Dr. Jens Weidmann

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Dr. Jens Weidmann
www.vbw-bayern.de
Magazin 6,– Euro
01
Interview:
Dr. Jens
Weidmann
2015
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Bildband
d
Donau-Wald-Presse GmbH
Medienstraße 5, 94036 Passau,
Tel. 0851/802-594, www.pnp.de
2
EDITORIAL
d
ie Euro-Schulden-Krise ist
längst nicht überstanden.
Sie ist nur ein wenig in den
Hintergrund getreten. Die
Situation ist aber unverändert angespannt. Niedriger
Ölpreis und schwacher Euro
entschärfen wirtschaftlich die
Lage ein wenig. Aber das wird womöglich nicht
so bleiben. Diese Zeit gilt es folglich zu nutzen,
durch Klugheit und Fleiß die Weichen richtig
zu stellen. Es lohnt, das Interview mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann (Seite 12) aufmerksam zu lesen.
Eine von mehreren notwendigen Weichenstellungen wäre, endlich die energetische Gebäudesanierung anzugehen und sie dabei als das
zu verstehen, was sie in Wirklichkeit ist: ein
3
politisches Megaprojekt. Sie dient dem Klimaschutz, sie macht uns unabhängiger von fossilen Energien und sie wäre ein Konjunkturprogramm erster Güte, wie unser Beitrag (Seite 18)
zeigt. Doch die Politik reagiert zaghaft. Das ist
unverständlich.
BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber
INHALT
6
12
18
EINBLICKE
INTERVIEW
UMWELT
Drohnenhype
Stabilität als Markenzeichen
Energieverschwendung
Unbemannte Flugobjekte sind das
Spielzeug der Zukunft. Ihre Kameras
liefern faszinierende Perspektiven für
Fotos und Videos – und zudem neue
Möglichkeiten in vielen Bereichen.
Die Krise hat die Schwächen der
Währungsunion offenbart.
Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann
verweist im Gespräch mit dem vbw
Unternehmermagazin dennoch auf die
Erfolge des Euros.
Zwei Drittel aller Häuser
in Deutschland müssten
dringend saniert werden.
Doch energetische
Sanierungen werden bisher
noch unzureichend gefördert.
INHALT
MACHTRAUM
10
LIFESTYLE
32
STANDPUNKT
23
EINE FRAGE NOCH ...
38
IMPRESSUM
vbw Unternehmermagazin 01/2015
Herausgeber
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
VR 15888 Amtsgericht München
Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt
Max-Joseph-Str. 5, 80333 München
24
28
ARBEITSMARKT
PORTRÄT
Win-win-Projekt
Qualität gegen Kopie
Bayerische Unternehmen bieten
jungen Menschen aus Spanien,
Bulgarien und Rumänien einen
Ausbildungsplatz. Das Bildungswerk
der Bayerischen Wirtschaft kümmert
sich um eine Willkommenskultur für
die Einwanderer.
Die fränkische Möbelmanufaktur Koinor stemmt
sich gegen die Billigkonkurrenz aus Asien.
Büro des Herausgebers: Konstanze Lueg
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Für den Umgang mit Drohnen gibt es klare Regeln,
was Datenschutz und Haftung betrifft.
Gewerbliche Nutzer benötigen zudem eine Lizenz.
EINBLICKE
Drohnen gibt es in vielen
Variationen wie
Rolling Spider von Parrot.
Mehr
als Spielzeug
Mit Kameras ausgestattete Multicopter bieten faszinierende Perspektiven –
und in vielen Bereichen neue Möglichkeiten
V
erglichen mit einer
Stubenfliege liefert
die Drohne eine
plumpe Vorstellung. Weniger wendig, weniger flink, weniger reaktionsschnell, kaum Ausdauer. Aber der
Mensch ist dran: Er lernt von den Insekten. Die von ihm entwickelten
Flugroboter werden immer besser.
Die Drohnen kommen. Bedrohen sie
den Luftraum, unsere Privatsphäre,
unsere Sicherheit?
Pessimisten sagen bereits ein Horrorszenario voraus. Als Amazon verkündete, man wolle Pakete von kleinen unbemannten Flugobjekten zustellen lassen, war die Aufregung
perfekt. Schwirren uns bald überall
Pakete um die Köpfe? Die Meldung
des Internet-Riesen entpuppte sich
als Marketing-Gag.
Doch viel Phantasie braucht es für
diese Fiktion nicht. Für die Postzustellung auf kleine Inseln oder den
unkomplizierten Medikamententransport etwa gibt es bereits Tests. Im
Katastrophenschutz, bei der Optimierung von Verkehrs- und Infrastruktursystemen, in der Landwirtschaft oder
bei Gebäudesanierungen könnten
die wendigen Flieger wertvolle Daten
liefern.
Im privaten Bereich sind die meisten
Menschen einfach nur fasziniert von
Bildern aus ganz neuer Perspektive,
von dem Spaß, die kleinen Modelle
über das Smartphone bedienen zu
7
können. Drohnen beziehungsweise
Quadrocopter sind offenbar das Spielzeug der Zukunft. Vom Minimodell
bis zur leistungsfähigen Kamera
reicht die Palette.
Die unbemannten Flugobjekte können
übrigens nicht einfach drauflosfliegen. Privatleute benötigen für Geräte,
die über fünf Kilo wiegen, eine Erlaubnis. Und für alles, was kleiner ist,
sind klare Spielregeln vorgegeben.
Kommerziell genutzte Drohnen unterliegen der Luftverkehrsordnung und
benötigen in jedem Falle eine Genehmigung. Auch dann dürfen sie nur bis
100 Meter steigen.
„Erstes Gebot sollte immer das
Unterlassen des Fliegens über Menschenansammlungen, Unfällen und
Foto: picture alliance / dpa, Jens Kalaene
EINBLICKE
Mit einem iPod touch ist der Quadrocopter Parrot AR.Drone (um die 300 Euro) zu steuern.
Foto: DreamQii, Michael Barker
re. Fotos von Menschen, die zu erkensonstigen Aufläufen sein“, empfiehlt
kaufen. Die Lizenz vergeben die Lännen sind, dürfen nicht ohne deren ErDaniel Wolf vom Ratgeber-Magazin
der.
laubnis gemacht oder veröffentlicht
In der Broschüre des Ministeriums
RC Quadrocopter. Die Gefahr eines
werden. Was sich von außen nicht foheißt es auch, dass mit dem „unbeAbsturzes sei immer gegeben und altografieren lässt, darf auch die Drohmannten Luftfahrtsystem“ nicht in
lein die Propeller schon gefährlich.
nenkamera nicht festhalten. Der Blick
Auch in Wäldern und Naturschutzge- den Bereich der privaten Lebensgestaltung Dritter eingedrungen werden
über den Sichtschutzzaun und der
bieten ist Modellfliegen meist verbodarf. Zu beachten ist also das Recht
Einblick ins Schlafzimmer sind also
ten. Zum nächsten Flugplatz ist ein
am eigenen Bild und die Privatsphätabu.
Sicherheitsabstand von 1,5 KilomeQuadrocopter werden nach
tern einzuhalten und die Drohdem Smartphone die Technik
ne muss in Sichtweite des Pilosein, die uns in den nächsten
ten bleiben. Als Faustregel
Jahren begleitet. Weltweit argelten laut Wolf 300 Meter
beiten Forscher an fliegenden
weit und 100 Meter hoch. Das
Mini-Robotern. NaturwissenBundesministerium für Verschaftler haben dabei Insekten
kehr und digitale Infrastruktur
im Blick. Sie wollen das Nerschreibt zudem einen „ausreivensystem der Insekten nachchenden Versicherungsschutz“
bilden, untersuchten dazu etwa
vor.
die räumliche Orientierung der
Fotografen oder Kameraleute,
Wüstenameise. Was steckt hindie die Aufnahmen verkaufen,
ter der Fähigkeit der Stubenalso gewerblich nutzen, müssen Die Plexidrone steckt noch in der Entwicklungsphase. Sie soll
sich für 250 Euro eine speziel- besonders leicht in einem Rucksack zu transportieren sein oder fliege, immer wieder zu entihrem Besitzer fliegend folgen.
kommen? 왗
le Erlaubnis für zwei Jahre
8
EINBLICKE
Der Hexacopter Reely X 6 wiegt 59 Gramm und
hat einen Durchmesser von 13 Zentimetern. Inklusive
Kamera kostet die Drohne rund 120 Euro.
Der WiFi-Quadcopter X-Spy von Revell
beherbergt eine Kamera, die das Livevideo aus der
Luft direkt aufs eigene Smartphone streamt.
Fotos: Matthias Ott – Fotolia.com, Parrot, Revell, Conrad
Die DJI Inspire 1 ist eine der angesagten Kameradrohnen mit GPS-Funktion.
Inklusive Kamera gibt es sie für knapp 3.000 Euro beim Technikspezialisten Conrad.
Nicht viel größer als
ein Fünf-Euro-Stück:
Die NanoQuad von
Revell (etwa 40 Euro)
misst gerade einmal
45 Millimeter.
Das Modell Hexatron
von Revell (etwa 130 Euro)
misst acht mal acht Zentimeter und fliegt
ob seiner Größe ganz ruhig. Vier Geschwindigkeitsstufen
und eine Loopingfunktion sorgen für Flug-Action.
9
Fotos: Schmidhuber
Vier Pilotenkoffer, gefüllt mit Akten, sind die ständigen
Begleiter des Staatskanzleiministers. Ministerpräsident
Horst Seehofer selbst liest sich nur ungern durch die
Unmengen an Vermerken. Aber einer muss es halt tun.
Ewig kann Marcel Huber über das
Bild des Künstlers Alexander
von Wagner reden. Es zeigt ungarische Graurinder, robuste
Steppenrinder, die in der Puszta
leben – und deren Ansiedelung
heute wieder betrieben wird. Das
Gemälde ist eine Leihgabe der
Bayerischen Staatsgalerie – ein
Privileg der Mitglieder der Staatsregierung, sich für die dienstlichen Büros aus deren Fundus
bedienen zu dürfen. Es begleitet
Huber seit seiner Zeit als Umweltstaatssekretär.
Das goldene Schwein
hat besondere Symbolkraft: Seit zwölf Jahren
macht der studierte Veterinär Politik, davor kümmerte er sich 22 Jahre
unter anderem beim
Tiergesundheitsdienst
Bayern um Nutztiere, vor
allem als Fachtierarzt
für Schweine.
10
„Da bin ich dahoam“ –
der Marktplatz Ampfing in
einer Darstellung des
Künstlers Hans Prähofer.
Der Ranger-Hut von Marcel
Huber: Er ist Ehren-Ranger im
Nationalpark Bayerischer Wald.
Das Modell-Feuerwehrauto
ist ein Geschenk seiner
Mitarbeiter: Huber war in
Ampfing lange Jahre
Feuerwehrkommandant.
Noch als Mitglied der
Staatsregierung rückte er
bisweilen zu nächtlichen
Einsätzen aus.
DER KOMMENTAR
MACHTRAUM
M
ARCEL HUBER durfte
sich kürzlich ein gewaltiges Lob von Ministerpräsident Horst
Seehofer abholen: Huber sei „der Krisenmanager des Freistaats“ – wann immer es irgendwo Probleme gebe, sei der
Staatskanzleiminister für ihn, Seehofer,
„unverzichtbar“. Manche bezeichnen
den studierten Tierarzt aus dem oberbayerischen Ampfing als „graue Eminenz“ – der Mann, der zwischen Staatskanzlei und Ministerien, zwischen Bayern und dem Bund die weiß-blauen
Fäden zieht. Immer im Sinne Seehofers,
der sich wiederum, so ist zu hören, stets
auf das Urteil von „Marzl“ (so spricht
Seehofer Hubers Vornamen aus)
verlässt. Als im vergangenen Jahr
Christine Haderthauer als Staatskanzleiministerin zurücktrat, holte Seehofer
Huber zurück in die Staatskanzlei.
2007 hatte ihn der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein zum
Staatssekretär im Umweltministerium
gemacht, Seehofer hat ihn nach der
Regierungsübernahme 2008 als Staatssekretär ins Kultusministerium umgesetzt und dann im März 2011 schon
einmal zum Staatskanzleiminister ernannt. Im November 2011 wurde Huber
Umweltminister – wo er sich bereits als
Krisenmanager bewährte, als er das
Jahrtausendhochwasser 2013 und seine
Folgen zu bewältigen hatte. Grund genug für Seehofer, ihn 2014 in die
Staatskanzlei zurückzuholen. Nicht nur
Seehofer und seine eigene Partei, auch
die Opposition schätzt den ruhigen, verbindlichen, aber effizienten Huber. Mag
sein, dass Huber die Fähigkeit, in Krisen- und Stresssituationen besonnen zu
reagieren, als langjähriger Feuerwehrkommandant in seiner Heimatregion
entwickelt hat. Seinen persönlichen
Ausgleich findet er, ganz unspektakulär, beim Kripperlbauen. Sogar im
UNESCO-Krippenmuseum in Bethlehem steht eines seiner Werke. Ehrensache ist für ihn der Vorsitz des Katholischen Männervereins Tuntenhausen. 왗
von ALFRED GAFFAL
2015: Schwieriges konjunkturelles
Umfeld für die bayerischen Unternehmen
Große konjunkturelle Unsicherheiten haben das Jahr 2014 geprägt.
Auch 2015 wird es an Dynamik
fehlen. Für Deutschland erwarten
wir ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 Prozent. Bayern wird sich mit einem
Zuwachs von 1,6 Prozent etwas dynamischer entwickeln, da die weltwirtschaftlichen Wachstumstreiber
USA und China für Bayern ein größeres Gewicht haben als im Bund.
Insgesamt spielt die Musik für die
bayerischen Unternehmen weiterhin im Ausland. Wir gehen für
2015 von einem Anstieg
der Exporte aus, denn
die ökonomische Lage
in vielen Abnehmerländern wird sich etwas verbessern. Positive Impulse kommen
vor allem von unserem
größten Absatzmarkt,
den USA. Der Trend zur
Re-Industrialisierung der US-Wirtschaft zeigt Wirkung, das dortige
BIP wird 2015 um rund 3,5 Prozent
wachsen, nach gut zwei Prozent
2014.
Die geopolitischen Krisen – insbesondere die Konflikte im arabischen Raum und die Russlandkrise
– sind für die bayerische Wirtschaft eine große Herausforderung.
6.000 deutsche und 1.500 bayerische Unternehmen sind in Russland aktiv. Die Sanktionen zeigen
ihre Wirkung – leider aber auf beiden Seiten! Die Russen orientieren
sich notgedrungen in Richtung
Türkei und China. Die bayerischen
Unternehmen klagen über Einbußen im Russland-Geschäft von
bis zu 30 Prozent, Tendenz steigend.
Angesichts der unsicheren weltpolitischen Lage sind wettbewerbsfähige und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen umso wichtiger.
11
Ein gutes Jahr ist die Große Koalition in Berlin im Amt. Wir haben
viel Sozialpolitik erlebt, aber wenig
Wirtschaftspolitik. Das Rentenpaket macht die Erfolge vergangener
Rentenreformen zunichte und führt
zu dauerhaft hohen Kosten.
Auch der gesetzliche Mindestlohn
ist falsch. Im laufenden Jahr fallen
zwischen 3,7 und 4,5 Millionen Arbeitsplätze unter die Mindestlohnregelung. Die Folge: Arbeitsplätze
werden wegfallen. Denn überall
dort, wo Kunden nicht bereit sind,
für eine Dienstleistung oder
ein hergestelltes Produkt
mehr zu bezahlen, wird
der Arbeitsplatz verschwinden. Das betrifft gerade die einfachere Arbeit, die
wir im Land brauchen.
Angesichts der hohen
Zahl an Langzeitarbeitslosen und der steigenden Migrantenzahlen, die in den Arbeitsmarkt
integriert werden müssen, ist das
ein völlig falsches Signal.
Wir brauchen beim Mindestlohn
schnellstmögliche Nachbesserungen, vor allem hinsichtlich der
Aufzeichnungspflichten und Nachunternehmerhaftung. Durch solche
Maßnahmen wird trotz aller Zusicherungen zum Bürokratieabbau
mehr Bürokratie aufgebaut und die
Wirtschaft stärker belastet.
Die Bundesregierung muss 2015
einen Kurswechsel vollziehen. Darum brauchen wir Rahmenbedingungen, die nicht nur sozial Sinn
machen, sondern die zugleich auch
den Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten.
Alfred Gaffal ist Präsident der
vbw – Vereinigung der Bayerischen
Wirtschaft e. V. 왗
INTERVIEW
„Wer entscheidet,
muss auch haften“
Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann
will Bankkredite an Staaten weniger attraktiv machen
Herr Weidmann, ist man als
Bundesbankpräsident ein Rockstar –
oder besser ein langweiliger Typ?
Der ehemalige Präsident der Bank
of England, Mervyn King, hat mit
Blick auf Notenbanker einmal gesagt:
„Boring is best.“ Auf Deutsch heißt
das „langweilig ist am besten“. Es ist
nicht gut, wenn überzogene Erwartungen an die Geldpolitik gerichtet werden. Notenbanken besitzen ein klar
umrissenes Mandat: Ihre Aufgabe ist
es, für Geldwertstabilität zu sorgen.
Sie können nicht alle wirtschaftlichen
Probleme der Gegenwart lösen und
sollten nicht überfordert werden – nur
so können sie ihren Blick klar auf
Geldwertstabilität richten.
Sie sind das Gesicht der Deutschen
Mark in Zeiten des Euros. Was hat
die Deutsche Mark ausgemacht,
dass sie heute noch so viele Fans
hat?
Als Präsident der Deutschen Bundesbank vertrete ich eine Institution, die
sich stets konsequent für Preisstabilität eingesetzt hat. Der von politischen Weisungen unabhängigen
Bundesbank ist es über mehr als vier
Jahrzehnte besser als vielen anderen
Notenbanken gelungen, den Geldwert
stabil zu halten. Gerade diese Stabilität war ein Markenzeichen der
Deutschen Mark. Diese konsequente
Stabilitätsorientierung haben wir in
unsere gemeinsame europäische
Währung, den Euro, eingebracht. Nun
setze ich mich dafür ein, den Euro als
stabile Währung zu bewahren.
„LANGWEILIG
IST AM
BESTEN“
Wie viele Deutsche Mark sind denn
noch in Umlauf? Und warum gibt
es überhaupt noch immer so hohe
D-Mark-Bestände?
Ende November 2014 waren noch
12,9 Milliarden D-Mark im Umlauf,
davon 6,1 Milliarden D-Mark in
Banknoten und 6,8 Milliarden
D-Mark in Münzen. Von den ursprünglich umlaufenden D-MarkBanknoten sind bislang nur vier Prozent nicht in Euro umgetauscht worden. Bei den Münzen beträgt dieser
Anteil allerdings noch mehr als die
Hälfte. Warum diese D-Mark-Bestän-
13
de noch nicht umgetauscht wurden,
darüber kann ich nur spekulieren.
Größere Mengen an D-Mark-Bargeld
befinden sich vermutlich im Ausland.
Im ehemaligen Jugoslawien wie auch
in anderen Teilen Osteuropas wurde
die D-Mark als Zweitwährung verwendet. Aber auch in anderen Regionen
der Welt wurde sie als Transaktionsund Wertaufbewahrungsmittel genutzt. Sicherlich spielen auch das
Sammlermotiv oder das schlichte
Vergessen und der Verlust eine große
Rolle. Und letztlich können sich die
Bürgerinnen und Bürger ja auch
darauf verlassen, dass die Bundesbank ihre D-Mark-Bestände auch
heute noch jederzeit in Euro umtauscht.
Sind Sie persönlich ein Fan der
Mark oder ein Fan des Euros?
Ich bin ein Verfechter stabiler Währungen. Unser gemeinsames Geld in
Europa ist der Euro. Deshalb tue ich
alles, damit der Euro stets eine stabile
Währung ist. Hier kann der Euro beträchtliche Erfolge vorweisen. Seit der
Euro-Einführung betrug die Inflationsrate hierzulande im Schnitt nur
eineinhalb Prozent pro Jahr. Das ist
weniger als zu D-Mark-Zeiten – auch
wenn solche langfristigen Vergleiche
immer mit einer gewissen Vorsicht zu
genießen sind. Die Vergangenheit hat
gezeigt, dass sich Wohlstand und
auch soziale Gerechtigkeit am besten
bewahren lassen, wenn die Notenbank Geldwertstabilität garantiert.
Dieses Bewusstsein sollte für uns
Richtschnur sein bei allen geldpolitischen Entscheidungen, die wir
treffen.
Wie würden Sie den aktuellen Zustand des Euros beschreiben?
Der Euro ist eine stabile Währung.
Die sehr niedrige Inflation, die wir
derzeit sehen, ist vor allem Folge
des geringen Ölpreises, aber auch
der wirtschaftlichen Anpassungsprozesse in manchen Euro-Ländern.
Für die Verbraucher hat die niedrige
Inflation durchaus Vorteile, denn
ihre Kaufkraft wird gestärkt. Nach
unseren Prognosen wird mittelfristig
die Inflationsrate übrigens wieder
zunehmen, wenn auch nur allmählich.
Wie real ist die Gefahr einer Deflation? Wie würde sie sich ankündigen –
und was könnten Sie dagegen tun?
Sie müssen unterscheiden zwischen
niedrigen oder auch zeitweise negativen Inflationsraten einerseits und einer gefährlichen Deflation andererseits. Eine gefährliche Deflation wäre
gekennzeichnet durch eine Abwärts-
„DEFLATION
IST NICHT SEHR
WAHRSCHEINLICH“
spirale aus sinkenden Preisen, fallenden Löhnen, Kaufzurückhaltung der
Konsumenten und immer weniger Investitionen der Unternehmen. Eine
solche Entwicklung beobachten wir
derzeit nicht, und sie ist auch für die
Zukunft nicht sehr wahrscheinlich.
Denn im Gegenteil: Die Kauflaune
der Konsumenten verbessert sich
durch die fallenden Kosten für Hei-
14
zen, Autofahren und selbst für den
Strom. Der Energiepreisrückgang entspricht einem kleinen Konjunkturpaket, das ebenfalls dazu beiträgt, dass
sich die wirtschaftlichen Aussichten
langsam aufhellen. Aber auch eine
lange Zeit sehr niedriger Inflationsraten deutlich unterhalb dessen, was
der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) mittelfristig anstrebt,
kann die Geldpolitik vor Probleme
stellen. Deshalb wird im EZB-Rat
derzeit intensiv diskutiert.
Halten Sie die Versprechen, die den
Deutschen bei der Einführung des
Euros gemacht wurden, noch immer
für erfüllt? Oder gilt: Versprochen –
gebrochen?
Auf die bisherige Stabilität des Euros
habe ich bereits hingewiesen. Aber
richtig ist natürlich auch, dass die
Krise im Euro-Raum Schwächen der
Währungsunion offenbart hat, die es
der EZB langfristig schwer machen
könnten, Preisstabilität zu gewährleisten. Bei den Defiziten in den Staats-
INTERVIEW
haushalten und beim Schuldenstand
verfehlen viele Mitgliedsländer zum
Beispiel noch immer die vereinbarten
Ziele. Deshalb ist es wichtig, dass die
Sanierung der öffentlichen Haushalte
nicht aufgeschoben wird. Zugleich
müssen Regierungen und Parlamente
auch mit strukturellen Reformen vorankommen, damit alle Mitgliedsländer die für die Währungsunion erforderliche wirtschaftliche Stärke
wiedergewinnen.
Sie vertreten als Bundesbankpräsident Deutschland im Euro-Gremium
bei der EZB. Wie viel Politik wird
dort gemacht? Oder sind es tatsächlich immer nur sachliche Erwägungen, die dort zu Entscheidungen
führen?
Der Rat der EZB hat die Aufgabe,
die geldpolitischen Entscheidungen
zu treffen, die notwendig sind, um
Preisstabilität im Euro-Raum zu
gewährleisten. Die Mitglieder des
EZB-Rats sind dabei ausdrücklich
nicht die Vertreter „ihres“ Heimat-
landes, sondern dem Interesse des
gesamten Währungsraums verpflichtet. Und deshalb besitzen die EZB
und die nationalen Zentralbanken
des Euro-Raums, also das sogenannte
Eurosystem, ein hohes Maß an Unabhängigkeit, das die Geldpolitik vor
politischer Einflussnahme schützen
soll. Natürlich werden die Mitglieder
„DEM GESAMTEN
WÄHRUNGSRAUM
VERPFLICHTET“
des EZB-Rats trotzdem mit vielfältigen politischen Wünschen und
Forderungen konfrontiert. Auch
seitens der sogenannten „Märkte“
gibt es oft überzogene Erwartungen.
Entscheidend ist aber, dass wir
diese Erwartungen zwar zur Kenntnis
nehmen, uns bei unseren Entscheidungen aber davon nicht leiten
lassen.
15
Zwischen Ihnen und EZB-Präsident
Mario Draghi soll es immer wieder
Streit um das Thema Stabilität geben. Ein falsches Bild? Oder Tatsache?
Wir fühlen uns beide der Geldwertstabilität verpflichtet – über dieses
grundlegende Ziel gibt es zwischen
uns keinen Dissens. Allerdings
diskutieren wir einzelne Entscheidungen auf dem Weg, Preisstabilität zu
gewährleisten, eben auch schon einmal kontrovers. Angesichts der
schwierigen Lage im Euro-Raum können die Bürgerinnen und Bürger aber
auch von uns erwarten, dass alle Argumente sorgfältig abgewogen werden. Oft führt diese Diskussion zu
einer gemeinsamen Sicht der Dinge,
manchmal bleiben jedoch Unterschiede.
Kein EU-Land sollte die Schulden
anderer Länder übernehmen müssen, wurde im Rahmen der EuroEinführung vereinbart – die sogenannte No-Bail-Out-Regel. Sehen
Fotos: Jäger
Sie die vollumfänglich erfüllt? Oder
ist durch die EZB-Politik der vergangenen drei, vier Jahre eine Haftungsgemeinschaft über die Notenbankbilanz eingeführt worden?
In den Jahren 2010 bis 2012 hat das
Eurosystem im Rahmen des sogenannten Sondermaßnahmen-Programms Staatsanleihen einzelner
Euro-Länder gekauft, die an den Finanzmärkten unter Druck geraten waren. Dieses Programm habe ich kritisch gesehen. Das galt auch für das
sogenannte OMT-Programm, das dann
im Sommer 2012 angekündigt wurde.
Mir ist es wichtig, sehr genau darauf
zu achten, dass die Grenzen der Geldpolitik im gemeinsamen Währungsraum respektiert werden. Das ist
wichtig für unsere Unabhängigkeit,
aber auch dafür, dass der auf fiskalpolitischer Eigenverantwortung der
Mitgliedsländer basierende Ordnungsrahmen funktioniert. Wer entscheidet, muss auch haften. Wenn
also weiterhin national über die Haushaltspolitik entschieden wird, darf die
Haftung dafür nicht vergemeinschaftet werden.
Welche Folgen und Auswirkungen
hat der Anleihenkauf der EZB? Und
haben Sie es nicht verhindern können?
„PREISDYNAMIK
BEI IMMOBILIEN
WIEDER ETWAS
ABGESCHWÄCHT“
Meine Kollegen im EZB-Rat waren
mehrheitlich der Auffassung, dieses
sehr außergewöhnliche Instrument
jetzt einsetzen zu wollen, um die Inflationsrate im Euro-Raum wieder
schneller nach oben zu treiben. Ich
hielt das nicht für notwendig, weil die
16
sehr niedrigen Inflationsraten vor allem Folge des starken Ölpreisrückgangs sind. Der aber führt auch zu
mehr Kaufkraft und zu stärkerem
Wirtschaftswachstum. Deshalb sehe
ich im jüngsten Rückgang der Inflationsrate auch einen temporären Effekt. Hinzu kommt, dass Staatsanleihenkäufe aus meiner Sicht kein normales geldpolitisches Instrument
sind, denn mit ihnen sind viele Risiken und Nebenwirkungen verbunden,
die die Vorteile aus jetziger Sicht
überwiegen. So wie das Programm
jetzt ausgestaltet ist, wird die Bundesbank aber in ihrer Bilanz nur die Risiken aus deutschen Staatsanleihen
tragen, so dass die Schuldenvergemeinschaftung über die Notenbankbilanz auf die Käufe der EZB begrenzt
bleibt, die nur einen geringen Teil
ausmachen. Außerdem wurden Obergrenzen für den Kauf einzelner Papiere festgelegt, so dass die Staaten
weiterhin private Käufer ihrer Papiere
finden müssen. Das soll die disziplinierende Wirkung der Kapitalmärkte
sichern. Das Programm als solches
aber konnte ich nicht verhindern,
Mehrheit ist Mehrheit.
Ist der Rubikon überschritten?
Mit dem Programm wird die Geldpolitik immer weiter mit den 19 nationalen Wirtschafts- und Finanzpolitiken
der Mitgliedstaaten verwoben. Wir
werden schließlich zum größten Gläubiger der Mitgliedstaaten. Eine zunehmende Verflechtung von Geldund Fiskalpolitik erhöht die Gefahr,
dass wir bei unseren geldpolitischen
Entscheidungen eines Tages Rücksicht auf die Fiskalpolitik nehmen –
und zwar zu Lasten der Preisstabilität.
Aber auch heute müssen wir uns bereits fragen, ob wir nicht falsche Anreize setzen. Auch Mario Draghi hat
sehr vehement betont, dass die Notenbank tiefgreifende wachstumsfördernde Strukturreformen nicht ersetzen
kann. Ich kann ihm da nur zustim-
INTERVIEW
men. Aber wird unser Ruf jetzt noch
Gehör finden?
Die Deutschen sind traditionell ein
Land der Sparer. Sind sie deshalb
die Gelackmeierten der Niedrigzinspolitik?
Ich verstehe die Sorgen deutscher
Sparer angesichts niedriger Zinsen
auf risikoarme Anlagen. Aber gleichzeitig ist die Inflationsrate außergewöhnlich niedrig. Es gab in der Vergangenheit – auch zu D-Mark-Zeiten
– immer wieder Phasen, in denen die
reale Verzinsung von Spareinlagen
negativ war. Und außerdem sind die
Deutschen nicht nur Sparer. Wer jetzt
ein Haus oder eine Wohnung finanzieren möchte oder eine größere Anschaffung, der freut sich über die
niedrigen Zinsen. Auch unsere Unternehmen können sich günstig Gelder
beschaffen, und das hilft zum Beispiel, um Arbeitsplätze zu sichern.
Eine Auswirkung der Niedrigzinspolitik ist, dass nach alternativen
Anlagemöglichkeiten gesucht wird.
Die sind dann bisweilen nicht die
klügsten. Wie groß ist die Gefahr
von Blasenbildungen, etwa auf dem
Immobilienmarkt?
Wir beobachten die Lage an den Vermögensmärkten sehr genau. In einzelnen Ballungsräumen haben sich die
Immobilienpreise von dem entfernt,
was sich mit den langfristigen Einflussfaktoren des Immobilienmarktes
erklären lässt. Erfreulicherweise hat
sich die Preisdynamik zuletzt aber etwas abgeschwächt. Jedem, der gegenwärtig den Kauf einer Immobilie
plant, sollte jedoch klar sein, dass
seine finanzielle Belastung auch dann
noch tragbar sein muss, wenn die Zinsen wieder steigen.
Wie lauten Ihre Prognosen für den
Euro und das Zinsniveau?
Ich bitte um Verständnis dafür, dass
ich weder eine Wechselkurs- noch
eine Zinsprognose abgeben kann. Was
ich angesichts des auf längere Zeit
gedämpften Preisdrucks im EuroRaum aber sagen kann, ist, dass die
Zinsen des Eurosystems auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben werden.
Wichtig ist mir, dass wir vor Zinserhöhungen nicht zurückschrecken, wenn
sie geldpolitisch geboten sind, um
Preisstabilität zu gewährleisten. Aber
wann das sein wird, ist heute noch
nicht absehbar.
Bekommt Europa die Probleme in
den Griff? Oder droht die nächste
Finanzkrise?
Wenn alle Länder entschlossen daran
arbeiten, ihre private und öffentliche
Verschuldung zu reduzieren und wettbewerbsfähige Wirtschaftsstrukturen
zu schaffen, dann können wir die Krise im Euro-Raum überwinden. Einen
„ZINSERHÖHUNGEN
NOCH NICHT
ABSEHBAR“
wichtigen Beitrag zur Stabilität der
Währungsunion leistet auch die verschärfte Regulierung des Finanzsektors. Denken Sie nur an die wesentlich strengeren Eigenkapitalanforderungen für die Banken und die neue
gemeinsame Bankenaufsicht durch
die EZB. Aber wir sollten uns nicht
der Illusion hingeben, dass sich Finanzkrisen für die Zukunft gänzlich
ausschließen lassen. Wichtig ist deshalb, die enge wirtschaftliche Verbindung zwischen den Euro-Mitgliedsländern und den heimischen Banken
zu lockern. Diese Verbindung hat sich
in der Euro-Krise als besondere
Belastung erwiesen, als wankende
Staaten und taumelnde Banken sich
gegenseitig nach unten zogen. Auch
heute werden im Euro-Raum Bankkredite an Staaten regulatorisch gesehen noch immer besser behandelt als
17
Kredite an Private. Ausgehend von
der Annahme, dass Kredite an Staaten nicht ausfallen können, müssen
die Banken für solche Ausleihungen
nämlich kein Eigenkapital vorhalten.
Dieser Anreiz für die Banken, sich im
gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld mit
vergleichsweise attraktiv verzinsten
Krediten an finanziell hoch verschuldete Staaten vollzusaugen, muss dringend beseitigt werden. Das würde
dann die Widerstandskraft im Finanzsystem weiter erhöhen.
Am Ende der Tage – und am Ende
des Interviews – kommt die Masterfrage: Wird der deutsche Steuerzahler die Zeche für die europäische Finanz- und Haushaltspolitik der vergangenen Jahre zahlen müssen?
Bei Gründung der Währungsunion
wurde vertraglich vereinbart, dass die
Fiskalpolitik in nationaler Hoheit verbleibt. Jedes Mitgliedsland entscheidet also eigenverantwortlich über seine Staatsfinanzen. Insofern muss es
konsequenterweise auch für Folgen
seiner Entscheidungen selbst haften.
Hilfsprogramme können in diesem
Ordnungsrahmen immer nur vorübergehenden Charakter haben. Im Fall
von Irland, Portugal und Spanien sehen wir, dass Länder, denen geholfen
wurde, durchaus willens sind, sich ihrer Eigenverantwortung zu stellen.
Und auch Griechenland hat umfangreiche Anpassungsmaßnahmen vorgenommen, die erste Erfolge zeigen.
Aber klar ist auch, dass in diesem
Fall noch ein Gutteil der Wegstrecke
zu gehen ist. Hier hoffe ich auf die
Einsicht, dass dem Land langfristig
nur ein konsequenter Reformprozess
hilft.
Der Volkswirt Dr. Jens Weidmann
ist seit 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank. Er sitzt im Vorstand der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich in Basel. 왗
Foto: Kara – Fotolia.com
Jede Menge Energie könnte in
Deutschland gespart werden:
Zwei Drittel aller Wohngebäude
sind aus energetischer Sicht
renovierungsbedürftig.
UMWELT
Heiß. Kälter.
Ganz kalt!
Deutschland verschwendet Unmengen an Energie, weil Gebäude
unzureichend gedämmt und Heizanlagen ineffizient sind.
Notwendig wäre eine energetische Sanierung in großem Stil.
Doch die Politik kommt nicht in die Gänge
F
ünfzehn Zentimeter
Beton. Außen Putz,
innen Putz, etwas
Farbe. So baute
man vor allem in den 1960er bis in
die 1970er Jahre. Wohnungen, Einfamilienhäuser, Bürogebäude. Eine
nennenswerte Wärmedämmung?
Fehlanzeige. Warum auch: 7,5 Cent
kostete der Liter Heizöl 1970 – ein
Preis, der auch im knackigsten Winter wohlige Wärme für die Massen erschwinglich machte. Und selbst nach
dem Ölpreisschock 1973/1974, als
sich der Preis für Heizöl schlagartig
auf 15 Cent je Liter verdoppelte und
in der Folge weiter anstieg, saß kaum
jemand plötzlich im Kalten. Wärmedämmung, das Wortspiel sei erlaubt,
ließ die Menschen lange kalt.
Heute wird das Thema anders gesehen, in vielerlei Hinsicht. Die Stichworte lauten: Preis, Nachhaltigkeit
und Bewusstsein.
Der Preis: 2012 erreichte der Heizölpreis mit fast 97 Cent je Liter einen
Rekordwert, bundesweit stöhnten
Mieter über immense Nachzahlungen,
bei manchem Eigenheimbesitzer
machte sich nach dem nötigen Füllen
der Öltanks ein Anflug von finanzieller Panik breit. Immerhin: Seitdem
entspannen sich die Preise wieder etwas, am letzten Tag des vergangenen
19
Jahres lag der Heizölpreis bei 58
Cent. Alleine: Dass dieses Preisniveau auch in den künftigen Dekaden
Bestand hat, erwartet niemand ernsthaft. Und auch wenn zunehmend Gasheizungen die vor allem in den Nachkriegsjahren in Mode gekommenen
Ölheizungen ablösen: Die Gaspreise
sind weitgehend an die Heizölpreise
gekoppelt und die Versorgung ist –
siehe Russland – nicht wirklich frei
von politischen Krisen.
Womit wir bei der Nachhaltigkeit wären: Schon Anfang der 70er Jahre
schockte der Club of Rome mit einer
Studie über die Zukunft des Wirtschaftswachstums, die unter anderem
UMWELT
51 Prozent
24 Prozent
Prozent
78
2
/3
1/6
D
27
Prozent
Jeder
zweite
Prozent
Z
sen: „Eine umfassende energetische
Modernisierung kann den Energieverbrauch um bis zu drei Viertel senWohngebäude und
ken.“
Gleichwohl: Die einschlägigen Magazine
sind zwar voll mit Beiträgen rund
Büros, Geschäfte und Verwaltungsum das Thema „Energetische Saniegebäude gibt es in Deutschland.
rung“. Doch trotz aller Diskussionen
um Energiepreise, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit: Wirklich
der Wohnfläche in Bayern werden
voran geht es nicht. Im Zeitraum 2005
mit Heizöl geheizt,
bis 2008 wurden von den vor dem
mit Jahr 1978 errichteten Gebäuden – daGas. mals trat die erste Wärmeschutzverder Heizanlagen ordnung in Kraft – gerade mal 0,8
Prozent energetisch saniert, insgesamt
gelten unter
sind
es derzeit etwa ein Prozent der
Experten als
Gebäude, die jährlich energetisch
„nicht effizient
aufgemöbelt werden. Bleibt es bei
betrieben“.
dem Tempo, wären erst in knapp hunaller Wohngebäude sind
dert Jahren alle Gebäude durch.
aus energetischer Sicht
och woran liegt das? „Die
modernisierungsbedürftig.
wesentlichen Hemmnisse
bei der Umsetzung von
der Wohngebäude
in Bayern, also rund
energetischen Sanie500.000, stammen
rungsmaßnahmen stellen
aus der Zeit vor 1950. fehlende finanzielle Mittel und/oder
Im Freistaat ist der Anteil von vor 1990 mangelndes Interesse seitens der Gegebauten Wohngebäuden in Niederbay- bäudeeigentümer dar“, heißt es in eiern (69,5 Prozent) am niedrigsten, am ner Studie der Technischen Univerhöchsten in Oberfranken (78,2 Prozent).
sität (TU) München.
deutsche Mieter Dabei drängt die Zeit: Gerade bei den
ist bereit, für
„energetisch zumeist sehr ungünstihöhere Energiegen Wohngebäuden der 1960er und
standards zu
1970er Jahre“, so die TU-Studie,
zahlen.
stünden derzeit wegen Eigentümerder Deutschen
wechsel und Verschleißerscheinungen
finden, dass ihre
bauliche Sanierungsmaßnahmen an,
Wohnung ausund: „Werden die damit einhergehenreichend geden Potenziale dieser Sanierungsfälle
dämmt ist.
nicht genutzt, werden wichtige Möghalten eine
lichkeiten zur Erzielung von Energiezusätzliche Dämmung
einsparungen nicht wahrgenommen.“
für ungesund.
Heißt im Klartext: Private nehmen
80 €/m² betragen die durchschnittlichen zwar Milliarden in die Hand, um alte
Sanierungskosten, um eine bessere Ener- Gebäude baulich zu sanieren und umgieeffizienz zu erzielen als unbedingt notwendig, hat die Deutsche Energieagentur zubauen, aber energetische Sanierung
(dena) errechnet. Auf 200 Euro pro Qua- findet nur so weit statt, wie es sich
dratmeter durchschnittliche Kosten für rechnet. Das Erreichen abstrakter
eine energetische Sanierung kommt der
Klimaziele spielt bei den AuftragsgeDeutsche Mieterbund.
sprächen sozusagen nicht die aller-
18 Millionen
1,5 Millionen
Neun
auch die Endlichkeit der Rohstoffreserven berücksichtigte – und so erstmals weiten Bevölkerungskreisen ins
Bewusstsein rief. Auch wenn die Experten mit ihren seinerzeitigen Prognosen weitgehend danebenlagen: Die
Tatsache, dass fossile Energien über
kurz oder lang zur Neige gehen, bezweifelt heute niemand mehr. Kaum
ein junger Bauherr, der sich heute
nicht die Frage stellt, wie er wohl im
Alter seine vier Wände warm bekommen wird.
umal – und hier kommt
schließlich auch das Bewusstsein ins Spiel – das
Verbrennen fossiler Energien Einfluss auf das weltweite Klima hat. Dabei sei dahingestellt, ob schwankende Sonnenaktivitäten oder das Kohlendioxid den
größeren Einfluss auf die globale Erwärmung haben. Fakt ist: Klimaerwärmung findet statt – und hat enorme Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Immerhin: Das Thema ist in der Politik angekommen. Bis zum Jahr 2020
sollen die Kohlendioxid-Emissionen
um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken, um 80 Prozent
bis zum Jahr 2050.
Doch Ziele sind das eine. Das andere
ist die Frage, was die Politik tut, das
Ziel zu erreichen. Mit den bisherigen
Maßnahmen ließen sich statt der 40
Prozent im Jahr 2020 bestenfalls zwischen 33 und 35 Prozent weniger
Emissionen erreichen, schätzen Experten.
Dass Gebäudesanierung einen maßgeblichen Anteil trägt, ist unter Experten und in der Politik mittlerweile
unumstritten: „Fast 40 Prozent des
Energieverbrauchs in Deutschland
gehen auf das Konto des Gebäudesektors. In Privathaushalten benötigen allein Heizung und Warmwasseraufbereitung 85 Prozent der Energie“, weiß
man im Bundesumweltministerium.
Und die Landesbausparkasse (LBS)
hat in einem Gutachten nachgewie-
20
Florian Pronold, Staatssekretär
im Bundesumweltministerium.
erste Rolle, Neues wie enorme Pufferspeicher gelten vielen als technologisch komplex und sind zudem meist
sündhaft teuer – entsprechend werden
Investitionen hier gescheut. Trotz des
historisch niedrigen Zinsniveaus (was
womöglich auch an der Schlagkraft
weiterer Kreditprogramme des Bundes, etwa durch die Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW), zweifeln lässt).
Doch wie die Menschen in Deutschland dazu bewegen, mehr zu tun? Zwei
Möglichkeiten stehen der Politik offen:
Zwang und Anreiz. Immerhin: Der
Zwang soll sich in Grenzen halten, ein
„Verzicht auf Zwangssanierungen“ ist
im schwarz-roten Koalitionsvertrag von
2013 ausdrücklich ausgeschlossen.
Bleiben die Anreize. Die hören sich im
Koalitionsvertrag erstmal recht proper
an: „Wir werden das energieeffiziente
Bauen und Sanieren als entscheidenden Beitrag zur Energiewende weiter
fördern“, heißt es dort.
och was liefert die Politik? Derzeit diskutieren
Bund und Länder ein
Modell, das, verteilt auf
zehn Jahre, einen Abzug
von zehn Prozent der Investitionskosten von der Steuerschuld gestattet.
Klingt gut? Nun, nachgerechnet dürfte es anders aussehen: Wer beispielsweise 20.000 Euro in die energetische
D
Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble.
Handwerkskammerpräsident
Georg Schlagbauer.
Sanierung eines Wohngebäudes investiert, bekommt zehn Jahre lang eine
Steuererleichterung von 200 Euro im
Jahr. Macht unter dem Strich also
2000 Euro, die der Staat übernimmt.
Ob das die Begeisterung bei den Immobilienbesitzern weckt? Eher nicht,
sagen Experten, und befürchten, dass
nur diejenigen das Programm in Anspruch nehmen, die ohnehin eine
energetische Sanierung vorhaben. Das
wäre dann ein klassischer Mitnahmeeffekt. Wenn es richtig ist, was
manche Politiker behaupten, dass
nämlich das Steuersparen die Triebfeder der Deutschen ist, müsste die Politik hier deutlich nachlegen – zumal
es hier auch noch das Dilemma gibt,
dass, im Falle älterer Immobilien und
älterer Immobilienbesitzer, durch eine
energetische Sanierung der Verkehrswert einer Immobilie steigt und damit
womöglich anfallende Erbschaftssteuern.
Auch der Freistaat Bayern ist skeptisch: Die Energieeinsparpotenziale
würden derzeit nicht im notwendigen
Umfang genutzt, um einen nachhaltigen Beitrag zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele zu leisten,
heißt es in einem weiß-blauen
Bundesratsantrag, der im vergangenen Dezember eingebracht wurde.
„Hierzu müsste die Modernisierungs-
21
Foto: vbw
Foto: Ilja C. Hendel
Foto: Michael Schuhmann
Foto: Bundesregierung/Sandra Steins
UMWELT
Alfred Gaffal, vbw Präsident.
quote von derzeit einem Prozent auf
zwei Prozent des Gebäudebestandes
pro Jahr verdoppelt werden.“ Welches
Modell dem Freistaat konkret vorschwebt, geht aus dem Antrag nicht
hervor – stattdessen soll die Bundesregierung einen Vorschlag vorlegen.
Der Antrag wurde in die Ausschüsse
verwiesen.
xperten indes halten
selbst das im BundesratsVorschlag formulierte Ziel
von zwei Prozent nicht für
ausreichend. Um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen, sei
eine Sanierungsquote von drei Prozent nötig. Dafür wiederum sei ein
deutlich höherer steuerlicher Anreiz
notwendig, findet man bei der vbw –
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und fordert „volle Absetzbarkeit der Kosten für energetische Modernisierungsinvestitionen mit jährlich zehn Prozent über zehn Jahre“.
„Oder als Alternative ein Abzug von
der Steuerschuld in Höhe von 50 Prozent der Investitionskosten, verteilt
auf zehn Jahre“, so vbw Präsident
Alfred Gaffal. Bei einer Investition
von 20.000 Euro wären das dann
immerhin 1.000 Euro im Jahr, mit denen sich der Staat beteiligen würde.
Wolfgang Schäuble (CDU) dürfte über
diese Vorschläge indes wenig be-
E
UMWELT
geistert sein. Weil sich der Bundesfinanzminister ohnehin dauernd finanziell klamm fühlt, wird in Berlin
derzeit erwogen, als Gegenfinanzierung für das Bund-Länder-Modell
(200 Euro weniger Steuerschuld im
Jahr bei Investitionskosten von
20.000 Euro) die steuerliche Absetzbarkeit von kleinen Handwerkerrechnungen zu streichen.
eorg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen
Handwerkstages (BHT),
ist wenig begeistert:
„Der Steuerbonus auf
Handwerkerleistungen ist für die Bekämpfung der Schwarzarbeit äußerst
wichtig und hat sich über Jahre bewährt. Er ist einfach anzuwenden und
sozialverträglich, da neben Hausbesitzern auch Mieter profitieren.“ Bei
G
einer Kürzung, macht Schlagbauer
klar, „droht mehr Schwarzarbeit“. Zudem würden bei der steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung „vollkommen andere Ziele
verfolgt, nämlich, die Klimaziele zu
erreichen und die Energiewende voranzubringen“, so der Handwerkspräsident. „Eine Aufrechnung mit dem
Steuerbonus verbietet sich daher.
Außerdem finanziert sich die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung durch verstärkte Investitionen und daraus resultierende
Steuereinnahmen quasi von selbst.“
Entsprechendes Unbehagen gibt es
dazu auch bei der vbw. „Das hätte die
Wirkung einer Steuererhöhung“, findet vbw Präsident Alfred Gaffal. Zudem sei nach seiner Einschätzung
eine Gegenfinanzierung für die ener-
getische Gebäudesanierung gar nicht
erforderlich – schließlich sei sie ein
regelrechtes Konjunkturprogramm,
das wiederum für höhere Steuereinnahmen sorge.
arum tut sich die
Politik so schwer,
ein gewichtiges
Programm aufzulegen? Florian
Pronold, Chef der Bayern-SPD und
als Staatssekretär im Bundesumweltministerium zuständig für Bau und
Stadtentwicklung, macht deutlich,
Berlin müsse „auch darauf achten,
dass die Kosten für die gesamte Öffentlichkeit nicht ins Maßlose gehen“.
Er findet: „Mit rund einer Milliarde
Euro pro Jahr für die nächsten fünf
Jahre haben wir hier einen großzügigen Rahmen gesetzt.“ 왗
W
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Foto: Martin Waldbauer Photography
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SEIT 1888
STANDPUNKT
Foto: Henkel AG
E
s ist unbestritten, dass
Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft noch unterrepräsentiert sind. Hier sind
wir lange nicht da, wo wir sein sollten
und könnten. Doch es ist ein Umdenken spürbar und sichtbar. Ob in
mittelständischen Unternehmen oder
in Konzernen – die Geschäftsführungen, Vorstände und Aufsichtsräte sind
gemischter als noch vor wenigen Jahren. Eine positive Entwicklung, die
sich aber noch verstärken muss und
wird.
Nicht erst seit Politik und Öffentlichkeit so intensiv über die Frauenquote
debattieren, beschäftigen wir uns bei
Henkel mit der Förderung von Frauen
in Managementpositionen. Diversity,
also die Förderung von Vielfalt innerhalb der Belegschaft, ist fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. 2007 haben wir dafür einen eigenen Bereich Diversity & Inclusion
etabliert, der das Thema strategisch
vorantreibt. So ist es uns gelungen,
den Anteil von Frauen in Führungspositionen von rund
26 Prozent im Jahr 2008
auf rund 32 Prozent zu
steigern.
Unser Ziel ist es, den
Anteil weiblicher
Führungskräfte stetig
weiter zu erhöhen –
allerdings nicht über
eine bindende Quote.
Entscheidend dafür ist,
dass wir die notwendigen
Rahmenbedingungen schaffen, die es
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, ihre Karriere mit
ihrer privaten Lebensplanung zu vereinbaren. Dazu gehören flexible Arbeitsbedingungen. In Zeiten von JobSharing-Modellen, Teilzeitarbeitsmöglichkeiten, Heimarbeit und der
Nutzung mobiler Kommunikation wird
unser Arbeiten immer flexibler und
unabhängiger von Zeit und Ort. Wir
Qualität
vor
Quote
Geschlecht darf nicht als Qualifikation gelten, findet SIMONE
BAGEL-TRAH. Der oder die Beste muss den Job bekommen
wollen weg von einer veralteten Präsenzkultur hin zu einer ergebnisorientierten Leistungskultur. Als globales Unternehmen können
wir es uns nicht leisten,
auf das Potenzial hoch
qualifizierter Mitarbeiter zu verzichten.
Das gilt für Frauen
wie für Männer. Denn
wir sind davon überzeugt, dass die Einbindung von Menschen mit
ihren unterschiedlichen
Erfahrungen, Ideen und Nationalitäten entscheidend für die
Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit
eines globalen Unternehmens ist.
Die jeweilige Qualifikation ist für uns
dabei das einzige Kriterium – es gibt
bei der Stellenbesetzung den Ausschlag. Fachliche und persönliche
Kompetenz stehen an oberster Stelle,
Leistung muss an objektiv messbaren
Parametern festgemacht werden können. Wenn wir heute eine Stelle be-
23
setzen, haben wir dennoch eine klare
Vorgabe: Eine Person unter den letzten drei zur Auswahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten muss die
Vielfalt-Kriterien im Hinblick auf Geschlecht, Alter oder Nationalität erfüllen. Doch den Job bekommt immer
der oder die Beste. Denn: Geschlecht
darf nicht als Qualifikation gelten.
Keine Frau will eine Quotenfrau sein.
Für mich geht es nicht darum, dass
Frauen sich gegen Männer durchsetzen. Das Ziel ist, dass Frauen ihre
Chancen erhalten und diese annehmen, um beruflich voranzukommen.
Dazu gehört auch, sich seiner Fähigkeiten und seiner Wünsche bewusst
zu sein und Karrierechancen selbstbewusst zu ergreifen.
Simone Bagel-Trah ist die erste
Frau an der Spitze des Aufsichtsrats
eines DAX-Unternehmens. Die promovierte Biologin ist Ururenkelin
des Firmengründers Fritz Henkel. 왗
Foto: Scherdel
„Es war eine der besten Entscheidungen
in meinem Leben, nach Deutschland
zu gehen“, findet Joaquín Franch Porcar.
ARBEITSMARKT
Gekommen,
um zu bleiben
Die Projekte career (BY) und career(me) ermöglichen
jungen Spaniern, Bulgaren und Rumänen eine Ausbildung in Deutschland
S
ie sind jung, gut qualifiziert, motiviert, engagiert – und oft arbeitslos. Während in Bayern
der Fachkräftemangel
beklagt wird, finden junge Menschen
in anderen Ländern Europas keinen
Job. Bayerns Unternehmen heuern
deshalb zunehmend Lehrlinge aus
Bulgarien, Rumänien oder Spanien an.
In den Ausbildungsprojekten career
(BY) und career(me) der bayme vbm –
der bayerischen Metall- und ElektroArbeitgeber sowie der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft betreut das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft die Zuwanderer.
Junge Erwachsene aus Spanien etwa
starteten eine Ausbildung in verschiedenen Unternehmen.
Einer von ihnen ist Joaquín Franch
Porcar. Der junge Mann aus Ibiza
packte vor ein paar Monaten seine
Koffer, floh vor der Wirtschaftskrise
in seinem Land und wanderte nach
Marktredwitz aus. „Ich habe Arbeit
gesucht und das Angebot in einem
Internet-Portal gefunden“, erzählt er.
„Dann habe ich gedacht: Das ist eine
neue Chance in meinem Leben, ich
muss das probieren.“ Seit September
absolviert er nun eine Ausbildung als
Industriemechaniker bei der Scherdel
GmbH in Marktredwitz. Im Sommer
davor hat er bereits in einem zweimonatigen Praktikum alles kennengelernt. „Deutschland hat die beste
Technologie in Europa, die Scherdel
GmbH ist ein führendes Unternehmen
in der Branche“, sagt der 30-Jährige.
Er möchte erst Industriemechaniker
und Deutsch lernen. Wenn er die
Ausbildung abgeschlossen hat, strebt
er eine Weiterbildung als Elektroni-
25
ker an. „Das ist mein großes Ziel,
denn das sind einfach meine beiden
Leidenschaften“, schwärmt er. Sein
Betreuer Sandro Hertwig ist sehr zufrieden mit ihm, auch wenn Sprache
und Berufsschule bisweilen eine große Herausforderung sind. „Die Betreuung ist aufwändiger, wir nehmen
ihn manchmal an die Hand und erklären Dinge auch separat“, sagt er. Dennoch: Das Unternehmen habe bisher
nur Positives erlebt. Mit im Gepäck
hat der junge Spanier nämlich eine
Menge Erfahrung. Er hat in seinem
Heimatland zwar noch keine Ausbildung gemacht, aber er hat viele Jahre
in Betrieben als Elektroniker gearbeitet, dort Maschinen, Computer und
Fernseher repariert.
Die neue Chance ermöglicht haben
Joaquín Franch Porcar die Ausbildungsprojekte career (BY) und
Foto: Sälzer
ARBEITSMARKT
Zu Hause haben sie keine Perspektive – bayerische Unternehmen bieten ihnen Ausbildungsplätze. Junge Spanier und Unternehmensvertreter
trafen sich zum Informationsaustausch im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München.
career(me) für junge Erwachsene aus
Spanien. Die bayerischen Metall- und
Elektro-Arbeitgeberverbände bayme
vbm und die vbw – Vereinigung der
Bayerischen Wirtschaft sind im September gemeinsam mit den Landkreisen Cham, Nürnberger Land und
Traunstein in die zweite Staffel des
Projekts gestartet. „Eine Win-winSituation für beide Seiten“, findet der
Hauptgeschäftsführer der bayerischen
Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm und der vbw,
Bertram Brossardt, beim Erfahrungsaustausch im Haus der Bayerischen
Wirtschaft in München. Der Fachkräftemangel in Bayern steige, die
Fachkräftesicherung sei eine der großen Herausforderungen für Politik
und Wirtschaft. Man brauche eine an
den Bedürfnissen des heimischen Arbeitsmarktes orientierte Zuwanderung
und ein besseres Zusammenspiel der
europäischen Arbeitsmärkte. „Bayern
ist ein Zuwanderungsland. Wir bieten
den jungen Menschen ein Stück Zukunft, zugleich werden die Unternehmen dabei unterstützt, den Fachkräftebedarf zu decken. Damit die Zuwan-
derung gelingt, müssen wir die Kultur
an die spanischen Auszubildenden
herantragen und Barrieren so früh wie
möglich abbauen.“ Die dritte Staffel
sei bereits in Planung. Ein Novum
sollen dabei Bewerber aus Rumänien
und Bulgarien sein.
ie Krise in ihrem Land
hat Olga Aragòn Preil
und Jesus Gutierrez ins
oberbayerische Traunreut
verschlagen. Dort machen die beiden eine Ausbildung im
Altenheim Pur Vital. „Es war eine
sehr gute Entscheidung, nach
Deutschland zu gehen“, sagt Jesus
Gutierrez. In seinem Land sei die Arbeitssituation im Moment äußerst
schwierig. Der 27-Jährige aus Santander hat nach dem Abitur als Bodyguard in Spanien gearbeitet. Seit September betreut er nun alte Menschen.
„Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Ich
habe viel Kontakt zu Menschen und
lerne so auch schnell Deutsch.“ Die
Leute seien sehr nett. Auch wenn er
sich an die bayerische Sprache und
Mentalität noch gewöhnen müsse. Es
sei aber sehr schön, eine andere Per-
D
26
spektive kennenzulernen. Für ihn
steht jetzt schon fest: „Ich möchte
auch nach meiner Ausbildung hier in
Deutschland bleiben.“
Ob sie sich in Bayern oder in einem
anderen Land eine Zukunft aufbaut,
das weiß Olga Aragòn Preil noch
nicht so genau. Doch zu Deutschland
hat sie schon wegen ihres Großvaters
eine besondere Beziehung. „Mein
Opa ist in Leipzig geboren“, erzählt
sie. „Deshalb haben wir zu Hause immer viel über Deutschland gesprochen.“ In Spanien hat die 26-Jährige
bereits als Altenpflegerin gearbeitet,
doch wegen der Krise keine Zukunft
gesehen. Eine Freundin hat ihr dann
von dem Projekt berichtet. „Ich habe
gedacht, warum nicht? Deutschland
ist ein wichtiges Land, es gibt so viel
Arbeit und ich kann die Sprache lernen.“ Seit sieben Monaten ist sie nun
hier, seit vier in Traunreut. Die Arbeit
findet die junge Frau aus Malaga super. „Alle sind so nett hier und die
Umgebung ist sehr schön.“ Und
wenn sie eine Frage oder ein Problem
habe, sei immer jemand für sie da.
Sogenannte Projektkümmerer helfen
ARBEITSMARKT
N
werden, sondern müssten die höchste
Anerkennung in der Gesellschaft
finden.
Bereits seit vier Jahren holt der Landkreis Deggendorf Bulgaren zur Ausbildung in Unternehmen der Region.
Das Bundesministerium für Arbeit
und Soziales hat nach diesem Vorbild
ein Förderprogramm entwickelt, das
das Bildungswerk der Bayerischen
Wirtschaft inzwischen umsetzt. Deggendorfs Unternehmen beteiligen sich
inzwischen auch am Projekt career
(BY).
Die Entscheidung, einen neuen Weg
in Deutschland zu gehen, hat Joaquín
Franch Porcar in Marktredwitz keine
Sekunde bereut. Die Arbeit gefällt
ihm sehr gut. Seine Kollegen, sein
Chef seien sehr nett und würden ihm
jederzeit helfend zur Seite stehen.
„Die Krisensituation hat mich motiviert, die Ausbildung ist für mich eine
große Chance, ein anderes Land, eine
neue Sprache gut für meine Zukunft.“
D
er junge Mann lebt mit
seiner Freundin hier. Er
vermisst zwar seine Familie, die spanische
Sonne, frischen Fisch
und das späte Abendessen, aber er
liebt die bayerische Kultur, Würste
sowie Bier und macht oft Städtereisen. „Meine Familie hat mich immer
in allem unterstützt“, sagt er. Sie findet es gut, dass er sich in Deutschland eine neue Zukunft aufbauen will.
Halten will ihn hier aber auch die
Scherdel GmbH. „Unser Ziel ist es,
die Auszubildenden nach Ende der
Ausbildung in die Firma zu übernehmen“, sagt Sandro Hertwig. „Die Integration läuft dabei fast wie von
selbst.“ Joaquín Franch Porcar will
die ihm gebotene Chance wahrnehmen: „Ich möchte mein Maximum geben. Deutschland ist ein schönes
Land, um hier zu leben. Spanien zwar
auch – aber ich weiß nicht, was die
Zukunft bringt.“ 왗
Foto: Gina Sanders – Fotolia.com
den jungen Spaniern in allen privaten und beruflichen Fragen. „Wir
wollen alles so gestalten, dass sich
die Auszubildenden von Anfang an
wohlfühlen“, sagt Projektkoordinatorin Janine Mayr. Schon vor Beginn
der Ausbildung lernen die jungen
Leute Deutsch in ihrem Heimatland,
später auch projektbegleitend. Das
bestätigt Frank Richartz, Bereichsleiter für Wirtschaftsförderung im
Landkreis Nürnberg. „Das Projekt ist
kein Weg, billige Arbeitskräfte zu bekommen. Die Unternehmen müssen
sich über die Zusatzleistungen klar
sein.“ Bisher seien die Beteiligten
sehr zufrieden. Und auch die Integration in der Bevölkerung funktioniere
sehr gut. Bei einem Aufruf in der
Presse nach Fahrrädern für die spanischen Auszubildenden seien
doppelt so viele als nötig gespendet
worden.
icht nur bei den Auszubildenden, sondern auch
bei den Politikern der
beteiligten Landkreise
kommt das Projekt äußerst positiv an. Die Menschen auf
beiden Seiten fühlten sich sehr wohl,
sagt Armin Kroder, Landrat des Landkreises Nürnberger Land. „Wir wollen
die jungen Menschen aber nicht ohne
Herz und Verstand herlocken, sondern sie gut darauf vorbereiten. Wir
müssen eine Willkommenskultur etablieren.“ Auch die stellvertretende
Landrätin des Landkreises Traunstein,
Resi Schmidhuber, sieht das Projekt
als große Bereicherung. „Wir spüren
die gefühlte Mitte Europas und den
Strukturwandel“, sagt der Chamer
Landrat Frank Löffler. Die Arbeitsplatzzahlen seien rasant gestiegen,
der Fachkräftebedarf ein nie gekanntes Thema der Zukunft. Man müsse
die Zuwanderung auf breite Füße stellen. „Wenn wir Europa leben wollen,
dürfen wir nicht daran vorbeischauen.“ Die Migranten sollten aber keinesfalls als Lückenbüßer gesehen
In vielen Branchen fehlen Fachkräfte. Ein Projekt des Bildungswerks unterstützt junge
Arbeitssuchende, unter anderem aus Spanien.
27
Fotos: Koinor
Ganz klein anfangen: Designerin Tamara Härty baut jedes Modell, das sie entwirft, zunächst
als Miniatur. Es ist die Vorlage für den Prototyp. Dabei achtet die Designerin auch darauf,
dass die Technik, die für Bequemlichkeit sorgt, fast unsichtbar integriert wird. Kommt das
Modell bei den großen Messen an, geht es schließlich in Serie.
Die Koinor-Spitze:
Gerd Bissinger (l.)
und Michael Schulz.
PORTRÄT
Spitzen-Plätze
aus Franken
Der Sofa-Hersteller Koinor behauptet sich im schwierigen Markt
M
ichelau, ein
Stadtteil von
Lichtenfels in
Oberfranken.
Auf dem Weg
dorthin ist immer noch unübersehbar, dass hier
einmal die westliche Welt zu Ende
war – zumindest für 40 Jahre. Aber
was ist das im Vergleich zu einer 800
Jahre alten Tradition? Im nördlichen
Oberfranken blühte einst das Handwerk der Flechter, wovon das Korbmachermuseum gleich am Ortseingang von Michelau stolz zeugt. Aus
dieser Handwerkertradition im
Dreieck zwischen Bamberg, Coburg
und Bayreuth entwickelte sich die
Polstermöbelindustrie.
„Oberfranken ist das Mekka für Polstermöbel“, schwärmt Christian Dahm,
Geschäftsführer des Verbands der
Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern-Thüringen, des Verbands, in dem 170 Möbelhersteller –
von Büro- über Küchen- bis hin zu
Wohn- bzw. Polstermöbel – beider
Bundesländer organisiert sind, und
fasst das in Zahlen: 22.000 Menschen
arbeiten in der gesamten Branche, die
jährlich nahezu vier Milliarden Euro
erwirtschaftet. Noch 20 PolstermöbelHersteller gibt es in Bayern, mit einer
Ausnahme (Himolla in Taufkirchen
bei München) sind alle anderen in
Oberfranken ansässig.
Um die 300 Polstereien gab es noch
vor wenigen Jahrzehnten im nördlichen Bayern. Und unbestritten ist,
dass auch die jetzt noch existenten
Hersteller nicht alle das Überlebensrezept gefunden haben. Einen Spitzenplatz hat sich jedoch Koinor erarbeitet. Die Edel-Sitzmöbel aus dem
oberfränkischen Michelau („Sofa for
friends“) finden sich oft als Vorbilder
in Wohnzeitschriften, das frech-gelbe
Ledersofa aus der aktuellen Kollektion ist der Werbeträger der Saison.
Das Unternehmen hat nicht nur den
berühmten Diamanten „Koh-i-Noor“
aus der Krone der Queen als Namenspaten, es gehört zu den Top-Marken,
wie Christian Dahm vom Verband bestätigt: „Firmen wie diese machen
richtig Spaß.“
29
Aber Qualität, die ein hochwertiges
Möbelstück auszeichnet, hat ihren
Preis, was mancher Kunde gern übersieht und denkt, Couch ist Couch und
Leder ist Leder. Weit gefehlt, wie man
spätestens nach einem Rundgang
durch den 3.000 Quadratmeter großen
Showroom von Koinor am Heimatstandort Michelau weiß, wo man
dicke, man möchte fast sagen fette,
Ledergarnituren gestreichelt und getestet hat. Dennoch: „Gerade im
Preiseinstieg tun wir uns schwer“, erklärt Kristina Kroße, Marketingleiterin bei Koinor, die beim Rundgang
die Finessen der Sofas erklärt. Sie beschreibt den Aufwand der perfekten
Naht, lässt „ungeteiltes“, also richtig
dickes Leder fühlen und erzählt, dass
Nähen nicht nur exaktes, sondern
auch körperliches Arbeiten bedeutet.
Aber alles ist „Made in Germany“,
betont sie nicht ohne Stolz. Nur: „Der
Handel betont allzu oft allein den
Preis“, bedauert sie, so dass die Möbelhäuser selbst nicht unschuldig am
gnadenlosen Preiskampf seien, weil
oftmals eben auf billig, also auf Masse
PORTRÄT
gesetzt wird.
Dabei lohnt es sich, angesichts einer durchschnittlichen Lebensdauer für eine Couch von acht
bis zwölf Jahren, beim Kauf genauer
hinzuschauen.
„Made in Bavaria, Germany“, wirbt
Koinor für seine Produkte. „Oberfranken ist ein guter Standort“, betont
Kristina Kroße. Drei weitere KoinorWerke befinden sich im engeren Umkreis des Stammsitzes Michelau. 390
Mitarbeiter sorgen dafür, dass täglich
600 Sofas oder Sessel in aller Herren
Länder versandt werden können.
Manche Familien arbeiten schon in
dritter Generation beim Unternehmen. Ebenso seien viele Zulieferer in
der Region ansässig. „Da kennt man
die Qualität“, nennt Kristina Kroße
einen Grund, warum eine Verlagerung
in Billiglohnländer nicht in Frage
kam und stattdessen 2001 neu am
Standort investiert wurde. Ein weiterer sind die kurzen Wege, die Raum
für Flexibilität geben. Wer in Asien
fertigen lässt, muss den Kunden
schon mal Monate auf die neue Einrichtung warten lassen, „wir schaffen’s in wenigen Wochen“, verspricht
Kristina Kroße stolz, und dabei könne
man sämtliche Kundenwünsche erfüllen, selbst ausgefallene. Die Franken
können nicht nur schnell und flexibel,
sie können auch schön, wovon diverse
Preise zeugen. Gerade erst wurden
zwei Produkte der aktuellen Kollektion wieder für den Design-Award
2015 nominiert.
Gegründet wurde Koinor Anfang der
50er Jahre von Horst Müller. Für Furore sorgte schon früh der Cocktail-
sessel, es folgte in den 60ern
Deutschlands erster Fernsehsessel, der – wie die Sofas –
seit Mitte der 70er vornehmlich in Leder gekleidet ist.
Alles Innovationen von
Koinor, wo heute jährlich
600.000 Quadratmeter Leder verarbeitet werden, dazu 200.000
laufende Meter Stoffe und Mikrofaser.
Rund 55 Millionen Euro Umsatz
macht Koinor jährlich.
Gründer Müller ist seit 2001 als Namensgeber der Firmenstiftung verewigt, die sich vornehmlich regional
karitativen Zwecken zuwendet. Als
er sich zur Ruhe setzte, entschied er
sich, seinen Diamanten Koinor nicht
zu versilbern, sondern verkaufte das
Unternehmen 1992 als „Managementbuy-out“-Modell an leitende Mitarbeiter. Michael Schulz und Gerd Bissinger verantworten noch heute die Geschäfte, weshalb Koinor weiterhin zu
den „inhabergeführten Unternehmen“
zählt.
Und die Chefs halten das Ohr am
Kunden. An diesem Tag ist einer von
ihnen, geschäftsführender Gesellschafter Gerd Bissinger, gerade unterwegs auf der Brüsseler Möbelmesse.
Die kleinere Fachmesse richtet sich
insbesondere an Handelskunden aus
Benelux, Frankreich und Großbritannien. Wichtig ist die internationale
Möbelmesse in Köln. Hier gehört der
1.100-Quadratmeter-Stand der Franken zu den größten Einzelpräsentationen. Schließlich ist das der Treffpunkt für Einkäufer aus der ganzen
Welt. Im September und Oktober war
Oberfranken hingegen Reiseziel für
Trendscouts und Einkäufer großer
Einrichter aus dem In- und Ausland.
„Ein wichtiger Gradmesser für die
Saison“, wie Verbands-Geschäftsführer Christian Dahm die traditionellen
Hausmessetage beschreibt, die er
„durchwegs positiv“ bewertet. Alle
Unternehmen präsentierten in ihren
Showrooms ihre neuen Kreationen.
30
Nach den Hausmessetagen ist man
bei Koinor noch vorsichtig mit Prognosen. „Obwohl wir mit der Hausmesse zufrieden sind, war 2014 wieder ein eher durchwachsenes Möbeljahr“, konstatiert Kristina Kroße.
Zuletzt sei man 2006 und 2007 überdurchschnittlich gewachsen, maßgeblich bedingt durch das neue Segment
der „Dinner Sofas“, auch das eine
Koinor-Erfindung. Warum 2014 eher
verhalten verlief? Verbandsvertreter
Christian Dahm schiebt’s aufs schöne
Wetter, „da werden keine Sofas gekauft“; und wegen der Fußball-Weltmeisterschaft sei eher ein neuer Fernseher als eine neue Couch auf der
Prioritätenliste ganz oben gestanden.
Dennoch, die Polstermöbelindustrie
in Oberfranken sei auf einem guten
Weg, meinen sowohl Koinor-Geschäftsführer Bissinger als auch Verbandsvertreter Dahm. Besonders die
gelungene Kombination aus Tradition
und Innovation sei unschlagbar.
Immerhin hat die bayerische Möbelindustrie im ersten Halbjahr ein Plus
von 2,9 Prozent Wachstum eingefahren. „Nach dem schlechten Vorjahr ist
das besser als nichts“, zeigt sich
Dahm optimistisch nach einem VierProzent-Minus 2013.
Die deutsche Möbellandschaft habe
sich in den letzten Jahren so schnell
und gravierend verändert wie noch
nie in ihrer Geschichte, berichtet
Kristina Kroße. Die Kunden sparen,
Märkte und Absatzkanäle wandeln
sich – das Internet gewinnt auch in
der Einrichtungsbranche an Bedeutung. Darauf gelte es sich einzustellen, heißt es bei Koinor. „Nur wer in
der Lage ist, sich anzupassen, wird
auf Dauer bestehen können.“ So
gehört nach Aussagen von Gerd
Bissinger, einem der beiden Firmenchefs, unter anderem die Erschließung neuer Märkte zu den langfristigen Zielen des Unternehmens.
Dazu braucht es innovative Produkte.
Aber was macht eine Couch innova-
600.000 Quadratmeter Leder verarbeitet
Koinor im Jahr. Zwischen vier und zwölf Kilogramm wiegt eine einzelne Lederhaut, die
gesichtet, geschichtet und verarbeitet wird.
tiv? „Natürlich“, lacht Kristina Kroße
von Koinor, „in erster Linie ist ein
Sofa zum Sitzen da.“ Doch Formen,
Funktionen, Details und Bezüge, aber
auch Elemente, die nach Lust und
Laune zusammengestellt werden können, unterliegen der Mode. Diese
Trends müssen rechtzeitig erkannt
und interpretiert werden. Nicht zu
vergessen das Innenleben: Das bestimmt nicht nur den Sitzkomfort,
sondern besteht häufig auch aus raffinierter Technik, die im Idealfall nicht
zu sehen ist, aber echte Mehrwerte
schafft. „Auf dem Sofa von heute wird
gelebt“, kennt Kristina Kroße die Ansprüche der Kunden: Lesen, am Laptop E-Mails checken, fernsehen,
schlafen – vieles lässt sich auf weichen Polstern, die sich jeder Lebenslage anpassen, besser erledigen.
Die Marketingleiterin lässt sich in ein
lindgrünes Sofa fallen und demonstriert, wie lässig Bequemlichkeit geworden ist: Im Seitenteil versteckt
sind die Knöpfe, die man drückt und
der gesamte Sitz bewegt sich lautlos
in die Horizontale – ein Fußteil fährt
aus dem bodenfreien Sitzteil unter
die Beine und der Rücken macht es
dem „Besitzer“ in lese- oder fernsehfreundlicher Position bequem. Auf
den ersten Blick ist die Technik unsichtbar, ganz im Gegensatz zu konventionellen Polstermöbeln, bei denen die Funktionssteuerung bis heute
an einem unübersehbar hässlichen
und unübersehbaren Spiralkabel
hängt.
Am Anfang eines jeden Kunststücks
steht eine Idee, die zunächst gezeichnet und dann von Designerin Tamara
Härty eigenhändig als Miniatur gebaut wird. Nach dieser Vorlage fertigen die Fachleute im Musterbau den
Prototyp, ein Einzelstück also. Dennoch entstehen bereits in diesem Stadium die Schablonen für die Teile
und die Schnitte für die Bezüge; es
wird getestet, ob sich die Technik integrieren lässt, welches Gestell erforderlich ist, welche Füllung und wel-
Das Material wird per Hand angezeichnet.
Die Schablonen werden zuvor aufgelegt und
bestmöglich in der Haut verteilt, wobei vor
allem die Naturmerkmale des Leders beachtet werden müssen. Mit einer „pneumatischen
Handschere“, so der Fachausdruck, wird das
Leder geschnitten.
31
Für die perfekte Naht sorgen spezielle Industrienähmaschinen. Für Zier- oder Montagenaht verwenden die Näherinnen unterschiedliche Material- und Nähgarnstärken.
che Naht. Und dann kommt es darauf
an, ob die Idee ankommt. Das stellt
sich bei den Messen heraus, bei denen jeder Prototyp auf seine Markttauglichkeit getestet wird. Erst wenn
sich diese bestätigt, erfolgt die Freigabe für die Serienproduktion.
Kundschaft aus Asien und Russland
liebt Produkte aus Oberfranken, weitere Hauptabnehmerländer sind die
Schweiz, Österreich, Holland und natürlich Deutschland. Andererseits
sind es die asiatischen Länder, die
dem deutschen Hersteller das Leben
schwer machen. Oft dauert es nur wenige Monate, bis nach einer Vorstellung bei einer Messe schon der Nachbau aus China auf den Markt kommt.
Es ist wie in der Mode, wo sich die
Billigkonkurrenz Entwurf, Schnitt und
Design spart. „Aber komplexe Funktionen lassen sich eben nicht so leicht
kopieren“, freut sich Koinor-Marketingleiterin Kroße, „ebenso wenig wie
die Qualität der Materialien, handwerkliche Verarbeitungsdetails und
hochwertige Bezüge“, wie sie anfügt.
Und was sowieso unkopierbar ist, ist
das Markenzeichen, „Made in Bavaria, Germany“. 왗
LIFESTYLE
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Gemeinschaft von Musikfans legt zudem Wert auf
die Haptik, also das edle Material, die Verpackung,
das Cover. Auf die digitale – und mobile – Form
des Albums muss der Hörer deshalb nicht verzichten. Der LP sind zumeist CD und MP3-Download
der jeweiligen Titel beigelegt.
Ende der 1980er Jahre schien die Zeit der Schallplatte abgelaufen. Ganz totzukriegen war sie nie.
Noch immer werden rare Scheiben zu Höchstpreisen versteigert. Das moderne Klangerlebnis auf
Vinyl ist mit der Urform in punkto Tonqualität nicht
mehr vergleichbar. Und eine größer werdende
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Brandneu:
Die LP-Box von
Led Zeppelin „Physical
Graffiti“ enthält laut Warner
Music „High-Definition Audio
Download-Card“ sowie ein
„Limited Edition Super Deluxe Box-Set“.
Alte Klassiker werden neu aufgelegt. Der einzigartige
Klang macht die Schallplatte so beliebt. Alle Titel bei
rareblackgold.de oder jpc.de.
32
LIFESTYLE
Einer der bekanntesten Schallplattenhersteller sitzt in Erlangen: Clearaudio (clearaudio.de) verweist auf eine jahrzehntelange Tradition und kontinuierliche Weiterentwicklung. Ebenfalls „Made in Bavaria“ ist der Schallplattenspieler „Bauer
Audio dps 2“, den der Münchner Spezialist Willibald Bauer
(bauer-audio.de) herstellt. Einsteiger investieren je nach Anspruch gut 1.000 Euro in einen guten Schallplattenspieler –
ohne Verstärker und Lautsprecher – wie etwa „Concept“ von
Clearaudio. Das luxuriöse Laufwerk „Statement“ von Clearaudio (rechts) allerdings kostet über 100.000 Euro.
Fotos: Warner Music, Clearaudio Elektonik, Willibald Bauer, Pallas
Bereits stillgelegte Presswerke werden reaktiviert. Ein führender Hersteller von
Vinyl-Schallplatten ist die Pallas Group in Diepholz. Schallplatten-Liebhaber fragen
gezielt nach Produkten dieses Herstellers.
33
2
SZENE
1
Motivierte Lehrer – bessere Bildung
4
3
Engagierte Lehrer sind der Motor für ein leistungsstarkes Bildungssystem und
der Garant für eine hohe Bildungsqualität. Über Möglichkeiten der Gesundheitsförderung und Prävention psychischer Erkrankungen diskutierte die vbw
beim Termin „Burn-out im Bildungssystem – eine Zwischenbilanz“. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde ein Monitoring-Bericht vorgestellt, der die
Maßnahmen der Länder zur Gesundheitsförderung im Bildungsbereich zusammenfasst.
1 Erziehungswissenschaftlerin Professor Dr. Bettina Hannover.
2 Professor Dr. Dieter Kleiber (v. r.), Universitätsprofessor für Public Health: Prävention und
psychosoziale Gesundheitsforschung, Georg Eisenreich, Staatssekretär Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Josef Kraus, Präsident Deutscher Lehrerverband, Moderator Sven Astheimer, Bertram Brossardt, Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB,
Sprecher AG Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Anke Pielsticker, Psychotherapeutin, Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen (IGP) des BLLV, München.
3 Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer.
4 Professor Dr. Dieter Lenzen, Vorsitzender Aktionsrat Bildung, Präsident Universität
Hamburg.
1
3
2
Blick in die Zukunft
Wie sieht Bayerns Wirtschaft 2040 aus? Welche Weichen müssen
heute gestellt werden, um im globalen Markt weiterhin gut zu bestehen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die vbw und diskutierte
das Thema beim Kongress „Vorsprung Bayern“ im Dezember mit
Politikern. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt begrüßte die geladenen Gäste in der Metropolregion Nürnberg, einem „der wirtschaftlichen Powerzentren unseres Freistaats“.
1 Die Talkrunde.
2 Dr. Harald Schwartz (CSU), Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Medien,
Infrastruktur, Bau und Verkehr, Energie und Technologie.
3 Arif Tasdelen, integrationspolitischer Sprecher der SPD im Bayerischen Landtag.
4 Dr. Michael Böhmer, Chefökonom der Prognos AG.
5 Thomas Mütze, finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion
von Bündnis 90/Die Grünen.
4
5
2
SZENE
1
3
vbw trifft CSU
Zu einem Informationsaustausch traf sich das Präsidium der
vbw mit der CSU-Landesgruppe in Berlin. Die Unternehmer
nutzten die Gelegenheit, aus Sicht der bayerischen Wirtschaft Bilanz zur bisherigen Arbeit der Großen Koalition zu
ziehen.
4
Fotos: vbw
1 Alfred Gaffal, vbw Präsident (v. l.), Gerda Hasselfeldt MdB, Vorsitzende
der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, MdB, Bundesverkehrsminister,
und Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer.
2 Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende WAREMA Renkhoff
SE, und Gerda Hasselfeldt.
3 Bertram Brossardt, Alfred Gaffal und Andreas Scheuer, MdB, CSUGeneralsekretär.
4 Dr. Markus Rieß, Vorsitzender des Vorstands Allianz Deutschland AG,
und Alexander Dobrindt, Bundesverkehrsminister.
1
Für ein tragfähiges Energiekonzept
Die vbw fordert ein tragfähiges Gesamtkonzept für die Energiewende. Bei
der Vorstellung des dritten Monitorings zur Energiewende waren sich Arbeitgeber und Experten einig, dass die Energiewende nach wie vor lahmt. Um
die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten, müssen notwendige
Voraussetzungen geschaffen werden.
1 Dr. Eberhard von Kuenheim, vbw Ehrenpräsident.
2 Dr. Michael Schlesinger, Prognos AG.
3 Michael Kühne (v. l.), Geschäftsführer, Betonwerk Kühne GmbH & Co. KG, und Paul-Alexander
Wacker, Geschäftsführender Gesellschafter, Wacker Innovation GmbH.
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3
Fotos: Klinikum LMU
Mehr als 6.000 junge Patienten behandelt das
Dr. von Haunersche Kinderspital jedes Jahr stationär.
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Eine große Spendenkampagne soll das neue Hauner als zeitgemäße und
kindgerechte Universitäts-Kinderklinik ermöglichen – Sogar die Regierung
des Sultanats Oman hat Millionen für den Neubau gespendet – Nun fehlt noch
Geld für zusätzliche Forschungsflächen
Wie viele Patienten behandelt die
Haunersche Kinderklinik?
Wir behandeln stationär über 6.000
Kinder und Jugendliche im Jahr im
Dr. von Haunerschen Kinderspital.
Dazu kommen auch noch die ambulanten Fälle, das sind jährlich ca.
50.000 Patienten.
Wie groß ist das Einzugsgebiet?
Viele unserer Patienten kommen aus
dem Großraum München zu uns. Aber
wir behandeln auch Kinder und Jugendliche aus ganz Bayern, Deutschland und dem weltweiten Ausland.
Wir sind sehr stolz darauf, dass wir
international einen guten Ruf in der
Kinderheilkunde haben. Das ist für
uns gleichermaßen Verpflichtung und
Ansporn.
Worin ist das Krankenhaus besonders stark?
Wir sind die größte Münchner Universitätskinderklinik. Das bedeutet,
dass wir auch darauf vorbereitet sind,
sehr diffizile oder seltene Fälle erfolgreich zu behandeln. Dafür ist natürlich eine höchst anspruchsvolle Medizintechnik ebenso notwendig wie
hervorragende Ärzte. Glücklicherweise sind alle Fachbereiche der Kindermedizin im Haunerschen durch
ausgewiesene Experten vertreten. Wir
sind daher auf alles vorbereitet.
Professor Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor
des Klinikums der Universität München.
Warum brauchen wir das neue
Hauner?
Das Dr. von Haunersche Kinderspital
ist seiner Tradition verpflichtet: Wir
bieten eine umfassende Behandlung
von Kindern und Jugendlichen. Das
denkmalgeschützte Klinikgebäude
wird den Anforderungen moderner
Kindermedizin aber nicht mehr gerecht. Daher ist das neue Hauner unbedingt notwendig, um auch in Zukunft medizinische Versorgung, aber
auch Wissenschaft und Forschung auf
höchstem internationalem Niveau zu
ermöglichen. Daneben ermöglicht das
neue Hauner eine noch engere Zusammenarbeit mit den Spezialisten
der anderen Fächer gerade bei Innovationen zum Beispiel in Neurologie/Neurochirurgie, Herzchirurgie etc.
Um wie viel Geld geht es?
Der Neubau ist dank einer großzügigen Spende der Regierung des Sultanats Oman gesichert. Nun stehen
wir vor der nächsten großen Herausforderung: Wir müssen die dringend
37
notwendigen zusätzlichen Forschungsflächen im neuen Hauner
verwirklichen. Nur so können wir
weiter dazu beitragen, Fortschritte in
der Diagnose und Behandlung von
chronischen und akuten Erkrankungen zu entwickeln.
Wie viel fehlt noch?
Bisher konzentrierte sich unsere
Spendenkampagne nur auf den eigentlichen Neubau des neuen Hauner. Erst durch die gesicherte Baufinanzierung seit Ende 2014 wurde der
Weg frei für den nächsten wichtigen
Schritt. Die Verwirklichung der neuen
Forschungsflächen kostet rund 16
Millionen Euro. Dafür benötigen wir
weiterhin jede Unterstützung, die wir
bekommen können.
Wer sind Ihre Unterstützer?
Unsere Unterstützer kommen aus
ganz verschiedenen Bereichen. Zum
einen haben wir viele Privatleute, die
mit Spenden einen wichtigen Beitrag
für unser Projekt leisten. Aber natürlich sind auch Unternehmen ein besonders wichtiger Pfeiler unserer
Spendenaktion. Zudem arbeiten wir
auch eng mit einigen sehr engagierten
Vereinen und Stiftungen zusammen.
All den Menschen, die uns bei unserem Projekt unterstützen, sind wir zu
großem Dank verpflichtet. 왗
LETZTE SEITE
Eine Frage noch ...
Foto: ZDF
... JOHANNES B. KERNER, worauf kommt es beim Smalltalk an?
„
S
malltalk hat den
etwas negativen
Ruf eines kurzen, oberflächlichen Gesprächs. Aber was ist eigentlich ein Smalltalk? Man hat nicht
viel Zeit, möchte knapp Informationen
austauschen und im besten Falle etwas Ergebnisbringendes mit aus dem
Gespräch nehmen. Es gibt für einen
Smalltalk nur ein Rezept, wie er gelingen kann. Und das heißt: Zuhören.
Nicht weghören, nicht abschweifen,
sondern die volle Aufmerksamkeit
schenken. Nur ein guter Zuhörer ist
auch ein guter Gesprächspartner. Nur
wer gut zuhört, wird auch gern gehört.
So gelingt nicht nur ein Smalltalk –
sondern auch ein Talk. Als ich noch
mehrfach wöchentlich Gesprächssen-
38
dungen geleitet habe, war meine Berufsbezeichnung Talkmaster. Eigentlich ein Irrsinn. Listen-Master wäre
korrekt gewesen. Denn Reden ist
nicht die eigentliche Kunst.
Sondern Zuhören.
“
Johannes Baptist Kerner ist deutscher Fernsehmoderator und Talkmaster. 왗
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Einfach aufklappen
Training and Development 2015
Weiterbildung muss sitzen, damit sie individuell zu Ihnen passt:
zu Ihrem Beruf, Ihrer Position, Ihrer Persönlichkeit. Sie erweitern
Ihren Horizont und verbessern Ihre berufliche Position. Und vielleicht das Wichtigste: Unsere Seminare machen Spaß! Spaß am
Neuen, am Austausch mit Gleichgesinnten, an frischen Ideen.
Alle Seminare, Lehrgänge und Veranstaltungen werden von anerkannten Experten und erfahrenen Praktikern mit langjährigen
Unternehmens- und Branchenkenntnissen durchgeführt.
Weiterbilden. Weiterkommen.
Training and Development
Unser Trainingsprogramm:
-
Führung und Zusammenarbeit
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Projekt- und Prozessmanagement
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