WS 2012 - International Office

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WS 2012 - International Office
Erfahrungsbericht
Auslandssemester an der PolyU in Hong Kong
Name:
Adrian Ackva
Heimathochschule:
DHBW Mannheim
Gasthochschule:
Hong Kong Polytechnic University (PolyU)
Semester:
3. Semester (WS 2012/2013)
Studiengang:
IMBIT
Die Skyline von Hong Kong Island mit Blick von der Avenue of Stars
1. Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Motivation
„Hong Kong - wie kamst du denn darauf?" Diese Frage kam mehrfach, nachdem bekannt wurde, dass
ich an der „Hong Kong Polytechnic University" mein Auslandssemester verbringen werde. Warum ich
mich dazu entschieden habe? Erstens war ich vorher noch nie außerhalb Europas, zweitens waren mir
die Studiengebühren in den USA oder Australien zu hoch und drittens wollte ich Asien kennen lernen.
Immerhin möchte ich nicht ausschließen, später einmal dort zu arbeiten.
Vorbereitung
Die Bewerbungsphase war sehr kurz für alle Studenten aus meinem Studiengang. Aufgrund der
Umstellung des Studienmodells mussten wir innerhalb von nur drei Wochen eine Entscheidung treffen,
wo wir studieren möchten, wo unsere Kurse angerechnet werden und vor allem diese Kurse noch
raussuchen.
Aus den oben genannten Gründen war Hong Kong für mich erste Wahl. Die Internetseite des
International Office der DHBW enthielt eine Auflistung der Dinge, die ich für meine Bewerbung
brauchte. Das Motivationsschreiben war noch die kleinste Sache. Schwieriger war für mich das Erlangen
der englischen Bescheinigung über 20.000 Hong Kong Dollar (ca. 2000 €). Meine Bank verlangte dafür
sogar noch ca. 13 €. Dazu kam das Transcript of Records, die Notenbescheinigung meiner bisher
erreichten Noten durch das Studiengangssekretariat. Dazu kam noch das Learning Agreement. Hierbei
war die Auswahl der Kurse nicht so kompliziert. Auf ihrer Austauschprogramm-Website hat die PolyU
alle Kurse online als PDF gelistet und man kann sich dort die Kurse auswählen. Leider gab es dabei
jedoch im Nachhinein noch ein Problem, das im folgenden Absatz erläutert wird. Zudem war vor allem
jedoch der Visumsantrag eine große Herausforderung. Da er insgesamt 4 MB Größe (nach einem Scan)
nicht überschreiten durfte, saß ich mit einem Freund ca. vier Stunden vor dem Computer, um die sieben
gescannten Seiten zu verkleinern. Man sollte erwähnen, dass wir Wirtschaftsinformatik studieren. Dafür
wurde das Visum komplett von der PolyU organisiert und wir mussten zu keiner Botschaft fahren o.a.
Es kam per Post an meine Heimatadresse.
Doch schließlich hat alles funktioniert und ich bekam Ende März eine Zusage mit sechs weiteren
DHBWIern. Wir gründeten schnell eine Facebook-Gruppe, die zum Informationsaustausch über Fristen,
Kurswahl etc. diente. Diese Maßnahme kann ich jedem nur empfehlen.
Die Kurswahl fand im Juni statt. Hierbei stellte sich ein Problem für mich als Wirtschaftsinformatiker
heraus. Das Department of Computing, aus dem ich immerhin zwei Kurse wählte, erlaubte nur eins:
Ganz oder gar nicht im Dep. of Computing studieren. Daher musste ich meine Kurse umwählen. Das war
aber kein großes Problem.
Auch das Wohnheim (weiter unten beschrieben) wurde für Austauschstudenten bereitgestellt. Die
Miete betrug nur ca. 140€ warm inkl. Internet im Monat - unschlagbar günstig. Die Bewerbung war
schnell und einfach.
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2. Studium im Gastland
Zuerst sollte hier kurz die politische Lage Hong Kongs erläutert werden. Hong Kong ist nur zu einem
gewissen Teil China. Offiziell gehört Hong Kong zwar seit 1997 zu China, ist aber eine SAR (Special
Administrative Region) bis mindestens 2047. Damit ist Hong Kong nahezu unabhängig von China. Das
heißt, die Wirtschaft ist weiterhin frei und das politische System überwiegend auch. Dazu gibt es keine
Pressezensur und die Meinungsfreiheit ist auch garantiert. Mein Auslandssemester ist daher kein ganzer
Schritt nach China gewesen.
Im September flog ich dann in die Mega City Hong Kong. Mit mir im Flieger waren drei andere
Mannheimer DHBWIer. Unser erster Eindruck von dieser Stadt war atemberaubend. Wie kleine Kinder sahen
wir aus den Fenstern des Busses und schauten die unzähligen Hochhäuser und Wolkenkratzer an. 2354
Gebäude in Hong Kong sind höher als 100 Meter. Im Vergleich dazu hat New York „nur" 794. Nebenwirkung
ist die schlechte, stickige Luft gewesen und es roch erstmal sehr streng. Aber nach ein paar Tagen hatte ich
mich daran gewöhnt.
Ein Teil des Campus der PolyU
Meine Universität, die „Hong Kong Polytechnic University", ist die größte staatlich-geförderte in Hong
Kong. An der „PolyU" studieren aktuell 32.000 Studentinnen und Studenten. Die PolyU hatte alles zu
bieten, was man sich unter einer „normalen" Universität vorstellt. Ein breites Sportprogramm, eigene
Sportanlagen, Kulturprogramm, Ausflugsangebote und vieles mehr. Fast alle Gebäude und Einrichtungen
waren auf dem Campus untergebracht. Dazu gehörten auch ein Buchladen, eine Bank oder ein
7eleven-Supermarkt. Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass die Universität ein 5-Sterne-Hotel betreibt
und Chacky Chan gelegentlich Vorlesungen an der Tourism & Management School hält.
Der eigentliche Grund meines Auslandssemesters, das Studium, hat mir wirklich gut gefallen. Aus den
eingangs erwähnten organisatorischen Gründen konnte ich nur Kurse aus dem Business Department belegen.
Dazu zählte auch WWW Publishing, aber die Beschreibung las sich deutlich technischer als der Kurs im
Endeffekt war. Neben drei VWL-Kursen hatte ich noch Projekt Management. Alle Kursen fanden in
englischer Sprache statt. Der Uni-Alltag war so, wie man ihn sich von einer Universität vorstellte: wenige
Präsenzstunden und mehr Selbststudium. Die Uni lastete mich zwar nicht ganz so stark aus wie die
DHBW, aber ich hatte trotzdem genug zu tun. In jedem meiner fünf Kurse musste ich eine
Gruppenpräsentation halten, eine schriftliche Hausarbeit abgeben, eine Klausur am Ende des Semesters
schreiben und in drei Fächern kamen noch Midterm-Tests hinzu. Daher musste ich über den
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gesamten Zeitraum des Semesters Ergebnisse liefern. Die Belastung war jedoch insgesamt besser verteilt
und nicht auf die letzten Wochen komprimiert. Auch die Gestaltungsfreiräume waren deutlich größer als
dualen Studium. Gerade die Gruppenarbeiten mit Einheimischen und anderen Austauschstudenten war eine
sehr gute und lehrreiche Erfahrung. In den meisten Fällen funktionierte die Zusammenarbeit auch gut und die
Ergebnisse waren ebenfalls zufriedenstellend. Zu Asiaten konnte ich jedoch auch gravierende Unterschiede
in der Vorgehens- und Arbeitsweise feststellen. Teilweise waren diese lehrreich, teilweise aber aus westlicher
Sicht etwas eigenartig. Insgesamt war ich aber sehr zufrieden mit dem Studium.
Ein Nachteil ist jedoch der folgende gewesen: Ich konnte nur einen der fünf Kurse anrechnen lassen. Dies ist
eine studiengangsspezifische Regelung für IMBIT. Darüber solltet ihr aber unbedingt mit eurer
Studiengangsleitung sprechen. Ich kann hier schlecht pauschalisieren. Bei International Business war das
Anrechnen der Kurse beispielsweise kein Problem. Klärt die Anrechenbarkeit der Kurse auf jeden Fall
vorher.
Ich persönlich wusste bereits von Anfang an, dass kaum Kurse anerkannt werden. Dieses Risiko und die
Mehrarbeit bin ich wegen des Auslands aber eingegangen. Die Nachschreibeklausuren sind noch nicht durch,
aber ich gehe davon aus, dass alles funktionieren wird.
Mir gefiel gut, dass die Kurse nicht nur aus reinem Auswendiglernen bestanden, sondern auch methodisch
und praktisch anhand von Übungen gelernt werden musste. Dadurch konnte das Wissen deutlich stärker
verinnerlicht werden und am Ende waren die Final Exams auch nicht mehr so schwierig zu bewerkstelligen
wie an der DHBW.
Die Betreuung an der PolyU war wirklich perfekt. Für alle Fristen gab es E-Mails und Reminder. Zudem
installierte die PolyU auch eine Exchange Semester Facebook Gruppe. Darüber konnten wir über 300
Austauschstudenten perfekt Kontakt halten und uns austauschen.
3. Aufenthalt im Gastland
Das Wohnheim, in dem ich während meines Auslandssemesters wohnte, war zehn Gehminuten von der Uni
entfernt. Insgesamt leben 3000 Studenten auf 21 Stockwerken in diesem voll ausgestatteten Wohnheim.
Neben Lernräumen gab es zwei kostenlose Fitnessstudios, einen Swimming Pool, Gemeinschaftsräume
und sogar einen Billardraum. Etwas gewöhnungsbedürftig waren die omnipräsenten Sicherheitskräfte und
die Videoüberwachung in allen öffentlichen Bereichen. Fast ausnahmslos alle 200 Austauschstudenten
waren in dem Wohnheim untergebracht und folglich kam
niemals
Langeweile auf. Um das Wohnheim herum gab es zahlreiche Restaurants,
Lebensmittelläden und alles andere für den täglichen Bedarf. Etwas in
unseren westlichen Augen sehr Ungewöhnliches war zudem die Tatsache,
dass ich kein Einzelzimmer hatte, sondern ein Doppelzimmer teilen musste
(ca. 15m
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über vier Monate. Mein Mitbewohner Robert war jedoch ein
Kommilitone aus Mannheim.
M
ein Zimmer im Wohnheim 4
Wir entschieden uns für die Lösung, weil wir fast identische Kurse hatten und wussten, dass das
Zusammenleben gut funktionieren sollte. Diese Entscheidung war die beste. Wir kamen super zurecht und es
gab keinen Lagerkoller. Für das Studieren war diese Lösung super und auch in der Freizeit erlebten wir viel
zusammen.
Die Freizeit und das Reisen kamen während meines Aufenthalts in Hong
Kong trotz des Studiums nicht zu kurz. Dank meines Ausbildungsgehalts
konnte ich viel reisen und Teile Asiens entdecken. Ein Highlight war eine
Reise nach Peking. Mit neun anderen Austauschstudenten flog ich in
die chinesische Hauptstadt, fc bestieg die Chinesische Mauer und sah
unter anderem die Verbotene Stadt und den Sommer Palast. Darüber
hinaus verbrachte ich vor Beginn der Vorlesungen eine Woche auf den
Philippinen
und
nach
dem
Semesterende
ging
es
mit
30
Austauschstudenten für fünf Tage nach Thailand.
Hong Kong selbst hat neben den vielen Hochhäusern auch wirklich
ansehnliche Natur zu bieten. Wir waren ein paar Mal wandern, sonnten
uns am Strand oder machten gemeinsame Barbecues. Zudem gibt es
unzählige Shopping-Mails und einige Märkte, wo man mit viel
Verhandlungsgeschick Souvenirs, Schmuck und technische Gadgets
kaufen kann.
Blick vom Campus auf die Skyline
Sprachlich kam ich insgesamt sehr gut zurecht. Ich habe bewusst
kein Mandarin in der Universität belegt. Zum einen weil in Hong Kong Kantonesisch gesprochen wird und
zum anderen, weil man mit Englisch nahezu perfekt zurechtkommt. Und dort, wo kein Englisch gesprochen
wird, konnte man sich mit Händen und Füßen verständigen. Insgesamt haben sich meine Englischkenntnisse
in den vier Monaten stark verbessert.
4. Persönliche Wertung
Rückblickend überwiegen fast ausschließlich die positiven Erfahrungen. Dazu gehören Freunde auf der
ganzen Welt, vier Monate in einer Millionenmetropole „überlebt", ein tolles Studium an einer internationalen
Uni und tolle Reisen. Ich kann ich jedem nur dringend empfehlen, ein Auslandssemester zu machen. Am
besten in Hong Kong. Aber wenn Hong Kong nichts wird, geht woanders hin. Hauptsache ihr macht es! Es
waren - und ich übertreibe nicht - die besten vier Monate meines Lebens.
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Gewählte Kurse
•
•
Introduction to Economics
Global Economic Environment
•
•
Microeconomics
WWW Publishing
•
Project Management