Indien - Facharbeit Teil 2
Transcription
Indien - Facharbeit Teil 2
Indien -Einblicke in Kultur, Wirtschaft und Politik Ich heiße Malini Ambach. Mit 16 Jahren habe ich diese Facharbeit über meine Reisen in drei Länder, zum Abschluss an der Freien Waldorfschule Evinghausen (Schuljahr 2008/09), verfasst. Im zweiten Teil meiner Arbeit habe ich mich mit der einer der ältesten Hochkulturen befasst, die heute noch lebendig ist. Gandhi hat Indien auf eindrückliche Weise mit gewaltlosem Widerstand aus der Kolonialherrschaft geführt. Trotz der modernen wirtschaftlichen Entwicklung leben heute noch viele Inder von der Landwirtschaft. Ich habe dazu ein Bild einer Teeplantage in den Nilgiri-Bergen gemalt. Inhaltsverzeichnis Teil 2 Inhaltsverzeichnis Teil 2 ........................................................................................................ 2 Indien ...................................................................................................................................... 3 3.1 Geographische Angaben.................................................................................................. 4 3.2 Zeittafel ........................................................................................................................... 6 3.3 Kulturelle Entwicklung ................................................................................................... 8 3.4 Wirtschaftliche Entwicklung ......................................................................................... 13 3.5 Politische Entwicklung .................................................................................................. 16 Mahatma Gandhi .............................................................................................................. 19 3.6 Bilddokumentation der eigenen Reise ........................................................................... 27 5. Nachwort .......................................................................................................................... 32 Danksagung: ..................................................................................................................... 33 6. Quellen ............................................................................................................................. 34 Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... 35 2 Indien 3 3.1 Geographische Angaben Offizieller Name: Republic of India Fläche: 3287263 km² Einwohner: 1.12 Mrd. Hauptstadt: Neu- Delhi Staatsform: Parlamentarische Bundesrepublik Staatsoberhaupt: Staatspräsidentin Pratibha Patil Sprache: Englisch und Hindi als Amtsprachen, 21 weitere regionale Sprachen Währung: 1 Rupie = 100 Paise Religion: 80% Hindus, 13% Muslime, 2% Christen, 2% Sikhs, 1% Buddhisten und weitere 2% andere Landesnatur: Indien erstreckt sich vom Himalaya bis zur Spitze des indischen Subkontinents. Im Norden ist der Himalaya – der die nördliche Grenze Indiens bildet und vor 65. Mio. Jahren entstanden ist – und das umgebende Vorgebirge zu finden. Daran schließt sich die Schwemmlandebene von Ganges, Indus und Brahmaputra an und im Süden weiter dann das Hochland von Dekhan, das die ganze Spitze einnimmt bis auf die Küstenstreifen des Atlantischen und Indischen Ozeans. Der höchste Berg ist der Nanga Parbat (8126 m. ü. NN), der allerdings in der indischpakistanischen Provinz Kaschmir liegt, die von beiden Seiten beansprucht wird. Die höchsten Erhebungen im Hochland sind die küstennahen Ost- und Westghats (Abb.41, Westghats). Außer in den Bergregionen herrscht in Nord- und Zentralindien subtropisches Klima, was zu heftigen Temperaturschwankungen während des Jahresverlaufs führt, während es im Süden konstant tropische Temperaturen hat. Die Minimaltemperaturen liegen bei 10° Cim Winter in den nördlichen Tiefebenen und bei 40° bis 50° C im Sommer. In den südlichen Regionen hat es ganzjährig Temperaturen um die 25° C. Beide Klimazonen werden von 4 dem regenbringenden Monsun bestimmt: Der Sommermonsun kommt aus Südwesten und bringt von Juni bis September heftige Niederschläge, am stärksten in den Westghats und in Nordindien. Während der Zeit des Wintermonsuns, von Dezember bis März, kommt kaum Feuchtigkeit von Nordosten, so dass 80 – 90% der jährlichen Niederschlagsmenge in den Sommermonaten fällt. So entstehen unter dem Einfluss des Monsuns vier neue Jahreszeiten: Von Dezember bis März mit trocken- kühler Luft aus Nordosten des Wintermonsuns, dann im April und Mai die heißeste Zeit des Jahres, dann die Zeit des Sommermonsuns (Juni bis September) und schließlich die Nachmonsunzeit im Oktober und November. Die Größe Indiens ermöglicht eine vielfältige Vegetation. In den Westghats, wo viel Niederschlag fällt, sind Regenwälder mit typischen Pflanzen wie Orchideen entstanden, während in den Trockenregionen wie im zentralen Hochland von Dekhan sogar Dornbüsche wachsen. Doch der größte Teil ist mit laubabwerfenden Feuchtwäldern bedeckt und im Südosten (z.B. im Gangesdelta, Abb. 42) findet man salzwasserresistente Mangrovenwälder. Die Artenvielfalt ist auf den ersten Blick oft nicht sichtbar, weil es sich um viele verschiedene Baumsorten handelt. Es gibt Laubbäume, wie Eichen, Nadelwälder mit Kiefern aber auch zahlreiche Besonderheiten, wie Bambus, Teak-, Sandel- und Neembäume. Angeblich soll die Tierwelt Indiens die arteinreichste der Welt nach Brasilien sein. Doch davon ist während Reisen oftmals nichts zu sehen. Viele Tiere Indiens sind fast ausgerottet und nur selten zu finden, da ihre natürlichen Lebensräume nach und nach zerstört werden. Die Löwen z.B. leben nur noch in Nationalparks. Eines der seltensten Tiere, der Schneeleopard ist nur noch in Gegenden im Himalaya zu finden. 5 3.2 Zeittafel 1498: Vasco da Gama findet den Seeweg nach Indien. Handel zwischen Europa und dem Subkontinent entsteht und den Briten gelingt es, Indien für sich einzunehmen und zu besetzen. 1526 – 1858 : Dynastie der Moguln 1856 – 1857: Erste Aufstände gegen die britischen Kolonialherrschaft, Indien wird Teil des britischen Weltreichs. 1877: Königin Viktoria wird indische Herrscherin. 1885: Der INC, Indian National Congress wird gegründet. 1909: Die Briten sehen sich gezwungen, den Indern Zugeständnisse zu machen und eine Verfassung wird erstellt. 1920: Mahatma Gandhi beginnt seinen Widerstand gegen die Briten. 1935: Die Muslim Liga, die Partei der Moslems Indiens, fordert einen eigenen Staat. 1937: Der INC gewinnt die Wahlen. 1940: Mehrere Minister treten zurück, weil Britannien ohne Einwilligung für Indien den Krieg erklärt hat. 1947: Lord Mountbatten ist der letzte Vizekönig Indiens. 1947: INC und Muslim Liga einigen sich auf eine Teilung von Indien und Pakistan. 1947, 15. Juli: Unabhängigkeit Indiens von dem Britischen Königreich. 1948, 30. Januar: Mahatma Gandhi wird ermordet. 1950: Indien wird Republik, eine neue Verfassung tritt in Kraft. 1951 – 52: Erste freie Wahlen, Jawaharlal Nehru, der Gewinner setzt sich für die Auflösung des Kastensystems ein. 1954 – 1965: Französische Kolonien werden eingegliedert, Auseinandersetzungen mit Pakistan und China, Kämpfe um Kaschmir und Beschlagnahme von Portugiesisch- Goa. 1966: Indira Gandhi wird Ministerpräsidentin (Kongresspartei, INC). 1971: Ein Freundschaftsvertrag mit der Sowjetunion wird unterschrieben. 1971 – 72: Krieg mit Pakistan, Indien siegt, Bangladesch wird unabhängig. 1974: Erster indischer Atomwaffentest. 6 1975: Die Region Sikkim wird angegliedert. 1975: Der Ausnahmestand wird ausgerufen, es herrscht ein quasi diktatorisches System, viele Rechte sind eingeschränkt, die Opposition fordert den Rücktritt Gandhis. 1977: Erstmals verliert der Kongress eine Wahl und die linksgerichtete Janata- Partei kommt an die Macht, der Notstand wird aufgehoben, Gandhi tritt zurück. 1980: Indira Gandhi wird erneut Ministerpräsidentin, trotz Berichte über Amtsmissbrauch während des Notstandes. 1984: Indira Gandhi wird von ihren Leibwächtern ermordet, ihr Sohn Rajiv Gandhi wird neuer Ministerpräsident; Auseinandersetzunge zwischen Hindus und Muslimen. 1987: Indische Truppen (IPKF) erobern Jaffna, auf Sri Lanka. 1989: Mit R. Gandhi besucht erstmals ein indischer Regierungschef offiziell Pakistan, Unruhen in Pakistan, INC verliert absolute Mehrheit, Premier V. P. Singh (Janata Dal) bildet Minderheitsregierung. 1991: Rajiv Gandhi wird durch die LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) ermordet, Wirtschaftssanktionen der USA gegen Indien, aufgrund dessen Nuklearprogramms, Förderung der wirtschaftliche Liberalisierung. 1992: Streik der Gewerkschaften gegen die liberale Wirtschaftspolitik. 1995: Spaltung des INC, Frau Mayawati (Bahujan Samaj Party) wird als erste Kastenlose Regierungschefin eines Unionsstaates (Uttar Pradesh), starke Verluste der Kongresspartei. 1997: Mit Dr. Kocheril Raman Narayan (INC), wird erstmals ein sog. Unberührbarer zum Präsidenten Indiens gewählt. 1999: Der Konflikt zwischen Hindus und Moslems spitzt sich zu. 2003: Die Lage entspannt sich und es wird nach einer Lösung gesucht. 2004: Die Kongresspartei gewinnt die Wahlen und M. Singh wird Premierminister. 2007: Mit Pratibha Patil wird erstmal eine Frau Präsidentin in Indien 7 3.3 Kulturelle Entwicklung Die Indus- Kultur, die auf dem indischen Subkontinent entstanden ist, gehört zu den ältesten Hochkulturen der Welt. Durch zahlreiche von außen kommende Einflüsse maßgeblich geprägt, wandelt sie sich zu dem, was sie heute ist: Eine Kultur zwischen Tradition und Moderne, Religion und Wirtschaft, geistig hoch entwickelt und doch können viele Einwohner Indiens nicht lesen. Ein Land der Gegensätze. Die Menschen, die in der Altsteinzeit in Indien lebten, waren schon ziemlich weit entwickelt. Sie stellten Keile aus Steinen her, aus denen sich später die ersten Klingen entwickelten. In Bhimbetka, im heutigen Bundesstaat Madhya Pradesh sind die ersten Spuren menschlichen Lebens in Indien gefunden worden. Die Felszeichnungen aus der Steinzeit stellen Jagdszenen und andere aus dem Leben der damaligen Menschen dar. Es sind Elefanten, Hirsche und andere Tiere zu sehen (Abb. 43). Deshalb gehört Bhimbetka heute zu dem Weltkulturerbe der UNESCO. Nun fing eine lokale Entwicklung an, in der manche Regionen schneller „zivilisiert“ wurden als andere: Der Norden hatte schon geplante Städte, Kanalisation und Bäder, während der Süden ungleich weniger entwickelt war. Nach dem Zerfall der Indus- Kultur (um 1700 v. Chr.) und mit dem Beginn der vedischen Zeit (1500 – 500 v. Chr.) bekamen die einwandernden Arier mehr Einfluss. Sie siedelten sich über ganz Indien an und brachten eine neue Sprache und Kultur, die jener, der indo- germanischen Stämme ähnelte. Der Subkontinent wurde in Königsreiche aufgeteilt, die früheren Nomaden wurden sesshaft und auch die Sprache erlebte eine Wandlung. Nun ähnelte sie den westlichen Sprachen und auch heute ist es noch so, dass viele Wörter aus dem Sanskrit in den europäischen Sprachen wieder zu finden sind. In dieser Zeit gab es erstmals eine Einteilung der Bevölkerung in unterschiedliche gesellschaftliche Klassen, woraus dann das spätere Kastensystem entsteht. 8 Zum damals verbreiteten vedischen Glauben kamen im 5. und 6. Jh. zwei weitere Religionen hinzu: der Jainismus und der Buddhismus. Beide entstanden auf der Grundlage des vedischen Glaubens, doch ist ersterer um die Wiedergeburt und das Karma (Gesetz der Tat) erweitert und letzterer basiert auf der Erleuchtung des Siddharta Gautama (später Buddha genannt, Abb. 44), der den „Weg der Mitte“ lehrt. Nach dem Eindringen von Alexander dem Großen (326 v. Chr.) in Indien, entstand unter König Ashoka das erste Großreich, ein Maurya- Reich. Im Laufe der Zeit dehnte es sich immer weiter aus und war das erste soziale Großreich der Antike. Ab 185 v. Chr. zerfiel das Reich und auf die Maurya- Dynastie folgte ein hin und her zwischen verschiedenen Einflüssen aus Griechenland und den Grenzgebieten des indischen Reichs. Während der Herrschaft der Guptas entstand in Nordindien eine große buddhistische Universität, mit über 10.000 Studenten und 9. Mio. Büchern die größte der antiken Welt. In den nächsten Jahrhunderten gab es verschiedenen Dynastien, die versuchten, über (Nord-) Indien zu herrschen, sich aber nicht vollständig durchsetzen konnten und sich untereinander ablösten. Während des indischen Mittelalters, im 8. – 10. Jh. wurde der Buddhismus immer weiter zurückgedrängt und der Islam gewann an Bedeutung durch verstärkte Feldzüge der Arabischen Welt. Doch erst ab dem 12. Jahrhundert kam es zu einer Islamisierung Nordindiens. Es gab verschiedene Reiche in Nord- und Südindien, die sich jedoch nie über den ganzen Kontinent ausbreiten konnten, wie die Pratihara, Rashtrakutra oder Chola. 1206 gründeten die Muslime das Sultanat von Delhi (Abb. 45), nachdem sie in einer gesammelten Armee die Hindus besiegt hatten. Dieser Machtwechsel brachte eine grundlegende Veränderung der indischen Kultur, denn nun war die Abbildung Gottes verboten, was im Hinduismus nicht vorstellbar wäre. Außerdem ist der Islam eine mono- 9 theistische Religion, d.h. sie hat nur einen Gott, während die Hindus an viele Götter glauben und diese auch auf ihren Altären darstellen. Mit der Zeit bildete sich eine eigene Kultur heraus, die eine Mischung zwischen Hinduismus und Islam ist, und es entstand sogar eine gemeinsame Sprache, Urdu, die die Basis für die Wirtschaft und Verständigung bildete. Danach (1347 – 1482) gab es ein weiteres islamisches zentralindisches Sultanat, das Bahmani- Sultanat, das versuchte, das Sultanat von Delhi zu zerstören, aber nach seinem Verfall in mehrere Reiche aufgeteilt wurde. Im 16. bis 19. Jahrhundert existierten in Indien die Reiche der islamischen Großmoguln, die die Religion des Islams weiter in Nord- und Zentralindien hielten. Doch die Herrscher versuchten unter politischen Gesichtspunkten zu regieren und nicht die Religion zu stark einfließen zu lassen. Als Glanzpunkt dieser Kultur entstand das Taj Mahal als Mausoleum (Abb. 46). Der Mogul Akbar schließlich konnte eine Einigung zwischen Hindus und Moslems schaffen. Doch auch das letzte Mogulreich zerfiel, und es bildete sich eine Vielzahl von Kleinkönigreichen. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. kamen die Engländer schließlich nach Indien und verschafften sich auch gleich Einfluss, indem sie sich in die Streitigkeiten der Könige einmischten. Doch schon bald erwiesen sie sich als geschickte Machtübernehmer und bekämpften zusammen mit den Indern und der britischen Armee die Korruption, schlossen Verträge ab und übernahmen so Stück für Stück immer mehr Land. Zuerst waren sie nur in Bengalen (Ostindien, heutiges Bangladesh) tätig, setzten dort einen Gouverneur ein und dehnten ihren Machtbereich immer weiter aus, indem sie die dortige Verwaltung übernahmen. Allerdings taten sie das nicht offiziell, sondern in Schutz der Regierungen, die sie „unterstützten“. So gewannen sie weiter Einfluss und kontrollierten bald ganz Indien als Kolonie. 1857/58 begehrten Teile der europäisch ausgebildeten indischen Armee gegen die britische Vorherrschaft aus, doch die Aufstände wurden niedergeschlagen und 10 ab 1877 wurden die britischen Könige die kaiserlichen Herrscher Indiens. Das nun neu entstandene Kaiserreich umfasste die heutigen Staaten Indien, Pakistan und Bangladesh. Ende des 19. Jh. gründeten Hindus und Muslime gemeinsam den Indian National Congress (INC), der sich für die Unabhängigkeit einsetzte. Beide Seiten waren nicht länger gewillt, sich von Großbritannien unterdrücken und beherrschen zu lassen und gaben dafür sogar kurze Zeit ihre Jahrhunderte dauernde Feindschaft auf – wenn auch nur für kurze Zeit. Um einen gemeinsames „Feind“ zu bekämpfen, waren sie bereit, ihre Interessenkonflikte für kurze Zeit zu vergessen und sich zusammen zu schließen, was zeigt, dass sie die Briten noch weniger mochten als sich untereinander. Dieser Frieden währte jedoch nicht lange, denn als die Hindus immer mehr Einfluss im INC bekamen, gründeten die Moslems eine eigene Partei, die Muslimliga. Zusammen mit dem INC verfassten sie eine Forderung an die Briten, die nach dem ersten Weltkrieg mit einem Zugeständnis zur allmählichen Selbstregierung beantwortet wurde. Währenddessen (um 1920) begann Mahatma Gandhi mit einem passiven und gewaltlosen Widerstand gegen die britische Vorherrschaft, der schließlich 1945 zur Unabhängigkeit führte. Bei dem Widerstand beteiligten sich nicht nur Hindus, sondern auch Moslems, die aus Verärgerung über die Briten – die an der Teilung des Osmanischen Reichs mitwirkten – ihre tiefen Interessenkonflikte begruben. Als das – noch britische – Kaiserreich dann aufgelöst wurde, kam es trotz dem anfänglichen Verständnis zu einer Teilung des indische Subkontinents, der in drei Staaten aufgeteilt wurde: In den überwiegend hinduistischen Staat Indien, den von Moslems bewohnten Staat Pakistan und das Königreich Sikkim, in dem der Buddhismus am weitesten verbreitet ist. Die zahlreichen Fürstenstaaten konnten nun entscheiden, welchem neu unabhängigen Staat sie angehören wollten und übertrugen schließlich fast alle ihre Regierungsgeschäfte an ihr „Herrscherland“. Diese ethnische Teilung führte zu einer der größten Flucht- und Vertreibungsbewegung der Geschichte: Über 7 Mio. Muslime wurden aus Indien vertrieben, etwa 10 Mio. Hindus und Sikhs mussten aus Pakistan fliehen und 750.000 Menschen starben um Zuge der Auseinadersetzungen. 1950 wurde Sikkim in die Indische Union eingegliedert und auch Frankreich gab seine besetzten Gebiete (z.B. Pondicherry) an Indien zurück. Ein Jahr zuvor war es Republik 11 geworden und nun voll souverän, ohne Einschränkung von der britischen Vorherrschaft befreit. Natürlich war der britische Einfluss nicht aus Indien verschwunden, denn nach so langer Zeit ist ein Stück europäische Kultur in die indische mit eingeflossen. Selbst heute noch gibt es überall Bauwerke die an die britisch- viktorianische Zeit erinnern (Abb. 47, Regierungspalast in Bangalore) und auch der ganze Verwaltungsapparat funktioniert nach europäischem Vorbild. Indien hat eine Vielzahl von verschiedenen Religionen, deren Anhänger untereinander weitestgehend friedlich auskommen, nur die Beziehung zwischen Hindus und Moslems ist immer noch sehr angespannt. Ein Beispiel für die Offenheit anderen Religionen gegenüber ist die Aufnahme des Dalai Lamas (Abb. 48) 1959, der bis heute in Indien im Exil lebt, weil er aufgrund des Konflikts zwischen Tibet und China und den damit verbundenen Unruhen nicht mehr nach Tibet zurückkehren kann. Die Inder (Hindus, die die Mehrheit der Inder stellen) sind sehr tolerant, was Religionsfragen angeht, aber doch wollen sie, dass ihr Glaube, der Hinduismus, die herrschende Religion bleibt und so ließ Präsidentin Indira Gandhi 1982 Sikh- Tempel verbrennen, weil die Mitglieder der Sikh einen eigene Staat gründen wollten und gegen die Regierung hetzten. Bis heute sind die religiösen Konflikte zwischen Hindus und Moslems eines der größten Probleme in Indien. Ein grundlegender Streitpunkt ist die Region Kaschmir, die seit der Gründung der Indischen Union zu Indien gehört, in der aber mehrheitlich Moslems leben, weshalb Pakistan die Provinz annektieren will. Bis jetzt ist noch keine Lösung gefunden worden, aber viele Menschen auf beiden Seiten denken, dass der Konflikt nicht gerade dazu beiträgt, die anderen Probleme in den Ländern zu lösen und dass deswegen so bald wie möglich eine Lösung gefunden werden soll(te), denn im Grunde unterscheiden sich die Religionen und Kulturen in ihrer grundlegendsten Botschaft nicht viel voneinander, als dass nicht eine Einigung zustande kommen könnte. 12 3.4 Wirtschaftliche Entwicklung Indiens ist nicht nur von der Kultur her eine gegensätzliches Land, sondern auch im Wirtschaftsund Entwicklungsbereich. Auf der einen Seite hat es 9 Mio. Studenten jährlich und gehört zu den führenden Nationen in der u. a. IT- Branche, und auf der anderen Seite kann etwa ein Drittel der Bevölkerung über 15 Jahre nicht lesen und schreiben. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut, während Indien eine Atommacht ist und indische Professoren weltweit gefragt sind. Indiens Wirtschaft gehört heute zu den innovativsten der Welt, und immer mehr internationale Unternehmen (Abb. 49, Industrie in Bangalore, Südindien) investieren in Indien und gründen Standorte, weil die heimischen Arbeitskräfte immer qualifizierter werden, und dabei das Lohnniveau nicht steigt. In der vorkolonialen Zeit hatte Indien ein großes funktionierendes Handelsnetz, das zahlreiche hochwertige Waren, wie Seide und Gewürze bis nach Europa transportierte. Als dann die Engländer nach Indien kamen, versuchten sie mit den Indern ins Geschäft zu kommen und übernamen die Handelsbeziehungen mit den indischen Handwerkern. Nun transportierten sie die Waren nach Europa und konnten so die Preise und den Handel bestimmen. Die indischen Handwerker, die Verträge mit der Britisch- Indischen Kompanie hatten, durften jetzt nur noch für die Briten produzieren, was den Handel einseitig machte. Besonders beliebt waren nun Textilien, die jedoch im Zuge der industriellen Revolution von den Maschinen in Großbritannien wieder übernommen wurden, was zu einer Massenarbeitslosigkeit in Indien führte. Da die westlichen Nationen keinerlei Interesse an einer Industrialisierung Indiens hatten, konnte sich dort eine eigenständige und einheimische Wirtschaft entwickeln. In Bombay liegen die Anfänge der Baumwollindustrie, die sich immer weiter ausbreitete, aber den Briten keine Konkurrenz machen konnte, weil die Transportwege nach Europa zu kostspielig waren, um den Preis des in Europa hergestellten Tuchs unterbieten zu können. 13 Dennoch war die indische Baumwollproduktions- und Weiterverarbeitungsindustrie bis zum Anfang des ersten Weltkrieges die viertgrößte der Welt. Auch in der Jute- und Stahlindustrie, die sich in Indien entwickelt hatte, kam es aufgrund des Krieges zu einer Unterbrechung in der Lieferung. Bis zur Unabhängigkeit 1947 kann Indien als industrielles Agrarland bezeichnet werden, doch nur in wenigen Metropolen hatte sich Industrie entwickelt, während auf dem Land das Handwerk untergegangen war, und als einziges Erbe der Kolonialisten eine gut verzweigtes Eisenbahnnetz zurückblieb. Nach der Unabhängigkeit und dem Amtsantritt Nehrus 1951 wurde im Besonderen die Industrie gefördert. Zu dieser Zeit war Indien eine fast vollständige Planwirtschaft, deren Ziele es waren, Indiens Markt unabhängig vom Weltmarkt zu machen, Arbeitsplätze zu schaffen und die weit verbreitete Armut zu besiegen, durch die spezielle Förderung von Kleinbetrieben auf dem Land. Die Branchen, die nun an Bedeutung gewannen, sind: Rüstungs-, Luftfahrt-, Schwermetallverarbeitungsindustrie, Mineralölgewinnung, Gold-, Eisenerz-, Diamanten-, Kupfer- und Zink-, Stein- und Braunkohleförderung und – Verarbeitung, Funktechnik, Schiffbau und Kernenergie, die jedoch größtenteils dem Staat vorbehalten sind. Die Industrialisierung Indiens geht immer weiter voran, aber ausländische Unternehmen kritisieren die fehlenden Möglichkeiten für internationale Firmen, in den Markt einsteigen zu können. Da in Indien niedrige Löhne gezahlt werden, würde es sich für internationale Unternehmen lohnen, dort zu expandieren, weil sie dann die hohen Löhne in den westlichen Industriestaaten sparen würden. Mitte der 1960er gab es eine landwirtschaftliche Krise, bei der durch Ernteausfälle bedingt, die Regierung auf die Landwirtschaft aufmerksam wurde. Auf dem Land herrschte immer noch ein System von wenigen Großbauern und vielen kleinen Bauern, die von ihrem Ertrag kaum leben konnten. Im Zuge der „Grünen Revolution“1 wurde die Landwirtschaft gefördert, Maschinen zu leichteren Bewirtschaftung angeschafft und Dünger eingesetzt, um die Erträge nachhaltig zu steigern. Das ist auch ganz gut gelungen, dennoch kommen die Kleinbauern immer noch nicht über ihr Existenzminimum hinaus, weil sie dazu auch noch Gebühren zahlen müssen für die Getreide- und Reissorten, die sie an- 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Indiens 14 bauen wollen. Die USA und andere Staaten hatten sich die Rechte an den Samen gesichert, obwohl diese Pflanzen seit Jahrhunderten in Indien angebaut werden, müssen die Bauern nun für die Benutzung zahlen. Nach einer Wirtschaftkrise in den 1980er Jahren, die durch die steigenden Ausgaben für Verteidigung und Subventionen sowie den wachsenden Ölpreis hervorgerufen wurde, fing Anfang 1991 die Regierung ein Liberalisierungsprogramm an, was Indien aus der misslichen Finanzlage bringen und den Handel antreiben sollte. Dazu wurden die Staatsausgaben erheblich gekürzt, der Außenhandel liberalisiert (Öffnung gegenüber internationalen Unternehmen), zur Deregulierung u. a. die gesetzliche indische Mehrheitsbeteiligung an Firmen aufgehoben und privaten Unternehmen erlaubt, in die bisher dem Staat vorbehaltenen Branchen einzusteigen. Bis heute ist der indische Markt immer noch für ausländische Unternehmen schwer zugänglich, und jede Regierung bringt neue Reformen um den Binnenmarkt weiter zu liberalisieren. Aber auch die Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle, weil mehr als die Hälfe der Arbeitnehmer von ihr leben. Die Einkommenshöhe ist jedoch kaum gewachsen, weil die Erträge stark vom jährlichen Monsun abhängig sind, der entweder die Pflanzen gut wachsen lässt oder sie zerstört. Immer noch ist Indien von geringer weltwirtschaftlicher Bedeutung, obwohl es seinen Markt erheblich geöffnet hat. Es ist eine gelenkte Volkswirtschaft, d.h. eine vom Staat stark gelenkte Marktwirtschaft, und im internationalen Vergleich steht es mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt von 1.098.945 Mio. US- Dollar auf dem 12. Rang. Aber immer noch ist es ein Entwicklungsland (Abb. 50, Slums von Mumbai) mit niedrigem Einkommen und einer Arbeitslosenrate von 9%. Aber in der IT- Branche und auch in anderen Bereichen gehören Indiens Arbeitskräfte zu den Gefragtesten der Welt. 15 3.5 Politische Entwicklung Der ganze indische Kontinent war schon immer ein Großreich, ob bei den Mongolen oder als Sultanat. Immer wurde es von einem Herrscher regiert, bis es in die Unabhängigkeit entlassen wurde und sich an demokratische Regeln halten musste. Schon während der Indus- Hochkultur lebten die Menschen nach Gesetzen und Regeln und auch während der folgenden Jahrhunderte gab es immer Staaten oder Königreiche, in denen die Bevölkerung nach einer Ordnung lebte. Selbst in den antiken Städten gab es schon Verwaltungsapparate, die das gesellschaftliche Leben regelten. In der vedischen Zeit entstanden die ersten Grundlagen für das spätere Kastenwesen, das die indische Gesellschaft prägen sollte und sich nur langsam auflöste. Das erste Großreich unter König Ashoka umfasste den ganzen Kontinent mit Ausnahme der Südregion. Es war der erste soziale Staat der Antike. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Reiche aufgebaut, die dann eine Zeit lang existierten, um danach zerstört zu werden, um ein neues Reich zu schaffen. Jedes Reich war von unterschiedlichen Einflüssen geprägt, was jedes nachfolgende Reich um das Erbe seines eigenen bereicherte. Im indischen Mittelalter entstanden die ersten kleinen Fürstentümer, die eigentlich von den Beamten regiert und verwaltet wurden, während der König/Fürst fast nur zu repräsentativen Zwecken da war, ähnlich wie im europäischen Mittelalter. Später, zur Zeit des Delhi- Sultanats, als die muslimischen Herrscher die Macht übernommen hatten, wurde Indien wieder zu einem, fast den ganzen Kontinent bedeckenden Großreich. In diesem und in den folgenden Sultanaten gab es schon so etwas wie ein Parlament, das den König beraten sollte, aber eigentlich die Macht innehatte. Auch die Fürsten der kleinen Reiche, aus denen die Sultanate bestanden, standen nicht immer hinter ihrem Sultan, was zu Zugehörigkeitskämpfen führte, in denen der Sultan versuchte, die einzelnen Provinzen zurück zu gewinnen. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts übernahm die britische Ostindien-Kompanie mit Erlaubnis des letzten Mogulkaisers die Herrschaft auf dem Subkontinent. Da es ja kein System, sondern nur viele kleine Reiche gab, konnten sie nicht einfach so die Macht über16 nehmen. Stattdessen „schlichen“ sie sich durch die langsame Übernahme von Verwaltungsgeschäften als vertrauensvoller „Partner“ in die vielen indischen Fürstentümer ein. Als sie dann so gut wie alle Geschäfte regelten, setzten sie eigene Gouverneure ein, die dann nach dem Willen der britischen Krone weiterregierten. Auch das Militär stand unter britischem Befehl, aber 1857/58 im Zuge des Sepoy- Aufstandes2 (die indischen Soldaten wurden Sepoy genannt) endete die Herrschaft der britischen Ostindien-Kompanie in Indien, und die Verwaltung wurde an die Krone abgegeben. Nun (1877) war die britische Königin und indische Kaiserin Viktoria die Herrscherin über das indische Reich, das die heutigen Staaten Indien, Pakistan und Bangladesh umfasste. Zwei Drittel des Landes standen unter direkter Verwaltung der Krone und die anderen wurden noch von einheimischen Fürsten regiert, aber mit „Unterstützung“ eines britischen Gouverneurs. So wurde das ganze politische System, die Verwaltungsgeschäfte und –Angelegenheiten von den Briten geregelt. Sie bauten Straßen, Eisenbahnnetze und kontrollierten den Handel. Natürlich wollten sie auch ihr Einflussgebiet vergrößern und bei mehreren Kriegen gegen Birma, späteres Myanmar, wurde dieses Britisch- Indien angegliedert. Trotzdem gründete sich 1885 der INC (Indische National Congress), der für die Unabhängigkeit Indiens eintrat. Er bestand aus Hindus und Moslems, doch als die Hindus überzählig wurden, gründeten die muslimischen Politiker 1906 die Muslimliga, damit sie ihre eigenen Interessen besser vertreten konnten. Beide traten aber nach wie vor für die Unabhängigkeit ein. Das ging so weit, dass es zwischen den beiden Weltkriegen, in denen Indien an der Seite Großbritanniens kämpfte, unter der Führung Mahatma Gandhis zu einem passiven, gewaltlosen Widerstand gegen die Briten kam. Hindus und Moslems gemeinsam wollten die Unabhängigkeit. Das wurde von Großbritannien schließlich auch gewährt, denn Jawaharlal Nehru und Mahatma Gandhi (Abb. 51), die Führer der Unabhängigkeitsbewegung, stimmten nur einer Beteiligung am 2. Weltkrieg zu, wenn sie im Gegenzug ihre Unabhängigkeit bekom2 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Indiens#Sepoy-Aufstand 17 men: Am 15. August 1947 teilte sich der indische Subkontinent in drei Staaten: Die indische Union (Indien), Pakistan und Sikkim. Bislang blieb Indien eine souveräne Monarchie im britischen Commonwealth. Doch das Erbe, was Indien antrat, war im Vergleich zu anderen Kolonien ungleich leichter: die Briten hinterließen eine funktionierende Verwaltung, eine professionelle Armee, eine unabhängige Justiz und ein repräsentatives demokratisches Regierungssystem3 (Vorbild Großbritannien). Danach lösten sich allmählich die Fürstentümer auf und entschieden sich entweder für die Zugehörigkeit zu Indien oder Pakistan, was schließlich zu den Kriegen mit Pakistan um die Region Kaschmir führte, die erst durch eine Zweiteilung beendet werden konnten. Die Provinzen die nun entstanden, wurden nach ethnischen Aspekten eingeteilt und durch einen Gouverneur verwaltet. 1950 trat die neue Verfassung in Kraft, die Indien zu einer Republik machte, und zwei Jahre später fanden die ersten freien Wahlen statt, bei denen die Kongresspartei unter Jawaharlal Nehru gewann. Es gibt heute 28 Bundesstaaten und sieben Unionsterritorien. Die Bundesstaaten haben ein eigenes Parlament und regieren sich sozusagen selbst, während die Territorien unter der direkten Zentralregierung Neu- Delhis stehen (Abb. 52, Regierungsgebäude in Neu- Delhi). In den Provinzen gibt es jeweils noch einen repräsentativen Gouverneur und weitere Verwaltungsebenen, von denen die niedrigste die Dörfer darstellen. Im Moment ist Präsidentin Pratibha Patil als erste Frau Staatsoberhaupt. Die Probleme, die Indien nun zu bewältigen hat, sind der Religionskonflikt zwischen Hindus und Moslems und der mangelnde Einfluss der indischen Wirtschaft in der Welt. 3 http://www.bpb.de/publikationen/8DVPYL,0,Politische_Entwicklung_seit_der_Unabh%E4ngigkeit.html 18 Mahatma Gandhi Der große Freiheitskämpfer, der durch seine strikte Weigerung, Gewalt anzuwenden, Aufmerksamkeit erregte, wurde als Mohandas Karamchand Gandhi (Abb. 53) am 2. Oktober 1869 in Porbandar im Staat Gujarat in Indien geboren. Seine Familie gehörte der Händlerkaste an aber sein Vater war Premierminister. Da seine Eltern Vishnuiten waren, d.h. sie lebten nach den Gesetzen des Ahimsha (Lehre der Gewaltlosigkeit). Diese Lehre ist in allen drei in Indien vertretenen Religionen vorhanden, und auch Gandhi hatte schon früh Kontakt zu Menschen anderer Religionen. Seine Mutter war eine sehr religiöse Frau und ihre Hingabe beeinflusste ihn nachhaltig, sowie er auch das Ahimsha völlig in sich aufnahm und darauf seine spätere Überzeugung aufbaute. Mit sieben Jahren kam er an die Grundschule in Rajkot, aber er war kein guter Schüler, u. a. weil er insbesondere in Englisch Schwierigkeiten hatte, da seine Eltern die Sprache kaum beherrschten, und er sie so vorher noch nicht gehört hatte und sie ihm auch nicht helfen konnten. Auch war es sehr schüchtern und hatte große Mühe, sich am Sportunterricht erfolgreich zu beteiligen. Als Jugendlicher ließ Gandhi sich von einem Freund überreden, den Regeln der Religion zu trotzen und probierte Fleisch, obwohl der Verzehr von Fleisch bei den Vishnuiten als Sünde galt. Auch klaute er seinen Eltern Geld, um sich damit Zigaretten und Wein zu kaufen. Doch er hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, und schließlich beichtete er die Sünden seinem Vater schriftlich. Aus diesen Fehlern, sagte Gandhi später, lernte er und erlangte dadurch eine große Selbstdisziplin. Mit 13 Jahren wurde er mit der gleichaltrigen Kasturbai Nakanji verheiratet. Seine Frau war damals – der Zeit gemäß – vollständig von ihrem Mann abhängig, und er konnte über sie bestimmen, wie er wollte. So behandelte Gandhi sie in den ersten Jahren auch, aber später tat es ihm Leid und er gab zu, dass sie in dieser Zeit wohl unter ihm zu leiden hatte. 19 In seiner Autobiographie schrieb er: „Ich sehe nichts, womit man eine so unsinnig frühe Heirat wie die meine moralisch befürworten könnte.“4 Die Highschool schloss Gandhi sehr erfolgreich ab und bekam dadurch die Zulassung zur Universität. Nun wollte er Jura studieren und ging dazu gegen den Willen seiner Kaste nach England, weil diese glaubte, dass er im Westen in Versuchung geraten würde und die Regeln seiner Religion nicht weiter einhalten könnte. Da er trotzdem nach Europa ging, wurde er von seiner Kaste ausgeschlossen, aber seine Familie respektierte seinen Wunsch. So begann Gandhi 1880 in London zu studieren und beschäftigte sich nebenbei ausführlich mit den anderen Weltreligionen, wie dem Christentum, Islam und auch dem Hinduismus. Später verglich er z.B. die Bergpredigt mit seinem Konzept. Nachdem er dann nach Indien zurückgekehrt war, hatte er Schwierigkeiten, sich in die indische Gesellschaft wiedereinzufügen, weil er sich als englischer Staatsbürger sah, er dort aber als „Kastenloser“ angesehen wurde. Durch sein ausländisches Studium hatte er außerdem keine Beziehungen mehr in Indien, so dass es schwer war, eine eigene Kanzlei aufzumachen. Deshalb nahm er ein Angebot, in Südafrika zu arbeiten, sofort an und reiste dann 1893 ohne Familie dorthin. Neben seinem Beruf engagierte er sich in der indischen Gemeinde und setzte sich auch mit Reden in der Öffentlichkeit für die Gleichberechtigung der Inder in Südafrika ein. Er vertrat natürlich auch die Inder in Gerichtsverfahren und als Anwalt des Obersten Gerichtshof in Natal hatte er auch Möglichkeiten sich auf höherer politischer Ebene für die Interessen der Inder einzusetzen. Als von der südafrikanischen Regierung ein weiteres diskriminierendes Gesetz erlassen werden sollte, protestierte Gandhi und der von ihm gegründete Natal Indian Congress dagegen, was zu einer Lockerung des Gesetzes führte. Hier, in Südafrika war er sehr erfolgreich und verfasste sogar Schriften über die Situation der Inder in Südafrika. Während seines kurzen Aufenthaltes in Indien traf er sich mit einigen Politikern, die seine Schriften gelesen hatten und nun auch in Indien die Gleichberechtigung der Inder gegenüber den Briten wollten. 4 Mein Leben, Mahatma Gandhi, Suhrkamp Verlag, 18. Auflage, 2004, S. 11 20 Seine Schriften riefen die Empörung der Weißen hervor, und als Gandhi mit seiner Familie nach Südafrika zurückkehrte, wurde er fast erschlagen und konnte nur durch die Polizei gerettet werden. Die Schriften, die teilweise auch veröffentlicht wurden, verstanden die Südafrikaner als Volksaufhetzung. Gandhi versuchte die gestresste Lage zu entspannen, indem er keine Anzeige gegen seine Angreifer erstattete. Wieder zurück in Südafrika, setzte er sich weiter für die Inder ein. Er gründete eine Zeitung, protestierte gegen weitere Gesetze und bewies seine Loyalität, indem er die Briten im zweiten Burenkrieg (1899) unterstützte und auch die Inder dazu brachte, sich zu beteiligen, wenn auch nur als Sanitäter. Dadurch erhoffte er sich eine Besserung des Verhältnisses zwischen Briten und Indern. 1904 gründete er mit seinen engsten Mitstreitern eine Siedlung, in der sie so anspruchslos wie möglich lebten. Diese Phoenix- Farm war das Zentrum der politischen Bewegung Gandhis und auch die Zeitung wurde dort in Eigendruck gedruckt. Alles, was die Bewohner der Farm brauchten, wurde von ihnen selbst hergestellt. Hier fand auch die Satyagraha- Idee ihren Anfang, die soviel wie das Festhalten an der Wahrheit beinhaltet und sehr eng mit der Gewaltlosigkeit verbunden ist. Seine Hoffnung von besseren britisch- indischen Beziehungen erfüllte sich nicht. Stattdessen gab es weitere Gesetze, die den Indern das Leben erschwerte: Sie waren gezwungen, sich registrieren zu lassen und alle nicht- christlich geschlossenen Ehen wurden nicht anerkannt (was auf alle indischen Ehen zutraf). Die Registrierung mit Fingerabdruck war zu einer Einreise in die Burenrepublik Transvaal nötig, doch Gandhi ließ sich nicht registrieren und die meisten Inder folgten seinem Beispiel. Auch reiste er nach Großbritannien, um mit britischen Politikern über das Gesetz zu verhandeln. Mit Erfolg, das Gesetz wurde gestoppt. Als jedoch Transvaal unabhängig wurde, weigerten sich die Inder immer noch, sich registrieren zu lassen, so dass Innenminister Smuts eine Frist einsetzte, bis zu der die Registrierung abgeschlossen werden sollte. Falls nicht, hatte das Haft und Deportation zufolge. So wurde dann eine Vielzahl von Indern verhaftet. Gandhi suchte eine Lösung und schlug so die freiwillige Registrierung der Inder vor, wenn das Meldegesetz abgeschafft werde. Sie wurden entlassen, und da Gandhi an die Aufrichtigkeit der Briten glaubte, ließ er sich registrieren. Einige Inder, die den Briten misstrauten, versuchten ihn davon abzuhalten, aber schließlich überzeugte Gandhi 21 sie. Als sich dann die meisten Inder hatten registrieren lassen, zeigten die Briten keine Anzeichen, das Gesetz ändern zu wollen. Aufgrund dessen verbrannten viele Inder 1908 ihre Meldescheine, um so den Widerstand gegen die Briten und Buren zu zeigen. Mittlerweile wurde Gandhi von Indern aller Berufe unterstützt, so dass er zu der Grenze nach Transvaal reisen konnte, um eine Massenfestnahme zu provozieren. 250 seiner Anhänger wurden verhaftet und verurteilt. Die Regierung musste zu Gegenmaßnahmen greifen. Diese „Sanktionen“ betrafen besonders die Händler, und so sagten sich einige von der nun als „radikal“ bezeichneten Organisation los, der nun aktive und finanzielle Hilfe fehlte. Gandhi gab jedoch nicht auf, sondern er widmete sich vollständig seinen Aufgaben und der politischen Arbeit, für die er sogar seinen Beruf aufgegeben hatte. Er tat es aber nicht, um bekannt zu werden, sondern weil er die Not der Menschen sah und ihnen helfen wollte, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, als gleichberechtigte Menschen – trotz ihrer indischen Herkunft – in Südafrika. Nun zog er nach Transvaal, wo er eine Farm bewohnen konnte, die er nach dem Vorbild er Phoenix- Siedlung aufbaute. Er benannte sie nach Leo Tolstoi, mit dem er zeitweilig in Kontakt stand und der ihn in seinen Ideen unterstützte, sowie ihn in seinen Ansichten/Kritiken, die er in seinem Buch über die Inder in Großbritannien veröffentlichte, bestärkte. Darin schrieb Gandhi, dass das anspruchslose Leben dem wirtschaftlichen Wachstum vorrangig sei, und auch die Briten auf ihre Untertanen angewiesen seien, und folglich ihre Herrschaft nur durch die Zusammenarbeitsverweigerung beendet werden könne. Als 1913 alle nicht- christlich geschlossenen Ehen aberkannt wurden, führte das zu einem landesweiten Streik. Die indischen Frauen hatten nur noch den Status einer Geliebten und die Kinder galten als nicht erbberechtigt. Gemeinsam mit den Bergarbeitern und vielen anderen Indern und ihren Frauen, sowie seiner Familie, startete Gandhi seine ersten Satyagraha- Kampagne. Sie zogen zu der Grenze zwischen Transvaal und Natal und überquerten diese ohne Papiere, um sich verhaften zu lassen. Mit den Bergarbeitern, die streikten, bildete Gandhi die „Friedensarmee“. Sie umfasste 5000 Menschen und Gandhi verkündete der Regierung, dass dieser Zug ebenfalls die Grenze überschreiten würde. Dabei wurden Massenverhaftungen ausgelöst, und die Gefängnisse waren überfüllt. 22 Das blieb der Welt natürlich nicht verborgen, und so sahen sich die Briten und Buren einem Druck der Weltöffentlichkeit ausgesetzt, der sie zum Handeln zwang. Zunächst verbesserte sich die Lage der Inder nicht, so dass auch weitere Berufsgruppen, wie die Bahnarbeiter, streikten. Das brachte die Regierung in Bedrängnis und deshalb veranstaltete Gandhi keine weiteren Streiks. Mit einem neuen ausgedehnten Streik hätte er die ganze Wirtschaft lahm legen und dem Land einen gewaltigen Schaden zufügen können. Doch es war nie seine Absicht, seinen Gegnern zu schaden, sondern er wollte nur seine Rechte durchsetzen. Sobald er der Meinung war, dass er sich durchgesetzt hatte, ließ er von einem nächsten Schritt, der die Gegner zu Fall gebracht hätte, ab, um seine Philosophie von Wahrhaftigkeit und Gewaltlosigkeit weiterzuverfolgen. Nach und nach verbesserte sich die Situation der Inder in Südafrika. In einem Vertrag wurden die indischen Ehen anerkannt und die Zwangsregistrierung aufgehoben. Gandhi sah hier nun seine Arbeit vollendet und kehrte 1914 nach Indien zurück. Dort war er mittlerweile zu einer Berühmtheit geworden und man nannte ihn jetzt „Mahatma“, „Große Seele“. Der indische Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore benutzte ihn erstmals, als Gandhi aus Südafrika zurückkehrte. Gandhi baute in Indien ein Ashram nach dem Vorbild der Tolstoi- Farm auf, in der alle in einer Gemeinschaft zusammen lebten. Er engagierte sich auch in Indien weiter für die unterdrückten Inder. Schon 1917 half er Bauern am Fuße des Himalaya, sich gegen die britische Regierung durchzusetzen. Dabei wurde er verhaftet und bekannte sich auch schuldig, weil er gegen ein Gesetz verstoßen hatte. Er nahm seine Strafe an, weil er es ja bewusst getan hatte. Dies bereitete den Briten einige Schwierigkeiten, denn so konnten sie ihn nicht so schwer strafen, als hätte er Gewalt angewendet. Auch stand die Weltöffentlichkeit hinter ihm, und so waren die Briten gezwungen, ihn milde zu behandeln. Langsam aber bekamen die politisch engagierten Inder mehr Rechte und es wurde vorgesehen sie an Regierungen zu beteiligen. Recht schnell jedoch zweifelten die Briten an der Richtigkeit dieser Entscheidung, da sie fürchteten gegen die unruhigen Inder nicht ankommen zu können. Durch ein weiteres Gesetz räumten sie sich selbst das Kriegsrecht ein, das u. a. erlaubt, Verdächtige ohne Prozess zu verurteilen. Bei einer friedlichen Ver23 sammlung in Amritsar 1919 schlossen die Briten die Menschen ein und schossen wahllos in die Menge. 400 Menschen wurden getötet, aber für die Briten hatte es keine weiteren Folgen. Deshalb entschieden sich die Inder, nicht mehr mit den Briten zu kooperieren, was zu einem Generalstreik führte. Doch auch von Seiten der Inder wurde nun Gewalt angewendet, was Gandhi zeigte, dass die Menschen noch nicht für einen Widerstand nach seinen Prinzipien, des Ahimsha und Satyagraha vorbereitet waren. Aber er sah es als seinen Fehler an, dass die Inder noch nicht bereit für die Gewaltlosigkeit waren und tat Buße, indem er fastete. 1920 wurde er Führer des INC, der sich zu der wichtigsten Organisation für die indische Unabhängigkeit entwickelte. In den nächsten Jahren reiste er durch ganz Indien um das Volk zu „erziehen“ und ihm zu zeigen, dass der Konflikt viel besser mit seinen Prinzipien gelöst werden könnte. Zusammen mit Nehru setzte er sich stark für die Unabhängigkeit ein. Aber er wollte nicht belehren, sondern helfen. Dazu fing er die „Spinnrad- Kampagne“ an und rief dabei alle Inder auf, die britischen Stoffe und den Import zu boykottieren und selber zu spinnen. Diese Kampagne richtete sich gegen die britischen Textilfabrikarbeiter, aber diese zeigten Verständnis für die Lage der Inder. So machte Gandhi das Spinnrad zum Symbol für die Unabhängigkeit Indiens und auch noch heute ist auf der indischen Flagge ein Spinnrad zu sehen (Abb. 54). Die nächste Aktion, die Gandhi plante, war der bekannte Salzmarsch. Diese SatyagrahaKampagne richtete sich gegen die Salzsteuer, die eingeführt worden war, damit das importierte Salz aus Großbritannien billiger sei, als das heimische Salz. Diese Steuer war nur eine Kleinigkeit, aber doch wichtig für die indische Bevölkerung. Gandhi versuchte zuerst, die Regierung mit einer Bitte umzustimmen, aber sie weigerte sich, obwohl sie die Steuer hätte abschaffen können, ohne ihr Ansehen zu verlieren. So zogen 1930 Gandhi und seine „Jünger“ innerhalb von 24 Tagen fast 400 km bis ans Arabische Meer. Dort hob er das Salz, das sich am Ufer angesammelt hatte, auf und erklärte, dass so kostenloses Salz gewonnen werden könne. In den darauf folgenden Tagen entwickelte sich ein illegaler Handel mit Salz und das britische wurde boykottiert. Der Boykott beschränkte sich jedoch 24 bald nicht mehr nur auf den Salzhandel, sondern ging auch auf andere Waren über. Währenddessen wurden Gandhi und seine Mitstreiter festgenommen. Doch die Bewegung war nicht aufzuhalten. Am 29. Mai versammelte sich eine Menge von Satyagrahis vor dem Salzbergwerk Dharasana, um es friedlich zu besetzen. Eine Reihe von Menschen marschierte auf die Polizisten zu, die es bewachten. Sie wurde niedergeschlagen und erlitten schwere Verletzungen. Dann folgten weitere Reihen der ersten und wurden von den Polizisten ebenfalls niedergeschlagen. Sie wehrten sich nicht und genau dieser Umstand, dass Polizisten wehrlose Menschen schlugen, empörte die weltweite Presse. Das Entsetzen war groß und auf internationalen Druck hin, wurde Gandhi 1931 aus der Haft entlassen und die Salzsteuer aufgehoben. Er reiste mehrmals nach Großbritannien und traf dort mit Berühmtheiten, wie Charlie Chaplin und auch Politikern zusammen. Alle behandelten ihn mit Respekt und Achtung, aber er fand keine Unterstützung für die Unabhängigkeit Indiens. Zu Anfang des 2. Weltkriegs forderte Gandhi die Inder auf, nicht den Krieg zu unterstützen und woraufhin er abermals festgenommen wurde. Während seiner Haft starb seine Frau Kasturbai, die ihn immer unterstützt hatte, sich aber auch schwer mit seinen liberalen Ansichten tat. 1942 forderte Gandhi die sofortige Unabhängigkeit, und die Briten, die durch die Kriegserklärung Japans in Bedrängnis gerieten und die indischen Streitkräfte brauchten, waren zu Zugeständnissen bereit, solange die Inder die Briten mit ihren Soldaten unterstützten. Dennoch wurde Gandhi aufgrund seiner Forderung nach einem unabhängigen Indien festgenommen. Nach zwei Jahren wurde er aus gesundheitlichen Gründen wieder entlassen Unter der neuen britischen Regierung erhielt Indien am 3. Juni 1947 die Unabhängigkeit, jedoch nur in zwei getrennten Staaten, dem überwiegend hinduistischen Indien und dem mehrheitlich muslimischen Pakistan. Gandhi hatte der Teilung Indiens in zwei Staaten nie zugestimmt und wollte ein geeintes Indien, Im Zuge der Trennung gab es völkerwanderungsähnliche Wanderungen der Anhänger beider Religionsgruppen. Es gab gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems, die Gandhi versuchte zu schlichten. Doch es gelang ihm nicht, da beide Grup25 pen sich unversöhnlich gegenüberstanden. Daraufhin entschloss er sich, bis zum Tode zu fasten. Doch weder Hindus noch Moslems wollten für den Tod Gandhis verantwortlich sein und schlossen vorübergehend Frieden. Das gefiel den fanatischen Anhängern beider Religionen nicht, da sie ja jeweils nur die eigene Religion als richtig sahen und die andere Religion „hassten“. So wurde Mahatma Gandhi auch am 30. Januar 1948 von einem fanatischen Hindu in Neu- Delhi erschossen. Von der Bevölkerung wurde er geliebt und verehrt und als „Vater der Nation“ bekannt für seinen gewaltlosen Kampf für die Unabhängigkeit Indiens. Auch hielt er sich stets an die Regeln des Ahimsha und Satyagraha, sowie seine Überzeugung des Swaraj, der Selbstkontrolle und Selbstbestimmung. Er galt als sehr diszipliniert, was bestimmt auch dazu beitrug, dass er so erfolgreich war und bis heute als Vorbild fungiert. (Abb. 55, hinduistisches Zeichen, mit Pfauenfeder, Ganesha- Statue (links) und Schlangenstatue (auch auf dem indischen Nationalemblem zu sehen)) 26 3.6 Bilddokumentation der eigenen Reise Die folgenden Bilder ergänzen die vorhergehenden Kapitel. Alle Bilder wurden von mir während meiner Reise 2004/05 nach Indien aufgenommen. Insgesamt waren wir zwei Wochen in Südindien (Bangalore, Mysore, Nilgiri- Berge): Megacity Bangalore: Industriezone Bangalore, auch deutsche Firmen wie SAP und Siemens haben hier ihre Niederlassungen. Die Straßen in der Stadt. Überfüllt mit Autos, Rikshas, Mofas, Eselkarren, Kühen und Fußgängern. Ich in traditioneller indischer Kleidung, mit einem Panjabi zusammen mit einer Inderin 27 Ramakrishna- Tempel Traditionelle indische Feierlichkeit mit geschmückten Götterbildern, Blumenornamenten aus Sand und Vina- Spielern. Da auch ich und meine Familie an den Feierlichkeiten teilnehmen wollten, überredeten mich die Frauen unsere Gastgeber dazu, dass sie mir – so wie sich – Blumen ins Haar stecken durften, was dann so aussah. 28 Mysore: Palast der Regierung aus der Zeit der britischen Kolonisation. Eliteschule mit Internat. Dazu gehören mehrere große Gebäude, eine Sternwarte, große Gärten, Tempel, eine riesige Bibliothek, Schwimmbad und weitere Sportplätze und ein Klassenraum im Freien unter den Wurzeln eines Baumes. “Education is the manifestation of the perfection already in man” “This is the gist of all worship to be pure and to do good to others” Swami Vivekananda Statue vor dem Haupteingang der Schule 29 Nilgiri- Berge: Teeplantage auf über 2000m Höhe Tempel für die Verehrung der Berggötter auf der Spitze eines Berges umgeben von Nebel. Silvester in Outy, einer kleinen Stadt in den Nilgiri mit einer Feier im westlichen Stil und sogar Feuerwerk. Früher war die Stadt ein beliebtes Ziel für die „Sommerfrische“ der Briten 30 Rückflug über Neu- Delhi: Taj Mahal Hotel, in dem sich letzten Sommer pakistanische Extremisten verschanzten und sich Gefechte mit der indischen Polizei lieferten Indischer Tempel 31 5. Nachwort Das Ziel meiner Arbeit war es, Eindrücke aus den Ländern, die ich besucht habe, einzufangen und einen Einblick in deren Kultur, Wirtschaft und Politik zu geben. Um diese mehr oder weniger „theoretische“ Arbeit zu veranschaulichen, fügte ich Bilder von den eigenen Reisen hinzu, um dem Leser die Schönheit der Länder näher zu bringen. Je mehr ich mich mit den Themen beschäftigt habe, umso interessanter wurde es für mich und desto mehr Gemeinsamkeiten fielen mir auf. Besonders beeindruckt hat mich in Brasilien die unglaubliche Vielfalt an Kulturkreisen, in Südafrika die unvergleichliche Pflanzen- und Tierwelt und in Indien die enorm rasante Entwicklung der Technik und gleichzeitig die Lebensweisen der alten Traditionen, die noch bewahrt werden, aber auch durch das Fortschreiten der Verwestlichung langsam verloren gehen. Vor den Reisen habe ich mich fast gar nicht über die Länder informiert, außer was man so in den Reiseführern lesen konnte. Nachdem ich nun die Arbeit fertig habe, verstehe ich die dortigen Lebensweisen der Menschen viel besser und kann mir auch die Bilder, die ich während der Reisen gemacht habe, viel bewusster ansehen und kenne nun die Hintergründe. Sehr wichtig waren für mich die Biographien von Nelson Mandela und Mahatma Gandhi, denn diese Menschen waren nicht nur für ihr Land und die damalige Zeit wichtig, sondern sie wurden Vorbilder für die ganze Menschheit. Durch ihrem persönlichen Einsatz, ihren Mut und ihr globales friedvolles Denken legten sie ein Fundament für den Frieden, das auch heute noch das Allgemeinwohl fördert und die Menschheit zur Synthese führen wird. Ich hoffe, dass durch meine Darstellungen die Leser neugierig werden, selbst die Länder zu besuchen und Erfahrungen machen können, um ein Verständnis anderer Kulturen gegenüber zu bekommen und die Erweiterung des eigenen Horizontes zu erleben. 32 Danksagung: Zu allererst möchte ich meiner Betreuerin Frau Dr. Gisela Mücke danken, die mich mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung sehr unterstützt hat und mir geholfen hat, meine anfänglich noch vagen Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Ihre Hinweise und Tipps gaben mir dann konkrete Ideen zur Gestaltung und Ausarbeitung meiner Facharbeit, die mich zu dem geführt haben, wie ich es nun ausgearbeitet habe. Ein großes Dankeschön geht an meine Eltern, die mich immer unterstützt haben und mich ermuntert haben weiter zu machen, wenn ich mal etwas unmotivierter war. Auch danke ich meinen Freunden dafür, dass ich mit ihnen diskutieren konnte, sie mir Anregungen gegeben haben und meine „Launen“ ertragen haben, wenn ich zwischendurch nicht mehr weiter wusste und resignierte. 33 6. Quellen Bücher: Mein Leben, Mahatma Gandhi, Suhrkamp 2004 Internetseiten: Indien: http://de.wikipedia.org/wiki/Indien http://www.destination-asien.de/indien/index.htm http://www.demetrius-degen.de/religionen/hinduismus/hi-info.htm http://www.sai.uni-heidelberg.de/abt/intwep/zingel/india-ze.htm http://www.indien-spezialist.de/indien-geschichte/indien-zeittafel.html http://www.indien-abenteuerreisen.de/00_fram/frm_faz.htm?../05_fakts/03_zeit/01_vorko/04.htm http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/Indien.html http://www.kinderkulturkarawane.de/2006/etf/Indien01.htm http://www.hinduismus.de/main_philosophie.htm http://www.bpb.de/publikationen/8DVPYL,0,Politische_Entwicklung_seit_der_Unabh%E 4ngigkeit.html http://www.dadalos.org/deutsch/vorbilder/vorbilder/gandhi/leben.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Mohandas_Karamchand_Gandhi Allgemein: http://www.welt-blick.de/ http://www.unesco.de/die-deutsche-unesco-komission.html?&L=0 http://www.inwent.org/v-ez/lk/laender.htm http://www.weltkarte.com/suedamerika/landkarten_brasilien.htm http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2008/Brut toinlandsprodukt/Pressebroschuere__BIP2007,property=file.pdf http://muz-online.de/world/ http://www.urlaub-welten.de/ 34 Abbildungsverzeichnis Alle Abbildungen, die hier nicht aufgeführt sind sowie die Bilder der Bilddokumentationen sind eigene Bilder. Deckblatt Indien: Emblem: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Emblem_of_India.svg&filetimestamp=200 61125060812 Flagge: http://www.osrm.ch/~AHeutsch/wakko/wakka.php?wakka=Unterricht/GeoEntwicklungsl aenderA2/Indien/files&get=flagge1.jpg Karte: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:India_map_mod.png&filetimestamp=200 70523123112 Abb. 42: http://www.bishoppeakgroup.net/Landscape%20Images/Sikkim/sikkim%203__0402%201 000%20pixels.jpg Abb. 43: http://www.shunya.net/Pictures/NorthIndia/Bhimbetka/Bhimbetka22.jpg Abb. 44: http://hinduismexplored.com/wp-content/uploads/2008/03/buddha.jpg Abb. 45: http://www.ioc.u-tokyo.ac.jp/%7Eislamarc/WebPage1/1677/Img0042B.jpg Abb. 46: http://www.nomadicmatt.com/photos/blog%20pics/historicalplaces/Taj%20Mahal.jpg Abb. 48: http://www.topnews.in/sports/files/dalai_lama.jpg Abb. 50: http://www.indienerlebnis.de/f01/2001/3bom06.jpg Abb. 51: http://www.kapstadt.org/images/kapstadt/nehru-gandhi-3g.jpg Abb. 52: http://home.intergga.ch/spitteler/images/NewD8.jpg Abb. 53: http://secondgradesocialstudies.pbwiki.com/f/gandhi.jpg Abb. 54: http://www.osrm.ch/~AHeutsch/wakko/wakka.php?wakka=Unterricht/GeoEntwicklungsl aenderA2/Indien/files&get=flagge1.jpg Abb. 55: http://www.unitheum.de/2Symbol.jpg 35