Link Einzelhandelsgutachten vom Juli 2014
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Link Einzelhandelsgutachten vom Juli 2014
Auswirkungsanalyse zur Ansiedlung eines Bio-Lebensmittelmarktes in GERLINGEN Auftraggeber: Stadt Gerlingen Projektleitung: Dipl.-Geogr. Gerhard Beck Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. Florian Komossa Ludwigsburg, im Juli 2014 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Dresden, Hamburg, Köln, München Hohenzollernstr. 12-14, 71638 Ludwigsburg Geschäftsführer: Dr. Stefan Holl Telefon: 07141 / 9360-0 Telefax: 07141 / 9360-10 eMail: [email protected], http://www.gma.biz Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Vorbemerkung Im Juni 2014 erteilte die Stadt Gerlingen der GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Ludwigsburg, den Auftrag zur Erstellung einer Auswirkungsanalyse zur Ansiedlung eines Bio-Lebensmittelmarktes und zur Verlagerung einer Bäckerei in der Gerlinger Innenstadt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Fragestellung, ob das Vorhaben bzw. die Agglomeration von Einzelhandelsbetrieben in der Gerlinger Innenstadt in Zusammenschau mit dem Vorhaben schädliche überörtliche Wirkungen entfalten kann. Für die Bearbeitung vorliegender Auswirkungsanalyse standen der GMA u. a. Daten und Informationen des Statistischen Bundesamtes, des Statistischen Landesamtes, der Stadt Gerlingen und des Auftraggebers zur Verfügung. In Ergänzung der sekundärstatistischen Daten wurde im Juli 2014 im Einzugsgebiet der relevante Wettbewerb vor Ort erfasst und eine Standortbesichtigung des Planstandortes sowie eine städtebauliche Bewertung der Einzelhandelslagen im Untersuchungsraum durchgeführt. Die vorliegende Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und -findung für kommunalpolitische und bauplanungsrechtliche Entscheidungen der Stadt Gerlingen. Alle Informationen im vorliegenden Dokument sind sorgfältig recherchiert; der Bericht wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität aller Inhalte kann die GMA keine Gewähr übernehmen. Das vorliegende Dokument unterliegt dem Urheberrecht gemäß § 2 Abs. 2 sowie § 31 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte. Eine Vervielfältigung, Weitergabe oder (auch auszugsweise) Veröffentlichung ist nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der GMA und des Auftraggebers unter Angabe der Quelle zulässig. GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg, im Juli 2014 BE KOF skh Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen INHALTSVERZEICHNIS Seite I. Grundlagen 1 1. Aufgabenstellung 1 2. Aktuelle Trends im Bio-Lebensmitteleinzelhandel 1 3. Weitere Angaben zur Planung 3 4. Der Anbieter Bio B. Naturkostmarkt 4 II. Standortbeschreibung und -bewertung 5 1. Makrostandort Gerlingen 5 2. Mikrostandort Urbanstraße / Hauptstraße 7 III. Einzugsgebiet, Bevölkerung und Kaufkraft 10 1. Einzugsgebiet und Bevölkerung 10 2. Kaufkraft im Einzugsgebiet 11 IV. Wettbewerbssituation im Lebensmittelbereich 13 1. Wettbewerbsstrukturen im Untersuchungsraum 13 1.1 Wettbewerbsstrukturen in Gerlingen 13 1.2 Wettbewerbssituation außerhalb des Einzugsgebietes 14 V. Darstellung städtebaulicher und raumordnerischer Auswirkungen 17 1. Umsatzerwartung und Kaufkraftbewegungen 17 2. Städtebauliche Auswirkungen 18 V. Zusammenfassung 21 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen I. Grundlagen 1. Aufgabenstellung In Gerlingen ist an der Urbanstraße / Hauptstraße der Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses geplant. Im Erdgeschoss ist die Ansiedlung eines Bio B. Naturkostmarktes auf ca. 600 m² Bruttogeschossfläche sowie die Verlagerung und Erweiterung der Bäckerei Trölsch auf ca. 300 m² Bruttogeschossfläche vorgesehen. Für den Biomarkt ist von einer Verkaufsfläche (VK) von ca. 450 – 500 m² auszugehen. Bei der Bäckerei wird der Großteil der Flächen auf das Café mit Mittagstischangebot entfallen. Das Vorhaben befindet sich innerhalb des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplanes „Querstraße“. Zwar handelt es sich bei dem Vorhaben nicht um einen großflächigen Einzelhandelsbetrieb im Sinne des § 11 Abs. BauNVO, jedoch sind gemäß Schreiben des Verbandes Region Stuttgart vom 08.05.2014 mögliche Agglomerationswirkungen zu prüfen. Gemäß Plansatz 2.4.3.2.8 (Z) des Regionalplans Region Stuttgart sind Agglomerationen von Einzelhandelsbetrieben in den Ortskernen aller Gemeinden zulässig. Wird ein Bauleitplan aufgestellt, dessen Geltungsbereich den Ortskern teilweise erfasst, so darf die hiernach zulässige Agglomeration von Einzelhandelsbetrieben keine schädlichen überörtlichen Wirkungen entfalten. 2. Aktuelle Trends im Bio-Lebensmitteleinzelhandel Neben der Discountorientierung der deutschen Kunden im Lebensmitteleinzelhandel geht bei einem Teil der Verbraucher der Trend immer mehr in Richtung gesunde Ernährung, regionale Produkte, faire Preise und Geschmack. Für diese Schlagworte stehen Produkte aus der ökologischen Landwirtschaft, welche bei den Verbrauchern unter dem Begriff „Bio-Lebensmittel“ subsumiert werden. Durch diese Veränderungen hat der BioLebensmittelbereich in den letzten Jahren eine immer größere Aufmerksamkeit erfahren. In der Folge konnten in den letzten Jahren im Bio-Lebensmittelbereich Umsatzsteigerungsraten von 5 – 10 % pro Jahr erzielt werden. So wurden im Jahr 2013 in Deutschland ca. 7,55 Mrd. € im Bio-Lebensmitteleinzelhandel umgesetzt, was einem Marktanteil von 1 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen ca. 3,6 % am gesamten Lebensmitteleinzelhandelsumsatz entspricht. Im europäischen Vergleich ist Deutschland zwar der größte Markt für Bio-Produkte, jedoch liegen der Anteil der Bio-Lebensmittel am gesamten Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel und die ProKopf-Ausgaben im Bio-Lebensmittelbereich noch im europäischen Mittelfeld. Allerdings dürfte auch in Zukunft der Trend zum verstärkten Verzehr von Bio-Produkten weiter anhalten, sodass weiterhin mit hohen Wachstumsraten im Bio-Lebensmittelbereich zu rechnen ist.1 Betrachtet man die Aufteilung des Umsatzes im Bio-Lebensmittelbereich nach Vertriebswegen, lässt sich feststellen, dass mehr als die Hälfte des Umsatzes mit BioLebensmitteln auf den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel entfällt. Auf Naturkostgeschäfte, Bio-Supermärkte und die sonstigen Betriebsformen entfällt ein Anteil am Gesamtumsatz von ca. 40 %. Insbesondere der Absatz von Bio-Grundnahrungsmitteln wie z. B. von Karotten und Kartoffeln wird durch die Lebensmitteldiscounter und Supermärkte dominiert, die so ihr Image im Bio-Bereich aufwerten wollen. Abbildung 1: Umsatzanteile der Vertriebswege im Bio-Lebensmittelbereich im Jahr 2013 9% 32% 59% Naturkostfachgeschäfte (inkl. Hofläden) Lebensmitteleinzelhandel (inkl. Drogeriefachmärkte) Sonstige* * Bäckerei, Metzgerei, Obst- / Gemüsefachgeschäft, Wochenmarkt, Abokiste, Versand, Tankstelle. Quelle: Bölw; Zahlen, Daten, Faktoren. Die Bio-Branche 2014 1 Quelle: Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft; BÖLW: Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio-Branche 2014 2 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Bei der Ausstattung mit Bio-Lebensmittelmärkten ist in vielen Regionen noch keine flächendeckende Versorgung vorhanden, sodass das Potenzial für Bio-Märkte sowohl in größeren Städten, Mittelzentren, aber auch in den Regionen noch nicht vollständig ausgeschöpft ist. So sind in den letzten Jahren vermehrt größere Bio-Supermärkte eröffnet worden. Aber auch bei den bestehenden Anbietern geht der Trend hin zu einer Vergrößerung der Verkaufsflächen. Als wesentliche Anbieter im Bio-Supermarktbereich können die Unternehmen Alnatura, denn´s und Basic genannt werden. Die wesentlichen Eckdaten der Hauptwettbewerber im Bio-Lebensmittelbereich sind in nachfolgender Tabelle aufgeführt: Tabelle 1: Hauptwettbewerber im Bio-Supermarktbereich – Daten und Kennzahlen 2013 denn´s Bio Alnatura Basic Anzahl Filialen 113 74 25 Umsatz in Mio. € 102 258 107 Umsatz pro Filiale in Mio. € 0,9 3,5 4,3 ∅-Verkaufsfläche 500 m² 550 m² 730 m² 5.000 6.000 8.000 – 10.000 Artikelzahl Quelle: EHI 2013, www.handelsdaten.de; eigene Recherchen, GMA-Berechnungen 2014 3. Weitere Angaben zur Planung Geplant ist die Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses mit Einzelhandel im Erdgeschoss, Wohnungen in den Obergeschossen und einer Tiefgarage im Untergeschoss. Die Zufahrt für die neue Tiefgarage soll über die Urbanstraße erfolgen. Der Biomarkt soll in Gerlingen neu angesiedelt werden, die Bäckerei Trölsch soll hingegen von der anderen Straßenseite der Hauptstraße verlagert werden. Am jetzigen Standort befindet sich das Ladenlokal der Bäckerei Trölsch auf dem Grundstück zurückversetzt, der Eingang ist sehr schmal, der Gastraum liegt hinter der Bebauung der Hauptstraße ohne Sichtbeziehungen zur Straße. 3 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen 4. Der Anbieter Bio B. Naturkostmarkt Der Bio B. Naturkostmarkt wird seit dem Jahr 2007 von Dirk und Maik Seiler geführt und befindet sich als inhabergeführtes Einzelunternehmen in der Klettpassage im Stuttgarter Hauptbahnhof. Der Biomarkt bietet dort auf ca. 350 m² Verkaufsfläche ein Sortiment von ca. 7.000 Produkten1 und verfügt mit www.bio724.de über einen umfangreichen OnlineShop. Der Markt bietet zahlreiche Marken an, wobei das Naturkostangebot durch die Sortimente des Vitalia Reformhaus ergänzt werden. Zu den Sortimenten zählen Reformwaren, Backwaren, ein umfangreiches Lebensmittelangebot mit Frischetheken und Tiefkühlprodukten sowie (Natur-) Kosmetik. Zusätzlich bietet der Online-Shop ein umfangreiches Angebot an Lebensmitteln und Drogerie- sowie Kosmetikprodukten. Der Biomarkt in Gerlingen wird den zweiten Standort für diesen Betreiber darstellen. Abbildung 2: Bio B. Naturkostmarkt am Standort Stuttgart Eingang über Reformhaus Vitalia und Ausgang Eingang rechts Quelle: GMA 2014 1 Quelle: Bio B. Naturkostmarkt, www.bio724.de 4 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen II. Standortbeschreibung und -bewertung 1. Makrostandort Gerlingen Die Stadt Gerlingen im Landkreis Ludwigsburg grenzt im Westen an Leonberg und im Osten an Stuttgart. Gerlingen liegt im Verdichtungsraum Region Stuttgart und zählt derzeit ca. 19.140 Einwohner1. Regionalplanerisch ist die Kernstadt Gerlingen als Kleinzentrum festgelegt2. Der regionalplanerische Verflechtungsbereich erstreckt sich auf Gerlingen selbst. Siedlungsstrukturell gliedert sich die Stadt in die Kernstadt Gerlingen sowie die weiteren Stadtteile Bopser, Forchenrain, Gehenbühl und Schillerhöhe. An regionale und überregionale Verkehrsachsen ist die Stadt durch naheliegende Anschlüsse an die BAB 81 (Leonberg – Würzburg) sowie die durch das Stadtgebiet verlaufenden Landesstraße L 1141 und L 2255 sowie die Kreisstraße K 1657 (Leonberger Straße) gut angebunden. Mit 8.682 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort3 stellt Gerlingen einen bedeutenden Wirtschaftsstandort dar. Die Zahl der Einpendler (7.299) übersteigt die Zahl der Auspendler (5.831) um insgesamt 1.468, was für das Jahr 2013 einen positiven Wanderungssaldo bedeutet. In Gerlingen sind mehrere Einzelhandelslagen zu identifizieren. Dies ist zum einen der Ortskern mit zahlreichen Fachgeschäften und kleinflächigen Lebensmittelanbietern, zum anderen sind dies zwei autokundenorientierte Standorte entlang der Weilimdorfer Straße. Hier ist zunächst der Verbundstandort von Lidl und Rossmann zu nennen, am Ortsausgang befindet sich real,- im Gewerbegebiet. Der Standort von real,- stellt den dominierenden Einzelhandelsstandort für den Lebensmitteleinzelhandel in Gerlingen dar. Auf die konkrete Wettbewerbssituation im Lebensmittelbereich wird an späterer Stelle eingegangen. 1 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg; Stand: 30.09.2013. 2 vgl. 2.3.4 (Z) Regionalplan Region Stuttgart. 3 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 30.06.2013. 5 Karte 1: Lage und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum Legende Oberzentrum Mittelzentrum Unterzentrum Kleinzentrum erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Bearbeitung 2014 6 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen 2. Mikrostandort Urbanstraße / Hauptstraße Der vorgesehene Standort des geplanten Wohn- und Geschäftshauses liegt zentral im Ortskern der Stadt Gerlingen im Kreuzungsbereich Urbanstraße / Hauptstraße. Am Standort befinden sich derzeit mehrere freistehende Wohn- und Geschäftshäuser, die bereits leergezogen sind. In direktem Standortumfeld befindet sich das Rathaus sowie der Rathausplatz (Süden). Außerdem die innerörtlichen Haupteinkaufslagen Hauptstraße (Norden) und Kirchstraße (Osten), u. a. mit dem Brunnenmarkt, einem Nahversorgungszentrum mit Bäckerei, Metzgerei, Kik Textildiskont sowie Cafés und Ärzten. Im Westen (Urbanstraße) schließen Wohngebäude und Geschäftsbesatz an. Außerdem sind hier ein Asia-Imbiss sowie das Deutsche Rote Kreuz zu finden. Verkehrlich ist der Standort über die Hauptstraße gut erreichbar. Eine Anbindung an den ÖPNV ist über die Bushaltestelle am Rathausplatz ebenfalls gewährleistet. Die fußläufige Erreichbarkeit ist durch die zentrale Lage im Ortskern ebenfalls sehr gut. Zusammenfassend kann der Standort Urbanstraße / Hauptstraße folgendermaßen charakterisiert werden: Positive Standortfaktoren + gute Einsehbarkeit und Verkehrsanbindung über Hauptstraße + zentrale Lage im Ortskern von Gerlingen + bereits gut etablierter Einzelhandelsstandort mit Versorgungsfunktion für Wohnbevölkerung in Gerlingen + unmittelbarer Anschluss an Wohnquartiere + Kopplungspotenzial zu anderen Innenstadtnutzungen + Parkhaus Stadthalle (217 Stellplätze) in fußläufiger Distanz. 7 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Negative Standortfaktoren – nur begrenzte Anzahl an öffentlichen Stellplätzen im Ortskern. Abbildung 3: Aufnahmen vom Planstandort Bestandsgebäude am Planstandort Aktueller Standort Bäckerei Trölsch Rathaus Gerlingen, Rathausplatz Standortumfeld Hauptstraße Quelle: GMA 2014 8 Karte 2: Mikrostandort Urbanstraße / Hauptstraße in Gerlingen Café Courage Bäckerei Sauter Optik Point Antik Bernhard Restaurant Gerlinger Hof Legende Zahnarzt P Schuhe Gitte Sonntag Salat & Co. Drogerie Godel Geltungsbereich Bebauungsplan „Querstraße“ Metzgerei Sterner Sinn Gerlinger Reisebüro Tina‘s Haarschuppen Frisör / Kiosk Trölsch Zahnarzt Juwelier 1783 Kik Sparkasse Trölsch (Bestand) Eco Schuhe Einzelhandel Metzgerei Mack Bäckerei Katz Gastronomie / Dienstleistung Apotheke P Polizei Bürger Treff Flaschnerei Fader Physiotherapie Foto Küster Gewerbe Kühlewein Mode Zigarren / Tabak Nah & Gut BW-Bank Konfetti Mode H Öffentliche Nutzung H Asia Wok DRK A² Spielwaren Rathaus Locher Kunst / Hobby Planstandort Bushaltestelle Optik Hoffmann Volksbank Schiller Apotheke Ford Autohaus Meier Schwimmhalle Stadthalle Kartengrundlage:LGL, www.lgl-bw.deGMABearbeitung 2014 erstellt mit Regiograph Planung 12; erstellt mit GMA-Bearbeitung 2013 LGL Baden-Württemberg; GMA-Bearbeitung 2014 9 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen III. Einzugsgebiet, Bevölkerung und Kaufkraft 1. Einzugsgebiet und Bevölkerung Der Abgrenzung des voraussichtlichen Einzugsgebietes für den neu angesiedelten Bio-Lebensmittelmarkt kommt eine wesentliche Bedeutung bei der Beurteilung des Vorhabens zu. So bildet das ermittelte Einzugsgebiet die Grundlage für alle späteren Berechnungen zur Ermittlung des Bevölkerungs- und Kaufkraftpotenzials sowie des Vorhabenumsatzes bzw. der Umsatzherkunft. Als Einzugsgebiet wird in dieser Untersuchung ein Bereich verstanden, innerhalb dessen mit regelmäßigen, dauerhaften und ausgeprägten Einkaufsbeziehungen an den Planstandort gerechnet werden kann. Das Einzugsgebiet lässt sich darüber hinaus weiterhin nach Zonen untergliedern und strukturieren, aus denen eine gleichmäßige Kundeneinkaufsorientierungen an den Planstandort zu erwarten ist. Mit zunehmender Entfernung bzw. schlechterer Erreichbarkeit des Standortes ist dabei i. d. R. von einer Abnahme der Kundenbindung an den Standort auszugehen. Zur Abgrenzung des Einzugsgebietes werden in vorliegender Untersuchung folgende Kriterien herangezogen: wesentliche Strukturdaten und Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum (z. B. Topografie, Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur) verkehrliche Erreichbarkeit des Standortes auf Basis von Fahrzeitisochronen Betreiber, Dimensionierung und Sortimentsstruktur des Vorhabens Wettbewerbssituation und Einkaufsalternativen in Gerlingen und den umliegenden Städten und Gemeinden Ergebnisse aus anderen GMA-Untersuchungen in Gerlingen und der Region. Demnach kann unter Berücksichtigung der oben genannten Faktoren im vorliegenden Fall die Stadt Gerlingen selbst als Haupteinzugsgebiet für die Ansiedlung des Biomarktes abgegrenzt werden. Von außerhalb der Stadt Gerlingen ist nicht mit regelmäßigen Einkaufsbeziehungen zu rechnen. 10 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Dies ist durch die eigenständigen Versorgungsstrukturen in den Nachbarkommunen bedingt (vgl. Kapitel IV.). Durch die Lage an der L 1141 ist jedoch mit einem gewissen Anteil von Kunden von außerhalb der Stadt Gerlingen zu rechnen. Diese werden im weiteren Verlauf der Untersuchung als Streukunden berücksichtigt. Zusammenfassend lässt sich für das Vorhaben folgendes Einzugsgebiet abgrenzen: ca. 19.140 Einwohner.1 Gerlingen: Insofern wird durch das Vorhaben ein Einzugsgebiet erschlossen, welches nicht über den regionalplanerisch definierten zentralörtlichen Verflechtungsbereich (Stadt Gerlingen) hinausgeht. 2. Kaufkraft im Einzugsgebiet Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen beträgt die ladeneinzelhandelsrelevante Kaufkraft im Jahr 2013 einschließlich der Ausgaben im Lebensmittelhandwerk in Deutschland pro Kopf der Wohnbevölkerung ca. € 5.247.2 Bezogen auf das konkrete Vorhaben in Gerlingen, dessen Sortimentsschwerpunkt im Lebensmittelbereich liegt, betragen die Pro-Kopf-Ausgaben ca. € 1.870. 1 Quelle: Statistisches Landratsamt Baden-Württemberg (Stand: 30.09.2014). 2 Ohne Kaufkraftanteil verschreibungspflichtiger Medikamente bei Apotheken. 11 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Bei der Kaufkraftberechnung für das Einzugsgebiet ist zudem das lokale Kaufkraftniveau zu beachten. Gemäß aktueller Kennziffer von MB Research liegt das Kaufkraftniveau in Gerlingen bei 124,9 und damit auf einem deutlich überdurchschnittlichem Niveau (100,0 = Bundesdurchschnitt).1 Für das Einzugsgebiet beläuft sich das Kaufkraftpotenzial für Nahrungs- und Genussmittel damit auf ca. 44,7 Mio. €. 1 Quelle: MB Research 2012. Das Kaufkraftniveau wird auf der Basis der amtlichen Steuerstatistik berechnet. Zu berücksichtigen ist, dass ein über- bzw. unterdurchschnittlicher Kaufkraftkoeffizient v. a. bei Luxusgütern zum Tragen kommt, bei den Ausgaben für Waren des täglichen Bedarfs (Grundbedürfnisse) hingegen weniger stark ins Gewicht fällt. 12 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen IV. Wettbewerbssituation im Lebensmittelbereich Für die Prüfung des Beeinträchtigungsverbotes ist zunächst die Angebots- und Wettbewerbssituation für das Planvorhaben im Einzugsgebiet bzw. im Umland darzustellen und zu bewerten. Ausgehend davon lassen sich die durch das Vorhaben zu erwartenden wettbewerblichen bzw. prüfungsrelevanten städtebaulichen Auswirkungen ermitteln. 1. Wettbewerbsstrukturen im Untersuchungsraum Zur Bewertung der Einzelhandelssituation in Gerlingen und im Umland wurde von der GMA im Juli 2014 eine Erhebung der projektrelevanten Einzelhandelsbetriebe durchgeführt. Als Wettbewerber für den Biomarkt gelten grundsätzlich alle Warengeschäfte, in denen Warengruppen angeboten werden, die in einem Bio-Lebensmittelmarkt geführt werden. Allerdings ist aufgrund der Flächengröße bzw. des Betriebstyps und des spezifischen Einkaufsverhaltens der Bevölkerung davon auszugehen, dass insbesondere betriebstypengleiche Betriebe als Hauptwettbewerber zu identifizieren sind. 1.1 Wettbewerbsstrukturen in Gerlingen In Gerlingen stellt das real,- SB-Warenhaus in Gewerbegebietslage in der Weilimdorfer Straße mit ca. 8.800 m² VK den mit Abstand größten Anbieter dar. Auch der moderne Verbundstandort von Lidl (ca. 1.100 m² VK) mit Rossmann in der Weilimdorfer Straße stellt einen leistungsstarken Standort dar. In der Innenstadt ist v. a. auf den kleinflächigem Nah & Gut Markt (ca. 330 m² VK) hinzuweisen, der flächenseitig den größten Anbieter im Ortskern darstellt. Des weiteren sind hier insbesondere kleinflächige Anbieter des Lebensmittelhandwerks (4 Bäckereien zzgl. Bäckerei Trölsch, 2 Metzgereien) sowie ein Weinhändler anzutreffen. Ergänzt wird das Angebot durch einen modernen Getränkemarkt samt weiterer Bäckerei am Ortseingang. Insgesamt sind somit im Nahrungs- und Genussmittelbereich inkl. des Standortes der Bäckerei Trölsch 16 Anbieter mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca. 12.150 m² ansässig. 13 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Im projektrelevanten Bio-Lebensmittelbereich ist in Gerlingen hinsichtlich des Betriebstyps und der Verkaufsfläche kein vergleichbarer Anbieter ansässig. Der bis vor kurzem in der Schillerstraße präsente Biomarkt Quintessenz ist inzwischen geschlossen, gleiches gilt für das Reformhaus Kandler in der Feuerbacher Straße. Zu berücksichtigen sind jedoch die Teilsortimentsflächen des Drogeriemarktes Rossmann in der Weilimdorfer Straße. Hinsichtlich der Bewertung der Angebotssituation im Lebensmittelbereich lässt sich feststellen, dass in Gerlingen insgesamt eine sehr leistungsfähige Verkaufsflächenausstattung vorzufinden ist, wobei der Großteil hiervon auf den großflächigen Anbieter real,- im Gewerbegebiet entfällt. In der Innenstadt sind mit Ausnahme des sehr kompetenten Lebensmittelhandwerks keine leistungsfähigen und marktgerechten Strukturen vorzufinden. Insbesondere im Biomarktsegment ist nach der Schließung des Biomarktes in der Schillerstraße eine deutliche Angebotslücke festzustellen. 1.2 Wettbewerbssituation außerhalb des Einzugsgebietes Außerhalb des Einzugsgebietes sind im Lebensmitteleinzelhandel insbesondere die umliegenden Einzelhandelsstandorte in Leonberg, Ditzingen sowie den Stuttgarter Stadtteilen Giebel, Hausen und Weilimdorf von Belang: In Leonberg finden sich Verbundstandorte und große Supermärkte. Die Hauptanbieter sind Kaufland, 2 x Edeka, Rewe, 2 x Aldi, 2 x Lidl und Netto. In der Innenstadt befindet sich der Biomarkt Mutter Natur (ca. 350 m² VK), im Leo-Center das Reformhaus Godel sowie das Reformhaus Neuleben / Bio-Rampe in der Römerstraße. Gegenüber von Neuleben in der Römerstraße entsteht außerdem gerade ein neuer Standort von Kaufland. In Ditzingen ist auf das E-Center, Treff 3000 und Aldi hinzuweisen. Somit verfügt Ditzingen über eine leistungsstarke eigenständige Lebensmittelversorgung, jedoch nicht über einen Biomarkt. In den angrenzenden Stuttgarter Stadtteilen Hausen und Weilimdorf finden sich eigenständige Nahversorgungsstrukturen, die jedoch v. a. der Nahversorgung der vor Ort lebenden Bevölkerung dienen. Im über die Stadtbahnlinie U 6 an Gerlingen angebundenen Stuttgarter Stadtteil Weilimdorf ist insbesondere auf den Biomarkt Naturgut (ca. 450 m² VK) sowie das nahegelegene Reformhaus Neuleben hinzuweisen. 14 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch bei einer Analyse der Wettbewerbsstrukturen im Umland nicht von einem nennenswert über die Stadt Gerlingen hinausgehenden Einzugsgebiet des Vorhabens auszugehen ist. Aufgrund der Unterversorgung im Biolebensmittelbereich ist jedoch umgekehrt derzeit von vereinzelten Einkaufsbeziehungen von Gerlingen ins Umland auszugehen, wo es derzeit mehr Biolebensmittelangebote gibt. Somit ist für den Bio-Lebensmittelmarkt vornehmlich von einer Rückgewinnung bislang an Standorte außerhalb Gerlingens abfließender Kaufkraft zu rechnen. Ein nennenswerter Kundenzuspruch von außerhalb der Stadt Gerlingen ist im Lebensmittelbereich für den geplanten Biomarkt nicht zu erwarten. 15 Karte 3: Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum P erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Bearbeitung 2014 16 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen V. Darstellung städtebaulicher und raumordnerischer Auswirkungen 1. Umsatzerwartung und Kaufkraftbewegungen Zur Beurteilung möglicher städtebaulicher Auswirkungen sind zunächst die durch die Ansiedlung eines Bio-Lebensmittelmarktes ausgelösten Kaufkraftbewegungen genauer zu ermitteln. Für die Ermittlung der zu erwartenden Umsatzleistung des geplanten Bio-Lebensmittelmarktes wurde das Marktanteilkonzept zugrunde gelegt, das von einer Gegenüberstellung des relevanten Angebotes des Untersuchungsobjektes mit dem für das Einzugsgebiet errechneten Nachfragevolumen ausgeht. Hierbei wurde der durch den BÖLW1 ermittelte durchschnittliche Umsatzanteil der Bio-Lebensmittel am Lebensmitteleinzelhandel i. H. v. 3,6 % berücksichtigt. Tabelle 2: Marktanteile und Umsatz des geplanten Bio-Lebensmittelmarktes Zonen Kaufkraft in Mio. € Gerlingen Marktanteil in % 44,7 Umsatz in Mio. € 2–3 1,3 Streuumsätze (10 %) 0,2 Food gesamt 1,5 Randsortimente / Nonfood (5 – 10 %) 0,1 Gesamt 1,6 Quelle: GMA-Berechnungen 2014 (ca.-Werte, gerundet). Insgesamt erzielt der geplante Bio-Lebensmittelmarkt auf ca. 450 – 500 m² Verkaufsfläche eine Umsatzleistung von ca. 1,6 Mio. €, davon entfallen ca. 1,5 Mio. € auf den Foodbereich und ca. 0,1 Mio. € auf den Nonfoodsektor. Die Umsatzleistung des Bio-Lebensmittelmarktes liegt damit etwa im Durchschnitt vergleichbarer Biolebensmittelmärkte. 1 Quelle: Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft; BÖLW: Zahlen, Daten, Fakten: Die BioBranche 2014 17 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Für die verlagerte Bäckerei wird im Einzelhandel von einem Mehrumsatz i. H. v. max. 0,1 Mio. € durch die bessere Lage und die Kopplung mit dem Biomarkt ausgegangen. Die durch die Gastronomie (Mittagstisch, Außengastronomie) erzielten Umsätze werden nicht zu den Einzelhandelsumsätzen gerechnet. 2. Städtebauliche Auswirkungen Mit Hilfe vorliegender Auswirkungsanalyse ist zu klären, ob von dem Vorhaben selbst und in der Zusammenschau mit dem Einzelhandelsbestand in Gerlingen städtebauliche Auswirkungen im Sinne einer Schädigung der Funktionsfähigkeit der zentralen Versorgungsbereiche im Umland ausgehen oder ob die Funktionsfähigkeit anderer zentraler Orte oder der verbrauchernahen Versorgung im Einzugsgebiet durch das Vorhaben beeinträchtigt wird. Daher werden nachfolgend die konkreten Auswirkungen des Vorhabens in Gerlingen und im Umland untersucht. Die Ansiedlung eines Bio-Lebensmittelmarktes mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 600 m² und einer Verkaufsfläche von ca. 450 – 500 m² sowie die Verlagerung und Erweiterung der Bäckerei Trölsch ist wie folgt zu bewerten: Der geplante Bio B. Naturkostmarkt wird auf einer Verkaufsfläche von ca. 450 – 500 m² eine Gesamtumsatzleistung von ca. 1,6 Mio. € erziehen, wovon ca. 1,5 Mio. € auf den Foodbereich entfallen. Bei der Verlagerung der Bäckerei Trölsch von der anderen Straßenseite der Hauptstraße wird hauptsächlich die Gastronomiefläche (Gastraum) vergrößert sowie die Sichtbarkeit / Präsentation des Betriebes verbessert. Hierdurch ist von einer Steigerung des Einzelhandelsumsatzes der Bäckerei von max. 0,1 Mio. € auszugehen. Innerhalb der Innenstadt von Gerlingen ist kein typgleicher Wettbewerber anzutreffen. Nachdem der Biomarkt Quintessenz und das Reformhaus Kandler geschlossen haben, ist in der Innenstadt im Bio-Lebensmittelsegment eine Unterversorgung festzustellen. Gegenüber den Anbietern in der Innenstadt wird im Lebensmittelbereich unter 0,1 Mio. € umverteilt, was < 1 % Umsatzumverteilung entspricht. 18 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Da auch an sonstigen Standorten in Gerlingen keine vergleichbaren Wettbewerber ansässig sind, verteilt sich ein Großteil der Umverteilungseffekte auf die Lebensmittelmärkte, welche derzeit die Versorgung mit Bio-Lebensmitteln überwiegend übernehmen. In Gerlingen sind dies insbesondere real,- und Lidl. Reformwaren und Naturkost werden derzeit auch als Randsortimente bei Rossmann geführt. Insgesamt werden gegenüber den Anbietern an sonstigen Standorten in Gerlingen ca. 1 – 2 % umverteilt. Bedingt durch das Lebensmittelangebot in Gerlingen und unter Berücksichtigung der Distanz sind derzeit keine regelmäßigen Einkaufsbeziehungen zu Lebensmittelanbietern in Leonberg festzustellen. Gegenüber den Anbietern in Leonberg liegen die Umverteilungseffekte daher nur auf einem sehr geringen Niveau (< 1 %). Auch gegenüber den Anbietern in Ditzingen liegen die Umverteilungseffekte auf einem sehr niedrigen Niveau (< 1 %). Hier sind zudem keine direkten Wettbewerber (Bio-Supermärkte) vorhanden. Das Angebot ist hauptsächlich durch konventionelle Lebensmittelmärkte geprägt, damit fallen die Wettbewerbsüberschreitungen marginal aus. Gegenüber den Anbietern in den Stuttgarter Stadtteilen Giebel, Hausen und Weilimdorf ist mit geringen Umsatzumverteilungseffekten gegenüber den Lebensmittelmärkten sowie den Bio- und Reformhausanbietern zu rechnen. Gegenüber den Anbietern in den angrenzenden Stuttgarter Stadtteilen ist mit einer Umsatzumverteilung i. H. v. 1 – 2 % zu rechnen, da insbesondere über die Stadtbahnlinie 6 eine gute Anbindung an Gerlingen besteht und in Stuttgart ein ausgeprägtes BioLebensmittelangebot zu finden ist. In der Zusammenschau mit den in der Innenstadt vorhandenen Anbietern ist durch die Ansiedlung eines Bio B. Naturkostmarktes und der Verlagerung der Bäckerei Trölsch von einer Steigerung der Attraktivität der Gerlinger Innenstadt auszugehen. Dies wird sich insbesondere für weitere Lebensmittelanbieter und die Gastronomie in Form einer moderaten Steigerung der Kundenfrequenz sowie einem geringfügigen Umsatzzuwachs (insg. < 0,1 Mio. €) darstellen. Dies betrifft insbesondere solche Anbieter, die Kopplungspotenziale mit Bio-Lebensmittelmärkten und Reformhäusern aufweisen und ein ähnliches Kundenklientel ansprechen. Die Mehrumsätze verteilen sich jedoch auf mehrere Branchen und Standorte, so dass keine überörtlichen Umsatzumverteilungen nachzuweisen sind. 19 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen V. Zusammenfassung Die Untersuchung zur Ansiedlung eines Bio-Lebensmittelmarktes und zur Verlagerung einer Bäckerei in Gerlingen kann bezüglich der Ausgangsdaten folgendermaßen zusammengefasst werden: An der Urbanstraße soll ein Bio-Lebensmittelmarkt (Bio B. Naturkostmarkt) mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca. 450 – 500 m² angesiedelt werden. Aufgrund der regionalplanerischen Vorgaben zu Einzelhandelsagglomerationen wurden die möglichen städtebaulichen Auswirkungen der Ansiedlung insbesondere auf die zentralen Versorgungsbereiche und die Nahversorgung in Gerlingen und im Umland untersucht. Das Einzugsgebiet des Bio-Lebensmittelmarktes beschränkt sich in erster Linie auf die Stadt Gerlingen selbst. Die zu erwartenden Umsätze aus dem näheren Umland werden in Streuumsätzen angemessen berücksichtigt. Derzeit leben im Einzugsgebiet insgesamt ca. 19.140 Einwohner. Das Kaufkraftvolumen im Lebensmittelbereich liegt bei ca. 44,7 Mio. €. Die Umsatzermittlung erfolgte anhand des Marktanteilkonzeptes. Dabei wurde für den Anbieter Bio B. Naturkostmarkt eine Gesamtumsatzleistung von ca. 1,6 Mio. € (davon ca. 1,5 Mio. € im Foodbereich) ermittelt. Hinsichtlich möglicher städtebaulicher Auswirkungen bleibt festzuhalten, dass eine Schädigung der Funktionsfähigkeit zentraler Versorgungsbereiche oder der Nahversorgung in Gerlingen oder im Umland auszuschließen ist. Die ermittelten Umsatzverluste auf die Innenstadt von Gerlingen bewegen sich auf einem Niveau von < 1 % und sind aus städtebaulicher Sicht als unkritisch zu bewerten, sodass Betriebsschließungen in Gerlingen auszuschließen sind. in den angrenzenden Stuttgarter Stadtteilen ist mit einer Umsatzumverteilung i. H. v. 1 – 2 % zu rechnen. Auch hier sind wettbewerbsbedingte Betriebsschließungen auszuschließen. Im Umland bleiben die Umsatzumverteilungseffekte stets unter 2 %, in Leonberg und Ditzingen sogar unter 1 %, so dass auch hier wettbewerbsbedingte Betriebsschließungen auszuschließen sind. 21 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Die durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumverteilungseffekte sind als Wettbewerbswirkungen einzustufen. Da in Gerlingen keine Bio-Lebensmittelanbieter ansässig sind, werden diese insbesondere gegenüber den konventionellen Lebensmittelanbietern zu geringen Umsatzverlusten führen. Aufgrund der Spezialisierung des geplanten Vorhabens auf Bio-Produkte, welche bei konventionellen Lebensmittelanbietern nur einen geringen Sortimentsanteil ausmachen, sind gegenüber diesen keine Auswirkungen im Sinne von Bestandsgefährdungen zu erwarten. Gegenüber den außerhalb des Einzugsgebietes ansässigen Lebensmittelanbietern (insbesondere Stuttgart) werden geringe Umsatzverluste ausgelöst, die jedoch nicht zu Marktaustritten führen werden. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass derzeit im Bio-Lebensmittelbereich in Gerlingen nur eine unterdurchschnittliche Ausstattung vorhanden ist, so dass vor dem Hintergrund des verfügbaren Kaufkraftpotenzials grundsätzlich der spezielle Betriebstyp „Bio-Lebensmittelmarkt“ zur Sicherstellung der Versorgung mit Bio-Lebensmitteln angesiedelt werden kann, ohne dass bestehende Wettbewerber gravierende Umsatzrückgänge hinzunehmen hätten. Eine Beeinträchtigung bzw. Schädigung zentraler Versorgungsbereiche oder der Nahversorgung ist sowohl in Gerlingen als auch im Umland auszuschließen. Somit weist der geplante Markt keine Raumbedeutsamkeit auf. Hinsichtlich der Agglomerationseffekte ist darauf hinzuweisen, dass zwar von Kopplungseffekten zu bestehenden Betrieben auszugehen ist, dass diese jedoch insgesamt so gering sind und sich auf mehrere Branchen verteilen, dass keine überörtlichen Umsatzumverteilungen nachweisbar sind. Somit sind durch die Ansiedlung des Biomarktes und die Verlagerung der Bäckerei keine schädlichen Auswirkungen auf benachbarte Kommunen zu erwarten. 20 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen Hinsichtlich der Agglomerationseffekte ist darauf hinzuweisen, dass die zu erwartenden Kopplungseffekte insgesamt so gering sind und sich auf mehrere Branchen verteilen, dass keine überörtlichen Umsatzumverteilungen nachweisbar sind. Somit sind durch die Ansiedlung des Biomarktes und die Verlagerung der Bäckerei keine schädlichen Auswirkungen auf benachbarte Kommunen zu erwarten. 22 Auswirkungsanalyse Bio-Lebensmittelmarkt Gerlingen KARTEN- ,TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS Seite Kartenverzeichnis Karte 1: Lage und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum 6 Karte 2: Mikrostandort Urbanstraße / Hauptstraße in Gerlingen 9 Karte 3: Wettbewerbssituation im Lebensmittelbereich in Gerlingen 16 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Hauptwettbewerber im Bio-Supermarktbereich – Daten und Kennzahlen 2013 Tabelle 2: 3 Marktanteile und Umsatz des geplanten denn’s Bio-Lebensmittelmarktes 17 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Umsatzanteile der Vertriebswege im Bio-Lebensmittelbereich im Jahr 2013 2 Abbildung 2: Bio B. Naturkostmarkt am Standort Stuttgart 4 Abbildung 3: Aufnahmen vom Planstandort 8 23