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TENNIS-LEHRPLAN Deutscher /S^ Tennis Bund I S P BAND 2 TENNIS-LEHRPLÄIi Deutscher Tennis Bund BAND 2 Unterricht & Training Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar Bearbeitet von Rüdiger Bornemann Hartmut Gabler Gerhard Gläsbrenner Jock Reetz Richard Schönborn Peter Scholl Karl Weber Bildnachweis Archiv Deutsche Tennis Zeitung: S. 213 Baader: S. 9, 92, 95, 102, 182, 197 re., 216 Collmann: S. 64 Exler: S. 2/3, 21, 22 (2x), 41, 49, 52, 53 (2x), 108, 111, 122, 123 (2x), 125, 127, 128, 129, 130, 151, 160/161, 191, 192, 197 li., 198, 200, 208, 220, 247, 249 Jakobs: S. 172 (3x), 173 (2x), 174, 175 (3x), 176 (3x), 177 (3x), 178 (3x), 179 (3x), 180 (8x) Reetz: S. 12, 31, 56, 57, 68, 69, 74, 75, 115 Weber: S. 232 Zeichnungen: Jörg Mair Umschlagfoto: Thomas Exler Umschlaggestaltung: Werbeagentur Sander & Krause Layout: Bücherwerkstatt A. v. Ertzdorff BLV Verlagsgesellschaft mbH München Wien Zürich 80797 München 8., durchgesehene Auflage © BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 2004 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Druck und Bindung: Stalling GmbH, Oldenburg Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany • ISBN 3-405-16833-3 Vorwort Der Deutsche Tennis Bund (DTB) umfaßt zur Zeit ca. 2,3 Millionen Mitglieder. Von diesen Mitgliedern betreiben fast alle ihren Sport aktiv und mit Begeisterung, denn der Tennissport ist eine faszinierende Sportart. Doch für viele ist er zugleich auch unerwartet schwierig. Auf allen Leistungsebenen - von der einfachen Übungsstunde über die Clubmeisterschaften und Verbandsspiele bis hin zum Spitzentennis - besteht deshalb ein großes Interesse daran, diese schwierige Sportart zu verbessern, um noch erfolgreicher spielen zu können und dadurch mehr Freude am Tennis zu haben. Der Deutsche Tennis Bund hat daher seine Lehrarbeit in den letzten Jahren stark intensiviert und auf eine breite Basis gestellt. In diesem Rahmen ist auch diese Ausgabe des auf den neuesten Erkenntnissen beruhenden Tennis-Lehrplans »Unterricht & Training« zu sehen. Er ergänzt den Tennis-Lehrplan Band 1 »Technik & Taktik«. Diese beiden Bände sollen jedoch nicht nur die Grundlage für die Lehrarbeit der C-, B- und A-Trainer darstellen, sondern auch allen Interessierten vom Anfänger über den Fortgeschrittenen bis zum Turnierspieler-, helfen, mehr vom Tennis zu verstehen und ihr Spiel zu verbessern. Der Lehrplan wurde von Autoren erstellt, die nicht nur den Ausschuß für Lehrarbeit und den Ausschuß für Sportwissenschaft des Deutschen Tennis Bundes vertreten, sondern auch in der Tennislehrer- und Trainer-A-Ausbildung mitwirken und somit Praxis und Theorie gut miteinander verbinden. Der erste Teil dieses neu konzipierten Bandes, der den Unterricht thematisiert, beantwortet die Frage, wie die im Tennis-Lehrplan Band 1 »Technik & Taktik« dargestellte Technik gelehrt und gelernt werden kann. Deshalb soll dieser Lehrplan Hilfe und Anregung für die Unterrichtspraxis, aber auch für die Ausbildung im Bereich des Deutschen Tennis Bundes darstellen. Im Hinblick auf den zweiten Teil des Bandes, der das Training thematisiert, sollten wir uns immer wieder vergegenwärtigen, daß das hohe Niveau des deutschen Tennissports auf der Grundlage einer jahrelangen soliden Arbeit der Trainer beruht. Ein zentrales Ziel des Deutschen Tennis Bundes besteht deshalb darin, die Nachwuchsförderung so zu intensivieren, daß die derzeitigen Erfolge bis zum Jahr 2000 und darüber hinaus fortgesetzt werden können. Ich wünsche deshalb gerade auch diesem Buch eine gute Resonanz, hoffe, daß es zur Fortsetzung des derzeitigen hohen Leistungsstandards beiträgt und danke dem Verlag sowie insbesondere den Autoren für das große Engagement, das sie bei der vorliegenden völligen Neubearbeitung aufgebracht haben. Dr. Claus Stauder Präsident des Deutschen Tennis Bundes Inhalt 5 Vorwort 8 Einleitung 10 Merkmale des Tennisspiels als Grundlage für Unterricht und Training 13 Grundlagen des Tennisunterrichts Faktoren des Unterrichtsgeschehens 14 Lernen 16 Lehren 25 Methodische Konzeptionen 27 Unterrichtsmaßnahmen 30 Planung und Durchführung des Tennisunterrichts 41 Lernen und trainieren in Gruppen 46 50 Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen Anfängertennis - Kleinfeldtennis Kindertennis 50 Allgemeines zum Tennisunterricht mit Anfängern 51 Elementarschule 56 Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis 60 Schultennis 64 Tennis mit Behinderten 66 70 Konzept der trefforientierten Methode 93 Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings Das Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse 70 Physikalische und biomechanische Analyse der Tennistechnik 94 Leistungsphysiologische Aspekte 96 Psychische Anforderungen 97 Analysen von Weltklassespielern 99 75 Anwendung der methodischen Reihen Grundschlag Vorhand und Rückhand 76 103 Leistungsentwicklung und Leistungsprognose Aufschlag 78 Aufschlag mit Drall 79 Talentbestimmung 103 Talentsuche 105 Talentförderung 106 Schmetterball 80 Schmetterball aus dem Sprung 82 Flugball Vorhand und Rückhand 83 LobVorhand und Rückhand 84 Topspin Vorhand und Rückhand 86 Slice Vorhand und Rückhand 87 StopVorhand und Rückhand 89 Halbflugball Vorhand und Rückhand 90 112 Allgemeine Trainingsgrundlagen Belastung und Anpassung 112 Belastung und Erholung 114 Überbelastung und Übertraining 115 117 Koordinationstraining Definition und Systematik 117 Koordinative Fähigkeiten 117 Prinzipien des Koordinationstrainings 120 Qualitätsmerkmale des Koordinationstrainings 121 131 Techniktraining Bedeutung der Technik 131 Technikarten 131 Tennistechnische Entwicklung 131 Individuelle Voraussetzungen 133 Einführung in die Trainingspraxis 133 Dosierung der Belastung 134 Methodische Hinweise zum Techniktraining 135 145 Taktiktraining Taktik erlernen 145 Taktik trainieren 146 Aufschlagtraining 148 Returntraining 149 Grundlinienspiel 149 Netzspiel 150 152 Konditionstraining Ausdauer 153 Kraft 159 Schnelligkeit 164 Beweglichkeit 170 Heimprogramm 173 181 Psychologische Grundlagen/ Psychologisch orientiertes Training Auffallende psychologische Phänomene und Probleme 181 Psychologische Trainingsformen 182 Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training? 193 Abschließende Bemerkungen 198 201 Trainingsund Wettkampfplanung Periodisierung 201 Steuerung des Trainings 203 Trainingseinheit 203 Training mit verschiedenen Zielgruppen 205 Talentierte Kinder und Jugendliche 206 Training mit Frauen 211 Training im Senioren-Wettkampftennis 212 214 Wettkampfbetreuung Einführung 214 Betreuung im Wertkampf 216 Betreuung nach dem Wettkampf 219 Betreuung bei mehreren Wettkämpfen an einem Tag 221 Weiterführende Betreuung 221 222 Sportmedizinische Aspekte Sportmedizinische Betreuung 222 Verletzungen im Tennis 223 Leistungskontrolle und Leistungstest 232 Tennis unter extremen Bedingungen 238 Ernährung des Tennisspielers 243 250 Zur pädagogischen Verantwortung des Trainers Einleitung Der vorliegende Tennis-Lehrplan Band 2 »Unterricht & Training« stellt eine Überarbeitung und Zusammenfassung der beiden bisherigen Bände »Methodik« (1993) sowie »Training und Wettkampf« (1993) dar. Er ergänzt den Lehrplan Band 1 »Technik & Taktik«, der 1995 neu überarbeitet erschien. Hauptziel des ersten Teils dieses Bandes, der den Unterricht im Tennis thematisiert, ist, nützliche Hilfen, Empfehlungen und Informationen für die Praxis des Tennisunterrichts zu geben. Die methodischen Aussagen zu den einzelnen Problemen und Fragen des Lernens und Lehrens basieren auf praktischen pädagogischen und methodischen Erfahrungen sowie auf sportwissenschaftlichen Erkenntnissen. Adressaten sind alle diejenigen, die sich in irgendeiner Weise direkt oder indirekt mit dem Lehren und Lernen von Tennis befassen. Das können Tennislehrer und Trainer in den Vereinen, Verbänden oder Tennisschulen sein, aber auch Lehrkräfte und Studenten an Schulen und Hochschulen sowie schließlich Tennisanfänger oder Fortgeschrittene, die sich selbst oder anderen im Tennis weiterhelfen wollen. Nicht zuletzt ist auch an die Eltern gedacht, die ihren Kindern beim Erlernen des Tennisspiels konkrete Hilfen geben wollen. Das Lehrplanwerk des Deutschen Tennis Bundes ist so konzipiert, daß die einzelnen Bände einerseits spezielle Aspekte des Tennis behandeln, andererseits aber auch aufeinander aufbauen und sich ergänzen. So bildet der Lehrplan Band 1 »Technik & Taktik« eine Grundlage für diesen Band, in ihm werden die Tennistechniken in Wort und Bild dargestellt und begründet. Mit Hilfe des ersten Teils dieses Bandes können diese Techniken nun im Tennisunterricht gelehrt und gelernt werden. Dieser methodische Teil kann und will keine Patentrezepte anbieten, dafür sind die Situationen im Tennisunterricht aufgrund sich ständig ändernder Bedingungen zu vielfältig und verschieden. Er skizziert aber Methoden und Verfahren, die sich bewährt haben und gibt praktische Beispiele. In der Praxis des Tennissports wird noch vielfach die Auffassung vertreten, das beste Training zur Vorbereitung auf Wettkämpfe bestehe darin, Trainingsspiele durchzuführen und an möglichst vielen Wettkämpfen teilzunehmen. Demgegenüber zeigt die Entwicklung der Spitzenleistungen im Tennis und in anderen Sportarten, die in starkem Maße auch von der Entwicklung der Trainingswissenschaft beeinflußt wird, daß ein gezieltes und systematisches Training von Technik und Koordina- tion, Taktik, Kondition und Psyche, verbunden mit einer langfristigen Trainingsplanung, regelmäßiger sportmedizinischer Betreuung und einer intensiven Wettkampfbetreuung, zu einer wesentlichen Steigerung der allgemeinen und individuellen Leistungsfähigkeit führt. Diese Themen werden im zweiten Teil dieses Bandes hauptsächlich behandelt. Die Auswahl der Themen und ihr Umfang orientieren sich vor allem an den praktischen Erfordernissen und am Stand des Wissens. Aus Platzgründen konnte einiges, was den einen oder anderen sicher interessiert hätte, nicht aufgenommen oder erschöpfend behandelt werden; hier wird auf die Buchreihe »DTB-Trainerbibliothek« verwiesen. Lehrpläne dieser Art sind vor allem durch das Problem gekennzeichnet, Theorie und Praxis angemessen zu verbinden. Im folgenden wird versucht, die theoretischen Zusammenhänge nur so weit darzustellen, daß die praktischen Beispiele begründet werden können und somit auch eine Basis dafür gegeben ist, daß jeder Trainer eigene Übungsformen entwickeln kann. Die angeführten Beispiele stellen deshalb keine Rezepte dar, sie sollen vielmehr als exemplarische Anregungen aufgefaßt werden, die in der Praxis des Trainings mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter besonderer Berücksichtigung des Leistungsniveaus und geschlechtsspezifischer Gesichtspunkte flexibel umgesetzt werden sollen. Eine weitere Schwierigkeit eines solchen Lehrplans besteht auch darin, daß nicht alle Erkenntnisse der allgemeinen Trainingslehre ohne weiteres auf den Tennissport übertragen werden können. Deshalb wird im folgenden versucht, so weit wie möglich von einer spezifischen Analyse der Struktur der Sportart Tennis auszugehen. Hauptadressaten des zweiten Teils dieses Bandes sind Trainer und Sportlehrer. Aber auch für jeden am Training und Wettkampf Interessierten soll dieser Band Informationen und Anregungen vermitteln. Die Anregungen sollen auch so verstanden werden, daß sie kritisch überprüft und in der Praxis weiterentwickelt werden können. Denn nicht nur das Spiel unterliegt ständigen Veränderungen, das gleiche gilt auch für die allgemeine und sportartspezifische Trainingslehre. Schließlich soll noch darauf hingewiesen werden, daß dieser Lehrplan als Handbuch im Sinne eines Nachschlagewerkes gedacht ist. Man kann ihn zu bestimmten Themenbereichen und Einzelfragen von Unterricht und Training gezielt zu Rate ziehen, ohne ihn von vorne bis hinten studieren zu müssen. Rüdiger Bornemann Hartmut Gabler Gerhard Glasbrenner Jock Reetz Richard Schönborn Peter Scholl Karl Weber 9 Merkmale des Tennisspiels als Grundlage für Unterricht und Training Gruppierung von Sportarten nach Leistungsanforderungen Die einzelnen Sportarten unterscheiden sich u.a. durch die unterschiedliche Ausprägung der leistungsbeeinflussenden Faktoren. Betrachtet man die Sportarten unter diesem Aspekt, lassen sie sich in Gruppen zusammenfassen. So kann man z. B. fünf Gruppen voneinander unterscheiden: • Kampfsportarten (z.B. Boxen, Ringen) • Kraft- und Schnellkraftsportarten (z.B. Gewichtheben, Sprünge, Sprint) • Ausdauersportarten (z. B. Langstreckenlauf, Rudern) • Kompositorische Sportarten (z.B. Geräteturnen, Eiskunstlaufen) • Sportspiele (z.B. Fußball, Tennis) D. h., in jeder dieser Gruppen sind bestimmte Faktoren (z. B. Ausdauer oder Schnelligkeit) in besonderem Maße notwendig, um hohe Leistungen erzielen zu können. Trotzdem gibt es innerhalb jeder Gruppe noch viele Besonderheiten, wie unterschiedliche Ausprä- 10 gungen einzelner Faktoren und deren Zusammenhänge untereinander. Um internationales Spitzenniveau zu erreichen, benötigt ein Spieler ca. 8 bis 10 Jahre. Ist dieses Niveau erreicht, was nur wenigen gelingen kann, dauert es noch ca. 2 bis 4 Jahre, bis der Spieler seine individuelle Höchstleistung erreicht. Diese relativ lange Zeitspanne (ca. 10 bis 14 Jahre) macht deutlich, daß die Entwicklung der leistungsbestimmenden Faktoren im Tennis insgesamt viel Zeit in Anspruch nimmt. Bedenkt man, daß im Tennis eine Vielzahl von leistungsbestimmenden Faktoren von Bedeutung ist, was später im einzelnen noch ausgeführt wird, dann wird deutlich, wie schwierig diese Sportart auch auf niedrigeren Leistungsstufen ist. Spezifische Kennzeichen des Tennisspiels Ball und Schläger Beim Tennis muß man nicht nur ein, sondern zwei Objekte beherrschen - den Ball und den Schläger. Dabei muß über das eine (Schläger) das zweite Objekt (Ball) gesteuert werden. Hinzu kommen spezifische Besonderheiten wie enorme Ballgeschwindigkeiten (bis über 200 km/h) und Schlägergeschwindigkeiten (bis 150 km/h) sowie das Schlägergewicht. Rückschlagspiel Die Besonderheit dieses Rückschlagspiels besteht darin, daß die Spielpartner/Gegner durch ein Netz voneinander getrennt sind und daß es dadurch zu keinem Körperkontakt kommen kann, wie dies z.B. bei Mannschaftssportspielen der Fall ist. Wie auch bei anderen Schläger-Rückschlagspielen ist beim Tennis im Vergleich zu Mannschaftsspielen wie Fußball o.a. (auch Volleyball) ein wesentlicher Unterschied darin zu sehen, daß der Ball jeweils hin- und hergespielt wird. Unterschiedliche Zählweise und Regeln Die traditionelle Zählweise des Tennissports findet man in keiner anderen Sportart wieder. Die Besonderheit der Zählweise und der Regeln besteht vor allem darin, daß jedes Spiel in jedem Satz von neuem beginnt und daß deshalb ein Spieler auch bei sehr hoher Führung im Satz oder Match seines Sieges noch keineswegs sicher sein kann. Merkmale des Tennisspiels Keine Zeitbegrenzung eines Matches Die meisten Sportarten haben eine festgelegte oder zumindest eine ziemlich genau absehbare Zeitabgrenzung. Ein Tennismatch kann beim Spiel über zwei Gewinnsätze zwischen ca. 30 Minuten und 3 1 / 2 Stunden dauern; ein Match über fünf Sätze überschreitet u. U. die 5 Stunden. Schon diese unterschiedliche Matchdauer fordert von den Spielern eine Reihe von Eigenarten, die bei anderen Sportarten gar nicht oder nur begrenzt in dieser Qualität und in diesem Umfang auftreten. Intervallartige Belastung Die Ballwechsel erstrecken sich über 20 bis 25% der Spieldauer (auf Sand). Der Rest des Matches besteht aus Pausen. Turniercharakter und ganzjährige Saison Das Wettkampftennis besteht aus Turnieren und aus Mannschaftswettkämpfen. Die Turniere werden in der Regel in Form von Ausscheidungswettbewerben (K.-o.-System) gespielt. Der Spieler muß hierbei im allgemeinen pro Tag mindestens ein Match absolvieren. Die internationalen Turniere dauern meistens eine Woche, die »Grand-SlamTurniere« sogar zwei Wochen. Es gibt aber auch dreitägige Veranstaltungen (Freitag bis Sonntag), bei denen ein Spieler sogar mehrere Spiele am Tag spielen muß. Bei fast allen Turnieren kommen noch Doppelkonkurrenzen hinzu. Das hat besondere Anforderungen an die Spieler zur Folge. Oft werden ganze Turnierserien gespielt, bei denen für die einzelnen Veranstaltungen sogar von Kontinent zu Kontinent gewechselt wird oder bei denen sich Turniere im Freien und in der Halle abwechseln. Die zunehmende Professionalisierung des Turniertennis und die damit verbundene Abhängigkeit der Spieler von Ranglistenergebnissen führt zu einer nahezu ganzjährigen Spielsaison für die Besten. Spiel- und Wettkampftätigkeit auf verschiedenen Alters- und Leistungsstufen Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten kann man organisiertes Wettkampftennis in nahezu jedem Alter und auf jeder Leistungsebene ausüben. Viele ehemalige Spitzensportler aus anderen Sportarten steigen nach der Beendigung ihrer Karriere auf Tennis um und versuchen sogar bis ins hohe Alter, Tennis wettkampfmäßigzu spielen. In kaum einer anderen Sportart gibt es so viele aktive Sportler jeden Alters wie im Tennis. Der Tennissport aus breitensportlicher Perspektive Der Tennissport ist in erster Linie Breitensport. Tennis kann man mit Freunden, Bekannten, Familienangehörigen, mit Jungen, mit Älteren, zu zweit, zu viert und beim Unterricht in der Gruppe spielen. Tennis kommt vielfältigen Motiven entgegen, z.B. dem • Geselligkeits- und Kommunikationsbedürfnis, • Leistungsmotiv, • Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, • Gesundheits- und Fitneßmotiv, • Bedürfnis nach Spannung und Entspannung, • Bedürfnis nach sportlichem Ausgleich, • Wunsch nach Selbsterfahrung. Tennis kann im Freien und in der Halle als Ganzjahressport gespielt werden - und dies ein Leben lang. Tennis ist in diesem Sinne eine sog. Lifetime-Sportart: Dies hängt auch damit zusammen, daß der persönliche Aufwand im Spiel leicht dosierbar ist. Tennis kann man mit geringer Anstrengung spielen, man kann es mit einem weit schwächeren Partner aufrechterhalten, und man kann das Spiel zeitlich stark verkürzen. Man kann sich aber auch mit totalem Engagement in einem Hitzematch gegen einen etwa gleich starken Gegner völlig verausgaben. Schließlich bietet der Tennissport auch deshalb günstige Bedingungen, weil er einen geringen Organisationsgrad aufweist. Im Vergleich zu manch anderen Sportarten kann man dem Tennissport als Hobbysport terminlich relativ flexibel nachgehen, zumal nur ein Spielpartner notwendig ist. Diese Merkmale des Tennisspiels seine spezifischen Leistungsanforderungen, seine strukturimmanenten Kennzeichen (Ball und Schläger, Rückschlagspiel, Regeln u.a.) und seine breitensportlichen Merkmale - beeinflussen im übergeordneten Sinne den Unterricht und das Training im Tennis. 11 Grundlagen des Tennisunterrichts 12 Grundlagen des Tennisunterrichts Tennisunterricht ist (wie jeder Unterricht) eine Veranstaltung geplanten und organisierten Lernens, die mit pädagogischen Zielen verbunden ist. Die Pädagogik befaßt sich mit der Frage, wie vor allem die Entwicklung heranwachsender Menschen (Kinder und Jugendliche) durch Erziehung sinnvoll beeinflußt werden kann. In zunehmendem Maße befaßt sie sich aber auch mit der Lebensgestaltung erwachsener, älterer und behinderter Menschen. Die Sportpädagogik ist ein Teilgebiet dieser allgemeinen Erziehungswissenschaft und ein Teilgebiet der Sportwissenschaft. Sie bemüht sich um die Zusammenhänge von Sport und Erziehung. Auf den Tennisunterricht bezogen, liefert sie zum einen die theoretische und möglichst wissenschaftlich abgesicherte Grundlage für die Praxis des Unterrichts und gibt zum anderen dem Unterrichtenden (also dem Lehrer) Hilfen dafür, sein Unterrichtsverhalten pädagogisch verantworten zu können. Die pädagogische Verantwortung des Lehrers besteht darin, daß er all seine unterrichtlichen Maßnahmen vorwiegend an der Entwicklung seines Schülers ausrichtet, und nicht etwa, wie man es im Tennis leider immer wieder erlebt, z. B. am Ehrgeiz von Funktionären und Eltern. Pädagogische Verantwortung zu tragen heißt auch, sich um die Gesamtentwicklung des Schülers zu sorgen und nicht nur den Erfolg im Tennis im Auge zu haben. Dieses Problem stellt sich für den Trainer besonders, wenn es z.B. um die Entscheidung geht, ob sein Schüler frühzeitig die Schullaufbahn zugunsten einer Profitenniskarriere aufgeben soll. Einleitend wurde schon gesagt, daß der Tennisunterricht eine Veranstaltung geplanten und organisierten Lernens ist, die mit pädagogischen Zielen verbunden ist. Von diesem Ansatz lassen sich drei Merkmale ableiten, die den Tennisunterricht kennzeichnen: • Lernziele und Inhalte des Unterrichts (Didaktik) • Bedingungen des Unterrichts • Planen, Organisieren und Durchführen des Unterrichts (Methodik) Die Didaktik befaßt sich vor allem mit den Zielen und Inhalten des Unterrichts. Lernziele sind technische, taktische, konditionelle und psychische Fertigkeiten, aber auch Kenntnisse über Regeln und Strukturen des Tennissports sowie soziale Kompetenzen wie z.B. Fairneß und Kameradschaftlichkeit. Die Inhalte des Unterrichts bestehen dementsprechend aus Übungen im Technik-, Taktik-, Konditionsbereich usw. Es können aber auch Gespräche sein, um bestimmte Einstellungen des Schülers kennenzulernen und zu entwickeln. Im Zentrum der Inhalte des Unterrichts steht die Tennistechnik (Schlagtechniken, Beinarbeit) mit ihren verschiedenen Lösungsmöglichkeiten für taktische Aufgaben - unabhängig davon, in welchem Rahmen der Tennisunterricht (ob im Verein, in der Schule oder in einer kommerziellen Einrichtung) stattfindet. Denn das oberste didaktische Ziel ist stets, die Spielfähigkeit zu erreichen und zu verbessern, sowohl im Sinne des Miteinander- als auch des Gegeneinanderspielens. Es ist deshalb wichtig, daß der Lehrer die Tennistechnik gemäß ihrer Struktur angemessen vermittelt, d.h. beispielsweise besonderen Wert auf das richtige Treffen des Balles (im Zusammenhang mit Beinarbeit, Ausholen, Gewichtsverlagerung und Ausschwung) legt. Die Bewegungslehre als wichtiges Teilgebiet der Sportwissenschaft liefert hierzu die Grundlage (siehe Tennis-Lehrplan Band 1, Technik & Taktik). Je mehr die Ziele im Tennisunterricht nicht nur am Erlernen des Tennisspiels, sondern auch an Leistungssteigerungen ausgerichtet werden, desto mehr ergeben sich Überschneidungen mit dem Bereich der Trainingslehre, die hierfür die Grundlage liefert. In jedem Unterricht muß berücksichtigt werden, welche Bedingun- 13 Grundlagen des Tennisunterrichts gen dem Unterricht zugrunde liegen. So macht es einen Unterschied, ob der Unterricht unter schlechten oder unter günstigen institutionellen (räumlichen, personellen und finanziellen) Bedingungen stattfindet. Unterschiede ergeben sich z. B. auch beim Vergleich des Unterrichts in einem Verein oder in einer kommerziellen Tennisanlage bzw. im Rahmen eines Tenniskurses im Urlaub. Aktuelle Unterrichtsbedingungen ergeben sich durch die Person des Schülers und des Lehrers sowie durch die Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler bzw. Schüler und Schüler: Wie sind die Schüler motiviert? Wie lernfähig sind sie? Ist die Gruppe homogen? Welchen Führungsstil bevorzugt der Lehrer? Wie können die Lerneffekte kontrolliert werden? Mit solchen und anderen Fragen befaßt sich die Sportpsychologie. Die Methodik des Tennisunterrichts stellt nun die Lehre von den Vermittlungs- und Aneignungsverfahren (Methoden) dar, das »Wie« der Gestaltung der unterrichtlichen Lehr- und Lernprozesse. Während die allgemeine Methodik das behandelt, was für alle Sportarten gültig ist, z.B. das Prinzip »vom Leichten zum Schweren«, versucht die spezielle Methodik, die Erkenntnisse der allgemeinen Methodik auf einzelne Sportarten, in diesem Fall auf das Tennisspiel, zu übertragen. Nach den bisherigen Ausführungen wird deutlich, daß sich die Methodik des Tennisunterrichts vor allem auf die Sportpädagogik, Bewegungslehre, Sportdidaktik, Trainingslehre und Sportpsychologie stützt. Sie befaßt sich also mit der Frage, wie einzelne konkrete Lernschritte schnell erreichbar sind, wie übergreifende Fähigkeiten langfristig zu entwickeln sind, 14 wie Unterrichtsstunden aufgebaut werden können, wie der Unterricht zu organisieren und der Ablauf zu optimieren ist und wie die Lernkontrolle durchgeführt werden kann. Als Grundlage des Tennisunterrichts werden behandelt: • Faktoren des Unterrichtsgeschehens (im Sinne eines Überblicks) • Lernen (des Schülers) • Lehren (durch den Unterrichtenden) • Unterschiede von Einzel- und Gruppenunterricht • Methodische Konzeptionen (als grundlegende Konzepte des methodischen Vorgehens) • Einzelne Unterrichtsmaßnahmen (wie z.B. Korrigieren, Vormachen, Zuspielen) • Planung und Durchführung des Tennisunterrichts (auf der Grundlage der vorangegangenen Punkte) Faktoren des Unterrichtsgeschehens Nach diesen einführenden begrifflichen Erläuterungen läßt sich der Tennisunterricht als ein Geschehen auffassen, in dem der Lehrer auf der Grundlage didaktischer Zielvorstellungen versucht, dem Schüler (den Schülern) bestimmte Inhalte mit entsprechenden Methoden zu vermitteln, wobei der Schüler im Zentrum der pädagogischen Bemühungen des Lehrers steht. Anders formuliert: Der Unterricht ist auch als ein interaktives Geschehen zwischen Lehrer und Schüler(n) zu verstehen, in dem sich beide mit den weiteren Faktoren des Unterrichtsgeschehens, den Zielen, Inhalten und Metho- den auseinandersetzen, wobei sich alle diese Faktoren gegenseitig bedingen. Die Faktoren können zur Verdeutlichung noch weiter differenziert werden. Zu den einzelnen wesentlichen Faktoren werden im folgenden verschiedene Bedingungen und Eigenschaften aufgeführt. Der (die) Schüler • Allgemein-sportliche Voraussetzungen • Tennisspezifisches Können • Lernbereitschaft • Lernfähigkeit • Interessen Jeweils in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand Die Ziele • Fertigkeiten wie Aufschlag, Vorhand, Lob erwerben und verbessern • Taktische Kenntnisse und Verhaltensregeln erwerben und verbessern • Fähigkeiten wie Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer verbessern • Wissen z. B. über Regeln, Wettspielordnung aneignen • Einstellungen, Motivationen entwickeln • Wettkämpfe auf bestimmtem Niveau spielen können u.a. Inhalt/Stoff Übungs-, Spiel- und Trainingsformen • Technischer Aspekt • Taktischer Aspekt • Konditioneller Aspekt • Psychologischer Aspekt Lehrer • Äußere Erscheinung • Auftreten • Pädagogisches Geschick • Tennisspezifisches Wissen und Können • Motivations- und Begeisterungsfähigkeit Faktoren des Unterrichtsgeschehens Abb. 1 Erleichterte Aufschlagbewegung: Hochnehmen des Schlägers vor dem Körper (links), Schlagen nach vorne oben (rechts) Der konkrete Ablauf des Unterrichts hängt von all diesen Bedingungen ab, also vom Schüler, den Zielen, den Inhalten und dem Lehrer. Daß sich diese Bedingungen gegenseitig beeinflussen, soll an zwei Beispielen deutlich gemacht werden: Beispiel 1: Ein erwachsener Anfänger möchte gerne das Tennisspiel so schnell und gut erlernen, daß er mit seinen Bekannten spielen kann. Zunächst paßt der Lehrer die Lernziele den Interessen und Lernvoraussetzungen des Schülers an. Dann wird der Stoff so strukturiert, daß er den Lernzielen angemessen ist. Beim Aufschlag z.B. könnte das Lernziel vor allem auf Sicherheit ausgerichtet werden. Dies führt dazu, daß Hauptaktion und Hilfsaktionen des Aufschlages (vgl. Tennis-Lehrplan Band 1) wesentlich vereinfacht werden, indem der Schüler den Schläger mit dem Vorhandgriff faßt, ihn vor dem Körper aufwärts führt und ihn schließlich kontrolliert gegen den Ball beschleunigt (Abb. 1). Diese Technik ist schnell zu erlernen und bietet eine relativ große Sicherheit. Sie ermöglicht allerdings kaum schnelle und mit Drall geschlagene Bälle, was im Wettkampf auf mittlerer und höherer Leistungsstufe jedoch erforderlich wäre, und ist deshalb keine allgemein (sondern nur ganz speziell) zu empfehlende Technik. An der Strukturierung dieses Stoffes richtet sich der Lehrer auch aus, wenn er seine Methoden der Stoffvermittlung wählt. So entscheidet er sich in diesem Falle z. B. für die Ganzheitsmethode und bevorzugt die methodischen Maßnahmen des Anweisens, Erklärens und Korrigierens. Beispiel 2: Ein 9jähriger talentierter Junge möchte das Tennisspiel so gut erlernen, daß er gegebenenfalls einmal ein guter Turnierspieler werden kann. Somit ergeben sich spezifische Ziele, die vor allem an den Strukturen des Wettkampftennis orientiert sind. Der Lehrer berücksichtigt in besonderem Maße den körperlichen und psychischen Entwicklungsstand seines Schülers, um ihn angemessen zu fordern (allerdings auch nicht zu überfordern). Er strukturiert den Stoff so, daß ihn der Schüler (Jahre später) optimal im Wettkampf einsetzen kann, d.h., daß er beispielsweise einen Aufschlag lehrt, bei dem der Schläger mit Rückhandgriff in der Hauptaktion steil aufwärts-vorwärts bis zum Treffpunkt des Balles optimal beschleunigt wird (Abb. 2). Dies ermöglicht schnelle und mit Drall geschlagene Bälle. Dazu sind allerdings bestimmte Hilfsaktionen zweckmäßig, wie Schwingen des Schlägers in einen tiefen Punkt der Schleife hinter dem Rücken, Bo- Abb. 2 Optimale Aufschlagbewegung: Beschleunigen des Schlägers aus einer tiefen Schleife (links) steil aufwärts-vorwärts zum Treffpunkt in größtmöglicher Reichhöhe (rechts) genspannung u.a. Eine solche Technik ist schwerer zu erlernen und bedarf ausgeprägter motorischer Grundeigenschaften. Der Lehrer wird also diesen Stoff im Sinne einer langfristigen Planung vermitteln und dementsprechend Übungsreihen anbieten, Bewegungsaufgaben stellen usw. Die Ziele und Voraussetzungen des Schülers sowie die gewählten Methoden der Stoffvermittlung wirken sich schließlich wiederum auf seinen Unterrichtsstil aus. An diesen beiden Beispielen zeigt sich also, daß für den konkreten Unterricht keine Patentrezepte gegeben werden können. Vielmehr muß der Lehrer die verschiedenen Faktoren in ihrer prinzipiellen Wirkung kennen und auf die konkrete Unterrichtssituation anwenden. An dieser Stelle muß deshalb auch darauf hingewiesen werden, daß sich die im Lehrplan Band 1 behandelten Techniken nur auf allgemeine Grundsituationen beziehen. Individuelle Bedingungen und spe- 15 Grundlagen des Tennisunterrichts •^v-'^fl«a zielle Zielsetzungen konnten nur vereinzelt berücksichtigt werden, denn die Vielfalt der möglichen Techniken, die sich ergeben, wenn man Ziele, Situationen und individuelle Bedingungen stark variiert, hätte nicht in übersichtlicher Form dargestellt werden können. Da der Ablauf des Unterrichts von den verschiedenen Faktoren des Unterrichtsgeschehens (Schüler, Lehrer, Ziele u.a.) abhängt, werden diese Faktoren im nächsten Kapitel im einzelnen behandelt. Zunächst wird auf das Lernen der Schüler und auf ihre individuellen Lernvoraussetzungen eingegangen. Dann folgt eine Beschreibung allgemeiner Anforderungen an den Tennislehrer. Der nächste Abschnitt ist je nach den Unterrichtszielen den unterschiedlichen methodischen Konzeptionen (spielorientierte oder technikorientierte Konzeption, Ganzheits- oder Teilmethode, deduktives oder induktives Vorgehen) gewidmet. Dann folgt eine Beschreibung der konkreten Unterrichtsmaßnahmen, wie z.B. Vormachen, Zuspielen, Korrigieren .und Organisieren. Zum Abschluß dieser Grundlagen werden Gesichtspunkte der Planung und Durchführung des Tennisunterrichts beschrieben. Dieser Abschnitt beginnt mit der Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile des Einzel- bzw. Gruppenunterrichts. Lernen Ein Tennislehrer, der mit einer Gruppe von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen einen Tenniskurs durchführt, wird nach einiger Zeit Änderungen im Verhalten seiner Schüler erkennen können. Eine ursprünglich nicht gekonnte Be- 16 wegung (z.B. ein Topspinschlag mit Vorhand), ein angemessenes taktisches Verhalten (z.B. Angriffsschlag mit der Rückhand) oder aber das Verlieren-Können werden sichtbar. Man sagt in diesem Falle dann: Die Schüler haben etwas gelernt. Lernen stellt ein zentrales Ziel des Unterrichts dar. Dabei ist zunächst zu klären, was unter Lernen verstanden wird und welche Formen des Lernens sich unterscheiden lassen. Anschließend wird versucht, den Vorgang des Lernens zu erklären und Phasen des Lemvorgangs zu beschreiben. Im letzten Teil dieses Kapitels werden individuelle Voraussetzungen des Lernens behandelt. Was heißt Lernen? Unter Lernen versteht man einen Vorgang, der aufgrund der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen zu relativ dauerhaften Veränderungen des Verhaltens, der Einstellungen, der Gewohnheiten und des Könnens führt. Kurzfristige Verhaltensänderungen, die durch Ermüdung, Verletzung, Alkoholkonsum, Drogeneinwirkung oder Motivationsschwankungen zustande kommen, werden nicht als Lernen bezeichnet. Lernen ist ebenfalls zu unterscheiden von Verhaltensänderungen, die durch Vorgänge wie Reifen, Wachsen und Altern bedingt sind. Während es sich bei Reifungs-, Wachstums- oder Alterungsprozessen vorwiegend um endogen (von innen) gesteuerte Vorgänge handelt, werden Verhaltensänderungen im Rahmen von Lernvorgängen primär durch äußere Informationen bzw. durch Erfahrungen hervorgerufen. Was ist der Unterschied zwischen Lernen und Trainieren? Den Unterschied von Lernen und Trainieren kann man sich wie folgt klarmachen: Lernen bezieht sich vor allem auf den (Neu-)Erwerb von Kenntnissen, Einstellungen, motorischen Fähigkeiten oder taktischen Grundmustern. Training bezieht sich auf die planmäßige und systematische Erhaltung, Förderung oder Wiederherstellung der sportlichen Leistungsfähigkeit. Technik lernen Einen Vorhand-Topspin zu erlernen bedeutet z. B., die Grundform dieser Technik neu zu lernen und anzuwenden. Anwenden heißt, mit dieser neuen Technik eine taktische Aufgabe (z. B. den Ball so zu schlagen, daß er schnell und hoch vom Boden abspringt) lösen zu können und sie im »Spiel miteinander« einzusetzen. Taktik lernen Analog zu den einzelnen Techniken, die als Grundmuster zur Lösung von Bewegungsaufgaben zu betrachten sind, heißt Taktik erlernen, taktische Grundmuster erlernen und durchspielen. Taktische Grundmuster sind typische und erfolgversprechende Lösungen für bestimmte Situationen, wie z. B. ein Angriffsschlag longline mit Rückhand-Slice und abschließendem Flugball cross. Voraussetzung für diesen taktischen Spielzug ist allerdings, daß die Gelegenheiten (mögliche Position für den Angriffsschlag longline und Treffpunkthöhe für den Flugball cross) gegeben sind. Der Spieler muß also die Situation wahrnehmen, Lernen beurteilen und entscheiden, ob die Voraussetzungen gegeben sind, und dann entsprechend handeln. Beim Erlernen der Taktik (Durchspielen und Festigen taktischer Grundmuster) spielt das Gegnerverhalten noch keine Rolle. Technik trainieren Technik trainieren bedeutet nun, die erlernte Technik unter erschwerten Bedingungen anzuwenden und im »Spiel gegeneinander« einzusetzen. Dies bedeutet nicht, daß kein Lernen mehr stattfindet; denn Lernen bedeutet immer auch Änderung des Verhaltens im Sinne der Anpassung an neue Situationen. Allerdings steht beim Trainieren das Lernen als Ziel nicht im Vordergrund, vielmehr die Anwendung der Technik unter erschwerten Bedingungen. Techniktraining Vorhand-Topspin • Auf die Rückhand zugespielte Bälle werden umlaufen und mit Vorhand-Topspin in unterschiedliche Zielfelder (longline, cross) gespielt. • Relativ hoch zugespielte Bälle sollen nach dem Aufsprung zunächst im abfallenden, dann im aufsteigenden Ast getroffen werden. Bei diesen Formen des Techniktrainings ist die Situation (Schlagart, Schlagrichtung etc.) weitgehend vorgegeben. Obwohl immer eine taktische Zielsetzung gegeben ist, konzentrieren sich Spieler und Trainer hauptsächlich auf die Technik. Korrekturen beziehen sich auf die zweckmäßige und »richtige« Ausführung der Bewegungen. wenden. Das Können und die Position des Gegners werden in die Wahmehmungs-, Beurteilungsund Entscheidungsprozesse mit einbezogen. Der Spieler kann auch aus verschiedenen Möglichkeiten (Richtung, Schlagtechnik etc.) auswählen, je nachdem, welche Lösung für die Situation günstig erscheint und dem Können des Spielers entspricht. Analog zum »Technik trainieren« geht es nunmehr auch hier um das »Spiel gegeneinander«. Taktiktraining des Angriffsschlages mit abschließendem Flugball • Spieler B erhält die Aufgabe, A so unter Druck zu setzen, daß er selbst mit einem Rückhandschlag angreifen kann. Nunmehr ist er allerdings in seiner Entscheidung frei, cross oder longline anzugreifen und den Flugball cross, longline oder als Flugballstop zu spielen. Dies hängt vor allem auch von der angemessenen Wahrnehmung und Beurteilung des Verhaltens des Gegners im Blick auf seine eigenen Möglichkeiten, also von der Interaktionssituation, ab. Die bisherigen Formen des Erlernens und Trainierens haben sich auf den einzelnen Ballwechsel bezogen. Im Tennis erfolgreich zu sein bedeutet jedoch, viele Ballwechsel in ein übergeordnetes taktisches Konzept und in eine Matchstrategie einzuordnen. Taktik trainieren heißt also auch, solche Strategien im Matchtraining oder in matchähnlichen Trainingsformen zu trainieren. Taktik trainieren Taktik trainieren heißt, die erlernten taktischen Grundmuster unter erschwerten Bedingungen in matchähnlichen Situationen anzu- Was heißt Üben? Von Üben spricht man, wenn bereits Gelerntes durch wiederholte Ausführung oder durch Anwen- dung unter verschiedenen äußeren Bedingungen (z.B. Variation von Höhe und Geschwindigkeit des ankommenden Balles) stabilisiert wird. Üben erfolgt sowohl im Rahmen von Lern- als auch von Trainingsprozessen; demnach sind Übungsformen sowohl dem Lernen als auch dem Trainieren zuzuordnen. Einerseits sollten die Unterschiede zwischen Lernen und Trainieren sowie die gleichzeitige Zuordnung des Übens zu Lernen und Trainieren beachtet werden; andererseits ist aber auch noch einmal darauf hinzuweisen, daß die Übergänge zwischen Lernen und Trainieren fließend sind. Die aufgezeigten Unterschiede sollen dazu helfen, in der Praxis von Unterricht und Training die mit den einzelnen Übungen verfolgten Ziele deutlich zu machen, damit die Schüler auch bewußter lernen können. Da es in der Praxis z. B. auch zwischen dem Technik- und dem Taktiktraining fließende Übergänge gibt, empfiehlt es sich, den Schülern klarzumachen, welcher Schwerpunkt in der Trainingseinheit (eher Technik oder eher Taktik) angestrebt wird. Formen des Lernens Lernvorgänge im Tennis beziehen sich häufig auf das Erlernen von Bewegungsfertigkeiten (motorischen Fertigkeiten), wie z.B. auf das Erlernen des Aufschlags. Motorische Lernformen stellen ein zentrales Ziel des Tennisunterrichts dar. Zum Erwerb einer umfassenden Spielfähigkeit im Tennis sind jedoch neben motorischen Fertigkeiten weitere Fähigkeiten zu erlernen (vgl. Tab. 1, S. 18): Das Entwickeln einer erfolgversprechenden Taktik ist nur dann möglich, wenn der Spieler gelernt hat, 17 Grundlagen des Tennisunterrichts Motorische Lernformen Kognitive Lernformen Emotionale Lernformen Soziale Lernformen Allgemein Gehen, Laufen, Radfahren Rechnen, Lesen sich beherrschen Toleranz Tennisspezifisch (bzw. sportartspezifisch) Schlagtechniken, Beinarbeit Regeln, taktisches Verhalten Niederlagen verarbeiten mit Partner kooperieren Fairneß Tab. 1 Beispiele für Lemformen wie er sich in bestimmten Spielsituationen zu verhalten hat, d.h., wie er sich zwischen verschiedenen Spielmöglichkeiten zu entscheiden hat und welche strategischen Pläne angemessen sind. Solche Lernvorgänge beziehen sich auf Wahmehmungs-, Vorstellungs-, und Denkleistungen und werden als kognitive Lernformen bezeichnet. Die richtige Taktik führt erst dann zum Erfolg, wenn der Spieler - neben den entsprechenden motorischen Voraussetzungen - über emotionale/motivationale Fähigkeiten verfügt. Der Spieler muß z.B. lernen, sich beharrlich anzustrengen, sich bei Ärger zu beherrschen und gegenüber äußeren Einflüssen stabil zu sein. Solche Formen des Lernens werden als emotionales Lernen bezeichnet. Ein Spiel gegen- oder miteinander ist nur dann sinnvoll, wenn gewisse soziale Umgangsformen eingehalten werden. Hierzu zählen das Einhalten von Spiel- und Wettkampfregeln, von informellen Regeln (Fairneß), von Kameradschaftlichkeit u.a. Die aufgeführten Lernformen lassen sich nur theoretisch voneinander trennen. In der Unterrichtspraxis sind sie eng miteinander verbunden. So kann das Erlernen einer bestimmten Schlagtechnik auch an emotionales, kognitives und soziales Lernen geknüpft sein. Der Schüler versucht während des Lernprozesses, sich ein Bild von 18 der Struktur der betreffenden Schlagtechnik zu machen, er benötigt die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und ausdauernd zu üben, und er sollte in der Lage sein, sich innerhalb einer Gruppe zurechtzufinden. Schließlich sei darauf hingewiesen, daß Lernen nicht immer geplant und in einer gezielt herbeigeführten Lernsituation stattfindet (sondern auch so nebenbei erfolgen kann), und daß Lernergebnisse nicht immer positiv sein müssen. So werden häufig unökonomische Bewegungen erlernt und stabilisiert, oder es werden negative emotionale Reaktionen (z.B. Schläger wegwerfen) von Spitzenspielern nachgeahmt. Wie kommt Lernen zustande? Die Vielfalt der Lernformen, der Lernsituationen und der individuellen Voraussetzungen der Lernenden deutet an, daß Lernen auf vielfältige Art und Weise zustande kommt. Deshalb verwundert es nicht, daß es derzeit keine allgemeine Lerntheorie gibt, aus der erkennbar wäre, was sich während des Lernprozesses abspielt. Statt dessen gibt es zahlreiche Lernmodelle mit einem mehr oder weniger engen Erklärungswert. Im folgenden werden vier der bekanntesten Lernmodelle kurz beschrieben und ihre Bedeutung für die Tennispraxis aufgezeigt. Lernen am Erfolg Beim Lernen am Erfolg (das auch mit Lernen nach Versuch und Irrtum, Verstärkungslernen oder Lernen durch operantes Konditionieren bezeichnet wird) wird von folgender Annahme ausgegangen: Folgt einer Reaktion (einem Verhalten) ein verstärkender Reiz (Erfolg), so resultiert daraus eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, daß diese Reaktion später unter ähnlichen Umständen wieder auftritt. Gelingt es z. B. einem Tennisspieler, mit einer bestimmten Griffhaltung den Topspinschlag mit der Vorhand häufig nach seinen Vorstellungen erfolgreich zu spielen, so wird er wahrscheinlich diese Griffhaltung beibehalten. Hat er dagegen mit einer bestimmten Bewegungsausführung häufig keinen Erfolg, so wird er Versuchen, seine Technik zu verändern. In der Unterrichtspraxis liegt Lernen am Erfolg beispielsweise auch dann vor, wenn der Tennislehrer bestimmte Schlagausführungen oder soziale Verhaltensweisen (Reaktionen) seiner Schüler lobt oder tadelt (verstärkender Reiz). Eine erweiterte Form des Lernens am Erfolg stellt das sogenannte Shaping dar. Beim Shaping wird jede Verhaltensweise verstärkt, die in die Richtung des gewünschten Zielverhaltens weist; es wird also nicht gewartet, bis das gesamte Zielverhalten auftritt. Damit ist es möglich, auch komplexere Verhaltensweisen, die in der Regel nicht spontan gelernt werden, durch schrittweise Annäherung zu erlernen. Allerdings beschränkt sich der Anwendungsbereich des Shaping (und erst recht der des »einfachen« Lernens am Erfolg) auf eher einfache Lernvorgänge. Es kann kaum erwartet werden, daß die komplexen Anforderungen im Tennis und hierbei insbesondere die Gesamtheit aller Schlagtechniken nur über das Lernen am Erfolg entwickelt werden könnten. Zur Erklärung solcher Lernvorgänge bedarf es deshalb weiterer Theorien des Lernens. Lernen am Modell Hinter der Theorie des Lernens am Modell (Beobachtungslernen) steht die Annahme, daß neue Verhaltensweisen durch Beobachtung des Verhaltens anderer entstehen. Diese im Zusammenhang mit dem Phänomen des sozialen Lernens entwickelte Modellvorstellung wird häufig auch in der Praxis des Lernens von Bewegungen sichtbar. Insbesondere Kinder sind in der Lage, allein durch das Beobachten fremden Verhaltens (z.B. einer sportlichen Bewegung) relativ schnell zu lernen (man spricht in diesem Zusammenhang auch von »Lernen auf Anhieb«). Dabei wird ein beobachtetes Verhalten nicht einfach kopiert, sondern vielmehr bewertet und anschließend nachgeahmt oder nicht. So werden im Bereich des motorischen Lernens in der Regel nur Bewegungen von erfolgreichen Sportlern oder anerkannten Trainern nachgemacht. Im Unterricht wird versucht, der Theorie des Lernens am Modell dadurch gerecht zu werden, daß der Lehrer die gewünschten Verhaltensweisen (z.B. richtige Technik) selbst demonstriert oder mit Hilfe von Medien (Filme, Reihenbilder) zeigt. Kognitives Lernen Bei den kognitiven Lerntheorien (z.B. Lernen durch Einsicht) überwiegen Wahrnehmungs-, Vorstellung-, Gedächtnis- und Denkprozesse. Während des Lernprozesses wird versucht, durch die Verknüpfung vorliegender Erfahrungen und Kenntnisse mit aktuellen Gegebenheiten ein bestehendes Problem zu lösen, d.h., das Problem wird vor allem auf gedanklicher Ebene angegangen. Setzt sich z.B. ein Tennisspieler zum Ziel, einen Ball mit starkem Vorwärtsdrall zu spielen, und orientiert sich nicht wesentlich an Vorbildern, dann kann er sich, sofern er über die nötigen Erfahrungen und Kenntnisse verfügt, klarmachen, daß eine steile vorwärts-aufwärts gerichtete Bewegung des Schlägerkopfes nötig ist. Dies wiederum ermöglicht ihm, einen geeigneten (an taktischen Konzepten/Strategien orientierten) Handlungsplan zu entwerfen und diesen gezielt auszuführen. Da zur Strukturierung von Problemsituationen mehr oder weniger umfangreiche Vorerfahrungen notwendig sind, sind kognitive Lerntheorien insbesondere für ältere Jugendliche und Erwachsene von Bedeutung. Dies wirkt sich auch auf den Unterricht aus, in dem häufig Bewegungserklärungen gezielteres und schnelleres Lernen ermöglichen. Lernen als »inneres Spiel« Neuerdings wird vor allem empfohlen, das Lernen nicht so sehr am Erfolg, über Vorbilder und mit Hilfe von kognitiven Prozessen aufzubauen, sondern mehr Prozesse des Erlebens, des Erfühlens, des Spielen-Lassens zu betonen. Dabei wird davon ausgegangen, daß Gedanken z. B. an die einzelnen Teile der Bewegung oder an Dinge, die mit der Aufgabe nichts zu tun haben, den Bewegungsablauf stören und demnach auszuschalten sind. Man sollte sich vielmehr auf das »Hier und Jetzt« in entspanntem Zustand konzentrieren. Es wird angenommen, daß die Verbindung von Wahrnehmung und Handlung als Einheit zu erleben ist, welche durch keine willentlichen Eingriffe in einzelne Abschnitte des Bewegungsablaufs gestört werden sollte, vielmehr soll der gesamte Bewegungsablauf als in sich stimmig erlebt werden. Ein wichtiges Merkmal dieser Lern-, Übungs- und Spielform ist das »Geschehen-Lassen«. Phasen des Lernens sportlicher Bewegungen Der Prozeß der Aneignung sportlicher Bewegungen wird häufig in charakteristische Phasen unterteilt. So wird im Verlaufe des Lernprozesses zwischen drei Lernphasen unterschieden: - Erste Lernphase - Entwicklung der Grobkoordination (Grobform) - Zweite Lernphase - Entwicklung der Feinkoordination (Feinform) - Dritte Lernphase - Stabilisierung der Feinkoordination (Stabilisierung) Der Lernende durchläuft diese Phasen in der angegebenen Reihenfolge. Andererseits stellen diese Phasen kein starres Schema dar. Die Übergänge sind fließend, der zeitliche Umfang der einzelnen Phasen ist individuell und dem Schwierigkeitsgrad der Aufgabe gemäß recht unterschiedlich. Erste Lernphase - Grobform Die erste Lernphase umfaßt den Lernverlauf vom ersten näheren 19 Grundlagen des Tennisunterrichts Bekanntwerden mit der neuen Bewegung bis zu einem Stadium, in dem der Lernende die Bewegung bei günstigen Bedingungen in der Grobform ausführen kann. In dieser Phase besteht noch kein oder nur ein undeutliches Bewegungsgefühl. Die Verbesserung des Bewegungsablaufs bei den wiederholten Bewegungsversuchen erfolgt vorwiegend über die Orientierung am Ergebnis der Bewegungshandlung und selbstverständlich auch über neue Informationen des Lehrers. Kennzeichen der Grobform • Grundtechnik ist sichtbar • Überflüssige Mitbewegungen • Hastige Ausführung • Verkrampfte Ausführung • Mangelhafte Verbindung der Teilbewegungen • Hoher Konzentrationsaufwand • Hoher Energieaufwand (Ermüdung) Konsequenzen für die Lehrpraxis • Häufiges und deutliches Demonstrieren • Kurze erläuternde Informationen, damit der erste Versuch gelingt • Anknüpfen an bekannte Bewegungen (z.B. Aufschlagbewegung vom Wurf ableiten) • Hauptaugenmerk liegt auf der Hauptaktion • Konzentriertes, aber zeitlich begrenztes Üben der vereinfachten Gesamtbewegung • Erste Versuche unter erleichterten Bedingungen (z.B. Schlagen eines ruhenden Balles) Zweite Lernphase - Feinform Die zweite Lernphase umfaßt den Lernverlauf von der Grobform bis zu einem Stadium, in dem der Lernende die Bewegung unter günstigen Bedingungen annähernd feh- 20 lerfrei (Feinform) ausführen kann. In dieser Phase wird allmählich ein besseres Bewegungsgefühl aufgebaut. Dadurch verbessert sich die Selbstkontrolle während des Bewegungsablaufs. Das verbesserte Bewegungsgefühl ist außerdem mit der eigenen bildlichen Vorstellung von der Bewegung verbunden. Durch neue Informationen und Korrekturen des Lehrers wird diese bildliche Vorstellung umfassender und genauer. Dies hat zur Folge, daß der Bewegungsablauf in seiner räumlich-zeitlichen Abstimmung ständig genauer wird. In zunehmendem Maße soll in dieser Phase dem Übenden die Bedeutung des Bewegungsablaufs als Teil einer übergreifenden Spielhandlung klarwerden. Das bedeutet, daß seine Aufmerksamkeit vermehrt auf die Beobachtung von Partner und Ball gelenkt wird und die Bereitschaft zur flexibleren, situationsangepaßten Anwendung der gelernten Bewegungsabläufe größer wird. Das Verständnis für die taktische Bedeutung der neuen Techniken kann dadurch gefördert werden. Da das Üben zeitlich weiter ausgedehnt wird und ungewohnte Bewegungsabläufe mit den gegebenen körperlichen Voraussetzungen nicht immer bewältigt werden können, ist im Übergang vom Üben zum Trainieren für eine angemessene Berücksichtigung von Kraft-, Schnelligkeits-, Ausdauer-, Beweglichkeits- und Koordinationsübungen zu sorgen. Kennzeichen der Feinform • Genaue Ausführung • Sichere Ausführung • Gute Verbindung von Teilbewegungen • Angemessener Konzentrationsaufwand • Angemessener Energieaufwand • Allerdings noch Unsicherheit und Ungenauigkeit bei extremen Änderungen äußerer Bedingungen Konsequenzen für die Lehrpraxis • Intensive und vielseitige Bildinformationen über den Bewegungsablauf (Vormachen, Video, Bildreihe) • Genaue Beschreibung • Intensives Üben unter weitgehend konstanten Bedingungen • Systematische Korrekturen (von groben zu feinen Fehlern) • Mentales Üben • Bei Beschreibung von Teilbewegungen auf das Bewegungsgefühl hinweisen (Muskelspannung, Schwunggefühl usw.) • Teilbewegungen beim Schlagen bewußt beobachten lassen (z.B. Kontrollieren des Winkels zwischen Hand und Schläger beim Ausschwingen!) • Teilbewegungen, die normalerweise nicht im Gesichtsfeld liegen, beim Üben ohne Ball wahrnehmen lassen (Absenken des Schlägerkopfes beim Übergang von der Aushol- zur Schlagphase beobachten) • Überprüfung der gespeicherten Bewegung, d. h. gezieltes Abfragen von Einzelheiten • Verabredete Variationen des Zuspiels hinsichtlich Ballflughöhe, -richtung, -länge und -geschwindigkeit in Verbindung mit genauer Beobachtung der Bewegungen des Zuspielers, Beobachtung des Ballfluges und seines Auf- und Absprunges • Üben in spielnahen Situationen (Taktik) • Taktikunterricht • Arbeit mit Film- und Videomaterial (Strukturierung der Wahrnehmung von Spielsituationen) • Techniknahe Konditions- und Koordinationsübungen Lernen Dritte Lernphase Stabilisierung Die Spielhandlung stabilisiert sich, wenn es dem Übenden gelingt, die ßewegungsfertigkeit immer besser an die sich ständig ändernde Spielsituation anzupassen. Das bedeutet, daß er schließlich • seine Fertigkeiten taktisch bewußt zur Bewältigung der Spielsituation einsetzen kann, also die Aktion erfolgreich wie zuvor durchführen oder völlig neu planen kann, • den ankommenden Ball genau berechnen kann, • die automatisierte Fertigkeit in ihrem zeitlich-dynamischen Ablauf an den Ballflug und -absprung anpassen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es nur noch punktueller, selbstverständlich funktionaler Informationen und Korrekturen des Lehrers. Kontrolle und Berichtigung des Bewegungsablaufes erfolgen jetzt überwiegend über den inneren Rückmeldekreis (»Bewegungsgefühl«). Die so verbesserte Stabilisierung erlaubt, die Aufmerksamkeit auf die Veränderung der Spielsituation und nur noch auf persönlich wichtige Knotenpunkte der Bewegung zu richten. Damit sind zunehmend schnellere und genauere Reaktionen auf wechselnde äußere Bedingungen und plötzliche Störungen möglich. Wenn in gleicherweise die motorischen Grundeigenschaften (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit) verbessert werden, ist der Bewegungsablauf nun auch mit optimaler Bewegungsdynamik und über längere Zeiträume ausführbar. Kennzeichen der Stabilisierung • Sichere und genaue Ausführung (auch bei sehr schnellem Ablauf) • Optimale Verbindung von Teilbewegungen • Stabile Ausführung bei wechselnden äußeren Bedingungen • Stabile Ausführung bei plötzlichen Störungen • Geringer Konzentrationsaufwand Konsequenzen für die Lehrpraxis • Erklären von Einzelheiten • Feinkorrektur von Einzelheiten • Üben unter wechselnden Bedingungen (z.B. Returnübungen bei ständig variierten Aufschlägen) • Mentales Üben von Knotenpunkten der Bewegung (z. B. gedankliches Training des oberen Bogens beim Ausholen zum Topspin mit Vorhand) • Hinweise auf das Bewegungsgefühl (Beispiele: siehe Feinform) • Beobachtungstraining (Video/Film) • Taktiktraining (Theorie und Praxis) • Spezielle Konditions- und Koordinationsübungen Individuelle Voraussetzungen des Lernens, Übens und Train ierens Die beschriebenen Lernvorgänge verlaufen nicht bei jedem Schüler gleich schnell. Auch ergeben sich auf dem Weg zu den verschiedenen Zielen individuell unterschiedliche Lernergebnisse. Dies liegt auch an den unterschiedlichen Voraussetzungen, die die einzelnen Schüler mitbringen. Die wichtigsten individuellen Voraussetzungen, die der Lehrer im Unterricht berücksichtigen sollte, sind: • Konstitutionelle Merkmale (wie Größe, Gewicht und Körperproportionen) • Konditionelle Merkmale (wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit) Abb. 3 Kinder sind mit Eifer bei der Sache 21 Grundlagen des Tennisunterrichts • Koordinative Fähigkeiten (s. Kapitel Koordinationstraining) • Motorische Lernfähigkeit • Intellektuelle Fähigkeiten (z.B. Antizipationsfähigkeit und Spielintelligenz) • Motivationale Merkmale (wie Leistungsmotivation und Bedürfnis nach sozialer Anerkennung) • Vorerfahrungen, die der einzelne Schüler im Hinblick auf den Unterrichtsstoff bereits erworben hat Diese individuellen Voraussetzungen sind in den verschiedenen Entwicklungsabschnitten unterschiedlich ausgeprägt. Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen in verschiedenen Entwicklungsabschnitten Im folgenden werden einzelne Merkmale, eingeschränkt auf konstitutionelle und konditionelle Merkmale sowie auf motorische Lernfähigkeit, je nach besonderer Ausprägung, in sieben Entwicklungsabschnitten (beginnend im Alter von 6 bis 7 Jahren bis zum späten Erwachsenenalter mit 60 bis 70 Jahren) kurz beschrieben. Es sollte allerdings berücksichtigt werden, daß das kalendarische Alter nicht stets mit dem biologischen Alter gleichzusetzen ist. Vielmehr ist von einer relativ großen Streubreite des Entwicklungsgeschehens auszugehen, d.h. beispielsweise, daß die einen Kinder im Vergleich zum Durchschnitt eher akzeleriert sind (ihre Entwicklung ist beschleunigt), die anderen dagegen eher retardiert (ihre Entwicklung ist verlangsamt). Jüngere Schulkinder (etwa von 6 bis 10 Jahren) Während des Grundschulalters kommt es sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen zu ei22 Abb. 4 Ein Vorhand-Flugball wird auf Anhieb gelernt nem verstärkten Breitenwachstum und damit zu einer günstigen Veränderung der Körperproportionen, insbesondere zu einer Verbesserung des Last-Kraft-Verhältnisses. Diese Veränderungen bewirken in Verbindung mit einer deutlichen Erhöhung des Lerneifers eine schnelle Zunahme der motorischen Lernfähigkeit. Die Kinder lernen eher ganzheitlich und in spielerischer Form. Ausführliche Bewegungserklärungen sind wentg zweckmäßig, eher dagegen vielfältige Bewegungsaufgaben und häufiges Vormachen, da die Kinder Bewegungsabläufe zumeist durch Beobachten (Lernen am Modell) bzw. Ausprobieren (im Sinne von Lernen am Erfolg) erlernen. Hinsichtlich der Leistungsfaktoren Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination sind die Kinder in diesem Alter unterschiedlich belastbar. So sollten Maximalkraft und anaerobe Ausdauerbeanspruchungen vermieden werden, während aerobe Ausdauerbelastungen sowie Anforderungen an Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination in der Regel unbedenklich sind. Im Hinblick auf die Trainierbarkeit kann von besonders günstigen Voraussetzungen bezüglich Beweglichkeit und vor allem Koordination ausgegangen werden, während Kraft und Ausdauer noch nicht optimal gefördert werden können. Abb. 5 Gleiches Alter, aber unterschiedliche körperliche Entwicklung Lernen Dies hat zur Folge, daß vorrangig (aber nicht ausschließlich) vielfältige koordinative Bewegungsaufgaben gestellt werden sollten, so daß sowohl im tennisspezifischen als auch im allgemeinen sportmotorischen Bereich eine breite Grundlage an Bewegungsfertigkeiten gelegt werden kann. Ältere Schulkinder (etwa von 10 bis 12/13 Jahren) Etwa bis zum 10. Lebensjahr haben sich die konstitutionellen Merkmale soweit verändert, daß von harmonischen Körperproportionen und einem sehr guten LastKraft-Verhältnis ausgegangen werden kann. Die Kinder zeichnen sich durch einen hohen Bewegungsdrang und hohen Lerneifer aus. Die motorische Lernfähigkeit ist in diesem Alter ausgezeichnet. Man spricht von der Phase der besten motorischen Lernfähigkeit. Einfachere Bewegungen werden in diesem Alter ganzheitlich und häufig auf Anhieb gelernt (Lernen am Modell). Darüber hinaus kann auch zunehmend - und dies ist besonders für das Erlernen schwieriger Bewegungsabläufe wichtig von kognitiven Lernprozessen ausgegangen werden. Das späte Schulkindalter ist demnach sowohl dafür geeignet, neue Bewegungsabläufe zu erlernen, als auch bereits in der Grobform gekonnte Bewegungen zu verfeinern. Die für die jüngeren Kinder im Blick auf die Belastbarkeit und Trainierbarkeit gemachten Aussagen gelten im wesentlichen auch für die 10- bis 12-/13jährigen. Es empfiehlt sich daher, auch im späten Schulkindalter schwerpunktmäßig koordinative Fähigkeiten in vielfältiger Weise (allgemeiner und tennisspezifischer) zu fördern. Ziel von Unterricht und Training in diesem Alter sollte also der Ausbau der allgemeinen Motorik und die Verfeinerung der vielseitigen (tennisspezifischen) technischen und taktischen Grundlagen sein. Maßnahmen zur Verbesserung der physischen Leistungsfaktoren Kraft und Ausdauer vervollständigen den Unterricht, sie sollten allerdings überwiegend in spielerischer Form durchgeführt werden. Jüngere Jugendliche (Mädchen etwa von 12 bis 14 Jahren, Jungen etwa von 13 bis 15 Jahren) In dieser ersten puberalen Phase, deren Beginn, Verlauf und Ende erheblichen geschlechtsspezifischen und auch individuellen Unterschieden unterliegen, ist ein deutlich verstärktes Längenwachstum zu beobachten; unharmonische Größenverhältnisse zwischen Rumpf und Extremitäten sind die Folge. Die Bewegungskoordination von Schülern, die im Kindesalter nur geringe, insbesondere noch nicht stabilisierte Vorerfahrungen im motorischen Bereich sammeln konnten, wird in dieser Phase der Pubertät labil. Die besonders günstigen Lernvoraussetzungen der vorangegangenen Phase sind nicht mehr gegeben. Das Erlernen neuer Bewegungsabläufe bereitet größere Probleme. Ganzheitliches Lernen tritt weniger häufig auf. Ziel des Unterrichts sollte deshalb vor allem sein, die im Kindesalter erlernten Bewegungsfertigkeiten zu wiederholen und zu festigen. Trotz dieser mehr oder weniger großen Einschränkungen im koordinativen Bereich sollte nicht von einer Krisen- oder Schonzeit gesprochen werden. Vielmehr nimmt die Trainier- und Belastbarkeit im konditionellen Bereich zum Teil erheblich zu. Hormonelle Veränderungen bewirken in diesem Alter eine bessere Trainierbarkeit der Ausdauer und der Kraft, wobei aufgrund noch nicht verknöcherter Wachstumsfugen auf ein Maximalkrafttraining verzichtet werden sollte. Berücksichtigt man die Entwicklungsvoraussetzungen der jüngeren, pubertierenden Jugendlichen, dann könnte man folgende Leitlinie für den Unterricht ableiten: Stabilisierung und Verfeinerung von bereits Gelerntem im koordinativen Bereich und vermehrtes Training konditioneller Merkmale, insbesondere Kraft und Ausdauer. Ältere Jugendliche (Mädchen etwa von 14 bis 17 Jahren, Jungen etwa von 15 bis 18 Jahren) In der zweiten Phase der sogenannten Reifezeit (Adoleszenz) verlangsamt sich das Längenwachstum, und es setzt ein verstärktes Breitenwachstum ein. Diese Veränderungen wirken sich positiv auf die Körperproportionen (insbesondere auf das Verhältnis von Rumpf und Extremitäten) und auf das Last-Kraft-Verhältnis aus, womit wieder günstigere Voraussetzungen für neue koordinative Anforderungen und motorische Lernprozesse vorliegen. Es wird zwar seltener als im späten Schulkindalter ganzheitlich und auf Anhieb gelernt, andererseits sind die Jugendlichen nun eher in der Lage, Lernvorgänge auch auf gedanklicher Ebene zu unterstützen (kognitives Lernen), wodurch das Erlernen komplexerer Bewegungsabläufe begünstigt wird. Die Belastbarkeit für physische Beanspruchungen jeder Art ist in hohem Maße gegeben, wobei allerdings bei der Anwendung intensiver Trainingsbelastungen (z.B. für anaerobe Ausdauer und Maximalkraft) darauf zu achten ist, daß ein entsprechend guter Trainingszustand bereits vorliegt. Die Trainierbarkeit aller konditioneller Merk- Grundlagen des Tennisunterrichts male ist gut ausgeprägt (allerdings bei den Jungen vor allem im Bereich von Kraft und Schnelligkeit deutlich besser als bei den Mädchen), so daß ein hohes physisches Leistungsniveau erreicht werden kann. Diese Voraussetzungen wirken sich positiv auf das Erlernen bestimmter schwieriger Bewegungsabläufe aus (z. B. Rückhand-Schmetterball), die nicht nur ein hohes Maß an koordinativen Fähigkeiten, sondern auch an konditionellen Fähigkeiten erfordern, und somit im Kindesalter nur bedingt erlernt werden können. Junge Erwachsene (etwa von 17/18 bis 30/35 Jahren) Bei Erwachsenen ist noch stärker zwischen Geübten bzw. Trainierten und Personen, die keinen (Tennis-)Sport betreiben oder erst damit beginnen wollen, zu differenzieren als bei Kindern und Jugendlichen. Im Leistungssport kann das frühe Erwachsenenalter als Phase der vollen Ausprägung der motorischen Leistungsfähigkeit angesehen werden. In den meisten Sportarten, so auch im Tennis, werden in diesem Alter die höchsten Leistungen erzielt. Dies gilt sowohl für den koordinativen als auch für den konditionellen Bereich. Bei Ungeübten bzw. Untrainierten kann in diesem Alter zwar von einer stabilen Alltags- und Arbeitsmotorik ausgegangen werden, im sportmotorischen Bereich sind aber bereits um das 30. Lebensjahr nicht unerhebliche Leistungseinbußen, insbesondere durch ßewegungsmangel im Alltag hervorgerufen, zu verzeichnen. Dennoch kann durch intensives Üben auch von Anfängern (insbesondere von sog. Späteinsteigern, die von anderen Sportarten kommen) noch ein relativ hohes technisches Niveau erreicht werden, wobei kognitive Lernprozesse im Vordergrund stehen. Dasselbe gilt für den konditionellen Bereich, wo in allen Bereichen (insbesondere bei der Ausdauer) von einer sehr guten Trainierbarkeit und Belastbarkeit ausgegangen werden kann, Erwachsene im mittleren Alter (etwa von 30/35 bis 45/50 Jahren) In diesem Entwicklungsabschnitt treten noch stärkere Unterschiede im sportmotorischen Bereich zwischen sportlich aktiven und sportlich inaktiven Personen auf. Bei Geübten bzw. Trainierten kann das mittlere Erwachsenenalter als ein Zeitraum der Erhaltung noch relativ hoher motorischer Leistungen angesehen werden. Die Leistungen liegen sowohl im koordinativen als auch im konditionellen Bereich im allgemeinen nicht wesentlich unter denen im Höchstleistungsalter. Dabei ist allerdings zu beachten, daß nicht alle Leistungsfaktoren im gleichen Maße altersstabil sind (besonders altersstabil ist die Ausdauer), so daß das absolute Leistungsniveau entsprechend sinkt. Zwar kann auch bei Ungeübten bzw. Untrainierten im Bereich der Alltagsmotorik von einem Altersabschnitt der relativen Erhaltung ausgegangen werden, bei sportmotorischen Anforderungen zeigen sich jedoch zunehmend deutlichere Leistungseinbußen, sowohl Tab. 2 Charakteristische Entwicklungsabschnitte (in modifizierter Anlehnung an WINTER) Entwicklungsabschnitt Charakterisierung Altersspanne Jüngere Schulkinder Die Phase schneller Fortschritte in der motorischen Lernfähigkeit etwa von 6 bis 10 Ältere Schulkinder Die Phase der besten motorischen Lernfähigkeit in der Kindheit etwa von 10 bis 12/13 Jüngere Jugendliche Die Phase der Umstrukturierung von motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten Mädchen - etwa von 12 bis 14 Jungen - etwa von 13 bis 15 Ältere Jugendliche Die Phase der sich ausprägenden geschlechtsspezifischen Differenzierung, der fortschreitenden Individualisierung und der zunehmenden Stabilisierung Mädchen - etwa von 14 bis 17 Jungen - e t w a von 15 bis 18 Junge Erwachsene Die Jahre der relativen Erhaltung der motorischen Leistungsfähigkeit etwa von 17/18 bis 30/35 Erwachsene im mittleren Alter Die Jahre der allmählichen motorischen Leistungsminderung etwa von 30/35 bis 45/50 Ältere Erwachsene Die Jahre der verstärkten motorischen Leistungsminderung etwa ab 45/50 24 Lehren in koordinativer als auch in konditioneller Hinsicht. Die motorische Lernfähigkeit nimmt deutlich ab, so daß das Neu-Erlernen vielfältiger Bewegungsformen zunehmend schwieriger wird. Bevorzugt werden bereits automatisierte Handlungen. Die motorische Aktivität läßt ebenfalls nach. Eine zunehmende Tendenz zur Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Ökonomie der Motorik ist zu beobachten. Dennoch ist auch in diesem Alter, trotz stärker eingeschränkter Lernfähigkeit, durch entsprechendes Üben für den Anfänger noch ein mittleres Niveau in technischer und konditioneller Hinsicht erreichbar. Ältere Erwachsene (etwa von 45/50 bis 60/70 Jahren) Mit zunehmendem Alter treten immer größere Unterschiede zwischen regelmäßig sportlich aktiven und sportlich inaktiven Personen auf. Sowohl im koordinativen als auch im konditionellen Bereich gelingt es regelmäßig trainierenden Personen dieses Alters, ein zwar allmählich immer mehr abnehmendes, aber im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung und zu nicht mehr regelmäßig trainierenden Personen hohes Leistungsniveau zu halten. Defizite in der Alltagsmotorik sind bei diesem Personenkreis kaum festzustellen. Dagegen wird der motorische Leistungsrückgang bei sportlich inaktiven Personen nun auch im Bereich der Alltagsmotorik spürbar. Charakteristisch ist eine starke Beschränkung auf bereits automatisierte Handlungen, während das Erlernen neuer Bewegungen größere Schwierigkeiten bereitet. Dennoch können auch in diesem Alter durch entsprechendes Üben tennisspezifische Bewegungsfer- tigkeiten noch über die Grobform hinaus erlernt werden, wenngleich dies längerfristige Übungsprozesse erfordert. Ebenso kann durch ein geeignetes Training der altersbedingte konditionelle Leistungsabfall erheblich verlangsamt werden. Hinsichtlich der Belastbarkeit im physischen Bereich sollte besonders in diesem Alter berücksichtigt werden, daß häufig bereits bestehende Erkrankungen ein erhöhtes Risiko bei sportlichen Aktivitäten bedingen und daß die Belastungen sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht altersangepaßt sein sollten. Deshalb sollte der Tennislehrer darauf achten, daß sich seine »Schüler«, vor allem in diesem Altersabschnitt, regelmäßig sportmedizinisch untersuchen lassen. Lehren Was macht einen guten Tennislehrer aus? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, weil Beobachtungen zeigen, daß sich viele Tennislehrer recht unterschiedlich verhalten und doch ähnliche Erfolge aufweisen, wobei sich der Erfolg vor allem darin zeigt, ob die Unterrichtsziele erreicht werden und der Unterricht den Schülern mehr oder weniger gefällt. Fragt man Schüler nach Merkmalen eines guten Tennislehrers, dann erhält man z.B. folgende Antworten: - »Er kann gut erklären.« - »Er spielt gut zu.« - »Er kann gut korrigieren.« - »Er versteht es, mich zu motivieren.« - »Er ist geduldig.« - »Ich kann ihm vertrauen.« - »Er kümmert sich um alle gleich.« Eher negative Urteile der Schüler lauten z.B.: - »Er kritisiert nur.« - »Er ist launisch.« - »Er strengt sich kaum an.« - »Er überfordert mich.« - »Er sagt überhaupt nichts.« - »Er ist ungerecht.« - »Er kommt oft zu spät.« - »Er hat keinen Plan.« Anforderungen an den Tennislehrer Solche eher positiven und eher negativen Urteile zeigen, daß Tennislehrer verschiedene Aufgaben haben, d.h. auch, verschiedenen Erwartungen entsprechen sollten. Solche Verhaltenserwartungen werden als soziale Rollen bezeichnet. Unter einer sozialen Rolle wird die Gesamtheit der Verhaltenserwartungen verstanden, die an Inhaber bestimmter Positionen (z.B. Positionen in einem Verein wie Vorsitzender, Geschäftsführer, Wirt, Tennislehrer) innerhalb eines gegebenen sozialen Systems (wie in unserem Beispiel im Vereinswesen) herangetragen werden. Demnach wird nicht davon ausgegangen, daß es dje Persönlichkeit des Tennislehrers gibt, genauso wenig, wie es dje Persönlichkeit des Tennisspielers gibt. Vielmehr ist es sinnvoller, die soziale Rolle des Tennislehrers zu beschreiben. Von diesem Ansatz aus kann man auch nach Rollenkonflikten fragen, also nach Unterschieden zwischen den an den Tennislehrer herangetragenen Erwartungen und seinen eigenen Erwartungen bzw. Fähigkeiten. Welches sind nun solche Rollenerwartungen? Faßt man die wichtigsten Erwartungen zusammen, dann ergeben sich vor allem vier Rollen. Grundlagen des Tennisunterrichts Der Tennislehrer als Fachmann Der Tennislehrer sollte nicht nur über fachliches Wissen, sondern auch über praktisches Können verfügen. Das fachliche Wissen bezieht sich vor allem auf die Bewegungslehre, Methodik und Trainingslehre. Das praktische Können und die eigenen Erfahrungen ermöglichen es, schülergemäß zu demonstrieren, angemessen zuzuspielen, ab und zu mitzuspielen und sich in die Situation seiner Schüler hineinzuversetzen. Nicht zuletzt wird er vom Schüler vor allem auch aufgrund seines praktischen Könnens akzeptiert. Der Tennislehrer als Pädagoge Vor allem im Kinder- und Jugendtraining hat der Tennislehrer nicht nur die Aufgabe, Tennis zu vermitteln, sondern auch erzieherisch zu wirken. Auf das Tennisspiel bezogen muß er motivieren können und dazu beitragen, daß Siege und Niederlagen angemessen verarbeitet werden sowie Selbstbeherrschung, Verantwortung für die Gesundheit, Fairneß und kameradschaftliches Verhalten hoch bewertet werden. Über das Tennisspiel hinaus erstreckt sich die pädagogische Verantwortung auf die Gesamtentwicklung des jungen Menschen. Dabei sind all jene Erwartungen und Anforderungen zu berücksichtigen, mit denen sich junge Tennisspieler in Training und Wettkampf sowie außerhalb des Sports auseinandersetzen müssen. Solche Erwartungen und Anforderungen kommen vor allem von Eltern, anderen Tennislehrern und Trainern, Vereins- und Verbandsfunktionären, gegebenenfalls von Sponsoren und Medienvertretern und schließlich von der Schule. Sie treffen auf Kinder und Jugendli- 26 che, die ganz allgemeine Bedürfnisse haben: z.B. das Bedürfnis • nach vielfältigen Erfahrungen und Erlebnissen, • nach angemessenem Lob und Anerkennung, • nach emotionaler Wärme, • nach eigener Verantwortung (mit zunehmendem Alter). Neben den Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler ist auch zu berücksichtigen, daß sich - vor allem im Verlauf des Gruppenunterrichts - relativ stabile Beziehungen zwischen den Schülern herausbilden. Die Schüler lernen sich nicht nur kennen, sondern entwickeln auch emotionale Beziehungen untereinander. Solche Beziehungen machen die Struktur der Gruppe aus. In dieser Struktur hat der einzelne Schüler seine Position, z. B. als »Star«, »Außenseiter« oder »Mitläufer«. Manche Gruppenmitglieder nehmen besondere Rollen ein, z.B. der »Sprecher«, »Führer« oder »Spaßmacher«. Zur Frage der Gruppenstruktur gehört auch, ob die Gruppe insgesamt eher homogen (gleiches Leistungsniveau) oder heterogen (deutliche Leistungsunterschiede) ist, ob es Cliquen und Konflikte u.a. gibt. Alle diese Gesichtspunkte machen die Gruppendynamik aus. Für den Lehrer ist es also nicht nur wichtig zu wissen, welche Beziehungen die Schüler zu ihm haben (und umgekehrt), sondern auch welche Beziehungen die Schüler untereinander haben, damit er dies in seinen Unterrichtsplanungen berücksichtigen kann. Der Tennislehrer als Betreuer Oft kommt auf den Tennislehrer auch die Aufgabe zu, bei Turnieren, Reisen oder im Trainingslager Betreuungsfunktionen für seine Schüler zu übernehmen. Der Tennislehrer als Organisator Schließlich wird vom Tennislehrer auch erwartet, daß er z. B. ein Gesamtkonzept für das Jugendtraining entwirft und realisiert, ein Turnier vorbereitet und durchführt sowie ein Trainingslager organisiert und leitet. Führungsstile (LehrerSchüler-Verhältnis) Aus der Pädagogik werden häufig auch für den Tennisunterricht drei verschiedene Führungsstile, der autokratische, der Laissez-faireund der demokratische Führungsstil theoretisch abgeleitet. Je mehr der Tennislehrer in der Gruppe unterrichtet, desto mehr kann sein Verhalten im Unterricht auch unter dem Gesichtspunkt des Führungsstils betrachtet werden. Beim autokratischen Führungsstil dominiert der Lehrer. Er bestimmt das Unterrichtsgeschehen, erklärt, demonstriert, beurteilt, gibt Anweisungen und Befehle, tadelt und lobt vor allem jene, die sich voll dem Unterricht anpassen. Beim Laissez-faire-Führungsstil wird das Geschehen vorwiegend den Schülern überlassen. Dieses Lehrerverhalten ist im engen Sinne nicht als »Führungs«-Stil zu bezeichnen und ist in der Praxis des Tennisunterrichts unbedeutend. Beim demokratischen Führungsstil wird das Unterrichtsgeschehen partnerschaftlich zwischen Lehrer und Schülern gemeinsam diskutiert und entschieden. Der Lehrer regt an, die Schüler sollen jedoch so weit wie möglich selbst die Lösungen für ihre Aufgaben finden. Dieser Unterrichtsstil ist also ge- Methodische Konzeptionen >:>Mrdth-*im>< kennzeichnet durch offene Aufgabenstellungen und verständnisvolles Eingehen des Lehrers auf die einzelnen Schüler. In der Praxis ist es nicht sinnvoll, sich zwischen dem autokratischen und dem demokratischen Führungsstil zu entscheiden. Vielmehr kommt es auf die jeweilige Situation an. So kann es im Verlauf des Unterrichts (vor allem mit Kindern oder beim Training mit Jugendlichen) durchaus angemessen sein, einen relativ strengen Unterricht (autokratisch) zu praktizieren. Der demokratische Führungsstil dagegen ist vor allem dann zweckmäßig, wenn der Unterricht gemeinsam geplant wird und am Rande des Unterrichts Probleme erörtert werden. Methodische Konzeptionen Ist sich der Tennislehrer über Lernziele und Lerninhalte seines Unterrichts klargeworden, dann muß er sich die Frage nach dem methodischen Vorgehen stellen. Insbesondere gilt es zu entscheiden, • in welcher Reihenfolge und in welchem Umfang die Inhalte (Technik, Spiel usw.) angeboten werden, • welche Unterrichtsmaßnahmen (Vormachen, Erklären, Hilfsmittel, Organisationsformen) geeignet sind, die angestrebten Ziele zu erreichen. es zwei grundsätzliche Konzeptionen: sie sind eher spielorientiert oder eher technikorientiert (Abb. 6). Wie stark der Schwerpunkt der einen oder anderen Konzeption ausgeprägt ist, hängt von der Person des Tennislehrers, den Schülern und den äußeren Bedingungen und Umständen ab. Ein einseitiges Vorgehen entsprechend der spiel- oder technikorientierten Konzeption ist nicht zu empfehlen (s. auch S. 28). Spielorientierte Konzeption Im Mittelpunkt steht die Verwirklichung des Spielgedankens. Es wird von Anfang an gespielt. Dabei kann das Spielgeschehen zunächst sehr vereinfacht werden. Diese Vereinfachungen beziehen sich auf das Spielfeld (Kleinfeld), die Geräte (Kurzschläger, Schaumstoffball) und die Regeln (Ball springt zu Anfang zweimal, kein Aufschlagfeld usw.). Durch den schrittweisen Verzicht auf die ge- Das Verhalten des Lehrers im Unterricht sollte auch nicht allein nach der Wahl des Führungsstils beurteilt werden. Vielmehr kommt es auch darauf an, daß er durch sein eigenes, vorbildliches Auftreten und Verhalten die Kriterien erfüllt, die vor allem bei der Funktion des Tennislehrers als Pädagoge beschrieben wurden. Dazu gehören: Wahl des richtigen methodischen Vorgehens • Äußeres Erscheinungsbild (Kleidung, Körperpflege) • Verhalten beim eigenen Tennisspiel (gegenüber sich selbst, dem Partner/Gegner, dem Schiedsrichter) • Verhalten (Sprache, Mimik und Gestik) gegenüber seinen Schülern, das im Prinzip wohlwollend sein sollte, d.h. im Detail hilfsbereit, gerecht, zuverlässig und vor allem auch engagiert Abb. 6 Methodische Konzeptionen und Verfahren Unabhängig von möglichen ergänzenden pädagogischen oder sozialen Lernzielen des Unterrichts soll immer Spielfähigkeit vermittelt werden. Für die Vermittlung gibt Grundlagen des Tennisunterrichts nannten Vereinfachungen im Rahmen eines angemessenen Übungsprozesses wird die Spielfähigkeit zunehmend besser. Technik und Taktik entwickeln sich im Spiel. Die vereinfachten Spiele nähern sich immer mehr dem regelgerechten Tennisspiel an. Sie stellen in ihrer Gesamtheit eine Spielreihe dar. Der Lehrer kann dabei eher deduktiv oder eher induktiv vorgehen. Deduktiv bedeutet im Rahmen der spielorientierten Konzeption, daß der Lehrer Spiele und Spielformen genau vorschreibt, induktiv dagegen, daß er die Schüler im Rahmen der vorgegebenen äußeren Gegebenheiten Spiele ausprobieren und selbst finden und variieren läßt. Technikorientierte Konzeption Im Mittelpunkt steht hier die schrittweise Vermittlung von Teilen des Spiels, also vor allem von technischen Fertigkeiten (diese jedoch auch unter taktischen Gesichtspunkten). Es wird davon ausgegangen, daß sich durch die schrittweise Einführung, Verbesserung und Erweiterung der einzelnen Techniken auch die Qualität des Spiels verbessert. Die Vermittlung der notwendigen Fertigkeiten kann ganzheitlich oder teilorientiert erfolgen (vgl. Abb. 6, S. 27). Von einer Ganzheitsmethode spricht man dann, wenn eine Technik ohne Zwischenschritte als Ganzes erlernt wird. Das bedeutet für den Tennislehrer, daß er entweder - die zu erlernende Technik als Ganzes vormacht und sie danach vom Schüler in einer an- 28 gemessenen Übungsphase nachvollziehen läßt und ggf. korrigiert, - die Technik wiederholt vormacht und jeweils in kürzeren Abständen (10-20 Sek.) vom Schüler nachmachen läßt (Imitationslernen, Lernen auf Anhieb, s.S. 18/19) oder - ohne vorherige Demonstration eine Aufgabenstellung vorgibt und den Schüler die Technik ganzheitlich in einer angemessenen Übungsphase herausfinden läßt. Unter Teilmethode versteht man ein Verfahren, bei dem der Tennislehrer das Erlernen einer Fertigkeit über eine Reihe von Zwischenschritten organisiert und vermittelt. Es werden zunächst Einzelteile der Zielform erlernt und diese anschließend zusammengesetzt. Idealtypisches methodisches Mittel eines solchen Verfahrens stellt die Übungsreihe dar. 2. Bewegungsablauf des rechten Armes ohne Schläger: Den Ball aus der Ausgangsstellung mit der rechten Hand über das Netz bzw. in das gegenüberliegende Aufschlagfeld werfen. 3. Bewegungsablauf des rechten Armes mit Schläger: Der Schüler steht in Ausgangsstellung hinter einer Linie (T-Linie oder Grundlinie) und übt in flüssiger und rhythmischer Folge mit dem Schläger in der rechten Hand die Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung. 4. Koordination von Wurf- und Schlagbewegung: Den Ball mit der linken Hand hochwerfen und ihn in der oben beschriebenen Form mit dem Schläger nach vorne-oben wegschlagen. Sowohl die ganzheitliche Fertigkeit als auch Teilbewegungen können den Schülern vorschreibend (deduktiv) oder ausprobierend (induktiv) angeboten werden. Am Beispiel einer Übungsreihe zum Erlernen des Aufschlags ist das Vorgehen nach der Teilmethode dargestellt: 1. Hochwerfen des Balles mit der linken Hand: Spielorientierte oder technikorientierte Konzeption Mit der linken Hüfte nahe an eine Wand oder einen Zaun stellen. Die Wurfhöhe ist durch eine Markierung angedeutet. Der Ball soll mit der linken Hand bis zur Markierung steil nach oben geworfen werden. Vor der linken Fußspitze ist im Abstand von ca. 30 cm eine kleine Zielfläche markiert (Zeitung, Reifen, Tennisschläger, Schlägerhülle). Auf diese Fläche soll der Ball nach dem Hochwerfen auftreffen. In der Regel sollten die gegensätzlichen Konzeptionen miteinander kombiniert werden, sich also gegenseitig ergänzen. Für die konkrete Unterrichtssituation müssen diese Kombinationen in Abhängigkeit von Gruppe, Zielstellung und Leminhalt festgelegt werden. Da jeder Tennisunterricht am Ende Spielfähigkeit anstrebt, ob wettkampforientiert oder nicht, sollten immer wieder tennisähnliche Spiele angeboten werden. Diese Spiele müssen dem Niveau der Schüler angepaßt sein, d. h., sich folgerichtig an den vorher erlernten Techniken ausrichten. Die zunehmend komplexer werdenden tennisähnlichen Spiele stellen also die Spielreihe dar, bilden aus der Methodische Konzeptionen • Die zu erlernende Technik ist für einen einzelnen Schüler zu schwierig (z. B. Aufschlag). • Der Tennislehrer hat Schüler mit Lernschwierigkeiten, denen ein ganzheitliches Lernen auch im Kleinfeld und mit Lerngeräten nicht gelingt. • In ganzheitlich probierten Techniken gelingen dem Schüler Teilbewegungen nicht, so daß diese in besonderem Maße geschult und verbessert werden müssen (z.B. Schlinge hinter dem Rücken beim Aufschlag). Deduktives oder induktives Vorgehen Abb. 7 Möglichkeit für eine kombinierte Spielkonzeption für die Einführung von Tennis mit Kindern Sicht der spielorientierten Konzeption gleichsam die »Hauptstraße« des Unterrichts. In diesem Fall müssen jedoch auf »Nebenstraßen« stets auch technische und taktische Fertigkeiten vermittelt werden (Abb. 7). Andererseits sollte der Lehrer, der eher technikorientiert vorgeht, auch daran denken, die erlernten Techniken in Spielformen anwenden zu lassen. Nur in den folgenden Ausnahmefällen sollte sich der Tennislehrer für eine rein spiel- oder rein technikorientierte Konzeption entscheiden: • • Der Tennislehrer sollte bei der Vermittlung von Techniken vorrangig ganzheitlich vorgehen. Allerdings bietet sich in folgenden Fällen eine Teilmethode an: Ein Schüler wünscht ausdrücklich, daß ihm der Lehrer nur bestimmte Techniken vermittelt oder verbessert (technikorientiert). Ein Schüler wünscht, daß der Lehrer ausschließlich mit ihm spielt (spielorientiert). • Lernschwache Schüler sind über längere Zeit noch nicht in der Lage, Erlerntes im Spiel anzuwenden (technikorientiert). • Schüler haben stabile Techniken, deren taktische Anwendung im Spiel verbessert werden soll (spielorientiert). Ganzheits- oder Teilmethode Die Entscheidung für die eine oder die andere Verfahrensform (s. Tab. 3) ist abhängig von • der zur Verfügung stehenden Übungszeit, • dem Alter der Schüler, • dem Schwierigkeitsgrad der zu erlernenden Fertigkeit, • der Wichtigkeit übergeordneter (nichtmotorischer) Lernziele. Es ist offenkundig, daß ein induktives Darbieten und Erlernen länger dauert und nicht immer zum gewünschten Ziel führt. Es ist daher normalerweise ein deduktives Vorgehen vorzuziehen. Trotzdem sollte der Tennislehrer in seinem Unterricht gelegentlich induktiv vorgehen, um Selbständigkeit, Kreativität und Einsicht seiner Schüler zu entwickeln und zu fördern: • Insbesondere Kinder könnte man hin und wieder induktiv lernen lassen. Selbständiges Ausprobieren regt die Phantasie an und motiviert besonders zum Üben. • Bei der Einführung von neuen Techniken könnte man induktiv beginnen und nach angemesse- 29 Grundlagen des Tennisunterrichts Deduktives Verfahren: Lehrergibt vor Induktives Verfahren: Schüler probiert aus Arbeitsschritte 1. Bewegungsbeschreibung und Demonstration 2. Bewegungsanweisung (Übungsorganisation 3. Ggf. Bewegungshilfe 4. Bewegungskorrektur 5. Ggf. weitere Bewegungsanweisungen 6. Situative Anwendung 1. Bewegungsaufgabe 2. Lenken der Versuche und des Erprobens 3. Herausstellen günstiger Lösungsmöglichkeiten 4. Demonstration günstiger Lösungen und Bewegungserklärung Kennzeichen - Ziel im Vordergrund Lenkendes Vorgehen des Lehrers Konkrete Bewegungsvorstellung schnelles Erreichen des Zieles durch ökonomisches Vorgehen - Motivation oft nur von außen durch den Lehrer möglich - Beispiel: Einführung des Schmetterballs 1. Erläuterung von Situation und Absicht 2. Demonstration 3. Bestimmung des Treffpunkts (Ballangel) 4. Strecken des Schlagarms zum Treffpunkt 5. Einnehmen der seitlichen Schlagstellung 6. Anwerfen des Balles durch den Lehrer - Wegschlagen über das Netz mit einer sehr kurzen Schlagbewegung (nur Hauptaktion) 7. Ggf. Korrekturen 1. Schüler am Netz aufstellen. Lob zuspielen, Aufgabenstellung: »Ball ins Feld spielen« 2. »Versuch, den Ball schnell und seitlich herauszuspielen« 3. »Schaut, wie Monika den Ball spielt versucht das nachzumachen« 4. »Ich zeige und erkläre euch nochmals, wie Monika den Ball geschmettert hat« 5. »Dieter, du hast Probleme, den Ball gut zu treffen, wir machen nochmals folgende Vorübungen ...« Lernprozeß im Vordergrund Selbständiges Erproben Konkrete Aufgabenstellung Zielerreichung auf Umwegen Schüler meistens durch die Aufgabe motiviert Tab. 3 Gegenüberstellung von deduktivem und induktivem Verfahren ner Zeit deduktiv weiterarbeiten. Bei vereinfachten Aufgabenstellungen erkennen die Lernenden die taktische Notwendigkeit der Technik und den möglichen Fortschritt. Zusammenfassung Es lassen sich insgesamt folgende Empfehlungen geben: 1. Spiel- und technikorientiertes Vorgehen im Tennisunterricht sollte möglichst miteinander kombiniert, d.h. erlernte Techniken anschließend immer in Spielformen erprobt und angewendet werden. 2. Unterrichtet der Tennislehrer im Kleinfeld und verwendet Lernschläger und -balle, sollte spielorientiertes Vorgehen Vorrang haben, d.h., es sollte überwiegend gespielt und Techniken 30 und Taktik oft im Spiel erarbeitet werden. 3. Schlagtechniken sollten vorwiegend ganzheitlich vermittelt werden. 4. Induktives Vorgehen ist insbesondere bei Kindern vorzuziehen. Der Tennislehrer könnte oft induktiv beginnen und bei Lernschwierigkeiten deduktiv weiterarbeiten. Diese Hinweise sind selbstverständlich nur Empfehlungen. Auch hier führen viele Wege nach Rom. Das bedeutet, es wird manche Situation geben, wo ein anderes Vorgehen sinnvoll ist. Das wurde zuvor im Text in einer Reihe von Ausnahmen deutlich gemacht. Entscheidend ist, daß die Schüler vom Unterricht begeistert sind. Unterrichtsmaßnahmen Die konkreten Maßnahmen des Tennislehrers im Unterricht sind: • Vormachen • Bewegungen beschreiben • Bewegungen erklären • Bewegungen anweisen • Bewegungsaufgaben stellen • Bewegungen korrigieren • Zuspielen • Organisieren • Verwenden von Medien und Hilfsmitteln Vormachen Das Vormachen (Demonstration) durch den Lehrer ist zunächst die wichtigste und in der Regel immer die erste Informationsquelle für Unterrichtsmaßnahmen Grundsatz Begründung Beispiel Auf optimale Stellung zum Schüler achten Der zu beobachtende Teil der Bewegung muß deutlich zu sehen sein Mit dem Rücken zum Schüler stehen, um die Schlägerbewegung in der Schleife beim Aufschlag demonstrieren zu können Technisch richtig vormachen Schaffen einer optimalen Bewegungsvorstellung für den Schüler Deutliches Beibehalten der seitlichen Schlagstellung beim Rückhand-Flugball Schwerpunkt für die Beobachtung angeben Lenkung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Bewegungsteile Beobachten der linken Hand beim Rückhand-Grundschlag Unmittelbaren Nachvollzug der Demonstration ermöglichen Information bleibt innerhalb von etwa 20 Sekunden gegenwärtig und kann sofort umgesetzt werden Technik des Flugballs auf Zuspiel durch die Ballmaschine sofort nachvollziehen lassen Demonstration häufig wiederholen Schaffung einer vollständigen und genaueren ßewegungsvorstellung Schlagbewegung beim VorhandFlugball mehrfach hintereinander und mehrfach zwischendurch zeigen Schülergerecht demonstrieren Anpassen der räumlichen und zeitlichen Struktur an den Leistungsstand der Schüler Räumlich: starkes Kniebeugen zum Halbflugball. Zeitlich: verlangsamte Aufschlagbewegung Demonstration als begleitende Information zum taktischen Zusammenhang geben Bewußtmachen von Situationen und Zielen für die Anwendung der Schlagarten Wann und wohin spielt man einen Stop? Auch ohne Ball demonstrieren (Trockendemonstration) Ablenkung des Schülers durch den Ballflug vermeiden Vorhand-Grundschlag als Gesamtbewegung vormachen Erforderlichenfalls Teilbewegungen angemessen vormachen Herausstellen wesentlicher Bewegungsdetails Ausholbewegung zum Schmetterball vormachen Tab. 4 Grundsätze und Formen für eine optimale Demonstration den Schüler. Sie erfüllt folgende wichtige Funktionen: • Die Lernenden bekommen auf schnelle und zugleich genaue Weise eine erste Information über das, was sie lernen sollen und wollen. • Der Lehrer zeigt mit seiner Demonstration, daß er das, was er vermitteln will, ernst nimmt und selbst beherrscht. • Der Lehrer motiviert die Lernenden durch sein persönliches Vorbild. • Die Schüler können unter Umständen ganzheitlich lernen. • Durch gleichzeitiges Mitvollziehen der gezeigten Bewegung (Imitation) ist ein direktes Lernen möglich. Einordnung des Vormachens in den Lernprozeß Die zu erlernende Technik sollte zunächst in ihrem taktischen Zusammenhang erläutert und ggf. gezeigt werden. Dadurch können die Lernenden die entsprechende Fertigkeit in ihrer Bedeutung für das Spiel einordnen und deren Stellenwert für ihre eigene Spielfähigkeit abschätzen. Anschließend erfolgt die eigentliche, schülergerechte Demonstration, um eine erste räumliche, ggf. auch zeitlich-dynamische Bewegungsvorstellung als bildlichen Eindruck zu erreichen. Tabelle 4 faßt die wichtigsten Grundsätze und Formen für eine optimale Demonstration zusammen. Abb. 8 Lehrerdemonstration 31 Grundlagen des Tennisunterrichts — • • • • • — • • B — B w a m t a i ^ ••,. u; ,;.' Sprache und Sprechen im Unterricht Die Sprache im Unterricht umfaßt alle Äußerungen des Lehrers, mit denen er das Lernen anleitet und organisiert. Es umfaßt aber auch die Äußerungen der Schüler sowie das Gespräch zwischen Lehrer und Schüler. Mit Sprechen kann der Lehrer • Bewegungen beschreiben • Bewegungen erklären • Bewegungen anweisen • Bewegungsaufgaben stellen • Bewegungen korrigieren Wesentliche Anforderungen an die Sprache des Lehrers sind in Tabelle 5 zusammengefaßt. Anpassung der Sprache an die Schüler Benutzt der Tennislehrer die Sprache der Lehrpläne, dann ist sicher die sachliche Richtigkeit gegeben. Allerdings wird diese Sprache den Schülern oft nicht verständlich sein. Nun sind die Lehrpläne in erster Linie für den Lehrer geschrieben worden. Für ihn haben sie eine Wissensfunktion. Demgegenüber soll die Sprache im Unterricht für die Schüler eine handlungsanregende Funktion besitzen. Sie soll die Bewegungsvorstellungen und Handlungspläne der Schüler entwickeln und verbessern helfen sowie motivierend wirken. Insofern muß sich Unterrichtssprache sehr oft von Lehrplanssprache unterscheiden. So kann man z.B. den Schülern beim Üben des Grundschlages mit der Vorhand sagen, sie mögen den Ball mit dem Schläger lange in Schlagrichtung »führen«, obwohl der Kontakt zwischen Ball und Besaitung nur wenige Tausendstel Sekunden beträgt. Trotzdem wird diese Information in vielen Fällen den Schülern helfen, genauer zu treffen, weil sie während der Schlagphase das Gewicht nach vorne verlagern und den Oberkörper mitdrehen. Die Sprache im Unterricht muß sich also ausrichten: • an der Struktur des zu vermittelnden Stoffes, • am Auffassungs- und Vorstellungsvermögen der Schüler, das durch deren Alter, Intelligenz und bisherige Ausbildung bestimmt wird. Insbesondere ist es wichtig zu wissen, daß der Lehrer zumeist die Bewegung anspricht, die er als Betrachter sieht, also die Außenperspektive der Bewegung. Er orientiert sich vornehmlich am räumlich-zeitlichen Ablauf der Bewegung. Seine Sprache ist deshalb an der visuellen Wahrnehmung orientiert. Die Schüler dagegen nehmen die Bewegung eher über die Innenperspektive (sog. kinästhetische Wahrnehmung) wahr. Sie »fühlen«, daß der Ball zu spät getroffen wurde und »spüren«, daß sie sich in Rücklage befanden und den Schläger zu wenig geschwungen hatten usw. Sie brauchen des- halb vom Lehrer auch Informationen, die diese Innenperspektive ansprechen. Dies ist nicht immer leicht, da sich manche Phänomene der Innenperspektive der Bewegungshandlungen sprachlich nur teilweise fassen lassen, was sich auch darin äußert, daß die Schüler ihre inneren Erlebnisse häufig sprachlich nicht konkretisieren können. Der Lehrer muß bei seinen Äußerungen auch berücksichtigen, ob er die Schüler vor, während oder nach der Handlung anspricht. • Vor der Handlung sollte der Lehrer sich hauptsächlich fragen, wie er den Schülern beim Aufbau ihres Handlungsplanes helfen kann; dabei sollte er nicht zu viele Informationen geben, um die Schüler nicht zu überfordern. • Während die Schüler handeln, können sie kaum ausführliche Informationen aufnehmen und verarbeiten; deshalb müssen sich die sprachlichen Äußerungen auf Akzentuierungen des Bewegungsablaufs oder auf Rhythmisierung beschränken. • Nach der Handlung muß der Lehrer berücksichtigen, daß auch die Schüler ihre Bewegung wahrgenommen haben und verarbeiten. Es kommt also darauf an, diese Verarbeitung so zu unterstützen oder zu korrigieren, daß sie den Aufbau der nächsten Handlungspläne verbessert. Tab. 5 Anforderungen an die Sprache (verbale Information) des Lehrers Sachliche Richtigkeit Günstiger Informationsfluß Verständlichkeit - Übereinstimmung mit Lehrplantechnik (biomechanisch und situativ ermittelt) - methodisch richtig - Sprechtempo - Sprechpausen - 32 Gliederung/Ordnung, Einfachheit Kürze/Prägnanz Stimulanz/Anregung der Sprache - Anpassung an Alter und Vorkenntnisse der Schüler Akustisches Verstehen Klang Übereinstimmung mit Körpersprache - Lautstärke - Deutlichkeit - - Freundlichkeit - angemessene Gestik Modulierung Tonhöhe Klangfülle Sympathie Unterrichtsmaßnahmen Bewegungen beschreiben Bewegungen erklären Bewegungsaufgaben stellen Die Bewegungsbeschreibung dient zur Vorbereitung und Ergänzung der visuellen Informationen und damit zur Verbesserung der Bewegungsvorstellung des Lernenden. Sie ist eine geordnete Darstellung des räumlichen, zeitlichen und dynamischen Ablaufs der entsprechenden Fertigkeit. Die Bewegungsbeschreibung hat folgende Funktionen: • Sie präzisiert die Zielangabe (z.B. beim Aufschlag: »Der Schläger wird hinter dem Rücken zunehmend beschleunigt«), • Sie kann die Aufmerksamkeit der Lernenden auf Wesentliches lenken (z.B. beim Topspin: »Achtet auf die steile und schnelle Aufwärtsbewegung des Schlägers«). • Sie kann an Bekanntem anknüpfen (»Nehmt den Schläger so zurück wie beim Ausholen zum Flugball« als Beschreibung der Ausholbewegung beim Rückhandreturn auf einen Twist-Aufschlag). Die Bewegungsbeschreibung dient zur Begleitung und Ergänzung des Vormachens. Das bedeutet: • Sie kann Ordnung in die Bewegungsvorstellung der Lernenden bringen (z.B. beim Aufschlag: »Das linke Knie streckt sich bereits, wenn der Schlägerkopf noch nach unten zum Wendepunkt hinter dem Rücken schwingt«). • Sie kann Wesentliches deutlich von Unwesentlichem trennen (z. B. beim Topspin mit der Vorhand: »Es ist wichtig, daß der Schläger schnell und steil nach oben geschwungen wird, egal dagegen wohin und wie weit ihr ausschwingt«). Die Bewegungserklärung kann der Ergänzung und Begründung der Bewegungsbeschreibung dienen, soweit sie für nötig erachtet oder von den Schülern verlangt wird. Mit der Bewegungserklärung sollen vor allem funktionale Zusammenhänge vermittelt werden. So kann den Schülern deutlich gemacht werden, welche Funktion die Hauptaktion einer Technik bei der Lösung einer taktischen Aufgabe hat, inwieweit bestimmte Ausprägungen der Hilfsaktionen vorbereitend, unterstützend oder behindernd wirken. Damit hilft die Bewegungserklärung, Einsicht und Überzeugung für das Gelernte zu vermitteln. Die gegebenen Bewegungserklärungen sollten • kurz und bündig sein, wenn sie unmittelbar am Tennisplatz erfolgen, • in Gespräch und Diskussion nach dem Unterricht münden, wenn die Lernenden dies wünschen oder der Lehrende es für erforderlich hält, • gegebenenfalls durch eine gleichzeitige Demonstration unterstützt werden. Die Bewegungsaufgabe stellt im Gegensatz dazu den wesentlichen Teil eines induktiven Vorgehens dar (s. S. 29). Wird dabei der Lösungsspielraum der Übenden nicht eingeschränkt, spricht man von einer »freien Bewegungsaufgabe«. Wird, um ein Ziel schneller zu erreichen oder um die Einsicht der Lernenden zu fördern, vorher eine Information zur Orientierung gegeben, so handelt es sich um eine »gebundene Bewegungsaufgabe«. Bewegungen anweisen Mit einer Bewegungsanweisung organisiert der Lehrer das Üben und leitet die Lernenden an. Er gibt in der gebotenen Kürze, aber so genau wie möglich an, wie der jeweils nächste Lernschritt und die entsprechende Organisationsform aussehen sollten. Damit ist die Bewegungsanweisung vor allem ein Merkmal des deduktiven Unterrichts (s. S. 29). Bewegungen korrigieren Beim Erlernen von neuen Fertigkeiten entstehen zwangsläufig auch Fehler. Bewegungen werden korrigiert, wenn sie • direkt zu Fehlern (Ball nicht getroffen, im Netz oder Aus) führen, • zu taktisch ungünstigen Situationen (z.B. Ball zu kurz) führen, • langfristig die Weiterentwicklung des Lernenden (z. B. Mittelgriff verhindert extremen Vorwärtsdrall) behindern. Feststellen des Fehlers Entsprechend der funktionalen Bewegungsanalyse (s. Band 1, Seite 20ff.) sollte der Tennislehrer seine Korrektur an der Erreichung des taktischen (Bewegungs-)Ziels orientieren. Das bedeutet, daß er beurteilt, inwieweit die entsprechende Technik geeignet und der Spieler in der Lage ist, die taktische Aufgabe zu erfüllen. Insofern empfiehlt sich für den Lehrer beim Feststellen von Feh- Grundlagen des Tennisunterrichts lern grundsätzlich folgendes Vorgehen: • Beobachten der betreffenden Technik möglichst im Spiel oder unter bei spielnahen Bedingungen oder entsprechendem Zuspiel • Feststellen, ob - der Ball nicht getroffen wurde - der Ball im Netz oder Aus landete - die taktische Aufgabe nicht erfüllt wurde • Beurteilen der Hauptaktion der Technik in bezug auf die genannten Fehlerarten • Beurteilen der Hilfsaktionen ggf. als Ursache für eine fehlerhafte Hauptaktion (Fehler/ Folgefehler) • Beurteilen der Spielräume der Hilfsaktionen in Abgrenzung zu Fehlern und Mängeln • Beurteilen der Bewegungen des Kopfes, des linken Armes oder der Beinarbeit als Komponenten, die häufig nicht als Hilfsaktionen beschrieben werden viel zu schnell gespielt) und taktischer Fehleinschätzungen • Konditionelle Schwächen • Allgemeine koordinative Schwächen (auch Mangel an sportlichen Vorerfahrungen) • Mangelndes Ballgefühl • Fehlende Motivation Bevor der Lehrer diese Mängel nicht durch geeignete Vorübungen, ergänzende Übungsprogramme und spezifische Maßnahmen ausgeglichen hat, werden seine Bewegungskorrekturen relativ unwirksam bleiben. Ursachen für Fehler • Fehler entstehen zunächst aufgrund von Koordinationsproblemen beim Erlernen neuer Techniken. Weil Gesehenes und Gehörtes in unterschiedlicher Weise in Bewegung umgesetzt wird, können bei verschiedenen Schülern ganz unterschiedliche Fehler entstehen. Ist der Lehrer geduldig, das heißt, wiederholt er seine Informationen und gibt ausreichend Zeit zum Erproben, verschwinden manche Fehler von selbst. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von weiteren Ursachen: • Fehler als Folge von Fehlern in der Ballberechnung (Timing, Abstand) • Fehler als Folge unangemessener Absichten (z.B. Ball wird 34 • • • • • Grundsätze für Bewegungskorrekturen Bei den Korrekturen sind folgende Grundsätze zu beachten: • Fehlerursache ergründen. • Der Lehrer soll zunächst einmal abwarten, bevor er korrigiert; der Schüler muß Zeit „haben, ' sich mit der Bewegung vertraut zu machen, so daß falsche Bewegungen beim Üben unter Umständen von selbst abgestellt werden oder der Schüler sich bewußt selbst korrigiert. Erfolgt diese Selbstkorrektur nicht, dann soll die Korrektur möglichst sofort nach der falschen Bewegungsausführung erfolgen. • Zuerst Korrekturen, die helfen, den Ball zu treffen und ins Spielfeld zu schlagen; d.h. in der Regel, Fehler in der Hauptaktion oder in den Hilfsaktionen, die die Hauptaktion negativ beeinflussen, korrigieren. • Die Notwendigkeit einer Korrektur sollte sich zunächst an der taktischen Aufgabe, und nicht am Bewegungsablauf orientieren, d.h., sie sollte erst einsetzen, wenn die Funktion der entsprechenden Technik in der Spielsituation nicht erfüllt werden kann. • • Nur einen Fehler und nicht mehrere gleichzeitig ansprechen. Korrekturen selten mit Kritik, sondern eher mit Ermunterung verbinden. Korrekturen nicht negativ formulieren (z.B. »zu später Treffpunkt«), sondern möglichst als Hilfestellung anbieten (z.B. »früher vorschwingen«). Schülergerecht, d.h. dem Leistungsstand entsprechend korrigieren (keine Feinkorrektur im Stadium der Grobform). Kein Beharren auf Korrekturhilfen, wenn diese nicht zum Erfolg führen; andere Hilfe anbieten, sonst wird der Schüler entmutigt. Teilbewegungen gegebenenfalls auch isoliert bearbeiten und dann die richtige Teilbewegung in die Gesamtbewegung einbauen (z.B. nur Ausholbewegung zum Flugball schulen). Vorsicht mit der Demonstration von Fehlerbildern (Störung der richtigen Bewegungsvorstellung). Korrekturmaßnahmen Um auftretende Fehler zu korrigieren, bieten sich die folgenden Maßnahmen an: • Bewegungs-Anweisung; z. B. »Strecke deinen Arm beim Zuschlagen« oder »Spiele länger an die Grundlinie« • Erneute Demonstration von Teilen der Technik oder der Gesamtbewegung, auch durch Video, Bildreihe u.a. • Aufgabenstellung: - Günstige taktische Lösung durch entsprechende Aufgabenstellung erreichen (z.B.: »Spiele höher« und damit länger) - Vereinfachte Aufgaben; z.B. mit weniger Schwung über kürzere Entfernung spielen Aufgaben mit bildhafter Vorstellung; z.B. Gewichtsverlagerung beim Flugball, so als ob man eine Stufe hinuntersteigen wollte - Aufgaben, die das Gefühl ansprechen; z.B. Ausführung der Schlagbewegung mit einem schweren Tennisschläger, so daß der Schwung beim Aufschlag verspürt wird - Aufgaben mit einem Vergleich; z.B. Aufschlagbewegung wie eine Wurfbewegung durchführen - Aufgaben mit bewußter »Übertreibung«; z.B. bei zu großer Schleife beim Grundschlag-Vorhand die Ausholbewegung geradlinig nach hinten-unten beginnen • Korrektur durch Zuspiel; z. B. kann ein kurzes Zuspiel einen frühen Treffpunkt erzwingen • Korrektur durch Lernhilfen (s. S. 38) • Korrektur durch rhythmische Zurufe zur Unterstützung der Bewegung - Zuspielen Ein genaues Zuspiel erleichtert es den Lernenden, • den Ball unter konstanten oder systematisch variierten Bedingungen und • im idealen Treffpunkt zu schlagen. Dieses Zuspiel des Balles kann durch einen Lehrer, einen Partner oder auch durch eine Ballmaschine erfolgen. Gegenüber dem Zuspiel der Ballmaschine hat das Lehrerzuspiel den Vorteil, daß es schneller an den (die) Schüler angepaßt werden kann und so ein besseres Eingehen auf das unterschiedliche Leistungsniveau der Teilnehmer möglich ist. Außerdem ermöglicht die Ballmaschine für den Schüler keine spieltypische Vorausberechnung des Ballfluges. Allerdings kann die Ballmaschine den Lehrer stark entlasten. Abb. 10 Zuwurf von oben Abb. 9 Zuwurf von unten und leicht diagonal zum Treffpunkt, Lehrer steht dem Schüler genau gegenüber Grundlagen des Tennisunterrichts Das Zuspiel des Lehrers (auch Zuwurf) soll in der Regel von unten erfolgen (Abb. 9, S. 35), damit sich der Schüler besser auf seinen Schlag vorbereiten kann. Verfolgt man jedoch die Absicht, daß der Schüler den Ball im Aufsteigen schlagen soll (Slice, Stop), kann auch von oben zugeworfen werden (Abb. 10, S. 35). Folgende Punkte sind beim Zuspiel zu beachten: • Richtung • Länge • Höhe • Geschwindigkeit • Frequenz • Drallart Richtung des Zuspiels Der »stehende« Ball Der Ball wird genau senkrecht über dem beabsichtigten Treffpunkt fallengelassen (Abb. 11) bzw. angeworfen (Abb. 12); er springt dann vom Boden so hoch, daß sein Umkehrpunkt (Kulminationspunkt) genau in Treffpunkt- höhe liegt; der Ball »steht« also im Treffpunkt. Das Anwerfen des Balles durch den Lehrer schult beim Schüler das Erkennen des Ballflugrhythmus und fördert das Gefühl für einen entsprechenden Schlagrhythmus. Ein bloßes Fallenlassen des Balles stellt erhöhte Anforderungen an die Reaktion und Koordination des Schülers, ist also nicht so günstig. Der Ball kann auch vom Schüler selbst angeworfen werden. Beim Anwurf zum Grundschlag Rückhand wird in der Schlagstellung der Schläger mit der linken Hand am Schlägerhals gehalten, mit der rechten Hand (Schlaghand) wird der Ball angeworfen und anschließend der Schläger mit der rechten Hand mit Rückhandgriff gefaßt und der Schlag ausgeführt. Zuspiel genau aus Schlagrichtung des Schülers Der Zuspieler steht genau gegenüber dem Treffpunkt, der Schüler darf aber aus Sicherheitsgründen den Ball nur so weich zurückspie- Abb. 11 Ball wird über dem geplanten Treffpunkt fallengelassen 36 len, daß ihn der Zuspieler ohne Schwierigkeiten fangen kann (Abb. 13). Bei diesem Zuspiel haben Anfänger den größten Erfolg. Zuspiel aus seitlich leicht versetzter Richtung Der Schüler soll schlagen können, ohne Angst haben zu müssen, den Zuspieler mit dem Ball zu treffen (Abb. 14, S. 37). Es muß gewährleistet sein, daß der Schüler keine Schwierigkeiten bekommt, den seitlichen Abstand zum Treffpunkt einzuhalten; der Ball darf also weder auf den Körper des Spielers zufliegen noch aus zu diagonaler Richtung zugespielt werden. Zuspiel von hinten Der Zuspieler steht hinter dem Schüler (Abb. 15, S. 37) und wirft den Ball in Schlagrichtung. Beim Tennisspielen kommt diese Situation zwar nicht vor, man kann aber einen deutlich vor dem Körper liegenden Treffpunkt und eine gute Gewichtsverlagerung in Schlagrichtung schulen. Abb. 12 Ball wird über dem geplanten Treffpunkt senkrecht nach oben geworfen Unterrichtsmaßnahmen Abb. 13 Zuwurf erfolgt genau aus der Schlagrichtung des Schülers Abb. 14 Zuwurf erfolgt aus zur Schlagrichtung seitlich versetzten Position, Ball springt nach dem Aufsprung auf dem Boden vom Schüler weg Abb. 15 Länge des Zuspiels Geschwindigkeit und Frequenz des Zuspiels Organisieren Sowohl Geschwindigkeit als auch Frequenz müssen so gewählt werden, daß die Schüler ihrem Leistungsniveau entsprechend ausreichend Zeit für die Schlagvorbereitung und -durchführung haben. Die Planung der einzelnen Unterrichtseinheiten muß unter der gegebenen Zielstellung auch jeweils die Auswahl sinnvoller und geeigneter Organisationsformen einschließen. Vom Tennislehrer muß vorher festgelegt werden, • wo die Lernenden stehen und üben sollen (etwa dicht am Netz, hinter der T-Linie, hinter der Grundlinie, eventuell vor einer Wand usw.) - abhängig von der jeweiligen Aufgabenstellung und vom Könnensstand der Schüler, • wie sich die Lernenden aufstellen sollen (Aufstellungsformen) - abhängig von dem zur Verfügung stehenden Platz und dem geplanten Ablauf, • in welcher Reihenfolge die geforderten Aufgaben erfüllt werden sollen (Verfahren des Übungsablaufs). Es soll so zugespielt werden, daß der Schüler den Ball möglichst leicht im idealen (gewünschten) Treffpunkt schlagen kann. Das bedeutet, daß der Ball weder zu lang noch zu kurz zugespielt werden darf. Höhe des Zuspiels Je nach Schlagart bzw. entsprechender Situation liegt der Treffpunkt unterschiedlich hoch, z.B.: • in Kniehöhe beim tiefen Flugball, • in Brusthöhe beim Topspin-Lob, • über Kopfhöhe beim Schmetterball. Der Ball muß so zugespielt werden (direkt oder indirekt), daß er in der gewünschten Höhe geschlagen werden kann. Bei unterschiedlichen Körpergrößen in einer Gruppe hat das Zuspiel mit der Ballmaschine hier Nachteile, weil keine individuelle Anpassung möglich ist. Drall des Zuspiels Beim Zuspiel des Balles mit Vorwärts- oder mit Rückwärtsdrall müssen Flugkurve sowie Absprungverhalten einkalkuliert und den Schülern bewußt gemacht werden, um sie nicht zu überfordern. Die Bälle sollten nicht nur einzeln zugespielt, sondern, sobald methodisch sinnvoll, auch vom Lehrer zurückgespielt werden (Ballwechsel). Der Erfolg im Tennisunterricht hängt weitgehend von einem guten, schülerangepaßten Zuspiel ab. Zuwurf von hinten Grundlagen des Tennisunterrichts Übliche Aufstellungsformen für größere Gruppen Anwendungsmöglichkeiten Freie Aufstellung mit jeweils entsprechend großem Abstand zwischen den Partnern Übungen zur Gewöhnung an Ball und Schläger, Gymnastik, Stretching Kreisaufstellung mit entsprechendem Abstand zu den Nebenleuten Übungen zur Gewöhnung an Ball und Schläger, einfache Spielformen wie Nummernspiel, Wanderball, etc. Halbkreisaufstellung Gymnastik, Stretching, Ansagen, Erklärungen für alle Linienaufstellung, auch zwei Linien hintereinander, ggf. versetzt Gymnastik, Stretching, Laufen, Sprints, Schlagbewegungen ohne Ball, Beinarbeit (Schrittkombinationen, Laufrhythmus) Rundlaufaufstellung; Spieler verteilen sich gleichmäßig auf beiden Seiten des Netzes Rundlauf; bei ungerader Teilnehmerzahl bringt die Gruppe den Ball ins Spiel, die einen Teilnehmer mehr hat; Schlagrichtung vorgegeben Spieler verteilen sich gleichmäßig auf beiden Seiten des Netzes und bilden dort zwei oder drei Untergruppen, die hinter zugeordneten Positionen (Linien, Markierungen) stehen Rundlauf mit zwei oder drei Bällen gleichzeitig, bei vorgegebener Schlagrichtung Gassenaufstellung Zuwurf und Zuspiel partnerweise Reihenaufstellung (nur bei zwei bis höchstens vier Teilnehmern) Spiel gegen die Wand, Schläge auf Zuspiel durch den Lehrer oder die Ballmaschine; nach einem oder mehreren Schlägen, auch von verschiedenen Positionen aus, stellt sich der Spieler wieder am Ende der Reihe an Tab. 6 Aufstellungsformen und Verfahren für den Übungsablauf Aufstellungsform und Verfahren des Übungsablaufs (Tab. 6) müssen gewährleisten, daß • der Lehrer alle Schüler gut beobachten kann, • alle Schüler sinnvoll beschäftigt sind, • keine längeren Pausen entstehen, • die Sicherheit der Schüler garantiert wird. Verwenden von Medien und Bewegungshilfen Wenn Ziele und Methoden des Unterrichts festliegen, wenn der Tennislehrer weiß, wo sein Unterricht stattfindet (Freiplatz oder Halle), dann kann er entscheiden, ob der Einsatz von Medien und Lernhilfen sinnvoll ist. Das bedeutet, daß er abwägen muß, ob der Nutzen für den Lernfortschritt den notwendigen Aufwand für den Einsatz sowie gegebenenfalls für Auf- und Abbau der Geräte lohnt. 38 Medien Darunter versteht man: • Bildmedien: - Einzel- und Reihenbilder, - Film, Video, • gedruckte Medien: - Lernkarten und Lernprogramme. Die wichtigsten Vorteile von Medien (s. Tab. 7) sind: • Bestmögliche Information • Besondere Motivierung • Verstärkte selbständige Arbeit der Lernenden • Entlastung des Lehrers für individuelle Betreuung Bewegungshilfen Bewegungshilfen dienen der Erleichterung und Unterstützung des Lernens sowie zur Motivierung der Schüler. Man unterscheidet Gerätehilfen (Tab. 8, S. 39) und personale Hilfen ( Tab. 9, S. 39). Bewegungshilfen, die nur eine gewünschte Lösung zulassen, führen zu einerzwingenden Situation: z.B. Einschränken der Ausholweite beim Flugball durch Hinhalten eines Schlägers (Abb. 18, S. 40). Im einzelnen verfolgt der Einsatz von Bewegungshilfen folgende Ziele: • Bewußtmachen des Bewegungsablaufs • Erleichterung der Unterrichtsorganisation • Gewährleistung von Sicherheit und Genauigkeit • Unterstützung der Konstanz der Bedingungen • Unterstützung der Motivation Bewegungshilfen zum Bewußtmachen der Bewegung Der räumliche Verlauf der Bewegung und das Bewegungsgefühl sollen bewußt gemacht werden, insbesondere sollen Hauptaktion und Lage des Treffpunkts herausgestellt werden. Beispiele: Hauptaktion Flugball: • Erzwingen der Schlagrichtung mit Hilfe einer am Netz befestigten, durch die Besaitung des Schlägers geführten und gespannten Schnur Treffpunkt bei allen Schlagarten: • Ball an einer Angel wird in den idealen Treffpunkt gehalten Unterrichtsmaßnahmen Vorteile Nachteile Gezeichnete Bildreihe - Beschränkung auf wesentliche Informationen - beliebig langes und häufiges Hinschauen möglich - geeignete methodische Übertreibungen möglich - Unpersönlich (Motivierung durch Vorbild fehlt) - zeitlich-dynamischer Ablauf fehlt Fotografierte Bildreihe - Wie oben, Motivierung durch Vorbild - Methodische Übertreibungen kaum möglich - zeitlich-dynamischer Ablauf fehlt Einzelbilder (Foto/Zeichnung) - Konzentration auf wesentliche Schwerpunkte (hervorgehoben) möglich - Bedeutung des Einzelbilds für die Ganzheit des Bewegungsablaufs wird nicht deutlich Video (Normalgeschwindigkeit) - Optimaler Gesamteindruck mit genauem zeitlich-dynamischem Ablauf (Sollwert) - Möglichkeit der Analyse der aufgezeichneten Schülerleistung (Istwert) - Viele Informationen in kurzer Zeit (hohe Informationsdichte) - organisatorischer und zeitlicher Aufwand - Schüler-Fehlerbilder stören den Lernprozeß Video (Zeitlupe) - Geringe Informationsdichte, Detailinformationen - Zeitlich-dynamischer Ablauf verzerrt Bewegte Bilder Stehende Bilder Technische Möglichkeiten Tab. 7 Bildmedien Geräte Einsatzmöglichkeiten Schläger: Holzbrett, Kobaschläger, Lernschläger, Lochschläger, Kescher Softbälle, Lernbälle Bälle: Ballwurfmaschine: Lern- und Spielgeräte zur Technikschulung (besonders »Treffpunktschulung« in Anpassung an Lernstadium, Körpergröße und Kraft der Schüler Genaues Zuspielen des Balles mit der Möglichkeit, Frequenz, Geschwindigkeit, Flughöhe, Flugweite, Richtung und Drall einzustellen Ballwand: Parabolwände aus Stein oder Holz, gerade Steinwände, schräge Steinwände, Schaumstoff-, Netz-, Trampolinwände Technikschulung, Zielgenauigkeits- und Reaktionstraining »Schlagentwickler«: Ballangel, Ballpendel, fest fixierte Bälle Technikschulung Zielstangen, Reifen, Hütchen, Schnüre, Leinen Training von Ballflughöhe und Zielgenauigkeit, Orientierungshilfen für Laufwege Tab. 9 Beispiele für personale Hilfen im Tennisunterricht Funktion der Hilfe Vermittlung der beschleunigen den Dynamik beim Aufschlag, Abbau möglicher Pausen oder Verzögerungen Festhalten und leicht nach hinten ziehen des linken Armes beim Rückhandschlag Fixierung der seitlichen Stellung Führen der Schlaghand des Lernenden durch den Lehrer beim Halbflugball (Abb. 17, S. 40) Bewußtmachen und Erfühlen der Bewegung Zuruf: »Beug - und - hopp« (»Beug« für Kniebeugen bei Pendel, Kniestrecken bei »und«, Ellenbogenstrecken bei »hopp«) Verbesserung der aufeinanderfolgenden Bewegungskopplung von Knie- und Armstreckung beim Aufschlag Zuruf: »und jetzt« Unterstützung des Beginns des Vorschwungs, um den Ball rechtzeitig zu treffen Beinarbeit gleichzeitig mitmachen lassen Imitation des Lehrervorbilds (»Schattenübung«) Schüler beginnt mit der Ausholbewegung, wenn der Schläger des Lehrers beim Zuspiel vorschwingt Unterstützung des richtigen Timings Taktile Hilfe Beschreibung der Hilfe Vorschleudern des Oberarmes durch Stoßen am Ellenbogen beim Einschwung des Schlägers in die Kehre des Aufschlags Akustische Hilfe Die wichtigsten Gerätehiifen für den Tennisunterricht (s. auch Abb. 20, S. 41) Optische Hilfe Tab. 8 Grundlagen des Tennisunterrichts Abb. 16 Lehrer führt den linken Arm des Schülers beim Rückhandschlag zur Beibehaltung der seitlichen Schlagstellung Abb. 18 Abb. 17 40 Lehrer führt den Schlagarm Ausholbewegung zum Vorhand-Flugball endet am Schläger des Lehrers Planung und Durchführung Schwunggefühl Aufschlag: • Erzwingen einer schwunghafter Aufschlagbewegung mit Ballpendel am Schläger (Abb. 19, S. 40) - Ball darf den Schläger nicht berühren Hilfen zur Erleichterung der Organisation Hütchen, Schlägerhüllen, Sprungseile usw. dienen zur Markierung von Ausgangspositionen und Laufwegen und unterstützen so den organisatorischen Ablauf des Unterrichts. Hilfen für Sicherheit und Genauigkeit Gerätehilfen werden zur Zielorientierung eingesetzt. Beispiele: • Erhöhtes Netz (Sicherheit von Schlägen; Flugkurve von Topspin und Twistaufschlag) • Über das Netz gehängtes Handtuch (Kontrolle der Schlagrichtung) • Reifen, Schlägerhüllen, Seile als Hilfslinien usw. (Markierung von Treffzonen) Hilfen zur Konstanz der Bedingungen Mit Hilfe von Ballwurfmaschinen oder Tenniswänden können vorübergehend nahezu konstante Ballflugkurven geschaffen werden. Damit können Lernen von neuen Techniken und Umlernen erleichtert werden. Hilfen zur Motivierung Gerätehilfen, Ballwurfmaschinen usw. schaffen Abwechslung und lockern damit das Unterrichtsgeschehen auf. Dadurch kann der Lehrer seine Schüler erforderlichenfalls zusätzlich motivieren. Allerdings ist darauf zu achten, daß der Einsatz von Gerätehilfen nicht übertrieben wird. Abb. 20 Gerätehilfen für Tennisunterricht Planung und Durchführung des Tennisunterrichts Im vorangegangenen Kapitel sind die Bedingungen des Lehrens und die möglichen Unterrichtsmaßnahmen für den Tennisunterricht dargestellt worden. Im folgenden sollen auf der Grundlage dieser Darstellung die notwendigen Arbeitsschritte für die Planung konkreten Unterrichts zusammengefaßt werden. Die Planung von Unterricht, also die Vorbereitung auf die jeweilige Unterrichtssituation, soll sicherstellen, daß die Schüler am Schluß tatsächlich etwas gelernt haben und daß schließlich jene Ziele angesteuert und möglichst erreicht worden sind, die sich Schüler und Lehrer zu Anfang gesetzt haben. Einzel- und Gruppenunterricht Neben dem traditionellen Einzelunterricht (der früher die häufigste Unterrichtsform war) hat sich in zunehmendem Maße auch der Gruppenunterricht etabliert. An Schulen und Hochschulen wurde aus personellen und räumlichen Gründen immer schon vorwiegend in Gruppen unterrichtet. Die meisten in diesem Band beschriebenen Spiel-, Übungs- und Wettkampfformen eignen sich besonders für den Gruppenunterricht. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sowohl Einzel- wie auch Gruppenunterricht Vor- und Nachteile haben, deren wichtigste im Anschluß an diesen Abschnitt aufgezählt werden. Insgesamt gesehen, hat der Gruppenunterricht jedoch mehr Vor- als Nachteile. Er hat sich auch deshalb in der Praxis bewährt und durch- 41 Grundlagen des Tennisunterrichts gesetzt, weil alle Lerngruppen Anfänger, Fortgeschrittene, Turnierspieler, Kinder, Jugendliche und Erwachsene - ihn gerne praktizieren und davon profitieren. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß dem Gruppenunterricht Grenzen gesetzt sind, wenn die Teilnehmerzahl zu groß oder die Gruppe in der Leistung zu unterschiedlich ist (Heterogenität). Das wichtigste Ziel aller Unterrichtsmaßnahmen ist die Vermittlung und Optimierung von Spielfähigkeit. Für den Gruppenunterricht kommen dabei selten technikorientierte, sondern vorrangig spielorientierte Konzepte zum Tragen. Der Tennislehrer muß so organisieren können, daß alle beteiligten Schüler ihrem individuellen Könnensstand entsprechend das Tennisspielen partnerschaftlich erlernen können. Die Schüler übernehmen gegenseitig Verantwortung für das Vorankommen und erwerben mit Hilfe des Tennislehrers Kontroll- und Korrekturkompetenz. Der Lehrer hat für optimale Unterrichtsbedingungen zu sorgen (Spielfelder, Lernhilfen und Organisation) und fördert die Eigeninitiative der Schüler. Der Gruppenunterricht stellt an den Tennislehrer in organisatorischer und methodischer Hinsicht hohe Ansprüche. Im Vergleich zum Einzelunterricht muß der Lehrer bei seiner Unterrichtsplanung und -durchführung zusätzlich folgende Voraussetzungen berücksichtigen: • Anzahl der Schüler und Plätze • Homogenität bzw. Heterogenität der Gruppe • Struktur der Gruppe (Alter, Geschlecht usw.) • Unterschiedliche Interessen innerhalb der Gruppe 42 Um auch im Gruppenunterricht die Lernziele zu erreichen und den Lernerfolg jedes einzelnen Schülers zu sichern, sollten folgende Prinzipien beachtet werden bzw. gewährleistet sein: • Effektivität: optimale Platzausnutzung, ausreichende Anzahl von Bällen, individuelle Betreuung und Korrektur • Intensität: häufigen Ballkontakt und angemessene Belastung • Sicherheit: geeignete Organisationsformen, Orientierungshilfen und Kontrolle des Lehrers • Variabilität: Partner- und Aufgabenwechsel • Funktionalität: Übertragung bestimmter Aufgaben wie Zuspieler, »Balljunge«, Schiedsrichter o.a. • Schülergemäßheit: schülergerechte Spiel- und Übungsformen sowie differenzierte Maßnahmen Vorteile des Einzelunterrichts • Der Lehrer kann intensiv auf die Individualität des Schülers eingehen • Der Schüler hat einen Partner, Zuspieler bzw. Gegner, mit dem er auch alle taktischen Situationen des Einzels durchspielen und trainieren kann • Der Schüler hat in der Person des Lehrers ein Vorbild Nachteile des Einzelunterrichts • Der direkte Leistungsvergleich mit Gleichaltrigen und Gleichstarken fehlt • Einige wichtige Lernziele können nicht realisiert werden (z.B. Gruppenarbeit, Fairneß, Toleranz, Hilfsbereitschaft) • Das Lernen, Spielen und Üben mit demselben Lehrer bzw. Partner kann auf die Dauer einseitig und monoton werden, so • • • • daß die Lernmotivation nachläßt Das Doppelspiel wird nicht geübt Die Unterstützung und Bestärkung durch andere Mitglieder einer Gruppe entfällt Der Einzelunterricht ist in der Regel teurer als der Gruppenunterricht Besonders für Anfänger und Neulinge wird die soziale Integration in den Verein erschwert Vorteile des Gruppenunterrichts • Durch Partnerwechsel und differenzierte Aufgaben entsteht mehr Abwechslung und neue Lernmotivation • Der Schüler gewöhnt sich von vornherein an verschiedenartige Partner, Technik- und Spielarten • Der direkte Leistungsvergleich mit Gleichaltrigen und Gleichstarken ist gegeben • Viele tennisspezifische Spiel-, Übungs- und Wettkampfformen lassen sich nur in kleinen Gruppen durchführen (z.B. das sog. »Drilltraining« oder Aufstellungsformen und Schlagkombinationen für das Doppelspiel) • In der Gruppe lernt sich häufig leichter, weil man sich mit seinen Mitspielern identifizieren kann und immer einen passenden Partner oder Gegner findet • Der einzelne Schüler steht nicht ständig unter der Kontrolle und Beobachtung des Lehrers • Die Tennisanlage kann bezüglich des Platzbedarfs intensiver genutzt werden • Es entwickeln sich positive soziale Eigenschaften, wie Teamgeist, Kameradschaft, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Selbständigkeit Planung und Durchführung • Für Anfänger und Neulinge wird die Integration in den Verein erleichtert • Der Gruppenunterricht ist in der Regel preiswerter als der Einzelunterricht Nachteile des Gruppenunterrichts • Die individuelle und intensive Betreuung durch den Lehrer ist selten möglich • Ein guter Zuspieler fehlt manchmal • Das Matchspiel kommt teilweise zu kurz Stufen der Unterrichtsplanung Es ist sinnvoll, jede einzelne Unterrichtseinheit innerhalb eines größeren Zeitraums unter Berücksichtigung der festen äußeren Vorgaben zu planen. Daraus ergeben sich folgende Stufen der Unterrichtsplanung (Abb. 21). • Erhebung der allgemeinen Vorbedingungen • Gesamtplanung • Planung der einzelnen Unterrichtseinheiten Erhebung der Vorbedingungen In der Regel ist die einzelne Unterrichtseinheit Teil eines Gesamtkonzepts. Das bedeutet, daß zunächst die für eine Gesamtplanung zutreffenden Vorbedingungen erhoben werden sollten. Es geht dabei um Voraussetzungen der Schüler und äußere Gegebenheiten. Die Analyse des Lerngegenstandes muß bei der Konzeption einer Gesamtplanung nicht immer wieder vorgenommen werden. Kenntnis der leistungsbestimmenden Faktoren im Zusammenhang mit den technischen und taktischen Anforderungen des Tennis und ihrer sachgerechten Vermitt- Abb. 21 Stufen der Planung von Tennisunterricht, modifiziert nach HEYMEN/LEUE lung im Unterricht ist sozusagen »stillschweigende« Voraussetzung jeder Unterrichtsplanung. Voraussetzungen der Schüler Aufgrund dieser Voraussetzungen können sowohl die Lernziele den Tennisschülern angepaßt als auch die Belastung und die möglichen Reaktionen der Schüler besser vorausgeschätzt werden. Allgemeine Voraussetzungen • Alter • Körpergröße • Motorische Lernfähigkeit • Motorische Grundeigenschaften • Motivation, Interessen • Soziales Verhalten (Kooperationsfähigkeit, Selbständigkeit) Tennisspezifische Voraussetzungen • Analyse des tennisspezifischen Könnens Äußere Voraussetzungen Äußere Voraussetzungen beeinflussen insbesondere die Organisa43 Grundlagen des Tennisunterrichts tionsformen, aber auch den Einsatz von Lernhilfen. Sie können unter Umständen auch die Zielfestsetzung einschränken. Es geht im einzelnen um die Berücksichtigung folgender Voraussetzungen: Räumliche Gegebenheiten • Hallen- oder Freiplätze • Anzahl, Größe, Lage der Plätze • Medienraum, Stromanschluß Gerätepark • Anzahl der Bälle, Ballkörbe • Leih,- Lern-, Ersatzschläger • Hilfsgeräte, Medien gen. Damit können dann für die einzelnen Unterrichtseinheiten in der entsprechenden Reihenfolge sowohl Teilziele (Elemente von Spielfähigkeit und übergeordnete Lernziele) als auch Inhalte (Techniken, Spielreihe) festgelegt werden. Planung der einzelnen Unterrichtseinheit Kern der Unterrichtsplanung stellt die Vorbereitung der jeweiligen Unterrichtsstunde dar, an deren Ende ein schriftlich oder gedanklich festgehaltener Unterrichtsentwurf stehen sollte. Nach Feststellung der Vorbedingungen kann eine Gesamtplanung erfolgen. Es geht auf der Grundlage der Analyse des Lerngegenstandes Tennis um die Formulierung einer umfassenden Zielstellung, der Festlegung einer methodischen Konzeption und entsprechender Teilziele und Inhalte. Festlegung der Lernschritte Der Tennislehrer entscheidet, ob Fertigkeiten und Spielformen ganzheitlich oder teilorientiert, deduktiv oder induktiv dargeboten werden. Davon abhängig müssen dann die für die Erreichung der festgelegten Teil-Lernziele notwendigen Lernschritte festgelegt werden. Das können sein: • Stufen einer methodischen Reihe • Informationen zu einer ganzheitlich darzubietenden Fertigkeit • Spielformen im Wechsel mit Übungsformen Festlegung der Lernziele Da der Unterricht über einen längeren Zeitraum läuft, müssen Lernziele für die Gesamtplanung festgelegt werden. Sie sind auf der Grundlage der äußeren Bedingungen abhängig von den Voraussetzungen der Lernenden und deren Interessen und Wünschen auszusuchen. Ausgehend von der umfassenden Zielstellung sowie den zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen, muß die Entscheidung für eine eher spiel- oder eher technikorientierte Konzeption erfol- Lehrerinformationen Der Tennislehrer sollte sich auf das Verhältnis zwischen Vormachen und Sprechen sowie auf die Korrekturen zu erwartender typischer Fehler vorbereiten. Das muß geschehen unter Berücksichtigung • der geplanten methodischen Verfahren, • der Schwierigkeiten der zu vermittelnden Fertigkeiten bzw. Fähigkeiten, • des Alters und der Lernstufe der Lernenden. Organisatorische Voraussetzungen • Gesamtzahl und Verteilung der Unterrichtseinheiten • Länge der einzelnen Einheit • Anzahl der Schüler Gesamtplanung 44 Medien und Lernhilfen Die Notwendigkeit einer Ergänzung durch Lernhilfen oder Medien hängt im wesentlichen ab von • der Schwierigkeit des Lerngegenstands, • dem Motivationsbedürfnis der Lernenden, • der verfügbaren Zeit. Zuspiel Überlegungen zum Zuspiel oder Zuwurf durch Lehrer oder Schüler als methodische Hilfe sind abhängig von • der Größe der Gruppe, • der zu lernenden Technik bzw. Taktik, • der Lernstufe der Schüler. Organisationsformen Der Tennislehrer muß Aufstellung, Wechsel, Lauf- und Ballwege festlegen in Abhängigkeit von • der Größe der Gruppe, • dem vorhandenen Raum, • den Leistungsschwankungen in der Gruppe (gleiche oder unterschiedliche Aufgaben), • der Selbständigkeit der Lernenden, • den Sicherheitsüberlegungen (fliegende Bälle usw.). Lernzielkontrollen Lemzielkontrollen sollten unter zeitökonomischen Überlegungen immer dann eingeplant werden, • wenn ein neuer Lernschritt stark von der Qualität des vorangegangenen abhängt, • wenn die Lernenden eine Rückmeldung über ihren Lernfortschritt, auch zur neuen Motivierung benötigen, • wenn der Erfolg der gesamten Lerneinheit festgestellt werden soll, um die Planung zu bestätigen oder gegebenenfalls zu verändern. Planung und Durchführung Dabei gibt es folgende Möglichkeiten: • Kontrolle durch Ziele: über Markierungen, in Treffzonen usw. spielen (ggf. normiertes Zuspiel durch Ballwurfmaschine) • Kontrolle der Bewegungsausführung (ggf. auch mit Video) • Überprüfung im Wettkampf: Spielbeobachtung und Matchanalyse • Bewertung durch Konditionstests: Überprüfung der motorischen Grundeigenschaften • Durchführung eines Unterrichtsgesprächs: feststellen, ob die Schüler alles verstanden haben, Wünsche erfüllt wurden, sie sich angemessen gefordert fühlten usw. Unterrichtsentwurf Der geplante Ablauf des Unterrichts sollte in der Reihenfolge der Lernschritte möglichst schriftlich in einem Unterrichtsentwurf festgehalten werden. Dies kann eine umfassende Ausarbeitung, aber auch eine kurze Ablaufskizze sein. Mögliche Alternativen zur Planung könnten in den Entwurf eingeschlossen werden. In Abhängigkeit von Zeitvorgaben werden die Lernschritte geordnet und gegebenenfalls didaktischmethodisch begründet. Ergänzend können Angaben zum Zuspiel, zu Medien und Lernhilfen, Organisa- Tab. 10 tionsformen, möglichen Hauptfehlern und deren Korrekturen sowie zu Lernkontrollen festgehalten werden (vgl. Tab. 10). Durchführung des Tennisunterrichts Der Tennislehrer hat seine Unterrichtseinheit gewissenhaft geplant, eventuell skizziert und nochmals in Gedanken durchgespielt. Es geht nun darum, diese Planung in die Tat umzusetzen. Dabei gilt es, folgende Punkte zu beachten: Vor Unterrichtsbeginn: • Anwesenheit des Lehrers rechtzeitig vor Beginn • Kontrolle von Platz, Geräten usw. • Gegebenenfalls Beschäftigung zu früh erscheinender Schüler Bei Unterrichtsbeginn: • Begrüßung, gegebenenfalls Vorstellung (Lehrer-Schüler, Schüler-Schüler) • Gegebenenfalls Anwesenheit feststellen • Unterrichtsziele vorstellen • Eventuelle Wünsche der Schüler feststellen, deren Fragen beantworten (u.U. Plan ändern) • Aufbau von Geräten/Einrichtungen organisieren • Eindringlich auf Sicherheitsgewährleistung hinweisen (Bälle, Geräte, Ballmaschine usw.) Unterrichtsverlauf: • Realisierung des geplanten Ablaufs • Aufmerksame Kontrolle des Ablaufs, um erforderlichenfalls - Veränderungen vorzunehmen (etwa bei Über- oder Unterforderung, Lernproblemen, Konzentrationsschwächen, Wetteränderungen), - unterschiedliche Aufgaben in Gruppen zu stellen (Differenzierung), - bei Sicherheitsproblemen schnell reagieren zu können. • Ansagen und Demonstrationen in der Regel für alle gemeinsam geben • Organisationsformen nicht nur erklären, sondern mit einer Teilgruppe zeigen • Wenn nötig, immer wieder zum konzentrierten Mitmachen motivieren • Schwache Schüler ermutigen, ihnen gegebenenfalls besondere Hilfe geben Unterrichtsende: • Pünktlich schließen, möglichst letzte Übungsform oder Gespräch nicht abrupt abbrechen • Gegebenenfalls »Hausaufgaben« stellen: Was sollte bis zur nächsten Stunde geübt werden? • Am Ende sollte möglichst ein positives Erlebnis stehen • Verabschiedung mit kurzem Resümee und Ausblick auf die nächste Stunde Ausschnitt aus einen- ausführlichen Unterrichtsentwurf zum Thema »Einführung des Vorhand-Grundschlages« Zeit Lernschritt Did.-meth. Anmerkung Medien/ Lernhilfen Organisationsform Mögl. Fehler/ Korrektur Lernkontrolle 15' Wegspielen eines »stehenden« Balles TOM, ganzheitlich-deduktiv Zeitung als Ziel Zweiergruppen Schläger nicht vorwärts - aufwärts: hinten absenken T-Bereich hinter Netz treffen 45 Grundlagen des Tennisunterrichts Nachbereitung • Die Nachbereitung des Unterrichts, also die weitgehend subjektive Einschätzung von Verlauf und Erfolg des Unterrichts, dient dazu, • die längerfristige Unterrichtsplanung zu bestätigen oder zu verändern, • die eigene Unterrichtsfähigkeit zu verbessern. Seine eigenen Beobachtungen sollte der Tennislehrer gelegentlich durch gezielte Befragung seiner Schüler überprüfen oder auch Kollegen bitten, den Unterricht zu beobachten und zu kommentieren. Zur Beurteilung seines Unterrichts könnte sich der Lehrer folgende Fragen stellen: • • Sind die Ziele erreicht worden? • War die Inhaltswahl angemessen? • Waren die Schüler motorisch bzw. physisch über- oder auch unterfordert? • Sind die Demonstrationen gelungen? • Sind die sprachlichen Äußerungen verstanden worden? • Waren Standorte für Anweisungen und Demonstrationen immer günstig? • Waren Korrekturen überwiegend erfolglos/erfolgreich? • Haben Bewegungshilfen funktioniert? • Sind die Medien angenommen worden, haben sie nicht zu Verzögerungen des Unterrichts geführt? • Ist das Zuspiel gelungen? • Haben die Schüler gut zugespielt/zugeworfen? • Ermöglichten die Organisationsformen einen reibungslosen Ablauf? • Wurde der Raum gut ausgenutzt? • Ist ausreichend, zu wenig oder zu viel gespielt worden? 46 • • • Konnten Leistungsunterschiede gut aufgefangen werden? Konnten unerwartete Probleme aufgefangen werden? Konnten Wünsche der Schüler berücksichtigt werden? Haben Lernzielkontrollen gemessen, was sie messen sollten? Waren die Schüler motiviert, gerne mitzumachen? Lernen und trainieren in Gruppen An früherer Stelle (s. S. 41) wurden die wesentlichen Voraussetzungen, Vor- und Nachteile des Gruppenunterrichts gegenüber dem Einzelunterricht beschrieben. Im folgenden werden Lern-, Übungs- und Trainingsformen vorgestellt, die in Gruppen mit unterschiedlicher Schülerzahl sinnvoll anwendbar sind und die Freude am Lernen, Üben und Trainieren erhöhen. Gruppenunterricht mit großen Gruppen Gruppenstärke 8 bis 24 Schüler auf einem Tennisplatz. Die Gruppengröße orientiert sich immer am Könnensstand der Schüler und den geplanten Unterrichtsinhalten. In der Großgruppe werden die Grundlagen für die Spielfähigkeit gelegt, was sich normalerweise im Kleinfeld erschöpft. Anwendungsbereiche Schultennis, Anfängerbereich. Voraussetzungen Die Schüler haben bereits Erfahrungen im Umgang mit Ball und Schläger gemacht, durch Übungen zur Ballgewöhnung und zur Verbesserung der Koordination und der Geschicklichkeit. Zielsetzung des Gruppenunterrichts Die Schüler sollen (und wollen) auf einfache Weise mit der Grobform der Tennistechnik vertraut gemacht werden. Da der Lehrer nicht alle Schüler im Auge behalten kann, findet die Erfolgskontrolle stets über die jeweilige eindeutige Aufgabenstellung statt, deren Erfolg vom Schüler selbst oder gegebenenfalls von seinem Partner bewertet werden kann. Die Möglichkeiten günstiger Aufstellungsformen werden im entsprechenden Kapitel dieses Bandes ausführlich beschrieben (s. S. 38). Von Übungen mit Ballwänden, Ballmaschinen und anderen Hilfsgeräten wird an dieser Stelle abgesehen, weil nur von Voraussetzungen ausgegangen wird, die überall zur Verfügung stehen. Erlernen einfacher Schlagtechniken für Vorhand, Rückhand und Flugball Die Reihenfolge zum Erlernen dieser drei Grundschlagarten ist völlig beliebig, da sie eine elementare Grundeinheit in der Anfängerschulung darstellt. Organisatorisch sollte das »Teamteaching« stark in den Vordergrund gerückt werden, bei dem die Schüler jeweils auch als Hilfslehrer, Ballanbieter und Bewerter eingesetzt werden. Als Aufstellungsform empfiehlt sich zuerst die Gassenaufstellung, bei der sich die Partner gegenüberstehen und dazwischen gegebenenfalls Hindernisse stehen, über die gespielt wird (Linien, gespannte Schnüre, Netze ...). Die trefforientierte Methode kommt voll zum Tragen, da zuerst immer nur die Haupt- Lernen und trainieren in Gruppen aktion erlernt wird und der Umfang der Schlagbewegung mit der Schlagdistanz wächst. Die Ballberechnung aus der Bewegung und die entsprechende Beinarbeit zu unterschiedlichen Treffpunkten sollten als wichtigstes Kernstück zur Erlangung von Spielfähigkeit im Mittelpunkt des Gruppenunterrichts stehen. Methodisches Vorgehen 1. Die Hauptaktion wird vom Lehrer gezeigt und von den Schülern zuerst als Trockenbewegung, später mit Ball nachvollzogen. Zuerst wird aus seitlicher Stellung auf den stehenden Ball (Selbstanwurf) gespielt, später wirft der Partner von unten frontal auf den idealen Treffpunkt zu. In beiden Fällen ist die Aufgabe erfüllt, wenn der Ball dem Partner in Brusthöhe zugespielt wird und dieser den Ball auffangen kann. Wird der ankommende Ball vom Schüler mit dem Schläger zuerst leicht nach oben gespielt (Selbstzuspiel) und erst anschließend zum Partner zurückgespielt, so sprechen wir von einem »Kontrollschlag« zur Ballberechnung. Das Miteinanderspielen steht anfangs im Vordergrund, die Anzahl der gelungenen Versuche oder der einwandfreien Ballkontakte wird gezählt und verglichen. 2. Wenn aus Schlag- und Ausgangsstellung mit einer hohen Erfolgsquote gespielt wird, gilt es, die Schlagstellung aus verschiedenen Platzpositionen und auf unterschiedliche Zuspiele zu erreichen. Das gelingt in Partnerarbeit sehr gut, wenn die Variation des Zuwurfs systematisch erweitert wird (bezüglich Richtung, Länge, Höhe und Geschwindigkeit). Wenn die Schüler darüber hinaus auch noch aus verschiedenen Platzpositionen die Zuwurfbzw. Zuspielvariationen bewältigen und in verschiedene Zielmarkierungen zurückspielen können, ist der Grundstein für das Tennisspielen gelegt, was in entsprechenden Anwendungsformen überprüft werden kann. Anwendungsbeispiele: Beim Rundlauf mit einem Ball ist die Laufrichtung im bzw. gegen den Uhrzeigersinn, um ein Netz herum, nahe beim Netz mit Entfernungsvergrößerungen bis zur T-Linie, je nach Leistungsvermögen der Gruppe. Ein Aufteilen der Großgruppe auf mehrere Kleinfelder (bis zu acht Kleinfeldnetze pro Platz) kommt dem Lerneffekt besonders zugute. Variationsmöglichkeiten durch Vorgabe verschiedener vorgeschriebener Ballwege (gerade, diagonal, über Hindernisse). Bei Rundläufen mit zwei oder drei gleichzeitig im Spiel befindlichen Bällen wird im T-Feld je ein Ball über die zwei äußeren Seitenlinien und ein Ball über die Mittellinie gespielt (ggf. auch zweimal cross und über die Mitte gerade). Nach jedem Ballkontakt wird um eine Position im oder gegen den Uhrzeigersinn gewechselt. Mögliche Erleichterungen für Anfänger durch leichtere und langsamere Bälle, kurze und leichte Schläger und individuelle Aufgabenstellungen, wie z.B. Kontrollschlag bei jedem Ballkontakt. Bei Rundlaufformen sollte ein Ausscheiden von Schülern vermieden werden, denn es trifft meist die schwachen Schüler zuerst, für die das Üben besonders wichtig ist. Es ist günstiger, Punkte zu zählen und alle Schüler im Wettbewerb zu belassen. Man kann auch Partnerschafts- und Teamwertungen durchführen, in denen die Punkte von Besseren und Schwächeren addiert werden. Weiterhin ist es oft sinnvoll, für bessere Schüler Handicaps einzuführen (linke Hand in der Hosentasche, Rucksack oder Tasche tragen, oder ähnliches). Bei Ziehharmonikaformen findet ein ständiger Wechsel statt von kurzen zu größeren Entfernungen und wieder zurück, mit und ohne Kontrollschlag. Nach erfolgreichem Miteinanderspielen einer vorgegebenen Zahl von Ballkontakten wird der Abstand jeweils um eine bestimmte Entfernung (z. B. 1 m) vergrößert. Welches Paar erreicht zuerst die Grundlinie? Die Partner können gewechselt werden, bis jeder mit jedem gespielt hat und sich am Ende der beste Zuspieler herausgestellt hat. Die Schläge Vorhand, Rückhand und Flugball können variabel kombiniert werden. Alle aufgeführten Anwendungsformen beinhalten die Grundbausteine des Tennisspiels, zu denen dann nur noch der Aufschlag fehlt. Erlernen des Aufschlags In der Partnerarbeit einer Tennisgruppe ist der Aufschlag nach folgendem Vorschlag leicht und effizient erlernbar. Das Hauptproblem beim Aufschlag liegt in der Koordination der Bewegung von Schlagarm und Wurfarm. Die Schlagbewegung wird vom Lehrer zuerst langsam, anschließend mit richtigem Timing vorgezeigt und kann von allen Schülern fast auf Anhieb als Trockenbewegung gut nachvollzogen werden. Manche Schüler sind sofort in der Lage, die Schlagbewegung mit der Bewegung der ballführenden Hand zu kombinieren, vor allem dann, wenn Vorerfahrungen aus anderen Sportarten vorhanden sind (z.B. Grundlagen des Tennisunterrichts Volleyball). Wenn das nicht der Fall ist, kann Partnerhilfe zu überraschenden Erfolgen führen. Der Ball wird vom Partner zum richtigen Zeitpunkt in den idealen Treffpunkt senkrecht hochgeworfen und vom Lernenden diagonal in die Aufschlagfelder gespielt. Dabei steht der Partner seitlich vor dem Lernenden und wirft den Ball zuerst mit seiner Wurfhand, später mit der anderen Hand hoch und übt somit schon das Anwerfen des Balles mit der Nichtschlaghand für seine nachfolgenden eigenen Aufschlagversuche. Der Schüler kann sehr bald den Ball zuerst von der T-Linie, später von der Grundlinie in das gegenüberliegende Aufschlagfeld spielen. Die Schlagbewegung des Lernenden und das Hochwerfen des Balles durch den Partner beginnen gleichzeitig nach einem akustischen Signal (Auftakt) mit anschließender Bewegungsbegleitung, z.B. »und rück und vor« oder »und eins und zwei«. Nach mehreren erfolgreichen Versuchen mit Partnerhilfe wird dem Schüler ein Ball zum Selbsthochwerfen so übergeben, daß er (ohne ans Hochwerfen zu denken) im vorher geübten Rhythmus aufschlagen kann. Im Wechsel von geglückten Versuchen mit Partnerhilfe und direkt nachfolgenden Selbstversuchen läßt der Erfolg nicht lange auf sich warten. Die Begeisterung über den ersten gelungenen Aufschlag gibt dem Schüler dann so viel Selbstvertrauen, daß der richtig koordinierte Aufschlag bald beherrscht wird. Als Übungs- und Spielform eignet sich Prellball, wobei sich die Partner in Gegenüberstellung Bälle mit dem Schläger zuprellen, die jeweils über dem Kopf (Aufschlagtreffpunkt) getroffen werden sollen und zwischen den beiden Partnern aufspringen (Ballwechsel zählen). 48 Bei Übungs- und Spielformen zum Aufschlag und Überkopfschlägen sind in besonderer Weise Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, und große Aufmerksamkeit der Schüler ist auf fliegende Bälle zu richten. Das bedeutet, daß entweder • alle Übenden auf gleicher Höhe in nur eine Richtung schlagen, oder • bei Partnerübungen, wo beide gegenüberstehen, die seitlichen Abstände groß genug sein müssen. Spielfähigkeit Mit der Grobform der Schlagbewegungen von Vor- und Rückhand, Flugball und Aufschlag und der jeweils zuzuordnenden Ballberechnung und Beinarbeit sind alle grundlegenden Voraussetzungen für die Spielfähigkeit gelegt. Über das Spiel auf Kleinfeldern (s. Kap. Kleinfeldtennis, S. 53), halben und ganzen T-Feldern und ein schrittweise Zurückgehen von der T-Linie bis zur Grundlinie erfolgt eine methodische und systematische Entwicklung des individuellen Spielvermögens bis zum normalen Tenniswettspiel. Der Übergang zum Großfeld kann in Gruppengrößen bis zu 6 Schülern stattfinden. Gruppenunterricht mit kleinen Gruppen (3 bis 6 Schüler) In der kleineren Gruppe kommt auf den Lehrer in verstärktem Maße die Aufgabe des Zuspielers zu. Mit Geschick und Fingerspitzengefühl muß es dem Lehrer auch gelingen, kleine Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Schüler auszugleichen und individuell angepaßte Aufgaben zu stellen. Da anfangs die Präzision und der Rhythmus des Lehrerzuspiels viel zum Erfolg und zur Motivation des Schülers beitragen, kommt zunächst dem Zuspiel aus der Hand größere Bedeutung zu. Oberstes Ziel für Lehrer und Schüler ist aber immer der Ballwechsel, den es zu erarbeiten gilt. Das kann mit einzelnen Schlagarten geschehen, aber auch mit vielfältigen Variationen verschiedener Schlagarten bis hin zu taktischen Spielzügen. Die Auswahl der einzelnen Lern- und Übungsformen läßt der Lehrerphantasie freien Lauf und ergibt eine große Auswahl an Möglichkeiten. Variiert werden können • Schülerlaufwege (nach beiden Seiten, nach vorne und hinten, schräg vor und zurück in zwei Richtungen und aneinandergereiht und kombiniert) • Lehrerzuspiel (Geschwindigkeit, Richtung, Drall, Frequenz und Abwechslung) • Schlagarten (einfach, in regelmäßigem und unregelmäßigem Wechsel, kombiniert unter dem Aspekt von Sicherheit, Genauigkeit, Geschwindigkeit, Drall und Rhythmus) • Individuell verschiedene Aufgabenstellungen innerhalb einer Gruppe Der gut vorbereitete Gruppenunterricht kann bezüglich der Belastung des einzelnen Schülers dem Einzelunterricht nahekommen, weist aber deutliche Vorteile auf durch die Wirkung der Gruppendynamik, der Motivation und des Wetteifers der Schüler untereinander. Aus Kosten- und Platzgründen wird dem Unterricht in der Gruppe sicherlich die Zukunft gehören. Das Lernen und Üben der Elemente des Tennisspiels stehen hier eindeutig im Vordergrund. Lernen und trainieren in Gruppen Gruppentraining (3 bis 4 Spieler) Das Gruppentraining auf dem Großfeld macht letztendlich nur mit 3 oder 4 Spielern einen Sinn, was auf die doppelte Anzahl von Trainierenden (z. B. Mannschaft Abb. 22 und Ersatzspieler) erhöht werden kann, wenn 2 Tennisfelder zur Verfügung stehen. Der Übergang zum Gruppentraining vollzieht sich fließend, wobei es hier vorrangig um die Anwendung von Technik und Taktik un- ter Belastungsgesichtspunkten geht. Gruppentraining ist besonders sinnvoll und effektiv in Vierergruppen oder in Dreiergruppen, bei denen sich dann der Lehrer oder Trainer als 4. Spieler ggf. in die Gruppe integrieren kann. Gruppenunterricht mit Anfängern 49 Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen Hier werden methodische Gesichtspunkte behandelt, die sich konkret auf verschiedene Gruppen im Tennis beziehen, d. h. auch, daß Themen, die im vorangegangenen Teil eher in allgemeiner Weise erörtert wurden, nun an unterschiedlichen Adressatengruppen konkret dargestellt werden sollen. Die Auswahl von Adressaten kann erfolgen aufgrund der Kriterien Alter, Können, Zielvorstellungen und Rahmenbedingungen. Danach ergeben sich folgende Kapitel: • Anfängertennis: Kleinfeld- und Kindertennis. • Elementarschule: Sie richtet sich an Tennisanfänger vom Kindesalter bis ins Alter. • Tennisunterricht mit fortgeschrittenen Erwachsenen im Freizeittennis: Hier sind Erwachsene gemeint, die über mehr oder weniger umfangreiche Tenniserfahrungen verfügen. Sie wollen zwar ihr Tennisspiel verbessern, haben jedoch keine leistungssportlichen Ambitionen im organisierten Wettkampfsystem. • Tennisunterricht mit talentierten Kindern und Jugendlichen: Methodische Hinweise orientieren sich hier an dem Ziel, ein hohes Leistungsniveau im Turniertennis zu erreichen. • Schultennis: Um Tennis in der 50 Schule zu unterrichten, müssen im besonderen didaktische und organisatorische Gegebenheiten berücksichtigt werden. • Tennisunterricht mit Behinderten: Dieses abschließende Kapitel betrifft sicherlich nur einen kleinen Adressatenkreis, allerdings einen bislang vernachlässigten, aber aus sozialen Gründen sehr wichtigen. Anfängertennis Kleinfeldtennis Kindertennis Die Zielgruppe Tennis-Anfänger (Einsteiger, Beginner) erstreckt sich heute auf jedes Lebensalter. Es gibt 3- bis 4jährige Kinder, aber auch ältere Menschen, die schon bzw. noch mit Tennis beginnen; trotz unterschiedlicher individueller Lernvoraussetzungen können sie aufgrund günstiger äußerer Voraussetzungen (Schläger, Bälle, Spielfeldgröße, Netzhöhe u.a.) bald in der Lage sein, einfache Ballwechsel durchzuführen. So kann man heute fast ohne Einschränkung sagen, daß Tennisspielen in jedem Alter erlernbar ist. Entscheidend für den Start sind Lust am Umgang mit Schläger und Bällen sowie Spaß und Freude am Erlernen des Tennisspiels. Dabei wird der Tennislehrer bei seinen Schülern nicht nur Bewegungsabläufe der Techniken, sondern insbesondere auch die Spielfähigkeit zu entwickeln haben. Dabei kommt der Schulung von Wahrnehmungsfähigkeit eine besondere Bedeutung zu. Das bedeutet, daß seine Schüler lernen müssen, • zunächst die Geschwindigkeit, die Flugkurve und das Absprungverhalten des Balles zu berechnen, • ihre Beinarbeit und Schlagbewegungen daran anzupassen (Timing), • später aber auch die Schlagbewegung ihrer Spielpartner zu beobachten und in ihren Wirkungen vorauszuschätzen (Antizipation). Die Verschiedenartigkeit der Gruppen der Tennisanfänger war noch nie so groß wie heute. Es stellt sich die Frage, ob man in allen Gruppen beiderlei Geschlechts (Kinder, Jugendliche, jüngere Erwachsene und Senioren) nach ähnlichen Lehr- und Lernmustern verfahren kann oder ob spezifische Differenzierungen notwendig sind. Noch vor wenigen Jahren spielten z. B. Tennislehrer mit erwachsenen Schülern fast ausschließlich im Einzelunterricht. Gruppenunterricht wurde hauptsächlich aus Kostenersparnisgründen für Kinder und Jugendliche in Schule und Verein sowie in kommerziellen Tennisanlagen angeboten. Inzwischen haben sich die Auffassungen geändert, und Tennis wird heute in allen aufgeführten Zielgruppen vorwiegend in der Gruppe gelehrt und gelernt. Unbestritten ist die Tatsache, daß sich der gut organisierte Gruppenunterricht für ajje Tennis-Anfänger bewährt hat, vor allem deshalb, weil Lernen in der Gruppe mehr Spaß macht und sich die Beteiligten gegenseitig motivieren. Allgemeines zum Tennisunterricht mit Anfängern Laufwege und Schlagrichtungen, Abstand zu anderen Spielern). Im Zweifelsfall muß die Übung immer unterbrochen werden. Unterricht bei unterschiedlichem Leistungsniveau Bei größeren Gruppen findet man meistens ein unterschiedliches Leistungsniveau. Da jeder Teilnehmer vom Unterricht profitieren will, wird es oft notwendig sein, unterschiedliche Aufgaben, Ziele oder Zählweisen anzubieten, um sich der jeweiligen Könnensstufe der Teilnehmer anzupassen. Besonderes Augenmerk ist auf das entsprechende Zuspiel zu legen. Der Unterricht ist für den Lehrer in diesen Fällen besonders schwer, aber um so befriedigender, wenn er die Situation gemeistert hat. Organisation Zielsetzungen vermitteln Jeder Teilnehmer will wissen, warum er was machen soll. Der Sinn bzw. die Absicht, die mit der Aufgabe verfolgt wird (taktischer Hintergrund), muß immer bewußt gemacht werden. Es gibt unterschiedliche technische Lösungen für gleiche Situationen. Der Unterrichtende sollte in der Lage sein, Situation und Lösung der Aufgabe jeweils aus dem Blickwinkel der Teilnehmer zu sehen. Sicherheit Bei allen Übungen, besonders in größeren Gruppen, ist auf die Sicherheit der Teilnehmer zu achten (Position und Einsatz von Hilfsgeräten, herumliegende Bälle, Die Teilnehmer müssen den Ablauf der Aufgabe verstehen. Bei jeder neuen Übung muß eine gewisse Zeit eingerechnet werden, die die Teilnehmer brauchen, um ihre persönliche Aufgabe (zuspielen, schlagen, zurückspielen, Bälle fangen) zu verstehen. Bei der Einführung von neuen Regeln oder anderer Zählweise muß man sicher sein, daß die Teilnehmer alles verstanden haben, bevor die Übung beginnt. Nachfragen der Teilnehmer sind immer ein Zeichen dafür, daß die Erklärungen unklar oder unvollständig waren. Für den Unterricht mit Anfängern gilt grundsätzlich: 1. Die Reihenfolge der zu lösenden Aufgaben ist bei jeder Schlagtechnik: - Ball treffen Ball über das Netz spielen (relativ hoch) - Ball plazieren (links-rechts, lang) - Ball mit Geschwindigkeit spielen 2. Am Anfang stehen Bewegungen mit geringem Bewegungsumfang beim Ausholen und Schlagen: - Variation des Treffpunktes bezogen auf den Abstand zum Körper (nah-weit) - Variation des Treffpunktes bezogen auf den Abstand zum Boden (tief-hoch) - Variation des Treffpunktes bezogen auf die Schlagrichtung (vorne-hinten) Hinweis: - Bei allen Bewegungen ist immer der gesamte Körper beteiligt. 3. Die Entfernung und die Richtung, aus der der Ball angeworfen/zugespielt wird, wird vergrößert: - Variation der Zuspielrichtung bei festgelegter Schlagposition - Variation des Beginns der Vorbereitung/des Ausholens (früh-spät) auf die Länge des Ballflugs abgestimmt) bei festgelegter Schlagposition - Variation der Schlagposition (Beinarbeit) - Variation der Geschwindigkeit bei der Schlagbewegung Hinweis: - Wenig mit dem »stehenden« Ball arbeiten. - Kleiner Bewegungsumfang beim Ausholen und Schlagen bleibt. - Ausschwungrichtung (und -weite) kann angesprochen werden. 51 Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen 4. Erst wenn von T-Linie zu T-Linie gespielt wird, sollte der Abstand zwischen den Spielern (Lehrer/Schüler) vergrößert werden. Hinweis: - Wenn bei gewünschtem kleinem Bewegungsumfang der Ball nicht über das Netz gespielt werden kann, dann muß zunächst die Zuspielgeschwindigkeit und dann die Geschwindigkeit der Schlagbewegung gesteigert werden. 5. Die Vergrößerung des Umfangs der Aushol- und Schlagbewegung erfolgt auf langsam (weich) zugespielte Bälle. Hinweis: - Die Vergrößerung des Bewegu ngsu mfangs ist sinnvoll bei: Vorhand, Rückhand, Lob, Schmetterball, Aufschlag nicht sinnvoll bei: Flugball, Halbflugball, Stop. Tennisschläger (Lernschläger) Die Größe des besaiteten Schlägerkopfes entspricht dem Normalschläger, das Schlägergewicht ist jedoch bedeutend geringer. Die Schlägerschäfte sind kürzer und die Schlägerlänge ist somit insgesamt geringer. Die Schläger sind handlicher und mit weniger Anstrengung (Kraftaufwand) zu spielen; trotzdem erlauben sie eine sichere Ballkontrolle. Schlägergewicht und Schlägerlänge wachsen mit dem Lernfortschritt und sind immer mit den körperlichen Voraussetzungen der Lernenden in Einklang zu bringen. Stehen nur normale Schläger zur Verfügung, so kann man diese notfalls entsprechend kürzer greifen. Tennisbälle Günstige Lern-Tennisbälle sind leichter als Normalbälle und fliegen langsamer. Bei gleicher Größe sehen die Spezialbälle wie Normalbälle aus und werden von den Abb. 23 Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg im Anfängertennis ist auch, daß Spielgeräte (Schläger, Bälle), Spielfeldgröße und Netzhöhe individuell angepaßt werden und mit dem Spielvermögen der Lernenden wachsen. Einem ausgebildeten Tennislehrer sollte es dann nicht schwerfallen, Anfänger in allen Altersgruppierungen individuell richtig zu fördern und entsprechend zu motivieren. Die nachfolgenden konkreten Empfehlungen beziehen sich auf alle Tennis-Anfänger. 52 Lernenden eher akzeptiert als optisch deutlich unterschiedliche Lern balle. Der langsame Flug der empfohlenen Lernbälle erlaubt den Anfängern eine bessere Ballberechnung und gibt ihnen mehr Zeit zur Schlagvorbereitung und -durchführung. Stehen allerdings keine Lernbälle zur Verfügung, so sind auch weiche, abgespielte Normalbälle geeignet. Tennisfeld Größe und Netzhöhe Jeder Anfänger möchte so schnell wie möglich zum Tennisspielen, d.h., zu regelmäßigen Ballwechseln kommen. Dies gelingt ihm am besten in einem kleineren Tennisfeld mit niedrigerem Netz. Man kann solche Felder auf allen ebenen Flächen einzeichnen und über gespannte Zauberschnüre, Leinenoder Behelfsnetze spielen (s. Schultennis, S. 64). Sobald aber einfachste Zähl- und Spielformen Kinder spielen mit entsprechend kleineren Schlägern Kleinfeldtennis Spielfelder und Netzanlagen Abb. 24 Kleinfeld für Kinder unter Einbezug vorhandener Spielfeldmarkierungen sowie Wettkämpfe durchgeführt werden, ist es vorteilhaft, nach festen Spielregeln auf gleichgroßen, deutlich markierten Spielfeldern mit gleichhohen und festgespannten Tennisnetzen zu spielen. Deshalb sollte dann ein Kleinfeld von der Optik und den Abmessungen her eine echte Kleinausgabe des normalen Tennisfeldes darstellen. Das auf jedem Tennisplatz vorhandene Kleinfeld zwischen EinzelSeitenlinie, T-Linie und Mittellinie entspricht diesen Vorstellungen nur teilweise und kann deshalb nur als Behelf gelten. Besonders empfehlenswert und praktikabel ist eine mobile Tennis-Kleinfeldanlage, die einen normalen Tennisplatz unter Einbezug der vorhandenen Spielfeldmarkierungen in zwei Kleinfelder teilt. Die zusätzlich anzubringenden seitlichen Begrenzungslinien der Kleinfelder können nach dem Spiel problemlos entfernt und wiederverwendet werden. Höhenverstellbare Netzanlagen sind in kürzester Zeit auf- und abgebaut und können auch nach dem Gebrauch zur Seite gerollt werden. Auf den so entstehenden Kleinfeldern kommen die Lernenden sehr schnell zum Tennisspielen und zu einfachen Wettkampfformen. Wer im Kleinfeld die Tennis-Spielidee richtig erfahren und begriffen hat, kann ohne Schwierigkeiten leicht zum Spiel auf dem großen Feld geführt werden. Abb. 25 Aufbau mehrerer Kleinfelder Entsprechend den Vorstellungen des DTB wird eine Netzanlage von 6,10 m Breite und einer Netzhöhe von 80 bis 85 cm empfohlen. Durch Zusammenstellen von 2 Mininetzen mit je 3,05 m Breite kann die geforderte Spielfeldbreite von 6,10 m ebenfalls erreicht werden. Solche Mininetze werden vorwiegend zu Hause (Garage, Hof, Garten ...) verwendet und dienen dem Hometraining von allen Lernenden in jedem Alter. Sie gewinnen aber auch immer mehr Bedeutung im Tennisunterricht mit Großgruppen (Schule, Breitensport ...), weil hierdurch die Spielidee Tennis von der ersten Tennisstunde an zum Tragen kommt. Kleinfelder können auf allen Tennisplätzen, aber auch auf allen halbwegs ebenen Hartplätzen (Schulhöfe, Parkplätze) installiert werden. Stellt man die Netze quer Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen zum Normaltennisfeld auf, so können die vorhandenen Spielfeldmarkierungen sinnvoll genutzt werden, und man muß nur noch wenige Zusatzlinien ziehen. Auf einem Tennisfeld kann man 4 große oder 8 kleine Netze aufstellen und somit 4 x 6 = 24 Schüler oder 8 x 4 = 32 Schüler sinnvoll in das Tennisspiel einführen. Soll auf anderen Sand-, Hart- oder Kunststoffplätzen (also auf Plätzen, die nicht für Tennis eingerichtet sind) Tennis gespielt werden, so braucht man pro Minifeld eine Fläche von 3,05 x 10 m und für ein Wettkampfkleinfeld 6,10x11 m. Die Spielfeldmarkierungen können dann je nach Belag mit Kreide, Klebebändern, Seilen oder »mobilen« Linien gekennzeichnet werden. Grundüberlegungen zum Kleinfeldtennis Die Tennistechnik entwickelt sich spielerisch mit dem Erfolgserlebnis beim Erfüllen der verschiedenen gezielten, aber spielerischen Aufgabenstellungen. Dies entspricht der spielorientierten Konzeption. Der Tennislehrer achtet darauf, daß die Grobform einer akzeptablen Tennistechnik durch alle Spieleinheiten erhalten bleibt und sich zunehmend zur Feinform entwickelt. Es gibt kein »Falsch« und kein »Richtig«, sondern nur Vorschläge zur Lösung der gestellten Aufgaben und Erfolgskontrollen, die der Lernende in den meisten Fällen auch selbst durchführen kann. Der schnelle Schlag spielt im Kleinfeldtennis eine völlig untergeordnete Rolle gegenüber dem gefühlvollen, gezielten und sicheren Schlag. Deshalb kommt zuerst auch dem Miteinanderspielen die wichtigste Bedeutung zu, verbunden mit dem Ziel, häufige Ballkon- 54 takte innerhalb der verschiedenen Ballwechsel zu haben. Das übergeordnete Motto lautet dann immer: Wer schafft mit wem die meisten Ballkontakte innerhalb der Ballwechsel? Wenn mit den Schlagtechniken, Vorhand, Rückhand, Flugball und Aufschlag genügend Ballsicherheit erreicht worden ist, macht auch das Gegeneinanderspielen richtig Spaß. Erst dann ist es möglich, technische und taktische Finessen zum Einsatz zu bringen und spielerisch zu nutzen. Auf dem Kleinfeld wird lebendiges, vielseitiges Tennis gespielt. Der Tennislehrer kann sich bei allen Spielformen als Mitspieler integrieren, er kann aber auch von außen gut beobachten und Tips geben, wenn die Kinder schon untereinander spielen können. Als Pädagoge wird der Tennislehrer immer den Schwächeren helfen und die Besseren fordern. Das kann er durch entsprechend variiertes Zuspiel bewerkstelligen. Nachfolgender Aufbau von Spielreihen wird für Kleinfeldtennis empfohlen Miteinanderspielen 1. Der Lehrer spielt mit der Gruppe die Grundschläge Vorhand, Rückhand und Flugball mit Tips für die Schlägerhaltung, Schlagstellung, Treffpunkt, Timing. Die Schüler spielen aus dem Stand und aus der Bewegung zum Lehrer zurück und kommen schnell zu einem regelmäßigen Ballwechsel (z.B. Rundläufe). Die Aufgaben können vielfältig variiert und kombiniert werden (Laufwege, Art und Zahl der Ballkontakte, Zuspiel, Zielräume etc.). 2. Der Lehrer spielt nacheinander • mit jedem Schüler der Gruppe frontal im halben Kleinfeld möglichst lange Ballfolgen mit Vorhand, Rückhand und Flugball. Er lernt dabei jeden Schüler kennen, mit dessen Stärken, Schwächen und Eigenheiten. Wenn die Ballwechsel mit dem Lehrer klappen, wird es nicht lange dauern, bis die Schüler untereinander spielen können und möglichst lange Ballwechsel zustande bringen wollen. 3. Der Lehrer spielt nacheinander mit jedem Schüler diagonal von der linken in die rechte (oder von der rechten in die linke) Kleinfeldhälfte. Dabei werden die Schlagarten Lob, Schmetterball und Stop sowie das taktisch wichtige Winkelspielen eingeführt und geübt. Die Aufgabe für den Schüler könnte dann zum Beispiel lauten, es darf nur mit Vorhand, oder nur mit Rückhand gespielt werden. Dabei bleibt der längstmögliche Ballwechsel aber immer oberstes Gebot. Gegeneinanderspielen Wenn genügend lange Ballwechsel in den verschiedenen Schlagarten und Schlagkombinationen zustande gebracht werden (Ziel: 10 Ballkontakte), sind die erforderlichen Grundkenntnisse für das Gegeneinanderspielen gelegt. Eine Einführung über ein Doppel Lehrer/Schüler gegen Schüler/Schüler hat sich beim Kleinfeldtennis als sehr vorteilhaft erwiesen. In der einfachsten Form ist jeder Spieler nur für seine Spielfeldhälfte verantwortlich, darf seine Bälle aber beliebig in die gegnerische Hälfte spielen. Der Ball wird diagonal von unten ins Spiel gebracht und es wird numerisch gezählt. Der Lehrer spielt zuerst mit dem schwächsten Schüler, um diesen zu motivieren. Anfängertennis Tennis-Doppel Der Lehrer spielt anfangs wieder mit, vor allem als Unterstützung der schwächeren Spieler. Später spielen die Schüler untereinander, und der Lehrer gibt nur Tips von außen. Es wird ein normales Tennis-Doppel mit Aufschlag von unten gespielt. Die Ballkontakte der Beteiligten sind jetzt beliebig, und dementsprechend entwickeln sich schon bald spielerische Standardsituationen und verschiedenartig taktische Lösungsmöglichkeiten. Alle zuvor erprobten Schlagarten können jetzt situationsangepaßt eingesetzt werden. Das vielseitige, variable Spiel gewinnt sehr an Bedeutung. Tischtennis-Doppel Als Vorbereitung für das Einzelspiel kommt dieser Form eine wichtige Bedeutung zu. Gespielt wird zuerst mit dem Lehrer - später nur mit Schülerbeteiligung. Die Ballkontakte der Doppelpartner wechseln regelmäßig nach jedem Schlag, wie beim Tischtennis; jeder Spieler muß sich jetzt in der ganzen Spielfeldhälfte zurechtfinden. Die Raumaufteilung und die Spielübersicht werden geschult. Doppel mit Schlägerwechsel Jeder Spieler muß jetzt unter Zeitdruck (Schlägerwechsel) konzentriert den Ball verfolgen und wird von seinem Mitspieler kaum mehr entlastet. Auf beiden Seiten wird jeweils nur mehr mit einem Schläger gespielt, der nach jedem Ballkontakt vom Mitspieler übernommen wird (s. Abb. 24, S. 53). Jeder Spieler übernimmt innerhalb des Doppels auch den Part eines Einzelspielers. Diese Spielform eignet sich hervorragend zur Schulung von Reaktion und Koordination. Vom Doppel- zum Einzelspiel Im Einzel ist jeder Spieler nur noch auf sich alleine angewiesen, und es gilt, die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten behutsam zu erproben. Deshalb sollte das erste Einzel immer zwischen Lehrer und Schüler stattfinden. Der Lehrer kann den Schwächeren aufbauen und den Vorwitzigen in den richtigen Schranken halten. Von der numerischen Zählweise kann zu den normalen Tennisregeln übergegangen werden, wobei im Kleinfeld vielfach Tiebreak-Regeln und Zeitspiele sinnvoll angewendet werden können. Der Aufschlag kann weiterhin von unten ausgeführt werden. Wenn Aufschläge von oben erlaubt werden, so darf nur ein Versuch gewährt werden, damit keine Aufschlagdominanz entsteht. Im Kleinfeldtennis sollen möglichst lange Ballwechsel stattfinden, und nicht schnell (Bum-Bum-Tennis), sondern gefühlsbetont gespielt werden. Kleinfeldtennis-Turniere Wenn Tennisschüler Spaß an Tenniswettkämpfen gefunden haben, sollte es auch Möglichkeiten für sie geben, an Kleinfeldtennis-Turnieren teilzunehmen. Dabei sollte darauf geachtet werden, daß alle Beteiligten oft zum Zuge kommen und lieber die Spieleinsätze der Beteiligten kurz ausfallen. Sehr vorteilhaft wäre ein Spielplan nach Zeit, wie etwa bei einem GongTurnier mit Spielzeiten von 10 bis 15 Minuten. Wenn anfangs in kleine Gruppen eingeteilt wird, in denen jeder gegen jeden (4er-Gruppen) spielt und je nach Gruppenplatz weiter eingeteilt wird, haben alle Beteiligten ein gleiches Maß an Spielzeit, Anstrengung und Spaß gehabt. Darauf sollte die Absicht des Wettkampfs im Kleinfeld vorrangig abzielen und eine gute Voraussetzung bieten für eine erstrebenswerte Einstellung für den Übergang zum Tenniswettkampf auf dem großen Tennisfeld. Ballund Körperbeherrschung bringen Spaß und Freude beim Tennisspiel. Auf dem Kleinfeld lernt man beides am leichtesten. Übergang zum Normaltennis auf dem Großfeld Je nach Spielvermögen und Ambitionen der Lernenden erfolgt eine allmähliche Steigerung zum normalen Großfeldtennis durch stufenweisen Abbau aller zuvor gewährten Erleichterungen. Die Anforderungen in bezug auf Schläger, Bälle, Netzhöhe und Spielfeldgröße werden entsprechend der sich verbessernden Spielfähigkeit in individuell angepaßten Dosierungen erhöht. Die persönlichen Ambitionen der Lernenden sollten dabei in jedem Falle berücksichtigt werden. So könnte es durchaus sein, daß ein Teil der Anfänger (z.B. ältere Menschen) gar nicht bis zum »Normaltennis« kommen und mehr Spaß beim Spiel mit Erleichterungen durch Gerät und Spielfeld findet. So gibt es heute im Zuge des Breiten- und Freizeitsports auch schon Veranstaltungen, die Tennis nur im Kleinfeld vorsehen, als Selbstzweck und ohne weitere Steigerung. Anders ist es im Tennis mit Kindern von 4 bis 6 Jahren; hier dient Kleinfeldtennis als wichtige Vorstufe zur Talentsichtung und als spielerische Grundlage zur sinnvollen Entwicklung des Großfeldtennis. Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen Die Entwicklung des Spielgedankens und eine frühzeitige taktische Schulung und Ausbildung stehen hier im Vordergrund aller Überlegungen. Tennislernen im Anfängerbereich findet in vielfältigerweise und unter sehr unterschiedlichen äußeren Gegebenheiten statt: im Verein, in derSchule, auf Mietplatzanlagen, in Ferien-Camps oder in speziellen Tennisschulen. In allen Fällen bietet der Unterricht in einer Gruppe Vorteile gegenüber dem traditionellen Einzelunterricht. Im Gruppenunterricht spornen sich die Lernenden gegenseitig an, unterstützen und motivieren sich untereinander und erleben Tennis in einer entspannten Atmosphäre. Kindertennis sollte vorrangig induktiv über Aufgabenstellungen und Spielreihen in Kleinfeldern eingeführt und entwickelt werden. Ball indirekt diagonal über das Netz spielen Elementarschule Unter dem Leitgedanken »vom Kleinfeld (kurze Entfernung) zum Großfeld (große Entfernung)« stellt die Elementarschule einen möglichen Weg für das Anfängertennis dar. Nach Abschluß eines systematisch aufgebauten 10-Stunden-Programms sollen die Teilnehmer (relativ unabhängig vom Alter) folgendes können: - miteinander im Kleinfeld spielen, - auf Zuspiel des Lehrers von der Grundlinie und vom Netz zurückspielen, - aufschlagen und schmettern. Die Konzeption dieser Elementarschule hat folgende Schwerpunkte: • Gruppenunterricht von vorzugsweise 4 Personen auf einem Platz. • Sowohl technik- als auch spielorientierte Vorgehensweise kommen zur Anwendung. • Als methodische Maßnahmen stehen Demonstration und geschickte Aufgabenstellung im Vordergrund. • Bilaterales Tennis hat eine hohe Bedeutung, d.h. das Spielen sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand ebenso wie das beidhändige Spielen auf beiden Seiten. Die allgemeine Koordination wird besser geschult, die Körperausbildung erfolgt auf beiden Seiten gleichmäßig, und es kommt nicht so leicht zu Überlastungsschäden. Ein gewisser positiver Lerntransfer in der Tennistechnik ist sicherlich vorhanden, d.h., das Üben eines Schlages mit der linken Hand kann die Schlagausführung mit der rechten Hand verbessern. Schließlich macht gerade Kindern der vielseitige Umgang mit dem Schläger Spaß, so daß Bewegungsaufgaben im Tennisunterricht im Sinne des bilateralen Tennis auch zur Auflockerung des Unterrichts beitragen. • Die Aufgaben können zunächst mit kürzeren und leichteren Tennisschlägern (gegebenenfalls mit kurzgefaßten Normalschlägern) und mit langsam fliegenden Spezial-Lernbällen durchgeführt werden. • Geübt wird weitgehend mit Partnerhilfe. Der Partner übernimmt die Aufgabe des Ballanbietens, und anschließend erfolgt ein Rollentausch. • Beim Spielen über größere Entfernungen übernimmt zunächst der Lehrer die Aufgabe des Zuspiels. 56 Elementarschule Das 10-Stunden-Programm im Überblick 1. Stunde Indirektes, senkrechtes Hochspielen des Balles 2. Stunde"| Indirektes Hochspielen des Balles über größer werdende Entfernungen 3. Stunde") Anwenden von Vorhand und Rückhand im T-Feld | 4. Stunde"! 1. Schwerpunkt: Flugball-Vorhand und -Rückhand 2. Schwerpunkt: Vorhand und Rückhand im T-Feld als Wiederholung | 5. Stunde"] Anwenden von Vorhand, Rückhand und Flugball im T-Feld | 6. Stunde" 1. Schwerpunkt: Schmetterball 2. Schwerpunkt: Vorhand und Rückhand bei variabler Distanzvergrößerung in Richtung Grundlinie | 7. StundeH 1 • Schwerpunkt: Aufschlag 2. Schwerpunkt: Vorhand und Rückhand bei variabler Distanzvergrößerung in Richtung Grundlinie, Flugball auf Zuspiel aus unterschiedlichen Entfernungen | 8. Stunde Kombination der bekannten Schlagtechniken | 9. Stunde7] Wiederholung aller Techniken und Vorbereitung auf den Abschlußtest |10. Stunde | Abschlußtest Ball indirekt knapp über das Netz spielen 57 Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen ^^^ fcf^jfosfefr* ^ Ifetu ricl^ Aufgaben sollen sowohl mit der rechten und der linken Hand als auch beidhändig und jeweils mit der Vorhand- und Rückhandseite gelöst werden; alle Übungen beginnen mit dem Anwerfen des Balles. 1. Alleine (Spiel mit sich selbst) den Ball indirekt senkrecht hochspielen 2. Partnerweise abwechselndes, indirektes und senkrechtes Hochspielen des Balles - Ball springt im Korridor auf - Spieler stehen außerhalb des Korridors 3. Ball indirekt über das Netz zuspielen - Ball soll hoch über das Netz fliegen - Ball soll knapp hinter dem Netz aufspringen - Ball soll in bedrängten Situationen zunächst sich selbst hochgespielt werden (Kontrollschlag) und dann erst über das Netz zum Partner a) Spieler stehen jrn Korridor (frontale Position zum Netz) b) Spieler stehen außerhalb der Einzel- bzw. Doppellinien (seitliche Position zum Netz) 2. Ball indirekt diagonal über das Netz zuspielen (s.S. 56) - Position nah am Netz, frontale Stellung zum Netz - Ball soll innerhalb bzw. außerhalb der Einzellinie aufspringen (Empfehlung für Griffhaltungen) 3. Partner bewegen sich parallel zum Netz, einer spielt diagonal, der andere longline 4. Partner spielen diagonal über größere Entfernungen - Position nah am Netz, frontale Stellung zum Netz (in bezug auf die Schlagrichtung des Balles steht der Spieler in einer seitlichen Schlagstellung) - Ball auch sich selbst hochspielen (Kontrollschlag) 5. Ball longline im Korridor über das Netz spielen - Spieler stehen außerhalb der Seitenlinien in seitlicher Schlagstellung - Abstand vergrößern und verkleinern 6. Spiel 2 gegen 2, abwechselnd schlagen ::ÄH^ 4. Spielerstehen im Kreis und spielen sich den Ball abwechselnd indirekt Aufgaben sollen vorrangig mit der gewohnten Schlaghand oder beidhändig gelöst werden; Ball durch Anwurf für sich selbst ins Spiel bringen. 5. Spiel 2 gegen 2, abwechselnd schlagen 1. Im Aufschlagfeld miteinander über das Netz spielen (longline und cross) Aufgaben sollen sowohl mit der rechten und der linken Hand als auch beidhändig und jeweils mit der Vorhand- und Rückhandseite gelöst werden; Ball kommt durch Zuwurf zum Partner oder Anwurf für sich selbst ins Spiel. 1. Ball indirekt über das Netz zuspielen - Position nah am Netz, seitliche Schlagstellung zum Netz - Ball soll im Korridor aufspringen 58 2. Schulung des seitlichen Abstands zum Treffpunkt - Partner steht auf der gleichen Seite des Netzes wie der Spieler und wirft den Ball auf einer Seitenlinie an a) Spieler schlägt aus vorgegebener Platzposition b) Schulung der Beinarbeit zur Seite zur Schlagposition (Cha-Cha-ChaRhythmus) 3. Ballwechsel im Aufschlagfeld - Schulung des seitlichen Ab- - stands (auch mit Kontrollschlag); nach dem Schlag zwei bis drei Seitstepschritte in Richtung Mitte des Aufschlagfeldes nur cross oder nur longline spielen 4. Ballwechsel im Aufschlagfeld - Schlagrichtung ändern - Ball auffangen und neu anspielen oder Ballwechsel mit bzw. ohne Kontrollschlag spielen 5. Spiel 2 gegen 2, mit- oder gegeneinander 6. Rundlauf um den Lehrer | • -grer/. -4 -Stunde- >>^~^f-S\ Aufgaben 1 bis 6 sollen sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand und jeweils mit der Vorhandund Rückhandseite gelöst werden. 1. Ball partnerweise direkt über das Netz spielen - Naher Abstand zum Netz - Abstand variieren 2. Ball partnerweise über das Netz werfen und fangen 3. Zugeworfenen Ball vom Schläger abprallen lassen - Erfahrung mit verschiedener Schlagflächenstellung 4. Zugeworfenen Ball weich nach oben zurückspielen 5. Zugeworfenen Ball sich selbst 2-3mal hochspielen, dann über das Netz nach vorne-oben zurückschlagen (Partner soll den Ball fangen) 6. Von der T-Linie aus zugespielten Ball als Flugball zurückspielen - Zuspieler: Ball auffangen und neu anspielen oder Ballwechsel mit bzw. ohne Kontrollschlag weiterführen 7. Flugball miteinander im Aufschlagfeld 8. Spielen von Vorhand und Rückhand im T-Feld als Wiederholung der letzten Stunde Elementarschule | ' - r-^M^v-StiTna^ •EB>-' '•"* I Aufgaben sollen mit der gewohnten Schlaghand oder beidhändig gelöst werden; als Spielfeld gelten die Aufschlagfelder. 1. Wiederholung von Vorhand, Rückhand und Flugball 2. Kombination dieser drei Techniken 3. Lösen taktischer Aufgaben bezüglich - Schlagrichtung . - Schlaglänge - Ballflughöhe 4. Spiel gegeneinander E 7. Stünde [ Aufgaben sollen mit der gewohnten Schlaghand gelöst werden. Aufgaben sollen mit der gewohnten Schlaghand oder beidhändig gelöst werden. 1. Ball von der T-Linie aus im hohen Bogen über das Netz werfen 1. Wiederholung aller Schlagtechniken mit individueller Schwerpunktsetzung 2. Ball auf Partnerzuwurf nach vorne wegspielen 2. Durchspielen der Testübungen 3. Ball sich selbst anwerfen und nach vorne wegspielen 3. Regelkunde/»Etikette« (Verhaltensnormen) 4. Abstand vom Netz zunehmend vergrößern (bis zur Grundlinie) und Ball a) in höherem Bogen b) in flacherem Bogen über das Netz ins Aufschlagfeld spielen : Aufgaben sollen mit der gewohnten Schlaghand gelöst werden. 5. Vorhand und Rückhand mit variabler Abstandsvergrößerung in Richtung Grundlinie spielen 1. Ball mit dem Schläger auf den Boden prellen 6. Flugball auf Zuspiel aus zunehmender Entfernung spielen 3. Hoch über das Netz zugeworfenen Ball über Kopfhöhe nach vorne über das Netz wegspielen 4. Hoch zugeworfenen Ball zunächst in, dann über Kopfhöhe über das Netz nach unten spielen - Ausholen vor dem Körper, Griffhaltung, seitliche Schlagstellung 5. Laufen unter den späteren Treffpunkt und zugeworfenen/zugespielten Ball a) mit Nichtschlaghand fangen b) schmettern c) schmettern in Zielfelder 6. Vorhand und Rückhand mit variabler Abstandsvergrößerung in Richtung Grundlinie auf Zuspiel durch den Lehrer, später auch partnerweise, spielen; zu weit gespielte Bälle auffangen und neu anspielen, nach einem Kontrollschlag oder als Flugball zurückspielen L_ 8. Stunde 10. Stunde ] Abschlußtest: Aufgaben sollen mit der gewohnten Hand oder beidhändig gelöst werden. jglStüncIg^tgg^ 2. Hoch zugeworfenen Ball über Kopfhöhe fangen (vorrangig mit der nicht gewohnten Hand) 9. Stünde | 1. Miteinander spielen - Spielfeld: zwei gegenüberliegende Aufschlagfelder - Beginn: beide Partner hinter der T-Linie - Modus: jeder Spieler hat 9 Versuche, der Ball muß bei einem Versuch 10mal über das Netz fliegen Aufgaben sollen mit der gewohnten Schlaghand oder beidhändig gelöst werden. 2. Aufschlag - Von 10 Versuchen müssen 3 im Aufschlagfeld landen 1. Vorhand und Rückhand von der Grundlinie auf Lehrerzuspiel vom Netz 3. Vom Lehrer zugespielte Bälle mit Vorhand und Rückhand von der Grundlinie aus zurückschlagen - Lehrer in Netzposition spielt abwechselnd 10mal auf Vorhand und 10mal auf Rückhand zu; Schüler muß 5 Vorhandund 5 Rückhandschläge ins Einzelfeld spielen 2. Flugball-Vorhand und -Rückhand auf Lehrerzuspiel von der Grundlinie 3. Partnerweises Spiel mit Vorhand und Rückhand von der Grundlinie und Spiel am Netz 4. Aufschlag und Return 5. Spiel 2 gegen 2 von der Grundlinie, jeweils abwechselnd schlagen a) miteinander spielen b) gegeneinander spielen 4. Vom Lehrer zugespielte Bälle als Flugball und Schmetterball zurückschlagen - Lehrer spielt von der T-Linie nacheinander 6mal zum Flugball-Vorhand, 6mal zum Flugball-Rückhand und 10mal zum Schmetterball zu; Schüler muß 3 Flugbälle Vorhand, 3 Flugbälle Rückhand und 5 Schmetterbälle ins Einzelfeld spielen Alle Anforderungen müssen erfüllt werden Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis Zielgruppenbeschreibung Neben Anfängern aller Altersgruppen stellen Erwachsene, die über mehr oder weniger umfangreiche Spielerfahrungen, also auch über entsprechende Techniken verfügen, sicherlich eine der größten Schülergruppen des Tennislehrers dar. Gemeint sind hier sogenannte Freizeitspieler, also Erwachsene, die keine besonderen leistungssportlichen Ambitionen haben. Das sind vor allem Tennisspieler, die zwar schon seit längerer Zeit Tennis spielen, sich allerdings nicht am organisierten Wettkampfsystem beteiligen, und oft sind es Tennisspieler, die Tennis erst sehr spät gelernt oder sehr lange nicht mehr gespielt haben. Erwachsene Freizeitspieler können ganz unterschiedliche Motive haben, Tennis zu spielen und ihr Spiel zu verbessern. Insofern sind auch ihre Erwartungen und Wünsche an den Tennislehrer recht verschieden. Die Unterschiede in dieser Adressatengruppe ergeben sich aus • der Altersspanne (vom Übergang des Jugendalters über das Erwachsenenalter bis zum Seniorenalter), • dem grundsätzlichen Stellenwert sportlicher Betätigung (Geselligkeit, Fitneß, soziale Anerkennung), • dem Stellenwert von Tennis in der Freizeit und die dafür zur Verfügung stehende Zeit (täglich oder selten spielen), • dem jeweiligen Freizeitumfeld (Verein, Tennisschule, Urlaub), 60 • den sozialen Beziehungen im Freizeitbereich (Tennis mit Familie, Freunden, Geschäftspartnern, neuen Bekannten). Der Tennislehrer muß versuchen, die Erwartungen seiner Schüler im Gespräch zu erfahren, um • seinen Unterricht zu planen, • sich auf die speziellen Bedürfnisse seiner Schüler einzustellen, • die Vorstellungen der Schüler nötigenfalls auf ein realistisches Maß zu reduzieren oder zu erweitern, • seine Schüler gegebenenfalls in eine passende Gruppe einteilen zu können. Trotz unterschiedlicher Erwartungen und Voraussetzungen von Freizeitspielern gibt es durch den gemeinsamen Wunsch, Tennis besser spielen zu wollen, noch genug Übereinstimmungen. Insofern lassen sich die verschiedenartigen Motive in zwei allgemeine Zielstellungen zusammenfassen: • Miteinander paarweise oder in Gruppen Tennis spielen • Gegeneinander im Einzel und Doppel Tennis spielen Dabei kann für einzelne das Tennisspielen durchaus noch andere Zielaspekte, wie die oben beschriebenen, einschließen. Konzeption »Miteinander spielen« Ausgehend von einer übergeordneten Konzeption, ergeben sich inhaltliche Folgerungen. Die Partner wollen paarweise, möglicherweise in Gruppen miteinander Tennis spielen. Das geschieht im allgemeinen ohne Wettkampf, aber im Rahmen des Spielgedankens (unter Umständen mit veränderten Regeln). Spezielle Zielstellungen • Längere Ballwechsel im Grundlinienspiel • Spielformen: Entwicklung einer individuell realistischen Spielvorstellung, Ballwechsel mit einer mittleren Höhe und Geschwindigkeit zu spielen • Haupttechniken: Grundschläge Vor- und Rückhand, zur Abwechslung und als Koordinationsschulung auch Aufschlag und andere Techniken • Beweglichkeit und Ausdauer auf dem Tennisplatz • Gelegentlich Übungen zur Entwicklung der Stützmuskulatur (Rumpf) Konzeption »Gegeneinander spielen« Die Partner wollen wettkampfmäßig, im Einzel oder Doppel, gegeneinander spielen. Sie spielen dabei im Einzel vorwiegend von der Grundlinie aus. Spezielle Zielstellungen • Taktik: Entwicklungeines individuell realistischen Spielkonzepts, d. h. Anwendung der Techniken vorwiegend unter dem Aspekt ihrer Sicherheit und Plazierung (Fehler vermeiden), Doppeltraining • Grundschläge verbessern und zunehmend durch Drall sicherer machen • Individuelle Aufschläge mit Drall entwickeln • Entwicklung von Topspin-Vorhand und Slice-Rückhand • Returnschulung im Zusammenhang mit Wahrnehmungsschulung • Im Zusammenhang mit Doppeltraining Flugbälle und Schmetterball verbessern, an- Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis n dere Techniken auf Wunsch und zur Koordinationsschulung anbieten • Aufwärm- und Beweglichkeitsprogramm quasi als Ritual entwickeln • Spielnahes Ausdauertraining anbieten • Tips zum ergänzenden Krafttraining geben Allgemeine methodische Hinweise Umlernen Bei der Verbesserung der oft über sehr lange Zeiträume automatisierten Technik sollte der Lehrer bevor er das sehr schwierige Umlernen empfiehlt - versuchen, durch geeignete Bewegungsaufgaben taktische Grundhaltungen zu verändern. Bevor also festgefahrene Bewegungsabläufe oder gar Griffhaltungen korrigiert werden, könnte man seine Schüler z.B. davon überzeugen, langsamer oder höher zu spielen. Erst wenn solche Aufgabenstellungen nicht zum Ziel führen, sollten gezielte Korrekturen von Bewegungsabläufen einsetzen. Korrekturmaßnahmen Dabei empfiehlt es sich, durch geeignete Maßnahmen (s. Vorschläge zur Bewegungskorrektur S. 34) vor allem die Hauptaktionen im Auge zu haben. Spielräume in den Hilfsaktionen sollten weitgehend belassen und sogar weiter ausgeschöpft, leichte Mängel so weit wie möglich akzeptiert werden. Es ist Wert zu legen auf angemessenen Bewegungsrhythmus und Bewegungsfluß. »Zwingende« Bewegungshilfen, Ballmaschine und Video können die empfohlenen Lernprozesse unterstützen. Organisationsformen Als Organisationsform bietet sich der Gruppenunterricht mit drei bis vier Erwachsenen an. Das gilt um so mehr, als Spielformen zur Entwicklung der Spielfähigkeit bzw. des taktischen Denkens im Mittelpunkt des Unterrichts erwachsener Fortgeschrittener stehen sollten. Einzelunterricht empfiehlt sich dagegen vor allem bei der Korrektur spezifischer individueller Probleme. Maßnahmen • Spielerinnen und Spieler überzeugen, ihre eigenen Ansprüche auf ein realistisches Maß zu begrenzen; Erwachsene brauchen oft einsichtige Begründungen als Motivation und viel Geduld zu Veränderungen • Lernhilfen verwenden: Netz erhöhen, im T-Feld und halben Feld spielen, verstärkt mit Vorwärts-, aber auch mit Rückwärtsdrall spielen Spezifische methodische Probleme und Maßnahmen Schlechte Stellung zum Ball Ursachen hierfür liegen in unzureichender Ballberechnung und mangelhafter (häufig »bequemer«) Beinarbeit. Bei erwachsenen Fortgeschrittenen im Freizeittennis liegen oft verfestigte Fehler und Probleme vor. Das ergibt sich aus ihrer Lerngeschichte. Sie spielen in der Regel schon lange, aber nicht immer regelmäßig Tennis, haben sich vieles selbst angeeignet und eventuell bei unterschiedlichen Lehrern Unterricht gehabt. Wie bereits angemerkt, sind eine Reihe von Problemen durchaus über die einsichtige Veränderung von taktischen Grundhaltungen zum Spiel lösbar. Dadurch kann zeitaufwendiges, wenig motivierendes und nicht immer erfolgreiches Umlernen vermieden werden. Folgende Probleme tauchen bei erwachsenen Fortgeschrittenen häufig auf: Maßnahmen • Systematisch variiert (und verabredet) zuspielen (Länge, Richtung, Höhe, Geschwindigkeit, Drall), verbunden mit Beobachtungsaufgaben von gegnerischem Schlägerschwung und Ballflug • Gezielt ständige Bewegung der Beine erzwingen, auch in Erwartung des Balles • Fuß- und Beinarbeit betonen, mit gymnastischer Aufwärmung schulen • Technik ständig aus der Bewegung heraus trainieren • Schläge aus Notsituationen üben Hohe Fehlerquote Ursachen hierfür finden sich oft in einer falschen Spielvorstellung, die auch durch eine unangemessene Orientierung am Spitzentennis provoziert wird. Zu hohe Schlaggeschwindigkeit, zu knapp über das Netz geschlagene Bälle und zu »schöne« Bewegungen führen zu vielen unnötigen Fehlern. Mangelhafte Griffhaltungen Ursachen hierfür liegen in der Lerngeschichte. In der Regel wird bei mangelhaften Griffhaltungen die Schlagflächenstellung durch automatisierte Drehung des Unterarms korrigiert. Maßnahmen Umlernen ist aufgrund der automatisierten Bewegung sehr langwierig oder gar unmöglich. Dies 61 Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen sollte deshalb nur dann versucht werden, - wenn mangelhafte Griffhaltungen das Neulernen von Techniken wesentlich erschweren (z.B. erschwert ein Rückhandgriff das Erlernen eines TopspinVorhand) und - wenn der Lernende sehr motiviert ist, etwas zu verbessern. Als Alternativen bieten sich an, - besser mit dem gegebenen Griff umzugehen, also in schwierigen Situationen langsamer zu spielen und - Techniken zu benutzen, zu denen die Griffe passen (z.B. Slice spielen, wenn Vorhandgriff auf der Rückhandseite benutzt wird). Später Treffpunkt Die Ursache hierfür kann ebenfalls in einer mangelhaften Griffhaltung liegen. Häufig ist die Ursache aber auch bei der Verfestigung falschen Timings aufgrund mangelhafter Ballberechnung zu suchen, wobei die Kompensation mit Handgelenkseinsatz, verbunden mit unökonomischem Kraftaufwand, ständig zu einer zu hohen Fehlerquote führt. Maßnahmen Versuchen, die Ballberechnung des Schülers zu verbessern; andererseits gilt es jedoch, das Timing wie folgt zu verändern: • Schlagen unter verabredeten, erleichterten Bedingungen (Treffpunkt festlegen) • Zwingende Situation schaffen, z. B. Bälle besonders kurz zuspielen; erzwingen, daß die Füße hinter einer Hilfslinie bleiben; fordern, daß der Schläger weit über den Treffpunkt hinaus schwingt • Den Rhythmus zwischen Ausholen und Schlagen verändern; 62 Ausholen während der ersten Flugphase des Balles - Übergang zum Vorschwung beim Auftreffen des Balles am Boden (Auftreffpunkt großflächig markieren) Aufschlagprobleme Die Ursachen der Aufschlagprobleme liegen vor allem in der Ungenauigkeit des Ballanwurfs, Koordinationsschwierigkeiten zwischen Ballanwurf und Schlagbewegung sowie deutlich ausgeprägter Pause in der Schlinge hinter dem Rücken. Sie sind in der langen Lerngeschichte der Erwachsenen begründet und in der Regel sehr verfestigt. Grundsätzliche Veränderungen des Bewegungsablaufs empfehlen sich deshalb nur äußerst selten. Maßnahmen • Schlaggeschwindigkeiten im Training und Wettkampf reduzieren, auch bei ersten Aufschlägen, denn die Koordinationsprobleme treten vor allem bei hohen Bewegungsgeschwindigkeiten auf • Wurfgenauigkeit verbessern • Situation zeitweilig vereinfachen (z. B. von T-Linie aus aufschlagen) • Pause in der Ausholbewegung akzeptieren, aber an das Ende des Rückwärtspendels verschieben (»absichtliche« Pause vor dem Einschwung in die Kehre, auch zur Konzentration auf das Werfen) Flugballschwäche Die Ursache hierfür liegt häufig im späten Erlernen des Flugballs und dadurch begründetem negativem Transfer von den Grundschlägen (zu große Ausholbewegung, kein vorwärts-abwärts gerichtetes Schlagen). Abb. 26 Beim »Lenkradvolley« wird der Schlägerkopf mit beiden Händen gehalten Maßnahmen • Zwingende Situation: Flugball mit dem Rücken zur Wand oder »Lenkrad-Volley« (Schlägerkopf mit beiden Händen wie ein Lenkrad fassen und so den Ball als Flugball spielen, s. Abb. 26) • »Überkorrekturen« verwenden: geblockte Flugbälle ohne Ausholen und Schlagen spielen • Vorwärts-abwärts gerichtete Bewegung von der Slice-Bewegung ableiten, ggf. über den Slice einführen • Übungsmatches mit »PflichtAngriffen« spielen lassen Tennisspielen außerhalb von Vereinen Bis vor etwa 40 Jahren war Tennis ausschließlich in speziellen Tennisvereinen und in Abteilungen von Turn- und Sportvereinen angesiedelt. Ein großes Münchner Sportgeschäft leitete dann mit seinen kommerziell betriebenen Tennisplätzen und -hallen eine neue Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis Tennisära ein, die in den letzten 4 Jahrzehnten zahlreiche ähnlich aufgebaute Nachfolger gefunden hat. In fast allen mittleren und größeren Städten findet man heute kommerziell betriebene Tennisanlagen, die ein ganz eigenes Publikum haben. Was treibt die Leute dorthin, und wo liegen die Unterschiede im Tennisangebot dieser Anlagen zu dem der Tennisvereine? Vorrangig sind es Tennisspäteinsteiger und sog. Freizeitspieler, die ihren Tennisspaß in der kommerziellen Anlage suchen. Sie haben kaum Interesse am Leistungsoder am Mannschaftstennis. Sie wollen ihre festen Stunden buchen und nicht auf einen freiwerdenden Platz oder gar auf einen Partner warten. Sie suchen aber auch den persönlichen Erfolg und nehmen gerne das Angebot der Tennisschulen wahr, ohne die kommerzielle Tennisanlagen normalerweise nicht auskommen. Das Ziel heißt dann, möglichst rasch spielfähig zu werden, damit man sich schon bald mit anderen Gleichgesinnten verabreden kann. Da eine Spielpartnervermittlung auf der kommerziellen Anlage im Gegensatz zu den Vereinen fast ausnahmslos angeboten wird, ist dieses Ziel schnell realisierbar. Die Tennisschulprogramme sehen dafür meist fest umrissene Kursprogramme vor, die im untersten Fall nach 10 Unterrichtsstunden mit einem ersten Spielfähigkeitstest enden (vgl. Kapitel »Elementarschule«). Der Spaß an der Bewegung und am Spiel steht absolut im Vordergrund, und der gute Animateur ist für diese Zielgruppe ein wichtigerer Ansprechpartner als ein Lehrer, dem Systematik und Methodik über alles geht. Die spezifischen methodischen Probleme und Maßnahmen in dieser Zielgruppe sind im Kapitel »Fortgeschrittene Erwachsene im Freizeittennis« ausführlich beschrieben und bedürfen keiner weiteren Erläuterung. Die Zeichen unserer Zeit weisen aber eindeutig darauf hin, daß sich zukünftig die Positionen von Tennisverein und kommerzieller Tennisanlage immer stärker überlagern, denn der Breiten- und Freizeitsport gewinnt im Tennisverein immer mehr an Bedeutung und läßt den Vereinen langfristig nur dann eine Überlebenschance, wenn sie auch dem Hobbyspieler adäquate Möglichkeiten und Anreize offerieren. Für die kommerziellen Anlagen gibt es umgekehrt auch die Möglichkeit, durch die Konstruktion eines Clubs in ihrer Anlage gewisse Vorteile der Vereinsstrukturen nachzuvollziehen und für die Minderheit ihrer Kunden eine Möglichkeit zu schaffen, sich an Mannschaftswettbewerben zu beteiligen. Tennis in Ferienclubs und Camps, Tenniswochen und -weekends In den letzten Jahren hat sich die Anzahl derjenigen stark vermehrt, die ihre ersten Tennisschritte in Ferienclubs getan haben, oder in Reisetennisschulen in Wochenoder Weekendkursen erstmals mit Tennis konfrontiert wurden. In entspannter Urlaubsatmosphäre und in netter Gesellschaft von anderen Tennisinteressierten herrscht in den dort angebotenen Gruppenkursen ein ausgesprochen günstiges Lernklima. Weiterhin wirkt es sich sehr vorteilhaft aus, daß der Tennisunterricht in sehr komprimierter Form stattfindet und der Lernerfolg bei 2 bis 6 Stunden Tennis pro Tag viel deutlicher und schneller sichtbar wird, als zu Hause bei einer Unterrichtsstunde pro Woche. Diese Vorteile haben inzwischen auch viele Tennislehrer dazu bewogen, mit ihren eigenen Schülern Tenniscamps und Tennis-Weekends im sonnigen Süden, zumindest aber in außerhalb ihrer Vereine gelegenen Tennisanlagen abzuhalten. Die damit verzeichneten Erfolge und Anerkennungen für die Tennisschule sind zum Teil überragend und weisen neue Wege für die Zukunft. Besonders effizient wirken sich dabei mannigfaltige Programme mit unterschiedlichen Anziehungspunkten aus, die in multifunktional ausgerichteten Anlagen möglich sind. Das reicht dann vom Tennis über Squash, Badminton, Golf, Fitneß, Billard, Sauna und Solarium usw. bis zu kulinarischen Genüssen und gesellschaftlichen Anbindungen, wie Tanz, Disko und anderen Vergnügungen. Diese Tendenzen sind für kommerzielle Überlegungen unverzichtbar und werden auch bald für Vereine eine wichtige Rolle spielen, vor allem dann, wenn der fast überall feststellbaren Mitgliederstagnation entgegengewirkt werden soll. Sport treiben und speziell auch Tennis spielen ist heutzutage so vielfältig möglich, daß es nur in den seltensten Fällen noch genügt, die dazu erforderlichen Sportanlagen zur Verfügung zu stellen. Es muß schon auch etwas »losgemacht« werden, wobei der gesellschaftliche Anspruch jedweder Art heute schon längst den leistungsbezogenen, sportlichen Ambitionen den Rang abgelaufen hat. Spaß muß es machen, und rühren muß sich was, sonst läuft nicht mehr viel. Das gilt für Vereine ebenso wie für alle Unternehmungen und Veranstalter, die mit Tennis zu tun haben. Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen Schultennis Schülerumfragen gemäß gehört Tennis zu den beliebtesten Sportarten des Schulsportangebots. Leider steht der praktischen Umsetzung dieser Interessen eine Vielzahl von Problemen gegenüber. Gibt es fachkompetente Lehrer (Tennislehrer, Sportlehrer mit tennisspezifischer Ausbildung)? Wo ist Schultennis möglich (Turnhalle, Hartplatz, Pausenhof, Verein)? Sind brauchbare Materialien vorhanden (Schläger, Bälle, Kindertennisnetze)? Ist eine Einführung des Tennisspiels im Klassenverband gewünscht und möglich, oder besteht eher die Tendenz, Tennis im differenzierten Sport für Interessengruppen anzubieten? Darüber hinaus sind Fragen bezüglich Genehmigungen bzw. Haftung bei einer Kooperation mit einem Verein sowie Zielsetzungen, Unterrichtsgestaltung, Ergiebigkeit usw. zu lösen. Die Einführung des Tennisspiels in der Schule als sog. Rückschlagspiel, dem Hin- und Herspielen eines Balles über ein Netz mit Hilfe von Schlägern, ist in fast allen Schulen realisierbar, wenn Schulleitung, Kollegium, Eltern und Schüler ein solches Angebot wünschen und unterstützen. Bei der Einführung von Tennis im regulären Sportunterricht geht es in erster Linie um die Vermittlung von Grundlagen im Sinne einer Hinführung zum richtigen Tennis, das dann möglichst im Verein, aber auch in der kommerziellen Tennisanlage oder auf dem kommunalen Tennisplatz weiterentwickelt werden kann. Diese Hinführung zum Tennis ist verbunden mit dem Ziel, daß die Schüler die Sportart Tennis im Rahmen des Schulsportunterrichts kennenlernen, insbesondere im Hinblick 64 Abb. 27 Schultennisset des DTB auf das Sporttreiben in ihrem späteren Leben. Gerade dem Lifetime-Sport Tennis kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Beim Schultennis geht es also zunächst um Erwerb und Verbesserung der Geschicklichkeit im Umgang mit Schläger und Ball sowie um die direkte Erfahrung der Spielidee. Aus der Gewöhnung an Ball und Schläger entwickelt sich das Miteinanderspielen im Sinne des Sich-Zuspielens. Erst bei ausreichender Ballsicherheit, die ein regelmäßiges Hin- und Herspielen ermöglicht, kann man an einfache Formen des Gegeneinanderspielens und des Wettspiels herangehen, bei dem es dem Gegner schwergemacht wird, den Ball zu erreichen. Dort wo die institutionellen, räumlichen, materiellen und personellen Bedingungen gegeben sind - und in zunehmendem Maße sehen die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer dies vor - , kann Tennis aber auch im Rahmen des Neigungsgruppenangebots, von Projektwochen, Schnupperkursen, freiwilligen Schülersportgemeinschaf- ten, Talentgruppen zwischen Schule und Verein und schließlich im Rahmen des Schulsportwettbewerbs »Jugend trainiert für Olympia« angeboten werden. Für solche Fälle brauchen keine besonderen methodisch-didaktische Hinweise gegeben werden. Die folgenden Hinweise geben in erster Linie methodisch-didaktische Hinweise zur Einführung des Tennisspiels im Klassenverband unter schulischen Bedingungen. Organisatorische Überlegungen Schülerzahl Eine Gruppenstärke von 20 bis 25 Schülern sollte bei der Einführung des Tennisspiels im Arbeitsgemeinschaftsbereich möglichst nicht überschritten werden. Für eine längerfristig angelegte Ausbildung über ein oder mehrere Schuljahre ist eine Teilnehmerzahl von 12 bis 16 Schülern günstig, wenn mindestens zwei Tennisplätze oder eine Doppel- bzw. Dreifach-Sporthalle zur Verfügung stehen. Schultennis Spielgeräte (Bälle, Schläger) Spielfelder und Netze Wenn zur Beschaffung von speziellen Lernbällen und Schlägern keine Mittel vorhanden sind, so kann man sich auch mit abgespielten Tennisbällen und alten Tennisschlägern (kurz fassen) behelfen, die man über den örtlichen Tennisverein erhalten kann. Durch Zuwendungen von Schulämtern, Sportämtern, Elternbeirat oder Sponsoren können vielfach auch Grundausrüstungen angeschafft werden. Hier kann das vom Deutschen Tennis Bund angebotene Schultennisset (Abb. 27, S. 64) mit verschiedenen Kinderschlägern und unterschiedlichem Ballmaterial empfohlen werden, welches über das Referat Schultennis auch in den einzelnen Landesverbänden des Deutschen Tennis Bundes leihweise zur Verfügung gestellt werden kann. In allen Schulsporthallen und auf Außenspielplätzen sind zum Tennisfeld zusätzlich Spielfeldmarkierungen anderer Sportspiele aufgetragen (Basketball, Badminton, Handball, Volleyball), die als Grenzen von Tennis-Kleinfeldern genutzt werden können oder mit Klebebändern, Linienbändern oder anderen Markierungen zu TennisKleinfeldern ergänzbar sind. Die Spielfelder bzw. -zonen sind zuerst so klein wie möglich zu halten; sie wachsen mit dem fortschreitenden Spielvermögen der Schüler. Als Netzersatz dienen anfangs gespannte Zauberschnüre oder Leinen, erhöhte Langbänke bzw. aneinandergereihte Kastenteile und sogar Hürden. Turnhallenwände können nutzbringend in den Tennisunterricht einbezogen werden und stellen mit variabel angebrachten Zielmarkierungen (z.B. Klebeband, Zeitungen, Gymnastikreifen) einen besonderen Reiz für viele Aufgaben dar. Schulhöfe und alle größeren ebenen Flächen im Schulbereich bieten gute Voraussetzungen für eine Tenniseinführung, wenn Kleinfelder eingezeichnet werden dürfen und Schnüre, Leinen oder Netze gespannt werden können. Ideal sind mobile Tennis-Übungsanlagen, deren Auf- und Abbau schnell und problemlos erfolgen kann. Die Markierung dieser Kleinfelder bezieht die Linien des normalen Feldes mit ein und wird nur durch zusätzliche Seitenlinien ergänzt. In Turnhallen und Pausenhöfen kann aber auch in kürzester Zeit eine Neumarkierung der Kleinfelder mit mobilen Speziallinien vorgenommen werden. Auf Normaltennisplätzen wird Für Schultennis am besten geeignet sind besaitete Schläger mit normaler Schlägerkopfgröße, geringem Schlägergewicht (ca. 300 g) und einer Gesamtlänge zwischen 55 und 65 cm in den Griffstärken von 1 bis 3. Neben den bekannten Schaumstoffbällen mit den Durchmessern 70 und 90 mm sind die neu entwickelten Lerntennisbälle zu nennen, die sich äußerlich nicht von normalen Tennisbällen unterscheiden; sie sind jedoch leichter, weicher und sie fliegen langsamer bzw. werden beim Aufsprung auf den Boden stark abgebremst. Aufgrund des leichten Gewichts stellen diese Bälle auch ein geringes Sicherheitsrisiko dar und helfen damit, Unfälle, Verletzungen oder Sachschäden zu vermeiden. dann quer gespielt, und dabei können bis zu drei Kleinfelder auf jeder Spielfeldhälfte genutzt werden. Das »Netz« sollte ca. 80 bis 90 cm hoch sein. Mobile Kindertennisnetze in verschiedenen Ausführungen bereichern das Schultennis insbesondere im Wettkampfbereich, wenn es um gleiche Voraussetzungen von Spielfeld, Netz und Regeln geht. Die Größe der Kleinfelder ergibt sich ebenfalls aus den Bedingungen in der Schule. Hier empfehlen sich Vorgaben von 9 bis 13 m Länge und 5 bis 6 m Breite. Empfehlungen zum Lehren und Lernen im Schultennis • • Das vorhandene Platzangebot muß jeweils optimal ausgenutzt werden. Die vom Sportunterricht bekannten Aufstellungsformen wie Linien, Reihen, Gassen, Blöcke und Kreise können je nach Gruppenstärke und Übungsform vielseitig angewendet und entsprechend kombiniert werden. Klare Übungsansagen und eine zweckmäßige Übungsauswahl garantieren die notwendige Sicherheit im Unterricht. • Der Lehrer muß sich auch am Leistungsvermögen der schwächsten Schüler orientieren. Die besten Schüler können auch einmal als »Assistenten« eingesetzt und somit zum eigenen Nutzen ganz speziell gefordert werden. • Anfangs muß den Schülern eine ausreichende Zeitspanne zum Ausprobieren der neuen Spielgeräte - Schläger und Ball eingeräumt werden. • Alle Übungsaufgaben sollten mehrfach wiederholt und auch Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen • • • • • • • • • 66 immer in einfachen Wettbewerbsformen durchgeführt werden. Die Partner sollten oft gewechselt werden, wobei schwächere und stärkere Schüler unterschiedliche Spielerfahrungen vermitteln. Von Anfang an müssen alle Bewegungs- und Übungsaufgaben gleichmäßig auf der Vorhand- und Rückhandseite versucht werden, damit insbesondere die Rückhandseite nicht vernachlässigt wird. Ballsicherheit geht immer vor Ballgeschwindigkeit. Die Flugbahn des gespielten Balles sollte anfangs stark gekrümmt sein; mit steigender Ballsicherheit soll sie flacher werden. Die Anforderungen durch Bälle, Schläger und Spielfeld wachsen mit steigendem Spielvermögen der Schüler. Der Lehrer sollte im Unterricht durchaus selbst mitspielen, wenn es der Unterricht im Rahmen der Gesamtorganisation zuläßt. Alle Schüler können mit verantwortlichen Aufgaben betraut werden, wie Ausgabe und Einsammeln von Leihschlägern, Bällen, Hilfsgeräten u.a. Circuitformen mit verschiedenen Aufgaben an mehreren Stationen sind für eine Tenniseinführung in der Schule sehr gut geeignet; auf wenig Raum kann man intensiv arbeiten. Eine Tenniseinführung in der Schule behandelt sicherlich vorrangig die Grundschläge Vorhand und Rückhand, aber auch Flugball und Aufschlag sowie einfachste Formen des Schmetterballs und Lobs können berücksichtigt werden. Einfache taktische Überlegungen und Aufgaben sind von Anfang an in den Unterricht einzubauen, insbesondere wenn die Schüler ihre ersten Tenniswettkämpfe schon bald auf dem Kleinfeld austragen. • Eine Unterrichtsdokumentation, bei der auch mit Video gearbeitet werden kann, sichert die Unterrichtserfahrungen für alle Beteiligten. Schultennis mit fortgeschrittenen Schülern An manchen Schulen wird Tennis auch für Schüler angeboten, die Vorerfahrungen aus dem Verein oder dem Spielen auf kommerziellen Anlagen mitbringen. Das ist meist dann der Fall, wenn sich die Schule an Wettkämpfen der Aktion »Jugend trainiert für Olympia« beteiligt. Wie in allen ähnlich gearteten Schulsportwettbewerben anderer Sportarten spiegelt eine solche differenzierte Sportgruppe selten eine echte Schulsport-Lehrarbeit wider, da sie sich weitgehend auf Vereinsspieler stützt. Bei guten äußeren Bedingungen und einer geeigneten Lehrkraft kann jedoch auch hier (ebenso wie in anderen Sportarten) der Grundstein für eine engere Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein gelegt werden, die letztlich allen Beteiligten zugute kommt. Außerdem zeigt die Schule ihren Schülern damit, daß sie auch spezielle (»außerschulische«) Fähigkeiten fördert. Wenn allerdings bei der Verteilung von Sportstunden die Wahl zwischen Tennis-Einführung und Tennis-Weiterbildung von Schülern zu treffen ist, so sollte sich die verantwortliche Tennislehrkraft eher für eine Einführung stark machen, um möglichst vielen Schülern dieses Erlebnis zu vermitteln. Tennis mit Behinderten Die bislang vorliegenden TennisLehrbücher richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die entweder über »normale« körperliche und geistig-psychische oder (im Hinblick auf das Erbringen hoher Leistungen) außergewöhnlich günstige Voraussetzungen (Talente) verfügen. Nicht behandelt wird dagegen die Frage, ob (und wenn ja, wie) Personen, deren Spielräume im wahrsten Sinne des Wortes beim Erlernen und Ausüben sportlicher Bewegungen aufgrund körperlicher und geistigpsychischer Behinderungen eingeschränkt sind, das Tennisspiel erlernen sollen und können. Das betrifft folgende Personengruppen: • • Körperbehinderte Personen mit Behinderungen im Bereich der inneren Organe (z.B. Herzinfarktpatienten) • Sehbehinderte • Hörbehinderte und Taubstumme • Geistig Behinderte • Personen mit Beeinträchtigungen durch psychische Probleme Auch für sie gelten zunächst didaktische Überlegungen, d.h., auch für sie kann Sporttreiben positive gesundheitliche Wirkungen haben, Erfahrungen der eigenen Leistungsfähigkeit vermitteln, zu mehr Selbstvertrauen beitragen, soziale Kontakte ermöglichen und Stunden voller Freude und Glück bringen. Vielfach wird noch gar nicht erkannt, daß auch das Tennisspiel für behinderte Menschen von besonderer Bedeutung sein kann. Dabei soll es nicht darum gehen, Tennis in Konkurrenz zu anderen Sportarten zu Tennis mit Behinderten sehen und zu bewerten. Vielmehr soll (bei vorliegendem Interesse und günstigen äußeren Bedingungen, die für das Tennisspiel notwendig sind) danach gefragt werden, welche spezifischen methodischen Gesichtspunkte im Tennisunterricht mit Behinderten zu berücksichtigen sind. Ganz allgemein gilt für Behinderte, daß mit Einschränkungen im Bereich der körperlichen Belastbarkeit, des Koordinationsvermögens, der motorischen Lernfähigkeit und der psychischen Belastbarkeit gerechnet werden muß. Deshalb müssen Behinderte in besonderem Maße vor Überforderungen geschützt werden. Darüber hinaus ist das Prinzip der Behinderungsgemäßheit zu berücksichtigen, d.h., die funktionellen Fähigkeiten des Behinderten sind einerseits voll auszuschöpfen, andererseits müssen aber auch die durch die Behinderung gegebenen Grenzen erkannt werden. Methodische Maßnahmen sind an diesem Prinzip (häufig in Form von Kompromissen) auszurichten. Dies bedeutet z. B. bei Sehbehinderten, daß sofern die Sehbehinderung nicht zu groß ist - spezielle fluoreszierende Bälle verwendet werden sollten. Für Körperbehinderte, die z.B. einen Arm verloren haben, bedeutet dies, daß sie lernen müssen, beim Aufschlag den Ball, der auf der Schlagfläche liegt, mit dem Schläger anzuwerfen oder den Ball auch mit der Schlaghand hochzuwerfen. Grundsätzlich gilt für Behinderte sicherlich, daß beim Erlernen des Tennisspiels das Spielen im kleineren Feld von besonderer Bedeutung ist und von vielen das Spielen im Kleinfeld und mit langsam fliegenden Bällen beibehalten wird, also nicht als Vorstufe zu betrachten ist. Im folgenden wird das Rollstuhltennis exemplarisch behandelt. Dies hat zwei Gründe: Zum einen läßt sich hier das Prinzip der Behinderungsgemäßheit deutlich aufzeigen. Zum anderen hat das Interesse am Rollstuhltennis in den letzten Jahren stark zugenommen. Rollstuhltennis Das Prinzip der Behindertengemäßheit bezieht sich im Rollstuhltennis vor allem auf zwei augenscheinliche Gesichtspunkte: Der Rollstuhlfahrer schlägt im Sitzen, und bei der Fortbewegung ist er auf die Möglichkeiten (und Grenzen) des Rollstuhls angewiesen. Darüber hinaus gibt es noch zwischen den Rollstuhlfahrern wesentliche Unterschiede. Sie beziehen sich vor allem auf den Umfang der Lähmung, insbesondere auf die Funktion der Bauchmuskulatur. Je weniger die Bauchmuskeln eingesetzt werden können, desto instabiler ist der Oberkörper und desto mehr muß er, insbesondere beim Schlagen, von der Nicht-Schlaghand abgestützt werden. In solchen Fällen empfiehlt es sich, daß der Rollstuhlfahrer mit einem Gurt an der Rückenlehne des Rollstuhls fixiert wird, um sich im Rollstuhl schneller und geschickter fortbewegen zu können und um bei der Schlagbewegung größere Sicherheit und Genauigkeit zu erreichen. So grundlegend im Tennis der »Fußgänger« die Beinarbeit ist, so wichtig ist das Erlernen und ständige Trainieren der Fahrtechnik zur angemessenen Benutzung des Rollstuhls. Im Rollstuhl-Wettkampftennis darf der Ball zweimal aufspringen, damit der Rollstuhlfahrer viele Bälle erreichen kann. Das Schlagen aus dem Rollstuhl im Blick auf die Hauptaktion, nämlich das Treffen, unterscheidet sich prinzipiell nicht vom allgemeinen Tennis. Allerdings kann der Rollstuhlfahrer aufgrund seiner Behinderung eine Reihe von Hilfsaktionen nicht einsetzen, die dem Nicht-Behinderten zur Verfügung stehen: So ist z. B. die Ausholbewegung eingeschränkt; Gewichtsverlagerung und Körpereinsatz beim Schlagen sind kaum möglich; beim Rückhandschlag kann die linke Hand bei der Ausholbewegung nicht hilfreich sein; insgesamt ist die richtige Position zum Treffpunkt aufgrund der nicht gegebenen Beinarbeit sehr schwer zu erreichen. Ausgehend von den Prinzipien der trefforientierten Methode, empfiehlt es sich bei der Einführung des Tennisspiels bei Rollstuhlfahrern (in Ergänzung zu den Empfehlungen beim Anfängertennis), die Situation so zu vereinfachen, daß die ersten Bewegungsaufgaben von Anfang an gelöst werden und somit frühe Erfolgserlebnisse vermittelt werden können. Eine solche Bewegungsaufgabe besteht darin, den zugespielten Ball als Flugball abblocken zu lassen, wobei sich der Rollstuhl frontal oder leicht diagonal und dicht am Netz befindet und der Übende den Schläger zunächst kürzer faßt. Kleinere Auftakt- und Schlagbewegungen bestimmen die frühe Konzentration auf die Hauptaktion. Danach werden Situationen und Aufgaben zunehmend komplexer: Der Schläger wird zunehmend weiter hinten gefaßt; der Abstand zum Netz vergrößert sich; mit zunehmender Entfernung vom Netz erhält der Spieler die Aufgabe, den Ball erst nach dem Aufspringen zurückzuschlagen, d.h., nach dem Flugball erlernt der Spieler den Grundschlag mit Vorhand und Rückhand, wobei immer mehr Hilfsaktionen (Griffwechsel, Ausholbewe- Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen gung, Ausschwungbewegung) hinzukommen. Solche Hilfsaktionen sollten an den spezifischen Behinderungen ausgerichtet werden. So empfiehlt sich z. B. der Rückhandgriff bei tiefen und der extreme Vorhandgriff bei hohen Vorhandschlägen; beim Aufschlag wird vor allem der Vorhandgriff angewandt, würde der Rückhandgriff verwandt, dann müßte sich der Spieler so weit strecken, daß er in Gefahr gerät, seine Balance zu verlieren. Frühzeitig sollte gelernt werden, mit dem Rollstuhl vor dem Schlag eine Achtel-Drehung auszuführen; danach wird der Ball so zugespielt, daß der Schüler zunächst fahren und 68 bremsen muß, um den Ball treffen zu können. Bei Vorhandschlägen empfiehlt es sich, mit dem Stuhl in einer ca. 45°-Stellung zur gewünschten Flugbahn des Balles zu stehen; bei Rückhandschlägen ist eine 90C-Stellung optimal, wobei beim Slice auch eine mehr frontale Stellung möglich ist. Daß die verschiedenen Aufgaben mit dem Schaumstoffball oder langsam fliegenden Lernbällen leichter zu lösen sind, ist selbstverständlich. Ein schwieriger Übergang besteht vom Spiel auf Zuspiel durch den Tennislehrer bzw. durch den nicht behinderten Tennispartner zum freien Spiel von Rollstuhlfahrern untereinander. Deshalb sollte ver- sucht werden, sich den Ball zunächst drei- oder viermal zuzuspielen, bevor ein direkter Punkt erzielt werden darf. Es ist nicht möglich, und von Rollstuhlfahrern auch unerwünscht, ein höheres Netz einzurichten, damit die Spielidee besser umgesetzt werden kann. Unabhängig von den verschiedenen Aufgabenstellungen und Trainingsformen sollte jedoch stets im Vordergrund stehen, daß die Rollstuhlfahrer Freude an diesem Spiel haben, ihr Selbstgefühl gesteigert wird und sie vielleicht die Möglichkeit erhalten, regelmäßig auch mit Nichtbehinderten spielen zu können. Tennis mit Behinderten 69 Konzept der trefforientierten Methode Im folgenden wird die trefforientierte Methode angesprochen. Sie ist der auf Seite 28 vorgestellten technikorientierten Konzeption zuzuordnen. Vor allem für den Unterricht mit Anfängern soll aufgezeigt werden, welche Aufgaben sich im Rahmen der einzelnen Lehrstufen anbieten. Aber auch für den Unterricht mit Fortgeschrittenen gibt die trefforientierte Methode praktische Hinweise, insbesondere für die Fehlerkorrektur. Da die trefforientierte Methode auf dem Konzept der »funktionalen Bewegungsanalyse« beruht, wird dieses Konzept zunächst nochmals behandelt, so daß dann der Bezug der trefforientierten Methode zum Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse deutlich werden kann. Anschließend werden auf der Grundlage der trefforientierten Methode die methodischen Schritte zum Erlernen der wichtigsten Schlagtechniken beschrieben. 70 Das Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse Der aktuelle Tennis-Lehrplan Band 1 (Technik & Taktik) basiert auf dem Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse. Es hat das frühere Konzept der Ablaufanalyse abgelöst. Bei der Ablaufanalyse wurden die drei aufeinanderfolgenden Phasen: • Ausholbewegung (im Sinne einer Vorbereitungsphase), • Schlagbewegung (mit dem Ziel des Treffens des Balles), • Ausschwungbewegung (zum Ausklingen der Schlagbewegung), ohne besondere Gewichtung nacheinander beschrieben. Die Schwierigkeit dieses am zeitlichen Bewegungsablauf orientierten Konzepts bestand darin, daß die Bedeutung der einzelnen Bestandteile (Elemente) der Bewegung im Hinblick auf die Bewegungsaufgabe nicht gewichtet waren. Fragen, wie wichtig eine bestimmte Form der sogenannten Schleife in der Ausholphase ist, was das Strecken der Beine und die Gewichtsverlagerung in der Schlagphase erbringen oder wie bedeutsam das ausgeprägte Ausschwingen in Schlagrichtung in der Ausschwungphase für das optimale Treffen des Balles ist, konnten nicht klar beantwortet werden. Auch Experten konnten sich häufig über die Bedeutung einzelner Technikelemente nicht einigen und verwiesen auf die Schlagtechniken der aktuellen Spitzenspieler. Ein Vergleich dieser Spitzenspieler bringt jedoch ebenfalls keine Klarheit. Andererseits ist jedoch in der Praxis bei der Bewegungsanweisung und Bewegungskorrektur zu beobachten, daß bestimmte Elemente des Ablaufs, z. B. die Stellung der Schlagfläche beim Treffen des Balles, als wichtige Elemente, andere, wie z. B. die Höhe der Ausholbewegung und die Position des linken Armes, als weniger wichtige Elemente bezeichnet werden. Will man die Bedeutung einzelner Phasen berücksichtigen, dann darf man nicht nur am Ablauf entlang beschreiben. Dann ist es vielmehr von Vorteil, ein Analysekonzept zu wählen, das die Funktion der Elemente in den Vordergrund stellt. Man muß also ein Konzept benutzen, mit dem es gelingt, den einzelnen Elementen des Bewegungsablaufes eine Funktion, d.h. einen Sinn im Hinblick auf die Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse zentrale Bewegungsaufgabe, zuzuordnen. Dieses Konzept wird nach GÖHNER funktionale Bewegungsanalyse genannt. Am Beispiel des Flugballstop läßt sich das funktionsanalytische Konzept gut verdeutlichen: Das Ziel des Flugballstop besteht darin, daß der Ball knapp hinter dem Netz aufspringt (möglichst mit Rückwärtsdrall), damit (dies wäre die dahinter stehende Absicht) der Gegner den Ball nicht mehr erreichen kann. Dieses Ziel erreicht man durch eine Schlägerbewegung, die innerhalb der Schlagphase mit geringer Geschwindigkeit kurz und flach vorwärts und abwärts erfolgt. Diese Aktion wird als Hauptaktion bezeichnet. Sie erfüllt die unmittelbar zum Ziel führenden zwei Funktionen, d.h., die beschriebene vorwärts-abwärts gerichtete Schlägerbewegung hat den Zweck, den Rückwärtsdrall zu erzeugen, die langsame Schlägerbewegung und das Nachgeben vor allem des Handgelenks beim Treffen des Balles bewirken, daß der Ball abgestoppt wird. Weitere Aktionen, wie z. B. kurze Ausholbewegung, Beugen des netznäheren Beines, Gewichtsverlagerung, Beugen des Armes sind Hilfsaktionen: Sie sind zur Vorbereitung und zur Unterstützung der Hauptaktion zweckmäßig, allerdings in ihrer Form nicht exakt vorgeschrieben. Nach diesen beispielhaften Ausführungen kann eine Antwort auf die Frage gegeben werden, was bei der Bewegungsausführung als richtig und was als falsch zu beurteilen ist: Die zur Lösung einer bestimmten Bewegungsaufgabe notwendige Hauptaktion ist festgelegt. Ein Abweichen von dieser festgelegten Bewegungsform ist fehlerhaft und muß im Unterricht korrigiert werden. Im Rahmen der Hilfsaktionen - vor allem innerhalb der Aushol- und Ausschwungphase, weniger dagegen innerhalb der Schlagphase - sind jedoch zum Teil solch große Bewegungsspielräume mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen gegeben, daß es schwierig ist, ihre Grenzen zu markieren. Hilfsaktionen sind erst dann als fehlerhaft zu bezeichnen und auf jeden Fall im Tennisunterricht zu korrigieren, wenn durch sie die Hauptaktion nicht zweckmäßig unterstützt, sondern gegebenenfalls geradezu negativ beeinflußt und behindert wird. Es empfiehlt sich deshalb, nicht nur von Fehlern, sondern auch von Mängeln zu sprechen, wenngleich der Übergang zwischen Mängeln und Fehlern fließend ist. Unter Mangel wird hierbei verstanden, wenn die Hilfsaktionen die Hauptaktion nicht optimal unterstützen. Der Mangel wird dann zum Fehler, wenn die Nachteile der Hilfsaktionen gegenüber den Vorteilen überwiegen. Da die Hilfsaktionen relativ große Spielräume zulassen, kann in ihnen die individuelle Ausprägung der Bewegungen am besten zur Geltung und sichtbar zum Ausdruck kommen, zumal die Ausholund Ausschwungphase auch zeitlich gesehen den größten Spielraum ermöglichen. Diese individuelle Bewegungsausprägung wird als Bewegungsstil bezeichnet und kommt vor allem in der räumlichen und zeitlichen Gestaltung der Gesamtbewegung zum Ausdruck. Merkmale dieser individuellen Bewegungsdynamik und Bewegungsform sind z.B. Bewegungsumfang und Bewegungsrhythmus. Inwieweit ein Mangel korrigiert wird, hängt also davon ab, wie bedeutsam die Nachteile der Hilfsaktion gegenüber ihren Vorteilen sind und inwieweit durch eine Korrektur der individuelle Stil negativ beeinflußt wird. Bezug des Konzepts der trefforientierten Methode zum Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse Dieser Bezug soll mit der Diskussion von fünf Themen verdeutlicht werden: • Bedeutung eines methodischen Konzeptes • Grundsätze der trefforientierten Methode auf der Grundlage des funktionalen Bewegungsverständnisses • Lehrstufen der trefforientierten Methode • Unterschied zwischen dem Konzept der trefforientierten Methode und früheren Konzepten • Allgemeine methodische Grundlagen, Konzeptionen und Maßnahmen, die auch bei der trefforientierten Methode angewandt werden Bedeutung eines methodischen Konzeptes Zunächst sei herausgestellt, daß ein methodisches Konzept keine garantierten Rezepte für das Lehren der Tennistechniken liefern will. Ein methodisches Konzept will lediglich Grundsätze (Prinzipien) anbieten, die dem Lehrer in der Praxis des Unterrichts helfen können,andere Lehrwege zu überprüfen, eigene zu entwickeln, insbesondere aber auch spontan im Unterricht auftretende Probleme so zu behandeln, daß auch die individuellen Eigenarten der Konzept der trefforientierten Methode Schüler berücksichtigt werden können. Entscheidend ist, die Prinzipien zu verstehen, die hinter der trefforientierten Methode stehen, um eigenständig den Unterricht planen und Bewegungskorrekturen im Rahmen von Lehrwegen vornehmen zu können. Grundsätze der trefforientierten Methode auf der Grundlage des funktionalen Bewegungsverständnisses • Von Anfang an steht die Hauptaktion im Vordergrund. Es werden Aufgaben gestellt, die allein mit dem Ausführen der Hauptaktion gelöst werden können (mit wenig Schwung über kurze Entfernungen spielen). Erst im Anschluß an das Erlernen der Hauptaktion folgen die Hilfsaktionen. • • Innerhalb der Hilfsaktionen werden zunächst diejenigen geschult, die nah an der Hauptaktion liegen und dann diejenigen, die selbst als Vorbereitung und Unterstützung der gelernten Hilfsaktionen dienen. Die Hinzunahme der Hilfsaktionen ergibt sich aus den Veränderungen der Situation (z. B. größere Entfernung zum Netz erfordert mehr Schwung und somit ein ausgeprägtes Ausholen). • Bewegungsabläufe sind häufig durch funktionale Überlagerungen gekennzeichnet; z.B. ist beim Vorhand-Grundschlag in der Ausholphase auf folgendes zu achten: Bogenförmiges Zurückführen des Schlägers, Drehen des Oberkörpers, Senken des Körperschwerpunktes u.a. Lehrmaßnahmen sollten anfangs solche Überlagerungen trennen. D.h., beispielsweise auf das Ausholen bezogen, daß 72 zunächst aus der Schlagstellung und später aus der Ausgangsstellung mit Oberkörperdrehung ausgeholt wird. • Beim Aufbau der einzelnen Übungen kommt es oft zu Mißerfolgen bei den Schülern, bereits Gekonntes kann wieder »verlernt« werden. Es müssen »Rück«-Verzweigungen eingeplant werden, d. h., bei mehrfachem Mißerfolg, dessen Ursache in fehlerhafter Bewegungsausführung liegt, kann auf vorausgegangene Lehrstufen zurückgegangen werden. Hilfsaktionen sollten nicht isoliert für sich eingeübt werden, damit einzelne Bewegungsteile nicht aus ihrem funktionalen Zusammenhang gerissen werden. Bewegungsaufgaben stehen im Vordergrund. Der Lehrer muß prüfen, ob sie aus funktionaler Sicht sinnvoll sind, und muß sie so formulieren, daß den Schülern klar ist, welche Aufgaben zu erfüllen sind. • Die Schüler sollen die funktionale Bedeutung der Lehrmaßnahmen selbst erfahren und erkennen. Es ist zu wenig und kann höchstens eine Zwischenstufe sein, wenn man sich damit zufriedengibt, nur mit dem Tennislehrer und seinem idealen Zuspiel zu spielen. Deshalb bekommt das der Situation entsprechende Ballanbieten innerhalb der verschiedenen Lehrstufen (stehender Ball, Zuwurf, Zuspiel) eine entscheidende Bedeutung. Im Sinne einer Vorstufe erfolgt beim Lehren aller Schlagtechniken zunächst eine Einstimmung auf das jeweilige Thema, durch Information über das Lernziel, durch Aufwärmen und Ballgewöhnungsübungen oder Einspielen mit bekannten Schlagtechniken. Nun folgen jeweils vier Lehrstufen: • Lehrstufen der trefforientierten Methode Das Lehren der einzelnen Schlagarten im Tennis findet nach einem systematisch und methodisch entwickelten Grundmuster auf mehreren Lehrstufen statt. Die zeitliche Verweildauer auf den einzelnen Stufen kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen und richtet sich am jeweiligen Schülererfolg aus. Von entscheidender Bedeutung ist die Zielsetzung für den Schüler, »Tennisspielen« mit und gegen unterschiedliche Partner zu lernen. • Erlernen der Hauptaktion aus der Schlagstellung. Kleine Auftakt- und Ausschwungbewegungen sind erlaubt, weil sie natürlich sind. Die Hauptaktion darf dabei aber nicht negativ beeinflußt werden. • Variation der Hauptaktion durch unterschiedliche Zielvorgaben, durch Spielen über Hindernisse, in verschiedene Richtungen mit unterschiedlichen Treffpunkten. • Erlernen der günstigsten Griffhaltungen und Treffpunkte in bezug auf den Körper (Höhe, Abstand ...). • Wegspielen des jeweils stehenden Balles, ggf. auch des über sehr kurze Entfernungen zugeworfenen Balles. Konzept der funktionalen Bewegungsanalyse älkÄMk Erlernen von Hilfsaktionen, die nahe an und in der Hauptaktion liegen. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung. Zurückspielen eines entgegenkommenden, zugeworfenen Balles, zunächst nur aus der Schlagstellung, dann nach Übergang aus der Frontalstellung in die Schlagstellung. Verdeutlichen der Gewichtsverlagerung beim Schlagen. Variation der Ausholbewegung in allen zulässigen Variablen (auch geradlinig). Schläge mit geringem Tempo auf genauen Zuwurf des Partners oder Lehrers im T-Feld. äiaüB&afe (Wichtigste Lehrstufe auf dem Weg zur Spielfähigkeit) • Fließender Übergang aus der Bereitschaftsstellung in die Schlagstellung (Ausnahme Aufschlag). • Lehrer steht (mit Ausnahme beim Flugball und Schmetterball) zunächst noch auf der Platzfeldhälfte des Schülers und bietet den stehenden und zugeworfenen Ball variabel an. • Schulung der Wahrnehmung und des Distanzverhaltens vom angesagten oder angezeigten Ballanbieten (durch den Lehrer) bis zum selbst berechneten Ball durch den Schüler. • Schulung der Beinarbeit und der Bewegungskoordination des Schülers. • Schulung von Schlagrhythmus und Timing durch Bewegungsanpassung an die Flugkurve des variabel zugeworfenen Balles. • Steigerung des Ballanbietens durch Übergang von der verabredeten zur völlig freien, unbekannten Situation und durch Zuspiel über das Netz. Wann der Lehrer vom Zuwurf zum Zuspiel über das Netz übergeht, hängt von den Fähigkeiten der Schüler und seinem eigenen Geschick ab. Diese 3. Lehrstufe kommt im Tennisunterricht leider oft zu kurz, weil der Tennislehrer die Defizite des Schülers beim Ballberechnen, in der Bewegungskoordination und im Timing meistens durch jeweils der Situation angepaßtes, ideales Ballanbieten ausgleicht. So kommt auch meist ein Ballwechsel über das Netz zustande, leider aber nur mit dem Lehrer. Beim Spiel mit Partnern oder Freunden kommt der Ball nicht mehr so genau und dosiert an, die laufenden erfolgreichen Ballkontakte gehen erheblich zurück. Die Spielfähigkeit des Schülers wird nur unzureichend entwickelt. <&(yätafiife Gesamtbewegung aus der Bereitschaftsstellung auf ideales und variables Zuspiel (Ausnahme Aufschlag). Die Komplexität der situativen Bedingungen wird durch die steigende Schwierigkeit des Zuspiels voll erfaßt. Die Abstandsvergrößerung erfolgt am besten in der Art, daß der Schüler in seiner gewohnten Entfernung zum Netz bleibt und der Lehrer schrittweise bis zur Grundlinie zurückgeht. So kann der Schüler auch auf größer werdende Entfernungen noch immer mit seiner gelernten kleinen Schlagbewegung auskommen und muß diese erst vergrößern, wenn er selbst weiter zurückgeht. • Zurückspielen schnell zugespielter Bälle, auch in verschiedene Richtungen. • Zurückspielen mit Drall zugespielter Bälle in Zielräume. • Komplexe Spielzüge nach festgelegten taktischen Mustern. • Komplexe Spielzüge mit freier Wahl taktischer Lösungen. Unterschied zwischen dem Konzept der trefforientierten Methode und früheren Konzepten Frühere methodische Konzepte folgten vor allem dem bewegungsanalytischen Konzept der Ablaufanalyse. Dies bedeutete z. B. beim Erlernen des VorhandGrundschlags, daß zunächst das isolierte Üben der Ausholbewegung und der Übergang in die Schlagphase (Schleife) empfohlen wurde. Demgegenüber steht bei der trefforientierten Methode das Treffen (orientiert am letzten Abschnitt der Schlagphase, insbesondere auch an Treffpunkthöhe, Abstand vom Körper) von Anfang an als Hauptaktion im Vordergrund, weil es für das Gelingen des Schlages entscheidend ist und alle anderen Bewegungen (die Hilfsaktionen) sich auf diese Hauptaktion ausrichten. Dies bedeutet nicht, daß auf diese Weise die Ganzheit einer Bewegung zerstört wird. Vielmehr wird die Situation so vereinfacht, daß die zur Lösung der Bewegungsaufgabe zweckmäßige Technik als ganzheitliche Bewegung betrachtet werden kann. Das beim Erlernen des Flugballs am Anfang zweckmäßige Abprallen-Lassen eines einfach zugespielten Balles am Netz oder das Zurückschlagen eines aus der Hand zugespielten Balles mit Kurzgriff (ohne jeweilige besondere Betonung der Ausholbewegung und anderer Hilfsaktio- Konzept der trefforientierten Methode Partnerin wirft Ball zum Aufschlag an nen) sind Beispiele für solche vereinfachten und doch ganzheitlich erfahrbaren Hauptaktionen. Allgemeine methodische Grundlagen, Konzeptionen und Maßnahmen und ihr Bezug zur trefforientierten Methode Wichtige allgemeine methodische Gesichtspunkte, wie sie bislang in diesem Lehrplan vorgestellt wurden, sind selbstverständlich auch bei der trefforientierten Methode gültig: • Alle verschiedenen Formen des Lernens können berücksichtigt werden. Wenngleich sich insbesondere das »kognitive Lernen« anbietet, damit die Schüler die 74 Bedeutung der Lehrmaßnahmen selbst erfahren können, sind »Lernen am Erfolg«, »Lernen am Modell«, und »Lernen als inneres Spiel« unverzichtbar. Die Gewichtung der einzelnen Lemformen hängt vor allem vom Alter der Schüler, ihrer Individualität und vom Unterricht des Lehrers ab. • Der Verlauf des Lernprozesses in drei Lernphasen (Grobkoordination, Feinkoordination, Stabilisierung der Feinkoordination gegen Störeinflüsse) gilt auch für die trefforientierte Methode. • Wie bereits angesprochen, werden auch bei der trefforientierten Methode ganzheitliche Vor- stellungen bevorzugt; dabei wird vor allem bei jüngeren Schülern das induktive Verfahren im Zusammenhang mit Bewegungsaufgaben empfohlen, auch wenn der Lernfortschritt langsamer verläuft. Aber auch Demonstrationen und Bewegungsanweisungen können den gleichen Zweck erfüllen. • Grundsätzlich gilt, daß die trefforientierte Methode eher der technikorientierten methodischen Konzeption und weniger der spielorientierten Konzeption zuzuordnen ist. Der Lehrer sollte jedoch im Unterricht nicht nur einseitig eine dieser übergeordneten Konzeptionen bevorzugen. Anwendung der methodischen Reihen Die Reihenfolge, in der die Erarbeitung der einzelnen Schlagtechniken nach der trefforientierten Methode vorgestellt wird, kann selbstverständlich verändert werden; sie stellt keine verbindliche Reihenfolge dar. Es gibt z. B. gute Gründe dafür, den Schmetterball vor dem Aufschlag, den Flugball-Stop vor dem Flugball, den Flugball vor den Grundschlägen oder den Rückhand-Slice vor dem RückhandGrundschlag zu erlernen. Die einzelnen Schlagtechniken sind auf den nächsten Seiten nach folgendem Prinzip dargestellt: In der linken Spalte werden die Aktionen beschrieben, die der Spieler ausführen sollte, um die gestellte Aufgabe lösen zu können. In den beiden rechten Spalten werden Erläuterungen (Beschreibungen, Tips, methodische Hilfen, Grafiken) zur Durchführung der Aktion gegeben. Die dazugehörigen Abbildungen dienen der Verdeutlichung einzelner Erläuterungen, sie stellen also keine lückenlose Bebilderung des methodischen Vorgehens bzw. aller Erläuterungen dar. Die einzelnen Aktionen sind kleine, aufeinander aufbauende Schritte, die beim Lehren und Lernen einer Schlagtechnik aber nicht unbedingt in der angegebenen Reihenfolge vermittelt werden müssen. Es können auch Aktionen übersprungen werden, wenn es die Situation erlaubt. Die Kenntnis methodischer Schritte bietet dem . Tennislehrer die Möglichkeit, den Leistungsstand der Schüler einzuordnen, so daß er sie weder unternoch'überfordert. Schafft ein Schüler eine gestellte Anforderung nicht, so muß er wieder an der Stelle weiterarbeiten, an der er zuletzt Erfolg hatte. Er muß von dort aus in kleineren Schritten weitermachen, um voranzukommen. Der individuelle Erfolg des Schülers bestimmt stets den methodischen Weg, auf dem er sich mit Hilfe des Lehrers vorwärts bewegt. Zuwurf zum Erlernen des Flugballs 75 Anwendung der methodischen Reihen Grundschlag - Vorhand und Rückhand Aktionen Erläuterungen Schläger mit locker gestrecktem Arm vorwärts-aufwärts zum Treffpunkt schwingen (Hauptaktion) Schüler steht in Schlagstellung, bei Vorhand seitlich oder leicht offen, bei Rückhand seitlich, hinter der T-Linie (Spielrichtung Netz); Durchführung der Hauptaktion mit Ballpendel, stehendem Ball oder leicht zugeworfenem Ball; es wird mit Vorhand- und Rückhandgriffen gespielt, die mit der Stäbchenmethode kontrolliert werden können; der Ball wird seitlich vor der Hüfte mit fester Griffhaltung und offener Schlagfläche getroffen. Abb. 28 Stäbchen zeigt beim Vorhandgriff nach unten (li.) Abb. 29 Stäbchen zeigt beim Rückhandgriff nach vorne (re.) Schläger vorwärts-aufwärts zum Treffpunkt schwingen (Variation der Hauptaktion) Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung 76 Die Vorwärts-aufwärts-Bewegung erfolgt flacher oder steiler; sie wird durch Spielen über verschieden hohe Hindernisse oder Zielmarkierungen (Leinen) verdeutlicht. Lehrer kann den Arm des Schülers führen oder spiegelbildlich mit ihm arbeiten (Timing); der Schläger bewegt sich nach dem Treffen in Richtung des wegfliegenden Balles. Abb. 30 Abb. 31 Lehrer und Schüler führen die Bewegung spiegelbildlich aus Lehrer führt den Arm des Schülers Unterarm des Schlagarmes anheben und Rückführen des Schlägers nach oben in einem Bogen, mit fließendem Übergang den Schläger in einem Bogen nach unten absenken, die Schlagbewegung nach vorne-oben einleiten. Erfühlen des oberen und unteren Bogens (Schleife) durch Schwingen um einen vom Lehrer seitwärts hingehaltenen Schläger; Variationen der Ausholbewegung anbieten, wenn es die Situation (Schüler) erfordert. Verdeutlichung der Gewichtsverlagerung durch einen Schritt vom hinteren auf das vordere Bein, (Rückhand früher, Vorhand später) oder durch zwei Schritte aus der seitlichen Schlagstellung in dieselbe Schlagstellung seitlich versetzt, Schrittkombination bei Vorhand rechtslinks, bei Rückhand links-rechts. Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und ausschwingen. Abb. 32 Schüler führt die Aushol- und Schlagbewegung um den Schläger des Lehrers durch Grundschlag - Vorhand und Rückhand Aktionen Erläuterungen Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung 1 bis 2 m hinter der Mitte der T-Linie; die weich zugeworfenen Bälle sollen über der T-Linie getroffen werden; die Ausholbewegung wird aus der Bereitschaftsstellung durch eine Oberkörperdrehung mit gleichzeitigem Drehschritt des treffpunktnäheren Beines eingeleitet, der Körperschwerpunkt wird durch Beugen der Knie nach unten verlagert. Trockenbewegung nach Lehrervorbild oder mit dem Lehrer zusammen (Tanzkurs!); gleichzeitiger Beginn von Lehrerzuwurf und Ausholbewegung des Schülers; Anpassen der Bewegungsausführung an den Ballflug des zugeworfenen Balles: der Schläger zeichnet die Flugkurve des zugeworfenen Balles nach, wenn der Ball aufspringt, ist auch der Schläger hinten unten. Schulung des richtigen Timings der Schlagbewegung durch akustische Unterstützung des Lehrers (»Ausholen und Schlagen«, »Schritt rechts und Schwung«, »Schulter drehen und vor...«). Abb. 33 Schüler macht die Bewegung des Lehrers gleichzeitig mit Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Schüler steht hinter der T-Linie. Das Ballanbieten durch den Lehrer erfolgt von verschiedenen Positionen auf der gleichen Platzfeldhälfte, auf der der Schüler steht. Zunächst wird die Anwurfrichtung und -länge angesagt, später muß der Schüler den Ballflug selbst berechnen. Es wird die Wahrnehmung und das Distanzverhalten, der richtige Abstand zum Treffpunkt, geschult. Die Beinarbeit mit entsprechenden Schrittkombinationen und die Koordination von Beinarbeit und Schlagtechnik werden geschult. Mit dem Zuspiel über das Netz, zunächst genau und angesagt, später variabel, kommt es zum Ballwechsel über das Netz. Spielen aus der Bereitschaftsstellung in verschiedene Ziele und von verschiedenen Platzpositionen aus; Abstandsvergrößerung und Treffen des Balles in unterschiedlichen Treffpunkthöhen Schüler steht hinter der T-Linie. Der Abstand zwischen Lehrer und Schüler wird dadurch vergrößert, daß zunächst der Lehrer schrittweise in Richtung Grundlinie zurückgeht, dann erst geht auch der Schüler in Richtung Grundlinie zurück. Das Zuspiel wird variiert in Geschwindigkeit, Höhe und Drall; die vom Schüler anzuspielenden Zielräume führen ihm die jeweils günstigsten taktischen Lösungen der einzelnen Spielsituationen vor Augen und lassen seine Stärken und Schwächen deutlich werden; aus den so gewonnenen Erkenntnissen lassen sich taktische Grundkonzepte je nach Schüler- und Spielertyp entwickeln. Der Lehrer wird vom Zuspieler zum Gegner und erprobt in spielnahen Trainingsformen Sicherheit, Genauigkeit und Wirksamkeit der Grundschläge seiner Schüler, auch bei Schlägen mit unterschiedlichen Treffpunkthöhen. Anwendung der methodischen Reihen Aufschlag Aktionen Erläuterungen Strecken des gebeugten Schlagarmes nach oben zum Treffpunkt (Hauptaktion) Schüler steht hinter der T-Linie (kurzer Abstand vom Ziel), der Schläger hängt bei gebeugtem Schlagarm (Oberarm in Verlängerung zur Schulterachse, Winkel im Ellbogen kleiner als 90°, Schlaghand in Kopfhöhe) hinter dem Rücken; der Ball wird vom Schüler selbst angeworfen, bei unkontrolliertem Wurf kann der Ball vom Lehrer angeworfen werden; der Schlagarm wird zum Treffpunkt gestreckt, als Auftaktbewegung für die Hauptaktion wird der Schlagarm zunächst etwas stärker gebeugt; der Ball soll in einem deutlichen Bogen über das Netz ins gegnerische Aufschlagfeld geschlagen werden; die Griffhaltung muß so gewählt werden, daß die Schlagfläche im Treffpunkt senkrecht zur Abflugrichtung des Balles stehen kann. Abb. 34 Lehrer wirft dem Schüler den Ball zum Aufschlag an Die Stellung hinter der T-Linie kann variiert werden, je seitlicher sie ist, desto eher muß der Rückhandgriff gewählt werden; die zum Treffen des Balles mit Rückhandgriff notwendige Drehung des Unterarmes kann gesondert geschult werden: Treffen des Balles einmal mit der Schlägerkante, dann mit der Schlägerkante in Richtung Treffpunkt schwingen und trotzdem mit der Schlagfläche treffen (Drehen des Unterarmes kurz vor dem Treffpunkt); Ballanwurf durch den Schüler selbst oder durch den Lehrer. Abb. 35 Ball wird mit der Schlägerkante getroffen Abb. 36 Schlagarm wird kurz vor dem Treffpunkt nach außen gedreht (Pronation) Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung; Anwerfen des Balles 78 Hinweis auf die Ähnlichkeit der Aufschlagbewegung mit einer Wurf bewegung; die Bewegung des Schlagarmes kann auch gesondert (ohne Ballanwurf) geübt werden, wobei es günstig ist, daß sich der linke Arm nach oben bewegt, wenn der rechte Arm die Ausholbewegung beginnt; die Länge der Ausholbewegung (langes Pendel nach hinten oder eher seitliches Hochnehmen des Schlägers) wird den Fähigkeiten des Schülers angepaßt; ebenso kann der Ballwurf gesondert geübt werden, der rechte Arm sollte dabei die Pendelbewegung (Beginn des Ausholens) ausführen. Abb. 37 Lehrer und Schüler üben spiegelbildlich den Ballwurf mit Pendelbewegung des Schlagarmes Aufschlag • i w J i i itan Aktionen Erläuterungen Orientierungshilfen für Höhe und Richtung des Ballwurfs angeben; spiegelbildliches Arbeiten mit dem Lehrer; bei der Schlagbewegung kann der Lehrer den Arm des Schülers führen, der Schwerpunkt liegt auf der Schulung der Koordination von linkem und rechtem Arm. Die Schlagposition wird von der T-Linie zunehmend nach hinten bis hinter die Grundlinie verlegt, der Ball soll sicher in das entsprechende Aufschlagfeld geschlagen werden; die Zuschlagbewegung wird zunehmend schneller ausgeführt; zum Erfühlen einer lockeren Schlagbewegung kann der Schläger am Griffende mit drei Fingern gehalten werden. Abb. 38 Lehrer führt den Arm des Schülers Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung, Anwerfen des Balles; Gewichtsverlagerung, Bein- und Körperstreckung Spätestens wenn der Ball die linke Hand in Kopfhöhe verläßt, muß das Körpergewicht auf dem linken Bein sein; Anbieten verschiedener Variationen für die Ausgangsstellung: Gewicht auf dem rechten, auf beiden oder auf dem linken Bein; das linke Bein ist am Ende der Ausholbewegung stark gebeugt und wird zur Einleitung der Schlagbewegung gestreckt. Wenn das linke Bein vollkommen gestreckt ist, befindet sich der Schläger noch im tiefsten Punkt der Schleife hinter dem Rücken. Das rechte Bein fängt nach dem Treffen das Körpergewicht ab. Wenn die Beinstreckung sehr dynamisch erfolgt, dann kommt es zum Absprung vom linken Bein; in diesem Fall fangen ca. 90% aller Spieler das Körpergewicht auf dem linken Bein ab. Aufschlagen in verschiedene Ziele, auch von unterschiedlichen Positionen aus Der Aufschlag soll lang und links und rechts ins Aufschlagfeld geschlagen werden; die Stellung hinter der Grundlinie kann zwischen Mittelzeichen und Seitenlinie variiert werden; die Schlaggeschwindigkeit soll zunehmend gesteigert werden. Aufschlag mit Drall Strecken des gebeugten Schlagarmes nach oben zum Treffpunkt (Hauptaktion) Schüler steht hinter der T-Linie, Schlägerkopf hängt bei gebeugtem Schlagarm hinter dem Rücken; der Schläger muß mit Rückhandgriff gehalten werden; der Treffpunkt für den Slice-Aufschlag liegt rechts oben vor dem Körper, für den Twist-Aufschlag oben hinter dem Kopf. Zum Bewußtmachen der Lage des Treffpunkts wird eine Ballangel verwendet; der Ball hängt an der Ballangel im angenommenen Treffpunkt; Strecken des Armes zum Treffpunkt; die Auftaktbewegung für die Hauptaktion (Beugen des Schlagarmes) wird eingeleitet durch Beugen der Knie und Rückneigen des Oberkörpers (besonders beim Twist-Aufschlag); zum Erreichen des Seitwärtsdralls beim SliceAufschlag zielt man bei der Schlagbewegung mit der Schlägerkante in Richtung rechter Netzpfosten; zum Erreichen des Vorwärtsdralls beim TwistAufschlag schwingt der Schläger annähernd parallel zum Netz nach rechts oben; die Aufschläge werden mit geringer Geschwindigkeit, aber mit deutlichem Drall gespielt. Beim Twist-Aufschlag sollte die Flugkurve des Balles besonders hoch über dem Netz sein. Abb. 39 Treffpunkt für den Slice-Aufschlag liegt rechts oben vor dem Körper (li.) Abb. 40 Treffpunkt für den Twist-Aufschlag liegt oben hinter dem Kopf, etwas tiefer als beim Slice (re.) Anwendung der methodischen Reihen Aktionen Erläuterungen Aufschlag über eine in entsprechender Höhe über dem Netz gespannte Leine; die Schlagposition wird von der T-Linie zunehmend nach hinten bis hinter die Grundlinie verlegt. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung, Anwerfen des Balles; Gewichtsverlagerung, Bein- und Körperstreckung Aufschlagen in verschiedene Ziele, auch von unterschiedlichen Positionen aus Beim Twist-Aufschlag ist die seitliche Schlagstellung besonders deutlich ausgeprägt; hier ist es auch hilfreich, den Schlagarm beim Ausholen höher anzuschwingen als beim geraden Aufschlag und beim Slice-Aufschlag (über Schulterhöhe), weil es leichter fällt, die geforderte deutlichere ßogenspannung einzunehmen und die Schlagrichtung vorzubereiten; nach dem Treffen des Balles wird das rechte Bein aus Gleichgewichtsgründen seitwärts-rückwärts abgespreizt; besonders sollte die Unterstützung der Schlagbewegung durch Auflösen der ßogenspannung (Twist) und Drehen des Oberkörpers in Schlagrichtung (Slice) beachtet werden. Der Twist-Aufschlag sollte vorwiegend von links auf die Rückhandseite des Gegners gespielt werden, die Flugkurve sollte relativ hoch sein; Schmetterball Strecken des gebeugten Schlagarmes zum Treffpunkt (Hauptaktion) Schüler steht dicht am Netz, Schlagarm gebeugt (Oberarm parallel zum Boden, Unterarm senkrecht nach oben), Schlägerspitze zeigt nach hinten; Hinweis auf die Griffhaltung; Lehrer wirft den Ball aus kurzer Entfernung zu; der Schlagarm wird zum Treffpunkt gestreckt, als Auftaktbewegung zur Hauptaktion wird der Schlagarm etwas stärker gebeugt; der Ball soll mit gestrecktem Arm getroffen und deutlich vor die T-Linie gespielt werden. Abb. 43 Schlagstellung zum Schmetterball dicht am Netz Strecken des gebeugten Schlagarmes zu unterschiedlichen Treffpunkten (Variation der Hauptaktion) Der mit unterschiedlichen Höhen angeworfene Ball soll mit gestrecktem Arm getroffen werden, die Schlagbewegung erfolgt zunehmend steiler vorwärts-aufwärts; der Ball soll in unterschiedlicher Höhe und verschieden weit vor dem Körper getroffen werden. Abb. 44 Im Treffpunkt (tief und weit vor dem Körper) ist der Schlagarm gestreckt 80 Abb. 41 Auftaktbewegung mit Zurückneigen des Oberkörpers und Beugen der Knie (li.) Abb. 42 Nach dem Treffen des Balles wird das rechte Bein nach hinten abgespreizt (re.) der Slice-Aufschlag sollte von rechts auf die Vorhandseite des Gegners gespielt werden; die Position hinter der Grundlinie wird zwischen Mittelzeichen und Seitenlinie variiert. Schmetterball Aktionen Erläuterungen Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in seitlicher Schlagstellung in Netznähe und hält den Schläger vor dem Körper; in der Ausgangsposition kann der Schläger anfangs auch hochkant auf die Netzkante gelegt werden, um die im Vergleich zum Aufschlag unterschiedliche Ausholbewegung (Hochführen des Schlägers vor der rechten Körperseite nach hinten-oben) zu schulen. Das gleichzeitige Heben des linken Armes beim Ausholen führt zu einer Schulterkippe, die als Vorbereitung für die Schlagbewegung wichtig ist; das Körpergewicht wird während der Schlagbewegung vom rechten auf das linke Bein verlagert; Bewegungsfluß und zeitlich-dynamische Gliederung beachten; Treffen verschiedener Ziele (links, rechts) durch Ausrichten der seitlichen Schlagstellung entsprechend der Zielrichtung; Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die seitliche Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und ausschwingen. Aus der Bereitschaftsstellung Beinarbeit zum Erreichen der optimalen Stellung unter dem späteren Treffpunkt mit Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung; Gewichtsverlagerung Schlagen aus der Bereitschaftsstellung in verschiedene Ziele, auch auf Zuspiel aus größerer Entfernung Zuwurf bzw. Zuspiel des Balles wird variiert (links, rechts, kürzer, länger); Schüler dreht sich aus der Bereitschaftsstellung in die Schlagstellung und paßt sich mit entsprechender Beinarbeit unter Beibehaltung der seitlichen Position zum Netz an den Ballflug an; mit kleinen Schritten vorwärts bzw, rückwärts (in Richtung Einzellinien) und Nachstellschritten vom Netz weg und zum Netz hin läuft er zu den verschiedenen Platzpositionen und schmettert von dort, auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, in verschiedene Ziele; zur Kontrolle der richtigen Stellung unter dem Treffpunkt kann der Ball auch mit gestrecktem linken Arm gefangen werden. Schüler steht ca. 2 m vom Netz entfernt in Bereitschaftsstellung; Lehrer variiert das Zuspiel in Länge, Richtung und Höhe und spielt auch aus zunehmend größerer Entfernung zu; Schüler paßt sich mit entsprechender Beinarbeit (Seit-Steps, Kreuzschritte usw.) an die unterschiedlichen Anflugkurven des Balles an, schmettert in verschiedene Ziele und mit wechselnder Geschwindigkeit; bei sehr hohem Zuspiel ist der Ball schwer zu schmettern, weil er annähernd senkrecht fällt und die Berechnung des Treffpunkts viel Erfahrung voraussetzt; in diesem Fall kann der Ball auch erst nach dem Aufsprung auf dem Boden geschmettert werden; beim Laufen zur Schlagposition werden linker Arm und Schläger frühzeitig nach oben genommen; Geschwindigkeit und Richtung des Schmetterschlages nach taktischen Gesichtspunkten fordern und später nach Schülerentscheidung spielen lassen. Abb. 45 auf (li.) Schläger liegt auf der Netzkante Abb. 46 Schlägerspitze und linker Arm zeigen auf den angestrebten Treffpunkt (re.) Abb. 47 Einnehmen der Schlagstellung (li.) Abb. 48 Ball wird mit senkrecht nach oben gestrecktem Arm gefangen (re.) Abb. 49 Ball wird nicht direkt, sondern nach dem Aufsprung auf dem Boden geschmettert Anwendung der methodischen Reihen Schmetterball aus dem Sprung Aktionen Erläuterungen Absprung vom rechten Bein und Strecken des gebeugten Schlagarmes zum Treffpunkt (Hauptaktion), Landen auf dem linken Bein Schiller steht ca. 1 m vom Netz entfernt in seitlicher Schlagstellung, gestreckter linker Arm zeigt zum geplanten Treffpunkt, Schlagarm ist gebeugt, Schlägerspitze zeigt nach hinten; der zugeworfene Ball soll im Sprung getroffen werden; der Ball muß so zugeworfen werden, daß der Schüler nach hinten-oben zum geplanten Treffpunkt springen muß, weil sonst die »Beinschere« nicht geschult werden kann; bei der Landung auf dem linken Bein zeigt das rechte Bein nach rechts vorne; die Beinarbeit kann auch ohne Schlagbewegung oder mit Trockenschlagbewegung (ohne Ball) geübt werden. Ausholbewegung, Sprung, Schlagund Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung Schüler steht in seitlicher Schlagstellung in Netznähe und hält den Schläger vor dem Körper; die Ausholbewegung kann variiert werden: einigen Schülern fällt es leichter, zur Unterstützung des Absprungs die Ausholbewegung mit einem unteren Pendel (wie beim Aufschlag) auszuführen, andere tun sich leichter Aus der Bereitschaftsstellung Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition und Schmettern aus dem Sprung Lehrer variiert das Zuspiel; zum Ausholen erfolgen gleichzeitig: rechtes Bein nach hinten setzen, Körper nach rechts in die seitliche Stellung zum Netz drehen, Heben beider Arme; Schulung der entsprechenden Beinarbeit zur gewünschten Schlagposition: Nachstellschritte oder vorwärts übersetzen in Richtung Grundlinie; Schmettern in verschiedene Ziele und Anpassen der Schlaggeschwindigkeit an die Lage des Treffpunkts (sehr weit hinten liegender Treffpunkt verlangt eine langsame Schlagbewegung). Abb. 50 Schüler springt nach hinten oben ab (li.) Abb. 51 Bei der Landung auf dem linken Bein zeigt das rechte Bein nach vorne (re.) beim Ausholen vor dem Körper; Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die seitliche Schlagstellung, dann ausholen, springen, schlagen, ausschwingen und landen; der Schwerpunkt liegt auf der Schulung der Koordination von Absprung und Schlagbewegung. Abb. 52 Vorbereitung (Ausholen) zum Schmettern aus dem Sprung Abb. 53 Beinarbeit (linker Fuß vor rechten Fuß: vorwärts übersetzen) zur entsprechenden Schlagposition 82 Flugball Flugball - Vorhand und Rückhand Aktionen Erläuterungen Strecken des gebeugten Schlagarmes vorwärts und leicht abwärts zum Treffpunkt (Hauptaktion) Schüler steht zum Flugball mit Vorhand in leicht offener Schlagstellung, zum Flugball mit Rückhand in seitlicher Schlagstellung dicht am Netz, der Lehrer wirft den Ball aus kurzer Entfernung zu; Vorhandgriff für Flugball mit Vorhand, Rückhandgriff für Flugball mit Rückhand; der Ball soll deutlich vor dem Körper getroffen und weich zum Lehrer zurückgespielt werden; beim Strecken des Armes sollte der Oberarm möglichst ruhig gehalten werden; die Schlagfläche ist etwas geöffnet. Abb. 54 Lehrer wirft den Ball zum VorhandFlugball zu Strecken des gebeugten Schlagarmes zum Treffpunkt (Variation der Hauptaktion) Der Schüler soll den Zusammenhang zwischen der Variation der Hauptaktion und der Abflughöhe und -weite des Balles sowie der Stärke des Dralls erfahren: der Schlägerkopf kann unterschiedlich steil Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in seitlicher Schlagstellung ca. 2 m vom Netz entfernt und hält den Schläger .vor den Körper (Schlägerkopf in Kopfhöhe); Lehrer wirft den Ball aus unterschiedlichen Entfernungen zu, der Schüler paßt seine Aushol- und Schlagbewegung zeitlich und räumlich an den Ballflug und sein Ziel an; die Schlagbewegung wird durch eine Gewichtsverlagerung nach vorne-unten unterstützt. Zur Koordination von Gewichtsverlagerung und Schlagbewegung wird gleichzeitig mit der Ausholbewegung des Armes das netznähere Bein angehoben, mit dem Treffen des Balles wird es wieder in Richtung Netz bei Beugung im Kniegelenk aufgesetzt; zur Kontrolle der Schlagrichtung erfolgt der Ausschwung nur kurz über den Treffpunkt hinaus, der Schläger steht nach dem Schlag annähernd parallel zum Netz. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung ca. 2 m vom Netz entfernt; bei Zuwurf (Zuspiel) des Balles erfolgen: Drehschritt mit dem zum Treffpunkt näheren Bein (Standbein), das andere Bein bleibt in der ursprünglichen Position, Oberkörperdrehung und Anheben des Unterarmes (Schlagarm) nach hinten-oben; die Schlagbewegung wird durch Gewichtsverlagerung (Schritt in Richtung Treffpunkt) unterstützt. Mögliche Hilfen: akustische Unterstützung für den zeitlich-dynamischen Ablauf der Bewegung; vorwärts-abwärts oder auch parallel zum Boden zum Treffpunkt gebracht werden; die Stellung der Schlagfläche im Treffpunkt kann von senkrecht bis stark geöffnet variiert werden. Abb. 55 Mit der Ausholbewegung wird das netznähere Bein angehoben (li.) Abb. 56 Mit dem Treffen des Balles wird das netznähere Bein aufgesetzt (Schritt) Anwendung der methodischen Reihen Aktionen Erläuterungen optische Orientierung für die Richtung der Schlagbewegung (z. B. Netzkante); Lehrerführt den Arm des Schülers; Schüler hält mit dem linken Handrücken den Oberarm des Schlagarmes beim Ausholen zum Flugball mit Vorhand vor dem Körper, um die Ausholbewegung zu kontrollieren; beim Ausholen zum Flugball mit Rückhand zieht die linke Hand den Schläger nah an den Körper; Ballmaschine dient dem genauen Zuspiel. Abb. 57 Kontrolle der Weite der Ausholbewegung mit linker Hand unter dem rechten Oberarm Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Spielen des Flugballs aus der Vorwärtsbewegung nach einem Angriffsschlag oder nach dem Aufschlag; Spielen des Flugballs aus der Bewegung zur Seite, Schlagen des Balles im Sprung. Spielen aus der Bereitschaftsstellung in verschiedene Ziele und von verschiedenen Platzpositionen aus; Treffen des Balles in unterschiedlichen Treffpunkthöhen Zuspiel des Balles aus unterschiedlichen Entfernungen und Richtungen und mit Variation der Höhe und der Geschwindigkeit; der Ball wird über bzw. unter Netzhöhe getroffen; der Ball wird in verschiedene Ziele gespielt, entsprechend der Schlagposition und gemäß der richtigen Lösung der taktischen Aufgabe. f?U 1 ,^ i s "Sä's /V < N \ / V h / ¥ \\ A Abb. 58 Treffen des Vorhand-Flugballes unter Netzhöhe Lob - Vorhand und Rückhand Schwingen des Schlägers steil vorwärts-aufwärts zum Treffpunkt mit geöffneter Schlagfläche (Hauptaktion) 84 Schüler steht in Schlagstellung hinter dem T-Kreuz, der Schläger ist neben dem hinteren Bein zum Boden abgesenkt; Lehrer steht am Netz und wirft die Bälle weich auf Vorhand und Rückhand des Schülers zu; Schüler spielt hoch über den vom Lehrer senkrecht nach oben gehaltenen Schläger; Verwendung von Vorhand- und Rückhandgriff auf den jeweils entsprechenden Seiten. Schüler steht hinter dem T-Kreuz und schlägt die vom Lehrer weich zugeworfenen Bälle hoch zurück; als Orientierungshilfen können Zauberschnüre oder Leinen in verschiedenen Höhen oberhalb der Netzkante gespannt werden; je höher der Lob gespielt wird, desto stärker muß die Schlägerfläche durch Unterarmdrehung geöffnet werden; häufiger Wechsel zwischen Crundschlag und Lob (Erfühlen des Unterschieds und Entwickeln der Lob-Bewegung). Lob Aktionen Erläuterungen Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Schlagstellung hinter dem T-Kreuz; Rückführen des Schlägers in einer Schleife mit fließendem Übergang in die Schlagbewegung nach vorne-oben; der obere Bogen der Ausholbewegung kann flacher oder steiler sein, entscheidend beim Lob ist ein ausgeprägter unterer Bogen in der Schleife mit starkem Kniebeugen; als Variation kann auch geradliniges Ausholen nach hinten-unten angeboten werden, wenn der Schüler Probleme hat, mit der bogenförmigen Ausholbewegung unter den späteren Treffpunkt zu kommen; beim Zuschlagen erfolgt ein deutliches Kniestrecken nach vorne-oben mit anschließendem betont langem Ausschwung in Richtung des abfliegenden Balles; um den Körperschwerpunkt des Schülers weit nach unten zu bringen, muß der Lehrer mitunter kurz und flach zuwerfen; Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und ausschwingen. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung in der Mitte hinter der T-Linie. Lehrer spielt die Bälle aus netznaher Position zu; der Übergang von der Bereitschaftsstellung in die Schlagstellung wird durch eine Oberkörperdrehung mit gleichzeitigem Drehschritt des treffpunktnäheren Beines eingeleitet und einem nachfolgenden Schritt des anderen Beines vollzogen. Trockenbewegung nach Lehrervorbild und Bewußtmachen der typischen Lob-Ausholbewegung durch Schwingen des Schlägers um einen großen, leichten Ball (Wasserball). Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Von der T-Linie aus spielt der Schüler die vom Lehrer variabel zugespielten Bälle als Lob zurück; der Lehrer kann zunächst alle auftretenden Fehler im Distanzverhalten und Timing des Schülers durch ausgleichendes Zuspiel kompensieren; bei zu geringem Schlagabstand erfolgt das Zuspiel weiter weg vom Schüler und umgekehrt; bei zu hastiger Schlagbewegung versucht der Lehrer durch langsames, weiches Zuspiel mehr Ruhe bei der Schlagbewegung zu erreichen; in allen Fällen kann eine akustische Unterstützung des Lehrers verlangsamende oder beschleunigende Wirkung für die Bewegungen des Schülers bedeuten; bei variablem Zuspiel versucht der Schüler selbst, sein Distanzverhalten und sein Timing der Situation entsprechend anzupassen. Spielen aus der Bereitschaftsstellung in verschiedene Ziele und von verschiedenen Platzpositionen aus; Spielen des Lobs aus wettkampfnahen Spielsituationen Zuspiel des Balles erfolgt aus unterschiedlichen Entfernungen und Richtungen mit Variation von Höhe, Geschwindigkeit und Drall; Schüler spielt Lobs von verschiedenen Platzpositionen, auch von der Grundlinie; Schüler spielt die Bälle in verschiedene Ziele, entsprechend seiner Schlagposition und gemäß der richtigen Lösung der jeweiligen taktischen Aufgabe; aus Notsituationen werden hohe Lobs an die gegnerische Grundlinie gespielt, um Zeit für die Einnahme der nächsten günstigen Platzposition zu bekommen; bei zu kurzem Spiel des Gegners kann ein Lob auch offensiv, relativ flach gespielt werden, damit der Gegner den Ball aus der Netzposition nicht mehr erlaufen kann; der Lob kann auch als Return gegen einen ans Netz stürmenden gegnerischen Aufschläger genutzt werden; der Lehrer simuliert den Gegner und spielt mit dem Schüler alle Spielsituationen durch, in denen der Lob sinnvoll verwendet werden kann. 85 Anwendung der methodischen Reihen Topspin - Vorhand und Rückhand Aktionen Erläuterungen Schläger schnell und steil vorwärtsaufwärts zum Treffpunkt schwingen (Hauptaktion) Schüler steht in offener (Vorhand) bzw. seitlicher Schlagstellung (Rückhand) hinter der T-Linie, der Lehrer wirft den Ball aus kurzer Entfernung mit hoher Flugkurve zu; Vorhandgriff für Topspin mit Vorhand, Rückhandgriff für Topspin mit Rückhand; die Schlagfläche bleibt während der Vorwärtsaufwärts-Bewegung senkrecht. Einklemmen eines Tennisballes zwischen Schlägerfläche und Netzkante, Tennisball durch Aufwärtsbewegung des Schlägers über das Netz rollen (Bewußtmachen der Richtung der Hauptaktion); die gespielten Bälle sollen anfangs mindestens 2 m über Netzhöhe fliegen (Leine oder Zauberschnur oberhalb der Netzkante spannen). Abb. 59 Ball ist zwischen Schlagfläche und Netzkante eingeklemmt Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht hinter der T-Linie und trifft die weich zugeworfenen Bälle im »abfallenden Ast« der Ballflugkurve nach dem Aufsprung; Spielen in markierte Zielräume vor der gegenüberliegenden T-Linie und Feststellen der Absprungweiten der Bälle (Wirkung des Dralls), d.h., wer schafft den größten Abstand zwischen dem ersten und zweiten Aufsprung des Balles? Die Gewichtsverlagerung vom hinteren auf das vordere Bein erfolgt auf der Rückhandseite beim Ausholen, auf der Vorhandseite beim Durchschwingen zu den Topspin-Schlägen; Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und ausschwingen. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter der Mitte der T-Linie und trifft die weich zugespielten Bälle zwischen Knie- und Hüfthöhe; mit dem Zuspiel des Balles erfolgen: Drehschritt mit dem zum Treffpunkt näheren Bein, Oberkörperdrehung und Anheben des Schlagarmes; vielen Spielern fällt es leichter, beim Topspin mit Vorhand die Ausholbewegung mit Heben des Ellbogens nach hinten oben einzuleiten; die Ausholbewegung beginnt verzögert, etwa mit dem Aufspringen des zugespielten Balles; die Schlagbewegung wird durch ein starkes Kniestrecken eingeleitet und unterstützt, das bis zu einem Abheben der Beine vom Boden beim Ausschwung des Schlages führen kann und darf; Kontrolle der Endstellungen nach den Topspin-Schlägen: Vorhandstellung offen, Rückhandstellung seitlich, Schläger über Kopfhöhe. Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagpositionen aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Spielen der Topspin-Schläge aus Bewegungen entlang der T-Linie links und rechts, nach vorne oder nach hinten. Anwenden der Topspin-Schläge bei tieferen und höheren Treffpunkten; Schulung des Distanzverhaltens bei variablem Zuspiel des Balles. Abb. 60 höhe Abb. 61 terhöhe 86 Treffpunkt des Topspins in Hüft- Treffpunkt des Topspins in Schul- Topspin, Slice Aktionen Erläuterungen Spiele in verschiedene Ziele und von verschiedenen Platzpositionen aus; Treffen des Balles in unterschiedlichen Treffpunkten (hoch, tief, vorne, hinten) Aufgabe: Welche regelrecht vor der Grundlinie aufkommenden Topspin-Schläge haben die höchstliegenden Auftreffpunkte am eingrenzenden Spielfeldzaun (Wand)? Erkennen der optimalen Dosierung von Drall- und Druck bei den Topspin-Schlägen. Zuspiel des Balles erfolgt aus entsprechenden Entfernungen und Richtungen mit Variation von Höhe, Geschwindigkeit und Drall; die jeweils anzuspielenden Zielräume entsprechen den taktischen Aufgabenstellungen; Schüler spielt Topspinschläge aus unterschiedlichen Entfernungen vom Netz, auch nach entsprechender Laufarbeit; alle TopspinSchläge werden auf ihre Anwendungsmög- lichkeiten in der Offensive und der Defensive des Wettspiels durchgespielt; Erproben taktischer Variationsmöglichkeiten entsprechend dem Gegnerverhalten wie z. B. Aufrücken zum Netz (Topspin kurz cross oder Topspin Lob usw.). Aus den so ersichtlichen Stärken und Schwächen der Schüler lassen sich dann taktische Grundkonzepte für deren Wettspiel entwickeln; der Lehrer übernimmt die Rolle des Gegners und testet und kontrolliert die Wirksamkeit der Topspin-Schläge seiner Schüler im Wettspiel und in spielnahen Wettspielformen. Slice - Vorhand und Rückhand Schläger von hinten-oben flach nach vorne-unten zum Treffpunkt schwingen (Hauptaktion) Schläger von hinten-oben nach vorne-unten zu unterschiedlich hohen und unterschiedlich weit vor dem Körper liegenden Treffpunkten schwingen (Variation der Hauptaktion) Schüler steht in seitlicher Schlagstellung hinter der T-Linie, der Lehrer wirft den Ball vom Netz aus zu; Vorhandgriff für Slice mit Vorhand, Rückhandgriff für Slice mit Rückhand; der Ball soll in leichtem Bogen zum Lehrer zurückgespielt werden. Vor Beginn der Hauptaktion zeigt das Griffende beim Slice mit Vorhand in Richtung Netz, beim Slice mit Rückhand zum linken Netzpfosten. Abb. 62 Beim Vorhand-Slice zeigt zu Beginn der Hauptaktion das Griffende zum Netz bzw. in Schlagrichtung Abb. 63 Beim Rückhand-Slice zeigt zu Beginn der Hauptaktion das Griffende zum linken Netzpfosten bzw. deutlich links zur Schlagrichtung Der Schüler soll den Zusammenhang zwischen Variation der Hauptaktion und Abflughöhen und -weiten sowie der Stärke des Dralls des Balles erfahren: die Hauptaktion erfolgt einmal flacher, einmal steiler vorwärts-abwärts, die Stellung der Schlagfläche im Treffpunkt wird von nahezu senkrecht bis stark geöffnet variiert; ein weit vor dem Körper liegender, tiefer Treffpunkt erfordert eine breite Schlagstellung und ist besonders günstig zum Erlernen des Slice. Abb. 64 Breite Schlagstellung zum Slice mit einem tiefen Treffpunkt Anwendung der methodischen Reihen Aktionen Erläuterungen Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Schlagstellung hinter der T-Linie oder in größerem Abstand vom Netz (Hilfslinie zwischen T- und Grundlinie) und hält den Schläger vor den Körper; Lehrer wirft vom Netz aus zu; Schüler paßt seine Aushol- und Schlagbewegung dem ankommenden Ball an. Zuwurfvarianten: Der Ball wird von oben indirekt zugeworfen, so daß der Schüler den Ball im aufsteigenden Ast treffen kann. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter der T-Linie, Lehrer wirft vom Netz aus zu; zum Ausholen erfolgen Oberkörperdrehung, Drehschritt und Zurücknehmen des Schlägers nach hinten-oben gleichzeitig; Unterstützung für die Kontrolle der Ausholweite beim Slice mit Rückhand: der Schlägerkopf berührt den Hals; Bewegung akustisch unterstützen (Taktieren); die Schlagbewegung wird durch eine deutliche Gewichtsverlagerung nach vorne-unten unterstützt; optische Orientierung für die Richtung der Schlagbewegung (Markierung auf dem Boden) und das Ende der Ausschwungbewegung (Kopf des Zuspielers) geben; Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und ausschwingen. zum Ausführen einer guten Gewichtsverlagerung wird beim Schlag eine breite Schlagstellung eingenommen und weit nach vorne ausgeschwungen. Abb. 65 Oberkörperdrehung und Ausholen zum Rückhand-Slice Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter der T-Linie; Lehrer bietet den Ball variabel an, Schüler läuft zur entsprechenden Position und schlägt den Ball mit Slice im richtigen Abstand zum Treffpunkt; Schulung der Koordination von Beinarbeit und Schlagbewegung; Schlagen des Slice in unterschiedlichen Treffpunkthöhen. Spielen aus der Bereitschaftsstellung in verschiedene Ziele und von verschiedenen Platzpositionen aus; Treffen des Balles in unterschiedlichen Treffpunkthöhen Zuspiel des Balles erfolgt aus unterschiedlichen Richtungen und Entfernungen mit Variation in Höhe, Länge, seitlichen Abweichungen und Geschwindigkeit; Schüler spielt den Slice von unterschiedlichen Platzpositionen, auch aus größerer Entfernung; der Ball soll im aufsteigenden wie auch im absteigenden Ast getroffen werden und entsprechend der Situation (Platzposition, ankommender Ball, Stellung des Gegners) taktisch richtig gespielt werden. 88 Stop Aktionen Erläuterungen Schläger von hinten-oben nach vorne-unten zum Treffpunkt bewegen (Hauptaktion) Schüler steht ca. 3 m vom Netz entfernt in seitlicher Schlagstellung; Lehrer wirft den Ball vom Netz aus zu; der Ball kann auch von oben zugeworfen werden (siehe Zuspiel S. 35), so daß ihn der Schüler leichter im aufsteigenden Ast treffen kann; die Schlagbewegung ist relativ kurz, der Ball wird mit offener Schlagfläche getroffen und soll mit Rückwärtsdrall nach hoher Flugkurve knapp hinter dem Netz aufkommen; der Ball kann longline oder cross über das Netz gespielt werden, die Crossrichtung ermöglicht es dem Schüler eher, den Ball knapp hinter das Netz zu spielen. Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Abb. 66 Ball wird von oben zugeworfen Schüler steht ca. 4 m vom Netz entfernt in Schlagstellung und hält den Schläger vor den Körper; bei Zuwurf (Zuspiel) des Balles erfolgt die Ausholbewegung in einem flachen oberen bei der Schlagbewegung erfolgt mit dem linken Bein (Stop mit Vorhand) ein Schritt in Richtung Treffpunkt; die Bewegung des Armes (erst abwärts und dann aufwärts) wird durch die Körperarbeit (linkes Knie beugen und strecken, »Knicks«) unterstützt; der Schüler soll das Gefühl haben, die Schlagfläche um den Ball zu drehen; zum Bewußtmachen des geringen Bewegungsumfangs kann die Bewegung dicht am Zaun stehend geübt werden; Schüler spielt den Stop knapp über einen Schläger, den ein Partner in ca. 1,70 m Höhe und ungefähr 1,50 m vom Netz entfernt hält, um zu verdeutlichen, wo der Kulminationspunkt der Flugkurve beim Stop liegen muß, damit der Ball knapp hinter dem Netz aufspringt. Abb. 68 Der Stop fliegt knapp über einen vom Partner gehaltenen Schläger (bewußt- Abb. 67 Verdeutlichung des geringen Bewegungsumfanges durch Ausführen der Bewegung dicht vor einem Zaun machen, daß der Kulminationspunkt der Flugkurve deutlich vor dem Netz liegt) Anwendung der methodischen Reihen Aktionen Erläuterungen Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter der T-Linie; eine geschlossene Schlagfläche beim Ausholen erleichtert es dem Schüler, die Schlagund Ausschwungbewegung entsprechend gefühlvoll auszuführen; Lehrer spielt zunächst vom Netz aus zu und geht dann immer weiter bis zur Grundlinie zurück; Schüler muß den Schwung seiner Bewegung an die schneller ankommenden Bälle anpassen (Schwung wird geringer). Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Schüler steht in Bereitschaftsstellung hinter der T-Linie, Lehrer spielt zunächst vom Netz aus zu, später von der Grundlinie; Variation des Zuspiels (links, rechts, kurz, flach, hoch, Drall); Schüler steht hinter der T-Linie und hält den Schläger mit leicht geöffneter Schlagfläche in den angestrebten Treffpunkt; Lehrer spielt von der Grundlinie aus zu; Schüler läßt den Ball im aufsteigenden Ast vom Schläger abprallen und kontrolliert, wie weit der Ball in Richtung Netz fliegt; es ist leicht herauszufinden, mit wie viel (wie wenig) Bewegung (Schwung) der Schläger zum Treffpunkt kommen muß, damit der Ball knapp über das Netz fliegt. Schüler versucht, durch Hinlaufen bzw. Ausweichen den richtigen Abstand zum Treffpunkt einzunehmen und den Ball im aufsteigenden Ast zu treffen; der Schwung der Schlagbewegung muß an die Entfernung zum Ziel angepaßt werden. Halbflugball - Vorhand und Rückhand Schläger mit locker gestrecktem Arm flach über den Boden zum Treffpunkt schwingen (Hauptaktion) Schläger vorwärts-aufwärts zum Treffpunktschwingen (Variation der Hauptaktion) 90 Schüler steht am T-Kreuz in Schlagstellung; der Schlägerkopf des Schülers befindet sich knapp über dem Boden ca. 10 cm hinter dem Treffpunkt zum Halbflugball; durch ein Ballpendel wird der Treffpunkt knapp über dem T-Kreuz festgelegt; der Schläger wird aus der Ruhestellung (Schlägerunterkante am Boden) zum Treffpunkt nach vorne geführt; Griffe wie bei den Grundschlägen-Vorhand und -Rückhand. Hilfen für das richtige Timing: Üben des Fußball-Drop-Kicks mit Tennisbällen (auch Mädchen), nach Gelingen des Drop-Kicks mit der Hand oder einem kurzgefaßten Tennisschläger versuchen, einen Halbflugball zu spielen; Aufsprung des Balles auf dem Boden und Treffen des Balles mit dem Schläger sollten möglichst gleichzeitig erfolgen. Bewegungsführung (Schlaghand) durch den Lehrer, der den Ball anwirft oder vom Schüler anwerfen läßt; zum Erkennen des Rhythmus (Ballaufsprung/Treffpunkt) stellt der Schüler den Schläger in den Treffpunkt; der Zuwurf des Balles erfolgt indirekt gegen die Schlägerfläche. Halbflugbälle auf leichten, frontalen Ballzuwurf mit Ballaufsprung an einer markierten Stelle (T-Kreuz, Linie usw.); Spiel über das Netz in verschiedene Richtun- Abb. 69 Schlagfläche ist im Treffpunkt leicht geöffnet Abb. 70 Lehrer wirft den Ball indirekt gegen die senkrecht auf dem Boden stehende Schlagfläche gen (Ziele, Hindernisse, Hütchen usw.); Erkennen der Zusammenhänge von Schlagstellung und Abflugrichtung des Balles. Halbflugball Aktionen Erläuterungen Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Schlagstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Schlagstellung hinter dem T-Kreuz, Lehrer wirft die Bälle so zu, daß sie auf der T-Linie ca. 1 m von der Mitte entfernt getroffen werden können; die Ausholbewegung erfolgt in einem verkürzten flachen oberen Bogen; das Hauptaugenmerk ist auf die Beschleunigung der flachen Schlagbewegung und das frühe Treffen des Balles nach dem Aufsprung zu legen; es findet immer eine Gewichtsverlagerung auf das stark gebeugte vordere Bein statt, weil der Ball bei tiefbleibendem Körperschwerpunkt in Höhe des vorderen Beines getroffen werden soll; Übergang aus der frontalen Stellung zum Netz in die Schlagstellung, dann ausholen, schlagen und ausschwingen. Abb. 71 Schlagbewegung verläuft knapp über dem Boden zum Treffpunkt Aushol-, Schlag- und Ausschwungbewegung aus der Bereitschaftsstellung; Gewichtsverlagerung Schüler steht in Bereitschaftsstellung ca. 1 m hinter dem T-Kreuz; bei Zuwurf des Balles erfolgen; Drehschritt mit dem treffpunktnäheren Bein, Oberkörperdrehung und flacher oberer Bogen des Schlagarms nach hinten. Akustische Unterstützung des zeitlich dynamischen Bewegungsablaufes; optische Orientierungshilfen für die Lage des Treffpunktes und für die Richtung der Schlagbewegung (Linien des Spielfeldes und zusätzliche Markierungspunkte bzw. -linien); Ballmaschine für zielgenaues Zuspiel; Zuwurf kann in hohem Bogen (mehr Zeit) oder flach (Ballabsprung nicht so hoch) erfolgen - entscheidend ist, womit der Schüler besser zurechtkommt. Beinarbeit zum Erreichen der entsprechenden Schlagposition aus verschiedenen Richtungen sowie unterschiedlichen Entfernungen und Schlagen des Balles Ausgangsposition des Schülers ca. 1 m hinter dem T-Kreuz; Lehrer spielt langsam und hoch in verschiedene Zielräume zu, um dem Schüler genug Vorbereitungszeit für die Halbflugbälle zu geben; bei ausreichender Sicherheit des Schülers werden Halbflugbälle aus normalen Ballwechseln heraus gespielt, der Schüler trifft die Entscheidung, welche Bälle er als Grundschläge und welche er als Halbflugbälle spielt. Spielen in verschiedene Ziele und von verschiedenen Platzpositionen aus; Spielen des Halbflugballs aus spielnahen Situationen Schüler steht in Bereitschaftsstellung zunächst hinter der T-Linie, später hinter der Grundlinienmitte; variables Lehrerzuspiel in bezug auf Höhe, Geschwindigkeit und Drall des Balles; Spielen der Halbflugbälle longlinie und cross zur gegnerischen Grundlinie und auch kurz cross (Topspin) als Passierball; Schüler muß erkennen und einsehen, daß Halbflugbälle nicht nur aus Notsituationen, sondern auch bewußt als Überraschungsschläge für die Offensive (bei kurzen Bällen des Gegners) und als Passierbälle eingesetzt werden können. 91 Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings 92 Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings Die einzelnen Sportarten unterscheiden sich nicht nur darin, daß sie verschiedene leistungsbeeinflussende Faktoren aufweisen, sondern auch darin, daß dort, wo sie von gleichen Faktoren beeinflußt werden, die Ausprägung unterschiedlich ist. So sind z.B. beim Rudern andere Faktoren als beim Bodenturnen von Bedeutung, und Abb. 72 die Anforderungen z.B. an die Ausdauer sind beim Tennis nicht die gleichen wie beim Tischtennis. Nur durch gründliche Analysen der jeweiligen Sportart ist es möglich, die Bedeutung und hierarchische Einstufung einzelner Faktoren festzulegen, um daraus Rückschlüsse für die Talentsichtung und Talentförderung sowie für die Pla- nung und Periodisierung des Trainings zu ziehen. Bei der Analyse des Tennisspiels interessieren diejenigen Leistungsvoraussetzungen und ihre Zusammenhänge, die für die optimale Bewältigung der Bewegungsaufgaben und für das Erreichen der individuellen Leistungsmöglichkeiten von Bedeutung sind (Abb. 72). Übersicht zu Faktoren der sportlichen Leistungsfähigkeit Faktoren sportlicher Leistungsfähigkeit (personinterne Faktoren) \ I Leistungslimitierende Faktoren |^ (sehr wichtig und wenig kompensierbar) - • J ! JLL. ; - TennisTennisspezifische spezifische koordinative (konditioneile Faktoren 1 | Faktoren J / •»•"-" i ! Psychische Faktoren * j [ /* - • — •;;, , , 1 j Konstitutionelle Faktoren ! j > Motivation Selbstbewußtsein i Selbstkontrolle Konzentrationsfähigkeit Spielintelligenz i (Taktik) J Aktionsschnelligkeit Schnellkraft • u.a. \ t y J \ Allgemeine konditioneile Faktoren Psychische Faktoren i •-' * RhythmiSchlagsierungstechniken * fähigkeit Beinarbeit Reaktionsfähigkeit Orientierungs- fähigkeit t u. a. ' ! i „„ > • J 4 Allgemeine koordinative Faktoren , *•- Leistungsbeeinflussende Faktoren •(wichtig und mehr oder,,weniger kompensierbar) Allgemeine Intelligenz u. a. j - Ausdauer Beweglichkeit Kraft ' u. a. * -..-.. :. / Körperproportionen Größe Gewicht u. a. . ... ... 93 Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings Es sind konstitutionelle (anthropometrische und funktionelle) Voraussetzungen wie Körpergröße, Gewicht, Körperproportionen, Hebelverhältnisse und Muskelmasse, die eine immer bedeutendere Rolle im Hochleistungstennis spielen. Dazu kommen koordinative Voraussetzungen wie allgemeine Koordinationsfähigkeit als auch tennisspezifische Voraussetzungen wie Schlagtechnik und Beinarbeit, konditioneile Voraussetzungen wie Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, psychische Voraussetzungen wie Wille, Anspruchsniveau, Härte, Konzentrationsfähigkeit, Selbstdisziplin, Antizipation, Spielwitz usw. Einige dieser Voraussetzungen sind auch sehr eng mit dem Begriff der Taktik verbunden. Neben diesen der Person zukommenden Voraussetzungen sind auch äußere Voraussetzungen von Bedeutung, d.h. der Einfluß der Umwelt, wie Elternhaus, Freundeskreis, Schule, Beruf, Trainer, Trainingsmöglichkeiten, Anfahrtswege usw. All diese Faktoren zusammen bestimmen, allerdings in unterschiedlichem Maße, die sportliche Leistung des Spielers. Die folgende tennisspezifische Bestimmung und Einstufung einzelner Faktoren wurde aufgrund umfangreicher Analysen des Tennissports vorgenommen. Sie wurden bei Untersuchungen in drei Bereichen gewonnen: • Funktionell anatomische und biomechanische sowie konditioneile und koordinative Daten durch allgemeine Untersuchungen der Tennistechnik • Konditionelle und koordinative Daten durch genaue Analysen des Wettkampfgeschehens • Bewegungstechnische und anthropometrische Daten durch die Analyse von Weltklassespielern 94 Im folgenden werden aus diesen Untersuchungen beispielhaft einige konditioneile und motorische Faktoren abgeleitet. Die psychischen Grundlagen werden ab Seite 181 näher behandelt. Physikalische und biomechanische Analyse der Tennistechnik Ein besonders hohes Maß an Koordinationsfähigkeit und Gewandtheit ist aus folgenden Gründen erforderlich: • Die Schlagablaufzeit bis zum Treffpunkt beträgt ca. 0,5 bis 0,9 Sekunden, wobei sich bei einzelnen Schlagarten Unterschiede ergeben. • Die Kontaktzeit des Balles auf der Bespannung des Schlägers beträgt zwischen 0,005 und 0,003 Sekunden, die Kontaktstrecke dabei max. 12 cm. • Die Schlägergeschwindigkeit beim Schlag schwankt von 0 bis etwa 150 km/h. • Die Ballgeschwindigkeit erreicht bei Grundlinienschlägen bis zu 110 km/h und bei Aufschlägen teilweise über 200 km/h. • Die Zahl der Ballumdrehungen ist mit maximal ca. 150 Umdrehungen pro Sekunde sehr hoch. Koordinationsfähigkeit ist vor allem im Kindes- und frühen Jugendalter optimal trainierbar und muß deswegen in das Jugendtraining einbezogen werden. Die beabsichtigte hohe Ballgeschwindigkeit vor allem bei Aufschlägen und harten Schlägen erfordert die Fähigkeit, eine situationsbedingte Schlägerbeschleunigung bis zur optimalen Schläger- geschwindigkeit zu erzielen, was neben guter Koordinationsfähigkeit vor allem Aktionsschnelligkeit und Schnellkraft verlangt. Die hohe Aufprallkraft des Balles auf dem Schläger und die sehr kurze Gesamtkontaktzeit BallSchläger verursachen große Belastungen im Unterarm; deshalb sind Schnellkraft und Schnellkraftausdauer erforderlich. Dem speziellen und altersspezifischen Krafttraining muß daher im Trainingsprozeß ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Die durchschnittlichen Flugzeiten des Balles bei Grundlinienschlägen von 1 bis 1,5 Sekunden und die mittleren Ballgeschwindigkeiten zeigen, daß ausreichend Zeit für die Vorbereitung des Schlages gegeben ist und daß die eigentliche Ausholbewegung mit dem Arm erst in Zusammenhang mit der Schlagablaufzeit relativ spät (beim Aufsprung des Balles) beginnen kann. Die Geschwindigkeit des Balles beim Aufschlag (über 200 km/h) und beim Passierball (bis 110 km/h) erfordern ein gutes Antizipationsvermögen sowie sehr gute Reaktionszeit und große Aktionsschnelligkeit und Schnellkraft. Auch diese Erkenntnisse führen zu der Feststellung, daß situationsbedingte Koordinationsfähigkeit regelmäßig trainiert werden muß. Analyse des Wettkampfgeschehens Die Belastung in einem Tennismatch ist intervallartig: • Das Verhältnis von durchschnittlicher Spielzeit (Zeitdauer, in der Ballwechsel stattfinden) zur Gesamtzeit des Matches ist je nach Platzoberfläche ca. 1:2 bis 1:5. Physikalische und biomechanische Analyse der Tennistechnik • Ein Ballwechsel auf Sandplätzen dauert im Durchschnitt 8 Sekunden, auf Rasen und schnellen Hartplätzen ist er wesentlich kürzer, teilweise sogar nur noch 2 bis 3 Sekunden, die darauffolgende Pause beträgt im Mittel ca. 20 Sekunden. Das ermöglicht in der Regel genug Regenerationszeit, auch zwischen den Ballwechseln. Der durchschnittliche Laufweg von 1500 m pro Match bei zwei Gewinnsätzen läßt auf eine mittlere Beanspruchung im Ausdauerbereich schließen. Die anaerobe alaktazide Arbeitsweise während der Ballwechsel überwiegt. Die längste Sprintstrecke geradeaus beim Tennismatch übersteigt praktisch kaum 14 m. Die durchschnittliche Strecke liegt bei 4 m. Das bedeutet, daß der Tennisspieler eine andere Schnelligkeitsart benötigt als z. B. ein 100-m- oder 200-m-Sprinter. Die tennisspezifische Schnelligkeit setzt sich zusammen aus: • Antrittsvermögen, Startkraft, Schnellkraft (Explösionskraft, konzentrische Muskelarbeit) • Beschleunigungsvermögen, beschleunigende Muskelkraft, Schnellkraft (Kraftschnelligkeit) • Bewegungsausführung, Bewegungsschnelligkeit, Aktionsschnelligkeit • Bremskraft vor einem Richtungswechsel (exzentrische Muskelarbeit) Die wichtigste Schnelligkeitsart ist die Kraftschnelligkeit. Mit ihrer Hilfe werden kurze Entfernungen überwunden. Die Startkraft kann durch ein optimales Antizipationsvermögen und eine ausgezeichnete Reaktionszeit teilweise kompensiert werden, und für die Durchführung des Schlages ist in der Regel genug Zeit vorhanden. Im Hinblick auf die Verteilung der Becker A Häufigkeit/Match in% _ J Sand t ,^d Halle ) Rasen 60 505 50 -\ 408 40 30 20 • 4 340 243 309 ( A i II j \ \ \ i 10 H 252 232 i fA 156 Ü157 «I 66 1 f j 140 f~A ^ Aufschlag Return Volley Grundlinienschlag Abb. 73 Durchschnittliche Häufigkeit der verschiedenen Schlagkategorien in Abhängigkeit vom Bodenbelag bei Boris Becker (der statistische Mittelwertvergleich bezieht sich jeweils auf die Sandplatz-Ergebnisse) angewendeten Schläge ergeben die Matchanalysen (Weltklasse Herren) auf Sandplätzen durchschnittlich: Grundschläge ca. 55% Return ca. 15% Aufschlag ca. 23% Flugball ca. 4 % sonstige Schläge ca. 3% Auf Hartplätzen, Teppichböden und vor allem auf Rasen ändert sich die prozentuelle Aufteilung, wobei Aufschlag, Return und Flugball an Dominanz gewinnen. Als Beispiel hierfür kann man die unterschiedliche Prozentaufteilung bei Boris Becker aufführen (Abb. 73). Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings Leistungsphysiologische Aspekte Effektive Belastungszeit Die effektive (reale) Spielzeit beträgt bei Tenniswettkämpfen im Durchschnitt ca. 20 bis 25% der Gesamtspielzeit. Die Spielzeit pro Ballwechsel dauert auf Sandplätzen im Mittel 7 bis 10 Sekunden mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen 3 bis 7 Sekunden. Die Ballwechsel sind um so kürzer, je schneller und je flacher der Ball vom Untergrund abspringt: Auf Rasenplätzen und schnellen Hallenböden liegt die durchschnittliche Spielzeit pro Ballwechsel ca. 30 bis 50% niedriger als auf Sandplätzen. In Einzelfällen werden vor allem beim Aufeinandertreffen spezieller Spielertypen - Extremwerte erreicht, wie sie im Jahr 1991 bei den beiden Finalspielen in Wimbledon zwischen Stich und Becker einerseits und in Paris zwischen Agassi und Courier andererseits erzielt wurden: Im Wimbledon auf Rasen betrug die reale Spielzeit 3:42 Minuten pro Stunde und ein Ballwechsel dauerte im Mittel 2,65 Sekunden; auf Sand in Paris betrug die effektive Spielzeit 14:56 Minuten pro Stunde und ein Ballwechsel war im Durchschnitt erst nach 10 Sekunden zu Ende. Wegen der Kürze der Ballwechseldauer und aufgrund vorwiegend submaximaler, muskulärer Beanspruchungen bei längeren Ballwechseln wird der anaerobe, laktazide Stoffwechselweg (über die Glykolyse) wenig in Anspruch genommen, so daß der Milchsäu- 96 regehalt bzw. -anstieg in der Arbeitsmuskulatur im Normalfall gering bleibt. Der Milchsäurespiegel (Laktat) im arterialisierten Blut beträgt in der Regel 2 bis 3 mmol/l und überschreitet nur in Ausnahmesituationen kurzfristig 4 mmol/l. Die Länge der einzelnen Spielpausen zwischen den Ballwechseln (maximal 25 Sekunden nach der Wettspielordnung) reicht normalerweise aus, um über aerobe Stoffwechselprozesse das zur kurzfristigen Energiebereitstellung notwendige Potential der energiereichen Phosphate (Adenosintriphosphat und Kreatinphosphat) nahezu vollständig in der Arbeitsmuskulatur wieder aufzubauen. Wegen der langen Gesamtspielzeitdauer, die auch beim Spiel auf zwei Gewinnsätze mehr als drei Stunden betragen kann, und zur effektiven Steigerung des Belastungsumfanges im Tennistraining bedarf es der Entwicklung einer soliden Grundlagenausdauer. Eine hohe spezifische Ausdauerleistungsfähigkeit hat ferner den Vorteil, daß in Belastungsphasen hoher Intensität (Reizhöhe und Reizdichte) die Laktatproduktion (Milchsäurebildung) begrenzt bleibt und in der Ballwechselpause eine rasche Regeneration der energiereichen Phosphate erfolgen kann. Hiermit wird eine Milchsäureanhäufung in der Arbeitsmuskulatur verhindert, so daß das Optimum der koordinativen Leistungsfähigkeit und der Schnellkraft über die gesamte Wettkampfzeit erhalten bleibt. Letzteres gilt in gleicher Weise für das Training, dessen Qualität und Quantität einen bedeutsamen Einfluß auf die Leistungsfähigkeit im Wettkampf ausübt. Herzfrequenz Die durchschnittliche Herzfrequenz beträgt im Verlauf von Tenniswettkämpfen bei Tennisspielern unterschiedlicher Leistungskategorien und Altersklassen im Mittel zwischen 140 bis 150 Schlägen pro Minute. Beim weiblichen Geschlecht liegt die durchschnittliche Pulsfrequenz um 5 bis 10 Schläge höher. Die unregelmäßigen Schwankungen der Herzfrequenz dokumentieren die stetig wechselnde Reizhöhe, Reizdauer und Reizdichte der Belastung beim Tennisspiel. Ähnlich wie bei intensiver Intervallarbeit werden auch im Tennis Herzfrequenzen erreicht, die teilweise das individuelle Maximum (z.B. 170 bis 190 Schläge bei Erwachsenen und über 200 Schläge pro Minute bei Kindern) erreichen. Der Herzfrequenzanstieg ist teilweise auch Ausdruck einer erhöhten psychischen Beanspruchung: Unmittelbar vor dem Aufschlag oder vor einer spielentscheidenden Phase (Breakball/ Satzball) stellen wir kurzfristige Herzfrequenzsteigerungen um 10 bis 30 Schläge fest. Herz-Kreislauf-System Durchschnittswerte von Herzfrequenz, Blutdruck, Blutlaktat und Nettospielzeit sprechen für eine Belastungsintensität von ca. 45 bis 60% der maximalen Leistungsfähigkeit des Herz-KreislaufSystems während eines Tenniswettkampfes. Leistungsstarke Grundlinienspielerwerden im Mittel höher beansprucht, so daß sie den für ein wirksames Gesundheitstraining wünschenswerten Intensitätsbereich, der bei ca. 60 bis 75% der maximalen Kreislaufleistungsfähigkeit liegt, eher erreichen. Leistungsphysiologische Aspekte Eine Erhöhung der Reizsetzung auf das Herz-Kreislauf-System hat zur Folge, daß der optimale Intensitätsbereich für eine Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit erreicht wird. Hiermitsind allerdings auch Belastungsüberforderungen möglich, deren Ausmaß speziell im Sportspiel Tennis nur schwer vorhersehbar und steuerbar ist. Diese Gratwanderung zwischen positiven Effekten auf Gesundheit und Leistung einerseits sowie Schädigungsmöglichkeiten insbesondere für Herz und Gefäßsystem andererseits wird besonders schwierig bei älteren Spielern mit geringem Trainingszustand sowie bei allen Personen mit (teilweise noch unerkannten) Stoffwechsel- und HerzKreislauf-Krankheiten (z. B. Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, fortgeschrittene Arteriosklerose). Steigerungen des systolischen Blutdrucks auf Werte über 250 mm Hg unter Wettkampfbedingungen sowie unvermeidliche Verschiebungen im Elektrolythaushalt (z.B. Magnesium im Serum unter 0,70 mmol/1) bei längerdauernden Wettkämpfen unter Hitzebedingungen können speziell für letztgenannten Personenkreis ernsthafte akute Gefahren für die Gesundheit (z. B. Herztod auf dem Tennisplatz) provozieren. Energiestoffwechsel Je intensiver die Beanspruchungsqualität der einzelnen Ballwechsel ist, um so stärker wird der Kohlenhydratstoffwechsel aktiviert. Je länger Reizdauer und je geringer Reizhöhe und -dichte der einzelnen Ballwechsel bzw. des ganzen Wettkampfes sind, desto mehr tritt der Fettstoffwechsel in den Vordergrund. Die Analyse entsprechender Stoffwechsel-Zwischenprodukte während eines Tenniswettkampfes weist darauf hin, daß bei einem Tenniswettkampf auf Sandplätzen die Energie vorrangig über den Abbau von Kohlenhydraten (ca. 50 bis 75%) und erst in zweiter Linie über den Abbau von Fetten (ca. 25 bis 50%) bereitgestellt wird. Mit einem Abfall des Blutzuckerspiegels im Verlauf eines Tenniswettkampfes oder Tennistrainings üblicher Zeitdauer (1 bis 2 Stunden) ist nur zu rechnen, wenn die Kohlenhydratspeicher (in Arbeitsmuskulatur und Leber) vor Wettkampfbeginn nicht entsprechend angefüllt waren oder durch unmittelbar vorhergehende intensive Trainings- bzw. Wettkam pfbelastungen entleert wurden. Folglich müssen nach intensivem Tennisträining sowie im Verlauf eines Tennisturniers die Glykogendepots (Speicherform der Kohlenhydrate als Stärke in Leber und Arbeitsmuskulatur) durch kohlenhydratbetonte Kost zügig und umfangreich aufgefüllt werden. Bei rascher Trainings- und Wettkampffolge sind für die Erhaltung der Leistungsfähigkeit leicht verdauliche, kohlenhydratreiche Zwischenmahlzeiten empfehlenswert. Spieler und Spielerinnen mit Neigung zur Unterzuckerung sollten im Rahmen der üblichen Mannschaftswettkämpfe im unmittelbaren Anschluß an ihr Einzel eine kaliumreiche Kohlenhydratzufuhr in Verbindung mit Flüssigkeit aufnehmen, damit im folgenden Doppel kein unerwünschter Leistungsabfall eintreten kann. Flüssigkeitsund Elektrolytverluste Vornehmlich aufgrund der Schweißsekretion führen Tennistraining und vor allem Tenniswett- kämpfe (wegen erhöhter psychischer Beanspruchung) zu teilweise erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten. Die Gewichtsabnahme bei einem Tenniswettkampf von 90 Minuten Dauer beträgt bei Männern im Durchschnitt zwischen 1,5 und 2,5 kg, obwohl im Durchschnitt ca. 0,5 I Flüssigkeit aufgenommen wird; Frauen verlieren etwa 50 bis 70% dieser Menge. Im Blut stellen wir im Verlauf eines Tenniswettkampfes einen hoch signifikanten Abfall von Kalium und Magnesium bei gleichzeitigem Anstieg von Natrium und Kalzium ohne wesentliche Veränderungen des Plasmavolumens fest. Folglich ist in erster Linie eine reichliche Wasserzufuhr in Kombination mit speziellen Elektrolyten und gegebenenfalls unter Anreicherung von Kohlenhydraten (5 bis 20%) besonders empfehlenswert. Aufgrund der Schweißverluste, der häufig mangelhaften Zufuhr in der Nahrung (Magnesium) und vor allem aufgrund ihrer Bedeutung im Stoffwechsel und für die Funktion sowie Regeneration der Arbeitsmuskulatur ist die Zufuhr von Magnesium und Kalium besonders wichtig. Entsprechende Hinweise zur gezielten Aufnahme solcher leistungsbegrenzenden Stoffe aus dem Salz-Wasser-Haushalt werden im Kapitel »Ernährung« näher erläutert. Psychische Anforderungen Verhaltensformen (und somit auch Leistungen) entstehen aus der Wechselwirkung zwischen den Bedingungen des Individuums (des Spielers) und seiner Umwelt, Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings d. h.r sie beruhen auf der Wechselwirkung zwischen den sachgegebenen Anforderungen (des Tennisspiels) und den Möglichkeiten des Individuums, sich mit diesen Anforderungen auseinandersetzen zu können. Psychische Anforderungen im Tennis ergeben sich also aus den sachstrukturellen Bedingungen, die im Tennis gegeben sind. Solche sachstrukturellen Bedingungen sind beispielsweise die vielfältigen Interaktionen mit dem Gegner oder auch die Regelbedingungen. Interaktionen Interaktionen mit dem Gegner sind in ihrem Verlauf nicht festlegbar, vielmehr werden sie vor allem durch die wechselseitig sich beeinflussenden Spielintentionen der beiden Spieler (aber auch durch ihre Körpersprache) bestimmt. Im Tennis ist es deshalb wichtig, das Verhalten des Gegners, die Stärken und Schwächen seiner Technik und Taktik, aber auch seiner Kondition und Psyche, angemessen wahrnehmen und einsichtig (intelligent) deuten zu können; es ist aber auch wichtig, den Gegner durch die eigene Taktik und Körpersprache so zu beeinflussen (Dominanzverhalten), daß die eigenen Ziele erreicht werden können. Spielregeln Die Spielintentionen sind eingerahmt durch die konstanten Bedingungen der Spielregeln. Hier sind vor allem die Zählweise und die Spielpausen zu nennen. Psychologisch besonders interessant ist im Tennis, daß jedes einzelne Spiel in jedem Satz mit mindestens zwei Punkten gewonnen werden muß und daß das Zählen 98 nach jedem abgeschlossenen Satz, unabhängig davon, wie er endete, von neuem beginnt. Besonders die Zähleinheit »Spiel« gibt dem Ablauf eines Matches eine eigene Charakteristik. Im Unterschied zu Tischtennis, wo z.B. ein 8:20Rückstand kaum mehr aufzuholen ist, weil sich für den führenden Spieler ein Punkt fast zwangsläufig noch ergeben wird, kann dies im Tennis vergleichsweise bei einem 1:6, 2:5-Rückstand sehr wohl noch der Fall sein. Dadurch kommt dem jeweiligen Spielstand und der Frage, ob man mehr auf Risiko oder mehr auf Sicherheit spielen soll, ob noch Hoffnung trotz Rückstand bzw. Skepsis trotz Vorsprung angebracht ist usw., erhöhte psychologische Bedeutung zu, obwohl im Blick auf das Endergebnis prinzipiell jeder Punkt gleich bedeutend ist. Optimismus (Zuversicht) und Selbstvertrauen spielen deshalb im Tennis eine große Rolle. Von großer psychologischer Bedeutung ist auch, daß nach jedem Ballwechsel eine Pause gegeben ist (bis zu 25 bzw. 30 Sek.) und daß (mit Ausnahme nach dem ersten Spiel im Satz und nach dem Tie-Break) nach zwei Spielen die Seiten gewechselt werden, was mit maximal 90 Sekunden Pause verbunden ist. Denn jede Pause bietet zwar einerseits die Möglichkeit, sich von der vorherigen Anstrengung und Anspannung zu erholen; andererseits bedeutet jede Pause aber auch, daß der Wettkampf immer wieder von neuem aufgenommen werden muß, so daß jede Pause zu einem neuen Vorstartzustand führen kann, auf den sich die Spieler psychisch einstellen müssen. Im Tennis muß deshalb nicht nur grundsätzlich eine hohe Leistungsbereitschaft gegeben sein; diese Leistungsbereitschaft (Leistungsmotivation) muß auch immer wieder von neuem aufgebracht werden, d. h., die Spieler müssen sich nach jeder Pause von neuem motivieren und diese Motivation während des Ballwechsels aufrechterhalten. Je größer die Belastung über das gesamte Match ist (z.B. in einem langandauernden und ermüdenden Match), desto mehr muß auch der Wille eingesetzt werden, um mit inneren Widerständen fertig werden zu können und um somit die Leistungsbereitschaft nicht erlahmen zu lassen. Da jeder Ballwechsel entweder mit einem Punktgewinn oder mit einem Punktverlust endet und viele Ballwechsel dramatisch enden, ergeben sich im Tennis besonders häufig Streß-Situationen. Die Spielpausen stellen also nicht nur Vorstartzustände dar, sie dienen zugleich (bzw. zuvor) auch der Streß-Verarbeitung. Dies bedeutet, daß im Tennis ein großes Maß an Streß-Toleranz, psychischer Stabilität. Selbstkontrolle und Streß-Verarbeitungsfähigkeit gefordert sind. Variable äußere Bedingungen Die Spielintentionen sind auch eingerahmt durch variable Bedingungen wie Witterung, Zuschauer und Bodenbeschaffenheit, auf die sich die Spieler ebenfalls psychisch einstellen müssen. Häufig ergeben sich hierbei gravierende Streß-Zustände. Tennistechnik Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß es im Tennis besonders schwierig ist (aufgrund des relativ schnell fliegenden Balles, Analysen von Weltklassespielern des Treffens des Balles außerhalb der Hand mit Hilfe eines Schlägers und der Spielfeldmaße), den Ball so zu treffen, daß der gewünschte Ballflug bezüglich Richtung, Höhe, Länge und Rotation erreicht werden kann. Die Treffschwierigkeit wird im Match um so größer, je schneller der Ball auf den Spieler zufliegt, je anspruchsvoller die mit dem Treffen des Balles verbundenen Ziele des Spielers sind und je mehr der Spieler physisch und psychisch belastet ist. Diese Schwierigkeit und die Interaktion mit dem Gegner bringen große kognitive Anforderungen mit sich. D. h., es ist die Fähigkeit gefordert, den Ball, den Gegner und die eigene Position richtig wahrzunehmen und sich auf das Treffen des Balles konzentrieren zu können sowie die Fähigkeit, durch taktisch richtiges Handeln (Spielintelligenz) die eigenen Spielintentionen durchzusetzen. Analysen von Weltklassespielern Weltklassespielerinnen und -Spieler können in vier Spielertypen eingeteilt werden. & aaH©= anti) ^fflte-sjMa? Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Sehr starker erster Aufschlag, mit welchem Returnfehler erzwungen oder direkte Punkte gemacht werden können. • Sowohl der erste als auch der zweite Aufschlag stellen den Retournierenden unter permanenten Druck, so daß der Aufschläger die Mehrzahl der er- sten Flugbälle in relativ optimaler Position spielen kann. • Hohe Prozentzahl erfolgreicher erster Flugbälle. • Sehr gute Wahrnehmung und Antizipation vergrößern erheblich die Chancen zum Abfangen der gegnerischen Passierschläge am Netz. Dadurch wird der Gegner derart unter Druck gesetzt, daß sich auch seine Fehlerquote zwangsläufig deutlich erhöht. • Starker Schmetterball aus allen Lagen. • Sehr gut ausgeprägte Sprungkraft, gepaart mit hervorragender Gleichgewichtsfähigkeit. Im Weltklassebereich wird diese Spielergruppe (zur Zeit vor allem durch Edberg repräsentiert), die auf allen Belägen (auch auf Sand) Serve und Volley spielt, allerdings immer kleiner. %> (foffröttterttate? Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Fähigkeit, je nach Platzbelag Serve und Volley oder auch von der Grundlinie aus zu spielen. • Hohe Sicherheit und Präzision in den Grundlinienschlägen und beim Return. • Fähigkeit, ständig aus unmittelbarer Grundliniennähe zu spielen und die Bälle regelmäßig im Kulminationspunkt oder davor zu treffen. • Fähigkeit, vom Gegner kürzer gespielte Bälle zu attackieren, d.h., daraus direkte Punkte (Winner) zu machen oder Angriffsschläge zu spielen und ans Netz vorzurücken. • Sehr gute koordinative Fähigkeiten und ausgezeichnete konditionelle Voraussetzungen. Die Gruppe dieser Spielerinnen und Spieler ist im heutigen Tennis relativ stark vertreten und gehört zu der erfolgreichsten im Welttennis. Namen wie Becker, Ivanisevic, Krajicek, Sampras, Stich oder Novotna, Sabatini, Sukova und viele mehr beweisen dies. Es ist sehr interessant, daß in dieser Kategorie fast ausschließlich Spielerinnen und Spieler sind, die die Rückhand einhändig spielen. äQxuBÄö^iäm? Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Sichere und aggressive Grundlinienschläge mit Vorhand und Rückhand. • Fähigkeit, das Spiel von der Grundlinie aus zu kontrollieren und den Gegner permanent unter Druck zu setzen. • Fähigkeit, in Grundliniennähe und davor zu spielen und die Bälle möglichst oft im Kulminationspunkt oder davor (auch als Halbflugball) zu treffen. • Hohe Präzision auch bei hoher Ballgeschwindigkeit. • Sehr gutes Winkelspiel. • Fähigkeit, aggressive und trotzdem sichere Returns zu schlagen. • Fähigkeit, sehr gute Passierschläge zu schlagen. • Hohe Schnelligkeit und sehr gute Gleichgewichtsfähigkeit. Diese Gruppe wird immer größer, und vor allem die jüngste Generation tendiert zu dieser Spielweise. Spielerinnen und Spieler wie Graf, Hingis, Huber, Pierce, SanchezVicario bei den Damen bzw. Agassi, Chang, Courier, Kafelnikov, Medvedev bei den Herren dokumentieren diese Behauptung. Im Gegensatz zu der Gruppe der Ganzplatzspieler dominieren hier mit wenigen Ausnahmen (z. B. Graf) diejenigen, die die Rückhand beidhändig spielen. Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings <& s&GGEfoamas? Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: • Hohe Topspin-Schläge von der Grundlinie mit Vorhand und Rückhand. • Spielposition grundsätzlich weiter hinter der Grundlinie. • Sicheres und äußerst konsequentes Spiel mit den Grundlinienschlägen. • Weitgehender Verzicht auf Offensiv- oder Angriffsschläge. • Ausgeprägte Lauffreudigkeit und Ausdauerfähigkeit. • Viel Geduld und Selbstdisziplin. Spielerinnen und Spieler dieser Kategorie (früherz.B. Borg, Vilas) sind im Tennis der Weltspitze heute kaum noch vertreten. Sicherlich gibt es Spielerinnen und Spieler, die sich im Laufe der Zeit von der einen zur anderen Kategorie bewegen oder aber einen Grenzfall darstellen, wie z.B. Bruguera. Unterschiedlich schnelle Bodenbeläge zwingen die Spieler natürlich auch, ihr taktisches Verhaltensmuster entsprechend anzupassen. Es deutet sich also an, daß in Zukunft die Ganzplatz- und die Grundlinienspieler im Spitzentennis dominieren werden. Die derzeitige Weltrangliste sowie die Entwicklung der nachkommenden jungen Generation scheint zu zeigen, daß mit gewissen Ausnahmen der Trend zum Ganzplatz- und Grundlinienspieler geht. Von den Serve- und VolleySpielern sind mit Ausnahme von Edberg fast nur ältere Spieler und Spielerinnen erfolgreich, abgesehen davon, daß ihre Anzahl schon immer gering war. Die Defensivspieler sind fast verschwunden, zumindest in der Weltspitze. Man kann die Behauptung aufstellen, daß die aggressive Spiel- 100 weise dominiert; die Spieler versuchen, den Punkt durch eigene Initiative zu erreichen und warten viel weniger als früher auf die Fehler des Gegners. Das Spiel wird zukünftig vermutlich noch schneller und aggressiver, so daß die Laufschnelligkeit verbessert werden muß, was zu einer noch athletischeren Entwicklung der Spieler und der Spielerinnen führen wird. Hinzu kommt, daß der Erfolg beim Ballwechsel immer mehr von der Fähigkeit abhängt, die schweren und schwersten Situationen zu meistern. Dafür ist nicht nur eine ausgezeichnete Grundtechnik und ein breites Schlagrepertoire, sondern vor allem die Einsatzfähigkeit der Technik in allen nur denkbaren Situationen notwendig. Deshalb müssen im Leistungstennis die Perioden des Übens gekürzt und die Perioden des wettkampfnahen Trainings ausgeweitet werden. Das Training muß sich mehr und mehr den tatsächlichen Vorgängen im Match anpassen, es müssen die einzelnen Matchsituationen im normalen Sparring modelliert werden. Dadurch steigt auch die Wertigkeit des speziellen taktischen Trainings an. Voraussetzung für das Meistern schwieriger Situationen ist eine einwandfreie Körperbeherrschung. Diese wird vor allem durch Kraft- und Koordinationsfähigkeiten und -fertigkeiten bestimmt. Gleichgewicht, Anpassungsfähigkeit, Fußarbeit und Beinstellung sind bei der Schlagausführung entscheidend und maßgebend für den Erfolg des Schlages. Analysen der Weltklasse haben eindeutig gezeigt, daß es einen Zusammenhang zwischen Return (heute vielleicht der wichtigste Schlag im Spitzentennis), Passierball und Beinarbeit gibt. Weil gerade diese zwei Schläge sehr häufig in schwierigen Situationen gespielt werden müssen, ist die Wertigkeit der Beinarbeit für das moderne Tennis um so höher einzustufen und im Training zu berücksichtigen. Da ein dauerhafter Erfolg nur durch eine ganzjährige, hohe Durchschnittsleistung zu erzielen ist, ist folgendes wichtig: • Die technische Ausbildung zu einem Allroundspieler, der auf allen Platzoberflächen gut spielen kann • Die richtige Periodisierung Die Spezialisten (Sand-, Hartplatz, Halle, schnelle Böden usw.) haben Probleme, über das ganze Jahr gute Leistungen zu bringen, da die Platzoberfläche fast pausenlos wechselt. Deshalb müssen Technik und Spielweise schon bei jungen Spielern so ausgerichtet werden, daß sie später fähig sind, mit allen Bodenarten zurechtzukommen. Das setzt nicht nur ein breites Schlagrepertoire voraus, sondern es muß auch die Fähigkeit ausgebildet werden, die Bälle als Halbflugball, im Aufsteigen bzw. im Kulminationspunkt hart zu schlagen, das Tempo zu forcieren, extreme Winkel zu spielen und alle nur denkbaren Möglichkeiten zum direkten Punktgewinn auszunutzen. Deshalb werden nach wie vor Schläge mit Vorwärtsdrall dominieren, wenn auch mit weniger Spin, dafür aber mit höherer Geschwindigkeit als noch vor wenigen Jahren. Der Slice wird vor allem zum Tempowechsel, zum Zeitgewinn, als RückhandAngriffsschlag oder aus individuellen taktischen Erwägungen angewandt, eine dominierende Rolle wird er aber in absehbarer Zeit nicht spielen. Die Verbesserung des Flugballspiels selbst bei den Grundlinien- Analysen von Weltklassespielern Spielern ist unverkennbar. Denn ein guter Flugball ist immer noch die beste Möglichkeit, zu einem sicheren Punktgewinn zu kommen. Daß heutzutage jeder gute Tennisspieler über einen ausgezeichneten Aufschlag verfügen muß, steht außer Zweifel. Um so mehr wächst die-Bedeutung eines guten Returns. Der Return ist sicher der wichtigste Schlag. Vor allem bei Spielern mit gleichwertigen Aufschlägen, was heute immer häufiger vorkommt, ist er matchentscheidend. Um diese Techniken des modernen Tennis perfekt zu beherrschen, sind Koordinationsfähigkeiten und das Beachten von biomechanischen Prinzipien und Regeln von enormer Wichtigkeit. Mängel in diesen Bereichen verursachen verringerte Ballgeschwindigkeit, Präzision und Sicherheit. Auch die anthropometrischen Voraussetzungen spielen eine bedeutendere Rolle als früher. Die durchschnittliche Größe der ersten 15 der ATP-Rangliste bei den Männern ist derzeit ca. 187,5 cm, der ersten 15 der Damenweltrangliste ca. 172,5 cm. Es fällt auf, daß unter den ersten 15 Herren nur ein Spieler unter 180 cm Größe zu finden ist (Michael Chang). Der Durchschnitt der ersten zehn ist dagegen etwa 187 cm, und der Durchschnitt der ersten fünf liegt sogar bei 188 cm. Bei den Damen ist der Durchschnitt der ersten fünf 174 cm. Daraus läßt sich ableiten, daß die durchschnittliche Körpergröße in Richtung Spitze steigt und daß die großen Spieler und Spielerinnen in der Weltklasse dominieren. Es liegt also der Schluß nahe, daß schon bei der Talentsuche die zukünftige Körpergröße der Spieler und Spielerinnen berücksichtigt werden sollte. Auch der Periodisierung, d.h. der richtigen Planung von Training, Wettkampf und Regeneration muß immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es ist unmöglich, daß der Leistungs- und Hochleistungssportler eine maximale Leistung über das ganze Jahr hinweg erbringt. Deshalb ist es wichtig, daß in allen Kategorien und Spielstärken gewisse Schwerpunkte innerhalb der Sommerund Wintersaison gesetzt werden, in denen Spieler und Spielerin das größte individuelle Leistungspotential anstreben. Erfahrungsgemäß kann man drei Jahreshöhepunkte erreichen. Vor diesen Jahreshöhepunkten müssen dann Etappen für den Turnieraufbau eingeplant werden, denen wiederum Vorbereitungsperioden vorausgehen. Auch für die psychische und physische Regeneration muß mindestens zweimal im Jahr ausgiebig gesorgt werden. Die steigende Zahl der Verletzungen bei den heutigen Spitzenspielern zeugt davon, daß diese ohne Rücksicht auf die Gesundheit mehr oder weniger planlos die Saison angehen. Er herrscht noch zuviel Improvisation in der Jahresplanung, so daß die Spieler wegen Verletzungen, Erkrankungen oder Übertraining den möglichen Leistungsstand nicht erreichen können. Selbstverständlich ist der Tennissport nicht nur aus der Sicht des Hochleistungssports zu betrachten. Tennis ist vor allem auch Massensport für jedermann, Hobby und Freizeitbeschäftigung. Tennis ist eine ideale Sportart für jedes Alter, solange sie vernünftig betrieben wird und solange die altersspezifischen Anforderungen respektiert werden. Falscher Ehrgeiz, besonders im höheren Seniorenalter, kann zu gesundheitlichen Problemen führen, ebenso wie falsche Technik oder mangelhafter physischer Zustand. Wenn der Hobbyspieler an dieser Sportart tatsächlich seinen Spaß finden will, soll er darauf achten, daß sein Gesundheitszustand und seine Kondition der Intensität seines Einsatzes beim Tennis entsprechen. In der Regel stellt Tennis eine Intervallbelastung dar. Das Verhältnis von Belastung zu Pause beträgt zwischen 1:2 und 1:4. Der Durchschnitt der Belastungszeit auf Sandplätzen liegt bei 8 Sekunden, auf schnellen Plätzen (Teppich, Hartplatz, Rasen) bei 2,8 Sekunden. Schnelle Starts und Sprünge erfordern eine gute Startkraft in Kombination mit Antizipationsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit. Das schnelle Überwinden kurzer Entfernungen verlangt in hohem Maße Schnellkraft (Kraftschnelligkeit). Für die Durchführung der Schlagund Lauftechniken in ständig wechselnden Spielsituationen braucht der Spieler eine optimale Koordinationsfähigkeit und Aktionsschnelligkeit. Grundschnelligkeit und Beweglichkeit werden im Tennis im Vergleich zu anderen Sportarten nicht maximal benötigt. Auch Kraftausdauer muß keine besonders hohen Werte erreichen; allerdings sollte sie in der Form von Schnellkraftausdauer im Schlagarm und in der Beinmuskulatur in stärkerem Maße vorhanden sein. Im Bereich der motorischen Merkmale sind ausgeprägte Koordinationsfähigkeit sowie Kraftschnelligkeit als leistungslimitierende Faktoren zu bezeichnen, die kaum kompensiert werden können. Auch an Reaktionsschnelligkeit und Startkraft sowie an Aktionsschnelligkeit werden hohe Anforderungen gestellt. Alle anderen Faktoren sind zwar 101 Leistungsanforderungen als Grundlage des Trainings auch wichtig, jedoch mehr oder weniger kompensierbar. Obwohl die aerobe Ausdauer und die Beweglichkeit im Tennismatch nicht leistungslimitierend sind, ist die Ausbildung in beiden Bereichen sehr wichtig. Eine ausgezeichnete aerobe Ausdauer (Grundlagenausdauer) ist vor allem für die Qualität eines täg- 102 lichen, mehrstündigen Trainings unabdingbar. Darüber hinaus garantiert sie eine schnelle Regenerationsfähigkeit des gesamten Organismus sowie während als auch nach anspruchsvollen Trainingseinheiten. Eine sehr gute Dehnfähigkeit der Muskulatur und Schwingungsweite der Gelenke ist sowohl für Tennistechnik, Schnelligkeit, Koordinationsfähigkeit als auch zur Verletzungsprophylaxe von großer Wichtigkeit. Im Hinblick auf die bewegungstechnischen Faktoren ist vor allem auf die Beinarbeit hinzuweisen. Selbstverständlich ist eine gute Tennistechnik grundlegende Voraussetzung für hohe Leistungen. Leistungsentwicklung und Leistungsprognose In jedem Training versucht man, seine Leistungsmöglichkeiten für den Wettkampf zu verbessern (zumindest zu erhalten). Je mehr die Verbesserung der Leistungsmöglichkeiten unter der Perspektive einer langfristigen Leistungsentwicklung betrachtet wird, desto mehr tritt die Talentthematik in den Vordergrund. Hierbei handelt es sich zunächst um eine Eignungsdiagnose, denn junge Tennisspielerinnen und -Spieler werden danach beurteilt, ob sie für den Tennisleistungssport geeignet sind, d. h., ob sie später hohe Leistungen erbringen können. Insofern ist eine Eignungsdiagnose keine Leistungsdiagnose (im Sinne der Diagnose aktueller Leistungen), sondern eine Leistungsprognose, d.h., man versucht beispielsweise vorherzusagen, ob ein 12jährigerzu den Nachwuchshoffnungen gehören könnte und in 6 bis 8 Jahren Anschluß an die Leistungsspitze finden werde. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, die Talentthematik in drei eng aufeinander bezogene Problembereiche zu gliedern und dementsprechend in drei Schritten zu behandeln: • Talentbestimmung: Darunter ist die begriffliche und theoretische Bestimmung der Bedingungen und Merkmale zu verstehen, die Personen als »Tennistalente« charakterisieren. • Talentsuche und Talentauswahl: Ziel der Talentsuche besteht darin, mit Hilfe von Untersuchungsverfahren und organisatorischen Maßnahmen jene Personen zu finden, auf welche die bei der Talentbestimmung ermittelten Merkmale zutreffen. Sind diese Personen gefunden, dann stellt sich bei der Talentauswahl die Frage, wie viele ausgewählt, ob sie bestimmten sportlichen Fördermaßnahmen zugeführt und ob die »NichtTalente« von dieser Förderung ausgeschlossen werden sollen. • Talentförderung: Darunter ist der Einsatz aller Maßnahmen zu verstehen, mit deren Hilfe die ausgewählten Talente die erwarteten späteren hohen Leistungen auch tatsächlich erreichen können. die Entwicklungspsychologie zeigt - Erbfaktoren (Anlagefaktoren) und Umwelteinflüsse, die über Lernprozesse wirksam werden, unmittelbar miteinander verbunden sind. Hohe Leistungen entstehen also nur dann, wenn sich Anlagebedingungen und Lerneinflüsse (z. B. über den Trainer) gegenseitig positiv beeinflussen. Im Talentbegriff müssen also nicht nur personbezogene, sondern auch umweltbezogene Bedingungen zum Ausdruck kommen. Da es sich bei der Talentbestimmung um eine Leistungsprognose handelt, geht es nunmehr darum, junge Tennisspielerinnen und -spieler in einem bestimmten Entwicklungsabschnitt danach zu prüfen, ob sie die Bedingungen zu späteren hohen Leistungen aufweisen. Daraus ergibt sich folgende allgemeine Talentdefinition: Talentbestimmung Fragt man zunächst, wie der Begriff »Talent« näher bestimmt werden kann, dann wird dieser Begriff häufig mit Angeborenem, Vererbtem und somit relativ Trainingsunabhängigem verbunden. Diese Begriffsbestimmung beinhaltet jedoch ein zentrales Problem. Es besteht darin, daß - wie Als sportliches Talent kann eine Person in einem bestimmten Entwicklungsabschnitt bezeichnet werden, die bestimmte körperliche und psychische Bedingungen aufweist, die bei günstigen Umweltbedingungen mit großer Wahrscheinlichkeit zu späteren hohen Leistungen führen. 103 Leistungsentwicklung und Leistungsprognose Dieser offene Ansatz legt es nahe, nunmehr vier Teilstücke der Definition in Form von Fragen näher zu bestimmen. ? ln welchem Entwicklungsabschnitt soll das Talent • gesucht und zur Förderung ausgewählt werden? Zur Antwort werden zwei wichtige Erkenntnisse herangezogen: Zum einen zeigt die Erfahrung, daß die Zeitspanne vom Beginn eines systematischen Leistungstrainings bis zum Erreichen der Hochleistungsphase etwa 8 bis 10 Jahre umfaßt. Zum zweiten wird in der allgemeinen Bewegungslehre immer wieder nachgewiesen, daß die Zeit der Vorpubertät einen bedeutenden Entwicklungsabschnitt für den Erwerb motorischer Fertigkeiten darstellt. Geht man demnach davon aus, daß die wichtigsten Tennistechniken in diesem Altersabschnitt erlernt werden sollen, dann heißt dies zugleich auch, daß die Talentsuche etwa im 8. bis 10. Lebensjahr ansetzen muß. ? Welche körperlichen und psychischen Bedingungen, • die als personinterne Faktoren, und welche Umweltbedingungen, die als personexterne Faktoren zu bezeichnen sind, bestimmen die Leistungsentwicklung im Tennis? Hierzu sei bezüglich der personinternen Faktoren auf die körperlichen Merkmale (Schnelligkeit, Koordination, Kraft, Beweglichkeit u.a.), motorischen Merkmale (Schlagtechnik, Lauftechnik, Ballgefühl u.a.), kognitiven Fähigkeiten (Spielintelligenz, Konzentrationsfähigkeit u.a.) und motivationalen Merkmale (Leistungsmotiva- 104 tion, psychische Stabilität u.a.) verwiesen. Bezüglich der personexternen Faktoren sind vor allem die Fähigkeiten des Trainers, die gegebenen Trainingsbedingungen, familiäre Unterstützung, Freunde, aber auch die Unterstützung durch den Verein, den Verband, ja die Gesellschaft u.a. zu beachten. ? Wie hoch sollen die zu prognostizierenden Leistungen • sein und zu welchem Zeitpunkt sollen diese hohen Leistungen erreicht sein? Bei der Frage nach dem Prognosekriterium ist es wichtig festzustellen, welches Leistungsniveau angestrebt werden soll. Ist es die Verbandsebene oder die Ebene der nationalen Spitze oder gar der internationalen Spitze? Denn es ist leicht einsehbar, daß mitzunehmenden Leistungsanforderungen nicht nur höhere Anforderungen im Hinblick auf die einzelnen leistungsbestimmenden Faktoren gegeben sind, sondern daß auch im Rahmen dieser Faktoren immer weniger Ausgleich möglich ist. Es geht ja mit zunehmendem Leistungsniveau nicht nur darum, ein bestimmtes Fertigkeitsniveau zu erreichen, sondern es müssen auf diesem Niveau, das bei der heutigen Breite des nationalen und internationalen 'Wettkampftennis relativ viele Spieler erreichen, im Rahmen eines Selektionsprozesses viele nahezu gleichwertige Konkurrenten ausgeschaltet werden. Dies zeigt auch, daß mit zunehmendem Leistungsniveau die unabwägbaren Einflußfaktoren an Bedeutung zunehmen und die Leistungsprognose im Tennis deshalb besonders schwierig ist, weil es nicht darum geht, wie z.B. in der Leichtathletik, eine bestimmte meßbare Größe (z.B. 7,50 m im Weitsprung) zu errei- chen, sondern sich in der Auseinandersetzung mit Konkurrenten durchzusetzen, deren Anzahl und Stärke zum Zeitpunkt der Leistungsprognose noch nicht abgeschätzt werden kann. Bei der Frage, zu welchem Zeitpunkt die zu prognostizierenden Leistungen erreicht sein sollen, ist es deshalb sinnvoll, zunächst von einem etwas niedrigeren Niveau auszugehen (z.B. im Blick auf das internationale Tennis von einem Weltranglistenplatz um 100 und im Blick auf das nationale Tennis von einem mittleren Platz der deutschen Rangliste) und dieses Niveau als Basis für den letzten Selektionsprozeß anzusehen. Erfahrungen zeigen, daß noch einige Jahre an Training und insbesondere an Wettkampferfahrung notwendig sind, um im Rahmen dieses Selektionsprozesses die Leistungsphase erreichen und stabilisieren zu können. Geht man im Blick auf männliche Tennisspieler davon aus, daß spätestens in der Vorpubertät mit dem systematischen Training zu beginnen ist, daß das günstigste Leistungsalter im allgemeinen etwa zwischen dem 22. und 28. Lebensjahr liegt, daß davon etwa 3 bis 4 Jahre für die letzte Phase des Selektionsprozesses anzusetzen sind, dann ergibt sich für die zentrale Phase der Leistungsentwicklung etwa eine Spanne von 8 bis 10 Jahren, so daß die zu prognostizierende Leistung etwa in den Zeitraum des 18. bis 21. Lebensjahres fallen sollte. Anders formuliert: In diesem Alter sollte (im Hinblick auf unser Beispiel) der Weltranglistenplatz in Richtung 100 bzw. ein mittlerer Platz auf der deutschen Rangliste erreicht werden. Bis zu diesem Zeitpunkt läuft somit auch die zentrale Phase der Talentförderung. Talentbestimmung, Talentsuche Wie kann man die Merkmale bestimmen, die das Talent B zum Zeitpunkt der Talentsuche aufweisen sollte? Nach diesen Vorüberlegungen kann man (vor allem im Blick auf die personinternen leistungsbeeinflussenden Faktoren) prüfen, über welche Merkmale ein etwa 8 bis 10 Jahre altes Kind verfügen sollte, um als Tennistalent bestimmt zu werden. Bei dieser Prüfung, die sich in vier Schritten vornehmen läßt, ist davon auszugehen, daß die leistungsbestimmenden Faktoren zu unterschiedlichen Zeiten der Leistungsentwicklung von unterschiedlicher Bedeutung sind. Schritt 1: Bei jeder Talentbestimmung in irgendeiner Sportart sollte man sich zuerst den idealen Athleten zum Zeitpunkt der Hochleistungsphase vorstellen, d.h., man prüft, welches Anforderungsprofil in der Sportart gegeben ist und welche Spitzenathleten diesem Anforderungsprofil am ehesten entsprechen. Man gewichtet also alle bedeutsamen personinternen und personexternen Merkmale zum Zeitpunkt der zu prognostizierenden Spitzenleistung. Dabei sollte man gleichzeitig prüfen, welche Faktoren kompensierbar (d. h. ausgleichbar) sind. So ist z. B. etwas zu wenig an Schlagarmkraft durch eine bessere Koordinationsfähigkeit (mehr Schwung) kompensierbar. Schritt 2: Dann sollte man sich fragen, ob diese Merkmale bereits zum Zeitpunkt der Talentsuche und der Talentauswahl in günstigem Maße ausgeprägt sein müssen. Dabei läßt sich feststellen, daß z. B. Kraft vor der Pubertät noch wenig ausgeprägt und vor allem im Jugendalter gut trainier- bar ist, so daß diesem Faktor bei der Talentsuche keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Schritt 3: Andererseits stellt man aber auch fest, daß z. B. die motorische Lernfähigkeit als Voraussetzung für das Lernen in der Phase der Talentförderung und eine familiär positiv wirksame Unterstützung in der Phase der Talentförderung von weit größerer Bedeutung sind, als dies zum Zeitpunkt der Hochleistungsphase der Fall ist. Man sollte also stets auch berücksichtigen, wie gewichtig einzelne Bedingungen für die Entwicklung der Leistung in der Phase der Talentförderung sind. Dabei kann es sein, daß man Faktoren findet, die zu allen Zeiten der Leistungsentwicklung gleichermaßen von hoher Bedeutung und nicht ausgleichbar sind, so z. B. die Leistungsmotivation, d.h. die Motivation für ein intensives Training sowie für höchsten Einsatz im Wettkampf. Schritt 4: Schließlich sollte man überprüfen, ob die Entwicklung dieser Bedingungen vorhersagbar ist. Je klarer sich die Entwicklung eines Merkmals vorhersagen läßt, z.B. die durch Vererbung mitbestimmte Körpergröße oder - was für Tennis noch bedeutsamer ist die durch frühe Lernerfahrungen erworbene und in ihrer weiteren Entwicklung relativ stabile allgemeine Fähigkeit, geschickt mit Bällen umgehen zu können (Ballgefühl), desto wichtiger ist es, ein solches Merkmal bei der Talentsuche heranzuziehen. Welches sind nun die Konsequenzen für die Talentsuche und Talentförderung nach diesen theoretischen Überlegungen? Talentsuche Für die Talentsuche kann gefolgert werden, daß folgende personinternen Merkmale besonders bedeutsam sind: • Merkmale, die nicht nur zum Zeitpunkt der Hochleistungsphase von hoher Bedeutung sind • Merkmale, die während der Hochleistungsphase kaum auszugleichen sind • Merkmale, die für die Leistungsentwicklung in der Phase der Talentförderung von großer • Bedeutung sind • Merkmale, die in ihrer Entwicklung gut vorhersagbar sind Solche Merkmale sind vor allem Schnelligkeit, Beweglichkeit, allgemeine Koordinationsfähigkeit, motorische Lernfähigkeit, Ballgefühl, Leistungsmotivation und psychische Stabilität. Diese Merkmale können in unterschiedlicher Weise getestet werden. Während Lernfähigkeit, Leistungsmotivation und psychische Stabilität eher über Verhaltensbeobachtungen erschlossen werden sollten (weil keine angemessenen Testverfahren vorliegen), stehen im DTB zur Erfassung der motorischen Merkmale in diesem Alter entsprechende Tests zur Verfügung. Für die Talentförderung kann gefolgert werden, daß jene Bedingungen in besonderem Maße zu optimieren sind, die variabel sind, d. h. auf der personinternen Seite: Kraft, Ausdauer, tennisspezifische koordinative und taktische Fähigkeiten sowie auf der personexternen Seite: alle mit der Trainingsund Wettkampfplanung zusammenhängenden Bedingungen. 105 Leistungsentwicklung und Leistungsprognose Talentförderung Die genannten, durch Training gut beeinflußbaren Bedingungen dürfen jedoch nicht so sehr verbessert werden, daß bei einer zu frühen Spezialisierung auf bestimmte Fertigkeiten die Entwicklung der sportlichen Leistungen allzu sehr beschleunigt wird. Denn nach neueren Erkenntnissen in der allgemeinen Trainingslehre kann einem solchen raschen Anstieg der Leistung eine spätere Stagnation folgen, d.h., unter Umständen ist bei einer allmählicheren Leistungsentwicklung eine höhere Endleistung zu erreichen. Es kommt also auf einen entwicklungsgemäßen Leistungsaufbau an. Die physische Trainierbarkeit und die psychische Belastbarkeit sind im Laufe der Entwicklung im Kindes-, Jugendund Nachwuchsalter so zu dosieren, daß die physischen und psychischen Entwicklungsmöglichkeiten optimal im Sinne eines höchstmöglichen Endniveaus der sportlichen Leistung ausgeschöpft werden, ohne daß es zu physischen und psychischen Überforderungen kommt. Alter Entwicklungsabschnitt Trainingsabschnitt Zielsetzungen 4 bis 7 Vorschulalter Sportartübergreifende motorische Grundlagenausbildung - Erwerb möglichst vielfältiger elementarer sportmotorischer Fertigkeiten (Einzelbewegungen und Bewegungskombinationen) Mädchen: 7/8 bis 11/12 Schulkindalter Sportartspezifisches, aber vielseitiges Grundlagentraining - Erlernen einer vielseitigen Tennistechnik (vom Grundschlag bis z. B. zum Flugballstop) - Erwerb vielfältiger sportartübergreifender 8ewegungsmuster - Schaffung konditioneller Grundlagen - Sammeln erster Wettkampferfahrungen 1. puberale Phase Aufbautraining 2. puberale Phase Leistungstraining - Systematischer Aufbau der konditionellen Leistungsfaktoren (v.a. Kraft, Ausdauer) - Stabilisierung und individuelle Ausprägung der Technik - Verbesserung der taktischen Fähigkeiten im Hinblick auf die individuelle Spielanlage - Verbesserung psychischer Faktoren (Wettkampf- bzw. Trainingseinstellungen) - Verbesserung und Stabilisierung sämtlicher Leistungsfaktoren - Allmählicher Übergang von Jugend- zu Erwachsenenturnieren Frühes Erwachsenenalter Hochleistungstraining Jungen: 7/8 bis 12/13 Mädchen: 11/12 bis 12/13 Jungen: 12/13 bis 14/15 Mädchen: 12/13 bis 16/17 Jungen: 14/15 bis 18/19 Mädchen: etwa ab 16/17 Jungen: etwa ab 18/19 Tab. 11 Bei der Dosierung der physischen Trainierbarkeit und der psychischen Belastbarkeit im Rahmen eines langfristigen Trainingsaufbaus, der vier Abschnitte umfaßt - das Grundlagentraining, das Aufbautraining, das Leistungstraining und das Hochleistungstraining-, müssen also unterschiedliche Schwerpunkte bezüglich Training, Wettkampf und Betreuung gesetzt werden (s. Tab. 11). 106 - Durchbruch zur Spitzenklasse - Stabilisierung physischer und psychischer Leistungsfaktoren - Erwachsenenturniere - Anstreben des persönlichen Leistungsmaximums Modell des langfristigen Trainingsaufbaus im Tennis Grundlagentraining Es ist unbestritten, daß die Zeit der Vorpubertät eine wichtige Phase für den Erwerb motorischer Fertigkeiten darstellt. Kinder dieses Alters haben günstige Hebelverhältnisse und ein gutes Last-KraftVerhältnis; sie sind geschickt und lernen »auf Anhieb«. Wenn die Zeit der Vorpubertät ein günstiges motorisches Lernalter darstellt, dann sollte diese Entwicklungsphase vor allem dazu genutzt werden, daß in ihr eher vielseitige und allgemeine (also über das Tennis hinausgehende) Bewegungsmuster erworben werden. Solche allgemeinen Bewegungsmuster führen mit Talentförderung Abb. 74 Langfristiger Trainingsauf bau für männliche und weibliche Tennisspieler und die Anteile von Training und Wettkampf hoher Wahrscheinlichkeit zu späterer höherer sportartspezifischer Leistungsfähigkeit in den einzelnen Wettkampfsituationen. Denn solche Wettkampfsituationen sind ja immer wieder »neu«, auch schon deshalb, weil Spielart der Gegner, Tennisplatzbeläge, Bälle, Witterungverhältnisse usw. variabel sind. Empfehlungen für das Training im Schulkindalter Für das Grundlagentraining im Schulkindalter gelten (nicht nur für Tennis) folgende allgemeine Empfehlungen: Ausdauer (s. auch Kapitel Konditionstraining, S. 153) Die aerobe Ausdauer ist bereits vor der Pubertät lohnend trainierbar, wobei (abgesehen von intensiven und einseitigen Belastungen) beim gesunden Kind keine Einschränkungen bzgl. der Belastbarkeit gegeben sind. Eine gute aerobe Kapazität sollte im Hinblick auf die im weiteren Trainingsprozeß zu erwartenden hohen Belastungen bereits früh- 107 Leistungsentwicklung und Leistungsprognose zeitig aufgebaut werden. Intensive anaerob-laktazide Belastungen sind grundsätzlich zu vermeiden, da sie nicht dem Anforderungsprofil entsprechen, das Kind eine geringere Fähigkeit zur anaeroblaktaziden Energiefreisetzung besitzt, anaerob-laktazide Belastungen nicht kindgemäß sind und zudem eine gute aerobe Kapazität voraussetzen, die aufgrund des niedrigen Trainingsalters noch nicht entwickelt ist. Kraft (s. auch Kapitel Konditionstraining, S. 159) Im Kindesalter sollte ein Krafttraining nur im Sinne einer allgemeinen Kräftigung durchgeführt werden, da eine allgemeine, ganzkörperliche Schulung der Kraft notwendige Voraussetzung zur Vermeidung von Sportverletzungen und -schaden und Grundlage für das spätere Training der Maximal- und Schnellkraft ist. Maximalkraftbelastungen sind wegen der noch nicht verknöcherten Wachstumsfugen und einer noch mäßig entwickelten Muskulatur zu vermeiden. Schnelligkeit (s. auch Kapitel Konditionstraining, S. 164) Wenn zur Lösung einer Aufgabe die Leistungsfähigkeit des Nervensystems (wie z. B. bei der Reaktionsschnelligkeit) eine zentrale Rolle spielt, dann kann bereits im Vorschul- und im Schulkindalter eine intensive Förderung empfohlen werden, da das Zentralnervensystem bereits weit entwickelt ist und hinsichtlich der Belastbarkeit keine Einschränkungen bestehen. Mit zunehmender Bedeutung der Kraft (insbesondere der Schnellkraft) verschiebt sich der effektivste Ausbildungszeitraum in das späte Schulkind- und Jugendalter. 108 Abb. 75 Hockey als Mannschaftsspiel im Rahmen des Grundlagentrainings Beweglichkeit (s. auch Kapitel Konditionstraining, S. 170) Kinder sind wesentlich beweglicher als Erwachsene. Daher ist eine ausdrückliche, d.h. intensive und gezielte Beweglichkeitsschulung (Stretching) erst am Ende des Schulkindalters notwendig. Zur Vorbeugung der durch einseitige Belastungen auftretenden orthopädischen Probleme ist eine allgemeine, spielerische Beweglichkeitsschulung mit aktiven Dehnübungen zu empfehlen, bei der gleichzeitig die Muskulatur gekräftigt wird. Koordination (s. auch Kapitel Koordinationstraining, S. 117) Die Schulung koordinativer Fähigkeiten steht im Mittelpunkt des Trainings im Kindesalter. Dabei sollten möglichst vielfältige Bewegungsmuster vermittelt werden. Zu Beginn des langfristigen Trainingsprozesses nimmt die Schulung sportartübergreifender Bewegungsgrundmuster einen breiten Raum ein. Im Grundlagentraining kommt es zu einer tennisspezifischen Ausbildung koordinativer Fähigkeiten, wobei darauf geachtet werden sollte, daß diese möglichst »breit« (alle Schlagtechniken und Formen der Beinarbeit) und immer in Verbindung mit einer allgemeinen Koordinationsschulung erfolgt. Was heißt nun allgemeines und vielseitiges Grundlagentraining im Tennis konkret? Die Verbesserung koordinativer Fähigkeiten steht im Mittelpunkt. Dabei lassen sich eine sportartspezifische und eine allgemeine Koordinationsschulung voneinander unterscheiden. • Die sportartspezifische Koordinationsschulung bezieht sich auf das Erlernen einer vielseitigen Tennistechnik (vgl. hierzu Tennis-Lehrplan, Band 1 Technik & Taktik), d.h., daß bis zur Vorpubertät alle Bewe- Talentförderung gungsmuster, die für spätere Wettkampftechnik grundlegend sind, in der Grobform geübt werden sollten. • Die allgemeine Koordinationsschulung orientiert sich einerseits an den Anforderungen im Tennis; andererseits erfolgt diese allgemeine Koordinationsschulung im Rahmen benachbarter Sportarten, so daß sich die spätere Spezialisierung im Tennis auf der Grundlage breiter Bewegungserfahrungen ergibt. Neben dem Erlernen der Tennistechnik müssen die Auge-HandKoordination, die Fuß-TreffpunktKoordination, die Antizipationsfähigkeit und die Gewandtheit in tennisvergleichbaren, komplexen sportlichen Situationen geschult werden. Hierzu bieten sich aus dem Bereich der Ballspiele vor allem Basketball, Fußball und Hockey an (s. Abb. 76). Dabei geht es nicht darum, solche Spiele im Sinn eines spaßhaften Ausgleichs anzubieten. Vielmehr ist es das Ziel, die entsprechenden motorischen Fertigkeiten (wie z.B. mit der linken und rechten Hand dribbeln) systematisch zu verbessern, d. h., besonders auf die Qualität der Bewegungsausführung Wert zu legen. Dabei sollte auch auf die beidseitige (bilaterale) Ausbildung geachtet werden. Schnelligkeit kann nicht nur in den Sportspielen, sondern auch im Abb. 76 Erwerb allgemeiner koordinativer Fähigkeiten in tennisübergreifenden (aber benachbarten) komplexen sportlichen Situationen klassischen leichtathletischen Training (Startübungen, Koordinationsläufe usw.) verbessert werden. Für die Verbesserung der Grundlagenausdauer bieten sich Dauerläufe, insbesondere Waldläufe über 20 bis 40 Minuten an. Kraft und Beweglichkeit lassen sich im Rahmen einer allgemeinen, sportartübergreifenden Gymnastik verbessern. Für die Verbesserung der Beinarbeit im Tennis sind spezifische Koordinationsläufe zweckmäßig: Variationen des Hopserlaufs, des Skippings, der Sidesteps usw. Hier gibt es unzählige Kombinationsmöglichkeiten. Nicht zuletzt ist hier auch das Seilspringen zu empfehlen. Bei der Frage, welche praktischen Konsequenzen für die Praxis sich aus solchen Vorstellungen ergeben, wird im Blick auf den Aufbau einer durchschnittlichen Trainingswoche folgendes empfohlen: Für Zehn- bis Zwölfjährige sollte der Trainingsumfang zwischen einem unteren Limit von 6 Stunden und einem oberen Limit von 12 Stunden wöchentlich liegen. Dabei ergibt sich folgende Aufteilung am Beispiel von 10 Stunden wöchentlich: • 4mal 2 Stunden (»60-MinutenStunde«) Tennistraining; innerhalb dieser 8 Stunden sollten jedoch 3 Stunden konditionell orientiert sein. • 2 Stunden allgemeines Koordinations- und Konditionstraining. Dies bedeutet, daß insgesamt etwa 50% eher auf die allgemeinen Grundlagen (2 Stunden allgemeines Koordinations- und Konditionstraining und 3 Stunden konditionell orientiertes Tennistraining) und 50% eher auf die Tennistechnik im engeren Sinne ausgerichtet sind. 109 Leistungsentwicklung und Leistungsprognose Diese Empfehlungen gelten für das übergeordnete Ziel, später nationale und internationale Leistungen zu erreichen. Es ist selbstverständlich, daß diese Empfehlungen nicht immer realisierbar sind; indes sollte auch berücksichtigt werden, daß in späteren Altersstufen durchaus von einer gewissen Aufholbarkeit ausgegangen werden kann. Die Empfehlungen zeigen jedoch ebenfalls, wie je nach Zielsetzung (z. B. in einem Verein, der eher mittlere Ziele verfolgt und weniger Training anbieten kann) der jeweils mögliche Trainingsumfang aufgeteilt werden kann. Es soll nun nicht der Eindruck entstehen, diese Sichtweise des Crundlagentrainings habe sich im DTB bereits auf allen Ebenen durchgesetzt. Die zentralen Probleme der Realisierung des Grundlagentrainings im Tennis sind folgende: • Viele Trainer und Jugendwarte in den Vereinen und Bezirken verfügen noch nicht über genügende Kenntnisse zum Grundlagentraining. • Vor allem die Eltern sind aufzuklären. Denn viele Eltern können es überhaupt nicht verstehen, wenn der Trainer auch noch etwas anderes als das Tennisspiel anbietet, ja fordert. • Bei der Organisation des allgemeinen Trainings außerhalb des Tennisplatzes gibt es häufig Schwierigkeiten; vor allem im Winter fehlt es an Hallenkapazitäten; um so mehr müssen auch Formen des allgemeinen Koordinations- und Konditionstrainings auf den Tennisplatz übertragen werden. • Ein besonderes Problem besteht darin, daß das Grundlagentraining zunächst einmal einen geringeren Leistungsanstieg im Tennis nach sich zieht, d.h. also 110 auch, daß andere, die sich sehr früh spezialisieren, vorübergehend »vorbeiziehen«. Hier sind Geduld und Weitsicht notwendig. Was den DTB betrifft, so wird versucht, die Bedeutung von Ranglisten und überregionalen Meisterschaften in diesem Entwicklungsabschnitt zu reduzieren. Deshalb finden für Kinder unter 10 Jahren nur regionale Sichtungsturniere statt. Für 11- bis 12jährige wurde vor einigen Jahren der Titel »Deutsche Jugendmeisterschaften« abgeschafft; auf dieser Ebene bestehen auch keine internationalen Wettkämpfe, und schließlich wurde vor wenigen Jahren ein neuer Wettbewerb für diese Altersklasse IV der 1 1 - bis 12jährigen ins Leben gerufen, nämlich der Mannschaftsmehrkampf »DTB-Talent-Cup«, der dem Grundlagentraining in besonderem Maße Rechnung trägt. Dieser gesamte Ansatz des Grundlagentrainings in der Vorpubertät ist zu kennzeichnen mit dem Stichwort Vielseitigkeit gegenüber Spezialisierung - wobei die Wettkämpfe in diesem Altersabschnitt keinen hohen Stellenwert besitzen sollten. des Aufbautrainings als weiteren Schwerpunkt kennzeichnen. Gleichzeitig beginnt jetzt die eigentliche Spezialisierung. Sie zielt nicht nur auf die Ausprägung der Technik hin zum individuellen Stil, sondern sie zielt auch auf eine systematische Wettkampfplanung. Was die Ausprägung des individuellen Stils betrifft, so gilt es, in der Zeit der Pubertät und der Nachpubertät verschiedene Faktoren angemessen zu verbinden: die neu hinzukommende Kraftkomponente mit der bereits vorhandenen Schwungkomponente, aber auch die körperliche Entwicklung sowie die Entwicklung von Motivationen und Einstellungen als Grundlage der Herausbildung der individuellen taktischen Spielanlage. Wenngleich die Pubertät keine Schonzeit mehr darstellt, so muß doch berücksichtigt werden, daß die Entwicklung in der Pubertät und in der Nachpubertät häufig eher ungleichmäßig als kontinuierlich verläuft. Deshalb sollte die Phase des Aufbautrainings trotz vorübergehender Leistungsschwankungen mit dem Prinzip kontinuierlicher Förderung verbunden sein. Aufbautraining Das Leistungstraining kann mit dem Prinzip Stabilisierung von Entwicklungsfaktoren charakterisiert werden. Diese allmähliche Stabilisierung zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen leistungsbestimmenden Bereichen anzustreben ist, wobei insbesondere die folgenden drei Beziehungen hervorzuheben sind: • Zunächst gilt es, im Sinne von Periodisierungsmaßnahmen ein ausgewogenes Verhältnis von Trainings- und Wettkampfan- Während man die Pubertät vor einigen Jahren noch als »Schonzeit« betrachtete, hat sich inzwischen vor allem aufgrund sportmedizinischer Untersuchungsergebnisse die Erkenntnis durchgesetzt, daß Kinder bzw. Jugendliche in dieser Phase der Entwicklung sehr gut trainierbar sind. Deshalb muß das Konditionstraining im engen Sinne, also die Optimierung der leistungsbestimmenden physischen Faktoren, insbesondere Kraft und Ausdauer, den Abschnitt Leistungstraining Talentförderung teilen herzustellen. Zumindest Halbjahrespläne mit Wettkampfhöhepunkten, gezielten Trainingsschwerpunkten und Regenerationsphasen sollten aufgestellt werden. • Im Training selbst bedeutet Ausgewogenheit, daß Technik-, Taktik- und Konditionstraining gleichermaßen von Bedeutung sind. • Was die Wettkämpfe betrifft, so ist ein allmählicher Übergang von der Teilnahme an Jugendturnieren zur Teilnahme an Erwachsenenturnieren sinnvoll. Etwa mit 15 Jahren als Richtzahl könnte sich dieses Verhältnis zugunsten der Erwachsenenturniere langsam verändern. Bei Jugendmeisterschaften sollten die Talente lernen, gegen vermeintlich und tatsächlich schwächere Konkurrenten durch Eigeninitiative zu gewinnen und mit dem Erfolgszwang fertig zu werden. Bei Erwachsenenturnieren sammeln sie wichtige Erfahrungen und lernen, sich durchzubeißen und sich gegenüber dem stärkeren und häufig druckvolleren Spiel Älterer zu verteidigen. Hochleistungstraining Im Hochleistungstraining steht das Ziel, den Durchbruch zur Spitze zu erreichen, im Vordergrund, d.h., sich im Rahmen eines abschließenden Selektionsprozesses in der absoluten Spitze durchzusetzen. Nach dem Prinzip des allmählichen Übergangs sind neue Schwerpunkte zu setzen: • Das Training ist zunehmend als Wettkampfvorbereitung im engen Sinne zu sehen. • Besonderes Gewicht ist auf die Ausgewogenheit der Wettkampfplanung zu legen. Dies Abb. 77 Beispiel für eine Übungsform im Hochleistungstraining bedeutet, daß ein vernünftiges Verhältnis zwischen inländischen und ausländischen, zwischen kleineren und größeren Turnieren sowie zwischen den verschiedenen Repräsentationsspielen für den DTB, für die Landesverbände und für die Vereine zu suchen ist. • Deshalb ist in dieser Phase auch die Periodisierung von besonderem Gewicht. • Schließlich - und dies ist eine Folge dieser Schwerpunktsetzungen - gewinnt der Coach im Vergleich zum Trainer, d.h. also, gewinnt das Betreutwerden (entweder allein oder in Kleingruppen) zunehmend an Bedeutung. Der Weg vom Kind bis zum Profi ist ein sehr langer und dornenreicher Weg. Für diejenigen, die ihn begleiten, ist er mit sehr viel Verantwortung verbunden. Daß es auf diesem Wege noch viele offene Fragen gibt, liegt auf der Hand. Und daß es zu einzelnen Überforderungen kommen kann, d.h., daß das Scheitern bei manchen, die sich vor allem zu hohe Ziele stecken, teilweise zwangsläufig ist, sollte als systemimmanente Konsequenz verstanden werden. Trotzdem ist die sog. Talentbewahrung im Tennis kaum ein Problem. Denn es gibt so viele Wettkampfmöglichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen, und das Belohnungssystem für Erfolge auch auf mittleren und unteren Leistungsebenen ist so ausgeprägt, daß das soziale Auffangnetz als sehr eng bewertet werden kann, so daß es kaum echte Aussteiger gibt. Trotz dieses engen Fördernetzes kann ein solch langfristiger Trainings- und Wettkampfaufbau vom Kind bis zum Profi über ca. 15 Jahre nur dann gelingen, wenn das ihn tragende Förderungssystem in sich geschlossen und in das dieses Förderungssystem umgebende gesellschaftliche und sportpolitische System eingebettet ist. Dies bedeutet in unserem föderalen System vor allem, daß auf und zwischen den zwei Ebenen Bund und Land auf der Basis eines Gesamtkonzepts systematisch koordiniert und kooperiert wird, zwischen den Jugendwarten und Sportwarten einerseits und den Vereinstrainern, Bezirkstrainern, Landestrainern/ Bundestrainern andererseits. 111 Allgemeine Trainingsgrundlagen Struktur und Leistungsfähigkeit eines Organsystems werden vom Erbgut sowie von Qualität und Quantität seiner Beanspruchung durch die Umwelt und vor allem des Trainings bestimmt. Der gesamte Trainingsprozeß beruht auf der Fähigkeit des Organismus zur Anpassung (Adaptation) an Umwelt- bzw. Trainingsreize. Die trainingsbedingten Anpassungsvorgänge werden über eine Vielzahl von Meßfühlern überwacht, von Reglermechanismen gesteuert und unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Training bedeutet aber auch Belastung, welche zu einem Abbau der Energiereserven und ggf. der morphologischen Struktur von Organen führt und folglich einen Rückgang der Leistungsfähigkeit bewirkt. Dieser Rückgang kann nur aufgehalten werden, wenn der Organismus Zeit zur Erholung und für den Wiederaufbau hat. Systematisches Training konzentriert sich daher nicht nur auf die Belastung, sondern berücksichtigt auch die Erholung. Belastung und Erholung bilden eine Einheit und sind folglich von gleicher Bedeutung. Im Crenzbereich der Leistungsfähigkeit bewegt sich der Sportler auf einer sehr schmalen Gratwanderung: Einerseits muß er zum Erhalt eines hohen Leistungsstandes hohe und umfangreiche Belastun- 112 gen wählen und andererseits besteht gerade hierdurch die Gefahr der Überbeanspruchung, die bei mehrfacher Aufeinanderfolge zum Übertraining und zur Leistungsabnahme führt. Insbesondere aus den Erfahrungen in Individualsportarten wie Leichtathletik und Schwimmen hat die Trainingspraxis allgemeine Trainingsprinzipien entwickelt, die in Abstimmung mit den biologisch begründbaren Anpassungsvorgängen des Organismus systematisch und sinnvoll eingesetzt werden und zur weiteren Leistungssteigerung beitragen. Abb. 78 Phasen der Veränderung der Leistungsfähigkeit nach einem Belastungsreiz: 1 = Phase der Abnahme der sportlichen Leistungsfähigkeit, 2 = Phase des Wiederanstiegs der sportlichen Leistungsfähigkeit, 3 = Phase der Superkompensation bzw. der erhöhten sportlichen Leistungsfähigkeit Obwohl die genannten Aspekte stetig ineinandergreifen und fließende Übergänge bilden, wird aus Gründen der Systematik und der Übersichtlichkeit in folgende Abschnitte eingeteilt: • Belastung und Anpassung • Belastung und Erholung • Überbelastung bzw. Übertraining Belastung und Anpassung Körperliche Belastungen im Training bewirken aus biologischer Sicht funktionelle Anpassungen, die je nach Art und Dauer der Trainingsreize im energetischen und morphologischen Bereich nachweisbar sind. Je nach Art, Dauer und Häufigkeit des Tennistrainings kommt es daher auch beim Tennisspieler zu charakteristischen Adaptationswirkungen seiner koordinativen und konditionellen Fähigkeiten. Für das Kinderund Jugendtraining ist von Bedeutung, daß sich koordinative Fähigkeiten schneller und früher entwickeln lassen als konditionelle Fähigkeiten. Zur Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit sind entsprechende spezifische Belastungen bzw. Trainingsreize notwendig. Im biologischen Modell läuft dies Belastung und Anpassung schematisch in folgender Reihenfolge ab: Belastung -> Störung der Homöostase (fließender Gleichgewichtszustand der Zelle bzw. des Organsystems) -> Anpassung -+ Superkompensation (erhöhter Funktionszustand). Nach der Belastung kommt es zu einer vorübergehenden Abnahme der sportlichen Leistungsfähigkeit und einem anschließenden Wiederanstieg über das Ausgangsniveau (Superkompensation). Erfolgen keine weiteren Trainingsbelastungen mehr, kehrt die Leistungsfähigkeit allmählich zum Aus-' gangsniveau zurück (s. Abb. 78). Beispielsweise führt eine länger dauernde Ausdauerbeanspruchung zu einem Abbau der Glykogenreserven im Muskel. In der Erholungsphase reagiert der Organismus nicht nur mit einer Wiederauffüllung der Glykogendepots, sondern er versucht, seine Glykogenreserven über den ursprünglichen Ausgangswert hinaus zu vergrößern (Superkompensation). Hierbei handelt es sich um einen Schutzmechanismus, der im Falle einer gleichen Belastungswiederholung einer erneuten Depotentleerung vorbeugen soll. Auf dieser Reaktionsweise des Organismus beruht das gesamte Konzept des körperlichen Trainings und läßt sich bei Tennisspielern auch auf die Kraft- und Schnelligkeitsentwicklung übertragen. In der Sportpraxis läßt sich die Superkompensation lediglich bei Anfängern durch einen stetigen Anstieg der sportlichen Leistungsfähigkeit schnell erkennen. Bei Fortgeschrittenen dauert der Umsetzungsprozeß teilweise erheblich länger, und erst die Summierung nicht unmittelbar nachweisbarer (isolierter) Trainingseffekte ermöglicht eine meist sprunghafte Leistungssteigerung, die auch als ver- Abb. 79 Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit durch optimal gesetzte Trainingsreize spätete Transformation bezeichnet wird (Abb. 79). Leistungsfortschritte (höheres Niveau der Adaptation) erfolgen bei Trainingsbeginn sehr rasch und werden dann immer langsamer und schwieriger. Auch hierfür wird der Grad der Veränderung bei der Homöostasestörung verantwortlich gemacht: Die angewandten Belastungen bewirken mit der Verbesserung des Trainingszustandes immer geringere Störungen des inneren Milieus der Zelle (z. B. biochemisches Gleichgewicht) und damit immer geringere Anpassungserscheinungen. Der Trainingszustand verändert folglich die Antwortreaktion des Organismus auf einen gegebenen Trainingsreiz. Dies gilt um so mehr für einseitige Trainingsbelastungen, die bereits nach kurzer Zeit zu einer Stagnation des Leistungsanstieges führen; erst die Hinzunahme zusätzlicher, teilweise neuer Trainingsreize (z.B. Training auf ungewohnten Bodenbelägen sowie systematischer Einbau von Doppelwettkämpfen bei Tennisspielern) ermöglicht weitere Adaptationsprozesse im Sinne einer Leistungssteigerung. Nur überschwellige Reize lösen eine Reaktion im Körper aus, und erst die mehrfache Wiederholung von überschwelligen Reizen führt zu Trainingseffekten. Der Schwellenwert des Trainingsreizes richtet sich nicht nur nach Reizstärke und Reizumfang, sondern auch nach dem Leistungszustand der betreffenden Person. Beispielsweise kann bei einer untrainierten Person bereits eine Reizstärke von 40% der Maximalkraft eine Leistungssteigerung hervorrufen, während bei hochtrainierten KraftAthleten ggf. nur Reize jenseits von 80 bis 90% der Maximalkraft wirksam werden. Im Tennis werden Anfänger und Fortgeschrittene bereits mit einem zweimaligen Training pro Woche ihre tennisspezifische Koordination verbessern können, während für die Mehrzahl der Spieler der internationalen Klasse ein zweimaliges Training pro Tag das notwendige Minimum zur Leistungsverbesserung darstellt. Zwecks Optimierung der Belastung in den einzelnen Trainingseinheiten bedarf es tieferer Kenntnisse der einzelnen Belastungskomponenten und ihrer komplexen Interaktion. Allgemein werden für die Charakterisierung des Trainings folgende Belastungsnormative unterschieden: • Reizintensität (als präziseren Ausdruck empfehlen wir Reizhöhe oder Reizstärke, allerdings ist der Begriff Reizintensität in der Trainingspraxis üblich): Höhe (Stärke) des einzelnen Reizes • Reizdichte: zeitliches Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphase • Reizdauer: Einwirkungsdauer des Einzelreizes bzw. der Reizserie • Reizumfang: Gesamtdauer der Reize pro Trainingseinheit 113 Allgemeine Trainingsgrundlagen Im Tennis wird ein Training vorrangig durch Reizumfang (Gesamtdauer der Trainingsreize) und Reizintensität (Summe aus Reizstärke und -dichte sowie Pausendauer) charakterisiert, da die Intensität des Einzelreizes dort nur schwer bestimmbar ist und komplexe Trainings- und Spielformen jeweils eine (riesige) Summe von (unterschiedlichen) Einzelreizen darstellen. Demgegenüber werden Quantität und Qualität eines Schnelligkeitstrainings in ausgeprägtem Maß von Reizstärke, Reizdichte, Reizdauer, Reizumfang und Pausengestaltung bestimmt. Werden die einzelnen Trainingsreize zu schnell hintereinander gesetzt (zu hohe Reizdichte) oder die Streckenlängen zu lang gewählt (zu hohe Reizdauer) oder die Zahl der Wiederholungen pro Trainingseinheit zu hoch angesetzt (zu hoher Reizumfang), dann geht dies zu Lasten der Reizintensität (besser Reizstärke): Die spezifische Wirkung eines solchen Trainings wird sich demnach von dem Ziel einer maximalen Schnelligkeitsentwicklung entfernen und eher zu einer Verbesserung der Schnelligkeitsausdauer führen. Belastung und Erholung Ziel der Belastungen im Training ist die Superkompensation jener Organstrukturen, die für den Leistungsfortschritt verantwortlich sind. Voraussetzung ist, daß der Wiederaufbau nicht zu früh durch vorzeitigen Neuverbrauch, d.h. durch eine zu früh einsetzende Belastung zerstört wird. Wird dagegen die Erholung zu stark betont, so werden die Spuren der vorangehenden Trainingseinheit ver- 114 wischt, und die Voraussetzungen für eine Leistungssteigerung entfallen. Folglich spielt für die Effektivität eines Trainings neben Trainingsspezifität, -intensität und -umfang auch die Erholung eine bedeutende Rolle. Das auf JAKOWLEW zurückzuführende Schema der drei Varianten des Wechsels von Belastung und Erholung verdeutlicht einerseits die Unwirksamkeit des Trainings bei zu großen und andererseits bei zu kleinen Erholungspausen (Abb. 80). Die Erholungszeit hängt ab von Inhalt, Intensität und Umfang des Trainings sowie von verschiedenen exogenen (z.B. Temperatur und Luftfeuchtigkeit) und endogenen (z. B. individueller Leistungszustand, Alter und Geschlecht) Bedingungen. Ferner differiert sie bei den verschiedenen Organsystemen. So erfolgt beispielsweise die Erholung nach Kurzzeitbelastungen sehr schnell (ca. 2 bis 5 Stunden), während die ResyntheseRate für den Energiestoffwechsel bei langdauernden Belastungen (z. B. Glykogenaufbau) und vor allem die Regeneration von Struktureiweiß (z. B. Muskulatur oder Enzyme für den Energiestoffwechsel) sehr langsam (mehr als 24 Stunden) ablaufen. Dies bedeutet für die Trainingspraxis, daß ein schnelligkeitsorientiert.es Konditionstraining oder ein hochintensives, kurz dauerndes Tennistraining bei entsprechendem Trainingszustand am gleichen Tag ohne Effizienzverlust einen zweiten Trainingsabschnitt erlaubt. Demgegenüber sollte ein intensives, umfangreiches Tennistraining oder ein harter und langdauernder Tenniswettkampf am gleichen und ggf. auch am darauffolgenden Tag nicht in gleicherweise wiederholt werden. Die Trainingspraxis hat allerdings gezeigt, daß es nicht sinnvoll sein kann, jede neue Trainingsbelastung erst bei völliger Wiederherstellung aller Leistungsfaktoren anzusetzen. Allzu lange Erholungspausen sind nämlich aus zeitökonomischen Gründen im Trainingsprozeß nicht durchführbar, und außerdem kann der für Spitzenleistungen notwendige Trainingsumfang nicht erreicht werden. Im Leistungstraining muß daher auch schon vor Abschluß der Herstellungsprozesse trainiert werden. Dies erfolgt entweder durch eine Akzentverschiebung der spezifischen Trainingsreize oder aber auch durch Summation gleicher oder veränderter Reize (z.B. nach dem Serienprinzip). Diese zusätzliche Aufstockung der Ermüdung ist eine im Hochleistungstraining durchaus übliche Variante der Belastungsfolge. Sie führt zu einer noch tieferen Ausschöpfung der Reserven (z. B. energetisches Potential) und provoziert eine noch umfangreichere Anpassung. Allerdings müssen anschließend entsprechend größere Erholungsintervalle eingelegt werden. Zusammenfassend ist Belastung und Erholung für die Tennispraxis die Einhaltung folgender Regeln wichtig: • Für die Wiederherstellung und Superkompensation der Leistungsfähigkeit ist ein optimaler Wechsel von Belastung und Erholung anzustreben. • Wegen der unterschiedlich schnellen Erholungsfähigkeit verschiedener Organsysteme sind Variationen der Trainingsinhalte und -methoden erforderlich. • Auch ein zwei- bis dreimaliges tägliches Training nach dem Serienprinzip ist möglich, wenn die Trainingsbelastungen insgesamt wellenförmig verlaufen. Werden die Trainingsreize zu häufig und sehr frühzeitig in der Phase der unvollständigen Erholung gesetzt, kann dies zum Übertrainingssyndrom und zur Abnahme der sportlichen Leistungsfähigkeit führen (s. Abb. 80, S. 114). Deshalb wird in der Sportpraxis versucht, die Regeneration durch unterstützende Maßnahmen pädagogischer Art (z. B. Individualisierung, Variabilität des Trainings usw.), psychologischer Art (Entspannungstechniken, Psychohygiene usw.) sowie mit medizinischphysiotherapeutischen Mitteln (Verabreichung von Vitaminen, Mineralien und Kohlenhydraten, Massage usw.) zu beschleunigen. Günstige Voraussetzungen für einen Erfolg dieser Maßnahmen bieten grundsätzlich eine präzise Trainingsplanung (einschließlich Trainingsbuch) sowie regelmäßige trainings- und wettkampfbegleitende Untersuchungen zur Leistung und Gesundheit des Athleten. In dieser Hinsicht bestehen speziell im Tennis noch erhebliche Defizite, so daß die Leistungsreserven auch bei Spitzenspielern auch nicht vollständig ausgeschöpft werden. Überbelastung und Übertraining Übertraining kann allgemein definiert werden als ein Nachlassen der Leistungsfähigkeit trotz unveränderter Trainingsbeanspruchungen; häufig wird die Leistungseinbuße auch von verschiedenen Zeichen subjektiver und objektiver Natur begleitet. Allgemein wird das Übertraining mit sympathikotonen Symptomen (basedowoider Typ) von jenem mit vorrangig pa^ rasympathikotonen Symptomen Eine Schülerin spielt, die andere pausiert 115 Allgemeine Trainingsgrundlagen (addisonoider Typ) unterschieden. Der Sportler klagt beim basedowoiden Übertrainingszustand (charakterisiert durch gesteigerte Erregungsprozesse) vor allem über leichte Ermüdbarkeit, innere Unruhe, Schlafstörungen, Abnahme des Körpergewichts und Neigung zum Schwitzen (ggf. mit Nachtschweiß), während beim selteneren addisonoiden Übertrainingszustand phlegmatische Haltung und eher gehemmte Erregungen vorherrschen. Im Labor können teilweise hohe Werte von CPK (Creatin-PhosphoKinase), Serumharnstoff und Ammoniak sowie erniedrigte Werte von Eisen, Magnesium und Kalium nachgewiesen werden. Auch ein Anstieg des Quotienten Kortisol/Testosteron als Maß für ein unausgewogenes Gleichgewicht eiweißaufbauender und -abbauender Prozesse wird als objektivierendes Mittel angegeben. Wenn in der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik die maximale Leistungsfähigkeit herabgesetzt ist und zugleich eine niedrigere maximale Laktatbildungsrate vorliegt, liegt ein weiterer Hinweis für einen Übertrainingszustand vor. In der Trainingspraxis fällt auf, daß die 116 Sportler insbesondere bei Teilleistungen wie Schnelligkeit, Kraft und im Ausdauerbereich Leistungseinbußen erleiden. Die im folgenden aufgeführten Punkte gelten als wesentliche Ursachen für das Übertraining und sind deshalb möglichst zu vermeiden: • Unangemessen hohe Trainingsumfänge und -intensitäten • Hohe Summierung oder Dichte technisch schwieriger Bewegungsabläufe im Training und Wettkampf • Einseitigkeit und Eintönigkeit der Trainingsinhalte und -methoden • Einseitige Ernährung • Enge Wettkampffolge mit unzureichenden Erholungsintervallen • Vorausgehender Infekt (auch leichter Art) sowie zusätzlicher beruflicher und/oder privater Streß • Vorgabe unrealistischer Leistungsziele Da es sich beim Übertraining bzw. beim Übertrainingssyndrom ursächlich häufig um eine Summation von physischen und psychischen Belastungen handelt, wäre der Begriff »Überbelastung bzw. Überbelastungssyndrom« zutreffender. Nach ISRAEL läßt sich das basedowoide Übertraining bei entsprechender Behandlung meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen vollständig beseitigen. Neben der Ausschaltung aller sozialen und biologischen Störfaktoren werden als therapeutische Maßnahmen genannt: Erhebliche Reduktion des (intensiven) Spezialtrainings, Übergang auf aktive Erholung, leichte Massage und unter Umständen Milieuwechsel. Ferner ist auf vollwertige und reichhaltige Ernährung zu achten. In schweren Fällen müssen auch Einschlafmittel, Beruhigungsmittel und Psychotherapie (dämpfend und entspannend) in Betracht gezogen werden. Das addisonoide Übertraining läßt sich innerhalb von Wochen, unter Umständen allerdings erst nach Monaten, beheben. Auch hier erfolgt eine Reduktion des Trainingsumfanges, eventuell verbunden mit einem Milieuwechsel. Wichtig sind Maßnahmen der Physiotherapie und der Balneotherapie; auch eine Intensivierung der individuellen psychischen Betreuung ist erfolgversprechend. Koordinationstraining Tennis ist eine hochkoordinative Sportart. Die Koordinationsfähigkeit gehört zu den wichtigsten leistungslimitierenden Faktoren im Tennissport. Ohne gute Koordinationsfähigkeit ist das Erlernen der Tennistechnik nachweislich erschwert. Die Summe der gut ausgeprägten koordinativen Fähigkeiten entscheidet über den Lernerfolg beim Neulernen und Ausformen von Bewegungen. Je besser die Qualität der Koordination ist, desto geradliniger, müheloser und präziser wird das Bewegungsziel erreicht. Die Bewegungsabläufe werden geschmeidiger und ökonomischer, der Ermüdungsgrad sinkt. Definition und Systematik Physiologisch versteht man unter Koordination das Zusammenwirken von zentralem Nervensystem (ZNS) und Skelettmuskulatur innerhalb eines gezielten Bewegungsablaufes. Die Qualität der Koordination wird von der Bewegungsgeschwindigkeit und vom Informationsgehalt bei einer gezielten Bewegung beeinflußt. Indikatoren für die Koordination sind besonders Bewegungspräzision und Bewegungsökonomie. Man unterscheidet zwischen intramuskulärer und intermuskulärer Koordination. Intramuskuläre Koordination bezieht sich auf das Zusammenwirken von Nervenfasern und Muskelfasern innerhalb eines" Muskels. Ein hoher Ausprägungsgrad garantiert eine optimale Zusammenarbeit bzw. rechtzeitige, ökonomische und wirkungsvolle Innervation aller benötigten Muskelfasern eines Muskels bei einer gezielten Kontraktion. Intermuskuläre Koordination bezieht sich auf das Zusammenwirken verschiedener Muskeln. Sie garantiert die optimale Impulsübertragung in der kinematischen Kette innerhalb eines ganzkörperlichen Bewegungsablaufes. Unter dem Begriff Koordinationsfähigkeit wurden früher in der Literatur vor allem die Begriffe Gewandtheit und Geschicklichkeit verstanden. Mit diesen zwei Begriffen kann man aber den gesamten Bereich der Koordinationsfähigkeit nicht umfassend beschreiben. Im Verlaufe der Zeit hat man deshalb versucht, die Komponenten der koordinativen Fähigkeiten zu präzisieren und zu ordnen, wie aus Abb. 81 hervorgeht. Man darf allerdings einzelne Teile der Koordination nicht als selbständige Komponenten betrachten. Vielmehr ergeben sich eine Vielzahl an Kombinationen und Überschneidungen, und vor allem sich gegenseitig beeinflussende Zusammenhänge. Koordinative Fähigkeiten Somit kann man innerhalb des Koordinationstrainings zwar nach Bedarf gewisse Schwerpunkte herausgreifen, im Prinzip muß man aber die Koordination stets im Sinne eines komplexen Verfahrens zur Entwicklung von mehreren nebeneinander laufenden koordinativen Fähigkeiten schulen. Kopplungsfähigkeit Die erste koordinative Fähigkeit, die ganz besonders mit anderen Teilkomponenten der Koordinationsfähigkeit verbunden ist, ist die Kopplungsfähigkeit. Darunter versteht man die Fähigkeit, Teilkörperbewegungen untereinander und in Beziehung zu der auf ein bestimmtes Handlungsziel gerichteten Gesamtkörperbewegung 117 Koordinationstraining Abb. 81 Koordinative Fähigkeiten nach BLUME (1978). Die im folgenden aufgeführten Definitionen der einzelnen koordinativen Fähigkeiten stammen ebenfalls von BLUME (1978) zweckmäßig zu koordinieren. So ist z. B. bei der Ausführung eines erfolgreichen Tennisschlages eine optimale und präzise Kopplung verschiedener schlag- und situationsabhängiger Teilkörperbewegungen der unteren Extremitäten, des Rumpfes, des Kopfes und der oberen Extremitäten untereinander notwendig. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Kettenreaktion einzelner Muskelglieder dieser Kette bzw. in biomechanischem Sinne von einer feinmotorischen Koordination von Teilimpulsen. Dies beinhaltet nicht nur die richtige Reihenfolge des Einsatzes einzelner Glieder, sondern auch die Kopplung einer ganzen Reihe von verschiedenartigen Bewegungsformen innerhalb eines Bewegungsablaufes wie z. B. das Strecken (der Beine), die Verwringung und Rotation (der Hüften und des 118 Oberkörpers), die Bogenspannung und vieles mehr. Für das tennisspezifische Training dieser Fähigkeit sind neben einer großen Variation an tennistechnischen Bewegungsabläufen während des Lern- und Übungsvorganges praktisch alle Ballsportarten, Wurfbewegungen, Laufund Sprungformen sowie Bewegungskombinationen dieser und anderer Bewegungen, die beispielsweise in verschiedenen Hindernisparcours usw. eingebaut sein können, empfehlenswert. Differenzierungsfähigkeit Solche Empfehlungen gelten auch für die nächste Form der koordinativen Fähigkeiten: die Differenzierungsfähigkeit. Hier handelt es sich um die Fähigkeit zum Errei- chen einer hohen Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen, die in großer Bewegungsgenauigkeit und Bewegungsökonomie zum Ausdruck kommt. Eine solche Fähigkeit ist z. B. dann notwendig, wenn je nach Position, Lage und Ziel ein kurzer, flacher Passierball cross in vollem Lauf außerhalb der Seitenlinien oder ein harter CrossSchlag in die gegnerische Ecke aus der gleichen Lage und Position geschlagen werden soll. Ein Sich-Anpassen an die Situation aufgrund vielfacher Wahrnehmungen (visueller, akustischer, kinästhetischer) über unterschiedliche Muskelspannungen und Muskelinnervationen ist eine Voraussetzung der situativen Technikbewältigung, die in der Praxis auch mit dem Begriff »Ballgefühl« beschrieben wird. Man kann davon ausgehen, daß die Qualität der Differenzierungsfähigkeit stark von der Qualität der Kopplungsfähigkeit abhängt, d.h., eine Feinabstimmung der Bewegung ist nur durch eine richtige Reihenfolge einzelner Innervationsimpulse zu erreichen. Beide Fähigkeiten hängen allerdings wiederum mit einer dritten Fähigkeit - der Gleichgewichtsfähigkeit -zusammen. Gleichgewichtsfähigkeit Unter Gleichgewichtsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, den gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand beizubehalten bzw. wiederherzustellen. Optimale Gleichgewichtsfähigkeit bedeutet z. B. das Gleichgewicht während des Schlages zu halten, Koordinative Fähigkeiten was eine Voraussetzung jedes guten Schlages ist, oder aber das eventuell verlorene Gleichgewicht nach einem Schlag im vollen Lauf, im Sprung usw. sehr schnell wieder zu erreichen. Hierzu sind Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit sowie Orientierungsfähigkeit eine wesentliche Grundlage. Im Tennis ist sowohl die statische (Aufschlag, Schlag aus dem Stand) als auch die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit (Schlag im vollen Lauf, im Sprung, beim Ausweichen usw.) von großer Bedeutung. Das Gleichgewicht wird vor allem über die Haltung des Kopfes mit seinem vestibulären Apparat sowie des Oberkörpers gesteuert. Sowohl perfekte Beinarbeit, durch die man die Position des Körperschwerpunktes im Verhältnis zur Stützfläche korrigiert bzw. anpaßt, als auch das Senken des Körperschwerpunktes in die Nähe der Bodenfläche sind dabei von entscheidender Bedeutung. Orientierungsfähigkeit Auch die Orientierungsfähigkeit ist in engem Zusammenhang mit den drei obengenannten Fähigkeiten zu sehen. Unter Orientierungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit zur Bestimmung und Veränderung von Lage und Bewegungen des Körpers in Raum und Zeit, bezogen auf ein definiertes Aktionsfeld (Spielfeld) und/oder ein sich bewegendes Objekt (Ball, Gegner, Partner). Da sich der Tennisspieler während des Ballwechsels in der Regel andauernd in Bewegung befindet und sich die Position des Körpers auf dem Platz dadurch ständig verändert, kommt im Tennis die raumorientierte, dynamische Steuerung der eigenen Bewegungshaltung besonders zur Geltung. Hinzu kommt die Beobachtung des Gegners und des Balles (sowie im Doppel des Mit- und zweiten Gegenspielers). Rhythmisierungsfähigkeit Eine weitere koordinative Fähigkeit ist die Rhythmisierungsfähigkeit. Darunter versteht man die Fähigkeit, einen von außen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und motorisch zu reproduzieren sowie den »verinnerlichten«, in der eigenen Vorstellung existierenden Rhythmus einer Bewegung in der eigenen Bewegungsfähigkeit zu realisieren. Im Tennis steht die auf der Grundlage kinästhetischer Informationen »verinnerlichte«, zeitliche, räumliche und dynamische Gliederung des Bewegungsablaufes im Vordergrund. Diese kann relativ stabil sein, wie z.B. beim Aufschlag oder einem Schlag in einer standardisierten Position oder Situation, sie kann aber auch im Spiel von der jeweiligen Situation auf dem Tennisplatz abhängig sein. Der Spieler muß aufgrund der Wahrnehmung der speziellen Situation seinen eigenen individuellen Schlagrhythmus dieser Situation anpassen, d. h., er muß den situativen Schlagrhythmus immer wieder neu gestalten bzw. der Situation angepaßt übernehmen. Dies ist von seiner Stellung auf dem Platz (weit hinter der Grundlinie, vor dieser, auf der T-Linie usw.), von der Art und Geschwindigkeit des ankommenden Balles (schnell, langsam, hoch, flach usw.), von der beabsichtigten Schlagart (Topspin, Slice usw.), der beabsichtigten Ballgeschwindigkeit (Winner, Angriffsschlag), der Richtung und der Länge (lang zur Grundlinie, kurz cross zur Seiten- linie usw.) abhängig. Die Rhythmisierungsfähigkeit spielt aber auch beim Lernen eine wichtige Rolle. Dabei kommt dem Lehrer eine bedeutende Rolle zu, indem er durch Vormachen oder durch akustische Hinweise während der Lauf- und Schlagbewegungen des Schülers dessen Rhythmus reguliert. Reaktionsfähigkeit Die Reaktionsfähigkeit ist ein weiterer Bestandteil der Bewältigung der koordinativen Aufgaben. Unter Reaktionsfähigkeit wird die Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung zweckmäßiger, kurzzeitiger, motorischer Aktionen als Antwort auf ein Signal verstanden. Im Tennis handelt es sich um eine komplexe Reaktionsfähigkeit, d.h. um eine situationsbezogene Anpassungsfähigkeit mit einer schnellen und zweckmäßigen Einleitung und Ausführung ganzkörperlicher Bewegungshandlungen. Aus einer Auswahl von Signalen muß der Tennisspieler eine bestimmte, zweckmäßige Entscheidung schnell treffen und den entsprechenden Bewegungsvollzug einleiten. Hierfür braucht er eine gespeicherte Verfügbarkeit alternativer oder verschiedener Lösungsmöglichkeiten. Die entsprechenden Gedankenprozesse müssen blitzschnell und intuitiv ablaufen, damit sie aufgrund des hohen Zeitdrucks in zweckmäßige Bewegungen umgesetzt werden können. So muß z.B. eine blitzschnelle Entscheidung, ob der Passierball cross oder longline geschlagen werden soll, ob ein Passierball oder Lob in Frage kommt, ob ein langer Flugball oder ein Flugballstop die richtige Lösung ist, mit der unmittelbaren motorischen Ausführung gekoppelt werden. 119 Koordinationstraining m Umstellungsfähigkeit Die Qualität der reaktiven Handlung hängt wiederum von der Qualität der bisher erwähnten koordinativen Fähigkeiten sowie schließlich von der Umstellungsfähigkeit ab. Unter Umstellungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, während des Handlungsvollzugs aufgrund wahrgenommener oder vorausgenommener Situationsveränderungen das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen. Diese Fähigkeit ist stark von der Orientierungsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit abhängig. Sie spielt vor allem im Turniertennis eine wichtige Rolle. Denn hier wird der Spieler oft mit Situationen konfrontiert, in denen diese Fähigkeit von besonderer Bedeutung ist: bei versprungenen Bällen, Netzrollern, bei zwingenden Situationen durch fehlerhafte Antizipation (z.B. wird der erste Aufschlag des Gegners auf der Vorhandseite erwartet, er aber serviert auf die Rückhand), bei Flugballduellen im Doppel, beim »Erwischt-Werden« auf dem falschen Fuß usw. Für das erfolgreiche Meistern dieser Situationen ist sowohl die Schnelligkeit und Genauigkeit der Wahrnehmung der Situationsveränderung als auch ein großer Erfahrungsschatz aus ähnlichen Situationen erforderlich. Zusammenfassend kann man sagen, daß alle erwähnten koordinativen Fähigkeiten eine Einheit bilden und daß sie für das Erlernen und vor allem das spätere Meistern der situativen Technik im Match eine unabdingbare Voraussetzung sind. In der Literatur finden sich noch andere Begriffe für koordinative Fähigkeiten, so die Auge-HandKoordinationsfähigkeit, die der 120 Kopplungsfähigkeit zuzuordnen sind, außerdem die beiden Begriffe Gewandtheit und Timing. Gewandtheit umfaßt die Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit und Orientierungsfähigkeit, während Timing die Differenzierungsfähigkeit und Kopplungsfähigkeit einschließt. Prinzipien des Koordinationstrainings Je komplizierter eine Bewegung abläuft, desto größer wird die Bedeutung der Koordinationsfähigkeit. Ferner bietet eine gute Koordinationsfähigkeit einen wirksamen Schutz gegen Sportverletzungen verschiedenster Ursachen (z.B. Stürze, Überlastungsschäden usw.). Die Grundlage einer hohen Qualität dieser koordinativen Vorgänge ist ein vielfältiger Bewegungsschatz. Je mehr dieser Bewegungsschatz automatisiert ist, um so mehr wird das zentrale Nervensystem entlastet. Das Ziel des Koordinationstrainings ist folglich sowohl das Einschleifen von optimalen motorisch-dynamischen Stereotypen als auch die Fähigkeit zur Anpassung an die ständig wechselnden Situationen im Wettkampf. Für die Schulung der koordinativen Fähigkeiten gelten folgende Prinzipien: • Eine vielseitige sportliche Ausbildung mit gezielter Erweiterung des Bewegungsschatzes verkürzt die Lernzeiten bzw. macht den Trainingsprozeß bei der Herausbildung neuer Bewegungsfertigkeiten und der Vertiefung der Tennistechniken effektiver. • Verstärktes Erlernen tennisspezifischer Techniken sowohl in normalen als auch in schwierigen Lagen erweitert die Einsatzvoraussetzungen aller Techniken in jeder Situation. • Variable Gestaltung der Übungsformen steigert die Motivation der Lernenden und beschleunigt die Anpassungsleistungen. • Tennisspezifische Koordinationsübungen auf dem Tennisplatz ergänzen das allgemeine Koordinationstraining. • Die Phase zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr muß besonders für die allgemeine Koordinationsschulung genutzt werden. • Das Koordinationstraining darf in keiner Phase der Ausbildung vom Anfänger bis zum Spitzenspieler unterschätzt werden. Es ist also notwendig, vor allem die allgemeine koordinative Schulung im Kindesalter mehr zu betonen als bisher. Sie soll breit angelegt werden und die Ausübung mehrerer Sportarten umfassen, wie z.B. verschiedene Ballspiele, altersspezifische leichtathletische Disziplinen (Läufe, Sprünge, Würfe), Gymnastik, aber auch z. B. Skifahren, Surfen oder Radfahren. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt beim koordinativen Training ist die Beidseitigkeit. Es ist darauf zu achten, daß bei jeglichem koordinativem Training nicht nur die starke Hand, der starke Fuß und die starke Körperseite, sondern beide Arme, beide Beine und beide Körperseiten regelmäßig berücksichtigt werden. Dadurch wird in besonderem Maße die allgemeine Koordinationsfähigkeit gefördert, die für die Bewältigung komplizierter, tennisspezifischer Bewegungsabläufe in allen möglichen schwierigen Lagen und Positionen die Grundlage darstellt. Qualitätsmerkmale des Koordinationstrainings Qualitätsmerkmale des Koordinationstrainings Das koordinative Training muß systematisch aufgebaut werden. In einem ersten Schritt kommt es auf die Qualität der Koordination an. Es reicht nicht aus, z. B. »nur zum Spaß« Fußball, Basketball und Hockey spielen zu lassen, verschiedene Gewandtheitsparcours zu absolvieren oder spezifische Koordinationsübungen durchzuführen, vielmehr sollte auf die Qualität der Technikausführung bei den ausgewählten Programmen geachtet werden. Je höher die Qualität der allgemeinen Koordinationsleistungen ist, desto eher können positive Effekte beim Erlernen und Vertiefen der Tennistechnik erwartet werden. Nach dem Erlernen einzelner koordinativer Fertigkeiten müssen sie Abb. 82 im zweiten Schritt weiter verbessert werden, wobei eine hohe Bewegungsgeschwindigkeit einzelner Übungen anzustreben ist. Das Erreichen einer hohen Bewegungsgeschwindigkeit bei Einhaltung der Präzision ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal gelungener Bewegungen. Im dritten Schritt sollen einfache oder einzelne koordinative Vorgänge mit anderen gekoppelt werden, z. B. Torschuß mit gleichzeitigem Basketballprellen oder Ballprellen mit Schläger bei gleichzeitigem Slalomlauf mit einem Fußball am Fuß durch Stangen oder Trampolinspringen mit Ballfangen und anschließendem Korbschuß usw. Weil auf der einen Seite nur durch zahlreiches Wiederholen ausgewählter Übungen eine Optimierung der Koordinationsfähigkeit erreicht werden kann und weil auf der anderen Seite aufgrund der Ermüdungsgefahr das Koordinationstraining nicht mit großem Umfang praktiziert werden kann, sollte es möglichst oft (im Idealfall praktisch täglich) durchgeführt werden. Deshalb bietet es sich auch an, jedes Tennistraining durch kurzzeitige koordinative Übungen von einer Dauer von ca. 3 bis 5 Minuten und ca. drei Serien zu ergänzen und ca. zweimal pro Woche zusätzlich eine koordinative Trainingseinheit von ca. 20 bis 30 Minuten einzubauen. Dabei ist darauf zu achten, daß nicht wahllos zu viele und immer wieder neue verschiedenartige Übungsformen zur selben Zeit angeboten werden und daß diese nicht von Training zu Training immer wieder komplett wechseln, sondern daß aus Gründen der Übertragbarkeit nur so viele Übungsarten praktiziert werden, daß diese auch qualitätsmäßig bewältigt werden können. Erst dann soll man nach und nach das Repertoire ausweiten und kombinieren. Grundsätzlich kann man das allgemeine und tennisspezifische Koordinationstraining, wie in Abbildung 82 dargestellt, aufteilen. Formen des Koordinationstrainings 121 Koordinationstraining Trainingsbeispiele Tennisspezifisches Koordinationstraining Bevor für die einzelnen Bereiche Übungsformen dargestellt werden, ist es notwendig, einige trainingsmethodische Hinweise zu betonen. Mit Ausnahme der Kleinen und Großen Spiele soll bei den folgenden Übungen nach der Wiederholungs- bzw. Kurzzeitintervallmethode gearbeitet werden. Die Reizdauer bewegt sich zwischen 20 und 60 Sekunden bzw. vier bis zwölf Wiederholungen. Der Reizumfang beträgt etwa drei bis zwölf Serien; die Reizdichte soll so gestaltet werden, daß es vor allem bei anspruchsvollen Übungsformen oder Übungsformen, bei denen die Reizdauer länger ist, zu einer vollständigen Erholung kommt. Die Bewegungsgeschwindigkeit soll etwa entsprechend der Wettkampfübung ausgeführt werden. Spezielle Übungsformen auf dem Tennisplatz mit Ball und Schläger Abb. 83 Ball gefühlvoll auffangen | Beispiel 1 Ball abfangen und werfen • Beide Spieler stehen hinter Linien (einer hinter der Grundlinie, der zweite vor der T-Linie, mit dem Gesicht zueinander); sie werfen sich den auf dem Schläger liegenden Ball zu und versuchen, ihn gefühlvoll mit dem Schläger aufzufangen, ohne daß er auf dem Schläger springt (Abb. 83). • Nach dem Auffangen wird der Schläger mit dem Ball um den Körper herumgeführt und der Ball anschließend zum Partner geworfen. • Nach dem Auffangen wird der Schläger hinten herum durch die Beine geführt, und zwischen den Beinen wird der Ball zum Partner geworfen. | Beispiel 2 ^!t| Doppelkontakt Zwei Spieler stehen sich am Netz gegenüber und spielen sich den Ball übers Netz mit Flugball zu. • Der Ball wird beim ersten Kontakt kurz hochgespielt und mit der zweiten Berührung zum Partner gespielt. • Der Ball wird so hochgespielt, daß er aus einer schwierigen Lage (links am Körper, zwischen den Beinen, mit einer Körperdrehung, hinter dem Rücken, mit anderer Schlägerseite usw.) zum Partner zurückgespielt werden muß. • Der Ball wird absichtlich in einer schwierigen Lage angenommen (links am Körper, zwischen den Beinen, hinter dem Körper, mit anderer Schlägerseite usw.) und aus einer anderen schwierigen Lage zurückgespielt. • Alle drei bisherigen Übungen werden auch mit der »ungeschickten« Hand durchgeführt. • Der Ball wird mit der einen Hand hochgespielt, der Schläger wechselt in die andere Hand, und mit dieser wird der Ball zurückgespielt. • Alle Übungsformen können auch als Wettspiel (bis 11 bzw. 21 Punkte) in einem Aufschlagfeld ausgespielt werden, wobei Bodenberührung des Balles bzw. Ball im Netz oder im Aus als Minuspunkte bewertet werden. | Beispiel 3 Halbflugball und Flugball Der Spieler steht auf der T-Linie und versucht, den vom Trainer zugespielten Ball immer nur mit Halbflügball (oder Flugball) zuerst zu berühren und später zurückzuspielen. 122 | Trainingsbeispiele troffen werden, indem der Schläger beim Schlag hinter den Körper geführt wird. • Die bisherigen Schläge können in festgelegter Reihenfolge wechseln (z. B. rechts am Körper, zwischen den Beinen, links am Körper usw.). • Alle bisher genannten Übungen können auch mit der »ungeschickten« Hand durchgeführt werden. E Abb. 84 Ball als Halbflugball zwischen den Beinen zurückspielen • • • • • Der Trainer spielt regelmäßig den Ball auf die Vor- und Rückhandseite des Spielers zu. Dieser versucht mit Halbflugball bzw. Flugball den Ball zurückzuspielen. Der Ball wird nun unregelmäßig und vor allem abwechselnd kürzer, länger, mehr zur Seite usw. zugespielt. Der Spieler muß sich nun der jeweiligen Situation schnell anpassen. Der Ball wird wie bei der vorherigen Übung zugeworfen, er darf allerdings ausschließlich immer nur mit Vorhand- bzw. nur mit Rückhandhalbflugball (bzw. Flugball) zurückgespielt werden. Der Ball darf nun ausschließlich als Halbflugball zwischen den Beinen zurückgespielt werden, indem der Arm mit dem Schläger hinter dem Körper zum Ball geführt wird (Abb. 84). Der Ball darf nun ausschließlich links am Körper (beim Rechtshänder) mit der Vorhandseite des Schlägers als Flugball ge- Beispiel 4 ] Flugball in der Rückenlage Der Spieler liegt hinter dem Netz auf dem Rücken und versucht, zugespielte Bälle zurückzuspielen. • Der Spieler hält in jeder Hand einen Schläger. Der Trainer spielt ihm unregelmäßig in noch erreichbarer Reichweite Bälle zu. Der Spieler muß versuchen, jeden Ball zurückzuspielen (Abb. 85). • Der Spieler spielt nun nur mit einem Schläger. Abb. 85 Ball aus Rückenlage zurückspielen; der Spieler hält in jeder Hand einen Schläger : Beispiel 5 ] Hinter einem Lob zurücklaufen und diesen zurückspielen Der Spieler steht vor der T-Linie. Der Trainer spielt einen Lob über ihn. Der Spieler muß zurücklaufen und den Lob verschiedenartig als Passierball zurückspielen. • Der Spieler läuft und läßt den Ball vor sich aufspringen. Dann versucht er, ihn kurz vor dem zweiten Bodenkontakt mit Hilfe einer Pendelbewegung mit der Vorhandseite des Schlägers an der rechten Körperseite mit zum Netz zugewandtem Rücken zurückzuspielen. • Der Ball soll nun zwischen den Beinen über das Netz zurückgespielt werden. c Beispiel 6 ] Schlägerwechsel 2 bis 6 Spieler stehen hinter der Grundlinie. Alle zusammen haben nur einen Schläger zur Verfügung. Der Trainer spielt Bälle zu (lang, kurz, links, rechts usw.). Die Spieler müssen abwechselnd versuchen, den Ball zurückzuspielen. Dabei wird der Schläger nach dem durchgeführten Schlag immer an den nächsten Spieler weitergegeben. Der Spieler, der den Ball nicht zurückschlägt, scheidet aus. Zum Schluß gibt es einen Sieger. Schlagtechnische Übungen in spezifischen Situationen [ Beispiel 1 H Schläge in vollem Lauf Der Spieler steht unmittelbar hinter der Grundlinie. Der Trainer spielt ihm regelmäßig oder verschiedentlich die Bälle so zu, daß der Spieler diese im vollen Sprint gerade noch zurückspielen kann. 123 Koordinationstraining • Der Spieler steht unmittelbar hinter der Seitenlinie. Der Ball wird in die offene Ecke zugespielt. Der Spieler muß über 6 bis 8 m sprinten und den Ball zurückspielen. • Nach dem ersten Schlag aus der gleichen Grundposition wird ein zweiter Ball in die andere Grundlinienhälfte zugespielt. Der Spieler muß nach dem ersten Schlag stoppen, von neuem starten, zurücklaufen und den zweiten Ball im vollen Lauf zurückspielen. • Der Spieler steht in der Mitte der Grundlinie. Es werden 5 bis 10 Bälle in verschiedene Richtungen hintereinander schnell zugespielt. Der Spieler muß versuchen, alle Bälle zurückzuspielen. HSB3HJ3 Maschinengewehr Der Spieler steht hinter dem Netz. Der Trainer spielt unregelmäßig in sehr schneller Reihenfolge 8 bis 12 Bälle in unterschiedlicher Reichweite und Höhe zu. Der Spieler muß versuchen, alle Bälle zurückzuspielen. öä&jrtäis Flugball und Schmetterball Der Spieler steht hinter dem Netz. Der Trainer spielt ihm abwechselnd und schnell jeweils einen Ball zum Flugball und einen auf die andere Körperseite zum Schmetterball zu. • Der Spieler muß abwechselnd einen tiefen Vorhand-Flugball und einen Rückhand-Schmetterball spielen. • Der Spieler muß abwechselnd einen tiefen Rückhand-Flugball und einen Vorhand-Schmetterball spielen. 124 Allgemeines Koordinationstraining Partnerspiele c Betspiel 1" Wandball Spielidee: Der gegen die Wand geworfene und von der Wand zurückspringende Ball muß vom Gegenspieler gefangen und unmittelbar wieder an die Wand geworfen werden. Spielgerät: Gymnastikball oder auch Tennisball. Spielfeld: 6 m breit (bei 4er-Spiel 8 m breit), 8 m lang (bei Geübten 10 m lang), geteilt durch eine Trennlinie, die parallel zur Wand 3 m (bei Geübten 1,50 m) entfernt verläuft. Wandhöhe: mindestens 3,50 m. Spieler: 1 gegen 1, 2 gegen 2. Spieldauer: 3 Sätze zu je 10 Punkten; entsprechende Pause nach jedem Satz; bis zum Gewinn von 30 Punkten. Spielregeln: Aufgabe erfolgt in einer der von Trennlinie und Seitenlinie gebildeten Ecken. Der Ball muß von der Wand in das Feld hinter der Trennlinie zurückspringen. Er darf nur einmal auf den Boden aufprallen, bevor ihn der Gegenspieler fängt. Rückspiel muß unmittelbar (bis 1 Sekunde) und von der Stelle des Fangens aus erfolgen. Variationen Position: Spieler steht ca. 1,5 bis 2 m von einer Wand entfernt (auch Tenniswand) mit Blickrichtung zur Wand. Aufgabe: Abwehren (berühren oder fangen) von vom Trainer/ Partner an die Wand geworfenen und von der Wand zurückprallenden Bällen: • Zunächst nur mit den Händen • Dann mit den Beinen (auf Qualität des Zuwurfes achten) • Grundaufgabe mit verschiedenen Bällen (Softball usw.) • Variationen der Ballgeschwindigkeit • Bälle werden indirekt (z. B. Fußboden/Wand oder Wand/ Fußboden oder Wand/Wand) übereck gespielt • Es werden Tennisbälle in 2 Farben benutzt; Bälle mit der einen Farbe dürfen nur mit den Händen, die anderen nur mit den Füßen abgewehrt werden [ Beispiel 2 | na Prelltennis (s. Abb. 86, S. 125) Spielidee: Spiel zu zweit; Ball wird bei jedem Abspiel im Spielkreis so aufgeprellt, daß der Gegner den Ball nicht erreicht. Spielgerät: Gymnastikball, Hohlball oder auch Tennisball. Spielfeld: Kreis oder Reifen (Gymnastikreifen) von 1 m Durchmesser. Spieler: 1 gegen 1. Spieldauer: Bis zum Gewinn von 21 Punkten. Spielregeln: Der Ball muß bei jedem Prellen im Kreisinnern aufschlagen. Er darf dabei nur einmal aufspringen und je nur einmal vom Spieler berührt werden. Ungültig sind Bälle, die geworfen werden, über Reichhöhe aufspringen, genau in Richtung des Abspielenden geprellt werden. Trainingsbeispiele Spielregeln: Das Spielfeld darf nicht betreten werden (auch die begrenzenden Linien nicht). Der Medizinball darf nur durch Treffer von Würfen ins Rollen kommen. Als Tor gilt, wenn der Medizinball eine Seitenlinie des Gegners überschreitet bzw. berührt. Nicht alle Bälle sollten zugleich geschossen werden; einigen Spielern sollte die Aufgabe des Rückholens von verschossenen Bällen übertragen werden. M'i3 , »SS.Awin Fußballtennis Spielidee: Ball mit Fuß, Kopf oder Brust über eine Linie oder über ein Netz in das gegnerische Feld befördern. Abb. 86 Ball im Reifen aufprellen Spielgerät: Fußball, Handball oder Faustball. Kleine Spiele mit Ball 1 IP'uk ^'-- Beispiel 1 Stab- oder Bierdeckelhockey Spielidee: Hallenspiel, bei dem mit kurzen Stäben oder mit normalen Bierdeckeln aus Pappe ein Tennisball in das gegnerische Tor getrieben wird. Spielgerät: Tennisball. Staffelstäbe oder Bierdeckel. Spielfeld: Entsprechend Hallengröße; als Tor gelten Bodenmatten oder Stangen bzw. Kästen. Spieler: 3 bis 6 Spieler auf jeder Seite. Spieldauer: Nach Vereinbarung; es werden 2 Halbzeiten mit Seitenwechsel gespielt. Spielregeln: Der Ball darf nur durch Schläge mit dem Stab bzw. Bierdeckel getrieben werden. Nur dem Torwart ist auch Fußabwehr gestattet. Falls es keine Außenlinien gibt, kann auch gegen die Wand gespielt werden (Spiel mit der Bande). L Beispiel -2>^, Trefferball Spielidee: Medizinball (Fußball) mit Zielwürfen aus dem markierten Feld über die gegnerischen Linien treiben. Spielgerät: Ein Medizinball, Gymnastikbälle entsprechend der Anzahl der Spieler. Spieler: 10 gegen 10 (je nach Teilnehmerzahl). Spielfeld: Quadratisch, z.B. 10 x 10 m oder kleiner; Medizinball liegt in der Mitte. Die Parteien besetzen je 2 angrenzende Seitenlinien übereck. Spielfeld: Je nach Spielerzahl 10 bis 16 m lang, 4 bis 8 m breit, in der Mitte geteilt durch Schnur in 80 bis 100 cm Höhe. Spieler: 4 gegen 4; auch 1 gegen 1, 2 gegen 2 usw. Spieldauer: Bis zu 21 Punkten. Spielregeln: Ball kann mit Füßen, Brust oder Kopf gespielt werden; zwischen jedem Abspiel darf er einmal den Boden berühren; im eigenen Feld kann er dreimal gespielt werden. Ausnahme beim Spiel 1 gegen 1: nur einmalige Ballberührung im eigenen Feld. Annehmen des Balles im Fluge mit Kopf, Fuß, Oberschenkel, Brust berechtigt zu einem zweiten Schlag des Balles. Dieser Doppelvorgang zählt als ein Abspiel. Fehler: Hand-, Armberührung, Berührung der Leine, Bodenberührung im Aus. 125 Koordinationstraining E ^eispiejM^j Prellball Spielidee: Der Ball wird durch Prellen auf den Boden über eine niedrige Leine in das Feld der Gegenpartei geschlagen. Spielregeln: Der geworfene Ball darf Boden und Leine nicht berühren. Er darf im eigenen Feld dreimal von verschiedenen Spielern geworfen werden. Es wird z.B. bis zu 21 Fehlerpunkten gespielt. Spielgerät: Medizinball. Spielfeld: 20 x 10 m oder je nach Raumverhältnissen. Tore sind die rückwärtigen Begrenzungslinien in ganzer Länge. Spieler: 3 bis 6 auf jeder Seite. Spielgerät: Faustball, Handball oder Fußball. Spielfeld: 16 x 8 m, geteilt durch eine 40 cm hohe Schnur oder 2 Langbänke. Seitenfußball Spielidee: Fußballspiel mit 3 Spielgruppen: Torwarte, Innenspielern, Außenspielern. Spielgerät: Fußball oder Handball. Spieler: 4 gegen 4; auch 2 gegen 2, oder 3 gegen 3 usw. Spieldauer: 2 x 10 Minuten; auch Spiel bis 21 Punkte und Feldwechsel bei 10 Punkten ist möglich. Spielregeln: Der Ball muß mit geschlossener Faust geprellt werden. Er muß bei jedem Zuspiel einmal aufprellen. Im eigenen Feld darf er dreimal aufgeschlagen werden, wobei jeder Spieler den Ball einmal berühren darf. Die Angabe erfolgt von der hinteren Begrenzungslinie auf beiden Füßen stehend außerhalb des Spielfeldes (auf Vereinbarung auch Spiel mit offener Hand). mm*miäm^ Ball über die Schnur Spielidee: Der von der Gegenpartei über die Leine geworfene Ball darf im eigenen Feld nicht zu Boden fallen und umgekehrt. Spielgerät: Medizinball, Faustball, Volleyball, Fußball usw. Spielfeld: 15 x 7 m bzw. je nach Raumverhältnissen; Mittelleine hängt 2,20 bis 2,50 m hoch. Spieler: 5 gegen 5, 4 gegen 4, 6 gegen 6 usw. 126 Spielfeld: 20 x 40 m bzw. nach Raumverhältnissen oder Spielerzahl größer oder kleiner. Tore sind die hinteren Begrenzungslinien in ganzer Länge. Spieler: 8 bis 30 (im Freien auf jeder Seite). Spieldauer: Nach Vereinbarung. Spielregeln: Der Ball darf nur gerollt oder bis Hüfthöhe zugespielt werden. Der Spieler darf bis zu 3 Schritten mit dem Ball laufen, muß ihn dabei aber rollen. Der Ballbesitzer kann nur angegriffen werden, wenn der Ball in Bewegung ist (bei zu langem Halten: Schiedsrichterwurf). Tore können nur über den rollenden, nicht über den geworfenen Ball erzielt werden. Fußspiel ist nicht erlaubt, Spiel erfolgt vom Feldmittelpunkt durch Los bzw. nach Torverlust. Spieldauer: 2 x 20 (15) Minuten. Spielregeln: 6 (2, 4) Spieler jeder Partei bewachen ihre Torlinie (Fuß- und Handspiel). Als Tor gilt, wenn der Ball die Linie bis zur Reichhöhe der Arme überquert. 6 (2, 4) Außenspieler besetzen die Seitenlinien (beide Parteien gemischt). Sie spielen nur außerhalb des Feldes. Sie schießen und werfen (Handspiel ist für sie erlaubt) ihren Innenspielern den Ball zu oder geben ihn untereinander ab. Die restlichen Spieler sind Innenspieler. Ihnen ist nur Fußspiel gestattet. Die Innenspieler allein können Tore erzielen. Kleine Spiele ohne Ball Tag und Nacht Die Parteien sitzen sich an der Mittellinie gegenüber; es können zwischen 2 und jeweils 6 bis 8 Spieler pro Partei teilnehmen. Auf Zuruf »Tag« fängt die vorher als »Tag« bestimmte Partei die »Nacht« bis zum Feldrand und umgekehrt. Anstatt aus dem Sitz kann man dies auch aus dem Stand, aus der Rückenlage, aus der Bauchlage usw. durchführen. fe^:-"l[E»UO Rollball Spielidee: Medizinball durch Rollen über Zuspiel in das gegnerische Tor treiben. Ausbrechen 2 Mannschaften bilden 2 Kreise, einen Innen- und einen Außenkreis, die nebeneinander in Gegenrichtung im Kreis laufen. Auf Trainingsbeispiele ein Zeichen brechen die Glieder des Innenkreises zum Feldrand (Wand) aus; der Außenkreis versucht, abzuschlagen. Es kann auch umgekehrt verfahren werden, so daß der Innenkreis den Außenkreis fängt. Große Spiele Bei den Großen Spielen werden vor allem Fußball, Hockey, Basketball, Volleyball, Handball, Korbball und im Winter auch Eishockey empfohlen. Diese Sportspiele sollen nach den regulären Wettkampfregeln gespielt werden. Und es ist darauf zu achten, daß der technischen Qualität bzw. Ballbehandlung der Vorrang gegeben wird. Mit anderen Worten: Es soll nicht nur »gespielt« werden; vielmehr soll die spezifische Schulung der unterschiedlichen Ballbehandlung (Technik der einzelnen Sportarten) im Vordergrund stehen. Abb. 87 Slalomlauf mit Prellen eines Tennisballes und eines Basket- oder Volleyballes Übungsformen: Einzelübungen mit Gerät Tennisball mit einem Tennisschläger prellen (Abb. 87), • aber anstatt einen Fußball zu treiben, den Slalomlauf mit Hockeyschläger und Ball absolvieren. | | : | Beispiel 1 Slalomlauf Der Spieler läuft mit dem Ball am Fuß durch eine Slalomstrecke aus mindestens 6 Toren (Stangen). Dabei kann hin- und zurückgelaufen und Zeit genommen werden. Variationen Wie Grundübung, • nur mit dem rechten Fuß, • nur mit dem linken Fuß, • mit beiden Füßen, • jeweils im Vorwärtslauf, • jeweils im Rückwärtslauf, • aber gleichzeitig dabei einen Basketball prellen mit rechter, linker oder mit beiden Händen, • aber gleichzeitig dabei einen Beispiel 2 | Beispiel 3 | Hindernislauf Der Spieler muß durch schnelle Aktionen Hindernisse (Stangendreieck/Autoreifen) von geringer Höhe überspringen bzw. überlaufen. Matten lauf Variationen In der Halle werden verschiedentlich (links und rechts versetzt) Matten hingelegt (mindestens 6). Der Spieler soll die links liegenden Matten mit Vorwärts-, die rechts liegenden Matten mit Rückwärtsrollen überbrücken. Beim Zickzacklauf in einer bzw. in beiden Richtungen (hin und zurück) wird Zeit genommen. Die gleiche Übung kann dadurch variiert werden, daß dabei ein Basketball geprellt werden soll. Während der Rolle muß er sehr stark geprellt werden, damit er hoch abspringt. Er darf während der Rolle nur einmal den Boden berühren. • • • • • | Es werden unterschiedliche Bewegungsrichtungen (z.B. nur rückwärts) festgelegt. Alle Stangen werden erhöht. Nur 1 oder 2 Stangen werden erhöht. Der Spieler darf sich nur mit einem Bein fortbewegen. Der Spieler muß zusätzlich mit den Händen Bälle, die ihm zugeworfen werden, abwehren. Beispiel 4 Markierungslauf Die Spieler überlaufen Markierungen, z.B. Seile. 127 Koordinationstraining Variationen • Schnelles Überlaufen mit jeweils einem Bodenkontakt zwischen 2 Seilen • Schnelles Überlaufen mit jeweils 2 Bodenkontakten zwischen 2 Seilen • Schnelles Überlaufen mit abwechselnd 1 bzw. 2 Bodenkontakten zwischen 2 Seilen • Vorwärts- und Rückwärtslaufen sowie unterschiedliche Zahl der Bodenkontakte miteinander kombinieren Beispjel8l Springen auf Minitrampolin Der Spieler federt/springt mit beiden Beinen auf einem Klein- oder Minitrampolin und führt gleichzeitig Wurfbewegungen aus. Variationen • Basketballkorbwurf • Handballzielwurf • Sprungvariationen, z.B. halbe Drehung • Würfe auch über die »ungeübte« Seite Bejspiel 9" a&rafcj© Gemischter Parcours Es kann ein beliebig ausgewählter Parcours aus verschiedenartigen Hindernissen und Aufgaben zusammengestellt werden. Es können Stangen, Kästen, Bock, Matten, Medizinbälle u.a. aneinandergereiht werden, um eine vielseitige koordinative Beanspruchung des gesamten Körpers zu erreichen. Das Laufen soll mit verschiedenartigen Sprüngen, Würfen, Kletterformen, Rollen usw. kombiniert werden. Als Erschwernis kann dabei ein Ball geprellt, ein Stock auf dem Finger balanciert, ein Tennisball mit Schläger geprellt werden usw. a^sMJ© Medizinball-Golf Es werden 9 Kreise (Durchmesser 0,5 m) als »Löcher« aufgezeichnet. Durch Hindernisse (Geräte, Matten, Bänke, Schnüre usw.) wird ein Zickzack-Weg gebildet. Der Medizinball wird vom Start aus mit dem Fuß in Bewegung gebracht. Der Ball soll immer in den aufgezeichneten Kreisen enden. Jeder Stoß mit dem Fuß zählt. Sieger ist, wer die wenigsten Stöße benötigt. 128 1 Abb. 88 Rollschuhlaufen Der Spieler lernt Grundstrukturen des Rollschuhlaufens (Seitabstoßtechnik, Frontalabstoßtechnik, Stoppen, Richtungsänderungen/ Übersetzen, Kurvenfahren, Rückwärtsfahren). Ball in der Luft halten :• ':;#^^^^BeLspleJ.^7 -• •. Ball in der Luft halten (Abb. 88) Der Spieler hält durch kurzfristiges Berühren mit verschiedenen Körperteilen Bälle in der Luft. Variationen • Zunächst nur mit den Füßen (mit den Beinen) • Dann mit den Händen (mit den Armen/Schultern) • Wiederholungen der »starken« und der »schwachen« Seite • Kombination nach festgelegtem Muster, z. B. Ballwandern von unten nach oben (von den Beinen über die Arme) usw. • Übungsausführung mit verschiedenen Bällen (z.B. Fußball, Handball, Volleyball, Tennisball, Rugbyball, Luftballon) • Kombination der Grundaufgaben mit verschiedenen Bällen nacheinander (z.B. Tennisball, Softball, Rugbyball) ' j Variationen • Hindernisse umfahren und Tore unterqueren • Im Rollen Kleingeräte (z.B. Bälle) balancieren Einzelübungen ohne Gerät L Beispiel 1 Karusselldrehen Der Übende sitzt im Schwebesitz und versucht (entweder gehockt oder mit gestreckten Beinen), sich seitlich zu drehen, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Den Drehschwung erreicht man durch Abstoßen mit den Händen. L Beispiel 2~ Bauch- und Rückenschaukel Der Übende liegt entweder auf dem Bauch oder auf dem Rücken und versucht, ohne Hilfe der Hände bei gestreckten Beinen ins Schaukeln zu kommen. Trainingsbeispiele [ Beispiel 3 : Schwebesitzrollen Aus dem Schwebesitz versucht der Übende, ohne den Gebrauch der Hände über die Seit- zur Bauchlage zu rollen und weiter zum Sitz zurückzudrehen usw. : Beispiel 4 ] Keule umstoßen 2 Partner fassen sich mit beiden Händen. Die Keule steht zwischen den Partnern. Durch Ziehen und Schieben versucht man, den Partner zum Umstoßen der Keule zu bringen. Es kann bis 10 gezählt werden. Hohe Anforderung an die Koordinationsfähigkeit Partnerübungen Beispiel T 1 Fußtreten 2 Partner stehen sich gegenüber, Hände auf dem Rücken. Idee: Wer kann dem Partner auf die Füße treten? Es wird z.B. bis 10 gezählt. [ Beispiel 2 Sohlenkampf 2 Partner sitzen sich gegenüber im Schwebesitz; die Fußsohlen sind leicht geöffnet, so daß man sich mit den Fußsohlen gegenseitig berühren kann. Man versucht nun, durch Stöße (Sohlen gegen Sohlen) und Täuschen den Partner aus dem Schwebesitz zu bringen. Es kann bis 10 gezählt werden. [ Beispier3 Hinkkampf 2 Partner stehen sich gegenüber auf einem Bein, Hände auf dem Rücken. Jeder versucht, den anderen durch Stoß mit der Brust bzw. Schulter aus dem Gleichgewicht zu bringen, so daß dieser mit beiden Füßen den Boden berühren muß. Es kann bis 10 gezählt werden. 129 Techniktraining 130 Techniktraining Bedeutung der Technik Der Stellenwert der Technik ist in den einzelnen Sportarten sehr unterschiedlich. Es gibt Sportarten, in denen die Technik relativ einfach zu erlernen und zu bewältigen ist, bei denen aber gewisse konditioneile oder psychische Elemente dominieren. Im Tennissport ist die Technik einer der bedeutendsten leistungslimitierenden Faktoren; denn nur über die Technik können konditioneile, taktische und psychische Fähigkeiten in das Spiel umgesetzt werden. Dementsprechend muß der tennistechnischen Schulung und dem Techniktraining ein besonderer Stellenwert in der Gesamtausbildung des Tennisspielers eingeräumt werden. Es ist allerdings zu betonen, daß sowohl die qualitative und quantitative Entwicklung der Technik als auch die Lerngeschwindigkeit sehr stark von dem Ausprägungsgrad der allgemeinen Koordinationsfähigkeit sowie von den konditionellen Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes einzelnen abhängig ist. Damit ist gemeint, daß Schwächen sowohl im allgemeinen koordinativen Bereich als auch im Bereich der Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit bzw. deren Kombinationen sich zwangsläufig negativ auf das Techniktraining auswirken müssen. Deshalb darf man Technikschulung und Techniktraining nicht als einen getrennten Faktor betrachten, sondern man muß das Techniktraining immer als einen Teil eines unfassenden Gesamttrainings sehen. zelne Spieler unterschiedliche Stufen und somit auch eine differenziertere Ausprägung der Technik mit entsprechender Spielstärke. Auch die meisten Spitzenspieler beherrschen nicht alle Techniken optimal. Technikarten Tennistechnische Entwicklung Tennistechnik ist die individuelle Realisierung einer angestrebten Idealbewegung, die als optimale Bewegungshandlung des Sportlers durch anatomische, biomechanische und physikalische Gesetze und Prinzipien eingeschränkt bzw. vorgegeben ist. Es gibt zwei Ausprägungsformen: • Mittlere oder auch elementare Bewegungsausführung, die sog. Grundform der Technik, die den Anfängern vermittelt wird • Bewegungsfertigkeit des Spitzenspielers, die aus der Grundform entstanden ist, in der aber der individuelle Stil integriert ist Es gibt keine unterschiedliche Technik für Anfänger oder für weniger begabte Spieler auf der einen und für Spitzenspieler auf der anderen Seite. Es gibt aber gewisse Qualitätsstufen und Qualitätsunterschiede. Je nach Begabung, Fleiß, Motivation und Zielsetzung erreichen ein- Die tennistechnische Schulung ist ein fortlaufender, nie endender Prozeß, der sich darüber hinaus im Laufe der Zeit immer wieder den neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen sowohl im methodischen als auch im Bereich der Trainingslehre anpassen muß. Das Ziel des Techniklernens, -übens und -trainings ist • der Erwerb von stabilen technischen Grundmustern sowie von automatisierten, überdauernden und gespeicherten technischen Fertigkeiten, • die Einsatzfähigkeit dieser technischen Fertigkeiten in allen möglichen instabilen, schwierigen und ungewohnten Situationen und Lagen, bei Einhaltung einer optimalen Funktionalität in allen matchtypischen Bedingungen. Auf diesem Weg kann man die technische Schulung in 2 Stufen aufteilen: 131 Techniktraining 1. Stufe: Technik erlernen 2. Stufe: Technik trainieren Es ist wichtig, diese beiden Stufen zu betonen und auseinanderzuhalten, denn sie unterscheiden sich in der Praxis sowohl inhaltlich als auch im Umfang und in der Intensität der Ausführung. Allerdings ist der Übergang der Stufen nicht scharf getrennt, sondern fließend. Technik erlernen In den ersten Teil dieser Stufe fällt der Erwerb der Grobform (Grobkoordination) und des ersten Teils der Feinform (Feinkoordination). Neuerwerb, die Erweiterung koordinativer Fertigkeiten, der Erwerb eines großen Bewegungsschatzes und Erfahrungen bis zum Erlangen einer tennistechnischen Feinkoordination sind der Inhalt dieser Phase. Im zweiten Teil dieser Stufe wird die Feinform (Feinkoordination) vervollständigt und die Feinstform (Feinstkoordination) erreicht. Es bilden und festigen sich individuelle Anwendungen der einzelnen Schlagtechniken, die schließlich in allen möglichen Situationen und Lagen anwendbar sein sollen. Das Üben erfolgt allerdings unter vereinfachten Bedingungen. Methodischer Grundsatz beim Technik erlernen Es soll so geübt werden, daß die zu lernenden tennistechnischen Fertigkeiten möglichst störungsfrei - unter guten oder gleichbleibenden Bedingungen, - unter Berücksichtigung physiologischer Prozesse, vor allem was den Energiebedarf und die Relation von Arbeit und Pausen betrifft, - und unter Einhaltung koordinativer Gesetzmäßigkeiten regelmäßig und in ausreichender Zahl wiederholt werden können. 132 Technik trainieren Beim Techniktraining steht der Einsatz erworbener Techniken in spielähnlichen Situationen im Vordergrund. Die Technik soll zur Lösung aller nur denkbaren Situationen dienen. Das Ziel dieser Stufe ist die Perfektionierung der Feinstkoordination und das Erreichen einer optimalen praktischen Anwendbarkeit der tennistechnischen Fertigkeiten unter wechselnden, insbesondere unter erschwerten Bedingungen. In der Endphase dieser Stufe erreicht die Tennistechnik eine funktionelle Vollkommenheit, die die individuellen Möglichkeiten weitgehend ausschöpft. Es wird schließlich die individuelle Grenze erreicht; das bedeutet, daß sich der Inhalt dieser Stufe aus wettkampfnahen Trainingsformen unter matchähnlichen Bedingungen und Belastungen zusammensetzt. Methodischer Grundsatz beim Technik trainieren Die zu trainierenden tennistechnischen Fertigkeiten - unter sich verändernden Bedingungen, - in schwierigen Lagen und Situationen, - mit Variation der Bewegungsausführung, - unter realen bzw. erschwerten Wettkampfbedingungen, - mit zeitweiliger Akzeptanz kleinerer oder größerer physiologischer Überbeanspruchung systematisch zu wiederholen. Allgemeine Hinweise zum Lernen und Trainieren der Technik Eine sportliche Bewegung versteht man als einen dynamischen, zielgerichteten Prozeß, der u.a. von dem Niveau der koordinativen Fertigkeiten und konditionellen Eigenschaften des Spielers abhängig ist. Darüber hinaus handelt es sich beim Tennis um azyklische Bewegungsabläufe. Im Tennis ist der Bewegungsablauf der Schlagausführung im Prinzip einfach und unkompliziert (mit Ausnahme des Aufschlages). Nicht der Bewegungsablauf als solcher ist schwierig, sondern die Auseinandersetzung mit zwei Geräten (dem Schläger und dem Ball), was hohe Ansprüche an die gesamtkörperliche Koordinationsfähigkeit stellt. Hinzu kommt noch, daß das eine Gerät (Ball) über das andere (Schläger) beherrscht werden muß. Am Anfang muß bewußt auf die Qualität der Bewegungsausführung geachtet werden. Deshalb besteht eine wichtige Aufgabe darin, eine möglichst umfassende (Bewegungs-)Vorstellung beim Schüler zu schaffen sowie vielfältige sensorische und kinästhetische Erfahrungen bei ihrer Ausführung zu vermitteln und bewußt zu machen. Das bedeutet, daß der Schüler Schritt für Schritt mit dem theoretischen Wissen, das seinem derzeitigen technischen Niveau entspricht, konfrontiert werden soll, um die Bewegungsabläufe bewußt ausführen zu können. Das bezieht sich vor allem auf die Periode der Grobform. Später, in der Phase der Feinform, richtet sich die Aufmerksamkeit immer mehr auf die wichtigsten Details, d.h., daß die Rückmeldungen während des Bewegungsablaufes vor allem die Störfaktoren betreffen, der Bewegungs- Einführung in die Trainingspraxis ablauf wird immer mehr automatisiert. Ein Bewegungsablauf im Tennis gilt dann als automatisiert, wenn er praktisch »von selbst« abläuft, so daß der Spieler seine Aufmerksamkeit voll auf die Taktik richten kann, dies passiert in der Phase des Erwerbs der Feinstform. Die Steuerung und Regulierung der Bewegung geschieht dabei ohne Beteiligung des Bewußtseins. Individuelle Voraussetzungen Kalendarisches Alter Grundsätzlich gilt: Je jünger der Schüler ist, desto vielseitiger muß das Training gestaltet werden. Damit ist nicht nur das sportliche Training in seiner Gesamtheit gemeint, sondern auch speziell die tennistechnische Schulung. Im besonders günstigen Lern- und Geschicklichkeitsalter, das etwa zwischen dem 8. bis 12. Lebensjahr liegt, lernen vor allem begabte Kinder das gesamte Schlagrepertoire sehr schnell. Das Lernangebot sollte dementsprechend breit, und nicht nur auf die Grundschlagarten eingeschränkt sein. Vor allem am Anfang soll das spielerische Element im Unterricht dominieren. Trainingsalter Die allgemeine Belastungsfähigkeit im motorischen und kognitiven Bereich steigt mit zunehmendem Trainingsalter. Biologisches Alter Der Trainer muß das individuelle Entwicklungsstadium im Vergleich zum Durchschnitt im tennistechnischen Unterricht akzeptieren; besonders im Gruppenunterricht bei der Zusammenstellung der einzelnen Gruppen ist darauf zu achten. Individuelle Leistungs- und Belastungsfähigkeit Diese zwei Faktoren können sich unter Umständen sehr schnell ändern, d.h., daß man die allgemeine und spezielle Entwicklung bei dem beabsichtigten Vorgehen im Tennistraining berücksichtigen und die Inhalte dem aktuellen Leistungsstand immer wieder neu anpassen muß. Trainings- und Gesundheitszustand Nicht nur das unterschiedliche Niveau der Muskelkraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Technik usw. ist beim Tennis zu respektieren, sondern auch die Motivation, die derzeitige Einstellung, die Stimmung sowie der momentane Gesundheitszustand. Gesamtbelastungsund Erholungsfähigkeit Dabei spielen vor allem äußere Einflüsse wie Schule, Beruf, Prüfungen, Familie, Anreisewege usw. eine große Rolle. Besonders das tennistechnische Training soll, von Ausnahmen abgesehen, nicht im ermüdeten oder erschöpften Zustand stattfinden. Psychische Individualität Jeder einzelne Schüler ist unterschiedlich belastbar, und dementsprechend reagiert er unterschiedlich auf gesetzte Trainingsreize, -inhalte, -intensitäten. Geschlechtsspezifische Unterschiede Vor allem in und nach der Pubertät müssen die Anforderungen geschlechtsspezifisch unterschiedlich sein. Demgegenüber sind in der Vorpubertät keine wesentlichen Unterschiede in der Belastbarkeit bzw. Lernfähigkeit festzustellen. Einführung in die Trainingspraxis Wie in allen anderen Sportarten auch, kommt es im Tennis nicht nur auf den praktischen Inhalt des Trainings an, sondern es müssen auch weitere Aspekte berücksichtigt werden, um das Training sinnvoll zu gestalten: Die Belastungsintensität, die Dauer einzelner Übungen, die Gestaltung der Pausen, die Reihenfolge der einzelnen Übungen im Hinblick auf den Inhalt und vieles mehr ist im modernen Tennistraining von großer Bedeutung. Erst die Systematik und Planung ermöglichen einen optimalen Trainingserfolg und eine steile Leistungssteigerung. Ein wähl- und zielloses Aneinanderreihen von Übungen kann sogar negative Auswirkungen auf die Leistungssteigerung haben, mindestens aber eine Verzögerung und sogar Stagnation der Entwicklung hervorrufen. 133 Es ist darauf zu achten, daß alle Schlagarten und Techniken regelmäßig und systematisch geübt werden. Für das Üben einer Schlagart können aus Motivationsgründen sowie vor allem aus praktischen Gründen mehrere Übungsformen gewählt werden. Eintönigkeit im Training muß vermieden werden. Dosierung der Belastung Dauer einzelner Übungen Die einzelnen Übungen haben nur dann einen Sinn, wenn sie über eine gewisse Zeitspanne mit der entsprechenden Intensität durchgeführt werden. Aus Gründen der optimalen Wiederholungszahl und der Relation von Belastung und Erholung sollten einzelne Technikübungen in der Regel 20 Minuten dauern. Kürzere Trainingsreize bringen entweder nur einen verminderten oder gar keinen Lernerfolg. Andererseits dürfen Übungen mit hohen Anforderungen an koordinative Qualitäten - und das sind fast alle tennistechnischen Trainingsformen - beim Technik lernen und einem Teil des Techniktrainings nicht einen Ermüdungsgrad überschreiten, bei dem es zu Störungen der feinmotorischen Koordination kommen kann. Sobald es zu Störungen der Feinkoordination bzw. der Konzentrationsfähigkeit kommt, muß das Techniktraining abgebrochen werden. Durch eine gezielte Verbesserung des allgemeinen konditionellen Zustandes werden die möglichen Belastungszeiten auch im feinmotorischen Bereich verlän- 134 gert. Erfahrungsgemäß dauert dann eine Übung ohne Gegenspieler (der Trainer spielt zu, und der Ball wird vom Schüler nur einmal geschlagen) ca. 15 bis 30 Minuten. Eine Übung mit Gegenspieler (Trainer gibt den Ball ins Spiel, und die Spieler spielen 2 oder mehrere Schläge) dauert ca. 20 bis 30 Minuten. Spezifische koordinative Übungen, Kraftschnelligkeits- oder Schnellkraft- bzw. Sprungkraftübungen innerhalb des Techniktrainings dauern ca. 1 bis 5 Minuten pro Übung mit jeweils 2 bis 5 Serien mit je ca. 6 bis 10 Schlägen pro Serie und entsprechender Pause zwischen einzelnen Serien. Auf diese Weise kann man den Trainingsumfang sowie die Trainingsintensität der einzelnen Übungsarten nach Bedarf optimal steuern. Intensität einzelner Übungen Die Intensität der Übungen, d. h. die Schlagzahl pro Serie und/oder die Geschwindigkeit und der Krafteinsatz bei der Ausführung des Schlages, müssen sich nach dem Fertigkeitsgrad des Spielers und je nachdem, ob es sich um Technik erlernen oder um Technik trainieren handelt oder ob es sich um rein technisches Training oder Techniktraining unter Einbeziehung konditioneller Elemente handelt, richten. Grundsätzlich gilt, daß beim Technik erlernen die Serien ca. 5 bis 15 Schläge pro Spieler pro Serie beinhalten. Danach soll eine Pause von ca. 15 bis 25 Sekunden folgen. Auf diese Weise kommt es zu keiner nennenswerten Laktatbildung und Laktatanhäufung. Diese soll unter 2 mmol/l bleiben. Es soll im anaeroben alaktaziden Bereich gearbeitet werden, um eine maximale Koordinationsfähigkeit, Lernintensität und Lernschnelligkeit zu erreichen. Beim Technik trainieren sollten die Serien variieren, so wie es auch im Match der Fall ist. So sollen kurze Serien von 2 bis ca. 10 bzw. 15 Schlägen überwiegen, es sollen aber auch dazwischen längere Serien von 15 bis 25 Schlägen oder mehr pro Serie eingestreut werden. Die Gesamtwiederholungszahl pro Schlag und/oder Übungsform soll zwischen ca. 150 (Technik erlernen: Grobform, Feinform) und 200 (Technik trainieren: Feinstform, Stabilisierung) liegen. Diese Wiederholungszahl ist nötig, um ausreichende und tiefe Reizeinwirkung zu erzielen. Durch eine niedrigere Zahl erreicht man diese nicht, bei einer höheren Wiederholungszahl (über 200 bis weit über 200) ermüdet vor allem das zentrale Nervensystem (was die Koordinationsqualität und Konzentrationsfähigkeit beeinflußt). Dies passiert auch, wenn man lange Serien von 30 bis 70 Schlägen und mehr fortlaufend wiederholt. Wie schon gesagt, dauert eine solche Übungsform ca. 20 bis 30 Minuten. Danach soll eine 2- bis 5minütige Regenerationspause vor der nächsten Trainingseinheit erfolgen. Auch bei der Gruppenarbeit sind Schlagübungen in Serien, Einzelschlägen pro Spieler vorzuziehen. Bei einer gewissen Wiederholungszahl (5 bis 15 Schläge) in Reihe ist der Spieler fähig, Hinweise oder Korrekturen wesentlich besser und schneller in die Tat umzusetzen. Die Schlaggeschwindigkeit soll fertigkeits- und situationsgemäß in Methodische Hinweise zum Techniktraining der Regel immer maximal sein. Das Qualitätsmerkmal hierfür ist die Erfolgsquote. Am Anfang des Trainings beurteilt man die Abweichungen in der Bewegungsausführung des Spielers, im späteren Verlauf die Streuung der geschlagenen Bälle. Der Erfolgsquotient bei derartigen Beurteilungskriterien soll bei schwierigeren Übungsformen wenigstens 60%, bei einfacheren Übungsformen 70 bis 80% betragen. Falls die angegebene Zielsicherheit unterhalb von 50% liegt, ist die Schlaggeschwindigkeit für das Erreichen eines optimalen Lern- oder Trainingserfolges in der Regel zu hoch, der Spieler ist überfordert. Falls die Genauigkeit bei 90 bis 100% liegt, ist der Spieler in der Regel unterfordert, die gestellten Aufgaben sind zu leicht, die Reizintensität und Reizqualität sind zu niedrig. Methodische Hinweise zum Techniktraining Um einen optimalen Übungsablauf über 20 Minuten und mehr bei hoher Schlagfrequenz und in der richtigen Seriengröße ohne zu lange Pausen und Unterbrechungen verwirklichen zu können, ist es notwendig, eine ausreichende Anzahl von Tennisbällen zur Verfügung zu haben. Empfehlenswert ist ein Einkaufswagen mit ca. 100 bis 200 Bällen. Einzelne Übungsreihen innerhalb einer Trainingseinheit sollen nach folgenden methodischen Prinzipien gestaltet werden: • Vom Leichten zum Schweren • Vom langsamen zum schnellen Tempo • Reihenfolge der Inhalte: Technik, Koordinationsschnelligkeit, Reaktionsfähigkeit, Kraftschnelligkeit Diese Bereiche müssen im ausgeruhten Zustand trainiert werden. Dann folgen Übungen mit dem Ziel der Verbesserung anaerober Ausdauer. Den Abschluß bilden Übungen für die aerobe Ausdauer. Die richtige Organisation der Trainingseinheit ist von großer Bedeutung. Übungsformen für tennisspezifische Koordination, für Kraftschnelligkeit oder Explosivkraft (Startkraft, Sprungkraft) müssen relativ kurz sein (6 bis 10 Wiederholungen pro Serie und 2 bis 3 Serien mit 1 bis 2 Min. Pause dazwischen) und müssen im ausgeruhten Zustand erfolgen. Deshalb empfiehlt es sich, zwischen einzelnen technischen Teilen einer Trainingseinheit nach der oben erwähnten Pause die nächste Übungsform mit einer koordinativen oder Kraftschnelligkeitsübung zu beginnen, und/oder die ganze Trainingseinheit mit diesem Training anzufangen. Somit kann man innerhalb jeder Trainingseinheit von 1V 2 bis 2 Stunden ca. dreimal Koordination oder/und Kraftschnelligkeit trainieren, ohne die Gefahr einzugehen, daß der Organismus für diese Trainingsbereiche ermüdet ist. Jegliche Art des tennisspezifischen Ausdauertrainings auf dem Tennisplatz muß allerdings ans Ende der Trainingseinheit gelegt werden. Einige wichtige Hinweise für das Training: • Jede Trainingseinheit soll mit ausgiebiger Aufwärmarbeit beginnen: Lauf, Lockerungsübungen, Dehnungsübungen, Sprints, Ballspiel (10 bis 30 Min. Dauer). • Auf dem Tennisplatz selbst mindestens 10 Minuten einschlagen, wobei am Anfang die Bälle langsam und hoch geschlagen werden sollen, um die Muskulatur und den Organismus tennisspezifisch vorzubereiten und Rhythmus und Ballgefühl zu bekommen. Vor dem Matchtraining soll die Einschlagdauer 15 bis 20 Minuten dauern. • Nach jedem Training 10 bis 15 Minuten auslaufen oder lockerschlagen im langsamen Tempo (Puls ca. 110 bis 140 Schläge/ Min.), um die Regenerationsvorgänge einzuleiten und zu beschleunigen. Um die Spieler zur richtigen Körpergewichtsverlagerung sowie Körperbewegung in Schlagrichtung zu führen, empfiehlt es sich, Markierungen anzubringen, die die Spieler während des Schlages sowie nach dem Schlag zu einer Vorwärtsbewegung in die Schlagrichtung zwingen, indem sie diese berühren oder umlaufen müssen. Beim Flugball- oder Schmetterballtraining empfiehlt es sich, nach dem durchgeführten Schlag mit dem Schläger das Netz zu berühren, um den gleichen Effekt zu erzielen. • Bei der Mehrzahl der Gruppenübungen ohne Gegenspieler sollen die Übenden nach dem durchgeführten Schlag nach vorne und vor die Gruppe ausweichen, bevor sie sich wieder einreihen. Dadurch wird eine vorzeitige Rückwärtsbewegung noch während des Schlages sowie eine Rücklage im Schlag - wie es bei dem üblichen Einreihen nach hinten der Fall ist — verhindert. • Bei einer größeren Gruppe (6 bis 8 Spieler) empfiehlt sich 135 Techniktraining bei vielen Übungen, daß die Spieler nach der durchgeführten Schlagserie einige Bälle aufheben und in den Wagen legen. Auf diese Weise kommt es zu keinem Stau, zu keiner Langeweile unter den Wartenden. • Wenn der Spieler zu oft den Ball ins Netz spielt, hilft folgende Maßnahme: Jeder Spieler muß seinen ins Netz gespielten Ball sofort aufheben und in den Trainerwagen oder Korb legen. Dadurch fällt er mindestens für eine Runde aus. Seine Konzentration und Genauigkeit steigen danach beträchtlich. Trainingsbeispiele Mit praktischen Trainingsformen könnte man allein ein komplettes Buch füllen, denn fast jeder Trainer hat im Laufe der Zeit eigene Trainingsformen kreiert oder aber bekannte Übungen modifiziert. Hier können nicht alle möglichen Übungsformen angeboten werden. In diesem Zusammenhang wird auf BORN/SCHÖNBORN (1990) verwiesen. Die ausgewählten Übungen gelten stellvertretend für eine Vielzahl von Variationen und Kombinationen. Es geht vor allem darum, anhand einiger Beispiele die zuvor angeführten Grundsätze praktisch zu erläutern. Viele Übungen können auch im Zweiertraining oder Einzelunterricht angewandt werden. Der Trainer kann als Zuspieler des ersten Balles oder als Sparringspartner fungieren. Wie bereits erwähnt, ist ein Einkaufswagen mit 100 bis 200 Bällen notwendig, um den Umfang und die Intensität richtig steuern zu können. Darüber hinaus ist ein perfektes 136 Zuspiel des Trainers die Voraussetzung für den Erfolg der jeweiligen Übung. Nicht nur die Schnelligkeit, sondern auch Höhe, Länge und Richtung des zugespielten Balles, aber auch die richtige Zeitspanne zwischen zwei zugespielten Bällen, muß sich nach der Übungsform, dem Ziel der Übung sowie dem Alter und der Spielstärke der Spieler richten. Grundsätzlich gilt, daß der Spieler beim Technik-Erlernen nicht durch zu hohes, zu langes, zu schnelles oder zu ungenaues Zuspiel unter Druck gesetzt werden soll. Im Gegenteil, die Schlagausführung soll in dieser Phase erleichtert werden, wodurch die Lernschnelligkeit unterstützt wird. Vor allem im Techniktraining werden dann absichtlich schwierige Situationen modelliert, um die Matchähnlichkeit zu erzielen. Bei einfacheren Übungsarten sowie im Anfängerbereich können auch Ballwurfmaschinen eingesetzt werden. Die einzelnen Übungen werden erst dann effektiv ablaufen, wenn das Prinzip von den Schülern verstanden wurde. Eine präzise verbale Beschreibung jeder Übung, evtl. Eigendemonstration des Trainers oder eine Durchführung der Übung im langsamen Tempo gleich zu Beginn des Trainings sowie eine Aufklärung der Schüler über den Sinn der Übung sind deshalb erforderlich. Die folgenden Übungsformen sind in 2 Schwierigkeitsstufen gegliedert. Die Stufe 1 verfolgt stets das Ziel der Grobformung, Feinformung und Stabilisierung der einzelnen Schlagtechniken. Die Beispiele 1 bis 11 sind Übungen der Schwierigkeitsstufe 1. In Stufe 2 werden die Rahmenbedingungen bei der Schlagausführung in spieltypischer Weise verändert (z.B. Treffhöhe, Schlagposition) und der Schwierigkeitsgrad dadurch erhöht. Ab Beispiel 12 gehören die Übungen der Stufe 2 an. Zur optimalen Reizsetzung können für die meisten Übungsformen folgende Belastungsnormative empfohlen werden: • Dauer der Übung: 15 bis 25 Minuten • Schläge pro Serie: 7 bis 20 • Serienpause: 15 bis 30 Sekunden Bei allen übrigen Übungsformen gelten die in den Beispielen unter den Abschnitten »Durchführung« angegebenen Hinweise. Die grafischen Darstellungen der im folgenden beschriebenen Übungsbeispiele sind ab Seite 141 bis Seite 144 zu finden. | Beispiel 1 | Grundlinienschlag Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung der Grundlinienschläge. Durchführung: Die Schüler lernen Grundlinienschläge von Anfang an aus der Bewegung. Sie müssen sich zum Schlag mindestens 1 bis 2 m bewegen. Nach 7 bis 10 durchgeführten Schlägen müssen sie sich nach vorne und seitlich bewegen - wirklichkeitsgetreue Bewegungsform zur Mitte mit richtiger Gewichtsverlagerung. Trainingsbeispiele l-^s»wte»aM!IH Flugball Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung des Flugballs. Durchführung: Die Schüler spielen den Flugball in der Vorwärtsbewegung. Nach dem Schlag müssen sie weiter vorrücken und das Netz berühren, bevor sie den nächsten Ball spielen. Durch die Netzberührung werden sie indirekt geleitet, in der Vorwärtsbewegung zu schlagen. -Beispiel^; Schmetterball Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung des Schmetterballs. Durchführung: 2 Spieler schmettern, 2 warten. Nach jedem Schmetterball müssen die Spieler das Netz berühren. Dadurch sind sie gezwungen, jeden Schmetterball in der Rückwärtsbewegung zu spielen. Nach einer Serie wechseln die Paare. Lob Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung des Lobs. Durchführung: Der Lob soll gleich von Anfang an aus der Ecke geübt werden. Der Trainer muß so überlobbt werden, daß er auch bei maximaler Streckung des Armes den Ball nicht erreichen kann. Die Grundlinie soll dabei als Ziel anvisiert werden. (M&C§ Halbflugball Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung des Halbflugballs. Durchführung: Der Halbflugball soll aus dem Mittelfeld geübt werden. Der Spieler muß zum Ball immer wieder vorwärts laufen. «•tätäti Passierschlag Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung des TopspinPassierballes. Durchführung: Der Topspin ist der beste Passierschlag. Er soll von Anfang an von der Seitenlinie geübt werden, von woher er später am häufigsten angewandt wird. «töi? Angriffsschlag Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung des Slice-Angriffsballs. Durchführung: Der Slice soll aus dem Mittelfeld geübt werden. Erstens wird dadurch die ideale Körpergewichtsverlagerung erreicht, und zweitens wird situationsgemäß der Slice als Angriffsball geübt. I33ft3&t© Stop Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung. auch zwangsweise in der Vorwärtsbewegung und als Alternative zum Slice gespielt. ©tiöäjMsf zjm Flugballstop Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung. Durchführung: Auch der Flugballstop muß in der Bewegung vorwärts und in der Nähe der Seitenlinie geübt werden. Wie beim Flugballtraining soll der Spieler nach dem Schlag das Netz berühren, bevor er sich wieder einreiht. HJsö-fiaÄat Aufschlag Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung. Durchführung: Der Aufschlag wird sowohl von rechts als auch von links geübt. Nach entsprechender Sicherheit wird zunächst die Länge und dann die seitliche Plazierung trainiert. '(Dä&sräHKFÜ Return Ziel: Grobformung, Feinformung und Stabilisierung. Durchführung: Weil vor allem in der Anfängerphase die Spieler nicht aufschlagen können, muß der Trainer selbst aufschlagen. Es empfiehlt sich die Aufschlagstellung hinter der Aufschlaglinie. Von dort aus kann man das Tempo sehr gut steuern. Durchführung: Ähnlich wie der Slice wird auch der Stop in wirklichkeitsgetreuer Situation im Mittelfeld geübt. Dadurch wird er 137 Techniktraining EtetesOäQflS Grundlinienschlag Ziel: Schläge weit hinter der Grundlinie. Durchführung: Der Trainer spielt hohe und lange Bälle. Der Spieler muß zuerst nach hinten ausweichen, dann den Ball in der Vorwärtsbewegung schlagen, vor der Gruppe vorbeilaufen und sich wieder einreihen. rafeffilfljl Grundlinienschlag Ziel: Schläge mit hohem Treffpunkt. Durchführung: Der Trainer spielt etwas kürzere, aber sehr hohe Bälle zu. Der Spieler muß den Ball in oder über Schulterhöhe in der Vorwärtsbewegung schlagen. (»flgJttaGrundlinienschlag Ziel: Schläge auf schnelle Bälle. Durchführung: Der Trainer spielt sehr schnelle Bälle zu. Der Spieler muß trotzdem die Bälle in der Vorwärtsbewegung des Körpers schlagen. <wfiai'q@ Grundlinienschlag Ziel: Umlaufener »Winner« mit Vorhand. Durchführung: Der Trainer spielt 4 bis 5 Bälle in Reihenfolge von der Vorhand- in die Rückhandecke zu. Der Spieler muß die Bälle umlaufen und immer nur mit Vorhand spielen, wobei er diese als »Winner« sehr schnell spielen muß. Den letzten Ball kann er longline spielen, wobei er die 138 c vorherigen in die Rückhandecke gespielt hat. i Flugball Ziel: Flugball von der Seitenlinie. ^Beispiel 16 Passierschlag Ziel: Passierschlag von weit außerhalb des Feldes. Durchführung: Der Trainer spielt den Ball so zu, daß der Spieler ihn weit außerhalb der Außenlinie treffen muß. Aus diesem ungünstigen Winkel muß er versuchen, sowohl longline als auch cross zu schlagen. 1 ^Beispiel 17 ] Passierschlag Ziel: Passierschlag auf flache Bälle. Durchführung: Der Trainer spielt sehr flache Bälle nah an die Grundlinie. Der Spieler muß diesen entgegengehen und aus tiefem Treffpunkt als Topspin- und als Slice-Passierball spielen. |Bejsp>iel^8" Beispiel 3Ü" ] Passierschlag Ziel: Passierschläge mit hohem Treffpunkt. Durchführung: Der Trainer spielt hohe und lange Bälle kurz vor die Grundlinie. Der Spieler muß diese in Schulterhöhe als Topspin- oder Slice-Passierbälle schlagen. ßeispie|£19i Passierschlag Ziel: Passierschlag aus dem Mittelfeld. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle flach und kurz in das Mittelfeld. Der Spieler muß die Bälle als Topspin in beide Richtungen kurz cross spielen. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle extrem zu den Seitenlinien. Der Spieler muß im Sprung entweder longline oder cross schlagen. Nach dem Treffen soll er das Netz berühren. c Beispiel 2f" Flugball Ziel: Flugball mit tiefem Treffpunkt. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle sehr flach und kurz zu. Der Spieler muß diese im Vorwärtssprung schlagen. Beispiel ü Halbflugball Ziel: Halbflugball neben oder hinter dem Körper. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle so zu, daß sie schräg hinter oder neben dem Körper des Spielers aufspringen. Der Spieler muß diese mit Halbflugball schlagen. c Beispiel 23 J Angriffsschlag Ziel: Angriffsschlag mit tiefem Treffpunkt. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle flach hinter die T-Linie. Der Spieler muß diese im Vorwärtslaufen als Slice oder Topspin schlagen. Nach dem Treffen muß er noch weiter vorrücken. Trainingsbeispiele WffiWW, >®mMm •§eaMi& Angriffsschlag Ziel: Angriffsschlag mit hohem Treffpunkt. Schmetterball Ziel: Rückhand-Schmetterball auf der linken Platzhälfte. Passierschlag Ziel: Passierschlag aus dem Rückwärtslauf. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle hoch ca. 2 m vor die Grundlinie. Der Spieler muß diese im Vorwärtslaufen in Schulterhöhe als Slice oder Drive (Vorhand) schlagen und danach weiter vorrücken. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle über die linke Schulter des Spielers. Dieser muß sie als Rückhand-Schmetterball longline (oder cross) schlagen. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle über den am Netz stehenden Spieler. Dieser muß zurücklaufen, den Ball überholen, ihn an seiner rechten Körperseite tief fallen lassen und als Passierball zurückschlagen. liEHjnaJg^ Angriffsschlag Ziel: Angriffsschlag von den Seitenlinien. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle unmittelbar zu den Seitenlinien. Der Spieler muß diese als Angriffsball spielen und danach schräg vorwärts zur Mitte laufen. ^mmim Schmetterball Ziel: Schmetterball nach dem Aufsprung des Lobs. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle über den am Netz stehenden Spieler. Dieser muß zurücklaufen, den Ball umlaufen und nach dem Absprung schmettern. j l f e Beispiel 30: Schmetterball Ziel: Schmetterball aus dem Sprung. Lob Ziel: Lob aus dem Rückwärtslauf und aus der Drehung. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle so hoch über den Spieler, daß dieser sie nur im maximalen Sprung erreichen kann. Danach muß er das Netz berühren, bevor der nächste Ball angespielt wird. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle über den am Netz stehenden Spieler. Dieser muß zurücklaufen und die Bälle als Lob zurückspielen. ÜSBfÖäiötl •jjrjffigtgia^:; Schmetterball Ziel: Schmetterball nach Lobs über der linken Körperseite. Passierschlag Ziel: Passierschlag mit Vorhand aus dem Rückwärtslauf über die linke Schulter. Durchführung: Der Trainer spielt den Ball über die linke Schulter des Spielers. Dieser muß sich fast mit dem ganzen Rücken zum Netz drehen, nach links rücken und von dort schmettern. Durchführung: Der Trainer spielt die Bälle über den am Netz stehenden Spieler. Dieser muß zurücklaufen und den Ball mit dem Rücken zum Netz gedreht über die linke Schulter zurückschlagen. Techniktraining defensiv Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration, Genauigkeit, Rhythmus, eigene Fehler vermeiden. Durchführung: 2 Spieler führen jeden Schlag in gleicher Form aus. Sie spielen cross-cross oder longline-longline und versuchen, wenig Fehler zu machen. Variation: Zu den Richtungen gibt der Trainer zusätzlich die Schlagtechnik vor (z. B. Spieler A Rückhand-Slice und Spieler B VorhandTopspin). Techniktraining defensiv Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration, Rhythmus, eigene Fehler vermeiden durch Höhe und Länge der Schläge. Durchführung: 2 Spieler schlagen Vorhand und Rückhand von Grundlinie zu Grundlinie. Sie versuchen jeden Ball zwischen T-Linie und Grundlinie zu spielen. Variation: In ca. 1 m Höhe wird eine Schnur oder ein Bauband gespannt. Es soll jeder Schlag über die Schnur gespielt werden. 139 Techniktraining \r Beispiel 35 | | Durchführung: 1 Spieler schlägt aus der Vorhandecke abwechselnd longline und cross. Der Partner läuft an der Grundlinie und spielt Vorhand und Rückhand abwechselnd in die Vorhandecke des Gegners zurück. Variation: Zuspieler in der Rückhandecke. Beispiel 36 "| Techniktraining defensiv Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration, eigene Fehlertrotz intensiver Laufarbeit vermeiden, Genauigkeit, Rhythmus. Durchführung: 1 Spieler spielt stets cross, während sein Partner stets longline spielt. Variation: 3 Spieler spielen 2 gegen 1, wobei 1 Spieler läuft und cross spielt, und seine Partner ihm longline die Bälle zuspielen. | Beispiel 37 "| Techniktraining offensiv von der Grundlinie Ziel: Druckvolles, offensives Spiel, risikofreudiges, schnelles und aggressives Spiel, Bälle früh spielen. Durchführung: 2 Spieler schlagen Bälle von Grundlinie zu Grundlinie. Sie stehen dabei im Spielfeld und sollen dadurch die Bälle früh spielen. Variation: Der Trainer spielt die Bälle vom Netz zu. 140 Flugball-Lob Ziel: Flugball und Flugball-Lob. Durchführung: 2 Spieler spielen Flugbälle gegeneinander. Nach einem Flugball-Lob wird der Punkt ausgespielt. Durchführung: Auf einen ins Mittelfeld gespielten Ball greift der Spieler longline an. Sein Gegner spielt den Ball longline. Anschließend versuchen beide, den Punkt zu erzielen. | Variation: Angriff longline mit der Rückhand, Angriff longline mit der Vorhand. | Beispiel 39 1 Techniktraining Angriff cross Ziel: Angriffsball cross in der Vorwärtsbewegung, Passierschläge üben. Durchführung: Auf einen ins Mittelfeld gespielten Ball greift der Spieler cross an. Sein Gegner spielt den Ball cross. Anschließend versuchen beide, den Punkt zu machen. Beispiel 40 Beispiel 42 Flugball ausspielen Ziel: Flugball unter Wettkampfbedingungen, Reaktionsfähigkeit, Antizipation, Doppelspiel vorbereiten. Durchführung: 2 Spieler spielen von der Aufschlaglinie Flugbälle gegeneinander. Sie versuchen nach dem zweiten Schlag den Gegner auszuspielen. Der Sieger des Flugballduells spielt gegen den nächsten Gegner weiter. Variation: Cross-cross Flugballduelle, longline-longline in einer Platzhälfte. | Beispiel 43 Flugballrhythmus Ziel: Flugballrhythmus finden. Variation: Angriff cross mit der Vorhand, Angriff cross mit der Rückhand. | Beispiel 41 | Techniktraining Angriff longline Ziel: Angriffsball longline in der Vorwärtsbewegung, Passierschläge üben. Techniktraining defensiv Ziel: Sicherheit, Geduld, Konzentration, Rhythmus, eigene Fehler vermeiden trotz Schlagen unter Zeitdruck. Tv Beispiel 38 "| Flugballduelle 2 gegen 1 Zieh Flugball in schneller Reihenfolge. Durchführung: 1 Spieler spielt gegen 2 Gegner Flugbälle in verschiedene Richtungen. Der Trainer bringt den Ball ins Spiel oder spielt selbst mit. Variation: Einzelspieler in der Mitte, Einzelspieler im linken Aufschlagfeld, Einzelspieler im rechten Aufschlagfeld. Durchführung: 2 Doppelpaare stehen sich in den Aufschlagfeldern gegenüber. Es darf nur Flugball gespielt werden, wobei 1 Paar stets longline und 1 Paar stets cross spielen soll. Variation: Wettkampfspezifisch einen Satz ausspielen (Zählweise wie beim Tisch-Tennis). | Beispiel 44 1 Aufschläge in Zielbereiche Ziel: Aufschläge in bestimmte Zielbereiche spielen können. Durchführung: 2 Spieler schlagen gleichzeitig auf. Sie versuchen in markierte Zielbereiche aufzuschlagen, wobei die Schlagtechnik vorgegeben ist (z.B. von rechts SliceAufschlag nach außen, von links Twist-Aufschlag nach außen usw.) Sein Partner retourniert durch die Mitte. Der Aufschläger versucht, den Flugball zu plazieren, und rückt weiter ans Netz auf. Der Retournierende versucht, den Netzspieler zu passieren. Variation: Erste Aufschläge ins linke Aufschlagfeld, zweite Aufschläge auf den Körper des Gegners. Variation: 2 Spieler retournieren gleichzeitig. Beispiel 45 [ [ Twist-Aufschläge Ziel: Hoch wegspringende TwistAufschläge üben. Beispiel 47" Return Ziel: Reaktion, Antizipation. Durchführung: Die Spieler schlagen stets Twist-Aufschläge. Sie versuchen dabei dem Ball soviel Drall zu geben, daß er durch ein in entsprechender Entfernung aufgestelltes Tor fliegt. Durchführung: 1 Spieler schlägt auf. Ein anderer Spieler trainiert Returns. Der Returnspieler versucht die Returns sehr früh zu spielen und verringert den Abstand zur Aufschlaglinie. Variation: Anstelle des Tors wird eine Zauberschnur (oder Bauband) über dem Netz gespannt. : [ Beispiel 46 1 Aufschlag und Netzangriff Zieh Aufschlag plazieren, Erreichen einer günstigen Netzposition, Flugball, Return. Durchführung: Der Aufschläger schlägt von rechts in die Mitte auf und folgt dem Aufschlag ans Netz. Beispiellos Return Ziel: Reaktions- und Antizipationszeit verkürzen, kurze Ausholbewegung, dem Ball entgegengehen. Durchführung: Der Trainer (oder ein Spieler) schlägt auf. Er steht knapp hinter der Aufschlaglinie. Der Übende spielt Returns. Variation: Returns von der linken und von der rechten Seite. Für die Erläuterung der Übungsformen werden die folgenden Zeichen verwendet: O Schüler © Trainer «*- Ballweg vom Trainer --—#»hart Beispiel 1 Beispiel;49^ Return auf zweite Aufschläge Ziel: Aggressive und riskante Returns üben, Umlaufen der Rückhand. Durchführung: Ein Spieler spielt zweite Aufschläge auf die Rückhandseite des Gegners. Der Returnspieler umläuft die Rückhand und schlägt aggressive Returns mit der Vorhand. Variation: Returns von der linken und rechten Seite. [ Beispiel 50 Return mit Angriff Ziel: Schwache Aufschläge des Gegners zum sofortigen Angriff nutzen. Durchführung: Ein Spieler (oder Trainer) spielt zweite Aufschläge. Der Returnspieler geht sofort aus dem Return in den Angriff über. Die bevorzugte Schlagtechnik hierfür sollte Slice sein, der lang und relativ flach gespielt wird. Nach dem Return wird der Punkt ausgespielt. Variation: Returns von der linken und rechten Seite, Return-Stop als Überraschungsmoment einstreuen. Beispiel 2 ~^~Z~ Ballweg vom Schüler AS r~1 o Laufweg Markierung Ballkorb ' ' " " - < hoch 141 Techniktraining 142 Trainingsbeispiele 143 Techniktraining 144 Taktiktraining Ausgehend von den vier elementaren taktischen Zielen im Wettkampf, • eigene Fehler vermeiden, • dem Gegner zu Fehlern verleiten/zwingen, • den Gegner keine Gelegenheit geben, direkte Punkte zu machen, • selbst direkte Punkte vorbereiten und erzielen, sollten beim Taktik-Training die eigenen technischen, konditionellen und mentalen Fähigkeiten unter Berücksichtigung tatsächlicher (der Gegner ist bekannt) bzw. fiktiver (der Gegner ist unbekannt) Fähigkeiten des Kontrahenten so trainiert werden, daß diesen taktischen Zielen entsprochen werden kann. Dazu sind vier Prozesse von zentraler Bedeutung: 1. Man muß wahrnehmen, was geschieht. - Was für einen Schlag (lang/kurz, hoch/flach, cross/longline, glatt/geschnitten) hat der Gegner ausgeführt? - Wo befindet er sich? Wohin bewegt er sich? Wo ist die eigene Position? 2. Man muß beurteilen, was man wahrnimmt. - Welche Möglichkeiten hat man? - Wie sieht die theoretisch optimale Lösung aus? - Ist sie unter Berücksichtigung der eigenen Fähigkeiten und der des Gegners durchführbar? 3. Man muß sich für eine Handlung (ggf. aus mehreren Möglichkeiten) entscheiden. - Wie kann man die Situation entsprechend der Beurteilung unter den gegebenen Umständen (die äußeren Verhältnisse wie Sonne, Wind, Bodenbelag etc. sind mit einzubeziehen) optimal lösen? 4. Man muß handeln. - Die notwendigen technischen, konditionellen und mentalen Fähigkeiten müssen, entsprechend der getroffenen Entscheidung, konsequent eingesetzt werden. Die ersten drei Prozesse spielen sich im Kopf ab: wahrnehmen, beurteilen, entscheiden. Nur diese drei Stufen betreffen die eigentliche Taktik. Sie münden in den vierten Prozeß, das Handeln, was gleichbedeutend ist mit der technischen Durchführung der taktischen Entscheidung. Taktik muß genauso erlernt und trainiert werden wie die technischen Bewegungsabläufe, bevor sie unter erschwerten Bedingun- gen im Wettkampf optimal angewandt werden kann. Deshalb wird unterschieden zwischen • Taktik erlernen und • Taktik trainieren. Taktik erlernen Analog zu den einzelnen Techniken, die.wir als Grundmuster zur Lösung von Bewegungsaufgaben betrachten können, versteht man unter Taktik erlernen: taktische Grundmuster erlernen und durchspielen. Taktische Grundmuster sind typische und erfolgversprechende Lösungen für einzelne Spielsituationen. Unter Taktik erlernen versteht man also das Üben bestimmter taktischer, konsequent durchzuführender Spielzüge, die sich aus Spielsituationen ergeben. Sie werden geübt, ohne daß das Verhalten des Gegners dabei berücksichtigt wird. Dabei wird nicht gegeneinander, sondern miteinander gespielt. Drei Punkte sind dabei zu beachten: 1. Der Lernende hat für jede Übung die freie Entscheidung darüber, ob die sich ihm bietende Situation den Beginn einer taktischen Aktion (Grundmuster) rechtfertigt. 145 Taktiktraining Er muß z.B. entscheiden, nachdem er die Situation wahrgenommen und beurteilt hat, ob der etwas kürzere Ball des Gegners sich tatsächlich zum Netzangriff anbietet oder (noch) nicht, weil er doch zu lang erscheint. 2. Falls er angreift, entscheidet er bei diesem Beispiel, ob er longline oder cross angreift, d.h., der Ort des Aufsprunges des ankommenden Balles »zwingt« den Übenden, analog der ihm bekannten optimalen theoretischen Lösung der entsprechenden Situation, sich »richtig« zu entscheiden. 3. Nach der Entscheidung zum Angriff muß das ausgewählte taktische Grundmuster konsequent durchgezogen werden. Voraussetzung für das richtige taktische Lernen ist die exakte Kenntnis des theoretischen Ablaufes der entsprechenden Aktion. Der Übende muß bei diesem Beispiel wissen, warum er wohin läuft, wo er wann in die optimale Schlag- oder Drehscheiben-Position springen muß und wie er nach dem ersten Flugball reagieren soll. Aus methodischer Sicht sollten die taktischen Muster in zunehmendem Maße erschwert werden, insbesondere auch im Blick auf die zu treffenden Entscheidungen. Allerdings ist beim »Taktik lernen« der taktische Plan weitgehend vorgegeben. Das Verhalten des Gegners bei den Wahrnehmungs-, Beurteilungs- und Entscheidungs-Prozessen spielt noch keine Rolle. Übungsbeispiele • Die Spieler A und B spielen sich von Grundlinie zu Grundlinie zu; B soll auf die kurzen Bälle 146 von A mit Rückhand Slice angreifen. A darf nur passieren (kein Lob). Der Angriffsschlag soll lang sein, damit A in Bedrängnis gerät und B eine günstige Netzposition einnehmen kann. Die Richtung des Angriff sschlages (cross oder longline) hängt alleine vom Aufsprung des Balles (Drei-ZonenTheorie) ab, unabhängig von des Gegners Stärke oder Schwäche. Es geht in erster Linie darum, ein taktisch günstiges Grundmuster zu erlernen, durchzuspielen und zu stabilisieren. Den anschließenden Flugball schlägt B cross, unabhängig davon, ob es sich um einen Vorhand- oder RückhandFlugball handelt. Dabei entscheidet er auch, abhängig von seiner Position und dem Treffpunkt, ob er den Flugball lang, als Winner oder als Volley-Stop spielt. B muß also wahrnehmen, ob der Ball relativ kurz ist, d.h. im T-Linien-Bereich aufspringt, und ob er aufgrund der Flugbahn, Geschwindigkeit und Rotation eher leicht oder eher schwer als Angriffsschlag zu spielen ist, sowie ob er cross (eher aus der Mitte des Spielfeldes) oder longline (eher aus der Nähe der Einzel-Seitenlinie) zu schlagen ist (Drei-Zonen-Theorie). Danach muß er beurteilen und sich alternativ entscheiden, ob er angreift oder noch abwartet, um dann entsprechend dem taktischen Grundmuster vorzugehen. • Spieler B greift, entsprechend der Drei-Zonen-Theorie, longline oder cross an; allerdings schlägt er jetzt den Flugball longline oder cross. In diesem Fall muß B zwei alternative Entscheidungen nacheinander tref- fen: einmal, ob er angreift, zum anderen, wohin und wie er volliert. Ob er longline oder cross angreift, ist vom taktischen Grundmuster vorgegeben. • Spieler B geht auf den kurzen Ball von A vor; jetzt soll er nicht nur cross bzw. longline angreifen, sondern kann alternativ auch einen Stopball spielen, dem er ans Netz folgt. Taktik erlernen heißt also, taktische Grundmuster einzuüben, damit es später gelingt, die verschiedenen Möglichkeiten wie z.B. Slice-Angriff cross oder longline oder Stopball und Flugball cross oder longline in eine Wettkampfsituation einzubetten. Taktik trainieren Unter Taktik trainieren versteht man, die erlernten taktischen Grundmuster unter erschwerten Bedingungen in matchähnlichen Situationen anzuwenden, d.h., unter verschiedenen Möglichkeiten (Grundmustern), bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Verhaltens des Gegners, entscheiden zu müssen. Es geht dabei um Aktionen innerhalb des Spieles gegeneinander. Übungsbeispiele • Spieler A und B agieren an der Grundlinie. A soll jede passende Möglichkeit wahrnehmen, mit einem Angriffsball zum Netz zu kommen. B kann longline oder cross, schnell oder weich passieren oder einen Lob spielen. B muß also wahrnehmen, daß A angreift, wo dessen Angriffsball aufspringt und wo sich A postiert. Dann muß er beurteilen, welcher Schlag in Frage kommt, bezogen auf seine technischen Fähigkeiten, aber Taktik trainieren auch auf seine Position, sowie die Position von A und auf dessen Stärken bzw. Schwächen. Dann muß er sich für die beste Möglichkeit entscheiden und schließlich den entsprechenden Passierball oder Lob ausführen. • Spieler B erhält die Aufgabe, A so unter Druck zu setzen, daß dessen Schläge kürzer werden, so daß B mit einem RückhandSlice angreifen kann. Jetzt ist er allerdings nicht nur in seiner Entscheidung frei, cross oder longline, entsprechend dem taktischen Crundmuster anzugreifen und den Flugball cross oder longline, kurz oder lang zu spielen. Auch Richtung von Angriffsball und Volley hängen nun weitgehend von dem Verhalten (der Position) und den Fähigkeiten des Gegners ab, d. h. z. B., ob dieser besser Rückhand oder Vorhand passieren kann und ob er eher cross oder longline bevorzugt. Die bisher vorgestellten Formen des Erlernens und Trainierens von Taktik haben sich auf den einzelnen, sich wiederholenden Ballwechsel bezogen. Da diese Ballwechsel im Match in ein übergeordnetes Konzept einer MatchStrategie eingebettet werden müssen, heißt Taktik trainieren auch das Üben bestimmter Strategien in Form von Match-Training. Übungsbeispiele Bei den folgenden Beispielen wird, wie beim Tischtennis, nach Punkten gezählt. • Spieler A greift nur mit dem zweiten Aufschlag, den er bezüglich Drall, Tempo und Schlagrichtung frei wählt, an und läuft ans Netz vor. Der Punkt wird ausgespielt. Spieler A schlägt so lange auf, bis einer der beiden Spieler die ausgemachte Anzahl an Punkten erzielt hat. Taktisches Ziel für A: den Return- und Passierballschwachen Gegner sofort attackieren. • Spieler A hat nur einen Aufschlag. Spieler B soll diesen Aufschlag, wenn irgend möglich, attackieren, d.h. mit dem Return, dessen Drall und Tempo er frei wählt, die schwache Seite von A angreifen. Der Punkt wird ausgespielt. Taktisches Ziel für B: die eigene Flug- und Schmetterballstärke einsetzen. • Die Spieler A und B spielen an der Grundlinie. Der Ball wird von unten ins Spiel gebracht. Der Punkt soll nur von der Grundlinie aus gemacht werden (kein Stop). Bei diesem Spiel geht es um die taktischen Dimensionen Sicherheit bzw. kontrolliertes Risiko, Plazierung und Rhythmuswechsel im Rahmen des Grundlinienspieles. Taktisches Training kann aber auch darin bestehen, daß Spieler A bestimmte taktische Aufgaben erhält, z.B. nur cross zu spielen oder Drall und Geschwindigkeit gezielt zu wechseln. Spieler B muß dies jeweils erkennen und entsprechend darauf reagieren. Bei Taktik erlernen und bei Taktik trainieren stehen die Prozesse der Wahrnehmung, Beurteilung und Entscheidung im Vordergrund. Die Technik wird benötigt, um über das Handeln die taktischen Ziele erreichen zu können. Wird die Technik fehlerhaft eingesetzt, können selbstverständlich auch beim Taktik erlernen oder Taktik trainieren technische Hinweise und Korrekturen gegeben werden. Diese dürfen aber nicht den Schwerpunkt von Unterricht und Training ausmachen. Individuelle Voraussetzungen Wahmehmungs-, Beurteilungsund EntScheidungsprozesse erfordern in konkreten Spielsituationen, insbesondere wenn es gilt, die Stärken und Schwächen des Gegners und den Spielstand zu berücksichtigen, psychische Voraussetzungen wie Geduld und Konzentration, Mut und Risikobereitschaft sowie Disziplin. Spielerinnen und Spieler verfügen über diese Voraussetzungen jedoch in individuell unterschiedlicher Weise. Deshalb soll im folgenden auf diese individuellen Voraussetzungen eingegangen werden. Obwohl diese Voraussetzungen relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale darstellen, können sie doch durch gezieltes und kontinuierliches Training beeinflußt werden. Dies bezieht sich insbesondere auf das Üben mit Jugendlichen. Im folgenden werden zum Teil Technik-Übungen zum Training der individuellen Voraussetzungen herangezogen. Die Korrekturen und Hinweise sollten sich jedoch ausschließlich auf die entsprechenden taktischen Ziele der einzelnen Übungsbeispiele beschränken. Geduld und Konzentration Häufig ist es notwendig, den Ball sicher im Spiel zu halten oder einen bestimmten, dem Gegner unangenehmen Schlag regelmäßig zu wiederholen. Hierzu sind äußerste Konzentration und vor allem Geduld notwendig. Ungeduldiges Spiel zerstört den Schlagrhythmus und führt zu Flüchtigkeitsfehlern. 147 Taktiktraining Übungsbeispiele • Ca. 20 Minuten (10 x 1,5 Min., d.h. ca. 25 bis 30 Schläge; Pause jeweils ca. 25 Sek.) in gleichmäßigem, ruhigem Rhythmus Bälle schlagen, ohne Schlagtempo und Rhythmus wesentlich zu verändern. Taktisches Ziel: Fehler vermeiden. • Ca. 10 Minuten in Serien von 15 bis 25 Schlägen mit anschließender Pause von ca. 20 Sekunden immer nur den gleichen Schlag (z.B. Vorhand-Topspin, Rückhand-Slice o.a.) spielen. Taktisches Ziel: abwarten. • Alle Bälle möglichst in das von der Grundlinie und Aufschlaglinie begrenzte Feld spielen. Taktisches Ziel: Schlaglänge. • Das Aufschlagfeld in 2 oder 3 Längsfelder einteilen. Den Aufschlag in eines dieser Längsfelder spielen (Aufschlagart, d.h. Twist, gerade oder Slice, kann frei gewählt werden). Aufschläge, die in die anderen Felder treffen, gelten als Fehler. Diese Übungsform zwingt zur besonderen Konzentration und verleiht dem Spieler jene Schlagsicherheit, die Voraussetzung dafür ist, im Match den gewünschten Aufschlag taktisch einzusetzen. • Als Match spielen 4 bzw. 6 Spieler auf 2 bzw. 3 Plätzen Einzel mit Partnerwechsel. Jeweils nach 20 Minuten (unabhängig vom Spielstand) werden die Partner gewechselt, so daß jeder Übende nach 3 x 20 Minuten gegen 3 verschiedene Partner gespielt hat. Die Schwierigkeit besteht darin, daß sich die Partner zum einen immer wieder auf einen neuen Gegner einstellen müssen, was ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit erfordert, zum anderen nicht von einem eventuell erzielten Vorsprung zehren können. 148 Mut und Risikobereitschaft Mut und Risikobereitschaft müssen in einem vernünftigen Verhältnis zur dadurch bedingten Fehlerquote stehen. Um unnötige, hastige Fehler zu vermeiden, sollte im Zweifel eher so lange der gleiche sichere Ball zurückgespielt werden, bis sich die Chance z. B. zum Angriffsschlag bietet. Das kann nach dem ersten oder erst nach dem zwanzigsten Ballkontakt sein. Übungsbeispiele • Es werden lange Bälle geschlagen. Auf jeden kürzeren Ball, der etwa in Höhe der T-Linie aufspringt, greift der Spieler an. Die Punkte werden ausgespielt. • Spieler A schlägt nur sichere zweite Aufschläge. Mit dem Return soll Spieler B Druck machen, d.h. der Return soll als harter Risikoball zurückgeschlagen werden oder als Angriffsball, dem der Retournierende ggf. ans Netz folgt. Die Punkte werden ausgespielt. • Um den zweiten Aufschlag unter Druck (Matchbedingung) zu üben, kann der Spieler für die Dauer eines Satzes nur einen Aufschlag zur Verfügung haben. Nur mutig durchgezogene zweite Aufschläge führen zum Erfolg. Die Punkte werden ausgespielt. sich sowohl auf die Ausführung eines einzelnen Schlages, eines Spielzuges (Grundmuster) oder auf das exakte Einhalten des taktischen Planes (Match-Strategie). Übungsbeispiele • Beide Spieler befinden sich an der Grundlinie. Auf einen bestimmten Signalschlag (z. B. kurzer, halbhoher Ball ins Mittelfeld auf die Vorhandseite) werden verabredete Spielzüge geübt, z.B. abwechselnd StopBälle und »Winners«. Wichtig ist, daß die vorgegebene Reihenfolge zunächst exakt eingehalten wird (Disziplin), so daß sich auch der »Zuspieler« (kurzer, halbhoher Ball ins Mittelfeld) dem Grundmuster anpassen kann. Nach einer bestimmten Zeit sollte variabel gespielt werden. Die Punkte werden ausgespielt. • Beide Spieler befinden sich an der Grundlinie. Spieler A spielt jeden Ball z. B. auf die Rückhand von B, wobei er Schlagart und Tempo ebenso frei wählen darf wie darüber befinden, ob er zum Netz vorgeht oder nur von hinten agiert. Die Punkte werden ausgespielt. Bei den folgenden Beispielen steht jeweils ein bestimmter Schlag oder ein bestimmtes taktisches Grundmuster im Vordergrund. Aufschlagtraining Disziplin Disziplin als Selbstdisziplin ist wohl die wichtigste Grundvoraussetzung für konsequentes, taktisches Spiel, insbesondere bei innerer Anspannung (Nervosität) und äußerem, nicht zuletzt vom Gegner ausgehenden Druck. Dies bezieht Wenn der taktische Plan einen speziellen Aufschlag in eine bestimmte Ecke voraussetzt, sollte zunächst dieser Aufschlag systematisch ca. 20 Minuten trainiert werden (Technik-Training). Dann erfolgt entsprechend das Training ganzer Spielzüge (Taktik erlernen). Grundlinienspiel Übungsbeispiele • Slice-Aufschlag von rechts auf die Vorhandseite und vorrücken ans Netz (Platz abdecken); Rückschlag- und Flugball-Richtung können frei gewählt werden. Die Punkte werden ausgespielt. • Twist-Aufschlag von links auf die Rückhand; Rückschlag- und Flugball-Richtung können frei gewählt werden. Die Punkte werden ausgespielt. • Frei aufschlagen, vorrücken. Rückschlag auf VorhandVolley-Seite oder RückhandVolley-Seite oder, abhängig von der Netznähe des Aufschlägers, den Lob einsetzen. Alternativ kann der Flugball lang oder kurz (Volley-Stop) ausgeführt werden. Die Punkte werden ausgespielt. Diese Trainingsbeispiele können auch von mehreren Spielern gleichzeitig absolviert werden. Ein Spieler retourniert, die anderen schlagen der Reihe nach auf. Haben alle serviert, nimmt der nächste Spieler die Returnposition ein. Dabei können Punkte vergeben und nach einer bestimmten Anzahl von Durchgängen kann ein Sieger ermittelt werden. Returntraining Gelegentlich erfordert der strategische Plan einen bestimmten Rückschlag, was dessen Richtung, Tempo oder Schlagart (z. B. Slice, Topspin) betrifft. Übungsbeispiele • Spieler A schlägt wahlweise auf Vor- oder Rückhand auf. Spieler B versucht, jeden Return entsprechend des taktischen Planes (Schlagrichtung, Schlaglänge, Tempo oder Drall betreffend) ins gegnerische Feld zu spielen. Die Aufgabe könnte z. B. lauten: entweder mit einem hohen Topspin zur Grundlinie oder einem Stopball zu antworten, um den sich schlecht vor- bzw. zurückbewegenden Gegner in Bewegung zu halten. • Spieler A folgt seinem Aufschlag zum Netz. Spieler B trainiert wahlweise den flachen Cross- oder Longline-Retum sowie den Rückschlag auf die Füße des Aufschlägers. Der Punkt wird ausgespielt. • Spieler A serviert sichere zweite Aufschläge. Diese Bälle werden von Spieler B entweder offensiv als »Winner-Schlag« in die Ecken des Aufschlägers retourniert (dabei kann die Rückhand umlaufen werden) oder sie werden als Vorbereitungsschläge, denen man ans Netz folgt, langsamer zur Grundlinie zurückgegeben. Der Punkt wird ausgespielt. Grundsätzlich soll jener Return geübt werden, den der taktische Plan für ein bevorstehendes Match erfordert. 15 Minuten sollte dieses Return-Training wenigstens dauern. Grundlinienspiel Nur durch Training läßt sich herausfinden, wie man am geschicktesten gegen den nächsten Gegner operiert. Ein Partner sollte die Rolle des künftigen Gegners übernehmen. So lassen sich dann die verschiedenen Möglichkeiten zielbewußt und systematisch je nach taktischem Plan durchspielen. Training des sicheren Grundlinienspiels Übungsbeispiele • Das Üben dieses Grundlinienspiels sollte wenigstens 15 bis 20 Minuten pro Einheit dauern. Die beiden Partner spielen sich Bälle, was Schlagrichtung und Schlagart betrifft, frei zu. Taktisches Ziel für Spieler A: Fehler vermeiden; für Spieler B: durch ständigen Rhythmuswechsel Fehler provozieren. • Spieler A zieht sein Spiel völlig frei auf. Spieler B versucht, den Ball z. B. vorwiegend auf Rückhand von A zurückzuschlagen. Taktisches Ziel: nur eine Ecke (Schwäche des Gegners) anspielen. • Spieler A spielt nur cross, Spieler B wählt die Schlagrichtung frei. Taktisches Ziel: durch eintöniges, aber sicheres Spiel Spieler B zu den technisch schwierigeren, richtungsändernden Schlägen verleiten, d.h. ihn zu Fehlern zwingen. Bei den letzten beiden Übungen wird ein Spieler deutlich mehr belastet als der andere. Gerade der Gejagte hat es schwer, fehlerlos zu bleiben. Er muß daher »taktisch« handeln, d. h. das Schlagtempo der Aufgabe anpassen, z. B. (um Zeit zu gewinnen), den Ball gelegentlich höher zurückspielen. Training des offensiven Grundlinienspiels Übungsbeispiele • Spieler A spielt frei, Spieler B versucht, von hinten Druck zu machen. Darüber hinaus kann er alle zu kurz geratenen Bälle 149 Taktiktraining von A mit Vor- bzw. Rückhand in eine Ecke schlagen (WinnerSchläge versuchen). Die Punkte werden ausgespielt. • Spieler A spielt frei, Spieler B agiert wie obiges Beispiel. Darüber hinaus kann er die Bälle auch als Vorbereitungsschlag, dem er ans Netz folgt, zurückspielen. Die Punkte werden ausgespielt. • Spieler A spielt frei, Spieler B spielt wie obiges Beispiel. Darüber hinaus kann er die zu kurz geratenen Bälle auch als Stop zurückgeben. Die Punkte werden ausgespielt. • Die Partner spielen einen Satz. Spieler A soll den Ball sicher ins Feld spielen. Spieler B dagegen soll etwas riskieren, d.h., wenn sich die Chance innerhalb des Ballwechsels dazu bietet, von hinten Druck machen (evtl. auch Rückhand umlaufen) und/oder ans Netz vorrücken. Netzspiel Aufschlag - Netzspiel Zunächst sollte der Spieler nur einem langsameren Aufschlag ans Netz folgen. Dadurch kommt er näher ans Netz, hat so günstigere Winkel und kann als Folge den Platz optimal abdecken. Aufschlag- und Retum-Richtung können vorgegeben werden. Übungsbeispiele • A serviert cross von rechts, läuft vor, nimmt die entsprechende Drehscheiben-Position ein. B retourniert frei. A schlägt den ersten Flugball lang als Vorbereitungsschlag, B spielt diesen Flugball als Passierball zurück. A rückt weiter zum Netz auf, 150 um den Spielzug mit einem offensiven, langen Volley oder einem Volley-Stop zu beenden. Eventuell kann B noch versuchen, auch diesen Ball zu erreichen und an A vorbeizuspielen. • Aufschlag von links, Return als Passierschlag oder Lob; Flugball (in T-Linien-Höhe) lang oder Schmetterball. Die Punkte werden ausgespielt. • Aufschlag zur Mitte, Return beliebig; Flugball beliebig; Passierball beliebig. Die Punkte werden ausgespielt. • Aufschlag auf den Körper, Return mit Vor- oder Rückhand (Passierball oder Lob), Flugball beliebig; passieren oder lobben. Die Punkte werden ausgespielt. Generell bestimmt grundsätzlich der strategische Plan, wohin der Aufschlag überwiegend gerichtet sein soll und welchen Return der Partner zurückschlägt. All diese Beispiele können in Wettkampfform absolviert werden. Auch dabei hat sich die Tischtennis-Zählweise bis 21 bewährt. Bei dieser Art zu trainieren ist es wichtig, daß sich das Schlagtempo dem Übungsverlauf anpaßt bzw. unterordnet. So sollte zunächst nicht versucht werden, Asse zu schlagen oder direkte ReturnPunkte zu machen. Dem nach vorne kommenden Aufschläger muß die Gelegenheit gegeben werden, den Spielzug durchzuführen. Als Erschwerung dieser Übung und um sie dann vollkommen matchkonform zu gestalten, kann natürlich jede Einschränkung jederzeit variiert bzw. zurückgenommen werden. Da viel Zeit vergeht, bis man nach dem Flug- oder Schmetterball zur Ausgangsposition zurückgekehrt ist, wäre für diese Art von Aufschlag-Flugball bzw. Vorbereitungsschlag und Flugballtraining (s. u.) ein dritter oder vierter Mitspieler ideal, der dann für den nächsten Spielzug bereitstehen könnte. Vorbereitungsschlag (Angriffsball) Netzspiel • Zwei Spieler schlagen sich Bälle zu. Der eine nimmt die sich bietende Gelegenheit wahr, um mit einem Angriffsball ans Netz zu gehen. Er volliert oder schmettert, während sein Partner/Gegner passiert oder lobbt. Die Richtung des Angriffsballes ergibt sich aus der Drei-ZonenTheorie, während das Ziel des Passierschlages oder Lobs zunächst festgelegt werden kann, später aber auch offenbleibt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß es viele komplexe Trainingsformen gibt, die sich sowohl für das Technik-Training, das Taktik-Training, das KonditionsTraining als auch für das psychologisch orientierte Training eignen. Trainer und Spieler sollten sich deshalb stets darüber im klaren sein, welchen Schwerpunkt des Trainings sie jeweils im Auge haben. Jede Art von Training, bei der die Taktik im Mittelpunkt steht, sollte aber nach dem mehrfach angesprochenen Schema ablaufen: 1. Die Situation wahrnehmen 2. Die Situation beurteilen 3. Eine Entscheidung treffen 4. Die Entscheidung in die Tat umsetzen Hinweise und Korrekturen sollten beim Taktik Lernen und Taktik Trainieren deshalb in erster Linie auf diese Prozesse ausgerichtet sein. Netzspiei 151 Konditionstraining Im modernen Leistungstennis sind ohne überdurchschnittliche Kondition keine nennenswerten Erfolge mehr möglich. Im Tenniswettkampf werden durch gute konditionelle Voraussetzungen Laufarbeit und Stellung zum Ball verbessert (z.B. durch Laufschnelligkeit und Laufausdauer) und die Wirkung einzelner Schläge erhöht (z.B. durch Schlagschnelligkeit und Beweglichkeit). Im Tennistraining können Belastungsumfang Fähigkeiten (Koordination und Beweglichkeit). Im folgenden geben wir dem (weiten) Begriff »Kondition« den Vorzug, da er in der Sportpraxis weit verbreitet und bei Tennisspielern bekannt ist. Aus systematischen Gründen differenzieren wir die Kondition in folgende vier Faktoren (Abb. 89): • Ausdauer • Kraft • Schnelligkeit • Beweglichkeit und/oder Belastungsintensität nur auf der Basis einer guten konditionellen Verfassung gesteigert werden. Die Literatur kennt verschiedene Begriffe für die Kondition (z. B. körperliche Verfassung, motorische Hauptbeanspruchungsformen oder motorisch-konditionelle Eigenschaften). Einige Autoren unterscheiden auch konditionelle Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer) und koordinative Abb. 89 Grundschema der Kondition tennisspezifische Kondition Laufausdauer Sprintkraft Antizipation/ Reaktion Beschleunigungsweg Schlagausdauer Schlagkraft LaufSchnelligkeit Bewegungsökonomie Konzentrationsausdauer (Verletzungsprophylaxe) SchlagSchnelligkeit (Verletzungsprophylaxe) Maximalkraft' • Reaktionsschnelligkeit statische Beweglichkeit Schnellkraft zyklische Schnelligkeit azyklische Schnelligkeit dynamische Beweglichkeit Kurzzeitausdauer Mittelzeitausdauer Langzeitausdauer Ausdauer * Ausdauerkraft S?ä Kraft ' '"* Schnelligkeit ^allgem eine Kon dition ^ 152 v.ss * . * Beweglichkeit Ausdauer Zwischen den genannten Faktoren bestehen enge Wechselbeziehungen, die sich teilweise positiv (z. B. Kraft und Schnelligkeit) oder negativ (z.B. Kraft und Ausdauer oder Kraft und Beweglichkeit) beeinflussen können. Die Kraft bedarf einer differenzierten Betrachtungsweise. Einerseits können trainingsbedingte Kraftzuwächse sowie hoher Kraftaufwand die Ausdauerleistungsfähigkeit negativ beeinflussen oder eine bereits automatisierte Schlagtechnik verändern, andererseits können Kraftdefizite die Entwicklung der Schnelligkeit (Lauf- und Schlagschnelligkeit) leistungslimitierend beeinflussen. Diese Überlegungen haben dazu geführt, daß das Unterkapitel »Kraft« vorrangig auf die Entwicklung der Schnelligkeit ausgelegt wird. Darüber hinaus wird eine mangelhaft ausgebildete Muskulatur häufig als wesentliche Ursache für die in jüngster Zeit stetig ansteigenden, verletzungsbedingten Ausfälle von Nachwuchsspielern und international bekannten Spitzenspielern angesehen. Entsprechend den Bedürfnissen vieler Tennisbegeisterter haben wir ein »Heimprogramm« geschaffen, welches speziell die Stabilisierung und Kräftigung des gesamten Bewegungsapparates sowie den Ausgleich muskulärer Ungleichgewichte (Dysbalancen) zum Ziel hat. Hiermit soll vor allen Dingen ein besserer Schutz vor Tennisverletzungen geschaffen werden. Da dieses zusätzliche Trainingsprogramm möglichst wenig Trainingszeit beanspruchen soll und entsprechende Kraftgeräte nur mit hohem Zeit- und Kostenaufwand einsetzbar sind, müssen sämtliche Kraftübungen am Arbeitsplatz oder zu Hause (Heimprogramm) durchführbar sein. Die genannten Gründe führen zu folgender Gliederung: • Ausdauer • Kraft • Schnelligkeit • Beweglichkeit • Heimprogramm Ausdauer Definition und Bedeutung Ausdauer wird allgemein als Ermüdungswiderstandsfähigkeit gegenüber einer (sportlichen) Belastung bezeichnet. Für Tennisspieler beinhaltet die Ausdauer körperliche und geistige Ermüdungswiderstandsfähigkeit im Tenniswettkampf sowie Belastungsverträglichkeit und Regenerationsfähigkeit im Training. Die tennisspezifische Ausdauer ist folglich eine komplexe Fähigkeit, bei der auf der Grundlage optimaler energetischer Voraussetzungen in der Arbeitsmuskulatur auch Bewegungsökonomie und Schnelligkeit sowie Konzentrationsfähigkeit und Willensqualität zusammenwirken. Im Wettkampf soll der Tennisspieler möglichst ermüdungsfrei auch noch im 3. (5.) Satz explosiv (Erhalt der Startschnelligkeit) in die richtige Schlagposition (Erhalt der Koordinationsfähigkeit) laufen und den Ball mit höchstmöglicher Energie (Erhalt der Schlagschnelligkeit in Verbindung mit Koordination) an den richtigen Ort (Erhalt der mentalen Frische) spielen können. Voraussetzung hierfür ist eine gute körperliche und geistige Erho- lungsfähigkeit auf stetig wiederkehrende Schnellkraftbelastungen, damit jedes vorgegebene Spieltempo über die gesamte Spielzeit ohne Verlust der körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit (insbesondere Schnelligkeit, Koordination und Konzentration) absolviert werden kann. Im Training soll der Tennisspieler hohe Trainingsumfänge und -intensitäten ertragen können und möglichst schnell erholt sein. Folglich benötigen Tennisspieler eine hohe Belastungsverträglichkeit sowie eine schnelle Regenerationsfähigkeit. Die wichtigste Grundlage hierfür ist eine gut ausgebildete tennisspezifische Ausdauerleistungsfähigkeit auf der Basis einer hohen Grundlagenausdauer. Anderenfalls besteht stets die Gefahr für einen Übertrainingszustand mit drohendem Leistungseinbruch. Die Bedeutung der Ausdauer für eine gesteigerte Leistungsfähigkeit auf dem Tennisplatz kann auch durch experimentelle Befunde an Leistungstennisspielern im Labor und auf dem Tennisplatz belegt werden. Leistungsdiagnostik und -kontrolle Eine zutreffende Beurteilung der tennisspezifischen Ausdauerleistungsfähigkeit ist nur bei einer Belastung möglich, die qualitativ und quantitativ ähnlich der im Wettkampf auftretenden Belastung ist. Der Vorteil entsprechender Kontrollverfahren liegt in einer möglichst trennscharfen Beurteilung der tennisspezifischen Ausdauerleistungsfähigkeit; hiermit soll zugleich eine gezielte, individuelle Trainingssteuerung eröffnet werden. 153 i Konditionstraining Zur Ermittlung der Grundlagenausdauer von Tennisspielern ist im Labor derzeitig die Laufbandergometrie die geeignetste Methode. Sie erlaubt eine motivationsabhängige, trennscharfe Leistungsdiagnostik und produziert gleichzeitig Trainingshinweise, die je nach Trainingszeit (z.B. Grundlagenausdauer, Schnelligkeitsausdauer, Regeneration) präzise angesteuert werden kann. Hiermit ist nicht nur ein objektiver Vergleich der Ausdauerleistungsfähigkeit zwischen Spielern derselben Leistungskategorie (Querschnitt), sondern auch eine exakte Kontrolle spezieller Trainings- oder Wettkampfmaßnahmen (Längsschnitt) möglich. Sie schließt auch eine Überprüfung von Eigeninitiativen ein, welche im Leistungstraining für Jugendliche sowie beim Aufbautraining (z. B. nach Verletzungen) von erhöhter Bedeutung sind. Aus motivationalen und zeitökonomischen Gründen empfiehlt es sich, diese Untersuchungsmethode als Feldtest (z. B. 400-m-Rundbahn) in der Kleingruppe (z. B. 4 bis 8 Spieler gleichzeitig) mit wesentlich höherer Akzeptanz der Teilnehmer durchzuführen. Die alleinige Verwendung dieses Tests zur Diagnostik der Grundlagenausdauer befriedigt jedoch nicht, da beim Tennis die Laufbelastungen nicht einförmig und kontinuierlich sind, sondern azyklische Bewegungsabläufe mit stetigen konzentrischen und exzentrischen Beanspruchungen in unregelmäßigen Intervallen abwechseln. Auch differiert der Energieaufwand bei gegebener tennisspezifischer Belastung entsprechend einer individuell unterschiedlichen, technisch-taktischen Spielanlage (z.B. Sampras und Courier, Becker und Chang oder Graf und Sanchez-Vicario). 154 Ergebnisse zur Grundlagenausdauer müssen daher mit dem fachmännischen Urteil des erfahrenen Trainers kombiniert oder durch einen standardisierten tennisspezifischen Ausdauertest ergänzt werden. Letzteres ist derzeitig nur durch einen stufenförmig ansteigenden Ballmaschinentest auf dem Tennisplatz möglich. Für den Tennistrainer, der vorrangig mit Spielern niedriger Leistungsstärke arbeitet, ist der Gesamtaufwand für die genannten Verfahren allerdings zu hoch. Einfachere Testverfahren wie CooperTest oder Conconi-Test enthalten jedoch teilweise erhebliche Fehlerquellen für eine zutreffende Diagnostik der aeroben Kapazität, so daß die aus diesen Tests resultierenden Empfehlungen für die Trainingsdosierung zwangsläufig nur grobe Richtwerte erlauben. Verläßlichere Werte für die aktuelle tennisspezifische Ausdauerleistungsfähigkeit seiner Spielerinnen und Spieler erhält der Tennistrainer durch die Verwendung eines vereinfachten Ballmaschinentests (ggf. auch durch Zuspiel aus dem Ballwagen möglich) unter standardisierten Rahmenbedingungen. Hierbei werden z.B. Vorhand und Rückhand im Wechsel an der Grundlinie gespielt (Schlagort an der jeweiligen Einzelseitenlinie) und nach einer jeweils 2minütigen Ballfolge von 18, 2 1 , 24 und 27 Bälle pro Minute erhöht. Für den erfahrenen Tennislehrer werden spätestens bei 24 (27) Bällen pro Minute Unterschiede bezüglich Laufökonomie, Schlagtechnik und Schlagerfolg deutlich feststellbar, so daß relativ verläßliche Aussagen über das individuelle Niveau der tennisspezifischen Ausdauerleistungsfähigkeit getroffen werden können. Ziele des Ausdauertrainings Ein Ausdauertraining für Tennisspieler verfolgt vorrangig folgende Trainingsziele: • Steigerung der Ermüdungswiderstandsfähigkeit in der tennisspezifischen Arbeitsmuskulatur (Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination) und im mentalpsychischen Bereich (Konzentration, Wille) für Wettkampf und Training. Hierfür bedarf es vor allem eines Trainings der tennisspezifischen Ausdauer. • Verbesserung der Belastungsverträglichkeit und der Regenerationsfähigkeit im Training und Wettkampf. Hierfür ist eine Kombination des Trainings der Grundlagenausdauer und der tennisspezifischen Ausdauer besonders geeignet. • Steigerung der allgemeinen Fitneß für Wettkampf und Training sowie Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens; dies dient gleichzeitig der Vorsorge gegenüber gesundheitlichen Schädigungen (z.B. Arteriosklerose, Fettsucht), die größtenteils auf Bewegungsmangel und/oder falsche Ernährung zurückzuführen sind: Dieses Ziel ist vor allem für fitneß- und gesundheitsorientierte Tennisspieler im mittleren und höheren Lebensalter von besonderem Interesse. Hiefür eignet sich vor allem ein Training der Grundlagenausdauer. Ausdauer Methoden im Ausdauertraining und praktische Hinweise Optimales Ausdauertraining erfordert detaillierte Kenntnisse über das Anforderungsprofil der tennisspezifischen Ausdauer und die physiologische Wirkung der jeweiligen Trainingsmethoden und -inhalte. Die Ausdauertrainingsmethoden lassen sich prinzipiell in 4 Hauptgruppen einteilen: • • • • Dauermethode Intervallmethode Wiederholungsmethode Wettkampfmethode Dauermethode Bei der Dauermethode steht die Verbesserung der aeroben Stoffwechselvorgänge im Vordergrund. Die Dauermethode mit konstanter Geschwindigkeit dient vorwiegend der Entwicklung der Grundlagenausdauer. Hierbei wird eine definierte Strecke in einer festgesetzten Zeit (z.B. 12-km-Lauf in 60 Min.) oder eine vorgegebene Zeitdauer in bestimmter Herzfrequenz (z. B. 40-Min.-Lauf mit 140 bis 150 Schlägen pro Min.) absolviert. Bei der Dauermethode mit wechselnder Geschwindigkeit werden aerober und anaerober Stoffwechsel und ein kurzfristiges Umschalten auf hohe Belastungsintensität trainiert, wodurch das Spektrum der ausdauerorientierten Organfunktionen erweitert wird. Besonders empfehlenswert für Tennisspieler ist das Fahrtspiel, bei welchem dem natürlichen Gelände entsprechend (z.B. Wiese, Hügel, Sand- und Waldwege) Tempowechsel eingebaut werden. Das Fahrtspiel sollte auf das Beanspruchungsprofil im Tennis abgestimmt werden und vorgegebene Trainingsziele (z. B. als Regenerations- lauf) und das aktuelle Befinden berücksichtigen. Die verschiedenen Dauermethoden dienen der Entwicklung der Grundlagenausdauer und bilden die Basis für eine Hinführung zur tennisspezifischen Ausdauer. (bzw. spezielle Ballwechselfolge) mit der im Wettkampf üblichen Belastungshöhe oder mit maximal möglicher Geschwindigkeit nach jeweils vollständiger Erholung bzw. Regeneration bis zur endgültigen Leistungsgrenze durchlaufen (bzw. gespielt). Intervallmethode Beim Lauftraining für Tennisspieler hat diese Methode eine nur untergeordnete Bedeutung, da diese Art der Laufausdauer im Tenniswettkampf nicht notwendig ist. Im Tennistraining bietet diese Belastungsform jedoch eine interessante Variante zur Verbesserung der tennisspezifischen Ausdauer speziell gegen Ende der Vorbereitungsperiode sowie in der Wettkampfperiode (z.B. 1 bis 2 Wochen vordem Saisonhöhepunkt). Das Ziel des Intervalltrainings liegt vornehmlich in der Steigerung von Schnelligkeitsausdauerleistungen, wie sie vorrangig in den Kürzte. B. 400/800-m-Lauf) und Mittelzeitausdauerdisziplinen (z.B. 1500/3000-m-Lauf) erforderlich sind. Charakteristisch für die Intervalltrainingsmethode ist das Prinzip der lohnenden Pause, die je nach Trainingsziel, Länge der Strecke und individuellem Trainingszustand regenerative Phasen (z. B. Trabpausen) zwischen 30 bis 180 Sekunden beinhaltet und zu einer Senkung der Herzfrequenz auf 100 bis 120 Schläge pro Minute führt. Für Tennisspieler ist diese Trainingsmethode in der Regel von untergeordneter Bedeutung, da sie die tennisspezifischen Anforderungen an Ausdauer und Schnelligkeit nicht trifft, durch hohe Übersäuerung der Arbeitsmuskulatur die folgenden Trainingsinhalte behindern und die Symptome eines Übertrainings hervorrufen kann. In Einzelfällen soll diese Form des Intervalltrainings jedoch zur Schulung besonderer Willensqualitäten (z.B. Ertragen von hoher Übersäuerung, Steigerung des Durchhaltevermögens) dienen. Wiederholungsmethode Die Wiederholungsmethode beabsichtigt, wettkampfspezifische Teilanforderungen der Ausdauer innerhalb einer Trainingseinheit mehrfach zu wiederholen. Hier wird eine gewählte Laufstrecke Wettkampfmethode Die Wettkampfmethode dient der Entwicklung der wettkampfspezifischen Ausdauer, der Sammlung technisch-taktischer Erfahrungen sowie der Kontrolle der Wettkampfhärte und des gegenwärtigen Leistungsstandes. Hiermit ist die Wettkampfmethode die komplexeste Methode, da sie alle für das Wettkampftennis speziellen Fähigkeiten zugleich schult; nach dieser Methode kann folglich nur auf dem Tennisplatz trainiert werden. Hierbei werden Wettkämpfe (teilweise unter erschwerten Bedingungen, wie Verkürzung der Pausen o.a.) als Trainingsinhalte verwendet. Sie dienen einer vertieften Ausschöpfung der verschiedenen Reserven und sollen über eine nachfolgende verlängerte Erholungsphase zu einer erhöhten Superkompensation führen. Die Wettkampfmethode wird ausschließlich als Vorbereitung auf unmittelbar bevorstehende saisonale Höhepunkte verwendet. 155 Konditionstraining Prinzipien für das Training von Kindern und Jugendlichen Ausdauertraining im Kindes- und Jugendalter dient vor allem der Ausbildung einer guten Grundlagenausdauer bzw. Verbesserung der aeroben Kapazität. Das Ausdauertraining sollte folglich vor allem umfangs- und keinesfalls intensitätsbetont sein. Hierbei ist darauf zu achten, daß das Ausdauertraining abwechslungsreich, interessant und kindgemäß gestaltet wird. Mit der aeroben Ausdauerschulung kann bereits im frühen Schulkindalter (z.B. Grundschule bzw. Primarstufe) begonnen werden, und sie scheint bei den Mädchen im 12./13. Lebensjahr und bei den Jungen im 13./14. Lebensjahr besonders wirksam trainierbar zu sein. Haupttrainingsmethode im Kindes- und Jugendalter ist die Dauermethode. Ungeeignet sind hingegen Wiederholungsmethode und Intervallmethode mit solcher Belastungshöhe und -dichte, die eine starke Beanspruchung des anaeroben Stoffwechsels erfordern. Wegen der Einförmigkeit des Dauerlauftrainings und der Gefahr einer Umwandlung von schnellen (weißen) in langsame, aber ausdauernde (rote) Muskelfasern ist durch komplexe und variable Auswahl von Trainingsinhalten und -methoden für stetige Abwechslung zu sorgen. Steuerung des Ausdauertrainings Zur Steuerung des Ausdauertrainings ist eine gegenseitige Feinabstimmung folgender Komponen- 156 Abb. 90 Ermittlung der Steuergrößen Herzfrequenz und Laufgeschwindigkeit für das extensive und das intensive Ausdauertraining am Beispiel zweier Spieler der internationalen Spitzenklassen ten (Belastungsnormative) notwendig: • Belastungshöhe • Belastungsdauer • Belastungshäufigkeit Der in der allgemeinen Trainingslehre und Sportpraxis benutzte Begriff Belastungsintensität ist ungenau, da er die Belastungshöhe (Reizstärke) nicht isoliert fixiert, sondern häufig eine Mischung bzw. Summation verschiedener Belastungsnormative bzw. Begriffe darstellt. Die Belastungshöhe im Ausdauertraining wird üblicherweise in extensive und intensive Belastung eingeteilt. Bei der extensiven Belastung wird vorwiegend im rein aeroben Bereich trainiert, der am exaktesten über den Milchsäurespiegel im Blut (Blutlaktat) kontrolliert wird. Hierfür sind inzwischen spezielle Laktat-Meßgeräte für jedermann im Handel erhältlich. Tennisspieler mit einem in der Regel niedrigen/mittleren Ausdauer-Trainingszustand befinden sich vorrangig im aeroben Bereich, wenn ihre Blutlaktatkonzentration ca. 3 mmol/l nicht übersteigt (Abb. 90). Beim Lauftraining entspricht dies im Normalfall einer Herzfrequenz von 130 bis 150 Schlägen pro Minute oder 6 bis 8 Laufschritten (Atem-Schritt-Frequenz) auf einen Atmungszyklus (Ein- und Ausatmung). Dies bedeutet für die Praxis, daß während des Lauftrainings eine Unterhaltung jederzeit problemlos möglich ist. Bei Kindern und Jugendlichen liegt die Herzfrequenz um ca. 10 bzw. 20 Schläge höher; auch beim weiblichen Geschlecht ist häufig eine höhere Herzfrequenz (ca. 5 bis 10 Schläge) erlaubt. Der am leichtesten zu bestimmende Richtwert für die Belastungshöhe (Reizstärke) ist die Ausdauer Herzfrequenz. Die individuelle Trainingspulsfrequenz für das Grundlagenausdauertraining sollte beim Breitensportler etwa zwei Drittel und beim Leistungssportler etwa drei Viertel der Belastungsfrequenz betragen, die jeweils zur Ruhefrequenz hinzugezählt werden müssen. Hierzu wird vorab die Belastungsfrequenz ermittelt, in dem die Ruheherzfrequenz (Messung unmittelbar vor dem Aufstehen) von der maximalen Herzfrequenz (220 minus Alter) abgezogen wird. Beispiel: 30jähriger Leistungsspieler (Ruheherzfrequenz 65) (Laufanfänger) 2 2 0 - 3 0 = 190 (maximale Frequenz) 1 9 0 - 6 5 = 125 (Belastungsfrequenz) 1 2 5 x 2 / 3 = 83 83 + 65 = 148 (Trainingsfrequenz) Das extensive Dauertraining gestattet höhere Trainingsumfänge (z. B. 40 bis 60 Min., aber auch 90 Min.) als das intensive Dauertraining, so daß besondere Anpassungen im Fettstoffwechsel durch bevorzugte Verbrennung der Fette unter gleichzeitiger Schonung der Kohlenhydratreserven - erfolgen können. Diese Form des Trainings wird auch als Regenerationsmaßnahme genutzt, indem die Laufgeschwindigkeit noch weiter gesenkt und zugleich die Laufdauer verkürzt wird. Das intensive Dauertraining erfolgt im Bereich des aerob-anaeroben Übergangs bis hin zur anaeroben Schwelle, die bei (in der Regel mäßig ausdauertrainierten) Turniertennisspielern durch einen Blutlaktatspiegel von ca. 3 bis maximal 4,5 mmol/l (speziell ausdauertrainierte Tennisspieler laufen mit niedrigerem Milchsäurespiegel, z. B. 3 bis 3,5 mmol/l) gekennzeichnet ist. Dies bedeutet beim Dauerlauf (Radfahren bzw. Skilanglauf) im Normalfall eine Herzfrequenz von 150 bis 170 Schlägen pro Minute bzw. eine Atem-Schritt-Frequenz von 4 bis 6 (Ein- und Ausatmung). Folglich unterbleibt meist eine zwanglose Unterhaltung, da sie äußerst schwerfällt. Auch hier kann bei Jugendlichen die Herzfrequenz um ca. 5 bis 10 Schläge höher liegen. Das intensive Dauertraining wird üblicherweise 20 bis 40 Minuten durchgeführt und kann höchstens 40 bis 60 Minuten (maximales Laktat-Steady-State) durchgehalten werden. Ein Training dieser Art sollte pro Woche nicht häufiger als 2mal betrieben werden, da sonst die Zeit für die Wiederauffüllung der Glykogenspeicher zu kurz ist und ein Übertrainingssyndrom droht. Das maximale Sauerstoffaufnahmevermögen wird mit dem intensiven Ausdauertraining wirkungsvoll trainiert; für die Entwicklung der Grundlagenausdauer ist bei Tennisspielern das extensive Dauerlauftraining die Methode der Wahl. Prinzipiell lassen sich ähnliche Trainingseffekte für die allgemeine Grundlagenausdauer auch in anderen Sportarten erzielen, wenn möglichst große Muskelgruppen aktiviert werden und dynamische Bewegungsabläufe vorliegen. Neben dem Laufen haben vor allem Radfahren, Skilanglaufen und Rudern für Tennisspieler einen hohen Stellenwert. Zwecks besserer Ausbildung des gesamten Körpers und vor allem aus Motivationsgründen ist eine Abwechslung in den Sportarten empfehlenswert, sobald sich die Gelegenheit hierfür bietet und entsprechende Lust oder Neugierde daran besteht. Die Belastungshäufigkeit zum Aufbau der Ausdauerleistungsfähigkeit sollte als Minimum 2- bis 3mal wöchentlich betragen. Mit einem täglichen Ausdauertraining (z. B. im Trainingslager oder in der Vorbereitungsperiode für die Sandplatzsaison) sind schnellere Fortschritte zu erzielen. Hierbei muß streng darauf geachtet werden, daß mit dieser Überbetonung des Ausdauertrainings andere, teilweise wichtigere Leistungskomponenten nicht vernachlässigt (z. B. Technik) oder negativ beeinflußt werden (z.B. Schnelligkeit). Elementare Basis für eine dauerhafte Entwicklung der tennisspezifischen Ausdauer ist eine mittlere bis hohe Qualität der Grundlagenausdauer. Letztere stellt zugleich eine wichtige Basis für andere konditionelle Faktoren wie Schnelligkeit und Kraft dar. Ein systematischer Aufbau des Ausdauertrainings beginnt folglich mit einem Lauftraining zur Steigerung der Grundlagenausdauer, das mit fließendem Übergang in das semispezifische Ausdauertraining (Lauftraining orientiert sich an den tennisspezifischen Wettkampfbedingungen) übergeht, um anschließend in einer dritten Phase die spezielle tennisspezifische Ausdauer auf dem Tennisplatz zu trainieren. Ein Ausdauertraining mit dem skizzierten Aufbau (Grundlagenausdauer, semispezifische Laufausdauer sowie tennisspezifische Ausdauer) sollte wenigstens 4 Wochen, besser 6 bis 8 Wochen, in der Vorbereitungsperiode kontinuierlich durchgeführt werden. Mit dem Ziel einer deutlichen Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit wird in diesem Zeitraum das Ausdauertraining täglich oder wenigstens alle 2 bis 3 Tage wiederholt. 157 Konditionstraining Leistungsorientierte Tennisspieler legen eine solche Ausdauertrainingsperiode in den Zeitraum Mitte Februar bis Mitte April, so daß bereits zu Beginn der Freiluftsaison gute Voraussetzungen für das tennisspezifische Technik- und Matchtraining geschaffen worden sind. In Einzelfällen kann auch eine Ausdehnung des Ausdauertrainings auf das gesamte Winterhalbjahr (z. B. 2- bis 3mal wö.chentlich) wünschenswert sein; bei dieser Konzeption sollte das folgende Winterhalbjahr vorrangig dem Schnelligkeitstraining (einschließlich Muskelaufbau- bzw. Kraftraining) vorbehalten sein. Da Berufstennisspieler durch ihre Turnierverpflichtungen terminlich stark eingeengt sind und in der Regel über eine fundierte Ausdauergrundlage verfügen, muß ein Ausdauertraining von 2 bis 4 Wochen Dauer ausreichen. Ein solcher ausdauerbetonter Mesozyklus wird je nach Leistungsstand, individueller Spielanlage und geplantem Trainingsziel jährlich 1- bis 2mal passend zum Turnierkalender wiederholt. Trainingsbeispiele Beispiel 3 Dauerlauf mit extensivem Tempo (60 bis 90 Min.) unter Einbezug eines systematischen Trainings zur Verbesserung der Schnelligkeit bzw. Kraftschnelligkeit. Beispielsweise werden unmittelbar nach dem Einlaufen 2mal 6 10- bis 20-m-Bergauf-Läufe, 3mal 5 20m-Sprints oder 4mal 2 15- bis 25m-Zickzack-Läufe nach der Wiederholungsmethode durchgeführt. '• ..rr,;^iiBeispiel#*y ] Unmittelbar nach einem (extensiven!) Dauerlauf von wenigstens 30 Minuten Dauer wird ein Schnelligkeitstraining (z.B. Sprints, Kurzsprints, Zickzack-Läufe in der Konkurrenzsituation) oder ein tennisspezifisches Schnelligkeitstraining in Kombination mit technisch-taktischen Aufgaben (z.B. Passierbälle aus Bedrängnis, situationsgerechter Rückschlag nach dem Rücklaufen als Antwort auf einen guten Lob) durchgeführt. 1 Fußballtennis (1:1 oder 2:2) mit weichem Ball oder Prellballtennis (1:1) im Tennis-Halbfeld mit wechselnden Partnern. Dauerlauf mit extensivem Tempo über 40 bis 60 Minuten. Laufanfänger beginnen mit4mal 5, 3mal 10 oder 2mal 20 Minuten. 1 Fahrtspiel im Gelände über 30 bis 60 Minuten in extensivem Grundtempo mit kurzzeitigem Tempowechsel (z.B. Kurzsprints, Steige- 158 L" l@äW£; Grundlagenausdauer und semispezifische Laufausdauer v^^mmmm rungs-, Sprung-, Slalom- und Bergläufe) je nach Gelände oder persönlichem Belastungsempfinden. Tennisspezifische Ausdauer I <iSBW3&H«g Ausdauertraining an der Ballwurfmaschine: VH/RH-Topspin cross oder RHSlice cross/VH-»Schuß« longline im stetigen Wechsel. Zwei Spieler wechseln sich regelmäßig nach 3 bis 6 Schlägen ab. c .mnjmmmm Sicherheitsspiel an der Grundlinie: • Ein Spieler spielt den Ball stets cross, der andere jeweils longline (Hosenträger); die Aufgabenstellung wird nach vorgegebenem Rhythmus gewechselt. • Beide Spieler spielen konsequent 3mal cross und 1mal longline usw.; nach jedem Schlag muß mit einem Fuß die Mittellinie überschritten werden. Jede Übung wird mit 4, 6 oder 12 Bällen durchgeführt, so daß die Spieldauer bei guten Spielern wenigstens 10 bis 15 Minuten beträgt. E ^MBeÜPJelia Spiel zwei gegen einen: Der Einzelspieler spielt den Ball cross, die Doppelspieler longline. Die Positionen werden nach 5 bis 15 Minuten Spieldauer gewechselt. Diese Übung kann auch mit 2 Spielern als Dreieckspiel durchgeführt werden. Hierbei spielt der Läufer stets in die Vorhand(Rückhand-)ecke, während der Zuspieler konstant auf der Vorhand- (Rückhand-)seite steht und den Ball abwechselnd in die Vorhand- und Rückhandecke schlägt. Kombiniertes Ausdauer- und Schnelligkeitstraining: • 2 Serien mit 5mal 2 Passierschlägen aus läuferischer Bedrängnis • 6 Serien mit 2mal 3 Schmetterbällen aus dem Rückwärtslauf (nach Netzberührung) Durch das Serienprinzip wird für genügend Trainingsumfang gesorgt; zugleich werden die Belastungen erst im erholten Zustand neu begonnen (Wiederholungsmethode). Kraft |fflf|g|flflJpiBeisPielJ5 - | Tenniswettkampf ohne Aufschlag nach Tischtenniszählweise (Satz ist nach 11 oder 21 Punkten beendet): Die Ballwechsel werden durch unteres Zuspiel in die hintere Rückhand- oder Vorhandseite (ggf. nach Vorgabe) eröffnet (im Halbfeld darf kein Volley gespielt werden). •JM^U Beispiele | Tenniseinzel mit verkürzter Pause (zu dritt): 2 Aufschläger auf der einen Seite wechseln sich bei jedem Punkt ab, während der Rückschläger pausenlos spielt. Der jeweils pausierende Aufschläger sammelt die Bälle für den nächsten Ballwechsel. •MMWBaäilP.IW;^ • I Trainings-Wettkampf mit erhöhter Laufarbeit: Einer der beiden Spieler darf auf dem gesamten Spielfeld nur Vorhand (Rückhand) benutzen. Der andere Spieler behält das reguläre Spielfeld und spielt mit Vor- und Rückhand. Nach 10 Gewinnpunkten (Anspiel von unten) oder 6 Spielen erfolgt Seitenwechsel. Kraft Definition und Bedeutung Aus sportpraktischer Sicht ist Kraft die willkürliche Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, Widerstand zu überwinden, entgegenzuwirken bzw. zu halten. Die Kraft erscheint in der Sportpraxis vorrangig in den Anwendungsformen Maximalkraft, Schnelligkeit und Kraftausdauer. Maximalkraft ist die höchstmögliche Kraft, die ein Sportler willkürlich mit statischen oder dynamischen Kontraktionen gegen einen Widerstand ausüben kann (z.B. Gewichtheben). Schnellkraft ist die Fähigkeit des Sportlers, Widerständen in einer festgelegten Zeit einen möglichst hohen Kraftstoß zu erteilen (z. B. Sprintstart oder Aufschlag). Hiervon wird die Reaktivkraft als jene Muskelleistung unterschieden, die innerhalb eines Dehnungs-Verkürzungszyklus (z.B. Hochsprung) einen erhöhten Kraftstoß produziert. Kraftausdauer bestimmt die Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung von langanhaltenden oder stetig sich wiederholenden Belastungen (z.B. Rudern). Prinzipiell hat die Muskelkraft im Tennis bei allen Bewegungen eine wichtige Bedeutung, wenn Schnelligkeit gefordert wird und zugleich höhere Widerstände zu überwinden sind. Die Kraft spielt vor allem bei jedem explosiven Start zum Ball eine dominante Rolle; sie kann aber auch bei verschiedenen Tennistechniken wie z.B. Aufschlag (Arm- und Rumpfkraft), Rückhandschmetterball, Vorhandschuß und schnellem Rückhandschlag mit Topspin als leistungsbestimmender Faktor wirken. Die Beispiele belegen, daß der Tennisspieler vor allem Schnellkraft benötigt, die größtenteils in engem Zusammenhang mit der Koordinationsfähigkeit (z.B. Rückhandschmetterball), der Schnelligkeit (z. B. Aufschlag, Vorhandschuß) und der Maximalkraft (abruptes Abstoppen und höchste Beschleunigung beim Gegenstart zum Ball) steht. Die enge Vernetzung der Schnellkraft mit anderen Faktoren verdeutlicht, daß im Gegensatz zur Schnelligkeit ein Kraftdefizit bei Tennisspielern durch überdurchschnittliche Ausprägung anderer konditioneller und koordinativer Fähigkeiten größtenteils kompensiert werden kann. Allerdings kann eine mangelhaft entwickelte Kraft (z. B. Beinkraft oder Rumpfkraft) die individuelle Höchstleistung im Tennis begrenzen, falls dieses Defizit eklatant ist oder entsprechende Kompensationsmöglichkeiten (Tennistechnik, Schnelligkeit, Beweglichkeit) fehlen. Für das Damentennis trifft dies häufiger zu als für das Herrentennis. Orthopäden und Physiotherapeuten haben in jüngster Zeit häufig darüber berichtet, daß eine mangelhafte Ausbildung der Kraft und Dehnfähigkeit bei besonders beanspruchten Muskelgruppen (z.B. Kniestrecker oder Rückenstrecker) sowie ein deutliches muskuläres Ungleichgewicht (Dysbalance) insbesondere an Schulter, Lendenwirbelsäule und Oberschenkel eine wesentliche Ursache für chronische Überbeanspruchungen, akute Verletzungen und irreversible Sportschäden darstellen. Die genannten Gründe führen dazu, daß im folgenden vor allem die (tennisspezifische) Schnellkraft behandelt wird; für die Verhütung von typischen Tennisverletzungen und Tennisschäden sollen die wichtigsten muskulären Voraussetzungen über ein sogenanntes Heimprogramm geschaffen werden; diese Thematik wird in einem speziellen Kapitel dargestellt (s. S. 173). Konditionstraining 160 Kraft 161 Konditionstraining Ziele des (Schnell-) Krafttrainings In Abhängigkeit von Trainingsperiode und Beanspruchungsprofil der Sportart werden im (Schnell-) Krafttraining 2 Hauptziele unterschieden: • Vergrößerung des Muskelquerschnitts (Muskelaufbautraining) • Verbesserung der neuronalen Steuerung bei Muskelarbeit (intra- und intermuskuläre Koordination) Die Querschnittsvergrößerung der Muskelfasern kommt durch eine Vermehrung der Sarkomere und somit durch eine Zunahme der Myofibrillenzahl innerhalb der einzelnen Muskelfasern zustande. Da für die Entwicklung kontraktiler Proteine (mittels Eiweißsynthese) eine relativ lange Reizdauer notwendig ist, muß im Training mit hohen Wiederholungszahlen (10 bis 15) und folglich begrenzter Reizstärke (50 bis 80% der Maximalkraft) gearbeitet werden. Dies wird allgemein als Methode der wiederholten, submaximalen Belastung bezeichnet und kann je nach Lastgröße und Kontraktionsgeschwindigkeit weiter differenziert werden (Bodybuildingmethode, Standardmethode). Unter intramuskulärer Koordination (IK) versteht man die synchrone Aktivierung der höchstmöglichen Zahl an Muskelfasern eines Muskels (Rekrutierung) bzw. das Zusammenwirken aller an einer zielgerichteten Bewegung beteiligten Muskeln, d.h. der Agonisten wie der Antagonisten. Wünschenswerte Voraussetzung für ein effizientes IK-Training ist ein möglichst großer Muskelfaserquerschnitt. Demnach werden alle Sportler, die auf der Basis einer individuell ausgeprägten Maximalkraft ein hohes Schnellkraftniveau 162 benötigen, im Anschluß an den Muskelaufbau in einem zweiten Schritt die intramuskuläre Koordination verbessern. Erst die Kombination von Muskelaufbau- und IK-Training ergibt die eigentliche Maximalkraft. Das IK-Training erfordert Belastungsintensitäten, die über 80% der Maximalkraft liegen. Diese hohen Intensitäten erlauben nur geringe Wiederholungszahlen (max. 6): Methode der kurzzeitigen hohen bis maximalen Krafteinsätze. Ein solches Training verbessert die Fähigkeit, schnell große Innervationsaktivitäten zu mobilisieren und umzusetzen, so daß eine raschere und umfangreichere Rekrutierung an Muskelfasern (bzw. motorischen Einheiten) erzielt wird. Die hohen Intensitäten verleiten häufig zu Fehlern in der Bewegungsführung, so daß ein IK-Training für den Anfänger größtenteils (z.B. an der freien Hantel oder bei komplizierteren, technischen Abläufen) ungeeignet ist und einer fachmännischen Betreuung bedarf. Die Optimierung der intermuskulären Koordination ermöglicht auch bei zyklischen Bewegungen eine verbesserte Abstimmung von Erregung und Hemmung, d.h. von Spannung und Entspannung (z.B. hohe Schrittfrequenz beim Sprint) und bei komplexen azyklischen Bewegungen eine günstigere Koordination der Teilimpulse (z.B. Aufschlag). Im Rahmen eines (speziellen) Schnellkrafttrainings bedient man sich der Methode reaktiver Belastungen, die durch einen jeweils schnellen Dehnungs-Verkürzungszyklus des Muskels gekennzeichnet ist. Hierbei werden zur Optimierung der intra- und teilweise auch der intermuskulären neuronalen Steuerung eine verbesserte Rekrutierung und Frequenzierung angestrebt. Zur maximalen Rekrutierung motorischer Einheiten bedient man sich häufig des eigenen fallenden Körpers. Alle Tief-, Vielfach- oder Hürdensprünge gehören zu dieser Kategorie (plyometrisches Training, exzentrisches Training, Schlagmethode). Bei allen reaktiven Trainingsformen ist zu berücksichtigen, daß sehr hohe Kraftspitzenwerte (mehr als 100%) bei der Landung auftreten, die auf Dauer bei nicht vorbereiteten Sportlern zu einer Schädigung des passiven Bewegungsapparates führen können. Ein vorausgegangener ausreichender Muskelaufbau ist folglich eine notwendige Voraussetzung für die Trainingsdurchführung. Zur Erhöhung der Frequenzierung wird eine maximale Entladungsfrequenz der Motoneurone angestrebt (z.B. beim Sprint). In diesem Fall verbietet sich der Einsatz zusätzlicher Lasten; es müssen vielmehr erleichterte Rahmenbedingungen geschaffen werden (z.B. Sprint bergab, Werfen mit leichten Gewichten). Allgemeine Prinzipien des Krafttrainings Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Schlag- und Laufkoordination für die Gesamtleistung des Spielers stellt sich speziell im Tennis das Problem des koordinativen Transfers nach einem Krafttraining. Dies gilt insbesondere bei einem Muskelaufbautraining der oberen Extremität, da die koordinative Komplexität jeder einzelnen Schlagtechnik außerordentliche Anforderungen stellt. Die Lösung dieser Problematik wird noch dadurch erschwert, daß verschiedene, individuelle Kraftdefizite Kraft wegen des geringen Gewichtes der zu beschleunigenden Masse (Schläger) bei durchschnittlicher Ausprägung anderer konditioneller und koordinativer Fähigkeiten größtenteils kompensiert werden können. Unter Berücksichtigung der genannten Problemfelder gelten daher folgende Prinzipien für das Krafttraining im Tennis: • • Ein umfassendes Krafttraining (einschließlich Muskelaufbau) im Tennis ist vorrangig für die unteren Extremitäten notwendig und gewinnt an Bedeutung bei mangelhafter Laufschnelligkeit (z.B. grundsätzlich im Damentennis), bei speziellen Spielertypen (Angriffsspieler) und bei häufigem Spiel auf harten Bodenbelägen. Muskelaufbau und IK-Training an der Kraftmaschine für die obere Extremität sind (nur) bei deutlichen Defiziten erforderlich. In den meisten Fällen genügt ein Training der speziellen Schnellkraft, so daß die ersten beiden Trainingsphasen übersprungen werden können. • Das Krafttraining des Tennisspielers sollte vorrangig auf eine Verbesserung der neuronalen Steuerung bei Muskelarbeit (spezielle Schnellkraft/intraund intermuskuläre Koordination) ausgerichtet werden. • Das spezielle Schnellkrafttraining der oberen Extremität beinhaltet in erster Linie die Wettkampfübung selbst und zielt auf eine verbesserte Frequenzierung und Rekrutierung. Veränderte Rahmenbedingungen (Schlagimitation gegen Deuserband, leichtere oder schwerere Schläger) können in seltenen Fällen bei entsprechend sensiblen Spielern bereits zu einer Beeinträchtigung der Koordination führen. • Krafttraining für den Tennisspieler sollte außerhalb der Hauptwettkampfperiode (z.B. September/Oktober) und wenigstens über einen Zeitraum von 6 Wochen durchgeführt werden. • Das Krafttraining sollte stets eng verflochten werden mit einem entsprechenden koordinativen bzw. »rekoordinativen« Techniktraining auf dem Tennisplatz. Dies kann im unmittelbaren Anschluß an das Krafttraining und/oder in einer der darauffolgenden Trainingseinheiten erfolgen. Übungen: Siehe vorher Methode: Wiederholte hohe bis maximale Belastung Dauer: 4. bis 6. Woche Reizumfang: 2 Trainingseinheiten pro Woche mit jeweils 3 bis 6 Serien zu je 1 bis 6 Wiederholungen Reizhöhe: 80 bis 100% der Maximalkraft Reizdichte: Serienpause ca. 2 bis 5 Minuten 3. Phase Trainingsbeispiel zur Sprintkraft f ,\«-«^ gfcmrero. Trainingsziel: Muskelaufbau/Maximalkraft Übungen: Beinpresse (evtl. Beincurl, Wadenheben) an der Kraftmaschine Methode: Wiederholte, submaximale Belastung Dauer: 1. bis 3. Woche Reizumfang: 2 Trainingseinheiten pro Woche mit mindestens 3 Serien zu je 10 bis 15 Wiederholungen Reizhöhe: 50 bis 75% der Maximalkraft Reizdichte: Serienpause ca. 1 bis 3 Minuten Trainingsziel: intramuskuläre Koordination/Maximalkraft Trainingsziel: spezielle Schnellkraft Rekrutierung: • Sprungläufe über 10 m leicht bergauf • Seitwärtssprünge mit vor der Brust fixierten Kleinhanteln oder Hantelscheiben (5 bis 10 kg) als Zusatzgewicht • Steigerungsläufe über 20 m gegen dosierten Widerstand; Partner bremst den Trainierenden mit Deuser-Band ab • Kniehebelauf oder Strecksprünge auf der Weichbodenmatte • Kurzsprints über 10 bis 20 m im weichen Sand am Strand oder mit Gewichtsweste • Reaktivkrafttraining im Sprungparcours (z. B. einbeiniger Sprung über Kleinkasten und anschließend beidbeinige Strecksprünge) • Maximale Starts und Gegenstarts oder Sprünge zum Ball auf dem Tennisplatz (ggf. mit Gewichtsweste) Frequenzierung: • Kurzsprints über max. 20 bis 40 m bergauf oder auf der Ebene mit Zugseil 163 Konditionstraining • Kniehebeläufe über 5 Sekunden mit maximaler Frequenz • Side-Steps mit niedrigem Körperschwerpunkt und maximaler Frequenz über 5 bis 8 Sekunden • Maximale Beschleunigung und optimale Geschwindigkeit beim Lauf zum Ball auf dem Tennisplatz (z.B. Lauf 10 bis 12 m entlang der Grundlinie mit anschließendem Passierball oder Lauf von der Grundlinie nach vorne zum Stop mit anschließendem Erlaufen des folgenden Lobs) Trainingsbeispiel zur Schlagkraft Trainingsziel: Muskelaufbau/Maximalkraft Übungen: Trizepsdrücken an der Kraftmaschine oder Überzüge (Aufschlagimitation) am Seilzug Methode: Wiederholte, submaximale Belastung Dauer: 1. bis 3. Woche Reizumfang: 2 Trainingseinheiten pro Woche mit mindestens 3 Serien zu je 10 bis 15 Wiederholungen Reizhöhe: 60 bis 80% der Maximalkraft Reizdichte: Serienpause ca. 1 bis 3 Minuten ] Trainingsziel: intramuskuläre Koordination/Maximalkraft 164 Methode: Wiederholte hohe bis maximale Belastung Dauer: 4. bis 6. Woche Reizumfang: 2 Trainingseinheiten pro Woche mit je 3 bis 6 Serien zu je 1 bis 6 Wiederholungen Reizhöhe: 80 bis 100% der Maximalkraft Reizdichte: Serienpause ca. 2 bis 5 Minuten Trainingsziel: spezielle Schnellkraft U,UttESi- ftJlfoafiä Übungen: Siehe oben Rekrutierung: • Medizinballwürfe beidarmig über Kopf (Aufschlag) • Medizinballwürfe einarmig seitlich (Vorhand) • Schlagimitation gegen DeuserBand (Vor- und Rückhand) • Armschwingen vor und zurück mit Kleinhantel (1 bis 2 kg) und explosiver Richtungsänderung (Vor- und Rückhand) • Schlagtraining mit beschwertem Schlägerkopf (ca. 500 g) (Vorund Rückhand, Aufschlag) Frequenzierung: • Vorhandschuß cross aus der Rückhandecke (Flugbahn flach unter Seil, Zielbereich Grundlinie) • Rückhandschmetterball (der Ball muß nach dem Aufsprung Zaunhöhe erreichen) • Vor- und Rückhand mit maximaler Schlaghärte an der Tenniswand mit altem, defektem Tennisball oder Softball (das Training erfolgt mit einem Partner, der jeden zweiten Schlag zuspielt) • Schmetterball steil nach unten mit anschließend möglichst hohem Absprung • Kanonenaufschläge ins Aufschlagfeld (der Ball berührt den gegenüberliegenden Zaun möglichst hoch) • Badminton: Vor- und Rückhandschmetterball-Serien mit höchster Intensität und maximaler Flughöhe und -weite • Weitwürfe mit dem Tennisball (Aufschlagimitation) • Weitwürfe mit altem, ausrangiertem Schläger im Gelände (Rückhand, Aufschlag) Auf eine exakte Festlegung der Belastungsnormative (Wiederholungszahl, Serien) wurde bei allen Vorschlägen zum Training der speziellen Schnellkraft für Sprint und Schlag verzichtet, da jene maßgeblich vom Trainingsziel, von der Anzahl der ausgewählten Übungen und deren Zusammenstellung abhängen. Schnelligkeit Definition und Systematik Im Sport wird unter Schnelligkeit die schnellstmögliche Reaktion auf einen Reiz und die höchste Geschwindigkeit bei der Ausführung von Bewegungen verstanden. Die Schnelligkeit kann in zwei Komponenten zerlegt werden: • Reaktionsschnelligkeit • Bewegungsschnelligkeit Die Reaktionsschnelligkeit bezeichnet die Fähigkeit, so schnell wie möglich auf einen Reiz (z. B. Ball des Gegners) mit einer ziel- Schnelligkeit gerechten Muskelkontraktion (z. B. Start zum Ball) zu antworten. Speziell im Rückschlagspiel-Tennis ist die Reaktion sehr eng verknüpft mit der Antizipation, so daß eine Verbesserung der Reaktionszeit vorrangig von einer Optimierung der Situationsantizipation (z. B. Aufschlagrichtung) und nachfolgender Handlungsantizipation (z.B. Planung des Returndralls) abhängt. Die Bewegungsschnelligkeit wird allgemein in die azyklische Schnelligkeit und die zyklische Schnelligkeit unterteilt. Die azyklische Schnelligkeit (auch: Aktionsschnelligkeit) ist verantwortlich für die Geschwindigkeit vornehmlich bei Einzelbewegungen (z.B. Sprung, Stoß oder Schlag). Die zyklische Schnelligkeit (auch: Grundschnelligkeit, maximale Sprintschnelligkeit) bestimmt das Höchsttempo bei stetig fortlaufend gleichförmigen Bewegungen (z.B. 100-m-Lauf nach der Beschleunigungsphase, 50-m-Kraulsprint). Im Tennis dominiert die azyklische Schnelligkeit, die als Laufschnelligkeit und als Schlagschnelligkeit in verschiedenen Spielsituationen leistungsbegrenzend wirken kann und folglich eines optimalen Ausprägungsgrades bedarf. Die Maximalkraft spielt eine zentrale Rolle für die Schnelligkeit (Kraftschnelligkeit), wenn azyklische oder zyklische Bewegungen gegen größere Widerstände (z.B. Männerkugel beim Kugelstoß, Beschleunigung auf den ersten 5 m im Sprintstart oder beim Leistungsrudern) durchgeführt werden müssen. Die Schlagschnelligkeit erfolgt im Tennis nur gegen geringe Widerstände, so daß die Maximalkraft eine untergeordnete Rolle spielt. Hiermit wird verständlich, daß auch ausgesprochen schlanke Spielertypen den Ball außergewöhnlich gut beschleunigen können (z. B. Ivanisevic oder Stich beim Aufschlag, Noah beim Rückhandschmetterball oder Krickstein beim Vorhandschuß). Die Schlagschnelligkeit beruht auf folgenden Faktoren: • Aktivierbare Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur (individuell unterschiedliche Muskelfaserzusammensetzung) • Intermuskuläre Koordination (zielgerichtetes Zusammenspiel von Agonisten und Antagonisten) • Intramuskuläre Koordination (Zahl der gleichzeitig aktivierbaren motorischen Einheiten) Die Laufschnelligkeit bezieht sich beim Tennis auf Laufwege, die in eine Richtung stets nur wenige Meter betragen (Laufstrecken über 10 m sind extrem selten). Folglich spielt für das Erreichen hoher Geschwindigkeiten die Beschleunigungsleistung (gegen vergleichsweise hohe Last) eine dominierende Rolle. Letztere steht neben den bereits genannten Faktoren im Gegensatz zur Schlagschnelligkeit in enger Beziehung zum Niveau der individuellen Maximalkraft. Dies gilt besonders für spezielle Spielsituationen (explosive Richtungswechsel), für bestimmte Spielstrategien (z.B. Angriffstennis) und für schwergewichtige Spielertypen. Von mehreren Autoren ist in jüngerer Zeit auf den Programmcharakter der Schnelligkeitsmechanismen hingewiesen worden. Die Schnelligkeit wird als elementare Leistungsvoraussetzung dargestellt, die durch die Qualität neuro-muskulärer Steuer- und Regelprozesse bestimmt ist. Die sogenannten Zeitprogramme wer- den im Gehirn ausgebildet und dort gespeichert. Folglich wird diese Art der Schnelligkeit als elementare Fähigkeit erlernt und ist weitgehend unabhängig von energetischen Kraftkomponenten. Einflußgrößen zur Realisierung schneller Zeitprogramme sind die Reizleitungsgeschwindigkeit, die Reflexinnervation und der Anteil von schnellzuckenden (fast twitch) FT-Fasern im Muskel. Das Zeitprogramm wird maßgeblich durch die Qualität neuro-muskulärer Mechanismen gekennzeichnet. Elementare Schnelligkeit wird durch Organisation von Rahmenbedingungen entwickelt, welche die Zeitstruktur der neuro-muskulären Mechanismen modellieren. In einem solchen Training sind vergleichsweise niedrige Reizstärken und Belastungsumfänge ausreichend, und die Rückbildungsrate des Leistungszustandes ist wesentlich geringer als die, die aus dem Training energetisch bedingter Leistungsvoraussetzungen bekannt ist. Die Ausbildung elementarer Bewegungsprogramme stellt die erste Stufe des azyklischen Schnelligkeitstrainings dar und sollte folglich in die erste Phase des sportlichen Trainings (Grundlagentraining) integriert werden. Als zweite Stufe werden die Bewegungsprogramme mit disziplinspezifischen Übungen (z. B. Start zum Ball, Aufschlag o.a.) in Verbindung gebracht. In der dritten Stufe wird die Schnelligkeit in seiner gesamten Komplexität (einschließlich Kraftschnelligkeit) in möglichst hoher Affinität zu den wettkampfspezifischen Anforderungen unter Beachtung elementarer Bewegungsprogramme zielgerichtet entwickelt. Abschließend wird zusammenfassend festgestellt, daß für die Qua- 165 Konditionstraining Abb. 91 Einflußgrößen und Erscheinungsformen der tennisspezifischen Schnelligkeit lität der tennisspezifischen Schnelligkeit nach aktuellem Wissensstand die elementare Schnelligkeit, konzentrische und reaktive Schnellkraft, Antizipations- und Reaktionsschnelligkeit sowie die Tennistechnik vorrangig verantwortlich sind (Abb. 91). Folglich kann die Schnelligkeit des Tennisspielers bzw. der Tennisspielerin nur über eine systematische Ausbildung sämtlicher Leistungskomponenten auf neuronaler und muskulärer Ebene optimal entwickelt werden. Bedeutung der Schnelligkeit Je druckvoller der Gegner spielt und je schneller die Platzoberfläche ist, desto wichtiger wird die Laufschnelligkeit als leistungslimitierender Faktor im Tenniswettkampf. Von ähnlicher Bedeutung ist die individuelle Schlagschnellig- 166 keit (in enger Verflechtung mit Koordinationsfähigkeit): Dies gilt nicht nur für Schmetterschlag und Aufschlag, die mit hoher und höchster Geschwindigkeit offensichtlich direkte Gewinnpunkte ermöglichen, sondern auch für den schnellen Vorhandschlag (Vorhandschuß), der das gegnerische Feld öffnet oder den Ballwechsel endgültig abschließt. Auch die Qualität des Returns und des Volleyspiels werden wesentlich begrenzt von der Schlagschnelligkeit (in enger Verbindung mit der Reaktionsfähigkeit). Wegen der hohen Ballgeschwindigkeit (z. B. Return), des geringen Abstandes zum Gegner (z. B. Netzspiel im Doppel) und wegen der komplexen Spielsituation reicht die Reaktionszeit häufig nicht aus; folglich ist für eine frühzeitige richtige Handlungsweise die tennisspezifische Antizipationsfähigkeit von entscheidender Bedeutung. Prinzipien und praktische Hinweise für das Schnelligkeitstraining Schnelligkeitstraining ist wegen der engen Verflechtungen stets mit dem individuellen Ausprägungsgrad der Kraft und der tennisspezifischen Koordinationsfähigkeit (insbesondere Tennistechnik) in Beziehung zu setzen. So spielt beispielsweise die Kraft speziell für Start und Beschleunigungsphase beim Sprint zum Ball eine dominierende Rolle. In ähnlicher Weise hängt die maximal erreichbare Schlagschnelligkeit von der Qualität der schlagspezifischen Koordinationsfähigkeit (z.B. Rückhandschmetterball) in erheblicher Weise ab. Einzelne Teilfaktoren der Schnelligkeit (Reaktions-/Antizipationszeit, Lauf- und Schlagschnelligkeit) bedürfen wegen ihrer Unabhängigkeit und aufgrund individuell Schnelligkeit unterschiedlicher, isolierter Defizite getrennter Methoden im Training. Andererseits erfordert der Tenniswettkampf stets eine situationsabhängige Mehrfachreaktion bzw. optimale Auswahlreaktion, wobei der Spieler in kürzester Zeit aus einer Vielzahl von möglichen Aktionen die günstigste auszuwählen hat (z. B. beim Return oder beim Passierschlag). Reaktionsschnelligkeit und azyklische Schnelligkeit werden daher im allgemeinen nicht isoliert, sondern kombiniert mit anderen (tennisspezifischen) Fähigkeiten geschult. Im Rahmen der Reaktionsfähigkeit ist die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit ein wesentliches, flankierendes Trainingsziel. Hiermit können nicht nur Steigerungsmöglichkeiten der Reaktionsschnelligkeit, sondern vor allem deren Stabilisierung erreicht werden. Für die Optimierung der besonders wichtigen Antizipation bedarf es einer entsprechenden Sensibilisierung des Spielers, damit er möglichst frühzeitig Zusatzinformationen (z. B. Stellung des Gegners zum Ball, Ausholbewegung, Standardspielsituation) aufnimmt, um sie anschließend bestmöglich für die eigene Schlagvorbereitung auszunutzen. Darüber hinaus sollte der Spieler durch eigene, zwingende Aktionen dem Gegner einen eingeengten Handlungsspielraum aufdrängen. Hiermit werden günstige Voraussetzungen geschaffen, selbst früher und erfolgreicher reagieren zu können. Reizhöhe Die Reizhöhe(-stärke) ist im Schnelligkeitstraining stets hoch bzw. sehr hoch (90 bis 100%), so daß die Bewegungen in der Regel so schnell wie möglich durchgeführt werden müssen. Dies bedeutet beispielsweise, daß der gefor- derte Tennisschlag mit hoher Beschleunigung und der Start zum gutgesetzten Stop hochexplosiv durchgeführt wird. Unabdingbare Voraussetzungen hierfür sind jedoch, daß die korrekte Technik bei submaximaler Geschwindigkeit stabilisiert worden ist und auf Übereinstimmung mit dem individuellen technischen Niveau geachtet wird. Darüber hinaus bedarf es stets der sorgfältigen Kontrolle, daß vorhandene oder auftretende Ermüdungserscheinungen den technischen Ablauf der geforderten Handlung nicht negativ beeinflussen. Reizdauer Die Reizdauer sollte mit der des Wettkampfes übereinstimmen. Weil Schnelligkeitsreize von der Funktionstüchtigkeit des Nervensystems abhängig sind, sollte dem Schnelligkeitstraining in der Regel keine ermüdende Tätigkeit vorausgehen. Reizdichte Für die Reizdichte gilt, daß die Pausendauer zwischen den einzelnen Übungseinheiten so gestaltet wird, daß sich das neuromuskuläre System erholen kann. Bei einem Abfall der Bewegungsgeschwindigkeit sollte die Zahl der Wiederholungen reduziert oder die Pausendauer zwischen den einzelnen . Übungen erhöht werden. Die Hauptform des Schnelligkeitstrainings ist daher die Wiederholungsmethode, die im Gegensatz zur Intervallmethode eine nahezu komplette Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit erlaubt. Reizumfang Um trotz maximaler Intensität einen relativ hohen Reizumfang zu realisieren, wird bevorzugt nach dem Serienprinzip sowie unter Abwechslung der beanspruchten Muskelgruppen trainiert. Über eine Variation der Trainingsinhalte lassen sich nicht nur unerwünschte »Geschwindigkeitsbarrieren«, sondern auch eine frühzeitige (zentrale) Ermüdung mit Verlust der Leistungsmotivation vermeiden. Prinzipien für das Training von Kindern und Jugendlichen Begabte Nachwuchsspieler zeichnen sich nicht nur durch ein überdurchschnittliches Niveau der Schnelligkeit, sondern vor allem auch durch eine bessere Trainierbarkeit dieser leistungsbegrenzenden Fähigkeit aus. Im Kindes- und Jugendalter sollte die Schnelligkeit schon frühzeitig geschult werden, damit der durch das Erbgut vorgegebene begrenzte Rahmen noch vor Abschluß der vollständigen Entwicklung des Zentralnervensystems erweitert werden kann. Zahlreiche Untersuchungen belegen, daß sich begrenzte Beeinflussungsmöglichkeiten des Nervensystems im Sinne von qualitativen Veränderungen vor allem auf den Zeitraum des frühen Schulalters und Pubeszenz beschränken. Die günstigen Bedingungen dieses Entwicklungsabschnittes werden generell nicht ausreichend genutzt. Besonders ist auf die Ausnutzung der sensitiven Entwicklungsabschnitte für Schnelligkeit, d. h. jener Zeit mit der höchsten Zuwachsrate, zu achten. Hierbei sind die verschiedenen Faktoren der Schnelligkeit differenziert zu entwickeln: Eine Schulung der Bewegungsfrequenz sollte hauptsächlich im frühen und mittleren Schulkindalter erfolgen, während typisches Schnellkrafttraining erst in der Pubeszenz und der begin- 167 Konditionstraining nenden Adoleszenz einsetzt. Einmal erworbene und durch häufiges Üben verfestigte neuromuskuläre Strukturen lassen sich im Bereich der Schnelligkeit später nur noch mit überhöhtem Aufwand oder gar nicht mehr verändern. Im Nachwuchstraining (12. bis 15. Lebensjahr) können neuromuskuläre Mechanismen noch relativ gut geprägt werden. Durch Erleichterungen soll den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, elementare Bewegungsprogramme zu entwickeln. Die Erleichterungen sind dabei auf Leistungsvoraussetzungen gerichtet, die für den Erwerb der Zielprogramme noch nicht ausreichend entwickelt sind. Beim Tennis sind dies häufig Defizite bei den Kraftvoraussetzungen oder den koordinativen Grundlagen, so daß in diesen Fällen die beidhändige Rückhand oder das Spiel im Kleinfeld bzw. die Verwendung des Softballes (oder Easy-Play-Ball) oder des Kurzschlägers das Mittel der Wahl sind, um die Schnelligkeit frühzeitig zu aktivieren. Nach jüngsten Auffassungen zur optimalen Entwicklung der Schnelligkeit bedarf es zuerst der Ausbildung der elementaren Schnelligkeit über sogenannte kurze Zeitprogramme, um diese anschließend in komplexe Schnelligkeitsanforderungen zu integrieren; erst auf der letzten Ausbildungsstufe wird der wettkampfspezifische Verbund gesucht. Diese Reihenfolge ist besonders wichtig im Blick auf eine langfristige Leistungsentwicklung im Kindes- und Jugendalter. Beispielsweise wird bei Kindern im Alterzwischen 6 und 12 Jahren zunächst die elementare Schnelligkeit ausgebildet. Anschließend wird je nach Trainingsziel und Entwicklungsstand die Schnelligkeit in ihren sämtli- 168 chen komplexen Anforderungen geschult, damit sie schließlich in der wettkampfspezifischen Situation in Verbindung mit Technik und Taktik optimal angewendet werden kann. Über Mechanismen und Einflußmöglichkeiten auf elementare neuromuskuläre Bewegungsprogramme im Tennissport ist insgesamt noch sehr wenig bekannt. Während in Sprint- und Sprungdisziplinen der Leichtathletik die Ausbildung elementarer Bewegungsprogramme bereits zum festen Bestandteil im Hochleistungstraining gehört, existieren derzeitig noch keine gesicherten Erfahrungen über den Einfluß auf die Schnelligkeit tennisspezifischer Lauf- und Schlagbewegungen. Stets ist auf optimale Bewegungsökonomie zu achten. Interessant gestaltete Trainingsinhalte mit vielseitigen Trainingsmitteln sind für die Entwicklung der Schnelligkeit notwendig, da sich sonst frühzeitig Stagnation oder gar Minderung der Schnelligkeitsleistungen bemerkbar macht. Trainingsbeispiele Reaktionsschnelligkeit und azyklische Schnelligkeit werden in der Regel nicht isoliert, sondern kombiniert (Antizipation + Reaktion + Start zum Ball + Schlag) in ausgewählten Tennissituationen trainiert. Im Anfänger- und Fortgeschrittenenstadium empfiehlt es sich, die jeweilige Lauf- und Schlagtechnik zuerst bei submaximaler Ausführungsgeschwindigkeit zu trainieren, damit technische Fehler und verkrampfte Bewegungsausführung vermieden werden. Zu Beginn eines Schnel- ligkeitstrainings sowie bei speziellen, individuellen Defiziten kann es sich als günstig erweisen, die diversen Schnelligkeits-Teilleistungen auch isoliert zu trainieren. Reaktion/Antizipation | BeispieM • - | Sprintstart in unterschiedliche Richtungen (z.B. nach vorn/hinten oder zur Seite) über kurze Entfernung (4 bis 10 m) auf optisches Startzeichen. | - ' < Beispiel 2 *•? .f">"»^ »Schwarz/Weiß«: Paarweises Reaktionsspiel (z.B. Ausgangspunkt jeweils 10 cm links und rechts der Mittellinie). | . Beispiel 3 - Der Spieler steht kurz vor der Tenniswand und hat die Aufgabe, sämtliche Bälle mit Hand oder Fuß abzufangen. Hinter ihm steht der Partner und wirft die Tennisbälle in verschiedener Geschwindigkeit, Höhe und Richtung gegen die Wand. | •?«,•»--•• Beispiel^ • u -%&Vt.-*^ »Maschinengewehr« mit verschiedenfarbigen Bällen (gelb: Volley nach rechts; orange: Volley nach links). Der Zuspieler rückt stetig näher an das Netz. | Beispiel 5 . .j Der Aufschläger wechselt die Aufschlagrichtung, abwechselnd Vorhand- und Rückhandseite. Der Returnspieler soll bereits vor dem Treffen des Balles durch den Aufschläger durch Ausholbewegung und Oberkörperdrehung zeigen, Trainingsbeispiele daß er die Aufschlagrichtung erkannt hat. Beispiel 6~ J Der Aufschläger variiert seinen Aufschlag hinsichtlich Härte, Richtung und Drall, so daß der Returnspieler sich ständig anpassen muß. Beispiel 7~ ] Return aus einer Ausgangsposition, die 1, 2 oder 3 m vor dem üblichen Schlagort liegt. [ Laufschnelligkeit Beispiel 1 Beispiel 4 | Explosiver Sprunglauf nach vorne, Kurzsprint am (steilen) Hügel oder Zugläufe mit Deuser-Band zur Steigerung der Kraftschnelligkeit, Skipping und Sprint bergab zur Verbesserung der Bewegungsschnelligkeit. | Beispiel 2 2mal 6 Tiefsprünge oder kombinierte Tief-/Weit-/Hochsprünge mit einer Serienpause von 5 bis 8 Minuten (z.B. Niedersprung vom 30 bis 40 cm hohen Kleinkasten mit schnellstmöglich folgendem Schlußsprung über eine Hürde variabler Höhe/Weite). Die Stützzeiten sollen so kurz wie möglich gehalten und in wenigstens der Hälfte aller Versuche realisiert werden. I gl^^^BinspielB"'Vorgegebene Schrittkombinationen (z.B. auch über Kreuzschritte, Beispiel 5 m Schlagschnelligkeit Explosiver Abdruck (mit extrem kurzer Kontaktzeit) der Hände (Handgelenkbeuger) und Arme (Ellbogenstrecker) vom Boden nach dosiertem Fall in den KnieLiegestütz. fMJMT ' Explosiver Weitwurf mit Schlagbällen (unterschiedliches Gewicht) aus dem Kniestand oder normaler Wurfausgangsstellung. | 2mal 6 Pendelläufe über 12 bis 20 m; z.B. von linker Einzelseitenlinie zur rechten Seitenlinie und wieder zurück. Jede Minute wird neu gestartet, und die Pause zwischen den beiden Serien beträgt 3 bis 5 Minuten. ] C Wechselseitiges Fußtapping mit kurzen Sprints. : | Beispiels"" »Schmetterball-Volley«: Aus dem Volley-Duell im Halbfeld wird ein Lob gespielt; der anschließende Schmetterball (Präzision vor Geschwindigkeit) soll als Volley ins gegnerische Feld plaziert werden. | Seitstellschritte o.a.) in höchster Geschwindigkeit im Kreuz- oder Kästchen-Viereck/Dreieck sowie in der Strickleiter: Hierbei sollen die Kontaktzeiten so kurz wie möglich gehalten werden. m\ 2mal 3 Linienläufe (vorwärts/ rückwärts/Sidesteps) mit 3 bis 4 Umkehrpunkten; z.B. HalfcourtMitte zur Einzelseitenlinie links, zur Einzelseitenlinie rechts, zur Grundlinie, zur Einzelseitenlinie links. 4mal 4 Gegenstarts zum Ball; z.B. muß der kurzgespielte Ball als tiefer Volley erreicht werden, nachdem ein Seitwärtslauf an der Grundlinie mit maximaler Geschwindigkeit und anschließendem Passierschlag vorausgegangen ist. Das Zuspiel erfolgt jeweils in der Weise, daß ca. ein Drittel der Bälle gut erreicht, ein Drittel knapp und ein Drittel nicht erreicht werden kann. :• - - msmm- Aufschlag (Kanonenaufschlag): Als grobes Maß für die Geschwindigkeitsvorgabe kann die Höhe des zweiten Aufsprungs an der gegenüberliegenden Wand (Zaun) gelten. Empfehlenswert sind beispielsweise 2mal 6 Kanonenaufschläge von links und 2mal 6 von rechts. a^näi^i Rückhandschmetterball: Der zweite Aufsprung des Balles muß eine vorgegebene Höhe (z. B. Zaunhöhe) übertreffen. Empfehlenswert sind beispielsweise 10mal 3 Rückhandschmetterbälle. ®^Tßä)si Aufschläge mit Vorwärtsdrall (Twistaufschläge): Die Flugkurve der Aufschläge sollte nach dem Aufsprung auf Höhe der gegnerischen Grundlinie mindestens über Kopfhöhe sein (Returnspieler oder auch Schiedsrichterstuhl dienen als Kontrolle). Es werden 5mal 8 Twistaufschläge empfohlen. 169 Konditionstraining (M23J0 laaßjttä)© Vorhand-Grundlinienschlag: »Winner«-Vorhand aus der Rückhandecke tief-cross in das gegnerische Rückhandfeld. Ausgehend von der Mitte der Grundlinie werden auf entsprechendes Zuspiel nach Umlaufen der Rückhand beispielsweise 5mal 6 Vorhandschläge aus der eigenen Rückhandecke in das gegnerische Rückhandfeld geschlagen. ;.u8Bjflaiy ~. f Gewinnschläge mit Vor- und Rückhand aus dem Halbfeld: 10mal 4 Vor- und/oder Rückhandschläge werden auf entsprechend kurzes und hohes Zuspiel aus dem Halbfeld als »Winner« (longline oder cross) geschlagen. Komplexübungen Flug- und Schmetterball (s. auch Koordinationstraining, Beispiel 3, S. 124). Beweglichkeit Definition und Bedeutung Beweglichkeit (Flexibilität) oder Biegsamkeit bezeichnet den Bewegungsbereich in einem oder mehreren Gelenken. Sie hängt vor allem ab von der Dehnungsfähigkeit bzw. Elastizität der Muskeln. Allgemein gilt der maximale Bewegungsausschlag (Schwingungsweite) eines Gelenkes als Maßstab für die Güte der Beweglichkeit. läMäjy Returntraining mit frühestmöglichem Treffpunkt auf vorgegebenes Ziel als »Winner«. mmwy\ Erlaufen eines Stops oder Lobs mit situationsangemessener Schlagausführung. ÜJafinSIS! 2 oder 3 tiefe Volleys hintereinander mit jeweiliger Rückkehr zum vorgegebenen Ausgangspunkt (z.B. Mittelstrich an der Grundlinie). MfflaJ<yr *~.-f!m Grundlinienschläge aus vollem Lauf (s. auch Koordinationstraining, Beispiel 1, S. 123). 170 Diese isolierte Betrachtungsweise berücksichtigt jedoch beim Tennis viel zu wenig den komplexen Zusammenhang der Beweglichkeit mit der individuellen Schnelligkeit und der Koordinationsfähigkeit. Beispielsweise setzen blitzschnelle Aktionen in schwierigen Situationen beim Return oder Volley Ausweichbewegungen des gesamten Körpers, präzise Schlägerführung und korrekten Treffpunkt voraus und erfordern hohe Beweglichkeit in enger Verbindung mit Schnelligkeit und guter Koordination. Gute Beweglichkeit (im engen Sinn) bietet dem Tennisspieler durch Vergrößerung der Bewegungsamplitude günstige Voraussetzungen für maximale Bewegungsschnelligkeit (z.B. Aufschlag, Return), präzise Bewegungsausführung (z. B. tiefer Volley) und hohe Bewegungsökonomie (z.B. Aufschlag, Rückhand). Folglich ist die Beweglichkeit wichtig für technisch korrekte und zugleich schnelle Bewegungsausführung. Ferner schützt eine gute Beweglichkeit vor kurzfristiger und chronischer Überbeanspruchung gelenkstabilisierender Strukturelemente (Muskeln, Bänder, Kapsel und Knorpel usw.) und beugt akuten Verletzungen (z. B. Zerrung oder Riß der Bauch- oder Oberschenkelmuskulatur) und chronischen Überlastungsschäden (z.B. Tennisellbogen und Tennisschulter) vor. Der Tennisspieler nutzt das Beweglichkeitstraining nicht nur zur Verletzungsprophylaxe, sondern auch als Regenerationsmaßnahme nach anstrengenden Trainings- und Wettkampfbelastungen. Im Sinne einer »Muskelund Gelenkhygiene« kann schnellstmöglich ein besseres physisches und psychisches Wohlbefinden herbeigeführt werden. Zur Gelenkstabilisierung und Verletzungsvorsorge ist eine gezielte Dehnung speziell jener im Tennissport besonders beanspruchten Muskelgruppen notwendig, die zur Verkürzung neigen; daher sind Dehnübungen für folgende Gelenke und Muskelgruppen wichtig: Handgelenk (Beuger und Strecker), Ellbogengelenk (insbesondere Strecker), Schultergelenk (Armheber und -senker), Wirbelgelenke vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule (Rückenstrecker), Hüftgelenk (Beuger, Strecker und Beinanzieher) und Kniegelenk (Strecker und Beuger). Hauptmethode für die Dehnung Wir unterscheiden zwei Hauptmethoden im Beweglichkeitstraining: Beweglichkeit • Statische Dehnung (einschließlich postisometrische Dehnung) • Dynamische Dehnung Die früher üblichen aktiv-dynamischen Dehnübungen wurden im vergangenen Jahrzehnt zunehmend durch passiv-statische Dehnübungen verdrängt. In jüngster Zeit zeichnet sich eine Gleichberechtigung beider Arten der Dehntechnik ab, die je nach Trainingsziel im entsprechenden Verhältnis regelmäßig angewandt werden. Neueste Untersuchungsergebnisse zur Verbesserung der Beweglichkeit sprechen jedenfalls dagegen, nur eine Dehntechnik als die ausschließliche Methode zu bevorzugen. Statische Dehnung Bei der statischen Dehnung wird die reflektorische Gegenspannung des Muskels so niedrig wie möglich gehalten, und zugleich kann mit dieser Methode der Dehnungsreiz möglichst lange Zeit einwirken. Ein langsames Herantasten an den optimalen Dehnungsreiz (Endposition), Kontinuität des Dehnungsreizes über mehr als 10 Sekunden, mehrfache Wiederholung und das Ausnutzen eines Kontraktionsrückstandes (Anspannungs-Entspannungs-Dehnung) schaffen hierzu die günstigsten Voraussetzungen. Hieraus leiten sich zwei Haupttechniken des Stretchings ab: die gehaltene Dehnung und die Anspannungs-Entspannungs-Dehnung (postisometrische Relaxation). Bei der gehaltenen Dehnung (passives Stretching) wird der Muskel langsam (sanft) bis zu jener Länge gedehnt, die noch ohne Schmerzen ertragen werden kann. Diese Phase (easy Stretch) hält man 10 bis 30 Sekunden bzw. mindestens so lange, bis das Spannungsgefühl deutlich nachläßt. Danach beginnt die zweite Phase (development Stretch) mit einer erneuten langsamen Nachdehnung, die wiederum für 10 bis 30 Sekunden gehalten wird, ohne daß durch die Summation beider Phasen eine Haltezeit von insgesamt 40 bis 50 Sekunden überschritten wird. Verschiedene Modifizierungen sind möglich; eine Überstreckung sollte jedoch grundsätzlich vermieden werden. Bei der Anspannungs-Entspannungs-Dehnung (z. B. proprioceptive neuro-muscular fascilitoring bzw. PNF-Stretching) wird die Muskulatur unmittelbar vorher maximal angespannt, so daß die hemmende Wirkung der Sehnenspindeln auf den Dehnungsreflex ausgenutzt wird. Dies führt zu einer Entspannung des Muskels mit einer erweiterten Dehnungsstellung. In der Praxis wird die Muskelgruppe 3 bis 6 Sekunden isometrisch angespannt, kurz für 2 bis 3 Sekunden völlig entspannt und in direktem Anschluß mindestens 7 bis 10 Sekunden gedehnt. Dynamische Dehnung Traditionelle Gymnastik durch dynamische Dehnung verbessert die Gelenkbeweglichkeit durch den Aufwärmeffekt und aktiviert das neuro-muskuläre Zusammenspiel. Übungen zur Schlagimitation sind besonders vorteilhaft, um Dehnungsgefühl und Dehnfähigkeit der Ausholbewegungen und Schwungeinsätze zu entwickeln; dies gilt beim Tennisspieler vor allem für das Schultergelenk. Durch strenge Beachtung einer kontrollierten und zügigen Bewegungsführung mit dosierter Erhöhung des Dehnungsgrades wird der Muskeldehnungsreflex, der den Dehnungseffekt erheblich beeinträchtigt, vermindert. Bei dieser Vorgehensweise können die Nachteile einer dynamischen Dehnung (Verletzungsgefahr, mangelhafte Endstellung durch Eigenreflexe und Ausgleichsbewegungen benachbarter Gelenke) mit einem Verlust des Wirkungsgrades für die Beweglichkeitssteigerung erheblich vermindert werden. Nach aktuellem Wissensstand wird dynamische Dehnung ergänzend zu speziellen Stretching-Übungen (vornehmlich zur VerletzungsProphylaxe und Muskelbalance) eingesetzt, zumal hiermit eine allgemeine und tennisspezifische Aufwärmung besser gelingt als mit statischer Dehnung. Kontrollübungen Zur objektiven Überprüfung der aktuellen Beweglichkeit der Spieler und der Trainingseffizienz werden standardisierte Kontrollübungen benötigt. EÖÖjßältffr Schulterbeweglichkeit: Ausschultern mit gestreckten Armen, Hände halten ein Handtuch. Gemessen wird der geringste mögliche Abstand der Hände. (Mä-MS Wirbelsäulenbeweglichkeit (vorwärts): Rumpfbeuge vorwärts mit gestreckten und geschlossenen Beinen. Gemessen wird der Abstand der Fingerspitzen zur Oberkante des Kleinkastens bzw. Schemels. Qgteijftg a Hüftbeweglichkeit (rückwärts, speziell M. iliopsoas): Aus der Bauchlage (mit gebeugtem Kniegelenk) kann bei guter Dehnbarkeit der Oberschenkel vom Boden gehoben werden. 171 Konditionstraining Allgemeine Hinweise für die Praxis Trainingsbeispiele Die Qualität des Beweglichkeitstrainings wird insbesondere durch Berücksichtigung folgender allgemeiner praktischer Hinweise positiv beeinflußt: • Vor Beginn des Beweglichkeitstrainings sollte stets eine allgemeine und spezielle Aufwärmung erfolgen. • Ein Übungsprogramm für Tennisspieler ist nur komplett, wenn dynamische und statische Beweglichkeitsübungen eingesetzt werden. • Hohe Umgebungstemperaturen, Wärmetherapie (z.B. Fango, heiße Bäder) und Massage haben einen positiven Einfluß auf die Beweglichkeit, während psychische Erregung (z.B. Anspannung, Angst) über eine Erhöhung des Muskeltonus die Beweglichkeit beeinträchtigt. Allgemeine Beweglichkeit Längere, kontinuierliche Dehnungszeiten (z. B. 30 Sekunden Stretching) oder hohe Wiederholungszahlen nach dem Serienprinzip steigern den Erfolg des Beweglichkeitstrainings, da erst die Summation der Dehnungsreize die Muskellänge wesentlich zu beeinflussen vermag. • Im ermüdeten Zustand können dynamische Dehnübungen die Verletzungsgefahr erhöhen, während statische Dehnübungen (ggf. in Kombination mit Lockerungs- bzw. Mobilisationsübungen) die Regenerationszeit eher verkürzen. • Übertreibung des Beweglichkeitstrainings führt allerdings zu einer Beeinträchtigung der Schnellkraft und der Bewegungsfrequenz. Schulter/Arm • Schulterkreisen (mit Schläger und ggf. mit Tennisbag) • Dehnung des großen Brustmuskels sowie der Ober- und Unterarmbeuger (Abb. 92) • Dehnung der Handgelenkstrecker und Außenwender des Unterarms (Abb. 93) • 172 Abb. 93 Lendenwirbelsäule/Hüfte • Rumpfkreisen • Schlußsprünge mit stetig wechselnder Verwringung von Oberkörper und Beinen • Dehnung der tiefen Rückenmuskulatur • Dehnung der Gesäßmuskulatur (Abb. 94). Abb. 94 Trainingsbeispiele Hüfte/Beine • Dehnung der Hüftbeuger • Dehnung der Oberschenkelanzieher (Abb. 95) Tennisspezifische Beweglichkeit (Kombination mit Schnelligkeit und Koordination) • • ADD. 33 Dehnung der Kniestrecker und Hüftbeuger (Abb. 96). • • • Dosiertes Schlagtraining (z. B. paarweises Volleyspiel im Halbfeld) mit Zusatzaufgaben (z.B. gleichzeitiges Spiel mit 2 Bällen, Drehung um 360 Grad oder Schlägerübergabe durch die Beine unmittelbar nach jedem Schlag). Auf Zuspiel im Kleinfeld jeden Ball hinter dem Körper oder zwischen den Beinen zurückspielen. Aufschlag sowie Vorhand- und Rückhand-Topspin mit großer Schwingungsweite im Schulter-, Ellbogen- und Handgelenk (einschließlich Unterarmdrehung) ohne Ball. Return 1 bis 2 m vor der Grundlinie gegen weit nach außen plazierte Aufschläge mittlerer und hoher Geschwindigkeit. Tiefer Vorhand-und RückhandVolley bzw. Halbvolley nah am Netz (Ausgangsposition: Drehscheibenposition) auf Zuspiel/ Zuwurf des Partners. Abb. 96 Heimprogramm Viele Tennisspieler(innen) erreichen ihre optimale Leistungsfähigkeit nicht, weil sie dem harmonischen Aufbau ihres Bewegungsapparates durch Kräftigung entsprechender Muskelgruppen zu wenig Beachtung geschenkt haben. Auch die Zunahme der verletzungsbedingten Ausfälle von talentierten Nachwuchsspielern und international bekannten Spitzenspielern läßt vermuten, daß eine sorgfältige Muskel- und Gelenkhygiene der besonders beanspruchten Körperregionen in sträflicher Weise vernachlässigt wird. Im Tennissport sind die Körperregionen Rücken (insbesondere Lendenwirbelsäule), Oberschenkel und Knie durch stetige (Über-)Beanspruchung sowie der Schlagarm und die Schlagschulter durch die vorgegebene tennisspezifische Einseitigkeit besonders verletzungsanfällig. Folglich geht es vorrangig darum, die Muskulatur in den genannten Problemzonen zu kräftigen und zugleich für einen Ausgleich gegenüber den einseitigen Beanspruchungen zu sorgen. Zur Verhütung dieser Gefahren ist ein entsprechendes Trainingspro- 173 Konditionstraining gramm notwendig. Ziele dieses Trainings sind: • Aufbau und Stabilisierung des Bewegu ngsapparates • Ausgleich muskulärer Dysbalancen • Vorbeugung von Tennisverletzungen Obwohl in jüngster Zeit gerade in Deutschland eine Vielzahl von Fitneßstudios über ein attraktives Geräteangebot verfügen und deren Inanspruchnahme auch für Tennisspieler durchaus wünschenswert wäre, ist die Akzeptanz bei Tennisspielern vergleichsweise gering. Die Gründe hierfür dürften vor allem darin liegen, daß die vorhandenen Kraftgeräte bzw. -maschinen zu wenig die tennisspezifische Bewegungsfolge abbilden und das Training im Fitneßstudio von Tennisspielern häufig als eintönig empfunden wird; außerdem ist dafür ein hoher finanzieller (ca. 6 0 - bis 100,- DM monatlich) und zeitgleicher Aufwand (u.a. für Hin- und Rückfahrt) notwendig. Es muß daher nach Möglichkeiten gesucht werden, möglichst praxisnah und zugleich kostengünstig sowie zeitökonomisch zu trainieren. Die Auswahl der folgenden Übungen erfolgt vorrangig unter drei Gesichtspunkten: Sie sollen verschiedene besonders beanspruchte Regionen des Bewegungsapparates erreichen, relativ wenig Zeit beanspruchen und müssen jederzeit ohne wesentliche Hilfsmittel am Arbeitsplatz und daheim (Heimprogramm) durchführbar sein. Das Heimprogramm sollte regelmäßig wöchentlich mindestens 1 - bis 2mal durchgeführt werden. In Einzelfällen empfehlen wir auch ein tägliches Training. Es sollte normalerweise 10 Minuten nicht unterschreiten. 174 Wir empfehlen dringend die Berücksichtigung folgender allgemeiner Prinzipien für Übungen zum Aufbau und zur Stabilisierung der Muskelkraft (spezielle Hinweise für die Durchführung der Dehnübungen s. S. 171): • Stetige Beachtung einer korrekten und funktionellen Bewegungsausführung (insbesondere bezüglich Beckenstellung und Wirbelsäule). • Anfänger beginnen mit geringer Belastung und steigern zuerst die Belastungsdauer bzw. den Belastungsumfang. • Mehrfache Wiederholung einzelner Übungen steigert die Effektivität des Trainings. • Für eine Vergrößerung des Muskelquerschnitts sind hohe bis höchste Belastungsreize (z.B. über Zusatzgewichte bzw. erschwerte Ausführungsbedingungen) notwendig. Abb. 97 • Durch Abwechslung der Muskelgruppen kann die Reizstärke (-höhe) erhalten bleiben. • Dehnübungen unmittelbar nach der Kraftbelastung sind aus funktionellen und regenerativen Gründen empfehlenswert. • Leistungstennisspieler im Kindes- und Jugendalter sollten sich jährlich bei einem Sportarzt oder Orthopäden zur Kontrolle ihres Halte- und Bewegungsapparates vorstellen. Beispiele für die Praxis Aufwärmen • 5 Minuten Seilspringen in verschiedenen Variationen (Abb. 97). • Kombination von Lauf auf der Stelle, Kniehebelauf sowie einbeiniges Seitwärtsspringen (ggf. auf Weichmatte). Bauch • Ausgangsposition: Rückenlage bei rechtwinklig aufgelegten Beinen auf einem Stuhl (Gymnastikball), die Hände liegen neben dem Gesäß. Aus der Ausgangsposition erfolgt langsames Abheben der Wirbelsäule, gleichzeitig gleiten die Hände über den Boden in Richtung der Stuhlbeine. In der Endposition sind Schultern und Brustwirbelsäule deutlich vom Boden abgehoben (Abb. 98). • Ausgangsposition: Rückenlage mit aufgelegten Beinen, die Hände sind hinter dem Nacken verschränkt. Zunächst werden die Bauchmuskeln so weit angespannt, daß die Lendenwirbelsäule gegen den Boden gedrückt wird; erst danach erfolgt ein langsames Aufrollen mit Seitwärtsdrehung der Wirbelsäule, bis in der Endposition Schultern und Brustwirbelsäule vom Boden abgehoben sind (Abb. 99). Rücken • Ausgangsposition: Aus dem Kniestütz je einen Arm und ein Bein (der Gegenseite) diagonal bis zur Waagerechten strecken (Abb. 100). In der Endposition gestrecktes Bein leicht nach innen rotieren und Hohlkreuzhaltung meiden. 175 Konditionstraining • Ausgangsposition: Bauchlage mit frei beweglichem Hüftgelenk auf Langbank, Turnkasten oder Tisch, wobei der Oberkörper mit den haltenden Händen fixiert wird (Abb. 101). Beide Beine gemeinsam oder wechselseitig bis höchstens zur Waagerechten strecken; Vorsicht vor Hohlkreuzhaltung! • Ausgangsposition: Rückenlage mit gestreckten Beinen, die Handflächen liegen auf dem Boden neben dem Gesäß. Für die Endposition werden die Handflächen gegen die Unterlage gedrückt und das Becken langsam vom Boden gelöst und nur wenig abgehoben; zusätzlich kann ein Bein bis etwa in Höhe des Knöchels oder der Fußspitze des anderen Beines angehoben werden (Abb. 102). Spielern mit geringem Kraftniveau gelingt das kontrollierte Abheben des Beckens anfangs nicht. Diese Spieler(innen) beginnen mit mehrmaligem Anspannen, ohne daß eine wesentliche Hochbewegung erfolgen muß. Becken(-stabilisation) • Ausgangsposition: Rückenlage mit angestellten Beinen, die Hände liegen neben dem Gesäß. Aus der Ausgangsposition wird langsam das Becken abgehoben, bis die Oberschenkel mit dem Oberkörper eine (aufsteigende) Linie bilden; anschließend wird zusätzlich ein Bein vom Boden gelöst und gestreckt (Abb. 103). Hierbei darf die Beckenhälfte des gestreckten Beines nicht absinken. 176 Heimprogramm • Ausgangsposition: Rückenlage mit einem angestellten Bein, die Hände umgreifen das Kniegelenk des anderen Beines und ziehen es in Richtung des Brustkorbes. Das Becken langsam abheben und so weit wie möglich nach oben schieben; zugleich das Knie des anderen Beines mit den Händen so dicht wie möglich zum Brustkorb ziehen (Abb. 104). Hierbei muß die Hüftbeugung des gehaltenen Beines bei der Durchführung der Übung aufrechterhalten bleiben, da sonst eine »Hohlkreuzhaltung« droht. Schufter/Rumpf • Ausgangsposition: Rückenlage mit gestreckten Beinen, die Unterarme sind aufgestützt. Langsames Drücken in den Stütz (rücklings) auf den Unterarmen und zugleich den Körper (»fest wie ein Brett«) in Spannung halten (Abb. 105). Anschließend kann noch ein Bein vom Boden abgehoben werden. • Ausgangsposition: Seitlage, beide Beine liegen übereinander, ein Unterarm ist aufgestützt, und der Ellenbogen befindet sich unter dem Schultergelenk. Aus der Seitlage langsam in den Stütz auf dem Unterarm drücken und dabei den Körper steif in Spannung halten; anschließend kann zusätzlich ein Bein vom Boden gelöst werden (Abb. 106). 177 Konditionstraining Beine • Ausgangsposition: Der Oberkörper ist gegen eine Wand gestützt, der Kniegelenkswinkel beträgt 100 bis 120°, die Füße sind etwa hüftbreit auseinander. Aus der Ausgangsposition wird der Fuß des unbelasteten Beines in die Kniekehle des Standbeines gelegt, anschließend wird in den Zehenstand übergegangen (Abb. 107). Die folgenden Übungen dienen speziell der Vorbeugung von aku- ten Tennisverletzungen und können unmittelbar vor dem Tennistraining oder Tenniswettkampf durchgeführt werden. Gemeinsames Kennzeichen ist stets der Wechsel zwischen Anspannung und Dehnung der Muskulatur. Oberschenkelanzieher (Adduktoren) Anspannung: Sitz gegen eine Wand oder einen Partner mit möglichst aufgerichteter Wirbelsäule; beide Fersen zum Gesäß ziehen, die Ellbogen sind an der Innenseite der Kniegelenke. Die Knie drücken so kräftig wie möglich gegen die Ellenbogen, welche eine Bewegung nach innen verhindern. Dehnung: Beide Kniegelenke werden bei aufrechter Sitzhaltung nach außen in Richtung des Bodens gezogen, wobei die Ellenbogen die Dehnung sanft unterstützen (Abb. 108). Handgelenkbeuger/Unterarmaußenwender (Pronatoren) Anspannung: Im aufrechten Stand werden bei gebeugtem Ellenbogen beide Hände ineinander verschränkt, die Handflächen zeigen zum Körper. Der Griff wird verstärkt, als wolle man einen Tennisball zusammendrücken. Dehnung: Die Hände bleiben verschränkt und werden mit den Handflächen nach vorne bis zur Ellenbogenstreckung vom Oberkörper weggeschoben; abschließend erfolgt noch eine letzte Innenrotation bis zum Anschlag (Abb. 109). 178 Heimprogramm Kniestrecker/Hüftbeuger Anspannung: Im Sitz auf einem Stuhl so weit auf den seitlichen Rand rutschen, daß ein Bein neben der Sitzfläche nach hinten gezogen werden kann. Eine Hand greift den gleichseitigen Fußrücken, der versucht, die haltende Hand nach unten zu drücken. Dehnung: Der Fuß wird zum Gesäß gezogen, ohne daß das Becken nach vorne kippt (Vorsicht: Hohlkreuzhaltung). Der auf dem Boden stehende Fuß hält konstant seine Ausgangsstellung (Abb. 110). Handgelenkstrecker/Unterarm Außenwender (Supinatoren) Anspannung: Bei leicht gebeugtem Ellenbogen liegt eine Hand auf dem Handrücken der zur Faust und innengewendeten geschlossenen Hand. Die untere Hand versucht die obere (nach außen) hochzuheben. Dehnung: Nach Streckung des Ellenbogens wird das Handgelenk so weit wie möglich gebeugt und der Unterarm innengewendet (Abb. 111). Rückenstrecker Anspannung: In Rückenlage umfassen beide Hände die gebeugten Kniegelenke, der Kopf liegt auf dem Boden. Die Knie drücken gegen die haltenden Hände, der Kopf gegen die Unterlage. Dehnung: Die Knie werden so dicht wie möglich zum Oberkörper gezogen, der Kopf wird eingerollt (Abb. 112). 179 10-Minuten-Heimprogramm Im folgenden stellen wir ein Beispiel für ein 10-Minuten-Heimprogramm vor. Dieses Programm kann täglich nach dem Aufstehen, nach der Schule, vor dem Tennis- 180 training oder während eines Fernsehprogramms durchgeführt werden. Je nach Trainingsziel bzw. Schwachstellen des Körpers (z.B. Lendenwirbelsäule, Tennisellen- bogen) oder zeitlicher Verfügbarkeit (z.B. 5 Minuten oder 30 Minuten) sollten Übungsauswahl und Trainingszeit individuell sinnvoll modifiziert werden. Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training Auffallende psychologische Phänomene und Probleme Vor, während und nach Wettkämpfen hört man oft ähnliches: »Heute läuft es aber überhaupt nicht - vor allem meine Vorhand kommt gar nicht«, »Mensch, das gibt es doch nicht, daß ich einen solch leichten Volley verschlage«, »Der spielt ja wie im Traum«, »Ich weiß genau, was ich bei der Rückhand falsch mache, aber ich kann es mir im Wettkampf nicht abgewöhnen«, »Bei dieser Führung habe ich schon oft verloren«, »Bei einem solchen Wind kann man nicht gewinnen«. Solche häufig zu hörenden Aussagen weisen darauf hin, daß Leistungen im Tennis nicht nur durch körperliche, technische und taktische Voraussetzungen bestimmt werden, sondern daß auch psychische Prozesse von wesentlicher Bedeutung sind, ja in bestimmten Situationen für Sieg und Niederlage ausschlaggebend sein können. • Es gibt, Spieler, die gegen bestimmte Gegner (sog. Angstgegner), die in der Rangliste unter ihnen eingestuft sind, immer wieder verlieren (und dies auch stets erwarten). • Viele Spieler versagen in der Favoritenrolle, fühlen sich dagegen in der Außenseiterrolle wohl oder lassen sich durch Niederlagen negativ stark beeinflussen. • Ebenfalls viele Spieler finden vor allem wegen übergroßer Nervosität im Vorstartzustand in der Anfangsphase des Spiels nicht zu ihrem gewohnten Spiel und können sich nicht konzentrieren. • Je nach Spielerstand verkrampfen manche Spieler, z.B. spielen sie noch bei einem mittleren bis hohen Rückstand vermeintlich frei auf und kommen zum Ausgleich. Bei hoher Führung stellt sich plötzlich Angst vor dem Gewinnen ein. Bestimmte Spielstände, insbesondere derTie-Break, werden oft besonders gefürchtet. • Einzelne Spieler reagieren gegenüber äußeren Bedingungen wie Platzverhältnissen oder akustischen Störreizen labil. • Andere verlieren die Selbstbeherrschung bei unerwarteten Ereignissen während des Spiels wie vermeintlichen ungerechten Schiedsrichterentscheidungen, sog. Glücksbällen und unerwartet gekonnten Aktionen des Gegners, aber auch unerwarteten eigenen Fehlern. • Grundsätzlich lassen sich Spieler in unterschiedlichem Maße vom sozialen Rahmen, in dem das Spiel stattfindet, beeinflussen. Manche reagieren beispielsweise unterschiedlich auf Zuschauer oder bringen nur bei Anwesenheit des Coachs während des Wettkampfs ihre optimale Leistung. Andere wiederum reagieren in Einzelwettbewerben anders als in Mannschaftswettkämpfen usw. Solche Beispiele zeigen, daß Tennis eine Sportart ist, die - betreibt man sie wettkampfmäßig - in starkem Maße psychisch beanspruchend und belastend, gegebenenfalls sogar überfordernd ist. Dies hängt vor allem mit der Struktur des Tennissports, der Konfrontation mit einem Gegner, den hohen technischen Anforderungen und der spezifischen Zählweise, die häufig zu einem dramatischen Spielgeschehen führen kann, zusammen. Faßt man diese Beispiele psychischer Belastung zusammen und versucht, Gründe dafür zu finden, dann ergeben sich in der Praxis folgende Hauptprobleme: 181 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training • Angst/Streß • Mangelndes Selbstvertrauen • Konzentrationsmangel • Verlust der Selbstkontrolle Die meisten Spielerinnen und Spieler entwickeln jedoch persönliche Techniken der Selbstbeeinflussung mit dem Ziel, sich zu entspannen, aber auch sich anzuregen, sich zu konzentrieren, Selbstvertrauen zu gewinnen und Selbstbeherrschung zu behalten. So wird der Aufschlag häufig zum Ritual, nach dem Ballwechsel wird ein bestimmter Weg zum nächsten Aufschlag bevorzugt; manche Spieler feuern sich auf dem Platz lautstark an und beschimpfen sich, andere führen eher leise Selbstgespräche; manche bevorzugen bestimmte Kleidungsstücke oder einen bestimmten Schläger u.a. Solche Techniken der Selbstbeeinflussung werden aus der Sicht der Wissenschaftals »naive Psychoregulationstechniken« bezeichnet. Sie entstehen aufgrund persönlicher Erfahrungen - häufig sind sie an erfolgreiche Situationen geknüpft - und sind aus der subjektiven Sicht des Spielers (also nicht objektiv) zu bewerten. Sie können durchaus positiv wirken, wenn sie über den Weg der Selbstsuggestion tatsächlich Entspannung und Konzentration, Selbstvertrauen und Zuversicht vermitteln. Problematisch werden sie jedoch dann, wenn das Festhalten an solchen ritualisierten Handlungen (und ggf. auch an Marotten) zu unangemessenen, unrealistischen, ja zwanghaften Interpretationen von Erfolg und Mißerfolg führt und somit keine flexible Anpassung an die ständig wechselnden Wettkampfbedingungen mehr ermöglicht. Deshalb ist es sinnvoll, solche naiven Psychoregulationstechniken ggf. zu ersetzen oder zu ergänzen durch ein psychologi- 182 sches Training, in dem auf systematische, kontrollierte und objektiv überprüfbare Weise versucht wird, die persönlichen Voraussetzungen zu verbessern, die für den Erfolg im Wettkampf wichtig sind. Deshalb kommt es auch darauf an, daß jeder Trainer von sich aus praktische Trainingsformen, die auch psychologische Gesichtspunkte berücksichtigen, entwickelt und erprobt, zumal die psychologischen Trainingsformen in besonderem Maße den individuellen Bedingungen der Spielerinnen und Spieler angepaßt werden müssen. Die folgenden Ausführungen sollen hierzu Anregungen geben. Um praktische psychologische Trainingsformen entwickeln zu können, bedarf es allerdings zunächst der Kenntnis psychologischer Grundlagen. Einige ausgewählte Gesichtspunkte, die die Kognitions-, Motivations- und Streßthematik betreffen, sollen deshalb im folgenden jeweils vorangestellt werden. Psychologische Trainingsformen Überblick Wesentliche psychische Bedingungen, die bei einer sportlichen Leistung wirksam werden, sind: • Kognitive Bedingungen (Wahrnehmungen, Aufmerksamkeit/Konzentration, Gedächtnis, Vorstellungen, Antizipation, Denken, Intelligenz und sportartspezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sich auf die Taktik beziehen) • Motivationale/emotionale Bedingungen (Leistungsmotiv, Angst/Streß, Einstellungen u.a.) Psychologisch orientiertes Training besteht darin, diese psychischen Leistungsvoraussetzungen systematisch zu verbessern und zu stabilisieren, d.h. durch planmäßiges Lernen und Üben Trainingseffekte zu erzielen, die im Wettkampf lei- Psychologische Trainingsformen stungsfordernd umgesetzt werden können. Wer solche Fähigkeiten und Fertigkeiten im Training nicht systematisch verbessert (automatisiert), kann nicht erwarten, daß er sie im Wettkampf (wie die Technik und Kondition) einsetzen kann. Die genannten kognitiven, motivationalen und emotionalen Bedingungen können in vier Gruppen psychologischerTraihingsformen gegliedert werden (Abb. 113). Beim sog. Mentalen Training wird der direkte Einfluß psychischer Bedingungen auf die Bewegung in besonderem Maße angesprochen. Beim Mentalen Training erfolgt eine systematische, intensive gedankliche Vorstellung eines Bewegungsablaufs mit dem Ziel seiner Verbesserung, ohne daß die Bewegung zunächst praktisch durchgeführt wird. Beim Wahmehmungs- und Konzentrationstraining werden leistungsbestimmende kognitive Fertigkeiten wie Bewegungswahrnehmung und Situationsüberblick, Aufmerksamkeit und Konzentration, Antizipation und taktisch richtiges Verhalten systematisch verbessert. Beim Motivationstraining geht es um die Verbesserung des Trainingsfleißes und mangelhafter Wettkampfeinstellung, um die Veränderung negativ wirkender Motivationen wie Furcht vor Mißerfolg, um realistische Zielsetzungen u.a. Das Psychoregulationstraining zielt schließlich auf den optimalen Einsatz von Konzentration, Antizipation, Spielintelligenz, Anstrengungsbereitschaft, Erfolgswille usw. im Wettkampf. Da die psychisch belastenden Wettkampfbedingungen zu unangemessenen psychophysischen Erregungs- und Spannungszuständen führen, wird im Psychoregulationstraining versucht, mit Hilfe psychologischer Verfahren den individuell angemessenen Aktivierungszustand (weder Verkrampfung noch Laschheit) zu erreichen. Diese kurze Übersicht über die verschiedenen psychologischen Trainingsformen zeigt, daß es enge Überschneidungen zu anderen Trainingsformen gibt, insbesondere zum Technik- und Taktiktraining. Damit ist auch an dieser Stelle angedeutet, daß die meisten psychologischen Trainingsformen in die Praxis des Technik- und Taktiktrainings zu integrieren sind (z.B. das mentale Training und das Konzentrationstraining in das Techniktraining sowie das Zielsetzungstraining in das Taktiktraining), dort jedoch besondere Akzentuierungen darstellen (s. auch Technik- und Taktiktraining). Kognitionen Wenn sich ein Spieler zum Beispiel beim Stande von 4:4 und 30:40 aus taktischen Gründen entschließt, direkt nach dem Aufschlag zum Angriff an das Netz vorzulaufen, dann können eine Reihe von kognitiven Prozessen ablaufen: Zunächst wird er versuchen, sich ganz auf den Aufschlag zu konzentrieren. Er wird den Bewegungsablauf des Aufschlags, den er dem Gegner hoch auf die Rückhand spielen will, in Gedanken kurz noch einmal durchführen. Er wird sich vornehmen, nach dem Aufschlag so schnell wie möglich vorzulaufen und zu versuchen, möglichst früh zu erkennen, wohin der Gegenspieler spielen wird und in welcher Position er sich befindet, damit er entscheiden kann, wohin er den Flugball am günstigsten spielt. Solche Prozesse, die mit Planen und Überlegen, dem Sich-Vorstellen und Wahrnehmen zusammenhängen, werden mit dem Begriff Kognitionen zusammengefaßt. Kognition ist ein Sammelbegriff für alle Prozesse des Wahrnehmens, Denkens, Sich-Vorstellens, Erinnerns. Wenn der Aufschläger den Ballwechsel abschließt, indem er einen unerreichbaren Flugball-Stop spielt und ihm diesbezüglich ein »gutes Ballgefühl« bescheinigt wird, dann ist der übliche Begriff »Gefühl« in diesem Zusammenhang eher irreführend, denn Gefühle bezeichnen im allgemeinen Erlebnisse wie Freude und Mitleid. Vielmehr verfügt er in erster Linie über spezifische Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten bestehen darin, den vom Geg- 183 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training ner geschlagenen Ball in seinen Flugeigenschaften (Geschwindigkeit, Flugkurve, Drall) einschätzen zu können, sich in eine günstige Schlagposition zu bringen und den Schläger gegen den Ball so zu bewegen (bezüglich Geschwindigkeit und Richtung der Schlägerbewegung sowie der Schlagflächenneigung), daß das Bewegungsziel (in diesem Fall der Flugball-Stop) erreicht werden kann. Der Wahrnehmungsanteil dieser Fähigkeiten (und weniger dieses Gefühls) basiert also im wesentlichen auf der visuellen (bezüglich des Ballflugverhaltens) und der kinästhetischen (bezüglich der Eigenbewegungen) Wahrnehmung. Vor allem die kinästhetische Wahrnehmung während der Ausführung der Technik, also die Wahrnehmung der Raum-, Zeit- und Spannungsbewegungen über bewegungsempfindliche Rezeptoren in der Haut, in den Muskeln, in den Sehnen und Gelenken ist bei der Steuerung und Regelung koordinativer Bewegungen von herausragender Bedeutung. Solche Wahrnehmungsleistungen, d.h. solche kognitiven Leistungsvoraussetzungen, können trainiert werden, auch wenn ihre Trainierbarkeit sicherlich nicht so groß ist, wie dies z. B. bei der Ausdauer der Fall ist. Im folgenden sollen einige Aspekte des genannten Beispiels betrachtet werden. Bewegungsvorstellungen, Mentales Training Bewegungsvorstellungen (z. B. die Vorstellung über den Bewegungsablauf des Aufschlags) sind das Ergebnis der Wahrnehmung fremder, aber auch eigener Aufschläge, des Speicherns dieser Wahrneh- 184 mungen im Gedächtnis und (häufig) ihrer sprachlichen Abbildung. Die sprachliche und begriffliche Fixierung dieser visuellen und kinästhetischen Wahrnehmungen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, daß die Vorstellungsinhalte denkend erfaßt, strukturiert und in zielgerichtete Handlungen umgesetzt werden können. Das Mentale Training baut auf solchen Grundlagen auf. Im folgenden sind die drei Formen aufgeführt: Der Übende setzt sich gedanklich mit einem Bewegungsablauf auseinander. Er macht sich z. B. klar, wohin er den Ball beim Aufschlag werfen muß, um ihn am Ende der Hauptaktion im höchstmöglichen Punkt so zu treffen, daß der Ball mit einem starken Vorwärts- und leichten Seitwärtsdrall fliegt. Dies wird ihm um so besser gelingen, je mehr er über gewisse Fähigkeiten verfügt, einzelnen Teilaktionen des gesamten Bewegungsablaufs einen Sinn (eine Funktion) im Hinblick auf die Bewegungsaufgabe (die gewünschte Flugbahn des Balles) zuzuordnen (funktionales Bewegungsverständnis - s. auch Tennis-Lehrplan Band 1, Technik & Taktik). Ziel dieses Durchdenkens des Bewegungsablaufs mit Hilfe von Bewegungsvorstellungen ist es, sich die wesentlichen Momente der Technik deutlich zu machen und im Gedächtnis einzuprägen, was auch Voraussetzung für die Selbstkorrektur ist. Der Übende stellt sich den geplanten Bewegungsablauf intensiv vor. Diese auch als ideomotorisches Training bezeichnete Trainingsform geht von der Erkenntnis aus, daß bereits das bloße Sich-Vorstellen einer Bewegung zu einer neuromuskulären Erregung der für die vorgestellte Bewegung zuständigen Muskeln führt, so daß diese Bewegung schneller gelernt und besser gefestigt werden kann. Das ideomotorische Training wird erleichtert, wenn der Übende eine exakte Vorstellung von der angestrebten Bewegung hat. Der Übende spricht gleichsam innerlich mit sich selbst über den Bewegungsablauf. Er gibt sich Selbst-Befehle, bezogen auf Teile der Bewegungen, die für ihn schwierig sind (z. B. »Wirf den Ball weiter nach links - hinten«), um somit den konkreten Ablauf der Bewegung besser steuern zu können. Diese Trainingsform wird auch als subvokales Training bezeichnet. Die Techniken des Mentalen Trainings werden im allgemeinen für das Erlernen und Verbessern von Bewegungsfertigkeiten empfohlen. Sie eignen sich jedoch auch im Sinne des psychologischen Trainings für die Vorbereitung auf aktuell folgende Aktionen. Im Tennis bietet sich hierfür sicherlich die Vorbereitung auf den Aufschlag in erster Linie an, denn der Aufschlag kann als einziger Schlag weitgehend selbst bestimmt werden. Doch können auch Aufschlag, Vorlaufen in die Drehscheibenposition und erster Flugball als Antwort auf den zu erwartenden Return als Handlungskette mental trainiert und dann im praktischen Vollzug geübt werden. Es ist auch denkbar, einzelne kleinere Taktikeinheiten (z.B. eine bestimmte Form des Angriffs) gedanklich durchzugehen, sich im Ablauf vorzustellen und sich entsprechende knappe Selbst-Befehle zu geben. In der Trainingspraxis empfiehlt es sich deshalb, alle drei beschriebenen Formen des Mentalen Trainings miteinander zu verbinden, gegebenenfalls auch noch das sogenannte observative Training hinzuzunehmen, d.h. den Bewe- Psychologische Trainingsformen gungsablauf bei anderen Spielern (z. B. auch mit Hilfe von Videoaufnahmen) zu beobachten. Die Videotechnik bietet sich auch dazu an, den Spieler mit seinen eigenen Bewegungsabläufen zu konfrontieren, was zur Verbesserung einer Selbstwahrnehmungs-, Bewegungsvorstellungs- und Selbstkorrekturfähigkeit beitragen kann. Ein Phänomen, das mit dem Mentalen Training in Zusammenhang steht, ist die Antizipation. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Aktionen des Gegners vorherzusehen, bereits während deren Ablauf eine zielgerechte Entscheidung zu treffen und in den eigenen Bewegungsentwurf einfließen zu lassen. Diese Fähigkeit ist im Training vor allem dort gefordert, wo ein Abwarten des Endes der gegnerischen Handlung nicht mehr genügend Zeit für die eigene Reaktion zulassen würde, wie dies z. B. beim Flugball als Reaktion auf einen schnellen Passierball der Fall ist. Je mehr das richtige Erkennen der gegnerischen Spielabsichten (gegebenenfalls auch der gegnerischen Finten) im Training geübt wird, desto frühzeitiger und angemessener wird der Spieler im Wettkampf reagieren können. Aufmerksamkeit und Konzentration Im allgemeinen wird der Begriff Aufmerksamkeit als Oberbegriff für gerichtete Wahrnehmung verwandt. Häufig wird hierbei die Aufmerksamkeit mit einem Scheinwerfer verglichen (vgl. hierzu SCHUBERT 1981, 26). Wenn sich der Lichtstrahl des Scheinwerfers gebündelt auf einen bestimmten Gegenstand richtet, beleuchtet er ihn mit großer Helligkeit (Konzentration der Aufmerksamkeit). Die Konzentration ist demnach als eine intensivere Form der Aufmerksamkeit anzusehen, bei der sich die Aufmerksamkeit auf einen engen Ausschnitt des möglichen Wahmehmungsumfanges kon»zentriert«. Diese Form der Aufmerksamkeit, d.h. diese Konzentration im engen Sinne, ist im Tennis vor allem dort gefordert, wo im Spielgeschehen der sich schnell bewegende Ball genau zu beobachten ist; vor dem Aufschlag gilt es dagegen, gleichsam seinen »inneren Scheinwerfer« ganz auf die bevorstehende Handlung zu konzentrieren. Der Umfang der Aufmerksamkeit läßt sich so beschreiben, daß die Blende vor dem Scheinwerfer geöffnet wird, so daß der Lichtstrahl mehr gestreut hervortritt. So können gleichzeitig mehrere Gegenstände - allerdings weniger intensiv - beleuchtet werden (Verteilung der Aufmerksamkeit). Auf Tennis übertragen bedeutet dies z. B., daß der Doppelspieler stets einen größeren Ausschnitt des Spielfeldes im Auge haben muß, um seine Handlungen an das schnell wechselnde Geschehen anpassen zu können. Die Frage ist, wie viele Vorgänge gleichzeitig wahrgenommen werden können und unter welchen Bedingungen die Aufmerksamkeit von der einen Sache auf die andere wechseln muß. So kann man den Scheinwerfer seiner Aufmerksamkeit (wie ein erfahrener Beleuchter beim Film) - blitzschnell auf verschiedene Gegenstände richten (Umschaltung der Aufmerksamkeit). Am Beispiel des Doppelspielers heißt dies, daß er von der »Verteilung der Aufmerksamkeit« plötzlich auf die »Konzentration der Aufmerksamkeit« umschalten muß, wenn er selbst angespielt wird. Allgemein zeigt sich, daß bei willkürlicher Anstrengung, wie dies im Wettkampf der Fall ist, die volle Aufmerksamkeit nur über einen bestimmten Zeitraum aufrechterhalten werden kann. Die Dauer der Aufmerksamkeit ist deshalb beschränkt. Es kommt zu Aufmerksamkeitsschwankungen, d.h. zu unwillkürlich auftretenden Veränderungen der Intensität der Aufmerksamkeit. Hohe Intensität, wie sie in einem längeren Tennismatch gefordert wird, ist mit einem hohen Verbrauch an »Nervenkraft« verbunden. Der Organismus schaltet deshalb immer wieder von sich aus ab, was zu den bereits angeführten Aufmerksamkeitsschwankungen führt; es sei denn, daß der Spieler selbst durch gezielte Pausen die Kontrolle über seine Aufmerksamkeit aufrechterhält. Ungeachtet der Vielfalt der genannten Gesichtspunkte lassen sich generell zwei Anforderungssituationen voneinander unterscheiden: • Zuwendung der Aufmerksamkeit vor dem Ballwechsel • Aufmerksamkeit während des Ballwechsels Für die Beurteilung der Konzentrationsfähigkeit im Wettkampf ist es deshalb wichtig zu wissen, von welchen Bedingungen der Konzentrationsprozeß vor und während sportlicher Handlungen abhängig ist. Die Fähigkeit, aufmerksam zu sein, insbesondere sich konzentrieren zu können, hängt eng mit anderen kognitiven sowie mit emotional-motivationalen Prozessen zusammen. So beeinträchtigt starke emotionale Erregung (Ärger, Wut, Angst) den Konzentrationsprozeß. Die Konzentrationsfähigkeit ist somit ihrerseits ein Gradmesser für psychische Stabilität. Konzentrationsfähigkeit im Wettkampf hängt also 185 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training auch mit innerer (mentaler) Entspannung zusammen; deshalb kann Konzentration nicht willkürlich erzwungen werden, ein solcher Versuch führt denn auch eher zu Verkrampfung. Jeder Tennisspieler weiß aus eigener Erfahrung, daß er sich schlecht konzentrieren kann, wenn seine Gedanken immer wieder abschweifen. Dies gilt vor allem dann, wenn er sich auf den Aufschlag oder Return vorbereitet. Damit wird deutlich, daß das Denken den Konzentrationsprozeß stören kann. Insbesondere die auf die Vergangenheit gerichtete Selbstreflexion über gerade mißlungene sportliche Aktionen, wie z. B. über einen soeben verschlagenen Ball (zudem häufig mit Ärger, also mit emotionaler Erregung verbunden) oder die auf die Zukunft gerichtete Wenn-DannÜberlegung (»Wenn ich diesen Ball verschlage, dann verliere ich den ganzen Satz«) verhindern eine optimale Konzentration auf das »Hier und Jetzt« (vgl. auch GALLWEY1977). Schließlich sei noch erwähnt, daß die Konzentrationsfähigkeit in hohem Maße von der körperlichen Fitneß abhängig ist. Deshalb ist auch unter anderem die Bedeutung des Konditionstrainings für den Erfolg im Tennis so groß. Konzentrationstraining Auf der Grundlage dieser allgemeinen Gesichtspunkte zur Konzentration lassen sich einige Hinweise für die Trainingspraxis ableiten: • Vor dem Ballwechsel kommt es darauf an, sich (gleichsam nach innen) in einen entspannten Konzentrationszustand zu versetzen, d.h., sich ohne bewußte Anstrengung auf die Aufgabe zu konzentrieren und alles, was 186 sich außerhalb dieser Aufgabe befindet, zu ignorieren. Jeder Spieler muß im Training selbst erfahren, wieviel Zeit er hierfür benötigt (weder zu kurz noch zu lang), inwiefern ihm sein elementarer Atemrhythmus hilft, mit welchen persönlichen (naiven) Techniken (z.B. ritualisierten Handlungen vor dem Aufschlag) es ihm gelingt, abschweifende Gedanken und äußere Störreize abzuschütteln. Zur Stabilisierung dieser Techniken empfiehlt es sich, ab und zu gezielt Störreize (z. B. akustische über ein Tonband o.a.) einzusetzen, um Wettkampfbelastungen zu simulieren. • Während des Ballwechsels soll der ankommende Ball so lange wie möglich angeschaut werden, auch wenn dies nur bis etwa 1 bis 2 m vor dem Kontakt mit der Schlagfläche möglich ist. Diese banal erscheinende Forderung muß immer wieder gestellt und kontrolliert werden, weil viele Spieler den Ballflug nur kurzzeitig beobachten und deshalb den Kopf zu früh in Richtung Gegenspieler drehen; dadurch wird jedoch die Kontrolle der Schlagbewegung beim Treffen des Balles stark beeinträchtigt. Das Üben des Ballanschauens kann eventuell unterstützt werden, indem man mit Farben präparierte Bälle verwendet, um somit dem Spieler das Beobachten der Flugbahn und des Dralls des Balls zu erleichtern. • In Pausen kommt es darauf an, den Wechsel von der Konzentration im Spiel zur Erholung und zurück zur Konzentration auf das Spiel systematisch zu üben, um die Dauer der Konzentrationsfähigkeit zu verlängern. • Wenn Konzentration als intensivere Form aufmerksamer Wahrnehmung zu verstehen ist, dann kann Konzentrationstraining auch darin bestehen, unter erschwerten Bedingungen wahrnehmen zu müssen und entsprechend zu reagieren, so z. B. auf schnell aufeinanderfolgende Bälle, die von der Ballmaschine oder von zwei Gegenspielern aus der Hand zugespielt werden. Da die Konzentrationsfähigkeit vor allem unter psychischen und physischen Belastungen stark beeinträchtigt wird, sollten auch bei Konzentrationsübungen entsprechende Reize gesetzt werden, z. B. sollten Konzentrationsübungen auch nach hohen Trainingsbelastungen durchgeführt werden, so daß der Spieler im Wettkampf in der Lage ist, sich auch am Ende eines Matches noch konzentrieren zu können. Motivation Um motivationalen Wettkampfproblemen im Training begegnen zu können, ist es zunächst notwendig, sich über einige Grundlagen im klaren zu sein. Wenn sich Personen mit Anstrengung und Ausdauer bemühen, ein bestimmtes Leistungsziel zu erreichen, sei es, um den Ball über das Netz in das gegnerische Feld zu spielen oder das Match zu gewinnen, dann laufen während dieser Leistungshandlungen innere Prozesse ab, die sich vereinfacht wie folgt darstellen lassen (s. Abb. 114, S. 187). Zunächst wird der Spieler aufgrund des Spielgeschehens (bzw. durch den Gegenspieler) vor eine Aufgabe gestellt. Er wird sich dann mehr oder weniger bewußt fra- Psychologische Trainingsformen Abb. 114 Schema zur exemplarischen Darstellung des Ablaufs von Motivationsprozessen in einer Leistungssituation (nach GABLER 1984) gen, ob er die zur Bewältigung dieser Aufgabe notwendigen Fähigkeiten hat, wieviel Anstrengung (Konzentration, Ausdauer und Überwindung) er zur Bewältigung aufbringen muß und wie sehr äußerer, von ihm nicht kontrollierbarer Einfluß (z.B. Spielstärke des Gegners, aber auch der Zufall) beim Zustandekommen des Handlungsergebnisses mitwirken. Dieses Abwägen von Faktoren, die den Erfolg bzw. Mißerfolg beeinflussen können, wird als prospektive Kausalattribuierung (vorausschauende Ursachenzuschreibung) bezeichnet. Die prospektive Kausalattribuierung führt zur Erwartung von mehr oder weniger Erfolgs- bzw. Mißerfolgswahrscheinlichkeit, dementsprechend zu Hoffnung auf Erfolg bzw. Furcht vor Mißerfolg und zur aktuellen Zielsetzung vor der Handlung. Wird das gesetzte Ziel erreicht, dann wird dies in der Regel als Erfolg, im anderen Falle als Mißerfolg bewertet. Ob allerdings dieser Erfolg bzw. Mißerfolg auch zu einer entsprechenden emotionalen Reaktion (also Freude über den Erfolg bzw. Enttäuschung über den Mißerfolg) führt, hängt auch davon ab, wie sehr sich der einzelne für das Handlungsergebnis verantwortlich fühlt, d. h. auch, auf welche Faktoren er es zurückführt retrospektive Kausalattribuierung (zurückschauende Ursachenzuschreibung). Je mehr er z. B. den Erfolg auf seine Fähigkeiten und Anstrengungen zurückführen kann, desto größer wird seine Zufriedenheit sein; je mehr er dagegen trotz Anstrengung für den Mißerfolg mangelnde Fähigkeiten verantwortlich machen muß, desto größer wird seine Enttäuschung und Resignation sein, denn mangelnde Fähigkeiten sind relativ stabil, so daß auch zukünftig Mißerfolge zu erwarten sind. Im Rahmen dieser Prozesse sind zwei Komponenten besonders wichtig, nämlich die »Hoffnung auf Erfolg« und die »Furcht vor Mißerfolg«. Da sich die einzelnen Spieler darin unterscheiden, welche langjährigen persönlichen Erfahrungen sie mit Erfolgs- und Mißerfolgserlebnissen gemacht haben, kann zwischen »Erfolgsmotivierten« und »Mißerfolgsmo- 187 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training tivierten« unterschieden werden. Dies bedeutet, daß Erfolgsmotivierte (Erfolgszuversichtliche) eher dazu neigen, zuversichtlich und optimistisch zu sein, während Mißerfolgsmotivierte (Mißerfolgsängstliche) zu Ängstlichkeit und Pessimismus neigen. Man sollte daraus jedoch nicht ableiten, daß Mißerfolgsängstliche den Erfolg nicht anstreben. Im Unterschied zu den Erfolgszuversichtlichen, die sich gerade aufgrund ihrer Zuversichtlichkeit vorwiegend am Erfolg orientieren und sich nur wenig mit dem möglichen Mißerfolg auseinandersetzen, bemühen sich die Mißerfolgsängstlichen - weil bei ihnen die Furcht vor dem Mißerfolg dominiert - , diesen möglichen Mißerfolg zu vermeiden. Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, daß diese beiden Komponenten der Leistungsmotivation, die »Hoffnung auf Erfolg« und die »Furcht vor Mißerfolg«. mit anderen Komponenten der Leistungsmotivation zusammenhängen, so daß sich Leistungen aufgrund dieser Zusammenhänge zum Teil erklären und vorhersagen lassen. Dies betrifft zum einen den Zusammenhang mit den aktuellen Zielsetzungen. So setzen sich Erfolgszuversichtliche vorwiegend realistische Ziele, d.h. Ziele, die innerhalb eines mittleren subjektiven Schwierigkeitsbereiches liegen. Mißerfolgsängstliche neigen indessen dazu, entweder sehr niedrige oder extrem hohe unrealistische und konfliktgeladene Ziele zu setzen; jene mit niedriger Zielsetzung - weil dadurch der Mißerfolg mit großer Wahrscheinlichkeit auch vermieden werden kann weisen eher eine niedrige Gesamtmotivation auf; jene mit extrem hoher, ja unerreichbarer Zielsetzung - weil somit von vornherein 188 eine Entschuldigung für den wahrscheinlichen Mißerfolg gegeben ist - weisen dagegen eher eine starke Gesamtmotivation auf. Zum anderen gibt es bedeutsame Zusammenhänge der Erfolgs- bzw. Mißerfolgsorientierung mit der Kausalattribuierung. Danach wird der Erfolg von den Erfolgszuversichtlichen eher eigenen Fähigkeiten zugesprochen und der Mißerfolg eher auf mangelnde Anstrengung oder Pech zurückgeführt. Da der Faktor »eigene Fähigkeiten« als personenbezogener und zeitlich stabiler Faktor zu bewerten ist, begründet diese Form der Kausalattribuierung auch die weitere Erfolgszuversichtlichkeit, denn die eigenen Fähigkeiten stehen auch zukünftig zur Verfügung. Da mangelnde Anstrengung und Pech zeitlich veränderlich sind und mehr Anstrengung selbst zu bewirken ist, ist auch nach Mißerfolgen, die in dieser Form interpretiert werden, kein Grund zu Pessimismus gegeben. Das nächste Mal wird es mit mehr Anstrengung schon klappen. Mißerfolgsängstliche neigen dagegen dazu, Erfolge weniger fähigkeits- und mehr zufallsabhängig zu sehen sowie Mißerfolge weniger einer mangelnden Anstrengung und mehr eigenen Fähigkeitsmängeln zuzuschreiben. Die Folge ist, daß Pessimismus und fehlende Selbstsicherheit verstärkt werden. Aus diesen Zusammenhängen läßt sich ableiten, daß das Selbstvertrauen mit einem positiven Selbstkonzept (Selbstbild) gleichzusetzen ist. Je mehr ein Spieler davon überzeugt ist, daß er - vorausgesetzt, daß er bereit ist, sich anzustrengen - aufgrund seiner Fähigkeiten die gestellte Aufgabe lösen kann, desto eher wird er auch die gesteckten Ziele erreichen. Personen, die dagegen ihre Fähig- keiten (in unangemessener Weise) eher für niedrig halten, wählen relativ leichte Aufgaben und geben relativ schnell auf, wenn sie beim Verfolgen des Ziels große Widerstände erfahren, d.h. auch, daß Dauer und Stärke ihrer Anstrengungen eher gering sind. Solche Personen neigen auch zu handlungsabschweifenden Gedanken, was - wie bereits beschrieben häufig zu Konzentrationsschwächen führt. Ein weiterer Aspekt der Leistungsmotivation, der sich in der Abbildung 114 auf den Kasten »Handlung« bezieht und für den Leistungssport von großer Bedeutung ist, betrifft die Frage, welche Bedingungen notwendig sind, damit die Handlung, die aufgrund einer Zielsetzung und eines Entschlusses in Gang gekommen ist, auch so aufrechterhalten wird, daß sie zum Ziel führt. Es geht also um die Prozesse, die während der sportlichen Aktivität ablaufen, insbesondere um die Fähigkeit, die Handlung trotz großer Hindernisse zum Ziel zu steuern. Diese Steuerungsfähigkeit soll als Wollen bezeichnet werden. Wollen ist die Fähigkeit, alle zur Erreichung eines Ziels wichtigen Vorgänge zu aktivieren, zu koordinieren und zu steuern. Je mehr Hindernisse der Zielerreichung im Wege stehen, desto bedeutsamer ist die Fähigkeit, durch Willensakte diese Hindernisse zu überwinden. Im Tennis hat diese Steuerungsfähigkeit vor allem zwei Gesichtspunkte. Zum einen müssen Tennisspieler fähig sein, gegenüber emotional negativ wirkenden Reizen von innen und außen (z. B. Ärger über sich oder über den Schiedsrichter) »sich zu beherrschen«. Zum anderen müssen Tennisspieler Durchhaltefähigkeit besitzen, d.h. Psychologische Trainingsformen in der Lage sein, mit hohem körperlichen Einsatz physischen Barrieren standhalten zu können. Diese Barrieren können kurzfristig oder längerfristig gegeben sein: • Kurzfristige Barrieren sind z.B. dann gegeben, wenn es gilt, nach einem langen Ballwechsel trotz körperlicher Erschöpfung noch einen Stop zu erreichen. • Längerfristige Barrieren sind z.B. dann gegeben, wenn bei großer Hitze im dritten Satz Beine und Arme schwer werden und jeder Laufschritt »willentlich« eingesetzt werden muß. In solchen Fällen wird häufig vom »Kampf gegen sich selbst« gesprochen; endet er erfolgreich, dann wird dies als »Sieg über sich selbst« bezeichnet. Selbstbeherrschung und Durchhaltefähigkeit sind nicht nur im Wettkampf, sondern vor allem auch im Training bedeutsame leistungsbestimmende Faktoren. Es gibt eine Reihe weiterer Begriffe, die in diesem Zusammenhang nahezu synonym verwandt werden: Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit, Disziplin, psychische Härte, Zähigkeit, psychisches Stehvermögen. Stark ausgeprägte Willenshandlungen sind vor allem auf drei Bedingungen zurückzuführen: • Je mehr der Spieler motiviert ist, desto eher wird es ihm gelingen, seinen Einsatz aufrechtzuerhalten bzw. sogar zu steigern. • Je besser der körperliche Zustand ist, desto weniger wird der Spieler Ermüdungserscheinungen nachgeben und seinen Einsatz senken. • Schließlich dürfte die Fähigkeit zum Durchhalten (»auf die Zähne beißen«, Schmerzen zu ertragen, körperliche Reserven mobil zu machen) auch als spezifisches Persönlichkeitsmerkmal anzusehen sein. Motivationstraining Die besondere Schwierigkeit besteht nun darin, daß die psychischen Probleme, die vor allem im Wettkampf auftreten, nur schwer im Training zu simulieren sind. Das aus psychologischer Sicht Charakteristische des Wettkampfs besteht ja darin, • daß man weit stärker als im Training unter Erwartungsdruck steht, • daß die eigenen Zielsetzungen stark vom Gegner beeinflußt werden, was häufig zu einer zu starken Fixation am Gegner (anstatt an der Aufgabe) führt, • daß verschlagene Bälle (nur beim Aufschlag gibt es eine weitere, zweite Möglichkeit) nicht wiederholt werden können, wie dies im Training prinzipiell der Fall ist. Es kommt also darauf an, im Training Situationen zu schaffen, die analog zum Wettkampf zu psychischen Belastungen führen, so daß die Spieler lernen, bereits im Training damit fertig zu werden. Wer im Training stets ohne psychische Belastung übt, läuft dagegen Gefahr, im Wettkampf überfordert zu sein. Viele Spieler erleben das Training deshalb ohne psychische Belastung, weil sie zumeist gegen Gegner spielen, die sie gut kennen und das Training weitgehend ohne Ernstcharakter abläuft. Im Wettkampf wird es dagegen ernst, hinzu kommen unerwartete Situationen, die zu Unsicherheit führen. Im Training muß deshalb Unsicherheit provoziert werden. Zur Simulation von Wettkampfbelastungen empfiehlt sich z. B.: • Dem Spieler klare, mit Risiko verbundene Aufgaben und Ziele vorgeben (bezogen auf einzelne taktische Trainingsaufgaben oder auf ein Trainingsmatch), aber auch selbst bestimmen lassen. Das Erreichen dieser Ziele »belohnen« bzw. das Nichterreichen »bestrafen« (z.B. durch weitere Trainingsaufgaben). Solche Aufgaben können z. B. darin bestehen, taktische Aufgaben (nach jedem Aufschlag muß angegriffen werden) zu erfüllen, mit Handicaps (jedes Spiel wird mit 0:15 begonnen) fertigzuwerden oder mitten im Trainingsmatch mit einem Tiebreak-Spiel konfrontiert zu werden. »Belohnen« heißt, daß es sich auch im Training in irgendeiner Form lohnen muß, diese Ziele zu erreichen, und »bestrafen« heißt, daß das Nichterreichen dieser Ziele unangenehme Folgen hat, so daß auch im Training die Prozesse der Leistungsmotivation (s. Abb. 114, S. 187) unter psychischer Belastung erfahren und bewertet werden. Das heißt also, daß die Spieler im Training lernen müssen, realistische Ziele aufzustellen und über angemessene Kausalattribuierungen Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten und Erfolgszuversichtlichkeit zu entwickeln. Sie müssen lernen, mehr die Aufgabe als den Gegner zu sehen,den Gegner selbst weniger als Bedrohung, denn als Herausforderung zu erleben (»Du bist stark, aber ich auch und du mußt es erst beweisen«) und den Erfolg nicht immer mit dem Sieg bzw. den Mißerfolg mit der Niederlage gleichzusetzen, sondern Erfolg und Mißerfolg auszurichten an angemessenen Zielsetzungen und Kausalattribuierungen. Im Motivationstraining kommt es also darauf an, Aufgaben zu stellen, die analog zum Wettkampf psychisch belastend wirken, so daß die Spieler anschließend über Gespräche mit dem Trainer, unterstützt durch Videoaufnahmen und 189 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training andere Kontrollmaßnahmen, aber vor allem auch über Selbstbeobachtungen, Strategien lernen, um solchen Belastungen im Wettkampf standzuhalten. Schließlich kann sich das Motivationstraining aber auch auf das Training selbst beziehen. Denn häufig wird übersehen, daß auch im Training Motivationsprozesse auftreten. Die Spieler müssen lernen, sich auch im Training zu motivieren. Der Trainer kann ihnen dabei helfen, indem er z. B. ein wettkampfnahes Training mit ständigem Setzen dosierter Ziele durchführt, aber auch Raum läßt für lockere und entspannende Trainingsformen, um keine Trainingsmonotonie aufkommen zu lassen. Auf der anderen Seite sollten aber auch ab und zu hohe physische Anforderungen (z.B. im Rahmen des konditionell orientierten Trainings) gestellt werden, damit die Spieler im Sinne eines Willenstrainings lernen, innere und äußere Widerstände zu bekämpfen. Psychoregulation Die körperlichen und psychischen Belastungen im Wettkampf führen häufig zu psychischen Auswirkungen, die mit dem Begriff mangelnde Wettkampfstabilität gekennzeichnet werden. Dem Spieler gelingt es nicht mehr, Konzentration, Spielübersicht, Einsatzbereitschaft usw. optimal im Spiel einzusetzen. Er erlebt sich als gestreßt (verspannt, verkrampft, aber auch gelähmt) oder als psychisch müde (auch im Zusammenhang mit körperlicher Müdigkeit) d.h. als nicht mehr in der Lage, sich voll anzustrengen. Die genannten Erlebnisweisen hängen mit einem unangemessenen inneren Erregungs- und Spannungszustand zusammen, der zu verminderten Leistungen führt. 190 Psychischer Streß Psychischer Streß kann zunächst allgemein mit psychischer Belastung gleichgesetzt werden. Zunehmend wird der Streßbegriff jedoch zur Kennzeichnung extremer Belastungen benutzt; im Leistungssport werden solche extremen Belastungen zumeist auf den Vorstartzustand bei wichtigen Wettkämpfen, auf die Dichte und Häufigkeit von Wettkämpfen oder auf extrem hohe Belastungen im Training bezogen. Beim Tennis kann Streß nicht nur im Vorstartzustand, sondern über den ganzen Wettkampf hinweg entstehen und wirksam werden. Denn man kann gleichsam jede Situation vor jedem neuen Ballwechsel als Vorstartzustand ansehen; in einem Dreisatzmatch erfolgt dies ca. 180 mal. In diesen Vorstartzustand gehen Streßfaktoren ein wie unerwarteter Vorsprung oder Rückstand, unerwartete Leistungsstärke des Gegners, vermeintliche oder tatsächliche Schiedsrichterfehlentscheidungen, ungünstiger Sonnenstand, ungünstige Wind- und Platzverhältnisse usw. Außerdem muß man berücksichtigen, daß sich Streßfaktoren gelegentlich auch im Laufe von einzelnen längeren Ballwechseln zunehmend auswirken. Die Auswirkungen von großer psychischer Belastung, Angst und Streß lassen sich drei Ebenen, der physiologischen, der emotional-motivationalen und der kognitiv-motorischen zuordnen. Auf der physiologischen Ebene lassen sich Begleiterscheinungen wie Pulsbeschleunigung, Atemnot, Pupillenerweiterung, bleiches Gesicht, Zittern der Hände, Schweißausbruch und erhöhte Blasen- und Darmtätigkeit feststellen. Auf der emotional-motivationalen Ebene werden unangenehme Spannungszustände spürbar, die mit Begriffen wie Beengung und Erregung, Lähmung und Beunruhigung beschrieben werden. Häufig tritt ein Gefühl der Schwäche auf. Die Stimmung kann gedämpft, aber auch gereizt sein. Auf der kognitiv-motorischen Ebene sind die Auswirkungen besonders vielfältig: • Die Wahrnehmung wird beeinträchtigt. Es kommt zu einer Einengung des Wahrnehmungsfeldes, zu optischen Täuschungen, zu Fehlinterpretationen der eigenen und fremder Bewegungsabläufe, zu unangemessenen Situationsanalysen. • Das Denken wird durch handlungsabschweifende Kognitionen gestört, d.h., die Gedanken konzentrieren sich weniger auf die Aufgabe selbst, sondern kreisen um Probleme, deren Nichtbewältigung und der anschließenden Bewertung durch die soziale Umgebung; häufig schweifen die Gedanken aber auch ab oder sind »blockiert«; Fehlentscheidungen sind die Folge. • Die Konzentrationsfähigkeit ist wesentlich vermindert. • Aufgrund ihrer gegenseitigen Beeinflussungen führen diese Auswirkungen in Verbindung mit einer ebenfalls durch Angst und Streß verursachten muskulären Verspannung und Verkrampfung zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Koordinationsfähigkeit: Die Bewegung läuft nicht mehr »locker« ab; es wird weniger mit Schwung und mehr mit Kraft gespielt; die Bewegungsgenauigkeit läßt nach; durch hohe Störanfälligkeit verschlechtert sich die Bewegungsstabilität; außerdem ist die für automatisch ablaufende Bewegungen so wichtige Bewußtseinsentla- Psychologische Trainingsformen beeinflussen und zu kontrollieren, die normalerweise unwillkürlich ablaufen. Dabei wird davon ausgegangen, daß aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen den motorischen, vegetativen und psychischen (kognitiven und emotionalen) Bereichen jede Veränderung in einem dieser Bereiche sich auch auf die anderen auswirken kann. Mobilisation Abb. 115 Psychophysische Faktoren der Leistungsbeeinträchtigung stung weitgehend aufgehoben. Hinzu kommt der unökonomische Verbrauch von Energien. Zusammengefaßt ergibt sich folgendes Bild, wie es in der Abbildung 115 übersichtlich dargestellt ist. Es macht deutlich, daß sich als Reaktion auf Streß zwei Richtungen aufzeigen lassen: Entweder kommt es zu einer Abnahme der Aktivierung (Hypoaktivierung), d. h., der Spieler hat das Gefühl, gebremst bzw. gelähmt zu sein, oder es kommt zu einer Übererregung (Hyperaktivierung), d.h., der Spieler hat das Gefühl, verspannt bzw. verkrampft zu sein. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, daß im allgemeinen geringe sowie sehr große Aktivierung zu niedriger Leistung führen. Dagegen ist eine mittlere Aktivierung, die somit auch einiges von dem enthält, was man mit »Startfieber« entsprechend dem »Lampenfieber« kennzeichnet, am günstigsten für das Zustandekommen optimaler Leistungen. Was als »mittlere« Aktivierung zu gelten hat, hängt zum einen von den individuellen Fähigkeiten zur Steuerung des Aktivierungszustandes und zum anderen von den individuellen Temperamentsmerkmalen des Tennisspielers ab. Mobilisation kann vor allem über den psychischen Bereich erreicht werden und hier insbesondere in Form von • Selbstsuggestionen und • inneren Selbstbefehlen. Dies geschieht in der Hoffnung, daß sich diese Mobilisation auch auf den vegetativen und schließlich auf den motorischen Bereich auswirkt. Bei vielen Spielern wird diese Mobilisation dann sichtbar, wenn sie nach längerem und ermüdendem oder nach eintönigem Spielverlauf sich selbst anstacheln und sich »zusammenreißen«, Abb. 116 Selbstmotivation Psychoregulationstraining Das Psychoregulationstraining geht nun von folgendem aus: Bei zu niedriger Aktivierung ist es notwendig, sich zu mobilisieren, ohne zu verkrampfen: bei zu hoher Aktivierung gilt es, sich zu entspannen, ohne sich zu bremsen. Das Psychoregulationstraining zielt also darauf ab, Techniken der Mobilisation und der Entspannung zu erlernen und systematisch anzuwenden, um einen individuell optimalen Aktivierungszustand zu erreichen, d.h. auch, körperliche und psychische Prozesse selbst zu 191 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training indem sie tief durchatmen, die Fäuste ballen, aufmunternd auf sich einreden u. ä. Diese Selbstmotivierung führt zu einer selbstsuggerierten Erhöhung des Adrenalinspiegels, zur Aktivierung des vegetativen Nervensystems sowie des Herz-Kreislauf-Systems und somit zur Mobilisierung der Muskulatur. Mit dieser Form der Mobilisation sollte allerdings sparsam umgegangen werden, d.h. auch, daß man sie im Training unter geeigneten Bedingungen üben muß, um mit den Reaktionen seines Organismus (vor allem bezüglich Intensität und Zeitpunkt der Anpassung) vertraut zu werden. Nur dann ist es möglich, daß Mobilisationsmaßnahmen im Wettkampf gezielt, schnell und wirksam eingesetzt werden können. Entspannung Was die Entspannung betrifft, so gibt es eine Reihe von Verfahren, die im Sport, aber vor allem in der klinischen Medizin und Psychologie, bereits erprobt sind. Das bekannteste Verfahren ist das Autogene Training nach SCHULTZ. Beim Autogenen Training werden in selbstsuggestiver Form verschiedene Übungen durchgeführt, so z.B. die Schwereübung (»Mein rechter Arm ist ganz schwer«), was zur entsprechenden Muskelentspannung führt, oder die Wärmeübung (»Mein linker Arm ist ganz warm«), was die Entspannung der entsprechenden Blutgefäße bewirkt. Der Zugriff erfolgt also wiederum über den psychischen Bereich, allerdings mit dem Ziel verbunden, zunächst den vegetativen Bereich zu beeinflussen. Das gedankliche Sprechen solcher Übungsformeln in Verbindung mit allgemeinen Formeln wie »Ich bin vollkommen ruhig«, in entspannender Sitzhaltung, bei geschlos- 192 Abb. 117 Entspannung während der Pause beim Seitenwechsel senen Augen und in einem ruhigen Raum ermöglicht eine konzentrative Selbstentspannung, bei der auch gewöhnlich »automatisch« ablaufende Körperfunktionen beeinflußt werden können. Im Leistungssport wird dieses Verfahren nur bedingt eingesetzt. Denn es ist kaum kurzfristig zu erlernen und sollte möglichst nur unter fachlicher Anleitung (durch einen Arzt oder Psychologen) angeeignet werden. Außerdem liegt der Hauptakzent des Autogenen Trainings auf einer allgemeinen Entspannung, so daß im Hinblick auf den Einsatz des Verfahrens für den Wettkampf noch aktivierende Komponenten hinzukommen müssen. Deshalb wurden sog. Relaxations-Mobilisationsverfahren entwickelt, die von den Prinzipien des Autogenen Trainings ausgehen, jedoch noch zusätzlich sportspezifische Mobilisationsformen anbieten. So empfiehlt z. B. FRESTER nach den Entspannungsübungen noch formelhafte Vorsatzbildungen wie z.B. »Ich fühle mich fit«, »Meine Vorhand kommt«. Abschließend soll dann eine Schwunggymnastik gemacht werden. Neuerdings wird in zunehmendem Maße im Leistungssport die Progressive Muskelrelaxation nach JACOBSON eingesetzt. Dieses Verfahren setzt am motorischen Bereich an. Jacobson ging davon aus, daß Angst stets zu Spannungsgefühlen und entsprechenden Muskelanspannungen führt. Erreicht man nun umgekehrt eine muskuläre Entspannung, so ist dies mit dem Erleben von Angst nicht vereinbar. Das Ziel der Progressiven Muskelrelaxation besteht deshalb darin, über den systematischen Wechsel von Anspannung und Entspannung einzelner Muskelgruppen eine zunehmende Entspannung der gesamten Skelettmuskulatur zu erreichen. Die Anspannung und Entspannung der einzelnen Muskelgruppen erfolgt in der Reihenfolge Hände, Arme, Gesicht, Nacken, Schultern, Rücken, Brust, Bauch, Unterkörper, Beine, Füße. Abschließend folgt eine Ganzkörperanspannung und -entspannung. Die Anweisungen lauten z.B.: »Nachdem Sie sich entspannt haben, ballen Sie die rechte Faust, ballen Sie sie fester und fester und beobachten Sie dabei die Spannung in der rechten Faust, in der Hand, im Unterarm ... Und nun entspannen Sie. Lassen Sie die Finger der rechten Hand locker werden und beobachten Sie den unterschiedlichen Eindruck. Lassen Sie sich völlig gehen und versuchen Sie, sich am ganzen Körper zu entspannen.« Das Jacobson-Training bietet sich für den Tennisspieler aus mehreren Gründen an: • Es ist relativ schnell zu erlernen (auch mit Hilfe von Tonkassetten) und zeitökonomisch einzusetzen. • Es ist wettkampfnah und motiviert deshalb die Spieler zum Erlernen. Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training? • Die Entspannungsreaktion ist im Vorstartzustand oder beim Seitenwechsel schnell abrufbar. Dies ist deshalb möglich, weil die Spieler beim Jacobson-Training lernen, von Anspannung auf Entspannung umzuschalten, wobei sie auch lernen, sich ohne vorausgegangene Anspannung zu entspannen. Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training ? • Die Spieler müssen in der Lage sein, sich am Ende der Entspannungsphase gedanklich auf das zu konzentrieren, was sie sich für die Aktionen nach dem Seitenwechsel vornehmen. Auch diesbezüglich bietet sich das Jacobson-Training an, weil die dadurch erzielte Entspannung mehr an einer körperlichen Entspannung ausgerichtet ist und weniger an meditativen Prozessen (wie bei der sog. Transzendentalen Meditation) oder an einem Zustand schwebender Aufmerksamkeit (wie beim Autogenen Training). • Das Jacobson-Training ermöglicht es den Spielern, durch die Betonung der Konzentration auf die bei der Anspannung und Entspannung entstehenden Empfindungen für den Muskeltonus einzelner Muskelgruppen sensibel zu werden, was sie auch innerhalb der einzelnen Spiele, d.h. insbesondere vor jedem Ballwechsel, einsetzen können. Das frühere Verständnis des Psychologischen Trainings bestand darin, daß durch dieses Training die psychischen Leistungsvoraussetzungen (wie Wahrnehmung, Denken, Motivation, Streß-Stabilität u.a.) systematisch zu verbessern und zu stabilisieren sind. Allerdings überschneiden sich Techniktraining, Taktiktraining und Psychologisches Training so stark, daß nicht klar wird, welches der eigenständige Platz des Psychologischen Trainings ist. So können wir das am Bewegungsablauf orientierte Mentale Training im engen Sinne dem Techniktraining zuordnen, und - so läßt sich fragen kann das Taktiktraining, in dem Wahrnehmungs-, Beurteilungsund Entscheidungsprozesse zu op- • timieren sind, nicht auch als Psychologisches Training angesehen werden? Bei der Unterscheidung zwischen Technik-, Taktik-, Konditions- und Psychologischem Training wird vielfach übersehen, daß die Psyche Grundlage jeden Trainings ist. Deshalb soll in der Praxis des Trainings der Begriff »Psychologisches Training« durch den Begriff »Psychologisch orientiertes Training« ersetzt werden. Zunächst gilt es, zwischen psychologisch orientiertem Konditions-, Technik-, Taktik- und Wettkampftraining zu unterscheiden (Abb. 118). Diese Trainingsformen weisen durchaus Überschneidungen auf. So hängen z.B. Technik- und Taktiktraining sehr eng zusammen. Die jeweilige Bezeichnung der Trainingsformen orientiert sich jedoch am Schwerpunkt, den der Trainer setzt. Entsprechend diesem Schwerpunkt gibt er seine Anweisungen und Korrekturen. »Psychologisch orientiert« bedeutet, daß Vorstellungs-, Entscheidungs-, Konzentrations- und Streßverarbeitungsprozesse im Abb. 118 Psychologisch orientiertes Wettkampftraining als Ergänzung des Konditions-, Technik- und Taktiktrainings Diese Sensibilisierung kann auch dazu beitragen, daß es ihnen gelingt, sich in den Spielpausen beim Seitenwechsel nur so zu entspannen, daß keine Tonussenkung unter einen Schwellenwert erfolgt, der die anschließend notwendige Aktionsbereitschaft beeinträchtigt. Andererseits können sie auch in der Lage sein, sich ggf. (bei Ermüdung) zu mobilisieren. 193 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training Vordergrund stehen. Sie sind den verschiedenen Trainingsformen in unterschiedlichem Maße zuzuordnen. So heißt psychologisch orientiertes Konditionstraining im Tennis z. B., mit Spielerinnen und Spielern einen Berglauf zu machen. Aus trainingsphysiologischer Sicht ist dies kaum begründet. Denn leistungsdiagnostische Untersuchungen im Tennis-Wettkampfsport haben gezeigt, daß die alaktazide Ausdauer nicht von Bedeutung ist. Aus psychologischer Sicht dagegen kann im Prozeß des Berglaufens in Anlehnung an ALLMER die funktionale Bedeutung des Willens (die Volition) für das Handeln intensiver erfahren werden (Abb. 119). Diese volitiven Handlungsanforderungen stellen sich häufig auch am Ende eines Matches, vor allem auf Sand und bei Hitze. Es ist anzunehmen, daß Erfahrungen und Fähigkeiten, die außerhalb des Tennisplatzes im Rahmen eines solchen psychologisch orientierten Konditionstrainings gewonnen wurden, durchaus auf ähnliche tennisspezifische Situationen übertragen werden können. Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des psychologisch orientierten Technik- und Taktiktrainings sowie des psychologisch orientierten Wettkampftrainings besser verstehen zu können, ist es zweckmäßig, jeweils zwischen Lernen und Trainieren zu unterscheiden. Taktik erlernen heißt, taktische Grundmuster zu erlernen und im Sinne des Übens durchzuspielen. Taktik trainieren heißt, diese erlernten Grundmuster unter erschwerten Bedingungen in matchähnlichen Situationen anzuwenden. Für den Trainer ergeben sich hieraus z.B. folgende praktische Tips: 194 Abb. 119 Volitive Regulationserfordernisse • • Sich hinter dem Spieler bewegen (als sein »Schatten«), um sich besser in die Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse des Spielers hineinversetzen zu können; gegebenenfalls das Spiel unterbrechen (Methode der Handlungsunterbrechung), um diese Prozesse mit dem Spieler zu besprechen Problemsituationen schaffen, d. h., die Fähigkeit verbessern, Entscheidungen zwischen zwei bis drei Handlungsmöglichkeiten zu treffen • Strategiekonzepte vorgeben und umsetzen lassen • Videoaufnahmen von Gegnern beobachten und mit Hilfe der Methode der Handlungsunterbrechung Spielhandlungen vorhersagen lassen • Videoaufnahmen des Spielers stoppen und besprechen (Video-Feedback) Je mehr das Training nun an den Anforderungen des realen Wettkampfes ausgerichtet ist, desto gewichtiger werden die psychischen Prozesse, insbesondere die Konzentrations-, Motivierungsund Streßverarbeitungsprozesse. Bevor nun das psychologisch orientierte Wettkampftraining erläutert wird, ist deutlich zu machen, daß analog zum Technik- und Taktiktraining die Spielerinnen und Spieler zunächst lernen müssen, diese genannten psychischen Prozesse grundsätzlich regulieren zu können, bevor sie in der Lage sind, sie unter den belastenden Bedingungen des Wettkampfes einzusetzen. Dies bedeutet: • Psychische Fertigkeiten, wie sich selbst wahrnehmen, entspannen, konzentrieren, motivieren zu können, sind zu erlernen. Dies kann außerhalb des Tennisplatzes, aber auch auf Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training? Abb. 120 Formen des psychologisch orientierten Wettkampftrainings dem Tennisplatz im Spiel miteinander erfolgen. • Psychische Fertigkeiten zu trainieren heißt, die erlernten psychischen Fertigkeiten unter erschwerten, also psychisch belastenden Bedingungen in Wettkampfsituationen anzuwenden. Dies erfolgt auf dem Platz im Spiel gegeneinander. Das psychologisch orientierte Wettkampftraining (Abb. 120) spielt sich folgerichtig auf dem Tennisplatz ab. Hier ergeben sich im Training zunächst zwei voneinander unterscheidbare Situationen. Das Training kann sich zum einen auf das Spielverhalten und zum anderen auf das Verhalten während der Spielpausen beziehen. Beim »Spiel gegeneinander« kann es zunächst darum gehen, sich auf den einzelnen Ballwechsel zu konzentrieren. Psychologisch orientiertes Training einzelner Ballwech- sel heißt nun, den Schwerpunkt nicht so sehr auf die Technik oder Taktik zu setzen, sondern sich im engen Sinne auf den Ballwechsel zu konzentrieren und dies möglichst unter psychischer Belastung. Ich will exemplarisch drei Übungen nennen: • Es werden 20 Ballwechsel gespielt. Die Spieler/innen haben die Aufgabe, exakt mit dem Aufspringen des Balles auf dem Boden Wörter wie »hop« oder »come« und exakt beim Treffen des Balles mit dem Schläger »Hit« bzw. »on« laut auszusprechen. Dies fördert die Wahrnehmungs- und Konzentrationsleistung sowie das Gefühl für rhythmische Bewegungsabläufe. Der Trainer zählt, wie lange die Ballwechsel dauern, so daß einer der beiden Spieler dieses Spiel gegeneinander gewinnt. • Es werden wieder 20 Ballwechsel gespielt. Die Spieler haben allerdings nun die Aufgabe, exakt mit dem Treffen des Balles deutlich auszuatmen, z.B. durch ein langes »Jaah«. Dies fördert ebenfalls die Konzentrations- und Rhythmisierungsfähigkeit. • Einer der beiden Spieler erhält die Aufgabe, auf Zuruf des Trainers seinen Energie- und Kraftumsatz während der Schlagbewegungen auf einer vierstufigen Skala zu dosieren. »1« bedeutet geringen, und »4« bedeutet hohen Einsatz, was sich optisch in der unterschiedlichen Geschwindigkeit der Bälle ausdrückt. Die Spieler optimieren mit dieser Übung zum einen ihre Fähigkeit, sich selbst wahrnehmen zu können und zum anderen ihre Fähigkeit, Aktivierung und Entspannung je nach psychovegetativen Zuständen oder taktischen Vorgaben flexibel einzusetzen. Beim psychologisch orientierten matchähnlichen Training geht es darum, psychisch belastende Wettkampfaufgaben zu stellen, die dem Tennismatch nahekommen, aber durchaus auch eine gewisse Verfremdung der regulären Matchregeln aufweisen können. Wettkampfaufgaben stellen heißt hier auch, im engen Sinne »um die Wette spielen«. • Wer gewinnt z.B. das 21 erspiel? Es wird wie beim Tischtennis gespielt. Der Ball wird ohne Aufschlag (d. h. von unten) ins Spiel gebracht. Stops und Flugbälle sind nicht erlaubt. Besonders Angriffsspieler und Allroundspieler sind nun gefordert, eine gute Mischung zwischen sicherem und riskantem Grundlinienspiel zu erbringen. Es wird also vor allem die 195 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training Fähigkeit geschult, ein schwieriges taktisches Konzept unter psychisch belastenden Bedingungen umzusetzen. • Eine spezielle Zählweise stellt auch der Tie-Break dar. Der Trainer kann mehrfach unvermittelt anordnen, daß TieBreaks zu spielen sind, was Flexibilität und psychische Stärke fördert. • »Spielen um die Wette unter erschwerten Bedingungen« kann auch darin bestehen, daß Handicaps eingeführt werden. Z. B. darf nur mit Vorhand gespielt werden. Oder es steht nur ein Aufschlag zur Verfügung. Auch diese Übungen können die Fähigkeiten fördern, mit belastenden Bedingungen fertig zu werden. Beim Matchtraining geht es z.B. darum, • über das ganze Match hinweg die Konzentrationsleistung konstant zu halten, • gezielt auf den Wechsel zwischen Aktivierung und Entspannung zu achten, • möglichen Streßsituationen vorzubeugen. Das heißt, Schwerpunkt der Bemühungen liegt nicht im Bereich Technik und Taktik, sondern im Bereich der psychischen Prozesse, die unter den belastenden Bedingungen eines ernsthaft geführten Trainingsmatches ablaufen. Die Entwicklung der praktischen Sportpsychologie im Tennis war zunächst darauf gerichtet, die Spielerinnen und Spieler außerhalb des Tennisplatzes mit der Psychologie zu konfrontieren, ihnen Entspannungstechniken zu vermitteln usw. Dann konzentrierte man sich stärker auf das Geschehen auf dem Tennisplatz selbst, und hier auf das Verhalten während des Spiels. Angeregt durch den ameri- 196 kanischen Sportpsychologen und Tennisexperten J.E. Loehr ist neuerdings auch das Verhalten während der Spielpausen stärker in den Blickpunkt unseres Interesses getreten. So wird vielfach übersehen, daß das Verhältnis der durchschnittlichen Spielzeit, also die Zeitdauer, in der Ballwechsel stattfinden, zur Gesamtzeit des Matches je nach Platzoberfläche ca. 1:2 bis 1:5 beträgt. Ein Ballwechsel auf Sandplätzen dauert im Durchschnitt 10 Sekunden, auf schnellen Plätzen teilweise nur noch 2 bis 3 Sekunden, die darauf folgende Pause beträgt im Mittel ca. 20 Sekunden. Dies bedeutet am Beispiel eines Dreisatzmatches, daß sich ca. 180 Pausen zwischen den Ballwechseln und ca. 15 Pausen beim Seitenwechsel ergeben. 180 Pausen zwischen den Ballwechseln bedeutet zugleich im weiteren Sinne 180 Vorstartzustände über etwa jeweils 20 Sekunden. Das Vier-PhasenProgramm zwischen den Ballwechseln Da im Wettkampftennis also 70 bis 80% der Zeit mit Sitzen, Warten und Vorbereiten verbracht wird, bietet sich vor allem die Zeit in den Spielpausen zwischen den einzelnen Ballwechseln für psychologische Maßnahmen an. In dieser Zeit treten bei unerfahrenen Spielern am häufigsten psychische Probleme auf, da sie nach verschlagenen Bällen deutlich ihren Ärger und ihre Enttäuschung zeigen, sich durch Fehlentscheidungen aus der Ruhe bringen oder durch Zuschauer irritieren lassen. Spitzenspieler zeichnen sich dagegen vor allem dadurch aus, daß sie diese Zeit optimal zur Entspan- nung von dem vorausgegangenen und zur Konzentration auf den nächsten Ballwechsel nutzen. Die vier Phasen des Programms zwischen den Ballwechseln lassen sich folgendermaßen beschreiben: mmfi: Wie reagiere ich auf den vorausgegangenen Ballwechsel? Direkt nach dem Ballwechsel sollte möglichst eine positive Reaktion erfolgen. Dies ist im Falle eines wichtigen Punktgewinns auch recht einfach. So ist die »BeckerFaust« derzeit nicht nur im Tennis ein gewohntes Bild nach einem Erfolg: Sie ist einerseits Ausdruck von Freude und Stolz über die eigene Leistung und andererseits Selbstbestärkung und Selbstdarstellung, indem man die eigene Stärke sich und anderen demonstriert. Schwieriger dagegen ist die Verarbeitung wichtiger (insbesondere selbstverursachter) Fehler. Hier ist empfehlenswert, den Fehler so schnell wie möglich zu vergessen, d. h., das Geschehene hinter sich zu lassen, um sich voll auf den nächsten Ballwechsel einstellen zu können. Dabei ist es wichtig, sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig zu zeigen, daß man »über der Sache steht«. So kann sich der Spieler, z.B. im Falle eines Flugballfehlers, ganz entschieden vom Ort des Fehlers wegdrehen, energisch mit aufrechter Haltung zur Grundlinie zurückgehen und sich dabei sagen »Macht nichts!«. Dadurch kann das Auftreten negativer Gedanken und Selbstzweifel verhindert werden. Je schneller Ärger und Enttäuschung verarbeitet werden, desto mehr Energie wird gespart und mehr Zeit verbleibt für die nächsten Phasen zwischen den Ballwechseln. Psychologisches oder psychologisch orientiertes Training? Phase 4 Abb. 121 Konzentration durch Blick auf die Saiten E Phase 2 Abb. 122 ] Wie kann ich den mittleren Aktivierungszustand erreichen? Wie bereits angesprochen, ist ein mittlerer Aktivierungszustand eine wichtige Voraussetzung für optimale Leistungen. Je nach dem(n) vorausgegangenen Ballwechsel(n) kann die zweite Phase deshalb entweder der körperlichen und psychischen Entspannung oder Mobilisation dienen. So kann man z.B. nach einem Flugballfehler beim Zurückgehen zur Grundlinie den Schläger in die andere Hand wechseln, um die Schlaghand zu entlasten. Hinter der Grundlinie sollte der Spieler langsam auf und ab gehen, dabei immer in Bewegung bleiben und sich insgesamt lockern. Zur Entspannung ist es auch empfehlenswert, besonders tief auszuatmen und sich innerlich auf beruhigende Gedanken (z.B. »Ganz ruhig«, »Entspann dich«) zu konzentrieren. Um von äußeren Reizen nicht abgelenkt zu werden, ist es z. B. ratsam, die Saiten des Schlägers bewußt anzusehen. Selbstmotivation Was die Atmung betrifft, so kann sie gegebenenfalls auch zur Mobilisation eingesetzt werden, sofern sich der Spieler in einer Phase der Erschlaffung befindet. [ Phase 3 Wie bereite ich mich auf den nächsten Ballwechsel vor? Diese Phase beginnt, sobald sich der Spieler genügend entspannt oder mobilisiert hat (sofern dies notwendig war) bzw. wenn er zum Service oder zum Return zur Grundlinie geht. Diese Vorbereitung auf den nächsten Ballwechsel kann darin bestehen, • sich zu motivieren (nach »innen« durch positives Denken und durch Selbstüberzeugung sowie nach »außen« durch eine entsprechende Körpersprache), • sich vorstellungsmäßig auf die kommenden Bewegungshandlungen einzustellen oder • sich durch taktisches Denken entsprechend vorzubereiten, d.h., Problemlösungsstrategien zu entwerfen oder in Gedanken durchzuspielen. Wie konzentriere ich mich auf den Aufschlag bzw. auf den Return? Diese letzte Phase ist durch automatisierte Rituale gekennzeichnet, die zusätzlich die Konzentration erhöhen. Sie beginnt in dem Augenblick, in dem sich der Spieler in der richtigen Ausgangsposition für den Aufschlag bzw. den Return befindet. Für den aufschlagenden Spieler empfiehlt es sich z. B., den Ball mindestens zwei- bis dreimal auftippen zu lassen und dabei vor dem letzten Auftippen eine kurze Pause zu machen, um einen hastigen Aufschlag zu vermeiden. Vor dem Return kann sich der Spieler entweder leicht auf der Stelle bewegen (trippelnd oder springend) bzw. mit dem Körper vor- und zurückpendeln. Wichtig ist dabei, die Bewegungen des Gegners genau zu beobachten. In dieser Phase soll die Aufmerksamkeit stark eingeengt sein, alle Gedanken (z.B. über Technik und Taktik oder über mögliche Folgen eines Punkteverlusts) sollten ausgeschaltet werden; statt dessen kann sich der Spieler eine klare bildliche Vorstellung über die bevorstehende Aktion machen. Zu diesem Programm lassen sich zusammenfassend noch folgende Bemerkungen machen: • Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Phasen ist fließend. Gegebenenfalls empfiehlt es sich, eine Methode (z.B. die Entspannung) über die Phasen hinweg durchzuziehen. • Dies bedeutet auch, daß gegebenenfalls einige Phasen entfallen können. Das Kriterium hierfür besteht vor allem in der Frage, ob eine Problemsituation gegeben ist, die in der Pause 197 Psychologische Grundlagen/Psychologisch orientiertes Training i- . - -. . . . . . .••- „-...^«^jk zelnen Phasen sind groß und sollten im Training auch stabilisiert werden. Allerdings nehmen sie bis zur Phase 4 ab. Abschließende Bemerkungen zwischen den Ballwechseln so zu bewältigen ist, daß das innere Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann. Allerdings kann die Phase 4 nicht entfallen, sie ist unverzichtbar. Je nach Situation sind die zeitliche Dauer und der Inhalt der einzelnen Phasen unterschiedlich, je nachdem, an welchem Ort der vorausgegangene Ball- wechsel endete (z. B. am Netz oder hinter der Grundlinie), ob dieser Ballwechsel gewonnen oder verloren wurde, wie lange es dauerte und wie dramatisch er war, wie der Spielstand ist, ob mit oder ohne Balljunge gespielt wird sowie ob es sich um ein Einzel oder Doppel handelt. Die Spielräume für individuelle Strategien im Rahmen der ein- Im folgenden sollen noch (zum Teil als Wiederholung) einige allgemeine Hinweise zum praktischen Einsatz des psychologisch orientierten Trainings gegeben werden. • Wesentliche Voraussetzung für den effektiven Einsatz psychologischer Trainingsmaßnahmen ist eine positive Einstellung der Spieler zu diesen Maßnahmen. Nur eine freiwillige und aktive Bereitschaft zum Mitmachen verspricht positive Wirkungen. Voraussetzung hierfür kann sein, daß auch die Spieler zunächst über psychologische Grundfragen des Wettkampfs informiert werden, ehe sie sich mit entsprechenden Trainingsmaßnahmen auseinandersetzen. • Voraussetzung für das Erlernen der Maßnahmen selbst ist die Sensibilisierung (d.h. die Fähigkeit, empfindsam zu sein) für die inneren kognitiven, emotionalen, vegetativen und muskulären Prozesse, die sich bei psychischen Belastungen ergeben. • Das Einüben der einzelnen Maßnahmen hat dann schrittweise zu erfolgen. • Ziel des Einübens ist es, die einzelnen Trainingsformen so zu erlernen und zu trainieren, daß sie auch unter erschwerten Bedingungen stabil bleiben, also bei ihrem Einsatz relativ automatisch funktionieren. Abschließende Bemerkungen • • • • • Da Gelerntes auch wieder verlernt werden kann, muß es immer wieder geübt werden, auch wenn nicht stets ein aktueller Anlaß dazu besteht. Deshalb ist das psychologisch orientierte Training auch Bestandteil eines langfristigen Trainingsaufbaus. Die einzelnen vorgestellten psychologischen Trainingsformen sind nur aus Darstellungsgründen getrennt voneinander beschrieben worden. In der Praxis hängen sie eng miteinander zusammen; so z.B. Formen der Entspannung und das Mentale Training oder Formen der Entspannung und das Konzentrationstraining. Grundsätzlich sollten alle psychologischen Trainingsformen so eng wie möglich in das gewöhnliche Technik- und Taktiktraining (ggf. auch in das Konditionstraining) integriert werden. Dies gilt besonders für jüngere Spielerinnen und Spieler. Besonderes Augenmerk ist auf die Wettkampfnähe der Maßnahmen zu richten. • Da psychische Probleme stets mehr oder weniger individuell ausgeprägt sind, müssen die entsprechenden Maßnahmen auch individuell variiert werden. Es gibt deshalb keine »Kochrezepte«; vielmehr kommt es auch darauf an, verschiedene Maßnahmen auszuprobieren und je nach individuellem Effekt erneut einzusetzen. • Das psychologisch orientierte Training sollte dann nicht zu sehr betont werden, wenn der Spieler keine Probleme bei der vollkommenen Umsetzung seines Könnens im Wettkampf hat bzw. wenn ihm dies aufgrund »naiver« Maßnahmen gelingt. • Hat er allerdings größere Probleme, die er auch mit Hilfe des Trainers nicht lösen kann, dann sollte ein Sportpsychologe zur Beratung herangezogen werden. • Was den Einsatz psychologischer Trainingsmaßnahmen im Jugendbereich betrifft, so ist offensichtlich, daß z.B. das Konzentrations- und Zielsetzungstraining gerade im Jugendalter von besonderer Bedeutung ist. Der Einsatz von psychologi- schen Trainingsformen hängt also vom Problem, vom Leistungsstand, vom Alter und vom intellektuellen Entwicklungsstand ab und kann nur im Einzelfall festgelegt werden. Abschließend wird noch einmal auf das übergeordnete Ziel des psychologisch orientierten Trainings hingewiesen: Die Spieler sollen in der Lage sein, sich im Wettkampf auf die Spielaktionen konzentrativ, gedanklich und emotional (in Verbindung mit einer mittleren vegetativen und muskulären Aktivierung) so vorzubereiten, daß sie das Gefühl haben, »alles laufe automatisch ab«, sie seien »traumhaft sicher«, daß sie »spielen wie im Rausch«. Keine Zweifel, abschweifende Gedanken, muskuläre Verkrampfungen u.a. zerstören die Einheit von Aufmerksamkeit, Bewußtsein und Handlung. Die Spielergehen total in der Spielhandlung auf. Dies ist ein Zeichen dafür, daß alle Leistungsvoraussetzungen im Wettkampf optimal eingesetzt sind. 199 Trainings- und Wettkampfplanung 200 Trainings- und Wettkampfplanung Trainings- und Wettkampfplanung umfaßt zum einen den langfristigen Trainingsaufbau, wie er auf Seite 107 beschrieben wurde (Grundlagen-, Aufbau-, Leistungstraining). Zum anderen orientieren sich kurz- und mittelfristige Maßnahmen der Trainings- und Wettkampfplanung auch an der Jahresplanung. Im folgenden werden allgemeine Hinweise zur Jahresplanung (und damit auch zur »Periodisierung«) gegeben. | 1 . Vorbereitungsperiode | Phase der Entwicklung oder des Aufbaus, der Belastungssteigerung (Dauer ca. 4 bis 6 Monate). Diese wird noch in zwei Etappen geteilt: • Allgemeine Vorbereitungsetappe • Spezielle Vorbereitungsetappe | 2. Wettkampfperiode | Phase der relativen Stabilisierung, der Belastungsstabilisierung (Dauer ca. 2 bis 4 Monate). Periodisierung Der Begriff der Periodisierung bezieht sich in der Regel auf längere Zeitabschnitte - auf ein halbes bis ein Jahr-, wenn auch tennisspezifisch kürzere Abschnitte in Erwägung gezogen werden können. Kein Tennisspieler kann seine Höchstleistungen ununterbrochen über 12 Monate halten. Er kann sich nicht permanent an seinem individuellen Grenzbereich der Belastbarkeit befinden. Deshalb ist es einleuchtend, daß auch die Tennisspieler den Jahreszyklus so planen müssen, daß sie sich ausschließlich in dem für sie individuell wichtigen Zeitraum in Bestform befinden. Die Leistungsfähigkeit des Sportlers schwankt mehrere Male im Jahr. Dieser Tatsache hat sich auch die Jahresperiodisierung angepaßt. | 3. Übergangsperiode Phase des zeitweiligen Verlustes der Form, der Belastungsreduzierung (Dauer ca. 1 bis 2 Monate). Diese klassische Einteilung des Jahres in eine ein- bis zweipolige Periodisierung, die vor allem auf den Erfahrungen der Leichtathletik, des Gewichthebens, des Schwimmsports und anderer Sportarten basiert, ist im Tennis nicht in dieser Form praktikabel. Der Leistungsspieler und nicht nur der Weltklassespieler hat mehrere besonders wichtige Schwerpunkte im Jahr, und deswegen muß im Tennissport die Periodisierung alternativ an die vorgegebenen Saisonhöhepunkte angepaßt werden. Als Beispiel kann man z.B. bei einem Weltklassespieler die 4 Grand-Slam-Turniere nennen | (Paris im Mai/Juni, Wimbledon im Juni/Juli, US-Open im September, Australien-Open im Januar) oder die Davis-Cup-Runden (März, August, Oktober und Dezember). Das würde bedeuten, daß der Spitzentennisspieler 4 bis 8 Höhepunkte im Jahr anstrebt, d. h. unter Umständen in 6 Perioden seine absolute Höchstform bringen müßte, was schon physiologisch ausgeschlossen ist. Nicht anders ist es bei der nationalen und regionalen Klasse oder bei Jugendlichen. Hier helfen wiederum die Erfahrungen der Experten. Erfahrungsgemäß sind ca. 3 Höhepunkte möglich. Ein alternativer tennisspezifischer Vorschlag einer dreigipfligen Periodisierung kann am Beispiel eines Weltklassespielers wie folgt aussehen. Dreigipflige Periodisierung Aus sportartspezifischen Gründen empfiehlt sich im Tennis folgende Teilung: | I.Vorbereitungsperiode | Phase des allgemeinen und spezifischen Leistungsaufbaus. | 2. Wettkampfperiode I | Phase der Optimierung des Match- und Turnierrhythmus. 201 Trainings- und Wettkampfplanung Abb. 123 Beispiel für eine dreigipflige Periodisierung im Tennis in drei Zyklen ^.qaaflCHimflsmipp^flL^fa Phase der maximalen Leistungsfähigkeit. &«?JCTreinriiBrM»Ki? Phase der leichten Regeneration der Leistungsreduzierung und des Neu- oder Zwischenaufbaus. ^MMJlQDM^iS^lJS,^ Phase der aktiven Regeneration. In einem ersten Schritt müssen die jeweiligen Höhepunkte, in denen der Spieler seine Hochleistung erreichen will oder muß, festgelegt werden. 202 In dem vorgelegten Muster, das in Abbildung 123 aufgeführt ist, sollen die Höchstleistungen (Wettkampfperiode II) in folgenden Zeiträumen erbracht werden: • Von Mitte Januar bis Anfang März (Australien Open, DavisCup) • Im Mai und Juni (Deutsche internationale Meisterschaften, French Open, Wimbledon) • Im August und September (US-Open und Davis-Cup) Dementsprechend müssen Leistungen der Wettkampfperiode I in folgenden Zeiträumen erfolgen: • Dezember • Ca. ab Mitte April bis Mai • Ab Mitte Juli bis Mitte August Die kurzen Zwischenperioden sind dann eingeplant: • Mitte Juni • Bis Mitte Juli • Mitte September Die längeren Vorbereitungsperioden sind: • Anfang März bis Anfang April • Ende Oktober bis Ende November Für die Übergangsperioden bleiben dann: • Ende Februar bis Mitte März (14 Tage) • Mitte Oktober (14 Tage) Wie zu ersehen ist, ist bei einem Spitzenspieler auch eine dreigipf- Trainingseinheit lige Periodisierung nicht optimal, denn für die Regenerationsphasen bleibt relativ wenig Zeit übrig. Wenn man bedenkt, daß die Spieler nicht überall in die Schlußrunde kommen, daß sie zwischendurch einen Kurzurlaub einlegen oder verletzt sind und daß bei den Turnierreisen nicht überall optimale Trainingsbedingungen gegeben sind, sind kurze Regenerationspausen mehrere Male im Jahr automatisch gegeben. Um so mehr ist für einen Spitzenspieler eine sorgfältige Planung die Voraussetzung, um die individuelle Höchstleistung zum richtigen Zeitpunkt zu bringen bzw. mit der vorhandenen limitierten Leistungskapazität schonungsvoll umzugehen. Aus der Grafik ist weiter zu ersehen, daß die Intensitätskurve weitgehend mit der Leistungskurve übereinstimmt und die Umfangskurve dort sinkt, wo die Intensitätskurve steigt. Man geht davon aus, daß das Maximum der optimalen Leistungsfähigkeit des Tennisspielers dreimal im Jahr erreicht wird. Aus diesen Ausführungen und Begründungen geht hervor, daß die tennisspezifische Periodisierung einerseits dem aktuellen Stand des Tennissports in der Welt Rechnung tragen muß, daß man aber andererseits die sportwissenschaftlichen Grundlagen achtet und im Rahmen des Möglichen in Trainingsplanung und -durchführung einbaut. Es ist zu betonen, daß sich die Schwerpunkte in den Inhalten der einzelnen Perioden nach der Spielstärke bzw. nach dem Alter des Spielers richten müssen. Wenn z.B. bei dem einen Spieler Wimbledon als Gipfel gilt, ist es bei dem anderen der Davis-Cup oder die Deutsche Meisterschaft bzw. ein Satellite-Circuit, die Ver- bandsmeisterschaft, die Medenspiele oder eine Kombination aus diesen mit anderen Turnieren. Bei Jugendlichen liegen die Schwerpunkte wiederum anders. Je jünger die Jugendlichen sind, desto mehr liegt die Priorität im systematischen Training und Aufbau vor dem Wettkampf. Die Wettkämpfe müssen wiederum der Spielstärke des Jugendlichen entsprechen. Eine gesunde Mischung zwischen leichteren und schwereren Turnieren - später evtl. zwischen Jugend- und Erwachsenenturnieren - ist von großer Bedeutung, denn Erfolgserlebnisse, die man eher gegen gleichwertige oder etwas schwächere Spieler erreicht, müssen mit Erfahrungen aus Niederlagen gegen stärkere Gegner gepaart werden. Grundsätzlich gilt aber, daß bis ca. zum 13. bzw. 14. Lebensjahr der allgemeine motorische und tennisspezifische Aufbau im Vordergrund steht, während nach dem 14. Lebensjahr die Matchpraxis und -erfahrung wesentlich stärker betont wird. Das bedeutet, daß die einzelnen Vorbereitungsperioden bei den Jüngeren ausreichend gedehnt werden müssen und sich die Jahresplanung eher auf eine zweigipflige Periodisierung beschränkt. Bei den 13- bis 14jährigen kann zwar schon dreigipflig geplant werden, aber die Länge der Wettkampfperioden, besonders die Wettkampfperiode I, soll zugunsten der Vorbereitungsperiode verkürzt werden. Bei den 15jährigen und älteren (die entsprechende Spielstärke und -fertigkeit vorausgesetzt) nähert sich die Planung langsam der der Erwachsenen. Steuerung des Trainings Um das Training entsprechend der Planungsziele regeln zu können, ist eine weitere Aufteilung der Perioden notwendig. Die einzelnen Perioden enthalten dann: • Trainingseinheiten • Mikrozyklen (3 bis 8 Tage) • Makrozyklen, evtl. Mesozyklen (3 bis 6 Wochen) Trainingseinheit Die Trainingseinheit ist meistens mit dem täglichen Trainingspensum identisch. Besonders im Hochleistungstennis teilt sich diese Einheit noch in Phasen. Man spricht von einem Ein-, Zwei- oder Dreiphasentraining. Bei den heutigen Anforderungen an Trainingsumfang und -intensität ist bei Hochleistungstennisspielern ein Zwei-, bei Trainingslagern auch ein Vierphasentraining eine dringende Notwendigkeit, denn ein Drei- bis Vierstundentraining ohne kurzfristige Regenerationsphasen, besonders dann, wenn tennistechnisches Training mit Konditionstraining gepaart wird, ist ausgeschlossen. Jede Trainingseinheit soll einen methodischen Aufbau haben (s. Tab. 12, S. 204). Wenn zweioder dreimal am Tag trainiert wird, soll diese Aufteilung bei jeder Phase eingehalten werden, wobei allerdings der einleitende Teil vor der ersten Phase (bis zu 30 Minuten) und der Ausklang nach der letzten Phase besonders stark ausgeprägt sein sollen. Neben dem Einleiten der Regeneration durch das Ausspielen bzw. Auslaufen soll für die Beschleuni- 203 Trainings- und Wettkampfplanung Abschnitt Aufgaben Inhalte Einleitender Teil Systematische Vorbereitung auf Hauptteil: • Physisch: Muskelerwärmung, Beweglichmachung, erhöhte organische und Stoffwechselanpassung, Nervenbahnung • Kognitiv/psychisch: Lenkung der Aufmerksamkeit, gedankliche und motivationale Einstellung Allgemeines Aufwärmen durch Einlaufen oder durch ein kurzes Spiel (Fußball, Basketball, Hockey), Dehnungsübungen, Lockerungsübungen, leichte Gymnastik Sprintübungen Hauptteil Weiterentwicklung bzw. Stabilisierung des Trainingszustandes. Beachte: • In der Reihenfolge positive Übertragung der Trainingswirkungen • Gesetzmäßigkeiten von Belastung Erholung Technikelemente, Schnelligkeits- oder Koordinationsübungen, Taktikformen u.a. Beachte Reihenfolge: • erst Kondition (Kraft, Ausdauer) mit nachfolgender drei- bis fünfstündiger Pause oder als selbständige Tageseinheit • dann Technik, Taktik, Koordination, Schnelligkeit Ausklang (wenn nötig und möglich) Einleitung und Beschleunigung der Regenerationsvorgänge. Organismus auf normalen Funktionszustand zurückführen Auslaufen Ausschlagen Spiele Tab. 12 Trainingseinheit mit Abschnitten, Aufgaben und Inhalten gung der Regeneration abwechselnd ein kurzer Saunagang oder Massage, Whirlpool usw. eingeplant werden. Die Reihenfolge der zu trainierenden Faktoren kann im Prinzip wie folgt eingehalten werden: • Beweglichkeit • Koordination • Schnelligkeit • Kraft • Ausdauer Allerdings ergaben neue sportwissenschaftliche Untersuchungen, daß intensives Kraft- oder Ausdauertraining, das dem Techniktraining unmittelbar folgt, einen negativen Einfluß auf die Resultate des Techniktrainings hat, da die feinmotorischen Spuren des Techniktrainings in den Muskel- bzw. Nervenzellen zerstört werden können. Es ist deswegen empfehlenswert, das Training so zu planen, daß entweder am Tag des intensiven Kraft- oder Ausdauertrainings, das vor allem in der Vorbereitungsperiode stattfindet, kein Techniktraining durchgeführt wird, oder aber daß das Kraft- oder Ausdauertraining z. B. am Vormittag und das Techniktraining nach ca. drei- bis 204 fünfstündiger Pause und Regeneration am späten Nachmittag eingeplant wird. Darüber hinaus sollen nach dem Krafttraining kurze Koordinationsoder Technikübungsformen eingeplant werden, um die entsprechenden Nerven- und Muskelzellen zu reizen und dadurch noch einmal zu aktivieren; dadurch kann ein eventueller Leistungsverlust in diesem Bereich verhindert werden. Dies ist allerdings nicht als schwerpunktmäßiges Koordinations- oder Techniktraining zu betrachten. Mikrozyklus Der Mikrozyklus ist meistens durch einen Wochentrainingsplan abgedeckt. Dies ist praktisch der wichtigste Abschnitt für eine Trainingssteuerung und -planung, denn nur in einem Zeitabschnitt von mehreren Tagen ist eine sinnvolle Harmonie zwischen den Belastungen in unterschiedlichen technischen, taktischen und konditionellen Bereichen auf der einen und den notwendigen Regenerationszeiten auf der anderen Seite möglich. Bei einer detaillierten Mikrozyklusplanung im Tennis soll nach folgenden Prinzipien vorgegangen werden: • Berücksichtigungen der Periode. (Vorbereitungsperiode erster und zweiter Teil, Wettkampfperiode I, Wettkampfperiode II) • Festlegen der langfristigen Schwerpunkte und Ziele nach dem kalendarischen Alter, Trainingsalter, Spielstärke, Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit, Trainingszustand, Spielfertigkeit, dem zukünftigen Turnierprogramm, individuellen Schwächen und Stärken • Berücksichtigen der individuellen zeitlichen Trainingsmöglichkeiten • Berücksichtigen der Umwelteinflüsse (Eltern, Freunde, Anfahrtswege, Schule, Beruf usw.) • Berücksichtigen der Trainingsstätte und des im Trainingsprozeß mitwirkenden Trainers • Festlegen der Schwerpunkte in Wochenanfang, -mitte und -ende • Feinabstimmen der konditionellen Bereiche und Faktoren nach Training mit verschiedenen Zielgruppen dem Prinzip der Superkompensation • Berücksichtigen der Charaktereigenschaften jedes einzelnen Spielers Für eine detaillierte Rahmeneinteilung eines Mikrozyklus für Leistungstennisspieler kann folgende Empfehlung gegeben werden: Es ist selbstverständlich, daß z. B. Kraft oder Ausdauer während der ganzen Woche in verringertem Maße trainiert werden, daß täglich Schnelligkeit und Koordinationsfähigkeit im Rahmen des technischen Trainings oder Matchtrainings verbessert werden und daß Reaktionsfähigkeit praktisch jeden Tag geübt wird. In der Detailplariung müssen alle konditionellen Faktoren mindestens zweimal in der Woche berücksichtigt werden, um den Superkompensationseffekt zu garantieren, obwohl die individuelle Zielsetzung der Schwerpunkte auch individuelle Feinabstimmung in der Planung zuläßt. Gravierende Fehler in der Mikrozyklusplanung können verheerende und irreparable Folgen in der Aufbauarbeit, zumindest aber eine starke Verzögerung oder Stagnation in gewissen Bereichen verursachen. Makrozyklus Er beinhaltet mehrere Mikrozyklen und kann sich von einem bis zu mehreren Monaten erstrecken. Es können deshalb auch zusätzlich einige Mesozyklen eingebaut werden. Makrozyklen haben die Aufgabe, Belastung und Erholung durch »mittlere Wellen« zu steuern, also Wochen mit hoher durch Wochen mit geringerer Belastung abzulösen. Dabei ist ein wichtiges Charakteristikum eines Makrozyklus der Wechsel von Umfangund Intensitätsbelastung. Ein Makrozyklus.vor allem in der Vorbereitungsperiode und unter Umständen auch in der Wettkampfperiode I des Tennisspielers, fängt mit hohem Umfang und mittlerer bis geringer Intensität an. Im Verlauf des ersten bzw. zweiten Zyklus wird der Umfang zuerst weiter gesteigert bis zum Maximum. Die Intensität steigt zwar auch an, aber in wesentlich geringerem Maße. Erst gegen Ende der Vorbereitungsphase, also im zweiten bis dritten Makrozyklus dreht sich das Verhältnis um. Am Ende soll der Umfang niedriger, aber die Intensität dagegen sehr hoch sein. Sie soll dann ihr Maximum in der Wettkampfperiode erreichen. Diese Tatsache muß man in Zusammenhang mit der Schwerpunktsetzung bzw. den Trainingsinhalten innerhalb dieser Zeit sehen. Am Anfang der Vorbereitungsperiode geht es vor allem um die Basisausbildung und das Aufbautraining in allen Bereichen. So steht erst selbstverständlich beim Respektieren von individuellen Voraussetzungen die allgemeine aerobe Ausdauer und das Muskelaufbautraining im konditionellen Bereich sowie ein breit angelegtes Techniktraining (Schwächen, Erweiterungen des Schlagrepertoires, Festigung vorhandener Techniken) im Vordergrund. Alle diese Bereiche erfordern großen Trainingsumfang mit vorerst kleinerer Intensität. Erst im Verlauf der Vorbereitungsperiode bzw. des zweiten oder sogar dritten Makrozyklus muß die Intensität gesteigert werden. Dann stehen Kraft, intramuskuläre Koordination, Schnellkraft, die anaerobe Ausdauer, Bewegungsschnelligkeit, Gewandtheit, Reaktionsschnelligkeit im motorischen Bereich und die Automatisierung bzw. Stabilisierung des situativen Bewegungsablaufes im Vordergrund. Alle diese Bereiche müssen bei hoher Intensität trainiert werden. Dementsprechend muß aber dann der Umfang etwas zurückgehen. Innerhalb der Wettkampfperiode ist die Trainingsintensität sehr hoch, wobei der Umfang weiter reduziert wird. Bei hohem Trainingsumfang kommt es zu einer tiefen Ausschöpfung der Energiereserven, und es bedarf einer langen Regenerationszeit. Das ist innerhalb der Turnierperiode, in der unter Umständen über Wochen jeden Tag ein Match gespielt wird, und in der man für die Wettkämpfe jederzeit hochleistungsbereit sein muß, nicht vorteilhaft. Weil man aber das vorhandene technische und konditioneile Potential halten oder sogar noch etwas verbessern muß - und das geht nur durch tägliches Training, sogar auch am Spieltag - muß dieses so gestaltet werden, daß mit einem minimalen Energieverlust ein maximaler Effekt erzeugt wird. Dies ist nur durch eine starke Intensitätssteigerung unter gleichzeitiger Reduzierung des Umfangs möglich. Nach hochintensiven und kürzeren Trainingseinheiten ist die Regenerationszeit kürzer. Wie lang ein Makrozyklus ist bzw. wie viele Makrozyklen eine Periode beinhaltet, hängt wiederum von der individuellen Planung ab. Training mit verschiedenen Zielgruppen Auch wenn die in den vergangenen Kapiteln beschriebenen Erkenntnisse der Trainingslehre relativ allgemeingültig sind, so gibt 205 Trainings- und Wettkampfplanung es doch beim Training mit verschiedenen Zielgruppen spezifische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Wie beim Tennisunterricht mit verschiedenen Zielgruppen kann die Auswahl von Adressaten aufgrund der Kriterien Alter, Geschlecht und Können mit den entsprechenden Zielvorstellungen und Rahmenbedingungen erfolgen. Von diesem Ansatz ausgehend und unter Berücksichtigung der Erfahrungen in der Praxis ergeben sich drei spezifische Zielgruppen (Training mit talentierten Kindern und Jugendlichen, Training mit Frauen und Training im Senioren-Wettkampftennis), auf die im folgenden eingegangen wird. Talentierte Kinder und Jugendliche Eine spezifische Adressatengruppe stellen talentierte Kinder und Jugendliche dar, die das Ziel haben, ein hohes Leistungsniveau im Turniertennis zu erreichen. Im Blick auf diese Gruppe stellen sich aufgrund praktischer Erfahrungen unter anderem folgende Aufgaben und Probleme: • Aufbau bei der Vermittlung der Tennistechnik • Bedeutung der beidhändigen Rückhand • Verbesserung der Beinarbeit • Verbesserung des taktischen Verständnisses • Methodische Gesichtspunkte beim psychologisch orientierten Training • Probleme des Umlernens • Hinführung zum modernen Spitzentennis • Allgemeine Selbständigkeit von Jugendlichen 206 Die folgenden Ausführungen haben teilweise auch Gültigkeit für andere Adressatengruppen, gelten aber im besonderen für talentierte Kinder und Jugendliche. • • Aufbau bei der Vermittlung der Tennistechnik Etwa im Alter von 8 bis 10 Jahren sollen Talente systematisch gesucht und ausgewählt werden (s. S. 105). Dabei ist vor allem auf die Merkmale Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit und Lernfähigkeit, Ballgefühl, Leistungsmotivation und psychische Stabilität zu achten. Unter dem besonderen Gesichtspunkt, daß später hohe Leistungen erzielt werden sollen, muß nun bei der Vermittlung der Tennistechnik vor allem das Prinzip der Vielseitigkeit (Variabilität) berücksichtigt werden. Dies bedeutet, daß die Vielfalt der Tennistechnik von Anfang an zu entwickeln ist. Unterschiedliche Aufgabenstellungen bezüglich Plazierung, Flugbahn und Geschwindigkeit der zu spielenden Bälle bei verschiedenen Platzpositionen, Treffpunkthöhen und in bedrängten Situationen machen dem Kind frühzeitig deutlich, wie wichtig eine vielseitige Tennistechnik ist. Beim Aufbau der Technik soll zwar mit den Grundschlägen begonnen werden, jedoch folgen bald Drallvariationen (Slice, Topspin), bevor die Grundschläge in der Stabilisierungsphase gefestigt sind. Beim Aufbau der Tennistechnik lassen sich folgende Etappen grob kennzeichnen: • Grundschläge, gleichzeitig Flugball und Aufschlag, Lob und Schmetterball; dabei sollten vielfältige Koordinationsübungen einfließen, insbesondere • • sollten Gesichtspunkte des bilateralen Tennis berücksichtigt werden. Drallvariationen, Stop und Halbflugball. Weitere Ausdifferenzierung der Technik, z.B. Variationen des Aufschlags, Schmetterball aus dem Sprung und RückhandSchmetterball. Stabilisierung der Technik in den verschiedenen Spielsituationen. Dieses Ziel sollte etwa am Ende der Vorpubertät erreicht werden. Etwa ab der Pubertät sollte besonders auf die Ausprägung des persönlichen Stils und der Spielanlage geachtet werden. Es sollten einerseits erfolgreiche Schläge akzeptiert, andererseits wenig erfolgversprechende Nachahmungen und eher unangemessene Vorlieben (z. B. zu viele Stops) zurückgedrängt werden. Bedeutung der beidhändigen Rückhand Im Rahmen der Vermittlung der Tennistechnik bei talentierten Kindern und Jugendlichen ist die beidhändige Rückhand von besonderer Bedeutung (insbesondere bei Mädchen), da der Schläger trotz mangelnder Armkraft beidhändig schnell beschleunigt und eine große Schlagkontrolle erzielt werden kann. Prinzipiell sollte die einhändige und beidhändige Rückhand als gleichrangig betrachtet werden. Die Entscheidung, nur für eine der beiden Techniken oder beide Techniken parallel auszubilden, sollte von den individuellen Voraussetzungen des Talents (konstitutionelle und motivationale Voraussetzungen, Talentierte Kinder und Jugendliche Spielanlage u.a.) abhängig gemacht werden. Bei der Einführung (ggf. Erprobung) der beidhändigen Rückhand können folgende Varianten, bezogen auf Rechtshänder, ausprobiert werden: • Beidhändige Rückhand mit Führen und Schlagen durch die rechte Hand; die linke Hand unterstützt und kontrolliert lediglich die Schlagbewegung. Erfahrungsgemäß fällt es älteren Kindern leicht, später von dieser beidhändigen Rückhand auf die einhändige Rückhand umzustellen. • Beidhändige Rückhand mit anfänglich starker Unterstützung durch die linke Hand; nach dem Treffen läßt die linke Hand den Schläger los. • Beidhändige Rückhand im Sinne einer linkshändigen Vorhand. Wird diese Variante bis zur Pubertät zu stark betont, dann ist ein späteres Umlernen schwierig. Allerdings entwickelt sich diese Form der beidhändigen Rückhand häufig zu einer starken »Waffe« (vor allem mit Topspin und guter Ballkontrolle verbunden). Vorteilhaft wäre es, wenn Kinder und Jugendliche lernen würden, mit diesen verschiedenen Variationen situationsangemessen umzugehen. D.h., daß der jugendliche Spieler lernt, z. B. die dritte Variante (eher eine linkshändige Vorhand) für einen Topspin kurz cross oder einen Topspin-Lob und die erste Variante (linke Hand unterstützt und kontrolliert lediglich) als Flugball oder Longline-Ball einzusetzen. Verbesserung der Beinarbeit Probleme mit der Beinarbeit haben zunächst diejenigen, die auch Wahrnehmungsprobleme haben, d.h. Ballgeschwindigkeit, Drall, Absprungverhalten und Abstand zum Ball nicht richtig einschätzen können. Probleme mit der Beinarbeit haben aber auch diejenigen, die allgemein relativ unbeweglich oder »bewegungsfaul« sind. Die Technik der Beinarbeit ist im Prinzip einfach (vgl. auch TennisLehrplan Band 1). Sehr viele talentierte Kinder und Jugendliche bewegen sich auf dem Tennisplatz automatisch richtig und bekommen erst dann Probleme, wenn sie versuchen, sich mit bestimmten Schrittkombinationen zu bewegen, wenn sie also bewußt an die Beinarbeit denken. Voraussetzung für eine Verbesserung der Beinarbeit ist (neben der Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit) die Kenntnis der verschiedenen Möglichkeiten, sich auf dem Tennisplatz zu bewegen. Hierzu kann man sich Spielerinnen und Spieler mit hervorragender Beinarbeit (z. B. Steffi Graf und Pete Sampras) anschauen und mit der eigenen Beinarbeit (Videoaufzeichnung) vergleichen. Dann werden in vorgegebenen Situationen bei genauem Zuspiel des Balles verschiedene Varianten der Beinarbeit erprobt; diejenigen, die dem betreffenden Spieler besser liegen, werden ausgewählt und im Training und Wettkampf angewandt. Der Schüler muß insbesondere auch lernen, seine eigene Beinarbeit selbst zu beobachten und zu kontrollieren. Zur Verbesserung der Beinarbeit werden folgende Schwerpunkte gesetzt: • Ständiges Bewegen der Beine, immer bewegungsbereit sein • Springen in die Grätsche (Bereitschaftsstellung/Splitstep) etwa dann, wenn der Gegner den Ball trifft (im Doppel beide Spieler) • Kontrollieren von Start- und Laufgeschwindigkeit, Schrittlänge, Lauftechnik, Laufrhythmus (z.B. 3er-Rhythmus beim Grundlinienduell) zu entsprechenden Schlagpositionen • Einnehmen einer situationsgerechten Schlagstellung, mit ' Beachten des Abstandes der Füße voneinander • Kontrollieren der Gewichtsverlagerung bzw. einer günstigen Schrittfolge beim Schlagen aus dem Lauf; z.B. beim RückhandSlice-Angriffsball: Tangoschritt (rückwärts übersetzen) oder normal weiterlaufen • Überprüfen eines wirkungsvollen Stopschrittes nach dem Schlag und der Lauftechnik zur nächsten günstigen Platzposition; um diese schnell zu erreichen, wird häufig zunächst ein Kreuzschritt (vorwärts übersetzen) ausgeführt, erst dann folgen die Sidesteps Grundsätzlich muß bei allen Bewegungen auf dem Tennisplatz darauf geachtet werden, daß sich die Spieler möglichst immer in einem stabilen Gleichgewicht befinden. Insbesondere muß auch trainiert werden, beim Laufen Oberkörper und Kopf möglichst ruhig zu halten, um damit auch ruhige Ausholbewegungen ausführen zu können. Noch einmal soll betont werden, daß die Beinarbeit nur äußerst selten »isoliert« geübt werden soll; vielmehr kommt es darauf an, die Beinarbeit vor allem im Rahmen komplexer technisch-taktischer Übungen (z.B. im Sinne des modellierten Trainings) zu schulen und zu trainieren. 207 Trainings- und Wettkampfplanung Verbesserung des taktischen Verständnisses Kinder und Jugendliche sollten möglichst früh verstehen, welche Spielidee beim Tennis vorliegt. Sie können durch Werfen und Fangen des Balles (Ausschalten der Schlagtechnik) im Kleinfeld die taktischen Dimensionen wie Sicherheit, Plazierung und Stellungsspiel kennenlernen. Taktik sollte möglichst parallel zur Technik (bzw. mit der Technik verbunden) ausgebildet werden. Im Zusammenhang mit der Forderung nach einer variablen, auf Spielsituationen bezogenen Technik sollten talentierte Kinder von Anfang an gezielt lernen, taktisch zweckmäßig zu spielen. Dies bedeutet, daß möglichst bald Spielzüge eingeübt und in kleinen Wettkämpfen (insbesondere im Kleinfeld) angewandt werden. Das Training von bestimmten, praxisorientierten Schlagkombinationen stellt ebenfalls eine Vermittlung grundlegender taktischer Kenntnisse dar. Hinzu kommt danach die Vermittlung grundlegender Strategien (z.B. Angriffsspiel, Verteidigungsspiel, Ball halten). Ab der Pubertät sollte dann in besonderem Maße die individuelle Spielanlage gefördert werden. Frühzeitig, also bereits im Kindesalter, taktische Grundkenntnisse zu lehren, bedeutet keine unangemessene Theoretisierung des Unterrichts. Vielmehr können hier Wahrnehmungs- und Entscheidungsfähigkeit systematisch geschult werden, wobei sich vor allem auch die Spielbeobachtung sowohl der eigenen Spielleistung als auch anderer Spieler mittels Video anbietet. 208 Methodische Gesichtspunkte beim psychologisch orientierten Training Psychologisches Training besteht darin, die psychischen Leistungsvoraussetzungen (wie Wahrnehmungsfähigkeit, Aufmerksamkeit/Konzentration, Antizipationsfähigkeit, Leistungsmotivation, Wille, Fähigkeit zur Streßbewältigung) systematisch zu verbessern, Im Unterricht mit Kindern und Jugendlichen ist nun vor allem darauf zu achten, daß solche Formen des mentalen Trainings, des Konzentrationstrainings und der Entspannungstechniken so eng wie möglich in das gewöhnliche Technik- und Taktiktraining (ggf. auch in das Konditionstraining) integriert werden, so daß der Begriff »psychologisches Training« im konkreten Unterricht entfallen kann. Probleme des Umlernens Auch talentierte Kinder und Jugendliche gewöhnen sich im Laufe ihrer tennisspezifischen Entwicklung gewisse Eigenheiten an, die langfristig gesehen zu Einschränkungen führen können. Dies betrifft sowohl die Technik als auch die Taktik. Abb. 124 Streßbewältigung d.h. durch planmäßiges Lernen und Üben Trainingseffekte zu erzielen, die im Wettkampf leistungsfördernd umgesetzt werden können. Wer solche Fähigkeiten und Fertigkeiten im Training nicht systematisch verbessert (automatisiert), kann nicht erwarten, daß er sie im Wettkampf (wie die Technik und Kondition) einsetzen kann. Je früher Kinder und Jugendliche solche Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, desto stabiler sind sie gegenüber inneren und äußeren Störgrößen, die im Wettkampf auftreten. In der Technik geht es vor allem um eigenwillige Griffhaltungen, um die Fixierung auf die beidhändige Rückhand und um individuelle Ausprägungen der Ausholund Ausschwungbewegung. In der Taktik geht es um einseitige Verfestigungen von taktischen Konzepten, also um jene, die an der Grundlinie »kleben«, und um jene, die immerzu ans Netz stürmen. Umlernen ist ein äußerst schwieriger Prozeß. Er ist langfristig, setzt Einsicht beim Schüler und Vertrauen in den Lehrer voraus, und er erfordert Geduld und Willen sowie die Bereitschaft, auch Rückschläge in Kauf zu nehmen. Bevor sich ein Tennistrainer mit dem Gedanken an das Umlernen beschäftigt, muß er sich genau mit der Entwicklung des Schülers auseinandersetzen und versuchen, die Gründe herauszufinden, die zu Talentierte Kinder und Jugendliche den betreffenden Eigenheiten geführt haben. Ein von der Mentalität her typischer Grundlinienspieler wird sich genausowenig zu einem Serveund Volley-Spieler »umkrempeln« lassen wie umgekehrt. Hier gilt es allerdings, solche Spieler auch im Blick auf für sie ungewohnte Situationen zu trainieren, damit sie vielseitiger werden; es geht also um ein Dazulernen, und nicht um ein Umlernen. Hat sich der junge Spieler allerdings deshalb zum Grundlinienspieler entwickelt, weil er mit extremen Griffhaltungen spielt und deshalb am Netz keinen Erfolg hat, dann ist eine Umstellung auf einen Allround- oder Angriffsspieler möglich und sinnvoll. Eine Umstellung der Griffhaltung sollte jedoch grundsätzlich nur in extremen Fällen erfolgen und dann immer im Zusammenhang mit der entsprechenden Situation (Treffpunkthöhe, Platzposition, Ziel, Technik). Spieler, die beidhändig schlagen, sollten Slice und Flugball einhändig (dazu-)lernen. Individuelle räumliche Ausprägungen beim Ausholen und Ausschwingen sollen so belassen werden, wie sie sind, wenn sie keinen negativen Einfluß auf den Erfolg haben; ein Spiel unter Zeitdruck (bei höherer Zuspielgeschwindigkeit oder schnellerem Boden) regelt meist automatisch den räumlichen Umfang der Bewegung oder die der Situation angepaßte zeitlich-dynamische Gliederung der Schlagtechnik. Auf keinen Fall sollte eine erfolgreiche, jedoch in den Augen des Betrachters »falsche« Technik so ohne weiteres umgestellt werden. Der Lehrer sollte vielmehr mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen können, daß die Um- stellung gelingt und zu einer insgesamt besseren Spielanlage führt, wobei sich der Schüler nach der Umstellung mit dieser neuen Technik identifizieren (sich damit wohlfühlen) sollte. Die Erfahrung zeigt, daß Umlernen - wenn überhaupt angebracht - eher dann gelingt, wenn das alte Bewegungsmuster durch ein neues ersetzt wird, das sich vom alten stark unterscheidet (z.B. vom extremen Vorhandgriff zum Mittelgriff oder vom hohen oberen Bogen der Ausholbewegung zum relativ geradlinigen Ausholen). Die Erfahrung zeigt auch, daß Umstellungen zwar häufig im Training gelingen, jedoch dann unter psychischer Belastung im Wettkampf aufgrund zu geringer Stabilität mißlingen, d.h., daß die Spieler wieder in die alten Bewegungsmuster verfallen. Deshalb sollte wie bereits erwähnt- unbedingt versucht werden, die korrigierte Technik (auch auf Kosten vorübergehender Niederlagen) im Wettkampf einzusetzen. Hinführung zum modernen Spitzentennis Bei einer sorgfältigen Analyse der Weltklassespieler, die trotz schwieriger Bewegungsaufgaben eine hohe Perfektion der Schlagtechnik erreicht haben, kann man feststellen, daß sich die Technik im Spitzentennis nicht nur durch eine gewisse individuelle Ausprägung auszeichnet, sondern auch den in diesem Lehrplan beschriebenen Grundlagen weitgehend entspricht Es wäre also falsch, anzunehmen, daß diese Meistertechnik anderen oder unterschiedlichen Regeln und Prinzipien unterliegt als die Technik der Durchschnittsspieler. Auch die Spitzenspieler durchliefen in ihrem jahrelangen Entwicklungsaufbau die verschiedenen Stufen der Technik, von den in diesem Lehrplan beschriebenen Grundlagen bis zu ihrer individuell ausgeprägten virtuosen Spitzentechnik. Durch die individuelle Ausprägung auf der einen und durch die strikte Orientierung an den Grundprinzipien der Technik auf der anderen Seite sind sie aber fähig, ihre taktischen Ziele besonders in schwierigen Situationen umzusetzen. Sie sind vor allem fähig, hohe Laufund Schlaggeschwindigkeiten mit vortrefflicher Präzision und Ökonomie des Schlages zu kombinieren. Aus diesem Grunde sind sie auch in der Lage, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Somit kann optisch der Eindruck entstehen, es gäbe große Unterschiede in der Technik der Meister und der Durchschnittsspieler. Beim Training mit talentierten Kindern und Jugendlichen kommt es nun darauf an, die Merkmale des modernen Spitzentennis im Auge zu haben und zielorientiert anzustreben. Spitzenspieler operieren vor allem mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten als Durchschnittsspieler. Trotzdem erreichen sie dabei große Sicherheit und Präzision. Hohe Geschwindigkeiten bei den Grundlinienschlägen werden erreicht, wenn diese in besonderem Maße den biomechanischen Prinzipien entsprechen. So nutzen die Spitzenspieler wesentlich mehr und eine wesentlich stärkere Körperrotation; außerdem stoßen sie sich relativ stark vom Untergrund ab, wobei sie hochspringen. Dadurch rotieren sie noch wesentlich mehr mit der rechten Schulter und Hüfte (bei Rechtshändern) bis in die Schlagrichtung. Der Rotationsradius des Schultergürtels kann über 200° betragen. Trainings- und Wettkampfplanung Auch bei der Rückhand nutzen Spitzenspieler die Rotationsmöglichkeit des Oberkörpers in starkem Maße aus, so daß die Ausschwungrichtung bis parallel zur Grundlinie oder sogar darüber hinaus verläuft. Die offene Schlagstellung wird immer häufiger bevorzugt, da sie eine wesentlich bessere Vordehnung der beteiligten Muskulatur, Speicherung der nötigen Energie, als auch Zeiteinsparung garantiert. Dies gilt nicht nur bei der Vorhand (was praktisch schon in allen Leistungsklassen bis hin zu den jüngsten Jugendjahrgängen dominiert), sondern auch bei der Rückhand, besonders bei der beidhändigen. Hohe Ballgeschwindigkeiten werden auch dadurch erreicht, • daß die Bälle möglichst grundsätzlich früh genommen werden, • daß es gelingt, sich nicht von der Grundlinie zurückdrängen zu lassen und • daß mit Hilfe der Körperrotation in den Platz hineingedreht wird, wobei lange Bälle, die kurz vor der Grundlinie aufspringen, im aufsteigenden Ast oder als Halbflugbälle geschlagen werden. Auch die Ausnützung des Handgelenkeinsatzes ist bei den Spitzenspielern optimal, wodurch sie zusätzlich eine größere Beschleunigung des Schlägers erreichen, ohne mehr Kraft einsetzen zu müssen, was besonders bei den bereits angesprochenen kürzeren Schlagabläufen in schwierigen Situationen von großer Bedeutung ist (s. auch Tennis-Lehrplan Band 1). All dies erfordert ein sehr hohes Maß an Koordinationsfähigkeit. Weil bei den Spitzenspielern die Koordinationsfähigkeit in extre- 210 mem Maße ausgeprägt ist, sind sie fähig, besonders in schwierigen Situationen, auch bei wesentlich kürzer ablaufenden Schlagabläufen Kraftimpulse optimal zu übertragen. Dies begründet erneut, warum das Training der allgemeinen und der tennisspezifischen Koordinationsfähigkeit bei talentierten Kindern und Jugendlichen so bedeutsam ist und auf keiner Könnensstufe vernachlässigt werden darf. Eine ausgeprägte Koordinationsfähigkeit führt auch zu einer entsprechenden Improvisationsfähigkeit, die im Spitzentennis immer wieder sichtbar wird. Die Improvisationsfähigkeit zeigt sich auch beim Meistern besonders schwieriger Situationen, in denen sie sogar gewisse artistische Fähigkeiten entwickeln. In solchen Situationen sind sie fähig, das ideale Gleichgewicht beim Schlag auf eine minimale Zeitspanne (eben den Treffpunkt) zu beschränken; denn sie müssen viel zu oft bei hoher Körpergeschwindigkeit, bei großen Sprüngen und bei recht schwierigen Körperpositionen zielgenau schlagen. Die beschriebenen technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten sind die Grundlage dafür, dem modernen Spitzentennis auch in taktischer Hinsicht gerecht werden zu können. Zunächst sind die taktischen Grundmuster zu erlernen und zu trainieren (Grundlinienspiel, Angriffsspiel, Verteidigungsspiel, Aufschlag, Return, Passierschläge). Dann sollten Tendenzen des modernen Spitzentennis berücksichtigt werden: - Spielaufbau von der Grundlinie, - kurze Bälle des Gegners durch eigenes (schnelles und/oder plaziertes) Spiel provozieren, - geeignete kurze Bälle des Geg- ners zum offensiven Spiel (vor allem auch zum Netzangriff) nutzen, - durch Winkelspiel den Gegner seitlich aus dem Platz treiben, dadurch den Platz öffnen, was wiederum ein noch offensiveres Spiel ermöglicht. Allgemeine Selbständigkeit von Jugendlichen Leider kommt es allzuoft vor, daß Kinder und Jugendliche in das Training und die Betreuung eines Tennislehrers gegeben werden und man von diesem erwartet, daß er aus ihnen möglichst rasch Meisterspieler macht. Dies geht wenn überhaupt - in der Regel nur dann, wenn auch die Jugendlichen von sich aus selbständig mitmachen. Häufig lassen die Jugendlichen jedoch den Unterricht kritiklos über sich ergehen; manchmal sind sie von Unterricht und Tennislehrer begeistert; nur hin und wieder lehnen sie sich z.B. gegen einzelne Übungen auf und führen diese nur unwillig aus, weil sie ihren Zweck nicht erkennen. Um Jugendliche zur Selbständigkeit zu führen, sollte der Lehrer prinzipiell dem natürlichen Spielbedürfnis der Jugendlichen Freiräume lassen und ihnen Gelegenheiten geben, eigene Lösungsmöglichkeiten für gestellte Aufgaben zu finden. Er sollte sie auch ermutigen, ihre Meinung zu äußern und ihnen bald ein gewisses Mitspracherecht an der Trainingsgestaltung zugestehen. Die Vorstellungen und Ziele der Jugendlichen müssen besprochen und gegebenenfalls auf ein realistisches Maß erweitert bzw. eingeschränkt werden. Training mit Frauen Wenn Jugendliche Übungen nicht nur kritik- und gedankenlos durchspielen, sondern sie auch deren Sinn und Zweck erkannt haben, dann ist ein erster Schritt zur Selbständigkeit und Selbstmotivierung getan. Die Jugendlichen wissen dann, warum sie etwas trainieren, und können jetzt auch ohne ständige Aufsicht gewissenhaft die geforderten Aufgaben lösen. Das bedeutet, daß sie beispielsweise ernsthaft weitertrainieren, wenn sich der Lehrer für kurze Zeit intensiver mit anderen Teilnehmern der Gruppe beschäftigen muß. Die Jugendlichen sollten außerdem angehalten werden, öfter selbständig zu trainieren, wobei ihnen Übungsangebot und geeignete Lernzielkontrollen vorgegeben werden. Anfängliche Kontrollen dieses selbständigen Trainings werden zunehmend abgebaut, bis das angestrebte Ziel, daß Jugendliche auch völlig selbständig trainieren können, erreicht ist. Der Tennislehrer ist für sie selbstverständlich immer als Berater ansprechbar. Auch im Wettkampftennis sollte die Entwicklung zur Selbständigkeit schon früh eingeleitet werden. Hier können Trainer und Eltern viel helfen, wenn sie die Kinder im Wettspiel sich selbst überlassen und höchstens in Fällen extrem unsportlichen Verhaltens eingreifen bzw. den Turnierleiter bitten, das Spiel kontrollieren zu lassen. Kinder und Jugendliche sollten bei ihren Wettspielen auch sehr bald die Schiedsrichtertätigkeit übernehmen. Bei gemeinsamen Wettspielbeobachtungen übernimmt der Trainer entweder die Rolle eines Kommentators, oder er coacht einen Spieler. Die Jugendlichen bekommen so einen Blick für die Wettkampfführung und lernen, Gegner und Situation selbst zu beurteilen. Auch Videoaufzeichnungen vom eigenen Wettkampf können besprochen werden. Der Trainer gibt hier Hilfen zur eigenen Technikund Taktikkontrolle, mit dem Ziel, daß die Jugendlichen lernen, sich gewissermaßen selbst zu coachen. Jugendliche sollten schließlich angehalten werden, bei der Organisation und Durchführung von Turnieren zu helfen. Sie lernen auf diese Weise die Probleme kennen, die auf die Spieler bei Turnieren zukommen (von der Verpflegung bis zur Reservierung von Trainingsplätzen) können und sind dann bei eigenen Turnieren viel selbständiger. Training mit Frauen Das Damentennis unterscheidet sich vom Herrentennis durch einige Besonderheiten: • Frauen schlagen weniger hart auf, konzentrieren sich dementsprechend mehr auf den Return. Im Damen-Turniertennis ist es deshalb schwieriger, das Aufschlagspiel zu gewinnen. • Männer spielen mit mehr Drallvarianten und größeren Winkeln und vor allem, • Männer greifen mehr an als Frauen, insbesondere gelingt ihnen der Übergang von der Grundlinie zum Netz besser. Solche Unterschiede im technischen und taktischen Bereich sind zum einen auf biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau zurückzuführen. So sind Frauen im Durchschnitt kleiner, und sie verfügen über weniger Kraft (insbesondere Schnellkraft), spielen aber auf dem gleichen Feld bei gleicher Netzhöhe und zumeist mit gleichen Bällen wie die Männer. Zum anderen sind diese geschlechtsspezifischen Unterschiede aber auch sozialisationsbedingt, d.h., Jungen lernen intensiver mit Bällen umzugehen als Mädchen. Dies zeigt sich vor allem beim Kernwurf, der die Grundlage des Aufschlags darstellt. Solche Unterschiede führen dazu, daß Mädchen und Frauen weniger in der Lage sind, den Ballwechsel rasch zu entscheiden. Sie sind dagegen eher bemüht, ihre Gegnerinnen durch plaziertes Spiel zu einem Fehler zu zwingen. Solche Unterschiede führen aber auch dazu, daß die meisten Mädchen die Rückhand beidhändig spielen, was die Variabilität der Spielanlage beeinflußt, insbesondere den Übergang von der Grundlinie zum Netz. Prinzipiell müßte es zwischen dem Damen- und dem Herrentennis keine gravierenden Unterschiede geben. Denn die Männer schlagen zwar einerseits härter, andererseits sind sie aufgrund ihrer größeren Schnellkraft auch in der Lage, einen hart und plaziert geschlagenen Ball zu erlaufen und hart zurückzuschlagen. Für das Training mit Mädchen und Frauen ergeben sich deshalb vor allem folgende Konsequenzen: • Dem Aufschlag sollte in allen Phasen des langfristigen Trainingsaufbaus erhöhte Aufmerksamkeit zukommen. • Das gleiche gilt für den Übergang vom Spiel an der Grundlinie zum Netzspiel. • Dies erfordert die Ausbildung einer möglichst breiten Spielanlage (inkl. Netzspiel), auch wenn dann im Match einzelne Grundstrategien individuell bevorzugt werden. Auch wenn es im Damentennis im allgemeinen keine »best-of-five«Matche gibt, sollte dem Konditi- 211 Trainings- und Wettkampfplanung onstraining doch der gleiche Stellenwert zukommen wie im Herrentennis. Denn die körperliche Fitneß ist die Basis des Technikund Taktiktrainings. In diesem Zusammenhang ist auch auf eine entsprechende Ernährung in besonderem Maße zu achten. Im Damentennis gibt es vergleichsweise weniger Doppel-Turniere. Deshalb sollte im Training vermehrt auch Doppel gespielt werden, zumal sich die im Doppel gegebenen Anforderungen (Kombination Aufschlag-Angriff, Netzspiel u. a.) auch günstig auf das Einzelspiel auswirken. Mädchen haben im Damentennis bereits in jungen Jahren die Chance, erfolgreich mithalten zu können. Dies spornt einerseits an; andererseits ergibt sich dadurch aber auch die Gefahr, daß sich die Mädchen sehr frühzeitig auf eine bestimmte Spielanlage konzentrieren und diese sich verfestigt (z. B. Grundlinienspiel mit eher defensivem Charakter, um Niederlagen zu vermeiden). Im Training sollte dieser Tendenz entgegengesteuert werden, indem variable Techniken und taktische Grundmuster geübt werden. Zum Training gehören schließlich noch die trainingsbegleitenden Maßnahmen. Daß mit der Menstruation häufig Leistungsschwankungen einhergehen, ist natürlich. Sie müssen jedoch nicht so groß sein wie vielfach angenommen. Eine fachärztliche Beratung kann deshalb angebracht sein. Was die Betreuung von Frauen im Turniertennis betrifft, so berichten viele Trainer und Trainerinnen, daß bei Frauen im Trainings- und Turnierablauf häufig private Probleme größere Störfaktoren darstellen. Männer können offensichtlich den Privat- vom Sportbereich besser trennen. Außerdem wird berichtet, 212 daß Frauen-Teams schwieriger zu führen seien als Männer-Teams. Deshalb scheint es ratsam zu sein, bei Konflikten gegebenenfalls erst Einzelgespräche zu führen, bevor ein Mannschaftsgespräch stattfindet. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß Frauen eher Männer als Trainer bevorzugen. Insgesamt gesehen sind die Ursachen für solche sozialpsychologischen Unterschiede nicht gänzlich geklärt. Sie sollten allerdings berücksichtigt werden. Da die psychologischen Anforderungen im Turniertennis für Männer und Frauen prinzipiell nicht unterschiedlich sind, sollte versucht werden, solche geschlechtsspezifischen Unterschiede auszugleichen. Training im SeniorenWettkampftennis Die Zahl der im mittleren und höheren Lebensalter im Tennis noch wettkampfsportlich aktiven Tennisspieler(innen) nimmt stetig zu. Die spezifische Trainingsempfehlungen für diese Gruppe sind nach CONZELMANN an den personalen Bedingungen auszurichten. Bei der Mehrzahl der im SeniorenWettkampftennis engagierten Spieler handelt es sich um Personen, die seit ihrer Jugend mit dem Tennissport verbunden sind. Damit kann von einer gut ausgebildeten und stabilen Tennistechnik ausgegangen werden, die sich allerdings häufig von der »modernen« Tennistechnik insofern unterscheidet, als Schläge mit Rückwärtsdrall oder Schläge ohne Drall gegenüber Topspin-Schlägen bevorzugt werden. Im körperlich-konditionellen Bereich muß mitzunehmendem Alter von einem kontinuierlichen Rückgang der Kraft, der Beweglichkeit und der Ausdauer ausgegangen werden. Der Rückgang der Maximal- und der Schnellkraft führt in Verbindung mit der weniger offensiven Spielanlage dazu, daß die Ballwechsel in der Regel länger dauern als bei jüngeren Tennisspielern. Dadurch erhöht sich die Bedeutung der Schnellkraftausdauer und der (aeroben) Ausdauer in den höheren Altersklassen. Gleichzeitig schützt eine gute aerobe Kapazität vor möglichen Überlastungen des HerzKreislauf-Systems bei intensiven und langdauernden Tennis-Wettkämpfen (insbesondere bei ungünstigen klimatischen Verhältnissen). Um Verletzungen/Schäden am Bewegungsapparat zu vermeiden, empfiehlt es sich, die altersbedingt zurückgehende Beweglichkeit durch ein Beweglichkeitstraining (ergänzt durch umfassende Kräftigungsübungen) zu erhalten. Im einzelnen ergeben sich damit für ein (Wettkampf-)Tennistraining im höheren Lebensalter folgende Empfehlungen: • Das Techniktraining dient in der Regel der Stabilisierung der bereits vor längerer Zeit erworbenen Tennistechnik. Intensives Neulernen bzw. Umlernen einzelner Schlagtechniken ist im allgemeinen nicht notwendig. Dies soll allerdings nicht bedeuten, daß in der zweiten Lebenshälfte kein Neulernen von Tennistechniken mehr möglich ist. • Das Techniktraining wird ergänzt durch ein Matchtraining, das im Tennistraining der Senioren einen breiteren Raum einnehmen sollte als bei jüngeren Spielern. In diesem Training Training im Senioren-Wettkampftennis wird versucht, die komplexe Spielleistung zu erhalten, ggf. zu verbessern. • Besondere Bedeutung kommt bei älteren wettkampforientierten Tennisspielern dem Training zur Verbesserung konditioneller Fähigkeiten zu. Im Vordergrund steht dabei die Verbesserung der aeroben Ausdauer, der Schnellkraftausdauer und der Beweglichkeit. Darüber hinaus sollten auch - eine gute allgemeine Fitneß vorausgesetztSchnellkraft und Schnelligkeit spezifisch geschult werden. • Die Verbesserung konditioneller Fähigkeiten erfolgt in der Regel außerhalb des Tennisplatzes. So wird die aerobe Ausdauer am günstigsten mit ruhigen Dauerläufen verbessert. Die Schnellkraftausdauer und die Beweglichkeit können z.B. im Rahmen einer funktionellen Gymnastik geschult werden (vgl. hierzu Kapitel Konditionstraining). 213 Wettkampfbetreuung Einführung Ziel der Wettkampfbetreuung ist es, die Spielerinnen und Spieler so zu beraten und zu beeinflussen, daß sie ihre individuellen Leistungsmöglichkeiten im Wettkampf optimal realisieren können. • Diese Betreuung beginnt bei der Vorbereitung auf den Wettkampf, • setzt sich dann im Wettkampf fort (Betreuung während des Wettkampfs), sofern ein Kontakt zwischen Spieler und Betreuer möglich ist und • endet bei der Nachbereitung, wobei zu Beginn und am Ende der Wettkampfbetreuung fließende Übergänge von bzw. zu den allgemeinen Trainingsmaßnahmen bestehen. Das Training ist als langfristige Maßnahme zur Vorbereitung auf den Wettkampf anzusehen. Zur kurzfristigen Vorbereitung auf den Wettkampf gehören alle Maßnahmen von der Reise zum Wettkampfort bis zur Erzielung eines optimalen Vorstartzustandes. Die Betreuung im Wettkampf beschränkt sich auf all jene Situationen des Wettkampfs, in denen ein direkter Kontakt zwischen Spieler und Betreuer möglich ist. Sie ist bei Mannschaftswettkämpfen von den Medenspielen bis zum Daviscup - erlaubt, bei Turnieren dagegen nicht zugelassen. 214 Bei der Nachbereitung des Wettkampfs lassen sich schließlich die Maßnahmen voneinander unterscheiden, die unmittelbar nach dem Wettkampf zur körperlichen und psychischen Verarbeitung des Wettkampfs durchgeführt werden, und jene Maßnahmen, mit denen wiederum am Trainingsort versucht wird, das Training auf den im Wettkampf gemachten Erfahrungen aufzubauen. Wettkampfbetreuung im weiten Sinne umfaßt demnach die kurzfristige Vorbereitung auf den Wettkampf, die Betreuung im Wettkampf und die Nachbereitung des Wettkampfs unmittelbar nach dessen Ende. Wettkampfbetreuung im engen Sinne beschränkt sich dagegen auf die Betreuung im Wettkampf selbst und wird im deutschsprachigen Raum (und deshalb auch im folgenden) als Coaching bezeichnet. Im amerikanischen Sprachraum bezieht sich Coaching dagegen auf alle Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen in Training und Wettkampf. Kurzfristige Vorbereitung Die kurzfristige Vorbereitung läßt sich in zwei Aufgabenbereiche trennen. Zum einen müssen die äußeren Rahmenbedingungen (von der Anreise bis zur Aufnahme der direkten Wettkampfvorbereitung) gestaltet werden, zum anderen müssen die einzelnen Abschnitte der direkten Wettkampfvorbereitung (vom Aufstehen über die letzte Mahlzeit vor dem Wettkampf bis zum Einschlagen direkt vor dem Wettkampf) sinnvoll ausgefüllt werden. Gestaltung der äußeren Rahmenbedingungen Je wichtiger und je größer das Turnier ist, desto früher wird die Anreise erfolgen. Sie muß grundsätzlich so gestaltet werden, daß genügend Zeit zur Erholung von den Anstrengungen der Reise gegeben ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Anpassung an ein anderes Klima und an die zumeist damit verbundene Zeitverschiebung (anderer Kontinent) notwendig ist. Zur Akklimatisierung an hohe Temperaturen ist es empfehlenswert, daß sich die Spielerinnen und Spieler mehrmals am Tage körperlich mittelmäßig belasten. Auch die Unterkunft sollte so gewählt werden, daß keine ungewohnten und unnötigen Belastungen auftreten. Besonderes Augenmerk ist auf die Ernährung zu richten (s. S. 243). Wettkampfvorbereitung Wenn möglich, sollte für eine ärztliche und physiotherapeutische Betreuung gesorgt werden. Als nächstes gilt es, die äußeren Wettkampfbedingungen zu erkunden (Platz-, Boden- und Lichtverhältnisse u.a., im Freien bzw. in der Halle). Wenn die Anreise frühzeitig erfolgt, sollte man diese Wettkampfbedingungen im Rahmen eines Trainings kennenlernen. Im Rahmen dieses Trainings können auch spezifische technisch/ taktische Gesichtspunkte berücksichtigt werden, die im Hinblick auf die Stärken und Schwächen des Gegners festgelegt werden. Außerdem kann man sich auf die festgelegte Ballmarke einstellen und eventuell die für Boden und Ball angemessene Härte der Bespannung erproben. Schließlich kann - insbesondere bei jüngeren Spielern - zu den Betreuungsaufgaben auch gehören, die Freizeit sinnvoll zu gestalten. Direkte Wettkampfvorbereitung Ziel der direkten Wettkampfvorbereitung ist es, einen optimalen Vorstartzustand mit mittlerer Aktivierung (s. S. 191) zu erreichen, um alle individuellen Leistungsvoraussetzungen im Wettkampf voll einsetzen zu können. Je nach Spielbeginn sind die einzelnen Aktivitäten dieser Vorbereitung zeitlich aufeinander abzustimmen. Im folgenden ist der zeitliche Rahmen für zwei Beispiele angegeben. Spielbeginn 9.00 Uhr 6.00 Aufstehen 6.15 Lockeres Laufen, Gymnastik 6.40 Frühstück 7.10 Aufbruch zur Wettkampfstätte 7.30 8.10 8.30 8.40 Training Entspannung, Erholung Materielle Vorbereitung Letztes Aufwärmen vor dem Wettkampf 8.50 Mentale und psychoregulative Vorbereitung 9.00 Einschlagen Spielbeginn 13.00 Uhr 7.30 Aufstehen 7.45 Lockeres Laufen, Gymnastik 8.30 Frühstück 9.10 Aufbruch zur Wettkampfstätte 9.30 Training 10.45 Letzte Mahlzeit 11.15 Entspannung, Erholung 12.15 Materielle Vorbereitung 12.30 Letztes Aufwärmen vor dem Wettkampf 12.50 Mentale und psychoregulative Vorbereitung 13.00 Einschlagen Dieser zeitliche Rahmen soll als Leitlinie gelten, der sich je nach den Wettkampfbedingungen und persönlichen Eigenheiten der Spielerinnen und Spieler verändert. Dies gilt insbesondere für die Reihenfolge und den zeitlichen Umfang der einzelnen Abschnitte. Im folgenden seien einige dieser Abschnitte näher beleuchtet. Die Betreuung besteht dabei darin, zur zweckmäßigen Gestaltung dieser Abschnitte beizutragen. Aufstehen Aus physiologischen Gründen sollte man mindestens etwa 3 bis 4 Stunden vor dem Wettkampf aufstehen. Diese Zeit wird auch für eine ausreichende direkte Wettkampfvorbereitung benötigt. Vorsicht ist deshalb bei einem Mittagsschlaf geboten, da man danach im allgemeinen beiden Forderungen nicht mehr gerecht werden kann. Aufwärmen Mit dem systematischen Aufwärmen werden zwei Ziele verbunden: • Leistungsvoraussetzungen sollen verbessert werden • Verletzungen soll vorgebeugt werden Der hauptsächliche Effekt des Aufwärmens besteht in der Erhöhung der Körpertemperatur und der Freigabe von Wärme. Die Freigabe von Wärme bewirkt eine Vielzahl von Prozessen: • Die intrazelluläre Reibung wird vermindert und die Gleitfähigkeit der Muskulatur erhöht; dies wirkt verletzungsvorbeugend. • Durch die verbesserte Gleitfähigkeit der Muskulatur ergibt sich eine Verbesserung der koordinativen Leistungsfähigkeit. • Die Freigabe von Wärme führt vor allem auch zu einer Verbesserung der physiologischen Leistungsfähigkeit. Die Gründe für diese positiven Effekte sind folgende: Der Kreislauf wird angeregt; die Stoffwechselprozesse in der Zelle werden beschleunigt; das Zentralnervensystem wird aktiviert, was zur Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit und der Motivation beiträgt; leistungssteigernde Hormone (Adrenalin und Noradrenalin) werden ausgeschüttet. Da das wichtigste Ziel des Aufwärmens darin besteht, die gesamte Muskulatur mit Blut zu versorgen, müssen die Formen des Aufwärmens über die sportartspezifischen Anforderungen hinausreichen. Das Aufwärmen besteht deshalb nicht nur aus den schlagtechnischen Übungen, sondern auch aus speziellen Übungen außerhalb des Tennisplatzes in der Abfolge: Einlau- 215 Wettkam pf betreu u ng fen, allgemeines Lockern und Dehnen, Belasten durch Steigerungsläufe, Durchführung von spezifischen Dehnübungen (Stretching), Auslaufen. Das Aufwärmen außerhalb des Techniktrainings soll bezüglich der Dauer mindestens 10 bis 15 Minuten in Anspruch nehmen. Die Intensität soll etwa 60% der maximalen Leistungsfähigkeit nicht übersteigen, d.h., einerseits soll die Herzfrequenz nicht über 160 pro Minute betragen, andererseits sollen die Spielerinnen und Spieler möglichst zum Schwitzen kommen. Spezifische Einflußgrößen des Aufwärmens können z.B. sein: Kurzfristigkeit der Spielansetzung, meteorologische Bedingungen, Trainingszustand oder zeitlicher Abstand zum vorherigen Wettkampf. Vor allem zu berücksichtigen ist, daß das Aufwärmen systematisch gelernt werden muß, wenn es gezielt eingesetzt werden soll. Das Intervall zwischen dem letzten Aufwärmen und dem Spielbeginn soll nicht mehr als 10 bis 15 Minuten betragen; mit trockener und wärmender Kleidung muß der Aufwärmeffekt erhalten werden. Training Im Training sollten zunächst alle wichtigen Schläge (insbesondere im Hinblick auf die Stärken des Spielers bzw. der Spielerin) systematisch durchgespielt werden. Gegebenenfalls können als Vorbereitung auf das geplante taktische Konzept noch spezifische Schläge und Schlagkombinationen geübt werden. Zum Abschluß des Trainings sollen je nach der zur Verfügung stehenden Zeit und dem zeitlichen Abstand zum Beginn des angesetzten Matches einige Spiele (z. B. je zwei Aufschlagspiele) durchgespielt werden. 216 Materielle Vorbereitung Einschlagen Sie besteht darin, daß insbesondere folgende Materialien zusammengestellt und gegebenenfalls kontrolliert werden: Wärmekleidung, Wettkampfkleidung, Schläger, Elastocross, Griffband, Handtuch, Ersatzhemd(en), Ersatzhandtuch, Schweißbänder, Wettkampfnahrung, Mineralgetränk. Das Einschlagen dient in erster Linie dazu, ein sportartspezifisches Aufwärmen kurz vor dem Match durchzuführen und den eigenen Bewegungsrhythmus zu finden. Hierzu sollten die Schläge an der Grundlinie und am Netz sowie der Aufschlag (nebst Return) in muskulär entspannter, jedoch psychisch konzentrierter Weise durchgespielt werden. Erst in zweiter Linie sollte man versuchen, sich auf den Gegenspieler einzustellen. Da die Einschlagzeit begrenzt ist, sollte genau ausgewählt werden, welche Schläge vorwiegend zu üben sind. Keinesfalls sollte der Aufschlag vernachlässigt werden. Mentale und psychoregulative Vorbereitung In der letzten Phase vor dem Gang zum Platz gilt es schließlich, den individuell optimalen Aktivierungszustand zu erreichen: Bei zu niedriger Aktivierung ist es notwendig, sich zu mobilisieren, ohne zu verkrampfen; bei zu hoher Aktivierung gilt es, sich zu entspannen, ohne sich zu bremsen. Die entsprechenden Mobilisations- bzw. Entspannungsübungen sollten (im Sinne einer mentalen Vorbereitung) mit einer Wiederholung der für das bevorstehende Match entwickelten taktischen Überlegungen verbunden werden. Unter Umständen kann dabei der Betreuer behilflich sein. Abb. 125 Coaching beim Doppel Betreuung im Wettkämpf Die Betreuung im Wettkampf (das Coaching) hat - soweit es zugelassen i s t - im wesentlichen zwei übergeordnete Funktionen: • Bei der passiven Fremdbeeinflussung genügt es, wenn der Coach auf der Bank sitzt und Betreuung im Wettkampf dem Spieler das Gefühl gibt, im Match nicht allein zu sein, d. h., gegebenenfalls Blickkontakt zu ihm aufnehmen zu können, sich bei vermeintlichen oder tatsächlichen Fehlentscheidungen an ihn wenden zu können und beim Seitenwechsel sich aussprechen (»abreagieren«) zu können. Die Tätigkeiten des Coachs beschränken sich z.B. auf das Reichen von Getränken und des Handtuchs sowie auf lobende oder ermunternde Bemerkungen. • Bei der aktiven Fremdbeeinflussung versucht der Coach (über den Blickkontakt während des Spielgeschehens hinaus) während der Pause beim Seitenwechsel technische und taktische Hinweise zu geben und motivationale Zustände und Prozesse des Spielers zu verstärken oder (was weit häufiger der Fall ist) zu korrigieren, also ihn zu beruhigen, zu ermuntern, anzuspornen usw. Voraussetzungen des Betreuers und des Coachings Insbesondere im Hinblick auf die Zielsetzungen der aktiven Fremdbeeinflussung ist es wichtig, daß der Coach spezifische Voraussetzungen mit sich bringt, um diese Zielsetzungen erreichen zu können. Solche Voraussetzungen sind: • Der Coach muß vom Spieler akzeptiert sein. Es ist günstig, wenn sich beide zumindest sympathisch sind, damit in möglichen Belastungssituationen keine Konflikte entstehen, die durch allgemeine Spannungen zwischen Spieler und Coach verstärkt werden. • Der Coach sollte den Spieler möglichst gut kennen, vor allem seine spieltechnischen und taktischen Eigenheiten und Möglichkeiten, seine Motivationen, sein Temperament und seine Fähigkeit, physische und psychische Belastungen verarbeiten zu können. • Um den Spieler im aktuellen Wettkampf geschehen angemessen beurteilen zu können, muß der Coach über Einfühlungsvermögen und Beobachtungskompetenz verfügen. • Der Coach sollte weitreichende, tennisspezfische Kenntnisse über Technik, Taktik und Wettkampfpsychologie haben und selbst über einschlägige, langjährige Erfahrungen als Wettkampfspieler verfügen, wobei die Höhe des eigenen Leistungsniveaus von sekundärer Bedeutung ist. • • Da das Coaching als Interaktion zwischen Coach und Spieler aufzufassen ist, sollte auch berücksichtigt werden, daß es eingespielt sein sollte, d.h., die verschiedenen Formen der Interaktion müssen im Training und Wettkampf erlernt und stabilisiert werden. Diese Voraussetzungen zu erbringen und im Wettkampf zu realisieren ist nur möglich, wenn der Coach selbst ein hohes Engagement aufbringt. Im folgenden soll am Beispiel der Betreuung eines Spielers bzw. einer Spielerin im Einzel auf die verschiedenen Formen der aktiven Fremdbeeinflussung (technische Hinweise, taktische Hinweise, motivationale Betreuung) eingegangen werden. Verwiesen sei hier am Rande darauf, daß im Rahmen der passiven Fremdbeeinflussung die Ernährung während des Wettkampfes (und hier vor allem die Gesichtspunkte zum Ausgleich der Mineralien- und Wasserbilanz) eine besonders wichtige Rolle spielt. Technische Hinweise Hinweise, die die Technik der zu betreuenden Spieler betreffen, sollten so spärlich wie möglich erfolgen; insbesondere sollten Korrekturen vermieden werden, die sich auf die Hauptaktion der jeweiligen Technik beziehen, da solche Korrekturen vom Spieler aufgrund der großen Stabilität der Hauptaktion kaum umgesetzt werden können. Allerdings kann es sein, daß unter der Wettkampfbelastung einige Hilfsaktionen (vgl. hierzu auch Tennis-Lehrplan Band 1) aktuelle Mängel aufweisen, die korrigiert werden können. Tips wie z. B. »beweg dich mehr«, »stell dich seitlicher«, »geh mehr in die Knie«, »schau den Ball beim Hochwerfen länger an« können zumeist umgesetzt werden. Zu berücksichtigen ist jedoch, ob der Spieler aufgrund seines Alters, seiner Erfahrungen und seiner motorischen Flexibilität hierzu in der Lage ist. Taktische Hinweise Zentraler Bestandteil des Coachings ist es, angemessene taktische Hinweise zu geben (s. auch Kapitel Taktiktraining). Dabei ist es von Beginn des Spiels an wichtig, nicht nur den zu betreuenden Spieler, sondern auch den Gegenspieler genau zu beobachten und die jeweiligen Stärken und Schwächen zu analysieren. Bewährt sich die abgesprochene Taktik, dann sollte der Spieler entsprechend bestärkt werden. Bewährt sie sich jedoch nicht, dann ist (spätestens nach verlorenem Satz) zu prüfen, ob die Taktik zu ändern ist. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, ob der zu betreuende Spieler auch in der Lage ist, die mögliche neue Taktik umzusetzen (oder ob er 217 Wettkampfbetreuung hierbei überfordert ist) und wie der Gegenspieler wohl auf die Veränderung reagieren wird. Grundsätzlich sollte auch bedacht werden, daß ein allzu häufiges Ändern der Taktik gegebenenfalls weniger den Gegenspieler, dafür um so mehr den eigenen Spieler verwirrt. Motivationale Betreuung Die motivationale Betreuung hängt zunächst vom Spielverlauf und vom Spielstand ab. Läuft das Spiel erfolgreich, dann sollte der Spieler durch Lob und Zustimmung unterstützt werden. Gegebenenfalls sollte er aber zusätzlich noch davor gewarnt werden, den Gegner zu unterschätzen und die Führung leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Liegt der Spieler zurück, dann ist zu prüfen, wo die Ursachen hierfür liegen. Häufig wird nämlich hierbei vom Spieler (und vom Coach) übersehen, daß die Leistungsmöglichkeiten des Gegenspielers einfach größer sind. Ist dies nicht der Fall, dann ist zu prüfen, ob taktische Mängel zu beheben sind, ob keine mittlere Aktivierung gegeben ist, d. h., ob man dem Spieler helfen muß, sich zu mobilisieren oder sich zu entspannen, ob der Spieler Konzentrationsmängel aufweist oder ob es an der richtigen Wettkampfeinstellung mangelt (s. Kapitel Psychologische Grundlagen, S. 181). Stellt die aktuelle Leistungsmotivation das Hauptproblem dar, dann soll berücksichtigt werden, ob der Spieler eher »erfolgsmotiviert« oder eher »mißerfolgsmotiviert« ist (s. S. 187). Da Erfolgszuversichtliche den Mißerfolg eher auf äußere (personexterne) Faktoren zurückführen, muß man ihnen 218 klarmachen, daß sie auch selbst dafür verantwortlich sind und (gegebenenfalls in deutlichem Ton) entsprechende Anweisungen geben. Da Mißerfolgsängstliche den Mißerfolg eher auf personinterne Faktoren zurückführen, muß man ihre guten Leistungen betonen und entsprechend loben, während man für Verlustpunkte auch äußere Faktoren verantwortlich machen soll, insbesondere die Stärke des Gegners. Zwischen diesen beiden Begründungen soll so abgewogen werden, daß die aktuelle Erfolgszuversichtlichkeit zunehmend gegenüber der Mißerfolgsängstlichkeit dominiert. Allerdings darf der Einfluß dieser motivationalen Betreuung nicht überschätzt werden, da die beiden Teilkomponenten der Leistungsmotivation, die »Erfolgszuversichtlichkeit« und die »Mißerfolgsängstlichkeit«, relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale und schwer zu verändern sind. Betreuungsmaßnahmen beim Seitenwechsel Beim Seitenwechsel stehen vom Ende des letzten Punktes bis zum nächsten Aufschlag 90 Sekunden zur Verfügung; diese wichtige Zeit der Spielpause kann in Anlehnung an das Konzept der »Pause zwischen den Ballwechseln« (s. S. 196) in 6 Phasen eingeteilt werden: GUEBSU Zunächst soll sich der Spieler genügend Zeit nehmen, sich abzutrocknen, zu trinken und (als Reaktion auf den vorausgegangenen Ballwechsel bzw. auf das letzte Spiel) sich auszusprechen und »Dampf abzulassen«. \mms Dann soll sich der Spieler gezielt entspannen und regenerieren, wobei ein bequemer und der Entspannungshaltung angemessener Stuhl benützt werden sollte. Die Beine sind auszustrecken. Zu Beginn der Entspannung können tiefe und gleichmäßige Atemübungen durchgeführt werden, denn eine solche Atemsuggestion führt schneller zum Entspannungszustand. flJE£©§ Im zweiten Teil der Entspannung soll der Spieler sich gedanklich bereits auf die Aktionen nach dem Seitenwechsel vorbereiten. Dabei soll er vom Coach durch Ratschläge, gegebenenfalls auch durch Anweisungen unterstützt werden. msäQl Am Ende der Zeit auf der Bank und beim Gang zur Grundlinie folgt eine kurzzeitige Anspannung (Mobilisation), eventuell verbunden mit formelhaften Vorsätzen, die der Spieler gedanklich oder leise ausspricht, um aktiviert wieder ins Spiel eintreten zu können. (JGEBSÖ Kurz vor der Grundlinie erfolgt die konkrete gedankliche Vorbereitung auf den nächsten Ballwechsel, insbesondere auf den Aufschlag bzw. auf den Return. IMiECßßl Die Pause wird in der Ausgangsstellung mit der Konzentration auf den Aufschlag bzw. Return abgeschlossen. Betreuung nach dem Wettkampf Die zeitliche Gestaltung dieser sechs Phasen kann individuell unterschiedlich sein; sie hängt auch vom vergangenen Spiel bzw. vom Spielstand ab. Zum Verhalten des Betreuers Da das Verhalten des Betreuers während der Pause beim Seitenwechsel, während der Ballwechsel und während der Pausen nach den einzelnen Ballwechseln sehr wichtig ist, wird im folgenden noch darauf eingegangen: • Das Sprechen während des Seitenwechsels ist zunächst an den zeitlichen Bedingungen dieser Pause auszurichten. Deshalb soll (in der Phase 3) möglichst wenig gesagt werden, das Wesentliche ist hervorzuheben. Der vorgeschlagene Ablauf der Pause legt es nahe, sich mit dem eigenen Sprechen zunächst zurückzuhalten, was manchem Betreuer schwerfällt. • Sind sich Spieler und Betreuer über die taktischen Maßnahmen nicht einig, dann soll der Betreuer nicht versuchen, sich stets dominant durchzusetzen. Denn der Spieler könnte anschließend dazu neigen, dem Betreuer nachzuweisen, daß dieser doch im Unrecht gewesen ist. Im umgekehrten Sinne, d.h., wenn der Betreuer dem Spieler zugesteht, seine eigenen Ideen umzusetzen, dieser jedoch damit scheitert, müßte der Spieler (dem Betreuer) zugestehen, daß er selbst im Unrecht war, was eine günstige Voraussetzung für das Akzeptieren zukünftiger Ratschläge darstellt. Grundsätzlich gilt jedoch, daß das langfristige Ziel des Coachings darin besteht, den Spieler von der aktiven Fremdbeeinflussung durch den Betreuer unabhängig zu machen. • Ein spezielles Problem des Coachings besteht in der Frage, wie sich der Betreuer bei Fehlentscheidungen des Schiedsrichters verhalten soll. Soll er protestieren oder sich passiv verhalten? Da jeder Spieler mit etwa drei Fehlentscheidungen im Match rechnen muß und sich diese normalerweise auf beide Spieler gleichmäßig verteilen, soll der zu betreuende Spieler darauf vorbereitet werden, sie ohne Protest und ohne Streß verarbeiten zu können. Sollte dieses Maß überschritten werden und insbesondere zuungunsten des eigenen Spielers verteilt sein, dann soll der Betreuer (insbesondere bei wichtigen Spielständen) eingreifen. • Auch für den Coach stellt das Wettkampfgeschehen häufig eine große psychische Belastung dar, die er nicht durch eigene motorische Aktivitäten (wie der Spieler) verarbeiten kann. Manche Betreuer haben sich hierbei so wenig unter Kontrolle, daß sie sich nach Verlustpunkten ihrer Spieler entsprechend verhalten, d.h. beispielsweise, sich demonstrativ an den Kopf fassen oder sich verbal negativ äußern. Ein solches Verhalten kann sich - unabhängig von der Frage, ob es der Rolle eines Betreuers angemessen ist - zusätzlich negativ auf den Spieler auswirken. Deshalb soll der Coach gegebenenfalls selbst psychoregulative Maßnahmen ergreifen, um einen ruhigen und zuversichtlichen Eindruck zu machen, was sich auf den Spieler übertragen kann. Andererseits darf der Betreuer auch nicht so auf der Bank sitzen, daß er einen gelangweilten Eindruck macht und dem Spieler die Vermutung nahelegt, er würde sich für seine Aufgabe nicht ausreichend engagieren. Betreuung nach dem Wettkampf Die Betreuung nach dem Wettkampf muß sich in erster Linie am Verlauf des Wettkampfes (bezüglich seiner Länge und seiner Dramatik) und an seinem Ausgang ausrichten. Je größer die physischen und psychischen Belastungen waren, desto umfangreicher und intensiver muß auch die Regenerationsphase sein. Physische Regeneration Zur physischen Regeneration empfiehlt sich, nach dem Wettkampf 10 bis 15 Minuten auszulaufen oder (wenn möglich) 15 bis 30 Minuten locker Bälle zu schlagen. Dieses erneute aktive Aufwärmen ist eine wichtige Voraussetzung für eine schnellere Regeneration, da aufgrund der dadurch noch fortbestehenden verstärkten Durchblutung Stoffwechselschlacken schneller aus der Muskulatur entfernt werden. Beim passiven Aufwärmen in Form einer heißen Dusche, eines warmen Bades oder von ein bis zwei kurzen Saunagängen kommt es weniger zu einer gesteigerten Durchblutung der Muskulatur, mehr dagegen zu einer starken Durchblutung der Haut und zur Schweißabgabe. Hierdurch wird überschüssige Wärme abgegeben, außerdem ist das passive Aufwär- 219 Wettkam pfbetreuung 220 Weiterführende Betreuung men auch als psychohygienische Maßnahme zu verstehen, die zu einer physischen und psychischen Entspannung führt, ähnlich auch bei Massagen. Hinzu kommt, daß sie den Wiederherstellungsprozeß der Muskeln beschleunigen. Psychologische Betreuung Was die psychologische Betreuung nach dem Wettkampf betrifft, so hängt sie zunächst im wesentlichen vom Ausgang des Wettkampfs ab. Nach einem Sieg ist normalerweise Zustimmung und Lob angebracht. Gegebenenfalls kann auch Kritisches hinzugefügt werden, wenn der Sieg trotz Mängel im Spiel zustande kam und euphorische, irreale Selbstbeurteilungen sowie falsche Zielsetzungen zu korrigieren sind. Nach seiner Niederlage soll der Spieler zunächst beruhigt und getröstet werden, sofern sein psychischer Zustand dies erfordert. In einem solchen Falle soll die gemeinsame Spielanalyse erst dann erfolgen, wenn sich der Spieler so weit beruhigt hat, daß seine Selbstbeurteilung nicht allzu subjektiv ist, d. h., nicht allzu sehr von seinen Emotionen bestimmt wird. Dann ist zu prüfen, inwieweit die Niederlage als Mißerfolg zu bewerten ist, d.h., daß realistische Zielsetzungen nicht erreicht wurden denn eine Niederlage gegen einen überlegenen Gegner kann auch dann als Erfolg gewertet werden, wenn der Spieler aus seiner und des Betreuers Sicht gut gespielt hat. Bei der Beurteilung der Niederlage als Mißerfolg ist wiederum zu berücksichtigen, ob es sich bei dem zu betreuenden Spieler eher um einen »Erfolgsmotivierten« oder eher um einen »Mißerfolgsmotivierten« handelt, da hierdurch die Ursachenzuschreibung (Kausalattribuierung) wesentlich beeinflußt wird (s. S. 187). Da Erfolgszuversichtliche die Verantwortung für den Mißerfolg eher auf äußere Ursachen abschieben, muß man ihnen klarmachen, daß sie sich auch selbst dafür verantwortlich fühlen sollten, um fruchtbare Konsequenzen ableiten zu können. Da Mißerfolgsängstliche dazu neigen, sich allein für den Mißerfolg verantwortlich zu machen, muß man ihnen gegenüber ihre guten Leistungen betonen und deutlich machen, daß auch äußere Faktoren (z. B. die Stärke des Gegners) für die Niederlage heranzuziehen sind, so daß eine positive Motivierung für das zukünftige Training und die nächsten Wettkämpfe möglich wird. Unabhängig davon, ob ein Sieg oder eine Niederlage analysiert werden, empfiehlt es sich für den Betreuer, durch einen Kollegen oder anderen Spielern gelegentlich eine objektive Wettkam pfbeobachtung (s. S. 237) durchführen zu lassen, da sie die sachliche Auseinandersetzung mit dem Spieler wesentlich unterstützt und sowohl für den Spieler als auch für den Betreuer wichtige Informationen als Grundlage für das Training bzw. für die Vorbereitung auf den nächsten Wettkampf liefern kann. Betreuung bei mehreren Wettkämpfen an einem Tag Beim Turnier ergeben sich oft Planungsprobleme, wenn • der Spielbeginn sich wesentlich verzögert, • Spiele wegen Regens unterbrochen werden, • mehrere Wettkämpfe (z. B. zwei Einzel und ein Doppel) an einem Tag zu absolvieren sind. In solchen Fällen müssen die bisher beschriebenen Betreuungsmaßnahmen (insbesondere die direkte Wettkampfvorbereitung und die Betreuung nach dem Wettkampf) den aktuellen Bedingungen angepaßt werden. Besonderer Wert ist auch auf die richtige Ernährung zu legen (s. S. 243). Weiterführende Betreuung Je mehr sich die Betreuung auf mehrere Wettkämpfe bezieht und sich diese z. B. über ein oder mehrere Turniere hinweg erstrecken, desto umfassender werden die Aufgaben des Betreuers. Sie können dann auch Aufgaben enthalten wie Reservierung von Trainingsplätzen, Hotel- und Flughafenbuchungen, Gespräche mit Vertragspartnern u.a. Die Rolle des Betreuers geht dann über in eine komplexe Rolle, in der er die Aufgaben eines Trainers, eines Managers, einer privaten Bezugsperson und (vor allem bei jugendlichen Turnierspielerinnen und -Spielern) auch diejenigen eines Pädagogen wahrzunehmen hat. 221 Sportmedizinische Aspekte Sportmedizinische Betreuung Tennis als Breitensport unterscheidet sich bezüglich Trainingszustand, Motivation und Leistungsziel erheblich vom Leistungssport. Folglich differieren Belastungsumfang und -intensität beträchtlich zwischen Leistungssport und Breitensport. Hieraus ergeben sich unterschiedliche Konsequenzen in der sportmedizinischen Beurteilung der Belastungsfähigkeit der Sporttreibenden sowie in der Art der sportärztlichen Betreuung. Betreuung im Breitensport Für den am Breitensport orientierten Tennisspieler hat die sportärztliche Untersuchung das Ziel, sämtliche bestehenden gesundheitlichen Schäden oder Erkrankungen zu erfassen, um sich auf dieser Basis über Art und Umfang der tennisspezifischen Belastungen beraten zu lassen. Dies trifft für alle Breitensportler zu, die im mittleren oder höheren Lebensalter mit Tennis beginnen wollen, sowie für alle Seniorenspieler- und Spielerinnen, die Tennisturniere (vorrangig in Mannschaften) bestreiten. Aus präventivmedizinischer Sicht sind ausführliche Hinweise auf eine 222 gesunde Lebensführung (richtige Ernährung, ausreichende Regeneration, Vermeidung von Nikotin und erheblichem Alkoholkonsum usw.) von gleicher Bedeutung wie einzelne Details zu Qualität und Quantität der sportlichen Betätigung selbst. Betreuung im Leistungssport Beim Leistungssport betreibenden Tennisspieler hat die sportärztliche Betreuung den Zweck, die Leistungsentwicklung optimal zu unterstützen, das Auftreten von Krankheiten zu verhüten und Verletzungen bzw. Erkrankungen optimal zu behandeln. In Zusammenarbeit mit Spieler und Trainer wird auch versucht, Überbeanspruchungen und hieraus resultierende Einschränkungen von Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu verhüten. Letzteres ist häufig nur mittels kontinuierlicher Kontrolle von Trainingsumfang und intensität möglich. Damit stellt die sportmedizinische Unterstützung bei der Trainingssteuerung ein wichtiges Mittel für die optimale Leistungsentwicklung dar und bietet zugleich einen wirkungsvollen Schutz vor Überlastungsschäden im Tennis. Spieler und Spielerinnen der nationalen und internationalen Spitzen- klasse müssen folglich im Jahr mindestens einmal sportärztlich untersucht und darüber hinaus mehrfach sportmedizinisch betreut werden. Vor Aufnahme des Leistungssports und eines entsprechenden Trainings erfolgt eine Gesundheitsuntersuchung auf der Grundlage des vom Bundesausschuß für Leistungssport (BAL) herausgegebenen, derzeitig gültigen Untersuchungsbogens für Kader-Athleten. Bei dieser sportmedizinischen Eignungsuntersuchung sollen körperliche Schwachstellen, latente Erkrankungen oder Körperschäden erkannt und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Tennisspieler beim Training und Wettkampf abgeschätzt werden. Sportmedizinische Eignungsuntersuchungen sollten in der Regel getrennt von sportärztlich qualifizierten Internisten und Orthopäden erfolgen. Diese Gesundheitsuntersuchung umfaßt neben einer Erhebung der Krankenvorgeschichte die internistische und orthopädische Untersuchung sowie diverse Laboruntersuchungen. Die sportmedizinische Kontrolluntersuchung (Gesundheitsuntersuchung) im Verlauf der Leistungssportentwicklung des Tennisspielers beobachtet die bekannten körperlichen Schwachstellen oder bestehenden Körperschäden; ferner wird versucht, Überforde- Verletzungen im Tennis rungs- oder Mangelzustände zu erkennen und mit prophylaktischen Maßnahmen gegenzusteuern. Bei einer umfassenden und kontinuierlichen sportmedizinischen Betreuung von Leistungsspielem ist die jährliche Kontrolluntersuchung ausreichend. Bei fehlender sportärztlicher Betreuung verändert auch eine zweite jährliche Kontrolluntersuchung nicht wesentlich das sportärztliche Betreuungsdefizit. Die sportmedizinische Betreuung umfaßt sportmethodische und physiotherapeutische Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit bzw. Vorbeugung von Verletzungen, gibt individuelle Vorschläge für die Ernährung und ist an Maßnahmen der Leistungsdiagnostik und Traihingssteuerung beteiligt. Speziell bei Leistungstennisspielern/-innen sind Sportunfälle aufgrund eines plötzlich eintretenden Ereignisses (z.B. Bänderriß, Muskelriß usw.) auf dem Tennisplatz vergleichsweise selten, dafür treten in letzter Zeit gehäuft Sportschäden aufgrund chronisch einwirkender Überbeanspruchung auf. Dies betrifft vor allem den Rücken im unteren Lendenbereich, die Schulter des Schlagarmes sowie Oberschenkelmuskulatur, Bauchmuskulatur und Achillessehne. In Zusammenarbeit mit Spielern und Spielerinnen, Trainern, Physiotherapeuten und Sportärzten tragen folgende Maßnahmen zur Vermeidung genannter Überlastungsschädigungen und entsprechender Verletzungsmechanismen bei: • Massage, Physiotherapie, Entmüdungsbäder zur Lösung von Muskelverspannungen und zur Verhinderung ihres Auftretens • Stetige Durchführung eines systematischen Vorbereitungstrainings (Warm-up) und einer • • • • • • Abklingphase (Cool-down); hiermit können akute Verletzungen und Überlastungsschäden erheblich vermindert werden Regelmäßige Kräftigung und Dehnung der beanspruchten Muskulatur und der Antagonisten zur Vermeidung muskulärer Dysbalancen; ggf. auch Aufbautraining für die GanzkörperMuskulatur Regelmäßiges Ausgleichstraining bzw. -gymnastik (z.B. Stretching) zur Entwicklung und Regeneration des SehnenBand-Apparates und des Gelenkknorpels Schutz vor hohen Trainingsumfängen und -intensitäten auf ungewohnten Bodenbelägen (insbesondere rutschfesten Hartplätzen) Gewährleistung des richtigen Verhältnisses von Belastung und Erholung im Verlauf einer Trainingseinheit, eines Trainingstages und im Rahmen eines Mikrozyklus Individuelle belastungsangepaßte Ernährung (einschließlich Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Flüssigkeit) Sportliche Lebensführung (Nikotinverzicht usw.) unter besonderer Berücksichtigung der Regenerationsphasen (Schlaf usw.) Verletzungen im Tennis Im Vergleich zu anderen beliebten Freizeitsportarten wie Turnen, Leichtathletik und alpinem Skilauf sind Sportverletzungen im Tennis relativ selten und harmlos. Das Verletzungsrisiko für Tennisspieler ist auch erheblich geringer als bei anderen Ballsportarten (z.B. Fuß- ball, Handball, Volleyball und Squash). Trotzdem müssen Tennisspieler jederzeit mit einer akuten oder chronischen Schädigung als Folge einer Verletzung durch das Tennisspiel rechnen. Die wachsende Zahl der älteren Tennisspieler führt zwangsläufig auch zu einem Anstieg der Gesamtzahl an Tennisverletzungen. Die Zielsetzung dieses Kapitels liegt vorrangig auf der Verhütung von Tennisverletzungen. Voraussetzung für eine richtige Vorbeugung ist die Kenntnis aller wesentlichen Tennisverletzungen sowie deren Hauptursachen. Darüber hinaus sollten die wichtigsten Grundsätze der Ersten Hilfe bei den häufigsten Tennisverletzungen bekannt sein. Hierbei sind es weniger die schweren Verletzungen, sondern eher die kleineren Schädigungen, die dem Spieler, dem Trainer und dem Ersthelfer Probleme bereiten. Beispielsweise bedarf die Differentialdiagnose zwischen Überdehnung, Zerrung und Teilriß der Muskulatur detaillierter Kenntnisse und vieljähriger Erfahrung. Folglich sind einige grundlegende Kenntnisse über die einzelnen Tennisverletzungen zu vermitteln; allerdings kann es nicht das Ziel sein, sämtliche sportartspezifischen Verletzungen im Detail darzustellen und über differenzierte Therapie-Strategien nach aktuellem Wissensstand zu diskutieren. Maßnahmen dieser Art müssen weiterhin allein dem Arzt vorbehalten bleiben (»Erste ärztliche Hilfe«). Begriffserklärungen Sportverletzung ist die umfassende Bezeichnung für alle Vorgänge, die bei einer sportlichen Betätigung die Unversehrtheit eines Gewebes beschädigen. Beispiele hierfür sind Prellung, Zerrung, Zerreißung oder Bruch sowie Entzündung und Verbrauchserscheinung (Degeneration). Verletzungen, die im Zusammenhang mit dem Tennisspiel (vor, während oder nach dem Tennisspiel) auftreten, sind Tennisverletzungen. Die Tennisverletzung wird verursacht durch einen Unfall beim Tennis (Tennisunfall) und einen Schaden durch Tennis (primärer Tennisschaden). Tritt die Verletzung bei einem plötzlich eintretenden, einmaligen Geschehen ein, so handelt es sich um einen Unfall wie z. B. Riß der Außenbänder am Sprunggelenk nach Tritt auf den Tennisball; wirkt das Schädigungsgeschehen jedoch verzögert oder mehrfach und geringgradig als Mikrotrauma ein, so entsteht ein primärer Schaden, wie z. B. beim Tennisarm (HINRICHS, 1989). Tennisunfall und primärer Tennisschaden können unter bestimmten Umständen (Vorschädigung, schwere Verletzung, Diagnostikund Therapiefehler, ungenügende Nachbehandlung) in den sekundären Tennisschaden (Sportschaden) münden. Unter günstigeren Bedingungen heilen Unfallfolgen und primärer Tennisschaden bis zur Unversehrtheit des Gewebes und ihrer Funktionen vollkommen aus: Sie sind prinzipiell reversibel. Kann keine vollkommene Heilung des Tennisunfalles oder des primären Tennisschadens erzielt werden, so wird der verbleibende Verletzungszustand als sekundärer Tennisschaden bzw. Spätschaden durch Tennis definiert. Im folgenden werden die häufigsten Tennisunfälle, differenziert nach den verschiedenen Gewebearten Haut, Bänder und Muskulatur, sowie der bekannteste primäre Tennisschaden, der Tennisellbo- 224 gen, dargestellt. Die Beschreibung der einzelnen Krankheitsbilder umfaßt zwar auch Verletzungsursache und Diagnostik, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Vorbeugung und Sofortmaßnahme (Laienhilfe bzw. Erste Hilfe). Abschließend werden die wichtigsten allgemeinen Ratschläge zur Vorbeugung von Tennisverletzungen zusammenfassend dargestellt. Tennisunfälle In der allgemeinen Unfallgesetzgebung wird der Unfall als ein Ereignis definiert, das durch plötzlich einwirkende Gewalt die Gesundheit gefährdet und zu körperlichen und seelischen Schäden führen kann. Die Unfallursachen im Tennissport sind mannigfaltig. In der Regel spielen jedoch individuelle, interne Ursachen (z.B. Alter und persönliche Einstellung, sportliche Vorerfahrungen und Trainingszustand, Aufwärmung und Erholung sowie allgemeine Lebensführung wie Ernährung, Schlaf und Alkohol) die Hauptrolle, während externe Ursachen wie Sportstätten, Bodenbeschaffenheit oder Sportausrüstung eine weitaus geringere Rolle spielen. Die häufigsten Tennisunfälle betreffen folgende Organsysteme bzw. -strukturen: • Verletzungen der Haut • Verletzungen der Bänder • Verletzungen der Muskeln Verletzungen der Haut Die häufigsten Verletzungen (meist basierend auf B a g a t e l l f ä l len) im Tennis sind an der Haut lokalisiert. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Schürfwunden: Quetsch- und Platzwunden sind dagegen relativ selten. Hautverletzungen entstehen im wesentlichen durch einen Sturz, gelegentlich durch Schlag oder Stoß. Bei Tennisspielern bilden sich auch Hautveränderungen wie Blasen (Ansammlung von Gewebsflüssigkeit in der obersten Hautschicht) und Schwielen (Hornhautverdickung). Blasen entstehen durch einmaliges Tennisspielen, das nach längerer Spielpause zu lange andauerte (z.B. Blasen am Handteller oder am Übergang zu den Fingern) oder mit neuem Schuhwerk (z. B. Blasen an der Ferse oder an den Zehen) durchgeführt wurde. Schwielen entwickeln sich durch häufig wiederholtes Spielen über eine längere Zeit (z.B. Schwielen an Fingern und Hohlhand). Diagnose Sind kleinste Haargefäße (Kapillaren) verletzt, handelt es sich um eine Sickerblutung; bei der selteneren Verletzung von Blutadern (Venen) fließt dunkelrotes Blut, bei der von Schlagadern (Arterien) spritzt hellrotes Blut. Wegen der Möglichkeit einer Verletzung von tiefer gelegenen wichtigen Gewebsstrukturen wie Nerven, Sehnen, Muskeln und Knochen sind in entsprechenden Fällen eine exakte Funktionsprüfung und weitere diagnostische Maßnahmen durch den Arzt notwendig. Sofortmaßnahmen (Laienhilfe) Schürfwunden werden nach Desinfektion mit einem einfachen Wundschnell- oder Pflasterverband (z.B. Hansamed®) abgedeckt; gleichzeitig muß der Tetanus-Impfschutz abgeklärt und im Zweifelsfall sofort erneuert werden. Bei offensichtlicher Verschmutzung durch Tennissand empfiehlt sich eine vorherige, vorsichtige Reinigung mit besonderen Tüchern (z.B. Hansamed®-WundReinigungstücher), die zuvor mit Desinfektionsmittel getränkt wur- Verletzungen im Tennis den. Die beliebten Sprühverbände sowie das Auftragen von Salbe oder Puder sind häufig ungeeignet, da sie mit der Wunde verkleben und sich mehrere Tage - ohne erneutes Aufreißen - nicht entfernen lassen. Notfalls kann die Wunde bei Verschmutzung auch unter fließendem Leitungswasser gereinigt werden. Weit klaffende Wunden müssen vom Arzt genäht oder geklammert werden. Stark blutende Wunden werden gestillt durch Anlegen eines Druckverbandes und Hochlagern der betroffenen Extremität. Eine spritzende Schlagaderblutung erfordert das Abbinden der betroffenen Gliedmaße; diese Blutsperre darf jedoch nicht länger als 60 bis 90 Minuten dauern. Bei Blasen sollte sofort nach den ersten Anzeichen (Schmerz/Rötung) die Selbsthilfe beginnen. Die überbeanspruchte Hautpartie wird durch einen Schutzverband abgedeckt; am Fuß (Ferse) eignet sich hierzu in hervorragender Weise ein »Lochschaumgummi«, der den unmittelbaren Blasenbezirk ausspart und zugleich die geschädigte Region entlastet. In der Hohlhand und an den Fingern sind schmale Tapestreifen oder gar ein dünner Lederhandschuh nützlich, während übliche Heftpflaster zu dick sind und meist verrutschen. Mit diesen Hilfsmitteln wird ein Aufreißen der Blasen vermieden, so daß der intakte Hautschutz eine Infektion verhindert. Ist die Blase prall mit Flüssigkeit gefüllt, so kann sie zur Schmerzentlastung nach Desinfektion der Hautpartie mit einer sterilen Nadel vorsichtig geöffnet werden. Meist klingt der Schmerz nach Entleerung und Abdeckung durch Leukoplast ab. Hornhautschwielen sind harmlos und bilden einen guten Schutz der Haut vor Überbeanspruchungen. Aus kosmetischen Gründen können sie durch regelmäßiges Auftragen von Salicylsäure aufgeweicht werden. Vorbeugende Maßnahmen • Gute Beinarbeit und entsprechend guter Konditionszustand • Fester Halt im Schuh mit funktionstüchtigen Sohlen für jede Art von Tennisbelag • Neues Schuhmaterial zuerst im Training einlaufen • Zu Beginn der Freiluftsaison und nach jeder längeren Spielpause Einhaltung von Trainingsund Wettkampfhöchstgrenzen (z. B. maximal 90 Minuten) • Wiederauffrischung der Tetanusschutzimpfung (Schutz gegen Wundstarrkrampf) Verletzungen der Bänder Die Stabilität eines Gelenkes wird durch aktive und passive Faktoren sichergestellt. Für die aktive Stabilität sorgt die Muskulatur, während für die passive Stabilität hauptsächlich die Bänder eines Gelenks verantwortlich sind. Eine Bandverletzung tritt auf, wenn ein Gelenk durch direkte und indirekte Gewalteinwirkung sein natürliches Bewegungsausmaß überschreitet. Hierbei können wenige Fasern oder das Band als Ganzes betroffen sein. Beim Tennis sind vor allem die Bänder an den Sprunggelenken (»Fußgelenk«) gefährdet. Ein unvollständiger Bänderriß umfaßt nur einen Teil des Bandes; die Gelenkstabilität wird hierdurch häufig nicht beeinflußt. Bei einem vollständigen Bänderriß sind alle oder fast alle Fasern des Bandes gerissen, das Gelenk verliert dadurch seine Stabilität. Im allgemeinen geht jeder Bänderriß mit einer Blutung in das umgebende Gewebe einher, so daß ein Bluterguß sichtbar wird. Eine Bandverletzung innerhalb des Gelenkes (z.B. Kreuzband) oder der Gelenkkapsel führt in der Regel zu einer Blutung ins Gelenk, Bandverletzungen dieser Art können zusätzlich mit einer Schädigung der Knorpeloberfläche einhergehen. Diagnose Folgende Symptome weisen auf eine Bandverletzung hin: • Bluterguß, Schwellung sowie Spontan-, Druck- und Bewegungsschmerz • Gegebenenfalls Blutungen ins Gelenk • Bewegungsabhängige Schmerzen • Instabilität des Gelenks je nach Ausmaß der Verletzung Bei Bandverletzungen sollte das betroffene Gelenk stets hinsichtlich seiner Stabilität überprüft werden. Zum Ausschluß von Verletzungen ernsterer Art sowie zur frühzeitigen Einteilung der richtigen therapeutischen Maßnahmen ist ein sofortiger Arztbesuch dringend notwendig. Sofortmaßnahmen (Laienhilfe) Unmittelbar nach Spielabbruch wird ein kühlender Druckverband angelegt sowie durch Hochlagerung für Entlastung und Ruhigstellung gesorgt. Hierzu sind eine elastische Binde sowie eine Eisauflage (z.B. Eis-Lolly) oder Eiswasser und gegebenenfalls ein Schwamm notwendig. Auch ein Eisspray kann zur Nachkühlung auf den eiswassergetränkten Druckverband (nicht auf die Haut, wegen der Gefahr von Erfrierungsschäden) benutzt werden, so daß eine stetige Kälteabgabe erreicht wird. Dieses Behandlungsschema nach der PECHRegel (Eause, Eis, Compression, Hochlage) wurde zwei Jahrzehnte lang propagiert. In jüngster Zeit 225 Sportmedizinische Aspekte wird jedoch die Eistherapie mit kritischer Distanz betrachtet und zumindest teilweise durch Medikamentengabe speziell zur Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Regenerationsförderung ersetzt. Zur weiteren Abklärung der Diagnose (Überprüfung der Gelenkstabilität usw.) und zwecks frühzeitiger Einleitung therapeutischer Maßnahmen (z.B. Tapeverband) wird der Patient mit hochgelagerter Extremität zum Arzt gebracht. Vorbeugende Maßnahmen • Gleichmäßige Kräftigung und Dehnung aller jener Muskelgruppen, die vor allem die Sprung- und Kniegelenke stabilisieren • Beachten bzw. schnellstmögliche Beseitigung von Erhebungen (z.B. Linien) und Mulden in der Oberfläche der Tennisplätze • Entfernen herumliegender Tennisbälle aus dem Spielbereich • Bevorzugung von Sandplätzen gegenüber Hartplätzen (Platzoberfläche darf allerdings nicht zu rutschfähig, z. B. Granulat sein) • In Ausnahmefällen auch Verwendung eines prophylaktischen Tapeverbandes, einer Gelenkbandage/Orthese oder von Spezialschuhen als Schutz vor wiederholter Bänderverletzung Verletzungen der Muskeln und Sehnen Muskeln und Sehnen bilden eine funktionelle Einheit. Prinzipiell können Verletzungen im Bereich des Muskelursprungs, des Muskelbauchs, des Übergangs vom Muskel zur Sehne, der Sehne selbst und am knöchernen Sehnenansatz auftreten. Im Tennis ist der Spieler beim plötzlichen Abbremsen 226 (exzentrische Belastung), bei rascher Beschleunigung (konzentrische Belastung) und vor allem bei der Kombination von Brems- und Beschleunigungsbewegung (z.B. bei jedem Wechsel der Laufrichtung in Zeitnot besonders gefährdet. Im Tennis treten Muskel- und Sehnenverletzungen vor allem bei plötzlichen kraftvollen oder unkoordinierten Muskelaktionen auf. Ursache hierfür ist häufig eine mangelhaft aufgewärmte, inzwischen wieder abgekühlte (z. B. Doppel in der Abendkühle) oder übermüdete Muskulatur. In Kombination spielen Mängel in der tennisspezifischen Schlag- und Lauftechnik sowie ein ungenügender Zustand der Kraft und der Beweglichkeit eine wesentliche Rolle. Auch muskuläre Dysbalancen (z.B. ungenügende Dehnfähigkeit der Agonisten und mangelhafte Kraft der Antagonisten) sind wesentliche ursächliche Faktoren. Muskelrisse treten besonders häufig an zweigelenkigen Muskeln auf, wie z. B. an der Oberschenkelrückseite; diese Muskulatur unterliegt einer besonderen neuromuskulären Steuerung. Ähnliches gilt für die Muskulatur an der Vorderseite des Oberschenkels und an der Rückseite des Unterschenkels, die besonders im untrainierten Zustand gegenüber Dehnung anfällig sind, da sie als überwiegend tonische Muskeln bei ungenügender Trainierbarkeit mit Verkürzung reagieren. Diagnose Im allgemeinen werden folgende unterschiedliche Arten von Muskelund Sehnenverletzungen unterschieden: • Muskelzerrungen entstehen durch Überdehnungen und treten häufig in den oberflächlichen Anteilen eines Muskels oder in der Nähe von Muskelursprung bzw. Muskelansatz auf. Die anatomische Struktur bleibt bei der Zerrung erhalten, »nur« die Funktion ist gestört. • Stumpfe Muskelprellungen entstehen als Folge einer Muskelkompression durch direkte Einwirkung eines Gegenstandes (z.B. eigener Schläger), ohne daß in der Regel eine Hautverletzung auftritt. • Beim Muskelriß wird je nach Schweregrad zwischen einem kompletten und einem inkompletten Muskelriß unterschieden. Beim Muskelfaserriß sind Muskelfasern in einem kleineren Bezirk gerissen. Meist erfolgt eine intramuskuläre Blutung, die therapeutisch besondere Beachtung verlangt; sie ist schwierig zu tasten und ein äußerlich sichtbarer Bluterguß ist nicht zu erwarten. Beim Muskelbündelriß betrifft die Zerreißung von Muskelfasern den Umfang eines Muskelbündels (quantitativer Unterschied zu Muskelfaserriß). Die Blutung ist innerhalb des Muskels und das Ausmaß der Blutung schwankt je nach Umfang und Ort. Ein Bluterguß ist äußerlich in der Regel distal (peripheriewärts) von der Rißstelle zu erwarten. Der Muskelriß führt zur vollständigen Trennung des Muskels, so daß die Blutung auch nach außen schon früh zu erkennen ist. Der Muskelriß führt zu einem akut auftretenden stich- oder schlagähnlichen Schmerz, der zur sofortigen Spielunterbrechung zwingt. Der Schmerz ist eindeutig lokalisierbar. Eine frühzeitige Tastuntersuchung zeigt eine mehr oder minder deutliche Faserunterbrechung, die bei umfangreichen Faserrissen als Lücke auffällt. - In der Folgezeit füllt sich die Muskellücke Verletzungen im Tennis mit Blut und Gewebswasser; gleichzeitig erfolgt eine deutliche Spannungserhöhung im gesamten Muskelbündel mit einem Höhepunkt nach ca. 24 Stunden. Letzteres ist als Schutzreaktion des Muskels anzusehen. Sollten allerdings Gefühlsstörungen auftreten, muß sofort der Arzt aufgesucht werden. Die Differentialdiagnose zwischen Muskelzerrung und Muskelriß '(insbesondere Grad 1) ist mit Eintritt der Verletzung häufig schwierig. Wegen der Bedeutung für den Behandlungserfolg und den Heilverlauf werden die wichtigsten Unterschiede zusammengefaßt: Bei oberflächlich liegender Muskulatur deutlich tastbare Lücke (Delle), Bluterguß nach einem oder mehreren Tagen sowie deutlich längere Heilungszeit grenzen den Muskelriß von der Muskelzerrung ab, letztere bessert sich häufig durch vorsichtiges Dehnen. Allerdings kann die tastbare Lücke, vor allem bei gespannter Muskulatur, einige Stunden nach der Verletzung durch einen Bluterguß oder eine Ansammlung von Gewebswasser ausgefüllt sein, so daß der Nachweis durch Abtasten nicht mehr gelingt. Beim Faserriß ist es manchmal möglich, eine (kleinste) Muskellücke zu fühlen. Beim kompletten Riß kann die vollständige Trennung des Muskelbauches getastet werden. In diesem Fall kann sich auch der Muskel zur Sehne hin zusammenziehen und wird als knollige Auftreibung sichtbar. Bei den Sehnenverletzungen unterscheiden wir den partiellen und den kompletten Sehnenriß. Sehnenverletzungen sind im Vergleich zu Muskelverletzungen bei Tennisspielern selten und betreffen vornehmlich die Achillessehne. Komplette Sehnenrisse ereignen sich häufig an degenerierten Seh- nen. Sie finden sich häufig bei älteren Tennisspielern, die nach längerer Trainingspause den Sport wieder aufnehmen oder den Sehnen nur ungenügende Regenerationsphasen gönnen. Inkomplette Sehnenrisse werden nicht immer erkannt und als Entzündung oder Überlastung fehldiagnostiziert. Sofortmaßnahmen Sofortmaßnahmen (Laienhilfe) verfolgen zuerst das Ziel, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Folgende Maßnahmen sind unverzüglich einzuleiten: Durch sofortige Ruhigstellung und entsprechende Lagerung wird die betroffene Muskulatur entlastet und liegt über dem Körperzentrum. Gleichzeitig erfolgt Kälteanwendung im Verbindung mit Kompression im Verletzungsbereich. Hierzu eignet sich ein eiskalter Druckverband (z.B. mit Eiswasser getränkter Schwamm), der die verletzte Muskulatur großflächig ca. 20 bis 30 Minuten kühlt. Die sofortige Erstversorgung in den ersten 10 Minuten ist von entscheidender Bedeutung für den zeitlichen Verlauf der Heilung. Erfahrungsgemäß kann eine um ein bis zwei Minuten verzögerte Behandlung innerhalb der ersten zehn Minuten eine Verlängerung der Rehabilitation um einen Tag bewirken! Nach erneuter eingehender Untersuchung sollte die Diagnose präzisiert und weitere Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Bis zur endgültigen Absicherung der Diagnose sollten die Gliedmaße entlastet bleiben, zumal bei jeder Gewalteinwirkung oder erneuten kräftigen Muskelkontraktion (z. B. unkontrollierte Bewegung) eine Nachblutung innerhalb der ersten 24 bis 36 Stunden droht. Im Gegensatz zum Muskel- riß hat sich bei der Muskelzerrung eine ausgiebige und gleichzeitig vorsichtige Dehnungsbehandlung (z.B. postisometrische Dehnung mit 10 bis 15 Wiederholungen) im direkten Anschluß an die Eistherapie im Sinne einer prompten Befundverbesserung als günstig erwiesen. In jüngster Zeit wird die Wirkung einer Eistherapie nach stumpfen Muskelverletzungen, Blutergüssen oder Verrenkungen im Gelenk äußerst kritisch gesehen, da Kühlung zwar schmerzlindernd wirkt, im Gegensatz zur früheren Meinung aber kein großer Einfluß auf Bluterguß und Entzündungshemmung nachweisbar ist. In den ersten Minuten und Stunden wird daher neben der Kompression und einer angemessenen Kühlung ein entzündungshemmend und regenerationsfördernd wirkendes Sportgel (z.B. Elektrolyt-Salbe S®) empfohlen. Nach etwa einem Tag folgt in der Regel eine funktionelle Behandlung mit Tapeverbänden. Massage sollte bei einer Muskelverletzung innerhalb der ersten drei Tage nicht angewandt werden, da sie wie eine neue Verletzung wirken kann. Eventuell günstigen Einfluß auf den Heilungsprozeß nehmen Lymphdrainage bei Schwellung sowie Massage der nicht verletzten Muskelanteile. Die Dehnung sollte vor der Kältetherapie erfolgen und dient der Detonisierung der Muskulatur und der Diagnostik. Bei Schmerzlinderung handelt es sich eher um eine Zerrung, bei Schmerzverstärkung um einen Muskelriß. Nach der anschließenden Kältetherapie über 20 bis 30 Minuten gibt es verschiedene Therapiemaßnahmen; sie sind sehr vielseitig und werden in Fachkreisen teilweise unterschiedlich bewertet, so daß sie den behandelnden Ärzten und Physio- Sportmedizinische Aspekte therapeuten überlassen bleiben müssen. Vorbeugende Maßnahmen • Aufwärmen des Herz-KreislaufSystems und der Hauptmuskelgruppen (einschließlich Dehnübungen) vor jedem Training und Wettkampf • Regelmäßige, kräftigende Übungen gleichmäßig für alle funktionell bedeutsamen Muskelgruppen (einschließlich Antagonisten) • Beweglichkeitstraining für die Hauptfunktionsmuskulatur • Ökonomisierung der Tennistechnik (Lauf- und Schlagtechnik) • Verhinderung der Auskühlung während Training und Wettkampf (z.B. unbedachtes »spätes« Ablegen der Wärmeschutzkleidung) und zwischen einzelnen Trainingseinheiten (z.B. ungeschütztes Sitzen auf der Terrasse des Club-Restaurants) • Schutz vor Muskelermüdung während des Tennistrainings und ausreichende Regenerationsphasen zwischen den Trainingseinheiten • Ausheilung jeder Muskelverletzung Tennisschäden Durch Tennis hervorgerufene Verletzungsformen des Bewegungsapparates ohne erkennbare Gewalteinwirkung werden als primärer Tennisschaden definiert, der sich in der Folge durch Schmerzen und gestörte Funktionen zeigt. Prinzipiell ist der primäre Tennisschaden dadurch gekennzeichnet, daß er durch ausreichende Behandlung sowie Änderung und Reduzierung der Belastung wieder zu voller Leistungsfähigkeit und 228 Beschwerdefreiheit führen kann. Der sekundäre Tennisschaden ist dagegen von bleibenden Defekten und anhaltender Belastungsminderung gekennzeichnet. Da die Übergänge fließend sind, gelingen eindeutige Abgrenzungen nicht immer. Das Auftreten eines Sportschadens wird an all jenen Stellen bzw. Gewebearten begünstigt, an denen ein Mißverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit vorliegt. Hierbei kann eine Fehl- oder Überbelastung vorliegen oder die Belastbarkeit ist durch verschiedene Umstände (Erbgut, Umwelt, Krankheit) vermindert. Besonders häufig sind die stoffwechselträgen (bradytrophe) Gewebe wie Sehnen, Bänder, Knorpel und Narben betroffen. Beim Tennisspieler sind die bevorzugten Stellen für einen Tennisschaden der Tennisellbogen, die Tennisschulter, die Lendenwirbelsäule und die Achillessehne. Wegen der zahlenmäßigen Bedeutung - ca. 40 bis 50% aller Tennisspieler haben während ihrer Tennis-Laufbahn Beschwerden im Sinne eines Tennisellbogens - und wegen des engen Zusammenhangs dieses Krankheitsbildes mit der Tennistechnik wird auf den Tennisellbogen ausführlich eingegangen. Tennisellbogen Beim Tennisellbogen handelt es sich um differente, krankhafte Veränderungen am Ellbogengelenk, die durch Überlastung entstehen und feingeweblich durch degenerative Veränderungen des Sehnenansatzgebietes der am Ellbogen liegenden Muskelursprünge mit Verfettung und Aufsplitterung der Sehnenfasern charakterisiert werden. In der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle (ca. 80%) ist der äußere (laterale) Gelenk- knorren betroffen, an dem die Streckmuskulatur des Handgelenks und die Außenwender der Hand entspringen. Der innere (mediale) Gelenkknorren, an dem Handgelenksbeuger und Handinnenwender ihren Ursprung nehmen, ist nur in ca. 20% der Fälle schmerzhaft. Bei Leistungstennisspielern ist der Anteil der medialen Beschwerden zwar höher, die Zahl der betroffenen Spieler ist allerdings relativ niedrig. Der Tennisellbogen tritt ebenfalls häufig bei Tätigkeiten oder Berufen auf, die mit intensiver Handarbeit (insbesondere in Verbindung mit Drehbewegungen) verbunden sind. Während in früheren Zeiten Hausfrauen durch Wäschewringen besonders gefährdet waren, sind es heute Tätigkeiten des Heimwerkers wie Plattenlegen oder Schraubendrehen gegen hohen Widerstand, die einen Tennisellbogen provozieren. Beim Tennisspieler ist für diese Überbeanspruchung oder Fehlbelastung in erster Linie eine unökonomische Tennistechnik vor allem auf der Rückhandseite (Streckmuskulatur) verantwortlich; Vorbeugemaßnahmen müssen folglich zuallererst bei der Rückhandtechnik ansetzen. Trotz der wesentlichen Bedeutung einer unökonomischen Tennistechnik für die Entstehung des Tennisellbogens dürfen andere Faktoren nicht außer acht gelassen werden. So liegen Hinweise für einen Zusammenhang von Ellbogenbeschwerden mit emotionalen Störungen sowie vor allem mit Verknöcherungen an den Austrittsstellen der Armnerven aus der Halswirbelsäule vor. Noch wichtiger sind alterstypische, degenerative Veränderungen im Bereich der Muskelursprünge am Ellbogengelenk, die dazu beitra- Verletzungen im Tennis gen, daß das Krankheitsbild des Tennisellbogens bevorzugt in der Mitte des vierten Lebensjahrzehnts beginnt und seinen Häufigkeitsgipfel im fünften und sechsten Lebensjahrzehnt hat. Diagnose Der Tennisellbogen verursacht zeitweilig (zu Beginn des Tennisspiels) oder dauernde Schmerzen in der Gegend der Gelenkknorren am Ellbogen (auf Druck und vor allem beim Tennisschlag). Am häufigsten liegt der Schmerzpunkt im Ursprungsgebiet des kurzen daumenwärts gelegenen Handgelenkstreckers. Im Extremfall können weder eine Tasse Kaffee angehoben noch eine Zeitungsseite umgeblättert werden. Tennisellbogen-Patienten erkennt man bereits bei der Begrüßung, da sie dem festen Händedruck ausweichen. Ist der äußere Gelenkknorren betroffen, treten diese Schmerzen beim Rückhandschlag auf, während bei einem Befall des inneren Knorrens vor allem die Vorhand sowie eine schnelle Aufschlagbewegung schmerzhaft sind. Die eindeutige Bevorzugung der Rückhandseite als Ausgangspunkt der Schmerzen liegt darin, daß die Kraft der Beuger (Hauptmuskulatur für die Vorhand) erheblich höher ist als die der Strecker (Hauptmuskulatur für die Rückhand); ferner erlaubt der Vorhandgriff eine bessere Kraftübertragung, da hierbei die Hohlhand hinter dem Schlägergriff liegt (WEBER, 1982). Therapie Die Behandlung des Tennisellbogens erfolgt primär durch den Arzt. Sie kann aber auch - möglichst in Zusammenarbeit mit dem Arzt - vorrangig durch den Tennislehrer gesteuert werden. Ansatzpunkt für die Behandlung durch den Tennislehrer ist die Verminderung der Überlastung für die Arbeitsmuskulatur durch Ökonomisierung der Tennistechnik. Der Tennislehrer kann durch entsprechende Bewegungsaufgaben und Technikanweisungen den gesamten Kraftaufwand erheblich reduzieren und zugleich eine Verlagerung der Muskelarbeit auf weitere Muskelgruppen (z.B. Schulterund Rumpfmuskulatur) bewirken. Ferner wird er Störfaktoren exogener (Tennisschläger, Besaitung, Bälle) und endogener (z. B. Trainingszustand der Armmuskulatur) Art durch Beratung ausschalten können. Die Praxis hat gezeigt, daß ein regelmäßiges Stretching der betroffenen Armmuskulatur (z. B. Handgelenkstrecker und Handaußenwender bzw. Handgelenkbeuger und Handinnenwender) vor und nach dem Tennistraining - gegebenenfalls nach einer adäquaten Spielpause von ein bis vier Wochen Dauer - in vielen Fällen zum Erfolg führt. Auch das Anlegen einer Ellbogenbandage (-spange) kann zu einer erheblichen Minderung der Symptome führen, da hiermit das Ausmaß der Muskelkontraktion vermindert und folglich die Überlastung gedämpft wird. Vorbeugende Maßnahmen Sämtliche Vorbeugemaßnahmen haben das gemeinsame Ziel, eine Fehl- und vor allem Überbelastung der entsprechenden Arbeitsmuskulatur zu verhindern und zugleich deren Kraft- und Dehnfähigkeit zu erhöhen. Im wesentlichen handelt es sich bei den vorbeugenden Maßnahmen um drei verschiedene Ansatzpunkte: • Ökonomisierung der Tennistechnik • Ausschaltung exogener Störfaktoren • Kräftigung und Dehnung der Arbeitsmuskulatur Ökonomisierung der Schlagtechnik Zur Verminderung des Kraftaufwandes gilt die Aufmerksamkeit in erster Linie folgenden Technikmängeln: • Treffpunkt zu spät (u.a. zu späte Ausholbewegung oder zu frühe Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorn) • Ungünstige Kraftübertragung bei rechtzeitigem Treffpunkt (u.a. durch falsche Griffhaltung, fehlende Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne, mangelhafte Schwungausnutzung oder exzentrischen Treffpunkt) • Geringer Anschwungweg des Schlägers aus der Kehre bis zum Treffpunkt (u.a. offene Schlagstellung oder kurze Ausholbewegung) Die genannten Technikmängel gelten für die Vor- und Rückhand. Da die Tennisellbogen-Beschwerden bevorzugt am äußeren Gelenkknorren lokalisiert sind, ist allerdings auf die Ökonomisierung der Rückhandtechnik besonderer Wert zu legen. Da die beidhändig geschlagene Rückhand die überbeanspruchte Arbeitsmuskulatur beträchtlich zu entlasten vermag, ist die Beidhand-Technik als wichtige Präventionsmaßnahme für Tennisarm gefährdete Spieler anzusehen. Hiermit sind aber zugleich höherer Aufwand für die Beinarbeit und häufig koordinative Umstellungsschwierigkeiten verbunden; im höheren Lebensalter ist daher die beidhändige Rückhand nur eingeschränkt als Präventions- oder Rehabilitationsmaßnahme möglich. Sportmedizinische Aspekte Ausschaltung exogener Störfaktoren Durch sorgfältige Materialauswahl (Schläger und Bälle) lassen sich exogene Faktoren ausschließen, die ursächlich für die Entstehung des Tennisellbogens verantwortlich sein können. Wichtige exogene Störfaktoren sind: • Schwerer Tennisschläger • Kopflastiger Schläger • Zu dicker (dünner) Griff • Harter Schläger mit geringer Schwingungsdämpfung • Hohe Bespannungshärte • Unelastische Saite • Schwere (nasse) Bälle • Harte Bälle (z.B. »Long-playBälle«) • »Schnelle« Platzoberfläche • Hohe Geschwindigkeit der Bälle des Gegners (insbesondere beim Aufschlag) Kräftigung und Dehnung der Arbeitsmuskulatur Mit systematischer Muskelpflege in Verbindung mit gesundheitsbewußtem Verhalten kann die Entstehung des Tennisellbogens erfolgreich verhindert werden. Hierzu gehören folgende Einzelmaßnahmen: • Kräftigung der gesamten Unterarmmuskulatur • Dehnübungen speziell für Unterarmstrecker und Handaußenwender sowie Handgelenkbeuger und Handinnenwender • Entspannung der Schlagmuskulatur zwischen den Schlägen und nach der Belastung • Aufwärmen und Warmhalten der Arbeitsmuskulatur Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der Tennisellbogen durch ein Bündel mehrerer ursächlicher Faktoren entstehen kann. Die Behandlung des Tennisellbo230 gens erfolgt daher im Idealfall in kooperativer Weise gemeinsam von Arzt und Tennislehrer. Für die Verhütung des Tennisellbogens ist der Tennislehrer in erster Linie kompetent und verantwortlich. Ratschläge zur Verhütung von Tennisverletzungen Die wichtigsten Ratschläge zur Verhütung von Tennisverletzungen werden in folgenden Abschnitten systematisch zusammengefaßt: • Sporteignung, Konstitution und Psyche • Trainingszustand • Vorbereitung auf Training und Wettkampf • Regeneration nach der Belastung • Verhalten bei Verletzungen und nach Erkrankungen • Technische Ausrüstung und Tennisplatz Sporteignung, Konstitution und Psyche Für Höchstleistungen im Tennis ist die Gesundheit grundlegende Vorbedingung. Darüber hinaus müssen körperliche Konstitution, Geist und Psyche so beschaffen sein, daß sie den speziellen Erfordernissen der Sportart Tennis in Training und Wettkampf gewachsen sind und weiterentwickelt werden können. Hierzu muß speziell im Kindes- und Jugendalter jährlich mindestens einmal eine sportärztliche Untersuchung - unter Berücksichtigung orthopädischer Gesichtspunkte - durchgeführt werden. Trainingszustand Neben der Konstitution spielt vorrangig der aktuelle Trainingszustand zur Verhütung von Tennis- verletzungen eine wichtige Rolle. Beim Tennis sind von grundlegender Bedeutung die allgemeine Koordinationsfähigkeit und Tennistechnik sowie die konditionellen Eigenschaften Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer und nicht zuletzt die Beweglichkeit. Die genannten Faktoren müssen bei der Gestaltung des Trainings sowie bei der Meldung zu Tennisturnieren angemessen berücksichtigt werden. Sie sind vor allem im Kindesalter und in den Seniorenklassen wichtig. Vorbereitung auf Training und Wettkampf Mangelhafte Vorbereitung auf Wettkampf und Training ist eine der wichtigsten Verletzungsursachen. Eine systematische und umfassende Vorbereitung betrifft den Körper und den Geist (»mentale« Vorbereitung). Die physische Vorbereitung hat das Ziel, Herz-Kreislauf-System und Muskelstoffwechsel auf erhöhte Leistungsbereitschaft einzustellen. Dies kann durch allgemeine sportliche Betätigung (z.B. Jogging) oder durch systematisches Tennistraining (z.B. Einschlagen) erfolgen. Darüber hinaus muß der gesamte Bewegungsapparat (neuro-muskuläre Koordinaton, Mobilität der Gelenke, Dehnfähigkeit der Arbeitsmuskulatur und seiner Antagonisten) auf teilweise extreme Belastungen (z.B. schnellstmöglicher Wechsel von konzentrischer und exzentrischer Muskelkontraktion, Unebenheiten in der Platzoberfläche, rutschfester Untergrund) vorbereitet werden. Eine intakte intra- und intermuskuläre Koordination wird über die systematische Wiederholung der einzelnen Schlagabläufe (auch unter Wettkampfbedingungen) erreicht. Die besonders beanspruchten Gelenke (z.B. Schultergelenk und Wirbelsäule) werden durch spezielle Schwungübungen (beachte: präzise Bewegungsführung) und systematisches Stretching vorbereitet. Darüber hinaus sollten alle stark beanspruchten Bandstrukturen (wie z.B. Sprunggelenke) auf ihre spannungsprüfende und -sichernde Funktion vorbereitet werden; dies gelingt durch Seilspringen, Hoch- und Seitwärtssprünge sowie vor allem durch entsprechendes Tennistraining auf dem Platz (Zuspiel: links/rechts und kurz/lang). Die Wirkung des Aufwärmprogrammes wird durch die jeweils richtige Kleidung gefördert. Normalerweise sollte die als Wärmeschutz dienende Überbekleidung (z.B. Trainingsanzug) gegen Ende der Aufwärmphase abgelegt werden, um einer unnötigen Erhöhung der Körperkerntemperatur und einem überflüssigen Flüssigkeitsverlust vorzubeugen; gleichzeitig erhält der Spieler frühzeitig das richtige Feingefühl für die Wettkampfsituation. Die Tennisspieler im Jungseniorenund Seniorenalter müssen wegen der Abnahme der Elastizitätseigenschaften verschiedener Gewebsstrukturen im Alter (z.B. Muskel, Bänder und Gelenkknorpel) ein längeres Aufwärmprogramm mit entsprechender Akzentverschiebung durchführen als Kinder und Jugendliche. Eine positive geistige Einstellung zu Inhalt und Belastungsanforderungen im Training und Wettkampf trägt zur Vorbeugung von Tennisverletzungen bei. Dies betrifft vor allem die richtige innere Einstellung zur realen eigenen Leistung (gegebenenfalls unter Berücksichtigung äußerer Einflüsse wie Gegner, Platzbeschaffenheit und Witterung), die Motivierung zur bestmöglichen Leistung und Konzentration sowie mentale Übereinstimmung mit den wesentlichen Zielen in Training und Wettkampf. Regeneration nach der Belastung Nach anstrengendem Training und aufreibenden Wettkämpfen sorgt eine dosierte Abkühlung des Körpers mit gleichzeitiger Entlastung der Psyche für frühzeitige Erholung und schnellstmögliche Regeneration, so daß vorgegebene Trainings- und Wettkampfzeiten in ausgeruhterem Zustand angegangen werden können. Auslaufen oder gemäßigtes Schlagtraining nach dem Wettkampf und Lockerungsgymnastik mit Stretching sowie physiotherapeutische und balneologische Maßnahmen wie Massagen, Bestrahlungen, Bäder und Sauna tragen einzeln oder kombiniert zur beschleunigten Regeneration bei. Auch eine trainings- und wettkampfadäquate Ernährung hat in diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert. Zu den psychologischen Methoden der Wiederherstellung gehören die Verfahren des Autogenen Trainings und der Progressiven Muskelrelaxation (s. auch S. 192). Die Kenntnis solcher Verfahren ist für Spieler und Trainer von großem Nutzen. Ausreichende Schlafdauer (auch zwischen einzelnen Trainingseinheiten und den Wettkämpfen) und geregelter Schlafrhythmus unterstützen die physische und psychische Regeneration. Verhalten bei Verletzungen und nach Erkrankungen Tennisverletzungen heilen in Abhängigkeit von Schweregrad und Lokalisation sowie den individuellen Voraussetzungen (Veranla- gung und Verhalten) unterschiedlich schnell. Eine vollständige Wiederherstellung setzt voraus, daß der Therapeut über gründliche Kenntnisse der Heilungsvorgänge ebenso verfügt wie über spezielle Erfahrungen zu den Anforderungen im Tennissport. Nur unter diesen Voraussetzungen können unterschiedlich wirkende Rehabilitationsprogramme gezielt eingesetzt werden, damit dem Sportler eine frühzeitige und erfolgreiche Rückkehr in Training und Wettkampf möglich wird. Prinzipiell sind die verordneten Belastungspausen nach einer Verletzung dringend einzuhalten, und während der typischen Heilungszeiten besteht absolutes Tennisverbot. Die Verordnung einer Belastungspause bedeutet aber keineswegs die komplette Ruhigstellung. Schließlich gibt es mehrere Maßnahmen (z.B. kontralaterales Training, Muskelaufbau durch statische Übungen, stützende Tapeverbände usw.), die den Heilungsprozeß unterstützen und verkürzen. - Bereits geringsten Anzeichen einer Verletzung (z. B. Muskelziehen als Vorboten einer Muskelzerrung bzw. eines Muskelfaserrisses sowie Bewegungsschmerzen im Schulter- oder Ellbogengelenk nach umfangreichem Training) muß erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt und in Zweifelsfällen durch einen sofortigen Arztbesuch gegengesteuert werden. Falsch verstandener Ehrgeiz seitens der Spieler und ihres persönlichen Umfeldes (z.B. Eltern) bewirken häufig fatale Folgen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Nach bakteriellen oder viralen Infekten (z.B. eitrige Mandelentzündung oder allgemeine Viruserkrankungen) ist darauf zu achten, daß ein ernsthaftes Training erst nach vollständiger Heilung wieder 231 Sportmedizinische Aspekte ummmmAmMmk»hh,Jh.tm .•«M1MW Blutabnahme zur Laktatbestimmung aufgenommen wird; anderenfalls besteht höchste Gefahr, daß die Krankheitsdauer unverhältnismäßig verlängert oder gar eine Absiedlung der Krankheitskeime in wichtige Organsysteme (z. B. Herz) provoziert wird. Technische Ausrüstung und Tennisplatz Die individuell richtige Auswahl des Tennisschlägers (Materialien, Sweetspot, Gewichtsverteilung und Griffstärke), der Saite (Bespannungshärte, Dehnungseigenschaften) und der Schuhe (Fußbett, Sohlenprofil, Fersensitz, Zehenfreiheit und Bequemlichkeit) 232 können ebenfalls eine beachtliche Rolle in der Verhütung von Tennisverletzungen spielen. Häufig wird der notwendigen Umgewöhnung auf eine neue Platzoberfläche zu wenig Beachtung geschenkt. Die unterschiedlichen Bodenbeläge (Sand, Granulat, Teppichboden und Hartplatz) erfordern nicht nur eine unterschiedliche Spieltaktik, sondern vor allem auch eine veränderte Lauftechnik mit (plötzlich) veränderten Belastungsbedingungen für die Gelenke. Gepflegte Sandplätze sind prinzipiell für den Bewegungsapparat erheblich schonungsvoller als rutschfeste Beläge. Leistungskontrolle und Leistungstest Bedeutung der Leistungskontrolle Leistungskontrollen sind unverzichtbare Instrumente für einen modernen Steuer- und Regelungsprozeß von Training und Wettkampf. Hierbei bauen die einzelnen Entscheidungen zur Änderung des Trainings (bewußt oder unbewußt) auf den Ergebnissen der vorhergehenden Leistungsdiagnose auf. Die verschiedenen Leistungskontrolle und Leistungstest Kontrollverfahren im Leistungssport werden auch als Untersuchungsverfahren, diagnostische Verfahren, Meßverfahren, Leistungsüberprüfung oder allgemein als Test bezeichnet. Im Tennis werden die Beobachtung (unsystematisch/systematisch bzw. ohne/mit Dokumentation) und der sportmotorische Test (vor allem Konditionstest) als häufigste Kontrollverfahren eingesetzt. Die komplexen Vorgänge der Leistungsdiagnose auf der Basis einer vorherigen Analyse des sportartspezifischen Beanspruchungsprofils sowie Planung, Durchführung und Überprüfung des Trainings werden in der Trainingswissenschaft als Steuerung und Regelung der sportlichen Leistung oder vereinfacht als Trainingssteuerung bzw. Leistungssteuerung bezeichnet. Folglich benötigt der Trainer für die Trainingssteuerung (Leistungssteuerung) stetig neue Informationen zum aktuellen Trainingszustand seiner Athleten bzw. Spieler. Nur hiermit kann er das Training so gestalten, daß es für seine Schützlinge die optimale Belastung (und Belastungsverteilung) gewährleistet. Auch im Tennis erhält der Trainer diese Informationen aus der Kontrolle (im weitesten Sinne) seiner Spieler. Dazu gehört auch, daß er die Umsetzung des Trainingsplans in die Trainingspraxis kontrolliert. Leistungskontrollen sollten nicht nur im Training eingesetzt werden; besonders die im Wettkampf unter höchster psychischer und physischer Belastung ermittelten Werte münden in konkrete Hinweise, die für die Trainingssteuerung von großer Wichtigkeit sind. Unter echten Wettkampfbedingungen sind allerdings die einzelnen Leistungskomponenten oft nur unter größten Schwierigkeiten (z. B. Start- und Laufschnelligkeit) oder überhaupt nicht zu erheben (z. B. Antizipation/Reaktion). Darüber hinaus ist es geradezu ein Kennzeichen des Sportspiels Tennis, daß bei jedem Wettkampf inkonstante Rahmenbedingungen (Platzoberfläche, Witterung, Gegner u.a.) die Zuverlässigkeit der Kontrollwerte verringern. Zusammenfassend haben Leistungskontrollen im Training und Wettkampf vorrangig zwei Aufgaben, welche in der Regel gekoppelt werden können: • Exakte Diagnose von Stärken und Schwächen in leistungsrelevanten Teilkomponenten und in der Gesamtleistung. • Objektive Kontrolle des Trainingserfolges (oder Trainingsmißerfolges) und der eingesetzten Trainingsinhalte und -methoden; hiermit sind häufig konkrete Belege für die Trainierbarkeit des Individuums erhältlich, so daß objektivere Aussagen zur zukünftigen Leistungsentwicklung ermöglicht werden. Sportmedizinische Aspekte Anforderungen an Kontrollverfahren Der wichtigste Schritt vor der Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung ist die Erstellung eines Prioritätenkataloges für bedeutsame, leistungsbestimmende Komponenten, weil hiermit die Trainingsziele präzisiert und hierarchisiert werden können. Die Rangfolge der leistungsbestimmenden Merkmale einerseits und die Trainingsziele andererseits müssen aber nicht identisch sein, denn leistungsbestimmende Merkmale sind nur dann wertvolle Trainingsziele, wenn sie lohnend trainierbar sind. Die Gewichtung der Trainingsziele hängt also von der Plazierung als leistungsbestimmende Komponenten und von der Trainierbarkeit ab. Die Identifikation von Einflußgrößen ist im Tennis besonders schwierig, da die Kompensationsmöglichkeiten (z.B. Qualität von Aufschlag oder Netzspiel einerseits und Grundschläge andererseits in Abhängigkeit vom Spielertyp usw.) in einer komplexen Sportart erheblich zunehmen. Heutige Dichte der internationalen Spitzenklasse sowie hohe Quantität und Qualität der Trainings- und Wettkampfbeanspruchungen im Leistungstennis sprechen jedoch für die Durchführung von Leistungskontrollen, da bereits minimale Verbesserungen von Detailfaktoren einen entscheidenden Fortschritt beinhalten können. Allerdings muß dem Trainer eindeutig bekannt sein, welche Leistungskomponente(n) das Kontrollverfahren erfassen soll und welche Schlußfolgerungen er aus den erhaltenen Ergebnissen ableiten kann. Ergebnisse aus Leistungskontrollen müssen mit Durchschnitts- und Zielwerten 234 Abb. 126 Ablaufplan einer Leistungskontrolle und seine Folgen verglichen werden. Normprofile mit repräsentativen Vergleichsbzw. Orientierungswerten (trainingswissenschaftliche Leistungsdiagnostik) können erst nach umfangreicher und systematischer Erfassung von Daten erstellt werden. Hierdurch wird eine objektive Bewertung individueller Testergebnisse aus der trainingspraktischen Leistungsdiagnostik möglich. Wegen der Komplexität des Tennissports und der Kompensierbarkeit der einzelnen Fähigkeiten untereinander ist die Beachtung eines Toleranzbereiches bei Abweichungen von der statistischen Norm wichtig. Die Ergebnisse aus Leistungskontrollen sind nur brauchbar (Abb. 126), wenn das verwendete Verfahren den Hauptgütekriterien eines Tests (Objektivität, Zuverlässigkeit und Gültigkeit) genügt. In der Regel können nämlich Erkenntnisse aus Leistungskontrollen nicht viel wert sein, wenn die Kontrollmethode den genannten wissenschaftlichen Rahmenbedingungen nicht standhält. Wichtig- stes und zugleich schwierigstes Gütekriterium einer Leistungskontrolle ist die Gültigkeit. Die Gültigkeit (Validität) kennzeichnet den Grad der Genauigkeit, mit dem das Kontrollverfahren tatsächlich das (sportartspezifisch relevante) Merkmal erfaßt, das es bestimmen soll. Wer zum Beispiel die allgemeine aerobe Grundlagenausdauer eines Tennisspielers mittels eines 1000m-Laufes kontrollieren will, hat ein Kontrollverfahren ausgewählt, dessen Ergebnisse wenig Gültigkeit für den genannten Aussagebereich besitzt. Die Laufleistung über 1000 m (und beim 6-Minuten-Lauf) hängt nämlich neben der allgemeinen aeroben Grundlagenausdauer auch von der anaeroben Ausdauerleistungsfähigkeit und von verschiedenen psychischen Qualitäten (Leistungsmotivation, Wille) ab. Die Bestimmung der anaeroben Schwelle über einen Stufentest mit BlutlaktatKontrollen ist für das angestrebte Untersuchungsziel das erheblich bessere Verfahren. Die Objektivität bezeichnet den Grad der Unabhängigkeit der Ergebnisse des Kontrollverfahrens gegenüber Einflüssen bei der Durchführung und der Auswertung. Für die Tennispraxis bedeutet dies, daß ein Test dann objektiv ist, wenn verschiedene Beobachter oder Tennistrainer bei voneinander unabhängiger Erfassung der Testleistung im gleichen Zeitraum und gegebenenfalls am anderen Ort das gleiche Testresultat ermitteln. Detaillierte Angaben von präzisen und trennscharfen Richtlinien bei der Auswertung des Tests (insbesondere bei Technik-Tests) sowie eine standardisierte Durchführung des Tests sind folglich unabdingbare Voraussetzung für eine hohe Objektivität. Leistungskontrolle und Leistungstest Die Zuverlässigkeit (Reliabilität) eines Kontrollverfahrens bezeichnet den Grad der Genauigkeit, mit der eine Fähigkeit oder ein Merkmal des Sportlers erfaßt wird. Ebenso wie die Objektivität kann die Zuverlässigkeit eines Tests zahlenmäßig durch einen Korrelationskoeffizienten (r) angegeben werden. Hiermit erhalten wir Rückschlüsse, inwieweit das Testergebnis durch Ungenauigkeiten beim Meßvorgang, Zufall und Übungseffekte verfälscht wird. Speziell in der Tennispraxis hängt die Zuverlässigkeit eines Tests häufig von der Stabilität des geprüften Merkmals ab. Beispielsweise verfügen Tests zur Techniküberprüfung speziell bei Anfängern und Fortgeschrittenen über eine relativ geringe Zuverlässigkeit, da die Qualität der Bewegungsausführung auf dieser Lernstufe starken Schwankungen unterworfen ist. Zuverlässige Ergebnisse bei einem Techniktest können folglich erst erwartet werden, wenn die überprüfte Technik (z.B. Aufschlag oder Vorhand-Topspin) weitgehend automatisiert ist. Direkte und indirekte Leistungskontrollen Leistungskontrollen können im Training unter speziellen Bedingungen oder im Wettkampf erfolgen. Werden die komplexe sportliche Leistung bzw. die interessierenden leistungsbestimmenden Merkmale innerhalb eines Wettkampfes registriert, so wird dies als direkte Leistungskontrolle bezeichnet. Im Gegensatz zu einfacher strukturierten Sportarten, wie 100-mLauf, Kugelstoßen oder 1500-mFreistilschwimmen, sind bei der Datenerhebung im Tennis erheblich größere Schwierigkeiten zu erwarten, da die komplexe Spielleistung von zahlreichen Einflußgrößen abhängt. Werden dagegen im Training spezielle Situationen konstruiert, in denen besondere Bewegungsaufgaben zu erfüllen sind (z.B. gelungener VorhandTopspin in speziellen Situationen oder 10-m-Sprint) handelt es sich um indirekte Leistungskontrolle; hierbei können in der Regel einzelne Leistungskomponenten isoliert untersucht werden. Der sportmotorische Test (z. B. der allgemeine sportmotorische Test für Kinder von 6 bis 11 Jahren oder der Konditionstest-Tennis für jugendliche Tennisspieler ab 11 Jahren oder der Cooper-Test usw.) ist beispielsweise eine Methode der indirekten Leistungskontrolle; denn die Forderung nach Standardisierung der Testsituation schließt eine Verwendung in Wettkampfsituationen weitgehend aus. Auch sportmedizinische Labortests, psychologische Testverfahren und biomechanische Untersuchungen sind indirekte Leistungskontrollen. Die indirekte Leistungskontrolle besitzt den Vorteil, daß eine verhältnismäßig hohe Objektivität, Meßgenauigkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse für die einzelnen überprüften Leistungskomponenten besteht. Andererseits bleibt häufig fraglich, ob diese Ergebnisse (z. B. 10-m-Lauf)auf die tatsächliche Leistung im Tenniswettkampf übertragen werden dürfen, weil einige spieltypische Faktoren, wie z.B. das Erkennen der Spielsituation, bei der Durchführung diese Tests unberücksichtigt bleiben. Bei der direkten Leistungskontrolle ist dies genau umgekehrt. Allerdings bringt die reale Wettkampfsituation in der Regel meßmethodische Schwierigkeiten (Komplexität und Schnelligkeit des Spielge- schehens, störende Meßgeräte für den Spieler) und produziert unterschiedliche psychische Variablen, die in Kombination mit dem erheblichen Einfluß der Leistung des Gegners das individuelle Meßergebnis zusätzlich verfälschen. Außerdem erlaubt die komplexe Spielsituation selten die Erhebung isolierter Leistungskomponenten (z.B. Antizipation, Schlagschnelligkeit, aerobe Kapazität), weil sie zusammen mit anderen Faktoren in einer ganzheitlichen Tennisleistung miteinander verschmelzen. Die Frage nach der richtigen Vorgehensweise beschäftigt Trainer und Theoretiker. Soll sich das Urteil auf konkrete TrainingsTestergebnisse oder eher auf die subjektive Einschätzung stützen? Beide Möglichkeiten weisen Vorund Nachteile auf, so daß ein guter Trainer sowohl seine persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen aus Training und Wettkampf als auch verschiedene objektiv erhobene Meßergebnisse in isolierten Trainingssituationen und im komplexen Wettkampfgeschehen in sein Urteil und die entsprechende Trainingssteuerung einfließen lassen sollte. Terminierung der Leistungskontrollen im Trainingsprozeß Die zunehmende Berücksichtigung von Leistungskontrollen führte in den vergangenen Jahren dazu, daß der Trainingszustand des Sportlers und dessen Leistungsentwicklung besser als früher erfaßt und somit das Training ökonomischer gestaltet werden konnte. Auf dieser Grundlage gelang es, das sportliche Training vom unkontrollierten, zufälligen Einfluß auf Erfolg oder Mißerfolg zum 235 Sportmedizinische Aspekte ökonomischen und leistungsoptimierenden Trainingsprozeß zu entwickeln. Leistungskontrollen werden vorrangig zu folgenden Zeitpunkten durchgeführt: • Leistungskontrolle zu Beginn einer Trainingsperiode: Sie dient als Grundlage für die Fixierung des individuellen Leistungszustandes und damit für die Zuordnung zur geeigneten Trainingsgruppe mit der Möglichkeit zur individuell richtigen Belastungsdosierung. Je exakter das Ausgangsniveau in den zu trainierenden Fähigkeiten bekannt ist, desto effektiver kann der Tennisspieler belastet werden. • Leistungskontrolle während des Trainingszyklus: Sie dient zur laufenden Kontrolle der Leistungsentwicklung in Verbindung mit der stetigen Überprüfung der Effektivität der Trainingsmaßnahmen und der Möglichkeit einer Feinregulierung (z. B. Erhöhung oder Verminderung der Trainingsbelastung). • Leistungskontrolle am Ende einer Trainingsperiode: Sie hat vorrangig das Ziel, die Trainingswirksamkeit bestimm- ter Trainingsmethoden und Belastungsnormative zu überprüfen, und bestimmt maßgeblich die zukünftige Trainingsund Wettkampf planung. Leistungskontrollen müssen stets ein vorgegebenes Ziel verfolgen, so daß sie zur Klärung präziser Fragestellungen beitragen können. Ein unnötiger Einsatz von Leistungskontrollen sollte vermieden werden. Spektrum der Leistungskontrolle Die Vielfalt der leistungsbestimmenden Einflußgrößen im Tennis erfordert multidisziplinär angelegte Kontrollverfahren. Diese entstammen entweder unmittelbar der Trainingswissenschaft bzw. Trainingspraxis oder sind eher den etablierten wissenschaftlichen Mutter- bzw. Basisdisziplinen (Psychologie, Medizin, Biomechanik) zuzuordnen (Tab. 13). Schwerpunkt trainingswissenschaftlicher und trainingspraktischer Testverfahren ist die Diagnostik technischer, taktischer und sportartspezifisch-konditioneller Leistungskriterien. Beispiele hierfür sind vor allem die sportmotori- sehen Tests zur Überprüfung konditioneller und koordinativer Fähigkeiten oder zur standardisierten Techniküberprüfung sowie die systematische Spielerbeobachtung. Sportmotorische Tests zeichnen sich in der Regel durch eine enge Affinität zur Wettkampfpraxis aus. Der hiermit verbundene, hohe Praxiswert resultiert aus der engen Verzahnung von Trainingsinhalt und Kontrollverfahren. Hierbei sind Resultate aus Techniktests (z. B. Technikraster oder Trefferquoten) meist von größerer Komplexität als jene aus Konditionstests und sind folglich schwieriger zu interpretieren. Typische Beispiele für sportmotorische Tests im Tennis sind der Pendelsprint (22 m), der Dreierhop sowie der beidhändige Medizinball-Weitwurf. Für den koordinativen Merkmalbereich sind exemplarisch der Ball-Beine-Wand-Test, das Zielwerfen und der Hindernislauf zu nennen. Nähere Details zu diesen Themen sind den entsprechenden Broschüren »Allgemeiner Sportmotorischer Test« und »Konditionstest-Tennis« zu entnehmen, die beim DTB erhältlich sind. Die systematische Spielerbeobachtung nimmt eine Sonderstellung Tab. 13 (Trainings)wissenschaftliche Testverfahren Leistungsdiagnostik im Tennis Trainingswissenschaft/ Trainingspraxis (wissenschaftliche) Mutter- bzw. Basisdisziplinen motorischer Test systematische Spielerbeobachtung psychologischer Test medizinischer Test biomechanischer Test z.B. • standardisierte Techniküberprüfung • allg. u. spez. Konditionstests: Altersstufe 6-11 Konditionstest - Tennis z.B. • quantitativ: - Schlagerfolg - Schlagrichtung - Drall • qualitativ: - Videoanalyse z.B. • Konzentration • Motivation • Streß z.B. • Cesundheitsstatus • Reaktionen und Adaptionen in Training und Wettkampf • Ausdauer z.B. • Laufgeschwindigkeit, Laufbeschleunigung • Schlägerführung, Schlägergeschwindigkeit, Schlägerbeschleunigung 236 Leistungskontrolle und Leistungstest unter den Kontrollverfahren ein, da sie den Spieler in der realen Trainings- und Wettkampfsituation beobachtet und zugleich objektive und exakte »harte« Daten liefert. Im Gegensatz zu den übrigen Kontrollverfahren erfolgt sie nicht unter speziellen Testbedingungen außerhalb des Wettkampfes. Grundsätzlich kann im Tennis die freie Spielerbeobachtung (»Scouting«), bei der die Leistungsbeurteilung unsystematisch durch das Gedächtnis über das Handdiktiergerät oder über die Videokamera erfolgt, von der gebundenen, systematischen Spielerbeobachtung unterschieden werden. Letztere zeichnet sich dadurch aus, daß die Spielerleistungen bzw. das Spielgeschehen systematisch nach vorgegebenem Raster protokolliert und die Ergebnisse statistisch aufbereitet werden. Abb. 127 Prozentuale Gegenüberstellung der Gewinn- und Verlustschläge tiefer und hoher Volleys sowie bei Vorhand- und Rückhand-Volleys im Wimbledon-Finale 1990 Abb. 128 Funktions- und Ablaufmodell einer systematischen Videoanalyse von Trainer und Assistent (FERRAUTI/WEBER 1991) Eine Sonderform der gebundenen Spielerbeobachtung ist die systematische Spielerbeobachtung über ein elektronisches Datenverarbeitungssystem, das eine unmittelbare Datenauswertung während des Wettkampfes oder unmittelbar nach dessen Beendigung (»online«) erlaubt. Individuelle, technik- und situationsspezifische Schwächen (z. B. tiefer VorhandVolley von Becker im WimbledonFinale 1990 gegen Edberg) können auf diese Weise ermittelt werden (Abb. 127). Video-Aufzeichnungen nehmen eine Sonderstellung ein; zum einen kann die Aufzeichnung unsystematisch,zumanderen systematisch zubereitet werden. Durch die Koppelung von Computer und Videorecorder (interaktives Videosystem) ist darüber hinaus eine systematische Videoanalyse möglich (Abb. 128). Dabei wird über die quantitative Spielanalyse 237 Sportmedizinische Aspekte mittels computergestützter Spielerbeobachtung eine Selektion von Spielszenen aus dem gesamten Match vorgenommen (z.B. häufige Fehler einer speziellen Schlagtechnik), und man führt jene der subjektiven Analyse am Videorecorder zu. Dieses Verfahren eignet sich besonders für visuell orientierte Trainer und Spieler, da diese auf der Basis »harter« Daten die Entwicklungsgeschichte technischer und taktischer Stärken bzw. Mängel am Bildschirm verfolgen können, ohne auf Objektivität, Präzision und Repräsentativität verzichten zu müssen. Psychologische Testverfahren dienen der Erfassung psychischer Leistungsfaktoren (z.B. Konzentrationsfähigkeit und Leistungsmotivation). Allerdings ist ihre Übertragbarkeit auf tennisspezifische Anforderungen nicht gesichert. Deshalb empfiehlt es sich, in der direkten Kontrolle das Verhalten der Spielerinnen und Spieler in Training und Wettkampf systematisch zu beobachten; gegebenenfalls sind die Spielerinnen und Spieler auch direkt zu befragen, um auf der Grundlage dieser Beobachtungen bzw. Aussagen auf die psychischen Faktoren, die den Hintergrund des Verhaltens darstellen, schließen zu können. Medizinische Testverfahren ermöglichen die objektive Erfassung zahlreicher Parameter des HerzKreislauf-Systems und des Muskelstoffwechsels sowie des Bewegungsapparates. Der Schwerpunkt ihrer Anwendung liegt in der Überprüfung des Gesundheitsstatus und vorrangig in der Erfassung der Ausdauerleistungsfähigkeit sowie von Kraft und Beweglichkeit wichtiger Muskelgruppen. Speziell die Laktatdiagnostik erlaubt Felduntersuchungen unter sportartspezifischen Belastungsbedingungen 238 direkt am Trainings- und Wettkampfort mit unmittelbarer Ergebnisauswertung. Weitere Parameter wie Harnstoff, Ammoniak, Eisen und Magnesium eröffnen zusätzliche Möglichkeiten zu einer präziseren Dosierung der Belastung (Reizhöhe, Reizumfang) und Erholung (Regeneration, Übertraining). Mit ihren Teildisziplinen Innere Medizin/Kardiologie sowie Orthopädie/Traumatologie wendet sich die Sportmedizin neben den leistungsmedizinischen Aspekten inzwischen vermehrt gesundheitsvorsorgenden Gesichtspunkten zu. Biomechanische Testverfahren bedienen sich vorrangig hochdifferenzierter Meßverfahren und ermöglichen die Erfassung zahlreicher kinematischer und dynamischer Meßgrößen. Hochwertige Videokameras mit extremer Zeitlupe, elektronische Verfahren zur Bestimmung von Körperwinkeln, telemetrische Datenübermittlung und Kraftmeßplatten sind Beispiele bewährter und typischer biomechanischer Untersuchungsmethoden. Im Tennis eröffnet insbesondere die mehrdimensionale kinematische Analyse von Technik (z.B. Ballhochwurf, Schlägerschwung und Treffpunkt beim Aufschlag sowie Antizipation, Schlägerführung und Gelenkwinkel beim Return) sowie von Laufwegen und Laufgeschwindigkeiten einen steigenden praktischen Nutzen. Abschließend wird ergänzend darauf hingewiesen, daß auch die Trainingsdokumentation im weiteren Sinne zu den Kontrollverfahren gehört. Unter Trainingsdokumentation versteht man die systematische Registrierung und Aufzeichnung sämtlicher Trainingsinhalte, -umfange und -intensitäten sowie der verschiedenen Trainingsmethoden und Wiederherstellungs- maßnahmen. Auch Verletzungen bzw. Krankheiten und andere Besonderheiten (z.B. klimatische Bedingungen usw.) werden aufgelistet. Darüber hinaus sollten Zeitpunkt und Ergebnisse aller Leistungskontrollen und Wettkämpfe exakt vermerkt werden. Tennis unter extremen Bedingungen Training und Wettkampf bei Hitze Während schwerer muskulärer Arbeit ist die Wärmeabgabe mittels Verdampfung die wichtigste regulatorische Maßnahme. Zwecks Erhaltung des Temperaturgleichgewichts müßte ein Tennisspieler unter normalen Trainingsbedingungen ca. 600 kcal/h über seine Körperoberfläche abgeben. Bei totaler Verdunstung des Schweißes würde dies einer Schweißproduktion von 1000 ml/h entsprechen. Da im Durchschnitt jedoch nur 40% des produzierten Schweißes total verdampft werden, wäre sogar eine Schweißproduktion von 2,5 l/h notwendig. Im Tennistraining und -wettkampf nimmt das Körpergewicht - vornehmlich durch Schweißabgabe durchschnittlich um ca. 1 kg/ Stunde (Frauen ca. 1/3 weniger) ab. Da höchstens die Hälfte des Schweißes verdampft, beträgt die Hitzeabgabe durch Verdunstung etwa die Hälfte der produzierten Wärmemenge, so daß sich die Körperkerntemperatur erhöht. Förderung der Schweißproduktion und deren Verdampfung durch luftige Kleidung sowie stetige Tennis unter extremen Bedingungen Flüssigkeitszufuhr (einschließlich Aufenthalt im Schatten beim Seitenwechsel) verhindern einen extremen Anstieg der Körpertemperatur, die leistungsfeindlich und gesundheitsgefährdend wirken kann. Wasserverlust in größeren . Mengen verringert in erster Linie das Durchhaltevermögen und den Leistungswillen und ist teilweise mit Muskel- und Bauchschmerzen sowie Benommenheit und Schwäche verbunden. Bei einem Wasserdefizit unter 6% des Körpergewichts (z. B. 2 kg Gewichtsverlust bei 40 kg schwerem Kind) können als Hauptsymptome Durst, Körperschwäche, Reizbarkeit, Aggressivität und unter Umständen Muskelkrämpfe auftreten. Ab einem Wasserdefizit von mehr als 6% (z. B. 3,5 kg bei einem Jugendlichen mit 50 kg nach täglich zweimaligem Training ohne Flüssigkeitszufuhr) ist mit einer offensichtlichen Schwächung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu rechnen. Tenniswettkämpfe und längerdauerndes Tennistraining unter hohen Umgebungstemperaturen bedürfen folglich einer regelmäßigen Einnahme von Flüssigkeit. Als Orientierungsmaß kann die Aufnahme von 150 bis 200 ml Wasser pro 15 Minuten gelten. Zwei Einzel unter Wettkampfbedingungen oder zweimaliges Tennistraining (z. B. 9 bis 11 und 15 bis 17 Uhr) verursachen an warmen und feuchten Tagen Verluste von 3 bis 6 I. Hiermit werden neben Kochsalz (ca. 20 g NaCI pro Liter Schweiß) auch andere Elektrolyte wie Kalium und Magnesium sowie wichtige Spurenelemente wie Eisen ausgeschieden. Unter den Bedingungen des heutigen Leistungstrainings (zweimaliges Training täglich, Trainingslager in südlicheren Regionen, Turnierserie in feuchtheißen Ländern) müssen daher die Wasserverluste und das Defizit an Elektrolyten und Spurenelementen systematisch ausgeglichen werden. Für den Erhalt der Leistungsfähigkeit sind vor allem der Kalium- und Magnesiumhaushalt sowie das Eisen (speziell für Frauen) besonders wichtig. Folglich muß bereits vor dem Auftreten entsprechender Mangelerscheinungen überlegt werden, ob spezielle Ernährungsvarianten oder gezielte Substitutionsmaßnahmen (z.B. Eisen-Dragees, MagnesiumTabletten) einer Leistungseinbuße vorbeugen können. Handelsübliche Fertigpräparate (»isotonische Durstlöscher«) werden den Erfordernissen des Leistungssports nicht gerecht, da üblicherweise nur ein geringer Gehalt an Magnesium und Kalium vorliegt und das Eisen fehlt (s. Tab. 16, S. 248). Bei erhöhter Außentemperatur steigt die Milchsäurekonzentration im Blut bereits früher an, weil zugunsten einer Mehrdurchblutung der Haut die Arbeitsmuskulatur mit geringerem Blutdurchfluß und weniger Sauerstoff versorgt wird. Folglich aktiviert der Tennisspieler unter Hitzebedingungen bereits bei mittlerer Trainingsintensität anaerobe Stoffwechselwege; hieraus resultiert eine höhere Milchsäureproduktion mit einer frühzeitigeren Erschöpfung. Folglich sollte ein Training unter Hitzebedingungen mit geringerer Intensität (geringere Reizstärke und geringere Reizdichte) oder mit verkürzter Trainingsdauer gestaltet werden. Bei Turnier- oder Trainingsreisen in feuchtwarme Länder empfiehlt sich eine systematische Akklimatisation. Zwecks frühzeitiger Akklimatisation sollte sich der Tennisspieler mehrmals am Tage körperlich in der Weise belasten, wie er es zu Hause gewohnt ist. Der Tennisspieler muß daher häufiger am Tag (z. B. dreibis viermal) und dafür kürzer (z. B. 50 bis 60 Minuten) trainieren als in gemäßigtem oder kaltem Klima. Auch die Durchführung eines allgemeinen Aufwärmprogrammes bereits vor dem Frühstück und ein Beginn mit dem Tennistraining unmittelbar nach dem Frühstück haben sich als günstig erwiesen. Hitzeakklimatisierte und ausdauertrainierte Tennisspieler verfügen unter Hitzebedingungen über eine günstigere thermoregulatorische Reaktion als Nichtsportier: Sie produzieren erheblich höhere Schweißmengen und bewahren sich hiermit eine niedrigere Hautund Körpertemperatur; gleichzeitig sinkt im Schweiß die Konzentration an Kochsalz und anderer Mineralstoffe. Gesundheitliche Störungen Bei sportlichen Wettkämpfen tritt wegen der Flüssigkeitsabnahme im extrazellulären Raum als gesundheitlich häufigste Störung eine Hitzeerschöpfung auf. Im Extremfall kommt es zum Hitzschlag. Beim Hitzschlag liegt eine Wärmestauung durch Einwirkung hoher Außentemperaturen bei körperlicher Arbeit und ungenügender Wärmeabgabe vor. Durch Anstieg der Körperkerntemperatur kommt es zu akuten Störungen des Kreislaufs mit nachfolgender Bewußtseinstrübung bis zur Bewußtlosigkeit. Typische Zeichen für den Hitzschlag sind: • Beschleunigung der Atmung • Puls erheblich über 100 Schläge/min • Rektaltemperatur über 40°C • Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit Sportmedizinische Aspekte • Bewußtseinstrübung, Bewußtlosigkeit • Haut grau und Lippen bläulich Es wird ein rotes und ein graues Stadium unterschieden. Das rote Stadium ist gekennzeichnet durch gerötete Haut. Die starke Hautdurchblutung stellt einen Versuch des Körpers dar, Wärme vermehrt durch Strahlung oder Schwitzen abzugeben, damit die Körperkerntemperatur gesenkt wird. Beim grauen Stadium liegt eine mangelhafte Hautdurchblutung vor. »Erste-Hilfe-Maßnahmen« zielen auf eine Senkung der erhöhten Körpertemperatur und eine Kühlung des Kopfes. Folgende Einzelmaßnahmen können empfohlen werden: • Flachlagerung an schattigem, gut belüftetem Platz und Öffnung der Kleidung • Kühlung durch kalte Umschläge an Extremitäten, Kopf und Hals • Fortlaufende Kontrolle von Atmung und Kreislauf • Zufuhr kalter, mineralhaltiger Getränke • Stabile Seitenlagerung bei Bewußtlosigkeit (ohne Flüssigkeitszufuhr!) Der Sonnenstich stellt eine Reizung der Hirnhäute dar und tritt vor allem auf, wenn der Kopf- und Nackenbereich ungeschützt der Sonnenbestrahlung ausgesetzt wird. Letzteres tritt besonders beim Wettkampf oder Training ohne Windbewegung (z.B. tiefgelegener Center-Court) auf und kann vorsorglich durch spezielle Sonnenmützen (mit Nacken- und Halsschutz) oder Drehung der Schirmmütze um 180° vorgebeugt werden. Unter Umständen tritt der Sonnenstich kombiniert mit einem Hitzschlag auf. Zeichen für den Sonnenstich sind: 240 • • Kopf heiß und hochrot Nackensteifigkeit durch Hirnhautreizung • Unruhe, Übelkeit, Schwindel • Muskelkrämpfe • Bewußtseinsverlust Die Erste-Hilfe-Maßnahmen entsprechen im wesentlichen jenen beim Hitzschlag. wie eine erhöhte Ozonkonzentration entsteht und welche Gefährdungen im allgemeinen und vor allem im speziellen für Tennisspieler entstehen können; darüber hinaus ist von Interesse, mit welchen Maßnahmen die Gefahren der Ozonbelastung vermindert werden können. Hitzekrämpfe treten während oder nach langdauernden Tenniswettkämpfen unter hohen Außentemperaturen auf. Auslösend wirken höhere Schweißverluste (teilweise resultierend aus den Vortagen), gegebenenfalls trotz Zufuhr größerer Mengen Flüssigkeit. Die Krämpfe ereignen sich speziell im Bereich der beanspruchten Muskulatur (insbesondere Waden- und Oberschenkelmuskulatur, seltener an Unterarm- bzw. Fingermuskulatur). Die Behandlung besteht in einer extremen Dehnung der betroffenen Muskelpartien mit einem Ersatz der Wasser- und Elektrolytverluste. Ausreichende und wirksame Vorbeugung kann nur über rechtzeitigen Ausgleich von Flüssigkeit und Mineralien (bereits im Training und frühzeitig im Wettkampf) erreicht werden; in hartnäckigen Fällen und bei individueller Veranlagung bedarf es einer intervallförmigen Substitution von Magnesium für 2 bis 4 Wochen bereits vor und während der Hitzeperiode. Ozonentstehung und -vorkommen Training und Wettkampf bei Ozonbeiastung Zahlreiche Tennisspieler sind im Verlauf ihrer Punktspiele bis zu fünf Stunden einer erhöhten Ozonkonzentration ausgesetzt. Hieraus resultiert derzeit eine allgemeine Verunsicherung darüber, Beim Ozon handelt es sich um ein drei-atomiges Sauerstoffmolekül (0 3 ) von stark oxidierender Wirkung. Dieses Gas zeigt sich je nach Konzentration farblos bis blau. Bei der Beurteilung der gesundheitlichen Bedeutung für den Menschen muß zwischen dem Ozongehalt in den bodennahen Luftschichten (Troposphäre) und dem Ozonschutzschild in einer Höhe von ca. 20 km (Stratosphäre) unterschieden werden. In der Stratosphäre absorbieren Sauerstoffmoleküle kurzwelliges UV-Licht und werden gespalten. Die freiwerdenden Sauerstoffatome verbinden sich anschließend spontan mit molekularem Sauerstoff (0 2 ) zu Ozon (0 3 ). Die Konzentration beträgt in einer Höhe von 25 km mehr als 300 ug/m 3 . Aus gesundheitlicher Sicht ist diese Ozonschicht von herausragend positiver Bedeutung, da sie den kurzwelligen UV-Anteil des Sonnenlichts absorbiert und somit einen unersetzlichen Schutz gegenüber möglichen Hauterkrankungen darstellt. Die zunehmende Emission von Fluorchlorkohlenwasserstoff-Verbindungen (FCKW) verursacht die Zerlegung dieser Ozonmoleküle (»Ozonloch«), wodurch Strahlungsintensität und folglich Gesundheitsgefährdung des Menschen zunehmen. Tennis unter extremen Bedingungen In der Troposphäre kann die direkte Spaltung von Sauerstoffmolekülen aufgrund der geringeren UV-Einstrahlung in Bodennähe nicht mehr stattfinden. Speziell bei verschmutzter Luft erfolgt hier die UV-Absorption durch Stickstoffoxid (N0 2 ) und zum Teil auch durch Kohlenwasserstoffe, wobei atomarer Sauerstoff und folglich Ozon entstehen. Somit ist das Ausmaß der Ozonentstehung in Bodennähe wesentlich vom Grad der Luftverschmutzung abhängig. Dies kann bei extremer Sonneneinstrahlung und hoher Konzentration an Verkehrsabgasen eine für den Menschen gesundheitsstörende Konzentration überschreiten. Grenzwerte für den bodennahen Ozongehalt Nach der WHO sind an Tagen mit maximalen Einstundenmittelwerten von weniger als 100 ug/m 3 keine gesundheisschädigenden Effekte zu erwarten. Im Tagesverlauf sind die Ozonkonzentrationen zwischen 14 Uhr und 17 Uhr am höchsten, sie können bei 300 bis 450 ug/m 3 liegen. In der Bundesrepublik Deutschland empfiehlt das Bundesgesundheitsamt aus Gründen der Vorsorge die Einstellung des Sportunterrichts an den Schulen bei Ozonwerten über 360 ug/m 3 . Je nach Empfindlichkeit des Bronchialsystems kann die Ozoneinwirkung bereits bei Werten unter 200 ug/m 3 Luft mit Husten, Atembeklemmung und Schmerzen unter dem Brustbein klinisch bemerkbar werden. Die niedrigsten Ozonkonzentrationen, bei denen unter schwerer körperlicher Belastung über 6 Stunden eine Einschränkung der Lungenfunktion beobachtet wurde, lagen bei 160 ug/m 3 Luft. Praktische Erfah- rungen speziell im Leistungssport (z.B. Fußballbundesliga, Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 in Stuttgart) zeigen jedoch, daß oberhalb dieser Konzentration selbst bei Sportlern mit hohen und höchsten Atemminutenvolumina in der Regel keine Beschwerden auftreten. Zusammenfassend beruht das Problem einer einheitlichen Grenzwertdefinition für Ozon darauf, daß neben der Ozonkonzentration die Art der körperlichen Betätigung, die Dauer der Einwirkung und die aufgenommene Luftmenge sowie vor allem die individuelle Empfindsamkeit hinzukommen. DaTennisspieler/-innen beim Wettkampftennis nur eine mittlere Auslastung der Atmung erreichen, die unter dem Niveau von typischen (intensiven) Ausdauerbeanspruchungen liegt, sind Tennisspieler bei gleicher Aufenthaltsdauer im Freien weniger gefährdet als typische Ausdauersportler wie Radfahrer oder Läufer. Wirkungen des bodennahen Ozons Die kleinen Ozonmoleküle dringen bei der Einatmung tief in alle Atemwege. Summarisch können die Wirkungen von chronisch hohen Ozonbelastungen auf den Menschen wie folgt zusammengefaßt werden: • Verengung der Luftröhrenäste sowohl in Ruhe als auch unter körperlicher Belastung • Auslösung einer Entzündungsreaktion in den Lungenbläschen • Senkung der körperlichen Leistungsfähigkeit Von entscheidender Bedeutung für das Ausmaß der Beeinträchtigungen durch Ozoneinatmung sind neben der aktuellen Ozonkonzentration vor allem die Atemtiefe und die Zeitdauer. Theoretisch sind bereits bei geringeren Ozonkonzentrationen (etwa ab 160-200 ug/m 3 ) Reizungen der Schleimhäute von Augen und Atemwegen möglich. Symptome wie Augenbrennen, Tränen der Augen, Kratzen im Hals, zunehmender Husten und atemabhängige Brustkorbbeschwerden, aber auch Kopfschmerzen und Übelkeit können bei Ozonwerten über 240 ug/m 3 auftreten. Personen, die an Asthma oder chronischer Bronchitis leiden, sind stärker gefährdet, aber auch Ausdauersportler mit stetig hoher Atmung über eine längere Dauer sollten Zeiträume höchster Ozonkonzentration meiden. Ozonwarnungen müssen daher vor allem Personen mit überempfindlichem Bronchialsystem ernst nehmen. Für den gesunden Freizeit- und Leistungssportler besteht jedoch für eine Dramatisierung der Ozonproblematik derzeitig kein Anlaß. Eine Grenzwert-Festlegung speziell für den Tennisspieler erscheint nicht sinnvoll, da die individuelle Empfindsamkeit und die Beanspruchung im Wettkampf keine festen Größen darstellen. Begleitumstände wie extreme Hitzebedingungen, hohe Luftfeuchtigkeit sowie der Schweregrad individueller Vorerkrankungen (z.B. Pollenallergie sowie Zuckerkrankheit, Koronare Herzkrankheit etc.) spielen eine wesentlich bedeutsamere Rolle bei einer Entscheidung für oder gegen ein Spielverbot. Sportmedizinische Aspekte Empfehlungen für Training und Wettkampf Tennistraining Unter Abwägung von gesundheitlichem Nutzen der körperlichen Betätigung im Rahmen eines Tennistrainings und Risiko durch chronische oder akute Ozonbelastung geht es nicht um die Frage, ob das Training ausfallen soll, sondern wie dieses Training sinnvoll zu gestalten ist. Mit dem Ziel, Atemtiefe und Atem häuf igkeit zu senken und ggf. die Aufenthaltsdauer im Freien zu verringern, sind folgende Regulationsmöglichkeiten empfehlenswert: • Höchste Belastungsreize vermeiden (z.B. Schnelligkeits- und Drilltraining) • Hohe Belastungsumfänge kürzen (z. B. statt zwei Stunden Training nur 90 Min. bzw. höchstens zwei statt drei Trainingseinheiten pro Tag) • Verlagerung der Lehrinhalte auf die Bereiche Technik und Taktik unter Rücknahme des konditionellen Anteils • Senkung der Belastungshöhe durch Eingrenzung des Aktionsvolumens (z. B. Halbierung des Spielfeldes im Einzelunterricht oder Erhöhung der Spielerzahl auf einem Platz beim Gruppenunterricht) Für Kinder und Jugendliche mit Asthma oder einem überempfindlichen Bronchialsystem sollten die Vorsichtsmaßnahmen besonders ernst genommen werden. In solchen Fällen empfiehlt sich auch eine zusätzliche Beratung durch den Hausarzt oder Sportarzt. 242 Freizeitspieler mit der Möglichkeit zur freien Terminwahl sollten ihr Tennistraining an ozonreichen Tagen in den frühen Vormittag oder auf den späteren Abend verlegen. Beim Auftreten von Augenbrennen, Hustenreiz sowie Atem- oder Kopfschmerzen sollten Belastungsintensität (z. B. Doppel statt Einzel) und Belastungsdauer (z.B. eine statt zwei Stunden) gesenkt oder gar das Tennis abgebrochen werden. Tenniswettkampf Im Tenniswettkampf beträgt die effektive Belastungszeit während der Ballwechsel nur etwa V 4 der Gesamtspielzeit, so daß Tennisspieler nur eine mittlere Auslastung der Atmung erreichen; Atemmenge und Atemtiefe bzw. die Ventilation gehören nicht zu den leistungsbegrenzenden Faktoren. Folglich ist bei normaler Empfindlichkeit des Tennisspielers eine akute gesundheitliche Gefährdung oder eine Leistungsminderung im Wettkampf nicht zu erwarten. Nach dem derzeitigen Wissensstand über die tatsächliche Gesundheitsgefährdung scheint eine offizielle Einschränkung der Mannschaftswettkämpfe nicht angemessen zu sein. Besteht jedoch speziell an besonders heißen Tagen in den Sommermonaten die Möglichkeit für eine Zeitverschiebung, so sollte bevorzugt am Vormittag (frühe Morgenstunden sind am besten) oder am späteren Abend gespielt werden. Training und Wettkampf bei Kälte Niedrige Außentemperaturen stellen für die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und des Muskelstoffwechsels im Vergleich zur Hitze ein erheblich geringeres Problem dar. Allerdings ist die Koordinationsfähigkeit unter kalten Umgebungstemperaturen zu Beginn des Trainings erschwert, und die Gefahr für Tennisverletzungen (insbesondere Muskelzerrungen) nimmt zu. Für eine sitzende Person beträgt die ideale Raumtemperatur ca. 18 bis 22 °C. Mit steigender muskulärer Betätigung sinkt der optimale Wert der Umgebungstemperatur. Folglich läßt intensives Tennistraining die ideale Umgebungstemperatur auf ca. 15°C und weniger absinken, während für ein gemütliches Doppel mindestens 18°C notwendig sind. Die Kombination von Kälte und Wind vervielfacht die Kälteempfindlichkeit. Beispielsweise sind für den Körper 2 °C bei Windstärke 6 ähnlich unangenehm wie-15°C bei Windstille. Gesundheitliche Störungen Das Hauptproblem für Tennisspieler besteht darin, schleichende Temperaturwechsel und plötzliche Abkühlungen zu vermeiden, damit keine Erkältungskrankheiten auftreten können. Diese Gefahr ist vor allem bei Trainings- oder Spielunterbrechungen (z.B. Regen) in der kälteren Jahreszeit wie im Frühjahr oder Herbst gegeben. . Besondere Aufmerksamkeit muß daher einer geeigneten Bekleidung und deren Wechsel bzw. einer vorsorglichen Verhaltensweise gewidmet werden. Wegen der Stoffwechselsteigerung bei intensivem Training um das Zehn- und Zwanzigfache gegenüber dem Ruheumsatz hat jeder Tennisspieler bei intensivem Training einen Wärmeüberschuß abzugeben, so daß selbst in kältesten Tennishallen (z.B. im Januar in den Morgenstunden) die Ernährung des Tennisspielers Schweißproduktion verhältnismäßig groß sein kann. Die Bekleidung muß folglich so beschaffen sein, daß die Schweißverdunstung nicht behindert wird. Andernfalls wird die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und die Gefahr für eine Erkältung vergrößert. Selbstverständlich muß bei genannten Empfehlungen zwischen intensivem Tennistraining oder anstregendem Tennis-Einzel und einem Tennis-Doppel ohne läuferischen Einsatz unterschieden werden. Gesundheitliche Gefahren kann bei niedrigen Temperaturen auch der Rückenwind (insbesondere bei Schweißabsonderung in der Lendenregion) bringen, da eine Verkühlung mit Reaktionen der Bandscheibe, des Ischiasnervs oder der Niere drohen. Dies ist beispielsweise auch der Fall, wenn mit Beginn der Abendkühle eine stärkere Luftbewegung eintritt und die verschwitzte Rückenpartie des Tennisspielers bei einem bewegungsarmen Doppel mit kurzen Spielphasen oder auf der Clubterrasse (ohne entsprechenden Wärmeschutz) trifft. Wind von vorn bringt weniger Gefahren, weil Gesicht, Bauch und Blase auf Kältereize empfindlich reagieren und frühzeitiger Warnsignale auslösen. Ernährung des Tennisspielers Optimale Ernährung des Tennisspielers soll gesundheitsschützend, vollwertig und bedarfsangepaßt sein. Da kein Nahrungsmittel alle notwendigen Stoffe allein enthält und Nahrungsmittel sich teilweise gegenseitig ergänzen, muß die Ernährung möglichst vielseitig sein. Die Speise selbst sollte schmackhaft zubereitet und appetitanregend serviert werden, so daß nicht nur die Nahrungsstoffe allein, sondern auch der optische Eindruck und der individuelle Geschmack zu einer beschleunigten Regeneration des Körpers und Entspannung der Psyche führen. Gesundheitsschützende Ernährung Sie ist notwendig, weil nur ein gesunder Organismus optimale Höchstleistungen vollbringen kann. Speziell Leistungstennisspieler sind den gesundheitlichen Gefahren einer modernen Zivilisationskost (hoher Fettanteil und wenig Ballaststoffe durch reichlichen Fleischkonsum sowie Fehlbedarf an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen durch »leere« Kalorienträger, wie z.B. Limonade, Zucker oder mehrfach aufgewärmte Speisen) in besonderem Maße ausgesetzt, da sich Tennisspieler häufig in Schnellgaststätten bzw (Club-)Restaurants mit schnell verfügbaren Speisen aufhalten und zu Hause aus Gründen der Zeitersparnis einseitige Fertiggerichte bevorzugen. Vollwertige Ernährung Vollwertige Kost ist als Ernährungskonzept hochaktuell, und auch Sportler haben daran ein großes Interesse entwickelt. Bei der Vollwerternährung soll die Nahrung so natürlich wie möglich belassen werden, d.h., die verwendeten Lebensmittel dürfen nur möglichst wenig verarbeitet sein (z. B. Vollkorn- statt Weißmehl). Die Wahrscheinlichkeit, daß die Nahrung alle lebensnotwendigen Bestandteile enthält, ist nämlich um so größer, je naturbelassener die Lebensmittel bleiben bzw. je weniger sie behandelt (manipuliert) werden. Nach diesen Grundsätzen werden auch die Speisen für Feinschmecker in edlen Restaurants zubereitet. Die Ernährung ist vollwertig, wenn alle benötigten Nährstoffe vorhanden sind. Hierzu müssen sämtliche fünf Bilanzen (Energiebilanz, Nährstoffbilanz, Vitaminbilanz, Mineralstoff- und Spurenelement-Bilanz sowie Flüssigkeitsbilanz) berücksichtigt werden. Bei der vollwertigen Ernährung handelt es sich um eine Kostform, die sich vornehmlich zusammensetzt aus Getreideerzeugnissen, Milchprodukten, möglichst frischem Obst und Gemüse, aus Samen und daraus hergestellten Pflanzenölen unter Verwendung von Gewürzkräutern. Pflanzliche Lebensmittel werden bevorzugt, der Fleischverzehr wird reduziert. Fisch stellt eine wünschenswerte Ergänzung (z.B. ein- bis zweimal wöchentlich) dar. Bei vegetarischer bzw. bei veganer Ernährung, die auf jegliche Lebensmittel tierischer Herkunft verzichtet, sind insbesondere in der Ernährung von Leistungssport betreibenden Kindern und Jugendlichen auf Dauer Mangelerscheinungen zu befürchten. Hierbei sind in erster Linie Defizite beim Eiweißbedarf sowie eine Unterversorgung mit Mineralien (z. B. Eisen, Kalzium) und Vitaminen (z.B. Vitamin B12) programmiert. Die ovo-lactovegetabile Kost, welche Milchprodukte und Eier einbezieht, ist dagegen als vollwertig zu bezeichnen. Wird diese Kostform abwechslungsreich gestaltet, so sind keine Nachteile bei der Ausübung von Tennis als Leistungssport zu erwarten. Allerdings liegt der Zeitaufwand für die Zubereitung der Speisen im Ver- 243 Sportmedizinische Aspekte gleich zu herkömmlichen Kostformen höher. Zusammenfassend gelten folgende Grundsätze: Ernähre dich abwechslungsreich, vielseitig und schmackhaft, vorrangig auf der Basis einer kohlenhydratreichen Mischkost aus unverarbeiteten Lebensmitteln (Getreide als Vollkorn, Kartoffeln, Naturreis etc.) mit hohem Anteil an Frischkost (bevorzugt Rohkost wie frisches Gemüse und Obst sowie Milch und Milchprodukte); benutze pflanzliche und (magere) tierische Eiweißträger und verwende Fette nur sparsam. Die Menge der aufgenommenen Speisen orientiert sich vornehmlich an den Anforderungen im Training und Wettkampf sowie am individuell-optimalen Leistungsgewicht. Die tägliche Kontrolle des Körpergewichts auf der Waage und eine gleichzeitige Übereinstimmung mit persönlichem Wohlbefinden und hoher Leistungsbereitschaft sind als Indikatoren für Menge und Güte der aufgenommenen Nahrungsmittel besser geeignet als schematisierte Ernährungsprogramme und hochdifferenzierte Kalorientabellen. Bedarfsangepaßte Ernährung Sie richtet sich qualitativ und quantitativ möglichst exakt nach der Belastungsform bzw. dem tatsächlichen Bedarf. Tenniswettkämpfe und -training haben einen azyklischen Ablauf mit wellenförmig wechselnder Beanspruchung, die sowohl Ausdauer als auch Schnellkraft betrifft und mit hohen 244 koordinativen Anforderungen einhergeht. Intensive (hohe Reizstärke und -dichte), intervallartige Beanspruchungen längerer Zeitdauer reduzieren die Kohlenhydratvorräte, so daß eine unmittelbar folgende Auffüllung der Glykogenspeicher notwendig wird; schnellkräftige Bewegungen mit hohem koordinativem Anspruch bedingen eine ausreichende Eiweißzufuhr. Im heutigen Leistungstennis notwendige große Trainingsumfänge (z.B. zwei- bis dreimaliges Training pro Tag) bedürfen einer hohen Kalorienzufuhr, die speziell in diesen Fällen auch durch vermehrte Fettzufuhr gedeckt werden kann. Der Energiebedarf von männlichen Leistungsspielern der Spitzenklasse beträgt je nach Intensität und Umfang der Trainingsabschnitte und des Körpergewichts ca. 3500 bis 5500 kcal; folglich ist bei einer durchschnittlichen Nährstoffrelation 55% Kohlenhydrate (4,1 kcal/g), 17% Eiweiß (4,1 kcal/g) und 28% Fett (9,3 kcal/g) täglich die Aufnahme von ca. 500 bis 750 g Kohlenhydrate, 200 bis 250 g Eiweiß und ca. 120 bis 180 g Fett notwendig. Breitenund Gesundheitssportler kommen mit ca. 2 / 3 der genannten Kalorien- und Nahrungsmenge aus! Belastungsform und -umfang unterscheiden sich in den verschiedenen Trainings- und Wettkampfphasen, so daß die Ernährung einer spezifischen Feinabstimmung bedarf: 1. Ernährung in der Trainingsphase (Basis-Kost) 2. Ernährung vor dem Turnier 3. Ernährung unmittelbar vor und während des Wettkampfes 4. Ernährung während des Wettkampfes 5. Ernährung nach dem Wettkampf Ernährung in der Trainingsphase (Basis-Kost) Die Ernährung im Trainingsaufbau soll vielseitig und vollwertig, bedarfsangepaßt, gesund und appetitanregend sein. Vollwertige Frischkost mit eindeutiger Präferenz von Kohlenhydraten in Kombination mit viel Obst, Gemüse und Rohkost stehen im Mittelpunkt der Ernährung, so daß der Grundbedarf für Vitamine, Mineralien und Spurenelemente einschließlich der notwendigen Ballaststoffe mit Sicherheit gewährleistet ist. Darüber hinaus sollten jederzeit genügend (möglichst fettarme) Eiweißspender (z. B. Magerquark, Fisch, Geflügel) zur Verfügung stehen und zugleich jene Nahrungsmittel und Zubereitungsformen gemieden werden, die vorwiegend »leere« Kalorien (ohne lebensnotwendige Wirkstoffe wie Vitamine und Mineralien) enthalten. Besonders jugendliche Tennisspieler/-innen werden oft viel zu fettreich (Schokolade, Eis, Grillwurst, panierte Schnitzel, Pommes frites usw.) ernährt und bevorzugen Getränke und Süßigkeiten mit niedriger Nährstoffdichte (Verhältnis vom Vitaminund Mineralstoffgehalt zum Kaloriengehalt eines Nahrungsmittels). Diese Verhaltensweise liegt einerseits an dem notwendigen Bedarf (Energiedefizit!), an individuellen Gelüsten (z.B. Cola-Getränke, Limonaden, Eis, Gebäck) sowie am chronischen Zeitmangel der Jugendlichen und ihrer Eltern, so daß eine zeitaufwendige Zubereitung der Speisen ausfallen muß und auf das Angebot in Club-Restaurants oder Schnellgaststätten zurückgegriffen wird. Kohlenhydratreiche und vollwer- Ernährung des Tennisspielers tige Frischkost wird je nach Trainingsschwerpunkt (z. B. Techniktraining, Grundlagenausdaueroder Krafttraining) und Trainingsumfang (z. B. ein, zwei oder drei Trainingsabschnitte pro Tag) modifiziert. Bei einem Kraft- und Schnelligkeitstraining steigt der Eiweißanteil, und bei einem ausdauerbetonten Training wird der Kohlenhydratanteil erhöht. Das Tennistraining geht regelmäßig mit relativ hohen Schweißverlusten einher, die unter speziellen klimatischen Bedingungen erhebliche Ausmaße annehmen können; folglich muß stets für Flüssigkeitszufuhr mit den notwendigen Mineralstoffen und Spurenelementen sowie Vitaminen gesorgt werden. Mineralstoffe und Spurenelemente Sie sind unverzichtbare Bestandteile von Vitaminen, Hormonen und Enzymen und steuern hiermit den Stoffwechsel der Nährstoffe. Eisen ist besonders bedeutsam für den Aufbau der roten Blutkörperchen. Kalium, Natrium, Magnesium und Kalzium sind wesentlich an der Steuerung von Funktion und Erregbarkeit der Muskel- und Nervenzellen beteiligt. Hohe Schweißverluste einerseits und Engpässe in der Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen andererseits erzwingen beim Tennisspieler mit mitteleuropäischer Kost Defizite speziell von Magnesium, Kalium und Eisen (vor allem bei Frauen). Deshalb müssen Tennisspieler/-innen jene Nahrungsmittel kennen, die besonders reich an Kalium (Linsen, Spinat, Kartoffel, Fisch, Fleisch, Banane, Tomate, Aprikose usw.), Magnesium (Haferflocken, Naturreis, ganzes Roggenkorn, Spinat, Kuhmilch) und Eisen (Schweineund Rinderleber, Hirsekorn, Soja- Kakaopulver 414 Seezunge 73 Erdnußbutter 410 Teigwaren 67 Cashewnuß 267 Spinat 58 Fleischextrakt 264 Roggenbrot 35 Sojabohnen 247 Makrele 31 Bierhefe, getrocknet 230 Semmel 30 Mandeln 170 Goudakäse 28 Erdnuß 163 Forelle 27 unpolierter Reis (Naturreis) 157 Schweinefleisch 20 Haselnuß 156 Rindfleisch 19 Roggen, ganzes Korn 140 Kalblfeisch 15 Haferflocken 139 Corn-flakes 14 Milchschokolade 104 Hühnerei 12 12 Weizenvollkornbrot 92 Kuhmilch (3,5% Fett) Pumpernickel 80 Apfel 6 Tab. 14 Nahrungsmittel mit hohem Gehalt an Magnesium. Der Magnesiumgehalt ist in mg/100 g des eßbaren, ungekochten Anteils angegeben (nach KONOPKA). bohnen, Weizenkeime, Linsen, Spinat, Schokolade usw.) sind. In diesem Zusammenhang ist auch der Hinweis für die Praxis wichtig, daß Nahrungstabellen üblicher Art häufig einen falschen Eindruck vermitteln, da sie fast immer gewichtsbezogen (mg/100 g) geordnet sind, obwohl der Inhalt pro Eßportion für den Verbraucher viel wichtiger ist. So enthält (schwach entöltes) Kakaopulver mit 414 mg/100 g als Nahrungsmittel den höchsten Gehalt an Magnesium, ein Magnesiumdefizit ist jedoch mit unpoliertem Reis (Naturreis) viel leichter zu beheben. Dieser enthält zwar nur 157 mg/100 g, wird aber in erheblich größeren Mengen aufgenommen (Tab. 14). Vitamine Vitamine können vom Organismus nicht selbst hergestellt werden. Sie sind notwendige Enzymbestandteile und beeinflussen als Katalysatoren den Energiestoffwechsel (Kohlenhydrate und Fette), Baustoffwechsel (Eiweiß) und Mineralstoffwechsel in direkter und indirekter Weise. Zusätzliche Vitamingaben können bei ausgeglichenem Vitaminhaushalt die Leistung nicht steigern. Eine Überdosierung speziell der Vitamine A und D ist sogar schädlich; ein Überschuß von Vitamin C oder des Vitaminkomplexes B wird dagegen schadlos über Nieren und ableitende Harnwege ausgeschieden. Andererseits verlieren speziell Tennisspieler durch umfangreiches Training und viele Wettkämpfe beträchtliche Mengen an Vitamin C und B. Da überdies die moderne Zivilisationskost einen erheblichen Anteil an Nahrungsmitteln enthält, die nur »leere« Kalorien (Nah- 245 Sportmedizinische Aspekte rungsmoleküle ohne lebenswichtige Begleitstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) liefern, sind jene Tennisspieler hinsichtlich eines Vitaminmangels besonders gefährdet, die sich vorrangig in Schnellgaststätten und mit minderwertigen Fertigprodukten ernähren. Auch kann der Vitaminbedarf bei entsprechendem Belastungsumfang um das Zwei- bis Vierfache steigen. Da die Vitamine des B-Komplexes im Eiweiß- und KohlenhydratStoffwechsel eine wichtige Funktion haben und das Vitamin C vor Infektion der oberen Rachenwege schützen kann, sind die (wasserlöslichen) Vitamine B v B2, B6, Niacin und C sowie das (fettlösliche) Vitamin E für Tennisspieler am wichtigsten. Neben entsprechenden Vitamintabletten kann einer Vitaminunterversorgung durch Aufnahme folgender Nahrungsmittel entgegengewirkt werden: Vitamin B1 (Thiamin) Weizenkeime, Vollkornprodukte, Haferflocken, Hülsenfrüchte, Schweinefleisch. Vitamin B2 (Riboflavin) Milch, Fleisch, Getreide, Hefe, Weizenkeime. Vitamin B6 (Pyridoxin) Geflügel, Rind- und Schweinefleisch, Weizenkeime, Sojabohnen, Kartoffeln. Vitamin Niacin Schweinefleisch, Hefe, Kartoffeln. Vitamin C (Ascorbinsäure) frisches Obst und Gemüse, Paprika, Kartoffeln. Vitamin E (Tocopherol) Weizenkeim- u. Sonnenblumenöl, Grünkohl, Erbsen. Da gekochte oder erneut aufgewärmte Nahrung einen Großteil des Vitamingehaltes verliert, ist ein gewisser Anteil Frischkost (Naturkost) für eine gesunde Ernährung unentbehrlich. 246 Ernährung vor dem Tennisturnier In diesem Zeitabschnitt, der üblicherweise einige wenige Tage oder eine Woche dauert, werden vor allem die Kohlenhydratvorräte aufgefüllt und vergrößert, damit für die Wettkampfphase bzw. das Turnier(-Wochenende) genügend Kohlenhydratreserven zur Verfügung stehen. Hierzu ist eine betont kohlenhydratreiche Ernährung (z.B. Getreideprodukte, Reis, Teigwaren, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und getrocknetes Obst) anzustreben, so daß ca. 60% der zugeführten Kalorien über Kohlenhydrate aufgenommen werden. Da der Aufbau des Muskelglykogens Kalium und Wasser benötigt und das Vitamin B1 eine wichtige Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel spielt, müssen auch kaliumreiche Nahrungsmittel (mit Flüssigkeit) und Vitamin-B^Träger berücksichtigt werden. Vor erschöpfenden Ausdauerbeanspruchungen (z.B. Tennisturnier mit täglich mehrstündigem Einsatz) werden zur Anreicherung des Glykogengehalts in der Arbeitsmuskulatur folgende Maßnahmen empfohlen: • Intensives bzw. hochintensives Training mit entsprechendem Glykogenabbau bis spätestens 2 bis 3 Tage vor dem Leistungshöhepunkt • Reduktion von Reizdauer und -dichte im Training in den letzten 2 bis 3 Tagen vor dem Leistungshöhepunkt • Erhöhung der Kohlenhydratkomponente auf 60 bis 70% in der Nahrung 2 bis 3 Tage vor dem Leistungshöhepunkt. Ein 70 kg schwerer Leistungstennisspieler nimmt in dieser Phase ca. 600 bis 700 g Kohlenhydrate pro Tag auf • Einnahme von kohlenhydratreicher Kost in den regenerativen Ruhepausen im direkten Anschluß an das Training Hierzu besonders geeignet sind Reisspeisen (z. B. Reispfanne, Gemüse-Reis-Gerichte, Milchreis), Kartoffelspeisen (z. B. Kartoffelpüree aus frischen Kartoffeln, Kartoffelknödel oder Folien- bzw. Pellkartoffeln mit Quark), Nudelspeisen bzw. Teigwarengerichte (z.B. Spaghetti, Spätzle, Cannelloni, Lasagne und Pizza), Hülsenfrüchte (z. B. Linsen-Kartoffel-Eintopf, Linsen mit Spätzle usw.) sowie Getreideprodukte (z.B. Haferflocken, Corn-Flakes, Müsli mit Frischobst und/oder Milch, Joghurt oder Fruchtsaft usw.) und verschiedene Süßspeisen (z. B. Griespudding mit Früchten, Waffeln, Pfannkuchen mit Früchten bzw. Früchtequark). Ernährung unmittelbar vor dem Wettkampf Da die Glykogenbevorratung (Superkompensation) abgeschlossen ist, genügt die Einnahme einer leicht verdaulichen kohlenhydratbetonten Hauptmahlzeit (mit Eiweiß als Beilage) von ca. 1200 bis 1500 kcal, etwa 2 bis 3 Stunden vor Spielbeginn. Besondere Beachtung sollte der Zufuhr von Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen und nicht zuletzt Flüssigkeit geschenkt werden. Durch Gewöhnung müssen Leistungstennisspieler auch in der Lage sein, noch 60 bis 90 Minuten vor Wettkampf- oder Trainingsbeginn eine kleine kohlenhydratbetonte (Haupt-)Mahlzeit zu vertragen. Vor allem am Wettkampftag sollte stets die Bekömmlichkeit der Speise mitberücksichtigt werden! Beispiele hierfür sind: Ernährung des Tennisspielers • Gedünsteter Fisch (Rotbarsch-, Schollen- oder Seezungenfilet usw.) mit Pellkartoffeln (oder: frischem Kartoffelpüree bzw. Parboiled-Reis) mit frischem Gemüse oder Salat; Fruchtgrütze mit Vanillesoße als Nachspeise • • Rheinischer Sauerbraten (oder: Rindergulasch usw.) mit reichlich Spätzle (oder: Kartoffelklöße bzw. Semmelknödel usw.) und frischem Möhren- oder Bohnengemüse; frischer Obstsalat (oder: Quark mit frischen Früchten bzw. Vanillepudding mit Tiefkühlfrüchten usw.) als Nachspeise Große Portion (Vollkorn-)Spaghetti mit Tomaten-KräuterSoße oder Makkaroni mit Schinken und Käse überbacken (oder: Spinat-Käse-Soße) und frischem Salat (mit frischer Kräuter- oder Joghurtsoße); als Dessert: Obstsalat mit Weizenkeimen oder Waffeln mit Sauerkirschen Aufwärmtrainings sowie kurz vor dem Wettkampf (5 bis 10 Minuten vorher) sollte reiner Obstsaft oder eine Mixtur aus Kohlenhydraten (z.B. Orangensaft oder Banane) und einem Mineralgetränk eingenommen werden. Ernährung während des Wettkampfes Eine spezielle Wettkampfverpflegung (im Sinne einer speziellen Kohlenhydratzufuhr) ist für einen einzelnen Tenniswettkampf unter 2 Stunden Zeitdauer normalerweise nicht notwendig. Nach vorausgehendem intensivem Training bei länger dauernden Einzelwettkämpfen sowie bei mehreren Spielen pro Tag empfehlen wir jedoch die Zufuhr von Kohlenhydraten auch während des Wettkampfes. Dies gilt vor allem für plötzlich auftretenden »Hungerast«. Hohe Schweißverluste unter entsprechenden klimatischen Bedin- gungen (hohe Luftfeuchtigkeit, starke Sonneneinstrahlung, hohe Hitze-Reflektion von der Platzoberfläche) bedingen eine reichliche Zufuhr von Wasser und Elektrolyten (insbesondere Magnesium und Natrium). Speziell jene Tennisspieler, die zu Muskelkrämpfen neigen, bedürfen weiterer flankierender Maßnahmen (magnesiumreiche Kost oder spezielle Mineralien-Präparate wie MultibiontaMineral® oder Biomagnesin® usw.) in der Basisernährung oder wenigstens in der Vor-Wettkampfphase. Beispiele für die Turnierpraxis Für den Seitenwechsel eignen sich jeweils kleine Portionen für eine regelmäßige Zufuhr: • Mischung aus Obstsaft (Obstsäfte enthalten ca. 9 bis 12% Kohlenhydrate sowie Vitamin C und Kalium) und Mineralwasser im Verhältnis 1:1. Empfehlenswert sind Mineralwasser (s. Tab. 15, S. 248), die reich an Magnesium (über 100 mg/l) und nicht Bei unvorhersehbarer Verzögerung des Wettkampfbeginns oder unmittelbar vorhergegangenen, intensiven Beanspruchungen im Training bzw. Wettkampf ist die zusätzliche Einnahme einer kohlenhydratreichen Zwischenmahlzeit empfehlenswert. Je nach individuellem Geschmack, aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnissen bieten sich beispielsweise Milchreis mit Früchten, Milchreis mit Zimt, Joghurt mit Haferflocken und Früchten, Schnellmüsli, hochwertiges Müsli oder Trockenobst (z. B. getrocknete Bananen oder Aprikosen) an. Fertigprodukte wie (Vollkorn-)Kekse, Müsliriegel oder Marmorkuchen sind zwar auch geeignet, wegen ihrer geringeren Vollwertigkeit stellen sie jedoch nur zweite Wahl dar. Unmittelbar vor oder während des 247 Sportmedizinische Aspekte [mg/l] Natrium Magnesium Kalium Calcium Aachener Kaiserb. Staatl. Fachinger Apollinaris Gerolsteiner Perrier 1315 603 53 28 122 430 100 30 90 125 105 11 337 9 4 1 148 8 - 57 Tab. 15 Elektrolytgehalt verschiedener Mineralwasser Natrium Magnesium Calcium Kalium [mg/100 ml] KH [g/100ml] Isostar Orange Catorade Aquarius Sports Ractiv Multi-Vit 44 8 11 12 41 7 23 48 20 59 6 20 54 215 85 125 50 4,2 - 6,5 12 6 3,7 Süßstoff Kai [kcal/100 ml] 27 25 19 Zusatzstoffe Vitamine Vitamine Vitamine Beneroc _ 20 Vitamine Coffein 7 mg/100 ml Vitamine Tab. 16 Elektrolytgetränke im Vergleich zu arm und nicht zu reich an Kochsalz bzw. Natrium (ca. 400 bis 800 mg/l im Leistungssport, ca 100 bis 300 mg/l im Gesundheitssport) sind; auch eine getrennte Einnahme beider Getränketypen ist möglich. Diverse Elektrolytgetränke (Tab. 16), wie Isostar® (6,5% Kohlenhydrate), Champ® (7,8% Kohlenhydrate), R'activ® (Orange: 2,8% Kohlenhydrate, Multivitamin: 4,2% Kohlenhydrate), Basica® (vorrangig für Mineralstoffe und Spurenelemente) oder Beneroc® (besonders magnesiumreich). Eigenherstellung einer Getränkemischung, die aus verschiedenkettigen Kohlenhydraten (z.B. Maltodextrin 5 bis 6%) und Einfachzuckern (z.B. Fructose 2%) besteht und deren Flüssigkeitsbasis nach individuellem Geschmack (z.B. Tee, Mineral- oder Leitungswasser) ausgewählt wird. Tritt während des Wettkampfes ein »Hungerast« auf, werden höher dosierte Kohlenhydrate in schnell verfügbarer und zugleich magenverträglicher Form notwendig. Bewährt haben sich in der Tennispraxis: • Vollreife Bananen (ca. 100 g Bananen beinhalten 22 g Einfach- und Zweifachzucker, 382 mg Kalium und 36 mg Magnesium u.a.). Vollreife Bananen enthalten deutlich mehr schnell verfügbare Kohlenhydrate als grüne Bananen (ca. 5% Einfach- und Zweifachzucker sowie 18% Stärke). Tab. 17 • Müsliriegel (z.B. enthalten 100 gMüslix 13 g Fett und 70 g Kohlenhydrate; ein Müsliriegel 420 kcal pro 100 g bzw. vier Portionen). • Fettarme Sport-Energie-Riegel verschiedener Fabrikate (Tab. 17). • Trockenobst wie Banane (ca. 85 g Kohlenhydrate und 1400 mg Kalium pro 100 g) oder Aprikose (ca. 65 g Kohlenhydrate, 1100 mg Kalium und 5 mg Eisen pro 100 g) enthalten höhere Kohlenhydrat-Anteile als Frischobst. Ernährung direkt nach dem Wettkampf Die Ernährung direkt nach dem Wettkampf dient prinzipiell dazu, den Ernährungszustand vor der Wettkampfphase schnellstmöglich zu erreichen oder gar zu verbessern (Superkompensation), damit die Voraussetzungen für ein effizientes Training oder erneute optimale Wettkampfleistungen geschaffen werden. Unmittelbar nach dem Wettkampf ist der Organismus durch hohe Enzymaktivitäten (z.B. Glykogen-Synthetase) besonders aufnahmefähig für die notwendigen Nährstoffe. In Abhängigkeit zur vorhergehenden spezifischen Belastungsform und deren Umfang betrifft dies in erster Linie Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Flüssigkeit und Eiweiß Nährstoffgehalt verschiedener Sport-Energie-Riegel Müslix Traube Kohlenhydrate Fette Proteine [g/100g] 72 12 4 Corny Frucht 68 9 5 Corny Schoko Nesfit Energy Knoppers 63 18 7 61 13 11 52 32 8 Ballaststoffe [%] 1 4 4 - 3 Kai [kcal/100 g] 412 376 444 406 552 Milchschnitte 34 27 9 o. Ang. 420 Ernährung des Tennisspielers Coca Cola Magnesium Kalium Calcium Natrium [mg/100 ml] 1 4 6 Fanta (Light) 1 4 6 Apfelsaft Malzbier Bier Red Bull 4 116 7 2 7 34 3 4 7 38 4 5 64 KH[g/100ml] 11 11 (1,4) 12 14 12 11,5 Kai [kcal/100 ml] 44 44(7) 48 56 48 46 Besonderheiten Koffein Vitamin C (Süßstoff) 0,6 Vol° Alkohol 5Vol° Alkohol Koffein Vitamine Tab. 18 Mineralien- und Zuckergehalt verschiedener Erfrischungs- und Regenerationsgetränke (insbesondere im Kindes- und Jugendalter). Hierzu sollten nicht hemmungslos »leere« Kalorienträger (z. B. Pommes frites oder Eis) gegessen oder erhebliche Mengen Getränke zweiter Wahl (z. B. verschiedene Limonaden bzw. Softdrinks, Tab. 18) getrunken werden, da wegen des auftretenden Völlegefühls die Möglichkeit für eine sinnvollere, leistungssteigernde Superkompensation verspielt wird. Als Beispiele für die Tennispraxis empfehlen wir: • Umfangreiche kohlenhydratbetonte Hauptmahlzeit (Kartoffel- gerichte, Reisspeisen, Nudelgerichte) zwecks rascher und ausgedehnter Wiederauffüllung der Glykogenspeicher in der Arbeitsmuskulatur Ausreichende Proteinzufuhr und entsprechend reduzierte Fettaufnahme (Magermilchprodukte, fettarmes Fleisch) vor allem im Kindes- und Jugendalter Bei Appetitlosigkeit insbesondere nach anstrengenden Wettkämpfen oder intensiven Trainingseinheiten sollten die Spieler zuerst mit Ausgleich des Flüssigkeitsbedarfs beginnen, selbstverständlich unter Berücksichtigung individueller Wünsche (z. B. gespritzter Apfelsaft, Mineralwasser, in Einzelfällen gegebenenfalls auch Coca-Cola oder Malzbier) 249 Zur pädagogischen Verantwortung des Trainers Die bisher behandelten Gesichtspunkte von Training und Wertkampf wurden in erster Linie unter dem funktionalen Gesichtspunkt der Leistungsverbesserung und des langfristigen Leistungsaufbaus dargestellt. Vor allem im Kinder- und Jugendtraining hat der Trainer bzw. die Trainerin jedoch nicht nur die Aufgabe, Tennis zu vermitteln, sondern auch erzieherisch zu wirken. Auf das Tennisspiel bezogen muß er motivieren können und dazu beitragen, daß Siege und Niederlagen angemessen verarbeitet werden sowie Selbstbeherrschung, Verantwortung für die Gesundheit, Fairneß und kameradschaftliches Verhalten hoch bewertet werden. Über das Tennisspiel hinaus erstreckt sich die pädagogische Verantwortung auf die Gesamtentwicklung des jungen Menschen. Dabei sind all jene Erwartungen und Anforderungen zu berücksichtigen, mit denen sich junge Tennisspieler in Training und Wettkampf sowie außerhalb des Sports auseinandersetzen müssen. Solche Erwartungen und Anforderungen kommen vor allem von Eltern, anderen Trainern, Vereinsund Verbandsfunktionären, gegebenenfalls von Sponsoren und Medienvertretern und schließlich 250 von der Schule. Sie treffen auf Kinder und Jugendliche, die ganz allgemeine Bedürfnisse haben: z.B. das Bedürfnis • nach vielfältigen Erfahrungen und Erlebnissen, • nach Lob und Anerkennung, • nach emotionaler Wärme, • nach eigener Verantwortung (mit zunehmendem Alter). Neben den Beziehungen zwischen Trainer und Schüler ist auch zu berücksichtigen, daß sich - vor allem im Verlauf des Gruppentrainings - relativ stabile Beziehungen zwischen den Schülern herausbilden. Die Schüler lernen sich nicht nur kennen, sondern entwickeln auch emotionale Beziehungen untereinander. Solche Beziehungen machen die Struktur der Trainingsgruppe aus. Der mündige Athlet Kinder im Leistungssport sollen in ihrer Entwicklung über das Jugend- zum Erwachsenenalter zunehmend zu mehr Selbständigkeit geführt werden. Der »mündige Athlet« soll schließlich seine sportlichen Ziele selbst bestimmen, an der Planung seines Trainings und seines Turniers mitarbeiten. Nutzung der Chancen, Vermeidung der Risiken von Leistungssport Nach einer entsprechenden Erklärung des DSB zum Leistungssport von Kindern eröffnet der Sport den Kindern eine Reihe von Chancen: • Förderung der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung • Erfahrung eigener Leistungsgrenzen • Schaffung von Selbstvertrauen • Erfahrung von Gemeinschaftserlebnissen • Sinnvolle Freizeitgestaltung Der Trainer hat darauf zu achten, daß diese Chancen tatsächlich wahrgenommen werden, indem er auf die Einhaltung folgender Maßnahmen achtet: • Berücksichtigung der Belastbarkeit des Kindes und Jugendlichen auf der entsprechenden Alters- bzw. Reifestufe (s.S. 156) • Gewährleistung einer vielseitigen koordinativen und konditioneilen Ausbildung anstelle frühzeitiger Spezialisierung (s. S. 106) I Zur pädagogischen Verantwortung des Trainers Belassung ausreichender Zeit für Familie, Freizeit und soziale Kontakte Raum für zusätzliche Mannschaftswettbewerbe zur Förderung sozialen Handelns und koordinativer Fähigkeiten Vermeidung von allzu frühem Erfolgsdruck Sicherung eventuell notwendiger Schul- und Berufsausbildungsförderung, auch nach Ende des Leistungssports Einbeziehung sich längerfristig entwickelnder Fähigkeiten (Prognose) bei der Eingliederung in Bezirks- und Verbandskader Organisierung regelmäßiger sportärztlicher Kontrolle Enger Kontakt zu den Eltern, regelmäßig wiederholte Abschätzung von Chancen und Risiken für das einzelne Kind, ggf. Bremsung übersteigerter Leistungs- und Erfolgserwartungen der Eltern. Berufliche Zukunft Zusammenfassung Der trainierende Jugendliche soll den Leistungssport zwar als einen wichtigen, aber nicht den wichtigsten Teil seines Lebens begreifen lernen. Er muß erfahren, daß der leistungssportgeprägte Lebensabschnitt irgendwann, allein altersbedingt, zu Ende gehen wird. Diesbezügliche Aufgabe des Trainers ist, seinen jugendlichen Spielern zu helfen, sich auf das berufliche und private Leben nach dem Sport einzustellen und entsprechend vorzubereiten. Das bedeutet konkret, daß der Trainer darauf zu achten hat, daß Schule und Ausbildung unter der Trainings- und Wettkampfbelastung nicht leiden. Kind oder Jugendlicher können nicht erwarten, in ihrer Ausbildung bevorzugt zu werden; sie dürfen aber durch ihr Engagement im Leistungssport nicht benachteiligt werden. Pädagogische Verantwortung für die Gesamtentwicklung (und nicht nur für die sportliche Entwicklung) von jungen Spielerinnen und Spielern zu übernehmen, heißt also für Trainer und Trainerin, Training und Wettkampf so in die gesamte Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen einzubetten, daß diese im Anschluß an ihre sportliche Laufbahn sagen können: »Der Sport hat mein Leben bereichert« (vgl. auch KURZ, 1988). 251 Für Ausbilder, Trainer, Sportlehrer und Übungsleiter, aber auch für ambitionierte Spieler selbst ist der »Tennis-Lehrplan« das unverzichtbare Lehrbuch. Er ist die Grundlage der gesamten TennisAusbildung in Deutschland und berücksichtigt die neuesten Erkenntnisse zu Technik, Taktik, Training und Theorie. Die Ausgabe besteht aus zwei großformatigen Bänden: Band 1 »Technik & Taktik« und Band 2 »Unterricht & Training«. Das kompetente Autorenteam ist nicht nur im Ausschuss für Ausbildung und Training sowie im Ausschuss für Sportwissenschaft des Deutschen Tennis Bundes tätig, sondern auch in der Tennislehrer- und Trainer-A-Ausbilduhg aktiv optimale Voraussetzungen also, um Praxis und Theorie ideal zu verbinden. Der Deutsche Tennis Bund im Internet: http^www.dtb-tennis.de