Erfahrungsbericht Auslandssemster RMIT, Melbourne, Australia

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Erfahrungsbericht Auslandssemster RMIT, Melbourne, Australia
Erfahrungsbericht
Auslandssemster RMIT, Melbourne, Australia
Jonathan Grupp
Heimathochschule: DHBW
Studienfach: Angewandte Informatik
Studienziel: Bachelor / Undergraduate
Semester: 4
Jahrgang: 2009
Zeitraum: Februar bis Juli 2011
Kontakt:
[email protected]
[email protected]
Vorwort:
Während des 4. Semesters meines Studiums an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg
(DHBW) konnte ich die Möglichkeit wahrnehmen ein Auslandssemester am Royal Melbourne Institute
of Technology (RMIT) in Melbourne, Australien zu verbringen.
In diesem Bericht möchte ich gerne meine Erfahrung weitergeben und habe ihn deshalb in folgende
Teile unterteilt:
1)
2)
3)
4)
5)
Vorbereitung des Aufenthalts
Studium
Das Leben in Melbourne
Persönliche Wertung
Tipps
1 - Vorbereitung des Aufenthalts:
Bevor man eine so große und spannende Unternehmung wie ein Auslandssemester antritt gibt es
einige Dinge, die man im Voraus klären oder beachten sollte. Dazu gehören Flug, Visum, Kurswahl,
Bewerbung, Anfertigen eines Learning Agreements und auch die finanzielle Planung.
Als erstes sollte das Visum beantragt werden, da mit dieser Entscheidung das Auslandssemester
steht oder fällt. Normalerweise gibt es aber keinen Grund, dass das Visum abgelehnt werden sollte.
Die notwendigen Schritte können für deutsche Staatsbürger alle online auf der Website des
Australischen Migrationsamts - http://www.eta.immi.gov.au/ - vorgenommen werden und die
Ausstellung dauert in der Regel ein paar Tage.
Der Visumtyp kann bei der Auslandsbehörde der Gasthochschule im Ausland erfragt werden. Die
RMIT Website - http://www.rmit.edu.au/ - unter dem Stichwort 'abroad' kann hier hilfreich sein, falls
kein persönlicher Ansprechpartner vorhanden ist. Um ein Studentenvisum, in meinem Fall war das
Visum Subclass 575, zu beantragen, benötigt man eine electronic Confirmation of Enrolment (eCoE)
und wird von der Gasthochschule nach erfolgreichem Einschreiben an der Universität ausgestellt. Die
Kurswahl auf dem Bewerbungsbogen war in meinem Fall nicht bindend, sollte aber dennoch wohl
überlegt sein, da das Einschreiben in andere Kurse zwar möglich, aber auch mit etwas Mehraufwand
verbunden ist.
Für die Kurswahl ist es sinnvoll nach der passenden Behörde am RMIT zu suchen - computer
science – http://www.rmit.edu.au/compsci - und einen ähnlichen Studiengang auszusuchen. Dann
können die zugehörigen subjects unter Program Structure nach passenden Fächern durchsucht
werden. Hierbei ist die Absprache mit den Verantwortlichen der Heimathochschule für das Learning
Agreement. Dies sind normalerweise der Studiengangsleiter und der Dekan. Es empfiehlt sich mehr
als die vier vorgeschriebenen Kurse auszusuchen, da es nicht gewährleistet ist, dass alle gewählten
Kurse auch belegt werden können. Dies kann an Terminkonflikten und nicht erfüllten
Zulassungskriterien liegen. Deshalb empfiehlt es sich ein paar Alternativen zu haben.
Sind die passenden Kurse gefunden worden und das Learning Agreement aufgesetzt, kann man die
Bewerbungsformulare, falls noch nicht vorhanden, durch den Auslandskorrespondenten der
Gasthochschule erhalten. Die Bewerbung kann oft ebenfalls elektronisch eingereicht werden,
dadurch spart man sich lange Postwege und Wartezeiten. Läuft alles wie erwartet bekommt man das
eCoE elektronisch zugesandt und kann das Visum beantragen.
Nach Erhalt des Visums kann der Flug gebucht werden. Hierbei ist zu beachten, dass man sich
genug Zeit zwischen Ankunft und Studiumsbeginn und gegebenenfalls Orientierungsprogramm
einräumt. Diese Zeit kann dann für Wohnungssuche, Überwinden des Jetlags und das Sich-Einfinden
in Melbourne verwendet werden. Zudem können unter Umständen schon kleine Trips in der
Umgebung unternommen werden, falls die Wohnungssuche schneller als erwartet erfolgreich ist.
Das RMIT empfiehlt zwei Wochen vor der Orientation Week anzureisen. Zwei Wochen finde ich ideal.
Für die Wohnungssuche stellt das RMIT eine hervorragende Website –
http://www.rmit.edu.au/housing - die durch die Suche auf http://www.gumtree.com/ ergänzt werden
kann. Für die ersten Wochen kann ich das Greenhouse Hostel - http://greenhouse.melbournehostels.com.au/index.jsp - direkt im CBD (Central Business District – australisch für Downtown)
empfehlen. Die zentrale Lage, das freundliche und hilfsbereite Personal und sehr viele internationale
Reisende und Studierende sind in den ersten Wochen sehr wertvoll. Die Preise sind angemessen und
wenn man früher weg will, weil man einen festen Wohnsitz gefunden hat, kann man den restlichen
Buchungsbetrag jeder Zeit zurückerstattet bekommen.
Es empfiehlt sich NICHT bereits von zu Hause nach einer Unterkunft zu suchen, da vor Allem Leute
aus Übersee leicht Opfer von Betrug werden. Also lieber ein bisschen früher kommen und alles vor
Ort erledigen.
Hat man den Termin der Hinreise festgelegt, kann man den Flug buchen. Falls man bereits den
Termin seiner Rückreise kennt, kommt man wesentlich günstiger weg, wenn man Hin- und Rückflug
gleich zusammen bucht (1200€ - 1500€ mit den großen Airlines). Wer flexibel sein möchte, kann sich
auf 800€ bis 900€ pro Flug mit den großen Airlines einstellen. Sehr beliebt in Australien ist die Airline
Quantas, die für den Preis ein außerordentlich guten Service bietet. Mit Quantas war auch mein
Hinflug und ich habe Ihn trotz der sehr langen Reisezeit sehr genossen. Mein Rückflug mit Qatar steht
noch aus, deshalb kann ich hier noch keine Auskunft geben, jedoch habe ich viele Empfehlungen und
positive Kritiken gehört.
Die Zwischenstopps sind meistens in Asien, wer reiselustig ist, kann hier ein paar Tage
Zwischenstopp einlegen oder man deckt sich einfach nur im Duty Free Shop mit Genussmitteln ein,
da diese hier wesentlich günstiger als in Deutschland und vorallem als in Australien sind ;)
Zum Finanziellen kann ich Folgendes sagen. Australien ist sehr, sehr teuer was so ziemlich alles
angeht. Essen, Trinken, Ausgehen, Miete, Öffentliche Verkehrsmittel, auswärts Essen...
Mietpreise für ein Zimmer in Citynähe betragen ca. $175 bis $250 pro Woche! Nach oben sind (fast)
keine Grenzen. Wenn man etwas weiter vom Zentrum weg wohnt, wird es billiger, aber man braucht
natürlich auch länger zur Uni und meistens zu allen anderen sozialen Aktivitäten.
Ich kam pro Woche mit ca. $350 inklusive Miete und exklusive Reise- / Sonderbudget gut zurecht.
Gegebenenfalls muss man vielleicht etwas zurückstecken und Prioritäten setzen. Wenn man
konsequent clever einkauft, kocht und mietet, kommt man auch günstiger weg.
Zigaretten und Alkohol sind in Australien exorbitant teuer. Eine Schachtel Zigaretten kostet um die $16
und wenn man Abends ein gemütliches Bier trinken möchte, zahlt man auch im Supermarkt um die $3
pro Flasche. Also bei Bedarf im Duty Free Shop auf der Hinreise eindecken.
2 - Studium
Im Vergleich zum Studium an der DHBW waren die Kurse am RMIT sehr praxisorientiert. In jedem
Fach hat man neben der Vorlesung noch Labs und oder Tutorien und nicht selten zählen die Arbeiten,
die man während des Semester anfertigt, 40, 50 und bis zu 75 Prozent der Gesamtnote. Meiner
Ansicht nach sehr sinnvoll, da man so konsequent die Sachen die man lernt auch gleich umsetzt und
sich schon mal ein Puffer für die Final Exams aufbauen kann.
Am RMIT habe ich folgende Kurse belegt:
MATH 2200 – Statistics I – Ein first year Kurs, also vergleichsweise etwas einfacher als meine
anderen Kurse gewesen, dennoch viel gelernt. Labs kommen für 40% der Gesamtnote auf.
Bekommt von mir 4/5 Punkten.
EEET 2096 – Computer System Engineering – Assembler und C Programmierung auf einem ARM
Prozessor. Third year Kurs, anspruchsvoll, manchmal frustrierend, da wir der erste Jahrgang auf
dieser Prozessor-Architektur waren. Feinabstimmung der Materialien war oft nicht gegeben.
Im Großen und Ganzen aber sehr wertvoll und gut durchdacht. Labs und kurzer Test machen 50% der
Gesamtnote aus. Ebenfalls 4/5 Punkten.
COSC 1187 – Interactive 3D Graphics and Animation – Ebenfalls ein third year. Sehr anspruchsvoll
und zeitintensiv, sollte man also nur bei großem Interesse und Engagement belegen. Mit OpenGL
unter C wird über das Jahr hinweg ein eigene 3D Applikation erstellt. Themen sind unter anderem
Performance, Coding Style, Animation, Texturing, Realtime Rendering. Sehr praktisch angelegt,
Projekte zählen 75% der Gesamtnote. Von mir 5/5 Punkten.
COSC 1093 – Scripting Language Programming – Programmieren in Perl und Python, zwei sehr
beliebte, nützliche und komplett unterschiedliche Skriptsprachen. Vorlesung manchmal etwas trocken,
Skript, Labs und Assignments jedoch sehr gut ausgearbeitet. Assignments zählen 50%.
Erhält 4.5/5 Punkten.
Alle meine Vorlesungen, Tutorien und Labs wurden am City Campus gehalten. Meine Empfehlung,
falls möglich, ist es auch nur Kurse zu belegen, die am City Campus stattfinden. Das RMIT hat noch
einen zweiten Campus im Stadtteil Bundoora. Die Anfahrt von der Stadt ist aber mit den Öffentlichen
ca. 40 bis 50 Minuten.
Der Campus an sich liegt sehr zentral und bietet so gut wie alles, was man als Student braucht, unter
anderem eine riesige Bibliothek, viele kleine Shops, ein Fitnessstudio, Büros und Räume für die
Studentenvereinigungen und sogar Gebetsräume.
Das RMIT hat um die 50,000 Studenten und dadurch ein riesiges Angebot an Clubs (für jegliche
Sportart und Hobbies, die man sich vorstellen kann) und Fächern. Es empfiehlt sich also hier mal über
den Tellerrand zu schauen und eventuell Kurse zu belegen, an die man daheim nur schwer oder gar
nicht heran kommt und auch dem einen oder anderen Club beizutreten. So lernt man viele Leute
kennen und kann auch gleich noch tolle Sachen unternehmen. Pro Semester hat das RMIT an die 300
Auslandsstudenten, das Personal und die Studenten sind ein internationales Flair also mehr als
gewohnt und kennen meistens jedes Problem das aufkommen kann schon.
Zu viel möchte ich an dieser Stelle aber nicht erzählen, selber entdecken!
3 - Das Leben in Melbourne
Melbourne ist mit San Francisco die internationalste Stadt, die ich kenne. Man lernt Leute aus den
unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten kennen und wenn man einen Australier kennenlernt, ist
das fast schon etwas Besonderes. Ein wahrer Melting-Pot. Es gibt kulturell also viel zu entdecken und
oft lohnt es sich auch mal etwas Neues auszuprobieren, manchmal auch nicht, aber dieses Risiko
sollte man eingehen :) Generell sind die Melbournianer sehr freundlich und hilfsbereit und vor Allem
auch sehr offen und tolerant. Auch wenn Melbourne eine der friedlichsten Städte ist, die ich kenne
schwebt, wie über jeder Großstadt, auch eine Schattenseite, mit Drogen, Gewalt und
Obdachslosigkeit. Man sollte also nicht zu unvorsichtig und naiv sein. Mit der überaus freundlichen
und presenten Bundespolizei fühlt man sich aber meist sehr sicher.
In Melbourne unglaublich viel zu entdecken und zu erleben, auch wenn man manchmal etwas
genauer hinschauen muss.
4 - Persönliche Wertung
Sowohl akademisch als auch privat konnte ich sehr viel aus meinem Auslandsaufenthalt mitnehmen
und würde es jeder Zeit wieder tun. Sowohl die guten als auch die schlechten (auch die gibt es,
manchmal sogar nicht zu knapp) Erfahrungen, die man macht, sind unbezahlbar und sie haben
zumindest bei mir entscheidend zur Persönlichkeitsentwicklung und Lebensweise beigetragen. Bei
den schlechten ist es wichtig, dass man nicht sofort den Kopf einzieht und aufgibt. Es gibt viele die in
der selben Situation stecken/steckten oder auch einfach nur so gern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Alles in allem ist dies eine Erfahrung, die ich jedem, der etwas abenteuerlustig ist und Mut mitbringt,
sofort empfehlen würde.
Einziger Nachteil, man kann in der kurzen Zeit nicht mal die Hälfte von dem entdecken, was man
sehen möchte, aber einer Rückkehr steht ja außer knapp 16,000 Kilometern nichts im Wege ;)
5 – Tipps:
- http://www.gumtree.com/ - für alles Mögliche was man kaufen oder mieten kann
- Ist man Exchange-Student bekommt man eine Concession-Card für Tram/Train und zahlt für alles
nur die Hälfte. Die Formulare sollten an der Gasthochschule erhältlich sein.
- http://www.metlinkmelbourne.com/ - Fahrplan, leider manchmal etwas umständlich...
- Günstige Flüge von Australien aus
- http://www.virginaustralia.com/
- http://www.jetstar.com/
- http://www.statravel.com.au/ (specials für under 26 &
international flights – RMIT hat eine Filiale auf dem City
Campus)
- von Tiger Airlines kann ich abraten!
- http://www.qvm.com.au/ - günstige, frische und lokale Lebensmittel und auch für sich ein Spektakel
- Kleidung – man ist zwar in Australien, aber in Melbourne wird leider auch Winter (Mitte Mai bis Mitte
September). Dieser ist zwar kein Vergleich zum deutschen, aber Nachts kann es in dieser Zeit auch
mal unter 5° fallen und tagsüber ist es auch oft unter 15°. Also nicht nur T-Shirts und StrandKlamotten mitnehmen ;)
- Als Student bekommt man bei der Commonwealth Bank ein kostenloses Konto, für alle die eventuell
Arbeiten wollen oder es für etwas anderes brauchen
- Handyverträge und Prepaid Optionen war für meinen Geschmack etwas undurchsichtig und teuer.
Bei Optus bekommt man aber für $30 monatlich mit dem TurboCapPlus Plan (prepaid) genug Credit
für die Telefonate und SMS die man braucht. Andere Anbieter sind Vodafone, Libara (nichts gutes
gehört) und Telstra.
- Internet – generell in Australien: langsam