die märkte - SUB - Universität Bern

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die märkte - SUB - Universität Bern
die märkte
schwarzmarkt, graumarkt, flohmarkt
Anarchie und Tigerpenisse
Schreibende Geister 12-13
Eine SUBspezies 16
Beda Stadler im Interview
8
18-19
Die
GRÖSSTEER
SCHWEIZ SE
JOBMES
i!
Eintritt fre
Studis aufgepasst:
save the date!
12. Dezember 2013, Messe Zürich
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editorial
inhalt
akzent
unisphäre
11 16 Liebe Leserinnen, liebe Leser
In dieser Ausgabe dreht sich alles um
unsere Märkte. Vom Schwarzmarkt
über den Graumarkt bis zum Flohmarkt.
Immer wieder spielen die Märkte der
Welt verrückt oder genauer gesagt die
Menschen im System selbst. So scheint
es, als wollen die Politikerinnen und
Politiker in den USA nicht mehr an
gewissen Märkten teilhaben und frieren
aus Uneinigkeit indirekt einen Teil ihrer
Staatsbetriebe ein. Die Auswirkungen
sind gravierend und die ach so gut
erforschten und organisierten Märkte
scheinen einmal mehr nicht so klar
definiert und kontrollierbar. Auch wir als
Studierende sind ein Teil dieses Systems,
seien es Flohmärkte, Wohnungsmärkte
oder Downloadseiten. Wir kämpfen uns
durch das Gewirr der Märkte, schlängeln uns durch das Labyrinth der 1 000
Wahrheiten und versuchen den grösstmöglichen Nutzen aus ihnen zu ziehen.
Ob illegal, im grauen Bereich oder legal
spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
In der 165. unikum-Ausgabe möchten
wir euch ein wenig Licht in den Märktedschungel bringen.
Auf Seite 5 beschäftigen wir uns mit den
allseits beliebten Downloadseiten und
bringen auf Seite 11 ein wenig Licht in
das Wirrwarr des Wohnungsmarktes.
Ausserdem wagen wir einen Blick in den
sagenumwobenen Markt des Ghostwritings (S. 12) und jemand aus unserem
Team begab sich in die dunklen Gefilde
eines Schwarzmarktes, um sich einen
verbotenen Gegenstand anzueignen (S.
8). Freut euch auf ein wenig Abwechslung mit dem neuen unikum, sei es
während oder nach der Vorlesung.
Matthias Boss
unikum-Koordinator
PS: David Egger, unser derzeitiger Lektor,
hat die Wahl im StudentInnenrat
gemeistert und kann uns nun auch in
redaktioneller Sicht tatkräftig unterstützen. Wir freuen uns auf seine Texte.
5-7
Wanted: neues Zuhase
Feldforschung auf dem Berner
Wohnungsmarkt offenbart:
Günstige Wohnungen für Studis
sind selten, doch ein Projekt
mit RentnerInnen sowie eine
neue Studiunterkunft sollen die
Wohnungsnot lindern.
Selbstbedienungsladen Musik Fluch oder Segen?
Sich Musik im Internet gratis zu
besorgen ist nicht schwer. Alles
ist nur einen Klick entfernt. Doch
was sind die Auswirkungen des
gedankenlosen Downloads?
8
12-13 Tigerpenis und Nacktschnecken
SUBspezies FachschaftlerInnen
Freiwillige Arbeit bei Parties und auf
Institutsebene – Mitbestimmung
leicht gemacht
15 Mehr Behinderte in die Politik
15 «Extrem scheiss viel Geld»
Die kantonale Behindertenkonferenz Bern organisiert eine
Tagung zur Behindertenpolitik.
Ein Einblick in die erste
StudentInnenratssitzung des
Herbstsemesters.
17 Engagier Dich!
Verwirkliche dein eigenes Projekt.
Mit dem Ziel, irgendein Produkt
zu besorgen, schaute sich das
unikum auf dem Schwarzmarkt
um. Tigerpenisse, Nacktschnecken
und verbotene Bücher spielen dabei
keine unwichtige Rolle.
Ghostwriting an der Uni
titelbild: leonie eichin
Schreiben oder schreiben lassen,
das ist hier die Frage. Eine Frage,
die sich offensichtlich immer öfter
stellt, auch an den Universitäten.
Eine Beleuchtung der GhostwritingThematik.
Willst auch du für eine Ausgabe das
Titelbild des unikums gestalten? Dann
melde dich beim unikum-Layout
([email protected]).
rubriken
4
9
Umfrage
19
Apropos...
21
Die fünf
23
Sich gegen Verbote zu äussern ist
20 einfach, doch was ist legal und sollte 20
verboten werden?
20
Schwarzmalerei
...verdammt schwarzen Sachen
Herr Stadler
9
14
Pinnwand
18-19 Auf ein Wort
22 Serviceverzeichnis
Reinziehn
Impressum
Zitat vom StudentInnenrat
Carte Blanche
Rätsel
Entdecken
Von der Suche nach Schätzen und
Gestöber auf dem Flohmi
unikum 165
3
umfrage
ist, dass bei Tickets von Veranstaltungen
Hamsterkäufe getätigt und dann für
unbezahlbare Preise wieder verscherbelt
werden, zum Beispiel beim Openair St.
Gallen.»
1
2
4
3
5
6
bilder: helga weber
«nacktwandern sollte
verboten werden»
Da sage doch mal jemand, die Jugend von heute sei unpolitisch.
Wenn es um legale Sachen und Aktivitäten geht, die verboten werden sollten, kommen den meisten
sofort politische Aspekte in den
Sinn. Lest selbst...
helga weber
1 Sarah Koenig
Englisch und Kunstgeschichte, 21
«Ich wäre dafür, dass man verbietet,
dass kulturelle Treffpunkte oder Bars,
die vorher nicht in einem Wohngebiet
gewesen sind und plötzlich umgeben
sind von Wohnsiedlungen, geschlossen
werden. Und dass verhindert wird, dass
sich Kultur entwickeln kann. Dass es
dadurch weniger Platz für Jugend und
Randgruppen gibt und dass sie sich nicht
frei bewegen können, nur weil sich das
Umfeld geändert hat. Dass sie vertrieben
werden, obwohl sie eigentlich zuerst
dort waren. Ein Beispiel dazu wäre der
Jugendtreff HANGAR in Ostermundigen,
der geschlossen werden musste, weil sie
ein Wohngebiet drumherum gebaut haben, nachher ist es zu laut geworden...»
2 Atilla Atasoy
Linguistik und Germanistik, 20
«Man sollte eine Null-Toleranz-Politik
für Autofahrer einführen, wie in den
anderen europäischen Ländern. Velo4
unikum 165
fahren bei konsumiertem Alkohol soll
man gerne machen, aber ich finde, im
Moment fahren sie mit dem Velo in
Bern zu chaotisch. Bei Alkohol auf dem
Velo würde ich die 0,5-Promillegrenze
einführen. In der Schweiz ist sowieso
alles schon stark vom Staat diktiert. Aber
Nacktwandern sollte verboten werden.
Ich komme aus der Ostschweiz, da trifft
man immer wieder Nacktwanderer an.
Das sollte man speziell verbieten oder
spezielle Wanderwege deklarieren, die
nur für das gedacht sind. Es ist unangenehm, wenn man wandert und nackte
Leute trifft.»
3 Marco Dal Molin
Geschichte und Sozialwissenschaften, 23
«Zu hohe Gehälter, weil hundertfacher
Lohn nicht die Rechtfertigung für hundertfache Leistung ist. Man sollte auch
eine erweiterte Deklarationspflicht bei
Lebensmitteln einführen. Im Bereich
Lebensmittel, finde ich, kann man fast
nicht genug deklarieren. Auch bei Kleidung sollte das viel transparenter sein,
also Zwischenhändler, Warenketten und
all das. Miserable Arbeitsbedingungen
sollte man verbieten, denn ich finde man
sollte nicht arbeiten müssen, ohne davon
leben zu können. Das geht auch in die
Richtung Mindestlohn, Kinderschutz und
Arbeitsrecht, da es da nicht genügend
Beschränkungen und Regulationen gibt
um Willkür einzuschränken – und das
überall in Drittweltländern und hier in
der Schweiz. Was mich auch sehr stört
4 Joël Wicki
Psychologie, 27
«Man sollte nicht mehr im Zug drängeln
dürfen beziehungsweise nicht mehr so
vor den Zugtüren drängeln, als ob das
Leben davon abhängt. Man darf nicht
mehr viel schaffen. Man sollte verbieten
mehr als 40 Stunden zu arbeiten. Man
sollte verbieten, dass man in Freizeit und
Arbeit denkt. Der Mensch sollte vielmehr das Leben als Ganzes begreifen. Ja,
was gibts, also da könnt man huureviel
sagen. Ich finde, man darf nicht mehr...
Ja, also das wärs, da wär ich dann glücklich.»
5 Constantin Streit
Geographie, 27
«Man sollte Gestank verbieten. Ignorante Leute, die sollte man verbieten,
aber die sind ja legal und schwer zu
verbieten. Unbrauchbare Softwaresysteme. Wasserprivatisierung sollte
verboten werden. Ich finde, dass Wasser
öffentliches Gut ist, das jedes Lebewesen
braucht, um zu überleben. Das ist ein
Allgemeingut und ich finde damit darf
man kein Geld verdienen und schon gar
nicht privat noch mit Aktien handeln
und spekulieren. Das Gleiche gilt für
Nahrungsmittel, Getreide und so weiter,
das an der Börse gehandelt wird.»
6 Bianca Hänsel
Französisch und Ethnologie, 19
«Ich muss sagen, dass ich Verbote nicht
so cool finde, weil sie Anreize geben,
die Sachen, gerade bei Substanzen, zu
konsumieren. Ein Beispiel ist Salvia, was
verboten worden ist, weil man es als
Droge missbrauchen kann. Und durch
das Verbot sind einige überhaupt erst
darauf gekommen, dass sie es konsumieren könnten. Vorher haben sie es nicht
gekannt. Jetzt ist ein richtiger Boom und
Anreiz da, es zu konsumieren. Zudem
werden sehr viele Sachen verboten, obwohl man eigentlich gar nicht so genau
darüber Bescheid weiss. Von daher finde
ich, dass viele Verbote unnötig und kontraproduktiv sind.»
akzent
selbstbedienungsladen musik –
fluch oder segen?
Viele von uns haben es schon getan – ein Klick
und die Lieblingsmusik landet auf dem Computer. Gratis und franko und ohne Folgen. Aber
stimmt das wirklich? Welche Auswirkungen
hat der Schwarzmarkt Musik auf die Industrie
und die Künstler selbst? Ein Rück- und Ausblick.
maria gerber
Ja, es hat sie gegeben; die Zeit, in der alles möglich zu
sein schien. Das Internet war gerade in den Kinderschuhen, unbegrenzte Freiheit ahoi. Zu Beginn war wenigen
bewusst, was für Möglichkeiten, aber auch welche Risiken und Nebenwirkungen sich damit erschlossen. Diejenigen unter uns, die in den 90ern im denk- und handlungsfähigen Alter waren, werden sich erinnern an die
Tage, in denen man das Internet noch erforschen konnte ohne von Firewalls, Virenscannern, nervigen Popups und warnenden Müttern eingeschränkt zu werden.
Durch die Anonymität, in der man sich sicher wähnte,
erschien das Internet wie ein riesiger, rechtsfreier Raum.
Wer sich nun den Strömungen des World Wide Web so
hingab, stiess wahrscheinlich früher oder später auch
auf Napster.
Eine revolutionäre Idee
1999 wurde der Online Musikdienst Napster mit einer revolutionären Idee aufgeschaltet: Musik sollte
für alle Menschen mit Internetzugang verfügbar werden. Schnell, einfach – und vor allem gratis. Zwei unterschiedliche Computer, egal wie weit auseinander,
sollten zu einem sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk
(P2P) verbunden werden können, um so untereinander
(Musik-)Dateien auszutauschen. Die Napster-Software
durchsuchte alle MP3-Dateien auf dem Computer und
meldete jedem, der eine bestimmte Datei suchte, die IPAdressen der Computer, auf welchen diese gespeichert
waren. Innert kürzester Zeit entwickelte sich Napster zu
einem der beliebtesten Onlinedienste mit bis zu 25 Prozent Zuwachs pro Woche. Zum Ende hin nahmen um die
80 Millionen Menschen die Dienste von Napster in Anspruch.
Trotz dieses kometenhaften Erfolgs wurde Napster in
seiner Reinform nur zwei Jahre alt. Da die meiste Musik
durch Copyrights geschützt ist, verklagte der Verband
der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) den OnlineMusikdienst wegen Urheberrechtsverletzung. Es folgte
eine mehrjährige Gerichtsschlammschlacht. Als Kompromiss fand sich am Ende die Anbietung von Musik als
Abo-System – so bietet Napster seine Dienste bis heute
kostenpflichtig an. Das neue Napster konnte jedoch nie
an alte, glorreiche Zeiten anknüpfen – der Weg für andere Dienste und neue Technologien war frei.
Bedeutung des Urheberrechts
P2P-Seiten existieren immer noch und auch der Krieg
der Musikindustrie gegen diese Seiten ebbt nicht ab.
In der Schweiz wacht die Genossenschaft der Urheber
und Verleger von Musik (SUISA) seit 1923 über das Urheberrecht von inzwischen 30 000 Künstlern. Auf der
Webseite wird Urheberrecht folgendermassen definiert:
«Das Urheberrechtsgesetz macht den Urheber eines
Werkes zu seinem Eigentümer. Dieses Werk darf nur veröffentlicht, vervielfältigt, öffentlich aufgeführt, gesendet oder wie auch immer verbreitet werden, wenn sein
Urheber damit einverstanden ist. Dafür darf der Urheber eine Entschädigung verlangen.» Dazu gehören auch
die sogenannten Vervielfältigungsrechte. Mit jedem
von Schweizer KundInnen gekauften CD-Rohling fliesst
ein Teil des Kaufpreises an die SUISA, mit welchem diese den Künstlerinnen und Künstlern die Urheberrechte
pauschal abgelten muss. Doch was bringt das, wenn
im iPod-Zeitalter niemand mehr CDs kauft? Auch dafür
steht eine Lösung bereit: Der Hersteller oder die Importeurin bezahlen für jeden Leerträger, ob CD- oder MP3Player, eine Vergütung: eine Art «Urheberrechtssteuer».
Die Schweiz als Sonderfall
Herr und Frau Schweizer, die nun mit juckendem Downloadfinger vor dem Computer sitzen, brauchen zumindest hierzulande nicht zu zögern. Es bleibt ohne Folgen,
vorausgesetzt man lädt selber keine Dateien hoch. Woher
die Datei kommt, die man sich gerade zieht, darüber sollen sich die Konsumierenden keine Gedanken machen
müssen – die Einschätzung darüber, ob ein Download
illegal ist, könnten die Konsumierenden nicht treffen.
Dies sogar, wenn das Material klar aus dubiosen Quellen stammt und man sich eigentlich sicher sein könnte,
dass der Download weder seriös noch legal war. Dies ist
zum Beispiel in Deutschland anders: Dort ist das Herunterladen aus klar illegalen Quellen verboten. Die rechtliche Meinung ist, die Verbrauchenden könnten sehr
gut selber einschätzen, ob ein Download legal sei oder
nicht. Der Download von P2P-Seiten ist somit klar verboten und kann zu Geld- oder Gefängnisstrafen führen. Im
Gegensatz zu Deutschland geht die Schweizer Gesetzgebung also davon aus, dass Herr und Frau Schweizer nicht
selber entscheiden können, was recht und unrecht ist.
Alte Probleme und neue Möglichkeiten
Auf den ersten Blick haben P2P-Netzwerke nur Vorteile
– man hat schnell und von zuhause aus Zugriff auf Unmengen von Musikdateien, ohne sich dafür in einem
Plattenladen durch Tausende von CDs wühlen zu müssen. Viele IndiekünstlerInnen und junge Bands mussten
früher sehr lange in zwielichtigen Bars und Clubs auftreten und waren für die Werbung und Verteilung ihrer Musik selbst verantwortlich. Kein Budget vorhanden
und vielleicht noch das Pech, in irgendeinem Kuhkaff in
Amerika zu leben? Dann waren die Chancen, entdeckt
unikum 165
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akzent
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und berühmt zu werden, beinahe gleich null. Geld war
bei MusikerInnen und KünstlerInnen immer schon ein
Problem. Wer nicht bei einer grossen Plattenfirma unter Vertrag ist, regelmässige Auftritte hat, jedes Jahr eine CD produziert und nebenbei noch modelt, konnte von
Musik noch nie gut leben. Das hat sich seit dem Aufkommen von Downloadwebsites nicht grundlegend verändert. Gerd Leonhard, früher selber Musiker und Komponist, heute seines Zeichens Zukunftsforscher, sieht
im Internet sogar grosse Chancen. Auf seiner Internetseite propagiert er die unbegrenzten Möglichkeiten des
Vertriebs und der Werbung im WWW, welche, anders
als auf konventionellem Weg, kaum etwas kosten. Dafür wird ohne grossen Aufwand ein riesiges Publikum
erreicht, welches den Musiker oder die Musikerin sonst
vielleicht nie kennengelernt hätte. Das Problem liege, so
Leonhard, vielmehr bei der Musikindustrie, welche von
ihrem Geschäftsmodell der totalen Vertriebskontrolle
nur unwillig abrückt. Er sieht die Zukunft der Musik in
sogenannten Lizenzen, welche nicht die CD-Stückzahlen
berücksichtigen, sondern wie oft ein bestimmter Künstler tatsächlich gespielt oder gestreamt wird. Eine Art
Spotify (siehe Box) für die Masse – günstiger, aber dafür
zum Beispiel direkt integriert in den Mobilfunkvertrag.
Die Erlöse aus diesen kostenpflichtigen Musikabos würden dann an die Künstler und Künstlerinnen so verteilt,
dass die Beliebten am Ende mehr vom Kuchen haben als
die wenig Gehörten.
men, wird es für aufstrebende KünstlerInnen zunehmend schwieriger werden, ein Label zu finden.
Wem schadet der Schwarzmarkt mit Musik?
1. Der Musikindustrie
Alle Musiklabels generierten lange Zeit enorm hohe
Umsätze, indem sie sich an den Tonträgerverkäufen der
Künstler und Künstlerinnen beteiligten. Seit fast jegliche Musik im Internet frei erhältlich ist, nahmen die
CD- Verkäufe kontinuierlich ab und stagnieren seit einigen Jahren. Nachdem die anfänglichen Klagewellen
gegen OnlinemusikanbieterInnen und einzelne BenutzerInnen nicht zum Erfolg führten, müssen sich auch
die Musiklabels den neuen Gegebenheiten anpassen. So
werden nun oft so genannte 360-Grad-Verträge abgeschlossen, mit denen sich das Label an allen Einnahmequellen des Künstlers oder der Künstlerin, also auch an
Liveperformances und Merchandising, beteiligen kann.
2. Den konventionellen Musikläden
CeDe.ch-Geschäftsleiter Peter Bühler malt ein schwarzes
Bild für die Zukunft der CD-Industrie. Auf die Frage, wie
er die Kaufbereitschaft der Schweizer Kunden und Kundinnen wahrnehme, antwortet er mit «abnehmend».
Seiner Meinung nach werde die CD nach und nach zum
Nischenprodukt werden und CD-Läden, vor allem diejenigen ohne Onlineshops, keine Zukunft in der Branche
haben. Tun könne man dagegen nichts, meint er. Dies
sei von der Industrie so gewollt. Vorbei also die Zeiten, in
denen Musikkauf ein nachmittagsfüllendes Stöber-Projekt war.
3. Den KünstlerInnen
Da sich grosse Plattenfirmen durch die Krise mehr auf
die Mainstreammusik konzentrieren und nur noch sehr
vielversprechende MusikerInnen unter Vertrag neh-
Wie weiter?
Vielleicht haben auch die eindrücklichen Zunahmen der
BesucherInnenzahlen bei Open-Air-Festivals in den letzten Jahren genau damit zu tun. Musik als Massengut;
an den Festivals erhalten viele Newcomerbands zum ersten Mal die Chance, vor einem grossen Publikum aufzutreten. Viele davon kannte man davor nur von YouTube
oder über andere Soziale Netzwerke. Das Bedürfnis der
MusikhörerInnen geht hin zu Musik als Happening und
Gemeinschaftsanlass; sie kennen viel, wollen sich jedoch nicht festlegen. Der Musikgeschmack wechselt mit
jedem Jahr, alles wird schnelllebiger und vergänglicher.
Konnte man noch vor ein paar Jahren einen Monat vor
Beginn des Festivals locker ein Ticket kaufen, sind heute
besonders die grösseren, bekannteren Anlässe oft kurz
nach Beginn des Vorverkaufs ausverkauft. So gab es für
das Openair St. Gallen, welches Ende Juni stattfand, bereits Mitte Februar keine Tickets mehr – laut Medienmitteilung «so früh wie noch nie in der Geschichte des
Traditionsfestivals». Hatte das Gurtenfestival 1977 noch
20 000 BesucherInnen, die für 32 Franken ein Wochenende lang Folkmusik auf dem Berner Hausberg geniessen konnten, so waren es im Jahr 2013 schon 77 000 mit
Ticketpreisen von bis zu 210 Franken.
Die aktuelle Entwicklung geht weg vom Kauf einer
ganzen CD als Gesamtpaket – wer von uns hat sich nicht
schon geärgert, wenn er ein Heidengeld für eine Platte
ausgegeben hat, von der ihm dann doch nur ein einziges
Lied wirklich gefallen hat – hin zur Singleauskoppelung.
Die KünstlerInnen sind so noch mehr gefordert als früher: Nicht eine CD lang schwächeln, sondern das Publi-
«Meine Lieblingsmusik kaufe ich auf CD»
Daniel Brönnimann, Sänger der Schweizer Rockband
«Orymus», ist gerade in dieser Situation. Er hat mit seiner Band die erste Platte aufgenommen. Persönlich
treffe ihn die Problematik zum Glück noch nicht, da er
nicht allein von der Musik lebe. Brönnimann ist realistisch: «Um als Künstler von der Musik leben zu können,
muss man sich einfach ans Existenzminimum gewöhnen.» Für ihn sei der Kauf einer CD eine Art, sich dem
Künstler oder der Künstlerin näher zu fühlen, aber «die
Leute sind oft einfach zu faul, um sich eine CD auf den
Computer zu laden.» Auch er sieht die Zukunft der CD
als Negativgeschäft. Aber die Idee der Musiklizenzen
von Streamingwebsites betrachtet der junge Musiker
kritisch: Die Gefahr sei gross, dass Anbietende und Vermittelnde «auf einen Klick ein Vielfaches der MusikerInnen verdienen», womit man dann wieder gleich weit
wäre wie vorher. Doch was kann man tun? Sind wenigstens die günstigere Werbung und das Erreichen von
mehr Leuten per Internet Pluspunkte? «Soziale Netzwerke sind ein Segen und ein Fluch», sagt er. Zwar stimme es, dass man viele Leute mit wenig Aufwand erreiche, aber gleichzeitig reichten diese Werbemassnahmen
bei Weitem nicht aus. Der Druck, auf allen Netzwerken
optisch professionell vertreten zu sein, sei immens.
akzent
kum mit jedem Song packen und ein ansprechendes Gesamtbild abgeben – das ist die Devise. Geld kann nicht
mehr nur durch den Verkauf der Musik gemacht werden, sondern durch gute Eigenwerbung, Merchandising
und vor allem: durch gute Liveshows.
Musikhören heute
Die meisten P2P-Tauschbörsen werden heute in kostenpflichtige Angebote umgewandelt, die nach dem
Lizenzprinzip funktionieren. Einige wenige sind noch
übriggeblieben, hier eine kleine Auswahl.
eMule
Einer der beliebtesten und zuverlässigsten P2P-Clients
für Musik, Videos und Software. Absolut kostenfrei, übersichtlich und frei von Werbung – wenn auch manchmal
eher langsam.
FrostWire
Ebenfalls ein Client der alten Garde aus dem GnutellaNetzwerk. Speziell: man kann sich direkt per IP-Adresse
mit dem Computer von Bekannten verbinden.
Für die moralischen Zeitgenossen unter uns, die zwar
keine CDs kaufen, aber trotzdem für die Musik zahlen
wollen (auch hier: kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Das Hochschulzentrum vonRoll
hat im August seinen Betrieb
aufgenommen. Es vereint unter
einem Dach die vier Grundaus­
bildungsinstitute der PHBern,
das Departement Sozialwissen­
schaften, das Institut für Psycho­
logie und das Institut für
Erziehungswissenschaft der
Universität Bern, die Bibliothek
vonRoll und das Speicher­
magazin der Universitäts­
bibliothek.
iTunes
Allseits bekannt ist der Vorreiter der sogenannten
Singletrack-Sales (einzelne Stücke von Alben herunterladen) immer noch einer der grössten legalen Vertreter von
Musikdownloads im Internet mit zur Zeit 37 Millionen
Songs. Nachteil: die heruntergeladenen Tracks können
nur mit Applegeräten gehört werden oder müssen mit
Zusatzaufwand in MP3-Dateien umgewandelt werden.
Spotify
Hier funktioniert das Musikhören, sofern man keine Werbung will, über ein Abosystem. Mit einer monatlichen
Gebühr stehen den BenutzerInnen sämtliche Songs der
Datenbank frei zum Streamen und Herunterladen zur
Verfügung. In den ersten zwölf Monaten wurden in der
Schweiz bereits drei Millionen Playlists erstellt; weltweit
hat der Dienst über 24 Millionen aktive Nutzer. Viele P2PSeiten werden nach und nach zu ähnlichen Abodiensten
umgewandelt.
LastFM
Eine Art grosses Internetradio mit dem Ziel, Musik zu
entdecken. Hört man einen Titel, der einem gefällt, werden automatisch ähnliche Titel empfohlen. Anders als
beispielsweise bei Spotify sind die empfohlenen Lieder
meistens vom Stil her tatsächlich ähnlich wie die ge-
spielten. Kostenlos, aber nur mit Registrierung.
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akzent
tigerpenis, nacktschnecken, anarchie
Das unikum sieht sich – mit gezückter Brieftasche – auf dem Schwarzmarkt um. Irgendein
Produkt soll her. Will man etwas Aufregenderes
als Gras oder Ritalin besorgen, scheint die Produktwahl aber gar nicht so leicht.
jonathan stauffer
Vorab sollte das Produkt in irgendeiner Form verboten
sein, sonst wäre es ja nicht auf dem Schwarzmarkt. Aber
was ist eigentlich verboten? Drogen, Waffen, klar! Doch
gibt es denn nichts für unsereins?
In unserem Alter ist das vielleicht noch nicht so gefragt,
aber irgendeinmal wird unser Körper nicht mehr so
funktionieren, wie wir das von ihm gewohnt sind, und
was gäbe es da Sinnvolleres als ein getrockneter Tigerpenis zur Steigerung der Libido? In China zahle man –
scheints – 1 500 Dollar für so ein Teil, das dann gewöhnlich als Komponente eines Mahls eingenommen werde.
Und hier? Wie ginge man wohl vor, wollte man das beste Stück der (arg bedrohten!) Raubkatze besorgen? Ruft
man einfach den nächsten Asia-Shop an und fragt: «Do
you have tiger penis»?
Gefragt, getan (wegen hochrotem Kopf zum Glück per
Telefon). Der freundliche Herr gab mir aber zu verstehen, Tigerpenisse seien nicht Teil ihres Sortiments und
es dürfe schwierig sein, hierzulande an so etwas zu kommen. Ich solle doch nach Thailand oder China. So wurde
das Projekt «Tigerpenis» schnell aufgegeben. Mit etwas
mehr Engagement würde man wohl weiterkommen,
aber: Erstens ist die Penisgeschichte alles andere als vereinbar mit meinem Moralverständnis (für potentielle
Nachahmer: Die luststeigernde Wirkung von Tigerpenissen ist nicht erwiesen). Zweitens scheine ich nicht für
den Schwarzmarkt auf der Strasse geeignet zu sein: Meine wilden, rebellischen Jahre sind wahrscheinlich vorbei und meine kriminelle Energie gleicht wohl der einer
Nacktschnecke.
Heutzutage kann man ja aber auch kriminell sein, ohne
sich vom Sessel zu erheben – dem Internet sei dank. Und
als zukünftiger Germanistifikator, Germanistifizient,
oder wie man dem dann sagt, wenn ich in 1 000 Jahren
das Studium abgeschlossen habe, ist das naheliegendste
Produkt wohl – das Buch.
Verbotene Bücher
Vorab: Es ist zigmal schwieriger ein Buch aus der Zentralbibliothek auszuleihen als an ein «verbotenes» zu
kommen. «Verbotenes» in Anführungszeichen, weil die
Rechtsgrundlage in der Schweiz, was Bücher betrifft,
ziemlich schwammig ist. Es gibt da die zwei Artikel im
Strafgesetzbuch: den sogenannten «Brutalo-Artikel»
(Art. 135) und den gegen Rassendiskriminierung (Art.
261). Wer etwas zu tun hat mit Gegenständen, die gegen
genannte Artikel verstossen, kommt an die Kasse (oder
gar ins Kittchen). Daneben können Bücher infolge einer
8
unikum 165
Klage – beispielsweise wegen Ehrverletzung – verboten
werden. In vielen Fällen scheint sich die Schweiz aber
an Deutschland anzulehnen. So bei den Werken von Jan
Van Helsing, der in pseudo-wissenschaftlicher Art und
Weise darlegt, wie hinter jedem Flatulenzli die Illuminati stecken. Bei diesen Büchern scheint der Handel und
Vertrieb verboten zu sein (Van Helsings Werk wegen
Volksverhetzung) – nicht aber der Besitz. Ein anderes
(verständlicherweise) verbotenes Buch ist das «anarchy
cookbook». Darin finden sich Anleitungen zum Abhören
von Telefonnetzen, zum Bau von Bomben, zum Kreditkartenbetrug und was sonst noch das Anarchistenherz
erfreut.
«Mein Kampf» handkehrum, das für viele der Inbegriff
des verbotenen Buches ist, scheint gar nicht so illegal
zu sein. Der Freistaat Bayern hat zwar das Urheberrecht
und sorgt dafür, dass das Buch nicht mehr gedruckt
wird, dieses erlischt aber übernächstes Jahr – 70 Jahre
nach Hitlers Tod. Theoretisch kann ab diesem Zeitpunkt
jede und jeder das Buch drucken. Wenn aber schon Van
Helsings Illuminati-Ufo-Zeugs wegen Volksverhetzung
verboten ist, wird es Hitlers «Kampf» nicht anders ergehen. Irgendwie sind das ja auch scheinheilige Verbote.
Meist braucht es nicht mehr als zwei Klicks, um an eine
pdf-Version zu kommen.
Verbotene Filme
Ähnlich wie bei den Büchern verhält es sich mit Filmen.
Auch hier lehnt sich die Schweiz an Deutschland an. Beispielsweise mit der «Liste problematischer Filme», die
der schweizerische Video-Verband (SVV) fast identisch
vom nördlichen Nachbar übernommen hat. Sie dient
als Hilfestellung für Gerichte, da die Beurteilung, ob ein
Film strafrechtlich relevante Szenen aufweist, im richterlichen Ermessen liegt. Weil Verbotenes bekanntlich
seinen Reiz hat, wird die Liste wohl nicht an die grosse Glocke gehängt. So musste ich schon nah an den Bildschirm heranrücken, um auf der SVV-Seite den Link zu
erspähen. Von den auf der zwanzigseitigen Liste aufgeführten Filmtiteln kannte ich keinen einzigen (eben:
die kriminelle Energie einer Nacktschnecke). Nach einer
Stichprobe erkannte ich aber, was ich schon geahnt hatte: Auf den gängigen Streaming-Seiten gelangt man innerhalb weniger Sekunden zu den verbotenen Filmen.
«Cannibal Holocaust», «Die Säge des Todes» oder «Ein
Zombie hängt am Glockenseil» mochte ich mir aber
wirklich nicht antun.
Fazit: Das Besorgen von verbotenen Produkten kann
auch mit leerem Portemonnaie geschehen, Nacktschnecken sind sympathisch und Asia-Shop-Betreiber sehr
hilfsbereit.
apropos
apropos ...
Schwarzmalerei
Schwarzmalen kann man zu jeder Zeit
und Phase irgendetwas. Der Herbst
eignet sich jedoch besonders gut, dieser
pessimistischen und betrübten Stimmung freien Lauf zu lassen: Haben uns
erst gerade noch die letzten Sonnenstrahlen auf der Nase gekitzelt, sinkt die
Stimmung bei Wind, Regen und grauem
Himmel auf den Nullpunkt. Das morgendliche Aufstehen wird jeden Tag
schwerer und wir fühlen uns müde und
antriebslos. Man könnte nun diesen
sogenannten Herbstblues ausgiebig
zelebrieren, beispielsweise indem man
sich bei jeder Gelegenheit in die Trainerhosen schmeisst, sich unter der Bettdecke verkriecht und sich höchstens zu
einem Vermicelles aufrafft. Oder aber
man lässt es gar nicht so weit kommen
und beugt mit einer sogenannten
Lichttherapie vor. Gemäss einer Studie
ist der Sonnenmangel schuld daran, dass
wir uns jeweils im Herbst und Winter
mit Gemütsschwankungen wie in der
Pubertät herumschlagen müssen. Da
Lampen eine ähnliche Wirkung wie die
Sonne haben, fahren vor allem die
nordischen, vom Sonnenmangel
besonders betroffenen Länder, auf diese
Therapieform ab, welche im Gegensatz
zum Sonnenstudiobesuch, keine Hautschäden hervorruft. Man kaufe also eine
Ikea-Lampe, stelle sie ins Zimmer und
bereits eine Stunde sogenanntes
Lichtduschen pro Tag sollte helfen, um
das Stimmungshormon Serotonin und
Vitamin D im Gleichgewicht zu halten.
Der Herbst wird so zwar nicht weniger
nass und schneller vorbei geht er auch
nicht. Wenn wir aber wieder einmal am
schwarzmalen sind, schalten wir doch
einfach das Licht ein, das Ergebnis wird
bestimmt etwas heller.
jasmin stampfli
die fünf
fünf verdammt
schwarze sachen
Schwarz, schwärzer... Kann man
schwarz überhaupt steigern? Wird
aus schwarz in einem Komparativ nicht irgendwie zwangsläufig
grau? Egal. Fünf schwarze Sachen.
nicolas weber
1 Black Thursday
Der Startschuss der Great Depression
am 24. Oktober 1929. Wird in Europa
auch gerne Black Friday genannt, aber
ob Donnerstag oder Freitag – Hauptsache schwarz und Börsencrash. Obwohl
einige Anleger aus dem Fenster hüpften,
um mit den Aktienkursen um die Wette
zu stürzen, war die Selbstmordrate im
Herbst 1929 deutlich tiefer als noch in
den Sommermonaten. Mythos entzaubert.
2 Schwarzgeld
Geld, das man irgendwie am Fiskus vorbeigeschleust hat und das einem dann
den Schlaf raubt, wenn mal wieder eine
CD mit Namen von SteuersünderInnen
im Umlauf ist. Dabei gäbe es doch auch
völlig legale Steuertricksereien, auf die
man zurückgreifen könnte. Wer ruhig
schlafen möchte und ein grösseres
Unternehmen am Bein hat, könnte es
mal mit dem «Double Irish With a Dutch
Sandwich» ausprobieren. Klingt lecker
und weniger als 12,5 Prozent Steuern auf
Unternehmensgewinne zahlt man dabei
auch noch.
3 Schwarzmalerei
Die beste Grundierung, um dann später
den Teufel an die Wand zu malen. Unter
Schwarzmalerei fällt des Weiteren der
Vorgang, sich von schwarz arbeitenden
MalerInnen die Garage rot streichen
zu lassen. Das blosse Auftragen von
schwarzer Farbe gilt hingegen nicht als
vollendete Schwarzmalerei. Wunderbar schwarzmalen kann man auch in
Verträgen, in denen Dinge stehen, die
man nicht unbedingt veröffentlicht
sehen will. Zum Beispiel im Vertrag
zwischen der Uni Zürich und der UBS, die
illustration: romy troxler
dort einen eigenen Lehrstuhl finanziert:
Schwarz auf weiss, wobei das Schwarz
aufgrund der geschwärzten Stellen deutlich überwiegt.
4 Die Lunge von Helmut Schmidt
Helmut Schmidt ist nicht nur ehemaliger
Kanzler der Bundesrepublik Deutschlands, er ist auch die letzte Person, die
die Erinnerung an die gute alte Zeit
aufrechterhält, als in Talkshows noch
seelenruhig und fleissig geraucht wurde.
Die Hobbys des inzwischen 95-Jährigen
sind: Zwischen zwei Lungenzügen die
Welt erklären, Schach und «Spiegel»Interviews geben. Dabei gilt für ihn die
Faustregel: Pro Seite Interview eine halbe Packung Kippen. Hauptberuflich ist er
inzwischen als moralische Instanz tätig.
5 Deutschland nach der Bundestagswahl
Die einen nennen sie Mutti, die anderen halten sie für den Erstickungstod
politischer Streitkultur. Fest steht nur:
Deutschland hat gewählt und Angela
Merkel, die Nebelgranate der Herzen,
darf noch mal vier Jahre ran. Nachdem
sie die FDP erledigt hat und die CDU um
Sackhaaresbreite an der absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt ist, ist Angela,
59, auf der Suche nach einem Koalitionspartner. Irgendwie will niemand so
richtig.
unikum 165
9
Beratungsstelle der Berner
Hochschulen
Beratung / Coaching
Studiengestaltung (Studienplanung, Studienfachwechsel und Fächerkombination, Alternativen
zum Studium, Koordination von Studium und Erwerbsarbeit, Studium und Familie, Studienfinanzierung), Arbeits- und Lerntechniken und Bewältigung von Prüfungen, Laufbahnplanung und
Berufseinstieg, Konflikte in persönlichen und studienbezogenen Beziehungen, Schwierigkeiten,
Krisen und persönliche Entwicklung
Mailberatung für Studierende zu Informationsfragen und bei persönlichen Anliegen unter
www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch
Unsere Angebote sind unentgeltlich und vertraulich. Telefonische oder persönliche Anmeldungen nimmt das Sekretariat entgegen.
Information
Online-Angebot unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch: Studienführer der
drei Berner Hochschulen, Beratungstexte mit didaktischen Materialien zu Schlüsselkompetenzen des Studierens, Wegweiser Studienfinanzierung, Linkportal mit rund 500 kommentierten Links zum Studium, Berufseinstieg und zu Berufsfeldern u.a.
Bibliothek: Informationen über Fachrichtungen an Schweizer Hochschulen, zu Bewerbungen,
Berufsfeldern und zur Laufbahnplanung; Medien zur Planung und Strukturierung des Studiums,
zu Lern- und Arbeitstechniken, Stressbewältigung und Motivation; Fachliteratur zu psychologischen Themen wie persönliche Entwicklung, Beziehungen, Depression, Ängste, zur Teamentwicklung, zu Konflikten und Methoden der Erwachsenenbildung.
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Wir leiten Workshops zu Themen wie: Lern- und Arbeitstechnik, Referatskompetenz, wissenschaftliches Schreiben, Prüfungssituation, Stressbewältigung, persönliche Entwicklung und
Sozialkompetenz, Berufseinstieg, Laufbahnplanung, Mentoring (Programm auf unserer Website).
Beratungsstelle der Berner Hochschulen
Erlachstrasse 17, 3012 Bern
Tel. 031 635 24 35
E-Mail: [email protected]
Website: www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch
Montag bis Freitag 8.00 - 12.00 und 13.30 - 17.00 Uhr (Freitag bis 16.30 Uhr)
Die Bibliothek ist am Mittwoch Vormittag geschlossen.
Die Beratungsstelle ist auch während der Semesterferien geöffnet.
12.06.2013 bst/RM
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Internationales Büro
Fernweh?
Da hilft ein Mobilitätsprogramm
der Universität Bern
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BUCHHANDLUNG UNITOBLER 031 631 36 11
BUCHHANDLUNG UNI-HAUPTGEBÄUDE 031 631 82 37
631 48 10
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10 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung
Hochschulstrasse 4, 3. OG Ost, 3012 Bern
Ab 5. August 2013
66
VONROLL 031 631 36
BUCHHANDLUNG
akzent
wanted: neues zuhause
Auf dem Berner Wohnungsmarkt sieht es
schwarz aus: Wenig freie Wohnungen und steigende Mietzinsen machen die Wohnungssuche
zur Herausforderung – besonders für Studis.
lea stuber
Und auf einmal ist da ein neues Hobby, ein unfreiwilliges: An fremden Haustüren klingeln, nett sein und beeindruckt tun, sich von der potenziellen Konkurrenz abheben. Anfangs begeistert vom Gedanken an die erste
eigene Wohnung, ziemlich schnell ernüchtert von der
anstrengenden Suche nach ihr.
Die Wohnungssuche: Etwas Simples im Grunde, als StudentIn alles andere als einfach. Der Markt der Berner
Wohnungen, WG-Zimmer, Mansarden und Studios ist
klein und entsprechend umkämpft: 73 000 Wohnungen
gibt es in der Stadt Bern. Nur wenige davon sind für die
16 000 Studentinnen und Studenten vorgesehen: 84
Wohnungen vermietet der Verein Berner Studentenlogierhaus VBSL in den drei Studentenheimen Fellergut,
Tscharnergut und Kanonenweg sowie in Häusern in
der Länggasse und an der Bümplizstrasse. Hinzu kommen weitere Unterkünfte von Studentenverbindungen
oder der Kirche. Insgesamt stehen für etwa 850 Studis
Zimmer zur Verfügung. Was machen also die restlichen
15 150?
Austauschstudis haben das Nachsehen
Obdachlos werden scheint für die wenigsten eine Option zu sein. Eine Auswertung der aktuellen Studierendendaten zeigt folgende kleine Hitparade der Berner
Studi-Quartiere:
1. Länggasse: 678 von 13 000 SUB-Mitgliedern
2. Mattenhof-Weissenbühl: 504
3. Kirchenfeld-Schosshalde: 337
4. Holligen Fischermätteli: 326
5. Breitenrain: 306
Für die übrigen bleibt das unermüdliche Durchforsten
von Zeitungs- und Internetinseraten. Bei einer Leerwohnungsziffer von 0,39 Prozent ist dies in Bern allerdings
kein besonders fröhliches Unterfangen – unter einem
Prozent herrscht in einer Stadt Wohnungsnot. Von 200
Wohnungen ist zurzeit eine einzige frei. Besonders
schwierig ist die Suche für AustauschstudentInnen, weil
sie die Zimmer nicht im Voraus besichtigen können. Mit
Konsequenzen: «In manchen afrikanischen Ländern bekommen die Leute erst ein Visum, wenn sie einen Mietvertrag vorweisen können», sagt Brigitte Megert, bei der
SUB für die Wohnungsvermittlung zuständig.
Der tiefe Anteil leer stehender Wohnungen habe zwei
Gründe, sagt Rithy Chheng, SP-Stadtrat, Jurist und Vorstandsmitglied des MieterInnenverbands des Kantons
Bern: «Einerseits steigt der Wohnflächenbedarf pro Person, andererseits geht bestehender Wohnraum durch
Umnutzungen verloren.»
illustration: romy troxler
Er kritisiert: Die Stadt Bern stelle zu wenig bezahlbare
Wohnungen zur Verfügung. Der Liegenschaftsverwaltung gehören rund 3 000 Wohnungen, nur einige hundert davon sind «günstige Wohnungen» für einkommensschwache Mieterinnen und Mieter.
Im Haushalt helfen statt Miete zahlen
Alt, klein und unattraktiv: Das aktuelle Wohnungsangebot für Studierende scheint nicht mehr den Bedürfnissen zu entsprechen, sagt Laura Schlup. Die BWL-Studentin schreibt ihre Masterarbeit zu diesem Thema: «Ich will
herausfinden, ob Doppelzimmer und Gemeinschaftsbäder in Studiunterkünften noch gefragt sind.» Die 26-Jährige weiss selber, wie schwierig es ist, mit wenig Geld
eine schöne Wohnung zu finden. Anhand einer Umfrage will sie bis Mitte Dezember das Konzept des Studentenwohnheims – «sowieso ein altbackenes Wort» – neu
definieren.
Dieses wird im Juli 2014 durch eine neue StudentInnenresidenz zumindest ein wenig vergrössert: Am Untermattweg in Bethlehem wird zurzeit ein privates Studiheim mit Drei- und Vierzimmerwohnungen sowie
einigen Studios gebaut. Eine Umfrage hatte ergeben,
dass Studierende lieber in einer WG wohnen statt allein in einem Zimmer eines Studiheims. Zwischen 700
und 900 Franken wird die Miete für eines der 47 Zimmer
kosten – viel Geld fürs knappe Budget. Brigitte Megert
von der SUB nimmt Vorreservationen ab sofort entgegen und erklärt: «Dafür bietet die Unterkunft moderne
Infrastruktur mit WLAN, Minergie und Gemeinschaftsräumen.»
Günstiger ist das Wohnen bei einer Rentnerin oder
einem Rentner. Ende September ist eine Motion im
Berner Stadtrat eingereicht worden, die «eine Vermittlungsstelle gegen Wohnungsnot und Einsamkeit» schaffen will. «Manche der älteren Menschen wären froh
über Unterstützung im Haus oder Garten, beim Einkaufen, als Begleitung zum Arzt oder zu kulturellen Veranstaltungen», erklärt Motionär Rithy Chheng. In Zürich
gibt es das Angebot «Wohnen für Hilfe» von Pro Senectute schon seit einiger Zeit. Dort gilt die Faustregel: eine
Stunde Hilfe im Monat pro Quadratmeter Wohnraum.
Als Vermittlungsstelle würde sich auch die SUB der Uni
Bern zur Verfügung stellen. Brigitte Megerts Eindruck:
«Dort wo sich ein Studi und ein Rentner gefunden haben, klappt das Zusammenleben bisher bestens.» In diesen Fällen hat das unfreiwillige Hobby der Wohnungssuche ein versöhnliches Ende gefunden.
unikum 165
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akzent
geistersöldnerei an der uni
Ein Gespenst geht um in der akademischen
Welt – das Gespenst des Ghostwritings. Die
Welt der Geisterschreiberei ist weder weiss
noch schwarz; es ist eine ganze Palette von
Grautönen, die diesem Markt seinen Anstrich
verpassen.
nicolas weber
Ob vorsätzliches Abschreiben oder schlampiges Arbeiten
ohne betrügerische Absicht – mangelnde Wissenschaftlichkeit in einer Dissertation oder auch schon einer Masterarbeit können einen noch Jahre und Jahrzehnte später heimsuchen. Das haben in den letzten Jahren vor
allem PolitikerInnen zu spüren bekommen. Seit der
Causa Guttenberg müssen Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, damit rechnen, dass man ihrer Doktorarbeit auf einmal lästig viel Aufmerksamkeit schenkt.
In diesen Tagen ist es die Dissertation von Frank Walter Steinmeier, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD, die
in den Fokus der PlagiatsjägerInnen geraten ist. Neben
den akademischen Hilfssheriffs im Internet haben auch
die Universitäten im Kampf gegen Copy&Paste mit Plagiatssoftware aufgerüstet – die Luft ist dünn geworden
für all diejenigen, die es mit der Wissenschaftlichkeit ihrer Arbeiten und akademischem Ehrenkodex nicht ganz
so genau nehmen.
Das Ghostwriting-Paradox
Paradoxerweise spielt diese Entwicklung genau denjenigen in die Hände, die sich darauf spezialisert haben,
akademische Arbeiten für andere zu verfassen: Den
GhostwriterInnen. Hätte Guttenberg seine Doktorarbeit für harte Währung von einem Ghostwriter schreiben lassen, anstatt selbst betrügerisch rumzudilettieren, wäre er wahrscheinlich noch Minister. Denn wenn
von GhostwriterInnen geschriebene Arbeiten etwas
sind, dann wissenschaftlich korrekt und frei von Plagiaten. Sie kennen die Spielregeln des wissenschaftlichen
Arbeitens; dieses formale und methodische Gerüst, in
das man Inhalte quetscht. Oft verwenden sie die gleiche
Plagiatssoftware zum Prüfen der eigenen Arbeiten wie
die Universitäten. Das alles hat natürlich seinen stolzen
Preis. Jemand wie Guttenberg hätte sich allerdings das
Ghostwriting problemlos leisten können. Wäre er dabei
aufgeflogen, dürfte die darauf folgende Empörung noch
grösser gewesen sein, als die, die er für seine Mogeleien
geerntet hat. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wäre er jedoch nicht aufgeflogen: Während der
Nachweis von Plagiaten vergleichsweise einfach ist, ist
es praktisch unmöglich, jemandem zweifelsfrei nachzuweisen, dass hinter der eingereichten Arbeit ein Geist
steckt.
Der Klischee-Geist
Wer sind sie, diese rufbaren Geister, die sich der Fliess12
unikum 165
bandproduktion von wissenschaftlichen Arbeiten verschrieben haben? Auch wenn Ghostwriting und das
Feilbieten der eigenen Schreibfertigkeiten als Dienstleistung sich keineswegs nur auf den akademischen Bereich beschränkt, sind es doch fast immer die akademischen GhostwriterInnen, die gelegentlich durch die
Medien geistern. Aus diesen Berichten über die umstrittenste und wohl auch fragwürdigste Form des Ghostwritings lässt sich erstaunlich einfach ein Archetyp des
akademischen Ghostwriters zusammenbasteln: Der
materialisierte Geist wird höchstwahrscheinlich männlich sein und ein «Laberfach» studiert haben – vorzugsweise Philosophie. Einen Doktortitel kann er auch vorweisen. Er war jung und brauchte das Geld. Inzwischen
ist er nicht mehr ganz so jung – vielleicht um die 30 –
und hat gemerkt, dass das Ghostwriting ziemlich einträglich ist. Er ist schlau, ziemlich schlau sogar. Aber er
hat festgestellt, dass seine Schlauheit gepaart mit einer
in alle Richtungen ausschwärmenden Neugier auf dem
Arbeitsmarkt nicht wirklich gefragt ist. Gefragt sind die
stur spezialisierten, die eine erworbene «Inselkompetenz» vorweisen können; einen spitz zulaufenden, möglichst lückenlosen Lebenslauf. Auf Kommando in eine
bisher fremde Disziplin, eine Materie, einen Stoff eintauchen und in kürzester Zeit eine solide Dreiviertel-Expertise entwickeln können, ist hingegen ein Talent, das
kaum irgendwo Verwendung findet. Aber unser Geist
hat erkannt, dass diese Dreiviertel-Expertise vollkommen reicht, um sie wissenschaftlich zu verpacken und
daraus eine Seminars-, Master- oder gar Doktorarbeit zu
machen. Also schreibt er Arbeiten. Mal Jura, mal BWL,
mal Soziologie. Bei seiner Arbeit verspürt er gelegentlich ein wenig Selbstekel, fühlt sich nuttig. Daraus nährt
sich auch die stille aber herzhafte Verachtung, die er für
seine Kundschaft gerade noch so übrig hat. Sie sind blöd,
faul oder gleich beides zusammen. Dafür haben sie Geld,
das er ihnen abknöpfen kann, indem er sie auf der Karriereleiter höher hievt, als sie seiner Meinung nach kommen sollten.
Agenturgeister
Soweit das in den Medien gezeichnete und in regelmässigen Abständen perpetuierte Bild. Ein Bild, das – obwohl spannend – mit Vorsicht zu betrachten und geniessen ist. Das Klischee des verbitterten und verkannten
Genies gefällt den Medien und es gefällt dem Geist, der
natürlich unter einem Pseudonym auftritt. Unspektakuläre Durchschnittsgeister, die bei einer Agentur mit dem
Schreiben von Arbeiten für ein bestimmtes Fach ihr Gehalt aufbessern, sind deutlich weniger spannend. AkademikerInnen eben, die effizient akademisch schreiben
und arbeiten können. Eine solche Agentur ist die in der
Schweiz ansässige Acad Write, die viel Wert darauf legt,
seriös zu wirken. Unter anderem mit Slogans wie «Unsere Ghostwriter geben Vertrauen in Sicherheit.» Der
Satz ist grammatikalisch korrekt und ebenso inhaltsleer, wie wenn sie «Sicherheit in Vertrauen geben» würden. Tatsächlich kommt der Laden wie ein ganz norma-
akzent
les Dienstleistungsunternehmen daher: Der Chef und
die QualitätsmanagerInnen der einzelnen Fachbereiche
haben alle ein Gesicht, das sie auf der Website als vertrauensbildende Massnahme präsentieren. Natürlich,
Acad Write schreibt keine «Arbeiten» in dem Sinne. Die
GhostwriterInnen verfassen «wissenschaftliche Texte»
mit einem gewünschten Umfang zu einer gewünschten
Fragestellung. Man ist rechtlich auf der sicheren Seite.
Die übliche Verdächtige
Was bei Agenturen wie Acad Write sofort auffällt: Man
gibt sich viel Mühe, die vorherrschenden Vorstellungen
über die Ghostwriting-Kundschaft zu entkräften, zu relativieren. Es gilt das gängige Klischee zu widerlegen,
dass die angebotene Dienstleistung eine Art Miet-Intelligenz ist, auf die nur der Schlag Menschen zurückgreift, der geistige Defizite kompensieren muss. Nein,
man kauft eine Ressource, die im universitären Betrieb
immer knapper wird: Zeit. Fragt man Acad Write, so ist
die Schuldige schnell ermittelt: Die Bologna-Reform. Salopp gesagt: Ghostwriting ist nicht nur etwas für liquide
Dumpfbacken, sondern auch für unschuldige Systemopfer. Tatsächlich möchte man sich als Bologna-Studi, der
neben dem Studium noch die eine oder andere extracurriculare Leidenschaft pflegt, gelegentlich zu folgender
Aussage hinreissen lassen: «Verdammte Scheisse, ja! Ich
habe Besseres zu tun als intellektuelle Trockenübungen
in Form von Haus- oder Seminararbeiten», gefolgt von
einem geseufzten «Was kostet denn der Spass?» Seufzen
wir also mal hypothetisch und frustriert auf und machen den «Systemopfer-Test» mit dem Autor dieses Artikels als Versuchsperson. Im Kopf haben wir dabei erst
mal keine moralischen Bedenken sondern nur die eine,
vollkommen pragmatische Frage: Rechnet sich das?
Systemopfer-Test
Auf die Frage nach dem Preis erhält man bei Acad Write
postwendend eine Offerte: 1 285 Franken und 20 Rappen
inklusive Mehrwertsteuer. Dies wäre der Preis für eine Proseminarsarbeit in Geschichte mit einem Umfang
von 15 Seiten, die der Schreibende tatsächlich schon seit
einer Weile vor sich her schiebt und in den nächsten Semesterferien zu schreiben gedenkt. Wie die meisten Studierenden habe ich aber keine 1 300 Stutz auf der hohen
Kante. Ich müsste den Zaster erst noch nebenbei verdienen. Ziemlich genau zehn Nächte bei 20 Franken in der
Stunde in meinem spezifischen – aber für Studis nicht
gerade untypischen – Fall. Kurz den zu erwartenden Arbeitsaufwand grob abgeschätzt, der für die Proseminarsarbeit anfiele, wenn ich speditiv und ohne mehr
Anspruch als nötig an die Sache heranginge und ich
komme zu folgendem Ergebnis: Nullsummenspiel. Die
Zeit, die ich nicht mit dem Schreiben der Arbeit verbringen müsste, würde dafür draufgehen, das Geld zu verdienen, damit ich mir die GhostwriterIn überhaupt leisten könnte. Dabei ist meine finanzielle Situation alles
andere als prekär – für studentische Verhältnisse wohlgemerkt.
destens eine der folgenden Bedingungen erfüllt sein:
Überdurchschnittlich viel Geld zur Verfügung oder man
schreibt unterdurchschnittlich langsam beziehungsweise schlecht. Polemisch ausgedrückt wären wir wieder bei der unanständig liquiden Dumpfbacke, die
man ja angeblich nicht sein muss, um wissenschaftliches Ghostwriting in Anspruch zu nehmen. Muss man
allem Anschein nach doch – zumindest wenn sich das
«Outsourcing» lohnen soll und man nicht einfach nur
Schreibarbeit in Bierzapfarbeit umwandeln will. Man
kann es drehen und wenden wie man will und dabei
noch so sehr mit den Entwicklungen in der Hochschulbildung hadern, man schafft es weder die gängigen Klischees über die Ghostwriting-Kundschaft zu entkräften,
noch die Schuld an der gestiegenen Nachfrage auf Bologna umzuwälzen. Es ist die raffinierteste und vorsätzlichste Form des Betrugs. Gleichzeitig ist diese Form des
Bescheissens eine, die für 0815-Studis schon aus rein finanziellen Gründen keine Option ist. Das Bild vom wohlhabenden Papa, der im Hintergrund mit dem Scheckheft
wedelt, um seinem Nachwuchs sämtliche Hindernisse
aus dem Weg zu räumen, lässt sich auch mit der differenziertesten Herangehensweise an die Thematik nicht
aus der Welt schaffen. Ghostwriting an der Uni ist und
bleibt mehr Söldnerei als Dienstleistung. Und dies auch
nur für die, die es sich leisten können. Doch auch in der
Ghostwriting-Branche selbst wollen nicht alle, die ihre Schreibfertigkeiten als Dienstleistung anbieten, das
fruchtbare Feld der universitären Geisterschreiberei beackern.
Die sprachlose Elite von morgen
Hans Beat Stadler ist seit 13 Jahren als selbstständiger
Ghostwriter, Texter und PR-Berater tätig. Für die Branche eher unüblich: Auf seiner Website findet sich ein expliziter Hinweis, dass er nicht für Studierende schreibt.
«Die Fähigkeit, selbstständig wissenschaftliche Arbeiten
zu verfassen, gehört zum Rüstzeug eines Akademikers.
Wer sonst, wenn nicht dieser Nachwuchs, der einmal die
Elite des Landes bilden wird, sollte das können? Es geht
mir gegen den Strich, hier Entwicklungshilfe zu leisten
und mich an diesem Bschiss zu beteiligen», begründet
Stadler diesen selbstauferlegten Grundsatz. Auch er prognostiziert, dass die Nachfrage nach Ghostwriting künftig zunehmen wird: «Zu den Führungskräften, die heute
aus Zeitmangel Ghostwriter beauftragen, stossen morgen die ‹Sprachlosen› dazu.» Die Defizite der jungen Generationen in Sachen Schreib- und Sprachkompetenz
seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass ihre
Fähigkeiten zwar breiter gefächert, dafür allerdings weniger vertieft seien. Aber verliert man als Ghostwriter
nicht viele potentielle Kunden und Kundinnen, wenn
man es kategorisch ablehnt, für eben jene junge Generation an der Uni zu schreiben? «Ich warte lieber, bis dieser Nachwuchs in den Führungsetagen ankommt und
dann feststellt, keinen geraden Satz auf die Linie zu kriegen», so Stadler. Es gäbe auch da noch genug zu tun für
einen Ghostwriter.
Akademische Söldnerei
Damit sich das Delegieren einer wissenschaftlichen Arbeit an GhostwriterInnen «rechnet», müsste also minunikum 165
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Die Unibox ist die
Berner Radiosendung
von Studis für Studis.
Einmal monatlich prä
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Fr, 30. Oktober 2013.
Einschalten um 17.00
auf 95,6 MHz.
STUNK SKIOK
Die ultimative Ausstellung im Frauenraum der Reitschule Bern.
Sa, 16. November 2013
17 - 23 Uhr
Eintritt frei!
unisphäre
mehr behinderte in der politik
Um mehr Menschen mit einer
Behinderung für ein politisches
Engagement zu begeistern,
führt die kantonale Behindertenkonferenz Bern eine Tagung zum
Thema Behindertenpolitik durch.
jasmin stampfli
Die kantonale Behindertenkonferenz
Bern (kbk) ist ein Dachverband bestehend aus rund 50 Organisationen aus
dem Behindertenbereich. Die kbk setzt
sich für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ein. Ein Ziel ist
es, dass Menschen mit einer Behinderung, Menschen mit einer psychischen
Beeinträchtigung und Angehörige von
Menschen mit einer geistigen Behinderung ihre Interessen selber in der Politik
vertreten. «Sie sind der glaubwürdigste
Player, um ihre Interessen zu vertreten»,
sagt Yvonne Brütsch, Geschäftsleiterin
der kbk. Der Grund weshalb nur wenige Behinderte den Weg in die Politik
finden, sei einerseits die Zusatzbelastung
neben dem sonst schon schwierig zu
bewältigenden Alltag. Anderseits gibt
es auch viele organisatorische Hürden
zu überwinden, beispielsweise nicht
rollstuhlgängige Sitzungszimmer oder
GebärdendolmetscherInnen, die es bei
Hörbehinderten benötigt. Zudem kann
sich mit der Teilnahme von Menschen
mit Behinderungen eine politische
Diskussion verlangsamen. Nur wenn alle
Beteiligten diese Tatsache akzeptieren
und Toleranz und gegenseitiges Verständnis aufbringen, kann eine Teilhabe
von Menschen mit Behinderung in der
Politik gelingen. Die Plattform Behindertenpolitik richtet sich an alle Menschen
mit einer Behinderung, die politisch
etwas verändern wollen. Die Teilnehmenden werden über die Anforderungen
und Bedeutung der politischen Tätigkeit
informiert. Bei der Tagung dabei sein
werden auch Simon Ryser (ehemaliger
SP-Grossrat, ehemaliges kbk-Vorstandsmitglied) und Katrin Zumstein (FDPGrossrätin, Vize-Präsidentin von Procap
Bern), welche über ihre Erfahrungen in
der Behindertenpolitik sprechen und so
erste Kontakte ermöglichen.
Plattform Behindertenpolitik
Was?
Tagung zur Plattform Behindertenpolitik
Wann?
Mi, 4. Dezember 2013, 13.30 – 17.30 Uhr
Wo?
Kirchliches Zentrum Bürenpark, Bürenstrasse 8, Bern
Anmeldung:
Yvonne Brütsch
[email protected]
Tel. 034 423 06 31
Veranstalterin:
Kantonale Behindertenkonferenz Bern
kbk. Mehr Infos unter: www.kbk.ch
«extrem scheiss viel geld ...»
Es wird wieder debattiert, abgestimmt und gewählt. Mit dabei
an der ersten SR-Sitzung dieses
Herbstsemesters: das unikum.
jonathan stauffer
Donnerstagabend in der Uni Tobler: Um
18.39 Uhr läutet Ratsvorsitzender Julian
Marbach sein Glöcklein und eröffnet
damit die erste SR-Sitzung in diesem
Herbstsemester – die erste im Herbstsemester und die letzte vor dem Unifest.
Vom sozialdemokratischen Forum (sf)
auf Letzteres angesprochen, meint Vorstandsmitglied Miodrag Roncevic: «Bei
geschätzten 1 700 Unifest-Besuchenden
wären wir bei null Franken». Dann entflammt eine kurze, aber heftige Debatte
im Rat. Das Unifest scheint die Gemüter
zu erhitzen. Während die grünliberale
Fraktion (glp) kundtut, gelangweilt von
Miodrags Ausführungen zu sein, da in
der Fest-Kommission (FeKo) alles schon
ausführlich besprochen worden sei,
und die sf-Mitglieder dazu auffordert,
doch auch mal an die FeKo-Sitzung zu
kommen, hält Julia Strobel vom sf fest:
«Wir geben so extrem scheiss viel Geld
fürs Unifest aus.» In der letzten Sitzung
vor dem Fest müsse der ganze Rat noch
einmal umfassend darüber informiert
werden.
Projektgruppe, Punkte und Pizza
Über das erste Beschlusstraktandum
diskutiert der Rat erst knappe zwei
Stunden nach Sitzungsbeginn. Dem
sf reichts nicht, dass der Vorstand die
letztjährigen «zehn riesigen Jahresschwer-Punkte dieses Jahr auf sieben
machbare gekürzt» hat. Es hat Antrag
auf Rückweisung der Schwerpunkte
gestellt. Derweilen sich die freisinnige
Fraktion eine Pizza teilt, informieren die
Vorstandsmitglieder den Rat nochmal
über ihre jeweiligen Punkte. Dann wird
abgestimmt. Mit siebzehn Ja- zu elf
Nein-Stimmen weist der Rat die Jahresschwerpunkte zurück.
Gut vier Stunden nach Sitzungsbeginn
antwortet der Vorstand auf eine Interpellation bezüglich des SBB-Gebäudes
an der Hochschulstrasse. Eine Studi-Bar
in der Mensa auf der Schanze schwebt
dem Rat vor. «Die Studi-Bar ist nicht
das Einzige, es geht auch um Räume für
Fachschaften, für den SUB-Raum mit
Mikrowellen und Sofas ...; je mehr desto
besser», meint Aline Leimann (Vorstand).
«Wir brauchen euch», fordert sie den Rat
weiter auf.
22.58 Uhr: Das Glöcklein erklingt wieder.
Die Sitzung wird abgebrochen – die
verbleibenden fünf Traktanden werden
vertagt.
«Gewählt»
In die Projektgruppe SUB-Raum wurden
vier Personen gewählt.
Daneben vergab der Rat neun Kommissionssitze. Gewählt wurde auch David
Egger als neues Unikum-Redaktionsmitglied. Er war bis anhin fürs Lektorat
zuständig.
unikum 165
15
unisphäre
subspezies fachschaftlerInnen
Organisiertes Geobrätle der Fachschaft Geographie für alle Studierenden im Eichholz.
bild: constantin streit
Fachschaften – alle wissen, dass es
sie gibt. Man kennt die Gesichter
der FachschaftsvertreterInnen des
eigenen Studiengangs. Doch was
machen sie wirklich?
helga weber
Spätestens beim Studienbeginn geht es
los: Erstsemesterapéro, Grillfeste und
Hüttenwochenende. Wenn man sie
nicht schon vorher kennengelernt oder
die zukünftige Fachschaft mit E-Mails
bombardiert hat, trifft man die FachschaftlerInnen auf einer der zahlreichen
Veranstaltungen, die einem den Einstieg
ins Studium erleichtern sollen. Laut der
StudentInnenschaft der Universität Bern
(SUB) soll die Fachschaft den StudienanfängerInnen bei der Überwindung der
Anonymität und anfänglicher Unsicherheiten im Studium helfen und die Zusammenarbeit der Studierenden fördern.
Party und Spass?
Die Liste an Aktivitäten, die von den
zahlreichen Fachschaften angeboten
werden, ist lang: Fachschaftsfeste,
Ostereiersuche, Geobrätle, Filmabende,
Jasstreffen, Bierabende, Skiausflüge,
Spaghetti-Essen und legendäre studiengangübergreifende Fachschaftspartys.
Laut Simon Bühler, Fachschaftsmitglied der SOWI-Fachschaft, die aus den
Studiengängen Sozialwissenschaften,
Soziologie und Politik, zusammengesetzt
ist, gäbe es die Fachschaften, die Partys
16
unikum 165
machen und die, die auf Instituts- und
Dekanatsebene tätig sind. Im Grunde
gehöre aber beides zur Fachschaftsarbeit,
so Simon.
Die Aufgabe der Fachschaft ist es einerseits das Studium für die Studierenden
zu erleichtern und es mit Veranstaltungen sowie Freizeitangeboten interessanter zu gestalten. Hierzu zählt auch
die Unterstützung der Studierenden in
ihrem Unialltag, denn wer könnte besser
Auskunft über Studienreglemente,
Stundenpläne und Prüfungen geben?
Andererseits steht die Vertretung der
Studierenden gegenüber den Instituten,
dem Departement, der Fakultät und der
StudentInnenschaft im Vordergrund.
Mitbestimmen und Mitgestalten
Im Institutsbereich, erklärt Simon, könne
man sich direkt für die Mitstudierenden
einsetzen und den Studiengang verbessern. Es sei zudem eine gute Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Steckt die
SOWI-Fachschaft selbst noch in ihren
Kinderschuhen, setzt sie sich intensiv für
studienplantechnische Änderungen in
den Institutsräten ein. Sie haben es zum
Beispiel geschafft, die Prüfungssession
von ein auf zwei Wochen zu verlängern.
Auch die Fachschaft am Geographischen
Institut konnte auf diesem Wege schon
einiges mitbestimmen. Die Fachschaft
stellt vor allem VertreterInnen in
Entscheidungsgremien wie der Finanzkommission, hat regelmässigen Kontakt
mit der Studienleitung und kann sich
durch das Einreichen von Anträgen in
den Gremien für die Studierenden und
eine Verbesserung des Studienganges
einsetzen. Sie sind aber auch neben der
Institutsebene stark politisch auf Fakultäts- und Unileitungsebene engagiert.
Der Präsident der Fachschaft Geographie, Constantin Streit, erzählt, dass sich
die Fachschaft in Zukunft verstärkt für
die Ausrichtung des Geographischen
Instituts einsetzen wolle, indem sie über
die Berufung von Professuren mitentscheide. Denn gerade Entscheidungen
über neue Reglemente oder die Berufungen von Dozierenden sind politisch
von Bedeutung.
Um fachübergreifende Themen wie
Praxisbezug des Studiums oder fächerübergreifende Veranstaltungen
gemeinsam anzugehen, treffen sich die
Fachschaften, koordiniert von der SUB,
einmal im Jahr. Die Fachschaften sind
mit gewählten Mitgliedern auch im
StudentInnenrat vertreten, stehen so in
intensivem Austausch mit der SUB und
können daher auf die aktuelle Hochschulpolitik reagieren.
Eine SUBspezies?
Um all das zu meistern, hat jedes Fachschaftsmitglied seine speziellen Aufgaben. Für die Ämter kann man sich in der
Generalversammlung der Fachschaft
aufstellen lassen. Grundsätzlich bilden
alle SUB-Mitglieder, die dasselbe Fach
studieren, eine Fachschaft. Es kann sich
also jedes SUB-Mitglied für sein Fach
aufstellen lassen. Probleme, wie sie auch
die SOWI-Fachschaft hat, neue Leute zu
finden, gibt es öfter. Für Constantin muss
vor allem die Einstellung stimmen. Denn
es sei schon eine Einstellungssache,
mitreden und sich einsetzen zu wollen,
wenn man die Möglichkeit hat. Das Unigesetz spreche den Studierenden Mitsprache zu und diese gelte es zu nutzen,
so Constantin. Er selbst ist durch einen
Freund zur Fachschaftsarbeit gekommen und geblieben. Bei der freiwilligen
Arbeit lerne man Soft Skills, vor allem
reden und organisieren; es sei interessant hinter die Kulissen zu schauen und
zu sehen wie die Institution Universität
funktioniere, beschreibt Constantin
einige Vorteile. Also habt keine Angst vor
der SUBspezies und fragt beim nächsten
Fachschaftsbier bei Interesse einfach
mal nach. Denn die Fachschaft ist nicht
nur eine Organisationsform, sondern vor
allem ein Ort politischer Meinungsbildung.
unisphäre
engagier dich!
Die Stiftung «Mercator Schweiz»
sucht studentische Projekte,
welche sie finanzieren kann. Lasst
eurer Kreativität freien Lauf und
reicht ein innovatives Projekt ein!
matthias boss
In den Köpfen vieler StudentInnen
kreisen kreative, innovative und mutige
Ideen herum, doch die Umsetzung erfordert viel Zeit und Energie. Bei den wenigen, welche sich die Zeit nehmen und
die Energie aufbringen, taucht schnell
die Frage auf, wie eine solche Idee finanziert werden soll. All der Ideenreichtum
verliert im Angesicht der finanziellen
Not seine Wirkungskraft. Die Stiftung
«Mercator Schweiz» initiierte im Jahre
2010 ein Programm mit dem Namen
«Engagier dich!» um den Studierenden
neuen Wind in die Segel zu legen. Es
fasst die Förderung studentischer Initiativen zusammen.
Von Austauschprogramm bis Theater
Die Projekte, welche die Stiftung in
diesem Jahr bereits unterstützt hat,
könnten unterschiedlicher nicht sein.
Das Austauschprogramm «CANTONese» ermöglicht es 40 Studierenden aus
St. Gallen und China sich intellektuell
auszutauschen. Mittels Workshops,
Vorträgen und Diskussionen wird ein
Leitthema behandelt und zugleich findet
durch die Reise in die jeweiligen Länder
ein kultureller Austausch statt. Ein etwas
anderes Projekt wurde vom Theaterkollektiv «milch/gänse» lanciert. Mit
künstlerischen und wissenschaftlichen
Verfahren wird untersucht, wie Geld
unsere Sicht auf die Gesellschaft und die
Umwelt beeinflusst. In einem weiteren
Projekt «ICHTRAGEFAIR.CH» organisierten drei Initiantinnen Workshops zum
Thema faire Textilproduktion sowie
einen Wettbewerb für Zürcher Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, in dem
die SchülerInnen ein T-Shirt gestalten
konnten, welches von der «Switcher
Foundation» ökologisch fair produziert
und als Teil der Herbstkollektion 2013
verkauft werden soll.
Voraussetzungen
Das finanzielle Fördergefäss unterstützt
nonprofit-orientierte Projekte, bei wel-
chen Studierende die InitiantInnen und
die treibende Kraft sind. Sie müssen klar
definiert und zeitlich begrenzt sein und
dürfen nicht mit einem akademischen
Forschungsprojekt in Verbindung stehen.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben
sind, hat jeder Studierende die Möglichkeit seine Projektidee einzureichen. Dies
ist dreimal pro Jahr möglich. Die nächsten bekannten Termine sind der
1. März 2014 und der 1. Juli 2014. Ab diesem Datum muss das Projekt innerhalb
eines Jahres stattfinden.
Weitere Infos unter:
www.engagier-dich.ch
Engagement auch bei den
Fakultäten
Auch in anderen Bereichen ist die
Stiftung Mercator Schweiz an der Universität Bern aktiv. So leistet sie die Anschubsfinanzierung von zwei Projekten
des Institute of Advanced Study in the
Humanities and the Social Sciences der
Philosophisch-historischen Fakultät.
Ich
mit
International Winter School
Dem Institut wird ermöglicht, von 2012
bis 2015 vier Winter Schools unter dem
Titel «TransFormations» durchzuführen.
Diese Nachwuchsförderung verfolgt
das Ziel der Internationalisierung und
Vernetzung in Hinblick auf längerfristige
Kooperationen.
Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur
für Weltliteratur
Weiter wird jedes Semester eine renommierte internationale Autorin beziehungsweise ein Autor an die Universität
Bern eingeladen. Auf diese Weise haben
Studierende und Doktorierende die Gelegenheit Bekanntschaft mit Person und
Werk eines herausragenden Künstlers
oder einer herausragenden Künstlerin zu
machen und dabei ihre kulturellen sowie
fachlichen Kompetenzen zu erweitern.
Energie.
überzeuge
Von Schreibtisch bis Hobbykeller: Als Mitarbeitende/r der BKW-Gruppe fliesst Ihre Energie
an vielen Orten. Und mit klimafreundlichem Strom aus Wasser, Wind, Sonne und Kernkraft lassen Sie täglich mehr als eine Million Menschen daran teilhaben – unterstützt von
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Einstiegsmöglichkeiten finden Sie auf der zentralen Stellenbörse unserer Webseite:
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auf ein wort
«ich stelle mir vor, dass jemand ausrastet»
wegwerfen. Im Kleinen, in der Familie,
sieht man das daran, dass mein Sohn
einen Tag nach Ablauf des Datastempels
ein Joghurt wegwirft. Ich habe Mikrobiologie studiert, ich weiss, dass man
das noch wunderbar essen könnte; aber
gegen einen Datastempel komme ich
nicht an. All diese Lebensmittelskandale
zeigen nur, wie gerne wir Angst haben.
Beda Stadler: Der Provokateur der Nation. bild: zvg
Er legt sich gerne an: sowohl mit
Bundesrätinnen, Rüeblifressern,
Impfgegnern als auch mit Russell's
Drachen. In zahlreichen Kolumnen und Sendungen wie dem Club
oder der Arena tut er gerne seine Meinung kund und geniesst es,
damit anzuecken. Für das unikum
legte der Chef der Immunologie
im Inselspital die Giftspritze aber
kurz zur Seite. Auf ein Wort mit Beda Stadler.
maria gerber
Sie sind Immunologe, Professor, Vater,
Ehemann und leidenschaftlicher Piesacker – in welcher dieser Rollen fühlen Sie
sich am wohlsten?
Vater. Gerne wäre ich Grossvater, das
klappt noch nicht so, das hat aber nichts
mit mir zu tun (lacht). 65 Prozent der
MedizinerInnen sind Frauen. Als ich
letztens in einer Vorlesung fragte, wie
viele davon auch 100 Prozent arbeiten
wollten, da streckten zwei Frauen auf.
Natürlich hiess es dann wieder «wieso
fragst du das nur die Frauen», und ich
18
unikum 165
habe gesagt: «weil ich weiss, dass auch
viele Männer das heute nicht mehr wollen.» Die Jugend hat zum ersten Mal die
Möglichkeit, ihre Zukunft ganz flexibel
zu gestalten, eigene Lebensentwürfe zu
machen – das ist neu. Dass junge Menschen entscheiden können, dass sie in
dem einen Leben, das sie haben, einfach
Spass haben wollen.
Gerade kam heraus, dass fast die Hälfte
des Pouletfleischs mit antibiotikaresis-
tenten Keimen belastet ist. Davor kam
plötzlich abgepackter Salat aufs Radar. Biogemüse ist auch schlecht – wegen der
EHEC-Bakterien. Was steht bei ihnen als
leidenschaftlichem Koch eigentlich so auf
einem normalen Einkaufszettel?
Prinzipiell, da ich nur ein Leben habe,
und da wir in einer westlichen Welt
leben, in der Hungersnöte unbekannt
sind, will ich essen, was mir Spass macht.
Ich esse gerne, viel lieber als meiner Frau
lieb ist – ich bin deswegen auch aus der
Form gekommen. Nüchtern kann man
sagen: Das Essen war noch nie so gesund
wie heute. Lebensmittelskandale sind
nur ein Ausdruck unserer Überflussgesellschaft. Die grössten Probleme, die wir
haben, sind a) dass immer noch Menschen hungern auf der Welt und b) dass
wir gleichzeitig solche Mengen an Essen
Sie haben vorhin schon übergeleitet zu
einer Frage, die ich ihnen noch stellen
wollte. Sie sind ja bekanntermassen ein
Befürworter von Gentechnik. Was halten
Sie eigentlich von Gentechnik am Menschen?
Wenn ich mir Sie (die Redaktorin)
anschaue, dann ist schon ziemlich viel
passiert. Wir greifen ständig in unser
Genom ein, indem wir uns fortpflanzen.
Dieser Eingriff ist wesentlich grösser als
ein gentechnischer Eingriff. Das Ganze
ist eine Frage des Zeitgeistes. Heute ist es
völlig normal, Schmerzmittel zu nehmen. Das war vor 100 Jahren undenkbar,
weil es sie damals einfach noch nicht
gab. Und damals hat man sich gegen all
das auch gewehrt. Oder In-vitro-Fertilisation. Unsere Eltern waren noch dagegen,
heute ist es fast Normalität.
Also, ihrer Meinung nach wird das unausweichlich kommen? Dass dieser Eingriff
in die Natur zur Normalität wird?
Klar kommt das. Die Leute wollen heute
ewig leben. Das ist einer meiner Lieblingswitze; der Durchschnittsschweizer
will gesund sterben. Das geht einfach
nicht! Auch wenn jemand vom Blitz
getroffen wird, ist der Moment, in dem
der Blitz im Körper ist, als Krankheit definiert. Man kann nicht gesund sterben.
Aber wir leben in dieser Wahnvorstellung. Ich habe auf diese Frage eigentlich
gewartet. Eingriff in die Natur.
Eingriff in die Evolution. Ist das besser?
Noch schlimmer! Wir sind ein Teil der
Evolution. Wir können gar nicht in sie
eingreifen. Das ist das Eine, es kommt
aber noch etwas Anderes: Für viele Leute
ist Natur gleichzusetzen mit Schöpfung.
Und wer Darwin gelesen und verstanden
hat, sollte langsam merken, dass es eben
keine Schöpfung gibt. Das ist ein Relikt
aus der Bronzezeit und es ist traurig, dass
so viele Leute diesen Stuss noch glauben.
serviceverzeichnis
auf ein wort
Und jetzt zurück zur Gentechnik. Wenn
das nun die einzige Möglichkeit wäre,
um unsere Spezies vor der Ausrottung zu
retten, dann sieht die Frage schon anders
aus. Wenn wir zum Beispiel zu einer
friedliebenden Rasse werden könnten,
wenn Krieg dadurch verunmöglicht
würde, weil wir einen Konsens eingehen,
dann wäre das doch eine grosse Chance.
Wir haben solche Konsense doch schon
gemacht; wir sind uns zum Beispiel einig, dass keine Babys sterben sollen. Also
haben wir Antibiotika entwickelt. Wir
haben Chirurgie entwickelt. Wir haben
all diese kleinen Schritte schon gemacht
– wir werden den letzten grossen auch
noch machen.
Kann man ihrer Meinung nach überhaupt
Wissenschaftler und religiös sein?
Nein, das ist unmöglich. Man kann vielleicht in beiden Kreisen verkehren und
auch funktionieren. Aber Wissenschaftler zu sein, bedeutet, in der Überzeugung
zu leben, dass es auf diesem Planeten
nur mit rechten Dingen zugeht. Das
heisst, alles Übernatürliche darf nicht
existieren, denn wenn es existierte, wäre
die ganze Wissenschaft im Eimer. Wenn
es je auch nur ein Wunder gegeben
hätte, dann müsste man alle Lehrbücher
neu schreiben. Ich persönlich habe sogar
Angst vor solchen Wissenschaftlern.
Die haben ja zwei Bereiche in ihrem
Leben. In einem Bereich soll es rationalwissenschaftlich, im anderen Bereich
romantisch-übernatürlich zugehen.
Dann frage ich: beeinflussen die sich
nicht gegenseitig? Ich weiss ja dann nie,
wann hört er auf zu denken und wann
glaubt er. Dann muss ich ja jedes Wort
auf die Goldwaage legen.
Also stört sie vor allem der blinde Glaube?
Ja, also, ich glaube ja auch nicht gar
nichts. Ich glaube zum Beispiel daran,
dass der Fernseher angeht, wenn ich den
Knopf drücke. Unter Glaube verstehe
ich: 100 Prozent überzeugt sein, dass
es eine Welt gibt, die mit der Realität
nichts zu tun hat. Um noch konkreter
zu werden: Der Unterschied zwischen
Wissenschaft und Glaube ist, dass es in
der Wissenschaft keine Unfehlbarkeit
gibt. Im Glauben gibt es diese. Und es ist
diese Unfehlbarkeit, die mich stört. Und
diese Unfehlbarkeit taucht letztlich dann
auch beim Biogemüse wieder auf. Wenn
jemand unfehlbar davon überzeugt ist,
dass ein Bio-Rüebli besser ist, als ein
konventionelles, dann kann ihn auch
niemand davon abbringen. Auch wenn
es noch so erwiesen ist, dass es keinen
Unterschied gibt.
SUB-Dienstleistungen
Können Sie überhaupt in eine Tageszeitung schauen, ohne wahnsinnig zu
werden?
Jaja. Aber fernsehen, das mache ich nicht
mehr. Ich bin ein grosser Konsument von
YouTube, dort gibt es noch dümmeres
Zeug. Aber dort kann ich entscheiden,
was ich anschauen will und was nicht.
So ein bisschen Häme hat man ja schon.
Wenn zum Beispiel jemand auf den Latz
kriegt, der es auch verdient hat. Ich habe
auch eine tiefe «Erbarmensschwelle»,
zum Beispiel wenn sich jemand in die
Luft sprengt. Ich habe das Gefühl, meine
Empathie nicht unnötig verschwenden
zu müssen. Zeitung lesen braucht für
mich keine Empathie auf.
StudentInnenschaft der Universität
Bern
Was überwiegt, wenn Sie Ihre Kolumnen
verfassen – die Überzeugung, im Recht zu
sein, oder die Lust, zu provozieren?
Es ist die Lust am Schreiben. Gut, ich
stelle mir schon vor, dass jemand dann
vielleicht ausrastet. Und ich gebe zu,
dass mir das auch Freude bereitet. Es gab
auch schon einmal eine Frau, die wie von
der Tarantel gestochen aus der Vorlesung
rannte. Dafür bin ich einer der wenigen
Dozenten an der Uni, bei dem keine Studenten einschlafen. Es ist schon wahr,
ich provoziere gerne. Man darf einfach
nicht vergessen: provocare, das heisst
auf lateinisch «hervorrufen». Und ich
bin ein ungeduldiger Mensch. Man kann
eine Diskussion langsam und behutsam
führen, mit Einleitung und so weiter,
aber es würde eine Stunde dauern. Wenn
ich dasselbe in einem Satz rüberbringen
kann, dann ist das doch besser, als nach
zwei Stunden herauszufinden, dass mich
mein Gegenüber überhaupt nicht mag.
Provokation als Zeitersparnis.
Effektiv! Wer provozieren kann, kann
einen Sachverhalt präzise auf den Punkt
bringen. So, dass danach beide Seiten
klar sind. Und alles andere ist mir zu
langweilig. Ich selber schlafe oft in Vorlesungen ein!
Auskunft, Inserateaufgabe und Dienstleistungen für SUB-Mitglieder und DienstleistungsabonnentInnen:
Lerchenweg 32, 3012 Bern
Tel. 031 631 54 11, Fax 031 631 35 50
E-Mail [email protected]
http://subnew.unibe.ch
Öffnungszeiten SUB
Mo 14–17 Uhr, Di–Do 11–17 Uhr
Wohnausschreibungen
Online-Plattform, Wohnungsmail und
Inserateaufgabe: http://subnew.unibe.ch/
wohnen
E-Mail: [email protected]
Studijob SUB
Online-Plattform, Stellenmail und
Inserate­aufgabe: http://subnew.unibe.ch/
studijob-sub
Tel. 031 631 35 76, Fax 031 631 35 50
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Rechtshilfedienst der SUB (RHD)
Kostenlose Beratung von Studierenden der
Uni Bern in rechtlichen Fragen. Online Anmeldung auf der SUB-HP unter „Beratung“.
http://subnew.unibe.ch/rechtshilfedienst-
Sozialfonds
Der Sozialfonds steht SUB-Mitgliedern und
Mobilitätsstudierenden mit finanziellen
Schwierigkeiten zur Seite.
Weitere Dienstleistungen
Freier Eintritt, kopieren, Spiralbindegerät, ...:
http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt
SUB-Gruppierungen
Liste der SUB-Gruppierungen
http://subnew.unibe.ch/gruppierungen
Beratungsstellen
Beratungsstelle der Berner Hochschulen
Beratung bei Studiengestaltung, Berufseinstieg, Lern- und Arbeitsstörungen,
Prüfungsvorbereitung, persönlichen
Anliegen und Beziehungskonflikten.
Anmeldung im Sekretariat.
Bibliothek und Dokumentation zu
Studiengängen, Tätigkeitsgebieten,
Berufseinstieg, Weiterbildung, Lern- und
Arbeitstechniken und vieles mehr.
Ausleihe: Mo-Fr 8-12 / 13.30-17 Uhr (Fr bis
16.30 Uhr, Mi Vormittag geschlossen)
Online Studienführer Uni Bern: www.
studienfuehrer.unibe.ch
Erlachstrasse 17, 3012 Bern
Tel. 031 635 24 35
www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch
unikum 165
19
reinziehn
impressum
Das unikum ist das Organ der StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB)
und erscheint sechsmal jährlich mit einer
Auflage von 10 000 Stück.
Redaktion: Jasmin Stampfli (jas), Jonathan Stauffer (jos), Lea Stuber (ls) Livia
Middendorp (lm), Helga Weber (hw),
Nicolas Weber (nw), Mattias Boss (mb)
E-Mail:
[email protected]
1
2
cd
1 The Lonesome Southern Comfort Company
The Big Hunt
Die melancholischen Balladen der
grossartigen The Lonesome Southern
Comfort Company wecken schöne Erinnerungen an Geschichten am Lagerfeuer und gebratene Marroni. Die in einer
eher kargen Landschaft angesiedelten,
vorwiegend akustischen Klänge sind
geprägt von Banjos, Handharmonikas
und Geigen. Gewisse Stücke lassen
allerdings raffinierte Horizonte erahnen. Nach dem grandiosem Opener
«When He's Down», bei welchem man
sich sogar Kurzausflüge in elektronische
Gefilde wagt, folgt mit der formidablen
Ballade «64 Warwick Way» bereits eines
der Highlights des Albums. Das 8-minütige Prachtstück brilliert durch seine
monotone Einfachheit und Geradlinigkeit, schön nach dem Motto: Weniger ist
mehr!
Das Quartett aus dem Tessin versteht es
hervorragend in den neun formidablen
neuen Songperlen, Psych-Folk, Country,
Blues und Rock unter einen Hut zu bringen, wobei die Melancholie jederzeit im
Fokus steht. Das perfekte Album für die
leisen und ruhigen Rotweinmomente
im Leben.
Gewinne eine von drei CDs! Schicke eine
E-Mail mit dem Betreff «Big Hunt» an:
[email protected]. Einsendeschluss ist der 13. November 2013.
20
unikum 165
film
2 The Congress
Ari Folman, 2013
mb. Das neue Meisterwerk von Ari
Folman, welches in diesem Jahr am
internationalen Festival für Animationsfilm «Fantoche» in der Schweiz zum
ersten Mal gezeigt wurde, übertrifft alle
Erwartungen an den erfolgsverwöhnten
Regisseur. Der Sci-Fi- beziehungsweise
Animationsfilm springt nahtlos von
realen zu animierten Szenen und spielt
gekonnt mit unserer Wahrnehmung des
Realen und Surrealen. Im Film verkauft
die Schauspielerin Robin Wright ihren
Körperscan an die «Miramount Studios», welche den Scan grenzenlos und
konserviert nach ihren eigenen Vorstellungen spielen lassen können. Die Technik entwickelt sich rasant und schon
20 Jahre später ist es möglich in einer
komplett animierten Welt zu leben. Die
Bildgewalt der neuen Welt überwältigt
einen und es vergeht keine Sekunde
ohne Anspielungen auf vergangenes
Filmschaffen oder reale Menschen. So
läutet ein gewisser «Steve Mobs» das
neue Zeitalter der animierten Welt ein.
Doch nicht alle wollen in dieser als perfekt angepriesenen Welt leben.
Externe: Paolo Riva
Layout und Satz: Muriel Schwaerzler,
Romy Troxler
Lektorat: David Egger
Werbung: Simon Bühler
Kontakt: [email protected]
Adresse: unikum, Lerchenweg 32,
3000 Bern 9
E-Mail: [email protected]
www.unikum.unibe.ch
Belichtung und Druck: Haller & Jenzer,
Burgdorf
Nächste Nummer: unikum 166
Redaktionsschluss: 20.11.2013
Inputs und Ideen für Artikel bis:
30.10.2013
Inserate-Annahmeschluss: 30.10.2013
Erscheinungsdatum: 2.12.2013
Adressänderungen bitte wie folgt
melden:
Studierende: Universität Bern,
Immatrikulationsdienste, Hochschulstr. 4,
3012 Bern.
Angestellte: Universität Bern, Abteilung
Personal, Hochschulstrasse 4, 3012 Bern
Doppelzustellungen können vermieden
werden, wenn bei der Abteilung Personal
und den Immatrikulationsdiensten die
gleiche Adresse hinterlegt ist.
Rücksendungen bitte an: unikum, Lerchenweg 32, 3000 Bern 9
Abonnemente: Das unikum kann für
Fr. 30.–/Jahr abonniert werden. E-Mail an:
[email protected]
Zitat vom StudentInnenrat
26.9 2013
Maurice Lindgren (glp): «David Egger hat
Erfahrung – und sieht gut aus ...»
carte blanche
Kim Migliore, Studentin an der HSLU
Bist du kreativ und möchtest uns gerne zeigen, was du so drauf hast? Hast du eine Geschichte auf Lager, die wirklich alle hören sollten?
Oder möchtest du einfach mal sagen, was Sache ist? Melde dich bei der unikum-Redaktion ([email protected]) für eine Carte Blanche und krieg den Platz, den du verdienst.
unikum 165
21
rätsel
finde die acht unterschiede
Schicke die Lösung stichwortartig oder
als Scan bis am 20. November 2013 an
[email protected]. Dir winkt einer
von zwei Bugeno-Gutscheinen im Wert von
je 40 Franken.
22
unikum 165
entdecken
nen anständigen Entdecken-Artikel abzuliefern. Mein
Schreibzeug habe ich vergessen, mit den Interviews
wird es daher nichts, aber das hatte ich sowieso nicht
vor. Auf dem Weg hierhin kamen mir schon allerlei Leute mit Tüten oder sogar Rollköfferchen entgegen. Es ist
klar, mittlerweile ist es zu spät, um nach Schätzen zu suchen. Während ich gemächlich meine Runde ziehe, sind
die besten Dinge natürlich schon weg. Die wahren FlohmarktgängerInnen und SchnäppchenjägerInnen sind
zum Flohmarkt gegangen, als ich ins Bett bin. Nichtsdestotrotz, hier steppt der Bär. Ich werde geradezu übermannt, aber das ist mir hier schon öfter passiert.
Immer den Durchblick bewahren. bild: helga weber
auf schatzsuche
im ramsch
Sonntagmorgen an der Reitschule – oh ja. Wer
suchet, der findet. Auf dem Reitschulflohmarkt
ist für jede und jeden mit einem guten Auge
und Durchhaltevermögen etwas dabei.
helga weber
Es ist einer dieser Sonntage nach einer langen Party.
Sinnvoll wäre es wohl gewesen direkt durchzumachen
und den Brunch im Sous le Pont zu geniessen. Jetzt ist
es zu spät. Ausgeschlafen? Fehlanzeige! Der Kater ist da
und um mich herum wird angepriesen, gefeilscht und
gekauft, als ob es keinen Morgen gäbe. Also noch mal zurück zum Anfang. Nein, damit meine ich nicht die nächtlichen Eskapaden, das Quälen aus dem Bett oder den Gestank der leeren Bierdosen, sondern den Flohmi.
Ich befinde mich auf dem Reitschulflohmarkt, um ei-
Was es so alles gibt, es ist schon erstaunlich. Unter den
Eisenbahnbrücken kennt man die üblichen Gesichter
der VerkäuferInnen, hier befinden sich meist die gleichen Stände, an denen man von Elektrogeräten und Natels über Bettwäsche bis hin zu Perserteppichen alles
finden kann. Der Taschenmann ist auch wieder da. Im
Vorhof hingegen findet man einige Velos, Unmengen
an Kleidung und Spielzeug. Öfter schon habe ich mich
gefragt, ob ich hier nicht mein gestohlenes Velo wieder finde, aber das ist ein anderes Thema. In der Grossen
Halle gibt es wie immer einen Mix aus allem. Bei den Vasen und dem Geschirr würde auch meine Oma die Nase rümpfen. Falls man sich Feinde mit seinem nächsten
Geschenk machen will, ist man hier genau richtig. Auf
der Suche nach Accessoires für die nächste Mottoparty
wird man auf alle Fälle fündig: Von Netzhandschuhen
aus den 1970ern bis zu Kleidung aus den 1990ern ist alles dabei. Neben jeder Menge Ramsch lohnt es sich auf
alle Fälle genauer zu schauen. Ein Freund zeigt mir freudig seinen Schatz, ein Barometer aus Vorzeiten. Ich würde mal behaupten, es gibt nichts, was es hier nicht gibt,
zumindest fast nichts.
Die meisten StandbesitzerInnen sehen genauso müde
aus wie ich. Kein Wunder, viele haben mit ihren Transporten seit gestern Abend auf dem Parkplatz vor der
Reitschule genächtigt. Bereits um 6.30 Uhr musste man
sich in die Schlange stellen, um noch einen guten Stellplatz zu ergattern. Liest man das Reglement der Flohmicrew und Trägerschaft der Grossen Halle der Reitschule
Bern, scheint alles eher strikt zu sein. Wieso jedoch Kettensägen erlaubt und Autopneus verboten sind, will mir
nicht ganz in den Sinn.
Es gibt viele Stände, die ich seit den zwei Jahren, die ich
nun in Bern bin, immer wieder sehe. Aber man trifft
auch jedes Mal auf Highlights. Ein buntes Gemisch eben.
Ein Nachteil sind definitiv die professionellen VerkäuferInnen. Während einige der Mädels durchaus Glück
beim Entleeren ihrer Kleiderschränke haben und hier
wieder etwas verkaufen würden, gibt es andere, die abgeschreckt sind von der Hektik und dem Trubel hier. Die
Preise sind meist sehr günstig, die Menge machts.
Nachdem einige der VerkäuferInnen ihre restlichen Waren verschenken und sich alle auf die Reste stürzen, wird
es Zeit zu gehen. Ich flüchte, doch kurz bevor ich das Areal verlasse, wird doch tatsächlich noch eine der Handkettensägen angeschmissen. Sonst hätte auch etwas gefehlt. Der Kater ist übrigens weg. Gelohnt hat es sich so
oder so.
unikum 165
23
Wir machen Sie stark!
Kevin Bein, 74
pensioniert und
knusprig
Herr Kundig, 66
unser treuster
Kunde
Paul Himmelblau, 71
besser in Form
als 2007
Kurt Zaugg, 66
will es nochmals
wissen
Dong Li, 72
kennen wir nicht,
stellte sich einfach
ins Bild...
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Fr.150.–
500 Ex
Fr.190.–
1‘000 Ex Fr.220.–
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Karte A5 (210 x 148 mm)
250 Ex
Fr.300.–
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Fr.350.–
1‘000 Ex Fr.390.–
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