Erfahrungsbericht Cardiff 2014/15
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Erfahrungsbericht Cardiff 2014/15
Erfahrungsbericht Cardiff 2014/15 von Sebastian Eck ( (Pembroke Castle) Willkommen im Land der vielen Burgen und besonders in Cardiff! Nicht so viel größer wie Heidelberg und am Meer gelegen. Durch die Größe merkt man nicht unbedingt, dass man sich in einer europäischen Hauptstadt befindet. Und doch hat Cardiff einiges zu bieten: Allem voran der Wind und das Regenwetter. So wurden wir vor dem Auslandsaufenthalt auf jeden Fall vorgewarnt worden. Für unsere Zeit war das ziemlicher Quatsch. Die ersten beiden Wochen in Cardiff gab es traumhaft schönes Wetter und der perfekte Start in die 9 Monate. Und ansonsten konnten wir uns wirklich nicht beschweren bezüglich des Wetters. (Dieser Text wurde während strahlendem Sonnenschein geschrieben, der schon 4 Tage die Stadt begeisterten) Anreise: Mit dem Flieger ging es von Stuttgart aus am 17. September los. Der Preis für den Flug nach London war mit ca. 100€ auch wirklich in Ordnung. Mit dabei im Gepäck war auch meine ERASMUS-Kollegin Mia und das gemeinsame Anreisen kann ich nur wärmstens empfehlen. Von London aus ging es dann mit einem „International Coach“, organisiert von der Cardiff University, in Richtung der walisischen Heimat. Das klappte alles wunderbar und hatte davor nur eine kurze Mail benötigt. Gegen Abend kamen wir dann in Cardiff an und wir wurden toll empfangen. Allein für die Ankunft und die ersten Tage gab es Personal, das sich um die Fresher und besonders die dringenden Angelegenheiten kümmerten. So konnten wir am selben Abend noch die Zimmer beziehen. Alternative: Mit dem Bus. Ich bin über Ostern nach Hause gefahren und habe den Bus gewählt. Für die An-/Abreise gibt es diese Verbindung: Heidelberg-Köln (MeinFernbus: 15€) -> Köln-London (Megabus: 25-35€) -> London-Cardiff (Megabus: ab 2€). Ich bin die 15 Stunden von Cardiff nach Köln gefahren und habe dort dann bei einem Freund geschlafen um dann am nächsten Tag zurück nach Heidelberg zu fahren. Das dauert lange, war aber das Abenteuer definitiv wert. Zimmer und WG: Das Studentenwohnheim konnte man sich vorher auf SIMS (Verwaltungsseite der Uni Cardiff) auswählen. Schaut auf jeden Fall nach, wo die Wohnheime liege und sucht euch was in der Nähe von der Uni raus! Das Resultat: 23-Jähriger gemeinsam mit 4 Fresher aus aller Herren Länder. Nicht ganz ideal, besonders wenn man die fehlende Sauberkeit und Organisation der Frischlinge betrachtet, aber für die 9 Monate war das alle Mal in Ordnung. Manch Andere hatten es schlimmer erwischt. Ich wohnte in „Senghennydd Court“. Das ist ein Studentenwohnheim mit über 600 Leuten. Die Zimmer und die Wohnung sind für die Zeit passable (siehe Bild). Das Gute an „Senghetto“ (Spitzname) ist, dass es sehr zentral liegt. Man kommt überall in maximal 10-15 Minuten hin. Zum Sport können es auch mal 30 Minuten sein. Die Waschmaschinen gab es dann in einem separaten Waschraum. Nicht ganz so billig, aber immerhin noch besser als stinkend und dreckig in die Vorlesungen zu sitzen Die ersten Tage: Das erste Problem war das Internet auf den Laptop zu kriegen. Das ging es erstmal nicht, aber zum Glück gab es die „IT Clinic“. Dort konnte man direkt hingehen und einem wurde geholfen (manchmal auch mit längerer Wartezeit). Die IT Clinic, wie so ziemlich alle wichtigen Dinge am Anfange, findet ihr in der SU, der Student Union. Wenn ihr also angekommen seid und nicht weiterwisst, einfach mal da vorbeischauen und das Personal ein wenig nerven Außerhalb dem Logistischen bot die Uni noch Stadtführungen, Bibliotheksführungen und kleinere Ausflüge (z.B. zur Cardiff Bay) an. Das muss nicht immer das Aufregendste sein. ABER: es ist eine richtig tolle Gelegenheit um Kontakte aufzubauen, um Gleichgesinnte zu finden und um zu schauen, was alles so abgeht. In der Fresher’s Week dreht dann die ganze Meute auch fast durch und es gibt jeden Abend eine Möglichkeit in einen Club zu gehen. Was ich ein paar Mal gemacht habe: auf einer House Party aufschlagen. Die sind dann meistens auch von ERASMUS-Kollegen organisiert. Ergo springt da auch nicht nur das junge Gemüse herum. Societies: Ganz anders als in Heidelberg kann man einer oder mehreren Societies beitreten. Dazu gibt es gleich in der zweiten Woche einen “Society Fair“ in der Student Union, bei dem man sich Hunderte Clubs anschauen: Tennis, Science Fiction, Rugby, Backen. So ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Ich habe mich für Höhlenklettern, der Erasmus Society (sehr zum empfehlen – es gibt auch ein Tandemcafe) und dem Aikido-Club entschieden. Letzten Endes waren dies für mich persönlich Societies, die ich später nicht mehr weiterbesucht habe, weil es einfach nicht passte. Aus eigener Erfahrung: die Zeit, in der ich in keiner Society war, war ein wenig einsam und ich war viel im Zimmer gehockt. Aber ich habe dann noch mit Tennis angefangen und hatte dort sehr viel Spaß. Ich würde auf jeden Fall mal bei mehreren Societies reinschnuppern und schauen, was euch so gefällt. Nutzt das aus! Das Studieren: Vorweg – das mit dem Anrechnen der Kurse wird recht schwierig, weil die Kurse in Cardiff fast immer nur kurze Essays verlangen und dies nicht auf Heidelberg passt. Eine Möglichkeit ist es zwei Kurse in Cardiff, die ähnlich sind, zu belegen und zu gucken, ob es als ein HS/PS in Heidelberg durchgeht. Generell war für mich recht schnell klar, dass ich mich daher während dem ERASMUS eher auf andere/fachfremde Fächer konzentrieren möchte. So hab ich mit einem Spanischkurs für Anfänger angefangen. Dieser Kurs war wirklich unschlagbar gut und hängt die Sprachkurse in der Plöck um Lichtjahre ab. Wenn ihr also für 20 Cardiff Credits (ihr habt insgesamt 120 davon für die 2 Semester) eine neue Sprache lernen wollt, kann ich euch das nur wärmstens ans Herz legen. Da man lediglich am MLANG (Fakultät für Modern Languages) eingeschrieben ist, kann man fast nur solche Kurse belegen. Für Leute, die eine Naturwissenschaft studieren, sieht es daher nicht ganz so gut aus. Ich selbst habe mich für einen Politikkurs (Introduction to International Relations) entschieden, weil dies noch am meisten verwandt war mit meinem Nebenfach Geographie. Die Kurswahl ist vor dem offiziellen Studiumsbeginn. Allerdings konnte man die Kurse noch 2 Wochen lang ändern. Also kein Stress, wenn das nicht gleich sofort bei euch klappt. Für die Kurse ist extra eine Lernplattform namens „Learning Central“ angelegt. Dort findet man die ganzen Materialien, Assessments und die wichtigen Informationen zu den Kursen. Ich hab ein bisschen gebraucht bis ich mich darin zu Recht gefunden habe, aber dann war es sehr benutzerfreundlich und sehr übersichtlich um einen Überblick für alle Deadlines und Hausaufgaben zu haben. Insgesamt hat mich die Uni sehr überzeugt. Die Dozenten waren unglaublich freundlich und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Und da wir auch ein bisschen älter sind als der Otto-NormalStudent kommt man auch recht einfach in Small Talks mit den Dozenten kommen, die auch wirklich interessiert sind an den ausländischen Studenten. Nebenjob: Wenn ihr Kohle braucht, dann könnt ihr euch auch auf Nebenjobs bewerben. Anfangs habe ich es beim „Jobshop“ probiert. Dort wurden meistens nur spontan Leute für eintägige Aufgaben (oftmals nur 2-3 Stunden) gesucht. Ich hab mich da ein paar Mal auf die Angebote beworben, aber wurde nie gewählt. Direkt bei dem Arbeitgeber: Ich habe im November bei einem Laden namens Magic Wrap beworben und meinen Lebenslauf abgeben. Es dauerte dann ein bisschen. Von Januar ab habe ich dann in dem Laden von Magic Wrap in der SU gearbeitet und Wraps gedreht. Lohn: Mindestlohn (8,50€). Die Mitarbeiter waren eigentlich alles Studenten und deshalb war es auch trotz der vielen Arbeit sehr lustig. Und das Beste: Mitarbeiter bekommen Free Wraps. Einkaufen: LIDL: liegt in der Nähe vom MLANG (dem Gebäude wo ihr den meisten Unterricht habt) bzw. der „Arts & Social Library“. Dort ist es dann auch noch recht günstig. Und Lidl kennt man ja. TESCO: hat abends mit 23:00 Uhr offen und das ist sehr gut für kleinere Einkäufe. Essen und Trinken: Generell ist es ein wenig teurer in Cardiff. Besonders beim Bier merkt man das recht schnell. Magic Wrap: Die Wraps sind der Hammer und mit das Gesündeste, was ihr in Cardiff finden werdet. Fish & Chips: Und ab und an kann man sich dann auch eine Portion extrafettiger „Fish & Chips“ in einer Fishbar gönnen. English Breakfast: Das gibt es fast überall und sollte mindestens einmal Standard sein. Sunday Roast: Sonntags kann man in mehreren Lokalen ein Sunday Roast nehmen. Direkt gegenüber vom Cardiff Castle gibt es eine Bar, wo die Portionen ordentlich groß und auch lecker sind. Cafe Citta: Die haben sehr gute Pizzas und ausgezeichnete Salate. Ein schnuckeliges Restaurant, in das man Freunde und Familie, die euch besuchen, ausführen kann: www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g186460-d2024332-Reviews-Cafe_CittaCardiff_Southern_Wales_Wales.html Reisen und Ausflüge: Wann? An Wochenenden, in den Reading Weeks (WEEK 6) und während dem Easter Recess habt ihr genügend Zeit um die Insel, besonders natürlich auch Wales, zu erkundigen. Was kann ich machen? Geht bei den Ausflügen der ERASMUS-Society oder der „International Students“-Society mit. Die bieten fast jede Woche zu Semesterzeiten 1-tägige Trips an (z.B. nach Liverpool, Oxford, Cambridge, Bristol). Zusätzlich gibt es noch spezielle Ausflüge übers Wochenende – beispielsweise nach Amsterdam oder Edinburgh. Und sonst? Wenn ihr 25 Jahre alt seid, könnt ihr euch recht günstig ein Auto mieten und Wales oder den Rest der Insel bereisen. Noch was? Geht auf www.uk.megabus.com oder www.nationalexpress.com und sucht euch eure Städte raus, die ihr besuchen möchtet. Wenn ihr 4 Wochen vorher bucht, sind die Tickets verdammt billig. So kann man manchmal nach London für 1,50 Pfund kommen. Was habe ich gemacht? Eine Tramp-Reise durch den Süd-Westen von Wales. Mit meinem italienischen Freund Matteo sind für 5 Tage von Cardiff nach Pembroke über Fishguard hoch nach Aberystwyth getrampt. Die Leute dort sind sehr freundlich und wir haben nie länger als 20 Minuten gewartet bis uns der nächste Waliser mitgenommen hat. Für die Nächte sind wir dann in Bed & Breakfast Häusern eingekehrt. Das waren mit Abstand die schönsten 5 Tage während meinem ERASMUS-Jahr. Es war ein Abenteuer und die Natur ist wirklich atemberaubend. Der Strand, die Kliffen und die endlosen grünen Wiesen. Wer ein bisschen mutig ist, dem wird das auch sehr gefallen. Solltet ihr zum Trampen in Wales ein paar Tipps brauchen, könnt ihr mich gerne anschreiben unter: [email protected] Ein Tipp vorweg: ein wiederbeschreibbares, pinkfarbenes Whiteboard war unser Ass im Ärmel! Am Ende waren wir in Aberystwyth. Und allein für diesen Ausblick (mit ner Packung Chips) hat sich die Zeit in Cardiff schon gelohnt: (Aberystwyth – Pen Dinas & Wellington Monument)