LEUKOZYTEN
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LEUKOZYTEN
LEUKOZYTEN AUSGEREIFTE LEUKOZYTEN 4000 – 10000/µl (physiologischerweise in der Peripherie auftretend) im peripheren Blut Polymorphnukleäre Zellen Referenzbereich: 50 - 80 % GRANULOCYTEN (siehe unten) Mononukleäre Zellen MONOCYTEN LYMPHOCYTEN GRANULOCYTEN Neutrophile Stabkernige Segmentkernige < 5% 50 - 70 % Eosinophile (stabkernig, segmentkernig) (2) - 4 % (stabkernig, segmentkernig) < 1% Basophile GRANULOZYTEN 1 (1) - 12 % man.:<8 % 25 - 40 % - Entwicklung im Knochenmark (KM) Aktives Verlassen des KM durch amöboide Beweglichkeit Aufenthalt im Blut ca. 10 Stunden (50 % der Zellen als Zirkulationspool / 50 % als wandständiger Marginalpool) NEUTROPHILE Abwanderung in das Gewebe (Chemotaxis z.B. durch Konzentrationsgradienten von Bakterientoxinen) - Funktion: • Mikrophagozytose im Gewebe Abbau im Gewebe (Eiter = sichtbare Ansammlung von absterbenden Granulozyten bei inflammatorischen Prozessen) EOSINOPHILE - Funktion: • Bindung von Histamin an Rezeptoren; dadurch Neutralisation und Dämpfung allergischer Reaktionen; • Fähigkeit zur Chemotaxis; Freisetzen von diversen lysosomalen Enzymen zur Bekämpfung von Parasiten; • enge Einbindung in das Immunsystem durch Rezeptoren für diverse Immunglobuline. BASOPHILE - Abwanderung in das Gewebe und dort Ansiedelung als Gewebsmastzellen Funktion: Beteiligung bei Entzündungen und allergischen Reaktionen v.a. vom „Soforttyp“: • Aktivierung durch Bindung von Immunglobulinen oder Lymphokinen oder Complementfaktoren • Degranulation unter Freisetzen von Histamin (Synthese u.a. in den basophilen Granula neben Heparin und diversen lysosomalen Enzymen) • Anstieg der Gefäßpermeabilität → Eindringen von extravasaler Flüssigkeit → Bildung von Ödemen/Schwellungen/Rötung MONOZYTEN 2 Pseudogröße im Ausstrich - (Ausbreiten an Objektträgeroberfläche) keine KM-Reserve Marginalpool an Gefäßinnenwänden >> Zirkulationspool Abwanderung ins Gewebe/ Ansiedelung dort als Makrophage Funktion: Phago-/Pinozytose von Bakterien, Viren, Parasiten, Tumorzellen u.a.; Synthese von diversen Zytokinen (u.a. zur Aktivierung von Lymphozyten); Rezeptoren für Immunglobuline, Complementfaktoren und Lymphozyten; Vorverarbeitung von phagozytierten Objekten in lysosomalen Vakuolen Adsorption der Bruchstücke z.T. an der Zelloberfläche; Präsentation für T-/B-Lymphozyten. LYMPHOZYTEN - - - - 3 Lymphatische Organe: primär (Bildung / Prägung) → fetale Leber, (fetales) KM, Thymus sekundär (Funktion) → Lymphfollikel in Milz, Tonsillen, Darm u.a. Wichtige Eigenschaften: TEILUNGSFÄHIGKEIT der reifen Lymphozyten; REZIRKULATIONSFÄHIGKEIT zwischen Blut und Lymphsystem; LEBENSDAUER bei einzelnen Subklassen z.T. mehrere Jahre. Funktion: Einbindung in angeborene (AG-unspezifische) und erworbene (AG-unspezifische und AG-spezifische) Reaktionsmechanismen im Immunsystem Verschiedene Subklassen: (2 Hauptgruppen) T-LYMPHOZYTEN (ca. 70 % der zirkulierenden Lymphozyten); (u.a. spezifische Rezeptoren an Zelloberfläche nachweisbar) diverse Teilungen und Reifungen im Thymus; Ausschwemmung in die Blutbahn Rezirkulation zwischen Blut und lymphatischem System (peripher angesiedelt: Rindenbereich, um Gefäße). B-LYMPHOZYTEN (ca. 20 % der zirkulierenden Lymphozyten); (u.a. spezifische Antikörper an Zelloberfläche immunologisch nachweisbar) diverse Teilungen und Reifungen im Knochenmark (bone marrow);Abwanderung in sekund. Lymph. Organe dort eher zentral angesiedelt; Antigenreiz → Transformation zu Lymphoblasten → Plasmoblasten → Plasmazellen: Antikörper-Produktion z.T. Bildung von langlebigen „memory cells“. BLUTBILDVERÄNDERUNGEN Leukozytose allgemein bei besonders bei - Reaktion auf physiologischen Streß (schwere körperliche Arbeit z.B. Geburt; Entzündung) Mehrproduktion (gesteigerter Verbrauch; Dysregulation des KM) Bakteriellem Infekt Leukämien Leukozytopenie allgemein bei besonders bei - überhöhtem Verbrauch, verringerter Nachlieferung, Verschiebung aus Gefäß ins Gewebe Virusinfekt KM-Schädigung DIFFERENTIAL-BB-Veränderungen NEUTRO4 Akute Phase bei bakt. Infekt; PHILIE Cave: reaktive Linksverschiebung! (vermehrte Ausschwemmung „junger“ Formen, v.a. Stabkernige, Jugendliche, vereinzelt Myelozyten) NEUTROPENIE Virusinfekt; „Schockphase“ bei bakt. Infekt (Abwanderung ins Gewebe; dort Mikrophagozytose); Cave: Agranulozytose! EOSINOPHILIE Allergische Reaktionen (Arzneimittel, Lebensmittel, Asthma, parasitärer Befall); Heilphase bei bakt. Infekt; Begleiterscheinung bei CML; BASOPHILIE (Allergische Reaktionen); Begleiterscheinung bei CML (akzelerierte Phase); MONOZYTOSE Regenerationsphase bei div. Erkrankungen; Überwindungsphase bei bakt. Infekt; Chronische MyeloMonozytäre Leukämie (CMML); LYMPHOZYTOSE Virusinfekt; endgültige Heilphase bei bakt. Infekt; Lymphatische Leukämien; Akute Phase bei bakt. Infekt; Immundefektsyndrome LYMPHOZYTOPENIE REAKTIVE BLUTBILDVERÄNDERUNGEN BAKTERIELLER INFEKT 5 Leukozytose Neutrophilie u.U. reaktive Linksverschiebung Lymphozytopenie ALLERGISCHE REAKTION Leukozytenzahl oft normal Eosinophilie (oft über 15 % Eosinophile, bei chronischem Verlauf, z.B. Asthma, auch weniger) VIRALER INFEKT Leukozytopenie Neutropenie Lymphozytose (u.U. reaktiv aktivierte Lymphozyten = Virozyten und/oder Plasmazellen) Ausnahmen: Verschiedene reaktive lymphatische Erkrankungen zeigen Leukozytose neben Lymphozytose (z.B. Morbus Pfeiffer)! Differentialdiagnose reaktive / neoplastische lymphatischen Erkrankungen: Lymphknotenschwellungen sind meist druckschmerzhaft. Serumeiweißelektrophorese zeigt polyklonale γ-Globulinvermehrung (d.h. gesteigerte Antikörperproduktion). REAKTIVE LYMPHATISCHE BLUTBILDVERÄNDERUNGEN Krankheitsbild 6 Typische ZZ (Leukoz./µl) Typische Typische Zellen Zellverteilung im Diff-BB Röteln Virusinf. Morbus Pfeiffer Virusinf. ↓ (< 4.000) - Lymphozytose (> 50 %) ↑ (10. - 20.000) - Lymphozytose - normale Lymphozyten (> 50 %) - >10 % monozytoide Lymphozyten (T-Lymphozyten) (- Neutropenie) (- u.U. reakt. LV) Akute Infektiöse ↑↑ - ↑↑↑ Lymphozytose (- 100.000) Virusinf. Pertussis Bakt. Inf. CAVE: ↑↑ - ↑↑↑ (- 100.000) - Lymphozytose (u.U. 90 %) (- Neutropenie) - normale Lymphozyten - u.U. vereinzelt Plasmazellen - normale Lymphozyten - Lymphozytose (u.U. 90 %) (- Neutropenie) - normale Lymphozyten Nicht-Reaktive Lymphatische Blutbilder (z.B.) CLL Chron. ↑↑ - ↑↑↑ Lymph. Leukämie - Lymphozytose (u.U. 99 %) (- Neutropenie) - normale Lymphozyten, Gumprechtsche Kernschatten - unspez. morph. Hinweise auf normochrom. Verdrängungsanämie - u.U. Thrombozytopenie REAKTIVE LYMPHOZYTÄRE BLUTBILDVERÄNDERUNGEN GEMEINSAMKEITEN Klinisches Bild: 7 - oft Fieber - Lymphknotenschwellungen, meist druckschmerzhaft (= Lymphadenopathie) Blutbild: Klinische Chemie: - relative und absolute Lymphozytose (> 50 %) (> 4.000 Lymph./µl) - polyclonale γ-Globulinvermehrung in der Serumeiweißelektrophorese INFEKTIÖSE MONONUKLEOSE, MORBUS PFEIFFER Ursache: Blutbild: Klinisches Bild: Klinische Chemie: Therapie, Prognose: - Infektion mit Epstein-Barr-Virus (ubiquitär verbreitet, ca. 80 % der Erwachsenen sind infiziert) - Übertragung meist als Tröpfchen-Infektion (→ „Studenten-Kuss-Krankheit“) - Virus befällt B-Lymphozyten mit spez. Oberflächenrezeptor - Leukozytose (↑ meist 10.000 bis 20.000 Leuk./µl) - Lymphozytose, rel. + abs. (↑ z.B. 60 bis 70 %) - „atypische“ Lymphozyten gehäuft (> 10 %) (= monozytoide Lymph. = „Pfeiffer-Zellen“ u.a. = T-Lymph.!) - oft Reaktive Linksverschiebung zusätzlich (Ursache?) - v.a. im jungen Erwachsenenalter - unspezifisches Fieber - u. U. Splenomegalie - Lymphknotenschwellungen v.a. im Hals-/Nackenbereich, druckschmerzhaft - bei Milz-/Leber-Beteiligung u.U. GOT ↑ , GPT ↑ - i.a. keine Therapie nötig - Selbstausheilung (ca. 3 Wochen) LEUKOZYTOPOESE (hier: Granulozytopoese!) Pluripotente Stammzelle ↓ ↓ 8 zunehmend differenzierte Stammzellebenen ↓ ↓ erste morphologisch determinierte Blutzelle im KM: BLAST ↓ Promyelozyt ↓ Myelozyt (ab hier erkennbare Funktionsgranula: neutrophil, eosinophil, basophil) ↓ Metamyelozyt ↓ Funktions-Zellen im peripheren Blut: Stabkerniger Granulozyt ↓ Segmentkerniger Granulozyt Entsprechende Entwicklungsreihe für Monozyten; eigene Entwicklungsreihe für Lymphozyten; Abläufe unterliegen dem Einfluß verschiedener Zytokine. Verschiedene Verteilungsformen beim Auftreten der GRANULOZYTEN-REIFUNGSSTADIEN IM PERIPHEREN BLUT Normale Verteilung _____ Blast 9 Pro Mc Meta Stab Seg Überseg Reaktive Linksverschiebung _____ (z.B. akuter bakt. Infekt) _____ „Buntes Bild“ = Pathol. LV (z.B. CML) Hiatus leucaemicus _____ (z.B. Akute Leukämien) Rechtsverschiebung _____ (z.B. Perniziöse Anämie) außerdem: Absinken aller reifen Neutrophilen auf < 500 Zellen/µl im periph. Blut Agranulozytose (z.B. KM-Schädigung durch Strahlen oder Medikamente) Pancytopenie/Panmyelopathie Absinken aller 3 Zellreihen (Leuko, Ery, Thrombo) unter die Normbereichsgrenze (z.B. schwere KM-Schädigung) LEUKÄMIE (1849 / von Virchow / „Weißblütigkeit“ / „Blutkrebs“) Schädigung auf Stammzellebene ↓ Maligne Entartung der Hämatopoese 10 Wucherung der proliferierenden Zellpopulation im Mark ↓ Verdrängung der anderen Zellreihen → Funktionsverlust (Kompensatorische) Reaktivierung der extramedullären Blutbildung ↓ Ausschwemmung in das Blut EINTEILUNGSKRITERIEN Betroffene Zellreihe: Verlauf: Zellzahl: (abhängig von Mitoserate und Lebensdauer) Myeloisch / Lymphatisch Chronisch / Akut Leukämisch: ↑↑↑ Subleukämisch: ↑ - ↑↑ Aleukämisch : ↓-n (>100.000 Leukozyten/µl) (>10.000 - ca. 50.000 Leukozyten/µl) (<10.000 Leukozyten/µl) MPS MYELOPROLIFERATIVES SYNDROM Gemeinsamkeiten im peripheren Differential-BB: 11 Buntes Bild / u.U. Eosinophilie / u.U. Basophilie CML OMS P.(r.)v. Granulozytopoese +++ + - +++ + - ++ Erythrozytopoese + + +++ Thrombozytopoese + - ++ Extras ALPa ↓ Philadelphia-Chromosom nachweisbar in ca. 90 % Außerdem dazugehörig: (extrem selten) + - ++ ++ - +++ ALPa ↑ Punctio sicca ALPa ↑ „pralles“ Mark, v.a. Erythropoese; Erythrozytenzahl peripher u.U. ↑↑ Essentielle Thrombozythämie (Thrombozytopoese +++) peripheres Leukozyten-Differential-BB meist unauffällig AML AKUTE MYELOISCHE LEUKÄMIEN (Akute Nicht-Lymphatische Leukämien ANLL) FAB-Klassifikation 12 Typ Häufigkeit MyeloPeroxidase (unspez.) Esterase Sonstiges M0 (+) ∅ ∅ ./. (undifferenziert) (< 5 %) M1 ++ + ∅ Auerstäbchen!! (myeloisch ohne Ausreifung) (- 20 %) (> 3 % d. Bl.) M2 +++ ++ ∅ im Diff auch Pro. u. Mc.; Auerstäbchen!! (myeloisch mit Ausreifung) (- 30 %) M3 + +++ ∅ Faktor XIII-Mangel!! M4 ++ ++ ++ nebeneinander Myelobl. und Monobl. (myelo-monozytär) (- 20 %) M4eo s. M4 s. M4 s. M4 s. M4 und im KM > 5 % path. Eosinophile M5 ++ ∅ +++ im Diff viele Monoz. und Monobl. M6 (+) ∅ ∅ (erythroblastär) (< 5 %) M7 + ∅ ∅ im KM ca. 30 % Myelobl. und PAS-pos. pathol. Erythrobl. im KM Megakaryobl. ↑↑; oft Myelofibrose (promyelozytär) (dto., Eos ↑↑) (monoblastär) (megakaryoblastär) ALL AKUTE LYMPHATISCHE LEUKÄMIEN FAB-Klassifizierung TYP 13 MORPHOLOGIE L1 kleine Zellen; homogene Population; Chromatin blastentypisch; Nucleoli oft nicht deutlich erkennbar; (v.a. „Kinder-ALL“) L2 mittelgroße bis große Zellen; heterogene Population; Kernform z.T. vielgestaltig; Nucleoli meist gut erkennbar; (v.a. „Erwachsenen-ALL“) L3 große Zellen; homogene Population; stärker basophiles Zytoplasma, oft vakuolisiert; Nucleoli erkennbar; (korreliert immunologisch mit B-ALL, Burkitt-Typ) ZYTOCHEMIE Alle PAS grobschollig positiv Wichtig für Prognose und Therapie: Immunphänotypisierung! Einteilung in Prä-prä-B-ALL / c-ALL / Prä-B-ALL / B-ALL / Prä-T-ALL / T-ALL! Hochrisikogruppe: Prä-prä-B-ALL! LYMPHOPROLIFERATIVE ERKRANKUNGEN ERKRANKUNGEN DES LYMPHATISCHEN SYSTEMS 14 BENIGNE MALIGNE ↓ Entzündung Fieber Schmerzen (LK !) ↓ tumoröses Wuchern oft ∅ Fieber oft ∅ Schmerzen (LK !) z.B. Morbus Pfeiffer (Mononucleosis infectiosa) ↓ Morbus Hodgkin NON-HODGKIN-LYMPHOME KIEL-Klassifikation 15 NHL Non-HodgkinLymphome NHL Niedrige Malignität ↓ Hohe Malignität (eher ausgereifte Zellformen = „zytisch“) (eher unreife Zellformen = „blastisch“) CLL Lymphoblastisches Lymphom = niedrig malignes lymphozytisches B-Zell-Lymphom Haarzell-Leukämie Immunozytom (Mb. Waldenström) Immunoblastisches Lymphom IgM ↑ M-Gradient in Serum-Elektrophorese Plasmozytom (Mb. Kahler) IgG ↑ M-Gradient in Serum-Elektrophorese Zentrozytisches Lymphom (cc) Zentroblastisches Lymphom Zentrozytisch-zentroblastisches Lymphom (cc-cb) Hier: Übergänge / Vermischungen mit ALL! (Abgrenzung z.T. über peripheren Blastenanteil, d.h. > 25 %) CLL Chronische Lymphatische Leukämie (Niedrig malignes lymphozytisches B-Zell-Lymphom) Klinisches Bild 16 - Patienten überwiegend im höheren Lebensalter (> 60 Jahre) - LK-Schwellungen u.a. FACIES LEONTINA - Rezidivierende virale Infekte (oft Herpes zoster → Gürtelrose) BB - Leukozytose Lymphozytose (oft > 90 % Lymphozyten) Gumprecht’sche Kernschatten = Kernreste mechanisch instabiler Lymphozyten - normochrome (Verdrängungs-)Anämie (u.U. bei alten Patienten → hypochrome Anämie - Thrombozytopenie in späten Stadien → Petechiale Blutungen KM - Lymphozytopoese-Infiltration führt zur Verdrängung v.a. von Erythropoese und Thrombozytopoese Klinische Chemie - γ-(Immun-)Globulin-Mangel bei Serumelektrophorese = „Antikörpermangel-Syndrom“ Ursache: funktionell geschädigte Lymphozyten - Harnsäurekonzentration ↑ wegen erhöhtem Zell-Turnover Verlauf + Prognose - oft mild, protrahiert, nicht selten viele Jahre (> 10) - Probleme mit zunehmender Thrombozytopenie (z.B. Blutungen ins ZNS) und Infektanfälligkeit LEUKÄMIEN Vergleichende Zusammenfassung 17 Leukämie Typisches Alter Klinisches Bild Verlauf „Therapie“ CML mittleres Lebensalter Oberbauchbeschwerden chronisch so früh Diff-BB: Buntes Bild (Hepato-/Splenomegalie)(cave: 3 Phasen!) wie möglich, so lange wie nötig > 60 Jahre Infektneigung, z.B. Herpes Zoster (AK-Mangel bei funktionell untüchtigen Lymphozyten) chronisch (protrahiert, oft >10 Jahre, eher mild) so früh wie nötig, so schonend wie möglich AL Kinder (T-ALL) Diff-BB: Blasten ↑↑↑; u.U. Hiatus leuc. Erwachsene (B-ALL) (AML = ANLL) Abwehrschwäche, u.a. rez. bakt. Infekte (Granulozyten-Mangel) Blutungen, div. (Thrombozyten-Mangel) akut progressiv fulminant so früh wie möglich, so aggressiv wie möglich CLL Diff-BB: reife Lymph.; Gumprechtsche Kernschatten MYELODYSPLASTISCHE SYNDROME Definition: Maligne Tumorerkrankung bezüglich → Granulozytopoese / Erythrozytopoese / Thrombozytopoese; oft vor AML auftretend (früher: „Prä-Leukämie“; cave Krankengeschichte!); immer mit Anämie verbunden; meist makrozytär und hyperchrom Ursache: Schädigung auf Stammzell-Ebene 18 Klinisches Bild: Infekte / Anämie / Blutungen Patienten fallen oft auf wegen therapierefraktärer (makrozytärer) Anämie! BB: Quantitative und qualitative Defekte in allen 3 Zellreihen - Leukozytopenie, Pseudo-Pelger-Zellen, Hypogranulierte Zellen - Erythrozytopenie, MCV ↑↑ / MCH ↑↑, d.h. makrozytäre/hyperchrome Anämie - Thrombozytopenie, Thrombozyten-Anisozytose KM: Zelldichte n - ↑, v.a. Erythropoese ↑ aber: wegen Eisenverwertungsstörung → „ineffektive“ Erythropoese Klinische Chemie: - insgesamt gesteigerte Zellzerstörung → - vor allem Hämolyse → Harnsäure i. S. ↑ Hämolysezeichen vorhanden (LDH ↑ / Bilirubin ↑ / Haptoglobin ↓) MDS MYELODYSPLASTISCHE SYNDROME FAB-Klassifizierung Diagnose 19 Kriterien Knochenmark Kriterien Blut Refraktäre Anämie RA Blasten < 5% Blasten <1% Refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten Blasten Ringsideroblasten < 5% > 15 % Blasten <1% 5 - 20 % Blasten <5% RARS Refraktäre Anämie mit Exzeß an Blasten Blasten RAEB Refraktäre Anämie mit Blasten-Exzeß in Transformation Blasten Auerstäbchen 21 - 30 % Blasten >5% (> 30 % Blasten → AML) RAEB-t Chronische myelomonozytäre Leukämie Blasten < 20 % vermehrt Promonozyten Monozyten CMML MDS MYELODYSPLASTISCHE SYNDROME WHO-Vorschlag zur Klassifizierung (2001) Subtyp RA ohne multilineäre Dysplasien (PRA) 20 Blasten im KM (%) <5 Blasten i. periph. Blut (%) <1 Sonstiges > 1x109/l = 1000/µl RA mit multilineären Dysplasien (RCMD) RARS ohne multilineäre Dysplasien (PSA) RARS mit multilineären Dysplasien (RSCMD) RAEB I <5 <1 <5 <1 > 15 % Ringsideroblasten <5 <1 > 15 % Ringsideroblasten 5 - 10 <5 RAEB II 11 - 19 <20 5q-Anomalie <20 <20 RAEB-T (Blasten >20 %) CMML (Leukozyten <13000/µl) CMML (Leukozyten >13000/µl) >20 >5 21 -Zuordnung zu AL -Zuordnung zu MDS (abh. von Blastenz.) -Zuordnung zu MPS