Werner Dittmann

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Werner Dittmann
Werner Dittmann
(* 22. Juli 1896 in Köslin/Westpommern, heute Koszalin/Polen, + 20. August 1975 in Bonn)
war im Ersten Weltkrieg Jagdflieger bei der Jasta 1 und Jasta 13 an der West- und Alpenfront
und überlebte.
Werner Heinrich Oskar Dittmann wurde am 22. Juli 1896 in Köslin geboren. Er war der zweite Sohn des
Fabrikanten Zivilingenieur Gerhard Peter Heinrich Dittmann und seiner Ehefrau Emma Therese Helene
Erdmine geb. Pfaelzer. Nach dem Kauf einer neuen Fabrikationsstätte in Hildesheim siedelte die Familie
nach Hildesheim über, wo Dittmann das Realgymnasium mit Abitur abschloss.
Anschließend meldete er sich am 1. April 1914 als einjährig Freiwilliger zum 2. Hannoverschen
Infanterieregiment Nr. 77 (altes Heide-Regiment) in Celle. Am 6. August 1914 zog er mit diesem
Regiment an die Westfront und führte dort ein Tagebuch.
Infanterieregiment 77
Vom 22. August 1914 bis Mitte 1916 nahm Werner Dittmann an den Gefechten in Tamines, St. Quentin,
Marne, St. Pris, Ivencourt (Ernennung zum Gefreiten: 8. Nov. 1914) und Ypern (Beförderung zum
Unteroffizier: 27. Januar 1915, zum Fahnenjunker: 8. Februar 1915, zum Fähnrich: 22. März 1915,
Verleihung Eisernes Kreuz II. Klasse: 8. Mai 1915, Beförderung zum Leutnant: 23. Mai 1915) teil. Es
folgten Gefechte in Jaroslaw, Luhagow, Lemberg und Verfolgungskämpfe an der polnischen Grenze.
Im Mai 1915 bekam Werner Dittmann eine Kamera geschenkt und fing an, den Kriegsalltag zu
fotografieren. Insgesamt füllte er mehr als 15 Fotoalben während seiner Einsätze und dokumentierte den
Krieg aus der Sicht eines Soldaten. Am 4. Juli 1915 erhielt Werner Dittmann bei Tomatschow (vermutlich
Tomaszow/Polen) einen Durchschuss am linken Unterarm. Er hatte das Glück, dass die Kugel im
Fotoapparat stecken blieb und ihn nicht noch schwerer verletzte. Am 26. Juli 1915 wurde er zum Ersten
Leutnant des Infanterieregiments Nr. 77 ernannt. Von Oktober 1915 bis Mitte Mai 1916 nahm er an der
Herbstschlacht in der Champagne und an den Kämpfen an der Aisne. teil. Zwischenzeitlich wurde er zum
Kompanieführer des 20. Infanterieregiments ausgebildet.
Im Juni 1916 meldete er sich zu den Fliegertruppen und wurde ab 11. Juni 1916 bei der Flieger-ErsatzAbteilung 7 (FEA 7) in Köln-Ossendorf auf dem Flugplatz „Butzweilerhof“ unter Hauptmann Wilhelm
Freter zum Flugzeugführer ausgebildet (Fotos: Album 04). Am 17. Dezember 1916 wurde er zur
Fliegerabteilung (A) 222 als pilotierender Beobachter an die Westfront versetzt und fertigte mit
Luftbildkammern zusammen mit Leutnant Klinkicht „Geheime Luftaufnahmen“, z. T. Reihenbilder an. Am
15. Dezember 1917 erhielt Werner Dittmann das Flugzeugführerabzeichen. Bei einem Landeanflug
überschlug sich seine Maschine, ein AEG C.IV Doppeldecker, er blieb unverletzt. Vom 6. April 1916 bis
16. September 1917 flog er während der Doppelschlacht Aisne/Champagne und während der Kämpfe um
Chemin des Dames. Die hiervon z.T. gemachen Luftaufnahmen sind u.a. im Album 05 zu sehen.
Am 6. Juni 1917 erhielt Werner Dittmann das Eiserne Kreuz I. Klasse. Am 28. Juli 1917 folgte seine
Versetzung zur A. Fl. P7 und dort zur Jagdstaffelschule I der Obersten Heeresleitung (OHL) bei der
Beobachterschule West. Seine Ausbildung zum Kampfeinsatzflieger schloss er kurzfristig ab. Am 7.
August 1917 kam er zur Jagdstaffel 1 (Jasta 1) und wurde Kampfflieger an der Isonzofront, nahm am
Durchbruch durch die julischen Alpen, an der Schlacht bei Udine, der Verfolgung vom Tagliamento bis zur
Piave, den Gebirgskämpfen in den venezianischen Alpen und an den Piave-Stellungskämpfen teil. Am 28.
Dezember 1917 erhielt Leutnant Dittmann von „Seiner kaiserlichen und königlichen Apostolischen
Majestät“ -Oberstkämmerer- das Österreichische Militär-Verdienstkreuz III. Klasse.
Vom 16. Februar 1918 bis 9. November 1918 war Werner Dittmann weiterhin als Kampfflieger im
Einsatz. Am 27. Mai 1918 wurde er zur Jagdstaffel 13 (Jasta 13) kommandiert und wurde bis zum 11.
Juli 1918 bei den Kämpfen an der Avre, Montdidier und Noyon eingesetzt. Am 23. Juli 1918 erhielt er
vom Kommandeur der Flieger 9 das Verwundeten Abzeichen in Schwarz. Bis zur Demobilisierung war
Dittmann der Führung des Pour le Mérite-Fliegers Oskar Freiherr von Boenigk unterstellt.
Vom 16. Dezember 1918 bis zum 6. Februar 1919 war W. Dittmann Mitglied des Ersatz-Bataillons J.R.
77. Am 26. März 1919 wurde ihm der Ehrendegen überreicht und am 28. Mai 1920 erfolgte seine
Versetzung zum 1. Bataillon Reichswehr-Infanterie-Regiment 110, aus dem er am 30. September 1920
in den Zivilstand verabschiedet wurde. 1921 erhielt er das Jungflieger-Erinnerungsabzeichen in Silber,
am 14. September 1921 wurde Werner Dittmann zum Oberleutnant befördert. Am 21. November 1921
erfolgte die Verleihung der Kriegsdenkmünze 1914/1918 des Kyffhäuser-Bundes.
Vom 26. Oktober 1920 bis zum 17. Juni 1922 studierte Werner Dittmann an der Technischen Hochschule
Hannover allgemeine Wissenschaften, insbesondere Mathematik und Naturwissenschaften.
Werner Dittmann heiratete am 22. Mai 1923 in Hildesheim die am 3. November 1899 in der
"Domschenke" zu Hildesheim geborene Weinhändlerstochter Resi gen. Edda. Aus der Ehe gingen vier
Söhne hervor, 2 dieser Söhne starben als Soldaten im Zweiten Weltkrieg:
Kurt-Werner Dittmann (*19. Juni 1923 in Hannover, + 23. August 1942 bei Stalingrad)
Jürgen Dittmann (*24. Juli 1926 in Herne, seit Anfang Mai 1945 verschollen an der Ostfront in
Schlesien/heute Polen)
Resi Reiche, Werner Dittmanns spätere Ehefrau vor einem Albatros B Doppeldecker
Werner Dittmann wurde als sog. Zwölfender als Inspektor am 1. Oktober 1926 in den Beamtendienst der
Reichsbank übernommen. Am 1. August 1933 wurde er Oberinspektor, am 1. März 1934
Reichsbankkassier, am 1. Juli 1937 Hauptkassier und am 1. Dezember 1940 Reichsbankrat. Im Zweiten
Weltkrieg war Dittmann nicht aktiv. In dieser Zeit ging er seiner zivilen Tätigkeit als Beamter der
Reichsbank nach.
Nach dem Krieg wurde Werner Dittmann als Beamter von der Landeszentralbank in NRW übernommen.
In dieser Position mit der späteren Bezeichnung Landeszentralbankrat wurde Dittmann wiederholt in
verschiedene Städte versetzt, zuletzt nach Bonn zur LZB. Werner Dittmann starb am 20. August 1975 in
Bonn. Die Grabstätte und die seiner Frau Edda, + 3. August 1990, befindet sich im Urnenhain auf dem
Poppelsdorfer Friedhof in Bonn.
Auszug aus der Kriegsrangliste (mit Ergänzungen in kursivem Fettdruck):
Datum
Ereignis
01.04.1914
Eintritt als einjähriger Freiwilliger zum 2. Hannoverschen Infanterieregiment Nr. 77
(altes Heide-Regiment) in Celle, aktive Dienstzeit 4 Monate und 1 Tag
31.07.1914
Beginn der Tagebuchaufzeichnungen
06.08.1914
Mit Infanterieregiment Nr. 77 ins Feld
22.08.1914
Tamines Gefecht (Belgien)
25.08.1914
St. Quentin Gefecht (Frankreich)
26.08.1914 bis
05.09.1914
Marne Schlacht (Frankreich)
05.09.1914 bis
09.09.1914
St. Pris Gefecht (Frankreich)
14.09.1914
Ivencourt Gefecht (Frankreich)
08.11.1914
Ernennung zum Gefreiten
17.11.1914
Ypern Gefecht (Frankreich)
00.12.1914
Beginn der Fotodokumentation
27.01.1915
Beförderung zum Unteroffizier
08.02.1915
Beförderung zum Fahnenjunker
22.03.1915
Beförderung zum Fähnrich
08.05.1915
Eisernes Kreuz II erhalten
23.05.1915
Beförderung zum Leutnant
27.05.1915 bis
04.06.1915
Jaroslaw Gefecht (Polen)
12.06.1915 bis
15.06.1915
Luhagow Gefecht (Polen)
17.06.1915 bis
22.06.1915
Lemberg Gefecht (Polen)
22.06.1915 bis
04.07.1915
Verfolgungskämpfe an der polnischen Grenze
04.07.1915
Durchschuss am li. Unterarm bei Tomatschow (vermutlich Tomaszow,
Polen). Die Kugel blieb im Fotoapparat hängen, der am Koppel getragen
wurde.
04.07.1915
Ende der Tagebuchaufzeichnungen
26.07.1915
Beförderung zum 1. Leutnant des Infanterieregiments Nr. 77
06.10.1915
Zum Infanterieregiment Nr. 77 zurück
06.10.1915 bis
12.10.1915
Herbstschlacht in der Champagne (Frankreich)
20.10.1915 bis
17.05.1916
Kämpfe an der Aisne (Frankreich)
29.01.1916 bis
13.04.1916
Ausbildungslehrgang zum Kompanieführer des 20. Infanterie Regiments
11.06.1916 bis
27.10.1916
Ausbildung zum Flugzeugführer bei der Flieger-Ersatz-Abteilung (FEA) 7 in KölnOssendorf auf dem Flugplatz "Butzweilerhof"
06.11.1916
Zur Fliegerabteilung (A) 222 kommandiert
17.12.1916
Zur Fliegerabteilung (A) 222 versetzt
15.02.1917
Flugzeugführer Abzeichen bei der Fliegerabteilung (A) 222 erhalten
05.04.1917
Überschlag in einem AEG C.IV Doppeldecker
06.04.1917 bis
Doppelschlacht Aisne / Champagne (Frankreich)
27.05.1917
28.05.1917 bis
16.09.1917
Kämpfe um Chemin des Dames (Frankreich)
06.06.1917
Verleihung des Eisernen Kreuzes I bei der Fliegerabteilung (A) 222
28.07.1917
Versetzung zur A. Fl. P7
28.07.1917
Zur Jagdstaffelschule I O.H.L. (Oberste Heeresleitung) zur Verwendung als
Kampfeinsatzflieger bei der Beobachterschule West in Diest (Belgien) zur Verfügung
gestellt
07.08.1917
Zur Jagdstaffel I (Jasta 1) gem. Regiment Nr. 64990 vom 07.08.191
20.09.1917 bis
15.10.1917
Aufmarsch hinter der Isonzofront (Italien)
15.10.1917 bis
23.10.1917
Stellungskämpfe um Isonzo (Italien)
24.10.1917 bis
27.10.1917
Durchbruch durch die julischen Alpen (Italien)
28.10.1917 bis
03.11.1917
Schlacht bei Udine (Italien)
04.11.1917 bis
11.11.1917
Verfolgung vom Tagliamento bis zur Piave (Italien)
12.11.1917 bis
17.12.1917
Stellungskämpfe an der unteren Piave und Gebirgskämpfe in den venezianischen
Alpen (Italien)
08.12.1917 bis
15.02.1918
Stellungskämpfe an der Piave (Italien)
28.12.1917
Österreichisches Militär-Verdienstkreuz III. Klasse erhalten
16.02.1918 bis
09.11.1918
Einsatz als Kampfflieger
27.05.1918
Versetzung zur Jagdstaffel 13 als Kampfflieger
20.06.1918 bis
11.07.1918
Kämpfe an der Avre und bei Montdidier und Noyon
23.07.1918
Verleihung des Verwundeten Abzeichen in schwarz vom Kommandeur der Flieger 9
16.12.1918 bis
06.02.1919
Versetzung zum Ersatz-Batl. J.R. 77
26.03.1919
Ehrendegen erhalten
28.05.1920
Versetzung zum 1. Bataillon Reichswehr-Infanterie-Regiment 110
30.09.1920
Verabschiedung aus dem aktiven Militärdienst (1. Reichswehr-IR 110)
1921
Jungflieger Erinnerungsabzeichen Ausgabe in Silber erhalten
14.09.1921
Beförderung zum Oberleutnant a.D.
21.11.1921
Verleihung der Kriegsdenkmünze 1914/1918 des Kyffhäuser-Bundes durch den
Vorstand des Kyffhäuserverbundes der Deutschen Landes-Krieger-Verbände in Berlin
08.11.1934
Ehrenkreuz für Frontkämpfer erhalten