVurun; auf asiatischer Seite das alte Fort Anadoli-Kawak mit 11 Kruppschen Geschützen von 15 bis 28 cm Kaliber, das neue Fort Iuscha, die alte Riesenburg, mit 8 Kruppschen Geschützen und das ganz moderne Fort Madschiar-Kalessi, das wichtigste Küstenwerk des ganzen B., mit 30 Kruppschen Kanonen von 15 bis 28 cm Kaliber, die in 8 m Höhe über dem Meeresspiegel stehen. Im dritten Abschnitt zwischen Bo'zükdere und Therapia liegen das Fort Alti-Agatsch und die modernen Batterien von Therapia- und Kiridj-Burun, die mit weittragenden Geschützen den 4 km entfernten Pass Kawak enfilieren. Dieser Pass zwischen Rumeli- und Anadoli-Kawak ist die wichtigste Stelle der Verteidigung; er soll mit drei Minensperren im Kriege gesperrt werden. Rumeli Hisarı Die innerste Verteidigungslinie, die vierte Gruppe der Küstenwerke, liegt in dem schmalen (nur 670 in breiten) Pass zwischen den aus dem 14. Jahrh. stammenden, der Neuzeit angepassten festen Schlössern Rumeli-Hissar und Anadoli-Hissar, deren jedes etwa 20 Geschütze führt, aber Platz für ungefähr die doppelte Zahl hat. Auch zwischen diesen Werken soll eine Minensperre gelegt werden, indessen ist hier der Strom ziemlich stark, 5 - 6 Seemeilen in der Stunde, wodurch die Minen, wenn sie trieben, leicht für Konstantinopel gefährlich werden konnten. Vom Fort Rumeli-Hissar führt ein unterseeisches TelegraphienKabel über den B. nach Kandillü. 156 Im Ganzen sollen in diesen Küstenbefestigungen des Bosporus nicht weniger als 534 Geschütze, und zwar 304 auf europäischer und 230 auf kleinasiatischer Seite, aufgestellt sein, darunter 40 schwere Kanonen von Krupp und 50 schwere Mörser. So gut wie unvorbereitet ist die Verteidigung des Bosporus nach dem Marmarameere hin; allerdings sind bei Konstantinopel drei Küstenbatterien, die mit 150 Geschützen bewaffnet werden könnten; es sind dies die Batterie vor dem Arsenal in Tophane mit 18 Kanonen und 6 Mörsern (hat Platz für 96 Geschütze), ferner die Batterie auf der nördlichen Höhe des Serailhügels, die für etwa 40 Geschütze bestimmt ist, und endlich auf asiatischer Seite in Ekutari eine Batterie in der Nähe des alten Leanderturms, für 9-14 Geschütze. Davon ist aber nur die Salutbatterie in Tophane -mit 6 Bronzekanonen- in gebrauchsfähigem Zustand." Schiffsunfälle Blick von Bebek Der Bosporus ist Tag und Nacht für den internationalen Schiffsverkehr geöffnet. Er ist einer der weltweit meist-befahrenen Seewege, da er die einzige Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer ist. In den letzten 30 Jahren hat die Größe und Anzahl der durchfahrenden Schiffe durch diese schwere, überfüllte und potentiell gefährliche Wasserstraße kontinuierlich zugenommen. Pro Jahr passieren 5.500 Tanker den Bosporus und transportieren dabei 2 Mio. Barrel Öl pro Tag. Die Meeresströmung und Dunkelheit stellen die Hauptursache für Schiffsunfälle in dem engen S-förmigen Kanal dar, der eher einem Fluss als einer internationalen Wasserstraße ähnelt. Unfallschwerpunkte sind die beiden Stellen, an denen die Schiffe eine scharfe Kurve fahren müssen (80° bei Yeniköy, 70° bei Umuryeri) – in der 2 km langen, engsten Stelle des Bosporus. Insgesamt müssen die Schiffe bei der Passage des Bosporus zwölf Mahl den Kurs ändern. Am engsten Punkt (Kandillü, 700 m eng), muss der Kurs um 45° geändert werden; die Strömung kann hier 7 bis 8 Knoten betragen. Wegen der starken Kursänderungen in dem engen Gewässer ist der Blick auf die Fahrrinne versperrt und somit der entgegenkommende Schiffsverkehr nicht einzusehen. So ist bei dem kilometerlangen Bremsweg der heutigen großen Tanker ein vorausschauendes Fahren auf Sicht unmöglich. Hinzu kommt ein reger Fährverkehr zwischen europäischer und asiatischer Seite der Millionenstadt Istanbul, der die Fahrrinne kreuzt. 157 Bei den meisten Unfällen haben die Schiffe ihre Manövrierfähigkeit verloren, während sie mit der Strömung fuhren und durch scharfe Kurven manövrieren mussten. Bei den Unfällen, die sich während der Nacht ereigneten, gab es im Durchschnitt doppelt so viele Opfer wie bei Unfällen am Tag. Von 1953 bis 2002 gab es 461 Schiffsunfälle im Bosporus, wobei es sich meistens um Kollisionen handelte. Seit der Einführung des Traffic Separation Scheme (TSS, dt: Betriebsverfahren zur Verkehrstrennung) 1994, das auch von der Internationale Seeschifffahrts-Organisation gebilligt wurde, sank die Anzahl der Schiffskollisionen sehr stark. Es gab danach nur noch 82 Zwischenfälle - meistens Strandung oder auf Grund laufen. Jedoch erfüllen nicht alle Schiffe die Kriterien zur TSS - wegen des Schiffstyps, ihrer Größe oder ihrer Manövrierfähigkeit. Das Traffic Separation Scheme definiert eine durch Koordinaten genau festgelegte Trennlinie (traffic separation line) zwischen dem nordwärts bzw. südwärts gerichteten Verkehr. Die größte Ölpest ereignete sich 1994, als der griechisch-zypriotische Tanker Nassia auf dem Weg von Russland nach Italien mit 56.000 t Rohöl an Bord mit dem unbeladenen Frachter Shipbroker kollidierte - an der nördlichen Einfahrt in den Bosporus. Dabei kamen 30 Personen um; 20.000 t Rohöl liefen in den Bosporus, wo es fünf Tage lang brannte und entsprechende Umweltschäden hinterließ. Der Bosporus musste gesperrt werden. Es stauten sich über 200 Schiffe. Als Konsequenz aus den Unfällen und um die Passage zu entlasten, brachte die türkische Regierung 2011 die Idee ins Spiel, bis 2023 bei Silivri unter dem Namen Istanbul-Kanal eine künstliche Wasserstraße von 150 Metern Breite und etwa 50 Kilometern Länge zu errichten. Schiffspassage Satellitenaufnahme von Istanbul mit eingetragenen Stadtteilen 158 Die Verfahren für die Schiffspassage des Bosporus sind getrennt für die Durchfahrten nach Süden bzw. nach Norden in dem Vorschriftenwerk Bosphorus Passage Procedure geregelt (auf welchen Frequenzen und an welchen Positionen die Stationen Turkeli Control Station, Kavak Pilot, Bosphorus Pilot und Istanbul Control Station gerufen werden müssen und an welchen Stellen Positionsmeldungen abgesetzt werden müssen). Der Erstkontakt muss vom Schiff aus jeweils 30 NM vor der Einfahrt in den Bosporus aufgenommen werden – bei Annäherung aus Norden 30 NM vor dem Turkeli-Leuchtturm, bei Annäherung aus Süden 30 NM vor Haydarpasa Break Water. Die Genehmigung zur Durchfahrt muss über Funk vom Traffic Control Center (dt. Verkehrskontrollzentrum) eingeholt werden. Segelschiffe mit einer Wasserverdrängung von über 500 t müssen spätestens 24 Stunden vor der Passage einen Segelplan abgeben. Türkische Schiffe mit einer Länge von über 150 m sind angehalten, für die Durchfahrt des Bosporus einen Lotsen an Bord zu nehmen. Für den übrigen Transit-Schiffsverkehr besteht keine Lotsenpflicht, wird aber von den türkischen Behörden stark empfohlen. Schiffe mit Lotsen an Bord haben Vorrang bei der Einfahrt in den Bosporus. Zwischen 17:30 Uhr und 7:30 (Nacht) Uhr wird nur einem Schiff mit einer Gesamtlänge über 250 m die Bosporusdurchfahrt genehmigt (in der Reihenfolge der Ankunft an der Bosporuseinfahrt). Tankern wird in dieser Zeit die Durchfahrt nur gestattet, wenn sie in Begleitung eines Schleppers fahren. Ansonsten müssen sie bis zum Anbruch des nächsten Tageslichtes warten. Schiffen mit einer Gesamtlänge über 200 m bzw. einem Tiefgang über 15 m wird die Durchfahrt während des Tages empfohlen. Für Schiffe mit gefährlichen Gütern ist die Durchfahrt an einigen Stellen gesperrt, solange sich gleichzeitig ein Schiff mit ähnlichen gefährlichen Gütern im Gegenverkehr befindet. Bei Sichten unter 2 NM muss das Schiffsradar eingeschaltet sein. Bei Sichtweiten unter 1 NM dürfen Schiffe mit gefährlichen Gütern und große Schiffe nicht in den Bosporus einfahren. Bei Sichten unter 0,5 NM wird der Verkehr in beide Richtungen eingestellt. Schiffe dürfen nicht am Schlepptau eines anderen Schiffes den Bosporus passieren, außer sie werden von einem Schlepper gezogen. Die normale Geschwindigkeit darf 10 Knoten nicht übersteigen, außer wenn es zum Zwecke einer ausreichenden Steuerung erforderlich ist – nach vorheriger Genehmigung. Der Abstand zum vorausfahrenden Schiff darf 1600 yards nicht unterschreiten. Vor einer Verringerung der eigenen Geschwindigkeit sind die nachfolgenden Schiffe zu informieren. Über den Bosporus führen zwei Hängebrücken, die Bosporus-Brücke (1973) und die FatihSultan-Mehmet-Brücke (1988). Die Hängebrücken verbinden Europa mit Asien. 159 Schwarzes Meer aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Schwarzes Meer Das Schwarze Meer aus dem Weltall Geographische Rumänien, Bulgarien, Türkei, Ukraine, Lage Russland, Georgien Zuflüsse Donau, Dnjepr, Dnister Abfluss Bosporus Städte am Sotschi, Jalta, Burgas, Warna, Sewastopol, Ufer Constanța, Odessa Daten Koordinaten 43° 17′ 49″ N, 34° 1′ 46″ O43.29694444444434.029444444444Koordinaten: 43° 17′ 49″ N, 34° 1′ 46″ O (Karte) Fläche Länge Volumen Maximale Tiefe 424.000 km² 1,175 km 547.000 km³ 2.212 m Das Schwarze Meer ist ein zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegenes Binnenmeer des östlichen europäischen Mittelmeeres, mit dem es über den Bosporus und die Dardanellen verbunden ist. Es ist bis 2.212 m tief und hat eine Fläche von etwa 461.000 km².[2] Der Rauminhalt des Schwarzen Meeres beträgt 547.000 km³. 160 Karte der Schwarzmeer-Region Etymologie Es gibt zwei Deutungen zur Herleitung des Namens Schwarzes Meer, die sich vielleicht ergänzen: Die primäre Deutung bezieht sich konkret auf die Beobachtung einer schwarzen Färbung des Wassers, die vor allem im Sediment sichtbar ist. Dies geht auf sulfatreduzierende (sulfidogene) Bakterien zurück, die durch ihre chemische Aktivität Schwefelwasserstoff aus Sulfat bilden. Zusammen mit Eisen-Ionen bilden sich dadurch Eisensulfide. Analog lässt sich der Name des Roten Meeres aus den dort vorkommenden Rotalgen ableiten. Dies war vermutlich auch der Ursprung des biblischen Namens „Blutmeer“. Eine historische Deutung ordnet die Farbe einem in der Antike üblichen System zu, das die Himmelsrichtungen symbolisch durch Farbwörter bezeichnet, wobei „schwarz“ für das „nördliche" Meer gilt, wie die Bezeichnung des Ostens als „gelb“ (Gelbes Meer). So zuletzt Rüdiger Schmitt in seinem Beitrag Considerations on the Name of the Black Sea. Sprecher, die dieses System verwandt haben, haben also südlich dieses Meeres wohnen müssen. Dies trifft allerdings nicht auf die Skythen zu, denen der Ausdruck zugeschrieben werde. Da die Bezeichnung (*Axšaina… = Schwarzes…), ebenso wie der entsprechende Name des Roten Meeres, zuerst während der Zeit der Achaimeniden benutzt wurde, sei es naheliegend, die Perser als Namensgeber dieser Meere auszumachen. Im Altgriechischen wurde *Axšaina zu Πόντος Ἄξε(ι)νος (Póntos Áxe(i)nos), „ungastliches Meer“, übertragen. Später erfolgte eine euphemistische Umwandlung von „ungastlich“ zu Πόντος Εὔξεινος (Pontos Euxeinos), „gastliches Meer“. Die Bezeichnung „Schwarzes Meer“ (Πόντος Mέλας) war den Griechen jedoch ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich erhielt die Bezeichnung durch Übersetzungen des griechischen Begriffes Einzug nach Europa. Auch die Türken übernahmen diese Namensgebung (Kara = Schwarz, Deniz = Meer). Im Mittelalter waren zudem auch die Bezeichnungen Chasarisches Meer, Russisches Meer und Skythisches Meer üblich. Vom griechischen Begriff leitet sich auch das Adjektiv pontisch ab, das in der Bedeutung von „Zum Schwarzen Meer gehörig“ verwendet wird. 161 In den Sprachen früherer und jetziger Anrainer trägt es folgende Bezeichnungen: adygeisch: Хы ШIуцI, altgriechisch Πόντος Εὔξεινος/ Pontos Euxeinos, bulgarisch Черно море/Tscherno more, georgisch შავი ზღვა/Schawi sghwa, lasisch/megrelisch Uça zuğa/უჩა ზუღა/Utscha sugha, rumänisch Marea Neagră, russisch Чёрное море/Tschornoje morje, türkisch Karadeniz, ukrainisch Чорне море/Tschorne more Geographie Lage des Schwarzen Meeres Der Strand von Sudak Das Schwarze Meer liegt auf der östlichen innereurasischen Grenze zwischen Kleinasien/dem Kaukasus und Südosteuropa/Osteuropa. Die Anrainerstaaten sind im Uhrzeigersinn die Ukraine, Russland, Georgien, Türkei, Bulgarien und Rumänien. 162 Wasserstraßen und Flüsse Über den Bosporus zum Marmarameer besteht eine Verbindung vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer und über die Straße von Kertsch eine weitere zum Asowschen Meer. Wasserstraßen verbinden das Schwarze Meer über den Don zur Wolga, zum Kaspischen Meer, zur Ostsee und zum Weißen Meer sowie über die Donau und den Main-Donau-Kanal zur Nordsee. In das Schwarze Meer münden unter anderen folgende Flüsse: • • • • Çoruh Dnepr Dnister Don (Asowsches Meer) • • • Donau Enguri / (Inguri) Kamtschija • • • Kızılırmak Yeşilırmak Rioni • • • Ropotamo Sakarya Südlicher Bug Küste Die Küste des Schwarzen Meeres ist vor allem im östlichen und südlichen Bereich nur schwach gegliedert. Typisch für den nordwestlichen Teil ist die Herausbildung von Limanen im Mündungsbereich von Bug, Dnister und Dnjepr. Inseln und Halbinseln Das Schwarze Meer ist arm an Inseln und Inselgruppen. Einzelne kleine Inseln und Eilande sind u. a. der türkischen und bulgarischen Küste vorgelagert, andere befinden sich im Mündungsgebiet der größeren Zuflüsse (Donau, Dnjepr). Die zahlenmäßig größte Inselgruppe befindet sich in der Bucht von Burgas. Die Halbinsel Krim und die ihr gegenüber liegende Taman-Halbinsel trennen das Schwarze Meer vom Asowschen Meer. Folgende Inseln finden sich unter anderem im Schwarzen Meer: • • • • • • • Alibej Beresan (russ.) Dowhyj ostriw (Dolgi ostrow) Dscharylhatsch (ukrainisch, russ. Dscharilgatsch) Eşek (türkisch) Giresun Adası (türkisch) Incir (türkisch) • • • • • • • • Kefken (türkisch) Kocaeli (türkisch) Krim (ukrain. Halbinsel) Perwomaiski (ukrain.) Sagany Sasyk (Kunduk) Schlangeninsel (ukrainisch) St. Anastasia (bulgar.) • • • • • • • 163 St. Iwan (bulgar.) St. Kirik i Julita (bulgar.) St. Petar (bulgar.) St. Toma (bulgar.) Taman-Halbinsel (russ.) Tendra-Landzunge (Tendriwska kossa) (ukrain.) Tusla (ukrain., von Russland beansprucht) Tiefste Stelle Die Meerestiefe beträgt an der tiefsten Stelle 2212 Meter. Größte Bucht Die größte Bucht ist die Bucht von Burgas (Bulgarien). Sie erstreckt sich an der Westküste von Kap Emine (bulgarisch Емине) im Norden bis Kap Maslen Nos (bulgarisch Маслен нос) im Süden. Der westlichste Punkt des Meeres befindet sich ebenfalls in der Bucht von Burgas und ist die Stadt selbst. Entstehung Das Schwarze Meer bildete sich als ein Relikt des erdgeschichtlichen Randmeeres der Paratethys vor 35 Mio. Jahren, aus dem auch das Kaspische Meer und der Aralsee hervorgingen. Eine bewegte Zeit mit weiteren tiefgreifenden erdgeschichtlichen Veränderungen folgte, bei denen unter anderem etwa vor 11,5 Mio. Jahren auf dem Gebiet des Schwarzen Meeres der brackische Pannon-See entstand, oder etwa vor 7 Mio. Jahren der fast süßwasserhaltige Pontische See. Zur letzten Eiszeit etwa vor 50.000 Jahren, zu der schon Menschen lebten, war das Klima kalt und trocken, viel Süßwasser war in Gletschern gebunden und das Gebiet des Schwarzen Meeres dürfte weitgehend ausgetrocknet gewesen sein. Ab 17000 v. Chr. stiegen die Temperaturen wieder. Durch ein Zusammenspiel von abschmelzenden Gletschern und sich durch Eis aufstauenden Flüssen wurde das Becken unkontinuierlich bis abrupt geflutet. Das kann direkt mit dem Süßwasser der Flusssysteme Donau, Dnepr und Don geschehen sein. Anschließend, im Verlauf der holozänen Transgressionen, würde dann das Salzwasser des Mittelmeeres durch den Bosporus in das Schwarze Meer geströmt sein. Nach einer Untersuchung durch Mitarbeiter der Woods Hole Oceanographic Institution sei der Überlauf ab etwa 7500 v. Chr. zu datieren. Der Meeresspiegel stieg ab dieser Zeit lokal um fünf Meter an.[5] William Ryan und Walter C. Pitman nahmen in einer 1997 publizierten Untersuchung an, dass dieser Einbruch 5500 v. Chr. in kataklystischer Weise stattfand und mit einer Wasserspiegelanhebung von mehr als hundert Metern in kurzer Zeit einherging.[6] Einige archäologische Funde deuten auf ein schnelles Verlassen von Siedlungen am zuvor dicht besiedelten Ufergebiet hin.[7][8] William Ryan konnte inzwischen Gräben und Auswaschungen am Boden des Schwarzen Meers nachweisen, die zu einer von dem Schweizer Wissenschaftler Mark Siddall erstellten Computer-Simulation einer gewaltigen Überflutung passen.[9][10] Der Bosporus stellt seitdem die Verbindung zum Marmarameer dar. Er hat eine Breite von 760 bis 3600 Meter und ist an seiner flachsten Stelle lediglich 32 bis 35 Meter tief. 164 Eigenschaften des Meeres Salzgehalt Das Wasser hat in der oberen Schicht einen (relativ niedrigen) Salzgehalt von etwa 17 Promille. In den tieferen Schichten des Meeres, unter etwa 150 Metern, ist der Salzgehalt wesentlich höher. Der salinare Zufluss aus dem Mittelmeer (38–39 ‰) beträgt etwa 300 km³ je Jahr und der Oberflächenabfluss von weniger salinarem Wasser aus dem Schwarzen Meer etwa 600 km³ je Jahr. Sauerstoffgehalt Das salzarme Oberflächenwasser des Schwarzen Meeres liegt wie ein Deckel auf dem dichteren, salzhaltigeren Tiefenwasser. Es herrscht somit eine stabile Schichtung mit nur unbedeutendem vertikalem Austausch. Da somit kein Sauerstoff in die Tiefe gelangt, sind weite Bereiche des Tiefwassers des Schwarzen Meeres anoxisch, d.h. frei von ungebundenem Sauerstoff. Das Schwarze Meer ist sogar das größte anoxische Meeresbecken der Erde. Das hat zur Folge, dass in den tieferen Bereichen des Meeres keine Organismen existieren können, die einen auf Sauerstoffatmung basierenden Stoffwechsel betreiben. Stattdessen werden andere Stoffe wie Sulfat als finales Oxidationsmittel verwendet. Dadurch entstehen Schwefelwasserstoff und zusammen mit zweiwertigen Eisenionen bereits erwähnte Eisensulfide (im Wesentlichen FeS und FeS2 als Pyrit oder Markasit). Konsequenz aus der Sauerstoffarmut ist, dass organische Abfälle (abgestorbene Pflanzen, Tiere usw.) nicht – wie an der Luft oder im sauerstoffreichen Wasser – vollständig zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidiert werden. Es erfolgt vielmehr ein unvollständiger Abbau und am Boden sammeln sich die Überreste. Manche Geologen und Meereschemiker nehmen an, dass die Vorgänge im Schwarzen Meer denjenigen gleichen, die in vergangenen Erdzeitaltern bei der Entstehung von Erdöl bzw. Ölschiefer abliefen. Sie sprechen von euxinischen Verhältnissen. Mit anderen Worten: Aus den Fäulnisüberresten am Boden des Schwarzen Meeres könnte einmal Erdöl bzw. Ölschiefer entstehen. Methan und Methanhydrate Im anoxischen Bereich des Schwarzen Meeres entstehen zudem große Mengen Methan durch den anaeroben Abbau organischen Materials. Zusätzlich emittieren auch unterseeische Schlammvulkane Methan. Das Schwarze Meer ist zugleich das Gewässer mit der höchsten Konzentration von Methanhydraten. In bestimmten Küstenabschnitten im Osten des Schwarzen Meeres dringt soviel Methan nach oben, dass die Luft zeitweise zu brennen beginnt. Klima Das Klima entlang der Küsten des Schwarzen Meeres ist zweigeteilt: die Küste Rumäniens im Nordwesten, die Küste der Ukraine im Norden sowie die Küste Russlands im Nordosten des Meeres haben ein kontinentales Klima mit warmen Sommern und kühlen bis kalten Wintern. Die Niederschlagsmengen sind hier relativ gering aber recht gleichmäßig über das Jahr verteilt, mit einer erhöhten Niederschlagsneigung in den Sommermonaten. 165 Die am südlichen Teil des Schwarzen Meeres gelegenen Küsten Georgiens, der Türkei und Bulgariens haben ein gemäßigtes Klima und weisen ein Übergangsklima mit deutlichen subtropischen Elementen auf. Dennoch wird auch hier der subtropische Einfluss des Mittelmeerraums, der eher gering ist, meist überschätzt. Die Niederschlagsmengen sind hier viel höher und auch gleichmäßig über das Jahr verteilt, mit einer hohen Niederschlagsmenge im ganzen Jahr. Zwar sind hier die Sommer genauso warm (nicht heiß), und die kühlen und gelegentlich kalten Winter sind durch höhere Durchschnittswerte gekennzeichnet, jedoch sind in der Zeit zwischen November und März kontinentale Kaltlufteinbrüche vom zentralen Balkan oder der nordöstlich befindlichen Landmassen Russlands möglich und mit Schneefällen und Temperatureinbrüchen bis deutlich unter den Gefrierpunkt verbunden. Die Kultivierung mediterraner Pflanzen, wie dies häufig in touristisch erschlossenen Gebieten Bulgariens, aber auch Georgiens und dem Südteil der Halbinsel Krim der Fall ist, ist somit nur in günstigen Lagen und mit Winterschutzmaßnahmen möglich. Kein Küstenabschnitt des Schwarzen Meeres tangiert die sogenannte Ölbaumgrenze und auch die Palmengrenze, welche gemeinhin als Indikatoren für den Bruch zwischen gemäßigtem und subtropischmediterranem Klima betrachtet werden. Wirtschaftsraum Schwarzes Meer Antike Handelsbeziehungen Griechische Kolonien in Schwarzem Meer Im Zuge der Griechische Kolonisation entstanden an der Küste des Schwarzen Meeres mehrere Kolonien, sogenannten Poleis die unter sich und mit den, anderen Völker in Küstennähe sowie mit der übrigen antiken Welt im Mittelmeer Handel betrieben. Für die Handelsbeziehungen zwischen Griechen und einheimischen Thrakern, aber auch möglicherweise innerhalb der Poleis selbst existierten seit dem späten 6. Jahrhundert vor Chr. als Form des allgemeinen Äquivalents im Handelsaustausch gegossene bronzene Pfeilspitzen, die Laut Manfred Oppermann und Iwan Karajotow in ihrem Charakter nach als Kleinbarren zu interpretieren sind. 166 Dieses Pfeilgeld war keineswegs nur auf den Westpontos beschränkt, sondern auch im Bereich von Olbia und Sinope weiter östlich im Gebrauch gewesen. Wie Funde beweisen, war Histria ein wichtiges Herstellungszentrum dieser Barren, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass damals selbst Orgame eine eigene Produktion besaß, da sich ebenfalls in der Umgebung eine beachtliche Konzentration abzeichnet, was auf Handelsaustausch mit der dortigen getischen Bevölkerung hindeutet. Im Süden hatte Apollonia derartige prämonetäre Pfeile erzeugt. Möglicherweise war sogar Antheia ein solcher Herstellungsort sowie im Bereich des Westpontos auch Odessos und Tomis. Genueser und Venezianischer Handel Kolonien und Stützpunkte Genuas Handelswege Venedigs und Genuas → Hauptartikel: Genueser Kolonien und Venezianische Kolonien Im Gebiet des Schwarzen Meeres kann von regelrechten Kolonien, die weitgehend von Venedig dominiert wurden, erst im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts die Rede sein. Beim Zugang dorthin spielte Getreide, vor allem Weizen, mit dem Venedig und Genua zeitweise ganz Oberitalien versorgten, eine zentrale Rolle. Nach der Aufteilung des Byzantinischen Reiches im Vierten Kreuzzug 1204 waren wichtige Hafenstädte zunächst an den Rivalen Venedig gefallen, mittels eines Bündnisses mit dem um Restauration bemühten Kaiserreich Nikaia setzte sich dann jedoch wieder Genua durch. 167 Nach dem Abkommen von Nymphaion 1261 setzten sich die Genuesen vor allem auf der Halbinsel Krim und am Asowschen Meer, fest. Doch gründeten sie auf der Grundlage des Abkommens Niederlassungen rund um das Schwarze Meer, so unter anderem in Trapezunt, Amastri, Simisso, Vicina im Donaudelta, Kilia, Caffa, Cetatea Albă, Tana an der Donmündung.[14] Die bedeutendste und erste genuesische Kolonie im Schwarzmeerraum, Pera bei Konstantinopel, nahm eine Sonderstellung ein und blieb bis zum Fall Konstantinopels 1453 ein wichtiger und konstanter Stützpunkt des genuesischen Handels. Für den übrigen Schwarzmeerraum wurde Caffa auf der Krim zur Hauptkolonie. Von dort kam wohl im Zuge der Kämpfe mit den Mongolen der Goldenen Horde 1348 der Schwarze Tod, die Pest, nach Europa. Heutige Beziehungen Ausschließliche Wirtschaftszonen der Schwarzmeeranrainerstaaten Die sechs Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres - (vom Süden an im Uhrzeigersinn:) Türkei, Bulgarien, Rumänien, die Ukraine, Russland und Georgien - haben sich 1992 mit Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Serbien und Moldawien zu einer SchwarzmeerWirtschaftskooperation zusammengeschlossen. Sie soll die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern. So soll ein neuer Autobahnring und ein Stromverbund alle Schwarzmeeranrainer verbinden. Das Jahrhundertprojekt wurde 2007 auf der Jubiläums-Konferenz der Schwarzmeer-Kooperation von zwölf Mitgliedsländern beschlossen.[15] Für Russland wurde die Absichtserklärung zum Bau der Ring-Autobahn im Dezember 2010 vom russischen Präsident Medwedew unterzeichnet. Schifffahrt Anfang der 1840er-Jahre trafen die beiden österreichischen Reedereien Erste DonauDampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) und Österreichischer Lloyd ein Abkommen. Dieses sah eine wöchentliche Verbindung von den Donauhäfen an das Schwarze Meer vor. Von dort aus betrieb der Österreichische Lloyd Linien in den Mittelmeerraum, und von dort aus ab Eröffnung des Sueskanals auch bis in den Nahen Osten und nach Asien. Wöchentliche Verbindungen von Istanbul nach Braila, Odessa, Nikolajew sowie Batumi wurden angeboten. Während für Handelsschiffe eine freie Passage über das Mittelmeer möglich ist, ist für Kriegsschiffe die Zufahrt in das Schwarze Meer über den Vertrag von Montreux reglementiert. 168 Pipelines Die Erdgas-Pipeline Blauer Strom verläuft im östlichen Teil des Schwarzen Meeres von der russischen Küste am Meeresboden bis zur türkischen Küste. Mit der South Stream, die Russland mit Bulgarien unter dem Meeresboden verbinden soll ist zudem eine weitere in Planung. Umweltverschmutzung und Meeresschutz Der größte Anteil an Umweltverschmutzung verursachenden Substanzen gelangt über die Donau und ihr Einzugsgebiet in das Schwarze Meer. Für den Meeresschutz und die Befischung des Schwarzen Meeres wurde 1996 das ACCOBAMS („Agreement on the Conservation of Cetaceans of the Black Sea, Mediterranean Sea and Contiguous Atlantic Area“) unterzeichnet. Es regelt den Schutz der Delphine und Wale (Cetacea). Besonders bedroht sind hier die Großen Tümmler. 1992 wurde in Bukarest das Übereinkommen über den Schutz des Schwarzen Meeres vor Verschmutzung verabschiedet. Städte Wichtige Hafenstädte Batumi Giresun Noworossijsk Samsun Sotschi Warna Burgas Kertsch Odessa Sinop Sulina Zonguldak Cherson Mangalia Ordu Sewastopol Trabzon Constanța Mykolajiw Poti Sochumi Bekannte Bade- und Kurorte • • • • • • 2 Mai Achtopol Albena Amasra Burgas Costinești • • • • • • Djuni Eforie Nord Eforie Sud Goldstrand Jalta Jupiter • • • • • • Kazantip Mamaia Mangalia Năvodari Neptun Nessebar 169 • • • • • • Obsor Odessa Olimp Pomorie Primorsko Saturn • • • • • • • Şile Sinemorez Sinop Sonnenstrand Sotschi Sosopol Trabzon Sotschi aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Stadt Sotschi Сочи Flagge Föderationskreis Region Stadtkreis Bürgermeister Gegründet Stadt seit Fläche Bevölkerung Bevölkerungsdichte Höhe des Zentrums Zeitzone Telefonvorwahl Postleitzahl Kfz-Kennzeichen OKATO Website Koordinaten Wappen Südrussland Krasnodar Sotschi Anatoli Nikolajewitsch Pachomow (geschäftsführend) 1838 1917 250 km² 343.334 Einwohner [1] (Stand: 14. Okt. 2010) 1.373 Einwohner/km² 30 m UTC+4 (+7) 8622 354000–354396 23, 93 03 426 www.sochiadm.ru Geographische Lage 43° 35′ N, 39° 44′ O43.58333333333339.73333333333330Koordinaten: 43° 35′ 0″ N, 39° 44′ 0″ O (Karte) Liste der Städte in Russland Sotschi (russisch Сочи ( Aussprache?/i), englisch Sochi) ist eine Stadt am Schwarzen Meer in Russland. Sie liegt in der Region Krasnodar nahe der Grenze zu Georgien und hat 343.334 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Sotschi ist einer der beliebtesten Bade- und Kurorte Russlands. Die Stadt ist Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014 und Spielstätte bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018, zudem soll der Große Preis von Russland der Formel 1 in Sotschi stattfinden. 170 Geographie Überblickspanorama von Sotschi, im Hintergrund ist der Kaukasus zu erkennen Sotschi erstreckt sich über 145 Kilometer entlang der nordöstlichen Küste des Schwarzen Meeres. Nordwestliche Grenze ist der Fluss Schepsi wenige Kilometer südlich von Tuapse, südöstliche der Fluss Psou, welcher auch die Grenze Russlands zur von Georgien abtrünnigen Republik Abchasien bildet. Das Stadtzentrum ist von der Grenze etwa 30 Kilometer entfernt. Bereits die erste Bergkette des Kaukasus in Küstennähe mit den Kämmen Alek, Bytcha, Mamaiski, Soloniki und Tjupjutschch erreicht Höhen um 1000 m und ist für das im Winter milde Klima verantwortlich. Die Berge des Kaukasus-Hauptkammes, 25 bis 40 Kilometer von der Küste, sind hier über 3.000 Meter hoch (Zachwoa, 3345 m). Auf dem Territorium der Stadt Sotschi erreichen mehrere Bergflüsse, welche die erste Bergkette durchschneiden, das Schwarze Meer. Von Norden nach Süden sind dies Psesuapse, Schache, Sotschi und Msymta. Stadtgliederung und -verwaltung, Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1897 1.352 1926 13.000 1939 71.000 1959 95.234 1970 224.031 1979 287.353 1989 336.514 2002 328.809 2010 343.334 171 Am 10. Februar 1961 wurden zwei benachbarte Rajons, Lasarewskoje und Adler, eingemeindet, womit das heute existierende und manchmal Groß-Sotschi (Bolschoi Sotschi) genannte administrative Gebilde entstand. 1959 hatten die eingemeindeten Rajons Adler und Lasarewskoje 55.273 und 37.389 Einwohner, davon die Siedlungen städtischen Typs Adler 19.658, Lasarewskoje 8.966, Dagomys 7.192 und Krasnaja Poljana 4.443 Einwohner. Heute ist die Stadt in vier Stadtrajons gegliedert: Lasarewski, Zentralny, Chostinski, Adlerski (Reihenfolge von Nordwesten nach Südosten). Zum Stadtkreis gehören auch die Siedlung städtischen Typs Krasnaja Poljana (russ. für Rote oder Schöne Lichtung) mit 3972 Einwohnern und 78 Dörfer mit zusammen 69.068 Einwohnern, sodass die Gesamtbevölkerungszahl des Stadtkreises Sotschi 410.987 beträgt (Berechnung 2009). Da zum Stadtkreis auch weiträumige, praktisch unbewohnte Berggebiete gehören, ist die Bevölkerungsdichte des Stadtkreises mit knapp 120 Einwohnern pro km² im Ganzen relativ gering. Stadtrajons: • • • • Adlerski (russ. Адлерский), 70.339 Einwohner, Ortsteile: Adler, Krasnaja Poljana Chostinski (russ. Хостинский), 62.440 Einwohner, Ortsteile: Chosta, Kudepsta, Mazesta Lasarewski (russ. Лазаревский), 64.068 Einwohner, Ortsteile: Asche, Dagomys, Jakornaja Schtschel, Loo, Magri, Makopse, Lasarewskoje, Soloniki, Wardane Zentralny (russ. Центральный), 132.734 Einwohner, Ortsteil: Sotschi (Zentrum) Sotschi liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza. Das Klima der Küstenzone Sotschis ist subtropisch mit langen, heißen Sommern, warmem Herbst und kurzen, milden Wintern. Ursache ist die geschützte Lage durch die nahe an das Meer herantretenden Kämme des Kaukasus, welche allerdings auch relativen Niederschlagsreichtum bedingen. Die Jahresmitteltemperatur beträgt etwa 14 °C. Kälteste Monate sind Januar und Februar mit etwa 6 °C, wärmste Monate Juli und August mit etwa 23 °C. Die geringste je gemessene Temperatur betrug −13,4 °C (25. Januar 1892), die höchste 39,4 °C (30. Juli 2000). Im Januar wurden aber auch schon 21,2 °C gemessen (22. Januar 1948), während die Temperaturen im Juli/August noch nie unter 10 °C gefallen sind. Die durchschnittliche Wassertemperatur des Schwarzen Meeres beträgt im August 24,1 °C. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt über 1.600 mm (zum Vergleich Berlin: 581 mm). Ein Großteil davon fällt in den Wintermonaten mit einem Maximum von etwa 190 mm im Dezember und Januar. Das sommerliche Minimum im Mai bis Juni von immerhin noch 90 bis 100 mm geht gewöhnlich in Starkregen an nur wenigen Tagen nieder. In den Gebirgslagen der Stadt sind insbesondere die Wintertemperaturen niedriger, so im knapp 600 Meter hoch gelegenen Krasnaja Poljana, wo die olympischen Skiwettbewerbe 2014 ausgetragen werden, um durchschnittlich 5 bis 6 °C. Damit beträgt sie um 0 °C, in den Hochlagen entsprechend weniger. Eine geschlossene Schneedecke stellt sich im unteren Teil der Pisten gewöhnlich Mitte Januar ein und erreicht im März Höhen von 2 Metern und mehr. Im höher gelegenen Bereich erstreckt sich die Skisaison von November bis Anfang Juni. 172 Verkehr Die Bahnlinie entlang der Küste westlich des Zentrums Im Stadtteil Adler, nahe der Mündung der Msymta in das Schwarze Meer, liegt der internationale Flughafen Sotschi (IATA-Code AER), den 2006 1,35 Millionen Passagiere nutzten. Bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 soll er auf eine Kapazität von vier Millionen Passagieren pro Jahr ausgebaut werden. Mit dem Umbau des benachbarten Flughafen Poti in Georgien zu einem "Drehkreuz" für den Luftverkehr in der Kaukasusregion wurde dank eines Kredits einer arabischen Investmentbank ebenfalls bereits begonnen. Entlang der Schwarzmeerküste führt durch Sotschi eine zweigleisige, elektrifizierte Eisenbahnstrecke mit Schnellzugstationen in allen großen Ortsteilen bis Adler. Es besteht eine Direktverbindung nach Moskau, Sankt Petersburg und in viele russische Städte bis nach Sibirien. Zudem ist Sotschi im Sommer immer samstags aus Berlin ohne Umsteigen zu erreichen. Der Abschnitt Tuapse–Adler wurde 1929 eröffnet, die Weiterführung nach Sochumi in Abchasien, wo Anschluss an das Transkaukasische Netz geschaffen wurde, 1944/45. Über diese Strecke kann auch heute Abchasien erreicht werden, allerdings ist die Weiterführung von Sochumi nach Georgien seit dem abchasischen Bürgerkrieg Anfang der 1990er Jahre zerstört und außer Betrieb. Die Elektrifizierung erfolgte von 1956 bis 1958. Verlief die Verbindung nach Zentralrussland anfangs über Tuapse–Armawir, so wurde sie 1978 mit Eröffnung einer neuen Direktverbindung (mit einem drei Kilometer langen Tunnel) unter dem Kaukasushauptkamm zwischen Krasnodar und Tuapse erheblich verkürzt. Der innerstädtische Verkehr wird mit Omnibussen und Vorortzügen (Elektritschkas) bewältigt. Außerdem gibt es eine Standseilbahn und mehrere Sesselbahnen (z. B. beim Botanischen Garten). Bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 ist ein umfassender Ausbau des innerstädtischen ÖPNV-Angebots geplant, unter anderem ist der Bau einer Stadtbahn mit Haltestellen am Flughafen sowie am neuen Olympiapark im Bau. 173 Geschichte Blick auf Sotschi vom Schwarzen Meer aus Vom 6. bis 15. Jahrhundert gehörte das Gebiet den Königen von Georgien, die dort ein Dutzend Kirchen erbauten. Im Ortsteil Loo steht die Ruine einer byzantinischen Basilika aus dem 11. Jahrhundert. Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Küste vom Osmanischen Reich kontrolliert. Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1828–1829 wurde es 1829 mit dem Frieden von Adrianopel vertraglich an Russland abgetreten. Inmitten des Kaukasuskriegs wurde Sotschi 1838 als Fort und Siedlung Alexandrija (Александрия) gegründet. In dieser Zeit entstanden auch weitere Befestigungsanlagen, die später die Kerne heutiger Stadtteile bildeten, so das Fort des Heiligen Geistes (Fort Swjatowo Ducha, 1837, heute Adler), Lasarewski und Golowinski (1839, heute Lasarewskoje und Golowinka). 1839 erfolgte die Umbenennung des Forts Alexandrija in Nawaginskoje, nach dem Namen des dort stationierten Regimentes. Die Bedingungen waren aufgrund der Kampfhandlungen und der grassierenden Malaria sehr schwer. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Forts nicht mehr gebraucht und abgerissen. Es war keine russische Bevölkerung mehr vorhanden, die Gebiete waren verödet. Die massenhafte Umsiedlungsbewegung aus verschiedenen Regionen Russlands an die kaukasische Schwarzmeerküste setzte nach dem Ende des Kaukasuskrieges 1864 ein. Nach der Bauernbefreiung 1861 siedelten sich hier gemäß einem Regierungsprogramm, aber auch spontan Bauern ohne Hof und Boden an. 174 Der Seehafen von Sotschi Sotschis Dendrarium ist ein städtischer Park der eine einzigartige Sammlung von subtropischen Flora und Fauna bietet. Unter dem Namen Dachowski-Posten (Post Dachowski, wieder nach dem dort stationierten Regiment) wurde der Posten wieder errichtet. Später verlor der Posten seine militärische Bedeutung und 1874 erfolgte die erneute Umbenennung in Dachowski Possad. 1896 erhielt die Siedlung ihren heutigen, von der ubychischen Bezeichnung des durch den Ort fließenden Flüsschens, Soatschsche, abgeleiteten Namen (bzw. von der adygeischen Version Schatscha). Die auf dem Territorium der heutigen Stadt Sotschi siedelnden kaukasischen Völker (Sadsen um das heutige Adler, Ubychen um Sotschi-Zentrum und Golowinka, Schapsugen um Lasarewskoje) wurden im Verlaufe des 19. Jahrhundert von den zuwandernden Russen größtenteils verdrängt. 175 Anfang des 20. Jahrhunderts begann Sotschis Entwicklung zu einem Bade- und Kurort der russischen Oberschicht. 1902 begann die Nutzung der Sulfid-Chlorid-Natrium-Heilquellen von Mazesta, einem Stadtteil im Rajon Chostinski. Es wurden Sommerhäuser im Jugendstil von Moskauer und Petersburger Architekten erbaut. Es tauchten auch die ersten Hotels auf. 1909 eröffnete der Kurort Kaukasische Riviera mit zunächst zwei Hotels. 1917 erhielt Sotschi das Stadtrecht. Nach der russischen Oktoberrevolution, am 29. Juni 1918, besetzten die georgische Armee und abchassische Freiwillige die Stadt Adler, am 6. Juli stand Sotschi unter georgischer Kontrolle. Im Jahre 1919 am 26.Januar griffen die Freiwilligen und Soldaten der Armee von Denikin Sotschi an. Großbritannien, das die Souveränität Georgiens garantierte, griff nicht ein. Nach mehreren Kämpfen verließ die georgische Armee Sotschi, die georgische Bevölkerung der Stadt war schutzlos und wurde von den Russen vertrieben. Die Stadt entwickelte sich in der Sowjetunion zu einem der populärsten Badeorte. Josef Stalin ließ im nördlichen Ortsteil Dagomys eine seiner Datschen, Botscharow Rutschei, errichten. Sie dient bis heute als eine der Residenzen des russischen Präsidenten, in der das Staatsoberhaupt auch ranghohe Gäste empfängt. Seit 1937 gehört Sotschi zur Region Krasnodar. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Sanatorien und Erholungsheime der Stadt als Lazarette. Hier wurden über 500.000 verwundete Soldaten der Roten Armee behandelt. Hunderte von Palastsanatorien, Kurhotels und Ferienressorts entstanden in dieser Zeit in Sotschi. Die meisten Sanatorien wurden zur Behandlung für Bronchial-, Lungen-, und Nervenerkrankungen errichtet. In dieser Zeit waren jährlich bis zu sechs Millionen Urlauber in Sotschi. Mit dem Ende der Sowjetunion endete zunächst auch das Konzept des Urlaubs für die Massen, aufgrund eines starken Preisanstieges für Unterkünfte, Verpflegung und Attraktionen. Derzeit besuchen etwa vier Millionen Urlauber pro Jahr den beliebtesten Kurort in Russland. Sochi hat sich auf die gewandelten Ansprüche eingestellt und die Bereiche Service und Attraktionen ausgebaut. Das Ergebnis ist eine Art russisches Venice Beach. 2007 entschied das internationale Olympische Komitee, das Sochi Austragungsort der olympischen Winterspiele 2014 sein wird. Für Sochi bedeutet das große Veränderungen. Der Urlaubsort ist in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit geraten - und wird rasant ausgebaut. Kunst, Kultur und Tourismus Logo der Olympischen Spiele 2014 Sotschi liegt in einer eindrucksvollen Landschaft am Fuß des Kaukasus. Vom Strand aus sind die schneebedeckten Gipfel zu sehen. Neben Sand- und Kiesstränden lockt die Stadt mit einer subtropischen Vegetation, Heilquellen, zahlreichen Parks, Denkmälern und einer extravaganten stalinistischen Architektur. Sehenswert sind unter anderem die Kathedrale des Erzengels Michael (1891) sowie das Sommertheater (1937). 176 Jalta aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Jalta (Ялта) Jalta Basisdaten Oblast: Autonome Republik Krim Rajon: Kreisfreie Stadt Höhe: 40 m Fläche: 283 km² Einwohner: 80.552 (2004) Bevölkerungsdichte: 285 Einwohner je km² Postleitzahlen: 98600-98649 Vorwahl: +380 654 Geographische Lage: 44° 30′ N, 34° 10′ O44.497534.17305555555640Koordinaten: 44° 29′ 51″ N, 34° 10′ 23″ O (Karte) KOATUU: 111900000 Verwaltungsgliederung: 2 Städte, 21 Siedlungen städtischen Typs, 1 Dorf, 8 Siedlungen Website: http://www.yalta.com.ua/ 177 Liwadija-Palast, Ort der Jaltakonferenz von 1945 Jalta, Blick auf den Hafen Meerpromenade von Jalta Jalta (ukrainisch und russisch Ялта; krimtatarisch Yalta; armenisch Յալտա) ist ein Kurund Urlaubsort an der Südküste der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer in der Ukraine. 178 Überblick Der Kurort hat rund 80.000 Einwohner, von denen etwa zwei Drittel Russen und etwa 25 Prozent Ukrainer sind, der Rest sind Krimtataren und Mongolen und Angehörige anderer Völker. Die lingua franca ist Russisch. Eine kleine Gruppe von Deutschen ist in zwei Kulturvereinen organisiert und hat auch eine protestantische Kirche. In der Agglomeration Jalta leben etwa 125.000 Menschen. Aufgrund der Lage jenseits des Krimgebirges ist Jalta nicht an das Eisenbahnnetz angebunden. Dafür ist die Stadt Endpunkt der längsten Trolleybus-Linie der Welt. Diese wird von der Gesellschaft Krymskyj-Trolejbus betrieben und verbindet Jalta mit Aluschta und dem Bahnhof von Simferopol. Der Lage südlich des Krimgebirges und in einem Talkessel verdankt Jalta sein sehr mildes Klima: Die mittlere Temperatur beträgt im Februar 4 °C. Es schneit in Jalta selten, und die dünne Schneeschicht taut schnell wieder auf. Die Durchschnittstemperatur im Juli liegt bei ca. 24 °C. Die Sonne scheint hier 2.250 Stunden im Jahr. Da immer stetig eine leichte Meeresbrise vom Schwarzen Meer weht, wird es in Jalta nie drückend heiß. Es herrscht ein subtropisches Klima. Aufgrund der günstigen geographischen Lage hat sich Jalta zu einem beliebten Ziel für Touristen schon während der Zeit der Sowjetunion entwickelt. Viele berühmte Künstler wie Tschechow, Tolstoi und Tschaikowski haben hier gelebt. Verwaltungstechnisch gliedert sich die Stadt in eine weitere Stadt (Alupka/Алупка), in 21 Siedlungen städtischen Typs (Berehowe (Берегове), Wynohradne (Виноградне), Widradne (Відрадне), Woschod (Восход), Haspra (Гаспра), Holuba Satoka (Голуба Затока), Hursuf (Гурзуф), Kaziweli (Кацівелі), Korejis (Кореїз), Krasnokamjanka (Краснокам'янка), Kurpaty (Курпати), Liwadija (Лівадія), Massandra (Масандра), Nikita (Нікіта), Oreanda (Ореанда), Parkowe (Паркове), Ponysiwka (Понизівка), Sanatorne (Санаторне), Simejis (Сімеїз), Sowjetske (Совєтське), Foros (Форос)), ein Dorf (Opolsnewe (Оползневе)) und acht Siedlungen (Wyssokohirne (Високогірне), Hirne (Гірне), Danyliwka (Данилівка), Kujbyschewe (Куйбишеве), Linijne (Лінійне), Olywa (Олива), Ochotnytsche (Охотниче), Partysanske (Партизанське)). Geschichte Gegründet wurde die Stadt vermutlich von den Tauriern im 6. Jahrhundert v. Chr., was Gräber in den Abhängen des Polikurowski-Hügels nordöstlich der Stadt belegen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde das damalige Jalita dann Kolonie des antiken Griechenland. Der Name Jalita stammt vermutlich aus dem Griechischen und bedeutet einfach nur Ufer. Im 6. Jahrhundert wurde die Stadt Teil des Byzantinisches Reiches. Die erste schriftliche Erwähnung fand im 12. Jahrhundert durch den arabischen Geographen Al-Idrisi statt – die Siedlung hieß damals Dschalita ( جاليط ةǦaliṭah). Im 14. Jahrhundert wurde die Siedlung eine Genuesische Kolonie unter dem Namen Kaulita resp. Etalita. Im 15. Jahrhundert zerstörte ein Erdbeben Jalta. Es wurde dann Teil des Osmanischen Reichs. 1837 wurde die Stadt zu einer russischen Kreisstadt und 1848 die Straße nach Sewastopol gebaut. 1887 wurde das erste Sanatorium eröffnet. 179 International bekannt wurde Jalta durch die Konferenz von Jalta, auf der vom 4. bis 11. Februar 1945 über das Schicksal des bald besiegten Deutschlands entschieden wurde. Daran beteiligt waren die alliierten Regierungschefs Winston Churchill, Josef Stalin und Franklin D. Roosevelt, die dort die Welt neu aufteilten. Seit 2004 findet jährlich im September das Yalta-Treffen statt, veranstaltet wird es von Victor Pinchuk Foundation und der Yalta European Strategy (YES) in der südukrainischen Stadt Liwadija. Städtepartnerschaften • • Baden-Baden, Deutschland Nizza, Frankreich Sehenswürdigkeiten • • • • • • • • • Armenische Kirche Botanischer Garten Nikitsky (am Hang bis zum Meer, mit über 50.000 Pflanzen aus aller Welt) Alexander-Newski-Kathedrale Tschechow-Haus (hier wohnte der Schriftsteller Anton Tschechow von 1899 bis 1904) Liwadija-Palast, Ort der Jaltakonferenz von 1945 Orgelsaal in Liwadija Schloss Massandra (ehemals Staatsdatscha des Generalsekretärs der KPdSU, seit Josef Stalin) Berg Aj-Petri (1233 m, Seilbahn von der Küste zum Gipfel) Schwalbennest, Privat-Schloss auf der Felsküste Galerie • Das Schloss Schwalbennest 180 • Russisch-orthodoxe Kirche in Jalta • Botanischer Garten in Jalta • Fleischmarkt in der Markthalle, Jalta 181 Sewastopol aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Stadt Sewastopol город Севастополь Basisdaten Oblastzentrum: Sewastopol Einwohner: 378.978 (1. Dezember 2005) Bevölkerungsdichte: 438,63 Einwohner je km² in Städten: 94,2 % Fläche: 864 km² KOATUU: 8500000000 Postleitzahlen : 99000 - 99699 Verwaltungsgliederung Rajone: Städte: 2 durch Oblast verwaltet: 0 durch Rajon verwaltet: 2 Stadtrajone: 4 182 Sewastopol (ukrainisch und russisch Севастополь, von griech. Sebastopolis) ist die größte Stadt auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Sie wurde unter russischer Besetzung 1783 gegründet und liegt am südwestlichen Rand der Krim auf den Ausläufern des Krimgebirges direkt am Schwarzen Meer. Sie ist Heimathafen und Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Die Einwohnerzahl der Agglomeration beträgt rund 379.000 (Dezember 2005). Herkunft des Namens Ursprünglich war die Stadt unter dem Namen Achtiar (Ахтиар) bekannt, einer alten tatarischen Siedlung. Im Türkischen heißt sie deshalb heute noch Akyar. Der krimtatarische Name ist Aqyar. Sewastopol kommt aus dem griechischen Wort „Sebastópolis“ (Σεβαστούπολις), einer Zusammensetzung aus „Sebastos“ (griechisch σεβαστóς) und Polis (πóλις). Aus der römischen Antike sind drei Orte dieses Namens bekannt - einer in Kleinasien, das heutige Sivas, einer in Thrakien und einer an der Ostküste des Schwarzen Meers, das heutige Sochumi. Sebastós ist nach der Verleihung des Titels „Augustus“ (27. v. Chr.) an Octavian als ersten Herrscher der römischen Kaiserzeit die offizielle griechische Übersetzung dieses Beinamens in seinen Bedeutungen „Heiliger“, „Unverletzlicher“ und sinngemäß „Majestät“. Sewastopol/Sebastopolis besagt folglich „Majestätsstadt“ oder auch „Kaiserstadt“. Diesen Namen erhielt die Stadt 1784 vom russischen Fürst Grigori Potjomkin. Geographie Karte der Ukraine Sewastopol liegt im äußersten Südwesten der Krim-Halbinsel und verteilt sich auf eine Fläche von ca. 864 km² rund um 38 Buchten, und unter Einbeziehung der Buchten sogar auf 1000 km². Deren größte, die Bucht von Sewastopol (Sewastopolskaja buchta), teilt die Stadt in eine Nord- und eine Südhälfte. Auf Letzterer erstreckt sich das Zentrum der Stadt über mehrere Hügel. Das riesige Territorium von Sewastopol – in Länge und Breite bis zu 50 Kilometer groß – entspricht der Fläche von Moskau, New York oder Shanghai. Zum Vergleich: Zürich oder Paris sind mit 91,9 respektive 105,4 km² rund zehnmal kleiner als Sewastopol. 183 Klima Das Klima von Sewastopol ist nahezu subtropisch. Die Südküste wird durch das Krimgebirge vor dem Eindringen kalter Luftmassen aus dem Norden geschützt, die Luft ist trocken. Die jährliche Regenmenge beträgt 500 bis 700 Millimeter. Im Sommer steigen die Temperaturen bis 40 Grad, die aber von einer leichten Brise gemildert werden – tagsüber vom Meer Richtung Land, in der Nacht in umgekehrter Richtung. Im Winter bewegen sich die Temperaturen zwischen -2 und +7 Grad Celsius. In den Wintermonaten kommt es an der Schwarzmeerküste zu Eisbildung; Sewastopol ist aber im Gegensatz zu anderen Häfen der Ukraine ganzjährig eisfrei. Geschichte Karte zur Belagerung von Sewastopol (1854–1855) 184 Kapitulation von Sewastopol Historische Karte der Halbinsel Krim (um 1888) Von der Antike bis zur Sowjetunion Die küstennahen Regionen der Krim wurden ab dem 7. Jh. v. Chr. von griechischen Kolonisten besiedelt. In der Nähe des heutigen Stadtzentrums errichteten Griechen aus Milet zunächst ein Emporion, und ab dem späten 5. Jh. v. Chr. bauten Siedler aus Herakleia Pontike die Siedlung mit dem Namen Kalamita zur bedeutendsten Polis der Taurischen Chersonesos aus. Unter der Herrschaft von Rom und Byzanz bewahrte die Stadt ihren griechischen Charakter bis zur Zerstörung im 14. Jh. und der nachfolgenden Besiedlung durch Tataren. Nach der russischen Eroberung der Krim wurde die Stadt im Jahre 1783 neu begründet. 185 Auf Grund ihrer militärischen Bedeutung war die blühende Handelsstadt Sewastopol im Krimkrieg schwer umkämpft. Nach der elfmonatigen Belagerung von Sewastopol war sie am 8. September 1855 nur noch ein Trümmerhaufen und gelangte daraufhin nie mehr zum früheren Wohlstand. 1898 wurde die erste Linie der Straßenbahn Sewastopol eröffnet, diese wurde jedoch während der Kampfhandlungen im 2. Weltkrieg im Jahre 1942 beschädigt und stillgelegt und nach dem Krieg nicht wieder in Betrieb genommen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die als stärkste Festung der Welt geltende Stadt von deutschen Truppen belagert und nach schweren Kämpfen in der Schlacht um Sewastopol 1941–1942 erobert. Nach der Schlacht waren im Juni 1942 nur noch neun Gebäude unbeschädigt. Nach der Eroberung am 1. Juli 1942 durch die deutsche Wehrmacht plante das nationalsozialistische Reichskommissariat Ukraine die Umbenennung des Ortes in Theoderichshafen. Das wurde jedoch nicht mehr durchgeführt. Nach der Schlacht um die Krim vom 8. April bis zum 12. Mai 1944 war das Gebiet wieder in sowjetischer Hand. In Sewastopol bestand das Kriegsgefangenenlager 241 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 3318 versorgt. 1954 übereignete Nikita Chruschtschow die Halbinsel Krim und die Hafenstadt Sewastopol aus dem Besitz der russischen an die ukrainische Sowjetrepublik. Postsowjetische Zeit Als Heimathafen der sowjetischen Schwarzmeerflotte war Sewastopol bis 1991 eine geschlossene Stadt, in die auch die Krimbewohner nur mit einem Passierschein einreisen konnten. Noch heute markiert das kleine weiße Gebäude der Polizeistation an der Stadtgrenze die ehemals geschlossene Stadt. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verlor die Russische Föderation den Anspruch auf den Heimathafen für die traditionsreiche Schwarzmeerflotte. Erst der Vertrag von 1997 regelte die Aufteilung der Flotte und den Verbleib der russischen Marine auf der Krim bis 2017 und entspannte damit die Situation. Er wurde 2010 gegen verbilligte Gaslieferungen bis 2042 verlängert. Heute liegen die Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte neben jenen der ukrainischen Flotte. Sie lassen sich einfach voneinander unterscheiden: Bei den ukrainischen Schiffen beginnt die Schiffsnummer mit einem großen lateinischen „U“, zudem tragen sie die blaugelbe Flagge der Ukraine. Besonders gut können die ehemaligen Militäranlagen im Süden von Sewastopol in Balaklawa besichtigt werden. Dort befindet sich auch eine in den Berg getriebene unterirdische U-Boot-Werft. Nach einem Ukas des ersten und letzten Krimpräsidenten, dem Russen Juri Meschkow, öffnete sich die Stadt 1994 zuerst für die Krimbewohner, später auch für die restlichen Ukrainer sowie auch für ausländische Touristen. Sewastopol untersteht direkt der ukrainischen Zentralregierung in Kiew und nicht der Regierung der Autonomen Republik Krim. In der Ukraine hat nur noch die Hauptstadt Kiew diesen Sonderstatus. Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob und wie Sewastopol zu einer Freihandelszone erklärt werden kann. 186 Aktuelle politische Situation Trotz der Zugehörigkeit von Sewastopol zur Ukraine dominieren das russische Flottenkommando, pro-russische Behörden und Organisationen das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben in der Hafenstadt. So förderte zum Beispiel die Moskauer Stadtregierung unter dem früheren Bürgermeister Juri Michailowitsch Luschkow pro-russische Aktivitäten in wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen. Mit diesen Aktivitäten unterstützt Moskau Bestrebungen für eine Unabhängigkeit der Krim von der Ukraine. Der pro-russische Stadtrat von Sewastopol seinerseits vermeidet jede Konfrontation mit dem russischen Flottenkommando und russischen Behörden respektive Organisationen. Er lehnte sogar ein Darlehen der EBRD (European Bank for Reconstruction and Development – Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklungshilfe) zur dringend notwendigen Sanierung des Abwassersystems ab, weil es die Bindung Sewastopols an die Ukraine und Westeuropa verstärkt hätte. Die wichtigsten Daten im Überblick Jahr 300.000 v. Chr. 422 v. Chr. 1783 1854 bis 1855 1920 1942 1944 1945 1954 1991 1994 1996 1997 2010 Ereignis Erste Besiedlung durch frühe Vertreter der Hominiden (Neandertaler) Griechische Kolonisten aus Herakleia Pontike besiedeln Kalamita und Chersones (Stadt) Stadtgründung durch einen Erlass von Katharina der Großen Krimkrieg Evakuierung der weißen Armee Belagerung und anschließende Eroberung von Sewastopol durch die deutsche Wehrmacht Befreiung der Stadt durch die sowjetische Armee im Laufe der Schlacht um die Krim Sewastopol wird zur Heldenstadt erklärt Nikita Chruschtschow übereignet die Krim mit Sewastopol der Ukrainische SSR Zusammenbruch der Sowjetunion Öffnung der geschlossenen Stadt Sewastopol für Krimbewohner Öffnung der geschlossenen Stadt Sewastopol für alle Ukrainer und Ausländer Vertrag zwischen der Ukraine und Russland über den Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol Vertrag zwischen der Ukraine und Russland über den Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol bis 2048 verlängert. 187 Bevölkerung Offiziell leben in Sewastopol rund 378.000 Personen (Stand 2004). Rund 74 Prozent der Bevölkerung sind Russen, 21 Prozent Ukrainer und 5 Prozent gehören ethnischen Minderheiten an (Belarussen, Krimtataren, Juden, Armenier, Griechen, Deutsche, Bulgaren, Moldauer, Polen, Esten, Letten, Koreaner etc.). Sprache Die Amtssprache ist Ukrainisch, als Umgangssprache dient aber aufgrund der Bevölkerungszusammensetzung Russisch. Sprachen der Minderheiten sind unter anderen Krimtatarisch und – als Überbleibsel der süddeutschen und schweizerischen Auswanderer nach Zürichtal vor rund 200 Jahren – Deutsch. Religion Die autochthonen, traditionell vorherrschenden Religionen sind die russisch-orthodoxe Kirche, die dem Moskauer Patriarchat verpflichtet ist, und der Islam. Aber erst seit 1989 gibt es in Sewastopol wieder eine offizielle islamische Gemeinde, der hauptsächlich die aus den Deportationsgebieten zurückkehrenden Krimtataren angehören. Als ethnisch vielfältig zusammengesetzte Stadt verfügt Sewastopol über weitere religiöse Gruppierungen, von denen längst nicht alle offiziell registriert sind. Politik Sewastopol besitzt innerhalb der Ukraine und auch innerhalb der autonomen Halbinsel Krim einen Sonderstatus: Sewastopol ist als einzige Stadt direkt der ukrainischen Regierung in Kiew unterstellt, während der Rest der Halbinsel der Regierung der Autonomen Republik Krim in Simferopol unterstellt ist. Der Stadtrat ist mehrheitlich pro-russisch mit dem Bürgermeister Walerij Wolodimorowytsch Saratow. Verwaltungsgliederung Die Stadt besteht heute aus den vier Stadtrajonen Rajon Lenin, Rajon Nachimow, Rajon Haharin, und Rajon Balaklawa, wobei die früheren Städte Inkerman und Balaklawa und 46 mittlerweile eingemeindete Dörfer inbegriffen sind. Der Stadtrand von Sewastopol ist – vom Zentrum her kommend in dieser Reihenfolge – von Trabantensiedlungen, Weinfeldern und Datschensiedlungen geprägt. Nachbargemeinden Sewastopol grenzt an folgende Städte und Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Berehowe, Bachtschyssaraj, Sokolyne und Foros. 188 Wirtschaft Russische Marine Die russische Marine mit ihrer Schwarzmeerflotte ist bis heute der wichtigste Arbeitgeber in der Region und finanziert 25 Prozent des Stadtbudgets. Alleine für die Pacht des Militärhafens für die Schwarzmeerflotte zahlt Russland 100 Millionen US-Dollar jährlich an die Ukraine. Industrie Traditionell sind die Werften der stärkste Industriezweig von Sewastopol. Forstwirtschaft und Fischerei Sewastopol ist der wichtigste ukrainische Hafen für die Fischerei. Das Schwarze Meer ist aber durch den Eintrag von Chemikalien aus Landwirtschaft und Industrie zum Teil stark belastet. Tourismus Sewastopol wird heute jährlich von über 500.000 Touristen besucht. Viele Ukrainer und Russen bereisen die ehemals verbotene Stadt, Westeuropäer sind im Stadtbild noch eher selten zu sehen. Kulinarische Spezialitäten • Malakow heißt eine besondere Torte, die aus Löffelbiskuits, Vanillecreme und Schlagsahne besteht. Nach dem Sieg im Krimkrieg und der Eroberung von Fort Malakow (Малахов курган) (am 8. September 1855) auf einem Hügel in Sewastopol wurde der französische Marschall Aimable Jean Jacques Pélissier, zum Herzog von Malakow ernannt. Zu seiner Ehre wurde die Torte kreiert, die bis heute in ganz Mitteleuropa als Malakow-Torte bekannt ist – in Sewastopol jedoch ist sie völlig unbekannt. • Malakoff heißen im schweizerischen Waadtland auch Käsebällchen. Sie sind ebenso wie die Torte nach dem Fort Malakow in Sewastopol benannt. Dieser Hügel wurde im Krimkrieg von den Truppen Napoleons III. eingenommen, in denen auch Waadtländer Soldaten mitkämpften. Infrastruktur Verkehr Innerhalb der Stadt ermöglicht ein Oberleitungsbus den öffentlichen Verkehr. Daneben verkehren auch Dieselbusse und sogenannte Marschrutnyje taxi oder Marschrutki, privat betriebene Sammeltaxis. Diese Kleinbusse sind teurer als die öffentlichen Verkehrsmittel, aber besonders auf längeren Distanzen erheblich schneller. 189 Die Nord- und die Südhälfte der Bucht von Sewastopol (Sewastopolskaja buchta) sind durch eine regelmäßig verkehrende Fähre miteinander verbunden. Sewastopol besitzt keinen eigenen Flughafen. Der internationale Flughafen Zentralnyj in Simferopol wird von Ukraine International Airlines (nur von Mai bis Oktober) direkt von Frankfurt/Main angeflogen, die restlichen Monate über Kiew. Ganzjährig wird Zentralnyj zudem von Turkish Airlines über Istanbul angeflogen. Der Militärflugplatz Utschkujewka in Belbek (UKS), 11 km nördlich der Stadt, wird als Sevastopol International Airport bezeichnet [1] und von Dniproavia angeflogen. Von Simferopol gelangt man mit Bus oder Taxi in einer Stunde nach Sewastopol. Günstiger ist die Elektritschka (электричка), ein meist überfüllter, elektrisch betriebener Nahverkehrszug mit sehr altem Rollmaterial aus der Waggonfabrik in Riga. Eine andere Anreise besteht über Istanbul, von wo aus eine Fähre direkt nach Sewastopol verkehrt. Die Fahrt dauert rund 24 Stunden. Hochschulen Meeresinstitut(links) und Jugendpalast(rechts) im Hafen Sewastopol ist das Bildungszentrum der Krim. Eine ganze Reihe wissenschaftlicher Institute und Organisationen haben ihren Sitz in der Hafenstadt, z. B. zwei Institute der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, die Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol (10.000 Studenten), das Atomenergieinstitut Sewastopol und das Meeresinstitut Sewastopol. • • • • • • Ukrainische Akademie der Wissenschaften Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol Atomenergieinstitut Sewastopol Meeresinstitut Sewastopol Kowalewski-Institut für Biologie der südlichen Meere Zweigstelle (Filiale) der Moskauer Staatlichen Universität (MGU); genannt: Filiale der Schwarzmeerflotte 190 Kultur und Sehenswürdigkeiten Denkmäler Denkmal der versenkten Schiffe (Adlersäule) Admiral P. Nachimow Panorama In der „Heldenstadt“ Sewastopol stehen rund 2.000 Denkmäler, aber auch viele repräsentative Bauten aus der Nachkriegszeit. Darunter befindet sich etwa die Adler-Säule, die im Jahre 1904 auf einem Fels im Hafenbecken errichtet wurde. Sie soll an die 1854 im Krimkrieg absichtlich in der Hafeneinfahrt versenkten Russischen Schiffe erinnern. Dadurch sollten die Schiffe der Angreifer an der Einfahrt gehindert werden. Ein weiteres, bekanntes Denkmal ist die 1959 errichtete Statue des Russischen Admirales Pawel S. Nachimow, dem Oberbefehlshaber der verteidigenden Militärverbände bei der Belagerung Sewastopols im 191 Zuge des Krimkrieges. Sehenswürdigkeiten Gebäude • • • Diorama „Der Sturmangriff auf den Sapun-Berg am 7. Mai 1944“ Verteidigungs-Turm auf dem Malakow-Hügel Haus der Untergrundkämpfer von Sewastopol 1942–1944 Museen Das Panorama-Museum von Sewastopol ist ein Rundbau auf einem der Hügel, die einst als „Festungshügel“ der Verteidigung der Stadt dienten. Vom zentralen Uschakow-Platz (russisch Ушакова пл.) aus liegt es bergauf am Ende des Istoritscheski bulwar (russisch Исторический бульвар). Hier wird nur ein einziges Gemälde ausgestellt, das aber die gesamte Fläche der Innenwand des imposanten Rundbaus ausfüllt: ein Panoramabild von Franz Alexejewitsch Roubaud (1856–1928), einem russischen Schlachtenmaler mit deutschfranzösischen Wurzeln. • • Museum der Schwarzmeerflotte Ein kleines Kunstmuseum ist am Nachimowa pr. 9 zu finden. Bilder russischer und westeuropäischer Maler vom 17. bis in das frühe 19. Jahrhundert sind ausgestellt. Im Erdgeschoss werden Wechselausstellungen gezeigt. Ausgrabungen Auf dem Kap von Sewastopol liegen die Ruinen der im Jahre 421 u.Z. gegründeten griechischen Siedlung Chersones. Kirchen Sewastopol: Eingangsbereich der St.Wladimir-Kathedrale mit Gerüst für Restaurationsarbeiten 192 Sewastopol: Portalfassade der St. Wladimir-Kathedrale • • • • Wladimirkathedrale (Ruhestätte berühmter Admiräle) Wladimir-Kathedrale zu Chersones, im 18. Jahrhundert auf dem Areal von Chersones auf Befehl der russischen Zarin errichtet. Peter-und-Paul-Kirche Pokrowski-Kathedrale Die drei bekanntesten und schönsten Kirchen Sewastopols stehen mitten im Zentrum der Stadt. Über der ganzen Stadt leuchtet das goldene Kreuz der Wladimir-Kathedrale zu Chersones, das auf allen internationalen Seekarten eingezeichnet ist. Aus diesem Grund hat es sogar die Bolschewiki und den staatlich verordneten Atheismus der Sowjetunion überstanden. Der Grundstein zur Wladimir-Kathedrale wurde schon im Krimkrieg gelegt, der Bau im byzantinischen Stil aber erst im Jahre 1888 abgeschlossen. Traditionell finden hier die Admirale der Schwarzmeerflotte ihre letzte Ruhe, weshalb das Gotteshaus auch Admirals-Kathedrale genannt wird. Die Kathedrale ist im Innern seit Jahren eine Baustelle, was aber die Gläubigen zwischen den Holzgerüsten nicht stört. Parks Der zentralste Park ist der historische Boulevard, mit Aussicht auf die Stadt und die Buchten. Ein 24 Meter langes Rundbild der Schlacht um Sewastopol während des Krimkrieges, befindet sich in einem angrenzenden Gebäude. Theater • • Lunatscharski-Theater Theater der Schwarzmeerflotte Sewastopol ist das wichtigste Zentrum des Kulturschaffens auf der Krim, was sich auch an den vier Theatern zeigt, darunter mit dem Lunatscharski-Theater (russisch Театр Луначарского) eines der ältesten russischen Theater überhaupt. 193 Bibliotheken Die wichtigste Bibliothek Sewastopols ist die Morskaja Biblioteka, die Bibliothek der Schwarzmeerflotte. Kino In der Stadt Sewastopol findet man vier Kinos mit mehreren Kinosälen, die je zur Hälfte der Stadt und Privatleuten gehören, sowie drei kleinere private Kinos mit je vierzig bis sechzig Plätzen. In den Kinos von Sewastopol werden vor allem russische Filme gezeigt. Persönlichkeiten • • • Lew Tolstoi, russischer Schriftsteller, war selbst im Krimkrieg bei der Verteidigung Sewastopols beteiligt. Giuseppe Bernardazzi plante im Krimkrieg die Befestigungs- und Sicherungsarbeiten von Sewastopol. James Robertson, Fotograf (Seine Fotos aus dem im Krimkrieg zerstörten Sewastopol zählen zu den ersten fotografischen Kriegsreportagen der Geschichte.) Söhne und Töchter der Stadt • • • Alexander Onischuk (* 1975), Schachspieler Anastassija Eduardowna Baburowa (1983–2009), Journalistin und Opfer politischer Gewalt Igor Woloschin, russischer Regisseur Andere Verwendung des Namens • • • • • Sebastopol sind Städte in Kalifornien und in Mississippi Sebastopol ist der Name einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Meinerzhagen in Nordrhein-Westfalen. Ein Ort auf Mauritius trägt auch den Namen Sewastopol. Als „Sewastopol“ bezeichnet sich auch eine bundesweit bekannte Orientierungsfahrt in Oberfranken/Bayern. Sie leitet ihren Namen von einem fahrenden Handwerker und dem nach ihm im Volksmund benannten Ortsteil der Stadt Helmbrechts her [4]. Ein Lied Sevastopol der Band Heaven Shall Burn des 2010 erschienenen Albums "Invictus" 194 Bildergalerie • Hafen von Sewastopol • Blick auf das Meer • Stadtbild 195 Odessa aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Odessa Odessa Basisdaten Oblast: Oblast Odessa Rajon: Kreisfreie Stadt Höhe: 40 m Fläche: 163,0 km² Einwohner: 1.006.242 (1. Jul. 2011 [1]) Bevölkerungsdichte: 6.173 Einwohner je km² Postleitzahlen: 65000 - 65480 Vorwahl: +380 48 Geographische Lage: 46° 29′ N, 30° 44′ O46.48333333333330.73333333333340Koordinaten: 46° 29′ 0″ N, 30° 44′ 0″ O (Karte) KOATUU: 5110100000 Verwaltungsgliederung: 8 Stadtrajone Bürgermeister: Oleksij Kostussew Adresse: Думська Площа 1 65004 м. Одеса Website: http://www.odessa.ua/ 196 Odessa Odessa (ukrainisch Одеса [ɔˈdɛsɑ]; russisch Одесса [ɐˈdʲesə]) ist eine Stadt im gleichnamigen Verwaltungsgebiet (Oblast Odessa) in der Ukraine. Sie ist mit rund 1.000.000 Einwohnern die wichtigste Hafenstadt des Landes am Schwarzen Meer. Name Der Ursprung des Namens Odessa ist nicht eindeutig geklärt. Eine populäre Legende besagt, er sei von der antiken griechischen Stadt Odessos (heute Warna) abgeleitet – möglicherweise aufgrund einer Verwechslung, da Warna zwar ebenfalls am Schwarzen Meer, allerdings in Bulgarien liegt. Einer anderen Erklärung zufolge stammt der Name von der türkischen Bezeichnung Jedisan für die Region ab, die „sieben Flaggen“ oder „sieben Titel“ bedeutet und auf die Jedisan-Sippe der Nogaier-Horde zurückgeht, die wiederum aus sieben Untergruppen bestand. Geschichte Vor Gründung Odessas In der Antike lebten hier verschiedene Steppenvölker wie die Skythen und Sarmaten, sowie der thrakische Stamm der Tyrageten. Im ersten Jahrhundert vor Christus gelangte es unter dakische Herrschaft. Im Frühmittelalter war das Gebiet von ostslawischen Stämmen (Tiwerzen und Duleben) bewohnt, die mit der Zeit von türkischen Nomadenvölkern wie den Petschenegen und Kumanen verdrängt wurden. 197 Im 14. Jahrhundert lag das Gebiet am Schwarzen Meer zwischen den Flüssen Dnister und Dnepr im Einflussbereich des Großfürstentums Litauen. Um 1764 wurde nahe einer tatarischen Siedlung mit dem Namen „Hacıbey“ (bzw. „Hadschi Bai“ oder „Khadzhibei“) vom Osmanischen Reich eine Festung „Yeni Dünya“ (bzw. „Jeni-Dunia“, zu deutsch „Neue Welt“), errichtet. Sie wurde von russischen Truppen unter dem Befehl des neapolitanischen Generalmajors Joseph de Ribas am 14. September 1789 im Russisch-Türkischen Krieg von 1787 bis 1792 eingenommen. Gouvernement Neurussland Denkmal für Katharina II in Odessa, mit dem Erlass zur Gründung von Hafen und Stadt in der Hand Hafen von Odessa um 1850, links Potemkinsche Treppe Mit dem Frieden von Jassy ging 1792 das Gebiet östlich des Dnister vom Osmanischen Reich an Russland über. Die Stadt Odessa wurde im Jahre 1794 auf Anweisung von Katharina der Großen bei der 1789 eingenommenen Festung angelegt, um einen leistungsfähigen Militärhafen für den Schwarzmeer- und Mittelmeerraum zu haben. 198 Die neue Stadt wurde ein großer Erfolg. De Ribas war bis 1797 der erste Statthalter, dem der Herzog von Richelieu von 1803 bis 1814 folgte. Vor allem ihm verdankt die Stadt ihr frühes Wachstum. An ihn erinnert seit 1828 eine Bronzestatue, geschaffen von Ivan Martos. Er war vor der Französischen Revolution geflohen und diente in der Armee Katharina der Großen gegen die Türken. Ihm verdankt die Stadt die Anlagen und die Infrastruktur. Auf ihn gehen die langen unterirdischen Gänge, die Katakomben, zurück. Die tragenden Wände vieler Häuser bestehen aus Kalkstein, der in den Steinbrüchen unterhalb der Stadt heraus gebrochen wurde. Das Wohnhaus des Gouverneurs wurde mit einem kilometerlangen unterirdischen Gang verbunden; einerseits mit seinem Arbeitssitz, andererseits als Fluchtweg mit dem Meer. Im Zweiten Weltkrieg fanden Partisanen Unterschlupf in den Katakomben, heute sind sie ein Touristenziel. Auch seinem Nachfolger, Graf Alexandre Andrault de Langeron verdankt Odessa viel, so gründete er 1817 das Lyceum Richelieu (später dann Neurussische Universität) und erklärte Odessa zu einem Freihafen. Denkmal für Herzog von Richelieu Odessa 1892 Zwischen 1803 und 1818 bestand das Neurussische Fürsorgekontor als Kanzlei für die Neurussland-Siedler im Gebiet von Odessa. Sie war 1818 für etwa 15.500 nichtrussische Siedler zuständig. Dazu gehörten die nordwestlich gelegenen Siedlungen der Schwarzmeerdeutschen mit den vier Distrikten: Liebenthal, Beresan, Kutschurgan und Glücksthal und verschiedene einzelne deutsche Dörfer, sowie die bulgarischen und griechischen Distrikte: Ternowka, Bujalik und Parkani. Zusätzlich wurden vier schwedische, neun jüdische und das serbische Dorf Zetin verwaltet. Nach 1818 wurde die Kanzlei zu einer regionalen Niederlassung des Fürsorgekomitees für ausländische Siedler in Cherson. Sie wurde 1833 geschlossen. 199 Viele Juden verließen Polen nach den Teilungen von 1793 und 1795 in Richtung Odessa, so dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bevölkerung zu etwa 30 % aus Juden bestand. 1821 kam es in Odessa bei der Beerdigung des Patriarchen von Konstantinopel Gregor V. zum ersten Judenpogrom, bei dem 14 Juden getötet wurden. Dem folgten weitere Pogrome 1859, 1871, 1881 und 1905.[2] Ihren Aufschwung als moderne Hafenstadt nahm Odessa nach 1823 unter dem Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien, Graf Michail Semjonowitsch Woronzow. Er machte die Stadt zu seinem Verwaltungssitz, engagierte westeuropäische Ingenieure und Ärzte und organisierte viele städtebauliche Projekte. Er gründete ein Theater, eine öffentliche Bibliothek, ein Lyzeum, ein Institut für orientalische Sprachen, verschiedene wissenschaftliche Gesellschaften und protegierte englische und französische Lokalzeitungen. Zwischen 1823 und 1849 verdoppelte sich die Bevölkerung Odessas. Der russische Dichter Alexander Puschkin lobte in der Erzählung Eugen Onegin die Freiheit und Ungezwungenheit in der Stadt. Von 1878 bis 1895 stand Grigori Grigorjewitsch Marasli an der Spitze der Stadt. Er war der Sohn eines in Odessa zu Wohlstand gekommenen griechischen Getreidehändlers und Förderers des in Odessa 1814 gegründeten griechischen Geheimbundes Filiki Eteria. Marasli finanzierte mit Teilen seines ererbten Vermögens eine Vielzahl von öffentlichen Bauten in Odessa. Auf dem russischen Linienschiff Fürst Potjomkin von Tauris (rus. Knjas Potjomkin Tawritscheski) der Schwarzmeerflotte kam es am 27. Juni 1905 zur Meuterei. Das von den Meuterern übernommene Schiff lief in den Hafen von Odessa ein, aber die Matrosen unterstützten nicht einen zu dieser Zeit stattfindenden Generalstreik in der Stadt, der Teil der Russischen Revolution von 1905 war. Das Ereignis war Grundlage für den Film Panzerkreuzer Potemkin. Ukrainische Volksrepublik Das von den Rumtscherod (blaues Gebiet) beanspruchte Gebiet im Januar 1918. In Bessarabien marschierten schon nach wenigen Tagen rumänische Truppen ein. 200 Die Ukrainische Volksrepublik wurde im Verlauf des Russischen Bürgerkriegs gegründet, doch war sie dem Angriff der Roten Armee nicht gewachsen. So wurde Odessa von Januar bis März 1918 von der sowjetischen Rumtscherod regiert. Durch den Friedensvertrag von BrestLitowsk wurde die Volksrepublik, einschließlich der Stadt Odessa, offiziell unabhängig, doch tatsächlich war sie abhängig vom Deutschen Kaiserreich und seinen Verbündeten. Von März bis Dezember 1918 hielten sich Truppen der Mittelmächte in der Ukrainischen Volksrepublik auf. Der südliche Teil des Landes und damit auch Odessa wurde von Österreichern bis zum Ende von Österreich-Ungarn kontrolliert. Die Verantwortlichen waren nacheinander Eduard von Böhm-Ermolli und Alfred Krauß. Nach deren Rückzug eroberte die Entente Odessa. Das Ziel war unter anderem die Unterstützung von Anton Iwanowitsch Denikin, General der Weißen Armee. Französische, griechische und einige wenige polnische, rumänische und freiwillige russische Truppen landeten in Odessa an und blieben dort vom 18. Dezember 1918 bis zum 8. April 1919. General Borius war Militärgouverneur von Odessa. Nach einer schweren Niederlage der Alliierten in Cherson zogen sich die Franzosen zurück.[4] Grund war ein drohender Hungeraufstand in der Stadt. Außerdem war es auf den französischen Kriegsschiffen France und Jean Bart im Schwarzen Meer unter der Führung von André Marty zur Meuterei gekommen. Danach übernahm Denikin die Stadt und die griechische Bevölkerung Odessas wurde mit Schiffen evakuiert. General Lucjan Żeligowski führte seine polnische Division, die im Gebiet um den Fluss Kuban operierte, ebenfalls aus Russland via Odessa heraus. Ukrainische SSR Umgebung von Odessa 201 Ab 1920 war Odessa Teil der Ukrainischen SSR und ab 1922 der Sowjetunion. Der Hungersnot von 1932/34, dem Holodomor, fielen auch in Odessa viele Menschen zum Opfer. So sollen im ersten Halbjahr 1933 in der Oblast Odessa täglich nur 830 kcal pro Person zur Verfügung gestanden haben, was etwa die Hälfte des heute als notwendig betrachteten Grundumsatzes ist. Odessa lag 1941 bei Beginn des Deutsch-sowjetischen Krieges im Angriffsbereich der rumänischen 4. Armee, die gegen die verteidigende sowjetische 9. Armee rasch Erfolge erzielte. Als die Rumänen am 5. August 1941 die Stadt erreichten, begann die Schlacht um Odessa. Die sowjetische Führung erklärte Odessa zur Verteidigungszone, in der sich Reste der zurückflutenden Truppen mit den etwa 35.000 Verteidigern (Marine und Freiwillige) einigelten. Die „Unterstadt“ (höhlenartige Steinbrüche) wurde zur Deckung genutzt. Weiter über See verstärkt, konnte die Garnison alle rumänischen Angriffe bis zum Oktober abwehren. Die Lage wurde jedoch wegen des deutschen Vormarschs Richtung Krim schließlich aussichtslos, so dass Odessa ab dem 1. Oktober geräumt wurde. Die sowjetische Schwarzmeerflotte brachte bis zum 16. Oktober 1941 70.000 Soldaten und 15.000 Zivilisten nach Sewastopol. Odessa war von 1941 bis 1944 von rumänischen und deutschen Truppen besetzt. Die Stadt war ab Dezember 1941 Sitz des rumänischen Hauptquartiers von Transnistrien. Während der Besatzungszeit wurden etwa 60.000 Einwohner ermordet oder deportiert, die meisten waren Juden. Besonders die Massaker vom 23. bis zum 25. Oktober 1941 bleiben in Erinnerung. Bei einer Explosion im rumänischen Hauptquartier in Odessa starben insgesamt 61 Personen, einschließlich des rumänischen Generals Glogojeanu. Ministerpräsident Ion Antonescu gab daraufhin den Befehl als Vergeltung für jeden getöteten Offizier 200 und für jeden Soldaten 100 Juden oder Kommunisten zu töten. Daraus entwickelte sich ein Massaker, bei dem etwa 30.000 Juden getötet wurden. Wegen der Schlappe von Odessa war der Oberbefehlshaber der rumänischen Belagerer, Korpsgeneral Ciuperca, am 9. September abgelöst und durch den bisherigen Kriegsminister General Jacobici ersetzt worden. Im März 1944 erhielt die 3. Ukrainische Front (Malinowski), die bereits am südlichen Bug hielt, den Auftrag, zum Dnjestr vorzustoßen und Odessa zu nehmen. Ende März 1944 gingen aus mehreren Brückenköpfen am rechten Bug-Ufer drei sowjetische Armeen gegen die deutsche 6. Armee (de Angelis) vor. Diese konnte sich nur hinhaltend verteidigen, zumal sie im Rücken von starker Partisanentätigkeit bedroht war. Am 10. April 1944 musste sie Odessa räumen und hinter den Dnister zurückgehen. Mit dem Verlust dieses Hafens zeichnete sich das Ende der deutschen Kriegführung im Schwarzen Meer ab. Kriegsgefangenenlager 159 Aufgrund des Befehls der NKWD vom 3.Juli 1944 Nr. 00756 wurden in Odessa im Verlauf des Sommers und Herbstes 1944 unter der Lagerverwaltung 159 acht Lagerabteilungen für insgesamt bis zu 12.000 Kriegsgefangene eingerichtet. Die Zahl der Lagerabteilungen änderte sich in der Folgezeit nach Möglichkeiten und Bedürfnissen - vor allem denen des Arbeitseinsatzes. 202 Bis Ende des Jahres 1946 waren 14 Lagerabteilungen mit einer Belegung von 10.800 Mann vorgesehen. Tatsächlich befanden sich im Januar 1947 12.102 Gefangene im Lager 159, auf 16 Abteilungen verteilt und hauptsächlich im Wiederaufbau des Kriegshafens Odessa, der Werften, des Landmaschinenbaus und anderer Industrien eingesetzt. Ende 1948 wurde das bis dahin selbständige Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew – als Lagerabteilung 7 verwaltungsmäßig dem Lager 159 Odessa angegliedert. Über die Sterblichkeit im Lager liegen nur bruchstückhafte Angaben vor. So sind im Berichtsabschnitt des medizinischen Dienstes für das (vermutlich letzte) Quartal des Jahres 1944 654 Tote verzeichnet, die auf den physischen wie psychischen Erschöpfungszustand, auf ungeheizte Unterkünfte und Mangel an warmen wie ausreichendem Essen zurückgeführt werden. Das ergäbe bei der andernorts erwähnten Belegung mit 11.687 Mann eine Todesrate von 5,6 % bzw. aufs Jahr hochgerechnet 22 %. Für das Jahr 1946 werden 66 Tote - an anderer Stelle 81 Tote - aufgeführt, was 0,08 % der Lagerbelegung entsprechen soll. Insgesamt haben 68.256 Kriegsgefangene das Lager 159 durchlaufen, darunter 26.331 deutsche und 2584 österreichische sowie 13.496 rumänische und 12.563 ungarische. Diese im Vergleich zum Bestand sehr viel höhere Zahl ist u.a. darauf zurückzuführen, dass in Odessa die Repatriierung konzentriert war. Republik Ukraine Im Juli 1994 wurde Eduard Hurwiz zum Bürgermeister gewählt. Im März 1998 erfolgte seine Wiederwahl, doch wurde stattdessen sein Konkurrent Rouslan Bodelan mit Hilfe der Justiz Bürgermeister und Hurwiz floh nach Israel. Bei der Wahl 2002 traten wieder beide an und Bodelan gewann. 2005 erklärte ein Gericht die Wahl für ungültig und ernannte stattdessen Hurwiz zum Bürgermeister. Bodelan ging nach Russland. Bei der folgenden Wahl 2006 wurde Hurwiz zum Bürgermeister gewählt. Bei den Bürgermeisterwahlen 2010 trat Hurwiz für die "Front Smin" von Arsenij Jazenjuk an, doch verlor er gegen den Kandidaten der Partei der Regionen, Oleksij Kostussew, der bis dato dem Antimonopolkomitee vorstand. Seit dem 6. November 2010 ist Oleksij Kostussew Bürgermeister der Stadt. Bevölkerung Die Geschichte der Stadt ist traditionell von vielen Völkern und Konfessionen geprägt. Die Ukrainer bilden mit 57 Prozent die Mehrheit der Einwohner. Außerdem leben in der Stadt 34 Prozent Russen, sowie Juden, Rumänen (Moldauer), Griechen, Deutsche, Franzosen, Araber, Türken, Armenier, Georgier und weitere Bevölkerungsgruppen. Insgesamt sollen es mehr als 130 Nationalitäten sein.[7] Odessa gehört zu den ukrainischen Gebieten, in denen Russisch die dominierende Sprache ist. Insgesamt geben 63 Prozent der Einwohner die russische Sprache als Sprache des Alltags an. 2012 wurde Russisch als regionale Amtssprache in der Oblast Odessa wieder eingeführt[8] und erhielt damit 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion wieder einen offiziellen Status. Als gemeinsame Bezeichnung nennen sich die Einwohner Odessas Odessiten. Im Selbstbild findet sich als stärkstes Element die Weltoffenheit, eine Eigenschaft, die sich aus der Lage an der Nahtstelle zwischen Orient und Okzident ergibt. 203 Bevölkerungsentwicklung 175 180 1849 0 0 1897 1910 2.00 6.00 86.72 403.8 506.6 0 0 9 00 00 1912 1920 1936 1956 1970 1974 1989 500.0 317.0 00 00 534.0 00 607.0 892.0 1.000.0 1.115.3 00 00 00 71 Bevölkerungsentwicklung 2001 2005 2009 1.029.049 1.007.131 1.008.604 Gesundheit Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besitzt Odessa mit ca. 160.000 HIV-infizierten Einwohnern (16 % der Gesamtbevölkerung) europaweit die höchste HIVInfektionsrate. Seit kurzem hält die Ukraine den traurigen Europarekord an Neuinfektionen und gehört auch weltweit zu den Staaten, in denen sich Aids am schnellsten ausbreitet. Religion Die Mehrheit der Bevölkerung ist christlich-orthodox. Odessa ist Bischofssitz der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine. Geographie Topographie Die Stadt liegt auf Hügeln, von denen man wie von Terrassen auf den kleinen Hafen im Schwarzen Meer sehen kann. Sie liegt ca. 30 km nördlich der Mündung des Flusses Dnister und ca. 440 km südlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Klima In Odessa herrscht Seeklima (nach Köppens Klimaeinteilung Cfb)[10] nahe der Grenze zum Kontinental- (Dfb) und halbtrockenen (semiariden) Klima (BSk). Die Wassertemperatur liegt im Jahresdurchschnitt zwischen 13 und 14°C, zwischen Januar und März bei 6°C und im August bei 23°C. 204 Wirtschaft, Messen, Verkehr und Bildung Passagierhafen von Odessa Bahnhof von Odessa Flughafen Odessa am Abend Schiffsbau, Ölraffinerien, Chemie, Metallverarbeitende Betriebe, Nahrungsgüterproduktion, Fischfang und Tourismus sind die Grundlagen der Odessaer Wirtschaft. Bekannt ist der Markt "Promrynke 7 km", häufig nur als "7. km" bezeichnet. Er wird auf derzeit 70 ha Fläche vor allem aus zahlreichen aneinander gereihten Containern gebildet, und beherbergt so mehr als 15.000 verschiedene Händler und Geschäfte. Seinen Namen hat er daher, dass er sich bei Straßenkilometer 7 an der Straße Odessa - Ovidopol befindet. 205 Verkehr Neben dem nahegelegenen Illitschiwsk, sowie Mykolajiw, Cherson und Sewastopol ist Odessa einer der wichtigsten Häfen der Ukraine. Von hier aus bestehen auch Straßen- und Eisenbahnverbindungen ins Hinterland, vor allem nach Galizien, Podolien und Moldawien, aber auch in die Hauptstadt Kiew. Dreimal wöchentlich fährt ein durchgehender Schlafwagen nach Berlin. Die Geschichte der Odessaer Eisenbahnen ist mit Sergei Juljewitsch Witte verbunden. Der Flughafen der Stadt liegt im Südwesten und verfügt über nationale und internationale Flugverbindungen. Der öffentliche Nahverkehr begann 1880 mit der als Pferdebahn eröffneten Straßenbahn Odessa. Heute wird der gesamte Verkehr mittels Trolleybussen, Autobussen, Tramways und Marschroutni-Taxi abgewickelt. Erwähnenswert ist darüber hinaus eine Standseilbahn, die den Höhenunterschied zwischen dem Hafen und dem Stadtzentrum neben der Potemkinschen Treppe überwindet, ihre Benutzung ist kostenlos. Alle genannten Verkehrsmittel gehören der Odesgorelektrotrans, der innerstädtischen Verkehrsgesellschaft. Hochschulen Die Kadetten-Schule (um 1910) Die Neurussische Universität wurde am 13. Mai 1865 eröffnet, 1945 wurde sie nach dem russisch-ukrainischen Träger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin Ilja Metschnikow schließlich in Staatliche I.I. Metschnikow Universität Odessa umbenannt. Heute heißt sie offiziell Nationale I. I. Metschnikow Universität Odessa. Unter anderem betreibt sie das Astronomische Observatorium Odessa. Weitere Universitäten in Odessa sind die am 18. September 1918 gegründete Staatliche Polytechnische Universität Odessa, die Staatliche Marineuniversität Odessa, die um 1900 gegründete Staatliche Medizinische Universität Odessa, die Südukrainische Staatliche Pädagogische K.-D.-Uschinski-Universität Odessa (nach dem russischen Pädagogen Konstantin Dmitrijewitsch Uschinski (* 1824, † 1871)) und die Staatliche Wirtschaftsuniversität Odessa. Darüber hinaus gibt es noch einige Akademien in Odessa. 206 Messen und Ausstellungen • • • Wine & Winemaking - Internationale Fachmesse für Wein, Weinherstellung und Weinbau High Degree - Internationale Fachmesse für Spirituosen InterAgroBusiness - Internationale Fachmesse für Landwirtschaft, Landtechnik, Viehzucht, Öko-Landbau und Bioenergie Politik Stadtgliederung Odessa gliedert sich in folgende acht Stadtrajone: Rajon Schowtnewe, Rajon Illitsch, Rajon Kiew, Rajon Lenin, Rajon Malynowskyj, Rajon Prymorske, Rajon Suworow, Rajon Zentral. Jedes Rajon hat seine eigene Verwaltung, die dem Odessaer Stadtrat untersteht. Sehenswürdigkeiten Potemkinsche Treppe Opernhaus 207 Panteleimon-Kloster Bauwerke • • • • • • • Wahrzeichen Odessas ist die Potemkinsche Treppe von der Altstadt zum Hafen. Dort steht auch die Kanone des englischen Schiffs Tigris, das während des Krimkriegs sank. Im Opernhaus Odessa (Teatr operi ta baletu) finden Opern- und Ballettaufführungen statt. Es wurde 1884–1887 vom damals im mitteleuropäischen Theaterbau führenden Wiener Büro Fellner & Helmer erbaut, inzwischen jedoch wegen Bodensenkungen mehrfach verändert. Palais Kinsky, hier übernachteten Winston Churchill und seine Gefolgsleute vor dem Treffen von Jalta. Haus der Wissenschaftler (früher Tolstoi-Palais) Woronzowpalast Theater Rathaus Denkmale (Auswahl) • • • • • • • • • Iwan Franko Katharina II. Adam Mickiewicz Alexander Puschkin (auf dem Hochufer über der Hafenbucht, vor der Duma ; ein weiteres vor dem Puschkinmuseum) Richelieu (am oberen Ende der Potemkinschen Treppe) Taras Schewtschenko Michail Woronzow (Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien, auf dem Kathedralenplatz) Goldenes Kind von Ernst Neiswestny Matrosendenkmal im Schewtschenkopark 208 Kirchen und Klöster • • • • • • • • • • • • Verklärungskathedrale auf dem Kathedralen-Platz (Soborka) Uspenski-Kathedrale Armenische Kirche auf dem Gagarinplateau Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche St. Paul Griechisch-Orthodoxe Kirche Kirche des heiligen Elias Kirche des heiligen Panthelemon Kirche der heiligen Muttergottes Polnische Kirche/ Kirche des heiligen Petrus Frauenkloster Erzengel Michael Uspenski-Mönchskloster mehrere Synagogen Museen und Kunstgalerien • • • • • • Archäologisches Museum Heimatkundemuseum (Nowikowpalast) Gemäldegalerie in der Sofiejewska vul. Literaturmuseum (Gagarinpalast) Museum für westeuropäische und orientalische Kunst Puschkinmuseum. Parks und Gärten • • • • • Stadtpark (Городской сад) Botanischer Garten (Ботанический сад) Schewtschenko-Park (Парк Шевченко) Park des Sieges (Парк Победы) Zoologischer Garten (ОДЕССКИЙ ЗООПАРК) Prospekte und Katakomben • Die Flaniermeile Deribasowskaja, benannt nach dem Gründer der Stadt, Admiral José de Ribas. Strand von Odessa 209 • Die „Katakomben von Odessa" bestehen aus einem Netz unterirdischer Gänge und Labyrinthe und sind heute für Besucher geöffnet. Hier versteckten sich Partisanen während des Zweiten Weltkrieges.[21] Sport Der bekannteste Fußballverein der Stadt ist Tschornomorez Odessa. Der Klub spielt momentan in der Wyscha Liha, der ersten ukrainischen Liga. Das Stadion "Zentralstadion Tschornomorez" (auch als Schwarzmeerstadion bezeichnet) dient als Ausweichstadion für die Fußball-Europameisterschaft 2012. Städtepartnerschaften Odessa unterhält mit rund 40 Städten aus zahlreichen Ländern der Erde Beziehungen, die nach eigener Darstellung in Bruderstädte und Partnerstädte unterschieden werden. Im Folgenden sind die Städte beider Kategorien alphabetisch aufgelistet. Richtungsanzeiger für die Bruder- oder Partnerstädte am Rathaus; Stand 2010 210 Bruderstädte • • • • • • • • Alexandria (Ägypten) Baltimore (Vereinigte Staaten) Constanța (Rumänien) Genua (Italien) Haifa (Israel) Istanbul (Türkei) Jerewan (Armenien) Chișinău (Moldawien) • • • • • • • • Liverpool (Vereinigtes Königreich) Łódź (Polen, seit 1993) Marseille (Frankreich, seit 1972) Nikosia (Zypern) Oulu (Finnland) Piraeus (Griechenland) Qingdao (Volksrepublik China) Regensburg (Deutschland, seit 1990) • • • • • • • Szeged (Ungarn) Split (Kroatien) Tallinn (Estland) Tripoli (Libanon) Valencia (Spanien) Vancouver (Kanada, seit 1944) Yokohama (Japan). Partnerstädte • • • • • • • Brest (Weißrussland) Danzig (Polen, seit 1996) Kalkutta (Indien) Klaipeda (Litauen) Larnaka (Zypern) Ljubljana (Slowenien) Minsk (Weißrussland) • • • • • • Moskau (Russland) Ningbo (Volksrepublik China) Rostow am Don (Russland) St. Petersburg (Russland) Taganrog (Russland) Tiflis (Georgien) • • • • • • Valparaíso (Chile) Van (Türkei) Vídeň (Tschechien) Warna (Bulgarien) Wien (Österreich) Wolgograd (Russland). Persönlichkeiten Söhne und Töchter: In Odessa geboren: Wissenschaftler • • • • • • • Wladimir Igorewitsch Arnold, Mathematiker Sergei Natanowitsch Bernstein, russischer Mathematiker George Gamow, russisch-US-amerikanischer Physiker Adolf Pawlowitsch Juschkewitsch, Mathematikhistoriker Henry Primakoff, Theoretischer Physiker Alexander von Schelting, deutscher Soziologe Heinrich Walter, deutsch-russischer Geobotaniker und Öko-Physiologe 211 Sportler • • • • • • • • • • • • • • Hennadij Awdjejenko, ehemaliger sowjetischer Hochspringer und Olympiasieger Mykola Awilow, Zehnkämpfer und Olympiasieger Igor Iwanowitsch Belanow, sowjetischer Fußballspieler Efim Geller, sowjetischer Schachspieler Charles Goldenberg, American-Football-Spieler Oksana Wladimirowna Grischtschuk, russische Eiskunstläuferin, Olympiasiegerin Irina Krush, US-amerikanische Schachspielerin Kostjantyn Lerner, ukrainischer Schachmeister Wiktor Moskalenko, ukrainischer Schachspieler Wiktor Petrenko, ukrainischer Eiskunstläufer, Olympiasieger Jewgeni Platow, russischer Eiskunstläufer, Olympiasieger Maksym Shtein, deutscher Basketballspieler Sergei Issajewitsch Utotschkin, russischer Sportler und Flugpionier Andrij Woronin, ukrainischer Fußballnationalspieler Künstler, Musiker und Schriftsteller • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Isaak Emmanuilowitsch Babel, russischer Journalist und Autor jüdischer Herkunft Simon Barere, Pianist Olexander Bejderman, Schriftsteller, schreibt Jiddisch, Russisch, Ukrainisch Nikolaus Brodszky, russisch-jüdischer Komponist und Musiker Shura Cherkassky, russisch-amerikanischer Pianist Joseph Dorfman, israelischer Komponist und Musikpädagoge Vladimir Dyck, Komponist und Musikpädagoge Jacobo Ficher, Komponist Marjana Gaponenko, Schriftstellerin Alexander Wassiljewitsch Gauk, ukrainischer Dirigent und Komponist Emil Gilels, russischer Pianist Wera Michailowna Inber, russisch-sowjetische Schriftstellerin Ida Kamińska, polnisch-jüdische Schauspielerin Joseph Kaminski, israelischer Komponist und Violinist Walentin Petrowitsch Katajew, sowjetischer Dramatiker und Romancier Télémaque Lambrino, Pianist und Musikpädagoge Jakov Landa, sowjetischer Schriftsteller Alina Levshin, deutsche Schauspielerin Juri Nikolajewitsch Libedinski, sowjetischer Schriftsteller Nathan Milstein, amerikanischer Violinist ukrainischer Herkunft David Fjodorowitsch Oistrach, russischer Geiger Michail Rafailowitsch Rauchwerger, Komponist Wassili Lwowitsch Sapelnikow, russischer Komponist und Pianist Boris Semjonowitsch Schechter, Komponist Antonio Emmanuilowitsch Spadawekkia, Komponist Wladimir Strelnikow, ukrainischer Künstler Leonid Ossipowitsch Utjossow, Sänger und Bandleader Michael Vaiman, Violinist und Hochschullehrer Peter Weibel, österreichischer Künstler und Theoretiker Wilhelm Wolfsohn, deutscher Schriftsteller Natasha Yarovenko, Schauspielerin Kira Kaft, Sängerin, Komponistin, Odessa-Chansons 212 Personen mit Beziehung zur Stadt • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Alexander II., Zar von Russland, besuchte im November 1855 Odessa. Alexander Brückner, Historiker, lehrte von 1867 bis 1872 in Odessa. Iwan Wassiljewitsch Boldin, sowjetischer General, war von 1939 bis 1941 Kommandeur des Militärbezirks Odessa. Oskar Becker, Attentäter auf König Wilhelm von Preußen Theodor Beutling, deutscher Politiker (KPD), Reichstagsabgeordneter Georgi Timofejewitsch Dobrowolski, sowjetischer Kosmonaut Georgi Wassiljewitsch Florowski, orthodoxer Theologe des 20. Jahrhunderts Wilhelm Flicke, Spezialist für Kryptografie bei der Reichswehr und Wehrmacht, Schriftsteller Franz Josef Grenzebach, Handelsunternehmer und Geheimdiplomat des russischen Zaren im 19. Jahrhundert. Deutschstämmig, geboren in Simferopol, Mutter entstammte der russischen Adelsfamilie Romanov. In Odessa Lebensmittelpunkt und Sitz der Handelsgesellschaften. Nikolai Fjodorowitsch Gikalo, sowjetischer Politiker Waldemar Haffkine, Bakteriologe, studierte in Odessa Medizin. Johann Karl Ehrenfried Kegel, Kamtschatka-Erforscher, verstarb in Odessa. Dmitri Klimow, Pianist und Musikpädagoge, Lehrer am Konservatorium Johann Kremenezky, Industrieller und Zionist Sara Alexandrowna Lewina, Komponistin, studierte in Odessa Klavier. Rodion Jakowlewitsch Malinowski, Marschall und Verteidigungsminister der Sowjetunion Alexander Iwanowitsch Marinesko, U-Boot-Kommandant der S-13 im 2. Weltkrieg Dmitri Iwanowitsch Mendelejew, Chemiker, lehrte um 1855 an einem Gymnasium in Odessa. Ilja Iljitsch Metschnikow, Zoologe, Anatom, Bakteriologe und Nobelpreisträger, gründete 1886 in Odessa das erste bakteriologische Zentrum Russlands. Armand Emmanuel du Plessis, duc de Richelieu, französischer Staatsmann, war von 1803 bis 1814 Statthalter von Odessa. Leo Pinsker, Wegbereiter des Zionismus, verstarb in Odessa. Nikolai Iwanowitsch Pirogow, Chirurg und Hochschullehrer Alexander Sergejewitsch Puschkin, russischer Schriftsteller, lebte vor 1824 kurzzeitig in Odessa. Swjatoslaw Teofilowitsch Richter, Pianist, lebte zwischen 1916 und 1937 in Odessa und arbeitete dort an der Oper als Korrepetitor. Alexander Wassiljewitsch Suworow, russischer General, gründete Odessa. Georgi Konstantinowitsch Schukow, sowjetischer General, war von 1946 bis 1948 Kommandeur des Wehrbezirks Odessa. Jacob Schapiro, Börsenspekulant und Autohändler im Berlin der 1920er-Jahre Mendele Moicher Sforim, jiddischer Schriftsteller, verstarb in Odessa. Walentyn Symonenko, Politiker Leo Trotzki, Revolutionär, absolvierte die deutsch-lutherische Schule in Odessa. 1898 saß er zeitweise hier im Gefängnis. Andrei Januarjewitsch Wyschinski, Generalstaatsanwalt der Sowjetunion und Außenminister Michail Semjonowitsch Woronzow, russischer Offizier und Politiker, trug wesentlich zur Entwicklung Odessas bei, gründete unter anderem Theater und Bibliothek. Sergei Juljewitsch Witte, deutsch-baltischer Unternehmer und russischer Staatsmann, studierte in Odessa und reformierte das russische Eisenbahnwesen. Wilhelm Karlowitsch Withöft, russischer Admiral 213 Constanța – Vikipedia Basisdaten Staat: Rumänien Historische Region: Dobrudscha Kreis: Constanța Koordinaten: 44° 11′ N, 28° 39′ OKoordinaten: 44° 11′ 0″ N, 28° 39′ 0″ O (Karte) Zeitzone: OEZ (UTC+2) Höhe: 28 m Fläche: 121,66 km² Einwohner: 302.171 (1. Januar 2009) Bevölkerungsdichte: 2.484 Einwohner je km² Postleitzahl: RO–900xxx Telefonvorwahl: (+40) Kfz-Kennzeichen: CT 02 41 Struktur und Verwaltung (Stand: 2012) Gemeindeart: Munizipium Oberbürgermeister: Radu Ștefan Mazăre (USL) Postanschrift: Bulevardul Tomis, nr. 51 loc. Constanța, jud. Constanța, RO–900725 Webpräsenz: www.primaria-constanta.ro Constanța [konˈstant͜sa] (deutsch Konstanza oder Konstanz, auch Constantza, türkisch Kustendji, Kustendja, Köstence, Köstendsche, im Altertum Tomis und in der SpätantikeConstantiana) ist eine Hafenstadt in Rumänien am Schwarzen Meer. Mit 302.171 Einwohnern[1] ist sie die fünftgrößte Stadt des Landes und Sitz des gleichnamigen Kreises. 214 Geschichte Freigelegte Grundmauern der antiken griechischen Stadt Tomis Constanța wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von Griechen aus der ionischen Mutterstadt Milet (in Kleinasien) als Tomoi (Τόµοι) gegründet, eine später römische Stadt (Tomi), in der auch der aus Rom verbannte Dichter Ovid lebte und starb. Zeitweise stand sie unter dakischer, skythischer und keltischer Herrschaft. Unter dem römischen Kaiser Konstantin I. wurde die Stadt zu Ehren seiner Schwester in Constantiana umbenannt und war eine wichtige Metropole. Später teilte die Stadt das Schicksal der römischen Balkanprovinzen. Im Winter 597/598 diente die Stadt dem oströmischen Feldherrn Priskos als Winterlager, als ihn die Awaren überraschend angriffen und belagerten (siehe hierzu Balkanfeldzüge des Maurikios). Ab der zweiten Hälfte der 670-er bis 1385 war Constanța bulgarisch, jedoch zwischen 971 und 1186 byzantinisch. Ab 1385 bis 1420 gehörte die Region zur Walachei und schließlich zum Osmanischen Reich, bis es 1878 im Rahmen des Berliner Kongresses mit der Norddobrudscha (deren Zentrum Constanța ist) Rumänien zugeschlagen wurde. Bevölkerung Constanța ist neben Medgidia und Babadag das Zentrum der türkischen und tatarischen Minderheit Rumäniens sowie des Islam in Rumänien, der von der turko-tatarischen Minderheit geprägt wird. 6 % der Stadtbevölkerung ist muslimisch. Daneben gibt es auch eine kürzlich eingewanderte arabische Minderheit, die in Constanța eine Schule mit arabischer und englischer Unterrichtssprache betreibt. Die türkische weiterführende Schule ist in Medgidia. 215 1853 lebten erst 5.204 Menschen in der Stadt; darunter stellten die Tataren (36 %) und Griechen (30 %) die Mehrheit. Nur 5 % waren Rumänen. In der Folge nahm die Einwohnerzahl stetig zu, gleichzeitig stieg der Anteil der Rumänen. 1930 lebten ca. 59.000 Menschen in der Stadt, darunter ca. 1.450 Deutsche. In den späten 1950er Jahren wurde die Zahl von 100.000 Bewohnern erreicht. 1992 registrierte man mit 350.581 die maximale Einwohnerzahl, die seitdem wieder deutlich rückläufig ist. Bei der Volkszählung 2002 lebten in Constanța noch 310.471 Menschen, darunter etwa 286.000 Rumänen, je 9.000 Türken und Tartaren, 3.000 Roma, 900 Russen bzw. Lipowaner, 500 Griechen, je 400 Ungarn und Armenier und 200 Deutsche. Wirtschaft und Verkehr Der Donau-Schwarzmeer-Kanal in der Nähe von Constanța Hafen Unmittelbar südlich von Constanța befindet sich der neue Großhafen Agigea am Ausgang des Donau-Schwarzmeer-Kanales. Somit hat Constanța eine direkte Verbindung zur Donau und den mitteleuropäischen Hafenstädten. Der Main-Donau-Kanal ermöglicht zudem, dass die Schifffahrtsroute Constanța-Rotterdam einen ununterbrochenen Wasserweg zwischen dem Schwarzen Meer und der Nordsee darstellt. Zudem ist Rotterdam eine wichtige Partnerstadt von Constanța. Constanța ist bereits der größte Hafen am Schwarzen Meer und der Warenumschlag wächst um 8 Prozent pro Jahr. Die Bedeutung der Stadt wird vor allem nach der geplanten Inbetriebnahme der Pan-European Oil-Pipeline (PEOP) 2012 weiter steigen. Die Ölpipeline soll von Constanța nach Triest führen. Ziel des Projekts ist, den Bosporus zu entlasten. 216 Verkehr Mit Bukarest besteht eine Autobahn- und Eisenbahnverbindung, zu Letzterer gehören neben dem Personenbahnhof Constanța als größte Bahnhöfe der Rangierbahnhof Palas und ein weiterer Rangierbahnhof für den Hafen. Ferner befinden sich dort die Badeorte Techirghiol, Mamaia, Eforie Nord, Eforie Sud und der internationale Flughafen Aero-portul Internațional Mihail Kogălniceanu. Innerhalb der Stadt hatte bis 2008 bzw. 2010 ein aus Straßenbahn, Bus und OBus bestehendes Nahverkehrsnetz existiert, das von der RATC (Regia Autonomă de Transport Constanța) betrieben wird. Das Straßenbahn- und O-Bus-Netz wurde in den letzten Jahren jedoch zugunsten des Autobusnetzes reduziert und inzwischen eingestellt. So wurde fast das gesamte O-Bus-Netz (ausgenommen die Linien 48 und 48 b (Stand Juli 2006)) und die Straßenbahnlinie 100 (Gară - Sat de Vacanța; in der Nähe des Ortseingangs von Mamaia) durch Busse ersetzt. Die nicht mehr benutzten Fahrleitungen O-Bus und Straßenbahn wurden weitestgehend demontiert. Die (erst 1984 in Betrieb genommene) Straßenbahn wurde im November 2008 vollkommen stillgelegt, im Dezember 2010 wurden die Oberleitungsbuslinien durch Autobusverkehr ersetzt. Nach 51 Jahren besitzt die Stadt damit keine elektrischen Nahverkehrsmittel mehr, sondern nur noch Autobusse, die als Markenzeichen überwiegend grell pink lackiert sind. Des Weiteren werden Überlandverbindungen in angrenzende Städte wie Năvodari durch Kleinbusse (ca. 20 Sitzplätze, sog. Minibus) der Grup Media Sud, die ohne festen Fahrplan verkehren, angeboten. 217 Stadt-Strand von Constanta Constanta hat seinen eigenen Badestrand, der sich in 5 kleine Buchten aufteilt. Blick auf die Stadtstrandbuchten in der unmittelbaren Nähe des Yachthafens von Constanta Richtung „Mamaia“ Hier baden die Einheimischen, wenn sie sich nicht ins Bademekka von Mamaia begeben wollen.. . Die Jugend bevorzugt selbstverständlich den Touristenstrudel von Mamaia. 218 Kultur und Sehenswürdigkeiten Ovid-Denkmal Griechische und römische Ruinen (Handelshaus mit römischem Fußbodenmosaik, Basiliken, kaiserliche Nekropolen) Ovid-Denkmal vor dem Geschichts- und Archäologie-Museum Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert Aquarium und Delphinarium Philharmonie Oper Nationaltheater Byzantinische Basilika Carol-I.-Moschee Das Casino 219 Sport Der FC Viitorul Constanța spielt seit 2012 in der höchsten rumänischen Fußballliga. Führend im rumänischen Sport sind auch HCM Constanța im Handball und CVM Tomis Constanța im Volleyball. Geboren in Constanța Nicholas Georgescu-Roegen (1906–1994), Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler Vintilă Cossini (1913–2000), Fußballspieler Dumitru Antonescu (* 1945), Fußballspieler Harry Tavitian (* 1952), Jazzmusiker Ovidiu Bădilă (1962–2001), Kontrabassist Sebastian Stan (* 1983), US-amerikanischer Schauspieler Ianis Zicu (* 1983), Fußballspieler Alexandru Mățel (* 1989), Fußballspieler Alexandra Stan (* 1989), House-Sängerin Simona Halep (* 1991), Tennisspielerin Die Stadteingänge von Konstanza Der aktuelle Bürgermeister von Konstanza „Radu Mazere“ ließ an allen Stadteingängen diese ehemaligen Marinebote aufstellen. 220 Partnerstädte Alexandria Ägypten Boulogne-sur-Mer Frankreich Brest Frankreich Dobritsch Bulgarien Havanna Kuba Iraklio Griechenland Istanbul Türkei Izmir Türkei Latakia Syrien Mobile Vereinigte Staaten Noworossijsk Russland Odessa Ukraine Perugia Italien Rotterdam Niederlande Sidon (Saida) Libanon Santos Brasilien Shanghai China Sulmona Italien Thessaloniki Griechenland Trapani Italien Turku Finnland Yokohama Japan 221 Warna aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Warna (Варна) Basisdaten Staat: Oblast: Einwohner: Fläche: Koordinaten: Bulgarien Warna 334.870 (1. Februar 2011[1]) 154.236 km² 43° 13′ N, 27° 55′ O43.21027777777827.90972222222280Koordinaten: 43° 12′ 37″ N, 27° 54′ 35″ O (Karte) Höhe: 80 m Postleitzahl: 9000-9030 Telefonvorwahl: (+359) 052 KfzB Kennzeichen: Verwaltung Bürgermeister: Kiril Jordanow Webpräsenz: www.varna.bg Warna - Bulgarien - Nachbarorte: Dewnja, Baltschik, Dobritsch, Kardam, Kaspitschan, Schumen, Preslaw, Karnobat, Ajtos, Burgas 222 Warna [ˈvarnɐ] (gebräuchliche Transliteration Varna, bulgarisch Варна) ist eine Hafenstadt am Schwarzen Meer in Bulgarien und nach Sofia und Plowdiw die drittgrößte Stadt des Landes. Sie ist Zentrum der gleichnamigen Gemeinde und der Provinz Warna sowie Sitz der Admiralität der bulgarischen Flotte und der Diözese von Warna und Weliki Preslaw. Die Stadt Warna ist administrativ in fünf Bezirke (Rajon) gegliedert. Warna ist der wichtiger Verkehrsknoten für den Nordosten des Landes. Der internationale Flughafen ist nach Sofia und Burgas der drittwichtigste des Landes. Warna besitzt nach dem Hafen Burgas den zweitgrößten Hafen Bulgariens und ist gut an das bulgarische Schienen-, und Straßennetz angebunden. Die Stadt war Endstation der ersten bulgarische Eisenbahnlinie sowie die erste Endstation des Orient-Express. Die Stadtnähe zu mehrere Sommerkurorte verwandeln Warna in den Sommermonaten in ein belebtes Tourismuszentrum. Die Hafenstadt ist das kulturelle Zentrum Nordostbulgariens und für seine Festivals auch international bekannt. Im Archäologischen Museum der Stadt wird zudem der älteste Goldschatz der Welt aufbewahrt. Geografie Warna liegt im Nordosten Bulgariens am Schwarzen Meer, an der Nordwestseite der Warnaer Bucht und am Fuße des Frangensko-Plateau. Westlich der Stadt erstreckt sich der langgezogene Warna-See, der vom Prowadijska-Fluss und vom Beloslaw-See gespeist wird. Das Stadtgebiet erstreckt nördlich des Abflusses des Warna-Sees (der ebenfalls Warna heißt), entlang des Abhangs des Plateaus. Im Norden grenzt die Stadt durch mehreren Villenviertel und Kleingartenkolonien an den Kurort Goldstrand. Im Westen grenzt Warna unmittelbar an die Stadt Aksakowo. Südlich des Abflusses, durch die Asparuchowo-Brücke mit dem Stadtzentrum verbunden, befinden sich die Stadtviertel Asparuchowo und Galata. Der Eingang zum See wird heute durch eine künstliche Insel versperrt, welche durch Vertiefungsarbeiten entstand. Die nächste Großstadt ist das ca. 120 km südlich entfernte Burgas, das man durch eine Großteil zweispurige Passstraße durch das Balkangebirge erreicht und die Fahrt bis zu drei Stunden mit dem Auto dauern kann. Klima Warna J F M Klimadiagramm A M J J A S 38 41 34 44 6 -1 6 0 9 3 15 7 40 20 12 46 25 16 37 27 18 32 27 18 31 24 14 O N D 36 50 18 10 42 13 5 Temperatur in °C, Niederschlag in mm Quelle: wetterkontor.de 223 8 2 Geschichte Name Die Stadt trug in ihrer Geschichte mehrere Namen. In der Antike hieß sie Odessus, von 1949 bis 1956 Stalin. Stadtgeschichte Seit 1972 das Gräberfeld von Warna im Westen der Stadt entdeckt worden ist, ist die Besiedlung dieser Gegend in der Kupfersteinzeit im 5. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Dort wurden zahlreiche Goldfunde aus der Karanowo-IV-Epoche aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. gemacht, die jetzt im Archäologischen Museum zu besichtigen sind. Die Besonderheit des Gräberfeldes sind so genannte „symbolische Gräber“, in denen nur Beigaben, nicht aber menschliche Überreste gefunden wurden. Man geht heute davon aus, dass die „symbolischen Gräber“ für fern der Heimat verstorbene Anführer angelegt wurden. Diese Gräber- und Goldfunde, die bis 1991 ausgegraben wurden, waren eine wissenschaftliche Sensation und führten damals zur partiellen Neuschreibung der europäischen Frühgeschichte. Die Besiedlung durch diese Warna-Kultur endete nach neueren Forschungserkenntnissen abrupt unter Umständen, die zurzeit noch diskutiert werden. Die Stadt, deren frühester Ursprung schon in thrakischer Zeit lag, wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern aus Milet gegründet. Sie gaben der Stadt den Namen Odessos, unter welchem sie in der Antike und Mittelalter bekannt war. Auf der Grundlage des Handels mit den Thrakern gewann die griechische Polis rasch an Bedeutung. Im 3. Jahrhundert v. Chr. war die Stadt von Makedonien und im 1. Jahrhundert v. Chr. vom Römischen Reich abhängig; Handwerk (Töpferei, Metallverarbeitung) und Handel entwickelten sich dennoch günstig. Erhalten haben sich aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Fragmente der römischen Thermen. Warna 1897 224 593–594 diente die Stadt als römisches Winterlager während der Balkanfeldzüge des Maurikios. Auch kam es in der Umgebung zu Kämpfen zwischen Römern und Slawen. Eine Ansiedlung von Slawen fand vermutlich ab 615 statt. 681 eroberte der bulgarische Khan Asparuch die Stadt. Aus jener Epoche stammt auch ihr jetziger Name Warna. Während des Ersten Bulgarischen Reiches im 9. und 10. Jahrhundert war Warna ein wichtiger Mittelpunkt des Christentums, im Zweiten Bulgarischen Reich im 13. Jahrhundert wurde es zu einer Stadt des Handwerks mit einem bedeutenden Handelshafen. Es bestanden Verbindungen zwischen Nordbulgarien und Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, später auch mit der Republik Ragusa sowie den italienischen Städten Venedig und Genua. 1391 eroberten Streitkräfte des Osmanischen Reiches die Stadt und machten sie wegen ihrer militärisch-strategisch günstigen Lage zu einer Küstenbastion. 1402 bzw. 1413 gaben die Osmanen die Stadt und die gesamte Küste bis hinunter nach Konstantinopel zurück an das Byzantinische Reich, um sie noch vor 1444 erneut und endgültig zu erobern. Dann fiel am 10. November 1444 in der Umgebung der Stadt der polnische und ungarische König Władysław (1424–1444), der den Beinamen Warneńczyk (von Warna) erhielt, in der Schlacht bei Warna mit den osmanischen Truppen unter der Führung von Sultan Murad II. (1404–1451). Im Jahre 1828 eroberte die russische Flotte die Stadt, konnte sie aber nur zwei Jahre halten. Während des Krimkrieges zwischen 1853 und 1856 spielte Warna eine große Rolle. Die Stadt war 1854 vorübergehend von britischen und französischen Truppen besetzt. Wappen der Stadt vor 1972 Obwohl im 18. und 19. Jahrhundert Russland und das Osmanische Reich mehrmals Kämpfe um Warna ausfochten, erlebte die Stadt in den 1830er und 1840er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem des Handels, und wurde Sitz mehrerer Konsulate europäischer Staaten. Die erste Eisenbahnlinie im Osmanischen Reich im Jahre 1866 verband Warna und Russe an der Donau und damit mit Westeuropa. Sie stimulierte die Entwicklung der Schifffahrt und der Leichtindustrie. Auch nach dem Ende der osmanischen Herrschaft am 28. Juli 1878 bewahrte sich Warna seine Bedeutung als Hafen- und Handelsstadt. 1893 wurde in der Stadt die Sozialdemokratische Partei gegründet und 1901 kam es zum ersten Streik der Warnaer Hafenarbeiter. Im Zweiten Weltkrieg kam es in der Stadt zu Kämpfen zwischen bulgarischen Partisanen und der deutschen Wehrmacht; Warna war Zentrum der 10. Operationsarmee. Am 8. August 1944 eroberten sowjetische Streitkräfte und bulgarische Partisanen die Stadt. Nach dem Sturz der kommunistischen Regierung in Sofia am 10. November 1989 begannen sich auch in Warna demokratische Verhältnisse durchzusetzen. 225 Bevölkerung Bevölkerungsstruktur Im Frühjahr 2011 erfolgte die bisher letzte Volkszählung, welche gleichzeitig die erste nach der Aufnahme Bulgariens in die Europäische Union war. Da sie EU-Vorgaben unterlag, gab es die Möglichkeit Fragen nach ethnischer und religiöser Zugehörigkeit sowie nach der Muttersprache nicht zu beantworten. Nur 303.594 Bürger von Warna beantworteten die Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit, von ihnen bezeichneten sich 284.738 als Bulgaren, 10.028 als Türken, 3162 als Roma und 3378 gaben eine weitere ethnische Zugehörigkeit an. Einwohnerentwicklung Die wechselnden Einwohnerzahlen resultieren teilweise auch aus dem jeweiligen Gebietsstand. Jahr Einwohner 1934 ¹ 73.305 1946 ¹ 80.349 1956 ¹ 123.798 1965 ¹ 184.659 1975 ¹ 252.525 Jahr Einwohner 1985 ¹ 302.841 1992 ¹ 308.432 1996 ³ 300.413 1999 ³ 296.204 2001 ¹ 312.889 Jahr Einwohner 2004 ³ 312.026 2007 ³ 313.983 2009 ³ 320.837 2011 ¹ 334.870 2012 ³ 345.713[3] Die Zahlen[1] stammen von: • • • Volkszählungen (¹), Schätzungen (²) oder amtlichen Fortschreibungen der Statistischen Ämter (³). Wirtschaft und Infrastruktur Ansässige Unternehmen Das Hafen- und Werftgelände erstreckt sich mittlerweile entlang des – nördlichen – „Kleinen Kanals“ bis zum Prowadijska-See, der Schiffsverkehr in den See erfolgt fast ausschließlich durch den – südlichen – „Großen Kanal“. Mit Hafenarealen in Dewnja, Baltschik, LeSport und Kawarna, war der Hafen Warna in der Vergangenheit der größte Seehafen des Landes, wo etwa die Hälfte des seeseitigen Güterumschlages Bulgariens abgewickelt wurde. Getreide, Molkereierzeugnisse und Vieh gehören noch heute zu den wichtigsten Exporterzeugnissen. Zum Unternehmen Hafen Warna gehören heute jedoch neben den Hafen Warna-Ost (in Warna Stadt) nur noch das Areal in Dewnja (Hafen Warna-West) und liegt somit hinter dem Hafen von Burgas an zweiter Stelle. Heute werden im Hafen vor allem Transitwaren für den rumänischen Mark umgeschlagen. 226 Um den Hafen in Warna konzentrieren sich die Werften, die in den letzten Jahren die anderen europäischen Konkurrenten an Kapazität eingebüßt haben. Die Werft von Warna (Bulyard) befindet sich nach mehreren Umstrukturierungen und Privatisierungen heute im Besitzt des bulgarischen Unternehmen Industry Holding Bulgaria. In der Stadt wurden bis Anfang der 1990-er Dieselmotoren, elektrische Geräte, Metallwaren, Nahrungsmittel und Textilien hergestellt. Der Tourismus trägt einen großen Anteil zum Bruttosozialprodukt in Warna bei. Die Bauwirtschaft nimmt hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung den 2. Platz ein. Verkehr Bahnhof von Warna, erbaut nach den Plänen des Bahnhofs von Burgas Der Flughafen Warna ist nach den Flughäfen von Sofia und Burgas der drittwichtigste des Landes, der besonders in der Sommersaison eine große Bedeutung im Charterverkehr hat. Durch Eisenbahn- und Straßenverbindungen ist Warna mit vielen Teilen des Landes und durch Buslinien in die nähere und weitere Umgebung verbunden. Der innerstädtische Verkehr nimmt trotz der massiven – und auch sehr stark genutzten – Entlastung durch ein gut ausgeprägtes Netz von Stadtbuslinien ständig zu, wobei vor allem der chronische Parkplatzmangel mitunter zu chaotischen Zuständen führt. Bildungswesen Warna besitzt mehrere Bildungseinrichtungen. Dazu gehören die Freie Universität Warna, die Medizinische Universität Warna, die Wirtschaftsuniversität Warna, die Technische Universität Warna die zivile Marineakademie und mehrere Forschungseinrichtungen unter anderem für Ozeanografie, Fischwirtschaft und Hydrodynamik. Außerdem kann man in der Stadt viele Gymnasien besuchen, darunter mehrere Fremdsprachengymnasien, in denen man Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch lernen kann. Das erste Fremdsprachen-gymasium Warna ist international aktiv. Mit einigen Gymnasien, wie zum Beispiel dem BG/BRG Klosterneuburg, werden jedes Jahr Schüleraustausche durchgeführt. 227 Kultur und Freizeit Sehenswürdigkeiten Muttergottes-Kathedrale in Warna Muttergottes-Kathedrale in Warna von innen Städtischer Mittelpunkt ist die Entschlafung der Gottesmutter-Kathedrale (oft auch Muttergottes-Kathedrale genannt) aus dem Jahre 1896. Unweit von ihr befindet sich der Sitz der Diözese von Warna und Weliki Preslaw der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Die Kathedrale ist ein monumentaler Bau mit interessanten Wandmalereien und beachtlichen Holzarbeiten im Inneren. In der Nähe der Kathedrale befindet sich ein Basar und das Museum des Marinemalers Georgi Welschew (1891–1955) mit einer Kollektion von 250 Bildern. Südlich liegt eine Parkanlage, in deren Südostecke sich um eine Freifläche unter anderem das Theater Stojan Batschwarow und die Staatliche Warnaer Oper gruppieren; nahebei ein schönes Wasserspiel, dessen abends angestrahlte Fontänen dann in vielen Farben sprühen. 228 Ein Stück weiter gegen Süden steht das Volkskundemuseum von 1860 mit seiner Schau altbulgarischer Arbeitsgeräte, Volkstrachten und Hauseinrichtungen. Südöstlich davon, in der St.-Atanas-Kirche aus dem Jahre 1838 ist eine wertvolle Ikonensammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu besichtigen. Dahinter schließen sich die freigelegten römischen Thermen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. an, mit 7.000 Quadratmetern die größten der Balkanhalbinsel. Das ehemals 18 Meter hohe Mineralbad enthielt mehrere von Kuppeln überdachte Säle, die mit Marmor und Mosaikplatten ausgestattet waren. In der Nähe liegen die Byzantinischen Thermen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., die offenbar ohne eigene Heizung nur aus Thermalquellen gespeist wurden. Das Aquarium in Warna In dem sich östlich anschließenden Parkgelände befinden sich das „Neue Römische Bad“ aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., das Marinemuseum (Entwicklung der bulgarischen Schifffahrt) und das Aquarium, in dem die Fauna des Schwarzen Meeres vorgestellt wird. Sehr sehenswert ist weiter östlich das Archäologische Museum (ein ehemaliges MädchenGymnasium) mit zahlreichen Schaustücken aus der ältesten Vergangenheit der Stadt, einem Münzkabinett und hervorragenden kunsthandwerklichen Arbeiten. Etwas weiter steht die 1860/1861 erbaute erste bulgarische Schule von Warna mit dem Museum der Nationalen Wiedergeburt. Im Erdgeschoss sind die Baulichkeiten der ErzengelMichael-Kirche und im Obergeschoss Exponate aus dem 17. bis 20. Jahrhundert zu besichtigen. Interessant ist auch die St.-Nikolaus-Kirche von 1866 mit einer Sammlung von Ikonen und Holzschnitzereien aus neuerer Zeit. Sehr interessant sind auch die Museen der Geschichte von Warna, der Geschichte der Medizin, der Naturkunde, der Puppen, das Parkmuseum. Etwas außerhalb der Stadt liegen – 18 km an der alten Straße nach Sofia – die alte Felsensiedlung Pobiti Kameni und – im Naturpark Goldstrand – das Aladschakloster. Weitere Sehenswürdigkeiten in Warna sind der Uhrturm, das Planetarium, das Pantheon, das Portaldenkmal und all die reich mit Fresken und Ikonen ausgestatteten Kirchen. Zwischen dem Zentrum und der Küste liegt ein Gebiet, in dem noch heute viele alte Jugendstilfassaden zu sehen sind, teils stark vom Zahn der Zeit zerfressen, teils auch gut gepflegt und/oder renoviert. 229 Das „Festa Dolphinarium“ ist eine in Bulgarien beliebte Zirkusschau mit Delfinen. Es besteht seit 1984. Vor dem Strand zog sich der so genannte „Meeresgarten“ (bulg. Morska Gradina), der seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend bebaut ist und befahren wird. Mehrere Proteste zum trotz will die Stadtregierung seine Fläche durch ein groß angelegtes Projekt weiter verkleinern. In Warna finden verschiedene Festivals des Theaters, Films, der klassischen Musik, des Balletts, Jazz usw. statt. Eine Internationale Biennale der Graphik existiert ebenfalls in der Stadt (seit 1981). Sport In Warna fanden mehrere Europa- und Weltmeisterschaften statt, so die Turn-Weltmeisterschaften 1974, die Ringer-Weltmeisterschaften der Männer 1991 und die Ringer-Europameisterschaften 2005. Die Stadt war auch Austragungsort der Schacholympiade 1962. Im April 2010 fanden hier die Europameisterschaften im Trampolinturnen statt. Im Titscha-Stadion ist der Fußballverein Tscherno More Warna beheimatet, der in der Saison 2009/2010 in der höchsten bulgarischen Liga spielt. Ein weiterer Verein, Spartak Warna, stieg 2009 in die Zweite Liga ab. Politik Gemeindegliederung Der Stadtrat fungiert gleichzeitig als Gemeinderat und ist für die Kontrolle aller Bürgermeister der Gemeindeortschaften zuständig. Zur Gemeinde Warna (bulg. Община Варна/Obschtina Warna) gehören außerdem noch folgende Dörfer: • • Swezdiza Kazaschko • • Kamenar Konstantinowo • Topoli Städtepartnerschaften Warna unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften: • Aalborg (Dänemark) • Miami (USA) • Akaba (Jordanien) • Noworossijsk (Russland) • Bradford • Odessa (Ukraine) • Piräus (Griechenland) (Großbritannien) • Charkiw (Ukraine) • Rostock (Deutschland) • Dordrecht (Niederlande) • Turku (Finnland) • Malmö (Schweden) Eine Stadtteilpartnerschaft besteht seit 2003 mit dem Hamburger Bezirk Eimsbüttel. 230 Persönlichkeiten Söhne und Töchter der Stadt • • • • • • • • • • • • • Petar Danow (Béinsa Duno) (1864–1944), Begründer der Weißen Bruderschaft, einer Sekte mit Anhängern im In- und Ausland Trajan Djankow (* 1976), bulgarischer Fußballspieler Zweta Georgiewa (* 1963), Abgeordnete im 41. bulgarischen Parlament Julian Gorus (* 1978), bulgarischer Pianist Aleksandar Jordanow (* 1952), bulgarischer Politiker Dragomir Josifow (* 1966), bulgarischer Komponist, Dirigent und Pianist Atanas Kareew (* 1945), bulgarischer Pianist Iwajlo Marinow (* 1960), bulgarischer Amateurboxer Georgi Penew Nikolow, bulgarischer Handballspieler Metropolit Simeon (* 1926), bulgarischer orthodoxer Geistlicher, Metropolit und Gründer der bulgarisch-orthodoxen Diözese von West- und Mitteleuropa Wanja Stambolowa (* 1983), bulgarische Leichtathletin Milena Trendafilowa (* 1970), bulgarische Gewichtheberin Fritz Zwicky (1898–1974), Schweizer Physiker und Astronom ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Schlusswort: Ja, das war es.. ; durch die Erstellung dieses Buches habe ich wiedereinmal eine Nachhilfestunde in Geschichte und Geographie bekommen.. ; super, man lernt eben nie aus, oder ?! 231 Aurelia und Hubert Jentsch www.aurelia-soare.de / www.rumba-imensity.de Lichtentaler Str. 33 D – 76530 Baden-Baden Blick aus unserem Büro auf den Augustaplatz, rüber zum Restaurant „Medici“ und dem Kongresshaus.. Hubertus-Diffusions – Baden-Baden Oktober 2012 232