trends in der autobranche
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Ausgabe 01 | 2015 Das Panalpina Magazin ZOLLABFERTIGUNG Die strikte Einhaltung der Vorschriften und langjährige Erfahrung beschleunigen den Prozess DATENANALYSE IN ECHTZEIT Wie passive Funkfrequenzkennzeichnung Mehrwert in der Modelogistik schafft TRENDS IN DER AUTOBRANCHE Lieferkettenoptimierung, schlanke Logistik und Mehrwertdienste sind die Antworten auf die neuen Herausforderungen in der Automobilindustrie INHALT 6 Einer der wichtigsten Trends in der Liefer- 8 Immer in Bewegung: Frederik Beelaerts, Panalpina's Experte kette der Automobilindustrie ist Reshoring, erklärt Bruce M. Belzowski. für die Logistik der Automobilindustrie. 14 Das neue Distributionszentrum von Decathlon in Singapur. 4 KURZINFOS 18 P analpinas Dienstleistungen in der Zollabfertigung in Russland. KUNDEN EXPERTEN 6 OUTSOURCING UND RESHORING Eine Kalkulation der tatsächlichen Herstellungskosten veranlasste einige Automobilhersteller, ihr Zulieferernetzwerk wieder zunehmend in ihre Nähe zu verlagern, sagt Bruce M. Belzowski vom Institut für Transportforschung der Universität Michigan. TITEL 8 EINEN GANG HÖHER SCHALTEN Für Frederik Beelaerts, Panalpina's Experte für die Logistik der Automobilindustrie, liegen die grössten Chancen im Frachtmanagement für Automobilunternehmen – insbesondere für deren Tier-1-Lieferanten. 13 GEMEINSAM MIT DEN KUNDEN WACHSEN Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Autohersteller BMW dauert schon mehr als zwei Jahrzehnte. Panalpinas wichtigste Dienstleistung besteht in der Belieferung des weltweiten BMW-Ersatzteilmarkts. DIENSTLEISTUNGEN 14 DECATHLONS MEGA-HUB Der führende französische Sportartikelhersteller konzentrierte seine Lagerhäuser in Singapur in einem riesigen Verteilzentrum – und erhöhte so die Produktivität und verbesserte die Lagerverwaltung. LÖSUNGEN 18 GLOBALE AUFTRÄGE, LOKALE GRENZEN In Russland kümmert sich ein spezialisiertes Team von 70 Panalpina-Mitarbeitern darum, dass die Zollabfertigung genauso reibungslos funktioniert wie der physische Gütertransport. 2 CONNECT 01 | 2015 13 Das BMW-Ersatzteilzentrum in Dingolfing. LIEBE LESERIN, LIEBER LESER In vielen Bereichen wird die Logistik von den Erkenntnissen der Datenanalyse beeinflusst. Echtzeitanalysen werden direkt genutzt, um die Inventarprozesse zu optimieren und den Kundenservice zu verbessern. In der Modebranche wird beispielsweise passive RFID verwendet, um Produkte in einer Vielzahl von Vertriebswegen sowohl online als auch analog zu verfolgen. 24 Notfallübung: Eine Antonov 124 nimmt einen Capping Stack auf. APPLIK ATIONEN 22 SAMMLUNG RELEVANTER DATEN Die automatische Sammlung von Echtzeitdaten auf Produktebene entlang der gesamten Lieferkette ist dank passiver RFID-Technologie möglich – eine Datenlösung, die kürzlich für einen Kunden in der Haute-Couture-Branche umgesetzt wurde. NOTFALLLOGISTIK 24 OPTIMAL AUFGESTELLT FÜR DEN FALL EINES BLOWOUTS Gerät eine Offshore-Ölquelle ausser Kontrolle, bietet Panalpina die Logistik, um die Geräte zur Versiegelung des Öllecks sofort zum Unglücksort zu transportieren. Die Rückverfolgbarkeit der Produkte ist ebenfalls ein zentrales Thema in den Automobillieferketten. Das Durchschnittsauto besteht aus 3500 Teilen. Automobilhersteller und Zulieferer müssen jederzeit wissen, wie es um ihren Lagerbestand steht. Automobillieferketten haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. Ein Beispiel ist das «Reshoring», bei dem die Automobilunternehmen ihre Produktion der Fahrzeugteile näher zu den Montagewerken verlagern. Dies reduziert die Lieferkettenrisiken und die Produktionslinien werden stets in Betrieb gehalten. Folglich ändern sich die Handelsströme. Im Gegenzug müssen Logistikunternehmen ihre Dienstleistungen den sich ändernden Anforderungen der Automobilhersteller fortwährend anpassen. Erfahren Sie mehr über die Automobilindustrie in dieser Ausgabe. Viel Vergnügen bei der Lektüre 26 ZAHLEN 27 AGENDA Peter Ulber, CEO Panalpina 3 KURZINFOS HÖCHSTE AUSZEICHNUNG BEI LLOYD'S GLOBAL FREIGHT AWARDS Panalpina wurde von einer der renommiertesten Institutionen zur Anbieterin des Jahres im Bereich Luftfrachtlösungen sowie im Bereich Projekt- bzw. Grosstransporte ausgezeichnet. Panalpina erhielt die Lloyd’s Global Freight Awards für ihre End-to-EndKompetenz im Luftfrachtservice und die herausragenden Logistik leistungen von Energy Solutions, das einige der weltweit anspruchsvollsten Projekte realisierte. Diese Auszeichnung stellt die Fähigkeiten und das Know-how von Panalpina im Bereich Transport und Logistik unter Beweis. GEMEINSAM GEGEN EBOLA Im Dezember 2014 hat Panalpina das zweite Jahr in Folge einen Flug mit Hilfsgütern an UNICEF gespendet. Dieses Mal wurden die Hilfsgüter nach Westafrika, direkt in ein von Ebola betroffenes Gebiet geflogen. Panalpina charterte eine MD-11, die von Luxemburg nach Freetown, Sierra Leone, flog. Das Flugzeug war voll beladen mit 80 Tonnen medizinischem Bedarfsmaterial, Zelten, medizinischer Bekleidung und therapeutischer Fertignahrung. Dort angekommen, wurden die Güter an lokale von UNICEF unterstützte Gesundheits zentren verteilt. Seit November sind dort über 8000 Patienten untersucht und 588 stationär behandelt worden. Da der Schulbetrieb ab Mitte Januar wieder aufgenommen wurde, ist UNICEF vor Ort, um Unterstützung zu leisten und die Lehrer zu den Sicherheitsvorkehrungen zu schulen. In 63 Gesundheitszentren untersucht und behandelt UNICEF Kinder in den drei Ländern, die am schlimmsten von Ebola betroffen sind: Guinea, Liberia und Sierra Leone. DIREKTE VERBINDUNG VON HUNTSVILLE NACH BRASILIEN Der neue Service «Brazil Wings»: Der Flughafen von Huntsville dient nun auch als Gateway nach Brasilien. 4 CONNECT 01 | 2015 Panalpina baut ihr kontrolliertes Luftfrachtnetzwerk mit einem zusätzlichen Vollfrachterservice nach Brasilien aus. Panalpina wickelt jetzt nicht nur die Strecke von Hongkong bis Huntsville mit regulären Charterflügen ab, sondern auch die Strecke von Huntsville bis São Paulo. Der erweiterte Service ist Teil der kürzlich erneuerten, langfristigen Vereinbarung zwischen Panalpina und Atlas Air. Er bietet Maindeck-Kapazität nach Südamerika von den USA aus und eine Verbindung von Hongkong nach São Paulo in einer Rekordzeit von weniger als 40 Stunden. Panalpina übernimmt auch die Zollabwicklung beim Import sowie die Endauslieferung in Brasilien und gewährt so einen kompletten Tür-zu-Tür-Service. KURZINFOS HELISHIP-EINSATZ IN SURINAM Als in Surinam sehr kurzfristig zwei Helikopter für einen Lufteinsatz auf einer Ölplattform benötigt wurden, zögerte die Heliship-Abteilung von Panalpina keine Sekunde und charterte eine Antonov-124. Das zweitgrösste Frachtflugzeug der Welt ermöglicht den Transport der Helikopter am Stück. Da diese nicht vorher demontiert und am Zielort wieder zusammengebaut werden mussten, wurde wertvolle Zeit gespart. Panalpinas Heliship-Abteilung, die über langjährige Erfahrung in diesem Bereich verfügt, überwachte die vorsichtige Beladung der An-124 am Flughafen Maastricht. Übergrosse Fracht: Jeder Agusta-Westland-139 Helikopter ist rund 13,9 Meter lang, 3,3 Meter breit und 4 Meter hoch. TRANSPORTKOMPETENZ VOM FELD BIS INS REGAL Die Fruit Logistica in Berlin zählt zu den wichtigsten Messen im Bereich Frischprodukte. Dieses Jahr bot die Messe die ideale Plattform zur Vorstellung der Lösungen von Panalpina für den Transport verderblicher Waren vom Feld direkt ins Regal – weltweit. Die produktspezifischen Logistiklösungen umfassen temperaturkontrollierte Luftfracht, Seefracht für temperatursensitive Güter, Kurierdienstleistungen und Strassenzubringerdienste sowie wertgenerierendes Kühlkettenmanagement. Poster_DINA1.indd 1 30/01/2015 14:43:35 Frische Produkte müssen zu jeder Jahreszeit in einem einwandfreien Zustand geliefert werden und den Anforderungen der Lebensmittelsicherheit genügen. www.panalpina.com/perishables CONNECT 01 | 2015 5 EXPERTEN OUTSOURCING UND RESHORING TRENDS IN DER LIEFERKETTE DER AUTOMOBILINDUSTRIE Von Bruce M. Belzowski Illustration: Kornel Stadler In den letzten 25 Jahren hat sich die Lieferkette der Automobilindustrie stark verändert – von der vertikalen Integration bis zur Globalisierung der Zuliefererbasis. In Nordamerika zeichnet sich derzeit ein Trend zum «Reshoring» ab. Dabei verlagern einige Hersteller und Zulieferer die Produktionswerke für Fahrzeugteile näher an die der Fahrzeuge. Vor 1990 waren Automobilhersteller, insbesondere aus den USA, vertikal integriert: der Grossteil der Fahrzeugteile wurde unternehmensintern entwickelt und hergestellt. Ebenso wurden die Fahrzeugteile von externen Zulieferern in den USA hergestellt. Nach dem Vorbild japanischer Wettbewerber, die den Grossteil der Fahrzeugteile an ihre Keiretsu (System, Reihe oder Gruppe von Unternehmen; Zusammenschluss von Unternehmen mit verknüpften Handelsbeziehungen) ausgelagert haben, förderten auch die US-amerikanischen Hersteller die Entstehung von «Systemintegratoren» ausserhalb ihres Unternehmens, die innovative Produkte entwickeln konnten. Die japanischen Tochtergesellschaften in den USA sorgten dafür, dass sich ihre wichtigsten Zulieferer ebenfalls in den USA ansiedelten. Dadurch entwickelten sich die ersten globalen Automobilzulieferer. Ford und General Motors waren bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa tätig, weshalb ihre internationalen Lieferketten gut ausgebaut und hauptsächlich auf Europa ausgerichtet waren. Ende der 90er-Jahre nutzten die Hersteller im Rahmen von kontinuierlichen Kostensenkungen zunehmend das Internet, um Auktionen durchzuführen und so die preisgünstigsten globalen Zulieferer für ein bestimmtes Fahrzeugteil zu ermitteln. Dies führte schliesslich zum sogenannten «Chinapreis», 6 CONNECT 01 | 2015 EXPERTEN «Das Ziel eines jeden Automobilzulieferers ist es, niemals die Produktion aufgrund eines Mangels an Fahrzeugteilen anhalten zu müssen. Zulieferer steuern dieses Risiko, indem sie sich in der Nähe der Hersteller ansiedeln, die sie beliefern.» da einige Zulieferer aus China aufgrund des sehr geringen Arbeitslohns extrem niedrige Preise anbieten konnten. Die Hersteller nutzten dies als Verhandlungsbasis mit ihren Zulieferern – und um ihre Kosten senken zu können, sahen sich viele gezwungen, ihre Fabriken nach China und Mexiko zu verlagern. Dabei wurden einige der Voraussetzungen für eine pünktliche Zulieferung nicht berücksichtigt, darunter Lagerhaltungskosten, Reisekosten für die Überprüfung der Zulieferer, Gefährdung geistigen Eigentums, Schwierigkeiten bei Änderungen des Designs sowie das Risiko von Materialien und Herstellung geringerer Qualität. DIE TATSÄCHLICHEN HERSTELLUNGSKOSTEN Arbeitsplatzverluste in den USA während der Weltwirtschaftskrise (2007 – 2009) zeigten die negativen Auswirkungen auf, die mit der Auslagerung von Arbeitsplätzen im Produktionsbereich einhergehen. Präsident Obama entwickelte Initiativen, um das Produktions-Know-how potenzieller Arbeitnehmer zu steigern. Auch das Handelsministerium rief Programme ins Leben, um Herstellern und Zulieferern die Gesamtbetriebskosten bei der Herstellung im Ausland zu verdeutlichen, wie beispielsweise Overhead, Bilanzierung, Unternehmensstrategie sowie andere interne und externe Unternehmenskosten. Dadurch waren die Hersteller und Zulieferer in der Lage, die Herstellungskosten in den USA mit denen der Offshore- bzw. Nearshore-Produktion zu vergleichen. Nicht alle Hersteller und Zulieferer haben jedoch die Reshoring-Strategie umgesetzt – und wenn, dann in einem unterschiedlichen Umfang. Viele von ihnen verfolgen allerdings Reshoring- oder Nearshoring-Strategien in nahe gelegenen Niedriglohnländern, was sich in der Verwaltung ihrer Lieferketten widerspiegelt. Seit drei Jahren sorgt das zunehmende Reshoring bzw. Near shoring dafür, dass die Automobilherstellung in Mexiko enorm ansteigt. Hersteller aus Japan (Honda und Mazda), Deutschland (Audi) und Korea (Kia) planen oder bauen bereits Werke in dem Land mit (vergleichsweise) niedrigen Lohnkosten, das für den nordamerikanischen Markt strategisch gut positioniert ist. Derzeit exportiert Mexiko 66 Prozent der produzierten Fahrzeuge in die USA. Ford und General Motors verlagern einige ihrer Produktionslinien wieder zurück in die USA. Die mexikanischen Werke bleiben jedoch weiterhin in Betrieb. Doch auch in Mexiko ergeben sich Herausforderungen bezüglich der Lieferkette. Obwohl die Entfernung zu den US-amerikanischen Produktionswerken für eine pünktliche Lieferung durch die mexikanischen Zulieferer im Grunde kein Problem darstellt, gibt es nach wie vor Verzögerungen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Des Weiteren mangelt es an qualifiziertem Personal und die unzuverlässige Stromversorgung zwingt Unternehmen dazu, ihre eigenen Notstromgeneratoren an das zentrale Stromsystem anzuschliessen. RISIKEN IN DER LIEFERKETTE VERRINGERN US-amerikanische Automobilzulieferer können die wachsende Zahl an mexikanischen Herstellern unterstützen – in manchen Fällen ist das bereits erfolgt. Es ist jedoch nicht unüblich, dass mehrere Zulieferer ihre Anlagen in Zulieferparks in der Nähe von Produktionswerken errichten – ähnlich der Strategie, die globale Automobilhersteller und -lieferanten in Schwellenländern verfolgen. Das Ziel eines jeden Automobilzulieferer ist es, niemals die Produktion aufgrund eines Mangels an Fahrzeugteilen anhalten zu müssen. Zulieferer steuern dieses Risiko, indem sie sich in der Nähe der Hersteller ansiedeln, die sie beliefern. Das ist nicht unbedingt die kostengünstigste Supply-Chain-Management-Methode, aber sie verringert das Risiko in den Schwellenländern und ist für viele Hersteller unumgänglich – unabhängig davon, wie qualifiziert der Zulieferer ist. Das Supply Chain Management der US-amerikanischen Automobilhersteller hat in manchen Phasen die Zulieferer unterstützt und in anderen Phasen wiederum ihre Existenz aufs Spiel gesetzt. Durch das anhaltend wettbewerbsintensive Umfeld der weltweiten Automobilindustrie sehen sich Hersteller weiterhin gezwungen, ihre Kosten stetig zu senken. Doch dies umzusetzen, gestaltet sich schwierig, wenn die langfristigen Auswirkungen entlang der gesamten Lieferkette nicht berücksichtigt werden. ÜBER DEN AUTOR Bruce M. Belzowski leitet die Automotive Futures Group am Institut für Transportforschung der Universität Michigan. CONNECT 01 | 2015 7 TITEL EINEN GANG HÖHER SCHALTEN Von Haig Simonian Fotos: Frank Pinckers In den vergangenen zehn Jahren haben Panalpinas Dienstleistungen für die Automobilindustrie im Zuge der Angebotserweiterung in der Logistik stark zugenommen. Während der Transport von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen rund um die Welt auch künftig wichtig sein wird, liegen die grössten Chancen im Frachtmanagement für Automobilunternehmen – insbesondere für Tier-1-Lieferanten, erklärt Frederik Beelaerts, Regionalleiter von Marketing und Vertrieb für die Region Asien-Pazifik und ehemaliger Leiter des Bereichs Autoindustrie bei Panalpina. Es geht also nicht nur darum, dass die richtigen Komponenten zur richtigen Zeit am richtigen Ort eintreffen. Es ist ein Instrument erforderlich, das Transparenz gewährleistet und den Kunden ermöglicht, ihre Lieferketten zu rationalisieren, um Vorläufe, Durchlaufzeiten, den Einsatz von Containern, Verzollung sowie Lagerbestände zu optimieren und Kosten zu senken. Welche Dienstleistungen bietet Panalpina der Automobilindustrie? Frederik Beelaerts: Ein Auto besteht durchschnittlich aus 3500 Bauteilen. Die Komponenten werden von Unternehmen auf der ganzen Welt bezogen. Wir arbeiten für grössere Automobilunternehmen bzw. Erstausrüster (Original Equipment Manufacturers – OEMs) und deren Tier-1-Lieferanten. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Eingangslogistik – wir stellen sicher, dass die Teile in den Werken der Fahrzeughersteller und Lieferanten ankommen. Wir bieten auch Dienstleistungen rund um die Ausgangslogistik von Bauteilen für den Aftermarket an – so liefern wir beispielsweise Ersatzteile sowohl an regionale als auch globale Ersatzteillager oder Händler. Ausserdem übernehmen wir eine wichtige Rolle beim Transport von Sonderfahrzeugen rund um den Globus. Was sind die besonderen Anforderungen der Automobilindustrie und wie erfüllen Sie diese? Die Arbeit mit OEMs und Tier-1-Lieferanten ist vor allem zeitkritisch. Stellen Sie sich vor, welche Konsequenzen es hätte, wenn die Produktionslinie einer Automobilfabrik zum Stillstand käme, weil ein entscheidendes Teil fehlt! Transparenz ist ebenfalls entscheidend, um Bestände nachverfolgen zu können, den Bestand gering zu halten und aus Gründen der Produkthaftung. OEMs liegt viel daran, genau zu wissen, wo 8 CONNECT 01 | 2015 ein bestimmtes Bauteil herkam – auch noch lange nachdem es an einem Fahrzeug montiert wurde. Ausserdem erwarten OEMs und Tier-1-Lieferanten, dass wir proaktiv handeln, denn es geht um mehr als zuverlässige Frachtdienste. Unsere Kunden erwarten, dass wir ihre Geschäfte verstehen und Vorschläge zur kontinuierlichen Senkung ihrer Kosten liefern. In vielen Fällen setzen sie ausserdem voraus, dass wir für die von uns angebotenen Dienstleistungen ein grösseres finanzielles Risiko eingehen. Optimierung von Lieferketten, Förderung von schlanken Produktionsprozessen sowie Ausarbeitung umfassender Dienstleistungspakete stehen für uns klar im Vordergrund. Wie hat sich Ihr Dienstleistungsangebot entwickelt? Bisher haben wir uns darauf konzentriert, unser Angebot zu einer zunehmend umfassenderen «End-to-End»-Lösung zu erweitern. Diese Lösung deckt sämtliche Prozesse ab, von der Auftragsannahme über den Transport, die Zollabfertigung und die Qualitätskontrolle bis hin zur Ablaufplanung der Produktionslinie. Wir haben uns das Ziel gesetzt, unsere Dienstleistungen weiter auszubauen und uns vom Wettbewerb deutlich abzuheben, indem wir zusätzlichen Mehrwert schaffen. OEMs und Tier-1-Lieferanten sehen ihre Rolle verstärkt im Design, in der Fertigung und im Marketing. Das bedeutet, dass sie beabsichtigen, insgesamt eine geringere Anzahl von «Unsere Kunden erwarten, dass wir ihr Geschäft verstehen und ihnen Vorschläge für optimierte P roduktions- und Logistik prozesse liefern.» Frederik Beelaerts, Regionalleiter von Marketing und Vertrieb für die Region Asien-Pazifik und ehemaliger Leiter des Bereichs Autoindustrie bei Panalpina CONNECT 01 | 2015 9 TITEL In der Automobilindustrie wird der Fahrzeughersteller ganz am Anfang der Lieferkette als Erstausrüster (Original Equipment Manufacturer) bezeichnet. OEM System- und Modulzulieferer, die Originalteile und Module für den OEM entwickeln und produzieren. TIER-1-LIEFERANTEN TIER-2-LIEFERANTEN Komponenten- oder Teilezulieferer, die die Tier-1-Lieferanten oder die OEMs direkt beliefern. TIER-3-LIEFERANTEN Rohstofflieferanten, die Tier-1- und T ier-2-Lieferanten sowie OEMs mit Produkt ions materialien beliefern. Logistikdienstleistern einzusetzen – und genau hier liegt unsere Chance. Mit Managed Solutions bieten wir massgeschneiderte Lösungen, um die kostenintensiven Aspekte entlang der gesamten Lieferkette anzugehen. Es besteht eine wachsende Nachfrage nach Logistikanbietern, die Unterstützung an dem Punkt in der Lieferkette leisten, an dem die meisten finanziellen Mittel verschwendet werden: dem Lagerbestand. Unsere Managed Solutions sind optimal darauf abgestimmt, frühzeitige Transparenz entlang der Lieferkette zu bieten. Somit steht unseren Kunden ein leistungsfähiges Instrument zur Verfügung, mit dem sie die Herausforderungen hinsichtlich ihrer Lagerbestände meistern können. Was bedeutet das genau? Unsere Aktivitäten sind viel vorausschauender als zuvor. Anstatt einfach abzuwarten, bis ein OEM oder ein Tier-1-Lieferant mit einer Angebotsanfrage auf uns zukommt, analysieren wir deren Lieferkette. Wir konzentrieren uns auf die Punkte, die die höchsten Kosten verursachen, und entwickeln Vorschläge zur Optimierung. Unsere Analysen zeigen, dass in der Logistik erhebliche Einsparungen möglich sind – etwa 20 – 30 Prozent entlang der Lieferkette. Es ist für uns ein entscheidender Vorteil am Markt, dass wir einen umfassenden Überblick über die Lieferkette bieten – nichtsdestotrotz bleiben Frachtdienstleistungen der Grundpfeiler unseres Unternehmens. Bringt dies auch Veränderungen in den Kundenbeziehungen mit sich? Ja. Kunden gehen verstärkt Partnerschaften ein, anstatt wie zuvor rein transaktionale Geschäftsbeziehungen. Eine Partnerschaft ist Voraussetzung für die Steuerung gesam- 10 CONNECT 01 | 2015 ter Lieferketten – nur so ist es möglich, Einsparpotenziale voll auszuschöpfen. Unsere Geschäftspartnerschaften werden in Zukunft viel intensiver und weitreichender sein. Es wird um weitaus mehr gehen als die reine Auslagerung der Transportprozesse. Liegt dabei auch ein Schwerpunkt auf der Informationstechnologie? Wir stellen unseren Kunden ein Instrument zur Verfügung, das wesentlich zur Reduzierung ihrer Kapitalbindung beiträgt. Dabei geht es nicht nur um zuverlässige Lieferung, sondern auch um lückenlose Transparenz. Kunden möchten zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es um ihren Bestand steht. Um Ihre Frage zu beantworten: Ja, wir haben und werden auch weiterhin stark in Informationstechnologie investieren. Darüber hinaus haben wir einige hoch qualifizierte Mitarbeiter eingestellt, die uns bei der Analyse der Lieferketten unterstützen – wahre Rechenkünstler. Viele Aspekte dieser Lieferkettenoptimierung sind auch auf andere Branchen anwendbar. Sämtliche Projekte laufen im Rahmen unseres Programms zur kontinuierlichen Verbesserung, damit wir erkennen, wie wir Synergien noch besser nutzen können. Welche Veränderungen wird es im Automobilbereich noch geben? Wir haben eine Verschiebung der Handelsstrukturen festgestellt, die sich fortsetzen wird. Der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf dem chinesischen Markt. Aber die Automobilund Komponentenfertigung wird sich zunehmend auf ganz Südostasien ausweiten. Wir bemühen uns auch um Geschäftstätigkeiten im «Reshoring». Dabei sollen ins Ausland TITEL Verkehr in Singapur ausgelagerte Produktionsstätten wieder zurückverlegt werden. Durch wachsenden Kostendruck ist die Automobilfertigung zunehmend gezwungen, ihre Produktion von China nach Mexiko zu verlagern. Demnach wird Mexiko zu einer immer wichtigeren Drehscheibe für Nord- und Südamerika. Sie haben erwähnt, dass Panalpina auch Fahrzeuge transportiert. Unser Schwerpunkt liegt auf dem Lufttransport von Sonderfahrzeugen wie beispielsweise Prototypen, Konzeptfahrzeugen oder Rennwagen. Wie Sie sich vorstellen können, ist die Schnelligkeit beim Transport eines Autos zu einer Automo- bilausstellung oder einer Firmenveranstaltung entscheidend. Vertraulichkeit ist ebenso wichtig. Wir verfügen über Con tainer, die mit allen Arten von Sensoren ausgestattet sind. So stellen wir sicher, dass Wettbewerber oder neugierige Fotografen unter keinen Umständen Zugang zu einem noch geheimen Fahrzeugmodell bekommen. ÜBER DEN AUTOR: Haig Simonian ist freier Journalist und lebt in Zürich. Er war Mitarbeiter bei «The Economist» und Korrespondent für die «Financial Times». CONNECT 01 | 2015 11 TITEL TOP 5 DER WICHTIGSTEN AUTOM OBILHERSTELLER IM JAHR 2014 TOP 5 DER LÄNDER MIT DEN MEISTEN AUTOKÄUFEN IM JAHR 2014 (Kraft- und Nutzfahrzeuge in Millionen Einheiten) 2. Quartal 2013 2. Quartal 2014 China +9,6 % +4,3 % 7,97 Millionen 8,31 Millionen +10,8 % 2,71 Millionen 3,0 Millionen Deutschland 2,87 Millionen 3,07 Millionen Südkorea +2,6 % 10,78 Millionen 11,68 Millionen Japan 4,66 Millionen 5,07 Millionen Deutschland +6,6 % +8,4 % USA 5,68 Millionen 5,94 Millionen Japan +8,7 % 1. Halbjahr 2014 China 10,75 Millionen 11,78 Millionen USA +4,7 % 1. Halbjahr 2013 +2,9 % 1,64 Millionen 1,69 Millionen Brasilien 2,28 Millionen 2,34 Millionen –7,6 % 1,80 Millionen 1,66 Millionen Quelle: Internationale Automobilherstellervereinigung WEITERE TRENDS IN DER LIEFERKETTE DER AUTOMOBILINDUSTRIE Von Bruce M. Belzowski * NEUE ANTRIEBSTECHNOLOGIEN Da Automobilhersteller nicht alle neuen Technologien selbst entwickeln können, sind sie auf innovative Zulieferer angewiesen. Zulieferer, die auf neue Antriebstechnologien setzen – insbesondere Batterie antrieb – erwartet eine rosige Zukunft. Die Senkung des Kraftstoffverbrauchs ist ein Ziel, das in Zukunft immer wichtiger wird. Deshalb nehmen Fahrzeughersteller nun auch Möglichkeiten unter die Lupe, die einst als unerschwinglich galten. VERNETZTE FAHRZEUGE Die wichtigsten Technologien für ein vernetztes – und in fernerer Zukunft auch selbstfahrendes – Fahrzeug umfassen ausgeklügelte Sensoren und Sensorsysteme. Diese müssen gleichzeitig auch Kamera, Radar- und Lidar-Verfahren sowie Ultraschallsensoren enthalten. Aus diesem Grund müssen die Hersteller mit vielen neuen Zulieferern aus ganz unterschiedlichen Branchen zusammenarbeiten. NEUE MATERIALIEN UND 3-D-DRUCK Hersteller sind immer auf der Suche nach neuen Materialien für ihre modernen Antriebskonzepte. Dazu gehören beispielsweise reine Elektroautos, Brennstoffzellen oder ausgereifte Leichtbaumaterialien für die Karosserie. Wenn der 3-D-Druck schneller und günstiger wird und dabei mehrere Materialien verarbeitet werden können, hat die Technologie das Potenzial, den Ersatzteilmarkt zu revolutionieren. Sie ermöglicht es den Herstellern, Ersatzteile erst bei Bedarf zu produzieren. * Direktor der Automotive Futures Group am Institut für Transportforschung der Universität Michigan. 12 CONNECT 01 | 2015 KUNDEN GEMEINSAM MIT DEN KUNDEN WACHSEN Von Haig Simonian Erstausrüster (OEMs) der Automobilindustrie und ihre Tier-1-Lieferanten gehören zu den wichtigsten Kunden von Panalpina. Das Unternehmen arbeitet für einen Grossteil der international führenden Automobilhersteller. Der deutsche Automobilhersteller BMW ist seit über 20 Jahren ein Kunde von Panalpina. Die Geschäftsbeziehungen haben sich verstärkt, da BMW auch ausserhalb des ursprünglichen Standorts Bayern schnell expandiert hat. «Mittlerweile arbeiten wir mit einem spezialisierten Team von mehr als 100 Mitarbeitern», so Frank Hofmann, Global Key Account Manager für BMW bei Panalpina. Die wichtigste Dienstleistung von Panalpina besteht in der Belieferung des weltweiten BMW-Ersatzteilmarkts. Dies umfasst die gesamte Lieferkette des Transports von Teilen per Luft- und Seefracht zu Händlern überall auf der Welt. Panalpina ist dabei für das Auftragsmanagement, die Dokumentation und sämtliche weiteren Schritte verantwortlich. Dank dem Shuttleservice vom zentralen Ersatzteilzentrum in Dingolfing ist die Leistungsfähigkeit dieser Lieferkette so intensiv und effizient, dass das Lagerhaus von Panalpina in München nahezu jeden Tag geleert wird. wenn eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden besteht. Sicherlich muss man als Dienstleister eine attraktive Preisgestaltung vorweisen und stets ausreichende Kapazitäten bieten. Zu wissen, dass für jede Eventualität ein Notfallplan bereit steht, ist jedoch für unsere Kunden ein weiterer entscheidender Faktor. Unser kontrolliertes Luftfrachtnetzwerk spielt dabei eine wichtige Rolle.» Da viele ihre Produktion international ausgebaut haben, ist ein globales Netzwerk unerlässlich. Für grosse OEMs oder Tier-1-Lieferanten ist es wichtig, ihre Logistikprozesse kontinuierlich an die sich ändernden Anforderungen anpassen zu können. «Dafür braucht es einen starken und stets zuverlässigen Partner wie Panalpina, der auf ihre Anforderungen reagieren kann. Die Zeit steht auch jetzt nicht still: Datentransparenz und der Umgang mit Big Data im Allgemeinen werden in Zukunft zentrale Themen sein – auch bei der Bewältigung dieser Herausforderungen sind wir dank unserer Grösse und unserer Ressourcen der richtige Partner.» «Mit unserem Luftfrachtservice liefern wir täglich Produktionsmaterialien in die USA und Ersatzteile an Händler in Nord- und Südamerika», so Hofmann. Abgesehen davon hat Panalpina in Brasilien ein spezielles 10 000 Quadratmeter grosses Distributionszentrum eingerichtet und ist weltweit für den Transport von Sonderfahrzeugen verantwortlich. «Diese Transporte finden ausschliesslich über den Luftweg statt und sind höchst vertraulich», erklärt Frank Hofmann. NIEMALS ZUM STILLSTAND KOMMEN Unabhängig davon, welche Dienstleistungen Panalpina bereitstellt, sind bestimmte Aspekte bei allen Kunden aus der Automobilbranche gleich. «Die Hersteller erwarten Zuverlässigkeit und immer häufiger auch Nachhaltigkeit – also die Übernahme von Verantwortung für die Produkte. Dies ist nur möglich, BMW Service Zentrum Dingolfing, Deutschland CONNECT 01 | 2015 13 2014 wurde das neue Distributionszentrum von Decathlon in Singapur feierlich eröffnet. DECATHLONS MEGA-HUB Von Glenn van Zutphen 2013 entschied sich das führende französische Unternehmen für Sportbekleidung und -ausrüstung, fünf seiner Distributionslager in Singapur zu einem riesigen Hub – dem regionalen Distributionszentrum (RDC) – zu vereinen. Panalpina verwaltet dieses gewaltige Warenlager seit Juni 2014. Nach weniger als einem Jahr zeichnen sich bereits die ersten Erfolge ab, z. B. höhere Effizienz und zuverlässigeres Bestandsmanagement. Das neue 26 150 m² grosse Distributionszentrum von Decathlon in Jurong (Singapur) ist beeindruckend: Unzählige Regale, die vom Boden bis zur Decke reichen und in denen Fahrräder, Sportschuhe, Rollerblades, Bälle, Zelte und weitere Sportartikel gelagert werden. Mit diesem Bestand beliefert Decathlon seine Geschäfte in Brasilien, China, Indien, Russland, Taiwan und die Türkei sowie seine E-Commerce-Kunden in ganz Südostasien. «2009 waren es noch 250 m² – seitdem haben wir uns enorm vergrössert», sagt Sébastien Faure, Lagerleiter bei Decathlon, 14 CONNECT 01 | 2015 mit einem Lächeln. Das Jahr 2013 markierte einen Wendepunkt für den Sportartikelhersteller, als er fünf seiner Warenlager in dem Stadtstaat zu einem riesigen Distributionszentrum zusammenlegte. Anfang 2013 hatte das Unternehmen in Singapur 1 Million Bestandsartikel, am Ende des Jahres waren es bereits 5 Millionen. «Das Jahr war geprägt von einem äusserst schnellen Wachstum und dem Bedarf nach einer grossen Lagerfläche. Panalpina hat zusätzliche Lagermöglichkeiten rund um Singapur für uns bereitgestellt und uns bei der Suche nach dem neuen RDC unterstützt.» DIENSTLEISTUNGEN WACHSTUMSSTRATEGIE Sébastien Faure erinnert sich an die grosse Herausforderung, fünf verschiedene Standorte und den dazugehörigen Transport sowie die IT zu koordinieren. Mit der Konsolidierung hat das Unternehmen grosse Fortschritte gemacht, insbesondere bei der Kommissionierung und der Wiederaufstockung, da alles an einem Standort und auf demselben Stockwerk stattfindet. Desmond Lim, Country Managing Director bei Panalpina in Singapur, zeigt sich ebenfalls sehr optimistisch über die Zusammenarbeit. «Panalpina freut sich sehr über die Möglichkeit, Decathlon dabei zu unterstützen, ein strategisches, erstklassiges Distributionszentrum aufzubauen, das bestehende Schlüsselmärkte sowie aufstrebende Märkte in Asien und der Welt beliefern wird.» Das RDC ist ein wichtiger Meilenstein der Wachstumsstrategie von Decathlon. Neben der Geschäftserweiterung in Südostasien fördert Decathlon auch das Wachstum in aufstrebenden Märkten wie Indien, Russland und der Türkei. Um in diesen Ländern Grossaufträge abzuwickeln, ist es nicht notwendig, einen grossen Bestand zu haben oder dort zu produzieren. Es ist einfacher, Singapur zu kontaktieren, um die gewünschten Produkte pünktlich geliefert zu bekommen. DECATHLON IN ZAHLEN 1976 Die Handelskette wurde von Michel Leclercq in Frankreich gegründet. Das Konzept: «Alle Sportarten unter einem Dach.» 1986 Seit 1986 wurden 20 Eigen marken eingeführt, die «Passion Brands», darunter Artengo (Racketsport), Oxelo (Skatesportarten) und Quechua (Bergsport). 1988 Eröffnung des ersten Produktionsstandortes in Asien 2003 Eröffnung der ersten asiatischen Filiale in Schanghai 2013 60 000 Mitarbeitende 21 865 Ländern (Stand: 31. Dezember 2014) Decathlon-Filialen in 115 24 Eröffnung einer Filiale in Taiwan: Decathlon gehört zu den führenden Sporthandelsketten. UMLAUFGESCHWINDIGKEIT Die Bearbeitung des Wareneingangs im RDC erfolgt aktuell in ein bis zwei Tagen – vor der Inbetriebnahme des neuen Zentrums waren es vier bis fünf Tage. Nach Ansicht von Sébastien Faure ist das die deutlichste Verbesserung. Das nächste Ziel ist, den Warenausgang zeiteffizienter zu gestalten – ab erfolgter Kommissionierung bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Container den Hafen in Singapur verlässt. Sébastien Faure ist zufrieden: «Wir arbeiten effizienter, unser Bestandsmanagement ist zuverlässiger und wir haben mehr Kapazitäten beim Wareneingang.» in China und Taiwan in Russland 20 in Indien 18 in Brasilien 9 in der Türkei Umsatz (2013, ohne Steuern): 7,4 Milliarden Euro Umsatzanteil (2013): 41,8 % Frankreich 58,2 % international CONNECT 01 | 2015 15 DIENSTLEISTUNGEN SICHERHEIT GEHT VOR IM RDC Für Sébastien Faure, Lagerleiter von Decathlon, hat Sicherheit im RDC oberste Priorität. «Sicherheit ist für uns ein sehr wichtiges Thema und wir bauen auf Prävention.» Decathlon bemüht sich, Risiken frühzeitig zu erkennen und sicherz ustellen, dass diese nicht zur Gefahr werden, so Faure. «Wir sind sehr sorgfältig, wenn es darum geht, Panalpina oder dem Vermieter unsere Sicherheitsstandards zu erklären. Wir stellen sicher, dass diese auch eingehalten werden.» Decathlon und Panalpina führen oft Sicherheitstests durch. Dadurch möchten sie herauszufinden, wie Mitarbeitende das Gebäude im Notfall auf dem schnellsten und einfachsten Wege verlassen können. Ausserdem werden auch die Fluchttreppen und Notausgänge überprüft, um sicherzustellen, dass diese frei sind und ungehindert genutzt werden können. «Wir reden nicht nur davon, dass Sicherheit wichtig ist, wir treffen die dafür nötigen Vorkehrungen», sagt Sébastien Faure. Ein weiterer Grund für diese Verbesserungen ist seiner Meinung nach, dass Panalpina die Prozesse bei Decathlon jetzt viel besser versteht und dass beide Unternehmen die Vorteile einer prozessorientierteren Herangehensweise erkennen. «Der Unterschied zwischen Januar 2014 und Januar 2015 ist offensichtlich: Die Prozesse werden jetzt viel reibungsloser abgewickelt. Wir bekommen sehr positives Feedback aus Russland und der Türkei – das spornt uns weiter an, noch schnellere und hochwertigere Arbeit zu leisten.» DIE WAHL DES RICHTIGEN PARTNERS Für Decathlon ist es wichtig, beim Aufbau seiner Geschäfte den richtigen Partner an der Seite zu haben. Panalpina bietet Das Inventar des Distributionszentrums bedient sowohl traditionelle als auch E-Commerce-Vertriebskanäle. 16 CONNECT 01 | 2015 DIENSTLEISTUNGEN das gesamte Servicepaket an – von eingehenden Warenströmen am Hafen von Singapur über die Zollklassifizierung und Zollabfertigungen bis hin zum Transport. Im Warenlager übernimmt Panalpina die Wareneingangskontrolle, das Einsortieren und Scannen der Waren, das Bestandsmanagement und die Updates der Systeme von Decathlon. Ausserdem kümmert sich Panalpina nach dem Wareneingang um die Kommissionierung, die Verpackung und um Reparaturarbeiten. Das RDC bedient sowohl traditionelle als auch E-Commerce-Vertriebskanäle. Panalpina hat ein Key-Account-Team zusammenstellt, das sich um jeden Prozessschritt kümmert, um das Wachstum von Decathlon zu unterstützen. Das RDC ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Das Hauptwarenlager wird vollständig von Panalpina verwaltet. Daneben gibt es einen 1500 m² gros sen E-Commerce-Bereich, für den die Mitarbeiter von Decathlon zuständig sind. Panalpina unterstützt sie dabei, das E-Commerce-Lager täglich wieder mit Waren aufzustocken. nen. Trends zufolge reicht es nicht aus, die Produkte nur online oder nur in den Filialen zu verkaufen. Wer beides anbietet, schafft den grössten Mehrwert für Kunden. Decathlon muss beide Vertriebskanäle nutzen, insbesondere da das direkte Produkterlebnis in den Filialen eine unserer Stärken ist.» Laut Sébastian Faure ist das RDC das erste Warenlager, bei dem Decathlon so eng mit seinem Partner zusammenarbeitet. Um die Effektivität weiter zu steigern, plant Decathlon, Funkerkennungstechnologie (RFID, Radio Frequency Identification) einzuführen. «Wir sind eines der wenigen Unternehmen, das auch die Fläche unter den Regalen besser nutzen möchte. Dadurch können wir mehr Artikel pro Quadratmeter lagern, sparen Platz und steigern gleichzeitig den Umsatz.» Der Aufbau dieses neuen Zentrums festigte die Beziehung zwischen Decathlon und Panalpina, erklärt Sébastien Faure. «Dieser Umzug war ein Beweis dafür, dass Panalpina sich an den Kunden anpasst und auf dessen Wünsche eingeht.» OPTIMALE BEDARFSDECKUNG : ONLINE UND IN FILIALEN «Wir möchten unser traditionelles Geschäft durch E-Commerce erweitern», sagt Sébastien Faure. «Wir strukturieren uns um, damit wir unsere Produkte auch online anbieten kön- ÜBER DEN AUTOR Glenn van Zutphen arbeitet seit 28 Jahren als Journalist für CNN International, CNBC Asia und ABC News Radio. Er lebt in Singapur. DECATHLON-PRODUKTE, DIE AUS SINGAPUR VERSCHIFFT WERDEN 4,3 2013 12 8 2014 2015 (geschätzt) SINGAPUR (Artikel in Millionen Stück) CONNECT 01 | 2015 17 LÖSUNGEN GLOBALE AUFTRÄGE, LOKALE GRENZEN Von Ed Targett Zollabfertigung und wertschöpfendes Handelsmanagement sind ein Bestandteil der Tür-zu-Tür-Dienstleistungen von Panalpina. In Russland verfügt Panalpina bereits über 20 Jahre Erfahrung bei der Zollabwicklung und weist eine ausgezeichnete Erfolgsbilanz auf. Ein spezialisiertes Team von 70 Experten stellt sicher, dass sowohl die Zollabfertigung als auch der physische Transport der Güter so reibungslos wie möglich verläuft. Von Chile bis China und vom Vereinigten Königreich bis zu den Vereinten Arabischen Emiraten – die Zollbestimmungen variieren von Land zu Land. Diese Unterschiede sind nicht nur kulturell bedingt, sondern liegen für Importeure und Exporteure im wahrsten Sinne des Wortes «an der Grenze». Obwohl ein allgemeiner Bedarf nach einem einfachen und schnellen Zugang zu Waren und Infrastruktur besteht, spielen regionale Eigenheiten bei Zollanmeldungen nach wie vor eine grosse Rolle. Da bei jedem Grenzübergang Zollformalitäten für Export, Transit und Import abgewickelt werden müssen, ist die Zollabfertigung ein wesentlicher Bestandteil von weltweiten Lieferketten. Sofern dieser Prozess sorgfältig gesteuert wird, verläuft alles reibungslos und die Güter kommen rechtzeitig an. Panalpina bietet eine zertifizierte Zollabfertigung in 37 Ländern. «Für Kunden ist es manchmal schwierig zu verstehen, dass die Zollformalitäten von den lokalen Vorschriften abhängen», erklärt Matthias Hodel, Corporate Development Manager bei Panalpina. «Ausserhalb der EU hat nahezu jedes Land seine eigenen Vorschriften. In Regionen wie Lateinamerika oder Südostasien können die Prozesse dadurch sehr anspruchsvoll sein.» HÜRDEN, ABER KEINE BLOCKADEN Russland ist ein gutes Beispiel für solch eine spezielle Rechtsstruktur. Das Land ist ein wichtiger Absatzmarkt mit einer starken globalen industriellen Präsenz und das russische Geschäftsumfeld ist bezüglich der Zollabfertigung umfassend geregelt. Aufgrund hoher Nachfrage seitens Industrien und Verbrauchern bleibt Russland weiterhin ein bedeutender Im- 18 CONNECT 01 | 2015 porteur von Gütern – von hochwertigen Geräten zur Krebsforschung für die besten Krankenhäuser Moskaus bis hin zu Bohranlagen für die sibirische Tundra oder einfach für den Espresso, der in einem Café in St. Petersburg frisch aufgebrüht serviert wird. All diese Produkte sind Importwaren und haben die strengen Kontrollen der russischen Zollbeamten durchlaufen. Damit die Waren die russische Grenze reibungslos passieren, sind fundierte Kenntnisse der Zollvorschriften sowie des allgemeinen Regulierungsumfeldes erforderlich. Das weiss auch Anastasia Tarasova, Panalpinas Leiterin von Landverkehr und Zollabwicklung in Russland. Im Moskauer Büro führt sie ein Team von rund 70 Mitarbeitenden, das folgende Aufgaben übernimmt: Prüfung der Dokumente des Kunden, Vorbereitung der Zollanmeldung, Eingabe der Dokumente, Kommunikation mit Zollbehörden, Überwachung der Frachtbeladung und -entladung im Zolllager sowie Zollkontrolle. Parallel dazu überwacht die Leiterin von Standards und Governance allfällige Änderungen in der nationalen Gesetzgebung, um die Interessen von Panalpina und ihren Kunden zu wahren. Panalpina stellt an den Landesgrenzen sowie den Flug- und Seehäfen einen reibungslosen Transit der Güter ihrer Kunden sicher. «Wir sind auch in abgelegenen Regionen tätig – es ist also ein anspruchsvolles Umfeld», so Anastasia Tarasova. «Wir kümmern uns jeden Monat um die Zollabfertigung von über 200 Lastwagen, 100 Schiffscontainern sowie 20 Tonnen Luftfracht und stellen die Güter anschliessend pünktlich zu. Die Waren reichen von Laptops und Chemikalien über Schuhe bis hin zu Geräten für die Öl- und Gasindustrie.» Ihr Team wickelt jährlich mehr als 9000 Zollanmeldungen ab. LÖSUNGEN «Wir sind auch in abgelegenen Regionen tätig – es ist also ein anspruchsvolles Umfeld.» Anastasia Tarasova Vor jeder Lieferung schickt der Kunde eine Voranmeldung an Panalpina, in der die Chemikalien akribisch aufgelistet sind. «Unsere Leute prüfen die Beschreibung, begutachten die Zusammensetzung, die chemischen Formeln sowie die bestehende Warendatenbank des Kunden und weisen die Codierung des russischen harmonisierten Systems (HS) zu», erläutert Anastasia Tarasova. «Zu jedem Code gehören unter- Etwa 40 Prozent der Güter kommen per Lastwagen, weitere 40 Prozent auf dem Luftweg und 20 Prozent auf dem Seeweg an. ERFAHRUNG MACHT DEN UNTERSCHIED Vor Kurzem hat das Team von Anastasia Tarasova die Zollabfertigung von Laborchemikalien eingeführt, die wöchentlich aus Deutschland angeliefert werden. Sie betont jedoch, dass die Lieferungen nie exakt dieselben Waren enthalten – 70 Prozent der angelieferten Chemikalien sind jede Woche unterschiedlich. Während einige in Glasröhrchen geliefert werden, ist für andere eine Kühlung mit Trockeneis erforderlich. Einige chemische Stoffe erfordern mehrere Zertifikate, andere sind von der Mehrwertsteuer befreit. Anastasia Tarasova, Panalpinas Leiterin von Landverkehr und Zollabwicklung in Russland. Von den 9000 Zollanmeldungen, die Panalpina Russland jährlich abwickelt, kommen rund 40 Prozent mit dem Lastwagen über die Grenze. CONNECT 01 | 2015 19 LÖSUNGEN Überprüfung eines Containers an einer Moskauer Zollstation. schiedliche Dokumente, die den Zollbeamten vorgelegt werden müssen. Sobald alles codiert ist, schicken wir diese Informationen an den Kunden und geben ihm damit grünes Licht für die Lieferung.» Lastwagen liefern die Fracht zu einer Zollstelle nördlich von Moskau, die für die Kontrolle von Chemikalien zuständig ist. Nach der Zollabfertigung werden die Chemikalien in ein Lager transportiert und von dort an Forschungsinstitute in ganz Russland verteilt. Bevor Panalpina die Verwaltung des Zollabfertigungsprozesses übernommen hatte, lag die Umschlagzeit bei 35 bis 45 Tagen – heute sind es nur noch 8 bis 10 Tage. RESSOURCEN VOR ORT Für Matthias Hodel ist dies ein hervorragendes Praxisbeispiel: «Als Spediteur können wir unseren Kunden fundierte und lokale Kompetenzen im Hinblick auf Regulierungen bieten und sie darauf hinweisen, was es bei den Formalitäten zu beachten gilt. Unsere Mitarbeiter vor Ort können die Formulare ausfüllen und diese persönlich an die Zollbeamten übergeben. Damit verfügen wir sowohl über das erforderliche Know-how als auch über die nötigen Ressourcen für Transaktionen von Tür-zu-Tür. Neben der Zollabfertigung bieten Russischer Zollbeamte beim Durchleuchten von Waren. 20 CONNECT 01 | 2015 LÖSUNGEN wir auch Handelsmanagement wie Beratungen an und gewährleisten gleichzeitig die Sicherheit der Lieferkette.» Anastasia Tarasova betont ausserdem: «Die zahlreichen Zulassungen und Zertifikate stellen für manche Spediteure eine Herausforderung dar. Wir bieten die gesamte Dokumentation aus einer Hand. Dadurch können wir den Prozess optimieren.» Dies ist besonders wichtig, da es durch die sich ändernden örtlichen Vorschriften immer wieder zu Compliance-Fragen kommen kann, die am besten im Vorfeld eines Transports gelöst werden. Robert Timmerman, Leiter von Panalpina Russland, fügt hinzu: «Die Zollabfertigung ist ein Bestandteil unserer interna tionalen Transportdienstleistungen. Dadurch müssen unsere Kunden nicht mehrere Anbieter für ein und dieselbe Lieferung koordinieren.» Bei internationalen Lieferketten sind Komfort, Effizienz und eine strikte Compliance wichtig. «Da Panalpinas branchenführende Compliance-Standards bei allen Zollabfertigungen angewandt werden, können wir sicherstellen, dass alle Vorschriften eingehalten werden. Gleichzeitig verringern wir dadurch die Risiken entlang der Lieferketten unserer Kunden. Internationale Unternehmen und immer mehr russische Importeure und Exporteure inte grieren nun auch einen Verhaltenskodex in ihren Lieferketten», erläutert Robert Timmerman. ÜBER DEN AUTOR Ed Targett ist Reporter, der mit leichtem Gepäck reist und in Australien, Malawi, Saudi-Arabien und Südkorea «nichts zu verzollen» hat. Aktuell arbeitet er in London und beschäftigt sich hauptsächlich mit geop olitischen Risiken. RUSSLAND IN ZAHLEN 9000 15 % Zollanmeldungen bearbeitet Panalpina Russland jährlich. der gesamten russischen Importe stammen aus China. 2400 Lastwagen 14 % wickelt Panalpina Russland jährlich zollrechtlich ab. der russischen Importe stammen aus Deutschland. 100 Schiffs- 7, 3 % container wickelt Panalpina Russland monatlich ab. der russischen Importe sind Autos. 474 Mitarbeitende beschäftigt Panalpina Russland, darunter 70 Experten in der Zollabfertigung. 523 294 Millionen US$ Wert der jährlichen Warenexporte (FOB) 20 Tonnen Luftfracht fertigt Panalpina Russland 342 980 Millionen US$ monatlich ab. Wert der jährlichen Warenimporte (FOB) Quellen: WTO, Panalpina, russische Zentralbank CONNECT 01 | 2015 21 APPLIKATIONEN SAMMLUNG RELEVANTER DATEN Von Barbara Simpson In der Logistik ist Big Data inzwischen mehr als nur ein Schlagwort. Integrierte Dienstleistungen, die durch Echtzeitanalysen wertvolle Einblicke bieten, sind nicht mehr wegzudenken. Ein Beispiel ist der Einsatz von passiver RFID-Technologie in der Modeindustrie. Hinter dem Begriff Big Data stehen Menge, Geschwindigkeit, Vielfalt und Wertigkeit, erklärt Tim Hotze, Global Head of Logistics Innovation and Solutions Design bei Panalpina. «Erstens sind da riesige Datenmengen, Petabytes bis Exabytes, die ausgewertet werden müssen. Zweitens gibt es Echtzeitdaten, die Reaktionsmechanismen binnen Millisekunden oder Sekunden auslösen. Drittens ergibt sich durch die vielen Sensoren und Systeme zur Datengenerierung auch eine grosse Datenvielfalt. Und schliesslich muss Big Data auf Inkonsistenz, Unvollständigkeit und Mehrdeutigkeit geprüft werden.» Durch den stetigen technologischen Fortschritt ist der Umgang mit riesigen Datenmengen weit verbreitet. Doch die Herausforderung besteht nach wie vor darin, einen Mehrwert durch Aggregation, Verarbeitung und Auswertung zu schaffen. Big Data ist in der Lieferkette zweifellos sehr nützlich, sagt Tim Hotze. Ein echter Wettbewerbsvorteil wird jedoch durch nachhaltige Geschäftsmodelle erzielt, die auf Big-Data-Erkenntnissen basieren. Panalpina ist gut darauf vorbereitet, diese Herausforderung anzunehmen und forscht bereits in Zusammenarbeit mit der Universität Cardiff an bedarfsorientierter Bestandsdisposition. Hotze fügt hinzu: «Big Data verändert die Arbeitsweise der Logistikdienstleister.» INTEGRIERTES BESTANDSMANAGEMENT Panalpina hat für einen Kunden aus der High-Fashion-Branche eine passive RFID-Nachverfolgungstechnologie für integrierte Logistik sowie Einzelhandel implementiert. Damit bewies das Unternehmen, dass dank Datenanalyse eindeutige und greifbare Ergebnisse in der Logistik erzielt werden können. Um den Versand und die aktuelle Position der Produkte nachverfolgen zu können, werden Informationen auf Produktebene automatisch und in Echtzeit entlang der Lieferkette gesammelt. Bislang wurden Produkte über den Barcode nachverfolgt, dafür musste jedoch jedes einzelne Produkt manuell eingescannt und aus der Verpackung genommen 22 CONNECT 01 | 2015 werden – eine fehleranfällige und zeitaufwendige Angelegenheit. Die Folgen waren ein lückenhaftes Bestandsmanagement, ineffizienter Vertrieb der Produkte und Umsatzverluste für das Modeunternehmen, da die Bestellungen nicht rechtzeitig bearbeitet werden konnten. Heute setzt Panalpina auf der Produktebene passives RFID-Tagging und RFID-Tunnel ein, Technologien, mit denen grosse Produktmengen innerhalb von Sekunden eingelesen werden können. Das ist ein äusserst zuverlässiges Verfahren, das keine Sichtverbindung erfordert. Die Abwicklungszeit im Eingangslager wurde um 80 Prozent reduziert und die Bestandsgenauigkeit auf 99,9 Prozent erhöht. Das System zeigt also einen Bestand PASSIVE RFID Bei der Radio Frequency Identification (RFID) werden für die Datenübertragung elektromagnetische Felder genutzt, die zur Identifizierung und Lokalisierung von Objekten dienen. Im Gegensatz zu aktiven RFID-Tags – die mit Batterien ausgestattet sind, um Radiowellen zu übertragen – verwenden passive RFID-Tags die vom RFID- Lesegerät übertragene Radioenergie. Je nach Batteriestärke können aktive RFID-Tags innerhalb einer Reichweite von 100 Metern gelesen werden. Passive RFID-Tags funktionieren nur innerhalb einer Reichweite von 6 Metern und können ganz normal entsorgt werden, genauso wie die Produkte, an denen sie angebracht werden. Da passive RFID-Tags keine interne Energiequelle besitzen, sind sie kleiner und somit günstiger als die aktiven. Der aktuelle Preis eines Tags liegt zwischen 0,07 bis 0,15 US-Dollar. (Quelle: RFID Journal) APPLIKATIONEN an, der dem physischen Bestand tatsächlich entspricht. Bestandsentscheidungen werden jetzt anhand der automatisch gesammelten und ausgewerteten Daten getroffen. Vorkommnisse wie nicht vorrätige Produkte werden drastisch minimiert und damit der Kundenservice verbessert. «Zudem war es notwendig, die Produkte vollständig und über viele unterschiedliche Kanäle hinweg nachzuverfolgen», erklärt Tim Hotze. «Für unseren Modeeinzelhändler ist die Nutzung multipler Kanäle bereits selbstverständlich. Die von uns angebotene Echtzeit-Datenanalyse entspricht einfach den Geschäftsabläufen des Einzelhändlers und unterstützt ihn dabei, möglichst viele Produkte zum vollen Preis zu verkaufen. Das Modeunternehmen kann jetzt unmittelbar auf individuelle Wünsche reagieren, indem es die Produkte flexibel von Onlinekanälen auf Filialen und umgekehrt verlagern kann.» Doch in der Modeindustrie spielt nicht nur die Markteinführungszeit eine grosse Rolle. Bei der Informationsverarbeitung ist die Feedbackschleife, bei der die Daten über die Verbraucherwünsche aggregiert werden, ein Wettbewerbsvorteil, um Marktinformationen zügig in wertvolle Einblicke für Innovationen umzuwandeln. Dank dieser Einblicke kann der Bestand bei Bedarf neu positioniert und zusätzliche Produktion veranlasst werden. Logistikdienstleister, die Big Data einsetzen, erwartet eine rosige Zukunft. Nach Ansicht von Hotze wird sich der Schwerpunkt dieser Dienstleister von Frachttransport und Lagerung immer mehr auf ein integriertes Supply Chain Management verlagern. Im Zuge dessen werden Mehrwertleistungen entstehen, darunter beispielsweise Compliancekontrollen, optimierte Rücklauflogistik sowie Konsumverhaltensanalysen, die noch vor dem Transport der Güter in die Verbrauchermärkte durchgeführt werden. Marktdaten PRODUKTIONSSTÄTTE ONLINEEINKAUF Vertrieb EINKAUF IN DER FILIALE WARENLAGER Retouren CONNECT 01 | 2015 23 NOTFALLLOGISTIK OPTIMAL AUFGESTELLT FÜR DEN FALL EINES BLOWOUTS Von Eric Johnson Wenn eine Offshore-Ölquelle ausser Kontrolle gerät, bietet Panalpina die erforderliche Logistik für Ölgesellschaften, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Mit diesem weltweiten und rund um die Uhr verfügbaren Service transportiert Panalpina für ihre Kunden übergrosse Geräteteile über lange Strecken. Notfallübung: Spezialisten von Panalpina laden einen Capping Stack für die Versiegelung eines Öllecks in eine Antonov 124. 24 CONNECT 01 | 2015 NOTFALLLOGISTIK Es ist das wahrscheinlich speziellste Verkehrsflugzeug von allen. Die Antonov 124 ist nicht nur das grösste und schwerste Flugzeug, sie hat ausserdem auch eine riesige Ladeluke. Genauso wie eine Python ihren Kiefer aushakt, um selbst das grösste Tier zu verschlingen, kann auch die Bugklappe einer AN-124 extrem weit aufgeklappt werden. Erst vor kurzem wurde dieses besondere Flugzeug von Panalpina für den Transport einer speziellen Fracht genutzt: ein 100 Tonnen schwerer Koloss, der benötigt wird, falls eine Notsituation auf einer Bohranlage auf hoher See unter Kontrolle gebracht werden muss. Solche Situationen können vorkommen. Der Deepwater-Horizon-Vorfall, über den internationale Medien live berichteten, hat in der Branche und der Öffentlichkeit tiefe Spuren hinterlassen. Ein solcher Vorfall sollte sich nie wieder ereignen. Im Jahr 2010 kam es 60 kilometer vor der Küste im Macando-Ölfeld im Golf von Mexiko zu einer Explosion auf der Bohrplattform Deepwater Horizon, bei der ein Steigrohr brach und damit Rohöl ungehindert ins Meer strömen konnte. Bis der Ölausfluss drei Monate später gestoppt werden konnte, waren bereits rund 5 Millionen Barrel Erdöl ausgetreten. Das Öl bedeckte Landstriche und Strände von Florida bis Texas und verursachte einen Schaden von mehr als 70 Mil liarden US-Dollar. EINE NOTFALLLÖSUNG Um eine derartige Katastrophe zu vermeiden, muss man in der Lage sein, eine ausser Kontrolle geratene Ölquelle zu schliessen. Dafür entwickelten Erdölerzeuger den sogenannten Capping Stack. Dieser wird auf die sprudelnde Ölquelle gesetzt und stoppt den Ölfluss entweder vollständig oder lenkt diesen in ein Sammelbecken um. Zum Schliessen eines grossen Bohrloches ist auch ein grosser Capping Stack erforderlich. Der kann die Grösse eines 3-Zimmer-Hauses erreichen und zwischen 50 und 100 Tonnen wiegen. Derzeit verfügen die internationalen Ölgesellschaften über vier Stacks, die in Norwegen, Rio de Janeiro, Singapur und Südafrika gelagert werden. Selbstverständlich müssen diese im Notfall schnellstmöglich geliefert werden. Wenn es auf einer Bohrplattform zu einer Störung kommt, zählt jede Sekunde. An dieser Stelle kommt Panalpina ins Spiel. Das Emergency Services Logistics Incident Management Team mit Sitz in Houston – der Ölhauptstadt der Welt – transportiert die Capping Stacks von ihren Lagerorten in Norwegen, Brasilien, Singapur oder Südafrika umgehend zum gewünschten Zielort. Das Team setzt auf die enorme Reichweite von Panalpina, wie Teamleiter Gary Barnes und Martin Rickenbacher von der internationalen Charter- und Emergency-Abteilung von Panalpina bemerken. Zu diesen Services zählt das Chartern von Flugzeugen gemeinsam mit ausgewählten Frachtunternehmen und über Panalpinas eigenes Luftfrachtnetz, das Chartern von Schiffen, die Koordination von Lkws und Kränen und Supply-Chain-Expertise. In manchen Fällen kommt die betriebsbereit gemietete neue Boeing 747-8F zum Einsatz. 100 TONNEN IN REKORDZEIT Die Einsatzhäufigkeit von Capping Stacks ist mit der von Feuerlöschern vergleichbar. Um sicherzustellen, dass sie im Ernstfall einwandfrei funktionieren, müssen sie unbedingt getestet werden. Im Laufe der letzten beiden Jahre hat das Team neun Tabletop-Simulationen durchgeführt, bei denen ein Capping Stack von seinem Lager- zum Einsatzort befördert werden sollte. Tabletop bedeutet, dass alle Vorbereitungen und Berechnungen in Echtzeit durchgeführt werden. Der Transport der Ausrüstung wird dabei jedoch nur simuliert. Ausserdem wurde letztes Jahr eine Übung durchgeführt, bei der ein Capping Stack tatsächlich transportiert wurde. Da gerade eine AN-124 den George Bush Intercontinental Airport von Houston passierte, fragte eine Ölgesellschaft mit eigenem Capping Stack einen Test an – und das mit nur zwei Tagen Vorlaufzeit. Für den Transport dieser übergrossen Fracht kam nur die AN-124 infrage. Das Team arbeitete schnell und präzise, um den Capping Stack und einige der riesigen Zusatzgeräte auf Schwerlaster zu laden und zu den 50 Kilometer entfernten Frachtflugplätzen zu transportieren. Dreieinhalb Stunden dauerte der Transport für die normalerweise einstündige Strecke – und alles verlief reibungslos. Mehrere spezielle Hebevorgänge wurden durchgeführt. Die Ausrüstung passte wie geplant in das Flugzeug, wurde darin sicher befestigt und anschliessend wieder entladen. Nach 13 Stunden konnten die Ingenieure zufrieden und mit der Gewissheit nach Hause gehen, dass die Logistik auch in echten Notfallsituationen nach Plan funktionieren würde. ÜBER DEN AUTOR Eric Johnson arbeitet in Zürich und schreibt über die Themen Technologie, Wirtschaft und Umwelt. CONNECT 01 | 2015 25 Z AHLEN PANALPINA HIGHLIGHTS 2014 Dezember Im Rahmen des Ratings der Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) erzielte Panalpina 85 Punkte (von 100) für ihre Berichterstattung der Kennzahlen für das Jahr 2013. Panalpina verbesserte sich gegenüber dem bereits soliden Vorjahreswert um 10 Punkte. Dieses Ergebnis unterstreicht die kontinuierlichen Bemühungen, das Management und die Offenlegung der Treibhausgasemissionen zu verbessern. 2015 Für Panalpina ist Umweltschutz eine wichtige Verpflichtung. Januar Bei den Freight Service Awards 2014 erhielt Panalpina den Project Forwarding Award für ihren Einsatz beim «Clair Ridge Project». Die Veranstaltung wurde von der British International Freight Association (BIFA) ausgerichtet. Februar März Panalpina und Atlas Air stärken ihre langjährige Partnerschaft in der Luftfrachtindustrie. Als Eckpfeiler einer neuen Fünfjahresvereinbarung wechselt Panalpina eines ihrer geleasten Flugzeuge gegen mehr als 200 reguläre Charterflüge pro Jahr und erweitert so ihr einzigartiges Luftfrachtnetzwerk. Panalpina und Atlas Air am Flughafen von Huntsville, Alabama (USA). April Panalpina veröffentlicht ihren Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2014. Darin werden die erzielten Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit und in den dazugehörenden Programmen aufgezeigt. Panalpina hat ihren Energie-, Papier- und Wasserverbrauch sowie ihre Treibhausgasemissionen verringert. 26 Panalpina eröffnet zwei neue Standorte in Marokko und Kenia. Die Geschäftsstellen in Casablanca und Nairobi unterstützen Panalpinas Wachstumsstrategie in diesen Regionen. Die Wachstumsmöglichkeiten in beiden Ländern liegen vorwiegend im Energie- und Infrastrukturbereich. CONNECT 01 | 2015 Panalpina veröffentlicht ihr Jahresergebnis von 2014: Das Unternehmen hat seinen EBIT im Jahr 2014 mit CHF 116,7 Millionen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Der Konzerngewinn stieg von CHF 11,7 Millionen auf CHF 86,5 Millionen an. 2014 Corporate Sustainability Report Der Bericht wurde gemäss den aktuellen Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) erstellt. AGENDA MESSEN UND KONGRESSE PANALPINA NIMMT AN FOLGENDEN MESSEN TEIL MESSE ORT DATUM Atlantic Canada Petroleum Show St. John’s, Kanada 17. – 18. Juni 2015 Railway Industrial Clearance Association 2015 (RICA) Orlando, USA 28. Juni – 1. Juli 2015 Transport and Logistics Antwerpen, Belgien 22. – 24. September 2015 Logipharma 2015 Princeton, USA 28. – 30. September 2015 Breakbulk Americas 2015 Houston, USA 5. – 8. Oktober 2015 Cold Chain Global Forum Boston, USA 5. – 9. Oktober 2015 PharmaKON Wien, Österreich 18. – 19. November 2015 TRANSLOG Connect Congress Budapest, Ungarn 25. – 26. November 2015 IMPRESSUM: Panalpina Welttransport (Holding) AG Marketing und Kommunikation Viaduktstrasse 42, 4002 Basel [email protected] [email protected] T +41 61 226 11 11 | www.panalpina.com Druck: Gmähle-Scheel Print-Medien GmbH, Waiblingen Gedruckt in Deutschland Titelbild: Singapur. Foto von Frank Pinckers Bildnachweis: Seiten 8 – 11 Frank Pinckers; Seite 19 ITAR-TASS/Keystone Konzept | Redaktion | Gestaltung | Produktion: Primafila AG Zürich CONNECT 01 | 2015 27 Unsere Spezialisten sorgen für einen reibungslosen Ablauf der komplexen Lieferketten i nnerhalb der Automobil Kontakt: industrie. Unser internationales Team erstellt das passende Portfolio an Supply-Chain-Lösungen mit integrierten [email protected] Luft- und Seefracht-Dienstleistungen, um Ihre E rwartungen stets zu erfüllen und sogar zu übertreffen. Damit Sie sich voll und ganz Ihrem Kerngeschäft w idmen können, konzentriert sich unser Expertenteam darauf, logistische Spitzenleistungen zu erbringen. Alle Panalpina Standorte finden Sie unter www.panalpina.com