Von der Faser bis zum Hightech-Leichtbau ITM der TU
Transcription
Von der Faser bis zum Hightech-Leichtbau ITM der TU
TEXTINATION NEWSLINE VON DER FASER ITM DER TU D R E S D E N 24.06.2014 BIS ZUM H I G H T E C H -L E I C H T B A U ERBRINGT SPITZENLEISTUNGEN IN LEHRE UND FORSCHUNG Das Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der TU Dresden (ITM) ist die einzige universitäre Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Textil- und Konfektionstechnik, die über zwei Professuren verfügt. Im Fokus stehen neben der Ausbildung von Studierenden und Promovenden insbesondere Grundlagenforschung und industrienahe Projekte. Von besonderer Bedeutung ist das interdisziplinäre Forschungsumfeld an der TU Dresden und die Präsenz zahlreicher außeruniversitärer Forschungseinrichtungen für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis. Dieses Umfeld und textilnahe Netzwerke ermöglichen dem ITM die rasche Entwicklung völlig neuer Technologien und innovativer Produkten. © GWT-TUD GmbH Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Wirt. Ing. Chokri Cherif, leitet seit neun Jahren als Direktor das ITM an der TU Dresden, wo er Inhaber der Professur für Textiltechnik ist. Anlässlich eines gemeinsamen Pressetermins mit dem Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) in Dresden stand er Anfang Juni für Fragen zur Verfügung. –1– Herr Prof. Cherif, wo liegen die Arbeitsschwerpunkte des ITM? © Christian Hüller Unsere Forschungsaktivitäten sind auf die Bereiche Maschinenentwicklung, Technologieentwicklung und Produktentwicklung sowie auf Modellierung und Simulation fokussiert, d. h. auf Faserverbundwerkstoffe, Bautextilien, Bio- und Medizintextilien, Textilien für Sensornetzwerke/Funktionstextilien und konfektionierte Produkte / Preforming. Beispielsweise befassen wir uns mit HightechWerkstoffen, die auf der Basis von Carbon-, Glas-, Aramid-, Stahl- und Keramikfasern entstehen, mit unterschiedlichen Verarbeitungstechnologien sowie mit der Entwicklung von funktionsintegrierten textilen Halbzeugen und Produkten. Was sind die jüngsten Highlights der Forschungsarbeit an Ihrem Institut? Ein neuer Entwicklungsschwerpunkt sind beispielsweise dreidimensionale Gewebe für so genannte „Near Net Shape Preforms“. Dazu gehören u. a. ebene und gekrümmte Bauteile mit integrierten Rippen für die Steigerung der Biegesteifigkeit, Profilgewebe und anforderungsgerechte Knotenverbindungselemente. Mit Entwicklungen zu Gittergeweben, Noncrimp-Mehrlagengeweben, Abstandsgeweben und Profilgeweben sowie zellularen Strukturen aus Carbon- und Glasgarnen und weiteren Spezialmaterialien tragen wir wesentlich dazu bei, aufwendige Montageprozesse im Leichtbau zu reduzieren. Das ist natürlich besonders interessant für die Automobilindustrie. © ITM/TU Dresden Die von uns entwickelten Verfahren auf dem Gebiet des Textilbetons verdanken wir die Mitarbeit an der der vom BMBF geförderten Initiative „C3 - Carbon Concrete Composite“. Dieser Tage erwartet die Fachwelt die grundsätzliche bauaufsichtliche Zulassung für Textilbeton, die diesem innovativen Baustoff endgültig zum Durchbruch verhelfen wird. Das ITM wirkt außerdem mit in dem von der TU Chemnitz geführten BundesExzellenzcluster “MERGE - Technologies for Multifunctional Lightweight Structures“ sowie beim bislang größten ostdeutschen Textilforschungsverbundprojekt „futureTEX" – Zukunftsmodell für Traditionsbranchen in der vierten industriellen Revolution“, für das das Sächsische Textilforschungsinstitut, Chemnitz, die Verantwortung trägt. Welche Ressourcen stehen dem ITM zur Verfügung? Wir verfügen über alle relevanten Maschinentechniken entlang der textilen Prozesskette – bis hin zu Ausrüstung und Konfektionierung. Für Forschung und Lehre stehen uns gegenwärtig über 100 Mitarbeiter, davon 75 Wissenschaftler, sowie ebenso viele studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte zur Verfügung. –2– Wir verfügen zum Beispiel über modernste Multiaxial-, Jacquardweb-, Mehrlagenstrick-, TFP- und Flechttechnik. Hinzu kommen Ausstattungen wie ein RTM-Labor, eine Vakuuminjektionsanlage für FVW-Platten, eine Thermopresse für FVKAnwendungen und eine Biaxial-Zugprüfmaschine für Textilien und Kunststoffe. Mit unserer 2D- und 3-D-Webtechnik entwickeln und fertigen wir Leichtbauanwendungen. Auf unserer multifunktionalen Beschichtungsanlage, in die eine Plasmaanlage integriert ist, können wir maßgeschneiderte Grenzschichten und neue Produkte, zum Beispiel textile Membranen, erzeugen. Weiterhin verfügt das ITM über eine Labor-Nassspinnanlage zur Entwicklung von neuartigen funktionellen Faserstoffen für Bio-, Medizin- oder andere Hochleistungstextilien. Kooperieren Sie mit Partnern in der Textil- bzw. Textilmaschinenbauregion Sachsen/Thüringen? © Fotos: TUD/Eckold Ja, wir bearbeiten zahlreiche Industrieaufträge. Außerdem treffen wir die Firmen in öffentlichen Verbundprojekten, z. B. der ZIM-Forschung, und in Arbeitskreisen der IGF-Forschung. Stellvertretend möchte ich das Zusammenwirken mit der Karl Mayer Malimo Textilmaschinenfabrik GmbH, Chemnitz, der P-D Glasseiden GmbH, Oschatz, und der BELCHEM fiber materials GmbH, Freiberg, nennen. Wir freuen uns über die Mitwirkung mehrerer ostdeutscher Firmen im Förderkreis unseres Instituts, der ja von Gert Bauer, Geschäftsführer der Curt Bauer GmbH, Aue, geleitet wird. Sehr zu schätzen wissen wir auch die Kooperation mit anderen Textilforschungsinstituten in Sachsen und Thüringen sowie die verlässliche Zusammenarbeit mit dem vti. © Foto: TUD/Eckold Das Studium am ITM genießt einen guten Ruf. Wie ist derzeit die Situation? Unsere Lehre ist nach wie vor sehr gefragt. Jedes Jahr begrüßen wir mit Beginn des Wintersemesters rund 40 neue Studenten, davon in der Regel zehn Prozent aus dem Ausland. Ein Teil von ihnen kommt nach einem MaschinenbauGrundstudium zu uns und belegt die Studienrichtung „Textil- und Konfektionstechnik“. Daneben bieten wir den Master-Studiengang „Textil- und Konfektionstechnik“ sowie eine Vertiefungsausbildung auf diesem Gebiet für BachelorStudenten im Wirtschaftsingenieurwesen an. –3– Im Herbst dieses Jahres werden erstmals Studierende aus dem Studiengang Maschinenbau ihr Hauptstudium in der neu konzipierten Studienrichtung „Verarbeitungsmaschinen- und Textilmaschinenbau“ am ITM fortsetzen. Außerdem vermitteln wir Kenntnisse an Studenten aus Fachrichtungen wie Leichtbau und Chemie. Dass unsere Lehre gut funktioniert, zeigen die von unabhängigen Juroren vergebenen Preise, die unsere Studenten regelmäßig zuerkannt bekommen. Unsere Absolventen sind national wie international sehr begehrt. Momentan haben wir insgesamt 110 Studenten in der Studienrichtung „Textil- und Konfektionstechnik“. Weiterhin sind wir bei der Ausbildung von zusätzlich 148 Studierenden in anderen Studiengängen (Maschinenbau/Leichtbau, Wirtschaftsingenieurwesen und Chemieingenieurwesen) sowie im Rahmen des studium generale involviert. Textination –4–