Computerspiele

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Computerspiele
Veröffentlicht auf Piratenpartei Hessen (https://www.piratenpartei-hessen.de)
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Computerspiele
'Killer'-Spiele
Die Debatte über sogenannte 'Killerspiele', wie sie aktuell in Deutschland geführt wird, ist
überfrachtet mit Vorurteilen und wird von den konservativen Kräften dazu genutzt von
Problemen wie sozialer Verelendung und mangelder pädagogischer Kompetenz im
Medienbereich ab zu lenken.
Als Killerspiele werden Computerspiele wie Counter-Strike, Quake oder Doom bezeichnet.
Diese gehören zum Genre der sogenannten Ego-Shooter, in denen der in der Ich-Perspektive
bewaffnete Spieler ein Spielziel erreichen muss und auf dem Weg dorthin andere virtuelle
Spieler tötet. Spiele, bei denen Tötungsszenen graphisch realistisch aufgearbeitet und
Mittelpunkt des Spiels sind oder gar rassistische Intentionen verfolgen, sind in Deutschland
indiziert.
Nach mehreren Amokläufen in Deutschland (Erfurt, Emsdetten) und den USA (Columbine
etc.) hat die Politik eine von vielen Gemeinsamkeiten der Täter zur alleinigen Ursache erklärt:
das Spielen von Ego-Shootern. Gesellschaftliche Gemeinsamkeiten der Täter wie soziale
Ausgrenzung, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit werden unter den Tisch gekehrt - mit
welcher kurzfristig umsetzbaren und nahezu kostenfreien Gesetzesänderung könnte man hier
auch Wählerstimmen gewinnen?
Erste wirtschaftliche Konsequenzen dieser unseriös und plakativ geführten Debatte sind jetzt
in Hessen erkennbar: Crytek - eines der international renommiertesten SpieleEntwicklungsstudios und in der Mainmetropole Frankfurt ansässig - warnt, dass bei der
Verabschiedung eines Herstellungs- und Verkaufsverbots der deutsche Standort Frankfurt mit
130 Arbeitsplätzen nicht mehr zu halten ist. Eigentlich müssten international erfolgreich
agierende Software-Unternehmen auf politische Unterstützung bauen. Denn künftige
Schlüsseltechnologien - und zu diesen zählt Cryteks Grafik-Engine - können sich zu
entscheidenen Standortfaktoren entwickeln und künftige Innovationszentren begründen.
Den Erfolg Cryteks wird ein deutsches Killerspiel-Verbot nicht aufhalten können. Die
Spieleentwickler von "Far cry" und "Crysis" lizenzieren ihre Produkte an internationale
Unternehmen wie Electronic Arts ("Die Sims", "Command & Conquer") und Ubisoft ("Die
Siedler"). Laut Golem zeigt sich EA bereits an Crytek als potentiellem Übernahmekandidaten
interessiert, alternativ wird auf Seiten Cryteks mit einem Börsengang spekuliert. Die
Verabschiedung eines Killerspiel-Verbots könnte Crytek demnach auch bei einer weiteren
Entscheidung hilfreich sein: Deutsche Börse Frankfurt oder New York Stock Exchange.
Auch Millionen verkaufter Ego-Shooter in Deutschland sind für die Politik kein ausreichender
Beweis für gesellschaftlich voll integrierte und friedvoll lebende Gamer, sondern scheinbar
Zeichen eines unvorstellbaren Potenzials an gewaltbereiten Bürgern. Eine Erklärung für diese
realitätsferne Einschätzung ist mit Sicherheit in der mangelnden Medienkompetenz unserer
Politiker zu suchen - wer nicht einmal weiß, was ein Browser ist, der kann auf virtuelle
Rollenspiele und andere interaktive Spielvariationen im Netz nur mit Unverständnis reagieren.
Der Ruf nach dem Verbot von Herstellung und Vertrieb der Ego-Shooter wird zur Zeit immer
lauter, ein entsprechender Entwurf ist bereits auf Bundesebene eingebracht und im
europäischen Ministerrat kann Deutschland bereits mit spanischer Unterstützung rechnen.
Wir PIRATEN treten diesen Bestrebungen klar entgegen!
Nichts desto Trotz, mit oder ohne Killerspiele, heute oder vor 1.000 Jahren - eine Frage stellt
sich immer noch: ist Gewalt grundsätzlich ein absolut unvermeidbarer Bestandteil der
zivilisierten Menschheit oder kann das Maß der Gewaltbereitschaft nicht auch als Indiz für
Unzufriedenheit und soziale Ungerechtigkeit angesehen werden?
PIRATEN-Standpunkt
Wir PIRATEN sind gegen ein Verbot von Gewaltspielen.
Wir sind keine Befürworter von Gewalt, sondern haben folgende Beweggründe:
Das gängige Vorurteil, dass das Spielen von Killerspielen auch zu mehr
Gewaltanwendung im Alltag führt, wurde in den letzten Jahren mehrfach durch
wissenschaftliche Studien eindeutig widerlegt (siehe Linkliste [1]).
Es besteht seit Menschengedenken eine kulturelle Einbindung von Gewalt bzw. Spielen
mit gewaltdarstellenden Aspekten.
Es bestehen ausreichende Möglichkeiten in Deutschland, Kinder und Heranwachsende
vor Computerspielen mit Gewaltdarstellungen zu schützen: Vertriebseinschränkungen,
Indizierung und Beschlagnahmung - sie müssen nur genutzt werden.
Die Spiele-Industrie und die mit ihr eng verwandten Entwicklungsfirmen (Grafik-Engines,
Hardware-Entwicklung etc) sowie angrenzende Vermarktungs-Bereiche (Leipzig Games
Convention, div. Publikationen und Medien) werden den IT-Standort Deutschland
verlassen: Knowhow- und Investitionsabwanderung.
PIRATEN-Forderungen:
Förderung der Medienkompetenz von Jugendlichen und Erziehungsberechtigten hin
zum verantwortungsbewußten Umgang mit Computern und Computerspielen
(unabhängig vom Spiel-Genre).
Konsequenter Einsatz der bestehenden Möglichkeiten, Kinder und Heranwachsende vor
gewaltverherrlichenden Spielen zu schützen.
Europäische Harmonisierung der betreffenden Gesetzgebungen und -Umsetzungen,
damit verbotene bzw. indizierte Gewaltspiele nicht in benachbarten Staaten von
Jugendlichen erworben werden können.
Es wird immer ein Land geben, welches Online-Versionen von "Killerspielen" erlaubt und den
Zugang - mit oder ohne Alterskontrolle - anbietet. Das Internet ist grenzenlos und Gamer
werden einfach legale Möglichkeiten außerhalb der eigenen Landesgrenzen nutzen!
Links & Downloads
weiterführende Quellen zur aktuellen Ego-Shooter-Debatte
weiterführende Links
Wikipedia: Killerspiele [2] - wie immer exzellente Informationen mit Pro- und ContraÜbersicht.
bpb - Verbotene Spiele? [3] Sehr aktuelles und ausführliches Angebot der
Bundeszentrale für Politische Bildung, mit Online-Debatte und Live-Chats zu
verschiedenen Aspekten rund ums Thema "Killerspiele".
Dossier: "Killerspiele" [4] - ein sehr umfangreiches Dossier zum Thema Killerspiele des
„Infoc@fé“. Das „Infoc@fé“ ist eine Jugendeinrichtung der Stadt Neu-Isenburg, die seit
November 2000 medienpädagogische Freizeit- und Bildungsangebote mit dem
Schwerpunkt Neue Medien bereitstellt.
Gegenseite Killerspiele [5] - Eine Versachlichung der Debatte, mit vielen
Hintergrundinformationen für alle die mit diskutieren wollen, aber selber noch keine
Erfahrung mit den so genanten "Killerspielen" haben.
Initiativen
Gamer sind keine Verbrecher [6] - Auf dieser Seite sind Informationen, Artikel und
einiges mehr zum Thema “Killerspiele” zu finden. Diese Initiative ist KEINE
Unterschriftenaktion, sondern lediglich eine “Sammelstelle” für die Meinungen der
Gamer, zu denen entgegen der vorherrschenden Meinung auch viele Erwachsene
zwischen 30-45 Jahren gehören.
Der Deutsche eSport-Bund [7] - Der ESB sieht seine Aufgabe darin, sich mit der
Zukunft des freizeit- und wettkampforientierten eSports in Deutschland zu befassen. In
Deutschland existieren trotz des großen Marktpotentials und der stetig wachsenden
Bedeutung des eSports bislang keine festen Strukturen, die der Entwicklung und der
Bedeutung der Marktsituation gerecht werden. Gerade die eSport-Community verfügt
über eine hohe Innovationskraft und soziales Engagement.
Online-Protestaktion "Gegen Killerspiele-verbieten" [8] - Gegen politische
Bemühungen des Verbotes von sogenannten KILLERSPIELEN (Ego-Shootern). Eine
Initiative des Vereins Medialog e.V.
Studien
Playing Video Games - BBFC Publishes Research Das British Board of Film
Classification (BBFC) kommt in einer aktuellen Studie zum Ergebnis, dass Videospieler
weniger emotional in die Handlung eingebunden seien als Zuschauer von Kino- und
Fernsehfilmen. Download [9] Zusammenfassung [10]
Media Violence Research and Youth Violence Data: Why Do They Conflict? Studie
des Massachusetts General Hospital's Center for Mental Health and Media, welche
einige Mythen widerlegt und überraschungende Erkenntnisse zum Thema Jugendliche
und Gewaltspiele zu Tage bringt. Download [11] Zusammenfassung [12]
Der Werther-Effekt - Bedeutung, Mechanismen, Konsequenzen Ein Artikel von W.
Ziegler und U. Hegerl zum Werther-Effekt als wissenschaftlichen Arbeitsbegriff zur
Kennzeichnung von Nachahmungen medial vermittelter Suizide. Betrachtet man die
historische Entwicklung, kommt dem Imitationseffekt gerade in modernen Medien Gesellschaften sogar eine noch größere Bedeutung zu. Download [13]
Effects of Playing Violent Videogames on Chinese Adolescents’ Pro-Violence
Attitudes, Attitudes Toward Others, and Aggressive Behavior Eine Untersuchung
von Ran Wei, welche den Zusammenhang von Gewaltspielen und Gewaltbereitschaft
bei chinesischen Heranwachsenden untersucht. Download [13] Zusammenfassung [14]
The effect of playing violent video games on adolescents: Should parents be
quaking in their boots? In dieser Untersuchung von Unsworth, Devilly, Ward wird
gezeigt, dass gewalttätige Reaktionen nicht auf Gewaltspiele, sondern auf die
Prädisposition des Spielers zurückzuführen sind. Zusammenfassung mit
kostenpflichtiger Downloadmöglichkeit [15]
Sonstiges
Stream: Comic der Realität [16] - ein amüsanter Comic-Stream zum Thema
spielbar.de [17] - Die Plattform für Computerspiele, informiert über Computerspiele aus
pädagogischer Sicht, fordert auf, selbst Computerpiele zu beurteilen und bietet Platz
zum Meinungsaustausch. Eine Angebot der Bundeszentrale für Politische Bildung.
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Links:
[1] http://www.piratenpartei-hessen.de/piraten_themen/killerspiele/links__downloads/index_ger.html
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Killerspiel
[3] http://www.bpb.de/themen/DKZCBJ
[4] http://www.infocafe.neu-isenburg.de/infocafe/07kspiele.html
[5] http://www.stigma-videospiele.de/
[6] http://www.gamer-sind-keine-verbrecher.de/informationen/presse/
[7] http://www.e-sb.de/
[8] http://www.killerspieleverbieten.de/
[9]
http://www.bbfc.co.uk/downloads/pub/Policy%20and%20Research/BBFC%20Video%20Games%20Report.pdf
[10] http://www.bbfc.co.uk/news/stories/20070417.html
[11]
http://ap.psychiatryonline.org/cgi/reprint/28/2/144?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT
[12] http://www.massgeneral.org/news/releases/062907olson.html
[13] http://www.ipsilon.ch/uploads/media/Werther-Effekt_1__01.pdf
[14] http://www.liebertonline.com/doi/abs/10.1089/cpb.2006.9942
[15] http://www.informaworld.com/smpp/content%7Econtent=a780492460
[16] http://www.gamer-sind-keine-verbrecher.de/2007/02/10/stream-comic-der-realitat
[17] http://snp.bpb.de/