Beat Club Tele

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Beat Club Tele
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09.12.2008
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GRAND ELECTRICS
„Hier kommt Uschi!“
Fender Telecaster Custom Relic
Masterbuild „Beat-Club“ Edition
80 grand gtrs
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„Guten Tag, liebe Beat-Freunde! Nun ist es endlich soweit. In wenigen
Sekunden beginnt die erste Show im Deutschen Fernsehen, die nur für
euch gemacht ist. Sie aber, meine Damen und Herren, die Sie Beatmusik
nicht mögen, bitten wir um Verständnis: Es ist eine Live-Sendung mit
jungen Leuten für junge Leute!“
Von Leonardt Breuken
Mit diesen Worten kündigte am 25. September 1965 der
damalige Ansager und spätere Tagesschau-Sprecher Wilhelm Wieben die erste „Beat-Club“ Sendung an. Erstmals
wurde dem Geschmack der jungen Generation Rechnung getragen und man durfte die Großen dieser Zeit
live im Fernsehen erleben. Allerdings stieß das nicht allseits auf Gegenliebe. So machte eine Zuschauerin ihrem
Unmut in einem Leserbrief an die „HÖRZU“ Luft. Sie
schrieb über einen Auftritt von Jimi Hendrix: „Ist dieses
langmähnige Etwas mit einer Banane aus dem Urwald
gelockt worden? Man sollte den Beat-Club nicht mit dem
Zoo verwechseln!“ Trotzdem – oder gerade deshalb – erfreute sich der Beatclub, der von Radio Bremen etwa alle
vier Wochen ausgestrahlt wurde, größter Beliebtheit. Bis
zu seiner letzten Sendung am 9. Dezember 1972 war er
eine Ikone des deutschen Fernsehens. Die Liste der
Künstler, die in den 83 Folgen auftraten und live im Studio spielten, liest sich wie das Lexikon der Rockgeschichte: The Who, Jimi Hendrix, Deep Purple, The
Kinks, Cream, Bee Gees, Jonny Winter, Johnny Cash, Jeff
Beck, Yes, Free, Grateful Dead, Cher, Black Sabbath,
Chuck Berry und viele weitere gaben sich die Klinke in
die Hand. Die bekannteste Moderatorin des Formats war
die damalige Architekturstudentin Uschi Nerke – und
auch sie avancierte durch den Beat-Club zum TeenagerIdol der Sechziger.
Zeitsprung
Thomas Weilbier und Frank Krabbenhöft sind die beiden Veranstalter der Vintage Guitar Show in Hamburg,
die seit 2006 jährlich im Museum für Hamburgische
Geschichte stattfindet. Um bei diesem Event etwas
wirklich Besonderes anbieten zu können, entwickelten
sie bereits 2007 in Zusammenarbeit mit dem Fender
Custom Shop eine limitierte Edition von jeweils zehn
Teambuild und zehn Masterbuild Strats im 60er Style,
die ein sternförmiges Holz-Inlay aus den Bühnenbrettern des legendären Star Club tragen (siehe grand gtrs,
Ausgabe Januar/Februar 2008). Für 2008 sollte es eine
Telecaster Custom werden. Die Tatsache, dass das ehemalige Sendestudio, in dem der Beat-Club zwischen
1965 und 1972 aufgezeichnet worden war, abgerissen
werden sollte, inspirierte beide Macher zu einer neuen
Idee. Dort gab es nämlich eine Wand, auf der alle Stars,
die im Laufe der Jahre zu Gast waren, ihr Autogramm
hinterlassen hatten … Offensichtlich ist es wesentlich
umständlicher, eine Steinmauer in ein Gitarrenprojekt
zu integrieren, als ein paar Bühnenbretter. In einer Eilaktion wurde die Ziegelwand von Thomas Weilbier,
Frank Krabbenhöft und Jörg Sonntag, dem damaligen
Regieassistent im Beatclub und heutigen Regisseur
und Redakteur bei Radio Bremen, vor dem Abriss des
Gebäudes geborgen. Diese Teile wurden zu Fender in
Corona verschickt. Da das Mauerwerk beim Zerschneiden zu zerbröseln drohte, wurde es dort in spezielle Laugen eingelegt, die es hart wie Glas werden
ließen. So konnten schließlich schmale, dekorative
Scheiben sauber abgesägt werden. Im Fender Custom
Shop wurde Masterbuilder Mark Kendrick mit dem
Projekt betraut.
DETAILS
Hersteller: Fender Custom Shop
Modell: Telecaster Custom Relic
„Beat Club“ Nr. 7 von 10
Herkunftsland: USA
Gitarrentyp: Solidbody
Korpus: Erle
Hals: geflammter Ahorn
Halsprofil: 60´s C
Halsbefestigung: geschraubt
Griffbrett: Indian Rosewood 9,5-ZollRadius
Griffbretteinlagen: Clay Dots
Bünde: 21
Mensur: 25 Zoll
Halsbreite 1. Bund: 42mm
Regler: Volumen, Ton
Pickup-Schalter: Dreiweg
Pickup: Fender Custom Shop
Sattel: Kunststoff
Steg: Tele Hardtail
Mechaniken: Grover Nickel
Gewicht: 3.4 kg
Listenpreis: 7.990 Euro
Zubehör: Koffer mit gesticktem Beat
Club Logo, Blechschild mit allen Informationen über den Beat-Club, eine Scheibe
der Mauer, Zertifikat,
Getestet mit: Marshall JVM 205H,
1960TV, Mesa Lonestar
Vertrieb: Fender Düsseldorf und
No. 1 Guitars, Hamburg
www.no1-guitars.de
www.fender.de
grand gtrs 81
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GRAND ELECTRICS
Zeitmaschine
Auch in diesem Jahr wird es, wie schon in 2007, jeweils
zehn Teambuild- und zehn Masterbuild-Instrumente
geben. Die hier vorliegende Tele gehört zur letzteren
Gruppe; einfach daran zu unterscheiden, dass die Masterbuilds ein quadratisches Stück Ziegel eingebaut haben
– eingegossen in einer entsprechenden, mit Blattgold
ausgelegten Vertiefung hinter dem Steg. Ein wirklich ungewöhnlicher, wenn auch äußerst dekorativer Körperschmuck! Mit dieser Gitarre wird man immer für
Gesprächsstoff sorgen. Allerdings soll das nicht der einzige Pluspunkt sein – schließlich handelt sich um ein Instrument aus bestem Hause. Mark Kendrik hat sich nicht
darauf beschränkt, einfach einen Hingucker zu stricken,
sondern gleichzeitig ein arbeitsfähiges Werkzeug. Diese
Tele birgt ansonsten wenige Überraschungen, was jedoch
bei derart Vintage-orientierten Teilen auch eher selten
gewünscht ist. Bei ihr wurden die üblichen, sinnvollen
Zugeständnisse an moderne Spielweisen gemacht, wie
ein flacherer 9,5-Zoll-Griffbrettradius und Medium
Jumbo Bünde – das war es dann aber schon. Ansonsten
wird die Custom dem 60er-Jahre-Stil voll gerecht. In der
Abteilung Optik sind noch zwei
weitere Extras zu bestaunen. Ein
wunderbar intensiv geriegelter
Ahornhals und ein Binding, das
nicht Telecaster Custom üblich
aus cremefarbenem Kunststoff,
82 grand gtrs
sondern aus Tortoise (einem Schildpatt-Imitat) besteht.
Dadurch wirkt es weniger auffällig, jedoch deutlich exklusiver. Sehr schön! Unseren geneigten Lesern ist die
Fender Telecaster sicherlich hinlänglich bekannt und
ihre Toncharakteristik dem geschulten Ohr vertraut.
Alles ist da, wo es hingehört – diese Gitarre würde auch
ohne ihre Besonderheiten ein begehrenswertes Instrument darstellen.
Zeitung
Da die Starclub Stratocaster im vergangenen Jahr bereits
ein großer Erfolg war, ist es kaum verwunderlich, dass
bereits 60 Prozent der Beat-Club Telecaster Customs vorbestellt sind. Wer glaubt, dass nur Sammler hinter derartigen Spezialitäten her sind, irrt, denn auch Tina
Turners Gitarrist Laurie Wisefield (ehemals Wishbone
Ash) wartet bereits auf seine neue Liebe. Auf alle Fälle ist
es sicherlich gleichermaßen schön, so ein besonderes
Stück zu spielen, als auch, es einfach nur zu besitzen. So
wird damit zum zweiten Mal in einer limitierten Edition
ein unwiederbringliches Stück deutscher Rockgeschichte gewürdigt. Übrigens, auch für die „Nachwuchsförderung“ wird etwas getan. Der Oberbürgermeister der
Hansestadt Bremen, Jens Böhrnsen, bekommt eine dieser Gitarren für ein halbes Jahr als Leihgabe – allerdings
unter der Prämisse, dass er in einer neuen Folge vom
Beat-Club seine Version von „Smoke On The Water“ zum
Besten gibt. Wir dürfen gespannt sein.
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