Bamberg ist als Filmkulisse heiß begehrt

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Bamberg ist als Filmkulisse heiß begehrt
Bamberg ist als Filmkulisse heiß
begehrt
In der oberfränkischen Stadt wird »Die drei Musketiere« gedreht
Bamberg ist als Filmkulisse heiß begehrt
BAMBERG - Bamberg ist als Drehort für
Kinofilme seit vielen Jahren ein begehrtes
Pflaster. Nun wird die schmucke historische
Altstadt zur Kulisse für das aufwändige
internationale Remake des Mantel-undBitte Bild anklicken! Degen-Klassikers »Die drei Musketiere«. Für
die 3D-Produktion mit Starbesetzung aus
Hollywood werden auch jede Menge Komparsen gebraucht. Beim
Casting war der Andrang riesig.
Die Filmteams geben sich gleichsam die Klinke in die Hand. Gerade
ist die Crew abgereist, die im Sandviertel und am Domberg den
Roman »Resturlaub« des Bestsellerautors Tommy Jaud verfilmte.
Nun hat sich die Münchner Constantin Film von Ende August bis
Anfang September das Alte Rathaus und die Alte Hofhaltung am
Dom reserviert, um dort zehn Tage lang Szenen für das 3D-Spektakel
»Die drei Musketiere« zu drehen.
Viel Aufwand
»Was den logistischen Aufwand, Platzbedarf und Absperrungen
anbelangt, wird die Produktion um einiges größer als die
Dreharbeiten, die wir bisher hier hatten«, weiß Steffen Schützwohl
von der Pressestelle der Stadt. Da kann es nur von Vorteil sein, dass
die Bamberger einige Routine haben.
Bereits 1961 standen Kirk Douglas, Barbara Rütting, Christine
Kaufmann und Ingrid van Bergen hier für den Film »Stadt ohne
Mitleid« vor der Kamera. Der Rosengarten der Neuen Residenz
wurde 1973 zur Kulisse für »Das fliegende Klassenzimmer« mit
Joachim Fuchsberger; gleich 32 Folgen nahm Günter Strack in den
90er Jahren für die TV-Produktion als »Der König« auf. Und an die
Dreharbeiten für »Das Sams« erinnert man sich in Bamberg ebenso
gut wie an die Produktion des Kinderfilms »Zwerg Nase« oder Hans
W. Geißendörfers »In der Welt habt ihr Angst« mit Stars wie Axel
Prahl, Hanns Zischler und Max von Thun.
Kaum Klagen
»Atmosphärisch ist es bisher immer gut gelaufen«, erinnert sich
Schützwohl. Von den Anwohnern habe es, etwa wegen der nötigen
Absperrungen, kaum Klagen gegeben. Nicht zuletzt, so vermutet der
Stadt-Sprecher, weil die Produktionsfirmen zum Beispiel
Ladenbesitzer rechtzeitig vorab informierten. Im Gegenzug habe es
nach den Dreharbeiten Lob von den Filmteams gegeben, die sich
über eine offene und kooperative Stadt freuten.
In Bamberg ist man stolz auf die begehrten Kulissen. Auch wenn an
den Drehs nichts verdient ist und man später im Film die
oberfränkische Unesco-Kulturerbe-Stadt vielleicht auf Anhieb nicht
assoziieren wird - zumindest für das Musketier-Set wird »nichts so
gelassen, wie es ist«, wie Steffen Schützwohl weiß. »Fürs Renommee
ist die Nachfrage trotzdem gut«, sagt er.
Dass aus dem hochkarätig besetzten Ensemble zwar Mads Mikkelsen
(»Casino Royal«), aber weder Orlando Bloom (»Fluch der Karibik«)
noch Oscar-Preisträger Christoph Waltz (»Inglourious Basterds«)
oder Milla Jovovich (»Resident Evil«) nach Bamberg kommen, wird
sicher den ein oder anderen Komparsen etwas enttäuschen, der auf
eine Begegnung mit den Stars gehofft hatte. Insgesamt werden für
den Film 4000 Statisten gesucht, etwa ein Drittel davon wird in
Bamberg gebraucht.
Beim Casting ist der Andrang groß. Schon am ersten Tag stellen sich
500 Menschen zwischen 18 und 70 Jahren in einem Bamberger Club
für das Fotoshooting in die Schlange. Der 69-jährige Rentner Anton,
der schon bei »Resturlaub« mitspielte, ist genauso darunter wie
Student Joschka (25), die 48-jährige zahnmedizinische
Fachangestellte Christiane und die dreifache Mutter Stefanie (34), die
mit ihrem Neffen gekommen ist. Wie Anton haben auch Joschka und
die beiden Frauen bereits Statistenerfahrung und einfach Spaß daran,
»in eine Rolle zu schlüpfen und mitzuerleben wie ein Film entsteht«.
Im Paris des 17. Jahrhunderts
Wer seine Haare lang trägt und nicht färbt, hat die besten Chancen,
dabei zu sein. Männern wird, ganz wie bei den Passionsspielen in
Oberammergau, schon mal geraten, sich nicht mehr zu rasieren.
Schließlich spielt der Film, den Action-Regisseur Paul W.S.
Anderson (»Resident Evil«) nach dem berühmten, oft verfilmten
Roman von Alexandre Dumas dreht, Anfang des 17. Jahrhunderts.
Erzählt wird die Geschichte des ungestümen D’Artagnan, der sich
mit seinen drei Freunden Athos, Porthos und Aramis mit Witz,
Charme und Unerschrockenheit gegen den machthungrigen Kardinal
Richelieu und die teuflische M’lady de Winter auflehnt. Bamberg ist
im Film das Paris dieser Zeit, inszeniert werden soll eine klassische,
turbulente Verfolgungsszene auf dem Markt, die Komparsen spielen
Trunkenbolde, Bauern und Soldaten, Marketenderinnen, Dirnen oder
Nonnen. »Oberschicht und Unterschicht - alles soll vertreten sein«,
sagt Marc Körber von der Münchner Casting-Agentur Producer’s
Friend.
Dass nicht nur Bamberg, sondern ganz Bayern »als Drehort boomt«
ist auch dem FilmFernsehFonds Bayern, der Gesellschaft zur
Förderung der Medien im Freistaat, nicht entgangen. Mit aktuell 35
Kino- und 61 Fernsehproduktionen sei ein Drehvolumen erreicht, das
bereits um 40 Prozent über dem Vorjahreszeitraum liege. Dabei
würden etliche Produktionen erst anlaufen. Auch solche mit
internationaler Beteiligung wie eben »Die drei Musketiere«.
Die Neuverfilmung ist die erste deutsche 3D-Produktion, die
weitgehend in Deutschland realisiert wird. Sie wird mit einer Million
Euro, der höchstmöglichen Förderung der deutschen
Filmföderungsanstalt (FFA), unterstützt. Das Gesamtbudget soll sich
auf rund 80 Millionen Dollar belaufen. Gedreht wird auch in
Burghausen, Würzburg und Herrenchiemsee. Dort stehen dann auch
die Hollywoodstars vor der Kamera. Das Ergebnis kann man
voraussichtlich Mitte nächsten Jahres im Kino besichtigen.
Birgit Nüchterlein
2.8.2010
© NÜRNBERGER
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