ESC La Rochelle, Frankreich
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ESC La Rochelle, Frankreich
ESC La Rochelle, Frankreich Jeder sollte die Chance nutzen während des Studiums ein Semester im Ausland zu verbringen. Egal in welches Land oder an welche Universität man geht, es ist eine tolle Erfahrung, die man jedem nur empfehlen kann. Im Folgenden werde ich von meinem Auslandssemester in La Rochelle berichten, um euch einen Eindruck davon zu vermitteln und vielleicht werdet ihr schon bald selbst begeistert sein. La Rochelle Die Stadt liegt direkt an der Atlantikküste zwischen Bordeaux und Nantes im Departement Charente-Maritime. La Rochelle hat ca. 85.000 Einwohner und ist vor allem in den Sommermonaten ein gefragtes Touristenziel. Neben dem größten Segelhafen an der Atlantikküste ist die Altstadt einer der größten Anziehungspunkte. Etwas südlich der Innenstadt, liegt Les Minimes, das Universitätsviertel. Dort sind die ganzen Fakultäten der Universität sowie die EIGSI und Groupe Sup de Co., sowie die meisten der Résidences. Anreise La Rochelle verfügt über einen kleinen Flughafen, der von einigen Billigfluggesellschaften wie Ryanair oder Easyjet angeflogen wird. Nachteil ist, dass man meist über London fliegen muss und die Flugzeiten nicht aufeinander abgestimmt sind. Vor allem außerhalb der Saison hat man keine große Auswahl. Besser ist es mit dem TGV direkt von München nach Paris zu fahren (6 Stunden) und dann weiter nach La Rochelle (3 Stunden). Wenn man zeitig im Voraus bucht, kostet die Fahrt ab 68 Euro. Eine weitere Alternative ist mit dem Auto anzureisen, von München ist man ca. 12 Stunden unterwegs. Unterkunft Es gibt unterschiedliche Wohnmöglichkeiten in La Rochelle. Einerseits kann man die Hilfe der Universität in Anspruch nehmen. Für eine Bearbeitungsgebühr von 60 Euro wird ein Wohnheimplatz oder eine Gastfamilie gesucht. Ist man früh genug dran, kann man sich aber auch selbst auf die Suche machen. Viele Austauschstudenten wohnen in einer der Résidences der A.R.P.A.E. Dort gibt es Zimmer ab 280 Euro pro Monat. Entscheidet man sich für eine Gastfamilie, so sollte man bedenken, dass diese meist etwas außerhalb der Stadt liegen. Untertags, oder der Weg zur Universität ist kein Problem, da es ein großes Busnetz gibt, jedoch ist dieses am Abend und den Wochenenden sehr eingeschränkt. Durchschnittlich kostet das Zimmer in einer Gastfamilie ca. 400 Euro, mit Essen dann ca. 500-600 Euro. Oder man sucht sich vor Ort oder im Voraus eine Privatunterkunft oder WG. Es gibt viele möblierte 1-Zimmer-Appartments im Universitätsviertel, aber auch in der Innenstadt. Je nach Größe und Ausstattung liegen die Kosten bei 350-450 Euro. Mietet man sich privat eine Wohnung, muss man in Frankreich eine Versicherung dafür nachweisen. Diese kann man aber ganz leicht, am besten bei der Bank, abschließen und kostet ca. 8 Euro/Monat. Verkehrsmittel Das Gegenstück zum MVV ist in La Rochelle das Rtcr (www.rtcr.fr) Für Studenten gibt es die Monatskarte für 23 Euro, die für die Busse des gesamten Gebiets, und den Seabus gültig ist. Eine Einzelfahrt kostet 1,30 Euro, ein 10er-Ticket 10,40 Euro. Das Streckennetz ist gut ausgebaut, man kann alles per Bus gut erreichen, je nach Linie fahren die Busse im 10 bzw. 20 Minuten-Takt. Ein großer Nachteil sind jedoch die Fahrzeiten am Abend und an den Wochenenden. Bei den Linien, die in die Vororte fahren, fährt meist der letzte Bus gegen 20/21 Uhr, und an Samstag meist nur alle Stunde. Sonntags gibt es nur ein paar Linien, die befahren werden und dann auch nur alle paar Stunden. Desweiteren gibt es in der Stadt die Vélos Jaunes, das sind Fahrräder, die man sich ausleihen kann. Es gibt ca. 50 Stationen über die Stadt verteilt, u.a. an der Universität, den wichtigsten Punkten in der Stadt und in den Vororten. Man muss für ein Jahr 20 Euro zahlen, um die Karte für die Stationen zu erhalten. Die erste halbe Stunde ist kostenlos, erst danach wird etwas berechnet. Die 30 Minuten reichen jedoch meist aus, um an sein gewünschtes Ziel zu kommen und dort ist meist eine Station in der Nähe, um das Fahrrad in der Zwischenzeit dort abzustellen. Da die Wege recht kurz sind, kann man sich auch überlegen, für die Zeit ein eigenes Fahrrad zu kaufen. Es gibt einige Second-Hand-Läden oder auch über die Universität kann man sich ein Fahrrad besorgen. Jedoch sei gesagt, dass Fahrraddiebstähle in La Rochelle an der Tagesordnung stehen. Man sollte daher nicht zu viel Geld investieren und auf jeden Fall ein dickes Schloss dazukaufen, auch wenn das doch meist nichts nützt. Mit zum Rtcr gehört der Passeur, eine kleine Fähre, die zwischen dem alten Hafen und der Mediathek pendelt und dem Seabus, der vom alten Hafen zum Porte Les Minimes fährt. Für größere Ausflüge ist die beste Möglichkeit mit dem Zug zu fahren. Sämtliche Informationen findet man auf www.voyages-sncf.com, von Regionalzügen bis zum TGV. Ein Tipp: je früher man seine Zugtickets bucht, desto günstiger sind sie. Will man kurzfristig wohin fahren, sollte man am besten am Bahnhof fragen. Wenn man mehrere Ausflüge, z.B. in die umliegenden Städte, Paris, Toulouse,… vor hat, kann man sich eine Carte 12-25 am Bahnhof besorgen. Diese kostet 49 Euro/Jahr und man erhält mindestens 25%, manchmal bis zu 50% Rabatt auf die Zugtickets. Universität und Kurse Die ESC La Rochelle gehört zu der Groupe Sup de Co und ist eine reine Business School, die nicht zur Universität von La Rochelle gehört. Die Kurswahl gestaltet sich etwas schwierig, da man sich für ein spezielles Programm mit festgesetzten Modulen entscheiden muss. Es gibt jeweils einen French und einen International Track, bei dem die Kurse in Englisch stattfinden. Die meisten Internationals wählen das englische Programm, da die Französischkenntnisse zu Anfang noch nicht ausreichen um den Vorlesungen zu folgen. Die Koordinatorin hilft einem aber jederzeit bei Fragen und Problemen weiter. Da die Kurse sehr geringe ECTS haben, finden sie meist nicht über das ganze Semester statt, sondern nur für ein paar Wochen. Die Umstellung auf den französischen Stundenplan ist gerade am Anfang eine Herausforderung, da es von Woche zu Woche unterschiedliche Zeiten und Räume sind. Von der Organisation ist man an der Hochschule München sehr verwöhnt, so darf man sich nicht wundern, wenn Kurse verschoben werden, Professoren wechseln, oder Kurse nicht stattfinden. So kann es passieren, dass man eine Woche überhaupt keine Vorlesung hat, die nächste Woche aber von 8-20 Uhr und was nicht selten vorkommt, auch an Samstagen Vorlesungen stattfinden. Da in den Kursen nur ca. 20-30 Studenten sind, werden die Vorlesungen sehr interaktiv gestaltet. Als Leistungsnachweis werden meist Präsentationen und Gruppenarbeiten gefordert. Das bedeutet auch außerhalb der Universität noch einiges an Arbeit. Am Ende des Semesters gibt es dann die Abschlussprüfungen, bei manchen Kursen auch bereits in der letzten Veranstaltung. Meine Kurse waren vom ESC2 Programm und alle auf Englisch. • • • Team Management (3 ECTS) International Human Resources Management (3 ECTS) Cross Cultural Management (2 ECTS) • • • • • Business Performance Improvement (2 ECTS) Economic Issues and Sustainable Development (3 ECTS) Advanced Corporate Finance (3 ECTS) Cost Controlling (3 ECTS) Chinese (1 ECTS, auf Französisch) Darüber hinaus bietet die Universität für Austauschstudenten einen Französischkurs an. Zu Beginn muss man einen kleinen Test schreiben, damit sie einen in die richtige Gruppe einteilen können. Die Sprachkurse finden jeweils von 8-13 Uhr statt, also jeweils drei Einheiten pro Tag. Es ist aber keine Pflicht zu allen Veranstaltungen zu gehen, schließlich hat man ja die normalen Vorlesungen auch zur gleichen Zeit. Hat man eine Freistunde oder einen freien Vormittag, kann man diese Zeit nutzen und sein Französisch dort verbessern. Nimmt man regelmäßig teil und schreibt am Ende die Tests mit, kann man bis zu 8 ECTS erhalten. Ich kann die Kurse nur empfehlen, da gerade in den höheren Niveaus die Gruppen sehr klein sind und man in einer lockeren Atmosphäre vieles lernen kann. Freizeit Die Universität von La Rochelle bietet ein sehr großes Spektrum an Sportmöglichkeiten an. Studenten der ESC La Rochelle können sich auch bei Suapse, der Sportfakultät, anmelden. Für 10 Euro bekommt man den Sportausweis und kann grundsätzlich damit an allen Sportarten teilnehmen. Da La Rochelle direkt am Meer liegt, bieten sich natürlich vor allem Wassersportarten, wie Segeln, Surfen, Rudern,…, an. Einige wenige Sportarten verlangen einen Aufpreis pro Semester, z.B. 30 Euro für die Benutzung des Fitnessstudios, 40 Euro für Segeln, etc. Gerade hier hat man aber die Möglichkeit auch die Studenten der anderen Universitäten und Fakultäten kennenzulernen. Vom BDI, dem International Club, werden während des Semester einige Veranstaltungen organisiert oder auch vom BDS, der Sportassociation der Universität. Hat man sich für den International Track eines Programms entschieden, ist es etwas schwieriger auch mit den Franzosen in Kontakt zu kommen. Aber an der ESC La Rochelle sind immer sehr viele Austauschstudenten und die sind meist sehr unternehmungslustig. Für die Wochenenden kann man sich einiges vornehmen. Kurztrips nach Nantes, Poitier, Bordeaux oder auch Paris sind sehr zu empfehlen. Vor allem im Sommer muss man sich die Inseln Ile d’Oléron, Ile d‘Aix und Ile de Ré anschauen. Von La Rochelle fahren Ausflugsschiffe dorthin und auch zum berühmten Fort Boyard. Aber auch in und um La Rochelle kann man einiges entdecken oder einfach die Zeit an einem der Strände genießen. Ist man recht flexibel, kann man mit Ryanair auch mal sehr günstig für ein paar Tage noch London, Porto, Brüssel, Dublin,… fliegen. Das Angebot abends in La Rochelle wegzugehen ist nicht allzu groß. Es gibt einige Bars und Clubs in der Innenstadt, bei den meisten ist aber um 2 Uhr bereits Feierabend. Die Preise für die Getränke sind etwas höher als bei uns, daher sollte man die Happy Hour Angebote nutzen. Deshalb werden meist private Partys veranstaltet oder sich am Strand getroffen und gegrillt. Aber auch die Universitäten organisieren öfters größere Events, zu denen alle Studenten gehen können. CAF Jeder Student, der in Frankreich studiert, kann beim CAF einen Wohngeldzuschuss beantragen. Auch wenn es einiges an Papierkram ist, so lohnt sich die Arbeit, da man ca. ein Drittel der Miete als Zuschuss für jeden vollen Monat bekommt. Neben dem ausgefüllten Antrag, braucht man eine Kopie des Personalausweises, eine Studienbestätigung der Universität, eine Bestätigung des Vermieters, sowie ein französisches Bankkonto. Für das Konto geht man am besten zur BNP Paribas, da die Universität eine Kooperation mit dieser Bank hat. Das Konto kann man kostenlos eröffnen und man zahlt auch keine Kontoführungsgebühren. Bevor man abreist, kann man das Konto relativ einfach wieder auflösen, sobald das letzte Geld von CAF gekommen ist. Mit den ganzen Unterlagen geht man zu der Behörde. Falls noch etwas fehlt, wird man meist sofort darauf hingewiesen. Dann dauert es ca. 4-6 Wochen bis man den Bescheid bekommt und kurz darauf auch das erste Geld. Fazit Auch wenn die ersten Tage nach der Ankunft ein wenig chaotisch sind, eventuell kommen Sprachbarrieren dazu, und die Vorbereitung doch einiges an Zeit in Anspruch nimmt, sollte dies jedoch nicht davor abschrecken, diesen Schritt zu machen. Ich kann nur jedem nur zu einem Auslandssemester raten, da es einfach eine unvergessliche Zeit ist. So ein Auslandsaufenthalt ist die beste Möglichkeit viele Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen und einfach eine Menge Spaß zu haben. La Rochelle ist da natürlich eine sehr gute Wahl, denn sobald man aus der Universität kommt, fühlt man sich sofort wie im Urlaub!