PROGRAMM - Beethoven Orchester Bonn

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PROGRAMM - Beethoven Orchester Bonn
Wir spielen für Dich!
6. KAMMERKONZERT
BEETHOVEN-HAUS
Freitag, 8. Mai 2015, 20 Uhr
Träumereien
Emmanuel Pahud Flöte
Eric Le Sage Klavier
PROGRAMM
Wir spielen für Dich!
Musik macht
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Foto: Thilo Beu
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Programm
Träumereien
Gabriel Fauré (1845-1924)
Fantasie für Flöte und Klavier op. 79 (1898)
Sicilienne für Flöte (Violoncello) und Klavier op. 78 (1893)
Arrangement: Henri Büsser (1911)
Sonate Nr. 1 für Flöte (Violine) und Klavier A-Dur op. 13
(1875-1876)
Allegro molto
Andante
Allegro vivo
Allegro quasi presto
PAUSE
Henri Dutilleux (1916-2013)
Sonatine für Flöte und Klavier (1943)
Allegretto
Andante
Animé
Claude Debussy (1862-1918)
Chansons de Bilitis für Flöte und Klavier (1900/1914)
(Arrangement: Karl Lenski, 1983)
Pour invoquer Pan, dieu du vent d'été
Pour un tombeau sans nom
Pour que la nuit soit propice
Pour la danseuse aux crotales
Pour l'Égyptienne
Pour remercier la pluie au matin
Georges Bizet (1838-1875)
Carmen-Fantasie für Flöte und Klavier (1872-1874)
(Arrangement: François Borne 1880)
Emmanuel Pahud Flöte
Eric Le Sage Klavier
auch
Programmhefte
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als Pdf auf un
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Homepage verfüg
French Connection
Das Jahr 1879 darf man in der französischen Musikgeschichte
als wegweisend bezeichnen, denn in diesem Jahr kam es in
Paris zu einer kleinen musikalischen Revolte. Namhafte
Orchestermusiker und Konservatoriums-Professoren
hatten sich um den legendären Flötisten Paul Taffanel
geschart, um gemeinsam
gegen die Streicherkollegen
aufzubegehren. Schließlich
hatten diese allzu lange die
Monsieurs an den BlasinstruGabriel Fauré (1905)
menten aus dem kammermusikalischen Konzertbetrieb
verdrängt. Daher gründete man jetzt die „Sociéte de Musique de
Chambre pour Instruments à Vent“, um endlich ein eigenes offizielles Konzertforum zu besitzen. Fortan konnten sich die Musi4
ker jedoch nicht nur den großen Kammermusikwerken für Bläser
widmen, die aus der Feder eines Mozart oder Beethoven stammten. Auch über Kompositionsaufträge weckten sie unter den
Zeitgenossen die Neugier auf die kammermusikalische Blasinstrumentenfamilie. Paul Taffanel war es zudem, der gerade dem
Repertoire für die Flöte neue Schubkräfte verlieh, indem er die
Kunst der Transkription förderte und vorantrieb. So wurden
rasch Duo-Werke für Flöte und Klavier veröffentlicht, denen vor
allem Originalwerke für Streicher zugrunde lagen. Neben der
Violinsonate von César Franck erfreute sich schon früh Gabriel
Faurés erster Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 13 größter Beliebtheit unter den Flötisten.
Maître des Klangzaubers
Komponiert hatte Fauré die Sonate für ein Konzert in der Pariser Société Nationale de Musique, die 1871 u. a. von seinem
Lehrer Camille Saint-Saëns gegründet worden war. Unter dem
patriotischen Motto „Ars gallica“ wollte man so französischen
Komponisten die Möglichkeit geben, ihre Orchester- und
Kammermusik vorzustellen. Am 27. Januar 1877 kam Faurés
erste Violinsonate dort zur Uraufführung. Und nur wenige
Wochen später konnte man im „Journal de Musique“ eine
enthusiastische Besprechung von Saint-Saëns lesen: „Das
Erscheinen der Sonate von Monsieur Fauré hat uns einen neuen
Meister entdecken lassen, der vielleicht der furchterregendste
unter allen ist, denn er verbindet mit tiefen musikalischen Kenntnissen eine ungeheure melodische Fülle und eine Art unbewusster Naivität, deren Kraft man am wenigsten widerstehen kann.
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Man findet in dieser Sonate all das, was den Feinschmecker verlocken kann: neue Formen, ausgezeichnete Modulationen, ungewöhnliche Klangfarben, die Verwendung von unerwarteten
Rhythmen. Und über allem schwebt ein Zauber, der das ganze
Werk einhüllt und der die Menge der gewöhnlichen Zuhörer dazu
bringt, die ungeahntesten Kühnheiten als eine ganz normale
Sache zu akzeptieren.“
Ein weiterer Fauré-Klassiker in Form einer Transkription für die
Querflöte ist die „Sicilienne“ op. 78. Im Jahre 1893 zunächst
für Orchester komponiert, bearbeitete sie Fauré im selben Jahr
für Violoncello und Klavier. 1911 war es schließlich Henri
Büsser, der diese Cello-Fassung für Flöte einrichtete und damit
diesen eleganten und charmanten Gesang dem vielleicht idealsten Instrument anvertraute. Unter Faurés Kammermusikschaffen, das nahezu vollständig auf die Streicherfamilie fokussiert
ist, findet sich aber immerhin ein Originalwerk für Flöte und
Klavier. Es ist die Fantasie op. 79, die er Paul Taffanel widmete.
Als Vater der modernen französischen Flötenschule und bedeutender Professor am Pariser Konservatorium konnte dieser
immer wieder namhafte Komponisten gewinnen, für seine
Studenten anspruchsvolle Wettbewerbsstücke zu schreiben. So
auch Fauré, der 1898 die Fantasie anscheinend unter größten
Mühen geschrieben hatte, wie er in einem Brief an Saint-Saëns
gestehen sollte. Doch dem zweigeteilten, von Fauré als
„andante cantabile e allegro folichono“ bezeichneten Stück
hört man diese Kompositionswehen nun wirklich nicht an.
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Keine Jugendsünde!!!
Auch auf einen Auftrag des Pariser Konservatoriums geht die
Entstehung der Sonatine für Flöte und Klavier zurück, die Henri
Dutilleux 1943 schrieb. Zu diesem Zeitpunkt war Dutilleux 27
Jahre alt (einer seiner beiden Großväter war übrigens eng mit
Fauré befreundet). Doch erst zu Beginn der 1950er Jahre
begann für ihn seine eigentliche Komponistenkarriere. Bis ins
hohe Alter (Dutilleux starb 2013 im Alter von 97 Jahren!)
schrieb er Sinfonien und Solokonzerte für berühmte Solisten
wie Isaac Stern, wobei sich
seine Klangsprache stets zur
klassischen Moderne Frankreichs und zu Claude Debussy
bekannte. Die als Prüfungsstück komponierte, einsätzige Sonatine ist dreiteilig
aufgebaut. Auf ein charmant
arabeskes „Allegretto“ folgt
ein expressiv verträumtes
„Andante“. Im „Animé“Finale darf dann der Solist
nicht zuletzt in einer Kadenz
Henri Dutilleux (2004)
alle brillanten, geradezu halsbrecherischen Register ziehen. Dutilleux hat zwar bei der
Uraufführung den Klavierpart übernommen, war jedoch von der
Sonatine nie recht überzeugt und tat sie als leichtgewichtige
Gebrauchsmusik ab. Ihren Weg hat sie dennoch gemacht – als
ein nicht zuletzt bei hochrangigen Flötisten äußerst beliebtes
Werk.
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Imaginäres Griechenland
Als einen „Meister des Anmutigen“ hatte einmal Claude Debussy seinen Landsmann Gabriel Fauré bezeichnet. Dieses Lob
gebührt natürlich rückblickend auch Debussy und speziell dem
Komponisten der „Chansons de Bilitis“. 1896 hatte Debussy im
Zuge der damals in Frankreich grassierenden Antiken- und Griechenland-Schwärmerei drei Gedichte vertont, die angeblich aus
der Feder der griechischen Dichterin Bilitis stammten (in Wirklichkeit hatte sie natürlich Debussys enger Freund Pierre Louys
geschrieben). 1900 schrieb Debussy für eine szenische Präsentation der Gedichte die gleichnamige Bühnenmusik „Chansons
de Bilitis“, und mehr als zehn Jahre später bearbeitete er sie für
Nicolas Poussin, Der Triumph des Pan (1636)
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zwei Klaviere und gab den
sechs Piècen den Titel „Six
épigraphes antiques“. Gegen
Ende des 20. Jahrhunderts
nahm sich der Flötenvirtuose
Karl Lenski dieser so fein
gewobenen, sinnlichen und
hypnotisierenden Stücke an
und bearbeitete sie für Flöte
und Klavier. „Pour invoquer
Pan, dieu du vent d'été“ (Um
Pan anzurufen, den Gott des
Sommerwindes) ist eine
Claude Debussy (etwa 1908)
pastorale Szene, in der laut
des entsprechendes Gedichts von Louys Schäferinnen bei ihren
Herden verweilen. „Pour un tombeau sans nom” (Auf ein
namenloses Grab) sowie „Pour que la nuit soit propice” (Auf
dass die Nacht günstig sei) besitzen diesen für Debussy so typischen, geheimnisvollen Duft. „Pour la danseuse aux crotales”
(Für die Tänzerin mit den Kastagnetten) kommt dagegen leicht
beschwingt daher und lässt von Ferne schon das Finalstück des
heutigen Konzerts erahnen. Auf die exotisch-orientalische
Magie von „Pour l'Égyptienne” (Für die Ägypterin) folgt mit
„Pour remercier la pluie au matin“ (Um dem Morgenregen zu
danken) eine dieser impressionistischen Elegien, die für die
Ewigkeit gedacht sind.
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Caramba!
Zu den Lieblingsbeschäftigungen vieler Komponisten und
Virtuosen im 19. Jahrhundert gehörte es, über berühmte Opernmelodien mit allen spieltechnischen Ungeheuerlichkeiten zu
fantasieren. Natürlich konnten sich auch Top-Flötisten wie Paul
Taffanel für diese Mode begeistern. Nicht weniger effektvolle,
weil höchst brillante Paraphrasen über bekannte Arien hat aber
auch sein Kollege François Borne hinterlassen. Borne wurde
1840 im südfranzösischen Montpellier geboren und machte vor
allem in Bordeaux und
Toulouse als Orchestermusiker und KonservatoriumsProfessor Karriere. 1880
nahm er sich als talentierter
Komponist einer Oper und
ihrer Ohrwürmer an, die etwa
auch einen spanischen
Teufelsgeiger wie Pablo de
Sarasate oder später Jahrhundertpianist Vladimir Horowitz zu Konzertfantasien
Henri-Lucien Doucet, Célestine
Galli-Marié als Carmen (1884)
inspiriert hat. Es handelt sich
dabei natürlich um Bizets
„Carmen“. Aus diesem Ever-
green um die gleichnamige Zigeunerin pickte sich Borne die
Filetstücke wie die „Habanera“ heraus und richtete sie für Flöte
bisweilen derart irrwitzig anspruchsvoll ein, dass man beim
Zuhören einfach aus dem Staunen nicht herauskommt.
Guido Fischer
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EMMANUEL PAHUD
1970 in Genf geboren,
schloss Emmanuel Pahud
mit 20 Jahren das Pariser
Conservatoire National Supérieur de Musique mit dem
„Premier Prix“ ab und
Foto: Sheila Rock
studierte anschließend bei
dem Meister-Flötisten Aurèle
Nicolet. Seitdem ging Pahud
aus vielen internationalen
Emmanuel Pahud
Wettbewerben als Preisträger hervor: 1988 in Duino, 1989 in Kobe und 1992 in Genf. Er
erhielt unter anderem den Juventus-Preis des Europarates und
ist Preisträger der Yehudi Menuhin-Stiftung und des
International Tribune for Musicians der UNESCO. 2009 wurde
Emmanuel Pahud mit dem renommierten Ordre des Arts et des
Lettres (Orden für Kunst und Literatur) ausgezeichnet. Im
selben Jahr erhielt er für sein Album mit Bachs Flötensonaten
seinen nunmehr fünften ECHO Klassik – in der Kategorie
Instrumentalist des Jahres.
Pahuds staunenswerte musikalische Vielseitigkeit entspringt
seinem künstlerischen Credo, „sich wie ein Chamäleon den
Farben der Musik oder den Vorstellungen des Komponisten anzupassen“.
Emmanuel Pahud war zunächst als Solo-Flötist beim RundfunkSymphonieorchester Basel und den Münchner Philharmonikern
unter Sergiu Celibidache tätig, ehe er mit 22 Jahren als damals
jüngstes Mitglied Solo-Flötist der Berliner Philharmoniker unter
Claudio Abbado wurde. Nach einer kurzen Unterbrechung ist er
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seit 2002 wieder Mitglied der Berliner Philharmoniker, diesmal
unter Sir Simon Rattle.
Neben seiner Orchestertätigkeit ist Emmanuel Pahud regelmäßig als Solist bei großen internationalen Festivals zu Gast und
tritt mit weltweit renommierten Orchestern unter prominenten
Dirigenten auf. Auch als Kammermusiker geht er regelmäßig auf
Tournee; zu seinen Partnern zählen dabei unter anderem Yefim
Bronfman, Hélène Grimaud und Stephen Kovacevich. Mit dem
Pianisten Eric Le Sage und dem Klarinettisten Paul Meyer gründete er das sechsköpfige Ensemble Les Vents Français und rief
mit ihnen 1993 das Kammermusik-Festival „Musique à l‘Empéri“
ins Leben, das 2012 sein 20-jähriges Bestehen feierte. Telemann und Jazz, Ravel und Mozart, Bach und Prokofieff – Emmanuel Pahud beweist seine immense Repertoire-Bandbreite –
darunter auch Uraufführungen von Elliot Carter und Luca
Lombardi – immer wieder in Konzerten wie in zahlreichen preisgekrönten Einspielungen.
ERIC LE SAGE
Eric le Sage ist einer der originellsten Vertreter der französischen Klavierschule. Bekannt durch seine Interpretationen der
großen Romantiker – insbesondere Schumann und der französischen Musik – ist er auch, gemeinsam mit Paul Meyer und Emmanuel Pahud einer der Begründer und künstlerischen Leiter des
Festivals Musique à L'Empéri, in Salon de Provence. Bis 2010
setzte sich le Sage intensiv mit Robert Schumanns Klavierkompositionen auseinander, sowohl auf der Bühne als auch für
CD-Aufnahmen. 2010 hat er den zweihundertsten Geburtstag
Schumanns im Pariser Théâtre des Champs-Elysées gefeiert und
mitgestaltet. Eric le Sage war in zahlreichen Konzerthäusern
und bei Festivals zu Gast, u. a. der Schubertiade Schwarzenberg
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Hohenems, den Ludwigsburger Schlossfestspielen,
der Tonhalle Düsseldorf,
dem Salle Pleyel, der
Wigmore Hall, der Suntory
Hall, der Carnegie Hall,
dem Théâtre des Champs-
Eric Le Sage
Élysées sowie auf Bühnen
in Deutschland, Italien, Spanien und vielen mehr.
Bei seinen zahlreichen Auftritten musizierte er u. a. mit dem
Los Angeles Philharmonic Orchestra, den Göteborger Symfonikern und dem Royal Scottish National Orchestra.
Ferner gab er Solo-Konzerte mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Symphonieorchester des Niederländischen Fernseh- und Hörfunks, der Dresdner Philharmonie, dem Symphonieorchester von Malmö u. v. m. Le Sage
arbeitete dabei unter anderem mit Dirigenten wie Edo de
Waart, Stéphane Denève, Louis Langrée und Sir Simon Rattle.
Geboren in Aix-en Provence beendete Eric le Sage sein Studium
am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris im Alter
von 17 Jahren. Weitere künstlerische Anregungen erhielt er von
Maria Curcio in London. Er ist Preisträger von mehreren Internationalen Wettbewerben, u. a. erhielt er 1995 den ersten Preis
beim Internationalen Wettbewerb von Porto und gewann 1989
den Internationalen Robert Schumann Wettbewerb in Zwickau.
Im darauffolgenden Jahr erhielt er, als Preisträger des Wettbewerbs von Leeds, die Gelegenheit Robert Schumanns Klavierkonzert mit dem Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung
von Sir Simon Rattle zu interpretieren. Eine umfangreiche Diskographie gibt ein Zeugnis seines breit gefächerten Repertoires.
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Redaktion
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Lisa Valdivia
Text
Guido Fischer
Gestaltung
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Bildnachweise:
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