Christian + Marina Wolff-Handloser - rumba

Transcription

Christian + Marina Wolff-Handloser - rumba
Aurelia und Hubert Jentsch
Christian + Marina Wolff-Handloser
mit dem
Hapag-Lloyd Kreuzfahrtschiff
der Columbus 2
von Piräus durchs Schwarze Meer und zurück..
Am 30. September 2012
in Constanta - Rumänien
Christian und Marina vor dem Casino dem Wahrzeichen von Constanta..
Hubertus-Diffusions – Baden-Baden
Eine kleine bebilderte Zusammenfassung
zur Erinnerung
an einen schönen Septembertag
in Gesellschaft von
Christian Wolff + Marina Wolff-Handloser
in Konstanza – am Schwarzen Meer
mit der Vorstellung der anderen Häfen,
die die Columbus 2 anlief..
Texte- sowie Bildquellen aus Vikipedia
Von Piräus nach Piräus..
Samos
Warna
Mangalia
Samsun
Batumi
Kusadasi
Jalta
Noworossijsk
Sinop
Burgas
Trabzon
Sewastopol
Giresun
Ordu
Cherson
Sotschi
Odessa
Kertsch
Sochumi
Sulina
Constanța
Istanbul
Mykolajiw
Zonguldak
Poti
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Inhaltsverzeichnis
4 = Vorwort
5 = Die Columbus 2 und Reiseroute
6 = Einleitung
7 = Schiffsbilder
11 = Christian Wolff
13 = MAMAIA
22 = Konstanza: Zentrum, Yachthafen, Eminescu-Denkmal, Kasino
31= Abschied von der Columbus 2
35 = Zusammenfassung unserer Bilder
53 = Reiseroute der Columbus 2
55 = PIRÄUS
59 = SAMOS
67 = KUSADASI
71 = DARDANELLEN
73 = Homer
78 = Troja
87 = Achilleus
103 = ISTANBUL
150 = BOSPORUS
160 = DAS SCHWARZE MEER
170 = SOTSCHI
177 = JALTA
182 = SEWASTOPOL
196 = ODESSA
214 = CONSTANTA
212 = WARNA
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Vorwort
Meine Frau meinte : Für wen machst du denn eigentlich dieses Buch.. , es wird doch niemand
lesen.. !
Ja, wie recht sie doch hat !
Da kann man dann im gleichen Atemzug hinzufügen : für wen habe ich meine Gedichte
geschrieben .. , das ABC der Humanwissenschaften entwickelt.. und meine jahrelangen Erfahrungen gratis ins Internet gestellt, sogar dafür viel, viel Geld ausgegeben.. ? War ich demselben Wahn ausgesetzt wie „Achilleus“, der zu einem Mitmenschen die Bemerkung machte :
„Von dir wir in der Zukunft niemand berichten.. ; ich aber werde Geschichte schreiben.. !“
Da fallen mir die Jesusworte aus einem seiner 9 Briefe ein, die z. Z. im Umlauf sind.. ; er sagt,
das wir im Vergleich zum kosmischen Wissen hier auf Erden alle nur Hypothesen-Aufsteller
sind.. . Und im Vergleich mit dem, was „Er“ damals schon bewerkstelligte, muss ich ihm
leider Recht geben !
Hat es „Achilleus“ wirklich geschafft, mit seinen Heldentaten Ewigkeitswerte zu erstellen.. ?
Hat er kosmische Geschichte geschrieben.. ?
Ich denke da an alle großen Erfinder und Entdecker, die uns wirklich ein großes Erbe hinterlassen haben.. ? Wer kennt sie noch.. , wer hat - außer einer kleinen Hochschulequippe, die
dies in ihrem Studienprogramm erlernen mussten - noch Kenntnisse von ihnen. Wer von uns
in Europa kennt denn die Namen der großen Chinesischen Dichter, Maler und Erfinder.. ,
oder weiß - um etwas näher zurücken - wer die Präsidenten der Europäischen Länder waren,
wer den Gummi erfand oder wer Borgward etc. war..?!
Und ich sollte glauben, dass die Menschen sich eines Tages an mich, meine Gedichte, daran,
dass ich weltweit - mit dem ABC der Humanwissenschaften als Background - der erste
Problematologe war.. , wo das noch nicht einmal meine Verwandten und Freunde zur
Kenntnis genommen haben ?! dass Menschen morgen dieses Buch lesen werden.. ??? NEIN,
so vermessen bin ich nicht.. ! Ich schreibe und kreiere, weil es von der Natur in meiner
kosmischen Entwicklung so programmiert ist.. , ich mache es also für mich ! ICH BIN ! Und
das was ich mache, bin ICH. Das ist Selbstverwirklichung pur !
Ich erstellte dieses Buch, weil es ein Teil meines Lebens widerspiegelt, genauer gesagt : einen
schönen Tag an dem ich mich - so lange wie ich noch auf der Erde verweile - gerne erinnern
werde und dies mit diesem Buch verbildlichen kann. Und dies, so finde ich, ist der Aufwand
wert. Also, um etwas präziser zu werden : Ich lese mich hin und wieder selbst; stelle fest, wer
ich war und wie ich mich weiterentwickelt habe.. ; und hier spreche ich zu mir selbst ! so
einfach ist das.
Und dafür ist das Internet eine Super-Sache; es ermöglicht mir, rationell meine Gedanken zu
speichern.. ! Dafür möchte ich all jene, die an der Erfindung und Entwicklung des Internets
beteiligt waren, herzlich danken.. ! Und schau mal, Hubert, so wichtig diese Personen
HEUTE für deinen persönlichen Bedarf sind.. , so kennst du dennoch nicht einmal ihre
Namen.. ? Sehr wahrscheinlich bist du einer von den Neunundneunzig Blöden hier auf der
Erde, denen es genauso ergeht, wie dir.. !
Und, wird man nach den nächsten Hundert Jahren wohl noch von „Achilles“, dem „Internet“
etc. sprechen.. ???
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Die Columbus 2
Hapag-Lloyd Kreuzfahrtschiff
Die Kreuzfahrtroute der Columbus 2 : Abfahrt „Piräus“
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Einleitung
Also, es war so
Eine Lehrerin aus Konstanza war bei Aurelia - meiner Frau - und mir in der Sprechstunde.. ;
sie fühlte sich von ihrem Mann - er arbeitet auf der „Columbus 2“ und war im Urlaub regelrecht verfolgt.. ; er spioniert mir überall nach, sagte sie.
Wir machten seine Personenanalyse und stellten fest, dass er 2 Monde in den „Festen Werten“
hat.. ; die Festwerte bestimmen maßgebend die Menschliche Verhaltensweise. Mond bewirkt
u. A. Sensibilität, Ehrgeiz, Altruismus und Fürsorge; siehe „Die Personenanalyse nach
Hubertus“ : www.rumba-imensity.de – Sterneneigenschaften.
Als wir ihr erklärten, dass es die Fürsorglichkeit ihres Mannes war, die ihr „das von ihm
verfolgt werden“ empfinden ließ, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie akzeptierte
zum ersten mal - nach wiederholten Absagen - die Einladung der Rederei, von Konstanza aus
mit ihrem Mann einzuschiffen, um an der Kreuzfahrt nach Piräus teilzunehmen und dann eine
weitere Woche mit der Columbus 2 die Kreuzfahrt nach Venedig zu genießen.. .
NB: Wir bekamen von „ihr“ einen Anruf aus Piräus : sie war überglücklich.. ! und freute sich
schon auf die Weiterfahrt nach Venedig.. !
Nebenbei gesagt,:
Aurelia und ich sind Problematologen mit den „Hubertus-Systemen“ = Die Idealpartnerformel und die
Personenanalyse nach Hubertus : Dem ABC der Humanwissenschaften.
Ein Problem ist nach „Hubertus“ = eine Frage ohne Antwort.. !
Wir geben Antworten auf alle Probleme der Menschlichen Verhaltensweise, machen Lösungsvorschläge, Personenanalysen, Partner-Harmonisationen und Schicksalsveränderungen durch
Namensveränderungen.
Zurück zu unserem Konstanza und der Columbus 2 :
Aurelia, meine Frau, hatte verstanden, dass die „Columbus 2“ um 13h den Hafen von
Konstanza verlässt.. und wir wollten natürlich dabei sein um „Alice“ Winke, Winke zu
machen, um dann anschließend am Strand von „Mamaia“ noch einmal ein Sonnenbad zu
nehmen.. .
So kamen wir an die Piere und sahen auf der einen Seite die „Azura“ und auf der anderen die
Columbus 2, die aber noch nicht am Kai festlag.. . Zu unserem Erstaunen stellten wir fest,
dass das Schiff gerade erst anlegte.. .
Folgend einige Bilder..
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Die „Azura“
Die Columbus 2
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So standen wir am Kai unmittelbar daneben und beobachteten das Anlegemanöver
und waren unschlüssig, was wir im Weiteren machen wollten.. .
Wir entschieden uns, noch ein wenig zu bleiben und beobachteten das
Anlegemanöver..
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Es war natürlich beeindruckend, 10 Meter vom Schiff entfernt zu stehen und zu sehen, wie
alles so abläuft.. ; und von diesem Event beeindruckt, sagte mir meine Aurelia, dass sie sehen
möchte, wie die Deutschen Touristen ausschiffen um Konstanza zu besichtigen.. .
Als das Schiff endlich vertäut war und die 6 Männer der Crow mit viel Aufwand die
Gangway installiert hatten, kamen auch schon ein paar Personen von Bord. . Schnell - in der
Erwartung, dass gleich der große Touristenstrom herauskam - machte ich noch ein Foto mit
Aurelia auf dem Roten Teppich.. .
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Als erster eilte der Kapitän, ein Rumäne von Bord - sicher um bei seiner Familie einen
Kurzbesuch zu machen.. - denn mittlerweile hatten wir vom Bordpersonal erfahren, dass die
Columbus 2 schon am Abend um 11h wieder auslief.. .
Dann kamen die ersten zwei, drei Touristen vom Schiff.. .
Ein gut aussehender Mann ging auf die Schiffsmanagerin zu - die aus Karlsruhe kommt - und
die neben uns stand.. . Aurelia sagte: „Den Mann kenne ich von irgendwo her.. „
So fasste ich den Mut, den Mann - so etwas von der Seite - anzusprechen, in dem ich sagte :
Entschuldigen sie bitte, wenn ich Regisseur wäre, wurde ich sie bitten eine Rolle anzunehmen.. . Der Herr drehte sich etwas amüsiert zu uns um und antwortete : Ja, fein, ich habe
nämlich schon in einigen Filmen mitgemacht.. . Ich drückte ihm einen Sprechstunden-Flyer
von uns in die Hand und dann verabschiedete er sich höflich und ging wieder an Bord zurück.
Den Mann kenne ich.. , den kenne ich von irgendwoher.. , insistierte meine Aurelia, den habe
ich schon im Fernsehen gesehen.. , so dass mir nichts anderes übrig blieb, als der neben uns
stehenden Managerin zu fragen : Entschuldigen Sie bitte, wie heißt denn der Herr, mit dem sie
gerade gesprochen haben.. ?! „Christian Wolff“, antwortete sie lachend.
Ehrlich gesagt, der Name sagte mir nicht viel.. und erst als ich am Abend zu Hause im
Internet bei Google den Namen eingab, merkte ich, mit wem Aurelia und ich den Tag
verbracht hatten.. .
Christian Wolff.. , in kurzer Hose, ohne seinen Oberförsterhut.. ; oh man, das war richtig
peinlich, ihn nicht erkannt zu haben.. ; und wir erwarteten ja auch nicht, dass er auf dem
Schiff war und dann auch noch neben uns stand, oder.. ?!
1989 – 2006: Forsthaus Falkenau (TV-Serie)
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Gentleman „Christian“ mit Hubert (etwas verlegen) in Pose..
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Da die Touristen nur kleckerweise von Bord kamen, wurde ich ungeduldig und drängte
Aurelia nach „Mamaia“ an den Strand zu fahren.. .
Aber sie wollte nicht so richtig.. ; sie wollte noch den Strom der vom Schiff kommenden
Deutschen sehen.. . Doch nach weiteren 10 Minuten konnte ich sie dazu überreden, auf der
anderen Seite des Kai’s den großen Luxusliner „Azura“ zu begutachten.. ; und so entfernten
wir uns langsam von der Columbus 2.
Die „Azura“: Ja, da kommt man sich richtig klein vor, wenn man davor steht..
Gerade mal 20 Meter weg, blieben wir stehen, blickten zur Columbus 2 zurück und sahen,
dass endlich die Touristen aus dem Schiff strömten.. ; und mit ihnen Christian Wolff mit
seiner Frau Marina.. .
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Christian schaute direkt zu uns rüber und Aurelia sagte: er kommt zu uns, siehst du.. .
So geschah es dann auch. Vorstellung mit einer Entschuldigung meinerseits, dass ich ihn nicht
erkannt hatte etc. (aber ich wusste eigentlich ja immer noch nicht, wer er eigentlich war und
wusste nur von der Managerin, dass er Christian Wolff hieß..).
„Wir möchten an den Strand von „Mamaia“ um noch einmal bei diesem schönen Wetter zu
baden..“ , sagte er.. ; und da wir ja den gleichen Wunsch hatten.. , hopp, alle in ein Taxi und
ab, an den Strand nach Mamaia.. .
Mamaia
ist der bedeutendste Badeort an der rumänischen Schwarzmeerküste.
Er gehört administrativ zu Constanța und liegt nordöstlich der Stadt auf einer rund 7 km
langen und nur 300 m breiten Landzunge zwischen dem Schwarzen Meer und dem
Süßwassersee Siutghiol.
Die Strandschneise von Mamaia : auf der einen Seite der Strand zum Schwarzen Meer und
auf der anderen Seite der große Süßwassersee „Siutghiol“..
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Links, der große Süßwassersee „Siutghiol“..
Blick vom See Richtung Constanta..
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Mamaia – Wirtschaft
Blick vom Strand in Mamaia Richtung Constanta
Mamaia ist kein Seebad im klassischen Sinn, also keine gewachsene und ständig bevölkerte
Ortschaft mit Strand, Hotels und städtischer Infrastruktur. Mamaia ist ganz
auf Tourismus ausgerichtet und nahezu ausschließlich während der Sommermonate
bewohnt. Kilometerlang reihen sich die ungefähr 80 Hotels aneinander. Aber in der
Hochsaison herrscht hier, wie beispielsweise auch am bulgarischen Gold- oder
Sonnenstrand, Massentourismus. Der Besucherstrom geht in die Hunderttausende.
Strand beim Hotel "Iaki"
Die Schwarzmeerküste von Mamaia hat schmale weiße und sehr feine Sandstrände, die
sehr lang und ausgedehnt sind. Die Strände fallen hier sehr seicht ins Meer ab. Hinter den
Stränden existiert ein reicher Baumbestand.
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Hotel Rex
Eines der ersten hier errichteten Gebäude war die Residenz der rumänischen königlichen
Familie. Das Gebäude steht bis heute noch und wird als Hotel betrieben. Es ist eines der
luxuriösesten Hotels in Mamaia und hatte einst den Namen „International“. Nach der
Revolution 1989 wurde es privatisiert und heißt seitdem „Rex“, was auf seine geschichtliche
Bedeutung hinweist. Im Februar 2011 gab es dort einen Brand, aufgrund dessen der
Hotelbetrieb eingestellt werden musste. Das Hotel blieb seit dem geschlossen. Derzeit
(Sommer 2012) finden Renovierungsarbeiten statt.
Die Badesaison dauert von Juni bis Ende August; die durchschnittlichen Tagestemperaturen
liegen in dieser Zeit bei 25 bis 30 °C. Die Saison endet abrupt Anfang September, dann wird
Mamaia zu einem Geisterort: eine Nachsaison gibt es eigentlich nicht, obwohl sie von
Reiseveranstaltern angeboten wird. Bereits ab Mitte Mai und noch bis Ende September kann
man Reisen dorthin buchen. Die meisten Restaurants, Bars und Geschäfte haben außerhalb
der Hochsaison geschlossen.
Geschichte
Die Geschichte und die Entwicklung von Mamaia hängt sehr eng mit dem Tourismus in
Rumänien zusammen. Seine Blütezeit erlebte Mamaia in den 1960er, 1970er und 1980er
Jahren. Die rumänische (genau wie die bulgarische) Schwarzmeerküste stellte eine der
wenigen Möglichkeiten für Touristen aus Osteuropa dar, einen Badeurlaub am Meer bei
konstant warmem Wetter und guten Bademöglichkeiten erleben zu können.
Wegen der für westliche Verhältnisse niedrigen Preise wurde Mamaia auch von bundesdeutschen Reiserveranstaltern entdeckt und ab etwa Mitte der 1960er Jahre als PauschalReiseort angeboten.
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Mamaia in der Hochsaison..
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In Mamaia angekommen : Durch das „Iaki-Hotel gehend, dass dem ehemaligen WeltklasseFußballer „Hagi“ gehört, kamen wir an den Strand..
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Ende September sah es genau so aus.. ; Saison vorbei, Strandliegen weggeräumt.
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… hoppa, da waren wir schon : Aurelia mit Christian und Marina am Strand..
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Marina und Christian wagten sich ins Wasser und badeten genüsslich.. , während Aurelia und
ich lieber in der Sonne lagen, denn mit 21 Grad Wassertemperatur bei Seewind.. , na ja, wir
lieben es halt eher ein bisschen wärmer.. .
Aber auf dem Besichtigungsplan von Marina und Christian waren ja noch weitere Punkte, die
es zu sehen gab.. und so bummelten wir noch eine halbe Stunde auf der Shoppingmeile von
Mamaia, um dann ins Zentrum von Konstanza zu fahren.. .
Marina mit ihrem Neuen Kleid aus der Mamaia-Boutique.. ; und schaut mal den schönen
Blumen-Halsschmuck an, den sie dort ebenfalls kaufen konnte.. ; einfach süß, oder.. ?!
Aber nun, ab in die Stadt.. .
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Im Zentrum, „Place Ovidiu“ angekommen, gab es erst einmal auf der Terrasse eines schicken
Restaurants – mit Blick auf das Kunsthistorische Museum - eine kleine Kaffee+Kuchenpause.
www.newpizzico.ro
Kaffee+Kuchenpause auf der schönen Terrasse vom „Newpizzico“
Von hier aus war es nur einen Katzensprung - an der Mosche vorbei - hinunter zum
„Neuen Yachthafen“ von Konstanza..
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Muzeul istoric Constanta mit dem Denkmal des Römischen Dichters „Ovidius“
Blick auf das Museumsgebäude von der Terrasse des „Newpizzico“
Von hier aus ging es dann hinter der Mosche 100 Meter die Treppe hinunter
zum „Neuen Yachthafen“..
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Im neu gestalteten Yachthafen von Konstanza..
Blick in Richtung „Palace Hotel“ - das früher einmal ein 5-Sterne-Hotel war - ging es dann
weiter zum „Mihai Eminescu-Denkmal“ und dem Casino, dem Wahrzeichen von Konstanza..
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Rechts das Palace-Hotel und Links ein Neubau - seit 7 Jahre Bau-Stillstand..
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Gerade um die Ecke hinter dem Neubau,
ging es dann zum Eminescu-Denkmal - Unten - und zum Casino..
Zum Eminescu-Denkmal habe ich natürlich eine besondere Beziehung, weil ich ja auch ein
kleiner Dichter bin –.. . Meine Online-Gedichtbände finden sie in : www.bei-hubertus.de Hubertus-Bücher; u. A. auch den Gedichtband Rumänische Impressionen
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Mihai Eminescu : Der berühmteste Dichter Rumäniens..
Aurelia : Da um die Ecke rum ist das Casino..
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Von der Casino-Promenade aus hier sahen wir die „Azura“ auslaufen..
Aber da galt es ja noch für Christian von der „Peter und Paul-Kirche“ ein Bild zu machen.. die
gerade 100 Meter oberhalb vom Casino lag.. ; und hopp war er schon unterwegs, um auch
noch diesen Schnappschuss zu machen.. !
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Orthodoxe Cathédrale SF Petru si Pavel
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Ja, und schon war unsere Zeit rum; es war Halbsieben.. und um Sieben-Uhr hatten Christian
und Marina auf der Columbus ihren Tisch zum Abendessen reserviert.. !
Also, dann ab zum Hafeneingang „Porta 1“, der nur 200 Meter vom Casino entfernt ist.
Ich glaube, Marina und Christian hatten gerade noch Zeit, um sich umzuziehen, denn in der
feinen Schiffsgesellschaft gehört ein schönes Outfit zum Abendessen zur Selbstverständlichkeit, oder.. ?!
So konnten wir im Nachhinein nur noch gedanklich „Bon Appetit“ wünschen.
Am Abend fuhren wir dann nochmals mit Aurelias Schwester und einer Freundin zum Schiff,
um endgültig von einem schönen Tag in Gesellschaft von Christian und Marina Abschied zu
nehmen.
Wir hatten ihnen von unseren Eindrücken erzählt, so dass sie natürlich neugierig waren und
die Columbus 2 ebenfalls noch sehen wollten..
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Hubert mit Sophi
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Abschied von der Columbus 2 und einem wunderschönen Tag.. !
Sophi, Geta-Karla und Aurelia
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Sophi, Geta-Karla (Aurelias Schwester) und Aurelia..
Ein letztes Foto..
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Danke, liebe Marina und Christian.. ,
für die Perle,
die unsere Kette der schönen Momente im Leben
wieder um eine weitere bereichert hat !
Aurelia und Hubert
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Zusammenfassung
der von uns gemachten Bilder..
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Abschied von der Columbus 2 und einem wunderschönen Tag.. !
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Christian Wolff
Christian Wolff
Christian Wolff (* 11. März 1938 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher.
Leben
Christian Wolff absolvierte von 1955 bis 1957 an der Max-Reinhardt-Schule ein Schauspielstudium.
Schon als Jungschauspieler war Wolff bekannt. Sein Debüt gab er 1957 in der Hauptrolle
von Veit Harlans umstrittenem Film Anders als du und ich. Die FSK gab diesen Film wegen zu
positiver Darstellung der Homosexualität vorerst nicht frei. Die schließlich in westdeutschen
Kinos gezeigte, veränderte Fassung gilt denn auch als homophob. In Österreich lief der Film
unter dem ursprünglichen Titel Das dritte Geschlecht unverändert.
Es folgten Kriminal- oder Unterhaltungsfilme wie Am Tag als der Regen kam, Alt
Heidelberg, Verbrechen nach Schulschluss und Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut sowie
auch Der blaue Nachtfalter mit Zarah Leander 1959. 1960 erhielt er den Bronzenen Bravo
Ottoder Jugendzeitschrift BRAVO.
Am 29. November 1959 heiratete Wolff seine Kollegin Corny Collins, die Ehe wurde jedoch
geschieden. Seit dem 27. Juni 1975 ist er mit Marina Handloser verheiratet und lebt in Aschau
im Chiemgau.
Vor allem in den 1980er-Jahren war Wolff mehr und mehr in Fernsehserien und Gastrollen zu
sehen. 1983 zeigte das ZDF die Verfilmung von Else Urys Nesthäkchen mit Wolff in der
Hauptrolle des Vaters und Arztes Dr. Ernst Braun. Die Reihe wurde in sechs Folgen als
Weihnachtsserie ausgestrahlt. In den 1990er-Jahren drehte er Fernsehspielfilme für das ZDF mit
leichter Handlung, Liebesgeschichten in Südafrika und auf Mauritius. In einigen Fernsehfilmen,
wie etwa Zugvögel der Liebe und Das Licht von Afrika, spielte er zusammen mit seinem
Sohn Patrick Wolff.
Christian Wolff gelang der Durchbruch 1989 als Förster Martin Rombach in der
Familienserie Forsthaus Falkenau. Die Serie wurde in den 1990ern Jahren zum Dauerbrenner
und Quotenerfolg für das ZDF. 2005 gab Wolff seinen Ausstieg aus der Serie bekannt, die aber
dennoch nicht eingestellt, sondern mit dem neuen Förster Stefan Leitner (Hardy Krüger jr.)
fortgesetzt wird. Über 2.200 Drehtage stand Christian Wolff damit für die längste Vorabendund Familien-Serie Deutschlands vor der Kamera.
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Als Grund für den Ausstieg nannte Wolff seinen Herzinfarkt 2003, aufgrund dessen er
weniger Folgen abdrehen wollte, was aber gegen die Pläne des ZDF gewesen sei. Wolff war
am 29. Dezember 2006 zum letzten Mal als Förster in der Serie zu sehen. In Form eines
Spielfilmes verabschiedete er sich nach Südafrika, wo er eine Farm leitet, die er von einem
Freund geerbt hat.
Neben seiner Arbeit als Schauspieler synchronisiert Wolff unter anderem Pierre Brice, Alain
Delon und Anthony Perkins. Wolff ist teilweise auch als Sprecher in Fernsehdokumentationen zu
hören. Daneben sprach er zu Beginn jeder neuen Folge der 1984 ausgestrahlten WeihnachtsSerie Patrik Pacard und der 1987 ausgestrahlten Weihnachtsserie Anna die Zusammenfassung
der bisherigen Geschehnisse aus dem Off.
Filmographie
1957: Anders als du und ich
1957: Immer wenn der Tag beginnt
1957: Die Frühreifen
1958: Der Schinderhannes
1958: Es war die erste Liebe
1958: Don Vesivio und das Haus der
Strolche (Il bacio del sole)
1959: Kabale und Liebe (TV)
1959: Kriegsgericht
1959: Verbrechen nach Schulschluss
1959: Der blaue Nachtfalter
1959: Am Tag, als der Regen kam
1959: Abschied von den Wolken
1959: Alt Heidelberg
1960: Die Fastnachtsbeichte
1960: Festival (Schlussakkord)
1961: Via Mala
1962: Wetter veränderlich (TV)
1963: Meine Frau Susanne (TV-Serie)
1963: … und heute ins Theater: Lady
Frederick (TV)
1963: Feuerwerk (TV)
1963: Die Nacht am See
1964: Alarm im Aquarium (TV)
1964: Das Kaffeehaus (TV)
1964: Lana – Königin der Amazonen
1965: Die Schlüssel (Durbridge-Dreiteiler)
1965: Das Kriminalmuseum (TV-Serie) –
Der Brief
1965: Der Ölprinz
1965: Der Diplomat auf Eis (TV)
1966: Schöne Geschichten mit Mama und
Papa (TV)
1972: Sie nannten ihn Krambambuli
1972: Hamburg Transit (TV-Serie)
1972: Die Bilder laufen (TV)
1973: Algebra um acht (TV-Serie)
1974: Engadiner Bilderbogen (TV-Serie)
1974: Der Scheingemahl (aus der Reihe: Die Welt
der Hedwig Courts-Mahler) (TV)
1974: Eine ungeliebte Frau (TV)
1975: Das ohnmächtige Pferd (TV)
1975: Eine ganz gewöhnliche Geschichte (TVSerie)
1976–1977: Die Unternehmungen des Herrn
Hans (TV-Serie)
1976: Tatort (TV-Serie)
1977: Derrick – Via Bangkok (TV-Serie)
1978: Lady Audleys Geheimnis (TV)
1979: Kommissariat IX (TV-Serie)
1980: Weekend (TV)
1982: Mein Sohn, der Minister (TV)
1983: Derrick – Geheimnisse einer Nacht (TV-S)
1983: Der Raub der Sabinerinnen (TV)
1983–1984: Nesthäkchen (TV-Serie)
1985: Drei Damen vom Grill (TV-Serie)
1985: Grenzenloses Himmelblau (TV)
1985: Seitenstechen
1986: Zerbrochene Brücke (TV)
1986: Das Geheimnis von Lismore Castle (TV)
1988: Tagebuch für einen Mörder (TV)
1989–2006: Forsthaus Falkenau (TV-Serie)
1991: Die Männer vom K3 (TV-Serie)
1992: Wolffs Revier (TV-Serie)
1994: Das Traumschiff – Dubai (TV)
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1967: Rheinsberg
1967: Tagebücher (TV)
1967: Ein Schloss in Schweden (TV)
1968: Sherlock Holmes (TV-Serie)
1968: Lebeck (TV)
1968: Die Geschichte von Vasco (TV)
1969: Pater Brown (TV-Serie)
1969: Meine Schwiegersöhne und ich (TV-S)
1970: Polizeifunk ruft (TV-Serie)
1970: Das Mädchen meiner Träume (TV)
1970: Die Auserwählten (TV)
1970: Der Minister und die Ente (TV)
1971: Die fast verkrachte Reise (TV)
1971: Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut
1971: Glückspilze (TV)
1972: Außer Rand und Band am Wolfgangsee
1995: Inseln unter dem Wind (TV-Serie)
1996: Rosamunde Pilcher - Eine besondere Liebe (TV)
1997: Kap der guten Hoffnung (TV)
2000: Stimme des Herzens (TV)
2001: Zugvögel der Liebe (TV)
2001: Anwalt des Herzens (TV)
2002: Entscheidung auf Mauritius (TV)
2003: Das Licht von Afrika (TV)
2004: Geheimnis der Karibik (TV)
2007: Fjorde der Sehnsucht (TV)
2007: Rosamunde Pilcher – Sieg der Liebe (TV)
2008: Das Traumhotel – China (TV)
2008: SOKO 5113 (TV-Serie)
2009: Für immer Venedig (TV)
2010: SOKO 5113 (TV-Serie)
2011: Der Bergdoktor (TV-Serie)
Theater (Auswahl)
Herren aus Verona
Der Kaufmann von Venedig
Des Meeres und der Liebe Wellen
Ein Schloss in Schweden
Gigi
Bleib wo Du bist Liebling
Lasst uns Lügen erzählen
Weblinks
Christian Wolff in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Christian Wolff in der Deutschen Synchronkartei
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Die Kreuzfahrtroute der Columbus 2 :
Abfahrt „Piräus“
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Piräus
und
die Stationen die die Columbus 2 anlief..
Dardanellen
Bosporus
Das Schwarze Meer
Samos
Kusadasi
Trabzon
Sotschi
Jalta
Sewastopol
Odessa
Constanta
Warna
Istanbul
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PIRÄUS
Piräus (neugriechisch Πειραιάς (m. sg.) [pirɛˈas], Pireas, altgriechisch Πειραιεύς, Peiraieus) ist eine
Gemeinde in Attika, ein wichtiges Industriezentrum in Griechenland und drittgrößter Mittelmeerhafen.
Die eigentliche Gemeinde hatte 2011 163.910 Einwohner, zusammen mit den übrigen Gemeinden
des Regionalbezirks Piräus ergab sich eine Zahl von 449.070, der gesamte Ballungsraum AthenPiräus hat insgesamt rund 3,5 Millionen Einwohner.
Piräus ist der historische Hafen der griechischen Hauptstadt Athen und südlicher Endpunkt der
wichtigen das Land von Thessaloniki bzw. Patras aus durchquerenden Verkehrsverbindungen.
Piräus hat mit rund 20 Millionen Passagieren jährlich den größten Passagierhafen in Europa und den
drittgrößten der Welt. Mit einem Durchsatz von 1,4 Millionen TEU zählt Piräus zu den ersten zehn
Häfen im Container-Verkehr Europas.
Bekannt wurde Piräus unter anderem durch den Schlager mit der Anfangszeile „Ich bin ein Mädchen
aus Piräus“ von Melina Mercouri (griechisches Original: „Τα παιδιά του Πειραιά“) aus dem Film
„Sonntags nie!“ von Jules Dassin und den Sportverein Olympiakos Piräus.
Der Yachthafen von „Piräus“
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Geschichte
Hafen von Piräus
Piräus (Peiraieus) ist eigentlich der Name der bergigen Halbinsel, acht Kilometer südwestlich von
Athen, mit dem bis zu 86,5 m hohen Hügel Mounychia (heute Kastella), der seit dem 6. Jahrhundert
v. Chr. eine Burg trug, und drei tief eingeschnittenen runden Hafenbecken (Piräus, Zea und
Mounychia), die Themistokles seit 493 v. Chr. zum Hafen Athens bestimmte und zunächst mit Mauern
umgeben ließ. 461–456 v. Chr. wurden die Langen Mauern zwischen Piräus und Athen errichtet.
In perikleischer Zeit wurde von Hippodamos aus Milet die Stadtanlage mit rechtwinklig sich schneidenden Straßen angelegt, die Häfen ausgebaut und mit Säulenhallen und Schiffshäusern versehen. Nach
Beendigung des Peloponnesischen Krieges zerstört, blühte Piräus als Handelshafen bald von Neuem
auf.
In den Jahren 347–323 v. Chr. wurde das Arsenal des Philon errichtet, das Sulla 86 v. Chr. mit den
übrigen Hafenanlagen niederbrennte.
Der Jachthafen von Piräus
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Nach der Verlegung des Hafens gliederte sich das antike Piräus als Hafenstadt von Athen in die
Teilhäfen Kantharos, Zea und Mounychia auf. Dabei stellte Kantharos den Handelshafen von Piräus
dar, während Zea und Mounychia dem Militär vorbehalten waren. Zea war der größere der beiden
Kriegsmarinehäfen.
Im Mittelalter war der Hafen unter dem italienischen Namen Porto Leone bekannt, nach der heute vor
dem Arsenal von Venedig stehenden antiken Löwenskulptur (eine Kopie steht heute wieder in Piräus).
Der entsprechende türkische Name war Aslan Limani. Die kleineren Häfen Zea und Mounychia sind
heutzutage auch als Passalimani (Hafen des Pascha) bzw.Tourkolimano (Türkenhafen) oder Mikrolimano (kleiner Hafen) bekannt.
Bildungseinrichtungen
Universität Piräus
Technisches Ausbildungsinstitut Piräus
Sehenswürdigkeiten
Panzerkreuzer Georgios Averoff im Schiffsmuseum Trokadero Marina
Haupthafen
Passalimani (Zea)
Mikrolimano (oder Tourkolimano, das antike Mounychia)
Archäologisches Museum beim antiken Theater
Schiffsmuseum Trokadero Marina mit dem Panzerkreuzer Georgios Averoff (Paleo Faliro)
Schifffahrtsmuseum Piräus (Nautisches Museum)
Endbahnhof der Metrolinie 1 ("Ilektrikos") mit Museum zu dieser historischen Bahnstrecke
(1869 als erste griechische Eisenbahn bis Athen eröffnet)
Wissenswertes
Die deutsch-griechische Sängerin Vicky Leandros war von Oktober 2006 bis zum 28. Mai 2008
Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen in Piräus. Der ehemalige
griechische Ministerpräsident Kostas Simitis vertrat die Stadt von 1985 bis 2009 als Abgeordneter im
Parlament.
57
Infrastruktur
Der Hafen Piräus ist über die Metrolinie 1, die Vorortbahn (Proastiakos), die Straßenbahn Athen sowie
zahlreiche Buslinien und die Fernbahn erschlossen. In der Stadt verkehrt außerdem der 1949
eröffnete Oberleitungsbus Piräus. Seit 1988 ist dieser dabei mit dem größeren Obus-Netz in der
benachbarten Hauptstadt Athen verknüpft. Dieser interkommunale Betrieb ist heute mit 366
Fahrzeugen auf 22 Linien das größte Obus-Netz in der EU. Zu erreichen ist Piräus auch durch
den Proastiakos, einer Art S-Bahn, die den Hafen mit dem Hauptbahnhof und dem Flughafen Athen.
Bis 2017 soll auch die, sich im Ausbau befindliche, Linie 3 der Metro Athen (blaue Linie) Piräus
[2]
erreichen. Darüber hinaus wird auch über eine Einschienenbahn innerhalb des Hafens von Piräus
nachgedacht.
Sport
In Piräus hat der Verein Olympiakos Piräus seinen Sitz. Die Fußballmannschaft spielt im Stadion
Karaiskakis, die Basketballmannschaft und Volleyballmannschaft im gegenüberliegenden „Irinis kai
Philias“. Beide werden mit der Metro und der Straßenbahn erreicht (Station Faliro). Im Jahr 1969
fanden im Stadion Karaiskakis die Leichtathletik-Europameisterschaften statt während 1985
die Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften im „Irinis kai Philias“ ausgetragen wurden.
Söhne und Töchter der Stadt
Georgios Seitaridis (* 1981), Fußballspieler
Jannis Kounellis (* 1936), Künstler
Konstantinos Simitis (* 1936), früherer Ministerpräsident von Griechenland
Calliope Tsoupaki (* 1963), Komponistin
Yannis Tsarouchis (1910–1989), Maler und Bühnenbildner
Giorgos Dalaras (* 1949), Musiker
Städtepartnerschaften
Marseille (Frankreich), seit 1984
Worcester (Vereinigte Staaten)
Rosario (Argentinien)
Ostrava (Tschechien)
St. Petersburg (Russland), seit 1965
Baltimore (Vereinigte Staaten)
Galați (Rumänien)
Varna (Bulgarien)
Shanghai (China)
58
SAMOS
Die griechische Insel Samos (griechisch Σάµος (f. sg), türk. Sisam) liegt in der östlichen Ägäis und ist
der ionischen Küste Kleinasiens vorgelagert. Sie bildet seit 2011 gleichzeitig die Gemeinde
Samos (∆ήµος Σάµου) und den Regionalbezirk Samos (gr. Periferiaki Enotita Samou Περιφερειακή
Ενότητα Σάµου) in der Region Nördliche Ägäis. Die Insel hat etwa 34.000 Einwohner.
Verwaltungssitz ist die gleichnamige Stadt Samos, früher auch Kato Vathy (Κάτω Βαθύ) oder Limin
Vatheos (Λιµήν Βαθέος) genannt.
Geographie
Die Insel Samos liegt in der Ostägäis und ist der kleinasiatischen Küste vorgelagert. Im Südosten
trennt die etwa 6 Kilometer lange und an der schmalsten Stelle nur 1,7 Kilometer breite Meerenge von
Mykali (Στενό τής Μυκάλης, auch Meerenge von Samos, Στενό Σάµου; türkisch Dar Bogaz; antike
Bezeichnung Epta stadia, Επτά στάδια) die Insel vom türkischen Festland. Gemeinsam mit Ikaria
bildet Samos den nördlichen Abschluss der Südlichen Sporaden. Die kürzeste Verbindung zur
Hauptinsel der Fourni-Inselgruppe beträgt von der Südwestküste weniger als 7 Kilometer. Ikaria liegt
19 Kilometer westlich, Chios 67 Kilometer nordwestlich, die Dodekanes-Inseln Agathonisi 19 Kilometer
südlich und Patmos 35 Kilometer südwestlich.
[3]
Mit einer Fläche von 477,942 km² ist Samos die achtgrößte Insel Griechenlands. Vom Kap
Katavasi (Ακρωτήρι Κατάβαση) im Westen bis zum Kap Gatos (Ακρωτήρι Γάτος) im Osten erreicht
Samos seine maximale Länge von über 44,3 Kilometern. Die Breite beträgt in der Inselmitte zwischen
dem Kavos Avlakia (Κάβος Αυλάκια) im Norden und dem Kavos Samiopoulas (Κάβος Σαµιοπούλας)
an der Südküste 19 Kilometer und weniger als 5 Kilometer im Inselosten. Das Relief der Insel ist zu
über 60 % hügelig bis bergig mit Höhen zwischen 150–900 Metern. Der Gebirgsanteil mit Höhen über
900 Meter beträgt mehr als vier Prozent, dabei dominieren die beiden Massive des Kerkis (Κέρκης)
und des Ambelos-Gebirges (Άµπελος). Flachland und Ebenen bis 150 Meter Höhe nehmen mit fast
[4]
160 km² nahezu ein Drittel der Inselfläche ein.
Das Kerkis-Massiv erhebt sich im Westen steil aus dem Meer und erreicht mit der Vigla (Βίγλα) eine
[5][6]
Höhe von 1434 Metern.
Die Ausläufer des zentral gelegenen Ambelos-Gebirges(Άµπελος), mit
dem 1153 Meter hohen Karvounis (Καρβούνης) als höchstem Berg reichen im Norden und Süden bis
[5][6]
zur Küste.
Im äußersten Osten steigt das Bergmassiv des Thiosauf 453 Meter an.
Im Nordwesten liegt zwischen Kerkis-Massiv und Ambelos-Gebirge die Ebene von Karlovasi. An die
südöstlichen Ausläufer des Ambelos-Gebirges grenzt die weiteste Ebene der Insel, die Ebene von
Chora (Κάµπος Χώρας, Kambos Choras) an, weiter östlich folgt die Ebene von Mesokambos.
Die Vlamari Hochebene (Βλαµάρη) liegt östlich von Vathy.
Obwohl der Küstenverlauf nur schwach gegliedert ist, verfügt die Insel über einige geschützte Häfen.
Auf der Südseite liegen zwei große offene Buchten, der Golf von Marathokambos (Κόλπος του
Μαραθόκαµπου) im Südwesten und im Südosten der Golf von Pythagorio (Κόλπος του Πυθαγορείου)
auch Bucht von Tigani (Όρµος Τηγάνι). Im Nordosten bildet der etwa 5 km tief eingeschnittene und
1 km breite Golf von Vathy (Kolpos Vatheos Κόλπος Βαθέος, auch Golf von Samos) einen der größten
Naturhäfen der Ägäis.
Im Nordosten sind der Küste einige unbewohnte Inseln vorgelagert. Die bewohnte Insel Samiopoula liegt vor der Südküste.
59
Klima
Das Klima von Samos ist gekennzeichnet von milden, regenreichen Wintern und warmen, trockenen
Sommern. Es wird dem Csa-Klima zugeordnet. Der kontinentale Einfluss des kleinasiatischen
Festlandes zeigt sich an höheren Niederschlagsmengen sowie kalten Winden im Winter. In
Verbindung mit einer Luftfeuchtigkeit von 65 % können dann Frosttage auftreten. Durch die langsame
Erwärmung von Januar bis März sowie höhere sommerliche Durchschnittstemperaturen gegenüber
dem kleinasiatischen Festland ist der ozeanische Charakter der Insel zu erkennen.
[8]
Die Jahresdurchschnittstemperatur auf Samos liegt bei 19,3 °C. Die sommerliche Durchschnittstemperatur beträgt 25,8 °C im Juli, die Durchschnittstemperatur im Januar liegt bei 10,8 °C. Im Juli
und August können die Tageshöchsttemperaturen mehr als 40 °C erreichen. Allerdings verursacht
besonders in den Küstengebieten die Meeresbrise einen signifikanten Abfall der Temperatur. Im
Zeitraum von 1955 bis 1997 lag bei der Wetterstation am Flughafen die absolute Höchsttemperatur
[9]
bei 41 °C, die absolute Tiefsttemperatur bei −3,4 °C.
Aufgrund der hohen Berge und der Nähe zum kleinasiatischen Festland ist die Niederschlagsmenge
von Samos und der Nachbarinsel Ikaria im Vergleich zu anderen Ägäisinseln hoch, sie ist mit der
Niederschlagsmenge Westgriechenlands vergleichbar. Die Niederschlagsverteilung ist regional und
saisonal unterschiedlich. Während im Zeitraum von 1955 bis 1997 die Wetterstation beim Flughafen
auf der regenärmeren Südseite 709 mm verzeichnete, erreichten sie von 1987 bis 1992 bei der
Wetterstation Ydroussa auf 210 Meter Höhe im Inselnorden 917 mm. In höheren Lagen sind Werte
[10]
über 1000 mm zu erwarten. Die jahreszeitliche Niederschlagsverteilung ist klimatypisch. Die
Niederschläge konzentrieren sich auf die nass-kalte Jahreszeit, mit durchschnittlich 169 mm im
Dezember als Spitzenwert. Während der letzten Jahre ist eine deutliche Abnahme der winterlichen
[11]
Niederschlagsmenge zu verzeichnen. Der Sommer ist von einer fünfeinhalb bis sechsmonatigen
Trockenenperiode geprägt, das durchschnittliche Niederschlagsminimum beträgt 0,4 mm im
[12]
August. Die seltenen Schneefälle beschränken sich auf maximal zwei Tage pro Jahr.
Auf Samos herrschen nördliche Winde vor. Der Meltemi weht in den Monaten Juli und August
konstant aus nördlichen Richtungen. Die Winde im November und Dezember können durchaus
Sturmcharakter erreichen.
Samos zählt zu den sonnenreichsten Gebieten Griechenlands, die jährliche Sonnenscheindauer
[13]
beträgt 2884,8 Stunden.
Geschichte
Anfänge
Wie archäologische Ausgrabungen belegen erfolgte die Besiedelung von Samos mindestens ab
dem Spätneolithikum. Der Fundort von Kastro Tigani bei Pythagorio wird ins 4. Jahrtausend v. Chr.
datiert. Von den ersten Siedlern wurden die fruchtbaren Küstenebenen im Südosten bevorzugt. Die
frühbronzezeitliche Siedlung Heraion befand sich an der Südküste am Golf von Pythagorio. Diese
Siedlung lag auf einem flachen Hügel zwischen zwei Flussarmen am Unterlauf Imvrasos. Mit einer
Gesamtfläche von etwa 3,5 Hektar zählt sie zu den größten bekannten Siedlungen in der Ostägäis. Ab
etwa 2600 v. Chr. können sechs Architekturphasen nachgewiesen werden. Bereits in der ältesten
Siedlungsphase ist eine Befestigungsmauer mit Bastion nachgewiesen. Heraion II wurde durch ein
Erdbeben und Heraion IV durch eine Brandkatastrophe zerstört.
60
Antike
Einzige noch stehende Säule des Heratempels
In der Antike war Samos ein wichtiges Handelszentrum und für die Schifffahrt von großer Bedeutung.
Sie wurde mit Beinamen wie Anthemis, die „Blühende“; Pitioussa, die „Pinieninsel“; Dryoussa, die
„Eicheninsel“, Kyparissia, die „Zypresseninsel“; Phillas, die „Laubreiche“ sowie Parthenia, die
„Jungfräuliche“ und Parthenoaroussa bezeichnet. Die Insel war außerdem für ihre rote,
glänzende Keramik berühmt, die die Römer in ihren so genannten „Samischen Tonwaren“ (Terra
Sigillata) nachahmten. Besonders mächtig war die Insel unter Polykrates (532–522 v. Chr.), der dort
eine bedeutende Seeherrschaft gründete, schließlich aber vom persischen Satrapen Oroites durch
trügerische Versprechungen nach Kleinasien gelockt und hingerichtet wurde. Sein
Bruder Syloson unterjochte später die Insel mit persischer Hilfe und beherrschte sie nach grausamer
Verwüstung als persischer Satrap. Der Baumeister Mandrokles, der – wie Herodot berichtet – für den
persischen Großkönig Dareios I. eine Schiffsbrücke über den Bosporus baute und damit seinem Heer
493 v. Chr. den Weg nach Griechenland öffnete, stammte von Samos.
479 v. Chr. wurde die Insel nach der Schlacht von Mykale von der persischen Herrschaft frei und im
gleichen Jahr Mitglied des 1. Attischen Seebundes als nicht steuerzahlendes Glied. Der Aufstand der
Inselbewohner im Jahr 440 v. Chr. wurde von Perikles niedergeschlagen, Samos wurde wieder zu
einem Vasallen Athens.
Während des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) stand Samos auf der Seite Athens gegen Sparta und stellte seinen Hafen der athenischen Flotte zur Verfügung. In den späteren Kriegsjahren erhielt Samos deshalb seine Privilegien zurück. Samos fiel im Jahr 387 v. Chr. erneut
an Persien, wurde jedoch 366 v. Chr. von Athen zurückerobert.
365 v. Chr. eroberte der attische Feldherr Timotheos nach zehn Monaten Belagerung die Hauptstadt,
vertrieb die gesamte Bevölkerung und besetzte die Insel mit attischen Kleruchen, welche hier, wie
Inschriften zeigen, ein eigenes Gemeinwesen mit besonderen Beamten bildeten.
Erst nach dem Tod Alexanders des Großen wurde die Insel durch Perdikkas den Samiern
zurückgegeben (322 v. Chr.).
Später gehörte sie zeitweilig zu Ägypten, kämpfte mit Antiochos dem Großen und Mithridates gegen
Rom und wurde 84 v. Chr. mit der römischen Provinz Asien vereinigt.
61
Byzantinische Zeit
Samos war dann Teil des Römischen Reiches, später des Oströmischen Reiches. 1304-29 und 1346–
1475 war sie genuesische Kolonie, bis sie an das Osmanische Reich fiel. Unter osmanischer Herrschaft wurde die Insel türkisch Sisam adası genannt.
Osmanische Herrschaft
Nach
dem
Fall
von Konstantinopel konnte Genua keine
Sicherheit
mehr
bieten.
Ständige Piratenüberfälle und der Druck des Osmanischen Reiches veranlassten Genua, viele
Kolonien und Niederlassungen im Schwarzen Meer und in der Ägäis, darunter Samos, 1475
aufzugeben. Daraufhin verließen fast alle Bewohner die Insel und siedelten sich in der genuesischen
Kolonie Chios, teilweise auch in Kleinasien an. Mit der Abwanderung ging zeitgleich die Ausbreitung
der Pest einher. Die Insel war nahezu unbewohnt und fiel vermutlich 1479 endgültig unter osmanische
Herrschaft. Die wenigen Zurückgebliebenen lebten versteckt in den Bergen und waren wahrscheinlich
gegenüber dem Osmanischen Reich tributpflichtig.
Mitte des 16. Jahrhunderts konnten Stabilität und bessere Lebensumstände gewährt werden.
Nachdem mehrere Versuche einer Wiederbesiedelung erfolglos geblieben waren, steuerte der Sultan
die Besiedlungspolitik in eine neue Richtung. So wurden dem Verwalter der Insel, Admiral Kilic Ali
Pascha lebenslang sämtliche Steuereinnahmen zugesichert. Innerhalb des Osmanischen Reiches
wurde Samos autonom verwaltet, staatsrechtlich war es suzerän. An der Wiederbesiedlung von
Samos waren Nachfahren der nach Chios ausgewanderten Samioten, sogenannte Chiosamii (Χιοσάµιοι) maßgeblich beteiligt. Den Siedlern wurde im Gegenzug Landbesitz und
Steuerfreiheit für sieben Jahre gewährt und der Insel anschließend eine reduzierte Gesamtsteuer
auferlegt. Dieses System funktionierte mit zwei Unterbrechungen bis zur Revolution von 1821. In
Folge des Russisch-Türkischen Krieges kam die Insel von 1771 bis 1774 zu Russland. 1807 bis 1812
führte ein Wechsel durch fortschrittliche Kräfte (Carmagnoles auch Karmanioles) für kurze Zeit zu
Änderungen in der Verwaltung, der Steuer- und Wirtschaftspolitik.
Aus der Morphologie der Insel und der Lage der verstreut liegenden Siedlungen hat sich die
Aufteilung der Insel in vier Gemeindebezirke bis heute erhalten.
Als
Ergebnis
des Russisch-Türkischen Krieges konnten
im Friedensvertrag von
Küçük
Kaynarca vorteilhafte Bedingungen für die Seefahrt und den Handel erreicht werden. Kaufleuten aus
Samos war es möglich, die Hauptprodukte Olivenöl und Wein zuerst in den Häfen von Smyrna und
Konstantinopel, später auch in Russland und Ägypten und zum Ende des 18. Jahrhunderts auch in
Europa, vorwiegend in Frankreich, zu handeln. Durch die Kontakte mit den europäischen Häfen griffen
Kaufleute die fortschrittlichen Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution auf und
verbreiteten sie. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert orientierten sich die am Meer entstandenen
Siedlungen am Handel und den Möglichkeiten, die die Lage am Meer bot. Eine dieser Siedlungen war
der Hafen von Samos (Limin Vatheos, Λιµήν Βαθέος), wo sich hauptsächlich Kaufleute von den
ionischen Inseln niederließen. Schiffseigner und Kaufleute waren auch am Warenaustausch mit
einheimischen Händlern und Landwirten interessiert, was aber vom bestehenden System unterdrückt
wurde. Durch den Kontakt mit den Kaufleuten formierte sich eine Gruppe, sogenannte Carmagnoles,
die fortschrittliche Ideen unterstützte und das bestehende System bekämpfte. Sie vertraten die Ideale
von freien und gebildeten Menschen, die sich in einer demokratischen Gesellschaft verwirklichen
können. Gegenspieler waren konservative Kräfte, sogenannte Kallikantzari, die am bestehenden
System festhielten und mit der türkischen Administration der Insel zusammenarbeiteten.
62
Der intensive Konflikt zwischen Carmagnoles und Kallikantzari in den sozialen und politischen
Auseinandersetzungen dauerte viele Jahre und endete mit dem Sieg der Carmagnoles, die von 1807
bis 1812 das bestehende System umgestalteten. Eine demokratische Versammlung entschied über
politische Belange. Die politischen Ziele waren Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit, Solidarität und
Volksherrschaft, ihr Führer war Georgios Logothetis. Die Carmagnoles wurden 1812 entmachtet,
Logothetis verfolgt. In der Revolution von 1821 übernahm er wieder eine führende Rolle auf der Insel.
Griechische Revolution
Flagge des Fürstentums Samos
Im griechischen Freiheitskampf ab 1821 errangen die Griechen hier unter Kanaris einen bedeutenden
Seesieg über die Türken (1824). Nach dem Londoner Protokoll von 1829 wurde Samos 1830 den
Türken zurückgegeben und am 11. Dezember 1832 zur Hauptstadt eines tributpflichtigen Fürstentums
gemacht. Die Insel gehörte ab 1832 in relativer Unabhängigkeit zum türkischen Vilajet Dschesair. Die
Verwaltung wurde der Insel übertragen. Sie war jedoch an die Zahlung von Zöllen an die Türkei
gebunden.
20. Jahrhundert
Samos wurde am 11. August 1904 von einem schweren Erdbeben mit der Stärke von 6,2 auf der
Richter-Skala erschüttert: das Erdbeben kostete vier Menschenleben und zerstörte 540 Häuser auf
[15]
der Insel.
1908 rebellierten die Bewohner Samos. Bei der Bekämpfung der Aufständischen wurde der türkische
Kreuzer Hamidiye eingesetzt. Fürst Andreas Kopasis, der eine anti-griechische Haltung hatte, wurde
am 22. Mai 1912 ermordet. Sein Nachfolger war der pro-griechische Gregory Vegleris. Im Mai 1912
zogen sich die türkischen Truppen von der Insel zurück, als der Krieg gegen Italien ausbrach.
Unter Themistokles Sophoulis rebellierten die Griechen erneut und Vegleris musste fliehen. Am 11.
November 1912 erfolgte die Proklamation des Anschlusses von Samos an das Königreich
Griechenland. Als Ergebnis der Balkankriege wurde Samos 1913 Teil von Griechenland. 1925 wurde
kurz über eine Unabhängigkeit der Insel nachgedacht.
Die Insel wurde im Zweiten Weltkrieg durch italienische Truppen besetzt. Am 30. August 1943 wurden
in Kastania 27 griechische Widerstandskämpfer (Andartes) hingerichtet. Samos wurde im September
1943 durch englische Truppen besetzt. Die Städte Samos / Vathy und Pythagorio wurden im Verlauf
der Schlacht um die Ägäis am 17. November 1943 durch deutsche Fliegerstaffeln bombardiert und am
21. November 1943 wurde die Insel kampflos von deutschen Truppen besetzt. Sie blieben dort bis zur
deutschen Kapitulation im Mai 1945.
63
Wirtschaft
Landwirtschaftliche Erzeugnisse bilden nach wie vor die bedeutendste wirtschaftliche Grundlage. Zu
den exportfähigen Produkten Wein, Rosinen, Olivenöl kamen im 20. Jahrhundert Tabak dazu.
Besonders der verstärkte Anbau und die Weiterverarbeitung von Tabak führten zu einem
Handelswachstum. Die Gerberei und Lederverarbeitung war für Karlovasi im ausgehenden
19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre der wichtigste Wirtschaftsfaktor.
Durch die Gründung der Winzergenossenschaft von Samos (Ένωσης Οινοποιητικών Συνεταιρισµών
Σάµου) im Jahr 1934 konnten zwei Kellereien errichtet werden. Die Jahre nach dem Zweiten
Weltkrieg und dem anschließenden Bürgerkrieg bis in die Mitte der 1970er Jahre waren von einer
starken Abwanderung in die großen städtischen Zentren sowie in europäische Länder und nach
Übersee geprägt. Die Rückkehr ehemaliger Auswanderer und der aufkommende Tourismus seit
Beginn der 1980er Jahre kehrten die demographische Entwicklung um. Die Einnahmen aus dem
primären Sektor bilden die wichtigste Einkommensquelle der meisten Bewohner gefolgt vom
saisonalen Einkommen aus dem Tourismus oder zusätzlichen Einkommen aus Handwerk und Handel.
Die Brandkatastrophe 2000 führte neben Landflucht zu einer zunehmenden Arbeitslosigkeit und einer
vorübergehende Krise in Industrie, Handel und Tourismus.
Tourismus
Potami-Bucht
Der Fertigstellung der Elektrifizierung in den 1960er Jahren sowie die Inbetriebnahme des Flughafens
1963 leiteten die Entwicklung des Tourismus ein. Die neuen Möglichkeiten führten seit den frühen
1970er Jahren zur unkontrollierten Entwicklung und Veränderung der wirtschaftlichen Ausrichtung der
[17]
Inselbewohner. Die Saison dauert fünfeinhalb bis sechs Monate von Ostern bis Mitte Oktober.
Ein stetiger Anstieg der ausländischen Gästezahlen war bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zu
verzeichnen, mit nahezu 160.000 Besuchern im Jahr 1999. Zwischen 2001 und 2005 war eine
signifikante Reduzierung der Gästezahlen zu verzeichnen, sie erholten sich 2006 und liegen seit 2007
bei 130.000 Urlaubern jährlich. Den Großteil der ausländischen Besucher stellen Deutsche und Briten,
gefolgt von Holländern, Schweden und Dänen. Bei allen Besuchern ist der Strandurlaub am
beliebtesten, obwohl die Bademöglichkeiten im Vergleich zu anderen Ägäisinseln nicht zu den besten
zählen. Das Tourismusangebot verteilt sich auf die Küstenregionen, mit zwei Zentren Pythagorio im
Süden sowie Kokkari im Norden. Die Tourismusbetriebe beschränken sich auf klassische Angebote
wie Gastronomie, Autovermietungen und Souvenirläden. Aufgrund der abwechslungsreichen
Landschaft und der Geschichte bieten sich für den Sanften Tourismus diverse Möglichkeiten, dieser
Bereich ist bisher gering entwickelt. Die bestehenden Wachstumschancen sind bekannt und sollen
zunehmend entwickelt werden.
64
Verkehr
Mit dem Flughafen Samos-Aristarchos verfügt Samos über eine Anbindung an den nationalen und
internationalen
Flugverkehr.
Tägliche
innergriechische
Linienverbindungen
bestehen
nach Athen und Thessaloniki. In den Sommermonaten gibt es zahlreiche Charterflugverbindungen mit
Nord-, West- und Mitteleuropa.
Die tägliche Fährverbindungen von Piräus mit Samos und Karlovasi werden von Hellenic Seaways
oder G. A. Ferries bedient. Weitere Verbindungen von der Stadt Samos gibt es in den Norden
bis Kavala und in den Süden bis Rhodos. Zudem gibt es in den Sommermonaten eine tägliche
Personenschiffverbindung zum benachbarten türkischen Kuşadası. Von Pythagorio bestehen
Verbindungen zu den südlich gelegenen Inseln Dodekanes-Inseln wie Patmos und Kos. Die Marina
[19]
von Phythagorio verfügt über 260 Liegeplätze.
Bereits seit 1920 verkehren öffentliche Busse. Mit der Gründung von KTEL Samou (ΚΤΕΛ Σάµου)
1950 und dem Anschluss an den KTEL-Verbund wurden die Verbindungen besser koordiniert.
Zwischen den Hauptorten existieren heute täglich mehrere Verbindungen, abgelegene Orte
wie Drakei werden nur einmal wöchentlich oder mit dem Schulbus angefahren.
Archäologie
Tordurchlass der antiken Befestigungsanlage von Pythagorio, Samos
Samos ist reich an Ruinen antiker Baukunst.
Der Ort mit den mit Abstand meisten Überresten ist Pythagorio, die antike Stadt Samos mit ihren von
Polykrates angelegten antiken Stadtmauern und Hafenanlagen, die Fundament der modernen Mole
[21]
sind, sowie dem zur verdeckten Wasserversorgung gebauten Tunnel des Eupalinos. Dieser Tunnel
wird fälschlicherweise des Öfteren den sieben antiken Weltwundern zugerechnet.
Ausgegraben ist auch das hellenistische Gymnasium der Stadt mit den Resten des dazugehörigen Stadions und der römischen Thermen.
In der Ebene vor der antiken Stadt liegt das Heraion, ein bedeutendes antikes Heiligtum, der
Göttin Hera geweiht. Der früheste Altar wurde am Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. errichtet. Er
wurde in der Folge immer weiter vergrößert, indem er von neuen Altarbauten ummantelt wurde.
65
Der sog. Rhoikos-Altar, der achte in dieser Folge, ist einer der bedeutendsten griechischen Altäre. In
ähnlicher Weise wurde der Heratempel in immer größeren Abmessungen mehrmals neu errichtet, der
Tempel in der Form eines Dipteros aus der Zeit des Polykrates zählt zu den größten griechischen
Tempeln. Die antiken Fundamente sind weitgehend erhalten und tragen eine noch stehende Säule.
Bedeutende Persönlichkeiten
Neben dem Tyrannen Polykrates findet sich auf Samos auch die Wirkungsstätte des Philosophen
und Mathematikers Pythagoras, der uns das abendländische Tonsystem beschert hat und nach dem
auch der berühmte Satz des Pythagoras benannt ist. Pythagoras ist daher auf vielen mittelalterlichen Kirchenportalen mit dem Monochord abgebildet (siehe auch Pythagoras in der Schmiede). Die
Stadt Tigani wurde 1955 zu Ehren des berühmten Mathematikers in Pythagoreio umbenannt. 1988
erhielt der Namensgeber der Stadt auf der Hafenmole ein Denkmal.
Ebenso wurde 341 v. u. Z. der Philosoph Epikur auf Samos geboren.
Ein bekannter Sohn der Insel ist außerdem der Sklave Äsop, der für seine Fabeln berühmt wurde.
Der Astronom Aristarchos von Samos, dem die Geschichtsschreibung das erste heliozentrische Modell des Sonnensystems zuschreibt, lebte auch auf Samos.
Ebenso lebten der Historiker Herodot und der große Bildhauer und Erfinder Theodorus von
Samos für eine Weile auf Samos.
Liste der Städte
Name
deutsch
Name
griechisch
Einwohner (2001)[2]
Gemeindebezirk
Fläche km2[2]
Samos
Σάµος
6.348
Vathy
9,37
Vathy
Βαθύ
2.963
Vathy
43,64
Kokkari
Κοκκάρι
974
Vathy
11,86
Karlovasi
Καρλόβασι
6.030
Karlovasi
21,00
Marathokambos
Μαραθοκάµπος 1.993
Marathokambos
48,10
Pythagorio
Πυθαγόρειο
1.711
Pythagorio
5,30
Mytilinii
Μυτιληνιοί
2.462
Pythagorio
34,93
Pagondas
Παγόντας
1.298
Pythagorio
34,16
Chora
Χώρα
1.422
Pythagorio
10,95
66
Kuşadası
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kuşadası (türkisch für Vogelinsel) ist eine Kreisstadt an der türkischen Ägäisküste in der
Provinz Aydın, etwa 100 km südlich von Đzmir. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 68.000.
Geschichte
In der Antike befand sich hier die Stadt Neapolis, die von Ephesos beherrscht wurde. In
unmittelbarer Nähe von Neapolis lagen die Orte Marathesion und Phygale, das angeblich von
kranken Soldaten des Agamemnon während des Trojanischen Krieges gegründet wurde.
Die Blütezeit von Kuşadası begann mit dem Niedergang von Ephesos in der Spätantike und
dem frühen Mittelalter durch die zunehmende Verlandung des dortigen Hafens. Bis zum 15.
Jahrhundert war die Stadt unter dem Namen Scala Nova ein Handelszentrum der Republik
Venedig und der Republik Genua. 1413 eroberten die Osmanen unter Sultan Mehmed I. die
Stadt, die fortan zum Osmanischen Reich gehörte.
67
Gegenwart
Kuşadası ist heute ein beliebtes Reiseziel für einheimische und ausländische Touristen. Es
besitzt neben einem großen Yachthafen auch einen Hafen für Kreuzfahrtschiffe.
Das Zentrum, in der Nähe des Hafens gelegen, ist eine autofreie Fußgängerzone. Rund um
und in Kuşadası befinden sich etliche Strände mit feinem Sand.
Am 16. Juli 2005 wurde in Kuşadası ein Bombenanschlag auf einen Kleinbus verübt, bei dem
5 Menschen getötet und 13 weitere verletzt wurden. Die Drahtzieher kamen vermutlich aus
dem Umfeld der PKK.
Strände
Direkt in der Stadt befindet sich kurz vor dem Yachthafen der City Beach, ein kleiner
Badestrand mit Blick auf die Kreuzfahrtschiffe. 2 km vom Zentrum befindet sich der Ladies
Beach. An der Promenade sind zahlreiche Restaurants und Cafés. Der 18 km lange
Sandstrand Long Beach zwischen Kuşadası und Güzelcamli ist flach abfallend und somit
gefahrlos für den Badeurlaub mit Kindern.
68
69
Städtepartnerschaft
Kuşadası unterhält eine Städtepartnerschaft mit Marl (Nordrhein-Westfalen).
Die Burginsel bei Kuşadası
Kuşadası, Hafen
Siedlungen
Neben der Kreisstadt gibt es im Landkreis die Gemeinden Davutlar und Güzelçamlı sowie die
6 Dörfer Caferli, Çınarköy, Kirazlı, Soğucak, Yaylaköy und Yeniköy.
70
Dardanellen - Im Altertum hieß diese Meerenge Hellespont
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dardanellen
Landsat-Bild der Dardanellen
Verbindet Gewässer
Marmarameer
mit Gewässer
Ägäisches Meer
Trennt Landmasse
Kleinasien
von Landmasse
Halbinsel Gallipoli (Balkan)
Karte der Dardanellen
Die Dardanellen (griechisch ∆αρδανέλλια Dardanellia - türkisch Çanakkale boğazı) sind
eine Meerenge in der Türkei. Im Altertum hieß diese Meerenge Hellespont, benannt nach
Helle, einer Figur aus der griechischen Mythologie.
71
Geografie
Die Dardanellen liegen zwischen der europäischen Halbinsel Gallipoli und dem zu Kleinasien
gehörigen Nordwest-Anatolien, sie sind der südwestlichste Teil der innereurasischen Grenze.
Der Name stammt von Dardanos, einer Siedlung, die in der Nähe von Troja lag.
Diese Meerenge verbindet das Ägäische Meer mit dem Marmarameer und über den
anschließenden Bosporus mit dem Schwarzen Meer. Die Dardanellen sind etwa 65 Kilometer
lang und zwischen 1,3 und 6 Kilometer breit, dabei durchschnittlich 50 Meter tief. An der
Oberfläche fließt eine Strömung aus dem Marmarameer zum Mittelmeer, während eine
Unterströmung in die entgegengesetzte Richtung fließt, bedingt durch den fast doppelt so
hohen Salzgehalt des Mittelmeers gegenüber dem Schwarzen Meer.
An der asiatischen Küste der Dardanellen befindet sich die Hafenstadt Çanakkale.
Eine Hängebrücke über die schmalste Stelle der Meerenge, zwischen Çanakkale und
Kilitbahir, ist in Planung. Die Dardanellen bilden mit vielen anderen Meeren die
verschiedensten Grenzen zwischen Europa und Asien → Eurasien Ural - UralflussKaspisches Meer, Mantsch-Niederung – Asowisches Meer, Meer-Straße von Kertsch,
Schwarzes Meer – Bosporus - Marmarameer, DARDANELLEN - Ägäisches Meer und
Mittelmeer
Geschichte
Im 2. Perserkrieg überquerte der persische König Xerxes den Hellespont während seines
Feldzugs gegen Griechenland etwa 480 v. Chr. mit zwei Schiffbrücken, die jeweils aus über
300 Schiffen bestanden und eine zeitweise Öffnung für kleinere Schiffe gehabt haben sollen.
Alexander der Große überschritt den Hellespont im Jahr 334 v. Chr. mit einer Armee aus etwa
35.000 Makedoniern und Griechen zu Beginn seines Persienfeldzuges.
Im Peloponnesischen Krieg gab es mehrere bedeutende Schlachten am Hellespont, u. a. die
Schlacht von Kyzikos im Jahr 410 v. Chr. und die Schlacht bei Aigospotamoi, die
entscheidende Niederlage der Athener im Jahre 405 v. Chr.
1656 gab es die Dardanellenschlacht, eine der zahlreichen Seegefechte und Schlachten,
welche die Flotten der Republik Venedig und des Osmanischen Reiches um die Vorherrschaft
im östlichen Mittelmeer austrugen.
Nach dem Dardanellen-Vertrag von 1841 war es nur türkischen Kriegsschiffen gestattet, diese
Meerenge zu passieren. Während des Ersten Weltkriegs waren die Dardanellen aufgrund ihrer
strategischen Lage Schauplatz der Schlacht von Gallipoli mit hohen Verlusten auf beiden
Seiten. Seit 1936 regelt der Vertrag von Montreux die Durchfahrtsrechte.
Der aus der griechischen Mythologie bekannte Held Achilleus (dt. Achill oder latinisiert
Achilles) wurde in den Fluten des Hellespont bestattet.
72
Homer
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Kopf des Homer („Epimenides-Typus”). Nachbildung einer römischen Kopie des
griechischen Originals aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Münchner Glyptothek
Homer gilt als Autor der Ilias und Odyssee und damit als erster Dichter des Abendlandes.
Weder sein Geburtsort noch das Datum seiner Geburt oder seines Todes sind zweifelsfrei
bekannt. Es ist nicht einmal sicher, dass es Homer überhaupt gegeben hat.
Die Epoche, in der Homer gelebt haben soll, wird ebenfalls kontrovers diskutiert. Herodot
schätzte, dass er 400 Jahre vor seiner Zeit gelebt haben muss, folglich müsste dies etwa 850 v.
Chr. gewesen sein. Andere historische Quellen wiederum legen dies in die Zeit des
Trojanischen Krieges, also etwa 1200 v. Chr. Heutzutage stimmt die Forschung
weitestgehend darin überein, dass Homer, wenn es ihn gab, etwa in der zweiten Hälfte des 8.
Jh. v. Chr. gelebt hat.
In der Antike wurden ihm weitere Werke wie die Homerischen Hymnen zugeschrieben,
während andererseits immer wieder bezweifelt wird, ob Ilias und Odyssee überhaupt von
einer einzigen historischen Person namens Homer verfasst worden sind. Unbestritten ist die
unermessliche, bis heute andauernde Wirkung Homers, der schon in der Antike als der
Dichter schlechthin galt.
73
Name
Der Name „Homer“ (altgriechisch Ὅµηρος, Hómēros; heute: Όµηρος, Ómiros) bedeutet auch
„Geisel“. Allerdings wurde er in der Antike aufgrund seiner angeblichen Blindheit
fälschlicherweise auch von ὁ µὴ ὁρῶν, ho mē horōn, „der nicht Sehende“, abgeleitet.
Leben
Schon in der Antike wurde über Homers Person und Herkunft diskutiert: Smyrna, Athen,
Ithaka, Pylos, Kolophon, Argos und Chios beanspruchten, als sein Geburtsort zu gelten. Eine
der Legenden sagt, er sei am Fluss Meles als uneheliches Kind geboren worden und sein
ursprünglicher Name habe Melesigenes („Der vom Meles Herstammende“) gelautet. Er starb
vermutlich auf der Insel Ios.
Während über Homers Vater Unklarheit herrscht, sind sich mehrere Quellen einig, dass seine
Mutter Kreitheïs hieß. In der Antike wurde er oft als blinder Greis dargestellt. Trotz dieser
schon damals regen Hypothesenbildungen über seine Herkunft, sein Aussehen und seine
Lebensdaten ist bis heute nicht einmal ganz geklärt, ob eine historische Person „Homer“
überhaupt existiert hat.
Die Darstellung Homers als eines blinden und armen Wandersängers geht unter anderem auf
den Dichter des unter Homers Namen verfassten Apollon-Hymnus zurück, der aber
höchstwahrscheinlich nicht von ihm stammt. Gegen diese Darstellung sprechen die für sein
Werk erforderlichen genauen Kenntnisse der oberen aristokratischen Schichten, die ein armer
Wandersänger nicht hätte besitzen können. Aber da die Epen – als ursprünglich mündlicher
Vortrag – in erster Linie vor aristokratischem Publikum Gehör fanden, wobei die Sänger
(oder auch Aoiden) zum Teil längere Zeit in dem Oikos der Adeligen wohnten und zu deren
Unterhaltung beitrugen, ist es denkbar, dass auch Homer mit der Lebensart seiner Gastgeber
vertraut war und zu dieser Bevölkerungsgruppe bzw. Stand gehörte. Einige Forscher
vermuten hier autobiographische Elemente, die Homer in die Epen einfließen ließ.
Werke
Die Epen
Anfang der Ilias
74
Berühmt geworden ist Homer als Dichter zweier der frühesten Epen der Weltliteratur, der
Ilias und der Odyssee. Ilias und Odyssee sind die ersten großen Schriftzeugnisse der
griechischen Geschichte: Mit ihnen beginnt nach klassischer Ansicht die europäische Kulturund Geistesgeschichte. Seine Autorschaft ist allerdings umstritten.
Sprachliches
Anfang der Odyssee
Gesichert scheint die Herkunft der Epen aus dem griechischen Kleinasien durch die
sprachliche Analyse der Werke, die beide im ionischen Dialekt des Altgriechischen
geschrieben sind. Die Grundsprache ist das Ionische der früharchaischen Zeit, durchsetzt mit
Beispielen des äolischen Dialektes und mit offenbar aus älterer Tradition stammenden
Überlieferungen. Aufgrund des ursprünglich mündlichen Vortrags aus dem Gedächtnis mit
Improvisationen tauchen viele Redewendungen als „Lückenfüller“ wiederholt auf.
Bis in die hellenistische Zeit existierten verschiedene Textredaktionen, wobei die ersten
Versuche einer Kanonisierung bis in die Zeit des athenischen Tyrannen Peisistratos
zurückreichen. Die heutige Fassung wurde von Aristarchos von Samothrake redigiert,
einschließlich der noch heute verwendeten Einteilung der „Gesänge“.
Datierung der Epen
Während die einen von einer Entstehungszeit von ca. 850–800 v. Chr. ausgehen, nehmen
andere einen etwa hundert Jahre späteren Zeitpunkt (ca. 750–700 v. Chr.) dafür an, und
wieder andere Wissenschaftler, wie beispielsweise Wilhelm Dörpfeld, vermuten den
Entstehungszeitpunkt im 12. Jahrhundert v. Chr. Um die homerischen Epen zeitlich
einzuordnen, bedient man sich mehrerer Vergleiche.
Zum einen wird das Verhältnis zur Hesiodischen Epik herangezogen, die im 7. Jahrhundert v.
Chr. entstand. Weiterhin gibt es Anspielungen auf den Nestorbecher (730–720 v. Chr.), die
auf Partien in der Ilias zu weisen scheinen. Hinzu kommt das historische Umfeld in der
zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Dieses war für die Entstehung der Epen sehr wichtig, da
ab dem 7. Jahrhundert die dargestellte unangefochtene Adelskultur nicht mehr bestand. Ein
weiterer Hinweis sind Partien in der Ilias, die auf Ereignisse im 7. Jahrhundert zu verweisen
scheinen. Viele Angaben in den Epen deuten auf eine Zeit vor der dorischen Wanderung
(Angaben über Kleidung, Waffen, Behausung und geopolitische Verhältnisse) hin und
bringen die Datierung ins 12. Jahrhundert v. Chr.
75
All diese Hinweise sind jedoch nicht eindeutig. So setzt der Nestorbecher die Ilias nicht
zwingend voraus, und Hesiod wird bisweilen vor Homer datiert. Des Weiteren lassen sich die
Partien in der Ilias auch anders beurteilen, und Literatur kann auch anachronistisch sein,
weshalb eine Datierung aufgrund historischer Ereignisse sehr schwerfällt. Doch sprechen die
Indizien hauptsächlich für die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr.
Urheberschaft: die „Homerische Frage“
Die literaturwissenschaftliche Frage nach der Urheberschaft Homers wird die Homerische
Frage genannt. Hauptsächlich geht es dabei um die Frage, ob Homer tatsächlich Verfasser nur
der Ilias oder überhaupt der beiden Epen gewesen sei oder ob unter dem Namen „Homer“
verschiedene Dichter zusammengefasst worden seien, die ältere, mündlich überlieferte Sagen
verschriftlicht kompiliert hätten.
Ein weiterer Aspekt der „Homerischen Frage“ ist die Datierung der beiden Epen: Hätte die
deutlich jüngere Odyssee überhaupt noch während der Lebenszeit des Ilias-Autors geschrieben sein können? Teils wird hier jedoch davon ausgegangen, die Ilias sei ein Jugend- und die
Odyssee ein Alterswerk Homers.
Literaturwissenschaftliche stilistische Analysen neigen heute aufgrund der hohen
kompositorischen Kunst und durchgehenden sprachlichen Qualität beider Epen wiederum
dazu, wie die antiken Autoren auf einen gemeinsamen Verfasser („Homer“) als wahrscheinlich zu folgern.
Homerische Hymnen
Die größtenteils legendären antiken Viten Homers berichten außerdem von weiteren ihm
zugeschriebenen Werken. Dabei handelte es sich wohl durchweg um Pseudepigraphen, von
denen außer Fragmenten nur die vermutlich nichthomerische Travestie vom Krieg zwischen
den Fröschen und Mäusen komplett erhalten ist.
Umstritten ist die Urheberschaft der ebenfalls Homer zugeschriebenen 33 Gedichte, der
sogenannten Homerischen Hymnen – Preislieder auf griechische Götter. Sie stehen den
beiden Epen stilistisch nahe. Rhapsoden pflegten sie als Einleitung zu ihren Rezitationen
vorzutragen. Berühmt sind der Hymnos an Apollon und der Hymnos an Aphrodite.
Wirkungsgeschichte
Griechische und römische Antike
Bereits im antiken Griechenland dienten seine Epen den politisch stark zersplitterten
griechischen Stämmen und Poleis zur Gewinnung eines gemeingriechischen Selbstverständnisses (siehe Nationaldichter).
Die Hochschätzung Homers wurde von den Römern übernommen. Vergils Epos Aeneis ist
auch als Versuch zu werten, den Römern eine Herkunftssage zu geben, wie sie die Griechen
an Homers Epen gehabt hatten.
76
Mittelalter
Durch die – außer im frühchristlichen Irland – sehr zurückgegangene Kenntnis des Griechischen bei den westlichen Gelehrten ging auch die Homerkenntnis sehr zurück, als Epiker
waren Vergil und Lucan viel geläufiger. Auch die als Zwischenglied sonst sehr bedeutsame
arabische Rezeption griechischer Quellen berücksichtigte eher medizinische, naturwissenschaftliche, mathematische und philosophische als epische Quellen.
Doch bereits Dante Alighieri nennt Homer den Ersten unter den göttlichen Dichtern und
Vorbild des von ihm verehrten Vergils. Sein eigenes Hauptwerk, die Divina Commedia,
wirkte wiederum auf ganze Zeitalter von Schreibern, insbesondere auf die Vertreter der
Moderne des 20. Jahrhunderts.
Neuzeit
Der blinde Homer wird geführt
(William-Adolphe Bouguereau, 1874)
Erst die Flucht der griechischen Gelehrten aus dem 1453 von den Osmanen erstürmten
Konstantinopel brachte die Kenntnis griechischer Quellen und damit auch Homers in den
Westen zurück und beeinflusste stark die Renaissance.
Ausgehend von den Homerübersetzungen von Johann Heinrich Voß spielte in Deutschland
Homer für den „Volks“- und „Natur-Begriff " der deutschen literarischen Klassik und
Romantik die größte Rolle, weil man in Ilias und Odyssee einen Beweis dafür sah, dass das
Volk eine eigene authentische Stimme habe (vgl. Volkslied), dass aus ihm die Natur selbst
spreche. In diesen Zusammenhang gehörte auch das Aufwerfen der „Homerischen Frage“,
denn entschied man sich gegen die Autorschaft Homers, so waren die Epen anonym
entstanden, wie etwa das Nibelungenlied, und somit wurde dann „das Volk“ als Autor
reklamierbar. Dagegen wandte sich bereits Friedrich Schiller: Und die Sonne Homers, siehe,
sie lächelt auch uns. („Elegie“)
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Troja
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Landkarte des Trojas
Troja (griechisch Τροία Troia oder Τροίη Troiē, auch Ἴλιος Ilios oder Ἴλιον Ilion; lateinisch
Troia, Ilium; türkisch Truva; in den Altertumswissenschaften wird die lateinische
Bezeichnung verwendet) ist eine Stadt des Altertums in der Landschaft Troas im Nordwesten
der Türkei am Hellespont in der Provinz Çanakkale.
Karte des Burghügels (Hisarlık) von Troja
78
Geographie
Troja - Türkei
Troja befand sich auf dem 15 m hohen Siedlungshügel Hisarlık (türkisch: Burghügel) an den
Dardanellen und kontrollierte seit der Bronzezeit den Zugang zum Schwarzen Meer. Die
Schiffe konnten damals noch nicht gegen den Wind kreuzen, also warteten sie im Hafen der
Festung auf günstige Winde. Der Wegzoll sowie die Lotsen- und Schutzgebühren, welche die
Schiffe an Troja entrichten mussten, brachten der Stadt Reichtum.
Berühmtheit erlangte der Ort in der Antike durch die Dichtung Ilias von Homer und den dort
beschriebenen sagenhaften Trojanischen Krieg. Noch in der Spätantike wurden der Ort und
seine sagenhaften Helden im Römischen Reich hoch verehrt (siehe Aeneis), und der Hügel
Ilium war weit bekannt. Mit dem Beginn des christlichen Mittelalters geriet Troja (und damit
auch die Lage der Stadt) in Vergessenheit.
Die Existenz und die Lage Trojas gehören seit zwei Jahrhunderten zu den umstrittensten
Themen der Archäologie. Die auseinandergehenden Meinungen mündeten schließlich in die
Troja-Debatte. Gleichwohl unterstützt heute eine Mehrheit der Altertumswissenschaftler die
These, dass der Ort Hisarlık das beschriebene Troja ist und damit auch den Schauplatz des
von Homer beschriebenen Trojanischen Krieges darstellt. Bei Homer wird der Ort vor allem
Ilion oder Ilios (griech. Ἴλιον, Ἴλιος) genannt.
Entdeckungsgeschichte
Erste Lokalisierungsversuche
Mit Beginn der Neuzeit stieg die Zahl der Reisenden, die mit der Ilias in Händen die Troas
besuchten; beispielsweise die englische Schriftstellerin Mary Wortley Montagu, die 1718
schrieb:
„Es ist ein Vergnügen, das Tal zu sehen, wo, wie ich mir einbilde, der berühmte Zweikampf
zwischen Menelaos und Paris vorging und die große Stadt stand − vom Fall Trojas zu lesen
im Schatten einer trojanischen Ruine.
79
Doch eben an trojanischen Ruinen mangelte es. Es gab weiter südlich die markanten Ruinen
von Alexandria Troas, die man für das alte Troja hielt. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die
Annahme aber kritisiert, da die Gebäudereste erstens offensichtlich römisch und zweitens zu
nahe am Meer gelegen waren.[3] In der Skamander-Ebene selbst aber fanden sich keine
erkennbaren Reste.
Illustration aus Popes Ilias 1716
1716 erschien der zweite Band der Ilias-Übersetzung von Alexander Pope, dem eine
Abbildung einer Rekonstruktion der Ansicht des alten Troja beigegeben war, welche für lange
Zeit die Vorstellung der Trojasucher prägen sollte: Aus der Vogelperspektive sieht man vom
Hellespont aus das Schiffslager der Achäer, dahinter das von den Flüssen Skamander und
Simois eingerahmte Schlachtfeld und vor den Bergen des Ida-Gebirges die mächtigen Mauern
Trojas. Zu dieser Bild-Gewordenen Vorstellung suchte man die entsprechende Realität: ab
1750 suchten Robert Wood und die englischen Dilettantin im gesamten Skamandertal nach
Resten einer Burganlage und während seiner Zeit als französischer Gesandter an der Hohen
Pforte (1784–1792) ließ Graf Choiseul-Gouffier erstmals sorgfältig vermessene Karten der
Troas erstellen. In seinem Auftrag übertrug Jean Baptiste Le Chevalier 1791 die
Rekonstruktion Popes auf die reale Landschaft und wählte dementsprechend die erste
auffällige Anhöhe vor dem Ida-Gebirge als Ort des alten Troja. Das war der Ursprung der
noch von Schliemann bekämpften Bunarbaschi- , bzw. Ballı-Dağ-These. Der wesentlich
unscheinbarere Hügel von Hisarlık wurde ebenfalls als Ruinenstätte erkannt und als Ort des
griechisch-römischen Ilion identifiziert.
80
Die ersten Troja-Forscher
Blick vom Hisarlık aus dem Schliemanngraben über die Ebene der Troas zu den Dardanellen
1821 verfasste der schottische Zeitungsverleger und Amateurgeologe Charles MacLaren ein
Essay über Troja, das er 1824 zu einer voluminösen Dissertation erweiterte, in der er den
Hügel Hisarlık (auch Hissarlik geschrieben) als Troja lokalisierte. Ein Teil dieses Hügels war
damals im Besitz der englischen Großgrundbesitzer- und Diplomatenfamilie Calvert. Als
MacLaren 1863 eine noch fundiertere Beschreibung der Ebene von Troja publizierte,
versuchte der jüngste Sohn der Familie, Frank Calvert, den restlichen Hügel zu erwerben.
Dies misslang, doch dafür machte er von 1863 bis 1865 selbst kleinere Probegrabungen.
Diese beeindruckten ihn so sehr, dass auch er von der Existenz Trojas an dieser Stelle
überzeugt war. Calverts Bitte an das British Museum zwecks baldiger Erforschung wurde
abschlägig beschieden. Erst Schliemann untersuchte Calverts Hypothese in systematischer
Weise.
Heinrich Schliemann
Heinrich Schliemann (1892)
Am 9. August 1868 kam der bis dahin noch wenig erfahrene deutsche Archäologe Heinrich
Schliemann in die Ebene der Troas. Auch er war hier auf der Suche nach dem sagenhaften
Troja und vermutete es zuerst, entsprechend der These von LeChevalier, unter dem Hügel
Ballı Dağ. Schliemann und seine fünf Arbeiter wurden nicht fündig, er wollte abreisen,
verpasste sein Schiff und traf dabei zufällig auf Frank Calvert, in dessen Haus er
übernachtete. Calvert konnte nun Schliemann mit seiner Überzeugung begeistern, dass sich
unter dem Hügel von Hisarlık die Ruinen des homerischen Trojas verbergen müssten.
Schliemann verschwieg später nicht, dass er den entscheidenden Hinweis auf die Lage Trojas
von Calvert hatte.
81
1873 teilte Schliemann der Öffentlichkeit mit, Troja in Hisarlik gefunden zu haben; den
Durchbruch zum Ruhm verdankte er aber einem anderen Fund desselben Jahres: Schliemanns
spektakulärster Fund war der von ihm selbst so genannte „Schatz des Priamos“. Er
begründete in mehrfacher Hinsicht Neues: Einerseits Schliemanns Ruhm als Wissenschaftler,
andererseits die Begeisterung der wilhelminischen Kaiserzeit für Troja und für die
Archäologie im Allgemeinen, die nun im öffentlichen Ansehen von einer Disziplin für
Amateure und Reisende zu einer ernsthaften Wissenschaftsdisziplin befördert wurde. Der
Goldschatz wurde lange Zeit im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gezeigt und
nach dem Zweiten Weltkrieg als Beutekunst in die UdSSR gebracht, wo er seit 1996 im
Moskauer Puschkin-Museum ausgestellt ist. Allerdings ergaben sich bereits zu Schliemanns
Lebzeiten – durch seinen Mitarbeiter Wilhelm Dörpfeld – erste Hinweise darauf, dass der
Schatz mehr als 1000 Jahre älter war als von Schliemann angenommen.
Burgmauern von Troja
Bereits Schliemann schrieb, dass er dem Autor der Ilias dichterische Freiheit („Übertreibung“) zugute halten müsse; auch wusste er, dass er nicht die ganze Stadt, sondern die
Pergamos-Burg der Stadt Troja ausgrub.
Wilhelm Dörpfeld und Carl Blegen
Wie weitere Ausgrabungen ergaben, war Troja von der Frühen Bronzezeit (ab ca. 3000 v.
Chr.) bis in die Spätantike besiedelt. Unlängst sind Spuren noch früherer Besiedlung gefunden
worden, die bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Mit dem Christentum ließ die
Bedeutung der Stadt, in der die trojanischen Sagenhelden verehrt worden waren, deutlich
nach. Während sie den Einfall der Goten im Jahr 276 noch weitgehend unbeschadet
überstanden hatte, endete die Besiedlung nach einer Reihe verheerender Erdbeben gegen
Ende des 5. Jahrhunderts.
Bis heute wurden mehr als zehn Siedlungsschichten entdeckt (Troja I bis Troja X), die
wiederum in über 40 Feinschichten unterteilt werden. Dabei gehören – vereinfacht
ausgedrückt – Troja I (2950–2550 v. Chr.) und II (2550–2200) der Frühen, Troja III bis V
(2200–1700) der Mittleren, Troja VI bis VIIa (1700–1200) der Späten Bronzezeit und Troja
VIIb (1200–1000) der Frühen Eisenzeit an. Troja VIII und IX datieren in die Zeit vom 8.
Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit, Troja X, ein byzantinischer Bischofssitz, reicht
bis ins frühe Mittelalter.
82
Querschnitt durch den Hisarlık
Troja I hatte noch direkt am Meeresstrand gelegen. Die Zitadelle Troja II umfasste eine
Fläche von ca. 9000 m² (vier Brandkatastrophen), von Troja IV an war die Fläche verdoppelt,
Troja VI hatte sich nach Süden und Osten auf etwa 50.000 m² vergrößert (die „Unterstadt“
nicht mitgerechnet). Die vom Autor der Ilias beschriebene Festung könnte mit Troja VI
identisch sein (nach anderer Ansicht mit VIIa), das um die Wende vom 13. zum 12.
Jahrhundert v. Chr. unterging. Dabei ist unsicher, ob eines der häufigen Erdbeben oder eine
Eroberung die Ursache war.
Ob auch der trojanische Krieg einen historischen Kern hat, ist weiterhin höchst umstritten.
Die Lage der Stadt Troja wird in der Dichtung Ilias von Homer klar beschrieben: Es werden
die Dardanellen (im Werk: Hellespont) genannt, der höchste Berg ist der Ida (Kaz Dağı). Es
werden zudem zwei Flüsse beschrieben: der erste namens Skamander (heute Karamanderes),
welcher dem Ida-Gebirge entspringt, und als zweiter Simois. Beide vereinen sich bei Troja
und fließen in den Hellespont. Es wird auch von den Inseln Tenedos (heute Bozcaada) und
Imroz (Gökçeada) berichtet. Die heute archäologisch erschlossenen Flächen umfassen nur die
Festung von Troja, mit Sicherheit befand sich ein großer Teil der Stadt außerhalb der
befestigten Anlagen.
Schliemann hielt das imposante frühbronzezeitliche Troja II für das homerische. Er glaubte
damals irrtümlich, dass es zeitgleich mit Mykene und Tiryns war. Dörpfeld hielt die 6.
Siedlungsschicht (Troja VI) für das Homerische Troja. Schicht VIh ist um 1300 v. Chr.
wahrscheinlich durch ein starkes Erdbeben zerstört worden. Daher hielt Carl Blegen die
darauf folgende Schicht Troja VIIa für das homerische Troja. Diese These fand und findet den
meisten Zuspruch. Nach neueren Keramikuntersuchungen wird das wahrscheinlich
gewaltsame Ende von Troja VIIa auf etwa 1200 v. Chr. datiert. Das passt gut zu den meisten
Datierungen des Trojanischen Krieges durch antike Autoren. Als „Kandidat“ für das Ilion
Homers kommt aber auch noch Troja VIIb1 in Betracht. Neben Festhalten der Traditionen
von Troja VI und VIIa treten hier neue Elemente zutage, zum Beispiel sogenannte Handmade
Ware (grobe, einfach verzierte graue handgemachte Keramik), die auf teilweise geänderte
Bevölkerung schließen lassen. Das passt besser zu den Angaben Homers. Auch die
machtpolitischen Verhältnisse in Kleinasien, wie sie Homer schildert, passen gut in diese Zeit.
Die mykenische Kultur hat im 12. und 11. Jh. weiterbestanden. Auch Handel und Seefahrt
wurden weiterbetrieben. Ein Krieg von Achäern gegen Troja im 12. Jahrhundert wäre also
denkbar. Dagegen hätte ein Zug gegen Troja bereits im 14. oder 13. Jahrhundert wohl die
Hethiter auf den Plan gerufen und sicherlich einen Niederschlag in hethitischen Schriftquellen
gefunden.
83
Hethiter-These von Joachim Latacz
Umzeichnung der Rückseite des 1995 gefundenen bikonvexen Bronzesiegels aus der
2. Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr.
Dennoch bleibt in diesem Punkt vieles ungeklärt. Die Frage, inwieweit Homer tatsächlich als
Quelle für historische Vorgänge der Späten Bronzezeit dienen kann, und ob es überhaupt
einen trojanischen Krieg gegeben hat, kann hier nicht angemessen behandelt werden.
Jedenfalls haben die Theorien der Gräzistik über den Hexameter und die Entstehung des
Epos, wie sie derzeit von Joachim Latacz vorgetragen werden, in den neuen
Grabungsergebnissen eine Stütze gefunden. In materieller Hinsicht bzw. anhand des
Grabungsbefundes ist ein luwisch beschriftetes bikonvexes Siegel das wichtigste Indiz für
eine Verbindung dieser Siedlung zu den Hethitern.
Latacz zufolge ist Troja mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit der in hethitischen
Quellen genannten Stadt Wilusa (= (W)Ilios), was durch Grabungen des Tübinger
Archäologen Manfred Korfmann bestärkt wurde. So wurde im Ausgrabungsbereich von Troja
eine unterirdische Quellen-Anlage gefunden, deren Gestalt in allen Einzelheiten mit der
Beschreibung einer Quelle in der Stadt Wilusa im sogenannten Alaksandu-Vertrag
übereinstimmt.
Innerhalb der Klassischen Philologie ist Latacz der derzeit bekannteste Fürsprecher, welcher
die Historizität der homerischen Epen und zugleich die Verbindung mit dem Korfmannschen
Troja in Erwägung zieht. Weder in der hethitischen noch in der griechisch-römischen
schriftlichen Überlieferung finden sich eindeutige Belege für die Identität Hisarlıks mit dem
homerischen Troja, dasselbe gilt für die Verbindung mit Wilusa.
Manfred Korfmann und die Entdeckung der Unterstadt 1992 und die
Aktivitäten seines Nachfolgers Ernst Pernicka
Bis zur Wiederaufnahme der Ausgrabungen im Jahr 1988 durch ein international besetztes
Team unter dem Tübinger Prähistoriker Manfred Korfmann beschränkten sich die
Untersuchungen hauptsächlich auf die Burg (Akropolis) von Troja (Oberstadt). Mit Hilfe des
Geophysikers Helmut Becker wurde 1992 durch Geomagnetik-Messungen eine ausgedehnte
Unterstadt unterhalb der Akropolis entdeckt. Seither wurde bei den aktuellen Grabungen von
Manfred Korfmanns Team (seit Korfmanns Tod 2005 jetzt: Ernst Pernicka) auch verstärkt die
Unterstadt erforscht. Die reale Ausdehnung Trojas rückte dadurch in das Zentrum der
laufenden Diskussion. Korfmanns Thesen über die Bedeutung Trojas stießen in der Forschung
seit Sommer 2001 auf Widerstand und führten zu einer breiten, oftmals ins Persönliche
gehenden Diskussion innerhalb der deutschen Altertumswissenschaften.
84
Im Kern kreist diese Troja-Debatte, der „neue Streit um Troja“ um die tatsächliche Größe und
Bedeutung des spätbronzezeitlichen Troja. Während Korfmann in Troja ein überregionales
Handelszentrum sah, beschränken es einige Archäologen und Althistoriker heute auf eine nur
mittelmäßig bedeutende Siedlung. Der Protagonist dieser Gruppe ist Korfmanns damaliger
Tübinger Kollege, der Althistoriker Frank Kolb, der selbst über einige Grabungserfahrung in
der Türkei verfügt. Der Hauptvorwurf an Korfmann und seine akademischen Mitstreiter
besteht in einer Vernachlässigung der wissenschaftlichen Sorgfalt und Vorsicht. Seit dem
Beginn des Troja-Streites musste Korfmann einige der seine Theorie stützenden
Grabungsinterpretationen zurückziehen und kam den Argumenten der Gegenseite ein Stück
weit entgegen. An der Gesamtinterpretation der Grabungen hält das Team um Korfmann und
seinen Nachfolgern allerdings fest. Eine eindeutige Entscheidung konnte die
Auseinandersetzung auch auf einem wissenschaftlichen Symposium in Tübingen im Frühjahr
2002 nicht erbringen.
Die Korfmann-Position prägt heute das Troja-Bild der interessierten Öffentlichkeit. Der
öffentliche Streit hat sich seit 2004 etwas beruhigt, nachdem die Debatte mehr und mehr auf
die fachliche Ebene verlagert wurde.
Nach dem Tod Manfred Korfmanns im August 2005 wurde der Tübinger Archäometallurge
Ernst Pernicka mit der wissenschaftlichen Leitung des Troja-Projekts betraut. Für die
Fortführung der Arbeit in Troja im Sommer 2006 wurde ihm von der türkischen
Antikendirektion die Lizenz erteilt. Die 18-jährige Grabungsserie soll nun zu einem
wissenschaftlichen Abschluss geführt werden. In beschränktem Umfang sollen auch danach
Fragen zur bronzezeitlichen Stadtbefestigung weiter untersucht werden. Außerdem erfordern
die Pflege, Konservierung und Präsentation des 1996 zum Nationalpark und 1998 zum
UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Troja andauernden Aufwand. Schließlich soll noch ein
Museum vor den Toren Trojas erbaut werden. Seit Beginn von Korfmanns Grabungen werden
die Funde im Archäologischen Museum Çanakkale gesammelt. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft stellte ihre finanzielle Unterstützung 2009 ein. Seitdem wurden die
deutschen Ausgrabungen durch Stiftungsgelder ermöglicht.
2013 soll die deutsche Grabungsleitung an die US-Amerikaner unter Leitung von William
Aylward übergehen.
Noch als Xanten 1444 an das Herzogtum Kleve fiel, wurden schon im selben Jahr Münzen
mit der Aufschrift „Joannes Troianorum Rex“ (Johannes, König der Trojaner) geprägt.
Troja-Hypothesen
Hypothese von Raoul Schrott
Der Komparatist und Schriftsteller Raoul Schrott nimmt insbesondere anhand assyrischer
Texte an, dass Homer ein griechischer Schreiber in assyrischen Diensten in der Provinz
Kilikien gewesen sei, wo Schrott Troja dem Hügel Karatepe-Arslantaş zuschreibt.
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Stadtmauer von Karatepe
Dessen riesige Burgruine verfüge mit ihrem starken Wall und vielen Wehrtürmen auf einem
225 m hohen Hügel nicht nur über die „Krone mit Türmen“ aus Homers Ilias, sondern auch im Gegensatz zu Schliemanns Troja - über die zwei aus der Erzählung bekannten gewaltigen
Tore im Süden und Norden sowie die in der Ilias erwähnten schneebedeckten Berge im
Hinterland und einen langen Strom mit wilder Furt und warmen Quellen weiter östlich.
Schrott geht davon aus, dass Homer einen älteren griechischen Stoff vom trojanischen Krieg
für seine Zuhörer nach Kilikien übertragen habe, dies aber nicht der Schauplatz des
tatsächlichen Krieges war.
Hypothese von Eberhard Zangger
Eine der (von der Fachwissenschaft allgemein abgelehnten) Lokalisierungshypothesen zu
Atlantis wurde von dem Geoarchäologen Eberhard Zangger in seinem 1992 erschienenen
Buch „Atlantis • Eine Legende wird entziffert“ entwickelt. Sie besagt, Platons Atlantis weise
archäologisch nachweisbare Merkmale des historischen Troja auf und sei das durch die
Griechen vernichtete Troja gewesen.
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Achilleus
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Thetis gibt ihrem Sohn Achill seine neuen, von Hephaistos geschmiedeten Waffen. Ausschnitt
einer Schwarzfigurenmalerei auf einer attischen Hydria 575–550 vor Chr, Louvre
Achilleus (dt. Achill oder latinisiert Achilles; mykenisch a-ki-re-u, altgriechisch-gelehrt
Ἀχιλλεύς [Akhilleús] /akʰilleǔ̯s/, heutiges Griechisch-volkssprachlich Αχιλλέας) ist in der
griechischen Mythologie ein beinahe unverwundbarer Heros der Griechen (Achäer) vor Troja
und der Hauptheld der Ilias des Homer. Er ist der Sohn des Peleus, des Königs von Phthia in
Thessalien, und der Meernymphe Thetis.
Oftmals wird er auch mit den Attributen „Pelide“ oder „Peleiade“ (Sohn des Peleus)
bezeichnet oder „Aiakide“ (Abkömmling des Aiakos), die an seine Vorfahren erinnern.
Achills Mutter tauchte ihn in den Unterweltfluss Styx, der unverwundbar macht. Seine Ferse
aber, an welcher ihn Thetis dabei festhielt, wurde nicht eingetaucht und blieb daher
verwundbar. Er wurde vom Kentauren Cheiron aufgezogen, der ihn in der Kriegskunst, in
Musik und Medizin unterwies. Schon als Jüngling zog er ein kurzes, aber ruhmreiches Leben
einem langen, aber glanzlosen Leben vor. Seine Mutter versteckte ihn am Königshof des
Lykomedes, um ihn vor der Teilnahme am Trojanischen Krieg zu bewahren. Doch Odysseus
entdeckte Achilleus, wonach dieser mit seinem Vetter Patroklos am Kriegszug der Griechen
teilnahm. Im zehnten Kriegsjahr eskalierte ein Streit mit Agamemnon, sodass er der Schlacht
fernblieb: Diese Begebenheit wird als „Zorn des Achill“ in der Ilias besungen. Der Tod des
Patroklos trieb ihn dazu, wieder zu den Waffen zu greifen, um ihn an Hektor, dem größten
Helden der Troer, zu rächen. Kurz nachdem Achilleus Hektor getötet hatte, fand er den Tod,
als er an seinem verwundbaren Knöchel von einem Pfeil des Paris, den der Gott Apoll dorthin
lenkte, getroffen wurde.
Die Achill-Überlieferung besteht nicht aus einem einzelnen Text, sondern aus vielen
verschiedenen Texten, die aus ganz unterschiedlichen Zeiten stammen. Diese verschiedenen
Texte erzählen zum Teil unterschiedliche Begebenheiten, machen teils widersprüchliche
Angaben und bewerten Achills Verhalten auch verschieden.
Achill wurde in der griechischen Welt als gottgleicher Heros verehrt. Als schöner und mutiger
Vertreter eines hochmütigen Ehrenkodex’ verkörpert er „die ideale Moral eines vollendeten
homerischen Edlen.“
87
Elemente des Achilleus-Stoffes
Zeugung
In der Hauptüberlieferung sind die Nereide Thetis und Peleus, König von Phthia, die Eltern
des Achilleus. Über seinen Vater Peleus und damit seinen Großvater Aiakos ist er ein Urenkel
des Zeus.
Es gibt aber auch Quellen, welche Polymela, die Tochter des Aktor, zu seiner Mutter machen.
In anderen Darstellungen ist Polymela die Schwester des Achilleus. Die Quellen, die Thetis
als Mutter Achills benennen, unterscheiden sich zum Teil in der Vorgeschichte seiner
Zeugung: Im Volksmärchen, das älter als der Epische Zyklus ist, unterliegt Thetis dem Peleus
im Ringkampf. Es kommt nur zur einmaligen Verbindung zwischen ihnen, wonach sich
Thetis ins Meer zurückzieht. In den Kyprien, ein Epos im Epischen Zyklus, wie auch in der
späteren Ilias des Homer wird Thetis von Hera, der Gattin des Zeus aufgezogen. Ihr zu
Gefallen weist, sie die Bewerbungen des Zeus zurück. In einer anderen Variante freien
sowohl Zeus als auch Poseidon um Thetis. Die Orakelgöttin Themis weissagt ihnen aber, dass
ihr Sohn mit ihr noch stärker sein wird als sie selbst. Deswegen vermählt Zeus sie mit Peleus.
Aus dieser Verbindung geht Achilleus hervor.
Unverwundbarkeit und Achillesferse
Bad des neu geborenen Achilles, Haus des Theseus, Paphos (Zypern), 5.Jhdt.n.Chr.
Einer der bedeutendsten Aspekte der Erzählungen um Achill, die sprichwörtlich gewordene
Achillesferse, hängt mit dem Wunsch seiner Mutter Thetis zusammen, den Knaben von der
Sterblichkeit seines Vaters zu reinigen und ihm Unverwundbarkeit zu verleihen. Ihre
Versuche, dies herbeizuführen, sind in unterschiedlichen Fassungen überliefert:
Einer Version zufolge setzte Thetis alle ihre Kinder in einen Kessel mit kochendem Wasser
oder direkt in das Feuer, um sie unsterblich zu machen.[7] In einem anderen
Überlieferungsstrang salbte sie ihre Kinder tagsüber mit dem göttlichen Nektar Ambrosia und
setzte sie nachts ins Feuer, damit es den sterblichen Teil der Kinder verzehre. Peleus
unterbrach sie, ehe sie Achill dasselbe Schicksal bereiten konnte, und rettet ihm damit das
Leben. Ähnliche Legenden sind mit Demophon von Eleusis und mit Isis in der ägyptischen
Mythologie verbunden. Das Feuer hat aber bereits den Knöchel Achills zerstört. Sein Vater
heilt ihn, indem er die entsprechenden Knochen dem Skelett des Damysos, dem
schnellfüßigsten Giganten, entnimmt.
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Das Motiv der Ferse als einzige verwundbare Stelle an Achills Körper begegnet zuerst im
ersten Jahrhundert n. Chr. bei Statius. Ihm zufolge tauchte Thetis Achill in die Wasser des
Styx, den Fluss der Unterwelt, wobei sie ihn an der Ferse festhielt. Auf diese Weise wurde er
unverwundbar, außer an der Ferse, an der seine Mutter ihn hielt. Daher stammt der noch heute
übliche Ausdruck „Achillesferse“, der eine „verwundbare Stelle“, einen „sensiblen Punkt“
bezeichnet. Wenig später erwähnt Hyginus ausdrücklich den Knöchel, den Apollon mit
seinem Pfeil durchbohrt, als einzige verwundbare Stelle.[13] Allerdings stellen bereits vier
Vasen aus der Archaik und vom Beginn der Klassischen Epoche dar, wie Paris einen Pfeil in
Richtung des Unterleibs des Achill abschießt oder zeigen sogar den toten Achill mit einem
Pfeil in seinem Fuß. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Überlieferung der „Achillesferse“
bereits in der griechischen Antike bekannt war. Schließlich sprechen alle Autoren – mit
Ausnahme des Mythographus Vaticanus, der von der planta, der Fußsohle, spricht – vom
Knöchel (lateinisch talus, altgriechisch σφυρόν (sphyrón), aber das Wort talus ändert seine
Bedeutung über das französische talon (Ferse).
Trotz der Variantenvielfalt erwähnt die Ilias bei der Geburt des Achilleus keine davon, und es
existiert im Homer-Epos keinen Hinweis darauf, dass Achill körperlich unempfindlich wäre.
In der Posthomerika des Quintus von Smyrna wird er vom äthiopischen Prinzen Memnon
verwundet. Im Übrigen ist Achill nicht der einzige berühmte (fast) unverwundbare
griechische Held: Die spätere Überlieferung spricht diesen Vorzug auch Ajax dem Großen zu.
Erziehung bei Cheiron
Peleus vertraut Achilles dem Cheiron an, Lekythos mit weißem Grund, etwa 500 v. Chr.,
Archäologisches Nationalmuseum Athen
Die Hauptüberlieferung will, dass Achill, anderen Heroen wie Jason und Aktaion ähnlich, von
seinem Vater dem Kentauren Cheiron anvertraut wird, der auf dem Berg Pelion in Thessalien
lebt. Bei ihm lernt er, die Waffen zu führen, die Kunst, ein Pferd zu besteigen und zu jagen,
und die Musik. Die Literatur berichtet von seinen außergewöhnlichen Leistungen bei der
Jagd, aber von keiner eigenständigen Heldentat des Jünglings.
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Die Ilias behandelt Cheiron weniger ausführlich. Bei Homer wird Achilleus von seiner Mutter
erzogen, erst bei Kriegsausbruch sendet Peleus ihn zu Phoinix, wo er die Redekunst und den
Umgang mit den Waffen erlernt. Das Vorhandensein der Cheiron-Episode hängt in den
Erzählungen davon ab, wie die Beziehung zwischen Thetis und Peleus verlaufen ist: Die
Kyprien und die Ilias berichten nicht vom Ringkampf zwischen Peleus und Thetis, und Thetis
zieht sich nicht zu den Nereiden zurück. Demnach wird Achill bei seinen Eltern aufgezogen.
Versteck in Skyros
Achilles bei Lykomedes, Flachrelief eines attischen Sarkophags, etwa 240 n. Chr., Louvre
Bevor Achilleus in den Krieg zieht, hält er sich in Skyros auf. Die Skyros-Episode ist in zwei
Versionen überliefert: In der Ilias, den Kyprien und in der Kleinen Ilias erobert Achilleus
Skyros noch vor der Fahrt nach Mysien (siehe unten). Dort zeugt er mit Deidameia, der
Tochter des Königs Lykomedes von Skyros, einen Sohn, dem er den Namen Neoptolemos
oder – unter Mitwirkung des Lykomedes – Pyrrhos gibt.
In einer populäreren, aber viel späteren, wohl frühestens aus dem fünften Jahrhundert vor
Christus stammenden Variante wird Achilleus von seiner Mutter als neunjähriger Knabe in
Skyros versteckt: Thetis weiß, dass Achill am Trojanischen Krieg wird teilnehmen müssen.
Thetis oder Peleus, die um sein Leben fürchten, verkleiden ihn als Mädchen und verstecken
ihn unter den Töchtern des Lykomedes, um ihn dem Drängen der Krieger zu entziehen. Bei
Lykomedes trägt Achill den Namen Pyrrha, „die Rothaarige“. Als Mädchen verkleidet
verliebt sich Achill in den Frauengemächern in Deidameia und zeugt mit ihr heimlich einen
Sohn, der nach Achills Tod ebenfalls in den Trojanischen Krieg zieht.
Ein Orakel des Kalchas hat die Achäer belehrt, dass sie Achill brauchen, um Troja einzunehmen. Nachdem sie in Phthia von Peleus abgewiesen wurden, erfahren sie von Kalchas,
dass Achilleus in Skyros versteckt ist. Diomedes, Odysseus und der Trompeter Agyrtes
kommen schließlich in Skyros an, und identifizieren Achill, der mit ihnen zum Heer der
Griechen zurückkehrt. Diese Handlung ist Gegenstand einer Tragödie des Euripides, Die
Leute von Skyros. Ovid erzählt, wie Odysseus sich als Kaufmann verkleidet und den Töchtern
des Lykomedes kostbare Gewänder und Waffen anbietet; Achilles verrät sich, als er als
einziger Schild und Schwert ergreift.
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In der Bibliotheke des Apollodor ist es der Klang einer Trompete, die das Heldentum des
Jünglings erweckt, womit er sich verrät. Statius kombiniert diese beiden Varianten. Bei
Hyginus erscheint Achill etwas weniger naiv: Als er die Trompete hört, glaubt Achill, die
Stadt würde angegriffen, und ergreift die Waffen zur Verteidigung. Nachdem Achill entlarvt
ist, wird auch seine Beziehung zu Deidameia ruchbar und die beiden werden miteinander
vermählt. Die Ilias kennt diese Episode nicht. Dort wird Achill zusammen mit Patroklos und
den Myrmidonen direkt von Peleus entsandt, sobald sich die griechischen Anführer in Aulis
sammeln.
Telephos
Die Kyprien berichten, wie die Flotte anschließend nach einem Sturm fälschlicherweise in
Teuthranien in Mysien landet. Im Irrglauben, Troja erreicht zu haben, gehen die Achäer zum
Angriff über und stoßen mit dem dortigen König, Telephos, dem Sohn des Herakles,
zusammen. Achill trifft auf diesen und verwundet ihn. Die Expedition der Griechen fährt
wieder zurück, aber ein Sturm trägt sie bis zur Insel Skyros, wo Achill die Deidameia heiratet,
die Tochter des Königs Lykomedes.[35] Die Kypria erzählen, wie sich der noch immer
verwundete Telephos nach Argos begibt, um von Achill im Austausch gegen Informationen
über die Route nach Troja geheilt zu werden. Die Ilias erwähnt diese Ereignisse weder, noch
widerspricht sie ihnen.
Im fünften Jahrhundert v. Chr. ist die Geschichte von Telephos und Achill durch die PindarRezeption bekannt, der in seinen Isthmischen Siegesgesängen darauf anspielt, und auch durch
Aischylos, Sophokles und Euripides: Aischylos und Sophokles weihten ihm jeder eine (heute
verlorene) Tragödie, die wahrscheinlich den Bericht von der Ankunft in Mysien bis zur
Genesung in Argos umfasste. Das ebenfalls verschollene Telephos-Drama des Euripides ist
durch die zahlreichen Andeutungen des Aristophanes bekannt: es konzentriert sich auf
Telephos’ Ankunft und seine Genesung in Argos. Spätere Quellen präzisieren, dass Telephos
flieht, als er Achill begegnet. Von Dionysos durch eine Weinranke zum Stolpern gebracht und
halb auf den Boden gestürzt, wird er von Achills Lanze verwundet. Nur der Rost, oder die
Eisenspäne ebendieser Lanze sind es – gemäß einem häufigen magischen Schema –, die ihn
heilen kann.
Die Fahrt nach Troja
Ereignisse des Trojanischen Kriegs, die denen der Ilias vorangehen, sind zum Teil
widersprüchlich überliefert. Insbesondere ist nicht klar, warum Achill am Trojanischen Krieg
teilnehmen musste. Das griechische Heer rekrutierte sich aus den Freiern der von Paris
geraubten Helena, die einander vor Helenas Wahl geschworen hatten, ihren Ehemann zu
unterstützen, sollte Helena entführt werden. Achill kann aber nicht zu diesen Freiern gezählt
haben: Auf der Hochzeit seiner Eltern Thetis und Peleus entstand der durch die nicht
eingeladene Göttin der Zwietracht Eris ausgelöste Streit der drei Göttinnen Hera, Pallas
Athene und Aphrodite, welche von ihnen die Schönste sei. Zur Entscheidung riefen sie Paris
auf, der sich für Aphrodite entschied und anschließend Helena aus Sparta raubte, wo diese
schon ungefähr zehn Jahre verheiratet war. Wenn Achilleus nach der Hochzeit seiner Eltern
geboren worden wäre, wäre er bei dem Treffen der vielen Fürsten, die in Sparta um Helenas
Hand warben, noch nicht geboren gewesen. Es bestand für ihn also auch keinerlei
Verpflichtung aus dem von Odysseus formulierten und von allen Freiern ratifizierten
Schutzbündnis, nach Troja zu ziehen.
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Als die griechische Armee aufbrechen will, hält die Göttin Artemis in ihrem Zorn auf
Agamemnon, den Heerführer der Griechen, die Flotte in Aulis auf. Ein Orakel offenbart, dass
Iphigenie, die Tochter Agamemnons, geopfert werden muss. Um sie nach Aulis zu locken,
versprechen ihr die Heerführer die Heirat mit Achill. Nachdem Iphigenie geopfert ist, legt die
Flotte ab und nimmt Kurs auf die Insel Tenedos, wo ein Festgelage abgehalten wird. Achill
gerät in Wut, weil er erst später eingeladen wird. In der Überlieferung findet sich noch eine
Gelegenheit, da Achill anlässlich eines Abendessens wütend wird: In der Odyssee bietet der
Aöde Demodokos am Hof des Alkinoos an, vom Streit zwischen Achill und Odysseus zu
singen: von diesem Streit war vom Orakel von Delphi vorhergesagt worden, dass er das
Vorzeichen für den Fall Trojas sein werde. Eine Andeutung Plutarchs zu einem
verlorengegangenen Stück von Sophokles berichtet ebenfalls, dass Odysseus sich während
eines Banketts über den Zorn des Achill lustig gemacht habe: Odysseus wirft ihm vor, im
Angesicht Trojas und Hektors Angst bekommen zu haben, und einen Vorwand gesucht zu
haben, sich vor der Schlacht zu drücken. Es ist nicht leicht herauszufinden, ob es sich hier um
ein und dieselbe Begebenheit handelt oder um zwei verschiedene Wutausbrüche Achills.
Ein zweiter Vorfall ereignet sich in Tenedos: Die Insel wird von Tenes regiert, einem Sohn
des Apollon. Dieser weist die Achäer ab. Achill tötet ihn, obwohl seine Mutter – aus Sorge,
Achill würde selbst von der Hand des Apollon den Tod finden – ihn gewarnt hatte, Tenes zu
töten. Plutarch seinerseits erzählt, dass Thetis einen Diener zu Achill entsandte, um ihn an
ihre Warnung zu gemahnen; Achill hielt sich daran, bis er der Tochter des Tenes begegnet,
die ihn mit ihrer Schönheit beeindruckte. Tenes tritt zwischen die beiden, um seine Tochter zu
beschützen, woraufhin Achill die Warnung vergisst und ihn tötet.
Erste Kriegsjahre
Achill verbindet Patroklos, von Sosias rotfigurig bemalte etruskische Kylix ca. 500 v. Chr.,
Staatliche Museen zu Berlin
Bevor die griechische Flotte vor Troja anlegt, wird Achill von seiner Mutter davor gewarnt,
als erster das Land zu betreten, weil er sonst auch als erster der Griechen sterben würde.
Achill befolgt ihren Rat und so trifft Protesilaos dieses Schicksal. Achill trifft auf Kyknos,
einen Sohn des Meeresgottes Poseidon und König von Kolonos. Dieser will verhindern, dass
die Griechen landen können. Kyknos ist unverwundbar: Keine Waffe kann ihn verletzen.
Achill schafft es schließlich doch, ihn zu töten, indem er ihn mit dem Kinnriemen seines
Helms erwürgt beziehungsweise indem er ihn, einer anderen Version zufolge, mit einem
Steinwurf tötet.
Die Griechen schlagen ihr Lager am Strand vor Troja auf. Eine Gesandtschaft der Achäer, die
Helena zurückfordert, wird abgewiesen. Achill verspürt Verlangen danach, sie zu sehen. Die
92
Kypria berichten nur davon, dass ein Treffen von Aphrodite und Thetis arrangiert wird, ohne
näher ins Detail zu gehen. Allerdings erzählt eine hellenistische Variante von einer
Wahrsagung Kassandras, nach der Helena fünf Ehemänner haben würde — Theseus,
Menelaos, Paris, Deiphobos und Achill. Es handelt sich dabei offensichtlich nicht um eine
Anspielung auf die Herrschaft Achills nach seinem Tod im Elysium, denn die gleiche Quelle
macht Medea zu seiner Gattin post mortem. Vielmehr lässt sich aus dem Wahrspruch der
Kassandra der Schluss ziehen, dass die Begegnung Achills und Helenas mit der Vereinigung
der beiden geendet hat.
Einmal, als sich die Trojaner hinter ihre Stadtmauern zurückziehen, benutzt Achill die
Gelegenheit, ihnen die Versorgung abzuschneiden. Vom Bug seiner Schiffe aus greift er elf
kleinasiatische Bürger an, die Troja tributpflichtig sind. Dies geschieht in Lyrnessos, der
Stadt, bei deren Eroberung Achill im zehnten Jahr der Belagerung die Briseis als Ehrenanteil
an der Beute erhält, wohingegen Agamemnon die Chryseis zugesprochen wird.
Achilles Zorn
An dieser Stelle setzt der Bericht der Ilias ein. Eine Pest befällt das Lager der Griechen, und
der von Achill ermutigte Kalchas offenbart, die Pest sei eine Strafe Apollons: Der Gott
bestrafe Agamemnon dafür, dass dieser seinem Priester Chryses die Tochter Chryseis nicht
zurückgegeben hat. Zum Nachgeben gezwungen, beansprucht Agamemnon ergrimmt einen
anderen Teil der Beute für sich. Achill protestiert und Agamemnon beschließt, ihm die ihm
zugesprochene Briseis wegzunehmen. Im Zorn beschließt Achill, sich in sein Zelt
zurückzuziehen und schwört bei Zeus, unter Agamemnon nicht mehr in die Schlacht
zurückzukehren. Achill fleht seine Mutter an, bei Zeus für die Trojaner um Gunst zu bitten,
solange er selbst dem Schlachtfeld fern bleibt. Zeus stimmt dem zu. Diese Begebenheit wird
im ersten Vers der Ilias wiedergegeben:
„Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
Und viel tapfere Seelen der Heldensöhne zum Aïs
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
Und dem Gevögel umher. So ward Zeus Wille vollendet“
Ohne Achills Hilfe stecken die Griechen Niederlage um Niederlage ein. Als die Griechen so
sehr bedrängt sind, dass die Trojaner drohen, ihre Schiffe in Brand zu setzen, kommen der
alte Weise Nestor, sowie Phoinix und Odysseus zu Achill und treten als Gesandte für die
Sache der Achäer ein. Achill bleibt stur, aber sein Freund Patroklos, der vom Unheil seiner
Kameraden ergriffen ist, erwirkt die Erlaubnis von Achill, die Griechen zu unterstützen und
dabei die Rüstung Achills zu tragen. Dies zeigt Erfolg, aber Patroklos schlägt die Trojaner
nicht nur zurück, sondern macht sich auch an ihre Verfolgung, obwohl er Achill Gegenteiliges
versprochen hatte. Dabei wird er von Hektor getötet, der Achills Rüstung als Beute nimmt.
Wütend und gedemütigt – von Patroklos getäuscht, der nun tot ist und von Hektor symbolisch
überwunden – entscheidet Achill, sich zu rächen. Dabei missachtet er die Warnungen seiner
Mutter: Würde er Hektor angreifen, so stürbe er wenige Zeit später. Hephaistos schmiedet
ihm neue Waffen, in denen er den Kampf mit Hektor sucht.
93
Achill schleift Hektors Leiche an seinem Streitwagen, in Oria gefundener Kamm, zweite
Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Tarent
Nachdem er seine göttliche Rüstung erhalten hat, zieht er aufs Neue in die Schlacht und
metzelt in seinem Zorn im Alleingang eine so große Zahl von Trojanern nieder, dass die
Wasser des Skamander von Leichen übersät sind und das Wasser eine blutrote Farbe
angenommen hat. Weil der Flussgott beleidigt ist, will er Achill ertränken, Achill wird aber
durch das Eingreifen des Hephaistos gerettet. Achill trifft schließlich auf Hektor, fordert ihn
heraus und tötet ihn mit Athenes Hilfe. Er schleift den Leichnam mit seinem Streitwagen
dreimal um die Stadt, bevor er ihn in das Lager der Achäer bringt. In sein Zelt zurückgekehrt,
weint der Held um seinen toten Freund Patroklos. Als er dessen Leichnam verbrennt,
schneidet er sein Haar zum Zeichen der Trauer und opfert vier Pferde, neun Hunde und zwölf
trojanische Jünglinge, deren Körper auf den Scheiterhaufen geworfen werden. Am nächsten
Tag schleift er aufs Neue Hektors Körper hinter seinem Streitwagen her, diesmal um das
Grabmal des Patroklos herum.
Dennoch zeigt Achill Menschlichkeit, als er den König Priamos, den Vater Hektors, in sein
Zelt kommen lässt, der ihn um den Körper seines Sohns anfleht, um ihm ein würdevolles
Begräbnis zu bereiten. Er hört dabei auf seine Mutter: Thetis wurde von den Göttern
geschickt, die mit der Misshandlung der Leiche nicht einverstanden sind.
Tötung des Memnon und der Penthesilea
Der Kampf zwischen Achill und Penthesilea, gläserne Trinkschale aus Basilikata, Ende des
fünften Jahrhunderts n. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Madrid
94
Thesauros von Sifnos in Delphi um 525 v. Chr. Kolorierte Kopie:
Georg-August-Universität Göttingen
Die Aithiopis, eines der Epen des Trojanischen Zyklus, nimmt den Bericht des Trojanischen
Kriegs an der Stelle auf, an der die Ilias endet. Sie erzählt, wie in Priamos’ Stadt nach dem
Tode Hektors neue Helden ankommen. Das ist zunächst die Amazone Penthesilea, Tochter
des Kriegsgottes Ares. Achill duelliert sich mit ihr, tötet sie und verliebt sich in die Sterbende
oder Tote, was den Spott des Thersites erregt. Achill ist über Thersites’ Spott entrüstet, tötet
ihn und muss sich anschließend auf der Insel Lesbos von dieser Mordtat durch Odysseus
entsühnen lassen.
Wenig später trifft Memnon ein, der Sohn der Morgenröte Eos und des Tithon und Prinz von
Äthiopien. Auch er begegnet Achill im Zweikampf und wird von ihm getötet.
Tod
Die Tage Achills sind von nun an gezählt. Xanthos, ein unsterbliches Pferd Achills, hat es
dem Helden vorhergesagt, wobei es seinen Tod als „mächtige[n] Gott“ bezeichnet hat.
Ebenso hat Thetis ihn mehrmals gewarnt, dass er jung sterben würde: „an der Mauer der ErzUmpanzerten Troer / Sei [er] zu sterben bestimmt durch Apollons schnelle Geschosse.“
Schließlich hat auch der sterbende Hektor den Tod seines Gegners durch Paris und Apollon
nahe beim Skäischen Tor geweissagt.
Thetis und die Nereiden beweinen den Tod des Achilles, schwarzfigurige korinthische Hydria
560–550 v. Chr., Louvre
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Es existieren mehrere Versionen von Achills Tod. Die Aithiopis beschreibt, dass er von der
Hand des Paris und des Apollons stirbt, als er die Trojaner bis in ihre Stadtmauern verfolgt.
Pindar lässt hören, dass der Gott die Gestalt des Priamos-Sohnes annahm und Achill tötete,
um die Eroberung der Stadt Troja hinauszuschieben, wie er es schon in der Ilias mit Patroklos
getan hat, um dessen Sturmangriff aufzuhalten. Die Aeneis ist die erste Quelle, die explizit
davon spricht, dass Paris den tödlichen, von Apollon gelenkten Pfeil abgeschossen habe.
Eine andere Überlieferung bringt Achills Tod mit seiner Liebe zu Polyxena, einer Tochter des
Priamos, in Verbindung: Der Heros wird getötet, als er im Tempel des thymbrischen Apollon
bei Priamos um die Hand seiner Tochter anhält. In einer anderen Version verliebt sich Achill
in Polyxena, als sie ihren Vater zu Achill begleitet, um Hektors Leiche zu fordern. Priamos
verspricht ihm dabei ihre Hand unter der Bedingung, dass er den Krieg beendet – dabei
handelt es sich in Wirklichkeit um einen Hinterhalt: Paris erwartet ihn, hinter einer Säule des
Tempels versteckt, mit dem Bogen in der Hand.
Es existiert eine weitere Variante, die auf Gustav Schwab zurück geht. Es sei hier die
Bearbeitung durch Heinrich Alexander Stoll zitiert: „Als Apollo vom Olymp herab die
unermessliche Menge Erschlagener sah, erneuerte sich sein unerbittlicher Zorn gegen
Achilles. Wie ein reißendes Tier stieg er vom Göttersitz hernieder, den Köcher mit den
tödlichen Pfeilen auf dem Rücken. So trat er dem Achilles entgegen und ließ seine furchtbare
Stimme erschallen: ‚Laß von den Trojanern ab und wüte nicht wie ein Rasender! Hüte Dich,
daß dich nicht einer der Unsterblichen verderbe!‘“
Achilles erkannte die Stimme des Gottes, aber er ließ sich nicht einschüchtern, sondern rief:
„Willst Du mich reizen, mit Göttern zu kämpfen, da du immerfort die Frevler, die Trojaner,
begünstigst? Schon einmal hast du mich in Zorn gebracht, als du mir zum ersten Mal Hektor
entrissest. Nun rate ich dir: Entweiche zu den übrigen Göttern, daß dich mein Speer nicht
treffe, obwohl du unsterblich bist!“
Mit diesen Worten wandte er sich von Apollo ab und den Feinden wieder zu. Zürnend
verhüllte dieser sich in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil auf seinen Bogen und schoss
aus dem Nebel dem Helden in die verwundbare Ferse. Ein stechender Schmerz durchfuhr
Achilles bis ins Herz hinan, und wie ein unterhöhlter Turm stürzte er plötzlich zu Boden.
Liegend spähte er um sich und schrie: „Wer hat mir den tückischen Pfeil zugeschickt? Oh,
daß er mir im offenen Kampfe entgegen träte! Wie wollte ich ihm sein Gedärm aus dem Leibe
reißen und all sein Blut vergießen, bis seine verfluchte Seele in den Hades führe! Aus dem
Verborgenen stellen nur Feiglinge dem Tapferen nach! Wisse er dies, auch wenn er ein Gott
wäre. Ich ahne ja, daß es Apollo war.“
So sprach er und zog den Pfeil aus der Wunde. Zornig schleuderte er ihn weg, als er das
dunkle Blut nachquellen sah. Apollo aber hob den Pfeil auf und kehrte zum Olymp zurück,
wo er sich wieder unter die anderen Götter mischte. Die einen von ihnen zürnten ihm, die
anderen dankten ihm im Herzen.
Sein Begräbnis wird im vierzehnten Gesang der Odyssee vom Geist Agamemnons erzählt,
und auch im dritten Buch der Posthomerika des Quintus von Smyrna. Seine Asche wurde mit
der des Patroklos und des Antilochos in einer goldenen Urne vermengt. Achilleus wurde unter
Klagen und Weinen in den Fluten des Hellespont bestattet und konnte den Sieg der Griechen
nicht mehr erleben.
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Nach seinem Tod
Ajax trägt den Körper des Achilleus, schwarzfiguriger attischer Lekythos ca. 510 v. Chr.,
Staatliche Antikensammlungen zu München
Homer stellt Achill in der Odyssee als enttäuschten König über den Asphodeliengrund im
Hades dar. Dem Odysseus, der ihn zu seiner Herrschaft über die Toten beglückwünscht,
antwortet er:
„Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod, ruhmvoller Odysseus.
Lieber möcht’ ich fürwahr dem unbegüterten Meier,
Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baut,
Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.“
In der Aithiopis stellt Thetis ihn dar, als lebte er das ideale Leben eines Kriegers auf der Insel
Leuke, in zahllosen Schlachten und ewigen Festen. Er ist mit Medea, Helena, Iphigenie oder
auch mit Polyxena verheiratet. Pindar spricht in den Nemeischen Siegesgesängen[100] von
einer glänzenden Insel, die im Pontos Euxeinos liegt. Euripides übernimmt diese Version in
seiner Andromache.
Interpretation
Trotz seiner Herkunft von Peleus und Thetis ist Achilleus sterblich. Allerdings bezeichnet
Homer den Zorn des Heroen als Ausfluss des Göttlichen. Dieser habe nichts mit der Wut und
dem Groll gewöhnlicher Menschen gemein, sondern ist ein heiliger Zorn, eine göttliche
Passion. Auch die anderen Helden der Ilias sind von der Mania besessen, von kriegerischem
Wahn, der sie blendet – mit Ausnahme von Odysseus.
Als Agamemnon dem Peliden die Briseis entreißt, ist er zutiefst gekränkt. Er fühlt sich, als
hätte er seine Heldenehre verloren, dank derer Zeus ihn zu seinen Lieblingen zählt.
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Infolgedessen beeindrucken ihn die Sühnegeschenke wenig, die ihm Agamemnon anbietet.
Schlimmer noch, sie vergrößern nur seinen Zorn, und Agamemnon glaubt, Achills heilige
Raserei mit einfachen Geschenken ruhig stellen zu können. Obwohl sie sehr kostbar sind, sind
sie bloß menschlicher Natur und daher wertlos im Angesicht dessen, was Achills Göttlichkeit
ausmacht.
Achill ist eine zwiespältige Persönlichkeit, denn es steht ihm frei, die Riten der Helden und
die Sitten der Menschen zu respektieren. Dies zwingt ihn dazu, keiner Gruppe anzugehören,
was ihm einen abseitigen Platz im Werk Homers verschafft.
Diese Zwiespältigkeit Achills scheint besonders stark zur Identifikation einzuladen.[103][104] Er
ist im Grunde seines Herzens friedliebend und hasst den Krieg, aber wenn er kämpft, dann
unaufhaltsam und brutal; er erscheint manchen Autoren heterosexuell (Deidameia, Briseis,
Polyxena), anderen eher homosexuell (Patroklos);[105] er schwankt zwischen Unterordnung
unter ein gemeinsames Ziel und völliger Eigenwilligkeit; er ist jung, schön und schnell – und
dennoch verletzlich; er ist ein gefürchteter Kämpfer – und flieht in der Not in die Arme seiner
Mutter. Bereits bei Homer sind alle diese Widersprüche in seiner Person vereinigt, und doch
vermittelt er nie den Eindruck eines poetischen Konstrukts. In dieser Fülle der Eigenschaften,
der Widersprüche liegt seine besondere Lebenskraft: Weil sein Stolz gekränkt ist, tritt er in
Kriegsstreik. Aus einem privaten Motiv kehrt er auf den Kriegsschauplatz zurück: er will
seinen Freund rächen. Die eigentlichen Kriegsziele, Troja und Helena, sind ihm anscheinend
völlig gleichgültig. Alle anderen Kriegsteilnehmer stehen im Dienst der Kriegsziele, der
Kämpfer Achilleus aber verwirklicht sich selbst. Für Hegel verkörpert Achilleus das Ideal des
epischen Helden: „Bei Achill kann man sagen: Das ist ein Mensch! – Die Vielseitigkeit der
edlen menschlichen Natur entwickelt ihren ganzen Reichtum an diesem einen Individuum.“
Kultus
Johann Heinrich Füssli, Thetis beweint den Tod des Achill, 1780, Art Institute of Chicago
Achill ist in vielen mediterranen Regionen Gegenstand eines Heroenkults geworden. Es ist
unklar, wie der Kultus seinen Aufschwung genommen hat, denn in der Regel konzentrieren
sich die Heroenkulte auf das Grab des Helden.
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Im Fall Achills würde man erwarten, seine Überreste unweit von Troja im Hellespont zu
finden: In der Ilias (XXIII) wird Patroklos dort beerdigt, und dessen Geist bittet Achill darum,
dass beider sterblichen Hüllen am gleichen Ort begraben werden sollen.
Die Odyssee beschreibt genauer, dass ein großer Tumulus, ein vom Meer aus sichtbarer
Grabhügel von den Achäern errichtet worden ist. Die Verehrung des Heros im fünften
Jahrhundert vor Christus ist belegt und eine nach ihm benannte Stadt, Achilleion, ist an dieser
Stelle gegründet worden. Die Thessalier führten eine jährliche Pilgerfahrt durch, und einige
Quellen erwähnen, dass auch die persische Armee während der Perserkriege dorthin kam und
Achill ebenso verehrte[111] wie nach ihnen Alexander der Große. und auch Caracalla
Der Achillkult beschränkt sich aber nicht nur auf seine Grabstätte: Er wird ebenso im
kleinasiatischen Eritrea, in Kroton, in Sparta und in Elis verehrt, und selbst auf Astypalea,
einer kykladischen Insel. Der Kult, von dem wir die reichste Fundsituation haben, ist der Kult
aus der Region Olbia am Schwarzen Meer, der vom sechsten Jahrhundert vor Christus bis zur
Zeit des Römischen Reichs belegt ist. Eine Reihe von Grabstelen aus dem zweiten und dritten
Jahrhundert nach Christus beweisen, dass Achill dort unter dem Beinamen „Pontarch“
(altgriechisch für Herrscher der Pontos) verehrt wurde. Er ist auch in römischer Zeit eine der
Hauptgottheiten dieser Region.
Ein Fragment des Alkaios von Lesbos, das die Wortverbindung dieser Grabinschriften wieder
aufnimmt, spricht davon, dass Achill über die Skythen herrscht. Im gleichen Gebiet wird die
Halbinsel Tendra als „Rennbahn des Achilleus“ bezeichnet. Der Name leitet sich möglicherweise von den athletischen Spielen ab, die dort zu Ehren des Heros veranstaltet wurden, und
für die es Zeugnisse aus dem ersten Jahrhundert gibt. Schließlich ist Leuke (heute die
Schlangeninsel, wörtlich: „Die Weiße“) im Nordwesten des Schwarzen Meers die Kultstätte
des Achill, die in der Antike am bekanntesten war. Sie beherbergt einen Tempel und eine
Statue. Dem Heros wird zugeschrieben, an der Kultstätte zu wohnen: Er erscheint den
Seefahrern, die sich der Insel nähern, als Vision.
Die Achill-Verehrung ist oftmals mit dem Meer verbunden, eine Verbindung, die sich nicht
aus den Elementen seines Mythos erklären lässt, sondern nur aus der Tatsache, dass er der
Sohn einer Nereide, einer Meergottheit, ist. Er wird auch gemeinsam mit Thetis im
kleinasiatischen Eritrea verehrt. Achilleus ist besonders bei Seefahrern beliebt, die ihm die
meisten der Opfergaben geweiht haben, die man im Schwarzen Meer gefunden hat.
Achill als Vorbild
Unabhängig von seiner Verehrung als Gottheit drängt sich Achill den Griechen als
exemplarische Heldenpersönlichkeit auf. Auch Alexander der Große vergleicht sich mit ihm –
er bedauerte angeblich, keinen Homer gefunden zu haben, der seine eigenen Taten besingen
könnte. In Begleitung seines Freundes Hephaestion opferte der Eroberer ihm auf dem
Grabhügel von Achill und Patroklos.
99
Rezeption
Antike
Literatur und Philosophie
In der Antike[123] dominiert die Überlieferung, dass Achill nach seinem Tod fortlebt. Davon
setzt sich die Ilias ab, und kompensiert dies durch sein Weiterleben in der unvergänglichen
Rühmung durch die Dichter. Homer legt den kühnen Achill als Gegenbild zum listigen und
manchmal lügnerischen Odysseus an. Das zentrale Merkmal Achills in der Ilias ist sein Zorn.
Dabei bezeichnet Homer seinen Zorn als Ausfluss des Göttlichen. Er habe nichts mit der Wut
und dem Groll gewöhnlicher Menschen gemein, sondern ist ein heiliger Zorn, eine göttliche
Passion. Auch die anderen Helden der Ilias sind von der Mania besessen, von kriegerischem
Wahn, der sie blendet – mit Ausnahme von Odysseus. Achills Ehrgefühl motiviert dort
sowohl seinen Rückzug aus der Schlacht, als auch seinen Wiedereintritt: Als Agamemnon
ihm die Briseis entreißt, ist er zutiefst gekränkt. Er fühlt sich, als hätte er seine Heldenehre
verloren, dank derer Zeus ihn zu seinen Lieblingen zählt. Infolgedessen beeindrucken ihn die
Sühnegeschenke wenig, die ihm Agamemnon anbietet. Schlimmer noch, es heizt seinen Zorn
nur weiter an, dass Agamemnon glaubt, seine heilige Raserei mit einfachen Geschenken ruhig
stellen zu können. Denn obzwar sie sehr kostbar sind, sind sie doch bloß menschlich und
daher wertlos im Angesicht dessen, was Achills Göttlichkeit ausmacht. Um die Ehre des
Patroklos wiederherzustellen, rächt er ihn an Hektor. Neben diesem dominierenden
Charakterzug steht in der Ilias allerdings auch sein Mitleid mit Priamos bei der Herausgabe
von Hektors Leiche.
Anders als Homer sprechen die griechischen Lyriker von Achills Leben nach dem Tod:
Alkaios bezeichnet ihn als Herrscher über die Skythen, Ibykos und Simonides siedeln ihn mit
Medea als Gattin im Elysium an, bei Stesichoros lebt er nach seinem Tod auf der Insel der
Seligen weiter.
In den Oden des Pindar wird Achill als Beispiel größter Leistung besungen, und dafür, wie
zwar der Tod das menschliche Glück beschränkt, aber durch Unsterblichkeit in der Dichtung
kompensiert werden kann[125]
Achill taucht in verschiedenen Dramen als handelnde Figur auf: das einzige dieser Dramen,
das noch erhalten ist, ist Euripides’ Iphigenie in Aulis. In den verlorenen Euripides-Dramen
Telephos und Die Leute von Skyros tritt Achill auf, und in Hekabe fordert sein Geist die
Opferung der Polyxena. In Aischylos’ Werk taucht Achill in der verlorenen Tragödie Seelenschwäche auf, in der sein Kampf mit Memnon beschrieben wird, sowie in einer Tragödie, die
den Streit um seine Waffen zum Thema hat, und in einer Achilleis-Trilogie, in der die
Beziehung zu Patroklos als homoerotische Beziehung beschrieben wird.
Sokrates befasst sich damit, Achills moralische Geradlinigkeit in Frage zu stellen. Mithilfe
eines Vergleichs zwischen Odysseus und Achill zeigt Sokrates, dass Achill nicht weniger als
Odysseus ein Betrüger, sondern nur ein Betrüger mit geringerer Begabung gewesen sei: Nur
mangels ausreichender intellektueller Größe sei Achill nicht dazu in der Lage gewesen,
andere hinters Licht zu führen. Platon gibt der Figur des Achills eine ethische Bedeutung,
indem er sein Weiterleben nach dem Tod auf der Insel der Seligen als Belohnung für seinen
Liebestod deutet. Auch Aristoteles[] stellt Achill als ethisches Vorbild dar.
100
Ein Bewegungsparadoxon des Zenon von Elea kontrastiert die sprichwörtliche Schnelligkeit
des Achill damit, dass er eine Schildkröte nicht einholen kann.
In der römischen Antike wird Achill vor allem auf seine Grausamkeit und Mordlust reduziert:
Die fragmentarisch überlieferten Dramen Achilles, Hectoris Lytra des Ennius und
Myrmidones, Achilles und Epinausimachia des Accius stellen vermutlich den Trotz Achills
ins Zentrum, der ihn innerhalb des griechischen Heeres isoliert. In Vergils Aeneis dient Achill
vor allem dazu, den Kontrast für die vorbildliche Tugend des Aeneas abzugeben. Bei
Horaz,[128] in den Metamorphosen des Ovid[129] und bei Seneca[130] erscheint Achill grausam
und blutrünstig. Cicero kritisiert die Leidenschaftlichkeit Achills aus stoischer Perspektive als
krankhaft. Statius bringt in seiner unvollendeten Achilleis Achills kriegerische und sexuelle
Gewalt in eine Analogie. Dies drückt sich auch im Penthesilea-Motiv aus: Achill, der
Penthesilea kriegerisch überwunden hat, wird von ihr überwunden, indem er sich in sie
verliebt. Catull betont die Verbindung von Achills frühem Tod und seinem Ruhm.
Tiepolo, Achills Zorn, 1757, Fresko der Villa Valmarana (Vicenza). Athene hält Achill davon
ab, Agamemnon zu töten
Spätantike und Mittelalter
Literatur
Im Mittelalter tritt die Homer-Rezeption in den Hintergrund.[132] Stattdessen werden im
lateinischen Westen die fiktiven Trojaberichte des Dyctis Cretensis (Ephemeris Belli Troiani)
und des Dares Phrygius (Acta diurna belli Troiani) rezipiert, die sich als AugenzeugenBerichte ausgeben. Dyctis Cretensis rückt dabei die schon bei Hyginus erwähnte Liebe
Achills zu Polyxena ins Zentrum seines Schicksals: Achill wird von den Trojanern
unbewaffnet in den Apollon-Tempel gelockt, um vorgeblich mit Polyxena vermählt zu
werden, und dabei hinterrücks ermordet.
101
Dyctis Cretensis schildert Achill als unachtsam. Um 500 n. Chr. deutet Fulgentius die
verwundbare Ferse – als Sitz der Venen, welche die Verbindung zum Sitz der Leidenschaften
herstellen – als Allegorie auf die Verwundbarkeit des vorbildlichen Helden durch seine
Leidenschaft. Der Text des Dyctis Cretensis und die Deutung Fulgentius’ werden die
Grundlage dafür, wie Achilleus in den höfischen Troja-Romanen des 12. und 13 Jahrhunderts
erscheint: Achill wird dort einerseits als Vorbild für höfische Ritterlichkeit, andererseits als
Beispiel Verderbens-Bringender Minne geschildert.
Viele Trojaromane des Mittelalters sind den Trojanern mehr gewogen als den Achäern. Das
führt dazu, dass Achill im Zweikampf mit Hektor als hinterhältig beschrieben wird: Nur mit
Heimtücke überwindet er Hektor, sein Tod wird als die gerechte Strafe dafür angesehen,
zuerst um 1165 im Roman de Troie des Benoît de Saint-Maure und in der Bearbeitung von
Guido delle Colonne Historia destructionis Troiae im späten 13. Jahrhundert. Herbort von
Fritzlar schrieb um 1195 ein Liet von Troye, in dem Achill gleichberechtigt neben Hektor
steht, ebenso wie im Trojanerkrieg von Konrad von Würzburg. In französischer Sprache
entstehen im 14 Jahrhundert zwei Texte, zwischen 1316 und 1328 der anonyme Ovide
moralisé und 1400 die Epistre Othea von Christine de Pizan, die beide die Kritik an Achill
enthalten, indem sie Hektor als vorbildlich beschreiben, wohingegen Achill das Opfer seiner
Liebe wird. Dieser Wertung folgt auch das Troy Book von John Lydgate, das wie zwei andere
mittelenglische Bearbeitungen des Textes von Guido delle Colonne zu Beginn des 15.
Jahrhunderts entsteht.
102
Istanbul
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Istanbul
Basisdaten
Provinz (il):
Đstanbul
Koordinaten:
41° 1′ N, 28° 58′
O41.0128.96027777777840Koordinaten:
41° 0′ 36″ N, 28° 57′ 37″ O (Karte)
Höhe:
Fläche:
40 m
1.830,92 km²
Einwohner:
13.120.596[1] (2010)
Bevölkerungsdichte: 7.166 Einwohner je km²
Telefonvorwahl:
Postleitzahl:
Kfz-Kennzeichen:
212 (europäischer Teil)
216 (asiatischer Teil)
34 xxx
34
(+90)
(+90)
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009)
Gliederung:
39 Stadtteile
Bürgermeister:
Kadir Topbaş (AKP)
Webpräsenz:
www.ibb.gov.tr
103
Istanbul wird durch den Bosporus in einen europäischen und einen asiatischen Teil getrennt;
Aufnahme vom Galataturm aus
Die historische Halbinsel und UNESCO-Weltkulturerbe (Luftbild)
Luftaufnahme des Goldenen Horns – Halic Istanbul[2]
104
Istanbul [ˈˀi.stan.buːl] (türkisch Đstanbul [isˈtɑnbul]) ist die bevölkerungsreichste Stadt der
Türkei und deren Zentrum für Kultur, Handel, Finanzen und Medien. Das Stadtgebiet
erstreckt sich am Nordufer des Marmarameeres auf beiden Seiten des Bosporus, der
Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Durch diese Lage sowohl im
europäischen Thrakien als auch im asiatischen Anatolien ist Istanbul die einzige Metropole
der Welt, die sich auf zwei Kontinenten befindet.
Das städtische Siedlungsgebiet beherbergt rund 13,1 Millionen Einwohner und nimmt damit
den vierten Platz unter den bevölkerungsreichsten Städten der Welt ein. Mit zwei zentralen
Kopfbahnhöfen, zahlreichen Fernbusbahnhöfen, zwei großen Flughäfen und einem
ausgeprägten Schiffsverkehr bildet Istanbul den größten Verkehrsknotenpunkt des Landes.
Seine Transitlage zwischen zwei Kontinenten und zwei Meeresgebieten macht es zu einer
wichtigen Station der internationalen Logistik.
Die unter den Namen Kalchedon und Byzantion erbaute Metropole kann seit der Gründung
ihrer ursprünglichen Stadtteile auf eine 2600-jährige Geschichte zurückblicken, in der sie drei
großen Weltreichen als Hauptstadt diente. Die Architektur ist von antiken, mittelalterlichen,
neuzeitlichen und zuletzt modernen Baustilen geprägt, sie vereint Elemente der Griechen,
Römer, Byzantiner, Osmanen und Türken miteinander zu einem Stadtbild. Aufgrund dieser
Einzigartigkeit wurde die historische Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Lange Zeit war Istanbul ein bedeutendes Zentrum des orthodoxen Christentums und des
sunnitischen Islams, es ist der Sitz des ökumenischen Patriarchen und hat zahlreiche
Moscheen, Kirchen und Synagogen.
2010 war Istanbul Kulturhauptstadt Europas.
Geographie
Istanbul liegt im Westen der Türkei und umschließt den Bosporus. Das Goldene Horn, eine
nach Westen verlaufende Bosporusbucht, trennt den europäischen Teil in einen südlichen und
nördlichen Bereich. Der südliche Teil ist eine zwischen Marmarameer und Goldenem Horn
liegende Halbinsel mit dem historischen Kern der Stadt. Nördlich davon liegen die an das
historische Galata anschließenden Stadtteile. Sowohl nach Westen als auch nach Norden und
Osten wächst die Metropole weit über die historischen Stadtteile hinaus. Im Südosten liegen
die zu Istanbul gehörenden Prinzeninseln.
Das Stadtgebiet besitzt eine Ausdehnung von etwa 50 Kilometern in Nord-Süd-Richtung und
rund 100 Kilometern in Ost-West-Richtung. Das Verwaltungsgebiet der Metropolregion ist
mit der Provinz Istanbul identisch und hat eine Fläche von 5.343,02 Quadratkilometern.
Davon gehören aber nur 1.830,92 (34,2 Prozent) zur eigentlichen Stadt, der Rest mit 3.512,1
Quadratkilometern (65,8 Prozent) besteht aus Vorstädten und Gebieten mit ländlicher
Siedlungsstruktur.
105
Geologie
Istanbul liegt nördlich der Nordanatolischen Verwerfung, die sich vom nördlichen Anatolien
bis zum Marmarameer erstreckt. Die Anatolische Platte schiebt sich hier westwärts an der
nördlichen Eurasischen Platte vorbei. Entlang der dadurch entstandenen Transformstörung
ereigneten sich allein zwischen 1711 und 1894 66 größere Beben.
Bekannt ist das Beben von 447, bei dem 57 Türme der Landmauer einstürzten, und jenes von
559, bei dem Teile der Kuppel der Hagia Sophia wenige Jahre nach der Fertigstellung in die
Kirche stürzten. Eines der schwersten Beben, verbunden mit einer gigantischen Flutwelle, die
über die Seemauern der Stadt einbrach, ereignete sich 1509. Dabei wurden schätzungsweise
5.000 bis 13.000 Menschen getötet sowie 109 Moscheen und 1.070 Häuser zerstört.[4] Zudem
wurde die osmanische Flotte vernichtet. Das nächste starke Beben folgte 1557. 1690 und 1719
richteten Beben beträchtliche Schäden an den Land- und Seemauern an. Gedenkinschriften,
die an den Stadttoren nach der Wiederherstellung durch Sultan Ahmed III. angebracht
wurden, künden davon. Am 22. Mai 1766 wurde das Bethaus der Fatih-Moschee weitgehend
zerstört.[5] 1894 stürzten bei einem Beben weite Teile des Gedeckten Basars ein, dessen
breiteste Straße erst nach dieser Katastrophe entstanden ist. Diesem Beben fielen auch die
meisten Mosaiken der Hagia Sophia zum Opfer.
Geologen prognostizieren ein weiteres Beben ab Stärke 7,0 bis 2025. Die verheerenden Beben
vom August 1999 bei Kocaeli mit mehr als 17.000 Toten und im Winter 2002 in der Provinz
Afyon sollen Vorboten gewesen sein.
Stadtgliederung
Stadtteile von Istanbul
106
Karaköy Viertel und Galata Turm im Hintergrund
Das Verwaltungsgebiet der Großstadtkommune (Büyükşehir Belediyesi) Istanbul gliedert sich
in 39 Stadtteile. Davon entfallen 25 auf den europäischen Teil und 14 auf den asiatischen.
Das alte, im Süden der europäischen Seite gelegene Stadtzentrum des einstigen
Konstantinopel mit den Stadtteilen Eminönü und Fatih wird durch das Goldene Horn von den
nördlicher gelegenen, jüngeren Stadtteilen getrennt und im Westen von der Theodosianischen
Landmauer begrenzt. Westlich der Mauer liegt der Stadtteil Eyüp und dahinter und entlang
des Marmarameeres liegen neue Wohn- und Gewerbegebiete, die inzwischen sogar bis über
den Flughafen hinaus weit nach Westen reichen.
Alt-Istanbul im Stadtteil Fatih wird vor allem von den Großmoscheen und einer ehemaligen
Kirche geprägt. Um die römische Kontinuität zu betonen, kam im 10. Jahrhundert die
Vorstellung auf, Konstantinopel würde wie Rom auf sieben Hügeln ruhen. Obwohl diese
Vorstellung ein Konstrukt späterer Zeit und topographisch kaum haltbar (Die "Hügel" sind
zwischen 40 und 70 m hoch, zum Vergleich: Das Valens-Aquädukt misst 61 m in der Höhe)
ist, findet sich die Sieben-Hügel-Teilung regelmäßig in moderner Literatur wieder. Auf dem
ersten Stadthügel liegt demzufolge die Hagia Sophia und knapp dahinter die Sultan-AhmedMoschee, auf dem zweiten die Nuruosmaniye-Moschee, auf dem dritten die SüleymaniyeMoschee, auf dem vierten die Fatih-Moschee Sultan Mehmeds II., auf dem fünften die SultanSelim-Moschee, auf dem sechsten die Mihrimah-Moschee und auf dem siebten, nicht vom
Goldenen Horn einsehbaren Stadthügel, die Haseki-Hürrem-Sultan-Moschee. Zum Stadtbild
von Fatih gehören ebenfalls die in osmanischer Tradition gebauten Holzhäuser.
Nördlich des Goldenen Horns befinden sich die europäisch geprägten Stadtteile Beyoğlu und
Beşiktaş, wo sich der letzte Sultanspalast, der Çırağan-Palast, befindet, gefolgt von einer
Kette ehemaliger Dörfer wie Ortaköy, Bebek und Sarıyer am Ufer des Bosporus. Hier
errichteten wohlhabende Istanbuler bis Anfang des 20. Jahrhunderts luxuriöse Holzvillen,
Yalı genannt, die als Sommerwohnsitze dienten.
Die auf der asiatischen Seite liegenden Stadtteile Kadıköy und Üsküdar waren ursprünglich
selbstständige Städte. Heute sind sie vor allem Wohn- und Geschäftsviertel, in denen etwa ein
Drittel der Istanbuler Bevölkerung wohnt. Hieran anschließend wurden entlang dem Bosporus
und dem Marmarameer sowie ins asiatische Hinterland hinein Dörfer und Stadtteile
großflächig ausgebaut und neu erschlossen. In Beykoz liegen wie am gegenüber liegenden
Bosporusufer viele osmanische Yalıs.
107
Bedingt durch das starke Bevölkerungswachstum machen den größten Teil der Stadtfläche
heute die modernen, im Hinterland entstandenen Stadtteile wie Bağcılar, Bahçelievler,
Küçükçekmece, Sultangazi im europäischen Teil, Maltepe, Pendik und Sultanbeyli im
asiatischen Teil aus. Sie wurden teilweise als Gecekondular errichtet und erst nach Jahren
oder Jahrzehnten an die städtische Infrastruktur angeschlossen. Ein Drittel der neu
zugezogenen Istanbuler lebt in solchen informellen Siedlungen oder Elendsvierteln. Seit den
1980er Jahren sind unter enormer Anteilnahme der Öffentlichkeit einige der Gecekondus von
der Stadt abgerissen worden. Der weitaus größere Teil hat sich dagegen zu infrastrukturell
vollwertigen Stadtvierteln entwickeln können. Istanbul ist die einzige Metropole eines
Schwellenlandes, die keine flächendeckenden Elendsviertel besitzt. Gehobene Büro- und
Wohnviertel entstehen vor allem im Norden auf Höhe der zweiten Bosporusbrücke oberhalb
von Bebek in den Vierteln Levent, Etiler und Maslak.
Klima
Die Stadt hat aufgrund ihrer Lage zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer ein mildes,
feuchtes Seeklima. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 14 °C. Die wärmsten
Monate sind Juli und August mit durchschnittlich über 22 °C, die kältesten Januar und
Februar mit etwas über 5 °C. Die Sommertemperaturen können während der Hitzeperioden,
die oft mehrere Tage andauern und von Juni bis August auftreten, bis über 30 °C im Schatten
erreichen. Der Winter ist kühl bis kalt und wie die anderen Jahreszeiten wechselhaft. Es gibt
frühlingshafte Sonnentage, aber auch Regen und Kälteeinbrüche und häufig Schneefälle. Die
durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 850 Millimeter. Die meisten
Niederschläge fallen in den Monaten November und Dezember mit durchschnittlich 110 und
124 mm, die geringsten Niederschläge werden für die Monate Mai, Juni und Juli mit je 36, 37
und 39 mm im Mittel verzeichnet. Heftige Niederschläge und Überschwemmungen treten in
allen Jahreszeiten auf. Demnach wird in Istanbul am häufigsten der Nordwind Meltem
beobachtet, der besonders im Sommer mit höheren Geschwindigkeiten verbunden ist und
meist maritime, gut durchmischte und saubere Meeresluft bringt. Das zweite Maximum ist der
Südwind Scirocco, der oft kennzeichnend für Hochdruckwetterlagen kontinentaler
Luftmassen ist, was je nach Jahreszeit zu sehr heißen beziehungsweise sehr kalten Tagen
führen kann.
Flora und Fauna
In Istanbul finden sich Pflanzen, die der Flora der Stadt einen vorwiegend mitteleuropäischen
und zugleich mediterranen Charakter verleihen, besonders auf den Prinzeninseln. So finden
sich auf Çamlıca oder Sarıyer im Norden unter anderem Stieleichen, Buchen und Kastanien,
auf den Prinzeninseln im Süden kleine Pinienwäldchen und Kermes-Eichen. Anzutreffen sind
dort und in den südlichen Teilen der Stadt Zedern-Wacholder, Pistazien, Zypressen, Kretische
Zistrose, Schlehdorn und Mäusedornarten. Die großen Wälder, die die Stadt im europäischen
und asiatischen Teil im Norden umgeben, haben einen mitteleuropäischen Charakter. So
kommen im Belgrader Wald (Belgrad Ormanı) verschiedene Eichenarten vor, darunter die
Traubeneiche und die Ungarische Eiche, zudem Hainbuchen, Hänge- und Moor-Birken,
Türkenbundlilien, Wald-Bingelkraut, Großes Hexenkraut und Zweiblättriger Blaustern.
108
Mit ungefähr 2.500 verschiedenen natürlich vorkommenden Pflanzenarten stellen Provinz und
Stadt Istanbul, deren Gesamtfläche nur 5.343,02 km² beträgt, ganze europäische Länder, wie
das Vereinigte Königreich in den Schatten. Istanbul alleine beherbergt etwa ein Viertel von
mehr als zehntausend dokumentierten Pflanzenarten, die in der Türkei vorkommen. Einige
dieser Pflanzen sind endemisch.
Laut dem Generaldirektorat für Forstwirtschaft („Orman Genel Müdürlüğü“) sind 44 % der
Provinz Istanbul von Wäldern bedeckt. Für eine Großstadt existiert hier eine reiche Tierwelt.
Das salzreichere Wasser des Marmarameeres vermischt sich mit dem salzärmeren des
Schwarzen Meeres am Südausgang des Bosporus am stärksten, was einen relativen Fischreichtum zur Folge hat. Charakteristisch ist hier die Sardelle, aber auch Delfine lassen sich
gelegentlich beobachten, seitdem durch den Bau von Kläranlagen die Wasserqualität von
Bosporus und Marmarameer spürbar gestiegen ist. Die Wälder beherbergen über 71 Vogelund 18 Säugetierarten. Es besteht ein Jagdverbot. In den Wäldern sind daher Wildschweine,
Wölfe, Goldschakale, Füchse, Rothirsche, Damhirsche und Rehe verbreitet.
Die Stadt ist Ziel von Vogelfreunden aus aller Welt, die den alljährlichen Vogelzug beobachten wollen. Etwa 500.000 Weißstörche und damit der Großteil der europäischen Population
überfliegen von Ende Juli bis Mitte September den Bosporus in zwei Wellen. Der Höhepunkt
der Schwarzstorchwanderung erfolgt Ende September. Auch den Greifvogelzug kann man an
günstigen Tagen mit bis zu tausend Vögeln täglich beobachten. Dazu zählen Wespenbussard,
Schreiadler, Schelladler, Sperber und weitere Bussardarten. Seltener lassen sich Schmutzgeier, Kaiseradler, Zwergadler, Schlangenadler und Weihen beobachten, obwohl von letzteren
alle europäischen Arten durchziehen.
Möwen auf einem Dach; im Hintergrund zwei osmanische Großmoscheen
Wie in vielen anderen Großstädten ist die Vogelwelt vor allem durch die Stadttaube, die wohl
im 19. Jahrhundert aus Algerien oder Tunesien eingeführte Palmtaube[12] und durch Möwen
vertreten. Auf manchen Innenstadtplätzen, etwa vor der Beyazıt-Moschee oder vor der YeniMoschee, leben große Populationen. Seltener trifft man auf andere Taubenarten sowie auf
Haussperling, Graureiher und den Schwarzen Milan. Häufiger hingegen sind Alpensegler,
Girlitz, Samtkopf-Grasmücke, Kormoran und Mittelmeer-Sturmtaucher.
109
Streunende Katzen sind im Stadtbild allgegenwärtig. Sie leben teilweise einzeln, teilweise
auch in großen Gruppen zusammen. Sie ernähren sich von Abfallprodukten, werden aber auch
häufig von Menschen gefüttert. In geringerem Maße sind außerdem halbwilde Hunde
anzutreffen.
Umweltprobleme
Das Wachstum der Stadt, die hohe Industrie- und Verkehrsdichte führen zu erheblichen
Umweltproblemen. Bei der Luftverbesserung wurden durch den Einsatz von Erdgas Erfolge
erzielt, ähnliches gilt für das Müllproblem. Dennoch gehören die Luft- und Wasserverschmutzung durch die zahlreichen Fabriken, Kraftfahrzeuge und privaten Haushalte sowie der
Lärm durch den Verkehr weiterhin zu den Belastungen. Besondere Emissionsprobleme
ergeben sich aus der oft direkten Nachbarschaft von ärmeren Wohngebieten und Industrieanlagen.
Überschwemmungen schwemmen immer wieder Müll in die Kanalisation und führen dabei zu
deren Verstopfung und erhöhen gleichzeitig die Gefahr von Infektionskrankheiten. Die
Ursache zahlreicher Probleme liegt in der Infrastruktur, die mit dem enormen Bevölkerungswachstum seit den 1980er Jahren nicht Schritt halten konnte.
Geschichte
Byzantion
Um 660 v. Chr. gründeten dorische Griechen aus Megara, Argos und Korinth Byzantion, eine
Kolonie am europäischen Ufer des Bosporus. Die günstige geographische Lage ermöglichte
der Siedlung bald, ein bedeutendes Handelszentrum zu werden. Ende des 6. Jahrhunderts
geriet sie in die Auseinandersetzungen zwischen dem Perserreich und den griechischen
Poleis, dann in die innergriechischen Konflikte.
513 v. Chr. eroberte der persische König Darius I. die Stadt, 478 wurde sie für zwei Jahre von
Sparta besetzt. Danach wählte Byzantion die Demokratie als Regierungsform und schloss sich
unter dem Druck Athens dem Attisch-Delischen Seebund an (bis 356). 340/339 widerstand
die Stadt der Belagerung durch den makedonischen König Philipp II. Nach dem Zerfall des
Makedonenreichs stellte sich die Stadt zunehmend auf die Seite des expandierenden
Römerreichs und wurde 196 v. Chr. römischer Bundesgenosse. Diesen Sonderstatus büßte
Byzantion erst unter Kaiser Vespasian ein. 196 ließ Septimius Severus die Stadt zur Strafe für
die Unterstützung seines Gegners Pescennius Niger zerstören, doch wurde sie wieder
aufgebaut. 258 wurde sie von Goten geplündert.
324 vereinigte Konstantin I. beide Teile des Römischen Reiches und am 11. Mai 330 taufte er
die neue Hauptstadt auf den Namen Nova Roma (Neu-Rom). Sie wurde jedoch bekannter
unter dem Namen Konstantinopel.[16] Ihre Fläche verfünffachte sich binnen weniger
Jahrzehnte. Westlich der von Konstantin errichteten Stadtmauer ließ Theodosius II. ab 412
eine noch heute erhaltene Mauer errichten, womit die Stadtfläche von sechs auf zwölf
Quadratkilometer anwuchs. Aquädukte versorgten die inzwischen größte Stadt des
Mittelmeerraums mit Wasser, Getreide wurde an große Teile der Bevölkerung ausgegeben.
110
Konstantinopel – Kostantiniyye – Istanbul
Byzanz
Konstantinopel im Mittelalter; italienische Darstellung von 1422
Nochmals unter Kaiser Justinian I. (527–565) wurde Konstantinopel prächtig ausgebaut
(Hagia Sophia). Die Stadt war die mit Abstand reichste und größte Stadt Europas und des
Mittelmeerraums. Unter dem Druck der Seldschuken, die ab Mitte des 11. Jahrhunderts
Kleinasien eroberten, verlor die Stadt zeitweise ihr östliches Hinterland. In dieser Situation
erhielten die italienischen Städte, allen voran Venedig und Genua, Handelsprivilegien und
ausgedehnte Wohnquartiere im Norden der Stadt; die Genuesen später auch in Pera am
Nordufer des Goldenen Horns. Zudem war 1054 die kirchliche Einheit zwischen der
Römisch-Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche zerbrochen. 1171 ließ Kaiser
Manuel I. die Venezianer verhaften und ihr Eigentum konfiszieren. Venedig nutzte den
Vierten Kreuzzug zur Rache, und 1204 eroberten Kreuzritter Konstantinopel. Die Stadt wurde
geplündert, zahlreiche Einwohner wurden ermordet und Kunstwerke von unschätzbarem Wert
gingen verloren. Auf rund 100.000 Einwohner reduziert, war die Stadt von 1204 bis 1261 die
Hauptstadt des Lateinischen Kaiserreichs. 1261 gelang es Kaiser Michael VIII.,
Konstantinopel zurückzuerobern, doch hatte er sich noch zwei Jahrzehnte abermaligen
Eroberungsplänen zu widersetzen.
111
Die Stadt war seit dieser Zeit aber nicht mehr als das Zentrum einer Regionalmacht, deren
Hinterland ab 1354 sukzessive von den Osmanen erobert wurde. Um 1400 bestand das Reich
nur noch aus Konstantinopel mit seinem direkten Umland und kleinen Restgebieten im
Norden (Thessaloniki) und Süden (Morea) Griechenlands. Noch einmal 1422 hielt die Stadt
einer Belagerung durch Murad II. stand.
Osmanisches Reich
Die Eroberung Konstantinopels aus einer französischen Chronik des 15. Jahrhunderts
Am 5. April 1453 begann die letzte Belagerung durch osmanische Streitkräfte unter Sultan
Mehmed II. Am Morgen des 29. Mai wurde die „seit langem verfallene Stadt“ besetzt.
Konstantinopel – nun offiziell meist Kostantiniyye oder manchmal auch Đstanbul genannt –
wurde nach Bursa und Adrianopel (Edirne) zur neuen osmanischen Hauptstadt. Die teilweise
zerstörte und entvölkerte Stadt wurde planvoll wieder besiedelt und aufgebaut. Die Macht des
Reichs erreichte ihren Höhepunkt unter Sultan Süleyman I. (1520–1566), dessen Architekt
Sinan das Stadtbild mit zahlreichen Moscheen, Brücken, Palästen und Brunnen prägte. Mit
dem fortschreitenden Verfall des osmanischen Einflusses in der Region und der
Verkleinerung des Reiches bis Anfang des 20. Jahrhunderts litt auch die kosmopolitische
Bedeutung Konstantinopels.
Konstantinopel um 1910
112
Die Schwäche des Reiches nach dem Balkankrieg 1912/1913 führte den europäischen
Mächten und Russland die Gefahr eines Machtvakuums in den strategisch bedeutenden
Meerengen vor Augen und warf die orientalische Frage nach Kontrolle über die Meerengen
und Aufteilung des Reiches in Interessensphären auf. Der Sultan und die Jungtürken suchten
die Unterstützung des Deutschen Reiches.
Den Zugriff der Entente auf Konstantinopel konnte das Osmanische Reich im Ersten
Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte 1915 in der Schlacht von Gallipoli verhindern.
Dennoch war der Krieg verloren. Französische und britische Truppen besetzten ab dem 13.
November 1918 die Metropole. Im Friedensvertrag von Sèvres vom 10. August 1920 wurde
das Osmanische Reich unter den alliierten Siegermächten aufgeteilt und musste darüber
hinaus gewaltige Gebietsverluste hinnehmen. Konstantinopel mit den Meerengen Bosporus
und Dardanellen blieb fünf Jahre lang von den Alliierten besetzt. Griechenland forderte in
Erinnerung an das als griechisch beanspruchte Byzanz die „Rückgabe“ Konstantinopels, das
es zu seiner Hauptstadt machen wollte.
Unter Mustafa Kemal, genannt Atatürk, begann 1919 der türkische Befreiungskrieg, an dessen
Ende die letzten Einheiten der alliierten Truppen am 23. September 1923 die Stadt verließen.
Konstantinopel verlor in diesem Jahr seinen Status als Regierungssitz an Ankara, womit sich
die neue Republik von der Tradition der Osmanen abgrenzen wollte.
Türkische Republik
Schon während des Ersten Weltkriegs kam es zur Vertreibung der ersten der beiden großen
christlichen Minderheiten, der Armenier. Sie waren seit dem 17. Jahrhundert verstärkt
zugezogen, so dass um 1850 über 220.000 in Konstantinopel lebten. 1942 wurden die
Nichtmuslime zu einer besonderen Vermögenssteuer herangezogen (Varlık Vergisi), 1955
wurde nahezu die gesamte orthodoxe Bevölkerung durch das Pogrom von Istanbul aus der
Stadt vertrieben. Von den rund 110.000 Griechen blieben rund 2.500 in Istanbul. Heute leben
rund 60.000 Armenier und 2.500 Griechen in der Stadt.
Dennoch schrumpfte die Stadt keineswegs, sondern wuchs im Gegenteil rapide, denn sie zog
durch ihre kulturelle und wirtschaftliche Kraft nach dem Zweiten Weltkrieg, und verstärkt seit
den 70er und 80er Jahren, zahlreiche Menschen aus Anatolien an. Seit den 90er Jahren
kommen zahlreiche Osteuropäer in die Metropole.
Als Reaktion auf den enormen Zuzug entstanden groß angelegte Bauprojekte, die jedoch mit
dem rapiden Bevölkerungswachstum kaum Schritt halten konnten. Zudem nahmen sie auf
vorhandene Strukturen wenig Rücksicht. Istanbul dehnte sich weit in das Umland aus, und
zahlreiche Dörfer und Städte zählen inzwischen zur Metropole.
1994 wurde der jetzige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan als Kandidat der weit rechts
stehenden Refah Partisi (RP) (Wohlfahrtspartei) Bürgermeister. Der jetzige Bürgermeister
Kadir Topbaş ist, wie der Ministerpräsident, Mitglied der Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP).
Im November 2003 wurde die Stadt von einer Serie schwerer Anschläge erschüttert. Der
Anschlag in einem Internet-Café am 9. Februar 2006 kostete einen Menschen das Leben,
sechs Menschen wurden vier Tage später durch einen Anschlag in einem Supermarkt verletzt.
113
Entwicklung des Namens
Istanbuls unterschiedliche Namen auf osmanischen Poststempeln von 1880 bis 1925
Der ursprünglich altgriechische Name der Stadt, Byzantion (lateinisch Byzantium), geht auf
den legendären Gründer der Stadt, Byzas, zurück, der aus Megara in Attika stammte. Er war
einem Orakelspruch der Pythia gefolgt. Zu Ehren des römischen Kaisers Constantinus, der
Byzantion zur Hauptstadt ausbauen ließ, wurde die Stadt im Jahr 324[22] in Constantinopolis
(latinisiert; altgr. Κωνσταντινούπολις Konstantinoupolis ‚Stadt des Constantin‘) umbenannt.
Auf Constantinopolis gehen die deutsche Form Konstantinopel und zahlreiche weitere
Namensformen zurück. Auf Arabisch wurde Konstantinopel al-Qustantīniyya / ‫القسطنطينية‬
genannt, im Armenischen Gostantnubolis und im Hebräischen Kuschta (‫)קושטא‬. In vielen
slawischen Sprachen hieß die Stadt Cari(n)grad (‚Stadt des Kaisers‘).
114
Bis 1930 gab es keine fortdauernde und eindeutige offizielle Namensform. In osmanischen
Urkunden, Inschriften, etc. wurde die Stadt in der Regel mit ihrer vom Arabischen
abgeleiteten Namensform Kostantiniyye / ‫ قسطنطينيه‬bezeichnet. Man findet aber auch şehir-i
azima (‚die großartige Stadt‘), die französisierten Formen Constantinople und Stamboul sowie
ab dem 19. Jahrhundert vermehrt die Bezeichnung Dersaâdet / ‫ در سعادت‬/ Der-i Saʿādet
/‚Pforte der Glückseligkeit‘. Weitere Bezeichnungen waren etwa darü's-saltanat-ı aliyye,
asitane-i aliyye und darü'l-hilafetü 'l aliye und Ehrenvoller Thron / ‫ پايتخت‬im Sinne von
Residenz.
Der Name Islambol / ‫ إسالمبول‬auf einer Münze von 1203 H. (1788/89 im gregorianischen
Kalender)
Im türkischen Dialekt der Stadt hatte sich die Namensform Istanbul, Astanbul / ‫( استانبول‬auch
Istambul, Stambul) herausgebildet, die schon in seldschukischer Zeit Verwendung fand und
später durch osmanische und westeuropäische Aufzeichnungen für das 16. Jahrhundert belegt
ist. An „Istanbul“ angelehnt erschien Islambol / ‫ إسالمبول‬/‚Vom Islam erfüllt[22]‘, das im 18.
Jahrhundert als Name der Münzstätte am Tavşan taşı auf Münzen geprägt wurde. Während
mit Konstantinopel meist die gesamte Stadt samt einigen Stadtteilen nördlich des Goldenen
Horns und jenseits des Bosporus gemeint war, kennzeichnete der Name Istanbul eher die alte
Stadt auf der Halbinsel zwischen Marmarameer, Bosporus und Goldenem Horn, die nach
Westen durch die Landmauer abgeschlossen wurde. 1876 wurde der Name der Hauptstadt als
Istanbul in die neue Verfassung aufgenommen, wo es in Art.
Bei Istanbul handelt es sich möglicherweise um die türkische Abwandlung des
altgriechischen εἰς τὴν πόλιν, eher aber εἰς τὰν πόλιν („in die Stadt“), nach altgriechischer
Aussprache seit byzantinischer Zeit etwa istimbólin. Diese Deutung erscheint sinnfällig, da
man in der Spätantike und im frühen Mittelalter im Oströmischen Reich von Konstantinopel
sprach, wenn man umgangssprachlich „die Stadt“ sagte, da sie mit ihren fünfhunderttausend
Einwohnern und ihren mächtigen Mauern mit keiner anderen Stadt im weiten Umkreis
verglichen werden konnte. Wie das antike Rom war sie ein Musterbeispiel einer Stadt, sie war
das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum. Konstantinopel galt wie vormals Rom
als Zentrum der Welt. Reich wie Hauptstadt brauchten daher eigentlich keinen Namen, da sie
einzig waren (der Kaiser sah sich nicht als Kaiser von Byzanz oder Konstantinopel, sondern
als Kaiser „urbis et orbis“).
115
Am 28. März 1930, in der Frühzeit der Republik, wurde Đstanbul zum offiziellen Namen der
gesamten Stadt. Da die Stadt in osmanischen Schriften und im türkischen Volksmund schon
seit langem im engeren Sinn so genannt wurde, war dies eigentlich keine Neubenennung. In
den meisten europäischen Ländern (außer zum Beispiel Griechenland und Armenien)
verdrängte die Bezeichnung Istanbul allmählich die Bezeichnung Konstantinopel
beziehungsweise deren Varianten aus dem Sprachgebrauch. Meist in Bezug auf das
historische, vorosmanische Konstantinopel beziehungsweise Byzanz wird die altgriechischrömische Namensgebung in der Fachliteratur jedoch auch weiterhin verwendet.
Brände
Folgen eines Brandes in der Istanbuler Altstadt
Die häufig auftretenden Großbrände lösten soziale und ökonomische Krisen aus und hatten
großen Einfluss auf die Bebauung der Stadt. Auslöser waren beispielsweise die regelmäßig
auftretenden Erdbeben, der Handel mit Explosivstoffen, die Unachtsamkeit in Haushalten und
Werkstätten sowie Brandstiftung. So ereigneten sich zwischen 1883 und 1906 229 Brände mit
der Zerstörung von 36.000 Häusern. Das Feuer 1690 im Großen Basar zerstörte Güter im
geschätzten Wert von 3 Millionen Kuruş (etwa 2 Millionen Goldstücke). Die größten Brände
in der Stadtgeschichte ereigneten sich 1569, 1633, 1660, 1693, 1718, 1782, 1826, 1833, 1865
und zuletzt 1918 mit 7.500 zerstörten Häusern. Der Reisende Salomon Schweigger schreibt
um 1580:
„Es haben sich etliche Brunsten in der Stadt begeben. In einer hätt das Feur ein Gefängnus
ergriffen, an der Stadtmaur bei dem Kanal oder Meerhafen. Die Gefangenen im obern Teil
des Turns richteten sich mit Gewalt an die Tür, öffneten dieselbe und kamen davon; die
andern mussten drin verderben, deren bei siebenzig waren. Ein großer Platz, wie ein großes
Dorf, war hinweggebrunnen, aber man merket’s der Stadt nicht an. Wann ein Feur auskompt,
so lauft niemand zu, der begehrte zu leschen, ausgenommen die Janitscharen, die darzu
verordnet sein, zwar nicht zu leschen, sondern mit Fürbrechen und Einreißen der nächsten
Häuser die Flamm zufürkommen“ – SALOMON SCHWEIGGER: ZUM HOFE DES TÜRKISCHEN
SULTANS. LEIPZIG 1986 (NACHDRUCK), S. 94
116
Einige Gründe für die verheerende Wirkung der Brände lagen in der dichten, bis weit ins 20.
Jahrhundert hinein vorwiegend aus Holzhäusern bestehenden Bebauung der Stadt, den häufig
wehenden Winden und der Siedlungsstruktur, die oft aus weitgehend in sich abgeschlossenen
Vierteln (Mahalle) mit Sackgassen bestand und eine schnelle Brandbekämpfung erschwerte.
Nach Großbränden wurden Dekrete erlassen, dass Häuser in der Nähe von sozialen,
wirtschaftlichen und öffentlichen Gebäuden ebenfalls aus Stein oder Ziegeln sein sollten.
Diesen Anordnungen wurde jedoch nicht immer Folge geleistet. In osmanischer Zeit waren
unter anderem die Wasserträger-Gilde und die Janitscharen für die Brandbekämpfung
zuständig, ab 1718 wurden Feuerwehrwagen mit Wasserpumpen sowie neu gegründete
Feuerbrigaden eingesetzt.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Einwohnerentwicklung in den letzten 100 Jahren
Die Einwohnerzahl stieg von 680.000 im Jahre 1927 auf 1,3 Millionen 1955, 2,5 Millionen
1975, 9,8 Millionen 2005 und auf über 13 Millionen 2010. Von den 13.120.596 Einwohnern
im Jahr 2010 lebten etwa 65 Prozent im europäischen Teil von Istanbul und rund 35 Prozent
auf der asiatischen Seite.
Etwa 84 Prozent der Bevölkerung sind durch Landflucht aus der gesamten Türkei,
überwiegend aus Ost-, Südost- und Zentralanatolien sowie aus der Schwarzmeerregion
zugezogen. Der Anteil der autochthonen Istanbuler, die seit Jahrhunderten in der BosporusMetropole einheimisch sind, beträgt etwa 16 Prozent. Die zehn größten Gruppen der
Zugezogenen stammen mit 709.517 Personen aus der Provinz Sivas, 534.409 Personen aus
der Provinz Kastamonu, 480.614 Personen aus der Provinz Ordu, 474.313 Personen aus der
Provinz Giresun, 426.246 Personen aus der Provinz Tokat, 393.285 Personen aus der Provinz
Samsun, 369.011 Personen aus der Provinz Malatya, 368.027 Personen aus der Provinz
Trabzon, 355.795 Personen aus der Provinz Sinop und 347.488 Personen aus der Provinz
Erzurum. Jedes Jahr entstehen dadurch am Stadtrand neue Gecekondus, die mit der Zeit
ausgebaut werden und sich zu neuen Stadtteilen entwickeln.
117
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis
1914 handelt es sich meist um Schätzungen, mit großen Unsicherheiten. Der auffällige
Rückgang der Bevölkerungszahl um 1900 bis 1927 ist Ausdruck der Vertreibung der
griechischen Bevölkerung. Die Zahlen von 1927 bis 2000 sind Ergebnisse von
Volkszählungen. Die Zahlen von 2005 und 2006 beruhen auf Hochrechnungen, die ab 2007
sind Ergebnisse von Volkszählungen. Die Verdoppelung der Bevölkerung zwischen 1980 und
1985 ist auf Zuzug, natürliche Bevölkerungszunahme und auch auf Erweiterungen der
Stadtgrenze zurückzuführen. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf
die Stadt in ihren politischen Grenzen, ohne selbstständige Vororte.
Eine Schätzung der aktuellen Einwohnerzahlen gestaltet sich vor allem aufgrund der schwer
erfassbaren Gecekondu-Siedlungen schwierig. Istanbuler Nahverkehrsexperten gehen von 14
bis 16 Millionen Einwohnern aus.
Jahr
330
400
530
545
715
950
1200
1453
1477
1566
1817
1860
1885
Einwohner
15.000
200.000
500.000
350.000
300.000
500.000
150.000
36.000
75.000
600.000
500.000
715.000
873.570
Jahr
1890
1897
1901
1914
28. Oktober 1927
20. Oktober 1935
20. Oktober 1940
21. Oktober 1945
22. Oktober 1950
23. Oktober 1955
23. Oktober 1960
24. Oktober 1965
25. Oktober 1970
Einwohner
874.000
1.059.000
942.900
909.978
680.857
741.148
793.949
860.558
983.041
1.268.771
1.466.535
1.742.978
2.132.407
Jahr
26. Oktober 1975
12. Oktober 1980
20. Oktober 1985
21. Oktober 1990
30. November
1997
22. Oktober 2000
1. Januar 2005
1. Januar 2006
31. Dezember
2007
31. Dezember
2008
31. Dezember
2009
31. Dezember
2010
Einwohner
2.547.364
2.772.708
5.475.982
6.620.241
8.260.438
8.803.468
9.797.536
10.034.830
11.174.257
12.569.143
12.782.960
13.120.596
Ethnische Minderheiten
Kurden feiern den Nouruz in Istanbul
Kurden und Zaza bilden zusammen die größte Gruppe ethnischer Minderheiten in Istanbul.
Die größte unter den traditionell noch dort lebenden christlichen Bevölkerungsgruppen sind
Armenier, deren Zahl von der Regierung mit 45.000 angegeben wird, was etwa 0,36 Prozent
der Bevölkerung Istanbuls entspricht. Etwa 17.000 Aramäer bilden danach die zweit-größte
christliche Ethnie. Die 22.000 Juden bilden die zweitgrößte religiöse Minderheit.
118
Einige der etwa 10.000 Bosporus-Deutschen stammen aus Familien, die oft schon seit der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dauerhaft in Konstantinopel beziehungsweise Istanbul
lebten. Die rund 1.650 Griechen gehören teilweise zu den seit vielen Generationen
ursprünglich Ansässigen.[32][33] Die Zahl der Russen wird, folgt man der Neuen Zürcher
Zeitung, auf etwa 100.000 geschätzt, die der Chinesen soll noch höher liegen. Istanbul war
auch ein Zufluchtsort für Russen wegen der kommunistischen Oktoberrevolution.
Weitere Bevölkerungsgruppen sind Lasen, Araber, Tscherkessen und Roma. Eine kleine
polnische Gemeinde existiert in Polonezköy (deutsch „Polendorf“, polnisch Adampol), das
etwas über 400 Einwohner hat.
Religionen
Mevlevi-Derwische in Istanbul
Der weitaus größte Teil der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Noch um die Wende vom
19. zum 20. Jahrhundert war die Mehrheit der Einwohner Nichtmuslime, zu denen die
griechisch-orthodoxen Christen, die syrisch-orthodoxen Aramäer, die armenischen Christen
und die sephardischen Juden gehörten. Sie bilden heute nur noch eine kleine Minderheit.
Neben islamischen Sakralbauten gibt es auch christliche Kirchen unterschiedlicher
Bekenntnisse und Synagogen in prominenter Lage, wie zum Beispiel Sankt Stefan
(ehemaliger Sitz der bulgarisch-orthodoxen Kirche) am Goldenen Horn oder die Agia Triada
am Taksim-Platz. In einigen Stadtteilen, wie zum Beispiel im Viertel Kuzguncuk, sind die
Einrichtungen verschiedener Religionen dicht benachbart.
Die Stadt ist Sitz des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, dem unter anderem die
meisten orthodoxen Kirchen in der heutigen Türkei unterstehen und der darüber hinaus den
Ehrenvorrang über alle orthodoxen Kirchen genießt. Weiterhin residieren hier ein armenischer
Erzbischof und der türkische Oberrabbiner.
119
Muslime
Muslime unterschiedlicher Glaubensrichtungen bilden die größte Religionsgruppe. Die
meisten sind Sunniten, 15 bis 30 Prozent zählen sich zu den Aleviten. Insgesamt gibt es 2.562
Moscheen, 215 Kleinmoscheen (türk. Mescit)[38] und 119 Türben.
Am 2. September 1925 wurden unter Kemal Atatürk die damals zahlreichen und
mitgliederstarken Derwisch-Orden (Tariqas) verboten. Die meisten Anhänger des Sufismus,
der islamischen Mystik, agierten daraufhin im Geheimen oder gingen ins Ausland (z. B. nach
Albanien). Manche von ihnen haben heute eine große Anhängerschaft. Um dem Verbot zu
entgehen, treten diese aber meist als „Kulturvereine“ auf. Landesweit bekannt ist die Đsmail
Ağa Cemaati, eine islamische Gemeinschaft in Fatih, die als Tariqa gilt.
Christen
Die Stadt ist der Sitz des ökumenischen Patriarchen, der als primus inter pares als oberster
Repräsentant der orthodoxen Kirchen fungiert. Der griechisch-orthodoxe Ökumenische
Patriarch von Konstantinopel mit Sitz in Fener ist seit 1991 Bartholomäus I.. Er ist der 270.
Nachfolger des Apostels Andreas und somit faktisches (Ehren-)Oberhaupt von etwa 300
Millionen orthodoxen Christen. Auch die Sitze des armenischen Patriarchen, des Erzbischofs
der syrisch-orthodoxen (aramäischen) Gemeinde und eines apostolischen Vikars der römischkatholischen Kirche befinden sich in Istanbul.
In Istanbul sind mit knapp 85.000 Christen[40] rund 85 Prozent der gesamten Christen in der
Türkei beheimatet, deren Zahl landesweit etwa 100.000 beträgt. Die Zahl der Armenier
beläuft sich auf etwa 45.000[28] (35 Kirchen[41]), die der Aramäer auf 12.000, der BosporusDeutschen auf 10.000 und der Griechen auf 1.650 (5 Kirchen[42]). Einige orthodoxe Kirchen
unterstehen anderen Patriarchaten wie etwa die bulgarisch-orthodoxe Kirche St. Stefan.
Neben den Levantinern und anderen nicht-orthodoxen Gemeinden gibt es auch je eine
deutsche evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie um das St. Georgs-Kolleg
eine österreichische katholische Gemeinde.
Juden
Die sephardischen türkischen Juden leben in der Stadt seit über 500 Jahren. Sie flohen 1492
von der iberischen Halbinsel, um der Zwangstaufe infolge des Alhambra-Edikts zu entgehen.
Sultan Beyazit II. (1481–1512) schickte eine Flotte nach Spanien, um die sephardischen
Juden zu retten. Mehr als 200.000 von ihnen flohen zunächst nach Tanger, Algier, Genua und
Marseille, später nach Saloniki und Istanbul. Der Sultan gewährte über 50.000 dieser
spanischen Juden Zuflucht.
In Istanbul leben heute nur noch etwa 22.000;[30][31][43] sie stellen etwa 0,2 Prozent der
Bevölkerung. Insgesamt sind 16 Synagogen[44] in der Stadt zu finden, die bedeutendste von
ihnen ist die 1951 eingeweihte Neve-Shalom-Synagoge im Stadtteil Beyoğlu, auf die drei
terroristische Anschläge verübt wurden (am 6. September 1986, 1. März 1992 und 15.
November 2003). Istanbul ist Sitz des Hahambaşı, des türkischen Oberrabbiners. Das einzige
jüdische Museum in der Türkei, die 500. Yıl Vakfı Türk Musevileri Müzesi, befindet sich in
Beyoğlu. Das Museum wurde am 25. November 2001 fertig gestellt und der derzeitige
Kurator ist Naim Güleryüz.
120
Entwicklung der Wohnsituation
Wohngebäude in Maltepe
Die Stadtteile Bakırköy und Beylikdüzü im europäischen Teil, die zusammen rund 400.000
Einwohner haben, und Maltepe im asiatischen Teil, das eine ähnliche Einwohnerzahl
aufweist, sind seit den 1980er Jahren zügig angewachsen und bestehen überwiegend aus
Hochhäusern. Insbesondere Etiler im Stadtteil Beşiktaş hat sich seit den 1990er Jahren zu
einem der wohlhabendsten Viertel entwickelt.
Nachdem die meisten Baulücken im innerstädtischen und innenstadtnahen Bereich geschlossen wurden, bestehen dort kaum noch Möglichkeiten zur Erholung, sieht man vom häufig
frequentierten Gülhane und vom Yıldız-Park ab.
Das Gecekondu-Viertel Seyrantepe
Die immense Zuwanderung führte dazu, dass an der Peripherie illegale Siedlungen (Gecekondus) entstanden, von denen Istanbul die meisten in der Türkei aufweist. Knapp ein Viertel der
Istanbuler lebt in den etwa 750.000 Wohngebäuden solcher Siedlungen. Über 50 Prozent ihrer
Bewohner sind arbeitslos oder unversichert beschäftigt. Die Kriminalität ist höher als in
anderen Quartieren, sozial an den Rand gedrängte Bevölkerungsgruppen und eine geringe
Präsenz staatlicher Organisation kennzeichnen darüber hinaus diese Quartiere.
121
Blick auf Seyrantepe, 2007
Die größten Gecekondu-Viertel liegen auf der europäischen Seite. Dabei kommt es in Fatih,
wie etwa in Balat, dem einst von Juden bewohnten Viertel, dem bis 2007 ein
Restaurierungsprogramm galt, und Sulukule, wo vor allem Roma wohnen, die sich gegen die
Umsiedlung von 3.500 Einwohnern wehren,[47][48] zu starken Spannungen. Gazi Mahallesi und
Habipler im Stadtteil Sultangazi, das rund 450.000 Menschen beherbergt, sowie Seyrantepe
im Stadtteil Şişli und Tarlabaşı im Stadtteil Beyoğlu (245.000) kommen hinzu. Auf der
asiatischen Seite sind dies Gülsuyu im Stadtteil Maltepe (420.000). Einzelne Gecekondus sind
überwiegend in den Stadtteilen Bağcılar, Bahçelievler, das 1950 noch rund 800, 2007 jedoch
fast 600.000 Einwohner hatte, Küçükçekmece (670.000), Pendik (540.000) und Sultanbeyli
(280.000) anzutreffen.
Michael Thumann berichtet über die Gentrifizierung in Tarlabaşı, wo Alteigentümer mit
Billigung der AKP-Regierung enteignet werden, um Neubauten zu errichten.
Kriminalität
Die Kriminalitätsrate sank in Istanbul von 76.285 registrierten Straftaten im Jahre 2006 um 25
Prozent auf 57.123 registrierte Straftaten im Jahre 2007. Die Istanbuler Großstadtverwaltung
hat beschlossen, 800 bis 900 Sicherheitskameras zu installieren.
Politik
Stadtregierung
Bürgermeister von Istanbul ist der Architekt Kadir Topbaş von der islamisch-konservativen
AKP. Er übernahm das Amt von seinem Vorgänger Ali Müfit Gürtuna (RP), der ab
November 1998 Bürgermeister war. Islamische Politiker regieren Istanbul somit seit 1994, als
Recep Tayyip Erdoğan (damals ebenfalls RP, heute Vorsitzender der AKP und
Ministerpräsident der Türkei) die Kommunalwahlen gewann.
122
Städtepartnerschaften
Istanbul unterhält folgende Städtepartnerschaften:
Almaty, Kasachstan
(1998)
Houston, Vereinigte Staaten
(1988)
Amman, Jordanien
(1997)
Jakarta, Indonesien (2007)
Plowdiw, Bulgarien (2001)
Rabat, Marokko (1991)
Bangkok, Thailand
(2009)
Johor Bahru, Malaysia
(1983)
Kairo, Ägypten (1988)
Barcelona, Spanien
(1997)
Beirut, Libanon (2010)
Berlin, Deutschland
(1989)
Kasan, Tatarstan (2002)
Rio de Janeiro, Brasilien
(1965)
Rotterdam, Niederlande
(2005)
Sankt Petersburg, Russland
(1990)
Khartum, Sudan (2001)
Köln, Deutschland (1997)
Sarajevo, Bosnien und
Herzegowina (1997)
Lahore, Pakistan (1975)
Shanghai, VR China (1997)
Mary, Turkmenistan (1994)
Shimonoseki, Japan (1972)
Busan, Südkorea (2008)
Constanța, Rumänien
(2001)
Damaskus, Syrien
(2006)
Mexiko-Stadt, Mexiko
(2010)
Skopje, Mazedonien (2003)
Täbris, Iran (2010)
Odessa, Ukraine (1997)
Tunis, Tunesien (2010)
Dschidda, SaudiArabien (1984)
Durrës, Albanien (1998)
Dubai, Vereinigte
Arabische Emirate (1997)
Osch, Kirgisistan (1998)
Venedig, Italien (2007)
Guangzhou, VR China
(2012)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Europäische Kulturhauptstadt 2010
Am 11. April 2006 wurde die Stadt durch eine EU-Jury neben Essen und Pécs zur
europäischen Kulturhauptstadt 2010 gewählt. Istanbul ist ebenso eines der islamischen
Kulturzentren.
123
Musik und Theater
Istanbul besitzt zahlreiche Theater, Opernhäuser und Konzerthäuser. Zu den bekanntesten
gehört das Show Center Türker Đnanoğlu Maslak in Maslak, das im November 2005 eröffnet
wurde und von der MEGA Company betrieben wird. Hier finden Großveranstaltungen statt,
die in der ganzen Türkei Beachtung finden. Das Center ist täglich geöffnet. Jährlich kommen
etwa 450.000 Besucher allein zu den eigenen Veranstaltungen des Hauses. Der große
Theatersaal bietet 1810 Sitzplätze, der kleine 380.
In Kadıköy befinden sich das 1924–1927 erbaute und 2005–2007 renovierte SüreyyaOpernhaus und ein nach dem Schriftsteller Haldun Taner benanntes Theater.
Zu den bekanntesten Orchestern gehört das Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra (BIFO),
das 1993 gegründet wurde. Sein erstes Konzert fand am 13. Mai 1999 im Yıldız-Palast statt.
Seit 2008 steht das BIFO unter der Leitung des Österreichers Sascha Goetzel. Er wurde nach
einem einjährigen Auswahlverfahren in der Saison 2007/2008, an dem Gastdirigenten aus vier
Nationen teilnahmen, Musikdirektor des Sinfonieorchesters. Die Staatsoper (Devlet Operası)
mit ihrem bekannten Ballett und das staatliche Sinfonieorchester, die Đstanbul Devlet Senfoni
Orkestrası, spielen im Haus am Taksim-Platz.
Museen
Die bekanntesten Museen sind der Topkapı-Palast, die Hagia Sophia, die Chora-Kirche, das
Archäologische Museum, das Museum für türkische und islamische Kunst, das Museum
Istanbul Modern und der Dolmabahçe-Palast, ebenfalls ein früherer Sultanspalast, der im 19.
Jahrhundert im neubarocken Stil erbaut wurde.
Viele Nebengebäude der Moscheen wurden inzwischen in Museen verwandelt, die Einblicke
in die Zeit der Osmanen gewähren. Es gibt auch noch weitere Kunstmuseen. Die wertvollsten
Gemälde und Miniaturen der Türkei sind in den Museen von Istanbul zu finden.
Bauwerke
Byzantinisches und christliches Konstantinopel
Cisterna Basilica
124
Im Stadtbild der Altstadt sind immer noch die antiken Ursprünge zu entdecken. Aufgrund der
zahlreichen Erdbeben, Stadtbrände und der ökonomischen Situation am Ende des
Byzantinischen Reiches war schon im 15. Jahrhundert ein Großteil der Gebäude verfallen.
Einige Plätze und Bauwerke sind in der Anlage oder als Ruinen bis heute erhalten. Hierzu
gehören die mächtige Theodosianische Landmauer und die Seemauern, das Studios-Kloster
(Đmrahor Camii), das Hippodrom mit einem Fassungsvermögen von bis zu 100.000
Zuschauern, das Konstantinsforum mit der Konstantinssäule, die Kaiserpaläste und der
Porphyrogennetos-Palast (Tekfur Sarayı). Die meisten Gebäude sind umgenutzt und stark
verändert worden. Kaum verändert wurde der Valens-Aquädukt, der auch nach 1453 die
Wasserversorgung sicherstellte, die spätantike Zisterne Cisterna Basilica aus dem 6.
Jahrhundert oder verschiedene Ehrensäulen, zum Beispiel der 20 m hohe Obelisk Thutmosis
III. aus Rosengranit, der aus dem ägyptischen Dorf Karnak nach Konstantinopel gebracht und
390 n. Chr. auf der Spina des Hippodroms aufgestellt worden ist.
Leanderturm
Zu den militärischen Bauten gehört Yedikule („Burg der sieben Türme“) am Südende der
Theodosianischen Landmauer, die im 5. Jahrhundert von Theodosius II. errichtet wurde. Der
Leanderturm, der auf einer Bosporusinsel vor Üsküdar steht, wurde im 5. Jahrhundert v. Chr.
von Alkibiades erbaut. Am Leanderturm soll das eine Ende der großen Kette befestigt worden
sein, die bei Angriffen auf Byzanz über den Bosporus gespannt wurde. Fast unversehrt haben
einige Kirchen zunächst als Moscheen, dann als Museen überlebt, wie die Hagia Sophia
(Ayasofya Camii, Kirche der Heiligen Weisheit), die 537 geweiht wurde, die PammakaristosKirche (Fethiye Camii), die wohl im 11. Jahrhundert gegründet wurde, die spätbyzantinische
Chora-Kirche (Kariye Camii), die in ihrer jetzigen Erscheinungsform im 14. Jahrhundert
entstand und wertvolle Fresken zeigt sowie die Hagia Eirene, die als Arsenal umgenutzt
wurde. Ebenfalls bedeutsame Zeugnisse byzantinischer Kunst sind die heutigen Moscheen
Küçük-Aya-Sofya-Moschee (Sergios- und Bacchos-Kirche), die als Modell für die Hagia
Sophia gedient haben kann, die Zeyrek-Moschee (Pantokrator-Klosterkirche) mit ihrem OpusSectile-Boden und die Kalenderhane-Moschee (Maria-Kyriotissa-Kloster). Letztere stammt in
ihrer jetzigen Form aus dem 12. Jahrhundert. In ihr wurden die ältesten vorikonoklastischen
Mosaiken Istanbuls gefunden. Die dort ab 1227 erstellten Fresken des Franz von Assisi
werden heute im Archäologischen Museum ausgestellt. Der Galataturm, der das Nordende
und die Hauptbastion der genuesischen Siedlung Galata war, gehört heute zu den
bedeutendsten Bauwerken Istanbuls.
125
Schon in vorosmanischer Zeit lebten Muslime innerhalb der Stadt. Die erste Moschee
Konstantinopels und somit die erste Moschee in Südosteuropa soll schon im Jahr 718 entstanden sein.
Osmanisches Konstantinopel
Rumeli Hisarı
Die osmanische Architektur zeigt sich vor allem in den Palästen und Residenzen, den
Moscheen und den zugehörigen Stiftungsgebäuden (Külliyen), den großen, mehrstöckigen
Handelshäusern, Herbergen und Magazinen, den Basaren sowie den Schmuck- und Zweckbauten wie beispielsweise den großen am Bosporus gelegenen Fortifikationen Rumeli Hisarı
und Anadolu Hisarı. Bürgerliche Wohnbauten galten hingegen lange Zeit als weniger schutzwürdig.
Innenraum der Süleymaniye-Moschee
Die osmanischen Sultane und ihre höchsten Würdenträger strebten sofort nach der Eroberung
Konstantinopels danach, den Erfordernissen ihres Glaubensritus Genüge zu tun, sowie ihre
Macht, ihren Anspruch und ihre Kultiviertheit zu demonstrieren. Dazu wurden Kirchen und
Klöster in Moscheen umgewandelt und neue Moscheen errichtet. Beteiligt wurden, wie schon
vor der Eroberung Konstantinopels, zahlreiche byzantinische Handwerker und Baumeister.
126
So arbeiteten zum Beispiel beim Bau der Süleymaniye-Moschee im 16. Jahrhundert etwa 50
Prozent christliche Handwerker mit. Das Schema des Kuppelbaus der Hagia Sophia,
bestehend aus zwei Halbkuppeln und zwei Schildwänden, die die Hauptkuppel stützen, wurde
von zwei Sultansmoscheen übernommen: der Beyazıt-Moschee und der SüleymaniyeMoschee. Dies blieb allerdings die einzige größere Anleihe aus der Hagia Sophia, denn der
osmanische Gebetsraum sollte auf die Betenden eine ganz andere Wirkung erzielen, als es der
byzantinische Raum sollte. Statt einer mystischen Atmosphäre, deren Strukturen hinter
goldenen Mosaiken verkleidet wurden und die eine Längsbetonung zur Apsis hat, wurden in
den Moscheen die Strukturen hervorgehoben, die dem Betrachter die Statik und
Grundelemente des Raumes vor Augen führten. Der querrechteckige Gebetsraum wird
entsprechend dem Gebetsritus häufig betont und eine Kongruenz zwischen Außen- und
Innenwirkung unter anderem durch die gänzlich unterschiedliche Lichtführung angestrebt.
Bis Mitte des 16. Jahrhunderts bildete sich aus Einflüssen der frühosmanischen Architektur,
der byzantinischen, der seldschukischen, der iranischen und gelegentlich der italienischen
Renaissance-Architektur der klassische osmanische Baustil mit den so typisch im Stadtbild
erscheinenden Kuppelkaskaden heraus. Diese Phase reichte bis ins 17. Jahrhundert.
Maßgeblich daran beteiligt war der größte Architekt der Osmanen: Mimar Sinan. Er wirkte
nicht nur architektonisch, sondern mit seinen sozialen Baukomplexen (Külliye) auch
stadtplanerisch. Da schon vor der Eroberung weite Gebiete der einstmals prächtigen
Metropole brach lagen, teilweise schon seit Jahrhunderten eher Gärten und Ansammlungen
von Dörfern glichen, konnten die typischen islamischen durch Sackgassen geschlossenen
Wohnquartiere entstehen. Dabei fungierte eine solche Külliye oft als Nukleus einer
Besiedlung. In anderen Stadtteilen hingegen richteten sich die Bauten weiterhin an dem
rechtwinkligen (hippodamischen) Straßennetz aus, wobei Moscheen aus diesem Schema
ausbrachen, da sie Richtung Mekka weisen mussten. Dadurch ergeben sich zuweilen reizvolle
architektonische Lösungen für die sie umgebenden Bauten. Während beim Bau von Külliyen
Stein verwendet wurde, bestanden die Wohnhäuser und auch zahlreiche Paläste und
Sommervillen zumeist aus Holz.
Im 17. Jahrhundert endete die Zeit der osmanischen Großmoscheen, obwohl hier die YeniMoschee nach einer Bauunterbrechung vollendet wurde. Die Verzögerung hatte ihren Grund
in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, aber auch Palastintrigen und Unruhen, wie die CelaliAufstände spielten eine Rolle.
Der Beyazıtturm (links) und die Süleymaniye-Moschee (rechts)
127
Ab dem 18. Jahrhundert geriet die Architektur immer mehr unter den Einfluss
westeuropäischer Stile wie der Barock der Nuruosmaniye-Moschee, der Beyazıt-Turm oder
die barockisierende Laleli-Moschee zeigen. Allerdings gaben sich die Baumeister auf der
Suche nach adäquaten Ausdrucksformen den modernen Kunststilen nicht völlig hin. Es
wurden weiterhin Moscheen und Universitäten (Medrese) nach klassischem Vorbild gebaut,
bereichert um westliche Architekturelemente.[53]
Es folgten unter Sultan Mahmud II. Bauten in einer Art Empire-Stil, zum Beispiel seine
Türbe. Gleichzeitig wurden weiterhin barockisierende Gebäude errichtet, wie die NusretiyeMoschee, deren Bauschmuck in einem verspäteten Louis-XV-Stil gehalten sind. Bald
begannen Architekten neogotische Elemente zu verwenden, oft in einer eklektizistischen,
historistischen Stilmischung, die noch die Erste Nationale Architekturbewegung
charakterisierte. Im 19. Jahrhundert wurde die osmanische Baukunst fast ausschließlich von
der armenischen Architekten-Familie Balyan betrieben. In der gleichzeitigen Anleihe bei
verschiedensten westlichen Baustilen ist der Wunsch erkennbar, eine Synthese zu erschaffen,
die den Reichsgedanken verkörpern sollte.
Eine Besonderheit Istanbuls sind Straßenzüge mit meist mehrstöckigen osmanischen
Holzhäusern. Man findet sie vor allem noch in Fatih und in Üsküdar. Charakteristisch sind
auch Sommervillen aus Holz (Yalı) an beiden Ufern des Bosporus, die in jüngerer Zeit
teilweise renoviert wurden. Die 1699 als Residenz eines Großwesirs erbaute AmcazadeHüseyin-Pascha-Yalısı im Stadtteil Beykoz ist die älteste Yalı Istanbuls. Im 19. Jahrhundert
entstanden nach europäischen Vorbildern Mietshäuser mit Geschäften und Handwerksbetrieben im Untergeschoss.
Residenzen
Beylerbeyi-Palast
Der Topkapı-Palast war bis 1856 Wohnung der Sultansfamilie (Harem) und Herrschersitz.
Dieser immer wieder erweiterte und umgestaltete, vielgliedrige Sultanspalast liegt exponiert
an der Spitze der zwischen Goldenem Horn, Bosporus und Marmarameer gelegenen
Halbinsel. Er ist nicht nur wegen seiner Bauten von hoher Bedeutung, sondern auch aufgrund
seiner umfangreichen Sammlungen eines der großen Schatzhäuser der Welt.
128
Der Ibrahim-Pascha-Palast liegt am alten Hippodrom gegenüber der Sultan-Ahmet-Moschee.
Er wurde in der Zeit des Sultans Bayezid II. (1481–1512) errichtet. Nach Reparaturen
zwischen 1966 und 1983 ist nun dort das Museum für türkische und islamische Kunst
untergebracht.
Der Aynalıkavak-Palast wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Sultan Ahmed I. als
Sommerresidenz errichtet. Der Dolmabahçe-Palast von 1856 auf der europäischen Seite des
Bosporus zeigt, dass die Sultane im 19. Jahrhundert auch äußerlich danach strebten, sich dem
europäischen Westen anzugleichen. Der Beylerbeyi-Palast wurde zwischen 1861 und 1865
von Sultan Abdülaziz erbaut. 1935 fand hier die erste, von Mustafa Kemal Atatürk veranstaltete Weltfrauenkonferenz statt. Weitere Paläste sind der letzte Sultanspalast, der ÇırağanPalast sowie der Küçüksu-Palast und der Yıldız-Palast.
Moscheen
Sultan-Ahmed-Moschee
Die Großmoscheen wurden meist von den Sultanen, deren Familienangehörigen, den Wesiren
und anderen Würdenträgern gestiftet. Die meisten Moscheen schließen sich der Bauidee der
Hagia Sophia an. Zum überkuppelten Gebetsraum gehören zudem ein umgrenzter Vorhof
(avlu) und meist eine Külliye mit Medresen, zum Beispiel genutzt als Grundschule (mektep),
theologische Schule oder Ärzteschule, mit Wohnzellen der Studenten (hücre), Hospital (darüş-şifa), Hospiz (tabhane), Armenküche (imaret), Bibliothek (kütüphane), Karawanserei
(kervansaray), Bad (hamam) und Grabbauten (türbe), manchmal auch mit einem
Observatorium für Zeit- und Kalenderberechnungen (muvakkithane). Sie spielen für das
religiöse Jahr, das auf dem Mondjahr basiert, eine große Rolle.
Moscheen aus der osmanischen Frühzeit sind die Mahmut-Paşa-Moschee, die älteste erhaltene
Großmoschee von 1462, und die Beyazıt-Moschee, die älteste erhaltene Sultans-Moschee.
Beispiele der mindestens 22 erhalten gebliebenen von ehemals 49 Istanbuler
Freitagsmoscheen des Architekten Mimar Sinan[54] sind die Đskele-Moschee in Üsküdar, die
erste von Sinan geschaffene Moschee, die Prinzenmoschee, die Süleymaniye-Moschee, die
Rüstem-Paşa-Moschee und die Piyale-Paşa-Moschee.
129
Weitere bekannte Moscheen sind die Neue Moschee, die am Goldenen Horn liegt, die SultanAhmed-Moschee, auch „Blaue Moschee“ genannt, die Fatih-Moschee (Eroberermoschee), die
nach einem Erdbeben 1766 neu errichtet wurde, und die Eyüp-Sultan-Moschee, die nach
Mohammeds Bannerträger Abu Ayyub al-Ansari benannt wurde und ein bedeutendes
spirituelles Heiligtum des Islam darstellt. Moscheen, die im osmanischen Barock entstanden,
sind die Nuruosmaniye-Moschee, deren Kuppelbau aus ursprünglich weißem Marmor bestand
und die einen halbrunden Vorhof hat, die Tulpenmoschee, die 1763 fertig gestellt und nach
dem Erdbeben von 1783 erneuert wurde, die Nusretiye-Moschee, die Dolmabahçe-Moschee,
die unmittelbar am Ufer des Bosporus liegt, und die Ortaköy-Moschee.
Modernes Istanbul im 20. und 21. Jahrhundert
Bis zum Ende der 20er Jahre stand die Architektur der Republik noch ganz im Bann einer
bereits nach dem Ersten Weltkrieg begonnenen Phase, die man „Erste Nationale
Architekturströmung“ nannte. In dieser Phase führten Architekten wie Kemalettin Bey den
Historismus fort, der sich im späten 19. Jahrhundert vor allem mit der ornamentalen
Außengestaltung von Gebäuden an seldschukischen und osmanischen Vorbildern orientiert
hatte. Dazu gehören die Beşiktaş Đskelesi (Schiffsanlegestelle), die im Jahre 1913 errichtet
wurde, die Haydarpaşa Đskelesi (1915), die Vakıf Hanı in Eminönü (1912–1926) und das
Hotel Merit Antique in Lâleli (1912–1922)
Verstärkt ab etwa 1930 verpflichtete man ausländische Architekten für die Planung
öffentlicher Bauten. Sie entfernten von den Fassaden weitgehend die „türkischen“ Ornamente
und pflegten einen internationalen, funktionalen Stil. Als Lehrer gaben sie ihre Auffassungen
an türkische Architekten weiter.
Als Entwickler der „Zweiten Nationalen Architekturbewegung“ gilt Bruno Taut (1880–1938).
Er forderte als Leiter der Architekturabteilung an der Akademie der Schönen Künste in
Istanbul und Chef der Bauabteilung im Unterrichtsministerium in Ankara eine genaue
Analyse des Baustils der osmanischen Zeit und der älteren Epochen. Auf dieser Grundlage
sollte der Modernismus überwunden und ein eigener türkischer Baustil gefunden werden.
Fernsehturm Endem
Die Istanbuler Baukunst der letzten Jahrzehnte ist von einem heterogenen Stilgemisch
geprägt, das von der Sinan nachgebildeten Moschee bis zu Hochhäusern mit internationalem
Aussehen, von historisierenden Hotels bis zu gesichtslosen Wohnvierteln vielfältigste
Aspekte bietet.
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Die Bauwerke des Architekten Sedad Hakkı Eldem, die im „türkischen“ Stil errichtet wurden,
sind etwa Sosyal Sigortalar Külliyesi (1970), Atatürk Kütüphanesi (1976), Koç Holding A.S.
Nakkaştepe Tesisleri (1986), das Hotel InterContinental in Beyoğlu (1968), Barbaros Plaza
(1987), Yapı ve Kredi Bankası (1995), ĐşBank Tower 1 (2000), Sapphire of Istanbul (2009)
sowie Diamond of Istanbul (2010), die allesamt in Levent stehen und mit Höhen von über 100
m die höchsten Gebäude in Istanbul bilden.
Zu den Fernsehtürmen Istanbuls, die nach den 1960er Jahren gebaut wurden, gehören der 166
Meter hohe Fernsehturm Çamlıca im gleichnamigen Viertel Çamlıetwa im Stadtteil Üsküdar
und der 236 Meter hohe Fernsehturm Endem im Stadtteil Büyükçekmece.
Brücken
Die europäischen Stadtteile werden über das Goldene Horn durch die Galatabrücke (Neubau
von 1992), die Atatürk-Brücke und die Haliç-Brücke (Fatih-Brücke), über die eine
Umgehungsautobahn verläuft, miteinander verbunden. Im Stadtteil Büyükçekmece wird eine
1567 fertig gestellte Bogenbrücke, die Kanuni-Sultan-Süleyman-Brücke, nur noch von
Fußgängern genutzt.
Für den Kraftfahrtverkehr existieren zwei Hängebrücken über den Bosporus, die 1973
eröffnete Bosporus-Brücke mit 1.074 m Länge und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke mit
1.090 m Länge, die 1988 dem Verkehr übergeben wurde.
Straßen und Plätze
Taksim-Platz
Der Taksim-Platz in Beyoğlu ist der verkehrsreichste Platz Istanbuls. Von hier aus führen
Straßen in alle Richtungen, darunter die Tarlabaşı Bulvarı nach Fatih, die Cumhuriyet
Caddesi zum nördlichen Stadtteil Şişli, die Đnönü Caddesi in Richtung Beşiktaş und die
Đstiklal Caddesi hinab zum Tünel-Platz. Der Taksim-Platz ist regelmäßig Schauplatz für
Demonstrationen. Das wohl blutigste Ereignis der jüngeren Geschichte ereignete sich am 1.
Mai 1977, als Teilnehmer einer Gewerkschaftskundgebung von Unbekannten von
umliegenden Häusern aus beschossen wurden. Dabei starben mindestens 34 Menschen und
Hunderte wurden verletzt, sowie 453 festgenommen.
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Am Taksim-Platz liegt das Denkmal der Republik, das an die Gründung der Republik im
Jahre 1923 erinnert. Die Đstiklal Caddesi ist die bekannteste Straße. Sie führt vom Tünel-Platz
über den Galatasaray-Platz zum Taksim-Platz. Am Galatasaray-Platz liegt eine ehemalige
kaiserliche Schule, das Galatasaray-Gymnasium. Die Bankalar Caddesi befindet sich ebenso
in Beyoğlu. An dieser „Bankenstraße“ hatten im Osmanischen Reich viele Finanzinstitute und
Geschäfte ihren Sitz, so auch die Ottomanische Bank.
Parks
Haupteingang des Yıldız-Parks
Der Yıldız-Park, zu Deutsch „Stern-Park“, erstreckt sich hinter dem Çırağan-Palast an den
Hängen des europäischen Bosporusufers. Im Park befinden sich Sultansvillen, darunter den
Yıldız-Palast. Hinzu kommen ein Opernhaus, eine Moschee und eine Manufaktur. Damit
wurde Ende des 19. Jahrhunderts die osmanische Tradition fortgesetzt, locker gruppierte
kleinere Gebäude in einer Parklandschaft als Wohnstätten und Zweckbauten zu nutzen. Dieser
etwa 160 Hektar große Park wurde ursprünglich von dem französischen
Landschaftsarchitekten G. Le Roy gestaltet. Er ließ seltene und exotische Bäume, Büsche und
Blumen pflanzen.
Der Park wurde mit der neuen Technik des elektrischen Lichtes erleuchtet und durch
Drainagen trocken gehalten. Sorgfältig angelegte Wege boten Zugang zu Aussichtspunkten.
Der Park wurde in den 1980er Jahren vom Türkischen Touring- und Automobilclub (TTOK)
renoviert.
Der Miniatürk in Beyoğlu gehört mit einer Fläche von 6 Hektar zu den größten Miniaturparks
der Welt. Auf einem Pfad befinden sich mehr als 105 Miniaturmodelle, die die Bauepochen
des Osmanischen Reiches repräsentieren, darunter allein 45 Miniaturmodelle zu Istanbul. Zu
ihnen gehören die Hagia Sophia und der Topkapı-Palast, aber auch die zwei Weltwunder der
Antike, das Mausoleum von Halikarnassos und der Tempel der Artemis in Ephesos. Auch
Miniaturmodelle einiger Sehenswürdigkeiten außerhalb der Türkei wie die Al-Aqsa-Moschee
und der Felsendom in Jerusalem, wurden erstellt.
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Gülhane-Park
Der Gülhane-Park, zu deutsch Rosenhaus-Park, befindet sich innerhalb der äußeren,
zinnenbewehrten Mauern des Topkapı-Palastes und nimmt den westlichen Teil der
Serailspitze ein. Der Gülhane-Park war einst Teil des äußeren Gartens des Topkapı-Palastes.
Ein Teil des äußeren Gartens wurde 1912 von der Gemeinde der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. War er früher ein Ort für ritterliche Spiele und Bogenschießwettbewerbe, so ist er
heute ein bewaldeter Volkspark mit Konzerten, Teegärten und weiteren Angeboten.
Geologisch liegt der Gülhane-Park auf dem Hang von Eminönü. Der Gülhane-Park wurde in
den letzten Jahren restauriert, die Wanderrouten neu geordnet und der große Pool in einem
modernen Stil renoviert. Mit konkreten Strukturen wurde die natürliche Landschaft der
1950er Jahre mit den Bäumen aus dem Jahre 1800 ersetzt.
Den mit 267 Metern höchsten Punkt Istanbuls markiert der Büyük Çamlıca-Park. Drei
Kaffeehäuser[55] im Stil des 18. Jahrhunderts bekrönen den von Pinien, Eichen und Zypressen
bestandenen Park. In der Nähe steht der Fernsehturm Çamlıca. Einst war dieser Ort einer der
Lieblingsplätze des Sultans Mahmuds II.. Bis Ende der 1970er Jahre verfielen die Anlagen
des Çamlıca-Hügels jedoch zusehends. Er wurde durch illegale Gebäude verstellt und als
Parkplatz für Autos umfunktioniert, bis in den 1980er Jahren die Stadtverwaltung den Hügel
touristisch erschloss.
Sport
Das Şükrü-Saraçoğlu-Stadion, Austragungsort des UEFA-Pokal-Finales 2008/09
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Wie im Rest der Türkei ist Fußball die beliebteste Sportart in Istanbul. Die Stadt ist die
Heimat zahlreicher Fußballvereine, darunter 2011 fünf Teams der Süper Lig, der höchsten
Spielklasse der Türkei. Zu ihnen zählen die drei erfolgreichsten Mannschaften in der
Geschichte des türkischen Ligafußballs, der 18-fache Meister Fenerbahçe Istanbul, der 17fache Meister, UEFA-Pokal- und Supercup-Sieger Galatasaray Istanbul, der 13-fache Meister
Beşiktaş Istanbul, sowie Istanbul Büyükşehir Belediyespor und Kasımpaşaspor.
Fenerbahçe Istanbul trägt seine Heimspiele im Fenerbahçe-Şükrü-Saracoğlu-Stadion in
Kadıköy aus. Galatasaray Istanbul spielt in der Türk Telekom Arena in Seyrantepe mit einer
Kapazität von 52.650 Plätzen. Das Atatürk-Olympiastadion ist die Heimstätte des Erstligisten
Istanbul Büyükşehir Belediyespor. Es wurde 2004 als Fünfsternestadion ausgezeichnet.
Beşiktaş Istanbul ist der älteste Sportverein in Istanbul (Fußballabteilung ab 1911) und trägt
seine Heimspiele im Inönü-Stadion im Stadtteil Beşiktaş aus. Es hat ein Fassungsvermögen
von 36.000 Plätzen.
Auch Basketball und Volleyball sind sehr populär. Es bestehen mehrere professionelle Klubs,
unter anderen im Basketball (Efes Pilsen Istanbul und Fenerbahçe Ülker) sowie im Volleyball
(Eczacıbaşı Istanbul und Vakıfbank Istanbul), die in ihren eigenen Schulen Spieler ausbilden.
Golf, Sportschießen, Reiten und Tennis gewinnen immer mehr an Bedeutung, werden aber
überwiegend von Ausländern und wohlhabenden Einheimischen betrieben. Für Aerobic,
Bodybuilding und Gerätegymnastik stehen zahlreiche Fitnessstudios zur Verfügung. Paintball
ist in zwei großen Klubs in der Nähe von Istanbul vertreten. Fernöstliche Sportarten wie
Aikido und auch Yoga sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Es gibt mehrere
Zentren in der Stadt, wo sie ausgeübt werden können.
Jedes Jahr findet in Istanbul die Rennsportveranstaltung Großer Preis der Türkei statt. Dieser
Grand Prix wurde erstmals in der Formel-1-Saison 2005 ausgetragen. Veranstaltungsort ist
der Istanbul Park Circuit im asiatischen Teil im Viertel Kurtköy, der zum Stadtteil Tuzla
gehört. Die Haupttribüne der Rennstrecke bietet 26.250 überdachte Sitzplätze. Zusätzlich zur
Haupttribüne an der Start- und Zielgeraden sind neun weitere Tribünen und fünf freie Flächen
auf Anhöhen für insgesamt 125.000 Zuschauer vorhanden.
Freizeit und Erholung
Holzhaus und Pferdekutsche: typische Attribute von Büyükada, der größten Prinzeninsel, dem
Erholungsort für viele Istanbuler
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Wegen der Verschmutzung des Meeres verschwanden in der Stadt gelegene traditionelle
Badeorte allmählich, seit einigen Jahren jedoch eröffnen manche alte Plätze aufgrund der
inzwischen verbesserten Badewasserqualität neu. Zu den am häufigsten aufgesuchten Orten
innerhalb der Stadt gehören Bakırköy, Küçükçekmece, Sarıyer und der Bosporus, außerhalb
der Stadt sind es am Marmarameer die Prinzeninseln, Silivri und Tuzla sowie am Schwarzen
Meer Kilyos, Riva und Şile.
Die Prinzeninseln sind eine Inselgruppe im Marmarameer vor den Stadtteilen Maltepe und
Kartal. Mit ihren Kiefern- und Pinienwäldern, hölzernen, vom Jugendstil geprägten
Sommervillen aus der Wende zum 20. Jahrhundert, Pferdekutschen (Motorfahrzeuge sind
nicht erlaubt) und Fischrestaurants sind sie ein bedeutendes Ausflugsziel. Von den neun
Inseln sind vier bewohnt.
Eingang des Galatasaray Hamamı
Şile ist ein bekannter türkischer Badeort am Schwarzen Meer, 50 Kilometer von Istanbul
entfernt. Seit den 1980er Jahren wurden Feriensiedlungen und Hotels ausgebaut. Außerhalb
von Şile sind weiße Sandstrände zu finden.
Kilyos und Riva sind kleine, ruhige Badeorte unweit des Eingangs des Bosporus zum
Schwarzen Meer. Ebenso sind die Dampfbäder in der Istanbuler Altstadt für Erholungen sehr
beliebt. Die bekanntesten und meist besuchten Dampfbäder sind der Beyazıt Hamamı, der
Çardaklı Hamamı, der Çemberlitaş Hamamı (von Sinan 1584 errichtet)[56] und der keramische
Hamam in Fatih, weitere Dampfbäder sind der Galatasaray Hamamı in Beyoğlu und der Alter
Hamamı in Üsküdar.
Der Hıdiv-Wald liegt direkt am Bosporus im Stadtteil Beykoz auf der asiatischen Seite. Dort
befindet sich die Residenz des ägyptischen Gouverneurs Abbas Hilmi Pascha. Es finden sich
auch einige Brunnen und Wasserbecken, diverse Cafés, Restaurants sowie private
Freizeitareale.
135
Ein weiteres Naherholungsgebiet ist der Belgrader Wald (Belgrad Ormanı) im Norden des
Stadtteils Eyüp, etwa 20 Kilometer von der Altstadt entfernt. Der rund 5,5 Hektar große Wald
bietet Freizeitanlagen, Picknick-Plätze, Reit- und Wanderwege. Er wurde im 18. Jahrhundert
unter Sultan Abdülhamid I. angelegt.
In Eyüp befindet sich ein Delfinarium.
Regelmäßige Veranstaltungen
Marathonläufer überqueren beim 30. Istanbul-Marathon 2008 die Bosporus-Brücke
Am 21. März findet das Newroz-Fest (türk. Nevruz Bayramı) statt. Zum Beispiel in
Cankurtaran (Sultanahmet) kommt es dabei jedes Jahr zu einer großen Open-AirVeranstaltung.
Ende April wird das International Istanbul Film Festival in Beyoğlu in mehreren Kinos
veranstaltet. Dieses älteste und bedeutendste internationale Filmfestival der Türkei fand 1982
zum ersten Mal statt.
Am 23. April begeht man den Feiertag der Nationalen Souveränität und des Kindes zum
Beispiel mit einer morgendlichen Parade auf der Đstiklal Caddesi in Beyoğlu, wo Kinder
Folklore zeigen und musizieren.
Beim einwöchigen Internationalen Ülker Puppen Festival Istanbul Anfang Mai werden
Karagöz-Aufführungen in verschiedenen Kulturzentren der Stadt und auch internationale
Darbietungen geboten. Ebenfalls im Mai präsentieren Kompanien und Ensembles aus aller
Welt ihre Stücke beim Internationalen Istanbul Theater Festival. Dieses Festival findet im
jährlichen Wechsel mit der Internationalen Istanbul Biennale statt.
Das orthodoxe Osterfest fällt oft in den Monat Mai und wird von den griechisch-orthodoxen
Gemeinden als ihr höchstes kirchliches Jahresfest gefeiert.
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Das Internationale Istanbuler Musik Festival widmet sich im Juni vornehmlich Ballett- und
Opernaufführungen sowie der Orchester- und Kammermusik, meist in der ehemaligen Kirche
Hagia Irene und im Atatürk-Kulturzentrum am Taksim-Platz. An den längsten Tagen des
Jahres bietet seit 2001 das Efes Pilsen One Love Festival ein breites Spektrum von Pop und
Hiphop bis Latin und Punk. Bis zu 15.000 Zuschauer kommen bei diesem zweitägigen
Festival im Kunst- und Kulturzentrum SantralĐstanbul zusammen.
Parade am Feiertag der Befreiung (Zafer Bayramı) in Istanbul
Alljährlich im Juli organisiert das Nationale Olympische Komitee der Türkei (türk. Türkiye
Milli Olimpiyat Komitesi) den Eurasischen Schwimmwettkampf im Bosporus, bei dem die
Meerenge vom europäischen zum asiatischen Teil Istanbuls durchquert wird. Das
zweiwöchige Internationale Istanbul Jazz Festival bietet internationale und lokale Musik aus
so unterschiedlichen Bereichen wie konventionellem Jazz, Electronica, Drum ’n’ Bass, World
Music und Rock unter anderem im Cemil Topuzlu Open-Air Theater, Istanbul Modern, in der
Cemal Reşit Rey Konzert Halle, dem Istanbuler Jazz Center und dem Nardis Jazz Club. Eine
weitere Veranstaltung ist das größte Open-Air-Konzert in der Türkei: Das Rockfestival
Rock’n Coke, das seit 2003 mit bis zu 50.000 Besuchern Mitte des Sommers stattfindet und
seit 2009 im Istanbul Park Circuit veranstaltet wird. Dort findet seit 2005 auch der Große
Preis der Türkei, ein Formel-1-Rennen statt.
An drei Tagen im August wechseln sich beim Electronica Istanbul Festival auf acht OpenAir-Bühnen internationale DJs und Electronica-Acts ab. Deren Spektrum reicht von House
über Trance bis Mashup. Am 30. August findet der Feiertag der Befreiung (Zafer Bayramı)
statt, der an den Sieg des Başkomutanlık Meydan Savaşı im türkischen Befreiungskrieg
erinnert.
Immer am 29. Oktober findet der Feiertag der Republik (Cumhuriyet Bayramı) statt, der an
die Ausrufung der Republik durch Atatürk im Jahr 1923 erinnert. Im Herbst wird seit 1979
der Istanbul-Marathon veranstaltet. Der Start ist in Üsküdar auf der asiatischen Seite Istanbuls
und das Ziel im Inönü-Stadion beziehungsweise vor dem Dolmabahçe-Palast, wenn der
Fußballclub Beşiktaş Istanbul ein Heimspiel hat. Beim Marathon werden die BosporusBrücke und die Galatabrücke überquert. Auch im Herbst findet seit 1987 die Istanbul
Biennale statt, die von der Đstanbul Foundation for Culture and Arts organisiert wird.
137
Kulinarische Spezialitäten
Osmanische Küche wird vor allem in Üsküdar, Kadıköy und Beyoğlu in Restaurants
angeboten. Koschere Küche findet man in Beyoğlu und im alten Stambul. Das Istanbuler
Lebensmittel, das eine besondere Ausprägung oder Geltung hat, ist Lokum, ein süßer Konfekt
aus Zucker (ursprünglich Honig), Stärkemehl (ursprünglich Weizenmehl), Pistazien,
Mandeln, Nüssen und anderen Zutaten. Traditionelle Firmen produzieren bis zu 18
Lokumsorten, zum Beispiel angereichert mit Extra-Pistazien (zweimal geröstete Pistazien),
mit Rosenaroma, mit Mastix, mit Kaffee, mit Zimt oder mit Ingwer. Eine weitere Istanbuler
Spezialität ist Boza, ein leicht alkoholisches Getreidegetränk aus Weizen oder Hirse. Boza
wird vor allem im Winter getrunken. Kokoreç sind gegrillte oder gebratene Schafseingeweide,
die in der ganzen Türkei große Beliebtheit genießen. Man unterscheidet zwischen zwei
Kokoreç-Varianten, zwischen der Istanbul-Variante und der Đzmir-Variante. Die IstanbulVariante wird mit gehackten Tomaten, Zwiebeln und Gewürzen (hauptsächlich Kreuzkümmel
und Chilipulver) gemischt und auf dem Blech oder auf einem Spieß aufgerollt gegrillt.
Einzelhandel
Kapalı Çarşı
Der Große Basar (Kapalı Çarşı) ist an Werktagen geöffnet. Er ist vollständig überdacht und
beherbergt viele Hans, Hallen, Straßen und Gassen, in deren Geschäften verschiedene Waren
wie Antiquitäten, Teppiche, Schmuck oder Keramik verkauft werden. Ein weiterer großer
Markt ist der Ägyptische Basar (Mısır Çarşısı). Er wurde 1660 auf Anweisung der Mutter des
Sultans Mehmed IV. (1642–1693) errichtet. Dort wird mit Gewürzen, Obst, Gemüse und
Tieren gehandelt. Im Dreieck zwischen Großem Basar, Ägyptischem Basar und der
Süleymaniye-Moschee findet man eine große Zahl von Geschäftsstraßen und -gassen mit
Verkaufsständen, offenen Läden, Manufakturen, Hans und Pasaj genannten
Kleinkaufhäusern. Diese Straßen tragen wie in den älteren Städten Europas noch die Namen
der ehemals hier produzierenden und handelnden Berufsstände. Der Balık Pazarı in Beyoğlu
ist ein großer Fischmarkt, aber auch Obst und Gemüse sowie Meze und Rakı werden hier
angeboten. Straßenhändler sind überall unterwegs; so die Verkäufer von Getränken oder von
Sesamkringeln (Simit).
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Wie in allen größeren Städten der Türkei, sind auch in Istanbul in den vergangenen Jahren
zahlreiche große Geschäftskomplexe, genannt AVM (türk. Alışveriş Merkezleri für
Einkaufszentren), nach amerikanischem Vorbild entstanden. Zu den wichtigsten
Einkaufszentren Istanbuls gehört das Forum AVM in Bayrampaşa, welches mit 495.000
Quadratmetern wahrscheinlich das größte Einkaufszentrum Europas ist. Es beinhaltet neben
verschiedenen Einzelhändlern auch die erste türkische Niederlassung des schwedischen
Möbelhauses Ikea, sowie einen Unterwasser-Zoo und eine Eisskulpturen-Galerie. Auch das
zweitgrößte Einkaufszentrum Europas, das Şişli Kültür ve Ticaret Merkezi befindet sich in
Istanbul, genauer im Stadtteil Şişli. Weitere Einkaufszentren sind im europäischen Teil das
Capacity und Carousel in Bakırköy mit mehreren Kaufhäusern, Boutiquen und Restaurants,
das Akmerkez in Beşiktaş im Viertel Etiler mit Filialen aller bekannten Marken, Boutiquen,
einem Vergnügungszentrum mit Spielhallen, Kinos, Restaurants und Fastfood-Ketten, die
Einkaufszentren Metro City und Kanyon in Levent und im asiatischen Teil das Capitol in
Kadıköy mit vielen Läden, gastronomischen Einrichtungen und Kinos.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Das Geschäftsviertel Levent
In der Marmararegion konzentrieren sich 40 bis 50 Prozent der türkischen Wirtschaftsleistung. In deren Zentrum Istanbul werden 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Die hohe Diversifizierung der Wirtschaft führt dazu, dass 2005 fast die Hälfte aller
türkischen Exporte aus Istanbul stammte. Darüber hinaus ist die Stadt Hauptsitz des
türkischen Presse- und Verlagswesens.
Istanbuls Wirtschaft verzeichnete seit der Liberalisierung der Märkte in den 1980er Jahren,
mit Einbrüchen, einen allgemeinen Aufwärtstrend. Dieser Trend wird durch Studien bestätigt,
die Istanbul zu den 50 am schnellsten sich entwickelnden Städten der Welt zählen. Die Viertel
Levent im Stadtteil Beşiktaş und Maslak im Stadtteil Şişli sind die zwei wichtigsten Finanzund Wirtschaftszentren. Das Bruttoinlandsprodukt stieg seit 1980 um durchschnittlich fünf
Prozent pro Jahr. Die Asienkrise zwischen Juli 1997 und Anfang 1998 und die Krise in
Russland zwischen August 1998 und Mitte 1999 waren in allen Bereichen, besonders beim
Export, zu spüren und zeigten negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.
139
Als trotz dieser Belastung etwa Mitte 1999 eine langsame Erholung der Wirtschaft Istanbuls
zu beobachten war, verursachte nach der Krise in Russland das Erdbeben vom 17. August
1999 mit Epizentrum bei Kocaeli östlich der Stadt den zweiten ökonomischen Schock. Neben
den durch die Katastrophe verursachten Kapitalausfällen und den menschlichen Verlusten war
ein Rückgang des BIP von etwa ein bis zwei Prozent zu verzeichnen. Das von
Dienstleistungen beherrschte Wirtschaftsleben dominieren Börse, Großhandel, Verkehrs-,
Bank-, Presse- und Verlagswesen.
Es gibt mehrere Basare sowie Geschäftsstraßen im westlichen Stil. Die handwerklichen und
industriellen Betriebe produzieren vor allem Textilien und Nahrungsmittel. Daneben sind
Leder- und Kunstlederwaren sowie keramische Erzeugnisse von Bedeutung. Auch der Bau
von Bussen und Traktoren sowie Dieselmotoren ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. An
Bosporus und Marmarameer sind neue Anlagen für die Industrie entstanden.
Ein bedeutender Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Das Angebot an Hotels ist der großen
Zahl von Besuchern entsprechend. Im Jahr 2000 kamen insgesamt 1.747.606 Touristen nach
Istanbul, darunter 208.226 Touristen aus Deutschland, 198.270 aus den Vereinigten Staaten,
114.185 aus dem Vereinigten Königreich, 104.589 aus Frankreich und 83.499 aus Italien.
Verkehr
Fernverkehr
Die Stadt ist mit zwei Flughäfen, zwei Busbahnhöfen, zwei Bahnhöfen, dem Hafen und ihrem
Autobahnnetz ein bedeutender Knotenpunkt im nationalen und internationalen Personen- und
Güterfernverkehr.
Straßenverkehr
Der Busbahnhof Esenler
Von Istanbul aus fahren Busse in alle wichtigen Städte und Regionen des Landes sowie zu
einigen Zielen in Europa und dem Nahen Osten. Der Busbahnhof Esenler mit täglich 15.000
Busbewegungen im europäischen Teil der Stadt ist einer der größten Busbahnhöfe Europas
und einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Landes und Südosteuropas. Das 242.000
Quadratmeter große Areal, das der Busbahnhof in Anspruch nimmt, liegt im europäischen
Teil im Stadtteil Bayrampaşa nahe dem namensgebenden Stadtteil Esenler.
140
Das Autobahnnetz um Istanbul ist trotz umfangreichen Ausbaus dem sprunghaft
angestiegenen Verkehrsaufkommen oftmals nicht gewachsen. Neben den zwei
Ringautobahnen O-1, mit einer Gesamtlänge von 87 Kilometern, und O-2, mit einer
Gesamtlänge 38 Kilometern, führen Autobahnen nach Edirne (O-3) und Ankara (O-4).
Schienenverkehr
Empfangsgebäude des Bahnhofs Haydarpaşa
Der Eisenbahn-Fernverkehr ist für eine Stadt dieser Größe äußerst bescheiden. Es gibt zwei
Fernbahnhöfe, von denen jeweils nur wenige Züge pro Tag verkehren. Ein Grund hierfür ist
die dominierende Rolle des Busverkehrs in der Türkei.
Der Bahnhof Sirkeci, der historische Endpunkt des Orient-Express, ist Endhaltestelle für alle
Eisenbahnlinien auf der europäischen Seite. Im Fernverkehr verkehren 2012 Züge der
staatlichen türkischen Eisenbahngesellschaft TCDD nach Bukarest, nach Sofia und nach
Belgrad sowie zum Grenzbahnhof Uzunköprü.
Vom Bahnhof Haydarpaşa am asiatischen Ufer des Bosporus, dem Startpunkt der historischen
Bagdadbahn, fahren mehrmals täglich Züge der TCDD nach Ankara, seltener zu anderen
Zielen in Anatolien,[61] und einmal wöchentlich nach Teheran und nach Aleppo.
Die beiden Bahnhöfe sind per Personenfähre Eminönü–Haydarpaşa verbunden. Über den
Bosporus führt keine Eisenbahnstrecke, ein Tunnel ist jedoch im Rahmen des MarmarayProjekts im Bau. Für den Güterverkehr verkehren bis zur Fertigstellung Eisenbahnfähren.
141
Seeverkehr
Ein Schiff passiert die Meerenge
Der Ambarlı Limanı ist der Hafen Istanbuls im Stadtteil Avcılar. Er ist der größte Hafen des
Landes, nach der umgeschlagenen Tonnage von Schüttgut nahm er 2006 den ersten Platz ein.
Im Hafen werden etwa 38 Prozent des Im- und Exports der Türkei sowie 63 Prozent der
Marmararegion abgewickelt. Er wird von der ALTAŞ Ambarlı Liman Tesisleri Tic. A.Ş.
betrieben, die am 9. September 1992 gegründet wurde. Der Haydarpaşa Limanı in Kadıköy ist
ebenfalls ein wichtiger Hafen, der mit einer Fläche von 55.000 Quadratmetern der Haupthafen
im asiatischen Teil Istanbuls ist. Vom Hafen gibt es eine Zugverbindung zum
nächstgelegenen Kopfbahnhof Haydarpaşa.
Der alte Hafen am Goldenen Horn dient vornehmlich der Personenschifffahrt. Linienverkehr
besteht nach Haifa in Israel und Odessa in der Ukraine. Von Bostancı aus gibt es Fähren nach
Bursa und Yalova.
Luftverkehr
Istanbul verfügt über zwei internationale Flughäfen: Der größere der beiden ist der AtatürkFlughafen am Rande des europäischen Teils der Stadt im Stadtteil Bakırköy, 24 Kilometer
westlich der Stadtmitte. Der neuere, aber kleinere ist der Sabiha-Gökçen-Flughafen, 45
Kilometer östlich des Stadtzentrums im Stadtteil Tuzla gelegen.
Stadt- und Nahverkehr
Der enorme innerstädtische Verkehr passt nicht zum osmanischen Aufbau der Stadt und ihrer
in sich geschlossenen Quartiere. Die Gebäude eines solchen Stadtteils (Mahalle) gruppieren
sich fast konzentrisch meist um eine Freitagsmoschee. Wenige öffentliche Zufahrten (Tarîk-i
âmm) und enge Privatstraßen (Tarîk-i hâss), oft Sackgassen, bestimmen das labyrinthische
Bild. Durchgangsstraßen fehlen. Diese Quartiere sind nur lose miteinander verbunden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit internationaler Beratung im alten Istanbul breite
Straßen und weite Plätze für den Auto- und Busverkehr geschaffen. Eine Hauptachse bildete
dabei eine heute noch wichtige Durchgangsstraße von Sultan Ahmet bis jenseits der
Landmauer, die sich am konstantinschen Straßensystem orientierte. Ähnliche Verhältnisse
herrschten in den asiatischen Stadtteilen. Offenere Straßenzüge bestimmten dagegen von jeher
das genuesisch geprägte Pera oder Galata im heutigen Beyoğlu.
142
Inzwischen wurden im gesamten Stadtgebiet Binnen- und Durchgangsstraßen sowie
Verbindungsstraßen zu den Stadtteilen an der Peripherie gebaut, wobei alte Bausubstanz in
großem Umfang zerstört wurde.
Straßenbahn und U-Bahn wurden nach und nach ausgebaut, jedoch hat Istanbul kein
geschlossenes und übersichtliches Nahverkehrsnetz. Die Linien ergänzen einander nur selten.
Sie sind meist darauf ausgelegt, Pendler von den Vororten ins Zentrum zu bringen.
Verbindungen zwischen verschiedenen zentrumsnahen Stadtteilen fehlen. Für ein
geschlossenes Nahverkehrssystem müssten die U-Bahn-Strecken auf 505 km ausgebaut
werden.
Straßenverkehr
Metrobussystem in Istanbul
Busse, Sammeltaxis (Dolmuş), Taxis und private PKW spielen eine wichtige Rolle. Die
gelben Taxis stellen einen erheblichen Anteil am Gesamtverkehr.
Da nur wenige Schienenstrecken existieren, tragen die Stadtbusse die Hauptlast des
öffentlichen Nahverkehrs. An wichtigen Knotenpunkten, etwa in Taksim, Eminönü oder
Beyazıt, bestehen Busbahnhöfe. Taksim ist außerdem der wichtigste innerstädtische Endpunkt
für Dolmuş-Linien.
Seit dem 17. September 2007 werden von der Stadtverwaltung auch Metrobusse (Metrobüs)
eingesetzt. Die Metrobusse und Busse werden von der ĐETT betrieben. Zurzeit gibt es drei
Linien: 34 Avcılar-Zincirlikuyu, 34A Edirnekapı-Söğütlüçeşme (transkontinental über die
Brücke fahrend) und 34T Avcılar-Topkapı. Die 34 ist keine zufällige Linienbezeichnung,
sondern eine besondere Zahl für Istanbul, da sie die Kreiszahl der Stadt ist (die man bei
Autokennzeichen und auch Postleitzahlen nutzt).
Den Warentransport übernehmen Lastkraftwagen. Ab und zu sieht man noch einen
Lastenträger (Hamal), besonders auf den Treppen der Einkaufsstraßen zwischen dem Großem
Basar und der Galatabrücke.
143
Schienenverkehr
Linien des
öffentlichen
SchienenpersonenNahverkehrs in
Istanbul
Metro: M1A | M1B |
M2 | M3 | M4 | M5 |
M6
Tram: T1 | T3 | T4
(Haff Metro) | T5
(Nostaljik Tramvay)
S-Bahn: Marmaray |
B1 | B2
unterirdische
Standseilbahnen: F1 |
Tünelbahn
Çağdaş Tramvay
Station Levent der Istanbuler Metro
144
Der "Tünel" am Talbahnhof Karaköy
Zwei Linien Banliyö Trenleri (Vorortzüge) der türkischen Staatsbahn (TCDD) führen auf
beiden Seiten des Bosporus am Marmarameer entlang und verbinden die dort gelegenen
Küstenorte mit den Innenstadtbahnhöfen Sirkeci auf der europäischen (Streckenlänge 30 km)
und Haydarpaşa auf der asiatischen Seite (Streckenlänge 44 km). Am 4. Januar 1871 wurde
auf europäischer Seite die Strecke von Küçükçekmece nach Yedikule eröffnet. Sie wurde
1872 von Küçükçekmece nach Halkalı und von Yedikule zum Endbahnhof Sirkeci verlängert.
Die asiatische Strecke ging am 22. September 1872 auf dem Abschnitt Pendik – Feneryolu in
Betrieb. 1873 wurde sie stadtauswärts nach Gebze und stadteinwärts bis zum Endbahnhof
Haydarpaşa verlängert. Derzeit ist geplant, die beiden Teilsysteme mit einem BosporusTunnel zu verbinden (das sogenannte Marmaray Projesi). Dabei wären dann allerdings die
beiden Bahnhöfe Sirkeci und Haydarpaşa nicht miteinander verbunden. Haydarpaşa soll
stillgelegt werden. Doch könnten sich die Pläne erneut ändern, da in
Ayrılıkçeşme/Đbrahimağa, wo ein großer Umsteigebahnhof entstehen soll, bei Grabungen
historische Artefakte gefunden wurde, die Lage war somit 2009 weiterhin unklar.[64] Die
Metro, Hafif Metro, die Straßenbahnlinien T1 und T3, sowie die Standseilbahn Füniküler
Kabataş–Taksim (F1) werden von der Đstanbul Ulaşım betrieben. Betreiber der Nostaljik
Tramvay und des Tünel ist jedoch die ĐETT.
Metro
Hafif Metro
Standseilbahnen
Füniküler Kabataş–Taksim
145
Die Tünel-Bahn zwischen Karaköy und dem Tünel-Platz im auf dem Hügel gelegenen
Stadtteil Beyoğlu ist eine 574 Meter lange unterirdische Standseilbahn ohne
Linienbezeichnung, die am 12. Januar 1875 eröffnet wurde. Sie ist die drittälteste U-Bahn der
Welt.
Die Standseilbahnlinie F1 führt vom am Bosporus gelegenen Kabataş zum Taksim-Platz
hinauf. Diese unterirdisch verlaufende Standseilbahn wurde am 30. Juni 2006 eröffnet und
verbindet die etwa einen halben Kilometer voneinander entfernten Endpunkte in 110
Sekunden.
146
Straßenbahnen
Es existieren drei Straßenbahnlinien im Großraum Istanbul. Davon werden zwei von der
Đstanbul Ulaşım betrieben.
Die Straßenbahnlinie T1 führt quer durch das historische Istanbul (Streckenlänge knapp 20
Kilometer). Die Eröffnung fand am 13. Juni 1992 auf dem Abschnitt Beyazıt – Yusufpaşa
statt. In mehreren Abschnitten wurde die Strecke bis in den Stadtteil Zeytinburnu verlängert
(31. Januar 1994). Die Verlängerung vom Bahnhof Sirkeci nach Eminönü (20. April 1996)
und dann weiter nach Kabataş brachte auch den Anschluss über die neue Galatabrücke an die
Stadtteile nördlich des Goldenen Horns. Seit dem 4. Februar 2011 fährt die Linie T1 von
Zeytinburnu weiter nach Bağcılar; dadurch wurde die ehemalige Linie T2 von Zeytinburnu
nach Bağcılar aufgelöst.
Triebwagen 202 ist ein T57, ex Tw 102 aus Jena
Die Straßenbahnlinie T3 ist eine Museumsstraßenbahn zwischen Kadıköy und Moda im
asiatischen Teil der Stadt. Sie wurde am 1. November 2003 eröffnet. Es handelt sich um eine
nur in einer Richtung betriebene, 2,6 Kilometer lange Ringstrecke, die einen eindrucksvollen
Parcours durch den hügeligen und mit engen Straßen durchzogenen Stadtteil verfolgt. Die
Strecke wird mit verschiedenen Gotha- (T57, T59) und Rekowagen (TZ 70) bedient, die fast
durchweg von der Straßenbahn Jena stammen. Auf den Fahrzeugen ist die Linienbezeichnung
20 zu lesen (dies ist jedoch keine gültige Linienbezeichnung).
Die Nostaljik Tramvay ist eine 1,6 Kilometer lange, historische Straßenbahn ohne konkrete
Linienbezeichnung, die in der ehemaligen Pera-Straße und heutigen Đstiklal Caddesi im
Stadtteil Beyoğlu zwischen dem Tünel-Platz und dem Taksim-Platz verkehrt. Die mit
historischen Fahrzeugen durchgeführte Linie wurde am 12. April 1990 eröffnet und wird
seitdem von der ĐETT betrieben.
Schiffsverkehr
Ein reger Schiffsverkehr herrscht zwischen den europäischen und den asiatischen Stadtteilen.
Autofähren und Passagierschiffe queren den Bosporus in dichtem Taktverkehr. Die
wichtigsten Fähranleger sind in Bakırköy, Eminönü, Karaköy und Besiktaş auf europäischer
sowie in Beykoz, Kadıköy, Kartal, Maltepe und Üsküdar auf asiatischer Seite. Täglich
verkehren Fähren zwischen den drei Prinzeninseln Büyükada, Heybeliada und Kınalıada und
dem Viertel Bostancı im Stadtteil Kadıköy. Die Fähren werden von der Gesellschaft Đstanbul
Deniz Otobüsleri A.Ş. betrieben.
147
Medien
Die Zentrale der überregionalen Tageszeitung Hürriyet in Güneşli im Stadtteil Bağcılar
In Istanbul erscheinen alle 34 landesweit ausgerichteten Tageszeitungen der national
zentrierten Presse:[65] Darüber hinaus sind 14 Stadtteilzeitungen staatlich registriert.
Istanbul ist Sitz globaler Fernseh- und Radionetzwerke wie der Nachrichtensender NTV, die
Fernsehsender Samanyolu TV und ATV sowie das Radio TRT-Istanbul.
Über tausend Film- und Serienproduktionen, darunter die Serie Kurtlar Vadisi und die
Fortsetzung der Serie Kurtlar Vadisi Pusu, wurden bisher in der Bosporus-Metropole gedreht.
Viele Unterhaltungssendungen und Talkshows werden in der Stadt aufgezeichnet.
Öffentliche Einrichtungen [Bearbeiten]
Von den 190 Krankenhäusern in Istanbul gehören 52 zur vierten Versorgungsstufe. Das 1852
gegründete Deutsche Krankenhaus (türk. Alman Hastanesi) in Hasanpaşa im Stadtteil
Kadıköy gehört zu den ältesten Krankenhäusern Istanbuls.[67]
Das Polizeipräsidium (Đstanbul Emniyet Müdürlüğü, kurz ĐEM) besteht seit 1932. Es ist
zuständig für die gesamte Provinz Istanbul. Der Hauptsitz der Polizei befindet sich im
Stadtteil Fatih. Das Polizeipräsidium Istanbul beschäftigte 2009 rund 26.800 Beamte.
Polizeipräsident ist Hüseyin Çapkın.
Bildung und Forschung
Technische Universität Istanbul
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2009 beherbergte Istanbul 4.350 Schulen, in die 2.991.320 Schüler gingen.[69] Die
bedeutendsten Universitäten sind die im Jahre 1933 gegründete Universität Istanbul, deren
Wurzeln bis ins Jahr 1453 reichen, die 1944 begründete Technische Universität Istanbul, die
aus einer 1773 gegründeten Ingenieurschule hervorging,[70] die englischsprachige BosporusUniversität, die Marmara-Universität, die 1911 eröffnete Technische Universität Yıldız und
die 1996 neu eröffnete Fatih-Universität.
Weitere Hochschulen sind die Bahçeşehir-Universität, die Beykent-Universität, die
Marinekriegsschule (Deniz Harp Okulu), die Doğuş-Universität, die Galatasaray-Universität,
die Haliç-Universität, die Luftwaffenschule (Hava Harp Okulu), die Işık-Universität, die
Istanbul-Bilgi-Universität, die Istanbul-Kültür-Universität, die Istanbul-Ticaret-Universität,
die Kadir-Has-Universität, die Koç-Universität, die Maltepe-Universität, die Mimar-SinanUniversität für bildende Künste, die Okan-Universität, die Sabancı-Universität und die
Yeditepe-Universität.
Im Stadtteil Beykoz entsteht derzeit die Deutsch-Türkische Universität.
Allgemeinbildende weiterführende Schulen sind die staatliche und private türkischsprachige
Schule, das Galatasaray-Gymnasium in Beyoğlu, das fremdsprachige staatliche Gymnasium,
die Istanbul Lisesi in Fatih, weitere fremdsprachige private Gymnasien wie das
österreichische St. Georgs-Kolleg und die Deutsche Schule Istanbul in Beyoğlu, die Anadolu
Lisesiler (Anatoliengymnasien), die ursprünglich für die aus dem Ausland heimgekehrten
türkischen Kinder eingerichtet wurde, wie zum Beispiel die Üsküdar Anadolu Lisesi mit
Deutsch als erster Fremdsprache und Fachunterricht auf Deutsch.
Wichtige Istanbuler Forschungsinstitute sind das Marmara-Forschungszentrum (TÜBĐTAK
Marmara Araştırma Merkezi – TÜBĐTAK MAM) in Gebze, die mit rund 650 Forscherinnen
und Forschern die größte außeruniversitäre Forschungsstätte in der Türkei ist. Es umfasst die
Institute für Informationstechnologien, Energie-, Nahrungsmittel-, Chemie- und Umwelt- und
Materialforschung, sowie Erd- und Meereswissenschaften. An das Forschungszentrum ist
außerdem ein Technologiepark angeschlossen.
Söhne und Töchter der Stadt
Istanbul war Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Die bekanntesten sind
unter anderem der Politiker und Ministerpräsident der Türkei Recep Tayyip Erdoğan, der
Politiker Bülent Ecevit, der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG Dieter Zetsche, der
Journalist und Chefredakteur Abdi Đpekçi, die Fußballspieler Emre Belözoğlu und Nihat
Kahveci, der Schriftsteller Orhan Pamuk, die Sänger Serdar Ortaç und Mustafa Sandal, die
Schauspieler Mehmet Ali Erbil und Cem Yılmaz und der Gründer von Galatasaray Istanbul,
Ali Sami Yen.
149
Bosporus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bosporus
Der Bosporus, im unteren Teil des Bildes Đstanbul, das
sowohl in Europa (links) als auch in Kleinasien (rechts) liegt
Verbindet Gewässer Marmarameer
mit Gewässer
Schwarzes Meer
Trennt Landmasse Kleinasien
von Landmasse
Europa
Länge
Geringste Breite
Küstenorte
Brücken
Tunnel
30 km
700 m
Istanbul
Bosporus-Brücke, Fatih-SultanMehmet-Brücke
Marmaray (in Bau)
150
Der Bosporus (griechisch Βόσπορος „Rinderfurt“, von βοῦς boũs „Rind, Ochse“ und πόρος
póros „Weg, Furt“; türkisch Boğaz „Schlund“, bzw. Karadeniz Boğazı für „Schlund des
Schwarzen Meeres“; veraltet „Straße von Konstantinopel“) ist eine Meerenge zwischen
Europa und Kleinasien, die das Schwarze Meer (in der Antike: Pontos Euxeinos) mit dem
Marmarameer (in der Antike: Propontis) verbindet; daher stellt er einen Abschnitt der
südlichen Innereurasischen Grenze dar. Auf seinen beiden Seiten befindet sich die Stadt
Istanbul, deren Geografie vor allem von ihm geprägt ist. Der Bosporus hat eine Länge von ca.
30 km und eine Breite von minimal 700 m und maximal bis zu 2,5 Kilometer. In der Mitte
variiert die Tiefe zwischen 36 und 124 m (bei Bebek). Zwei gegenläufige Strömungen fließen
durch den Bosporus: an der Oberfläche vom Schwarzen Meer zum Marmarameer (große
Flüsse münden in das Schwarze Meer und führen zu einem Wasserüberschuss) und in etwa 40
m Tiefe als Gegenströmung in umgekehrte Richtung (unterschiedliche Salinität; Mittelmeer:
3,6–3,9 Gewichtsprozent, Schwarzes Meer: 1,7–1,8; salziges Wasser hat eine höhere Dichte).
Die Oberströmung ist nachmittags stärker als vormittags; nur bei Südwestwind kehrt sich die
Oberströmung um und fließt dann nach Norden.
Die Durchfahrtsrechte für die internationale Schifffahrt wurden 1936 im Vertrag von
Montreux geregelt.
Entstehung
1997 sorgten die amerikanischen Meeresbiologen William Ryan und Walter Pitman mit ihrer
Sintflut-Hypothese für Aufsehen. Sie besagt, dass der Bosporus nur etwa 7.500 Jahre alt ist.
Davor sei das Schwarze Meer ein Binnengewässer etwa 120 m unter dem heutigen
Meeresspiegel gewesen. Im Laufe der holozänen Meerestransgression durch Abschmelzen
eiszeitlicher Gletscher sei etwa im sechsten Jahrtausend v. Chr. das Mittelmeer über das
Marmarameer und Bosporus in das Schwarze Meer eingebrochen. Der sehr ebene Grund der
tief in den Fels eingeschnittenen, relativ breiten Wasserstraße wird als Indiz für die sehr große
Strömungsgeschwindigkeit des Wassers bei seiner Entstehung interpretiert.
Sowohl Zeitpunkt als auch Ablauf dieses Ereignisses werden sehr kontrovers diskutiert.
Umweltforscher aus den USA und Kanada (Teofilo Abrajano, Rensselaer Polytechnic
Institute, Ali Aksu, University of Newfoundland) führten Analysen der Sedimente im
Marmarameer durch, die die Sintflut-Hypothese ihrer Ansicht nach widerlegen. Demnach
strömt das Wasser schon seit dem Ende der letzten Eiszeit kontinuierlich aus dem Schwarzen
Meer ins Mittelmeer.
Wasserströmung
Aus dem Schwarzen Meer fließt ein kräftiger Oberstrom, und in umgekehrter Richtung, in
etwa 40 m Tiefe ein schwächerer Unterstrom in entgegengesetzter Richtung, dieser durch den
fast doppelt so hohen Salzgehalt des Mittelmeeres gegenüber dem Schwarzen Meer bedingt.
Wegen der wasserreichen Zuflüsse in das Schwarze Meer (besonders die Donau, aber u.a.
auch Dnepr, Dnister, Don, Südlicher Bug) beträgt der Wasserüberschuss des Schwarzen
Meeres etwa 300 km³ pro Jahr. Das Wasser aus dem Schwarzen Meer fließt über das
Marmarameer und die Dardanellen in die Ägäis und das Mittelmeer - mit einer
durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3 Knoten (stellenweise bis 8 Knoten).
151
Während der griechischen Antike konnten die Griechen mit ihren Schiffen während der
Segelperiode (später Frühling bis Sommer) nicht durch den Bosporus segeln. Während der
Segelperiode bliesen Nordostwinde, die Strömungsgeschwindigkeit im Bosporus erhöhte sich
dann auf durchschnittlich 4 Knoten, dagegen konnten die griechischen Schiffe nicht kreuzen.
Auch ihre Rudergeschwindigkeit reichte nicht aus, um gegen die Strömung anzukommen.
Erst mit dem Aufkommen stärkerer Ruderboote (Pentekontere) konnten die Griechen mit
ihren Schiffen durch den Bosporus ins Schwarze Meer gelangen.
Es herrscht Wind aus Nord bis Nordost vor. Die Gezeiten sind sehr schwach. Bei seltenen
Südwinden dreht sich die Wasserströmung an der Oberfläche gelegentlich auf Nordrichtung.
Auch an der Straße von Gibraltar fließt das Wasser an der Oberfläche in Richtung Mittelmeer
und in der Tiefe in entgegengesetzte Richtung. In der Antike konnten nur durch diese
Gegenströmung, die mit einem Treibanker als Antrieb nutzbar gemacht wurde, Schiffe vom
Mittelmeer in den Atlantik segeln. Das Mittelmeer ist ein arides (trockenes) Meer - die
Verdunstung übersteigt den Wasserzufluss aus den einspeisenden Flüssen. Dagegen ist der
Wasserzufluss in das Schwarze Meer aus seinen einspeisenden Flüssen größer als die
Verdunstung.
Bedeutung
Mündung ins Schwarze Meer
Der Bosporus (türkisch: Đstanbul Boğazı) gilt als eine der weltweit wichtigsten Wasserstraßen,
er ermöglicht bedeutenden Küstenstreifen der Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres –
darunter Russland, die Türkei, die Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Georgien – den
maritimen Zugang zum Mittelmeer und damit Zugang zum internationalen Seehandel. Neben
Agrargütern und Industrieprodukten hat nicht zuletzt das Erdöl einen entscheidenden Anteil
am großen Transportvolumen auf diesem Weg. Insbesondere die Anrainerstaaten am östlichen
Schwarzen Meer sowie deren durch Pipelines angebundenes Hinterland gelten als ErdölLieferanten des 21. Jahrhunderts, zugleich aber politisch auch als Unruhe-Regionen. Nach
einer Greenpeace-Aktion, die auf das Unfallrisiko für den Schiffsverkehr aufmerksam
machte, wurden Ende 2002 die Auflagen zur Durchfahrt für Öltanker verschärft. Im Jahr
durchfahren etwa 50.000 Schiffe diese Meerenge. Im Jahr der Unterzeichnung des Vertrages
von Montreux (1936) waren es lediglich 4.500 pro Jahr. Innerhalb des Bosporus liegt auf der
westlichen Seite das Goldene Horn, eine langgezogene Bucht und ein seit langem genutzter
natürlicher Hafen.
152
Geschichte
Bereits in den antiken Sagen wurde der Bosporus erwähnt. Jason musste auf seiner Fahrt nach
Kolchis die lebensgefährlichen Symplegaden passieren - zwei mythologische Felseninseln,
die an der Einmündung des Bosporus in das Schwarze Meer liegen.
Der Name Bosporus (Kuh- oder Ochsenfurt) stammt daher, dass hier nach der Sage die in
eine Kuh verwandelte Io auf ihrer Flucht hinüberschwamm.
Als die Bezeichnung Bosporus im Altertum auch für andere Meerengen verwendet wurde,
nannte man die Straße von Konstantinopel Thrakischen Bosporus (Thraci scheu Bosporus) zur Unterscheidung vom Cimerischen Bosporus oder Kimmerischen Bosporus (Straße von
Kertsch).
Bosporus-Karte um 1888
Der persische König Dareios I. ließ im 6. Jahrhundert v. Chr. die Schiffbrücke über den
Bosporus bauen, der so sein angeblich 700.000 Mann starkes Heer für seinen Feldzug gegen
die Skythen übersetzte.
Die Großmächte, die im Laufe der Geschichte den Bosporus kontrollierten (Oströmisches
Reich, Osmanisches Reich), strebten damit auch eine Kontrolle über das Schwarze Meer an.
So ließ Sultan Bayezid I. 1390 die Gelibolu-Schiffswerft errichten, um den Bosporus und
damit die Schifffahrtsroute zwischen Konstantinopel (heute Istanbul) und dem Schwarzen
Meer zu kontrollieren. Konstantinopel war zu dieser Zeit noch nicht osmanisch.
153
Für diesen Zweck führte er auch Schiffsinspektionen für alle Schiffe ein, die den Bosporus
durchfahren wollten, und verweigerte gegebenenfalls auch die Durchfahrt. Zum Zwecke der
Kontrolle des Bosporus wurde auch die Festung Anadolu Hisarı (auf der asiatischen Seite)
errichtet. Später ließ Mehmed II. als Vorbereitung auf die Belagerung und Eroberung
Konstantinopels die Festung Rumeli Hisarı (auf der europäischen Seite) errichten - genau
gegenüber der Festung Anadolu Hisarı. Danach hatte das osmanische Reich die volle
Kontrolle über den Zugang zum Schwarzen Meer und kämpfte um dessen volle Kontrolle. Für
eine gewisse Zeit wurde Schiffen, die unter der Flagge der Republik Venedig bzw. der
Republik Genua fuhren, die freie und ungehinderte Durchfahrt zu ihren Kolonien im
Schwarzen Meer gewährt; später mussten sie eine Reisegenehmigung (izn-i sefine) erwerben
und eine Steuer entrichten. Nach 1484 (nach der Eroberung von Kili und Akkirman unter
Bayezid II.) wurde dann aber allen Schiffen unter ausländischer Flagge die Durchfahrt durch
den Bosporus verwehrt. Wegen der vollständigen Isolierung des Schwarzmeerraumes vom
internationalen Handel wurde diese Region im 16. Jahrhundert zum internen Meer des
Osmanischen Reiches. Anfangs war die gesamte Schwarzmeerküste osmanisch beherrscht.
Eine privilegierte Flotte von 120 Schiffen (Unkapani kapan-i dakik; je 175 t Ladung)
transportierte im Auftrag des Reiches Getreide aus dem Donaudelta und von der anatolischen
Schwarzmeerküste. Zusätzlich waren Handelsschiffe auf eigene Rechnung unterwegs, die für
jede Reise einen Antrag stellen mussten.
Später eroberte Russland Teile der nördliche Schwarzmeerküste (1739 Festung Asow, 1769
Taygan, 1778 Gründung der Hafenstädte Kerson und 1794 Odessa, 1783 russische Eroberung
der Krim), und es gab einen Freihandel mit diesen Gebieten, der besonders von den Griechen
aus der Ägäis (damals unter osmanischer Herrschaft) betrieben wurde. Die Kapitäne der
auslaufenden Schiffe mussten dafür bürgen, dass die gesamte Besatzung wieder zurückkehrte,
da in der russischen Flotte ein großer Bedarf an qualifizierten (griechischen) Seeleuten
bestand und sie sich bereits zu einem großen Teil aus griechischen Seeleuten aus dem
osmanischen Herrschaftsbereich rekrutiert hatte. Der Kapitän musste in späteren Jahren sogar
eine Bürgschaftsurkunde (Geldbürgschaft) seiner Heimatgemeinde vorlegen bzw. einen
vermögenden Bürgen in Istanbul vorweisen. Die Fälle von (angeblich) unterwegs
verstorbenen – und deshalb nicht mehr zurückkehrenden – Seeleuten wurden streng
untersucht.
Dieser Status blieb bis 1774 erhalten, als der Friede von Küçük Kaynarca geschlossen wurde.
Bis zum Anfang des 18. Jahrhundert hatte das Osmanische Reich allen Schiffen unter fremder
Flagge, einschließlich der Handelsschiffe, auch dem kleinsten Boot, die Zufahrt zum
Schwarzen Meer versagt. So blieb die Region unter totaler osmanischer Kontrolle. Nach 1774
durften russische Schiffe den Bosporus passieren und um 1800 auch die Schiffe anderer
europäischer Staaten (1783 Österreich, 1802 Frankreich und Großbritannien).
Den russischen Schiffen war jedoch der Transport bestimmter Güter durch den Bosporus
untersagt. Insbesondere wollten die Osmanen verhindern, dass Getreide weitertransportiert
wurde, da sie selber einen großen Bedarf dafür hatten.
Russischen Kriegsschiffen wurde jedoch die Durchfahrt durch den Bosporus streng verwehrt,
auch als man versuchte, die Durchfahrt für russische Kriegsschiffe ohne Bewaffnung zu
erbitten. Diese sollte als getrennte Ladung auf Handelsschiffen durch den Bosporus
transportiert werden.
154
Das Verbot der Durchfahrt von russischen Kriegsschiffen wurde erstmals gelockert, als
Russland dem Osmanischen Reich seine militärische Hilfe anlässlich Napoleons
Ägyptenfeldzug (1798 bis 1801) anbot. Das Osmanische Reich gestattete russischen
Kriegsschiffen für die Dauer des Krieges die Durchfahrt. Als der 7. russisch-türkische Krieg
(1806 bis 1812) ausbrach, schlossen die Osmanen einen Beistandspakt mit Großbritannien
(1809 in Kala-i Sultaniye) - für den Fall eines französischen Angriffs. Dabei wurde den
britischen Kriegsschiffen das Recht gewährt, bis zum südlichen Eingang des Bosporus zu
fahren.
Im Vertrag von Hünkâr Đskelesi (1833) wurde russischen Schiffen ein Durchfahrtsrecht
gewährt, und die osmanische Regierung verpflichtete sich, im Falle eines Krieges den
Bosporus für Schiffe aller Länder zu schließen. Wegen des lautstarken Protestes von
Großbritannien und Frankreich hielt dieser Vertrag aber nicht lange. Entsprechend dem
Londoner Vertrag von 1841 musste der Bosporus in Friedenszeiten für alle Kriegsschiffe
geschlossen bleiben - lediglich kleineren Kriegsschiffen verbündeter Nationen durfte die
Durchfahrt gewährt werden - nach der Genehmigung durch einen speziellen Beauftragten.
Somit wurde die Frage der Bosporusdurchfahrt eine Angelegenheit der Großmächte.
In den folgenden Krimkrieg (1853 bis 1856) traten Frankreich und Großbritannien auf der
Seite des Osmanischen Reiches ein und schickten ihre Kriegsflotten in das Schwarze Meer.
Nach dem Krimkrieg (Dritter Pariser Frieden - 1856) hatte der Bosporus den Status einer
internationalen Wasserstraße, blieb aber für Kriegsschiffe geschlossen. Dem Osmanischen
Reich und Russland war das Unterhalten einer Kriegsflotte im Schwarzen Meer untersagt. Mit
dem Londoner Vertrag von 1871 wurde Russland jedoch eine Kriegsflotte im Schwarzen
Meer gestattet, und verbündeten Ländern wurde die Bosporusdurchfahrt von Kriegsschiffen
während Friedenszeiten erlaubt. Dieser Status blieb bis zum Ersten Weltkrieg erhalten.
Im Vertrag von Edirne, der nach den griechischen Unruhen (1921), angestachelt von
Großbritannien, Frankreich und Russland, geschlossen wurde, wurde den Handelsschiffen
aller Länder die freie Durchfahrt durch den Bosporus gewährt.
Im Meerengenabkommen, das am 20. Juli 1936 in Montreux unterzeichnet wurde, wurden der
Türkei die Hoheitsrechte für den Bosporus zuerkannt, die internationalen Durchfahrtsrechte
geregelt und das Recht zur Sperrung der Meerenge durch die Türkei im Kriegsfall.
Unterzeichnerstaaten waren die Türkei, Großbritannien, Frankreich, Japan, UdSSR,
Bulgarien, Rumänien, Griechenland und Jugoslawien. Italien trat erst 1938 dem Abkommen
bei.
Verteidigungsanlagen (nach Meyers Lexikon 1888)
"Die Küstenwerke des Bosporus, die diesen gegen einen aus dem Schwarzen Meere
kommenden Feind verteidigen sollen, bestehen aus vier Gruppen.
155
Die nördlichste Gruppe reicht bis zur Vöjükbucht auf der europäischen und bis Fil-Burun auf
der kleinasiatischen Seite und enthält auf der 3,5 km langen und 3 bis 1 km breiten Strecke
auf rumelischer Seite 5 Küstenwerke und zwar das Fort Rumeli-Feneri-Kalesst nebst einer
Batterie, die Batterie Tapas-Vurun, das Fort Gharibdsche, das hochliegende Fort VöjükLiman mit insgesamt 97 Geschützen, und auf anatolischen Seite drei, nämlich das moderne
Fort Anadoli-Feneri-Kalessi, die Poirasbatterie und das moderne Fort Fil-Burun mit insgesamt
64 Geschützen.
Die zweite Befestigungsgruppe, mit den wichtigsten Werken, reicht bis zur Böjükderebai und
deckt den nur 570–740 m breiten Fahrwasserabschnitt; hier stehen außer den alten
halbverfallenen Genueserschlössern Numeli-Kawak und Anadoli-Kawak acht Werke mit
mindestens 198, wahrscheinlich aber mehr Geschützen; unter diesen Werken sind besonders
zu nennen auf europäischer Seite die neue Batterie von Numeli-Kawak mit 6 schweren
gezogenen Geschützen, das Fort von Tali-Tabia mit 30 glatten Geschützen in sehr guter
Aufstellung unmittelbar über dem Meeresspiegel, die Batterie von Dikili und das Fort MezarVurun; auf asiatischer Seite das alte Fort Anadoli-Kawak mit 11 Kruppschen Geschützen von
15 bis 28 cm Kaliber, das neue Fort Iuscha, die alte Riesenburg, mit 8 Kruppschen
Geschützen und das ganz moderne Fort Madschiar-Kalessi, das wichtigste Küstenwerk des
ganzen B., mit 30 Kruppschen Kanonen von 15 bis 28 cm Kaliber, die in 8 m Höhe über dem
Meeresspiegel stehen.
Im dritten Abschnitt zwischen Bo'zükdere und Therapia liegen das Fort Alti-Agatsch und die
modernen Batterien von Therapia- und Kiridj-Burun, die mit weittragenden Geschützen den 4
km entfernten Pass Kawak enfilieren. Dieser Pass zwischen Rumeli- und Anadoli-Kawak ist
die wichtigste Stelle der Verteidigung; er soll mit drei Minensperren im Kriege gesperrt
werden.
Rumeli Hisarı
Die innerste Verteidigungslinie, die vierte Gruppe der Küstenwerke, liegt in dem schmalen
(nur 670 in breiten) Pass zwischen den aus dem 14. Jahrh. stammenden, der Neuzeit
angepassten festen Schlössern Rumeli-Hissar und Anadoli-Hissar, deren jedes etwa 20
Geschütze führt, aber Platz für ungefähr die doppelte Zahl hat. Auch zwischen diesen Werken
soll eine Minensperre gelegt werden, indessen ist hier der Strom ziemlich stark, 5 - 6
Seemeilen in der Stunde, wodurch die Minen, wenn sie trieben, leicht für Konstantinopel
gefährlich werden konnten. Vom Fort Rumeli-Hissar führt ein unterseeisches TelegraphienKabel über den B. nach Kandillü.
156
Im Ganzen sollen in diesen Küstenbefestigungen des Bosporus nicht weniger als 534
Geschütze, und zwar 304 auf europäischer und 230 auf kleinasiatischer Seite, aufgestellt sein,
darunter 40 schwere Kanonen von Krupp und 50 schwere Mörser. So gut wie unvorbereitet ist
die Verteidigung des Bosporus nach dem Marmarameere hin; allerdings sind bei
Konstantinopel drei Küstenbatterien, die mit 150 Geschützen bewaffnet werden könnten; es
sind dies die Batterie vor dem Arsenal in Tophane mit 18 Kanonen und 6 Mörsern (hat Platz
für 96 Geschütze), ferner die Batterie auf der nördlichen Höhe des Serailhügels, die für etwa
40 Geschütze bestimmt ist, und endlich auf asiatischer Seite in Ekutari eine Batterie in der
Nähe des alten Leanderturms, für 9-14 Geschütze. Davon ist aber nur die Salutbatterie in
Tophane -mit 6 Bronzekanonen- in gebrauchsfähigem Zustand."
Schiffsunfälle
Blick von Bebek
Der Bosporus ist Tag und Nacht für den internationalen Schiffsverkehr geöffnet. Er ist einer
der weltweit meist-befahrenen Seewege, da er die einzige Verbindung zwischen dem
Schwarzen Meer und dem Mittelmeer ist. In den letzten 30 Jahren hat die Größe und Anzahl
der durchfahrenden Schiffe durch diese schwere, überfüllte und potentiell gefährliche
Wasserstraße kontinuierlich zugenommen. Pro Jahr passieren 5.500 Tanker den Bosporus und
transportieren dabei 2 Mio. Barrel Öl pro Tag.
Die Meeresströmung und Dunkelheit stellen die Hauptursache für Schiffsunfälle in dem
engen S-förmigen Kanal dar, der eher einem Fluss als einer internationalen Wasserstraße
ähnelt. Unfallschwerpunkte sind die beiden Stellen, an denen die Schiffe eine scharfe Kurve
fahren müssen (80° bei Yeniköy, 70° bei Umuryeri) – in der 2 km langen, engsten Stelle des
Bosporus. Insgesamt müssen die Schiffe bei der Passage des Bosporus zwölf Mahl den Kurs
ändern. Am engsten Punkt (Kandillü, 700 m eng), muss der Kurs um 45° geändert werden;
die Strömung kann hier 7 bis 8 Knoten betragen. Wegen der starken Kursänderungen in dem
engen Gewässer ist der Blick auf die Fahrrinne versperrt und somit der entgegenkommende
Schiffsverkehr nicht einzusehen. So ist bei dem kilometerlangen Bremsweg der heutigen
großen Tanker ein vorausschauendes Fahren auf Sicht unmöglich.
Hinzu kommt ein reger Fährverkehr zwischen europäischer und asiatischer Seite der
Millionenstadt Istanbul, der die Fahrrinne kreuzt.
157
Bei den meisten Unfällen haben die Schiffe ihre Manövrierfähigkeit verloren, während sie mit
der Strömung fuhren und durch scharfe Kurven manövrieren mussten. Bei den Unfällen, die
sich während der Nacht ereigneten, gab es im Durchschnitt doppelt so viele Opfer wie bei
Unfällen am Tag. Von 1953 bis 2002 gab es 461 Schiffsunfälle im Bosporus, wobei es sich
meistens um Kollisionen handelte. Seit der Einführung des Traffic Separation Scheme (TSS,
dt: Betriebsverfahren zur Verkehrstrennung) 1994, das auch von der Internationale
Seeschifffahrts-Organisation gebilligt wurde, sank die Anzahl der Schiffskollisionen sehr
stark. Es gab danach nur noch 82 Zwischenfälle - meistens Strandung oder auf Grund laufen.
Jedoch erfüllen nicht alle Schiffe die Kriterien zur TSS - wegen des Schiffstyps, ihrer Größe
oder ihrer Manövrierfähigkeit. Das Traffic Separation Scheme definiert eine durch
Koordinaten genau festgelegte Trennlinie (traffic separation line) zwischen dem nordwärts
bzw. südwärts gerichteten Verkehr.
Die größte Ölpest ereignete sich 1994, als der griechisch-zypriotische Tanker Nassia auf dem
Weg von Russland nach Italien mit 56.000 t Rohöl an Bord mit dem unbeladenen Frachter
Shipbroker kollidierte - an der nördlichen Einfahrt in den Bosporus. Dabei kamen 30
Personen um; 20.000 t Rohöl liefen in den Bosporus, wo es fünf Tage lang brannte und
entsprechende Umweltschäden hinterließ. Der Bosporus musste gesperrt werden. Es stauten
sich über 200 Schiffe.
Als Konsequenz aus den Unfällen und um die Passage zu entlasten, brachte die türkische
Regierung 2011 die Idee ins Spiel, bis 2023 bei Silivri unter dem Namen Istanbul-Kanal eine
künstliche Wasserstraße von 150 Metern Breite und etwa 50 Kilometern Länge zu errichten.
Schiffspassage
Satellitenaufnahme von Istanbul mit eingetragenen Stadtteilen
158
Die Verfahren für die Schiffspassage des Bosporus sind getrennt für die Durchfahrten nach
Süden bzw. nach Norden in dem Vorschriftenwerk Bosphorus Passage Procedure geregelt
(auf welchen Frequenzen und an welchen Positionen die Stationen Turkeli Control Station,
Kavak Pilot, Bosphorus Pilot und Istanbul Control Station gerufen werden müssen und an
welchen Stellen Positionsmeldungen abgesetzt werden müssen).
Der Erstkontakt muss vom Schiff aus jeweils 30 NM vor der Einfahrt in den Bosporus
aufgenommen werden – bei Annäherung aus Norden 30 NM vor dem Turkeli-Leuchtturm, bei
Annäherung aus Süden 30 NM vor Haydarpasa Break Water. Die Genehmigung zur
Durchfahrt muss über Funk vom Traffic Control Center (dt. Verkehrskontrollzentrum)
eingeholt werden.
Segelschiffe mit einer Wasserverdrängung von über 500 t müssen spätestens 24 Stunden vor
der Passage einen Segelplan abgeben.
Türkische Schiffe mit einer Länge von über 150 m sind angehalten, für die Durchfahrt des
Bosporus einen Lotsen an Bord zu nehmen. Für den übrigen Transit-Schiffsverkehr besteht
keine Lotsenpflicht, wird aber von den türkischen Behörden stark empfohlen. Schiffe mit
Lotsen an Bord haben Vorrang bei der Einfahrt in den Bosporus.
Zwischen 17:30 Uhr und 7:30 (Nacht) Uhr wird nur einem Schiff mit einer Gesamtlänge über
250 m die Bosporusdurchfahrt genehmigt (in der Reihenfolge der Ankunft an der
Bosporuseinfahrt). Tankern wird in dieser Zeit die Durchfahrt nur gestattet, wenn sie in
Begleitung eines Schleppers fahren. Ansonsten müssen sie bis zum Anbruch des nächsten
Tageslichtes warten.
Schiffen mit einer Gesamtlänge über 200 m bzw. einem Tiefgang über 15 m wird die
Durchfahrt während des Tages empfohlen.
Für Schiffe mit gefährlichen Gütern ist die Durchfahrt an einigen Stellen gesperrt, solange
sich gleichzeitig ein Schiff mit ähnlichen gefährlichen Gütern im Gegenverkehr befindet.
Bei Sichten unter 2 NM muss das Schiffsradar eingeschaltet sein. Bei Sichtweiten unter 1 NM
dürfen Schiffe mit gefährlichen Gütern und große Schiffe nicht in den Bosporus einfahren.
Bei Sichten unter 0,5 NM wird der Verkehr in beide Richtungen eingestellt.
Schiffe dürfen nicht am Schlepptau eines anderen Schiffes den Bosporus passieren, außer sie
werden von einem Schlepper gezogen.
Die normale Geschwindigkeit darf 10 Knoten nicht übersteigen, außer wenn es zum Zwecke
einer ausreichenden Steuerung erforderlich ist – nach vorheriger Genehmigung. Der Abstand
zum vorausfahrenden Schiff darf 1600 yards nicht unterschreiten. Vor einer Verringerung der
eigenen Geschwindigkeit sind die nachfolgenden Schiffe zu informieren.
Über den Bosporus führen zwei Hängebrücken, die Bosporus-Brücke (1973) und die FatihSultan-Mehmet-Brücke (1988). Die Hängebrücken verbinden Europa mit Asien.
159
Schwarzes Meer
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Schwarzes Meer
Das Schwarze Meer aus dem Weltall
Geographische Rumänien, Bulgarien, Türkei, Ukraine,
Lage
Russland, Georgien
Zuflüsse
Donau, Dnjepr, Dnister
Abfluss
Bosporus
Städte am
Sotschi, Jalta, Burgas, Warna, Sewastopol,
Ufer
Constanța, Odessa
Daten
Koordinaten 43° 17′ 49″ N, 34° 1′ 46″
O43.29694444444434.029444444444Koordinaten:
43° 17′ 49″ N, 34° 1′ 46″ O (Karte)
Fläche
Länge
Volumen
Maximale
Tiefe
424.000 km²
1,175 km
547.000 km³
2.212 m
Das Schwarze Meer ist ein zwischen Südosteuropa, Osteuropa und Vorderasien gelegenes
Binnenmeer des östlichen europäischen Mittelmeeres, mit dem es über den Bosporus und die
Dardanellen verbunden ist. Es ist bis 2.212 m tief und hat eine Fläche von etwa 461.000
km².[2] Der Rauminhalt des Schwarzen Meeres beträgt 547.000 km³.
160
Karte der Schwarzmeer-Region
Etymologie
Es gibt zwei Deutungen zur Herleitung des Namens Schwarzes Meer, die sich vielleicht
ergänzen: Die primäre Deutung bezieht sich konkret auf die Beobachtung einer schwarzen
Färbung des Wassers, die vor allem im Sediment sichtbar ist. Dies geht auf sulfatreduzierende
(sulfidogene) Bakterien zurück, die durch ihre chemische Aktivität Schwefelwasserstoff aus
Sulfat bilden. Zusammen mit Eisen-Ionen bilden sich dadurch Eisensulfide. Analog lässt sich
der Name des Roten Meeres aus den dort vorkommenden Rotalgen ableiten. Dies war
vermutlich auch der Ursprung des biblischen Namens „Blutmeer“.
Eine historische Deutung ordnet die Farbe einem in der Antike üblichen System zu, das die
Himmelsrichtungen symbolisch durch Farbwörter bezeichnet, wobei „schwarz“ für das
„nördliche" Meer gilt, wie die Bezeichnung des Ostens als „gelb“ (Gelbes Meer). So zuletzt
Rüdiger Schmitt in seinem Beitrag Considerations on the Name of the Black Sea. Sprecher,
die dieses System verwandt haben, haben also südlich dieses Meeres wohnen müssen. Dies
trifft allerdings nicht auf die Skythen zu, denen der Ausdruck zugeschrieben werde. Da die
Bezeichnung (*Axšaina… = Schwarzes…), ebenso wie der entsprechende Name des Roten
Meeres, zuerst während der Zeit der Achaimeniden benutzt wurde, sei es naheliegend, die
Perser als Namensgeber dieser Meere auszumachen.
Im Altgriechischen wurde *Axšaina zu Πόντος Ἄξε(ι)νος (Póntos Áxe(i)nos), „ungastliches
Meer“, übertragen. Später erfolgte eine euphemistische Umwandlung von „ungastlich“ zu
Πόντος Εὔξεινος (Pontos Euxeinos), „gastliches Meer“. Die Bezeichnung „Schwarzes Meer“
(Πόντος Mέλας) war den Griechen jedoch ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich erhielt die
Bezeichnung durch Übersetzungen des griechischen Begriffes Einzug nach Europa. Auch die
Türken übernahmen diese Namensgebung (Kara = Schwarz, Deniz = Meer). Im Mittelalter
waren zudem auch die Bezeichnungen Chasarisches Meer, Russisches Meer und Skythisches
Meer üblich.
Vom griechischen Begriff leitet sich auch das Adjektiv pontisch ab, das in der Bedeutung von
„Zum Schwarzen Meer gehörig“ verwendet wird.
161
In den Sprachen früherer und jetziger Anrainer trägt es folgende Bezeichnungen: adygeisch:
Хы ШIуцI, altgriechisch Πόντος Εὔξεινος/ Pontos Euxeinos, bulgarisch Черно
море/Tscherno more, georgisch შავი ზღვა/Schawi sghwa, lasisch/megrelisch Uça zuğa/უჩა
ზუღა/Utscha sugha, rumänisch Marea Neagră, russisch Чёрное море/Tschornoje morje,
türkisch Karadeniz, ukrainisch Чорне море/Tschorne more
Geographie
Lage des Schwarzen Meeres
Der Strand von Sudak
Das Schwarze Meer liegt auf der östlichen innereurasischen Grenze zwischen Kleinasien/dem
Kaukasus und Südosteuropa/Osteuropa. Die Anrainerstaaten sind im Uhrzeigersinn die
Ukraine, Russland, Georgien, Türkei, Bulgarien und Rumänien.
162
Wasserstraßen und Flüsse
Über den Bosporus zum Marmarameer besteht eine Verbindung vom Schwarzen Meer zum
Mittelmeer und über die Straße von Kertsch eine weitere zum Asowschen Meer.
Wasserstraßen verbinden das Schwarze Meer über den Don zur Wolga, zum Kaspischen
Meer, zur Ostsee und zum Weißen Meer sowie über die Donau und den Main-Donau-Kanal
zur Nordsee.
In das Schwarze Meer münden unter anderen folgende Flüsse:
•
•
•
•
Çoruh
Dnepr
Dnister
Don (Asowsches
Meer)
•
•
•
Donau
Enguri /
(Inguri)
Kamtschija
•
•
•
Kızılırmak
Yeşilırmak
Rioni
•
•
•
Ropotamo
Sakarya
Südlicher Bug
Küste
Die Küste des Schwarzen Meeres ist vor allem im östlichen und südlichen Bereich nur
schwach gegliedert. Typisch für den nordwestlichen Teil ist die Herausbildung von Limanen
im Mündungsbereich von Bug, Dnister und Dnjepr.
Inseln und Halbinseln
Das Schwarze Meer ist arm an Inseln und Inselgruppen. Einzelne kleine Inseln und Eilande
sind u. a. der türkischen und bulgarischen Küste vorgelagert, andere befinden sich im
Mündungsgebiet der größeren Zuflüsse (Donau, Dnjepr). Die zahlenmäßig größte Inselgruppe
befindet sich in der Bucht von Burgas.
Die Halbinsel Krim und die ihr gegenüber liegende Taman-Halbinsel trennen das Schwarze
Meer vom Asowschen Meer.
Folgende Inseln finden sich unter anderem im Schwarzen Meer:
•
•
•
•
•
•
•
Alibej
Beresan (russ.)
Dowhyj ostriw (Dolgi
ostrow)
Dscharylhatsch
(ukrainisch, russ.
Dscharilgatsch)
Eşek (türkisch)
Giresun Adası
(türkisch)
Incir (türkisch)
•
•
•
•
•
•
•
•
Kefken (türkisch)
Kocaeli (türkisch)
Krim (ukrain.
Halbinsel)
Perwomaiski (ukrain.)
Sagany
Sasyk (Kunduk)
Schlangeninsel
(ukrainisch)
St. Anastasia (bulgar.)
•
•
•
•
•
•
•
163
St. Iwan (bulgar.)
St. Kirik i Julita
(bulgar.)
St. Petar (bulgar.)
St. Toma (bulgar.)
Taman-Halbinsel
(russ.)
Tendra-Landzunge
(Tendriwska kossa)
(ukrain.)
Tusla (ukrain., von
Russland beansprucht)
Tiefste Stelle
Die Meerestiefe beträgt an der tiefsten Stelle 2212 Meter.
Größte Bucht
Die größte Bucht ist die Bucht von Burgas (Bulgarien). Sie erstreckt sich an der Westküste
von Kap Emine (bulgarisch Емине) im Norden bis Kap Maslen Nos (bulgarisch Маслен нос)
im Süden. Der westlichste Punkt des Meeres befindet sich ebenfalls in der Bucht von Burgas
und ist die Stadt selbst.
Entstehung
Das Schwarze Meer bildete sich als ein Relikt des erdgeschichtlichen Randmeeres der
Paratethys vor 35 Mio. Jahren, aus dem auch das Kaspische Meer und der Aralsee
hervorgingen. Eine bewegte Zeit mit weiteren tiefgreifenden erdgeschichtlichen Veränderungen folgte, bei denen unter anderem etwa vor 11,5 Mio. Jahren auf dem Gebiet des
Schwarzen Meeres der brackische Pannon-See entstand, oder etwa vor 7 Mio. Jahren der fast
süßwasserhaltige Pontische See.
Zur letzten Eiszeit etwa vor 50.000 Jahren, zu der schon Menschen lebten, war das Klima kalt
und trocken, viel Süßwasser war in Gletschern gebunden und das Gebiet des Schwarzen
Meeres dürfte weitgehend ausgetrocknet gewesen sein.
Ab 17000 v. Chr. stiegen die Temperaturen wieder. Durch ein Zusammenspiel von
abschmelzenden Gletschern und sich durch Eis aufstauenden Flüssen wurde das Becken
unkontinuierlich bis abrupt geflutet. Das kann direkt mit dem Süßwasser der Flusssysteme
Donau, Dnepr und Don geschehen sein. Anschließend, im Verlauf der holozänen
Transgressionen, würde dann das Salzwasser des Mittelmeeres durch den Bosporus in das
Schwarze Meer geströmt sein. Nach einer Untersuchung durch Mitarbeiter der Woods Hole
Oceanographic Institution sei der Überlauf ab etwa 7500 v. Chr. zu datieren.
Der Meeresspiegel stieg ab dieser Zeit lokal um fünf Meter an.[5] William Ryan und Walter C.
Pitman nahmen in einer 1997 publizierten Untersuchung an, dass dieser Einbruch 5500 v.
Chr. in kataklystischer Weise stattfand und mit einer Wasserspiegelanhebung von mehr als
hundert Metern in kurzer Zeit einherging.[6] Einige archäologische Funde deuten auf ein
schnelles Verlassen von Siedlungen am zuvor dicht besiedelten Ufergebiet hin.[7][8]
William Ryan konnte inzwischen Gräben und Auswaschungen am Boden des Schwarzen
Meers nachweisen, die zu einer von dem Schweizer Wissenschaftler Mark Siddall erstellten
Computer-Simulation einer gewaltigen Überflutung passen.[9][10]
Der Bosporus stellt seitdem die Verbindung zum Marmarameer dar. Er hat eine Breite von
760 bis 3600 Meter und ist an seiner flachsten Stelle lediglich 32 bis 35 Meter tief.
164
Eigenschaften des Meeres
Salzgehalt
Das Wasser hat in der oberen Schicht einen (relativ niedrigen) Salzgehalt von etwa 17
Promille. In den tieferen Schichten des Meeres, unter etwa 150 Metern, ist der Salzgehalt
wesentlich höher. Der salinare Zufluss aus dem Mittelmeer (38–39 ‰) beträgt etwa 300 km³
je Jahr und der Oberflächenabfluss von weniger salinarem Wasser aus dem Schwarzen Meer
etwa 600 km³ je Jahr.
Sauerstoffgehalt
Das salzarme Oberflächenwasser des Schwarzen Meeres liegt wie ein Deckel auf dem
dichteren, salzhaltigeren Tiefenwasser. Es herrscht somit eine stabile Schichtung mit nur
unbedeutendem vertikalem Austausch. Da somit kein Sauerstoff in die Tiefe gelangt, sind
weite Bereiche des Tiefwassers des Schwarzen Meeres anoxisch, d.h. frei von ungebundenem
Sauerstoff. Das Schwarze Meer ist sogar das größte anoxische Meeresbecken der Erde. Das
hat zur Folge, dass in den tieferen Bereichen des Meeres keine Organismen existieren können,
die einen auf Sauerstoffatmung basierenden Stoffwechsel betreiben. Stattdessen werden
andere Stoffe wie Sulfat als finales Oxidationsmittel verwendet. Dadurch entstehen
Schwefelwasserstoff und zusammen mit zweiwertigen Eisenionen bereits erwähnte
Eisensulfide (im Wesentlichen FeS und FeS2 als Pyrit oder Markasit). Konsequenz aus der
Sauerstoffarmut ist, dass organische Abfälle (abgestorbene Pflanzen, Tiere usw.) nicht – wie
an der Luft oder im sauerstoffreichen Wasser – vollständig zu Kohlenstoffdioxid und Wasser
oxidiert werden. Es erfolgt vielmehr ein unvollständiger Abbau und am Boden sammeln sich
die Überreste. Manche Geologen und Meereschemiker nehmen an, dass die Vorgänge im
Schwarzen Meer denjenigen gleichen, die in vergangenen Erdzeitaltern bei der Entstehung
von Erdöl bzw. Ölschiefer abliefen. Sie sprechen von euxinischen Verhältnissen. Mit anderen
Worten: Aus den Fäulnisüberresten am Boden des Schwarzen Meeres könnte einmal Erdöl
bzw. Ölschiefer entstehen.
Methan und Methanhydrate
Im anoxischen Bereich des Schwarzen Meeres entstehen zudem große Mengen Methan durch
den anaeroben Abbau organischen Materials. Zusätzlich emittieren auch unterseeische
Schlammvulkane Methan. Das Schwarze Meer ist zugleich das Gewässer mit der höchsten
Konzentration von Methanhydraten. In bestimmten Küstenabschnitten im Osten des
Schwarzen Meeres dringt soviel Methan nach oben, dass die Luft zeitweise zu brennen
beginnt.
Klima
Das Klima entlang der Küsten des Schwarzen Meeres ist zweigeteilt: die Küste Rumäniens im
Nordwesten, die Küste der Ukraine im Norden sowie die Küste Russlands im Nordosten des
Meeres haben ein kontinentales Klima mit warmen Sommern und kühlen bis kalten Wintern.
Die Niederschlagsmengen sind hier relativ gering aber recht gleichmäßig über das Jahr
verteilt, mit einer erhöhten Niederschlagsneigung in den Sommermonaten.
165
Die am südlichen Teil des Schwarzen Meeres gelegenen Küsten Georgiens, der Türkei und
Bulgariens haben ein gemäßigtes Klima und weisen ein Übergangsklima mit deutlichen
subtropischen Elementen auf. Dennoch wird auch hier der subtropische Einfluss des
Mittelmeerraums, der eher gering ist, meist überschätzt. Die Niederschlagsmengen sind hier
viel höher und auch gleichmäßig über das Jahr verteilt, mit einer hohen Niederschlagsmenge
im ganzen Jahr. Zwar sind hier die Sommer genauso warm (nicht heiß), und die kühlen und
gelegentlich kalten Winter sind durch höhere Durchschnittswerte gekennzeichnet, jedoch sind
in der Zeit zwischen November und März kontinentale Kaltlufteinbrüche vom zentralen
Balkan oder der nordöstlich befindlichen Landmassen Russlands möglich und mit
Schneefällen und Temperatureinbrüchen bis deutlich unter den Gefrierpunkt verbunden.
Die Kultivierung mediterraner Pflanzen, wie dies häufig in touristisch erschlossenen Gebieten
Bulgariens, aber auch Georgiens und dem Südteil der Halbinsel Krim der Fall ist, ist somit
nur in günstigen Lagen und mit Winterschutzmaßnahmen möglich. Kein Küstenabschnitt des
Schwarzen Meeres tangiert die sogenannte Ölbaumgrenze und auch die Palmengrenze,
welche gemeinhin als Indikatoren für den Bruch zwischen gemäßigtem und subtropischmediterranem Klima betrachtet werden.
Wirtschaftsraum Schwarzes Meer
Antike Handelsbeziehungen
Griechische Kolonien in Schwarzem Meer
Im Zuge der Griechische Kolonisation entstanden an der Küste des Schwarzen Meeres
mehrere Kolonien, sogenannten Poleis die unter sich und mit den, anderen Völker in
Küstennähe sowie mit der übrigen antiken Welt im Mittelmeer Handel betrieben. Für die
Handelsbeziehungen zwischen Griechen und einheimischen Thrakern, aber auch
möglicherweise innerhalb der Poleis selbst existierten seit dem späten 6. Jahrhundert vor Chr.
als Form des allgemeinen Äquivalents im Handelsaustausch gegossene bronzene Pfeilspitzen,
die Laut Manfred Oppermann und Iwan Karajotow in ihrem Charakter nach als Kleinbarren
zu interpretieren sind.
166
Dieses Pfeilgeld war keineswegs nur auf den Westpontos beschränkt, sondern auch im
Bereich von Olbia und Sinope weiter östlich im Gebrauch gewesen. Wie Funde beweisen, war
Histria ein wichtiges Herstellungszentrum dieser Barren, doch ist es nicht ausgeschlossen,
dass damals selbst Orgame eine eigene Produktion besaß, da sich ebenfalls in der Umgebung
eine beachtliche Konzentration abzeichnet, was auf Handelsaustausch mit der dortigen
getischen Bevölkerung hindeutet. Im Süden hatte Apollonia derartige prämonetäre Pfeile
erzeugt. Möglicherweise war sogar Antheia ein solcher Herstellungsort sowie im Bereich des
Westpontos auch Odessos und Tomis.
Genueser und Venezianischer Handel
Kolonien und Stützpunkte Genuas
Handelswege Venedigs und Genuas
→ Hauptartikel: Genueser Kolonien und Venezianische Kolonien
Im Gebiet des Schwarzen Meeres kann von regelrechten Kolonien, die weitgehend von
Venedig dominiert wurden, erst im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts die Rede sein. Beim
Zugang dorthin spielte Getreide, vor allem Weizen, mit dem Venedig und Genua zeitweise
ganz Oberitalien versorgten, eine zentrale Rolle. Nach der Aufteilung des Byzantinischen
Reiches im Vierten Kreuzzug 1204 waren wichtige Hafenstädte zunächst an den Rivalen
Venedig gefallen, mittels eines Bündnisses mit dem um Restauration bemühten Kaiserreich
Nikaia setzte sich dann jedoch wieder Genua durch.
167
Nach dem Abkommen von Nymphaion 1261 setzten sich die Genuesen vor allem auf der
Halbinsel Krim und am Asowschen Meer, fest. Doch gründeten sie auf der Grundlage des
Abkommens Niederlassungen rund um das Schwarze Meer, so unter anderem in Trapezunt,
Amastri, Simisso, Vicina im Donaudelta, Kilia, Caffa, Cetatea Albă, Tana an der
Donmündung.[14]
Die bedeutendste und erste genuesische Kolonie im Schwarzmeerraum, Pera bei Konstantinopel, nahm eine Sonderstellung ein und blieb bis zum Fall Konstantinopels 1453 ein
wichtiger und konstanter Stützpunkt des genuesischen Handels. Für den übrigen Schwarzmeerraum wurde Caffa auf der Krim zur Hauptkolonie. Von dort kam wohl im Zuge der
Kämpfe mit den Mongolen der Goldenen Horde 1348 der Schwarze Tod, die Pest, nach
Europa.
Heutige Beziehungen
Ausschließliche Wirtschaftszonen der Schwarzmeeranrainerstaaten
Die sechs Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres - (vom Süden an im Uhrzeigersinn:) Türkei,
Bulgarien, Rumänien, die Ukraine, Russland und Georgien - haben sich 1992 mit Albanien,
Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Serbien und Moldawien zu einer SchwarzmeerWirtschaftskooperation zusammengeschlossen. Sie soll die wirtschaftliche Entwicklung der
Region fördern. So soll ein neuer Autobahnring und ein Stromverbund alle Schwarzmeeranrainer verbinden. Das Jahrhundertprojekt wurde 2007 auf der Jubiläums-Konferenz der
Schwarzmeer-Kooperation von zwölf Mitgliedsländern beschlossen.[15] Für Russland wurde
die Absichtserklärung zum Bau der Ring-Autobahn im Dezember 2010 vom russischen
Präsident Medwedew unterzeichnet.
Schifffahrt
Anfang der 1840er-Jahre trafen die beiden österreichischen Reedereien Erste DonauDampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) und Österreichischer Lloyd ein Abkommen. Dieses
sah eine wöchentliche Verbindung von den Donauhäfen an das Schwarze Meer vor. Von dort
aus betrieb der Österreichische Lloyd Linien in den Mittelmeerraum, und von dort aus ab
Eröffnung des Sueskanals auch bis in den Nahen Osten und nach Asien. Wöchentliche
Verbindungen von Istanbul nach Braila, Odessa, Nikolajew sowie Batumi wurden angeboten.
Während für Handelsschiffe eine freie Passage über das Mittelmeer möglich ist, ist für
Kriegsschiffe die Zufahrt in das Schwarze Meer über den Vertrag von Montreux
reglementiert.
168
Pipelines
Die Erdgas-Pipeline Blauer Strom verläuft im östlichen Teil des Schwarzen Meeres von der
russischen Küste am Meeresboden bis zur türkischen Küste. Mit der South Stream, die
Russland mit Bulgarien unter dem Meeresboden verbinden soll ist zudem eine weitere in
Planung.
Umweltverschmutzung und Meeresschutz
Der größte Anteil an Umweltverschmutzung verursachenden Substanzen gelangt über die
Donau und ihr Einzugsgebiet in das Schwarze Meer.
Für den Meeresschutz und die Befischung des Schwarzen Meeres wurde 1996 das
ACCOBAMS („Agreement on the Conservation of Cetaceans of the Black Sea, Mediterranean
Sea and Contiguous Atlantic Area“) unterzeichnet. Es regelt den Schutz der Delphine und
Wale (Cetacea). Besonders bedroht sind hier die Großen Tümmler.
1992 wurde in Bukarest das Übereinkommen über den Schutz des Schwarzen Meeres vor
Verschmutzung verabschiedet.
Städte
Wichtige Hafenstädte
Batumi
Giresun
Noworossijsk
Samsun
Sotschi
Warna
Burgas
Kertsch
Odessa
Sinop
Sulina
Zonguldak
Cherson
Mangalia
Ordu
Sewastopol
Trabzon
Constanța
Mykolajiw
Poti
Sochumi
Bekannte Bade- und Kurorte
•
•
•
•
•
•
2 Mai
Achtopol
Albena
Amasra
Burgas
Costinești
•
•
•
•
•
•
Djuni
Eforie
Nord
Eforie Sud
Goldstrand
Jalta
Jupiter
•
•
•
•
•
•
Kazantip
Mamaia
Mangalia
Năvodari
Neptun
Nessebar
169
•
•
•
•
•
•
Obsor
Odessa
Olimp
Pomorie
Primorsko
Saturn
•
•
•
•
•
•
•
Şile
Sinemorez
Sinop
Sonnenstrand
Sotschi
Sosopol
Trabzon
Sotschi
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Stadt
Sotschi
Сочи
Flagge
Föderationskreis
Region
Stadtkreis
Bürgermeister
Gegründet
Stadt seit
Fläche
Bevölkerung
Bevölkerungsdichte
Höhe des Zentrums
Zeitzone
Telefonvorwahl
Postleitzahl
Kfz-Kennzeichen
OKATO
Website
Koordinaten
Wappen
Südrussland
Krasnodar
Sotschi
Anatoli Nikolajewitsch Pachomow
(geschäftsführend)
1838
1917
250 km²
343.334 Einwohner
[1]
(Stand: 14. Okt. 2010)
1.373 Einwohner/km²
30 m
UTC+4
(+7) 8622
354000–354396
23, 93
03 426
www.sochiadm.ru
Geographische Lage
43° 35′ N, 39° 44′
O43.58333333333339.73333333333330Koordinaten:
43° 35′ 0″ N, 39° 44′ 0″ O (Karte)
Liste der Städte in Russland
Sotschi (russisch Сочи ( Aussprache?/i), englisch Sochi) ist eine Stadt am Schwarzen Meer
in Russland. Sie liegt in der Region Krasnodar nahe der Grenze zu Georgien und hat 343.334
Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Sotschi ist einer der beliebtesten Bade- und Kurorte
Russlands. Die Stadt ist Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014 und Spielstätte
bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018, zudem soll der Große Preis von Russland der Formel
1 in Sotschi stattfinden.
170
Geographie
Überblickspanorama von Sotschi, im Hintergrund ist der Kaukasus zu erkennen
Sotschi erstreckt sich über 145 Kilometer entlang der nordöstlichen Küste des Schwarzen
Meeres. Nordwestliche Grenze ist der Fluss Schepsi wenige Kilometer südlich von Tuapse,
südöstliche der Fluss Psou, welcher auch die Grenze Russlands zur von Georgien abtrünnigen
Republik Abchasien bildet. Das Stadtzentrum ist von der Grenze etwa 30 Kilometer entfernt.
Bereits die erste Bergkette des Kaukasus in Küstennähe mit den Kämmen Alek, Bytcha,
Mamaiski, Soloniki und Tjupjutschch erreicht Höhen um 1000 m und ist für das im Winter
milde Klima verantwortlich. Die Berge des Kaukasus-Hauptkammes, 25 bis 40 Kilometer von
der Küste, sind hier über 3.000 Meter hoch (Zachwoa, 3345 m).
Auf dem Territorium der Stadt Sotschi erreichen mehrere Bergflüsse, welche die erste
Bergkette durchschneiden, das Schwarze Meer. Von Norden nach Süden sind dies Psesuapse,
Schache, Sotschi und Msymta.
Stadtgliederung und -verwaltung, Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1897
1.352
1926
13.000
1939
71.000
1959
95.234
1970
224.031
1979
287.353
1989
336.514
2002
328.809
2010
343.334
171
Am 10. Februar 1961 wurden zwei benachbarte Rajons, Lasarewskoje und Adler, eingemeindet, womit das heute existierende und manchmal Groß-Sotschi (Bolschoi Sotschi) genannte
administrative Gebilde entstand. 1959 hatten die eingemeindeten Rajons Adler und
Lasarewskoje 55.273 und 37.389 Einwohner, davon die Siedlungen städtischen Typs Adler
19.658, Lasarewskoje 8.966, Dagomys 7.192 und Krasnaja Poljana 4.443 Einwohner.
Heute ist die Stadt in vier Stadtrajons gegliedert: Lasarewski, Zentralny, Chostinski, Adlerski
(Reihenfolge von Nordwesten nach Südosten). Zum Stadtkreis gehören auch die Siedlung
städtischen Typs Krasnaja Poljana (russ. für Rote oder Schöne Lichtung) mit 3972
Einwohnern und 78 Dörfer mit zusammen 69.068 Einwohnern, sodass die
Gesamtbevölkerungszahl des Stadtkreises Sotschi 410.987 beträgt (Berechnung 2009). Da
zum Stadtkreis auch weiträumige, praktisch unbewohnte Berggebiete gehören, ist die
Bevölkerungsdichte des Stadtkreises mit knapp 120 Einwohnern pro km² im Ganzen relativ
gering.
Stadtrajons:
•
•
•
•
Adlerski (russ. Адлерский), 70.339 Einwohner, Ortsteile: Adler, Krasnaja Poljana
Chostinski (russ. Хостинский), 62.440 Einwohner, Ortsteile: Chosta, Kudepsta,
Mazesta
Lasarewski (russ. Лазаревский), 64.068 Einwohner, Ortsteile: Asche, Dagomys,
Jakornaja Schtschel, Loo, Magri, Makopse, Lasarewskoje, Soloniki, Wardane
Zentralny (russ. Центральный), 132.734 Einwohner, Ortsteil: Sotschi (Zentrum)
Sotschi liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza. Das Klima der Küstenzone Sotschis ist
subtropisch mit langen, heißen Sommern, warmem Herbst und kurzen, milden Wintern.
Ursache ist die geschützte Lage durch die nahe an das Meer herantretenden Kämme des
Kaukasus, welche allerdings auch relativen Niederschlagsreichtum bedingen.
Die Jahresmitteltemperatur beträgt etwa 14 °C. Kälteste Monate sind Januar und Februar mit
etwa 6 °C, wärmste Monate Juli und August mit etwa 23 °C. Die geringste je gemessene
Temperatur betrug −13,4 °C (25. Januar 1892), die höchste 39,4 °C (30. Juli 2000). Im Januar
wurden aber auch schon 21,2 °C gemessen (22. Januar 1948), während die Temperaturen im
Juli/August noch nie unter 10 °C gefallen sind.
Die durchschnittliche Wassertemperatur des Schwarzen Meeres beträgt im August 24,1 °C.
Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt über 1.600 mm (zum Vergleich
Berlin: 581 mm). Ein Großteil davon fällt in den Wintermonaten mit einem Maximum von
etwa 190 mm im Dezember und Januar. Das sommerliche Minimum im Mai bis Juni von
immerhin noch 90 bis 100 mm geht gewöhnlich in Starkregen an nur wenigen Tagen nieder.
In den Gebirgslagen der Stadt sind insbesondere die Wintertemperaturen niedriger, so im
knapp 600 Meter hoch gelegenen Krasnaja Poljana, wo die olympischen Skiwettbewerbe
2014 ausgetragen werden, um durchschnittlich 5 bis 6 °C. Damit beträgt sie um 0 °C, in den
Hochlagen entsprechend weniger. Eine geschlossene Schneedecke stellt sich im unteren Teil
der Pisten gewöhnlich Mitte Januar ein und erreicht im März Höhen von 2 Metern und mehr.
Im höher gelegenen Bereich erstreckt sich die Skisaison von November bis Anfang Juni.
172
Verkehr
Die Bahnlinie entlang der Küste westlich des Zentrums
Im Stadtteil Adler, nahe der Mündung der Msymta in das Schwarze Meer, liegt der
internationale Flughafen Sotschi (IATA-Code AER), den 2006 1,35 Millionen Passagiere
nutzten. Bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 soll er auf eine Kapazität von vier
Millionen Passagieren pro Jahr ausgebaut werden. Mit dem Umbau des benachbarten
Flughafen Poti in Georgien zu einem "Drehkreuz" für den Luftverkehr in der Kaukasusregion
wurde dank eines Kredits einer arabischen Investmentbank ebenfalls bereits begonnen.
Entlang der Schwarzmeerküste führt durch Sotschi eine zweigleisige, elektrifizierte
Eisenbahnstrecke mit Schnellzugstationen in allen großen Ortsteilen bis Adler. Es besteht eine
Direktverbindung nach Moskau, Sankt Petersburg und in viele russische Städte bis nach
Sibirien. Zudem ist Sotschi im Sommer immer samstags aus Berlin ohne Umsteigen zu
erreichen.
Der Abschnitt Tuapse–Adler wurde 1929 eröffnet, die Weiterführung nach Sochumi in
Abchasien, wo Anschluss an das Transkaukasische Netz geschaffen wurde, 1944/45. Über
diese Strecke kann auch heute Abchasien erreicht werden, allerdings ist die Weiterführung
von Sochumi nach Georgien seit dem abchasischen Bürgerkrieg Anfang der 1990er Jahre
zerstört und außer Betrieb. Die Elektrifizierung erfolgte von 1956 bis 1958. Verlief die
Verbindung nach Zentralrussland anfangs über Tuapse–Armawir, so wurde sie 1978 mit
Eröffnung einer neuen Direktverbindung (mit einem drei Kilometer langen Tunnel) unter dem
Kaukasushauptkamm zwischen Krasnodar und Tuapse erheblich verkürzt.
Der innerstädtische Verkehr wird mit Omnibussen und Vorortzügen (Elektritschkas)
bewältigt. Außerdem gibt es eine Standseilbahn und mehrere Sesselbahnen (z. B. beim
Botanischen Garten). Bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 ist ein umfassender
Ausbau des innerstädtischen ÖPNV-Angebots geplant, unter anderem ist der Bau einer
Stadtbahn mit Haltestellen am Flughafen sowie am neuen Olympiapark im Bau.
173
Geschichte
Blick auf Sotschi vom Schwarzen Meer aus
Vom 6. bis 15. Jahrhundert gehörte das Gebiet den Königen von Georgien, die dort ein
Dutzend Kirchen erbauten. Im Ortsteil Loo steht die Ruine einer byzantinischen Basilika aus
dem 11. Jahrhundert. Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Küste vom Osmanischen Reich
kontrolliert. Nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1828–1829 wurde es 1829 mit dem
Frieden von Adrianopel vertraglich an Russland abgetreten.
Inmitten des Kaukasuskriegs wurde Sotschi 1838 als Fort und Siedlung Alexandrija
(Александрия) gegründet. In dieser Zeit entstanden auch weitere Befestigungsanlagen, die
später die Kerne heutiger Stadtteile bildeten, so das Fort des Heiligen Geistes (Fort Swjatowo
Ducha, 1837, heute Adler), Lasarewski und Golowinski (1839, heute Lasarewskoje und
Golowinka).
1839 erfolgte die Umbenennung des Forts Alexandrija in Nawaginskoje, nach dem Namen
des dort stationierten Regimentes. Die Bedingungen waren aufgrund der Kampfhandlungen
und der grassierenden Malaria sehr schwer.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Forts nicht mehr gebraucht und abgerissen. Es
war keine russische Bevölkerung mehr vorhanden, die Gebiete waren verödet.
Die massenhafte Umsiedlungsbewegung aus verschiedenen Regionen Russlands an die
kaukasische Schwarzmeerküste setzte nach dem Ende des Kaukasuskrieges 1864 ein. Nach
der Bauernbefreiung 1861 siedelten sich hier gemäß einem Regierungsprogramm, aber auch
spontan Bauern ohne Hof und Boden an.
174
Der Seehafen von Sotschi
Sotschis Dendrarium ist ein städtischer Park der eine einzigartige Sammlung von
subtropischen Flora und Fauna bietet.
Unter dem Namen Dachowski-Posten (Post Dachowski, wieder nach dem dort stationierten
Regiment) wurde der Posten wieder errichtet. Später verlor der Posten seine militärische
Bedeutung und 1874 erfolgte die erneute Umbenennung in Dachowski Possad. 1896 erhielt
die Siedlung ihren heutigen, von der ubychischen Bezeichnung des durch den Ort fließenden
Flüsschens, Soatschsche, abgeleiteten Namen (bzw. von der adygeischen Version Schatscha).
Die auf dem Territorium der heutigen Stadt Sotschi siedelnden kaukasischen Völker (Sadsen
um das heutige Adler, Ubychen um Sotschi-Zentrum und Golowinka, Schapsugen um
Lasarewskoje) wurden im Verlaufe des 19. Jahrhundert von den zuwandernden Russen
größtenteils verdrängt.
175
Anfang des 20. Jahrhunderts begann Sotschis Entwicklung zu einem Bade- und Kurort der
russischen Oberschicht. 1902 begann die Nutzung der Sulfid-Chlorid-Natrium-Heilquellen
von Mazesta, einem Stadtteil im Rajon Chostinski. Es wurden Sommerhäuser im Jugendstil
von Moskauer und Petersburger Architekten erbaut. Es tauchten auch die ersten Hotels auf.
1909 eröffnete der Kurort Kaukasische Riviera mit zunächst zwei Hotels. 1917 erhielt Sotschi
das Stadtrecht.
Nach der russischen Oktoberrevolution, am 29. Juni 1918, besetzten die georgische Armee
und abchassische Freiwillige die Stadt Adler, am 6. Juli stand Sotschi unter georgischer
Kontrolle. Im Jahre 1919 am 26.Januar griffen die Freiwilligen und Soldaten der Armee von
Denikin Sotschi an. Großbritannien, das die Souveränität Georgiens garantierte, griff nicht
ein. Nach mehreren Kämpfen verließ die georgische Armee Sotschi, die georgische
Bevölkerung der Stadt war schutzlos und wurde von den Russen vertrieben.
Die Stadt entwickelte sich in der Sowjetunion zu einem der populärsten Badeorte. Josef Stalin
ließ im nördlichen Ortsteil Dagomys eine seiner Datschen, Botscharow Rutschei, errichten.
Sie dient bis heute als eine der Residenzen des russischen Präsidenten, in der das
Staatsoberhaupt auch ranghohe Gäste empfängt. Seit 1937 gehört Sotschi zur Region
Krasnodar. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Sanatorien und Erholungsheime der Stadt als
Lazarette. Hier wurden über 500.000 verwundete Soldaten der Roten Armee behandelt.
Hunderte von Palastsanatorien, Kurhotels und Ferienressorts entstanden in dieser Zeit in
Sotschi. Die meisten Sanatorien wurden zur Behandlung für Bronchial-, Lungen-, und
Nervenerkrankungen errichtet. In dieser Zeit waren jährlich bis zu sechs Millionen Urlauber
in Sotschi. Mit dem Ende der Sowjetunion endete zunächst auch das Konzept des Urlaubs für
die Massen, aufgrund eines starken Preisanstieges für Unterkünfte, Verpflegung und
Attraktionen. Derzeit besuchen etwa vier Millionen Urlauber pro Jahr den beliebtesten Kurort
in Russland. Sochi hat sich auf die gewandelten Ansprüche eingestellt und die Bereiche
Service und Attraktionen ausgebaut. Das Ergebnis ist eine Art russisches Venice Beach.
2007 entschied das internationale Olympische Komitee, das Sochi Austragungsort der
olympischen Winterspiele 2014 sein wird. Für Sochi bedeutet das große Veränderungen. Der
Urlaubsort ist in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit geraten - und wird rasant ausgebaut.
Kunst, Kultur und Tourismus
Logo der Olympischen Spiele 2014
Sotschi liegt in einer eindrucksvollen Landschaft am Fuß des Kaukasus. Vom Strand aus sind
die schneebedeckten Gipfel zu sehen. Neben Sand- und Kiesstränden lockt die Stadt mit einer
subtropischen Vegetation, Heilquellen, zahlreichen Parks, Denkmälern und einer
extravaganten stalinistischen Architektur. Sehenswert sind unter anderem die Kathedrale des
Erzengels Michael (1891) sowie das Sommertheater (1937).
176
Jalta
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jalta
(Ялта)
Jalta
Basisdaten
Oblast:
Autonome Republik Krim
Rajon:
Kreisfreie Stadt
Höhe:
40 m
Fläche:
283 km²
Einwohner:
80.552 (2004)
Bevölkerungsdichte:
285 Einwohner je km²
Postleitzahlen:
98600-98649
Vorwahl:
+380 654
Geographische Lage:
44° 30′ N, 34° 10′
O44.497534.17305555555640Koordinaten:
44° 29′ 51″ N, 34° 10′ 23″ O (Karte)
KOATUU:
111900000
Verwaltungsgliederung:
2 Städte, 21 Siedlungen städtischen
Typs, 1 Dorf, 8 Siedlungen
Website:
http://www.yalta.com.ua/
177
Liwadija-Palast, Ort der Jaltakonferenz von 1945
Jalta, Blick auf den Hafen
Meerpromenade von Jalta
Jalta (ukrainisch und russisch Ялта; krimtatarisch Yalta; armenisch Յալտա) ist ein Kurund Urlaubsort an der Südküste der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer in der Ukraine.
178
Überblick
Der Kurort hat rund 80.000 Einwohner, von denen etwa zwei Drittel Russen und etwa 25
Prozent Ukrainer sind, der Rest sind Krimtataren und Mongolen und Angehörige anderer
Völker. Die lingua franca ist Russisch. Eine kleine Gruppe von Deutschen ist in zwei
Kulturvereinen organisiert und hat auch eine protestantische Kirche. In der Agglomeration
Jalta leben etwa 125.000 Menschen.
Aufgrund der Lage jenseits des Krimgebirges ist Jalta nicht an das Eisenbahnnetz
angebunden. Dafür ist die Stadt Endpunkt der längsten Trolleybus-Linie der Welt. Diese wird
von der Gesellschaft Krymskyj-Trolejbus betrieben und verbindet Jalta mit Aluschta und dem
Bahnhof von Simferopol.
Der Lage südlich des Krimgebirges und in einem Talkessel verdankt Jalta sein sehr mildes
Klima: Die mittlere Temperatur beträgt im Februar 4 °C. Es schneit in Jalta selten, und die
dünne Schneeschicht taut schnell wieder auf. Die Durchschnittstemperatur im Juli liegt bei ca.
24 °C. Die Sonne scheint hier 2.250 Stunden im Jahr. Da immer stetig eine leichte
Meeresbrise vom Schwarzen Meer weht, wird es in Jalta nie drückend heiß. Es herrscht ein
subtropisches Klima. Aufgrund der günstigen geographischen Lage hat sich Jalta zu einem
beliebten Ziel für Touristen schon während der Zeit der Sowjetunion entwickelt.
Viele berühmte Künstler wie Tschechow, Tolstoi und Tschaikowski haben hier gelebt.
Verwaltungstechnisch gliedert sich die Stadt in eine weitere Stadt (Alupka/Алупка), in 21
Siedlungen städtischen Typs (Berehowe (Берегове), Wynohradne (Виноградне), Widradne
(Відрадне), Woschod (Восход), Haspra (Гаспра), Holuba Satoka (Голуба Затока), Hursuf
(Гурзуф), Kaziweli (Кацівелі), Korejis (Кореїз), Krasnokamjanka (Краснокам'янка),
Kurpaty (Курпати), Liwadija (Лівадія), Massandra (Масандра), Nikita (Нікіта), Oreanda
(Ореанда), Parkowe (Паркове), Ponysiwka (Понизівка), Sanatorne (Санаторне), Simejis
(Сімеїз), Sowjetske (Совєтське), Foros (Форос)), ein Dorf (Opolsnewe (Оползневе)) und
acht Siedlungen (Wyssokohirne (Високогірне), Hirne (Гірне), Danyliwka (Данилівка),
Kujbyschewe (Куйбишеве), Linijne (Лінійне), Olywa (Олива), Ochotnytsche (Охотниче),
Partysanske (Партизанське)).
Geschichte
Gegründet wurde die Stadt vermutlich von den Tauriern im 6. Jahrhundert v. Chr., was
Gräber in den Abhängen des Polikurowski-Hügels nordöstlich der Stadt belegen. Im 5.
Jahrhundert v. Chr. wurde das damalige Jalita dann Kolonie des antiken Griechenland. Der
Name Jalita stammt vermutlich aus dem Griechischen und bedeutet einfach nur Ufer.
Im 6. Jahrhundert wurde die Stadt Teil des Byzantinisches Reiches. Die erste schriftliche
Erwähnung fand im 12. Jahrhundert durch den arabischen Geographen Al-Idrisi statt – die
Siedlung hieß damals Dschalita (‫ جاليط ة‬Ǧaliṭah). Im 14. Jahrhundert wurde die Siedlung eine
Genuesische Kolonie unter dem Namen Kaulita resp. Etalita. Im 15. Jahrhundert zerstörte ein
Erdbeben Jalta. Es wurde dann Teil des Osmanischen Reichs. 1837 wurde die Stadt zu einer
russischen Kreisstadt und 1848 die Straße nach Sewastopol gebaut. 1887 wurde das erste
Sanatorium eröffnet.
179
International bekannt wurde Jalta durch die Konferenz von Jalta, auf der vom 4. bis 11.
Februar 1945 über das Schicksal des bald besiegten Deutschlands entschieden wurde. Daran
beteiligt waren die alliierten Regierungschefs Winston Churchill, Josef Stalin und Franklin D.
Roosevelt, die dort die Welt neu aufteilten.
Seit 2004 findet jährlich im September das Yalta-Treffen statt, veranstaltet wird es von Victor
Pinchuk Foundation und der Yalta European Strategy (YES) in der südukrainischen Stadt
Liwadija.
Städtepartnerschaften
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Baden-Baden, Deutschland
Nizza, Frankreich
Sehenswürdigkeiten
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Armenische Kirche
Botanischer Garten Nikitsky (am Hang bis zum Meer, mit über 50.000 Pflanzen aus
aller Welt)
Alexander-Newski-Kathedrale
Tschechow-Haus (hier wohnte der Schriftsteller Anton Tschechow von 1899 bis 1904)
Liwadija-Palast, Ort der Jaltakonferenz von 1945
Orgelsaal in Liwadija
Schloss Massandra (ehemals Staatsdatscha des Generalsekretärs der KPdSU, seit Josef
Stalin)
Berg Aj-Petri (1233 m, Seilbahn von der Küste zum Gipfel)
Schwalbennest, Privat-Schloss auf der Felsküste
Galerie
•
Das Schloss Schwalbennest
180
•
Russisch-orthodoxe Kirche in Jalta
•
Botanischer Garten in Jalta
•
Fleischmarkt in der Markthalle, Jalta
181
Sewastopol
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Stadt Sewastopol
город Севастополь
Basisdaten
Oblastzentrum: Sewastopol
Einwohner: 378.978 (1. Dezember 2005)
Bevölkerungsdichte:
438,63 Einwohner je
km²
in Städten: 94,2 %
Fläche: 864 km²
KOATUU: 8500000000
Postleitzahlen :
99000 - 99699
Verwaltungsgliederung
Rajone: Städte: 2
durch Oblast verwaltet: 0
durch Rajon verwaltet: 2
Stadtrajone: 4
182
Sewastopol (ukrainisch und russisch Севастополь, von griech. Sebastopolis) ist die größte
Stadt auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Sie wurde unter russischer Besetzung 1783
gegründet und liegt am südwestlichen Rand der Krim auf den Ausläufern des Krimgebirges
direkt am Schwarzen Meer. Sie ist Heimathafen und Hauptstützpunkt der russischen
Schwarzmeerflotte. Die Einwohnerzahl der Agglomeration beträgt rund 379.000 (Dezember
2005).
Herkunft des Namens
Ursprünglich war die Stadt unter dem Namen Achtiar (Ахтиар) bekannt, einer alten
tatarischen Siedlung. Im Türkischen heißt sie deshalb heute noch Akyar. Der krimtatarische
Name ist Aqyar.
Sewastopol kommt aus dem griechischen Wort „Sebastópolis“ (Σεβαστούπολις), einer
Zusammensetzung aus „Sebastos“ (griechisch σεβαστóς) und Polis (πóλις). Aus der römischen
Antike sind drei Orte dieses Namens bekannt - einer in Kleinasien, das heutige Sivas, einer in
Thrakien und einer an der Ostküste des Schwarzen Meers, das heutige Sochumi. Sebastós ist
nach der Verleihung des Titels „Augustus“ (27. v. Chr.) an Octavian als ersten Herrscher der
römischen Kaiserzeit die offizielle griechische Übersetzung dieses Beinamens in seinen
Bedeutungen
„Heiliger“,
„Unverletzlicher“
und
sinngemäß
„Majestät“.
Sewastopol/Sebastopolis besagt folglich „Majestätsstadt“ oder auch „Kaiserstadt“. Diesen
Namen erhielt die Stadt 1784 vom russischen Fürst Grigori Potjomkin.
Geographie
Karte der Ukraine
Sewastopol liegt im äußersten Südwesten der Krim-Halbinsel und verteilt sich auf eine
Fläche von ca. 864 km² rund um 38 Buchten, und unter Einbeziehung der Buchten sogar auf
1000 km². Deren größte, die Bucht von Sewastopol (Sewastopolskaja buchta), teilt die Stadt
in eine Nord- und eine Südhälfte. Auf Letzterer erstreckt sich das Zentrum der Stadt über
mehrere Hügel. Das riesige Territorium von Sewastopol – in Länge und Breite bis zu 50
Kilometer groß – entspricht der Fläche von Moskau, New York oder Shanghai. Zum
Vergleich: Zürich oder Paris sind mit 91,9 respektive 105,4 km² rund zehnmal kleiner als
Sewastopol.
183
Klima
Das Klima von Sewastopol ist nahezu subtropisch. Die Südküste wird durch das Krimgebirge
vor dem Eindringen kalter Luftmassen aus dem Norden geschützt, die Luft ist trocken. Die
jährliche Regenmenge beträgt 500 bis 700 Millimeter.
Im Sommer steigen die Temperaturen bis 40 Grad, die aber von einer leichten Brise gemildert
werden – tagsüber vom Meer Richtung Land, in der Nacht in umgekehrter Richtung. Im
Winter bewegen sich die Temperaturen zwischen -2 und +7 Grad Celsius. In den
Wintermonaten kommt es an der Schwarzmeerküste zu Eisbildung; Sewastopol ist aber im
Gegensatz zu anderen Häfen der Ukraine ganzjährig eisfrei.
Geschichte
Karte zur Belagerung von Sewastopol (1854–1855)
184
Kapitulation von Sewastopol
Historische Karte der Halbinsel Krim (um 1888)
Von der Antike bis zur Sowjetunion
Die küstennahen Regionen der Krim wurden ab dem 7. Jh. v. Chr. von griechischen
Kolonisten besiedelt. In der Nähe des heutigen Stadtzentrums errichteten Griechen aus Milet
zunächst ein Emporion, und ab dem späten 5. Jh. v. Chr. bauten Siedler aus Herakleia Pontike
die Siedlung mit dem Namen Kalamita zur bedeutendsten Polis der Taurischen Chersonesos
aus. Unter der Herrschaft von Rom und Byzanz bewahrte die Stadt ihren griechischen
Charakter bis zur Zerstörung im 14. Jh. und der nachfolgenden Besiedlung durch Tataren.
Nach der russischen Eroberung der Krim wurde die Stadt im Jahre 1783 neu begründet.
185
Auf Grund ihrer militärischen Bedeutung war die blühende Handelsstadt Sewastopol im
Krimkrieg schwer umkämpft. Nach der elfmonatigen Belagerung von Sewastopol war sie am
8. September 1855 nur noch ein Trümmerhaufen und gelangte daraufhin nie mehr zum
früheren Wohlstand. 1898 wurde die erste Linie der Straßenbahn Sewastopol eröffnet, diese
wurde jedoch während der Kampfhandlungen im 2. Weltkrieg im Jahre 1942 beschädigt und
stillgelegt und nach dem Krieg nicht wieder in Betrieb genommen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die als stärkste Festung der Welt geltende Stadt von deutschen
Truppen belagert und nach schweren Kämpfen in der Schlacht um Sewastopol 1941–1942
erobert. Nach der Schlacht waren im Juni 1942 nur noch neun Gebäude unbeschädigt. Nach
der Eroberung am 1. Juli 1942 durch die deutsche Wehrmacht plante das
nationalsozialistische Reichskommissariat Ukraine die Umbenennung des Ortes in
Theoderichshafen. Das wurde jedoch nicht mehr durchgeführt. Nach der Schlacht um die
Krim vom 8. April bis zum 12. Mai 1944 war das Gebiet wieder in sowjetischer Hand.
In Sewastopol bestand das Kriegsgefangenenlager 241 für deutsche Kriegsgefangene des
Zweiten Weltkriegs.[2] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 3318 versorgt.
1954 übereignete Nikita Chruschtschow die Halbinsel Krim und die Hafenstadt Sewastopol
aus dem Besitz der russischen an die ukrainische Sowjetrepublik.
Postsowjetische Zeit
Als Heimathafen der sowjetischen Schwarzmeerflotte war Sewastopol bis 1991 eine
geschlossene Stadt, in die auch die Krimbewohner nur mit einem Passierschein einreisen
konnten. Noch heute markiert das kleine weiße Gebäude der Polizeistation an der Stadtgrenze
die ehemals geschlossene Stadt. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verlor die
Russische Föderation den Anspruch auf den Heimathafen für die traditionsreiche
Schwarzmeerflotte.
Erst der Vertrag von 1997 regelte die Aufteilung der Flotte und den Verbleib der russischen
Marine auf der Krim bis 2017 und entspannte damit die Situation. Er wurde 2010 gegen
verbilligte Gaslieferungen bis 2042 verlängert.
Heute liegen die Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte neben jenen der ukrainischen
Flotte. Sie lassen sich einfach voneinander unterscheiden: Bei den ukrainischen Schiffen
beginnt die Schiffsnummer mit einem großen lateinischen „U“, zudem tragen sie die blaugelbe Flagge der Ukraine. Besonders gut können die ehemaligen Militäranlagen im Süden von
Sewastopol in Balaklawa besichtigt werden. Dort befindet sich auch eine in den Berg
getriebene unterirdische U-Boot-Werft.
Nach einem Ukas des ersten und letzten Krimpräsidenten, dem Russen Juri Meschkow,
öffnete sich die Stadt 1994 zuerst für die Krimbewohner, später auch für die restlichen
Ukrainer sowie auch für ausländische Touristen. Sewastopol untersteht direkt der
ukrainischen Zentralregierung in Kiew und nicht der Regierung der Autonomen Republik
Krim. In der Ukraine hat nur noch die Hauptstadt Kiew diesen Sonderstatus. Seit Jahren wird
darüber diskutiert, ob und wie Sewastopol zu einer Freihandelszone erklärt werden kann.
186
Aktuelle politische Situation
Trotz der Zugehörigkeit von Sewastopol zur Ukraine dominieren das russische
Flottenkommando, pro-russische Behörden und Organisationen das wirtschaftliche, soziale
und kulturelle Leben in der Hafenstadt. So förderte zum Beispiel die Moskauer Stadtregierung
unter dem früheren Bürgermeister Juri Michailowitsch Luschkow pro-russische Aktivitäten in
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen. Mit diesen Aktivitäten unterstützt
Moskau Bestrebungen für eine Unabhängigkeit der Krim von der Ukraine.
Der pro-russische Stadtrat von Sewastopol seinerseits vermeidet jede Konfrontation mit dem
russischen Flottenkommando und russischen Behörden respektive Organisationen. Er lehnte
sogar ein Darlehen der EBRD (European Bank for Reconstruction and Development –
Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklungshilfe) zur dringend notwendigen
Sanierung des Abwassersystems ab, weil es die Bindung Sewastopols an die Ukraine und
Westeuropa verstärkt hätte.
Die wichtigsten Daten im Überblick
Jahr
300.000 v.
Chr.
422 v. Chr.
1783
1854 bis
1855
1920
1942
1944
1945
1954
1991
1994
1996
1997
2010
Ereignis
Erste Besiedlung durch frühe Vertreter der Hominiden (Neandertaler)
Griechische Kolonisten aus Herakleia Pontike besiedeln Kalamita und
Chersones (Stadt)
Stadtgründung durch einen Erlass von Katharina der Großen
Krimkrieg
Evakuierung der weißen Armee
Belagerung und anschließende Eroberung von Sewastopol durch die deutsche
Wehrmacht
Befreiung der Stadt durch die sowjetische Armee im Laufe der Schlacht um die
Krim
Sewastopol wird zur Heldenstadt erklärt
Nikita Chruschtschow übereignet die Krim mit Sewastopol der Ukrainische
SSR
Zusammenbruch der Sowjetunion
Öffnung der geschlossenen Stadt Sewastopol für Krimbewohner
Öffnung der geschlossenen Stadt Sewastopol für alle Ukrainer und Ausländer
Vertrag zwischen der Ukraine und Russland über den Verbleib der russischen
Schwarzmeerflotte in Sewastopol
Vertrag zwischen der Ukraine und Russland über den Verbleib der russischen
Schwarzmeerflotte in Sewastopol bis 2048 verlängert.
187
Bevölkerung
Offiziell leben in Sewastopol rund 378.000 Personen (Stand 2004). Rund 74 Prozent der
Bevölkerung sind Russen, 21 Prozent Ukrainer und 5 Prozent gehören ethnischen
Minderheiten an (Belarussen, Krimtataren, Juden, Armenier, Griechen, Deutsche, Bulgaren,
Moldauer, Polen, Esten, Letten, Koreaner etc.).
Sprache
Die Amtssprache ist Ukrainisch, als Umgangssprache dient aber aufgrund der
Bevölkerungszusammensetzung Russisch. Sprachen der Minderheiten sind unter anderen
Krimtatarisch und – als Überbleibsel der süddeutschen und schweizerischen Auswanderer
nach Zürichtal vor rund 200 Jahren – Deutsch.
Religion
Die autochthonen, traditionell vorherrschenden Religionen sind die russisch-orthodoxe
Kirche, die dem Moskauer Patriarchat verpflichtet ist, und der Islam. Aber erst seit 1989 gibt
es in Sewastopol wieder eine offizielle islamische Gemeinde, der hauptsächlich die aus den
Deportationsgebieten zurückkehrenden Krimtataren angehören. Als ethnisch vielfältig
zusammengesetzte Stadt verfügt Sewastopol über weitere religiöse Gruppierungen, von denen
längst nicht alle offiziell registriert sind.
Politik
Sewastopol besitzt innerhalb der Ukraine und auch innerhalb der autonomen Halbinsel Krim
einen Sonderstatus: Sewastopol ist als einzige Stadt direkt der ukrainischen Regierung in
Kiew unterstellt, während der Rest der Halbinsel der Regierung der Autonomen Republik
Krim in Simferopol unterstellt ist.
Der Stadtrat ist mehrheitlich pro-russisch mit dem Bürgermeister Walerij Wolodimorowytsch
Saratow.
Verwaltungsgliederung
Die Stadt besteht heute aus den vier Stadtrajonen Rajon Lenin, Rajon Nachimow, Rajon
Haharin, und Rajon Balaklawa, wobei die früheren Städte Inkerman und Balaklawa und 46
mittlerweile eingemeindete Dörfer inbegriffen sind. Der Stadtrand von Sewastopol ist – vom
Zentrum her kommend in dieser Reihenfolge – von Trabantensiedlungen, Weinfeldern und
Datschensiedlungen geprägt.
Nachbargemeinden
Sewastopol grenzt an folgende Städte und Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im
Norden): Berehowe, Bachtschyssaraj, Sokolyne und Foros.
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Wirtschaft
Russische Marine
Die russische Marine mit ihrer Schwarzmeerflotte ist bis heute der wichtigste Arbeitgeber in
der Region und finanziert 25 Prozent des Stadtbudgets. Alleine für die Pacht des Militärhafens für die Schwarzmeerflotte zahlt Russland 100 Millionen US-Dollar jährlich an die
Ukraine.
Industrie
Traditionell sind die Werften der stärkste Industriezweig von Sewastopol.
Forstwirtschaft und Fischerei
Sewastopol ist der wichtigste ukrainische Hafen für die Fischerei. Das Schwarze Meer ist aber
durch den Eintrag von Chemikalien aus Landwirtschaft und Industrie zum Teil stark belastet.
Tourismus
Sewastopol wird heute jährlich von über 500.000 Touristen besucht. Viele Ukrainer und
Russen bereisen die ehemals verbotene Stadt, Westeuropäer sind im Stadtbild noch eher
selten zu sehen.
Kulinarische Spezialitäten
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Malakow heißt eine besondere Torte, die aus Löffelbiskuits, Vanillecreme und
Schlagsahne besteht. Nach dem Sieg im Krimkrieg und der Eroberung von Fort
Malakow (Малахов курган) (am 8. September 1855) auf einem Hügel in Sewastopol
wurde der französische Marschall Aimable Jean Jacques Pélissier, zum Herzog von
Malakow ernannt. Zu seiner Ehre wurde die Torte kreiert, die bis heute in ganz
Mitteleuropa als Malakow-Torte bekannt ist – in Sewastopol jedoch ist sie völlig
unbekannt.
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Malakoff heißen im schweizerischen Waadtland auch Käsebällchen. Sie sind ebenso
wie die Torte nach dem Fort Malakow in Sewastopol benannt. Dieser Hügel wurde im
Krimkrieg von den Truppen Napoleons III. eingenommen, in denen auch Waadtländer
Soldaten mitkämpften.
Infrastruktur
Verkehr
Innerhalb der Stadt ermöglicht ein Oberleitungsbus den öffentlichen Verkehr. Daneben
verkehren auch Dieselbusse und sogenannte Marschrutnyje taxi oder Marschrutki, privat
betriebene Sammeltaxis. Diese Kleinbusse sind teurer als die öffentlichen Verkehrsmittel,
aber besonders auf längeren Distanzen erheblich schneller.
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Die Nord- und die Südhälfte der Bucht von Sewastopol (Sewastopolskaja buchta) sind durch
eine regelmäßig verkehrende Fähre miteinander verbunden. Sewastopol besitzt keinen
eigenen Flughafen. Der internationale Flughafen Zentralnyj in Simferopol wird von Ukraine
International Airlines (nur von Mai bis Oktober) direkt von Frankfurt/Main angeflogen, die
restlichen Monate über Kiew. Ganzjährig wird Zentralnyj zudem von Turkish Airlines über
Istanbul angeflogen.
Der Militärflugplatz Utschkujewka in Belbek (UKS), 11 km nördlich der Stadt, wird als
Sevastopol International Airport bezeichnet [1] und von Dniproavia angeflogen.
Von Simferopol gelangt man mit Bus oder Taxi in einer Stunde nach Sewastopol. Günstiger
ist die Elektritschka (электричка), ein meist überfüllter, elektrisch betriebener
Nahverkehrszug mit sehr altem Rollmaterial aus der Waggonfabrik in Riga. Eine andere
Anreise besteht über Istanbul, von wo aus eine Fähre direkt nach Sewastopol verkehrt. Die
Fahrt dauert rund 24 Stunden.
Hochschulen
Meeresinstitut(links) und Jugendpalast(rechts) im Hafen
Sewastopol ist das Bildungszentrum der Krim. Eine ganze Reihe wissenschaftlicher Institute
und Organisationen haben ihren Sitz in der Hafenstadt, z. B. zwei Institute der Ukrainischen
Akademie der Wissenschaften, die Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol (10.000
Studenten), das Atomenergieinstitut Sewastopol und das Meeresinstitut Sewastopol.
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Ukrainische Akademie der Wissenschaften
Staatliche Polytechnische Universität Sewastopol
Atomenergieinstitut Sewastopol
Meeresinstitut Sewastopol
Kowalewski-Institut für Biologie der südlichen Meere
Zweigstelle (Filiale) der Moskauer Staatlichen Universität (MGU); genannt: Filiale
der Schwarzmeerflotte
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Kultur und Sehenswürdigkeiten
Denkmäler
Denkmal der versenkten Schiffe (Adlersäule)
Admiral P. Nachimow
Panorama
In der „Heldenstadt“ Sewastopol stehen rund 2.000 Denkmäler, aber auch viele repräsentative
Bauten aus der Nachkriegszeit. Darunter befindet sich etwa die Adler-Säule, die im Jahre
1904 auf einem Fels im Hafenbecken errichtet wurde. Sie soll an die 1854 im Krimkrieg
absichtlich in der Hafeneinfahrt versenkten Russischen Schiffe erinnern. Dadurch sollten die
Schiffe der Angreifer an der Einfahrt gehindert werden. Ein weiteres, bekanntes Denkmal ist
die 1959 errichtete Statue des Russischen Admirales Pawel S. Nachimow, dem
Oberbefehlshaber der verteidigenden Militärverbände bei der Belagerung Sewastopols im
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Zuge des Krimkrieges.
Sehenswürdigkeiten
Gebäude
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Diorama „Der Sturmangriff auf den Sapun-Berg am 7. Mai 1944“
Verteidigungs-Turm auf dem Malakow-Hügel
Haus der Untergrundkämpfer von Sewastopol 1942–1944
Museen Das Panorama-Museum von Sewastopol ist ein Rundbau auf einem der Hügel, die
einst als „Festungshügel“ der Verteidigung der Stadt dienten. Vom zentralen Uschakow-Platz
(russisch Ушакова пл.) aus liegt es bergauf am Ende des Istoritscheski bulwar (russisch
Исторический бульвар). Hier wird nur ein einziges Gemälde ausgestellt, das aber die
gesamte Fläche der Innenwand des imposanten Rundbaus ausfüllt: ein Panoramabild von
Franz Alexejewitsch Roubaud (1856–1928), einem russischen Schlachtenmaler mit deutschfranzösischen Wurzeln.
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Museum der Schwarzmeerflotte
Ein kleines Kunstmuseum ist am Nachimowa pr. 9 zu finden. Bilder russischer und
westeuropäischer Maler vom 17. bis in das frühe 19. Jahrhundert sind ausgestellt. Im
Erdgeschoss werden Wechselausstellungen gezeigt.
Ausgrabungen
Auf dem Kap von Sewastopol liegen die Ruinen der im Jahre 421 u.Z. gegründeten
griechischen Siedlung Chersones.
Kirchen
Sewastopol: Eingangsbereich der St.Wladimir-Kathedrale mit Gerüst für
Restaurationsarbeiten
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Sewastopol: Portalfassade der St. Wladimir-Kathedrale
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Wladimirkathedrale (Ruhestätte berühmter Admiräle)
Wladimir-Kathedrale zu Chersones, im 18. Jahrhundert auf dem Areal von Chersones
auf Befehl der russischen Zarin errichtet.
Peter-und-Paul-Kirche
Pokrowski-Kathedrale
Die drei bekanntesten und schönsten Kirchen Sewastopols stehen mitten im Zentrum der
Stadt. Über der ganzen Stadt leuchtet das goldene Kreuz der Wladimir-Kathedrale zu
Chersones, das auf allen internationalen Seekarten eingezeichnet ist.
Aus diesem Grund hat es sogar die Bolschewiki und den staatlich verordneten Atheismus der
Sowjetunion überstanden. Der Grundstein zur Wladimir-Kathedrale wurde schon im
Krimkrieg gelegt, der Bau im byzantinischen Stil aber erst im Jahre 1888 abgeschlossen.
Traditionell finden hier die Admirale der Schwarzmeerflotte ihre letzte Ruhe, weshalb das
Gotteshaus auch Admirals-Kathedrale genannt wird. Die Kathedrale ist im Innern seit Jahren
eine Baustelle, was aber die Gläubigen zwischen den Holzgerüsten nicht stört.
Parks
Der zentralste Park ist der historische Boulevard, mit Aussicht auf die Stadt und die
Buchten. Ein 24 Meter langes Rundbild der Schlacht um Sewastopol während des
Krimkrieges, befindet sich in einem angrenzenden Gebäude.
Theater
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Lunatscharski-Theater
Theater der Schwarzmeerflotte
Sewastopol ist das wichtigste Zentrum des Kulturschaffens auf der Krim, was sich auch an
den vier Theatern zeigt, darunter mit dem Lunatscharski-Theater (russisch Театр
Луначарского) eines der ältesten russischen Theater überhaupt.
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Bibliotheken
Die wichtigste Bibliothek Sewastopols ist die Morskaja Biblioteka, die Bibliothek der
Schwarzmeerflotte.
Kino
In der Stadt Sewastopol findet man vier Kinos mit mehreren Kinosälen, die je zur Hälfte der
Stadt und Privatleuten gehören, sowie drei kleinere private Kinos mit je vierzig bis sechzig
Plätzen. In den Kinos von Sewastopol werden vor allem russische Filme gezeigt.
Persönlichkeiten
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Lew Tolstoi, russischer Schriftsteller, war selbst im Krimkrieg bei der Verteidigung
Sewastopols beteiligt.
Giuseppe Bernardazzi plante im Krimkrieg die Befestigungs- und Sicherungsarbeiten
von Sewastopol.
James Robertson, Fotograf (Seine Fotos aus dem im Krimkrieg zerstörten Sewastopol
zählen zu den ersten fotografischen Kriegsreportagen der Geschichte.)
Söhne und Töchter der Stadt
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Alexander Onischuk (* 1975), Schachspieler
Anastassija Eduardowna Baburowa (1983–2009), Journalistin und Opfer politischer
Gewalt
Igor Woloschin, russischer Regisseur
Andere Verwendung des Namens
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Sebastopol sind Städte in Kalifornien und in Mississippi
Sebastopol ist der Name einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Meinerzhagen in
Nordrhein-Westfalen.
Ein Ort auf Mauritius trägt auch den Namen Sewastopol.
Als „Sewastopol“ bezeichnet sich auch eine bundesweit bekannte Orientierungsfahrt
in Oberfranken/Bayern. Sie leitet ihren Namen von einem fahrenden Handwerker und
dem nach ihm im Volksmund benannten Ortsteil der Stadt Helmbrechts her [4].
Ein Lied Sevastopol der Band Heaven Shall Burn des 2010 erschienenen Albums
"Invictus"
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Bildergalerie
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Hafen von Sewastopol
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Blick auf das Meer
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Stadtbild
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Odessa
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Odessa
Odessa
Basisdaten
Oblast:
Oblast Odessa
Rajon:
Kreisfreie Stadt
Höhe:
40 m
Fläche:
163,0 km²
Einwohner:
1.006.242 (1. Jul. 2011 [1])
Bevölkerungsdichte:
6.173 Einwohner je km²
Postleitzahlen:
65000 - 65480
Vorwahl:
+380 48
Geographische Lage:
46° 29′ N, 30° 44′
O46.48333333333330.73333333333340Koordinaten:
46° 29′ 0″ N, 30° 44′ 0″ O (Karte)
KOATUU:
5110100000
Verwaltungsgliederung: 8 Stadtrajone
Bürgermeister:
Oleksij Kostussew
Adresse:
Думська Площа 1
65004 м. Одеса
Website:
http://www.odessa.ua/
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Odessa
Odessa (ukrainisch Одеса [ɔˈdɛsɑ]; russisch Одесса [ɐˈdʲesə]) ist eine Stadt im gleichnamigen Verwaltungsgebiet (Oblast Odessa) in der Ukraine. Sie ist mit rund 1.000.000 Einwohnern die wichtigste Hafenstadt des Landes am Schwarzen Meer.
Name
Der Ursprung des Namens Odessa ist nicht eindeutig geklärt. Eine populäre Legende besagt,
er sei von der antiken griechischen Stadt Odessos (heute Warna) abgeleitet – möglicherweise
aufgrund einer Verwechslung, da Warna zwar ebenfalls am Schwarzen Meer, allerdings in
Bulgarien liegt. Einer anderen Erklärung zufolge stammt der Name von der türkischen
Bezeichnung Jedisan für die Region ab, die „sieben Flaggen“ oder „sieben Titel“ bedeutet und
auf die Jedisan-Sippe der Nogaier-Horde zurückgeht, die wiederum aus sieben Untergruppen
bestand.
Geschichte
Vor Gründung Odessas
In der Antike lebten hier verschiedene Steppenvölker wie die Skythen und Sarmaten, sowie
der thrakische Stamm der Tyrageten. Im ersten Jahrhundert vor Christus gelangte es unter
dakische Herrschaft. Im Frühmittelalter war das Gebiet von ostslawischen Stämmen
(Tiwerzen und Duleben) bewohnt, die mit der Zeit von türkischen Nomadenvölkern wie den
Petschenegen und Kumanen verdrängt wurden.
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Im 14. Jahrhundert lag das Gebiet am Schwarzen Meer zwischen den Flüssen Dnister und
Dnepr im Einflussbereich des Großfürstentums Litauen. Um 1764 wurde nahe einer
tatarischen Siedlung mit dem Namen „Hacıbey“ (bzw. „Hadschi Bai“ oder „Khadzhibei“)
vom Osmanischen Reich eine Festung „Yeni Dünya“ (bzw. „Jeni-Dunia“, zu deutsch „Neue
Welt“), errichtet. Sie wurde von russischen Truppen unter dem Befehl des neapolitanischen
Generalmajors Joseph de Ribas am 14. September 1789 im Russisch-Türkischen Krieg von
1787 bis 1792 eingenommen.
Gouvernement Neurussland
Denkmal für Katharina II in Odessa, mit dem Erlass zur Gründung von Hafen
und Stadt in der Hand
Hafen von Odessa um 1850, links Potemkinsche Treppe
Mit dem Frieden von Jassy ging 1792 das Gebiet östlich des Dnister vom Osmanischen Reich
an Russland über. Die Stadt Odessa wurde im Jahre 1794 auf Anweisung von Katharina der
Großen bei der 1789 eingenommenen Festung angelegt, um einen leistungsfähigen
Militärhafen für den Schwarzmeer- und Mittelmeerraum zu haben.
198
Die neue Stadt wurde ein großer Erfolg. De Ribas war bis 1797 der erste Statthalter, dem der
Herzog von Richelieu von 1803 bis 1814 folgte. Vor allem ihm verdankt die Stadt ihr frühes
Wachstum. An ihn erinnert seit 1828 eine Bronzestatue, geschaffen von Ivan Martos. Er war
vor der Französischen Revolution geflohen und diente in der Armee Katharina der Großen
gegen die Türken. Ihm verdankt die Stadt die Anlagen und die Infrastruktur. Auf ihn gehen
die langen unterirdischen Gänge, die Katakomben, zurück. Die tragenden Wände vieler
Häuser bestehen aus Kalkstein, der in den Steinbrüchen unterhalb der Stadt heraus gebrochen
wurde. Das Wohnhaus des Gouverneurs wurde mit einem kilometerlangen unterirdischen
Gang verbunden; einerseits mit seinem Arbeitssitz, andererseits als Fluchtweg mit dem Meer.
Im Zweiten Weltkrieg fanden Partisanen Unterschlupf in den Katakomben, heute sind sie ein
Touristenziel. Auch seinem Nachfolger, Graf Alexandre Andrault de Langeron verdankt
Odessa viel, so gründete er 1817 das Lyceum Richelieu (später dann Neurussische Universität)
und erklärte Odessa zu einem Freihafen.
Denkmal für Herzog von Richelieu
Odessa 1892
Zwischen 1803 und 1818 bestand das Neurussische Fürsorgekontor als Kanzlei für die
Neurussland-Siedler im Gebiet von Odessa. Sie war 1818 für etwa 15.500 nichtrussische
Siedler zuständig. Dazu gehörten die nordwestlich gelegenen Siedlungen der
Schwarzmeerdeutschen mit den vier Distrikten: Liebenthal, Beresan, Kutschurgan und
Glücksthal und verschiedene einzelne deutsche Dörfer, sowie die bulgarischen und
griechischen Distrikte: Ternowka, Bujalik und Parkani. Zusätzlich wurden vier schwedische,
neun jüdische und das serbische Dorf Zetin verwaltet. Nach 1818 wurde die Kanzlei zu einer
regionalen Niederlassung des Fürsorgekomitees für ausländische Siedler in Cherson. Sie
wurde 1833 geschlossen.
199
Viele Juden verließen Polen nach den Teilungen von 1793 und 1795 in Richtung Odessa, so
dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bevölkerung zu etwa 30 % aus Juden bestand. 1821
kam es in Odessa bei der Beerdigung des Patriarchen von Konstantinopel Gregor V. zum
ersten Judenpogrom, bei dem 14 Juden getötet wurden. Dem folgten weitere Pogrome 1859,
1871, 1881 und 1905.[2]
Ihren Aufschwung als moderne Hafenstadt nahm Odessa nach 1823 unter dem
Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien, Graf Michail Semjonowitsch
Woronzow. Er machte die Stadt zu seinem Verwaltungssitz, engagierte westeuropäische
Ingenieure und Ärzte und organisierte viele städtebauliche Projekte. Er gründete ein Theater,
eine öffentliche Bibliothek, ein Lyzeum, ein Institut für orientalische Sprachen, verschiedene
wissenschaftliche Gesellschaften und protegierte englische und französische Lokalzeitungen.
Zwischen 1823 und 1849 verdoppelte sich die Bevölkerung Odessas. Der russische Dichter
Alexander Puschkin lobte in der Erzählung Eugen Onegin die Freiheit und Ungezwungenheit
in der Stadt.
Von 1878 bis 1895 stand Grigori Grigorjewitsch Marasli an der Spitze der Stadt. Er war der
Sohn eines in Odessa zu Wohlstand gekommenen griechischen Getreidehändlers und
Förderers des in Odessa 1814 gegründeten griechischen Geheimbundes Filiki Eteria. Marasli
finanzierte mit Teilen seines ererbten Vermögens eine Vielzahl von öffentlichen Bauten in
Odessa.
Auf dem russischen Linienschiff Fürst Potjomkin von Tauris (rus. Knjas Potjomkin
Tawritscheski) der Schwarzmeerflotte kam es am 27. Juni 1905 zur Meuterei. Das von den
Meuterern übernommene Schiff lief in den Hafen von Odessa ein, aber die Matrosen unterstützten nicht einen zu dieser Zeit stattfindenden Generalstreik in der Stadt, der Teil der
Russischen Revolution von 1905 war. Das Ereignis war Grundlage für den Film
Panzerkreuzer Potemkin.
Ukrainische Volksrepublik
Das von den Rumtscherod (blaues Gebiet) beanspruchte Gebiet im Januar 1918. In
Bessarabien marschierten schon nach wenigen Tagen rumänische Truppen ein.
200
Die Ukrainische Volksrepublik wurde im Verlauf des Russischen Bürgerkriegs gegründet,
doch war sie dem Angriff der Roten Armee nicht gewachsen. So wurde Odessa von Januar bis
März 1918 von der sowjetischen Rumtscherod regiert. Durch den Friedensvertrag von BrestLitowsk wurde die Volksrepublik, einschließlich der Stadt Odessa, offiziell unabhängig, doch
tatsächlich war sie abhängig vom Deutschen Kaiserreich und seinen Verbündeten.
Von März bis Dezember 1918 hielten sich Truppen der Mittelmächte in der Ukrainischen
Volksrepublik auf. Der südliche Teil des Landes und damit auch Odessa wurde von
Österreichern bis zum Ende von Österreich-Ungarn kontrolliert. Die Verantwortlichen waren
nacheinander Eduard von Böhm-Ermolli und Alfred Krauß.
Nach deren Rückzug eroberte die Entente Odessa. Das Ziel war unter anderem die
Unterstützung von Anton Iwanowitsch Denikin, General der Weißen Armee. Französische,
griechische und einige wenige polnische, rumänische und freiwillige russische Truppen
landeten in Odessa an und blieben dort vom 18. Dezember 1918 bis zum 8. April 1919.
General Borius war Militärgouverneur von Odessa. Nach einer schweren Niederlage der
Alliierten in Cherson zogen sich die Franzosen zurück.[4] Grund war ein drohender
Hungeraufstand in der Stadt. Außerdem war es auf den französischen Kriegsschiffen France
und Jean Bart im Schwarzen Meer unter der Führung von André Marty zur Meuterei
gekommen. Danach übernahm Denikin die Stadt und die griechische Bevölkerung Odessas
wurde mit Schiffen evakuiert. General Lucjan Żeligowski führte seine polnische Division, die
im Gebiet um den Fluss Kuban operierte, ebenfalls aus Russland via Odessa heraus.
Ukrainische SSR
Umgebung von Odessa
201
Ab 1920 war Odessa Teil der Ukrainischen SSR und ab 1922 der Sowjetunion.
Der Hungersnot von 1932/34, dem Holodomor, fielen auch in Odessa viele Menschen zum
Opfer. So sollen im ersten Halbjahr 1933 in der Oblast Odessa täglich nur 830 kcal pro Person
zur Verfügung gestanden haben, was etwa die Hälfte des heute als notwendig betrachteten
Grundumsatzes ist.
Odessa lag 1941 bei Beginn des Deutsch-sowjetischen Krieges im Angriffsbereich der
rumänischen 4. Armee, die gegen die verteidigende sowjetische 9. Armee rasch Erfolge
erzielte. Als die Rumänen am 5. August 1941 die Stadt erreichten, begann die Schlacht um
Odessa. Die sowjetische Führung erklärte Odessa zur Verteidigungszone, in der sich Reste
der zurückflutenden Truppen mit den etwa 35.000 Verteidigern (Marine und Freiwillige)
einigelten. Die „Unterstadt“ (höhlenartige Steinbrüche) wurde zur Deckung genutzt. Weiter
über See verstärkt, konnte die Garnison alle rumänischen Angriffe bis zum Oktober
abwehren. Die Lage wurde jedoch wegen des deutschen Vormarschs Richtung Krim
schließlich aussichtslos, so dass Odessa ab dem 1. Oktober geräumt wurde. Die sowjetische
Schwarzmeerflotte brachte bis zum 16. Oktober 1941 70.000 Soldaten und 15.000 Zivilisten
nach Sewastopol.
Odessa war von 1941 bis 1944 von rumänischen und deutschen Truppen besetzt. Die Stadt
war ab Dezember 1941 Sitz des rumänischen Hauptquartiers von Transnistrien. Während der
Besatzungszeit wurden etwa 60.000 Einwohner ermordet oder deportiert, die meisten waren
Juden. Besonders die Massaker vom 23. bis zum 25. Oktober 1941 bleiben in Erinnerung. Bei
einer Explosion im rumänischen Hauptquartier in Odessa starben insgesamt 61 Personen,
einschließlich des rumänischen Generals Glogojeanu. Ministerpräsident Ion Antonescu gab
daraufhin den Befehl als Vergeltung für jeden getöteten Offizier 200 und für jeden Soldaten
100 Juden oder Kommunisten zu töten. Daraus entwickelte sich ein Massaker, bei dem etwa
30.000 Juden getötet wurden.
Wegen der Schlappe von Odessa war der Oberbefehlshaber der rumänischen Belagerer,
Korpsgeneral Ciuperca, am 9. September abgelöst und durch den bisherigen Kriegsminister
General Jacobici ersetzt worden. Im März 1944 erhielt die 3. Ukrainische Front (Malinowski),
die bereits am südlichen Bug hielt, den Auftrag, zum Dnjestr vorzustoßen und Odessa zu
nehmen.
Ende März 1944 gingen aus mehreren Brückenköpfen am rechten Bug-Ufer drei sowjetische
Armeen gegen die deutsche 6. Armee (de Angelis) vor. Diese konnte sich nur hinhaltend
verteidigen, zumal sie im Rücken von starker Partisanentätigkeit bedroht war. Am 10. April
1944 musste sie Odessa räumen und hinter den Dnister zurückgehen. Mit dem Verlust dieses
Hafens zeichnete sich das Ende der deutschen Kriegführung im Schwarzen Meer ab.
Kriegsgefangenenlager 159
Aufgrund des Befehls der NKWD vom 3.Juli 1944 Nr. 00756 wurden in Odessa im Verlauf
des Sommers und Herbstes 1944 unter der Lagerverwaltung 159 acht Lagerabteilungen für
insgesamt bis zu 12.000 Kriegsgefangene eingerichtet. Die Zahl der Lagerabteilungen änderte
sich in der Folgezeit nach Möglichkeiten und Bedürfnissen - vor allem denen des
Arbeitseinsatzes.
202
Bis Ende des Jahres 1946 waren 14 Lagerabteilungen mit einer Belegung von 10.800 Mann
vorgesehen. Tatsächlich befanden sich im Januar 1947 12.102 Gefangene im Lager 159, auf
16 Abteilungen verteilt und hauptsächlich im Wiederaufbau des Kriegshafens Odessa, der
Werften, des Landmaschinenbaus und anderer Industrien eingesetzt.
Ende 1948 wurde das bis dahin selbständige Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew – als
Lagerabteilung 7 verwaltungsmäßig dem Lager 159 Odessa angegliedert. Über die
Sterblichkeit im Lager liegen nur bruchstückhafte Angaben vor. So sind im Berichtsabschnitt
des medizinischen Dienstes für das (vermutlich letzte) Quartal des Jahres 1944 654 Tote
verzeichnet, die auf den physischen wie psychischen Erschöpfungszustand, auf ungeheizte
Unterkünfte und Mangel an warmen wie ausreichendem Essen zurückgeführt werden. Das
ergäbe bei der andernorts erwähnten Belegung mit 11.687 Mann eine Todesrate von 5,6 %
bzw. aufs Jahr hochgerechnet 22 %. Für das Jahr 1946 werden 66 Tote - an anderer Stelle 81
Tote - aufgeführt, was 0,08 % der Lagerbelegung entsprechen soll.
Insgesamt haben 68.256 Kriegsgefangene das Lager 159 durchlaufen, darunter 26.331
deutsche und 2584 österreichische sowie 13.496 rumänische und 12.563 ungarische. Diese im
Vergleich zum Bestand sehr viel höhere Zahl ist u.a. darauf zurückzuführen, dass in Odessa
die Repatriierung konzentriert war.
Republik Ukraine
Im Juli 1994 wurde Eduard Hurwiz zum Bürgermeister gewählt. Im März 1998 erfolgte seine
Wiederwahl, doch wurde stattdessen sein Konkurrent Rouslan Bodelan mit Hilfe der Justiz
Bürgermeister und Hurwiz floh nach Israel. Bei der Wahl 2002 traten wieder beide an und
Bodelan gewann. 2005 erklärte ein Gericht die Wahl für ungültig und ernannte stattdessen
Hurwiz zum Bürgermeister. Bodelan ging nach Russland. Bei der folgenden Wahl 2006
wurde Hurwiz zum Bürgermeister gewählt. Bei den Bürgermeisterwahlen 2010 trat Hurwiz
für die "Front Smin" von Arsenij Jazenjuk an, doch verlor er gegen den Kandidaten der Partei
der Regionen, Oleksij Kostussew, der bis dato dem Antimonopolkomitee vorstand. Seit dem
6. November 2010 ist Oleksij Kostussew Bürgermeister der Stadt.
Bevölkerung
Die Geschichte der Stadt ist traditionell von vielen Völkern und Konfessionen geprägt.
Die Ukrainer bilden mit 57 Prozent die Mehrheit der Einwohner. Außerdem leben in der Stadt
34 Prozent Russen, sowie Juden, Rumänen (Moldauer), Griechen, Deutsche, Franzosen,
Araber, Türken, Armenier, Georgier und weitere Bevölkerungsgruppen. Insgesamt sollen es
mehr als 130 Nationalitäten sein.[7] Odessa gehört zu den ukrainischen Gebieten, in denen
Russisch die dominierende Sprache ist. Insgesamt geben 63 Prozent der Einwohner die
russische Sprache als Sprache des Alltags an. 2012 wurde Russisch als regionale Amtssprache
in der Oblast Odessa wieder eingeführt[8] und erhielt damit 20 Jahre nach dem Ende der
Sowjetunion wieder einen offiziellen Status.
Als gemeinsame Bezeichnung nennen sich die Einwohner Odessas Odessiten. Im Selbstbild
findet sich als stärkstes Element die Weltoffenheit, eine Eigenschaft, die sich aus der Lage an
der Nahtstelle zwischen Orient und Okzident ergibt.
203
Bevölkerungsentwicklung
175 180
1849
0
0
1897
1910
2.00 6.00 86.72 403.8 506.6
0
0
9
00
00
1912
1920
1936
1956
1970
1974
1989
500.0 317.0
00
00
534.0
00
607.0 892.0 1.000.0 1.115.3
00
00
00
71
Bevölkerungsentwicklung
2001
2005
2009
1.029.049 1.007.131 1.008.604
Gesundheit
Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besitzt Odessa mit ca. 160.000
HIV-infizierten Einwohnern (16 % der Gesamtbevölkerung) europaweit die höchste HIVInfektionsrate. Seit kurzem hält die Ukraine den traurigen Europarekord an Neuinfektionen
und gehört auch weltweit zu den Staaten, in denen sich Aids am schnellsten ausbreitet.
Religion
Die Mehrheit der Bevölkerung ist christlich-orthodox. Odessa ist Bischofssitz der Deutschen
Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine.
Geographie
Topographie
Die Stadt liegt auf Hügeln, von denen man wie von Terrassen auf den kleinen Hafen im
Schwarzen Meer sehen kann. Sie liegt ca. 30 km nördlich der Mündung des Flusses Dnister
und ca. 440 km südlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
Klima
In Odessa herrscht Seeklima (nach Köppens Klimaeinteilung Cfb)[10] nahe der Grenze zum
Kontinental- (Dfb) und halbtrockenen (semiariden) Klima (BSk). Die Wassertemperatur liegt
im Jahresdurchschnitt zwischen 13 und 14°C, zwischen Januar und März bei 6°C und im
August bei 23°C.
204
Wirtschaft, Messen, Verkehr und Bildung
Passagierhafen von Odessa
Bahnhof von Odessa
Flughafen Odessa am Abend
Schiffsbau, Ölraffinerien, Chemie, Metallverarbeitende Betriebe, Nahrungsgüterproduktion,
Fischfang und Tourismus sind die Grundlagen der Odessaer Wirtschaft.
Bekannt ist der Markt "Promrynke 7 km", häufig nur als "7. km" bezeichnet. Er wird auf
derzeit 70 ha Fläche vor allem aus zahlreichen aneinander gereihten Containern gebildet, und
beherbergt so mehr als 15.000 verschiedene Händler und Geschäfte. Seinen Namen hat er
daher, dass er sich bei Straßenkilometer 7 an der Straße Odessa - Ovidopol befindet.
205
Verkehr
Neben dem nahegelegenen Illitschiwsk, sowie Mykolajiw, Cherson und Sewastopol ist
Odessa einer der wichtigsten Häfen der Ukraine.
Von hier aus bestehen auch Straßen- und Eisenbahnverbindungen ins Hinterland, vor allem
nach Galizien, Podolien und Moldawien, aber auch in die Hauptstadt Kiew. Dreimal
wöchentlich fährt ein durchgehender Schlafwagen nach Berlin. Die Geschichte der Odessaer
Eisenbahnen ist mit Sergei Juljewitsch Witte verbunden.
Der Flughafen der Stadt liegt im Südwesten und verfügt über nationale und internationale
Flugverbindungen.
Der öffentliche Nahverkehr begann 1880 mit der als Pferdebahn eröffneten Straßenbahn
Odessa. Heute wird der gesamte Verkehr mittels Trolleybussen, Autobussen, Tramways und
Marschroutni-Taxi abgewickelt. Erwähnenswert ist darüber hinaus eine Standseilbahn, die
den Höhenunterschied zwischen dem Hafen und dem Stadtzentrum neben der Potemkinschen
Treppe überwindet, ihre Benutzung ist kostenlos. Alle genannten Verkehrsmittel gehören der
Odesgorelektrotrans, der innerstädtischen Verkehrsgesellschaft.
Hochschulen
Die Kadetten-Schule (um 1910)
Die Neurussische Universität wurde am 13. Mai 1865 eröffnet, 1945 wurde sie nach dem
russisch-ukrainischen Träger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin Ilja Metschnikow schließlich in Staatliche I.I. Metschnikow Universität Odessa umbenannt. Heute heißt sie
offiziell Nationale I. I. Metschnikow Universität Odessa. Unter anderem betreibt sie das
Astronomische Observatorium Odessa.
Weitere Universitäten in Odessa sind die am 18. September 1918 gegründete Staatliche
Polytechnische Universität Odessa, die Staatliche Marineuniversität Odessa, die um 1900
gegründete Staatliche Medizinische Universität Odessa, die Südukrainische Staatliche
Pädagogische K.-D.-Uschinski-Universität Odessa (nach dem russischen Pädagogen
Konstantin Dmitrijewitsch Uschinski (* 1824, † 1871)) und die Staatliche
Wirtschaftsuniversität Odessa. Darüber hinaus gibt es noch einige Akademien in Odessa.
206
Messen und Ausstellungen
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Wine & Winemaking - Internationale Fachmesse für Wein, Weinherstellung und
Weinbau
High Degree - Internationale Fachmesse für Spirituosen
InterAgroBusiness - Internationale Fachmesse für Landwirtschaft, Landtechnik,
Viehzucht, Öko-Landbau und Bioenergie
Politik
Stadtgliederung
Odessa gliedert sich in folgende acht Stadtrajone: Rajon Schowtnewe, Rajon Illitsch, Rajon
Kiew, Rajon Lenin, Rajon Malynowskyj, Rajon Prymorske, Rajon Suworow, Rajon Zentral.
Jedes Rajon hat seine eigene Verwaltung, die dem Odessaer Stadtrat untersteht.
Sehenswürdigkeiten
Potemkinsche Treppe
Opernhaus
207
Panteleimon-Kloster
Bauwerke
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Wahrzeichen Odessas ist die Potemkinsche Treppe von der Altstadt zum Hafen. Dort
steht auch die Kanone des englischen Schiffs Tigris, das während des Krimkriegs
sank.
Im Opernhaus Odessa (Teatr operi ta baletu) finden Opern- und Ballettaufführungen
statt. Es wurde 1884–1887 vom damals im mitteleuropäischen Theaterbau führenden
Wiener Büro Fellner & Helmer erbaut, inzwischen jedoch wegen Bodensenkungen
mehrfach verändert.
Palais Kinsky, hier übernachteten Winston Churchill und seine Gefolgsleute vor dem
Treffen von Jalta.
Haus der Wissenschaftler (früher Tolstoi-Palais)
Woronzowpalast
Theater
Rathaus
Denkmale (Auswahl)
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Iwan Franko
Katharina II.
Adam Mickiewicz
Alexander Puschkin (auf dem Hochufer über der Hafenbucht, vor der Duma ; ein
weiteres vor dem Puschkinmuseum)
Richelieu (am oberen Ende der Potemkinschen Treppe)
Taras Schewtschenko
Michail Woronzow (Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien, auf dem
Kathedralenplatz)
Goldenes Kind von Ernst Neiswestny
Matrosendenkmal im Schewtschenkopark
208
Kirchen und Klöster
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Verklärungskathedrale auf dem Kathedralen-Platz (Soborka)
Uspenski-Kathedrale
Armenische Kirche auf dem Gagarinplateau
Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche St. Paul
Griechisch-Orthodoxe Kirche
Kirche des heiligen Elias
Kirche des heiligen Panthelemon
Kirche der heiligen Muttergottes
Polnische Kirche/ Kirche des heiligen Petrus
Frauenkloster Erzengel Michael
Uspenski-Mönchskloster
mehrere Synagogen
Museen und Kunstgalerien
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Archäologisches Museum
Heimatkundemuseum (Nowikowpalast)
Gemäldegalerie in der Sofiejewska vul.
Literaturmuseum (Gagarinpalast)
Museum für westeuropäische und orientalische Kunst
Puschkinmuseum.
Parks und Gärten
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Stadtpark (Городской сад)
Botanischer Garten (Ботанический сад)
Schewtschenko-Park (Парк Шевченко)
Park des Sieges (Парк Победы)
Zoologischer Garten (ОДЕССКИЙ ЗООПАРК)
Prospekte und Katakomben
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Die Flaniermeile Deribasowskaja, benannt nach dem Gründer der Stadt, Admiral José
de Ribas.
Strand von Odessa
209
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Die „Katakomben von Odessa" bestehen aus einem Netz unterirdischer Gänge und
Labyrinthe und sind heute für Besucher geöffnet. Hier versteckten sich Partisanen
während des Zweiten Weltkrieges.[21]
Sport
Der bekannteste Fußballverein der Stadt ist Tschornomorez Odessa. Der Klub spielt
momentan in der Wyscha Liha, der ersten ukrainischen Liga. Das Stadion "Zentralstadion
Tschornomorez" (auch als Schwarzmeerstadion bezeichnet) dient als Ausweichstadion für die
Fußball-Europameisterschaft 2012.
Städtepartnerschaften
Odessa unterhält mit rund 40 Städten aus zahlreichen Ländern der Erde Beziehungen, die
nach eigener Darstellung in Bruderstädte und Partnerstädte unterschieden werden. Im
Folgenden sind die Städte beider Kategorien alphabetisch aufgelistet.
Richtungsanzeiger für die Bruder- oder Partnerstädte am Rathaus; Stand 2010
210
Bruderstädte
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Alexandria
(Ägypten)
Baltimore
(Vereinigte
Staaten)
Constanța
(Rumänien)
Genua
(Italien)
Haifa (Israel)
Istanbul
(Türkei)
Jerewan
(Armenien)
Chișinău
(Moldawien)
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Liverpool (Vereinigtes
Königreich)
Łódź (Polen, seit 1993)
Marseille (Frankreich,
seit 1972)
Nikosia (Zypern)
Oulu (Finnland)
Piraeus (Griechenland)
Qingdao
(Volksrepublik China)
Regensburg
(Deutschland, seit 1990)
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Szeged (Ungarn)
Split (Kroatien)
Tallinn (Estland)
Tripoli (Libanon)
Valencia (Spanien)
Vancouver (Kanada,
seit 1944)
Yokohama (Japan).
Partnerstädte
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Brest
(Weißrussland)
Danzig (Polen,
seit 1996)
Kalkutta (Indien)
Klaipeda
(Litauen)
Larnaka (Zypern)
Ljubljana
(Slowenien)
Minsk
(Weißrussland)
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Moskau (Russland)
Ningbo (Volksrepublik
China)
Rostow am Don
(Russland)
St. Petersburg (Russland)
Taganrog (Russland)
Tiflis (Georgien)
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Valparaíso
(Chile)
Van (Türkei)
Vídeň
(Tschechien)
Warna
(Bulgarien)
Wien
(Österreich)
Wolgograd
(Russland).
Persönlichkeiten Söhne und Töchter: In Odessa geboren:
Wissenschaftler
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Wladimir Igorewitsch Arnold, Mathematiker
Sergei Natanowitsch Bernstein, russischer Mathematiker
George Gamow, russisch-US-amerikanischer Physiker
Adolf Pawlowitsch Juschkewitsch, Mathematikhistoriker
Henry Primakoff, Theoretischer Physiker
Alexander von Schelting, deutscher Soziologe
Heinrich Walter, deutsch-russischer Geobotaniker und Öko-Physiologe
211
Sportler
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Hennadij Awdjejenko, ehemaliger sowjetischer Hochspringer und Olympiasieger
Mykola Awilow, Zehnkämpfer und Olympiasieger
Igor Iwanowitsch Belanow, sowjetischer Fußballspieler
Efim Geller, sowjetischer Schachspieler
Charles Goldenberg, American-Football-Spieler
Oksana Wladimirowna Grischtschuk, russische Eiskunstläuferin, Olympiasiegerin
Irina Krush, US-amerikanische Schachspielerin
Kostjantyn Lerner, ukrainischer Schachmeister
Wiktor Moskalenko, ukrainischer Schachspieler
Wiktor Petrenko, ukrainischer Eiskunstläufer, Olympiasieger
Jewgeni Platow, russischer Eiskunstläufer, Olympiasieger
Maksym Shtein, deutscher Basketballspieler
Sergei Issajewitsch Utotschkin, russischer Sportler und Flugpionier
Andrij Woronin, ukrainischer Fußballnationalspieler
Künstler, Musiker und Schriftsteller
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Isaak Emmanuilowitsch Babel, russischer Journalist und Autor jüdischer Herkunft
Simon Barere, Pianist
Olexander Bejderman, Schriftsteller, schreibt Jiddisch, Russisch, Ukrainisch
Nikolaus Brodszky, russisch-jüdischer Komponist und Musiker
Shura Cherkassky, russisch-amerikanischer Pianist
Joseph Dorfman, israelischer Komponist und Musikpädagoge
Vladimir Dyck, Komponist und Musikpädagoge
Jacobo Ficher, Komponist
Marjana Gaponenko, Schriftstellerin
Alexander Wassiljewitsch Gauk, ukrainischer Dirigent und Komponist
Emil Gilels, russischer Pianist
Wera Michailowna Inber, russisch-sowjetische Schriftstellerin
Ida Kamińska, polnisch-jüdische Schauspielerin
Joseph Kaminski, israelischer Komponist und Violinist
Walentin Petrowitsch Katajew, sowjetischer Dramatiker und Romancier
Télémaque Lambrino, Pianist und Musikpädagoge
Jakov Landa, sowjetischer Schriftsteller
Alina Levshin, deutsche Schauspielerin
Juri Nikolajewitsch Libedinski, sowjetischer Schriftsteller
Nathan Milstein, amerikanischer Violinist ukrainischer Herkunft
David Fjodorowitsch Oistrach, russischer Geiger
Michail Rafailowitsch Rauchwerger, Komponist
Wassili Lwowitsch Sapelnikow, russischer Komponist und Pianist
Boris Semjonowitsch Schechter, Komponist
Antonio Emmanuilowitsch Spadawekkia, Komponist
Wladimir Strelnikow, ukrainischer Künstler
Leonid Ossipowitsch Utjossow, Sänger und Bandleader
Michael Vaiman, Violinist und Hochschullehrer
Peter Weibel, österreichischer Künstler und Theoretiker
Wilhelm Wolfsohn, deutscher Schriftsteller
Natasha Yarovenko, Schauspielerin
Kira Kaft, Sängerin, Komponistin, Odessa-Chansons
212
Personen mit Beziehung zur Stadt
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Alexander II., Zar von Russland, besuchte im November 1855 Odessa.
Alexander Brückner, Historiker, lehrte von 1867 bis 1872 in Odessa.
Iwan Wassiljewitsch Boldin, sowjetischer General, war von 1939 bis 1941 Kommandeur des
Militärbezirks Odessa.
Oskar Becker, Attentäter auf König Wilhelm von Preußen
Theodor Beutling, deutscher Politiker (KPD), Reichstagsabgeordneter
Georgi Timofejewitsch Dobrowolski, sowjetischer Kosmonaut
Georgi Wassiljewitsch Florowski, orthodoxer Theologe des 20. Jahrhunderts
Wilhelm Flicke, Spezialist für Kryptografie bei der Reichswehr und Wehrmacht, Schriftsteller
Franz Josef Grenzebach, Handelsunternehmer und Geheimdiplomat des russischen Zaren im
19. Jahrhundert. Deutschstämmig, geboren in Simferopol, Mutter entstammte der russischen
Adelsfamilie Romanov. In Odessa Lebensmittelpunkt und Sitz der Handelsgesellschaften.
Nikolai Fjodorowitsch Gikalo, sowjetischer Politiker
Waldemar Haffkine, Bakteriologe, studierte in Odessa Medizin.
Johann Karl Ehrenfried Kegel, Kamtschatka-Erforscher, verstarb in Odessa.
Dmitri Klimow, Pianist und Musikpädagoge, Lehrer am Konservatorium
Johann Kremenezky, Industrieller und Zionist
Sara Alexandrowna Lewina, Komponistin, studierte in Odessa Klavier.
Rodion Jakowlewitsch Malinowski, Marschall und Verteidigungsminister der Sowjetunion
Alexander Iwanowitsch Marinesko, U-Boot-Kommandant der S-13 im 2. Weltkrieg
Dmitri Iwanowitsch Mendelejew, Chemiker, lehrte um 1855 an einem Gymnasium in Odessa.
Ilja Iljitsch Metschnikow, Zoologe, Anatom, Bakteriologe und Nobelpreisträger, gründete
1886 in Odessa das erste bakteriologische Zentrum Russlands.
Armand Emmanuel du Plessis, duc de Richelieu, französischer Staatsmann, war von 1803 bis
1814 Statthalter von Odessa.
Leo Pinsker, Wegbereiter des Zionismus, verstarb in Odessa.
Nikolai Iwanowitsch Pirogow, Chirurg und Hochschullehrer
Alexander Sergejewitsch Puschkin, russischer Schriftsteller, lebte vor 1824 kurzzeitig in
Odessa.
Swjatoslaw Teofilowitsch Richter, Pianist, lebte zwischen 1916 und 1937 in Odessa und
arbeitete dort an der Oper als Korrepetitor.
Alexander Wassiljewitsch Suworow, russischer General, gründete Odessa.
Georgi Konstantinowitsch Schukow, sowjetischer General, war von 1946 bis 1948
Kommandeur des Wehrbezirks Odessa.
Jacob Schapiro, Börsenspekulant und Autohändler im Berlin der 1920er-Jahre
Mendele Moicher Sforim, jiddischer Schriftsteller, verstarb in Odessa.
Walentyn Symonenko, Politiker
Leo Trotzki, Revolutionär, absolvierte die deutsch-lutherische Schule in Odessa. 1898 saß er
zeitweise hier im Gefängnis.
Andrei Januarjewitsch Wyschinski, Generalstaatsanwalt der Sowjetunion und Außenminister
Michail Semjonowitsch Woronzow, russischer Offizier und Politiker, trug wesentlich zur
Entwicklung Odessas bei, gründete unter anderem Theater und Bibliothek.
Sergei Juljewitsch Witte, deutsch-baltischer Unternehmer und russischer Staatsmann, studierte
in Odessa und reformierte das russische Eisenbahnwesen.
Wilhelm Karlowitsch Withöft, russischer Admiral
213
Constanța – Vikipedia
Basisdaten
Staat:
Rumänien
Historische Region: Dobrudscha
Kreis:
Constanța
Koordinaten:
44° 11′ N, 28° 39′ OKoordinaten: 44° 11′ 0″ N, 28° 39′ 0″ O (Karte)
Zeitzone:
OEZ (UTC+2)
Höhe:
28 m
Fläche:
121,66 km²
Einwohner:
302.171 (1. Januar 2009)
Bevölkerungsdichte: 2.484 Einwohner je km²
Postleitzahl:
RO–900xxx
Telefonvorwahl:
(+40)
Kfz-Kennzeichen:
CT
02 41
Struktur und Verwaltung (Stand: 2012)
Gemeindeart:
Munizipium
Oberbürgermeister: Radu Ștefan Mazăre (USL)
Postanschrift:
Bulevardul Tomis, nr. 51
loc. Constanța, jud. Constanța, RO–900725
Webpräsenz:
www.primaria-constanta.ro
Constanța [konˈstant͜sa] (deutsch Konstanza oder Konstanz,
auch Constantza, türkisch Kustendji, Kustendja, Köstence, Köstendsche, im
Altertum Tomis und in der SpätantikeConstantiana) ist eine Hafenstadt
in Rumänien am Schwarzen Meer. Mit 302.171 Einwohnern[1] ist sie die fünftgrößte Stadt des
Landes und Sitz des gleichnamigen Kreises.
214
Geschichte
Freigelegte Grundmauern der antiken griechischen Stadt Tomis
Constanța wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von Griechen aus der ionischen Mutterstadt Milet (in Kleinasien) als Tomoi (Τόµοι) gegründet, eine später römische Stadt (Tomi), in der
auch der aus Rom verbannte Dichter Ovid lebte und starb. Zeitweise stand sie unter dakischer, skythischer und keltischer Herrschaft. Unter dem römischen Kaiser Konstantin I.
wurde die Stadt zu Ehren seiner Schwester in Constantiana umbenannt und war eine
wichtige Metropole. Später teilte die Stadt das Schicksal der römischen Balkanprovinzen.
Im Winter 597/598 diente die Stadt dem oströmischen Feldherrn Priskos als Winterlager, als
ihn die Awaren überraschend angriffen und belagerten (siehe hierzu Balkanfeldzüge des
Maurikios). Ab der zweiten Hälfte der 670-er bis 1385 war Constanța bulgarisch, jedoch
zwischen 971 und 1186 byzantinisch. Ab 1385 bis 1420 gehörte die Region zur
Walachei und schließlich zum Osmanischen Reich, bis es 1878 im Rahmen des Berliner
Kongresses mit der Norddobrudscha (deren Zentrum Constanța ist) Rumänien zugeschlagen
wurde.
Bevölkerung
Constanța ist neben Medgidia und Babadag das Zentrum der türkischen und tatarischen
Minderheit Rumäniens sowie des Islam in Rumänien, der von der turko-tatarischen
Minderheit geprägt wird. 6 % der Stadtbevölkerung ist muslimisch. Daneben gibt es auch
eine kürzlich eingewanderte arabische Minderheit, die in Constanța eine Schule mit
arabischer und englischer Unterrichtssprache betreibt. Die türkische weiterführende Schule
ist in Medgidia.
215
1853 lebten erst 5.204 Menschen in der Stadt; darunter stellten die Tataren (36 %)
und Griechen (30 %) die Mehrheit. Nur 5 % waren Rumänen. In der Folge nahm die Einwohnerzahl stetig zu, gleichzeitig stieg der Anteil der Rumänen. 1930 lebten ca. 59.000
Menschen in der Stadt, darunter ca. 1.450 Deutsche. In den späten 1950er Jahren wurde die
Zahl von 100.000 Bewohnern erreicht. 1992 registrierte man mit 350.581 die maximale
Einwohnerzahl, die seitdem wieder deutlich rückläufig ist. Bei der Volkszählung 2002 lebten
in Constanța noch 310.471 Menschen, darunter etwa 286.000 Rumänen, je 9.000 Türken
und Tartaren, 3.000 Roma, 900 Russen bzw. Lipowaner, 500 Griechen, je 400 Ungarn und Armenier und 200 Deutsche.
Wirtschaft und Verkehr
Der Donau-Schwarzmeer-Kanal in der Nähe von Constanța
Hafen
Unmittelbar südlich von Constanța befindet sich der neue Großhafen Agigea am Ausgang
des Donau-Schwarzmeer-Kanales.
Somit
hat
Constanța
eine
direkte
Verbindung
zur Donau und den mitteleuropäischen Hafenstädten. Der Main-Donau-Kanal ermöglicht
zudem,
dass
die
Schifffahrtsroute
Constanța-Rotterdam
einen
ununterbrochenen
Wasserweg zwischen dem Schwarzen Meer und der Nordsee darstellt. Zudem ist Rotterdam
eine wichtige Partnerstadt von Constanța. Constanța ist bereits der größte Hafen am
Schwarzen Meer und der Warenumschlag wächst um 8 Prozent pro Jahr. Die Bedeutung der
Stadt wird vor allem nach der geplanten Inbetriebnahme der Pan-European Oil-Pipeline
(PEOP) 2012 weiter steigen. Die Ölpipeline soll von Constanța nach Triest führen. Ziel des
Projekts ist, den Bosporus zu entlasten.
216
Verkehr
Mit Bukarest besteht eine Autobahn- und Eisenbahnverbindung, zu Letzterer gehören neben
dem Personenbahnhof Constanța als größte Bahnhöfe der Rangierbahnhof Palas und ein
weiterer Rangierbahnhof für den Hafen. Ferner befinden sich dort die Badeorte Techirghiol, Mamaia, Eforie Nord, Eforie Sud und der internationale Flughafen Aero-portul Internațional Mihail Kogălniceanu.
Innerhalb der Stadt hatte bis 2008 bzw. 2010 ein aus Straßenbahn, Bus und OBus bestehendes Nahverkehrsnetz existiert, das von der RATC (Regia Autonomă de
Transport Constanța) betrieben wird. Das Straßenbahn- und O-Bus-Netz wurde in den
letzten Jahren jedoch zugunsten des Autobusnetzes reduziert und inzwischen eingestellt. So
wurde fast das gesamte O-Bus-Netz (ausgenommen die Linien 48 und 48 b (Stand Juli
2006)) und die Straßenbahnlinie 100 (Gară - Sat de Vacanța; in der Nähe des Ortseingangs
von Mamaia) durch Busse ersetzt. Die nicht mehr benutzten Fahrleitungen O-Bus und
Straßenbahn wurden weitestgehend demontiert.
Die (erst 1984 in Betrieb genommene) Straßenbahn wurde im November 2008 vollkommen
stillgelegt, im Dezember 2010 wurden die Oberleitungsbuslinien durch Autobusverkehr
ersetzt. Nach 51 Jahren besitzt die Stadt damit keine elektrischen Nahverkehrsmittel mehr,
sondern nur noch Autobusse, die als Markenzeichen überwiegend grell pink lackiert sind.
Des Weiteren werden Überlandverbindungen in angrenzende Städte wie Năvodari durch
Kleinbusse (ca. 20 Sitzplätze, sog. Minibus) der Grup Media Sud, die ohne festen Fahrplan
verkehren, angeboten.
217
Stadt-Strand von Constanta
Constanta hat seinen eigenen Badestrand, der sich in 5 kleine Buchten aufteilt.
Blick auf die Stadtstrandbuchten in der unmittelbaren Nähe des Yachthafens von Constanta Richtung „Mamaia“
Hier baden die Einheimischen, wenn sie sich nicht ins Bademekka
von Mamaia begeben wollen.. .
Die Jugend bevorzugt selbstverständlich
den Touristenstrudel von Mamaia.
218
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Ovid-Denkmal
Griechische und römische Ruinen (Handelshaus mit römischem Fußbodenmosaik, Basiliken,
kaiserliche Nekropolen)
Ovid-Denkmal vor dem Geschichts- und Archäologie-Museum
Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert
Aquarium und Delphinarium
Philharmonie
Oper
Nationaltheater
Byzantinische Basilika
Carol-I.-Moschee
Das Casino
219
Sport
Der FC Viitorul Constanța spielt seit 2012 in der höchsten rumänischen Fußballliga. Führend im rumänischen Sport sind auch HCM Constanța im Handball und CVM Tomis Constanța im Volleyball.
Geboren in Constanța
Nicholas Georgescu-Roegen (1906–1994), Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler
Vintilă Cossini (1913–2000), Fußballspieler
Dumitru Antonescu (* 1945), Fußballspieler
Harry Tavitian (* 1952), Jazzmusiker
Ovidiu Bădilă (1962–2001), Kontrabassist
Sebastian Stan (* 1983), US-amerikanischer Schauspieler
Ianis Zicu (* 1983), Fußballspieler
Alexandru Mățel (* 1989), Fußballspieler
Alexandra Stan (* 1989), House-Sängerin
Simona Halep (*
1991), Tennisspielerin
Die Stadteingänge von Konstanza
Der aktuelle Bürgermeister von Konstanza „Radu Mazere“
ließ an allen Stadteingängen diese ehemaligen Marinebote aufstellen.
220
Partnerstädte
Alexandria
Ägypten
Boulogne-sur-Mer
Frankreich
Brest
Frankreich
Dobritsch
Bulgarien
Havanna
Kuba
Iraklio
Griechenland
Istanbul
Türkei
Izmir
Türkei
Latakia
Syrien
Mobile
Vereinigte Staaten
Noworossijsk
Russland
Odessa
Ukraine
Perugia
Italien
Rotterdam
Niederlande
Sidon (Saida)
Libanon
Santos
Brasilien
Shanghai
China
Sulmona
Italien
Thessaloniki
Griechenland
Trapani
Italien
Turku
Finnland
Yokohama
Japan
221
Warna
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Warna (Варна)
Basisdaten
Staat:
Oblast:
Einwohner:
Fläche:
Koordinaten:
Bulgarien
Warna
334.870 (1. Februar 2011[1])
154.236 km²
43° 13′ N, 27° 55′
O43.21027777777827.90972222222280Koordinaten:
43° 12′ 37″ N, 27° 54′ 35″ O (Karte)
Höhe:
80 m
Postleitzahl:
9000-9030
Telefonvorwahl: (+359) 052
KfzB
Kennzeichen:
Verwaltung
Bürgermeister: Kiril Jordanow
Webpräsenz:
www.varna.bg
Warna - Bulgarien - Nachbarorte: Dewnja, Baltschik, Dobritsch, Kardam, Kaspitschan,
Schumen, Preslaw, Karnobat, Ajtos, Burgas
222
Warna
[ˈvarnɐ] (gebräuchliche Transliteration Varna, bulgarisch Варна) ist eine
Hafenstadt am Schwarzen Meer in Bulgarien und nach Sofia und Plowdiw die drittgrößte
Stadt des Landes. Sie ist Zentrum der gleichnamigen Gemeinde und der Provinz Warna sowie
Sitz der Admiralität der bulgarischen Flotte und der Diözese von Warna und Weliki Preslaw.
Die Stadt Warna ist administrativ in fünf Bezirke (Rajon) gegliedert.
Warna ist der wichtiger Verkehrsknoten für den Nordosten des Landes. Der internationale
Flughafen ist nach Sofia und Burgas der drittwichtigste des Landes. Warna besitzt nach dem
Hafen Burgas den zweitgrößten Hafen Bulgariens und ist gut an das bulgarische Schienen-,
und Straßennetz angebunden. Die Stadt war Endstation der ersten bulgarische Eisenbahnlinie
sowie die erste Endstation des Orient-Express.
Die Stadtnähe zu mehrere Sommerkurorte verwandeln Warna in den Sommermonaten in ein
belebtes Tourismuszentrum. Die Hafenstadt ist das kulturelle Zentrum Nordostbulgariens und
für seine Festivals auch international bekannt. Im Archäologischen Museum der Stadt wird
zudem der älteste Goldschatz der Welt aufbewahrt.
Geografie
Warna liegt im Nordosten Bulgariens am Schwarzen Meer, an der Nordwestseite der Warnaer
Bucht und am Fuße des Frangensko-Plateau. Westlich der Stadt erstreckt sich der
langgezogene Warna-See, der vom Prowadijska-Fluss und vom Beloslaw-See gespeist wird.
Das Stadtgebiet erstreckt nördlich des Abflusses des Warna-Sees (der ebenfalls Warna heißt),
entlang des Abhangs des Plateaus. Im Norden grenzt die Stadt durch mehreren Villenviertel
und Kleingartenkolonien an den Kurort Goldstrand. Im Westen grenzt Warna unmittelbar an
die Stadt Aksakowo.
Südlich des Abflusses, durch die Asparuchowo-Brücke mit dem Stadtzentrum verbunden,
befinden sich die Stadtviertel Asparuchowo und Galata. Der Eingang zum See wird heute
durch eine künstliche Insel versperrt, welche durch Vertiefungsarbeiten entstand.
Die nächste Großstadt ist das ca. 120 km südlich entfernte Burgas, das man durch eine
Großteil zweispurige Passstraße durch das Balkangebirge erreicht und die Fahrt bis zu drei
Stunden mit dem Auto dauern kann.
Klima
Warna
J
F
M
Klimadiagramm
A M J J A S
38
41
34
44
6
-1
6
0
9
3
15
7
40
20
12
46
25
16
37
27
18
32
27
18
31
24
14
O
N D
36
50
18
10
42
13
5
Temperatur in °C, Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
223
8
2
Geschichte
Name
Die Stadt trug in ihrer Geschichte mehrere Namen. In der Antike hieß sie Odessus, von 1949
bis 1956 Stalin.
Stadtgeschichte
Seit 1972 das Gräberfeld von Warna im Westen der Stadt entdeckt worden ist, ist die
Besiedlung dieser Gegend in der Kupfersteinzeit im 5. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Dort
wurden zahlreiche Goldfunde aus der Karanowo-IV-Epoche aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.
gemacht, die jetzt im Archäologischen Museum zu besichtigen sind. Die Besonderheit des
Gräberfeldes sind so genannte „symbolische Gräber“, in denen nur Beigaben, nicht aber
menschliche Überreste gefunden wurden. Man geht heute davon aus, dass die „symbolischen
Gräber“ für fern der Heimat verstorbene Anführer angelegt wurden. Diese Gräber- und
Goldfunde, die bis 1991 ausgegraben wurden, waren eine wissenschaftliche Sensation und
führten damals zur partiellen Neuschreibung der europäischen Frühgeschichte.
Die Besiedlung durch diese Warna-Kultur endete nach neueren Forschungserkenntnissen
abrupt unter Umständen, die zurzeit noch diskutiert werden.
Die Stadt, deren frühester Ursprung schon in thrakischer Zeit lag, wurde im 7. Jahrhundert v.
Chr. von griechischen Siedlern aus Milet gegründet. Sie gaben der Stadt den Namen Odessos,
unter welchem sie in der Antike und Mittelalter bekannt war. Auf der Grundlage des Handels
mit den Thrakern gewann die griechische Polis rasch an Bedeutung. Im 3. Jahrhundert v. Chr.
war die Stadt von Makedonien und im 1. Jahrhundert v. Chr. vom Römischen Reich
abhängig; Handwerk (Töpferei, Metallverarbeitung) und Handel entwickelten sich dennoch
günstig. Erhalten haben sich aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Fragmente der römischen
Thermen.
Warna 1897
224
593–594 diente die Stadt als römisches Winterlager während der Balkanfeldzüge des
Maurikios. Auch kam es in der Umgebung zu Kämpfen zwischen Römern und Slawen. Eine
Ansiedlung von Slawen fand vermutlich ab 615 statt. 681 eroberte der bulgarische Khan
Asparuch die Stadt. Aus jener Epoche stammt auch ihr jetziger Name Warna. Während des
Ersten Bulgarischen Reiches im 9. und 10. Jahrhundert war Warna ein wichtiger Mittelpunkt
des Christentums, im Zweiten Bulgarischen Reich im 13. Jahrhundert wurde es zu einer Stadt
des Handwerks mit einem bedeutenden Handelshafen. Es bestanden Verbindungen zwischen
Nordbulgarien und Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, später auch mit der Republik
Ragusa sowie den italienischen Städten Venedig und Genua.
1391 eroberten Streitkräfte des Osmanischen Reiches die Stadt und machten sie wegen ihrer
militärisch-strategisch günstigen Lage zu einer Küstenbastion. 1402 bzw. 1413 gaben die
Osmanen die Stadt und die gesamte Küste bis hinunter nach Konstantinopel zurück an das
Byzantinische Reich, um sie noch vor 1444 erneut und endgültig zu erobern. Dann fiel am 10.
November 1444 in der Umgebung der Stadt der polnische und ungarische König Władysław
(1424–1444), der den Beinamen Warneńczyk (von Warna) erhielt, in der Schlacht bei Warna
mit den osmanischen Truppen unter der Führung von Sultan Murad II. (1404–1451). Im Jahre
1828 eroberte die russische Flotte die Stadt, konnte sie aber nur zwei Jahre halten. Während
des Krimkrieges zwischen 1853 und 1856 spielte Warna eine große Rolle. Die Stadt war 1854
vorübergehend von britischen und französischen Truppen besetzt.
Wappen der Stadt vor 1972
Obwohl im 18. und 19. Jahrhundert Russland und das Osmanische Reich mehrmals Kämpfe
um Warna ausfochten, erlebte die Stadt in den 1830er und 1840er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem des Handels, und wurde Sitz mehrerer Konsulate europäischer
Staaten. Die erste Eisenbahnlinie im Osmanischen Reich im Jahre 1866 verband Warna und
Russe an der Donau und damit mit Westeuropa. Sie stimulierte die Entwicklung der
Schifffahrt und der Leichtindustrie. Auch nach dem Ende der osmanischen Herrschaft am 28.
Juli 1878 bewahrte sich Warna seine Bedeutung als Hafen- und Handelsstadt.
1893 wurde in der Stadt die Sozialdemokratische Partei gegründet und 1901 kam es zum
ersten Streik der Warnaer Hafenarbeiter. Im Zweiten Weltkrieg kam es in der Stadt zu
Kämpfen zwischen bulgarischen Partisanen und der deutschen Wehrmacht; Warna war
Zentrum der 10. Operationsarmee. Am 8. August 1944 eroberten sowjetische Streitkräfte und
bulgarische Partisanen die Stadt. Nach dem Sturz der kommunistischen Regierung in Sofia
am 10. November 1989 begannen sich auch in Warna demokratische Verhältnisse
durchzusetzen.
225
Bevölkerung
Bevölkerungsstruktur
Im Frühjahr 2011 erfolgte die bisher letzte Volkszählung, welche gleichzeitig die erste nach
der Aufnahme Bulgariens in die Europäische Union war. Da sie EU-Vorgaben unterlag, gab
es die Möglichkeit Fragen nach ethnischer und religiöser Zugehörigkeit sowie nach der
Muttersprache nicht zu beantworten. Nur 303.594 Bürger von Warna beantworteten die Frage
nach der ethnischen Zugehörigkeit, von ihnen bezeichneten sich 284.738 als Bulgaren, 10.028
als Türken, 3162 als Roma und 3378 gaben eine weitere ethnische Zugehörigkeit an.
Einwohnerentwicklung
Die wechselnden Einwohnerzahlen resultieren teilweise auch aus dem jeweiligen
Gebietsstand.
Jahr Einwohner
1934 ¹ 73.305
1946 ¹ 80.349
1956 ¹ 123.798
1965 ¹ 184.659
1975 ¹ 252.525
Jahr Einwohner
1985 ¹ 302.841
1992 ¹ 308.432
1996 ³ 300.413
1999 ³ 296.204
2001 ¹ 312.889
Jahr Einwohner
2004 ³ 312.026
2007 ³ 313.983
2009 ³ 320.837
2011 ¹ 334.870
2012 ³ 345.713[3]
Die Zahlen[1] stammen von:
•
•
•
Volkszählungen (¹),
Schätzungen (²) oder
amtlichen Fortschreibungen der Statistischen Ämter (³).
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Das Hafen- und Werftgelände erstreckt sich mittlerweile entlang des – nördlichen – „Kleinen
Kanals“ bis zum Prowadijska-See, der Schiffsverkehr in den See erfolgt fast ausschließlich
durch den – südlichen – „Großen Kanal“. Mit Hafenarealen in Dewnja, Baltschik, LeSport
und Kawarna, war der Hafen Warna in der Vergangenheit der größte Seehafen des Landes,
wo etwa die Hälfte des seeseitigen Güterumschlages Bulgariens abgewickelt wurde. Getreide,
Molkereierzeugnisse und Vieh gehören noch heute zu den wichtigsten Exporterzeugnissen.
Zum Unternehmen Hafen Warna gehören heute jedoch neben den Hafen Warna-Ost (in
Warna Stadt) nur noch das Areal in Dewnja (Hafen Warna-West) und liegt somit hinter dem
Hafen von Burgas an zweiter Stelle. Heute werden im Hafen vor allem Transitwaren für den
rumänischen Mark umgeschlagen.
226
Um den Hafen in Warna konzentrieren sich die Werften, die in den letzten Jahren die anderen
europäischen Konkurrenten an Kapazität eingebüßt haben. Die Werft von Warna (Bulyard)
befindet sich nach mehreren Umstrukturierungen und Privatisierungen heute im Besitzt des
bulgarischen Unternehmen Industry Holding Bulgaria.
In der Stadt wurden bis Anfang der 1990-er Dieselmotoren, elektrische Geräte, Metallwaren,
Nahrungsmittel und Textilien hergestellt.
Der Tourismus trägt einen großen Anteil zum Bruttosozialprodukt in Warna bei. Die
Bauwirtschaft nimmt hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung den 2. Platz ein.
Verkehr
Bahnhof von Warna, erbaut nach den Plänen des Bahnhofs von Burgas
Der Flughafen Warna ist nach den Flughäfen von Sofia und Burgas der drittwichtigste des
Landes, der besonders in der Sommersaison eine große Bedeutung im Charterverkehr hat.
Durch Eisenbahn- und Straßenverbindungen ist Warna mit vielen Teilen des Landes und
durch Buslinien in die nähere und weitere Umgebung verbunden.
Der innerstädtische Verkehr nimmt trotz der massiven – und auch sehr stark genutzten –
Entlastung durch ein gut ausgeprägtes Netz von Stadtbuslinien ständig zu, wobei vor allem
der chronische Parkplatzmangel mitunter zu chaotischen Zuständen führt.
Bildungswesen
Warna besitzt mehrere Bildungseinrichtungen. Dazu gehören die Freie Universität Warna, die
Medizinische Universität Warna, die Wirtschaftsuniversität Warna, die Technische Universität Warna die zivile Marineakademie und mehrere Forschungseinrichtungen unter anderem
für Ozeanografie, Fischwirtschaft und Hydrodynamik. Außerdem kann man in der Stadt viele
Gymnasien besuchen, darunter mehrere Fremdsprachengymnasien, in denen man Deutsch,
Englisch, Französisch und Spanisch lernen kann. Das erste Fremdsprachen-gymasium Warna
ist international aktiv. Mit einigen Gymnasien, wie zum Beispiel dem BG/BRG Klosterneuburg, werden jedes Jahr Schüleraustausche durchgeführt.
227
Kultur und Freizeit
Sehenswürdigkeiten
Muttergottes-Kathedrale in Warna
Muttergottes-Kathedrale in Warna von innen
Städtischer Mittelpunkt ist die Entschlafung der Gottesmutter-Kathedrale (oft auch Muttergottes-Kathedrale genannt) aus dem Jahre 1896. Unweit von ihr befindet sich der Sitz der
Diözese von Warna und Weliki Preslaw der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Die Kathedrale
ist ein monumentaler Bau mit interessanten Wandmalereien und beachtlichen Holzarbeiten im
Inneren. In der Nähe der Kathedrale befindet sich ein Basar und das Museum des
Marinemalers Georgi Welschew (1891–1955) mit einer Kollektion von 250 Bildern. Südlich
liegt eine Parkanlage, in deren Südostecke sich um eine Freifläche unter anderem das Theater
Stojan Batschwarow und die Staatliche Warnaer Oper gruppieren; nahebei ein schönes
Wasserspiel, dessen abends angestrahlte Fontänen dann in vielen Farben sprühen.
228
Ein Stück weiter gegen Süden steht das Volkskundemuseum von 1860 mit seiner Schau
altbulgarischer Arbeitsgeräte, Volkstrachten und Hauseinrichtungen. Südöstlich davon, in der
St.-Atanas-Kirche aus dem Jahre 1838 ist eine wertvolle Ikonensammlung aus dem 18. und
19. Jahrhundert zu besichtigen. Dahinter schließen sich die freigelegten römischen Thermen
aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. an, mit 7.000 Quadratmetern die größten der Balkanhalbinsel.
Das ehemals 18 Meter hohe Mineralbad enthielt mehrere von Kuppeln überdachte Säle, die
mit Marmor und Mosaikplatten ausgestattet waren.
In der Nähe liegen die Byzantinischen Thermen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., die
offenbar ohne eigene Heizung nur aus Thermalquellen gespeist wurden.
Das Aquarium in Warna
In dem sich östlich anschließenden Parkgelände befinden sich das „Neue Römische Bad“ aus
dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr., das Marinemuseum (Entwicklung der bulgarischen
Schifffahrt) und das Aquarium, in dem die Fauna des Schwarzen Meeres vorgestellt wird.
Sehr sehenswert ist weiter östlich das Archäologische Museum (ein ehemaliges MädchenGymnasium) mit zahlreichen Schaustücken aus der ältesten Vergangenheit der Stadt, einem
Münzkabinett und hervorragenden kunsthandwerklichen Arbeiten.
Etwas weiter steht die 1860/1861 erbaute erste bulgarische Schule von Warna mit dem
Museum der Nationalen Wiedergeburt. Im Erdgeschoss sind die Baulichkeiten der ErzengelMichael-Kirche und im Obergeschoss Exponate aus dem 17. bis 20. Jahrhundert zu
besichtigen. Interessant ist auch die St.-Nikolaus-Kirche von 1866 mit einer Sammlung von
Ikonen und Holzschnitzereien aus neuerer Zeit.
Sehr interessant sind auch die Museen der Geschichte von Warna, der Geschichte der
Medizin, der Naturkunde, der Puppen, das Parkmuseum. Etwas außerhalb der Stadt liegen –
18 km an der alten Straße nach Sofia – die alte Felsensiedlung Pobiti Kameni und – im
Naturpark Goldstrand – das Aladschakloster.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Warna sind der Uhrturm, das Planetarium, das Pantheon, das
Portaldenkmal und all die reich mit Fresken und Ikonen ausgestatteten Kirchen. Zwischen
dem Zentrum und der Küste liegt ein Gebiet, in dem noch heute viele alte Jugendstilfassaden
zu sehen sind, teils stark vom Zahn der Zeit zerfressen, teils auch gut gepflegt und/oder
renoviert.
229
Das „Festa Dolphinarium“ ist eine in Bulgarien beliebte Zirkusschau mit Delfinen. Es besteht
seit 1984.
Vor dem Strand zog sich der so genannte „Meeresgarten“ (bulg. Morska Gradina), der seit
Anfang der 1990er Jahre zunehmend bebaut ist und befahren wird. Mehrere Proteste zum
trotz will die Stadtregierung seine Fläche durch ein groß angelegtes Projekt weiter
verkleinern.
In Warna finden verschiedene Festivals des Theaters, Films, der klassischen Musik, des
Balletts, Jazz usw. statt. Eine Internationale Biennale der Graphik existiert ebenfalls in der
Stadt (seit 1981).
Sport
In Warna fanden mehrere Europa- und Weltmeisterschaften statt, so die Turn-Weltmeisterschaften 1974, die Ringer-Weltmeisterschaften der Männer 1991 und die Ringer-Europameisterschaften 2005. Die Stadt war auch Austragungsort der Schacholympiade 1962. Im
April 2010 fanden hier die Europameisterschaften im Trampolinturnen statt.
Im Titscha-Stadion ist der Fußballverein Tscherno More Warna beheimatet, der in der Saison
2009/2010 in der höchsten bulgarischen Liga spielt. Ein weiterer Verein, Spartak Warna, stieg
2009 in die Zweite Liga ab.
Politik
Gemeindegliederung
Der Stadtrat fungiert gleichzeitig als Gemeinderat und ist für die Kontrolle aller Bürgermeister der Gemeindeortschaften zuständig. Zur Gemeinde Warna (bulg. Община Варна/Obschtina Warna) gehören außerdem noch folgende Dörfer:
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Swezdiza
Kazaschko
•
•
Kamenar
Konstantinowo
•
Topoli
Städtepartnerschaften
Warna unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
• Aalborg (Dänemark)
• Miami (USA)
• Akaba (Jordanien)
• Noworossijsk (Russland)
• Bradford
• Odessa (Ukraine)
• Piräus (Griechenland)
(Großbritannien)
• Charkiw (Ukraine)
• Rostock (Deutschland)
• Dordrecht (Niederlande)
• Turku (Finnland)
• Malmö (Schweden)
Eine Stadtteilpartnerschaft besteht seit 2003 mit dem Hamburger Bezirk Eimsbüttel.
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Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
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Petar Danow (Béinsa Duno) (1864–1944), Begründer der Weißen Bruderschaft, einer
Sekte mit Anhängern im In- und Ausland
Trajan Djankow (* 1976), bulgarischer Fußballspieler
Zweta Georgiewa (* 1963), Abgeordnete im 41. bulgarischen Parlament
Julian Gorus (* 1978), bulgarischer Pianist
Aleksandar Jordanow (* 1952), bulgarischer Politiker
Dragomir Josifow (* 1966), bulgarischer Komponist, Dirigent und Pianist
Atanas Kareew (* 1945), bulgarischer Pianist
Iwajlo Marinow (* 1960), bulgarischer Amateurboxer
Georgi Penew Nikolow, bulgarischer Handballspieler
Metropolit Simeon (* 1926), bulgarischer orthodoxer Geistlicher, Metropolit und
Gründer der bulgarisch-orthodoxen Diözese von West- und Mitteleuropa
Wanja Stambolowa (* 1983), bulgarische Leichtathletin
Milena Trendafilowa (* 1970), bulgarische Gewichtheberin
Fritz Zwicky (1898–1974), Schweizer Physiker und Astronom
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Schlusswort:
Ja, das war es.. ; durch die Erstellung dieses Buches habe ich wiedereinmal eine Nachhilfestunde in Geschichte und Geographie bekommen.. ; super, man lernt eben nie aus, oder ?!
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Aurelia und Hubert Jentsch
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Lichtentaler Str. 33
D – 76530 Baden-Baden
Blick aus unserem Büro auf den Augustaplatz,
rüber zum Restaurant „Medici“ und dem Kongresshaus..
Hubertus-Diffusions – Baden-Baden
Oktober 2012
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