WALKINGBASS / RHYTHM IT! S. 1
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WALKINGBASS / RHYTHM IT! S. 1
Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE 1 - 6 Walking Basslines Blues, I - IV - I Progressionen und Rhythmchanges Rhythm it ! Die Arbeit mit Rhythmussilben Specialedition für meine Klasse beim VBSM/PAK-Basscamp 2005 in Alteglofsheim vom 08.-11. Februar 2005 Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE 1 - 6 Walking Basslines Blues, I - IV - I Progressionen und Rhythmchanges Material für 6 Unterrichtseinheiten meiner "Jazz-Pop" Klasse beim VBSM/PAK-Basscamp 2005 in Alteglofsheim vom 08.-11. Februar 2005 Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE 1 - 6 Walking Basslines Inhalt: UE 1 - 4 . . . Der Blues UE 5 . . . . . . I - IV - I Verbindungen UE 6 . . . . . . Rhythm Changes Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE 1 - Walking Bass 1 Der Blues #1 Bluesform und Twobeat-Feel mit Grundtönen Der Blues ist sowohl musikalische Form als auch "Feel". In seiner Ur- oder Grundform hat der Blues 12 Takte - ohne zweiten Teil (B-Teil oder Bridge). Die Bluesform, wie auch das spezielle Blues-Feel wurde zu einer der wesentlichen Grundlage von Jazz, Pop, Rock, Country, Gospel, Chanson und Schlager. Die Akkordwechsel (Changes) haben sich im Lauf der Jahre weiterentwickelt, trotzdem spielen viele Musiker und Bands immer wieder die "originale Bluesform", so wie sie die ersten schwarzen Bluesmusiker vor über 100 Jahren verwendet haben. Nach und nach wirst auch Du den einen oder anderen Akkord verändern, auswechseln oder hinzufügen. Eine einfache Form der Begleitung ist aus Marsch und Polka entstanden: Der Bass spielt die beiden Zählzeiten "1" und "3" - Schlagzeug, Piano Gitarre etc. spielen auf "2" und "4". Wir spüren ein Hin-und Herschwingen zwischen den beiden Takthälften: Das ist das "Two-Beat-Feel". Auf die Zählzeit eins sollte dabei der Grundton ("Bottom") klingen: TWO-BEAT-BOTTOM-BLUES in C Tip: Transponiere dieses, wie alle folgenden Stücke in verschiedene Tonarten, wie z.B. F und Bb (Tonarten die besonders die Blechbläser bevorzugen), G,A, D, E (Tonarten, in denen die Gitarren wegen der Leersaiten besonders gut klingen), aber auch Db un Ab (Des und As) diese beiden "entlegeneren Tonarten klingen bei Sängerinnen häufig sehr gut. Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE 1 - Walking Bass 1.2 Der Blues #1.2 Bluesform und Twobeat-Feel mit Wechselbass Als nächstes kannst Du auf die Zählzeit 3 die Quinte des jeweiligen Akkordes spielen. Dadurch entstehen schon kleine "Basslinien" - die Begleitung wird flüssiger. TWO-BEAT-BLUES in C mit Wechselbass Jetzt noch ein Beispiel, wie Du einen Blues in F mit Wechselbässen begleiten kannst. Wenn Du Dir schon etwas sicherer bist, transponiere unbedingt auch in die anderen Tonarten. TWO-BEAT-BLUES in F mit Wechselbass Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE 2 - Walking Bass 2 Der Blues #2 Walking Bass mit 1-Takt-Patterns Spiel mit Intervallen über C7 und F7 / "Blue Notes" Die Beispiele 1-8 sind 1-taktige Muster (Patterns). Sie zeigen Dir, wie Du einen "Walking Bass" zu einem C-Dur-Akkord spielen kannst. Als BassistIn gibst du deinen Mitmusikern und Zuhörern mittels der vier Noten, die Du auf die vier Grundschläge eines 4/4-telTaktes spielst, wesentliche Informationen über Metrum, Rhythmus und harmonische Fortschreitung eines Stückes. Das "Schwingen" zwischen den beiden Takthälften spüren wir jetzt, mit den vier Grundschlägen noch intensiver - das ist der "Swing". Auf die Zählzeit eins sollte, wie beim Two-Beat-Feel meistens der Grundton stehen, auf die "drei" meistens ein akkordeigener Ton wie Terz oder Quint. Hää?? - Was macht dann im dritten Pattern das dis, und im vierten Pattern das fis ??? Die gehören doch garnicht zu C-Dur ?? Antwort: Das sind auf alle Fälle schräge, spannungsvolle Töne. Die #2 und #4 sind, wie die b7 auch, sogenannte "Blue-Notes". Sie geben dem Blues seine spezielle Farbe. Ausserdem führen sie in unserem Beispiel als "chromatische Leittöne" zur Terz h und zur Quint g. Im Blues können sie aber auch mal alleine stehen, ohne als "Leitton" zu einem anderen Akkordton hinzuführen. Eintakt-Patterns über C7 Tip: Auch diese Patterns musst Du zunächst nach F, der vierten Stufe (Subdominante) von C, und nach G, der fünften Stufe (Dominante) von C transponieren. Du kannst diese Patterns dann aber auch für einen Blues in F oder G jeweils als erste Stufe verwenden. Eintakt-Patterns über F7 Tip: Übe diese Patterns, wie die nachfolgenden Stücke mit dem Metronom auf "zwei" & "vier" so spürst Du leichter den Swing oder "Jazz-Groove" Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE2 - Walking Bass 2.2 Der Blues #2.2 Walking Bass mit 1-taktigem 1-3-5-3-Pattern über die ganze Form Jetzt noch als Vorbereitung und kleine Übehilfe die eintaktigen Patterns transponiert nach G7 - mit den selben Intervallbewegungen wie schon über den C7 und F7 Akkord. Erkennst Du auch hier die drei "Bluenotes", die den Akkorden, zu denen sie erklingen, die typisch bluesigschräge Färbung geben? MERKwürdig: Im Unterschied zur Kadenz unserer europäischen Volks- und Kunstmusik, kann im Blues jeder Akkord mit der kleinen Septime gespielt werden - nicht nur die Dominante auf der fünften Stufe. Wir können also den C7, F7 oder G7 Akkord nicht nur als 1., 4. oder 5. Stufe im Blues in C spielen sondern auch z.B. als 1. Stufe im "Blues in F" oder 1. Stufe im "Blues in G". Eintakt-Patterns über G7 Jetzt kommt unser erster Blues. Und der ist ganz leicht: Wir spielen ganz einfach nur Grundton, Terz und Quint der jeweiligen Akkorde - so wie im ersten Pattern. Alles klar? Hier ist der "1-3-5-3-BLUES" in C Der " 1-3-5-3 BLUES" in C Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / UE3 - Walking Bass 3 Der Blues #3 Walking Bass mit 1-taktigem 1-3-5-3-Pattern, Blues in F Wollen wir einen "Blues in F" spielen, kennen wir schon das Tonmaterial der ersten Stufe F (Tonika) und der fünften Stufe C (Dominante). Jetzt brauchen wir nur noch die vierte Stufe (Subdominante). Die Subdominante von F ist Bb: EIntaktige Pattern über Bb7 OK - Dann starten wir zum "1-3-5-3 BLUES" in F " 1-3-5-3 BLUES" in F Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 3.2 Der Blues #3.2 Walking Bass mit 1-taktigem 1-6-5-3-Pattern, Blues in C Statt der Terz probieren wir jetzt auf die Zählzeit "2" die grosse Sext - so wie im zweiten Pattern. "16.53 Uhr-Blues" in C Jetzt kommt das dritte Pattern dran. Auf die Zählzeit zwei spielen wir die zweite Stufe, wie bei einer Tonleiter. Aber auf die "drei" kommt nicht die grosse Terz - sondern "nur" die übermässige Sekunde. So wie wenn wir uns vorsichtig anschleichen . . . " 1-2-#2-3 Schleicher-BLUES" in C Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 4.1 Der Blues #4.1 Walking Bass mit 2-taktigen Patterns, Blues in C Wenn ein Akkord über zwei oder mehr Takte gespielt wird, wäre es langweilig, immer auf die "1" den Grundton zu spielen. Die musikalischen Bögen (Phrasen) wären zu kleinteilig. Um fliessende zweitaktige Bögen zu spielen, suche für die "eins" des zweiten Taktes einen anderen akkordeigenen Ton wie die Terz oder, im nächsten Beispiel, die Quint. Zweitaktige Patterns / C7 In Takt 3+4 und 7+8 eines Blues kannst Du zweitaktige Patterns der Tonika (1.Stufe) verwenden. In Takt 5+6 des Bluesschemas erscheint die Subdominante (4. Stufe) - bei einem Blues in C7 ist dies F7. Nachstehend, wieder als kleine Hilfe, die Transposition der vier obigen Beispiele nach F7. Transponiere aber auch selbstständig nach G7 (könntest Du auch in Takt 9+10 des Bluesschemas spielen) Zweitaktige Patterns / F7 Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 4.2 Der Blues #4.2 Walking Bass mit ein- & zweitaktigen Patterns, Blues in C7 Nachfolgend ein 12-taktiges Bluesschema. Die Akkorde in Klammern (Dm7 & G7) können dieAkkorde der Dominante G7 und der Subdominante F7 ersetzen Und jetzt ein notiertes Beispiel als Anregung zum eigenen Erfinden und Improvisieren mit Eintaktpattern 1 (1-3-5-3) und Zweitaktpattern 1 (1-3-4-#4+5-4-3-1) Blues mit Eintaktpattern 1 und Zweitaktpattern 1 Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 4.3 Der Blues #4.3 Walking Bass mit ein- & zweitaktigen Patterns, Blues in C7 (Fortsetz.) Das nächste Beispiel kombiniert Eintaktpattern 7 (1-b7-6-5) und Zweitaktpattern 3 (1-b7-6-b6+ 5-4-3-1) 7 up - 7 down - Blues Undnoch ein Beispiel: Eintaktpattern 6 (1-3-6-5) und Zweitaktpattern 1 (1-3-6-b6+5-4-3-1) Peppermint 6 - Blues Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 5.1 I - IV - I Verbindungen Kadenz / "Diatonic Approach" & "Chromatic Approach" Die I-IV Verbindung (Tonika-Subdominante) ist eine der häufigsten Kadenzen. Eine Kadenz ist die Abfolge der drei Hauptstufen I - IV - V. Das erklingen einer Kadenz macht es uns überhaupt erst möglich, so etwas wie eine Tonart zu empfinden. Gospels oder Soulstücke, die in der amerikanischen schwarzen Kirchenmusik wurzeln, bauen häufig auf der I - IV - I Verbindung auf. Die IV - I Kadenz klingt weicher als die etwas "zwingender" klingende V - I Verbindung. Sie wird manchmal auch "Kirchenschluss" genannt. Fliessend werden Walking-Basslinien, wenn wir als Intervall vor der "1" des neuen Akkordes ("Change") nicht nur Quart-, Quint- und Sextsprünge, sondern auch Ganz- oder Halbtonschritte verwenden. Beim Wechsel zur Subdominante ist dies automatisch der Fall, wenn wir auf die "4" vor dem neuen Change die Terz oder Quint spielen und dann mit einem Sekundschritt zum Grundton des neuen Akkordes gelangen. Bei Verwendung der Quint ergibt sich ein grosser Sekundschritt nach unten, der Terz folgt eine kleine Sekunde nach oben. Die kleine Sekunde empfinden wir dabei als etwas "schärfer/dissonanter" - die Auflösung klingt zwingender. Diese beiden Möglichkeiten heissen "diatonische Annäherung" oder "diatonic Approach", weil die Töne vor dem Zielton zum diatonischen Tonvorrat der jeweiligen Tonalität gehören. Dieser Effekt wird noch stärker, wenn wir bei einem grossen Sekundschritt den diatonischen Annäherungston einen Halbton näher zum Zielton hin spielen. Das ist die "chromatische Annäherung" oder "chromatic Approach" Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 5.2 I - IV - I Verbindungen #2 Alternative Startnoten Probiere als Startnote der Subdominante hin und wieder auch mal andere Noten als den Grundton - z.B. die Quint oder, wie in den nachfolgenden zwei Beispielen, die Terz: Und jetzt Futter für den Übehunger - eintaktige I-IV Folgen durch den ganzen Quintenzirkel: Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 6.1 "Rhythm" - Changes #1 Halbtaktige Chordchanges in der I-VI-II-V Kadenz George Gershwin's "I Got Rhythm" ist die Urform der, nach dem Blues, vieleicht meistgespielten Chord-Progression der Be Bop Aera. Die grössten Musiker & Komponisten des Jazz wie Charlie Parker, Sonny Rollins oder Miles Davies schrieben auf "Rhythm-Changes" basierende Melodien, sogenannte "Heads". Die meisten dieser Stücke sind Up-tempoKompositionen in Bb-Dur. Die Form ist A-A-B-A. Bis jetzt haben wir mit Bögen gearbeitet, bei denen ein Akkord sich über ein oder zwei Takte erstrecken konnte. Jetzt werden die Akkorde halbtaktig wechseln. Dabei haben wir nur einen Schlag Zeit, um den nächsten Akkord einzuführen. In der folgenden Übung siehst Du vier Möglichkeiten, um zum nächsten Chord überzuleiten: Im ersten Pattern spielen wir der Einfachheit nur Grundtöne. Im zweiten Teil sind die Durchgangstöne die Terzen, im dritten Beispiel die Quinten, im letzten Pattern ist der Ton auf die "2" und "4" jeweils die obere chromatische Nebennote des Zieltones - diesen solltest Du gut "vorausdenken". Als nächstes eine mögliche Linie über die ersten vier Takte des achttaktigen A-Teils: Du solltest das Chordschema gut im Kopf haben, denn Du hast nicht sehr viele Variationsmöglichkeiten. Die "1" und die "3" sind vorgegeben - hier solltest Du die Grundtöne der Akkorde spielen. Lediglich auf "2" und "4" kannst Du die Art des Durchgangs frei gestalten (siehe obige vier Beispiele) Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 6.2 "Rhythm" - Changes #2 B-Teil und Alteration von Akkorden Der achttaktige B-Teil, auch "Bridge" (zu deutsch: Brücke) genannt, besteht aus vier Dominantseptakkorden, die in den jeweils nachfolgenden Akkord führen und zwei Takte andauern. Du kannst hier die "Zweitakt-Patterns" aus den Blues-Kapiteln verwenden. Manchmal werden Akkorde alteriert, das heisst einige Akkordtöne werden aus klanglichen Gründen oder wegen der Stimmführung verändert (meist chromatisch). Die wird im Akkordsymbol angegeben, indem meist ein Alterierungszeichen vor dem betreffenden Akkordintervall steht. Sofern diese Alteration einen für Deine Basslinie relevanten Ton betrifft, solltest Du es beim Spiel brücksichtigen. Eine sehr häufige Alteration, welche auch für das Bassspiel bedeutsam ist, betrifft die Quint. So ist z.B. die zweite Stufe in Moll ein Mollakkord mit verminderter Quint. Hier ein Beispiel Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 6.3 "Rhythm" - Changes #3 Die komplette Form Hier nun die komplette Akkordprogression der Rhythmchanges, so wie Du sie mit allen Jazzmusikern überall auf der Welt spielen kannst: Georg Karger / Materialien zu Kontrabass in Jazz & Pop / Walking Bass - UE 6.4 "Rhythm" - Changes #4 Die komplette Form mit Terzen als Durchgangstöne