Alles selbst erflogen

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Alles selbst erflogen
SPECIAL | CHARTERN & SCHULEN USA
Lakeland: Der Riesenplatz ist im Frühjahr
Heimat des Sun’n Fun Fly-ins
FLORIDA-REISEFÜHRER FÜR PILOTEN
Alles selbst
erflogen
Marco Island: De
r Picknick-Tisc
h am
Flugplatz ist ni
cht ohne Risiken
Harte Arbeit: Autor
Udo Leinhäuser beim
Recherche-Flug über
Florida
Einsam: Die Strände im »Panhandle«, also
im nordwestlichen Zipfel des US-Bundesstaats, sind alles andere als überlaufen
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Wo sind die besten Flugplätze? Und was kann man
dort nach der Landung machen? Diese Fragen
beschäftigten Udo Leinhäuser so sehr, dass er den
Aviator’s Guide to Florida geschrieben hat. Bei der
Recherche für das auf Deutsch erschienene Buch
war er 70 Stunden in der Luft – und hat viel erlebt
Sumpflandschaft: Der Übergang zwischen Land und Meer ist an vielen Stellen Floridas fließend –
und bietet aus der Luft faszinierende Anblicke voller Naturschönheit
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SPECIAL | CHARTERN & SCHULEN USA
Naples: Die Mischung
aus Hochhäusern am
Strand und Villen an
den Wasserläufen im
Hinterland ist typisch
für die Golfküste
TIPPS ZUM FLIEGEN IN DEN USA
St. Petersburg: roter Teppich für die 172
TEXT & FOTOS
Udo Leinhäuser
N
ovember 7273 Mike, you are cleared into the Bravo at or below
3000.« Das sind die Momente,
die ich am Fliegen in Florida liebe: Ich sitze in meiner kleinen
Maschine und bewege mich in einem Luftraum, den es in Deutschland überhaupt
nicht gibt. Es geht mitten zwischen die anund abfliegenden Maschinen am Großflughafen Tampa, mit denen ich die Frequenz
teile. Allgemeine und kommerzielle Luftfahrt bewegen sich gleichberechtigt im selben Luftraum.
Vor zwei Jahren fing alles an: Es ergab
sich für mich die einmalige Gelegenheit,
Familie und Job fünf Wochen hinter mir zu
lassen und eine PPL in Kalifornien zu ma-
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St. Simons: früher Tanke, heute BBQ-Restaurant
chen (siehe Seite 52). Bereits nach der ersten
Flugstunde hatte mich das Fliegervirus infiziert. Eine Genesung ist nicht in Sicht.
Kaum zurück in Bayern, wurde ich Mitglied des örtlichen Fliegervereins. Noch am
selben Abend stöberte ich auf Amazon, um
einen Pilot Guide für Deutschland zu finden. Die Auswahl überzeugte mich nicht,
schlimmer noch: Pilot Guides schienen allgemein Mangelware zu sein. Als Segler kenne und schätze ich das Konzept eines Revier- oder Törnführers und war enttäuscht,
dass es für Piloten nichts Vergleichbares
gab. Eine Idee fing langsam an zu keimen
– und wurde schnell ganz groß: Ich entschied mich, meinen Job aufzugeben, um
den Aviator’s Guide to Florida zu schreiben.
Schließlich ist der sonnenverwöhnte USBundesstaat eine Top-Destination für europäische Piloten, die auch mich reizte.
Weder Familie noch Geschäftspartner waren zunächst begeistert, sahen aber
schließlich ein, dass ich ein hoffnungsloser
Fall war. Manche Freunde quittierten die
Veränderung mit Kopfschütteln, die meisten sprachen von »Mut«, ich eher von der
Notwendigkeit, den eigenen Weg zu gehen.
Wer einen Reiseführer für Piloten
schreiben will, der muss fliegen gehen. Im
Februar 2013 ziehe ich also nach Leesburg
in Zentralflorida. Schon von Deutschland
aus habe ich bei der Flugschule vor Ort eine
Maschine reserviert (siehe Kasten Seite 47).
Gleich am Morgen nach meiner Ankunft erledige ich den Checkout auf einer der drei
Piper PA-28. Seit dem Training in Kalifornien hatten meine Kenntnisse des amerikanischen Luftraums ebenso Staub angesetzt
wie meine Landekünste. Die Blicke des Fluglehrers sprechen Bände: »Der Typ will quer
Kosten vollumfänglich vom Piloten zurückzuverlangen, weil
dieser ja nicht der Versicherungsnehmer ist (der Fachbegriff
dafür lautet subrogation). Die meisten US-Piloten schließen
deshalb eine Renter’s Insurance ab, um sich vor diesem Risiko
zu schützen. Diese Versicherung, die zum Beispiel von der
US-amerikanischen AOPA angeboten wird, übernimmt oft
auch den Selbstbehalt.
VORSCHRIFTEN Auch Inhaber von validierten USBerechtigungen müssen alle Bedingungen der US-Vorschriften
erfüllen. Selbstverständlich müssen die europäische Lizenz
und das Medical mitgeführt
werden, auf denen der
ergänzt durch Terminal Area Charts in größerem Maßstab für
die Umgebung großer Flughäfen. VFR-Anflugkarten für Flugplätze sind nicht üblich. Die Basisdaten von Flugplätzen und
Funkfeuern finden sich als Text im Airport/Facility Directory
(A/FD), etwa Öffnungszeiten, Treibstoffverfügbarkeit, Frequenzen und mehr. Da es auf vielen Flugplätzen einen kleinen
Pilot Shop gibt, können diese Unterlagen dort erworben
werden. Digitale Sectionals gibt es bei www.skyvector.com.
Viele Piloten nutzen Tablet-Computer mit digitalen Karten in
Apps wie Foreflight oder WingX.
Internet ist wohl die wichtigste Informationsquelle bei der
Suche nach Vercharterern. Auch ein Telefonanruf verschafft
einen guten Eindruck von Anbietern in der engeren Wahl.
Meist ist der Ablauf für US-Neulinge einfacher, wenn der
Vercharterer bereits Erfahrung mit ausländischen Kunden hat.
Die Qualität der Flugzeuge und des gebotenen Service sowie
die Zuverlässigkeit der Firmen variiert erheblich und hängt
nicht selten mit den verlangten Preisen zusammen. Üblich ist
bei Neukunden ein Checkout-Flug mit Lehrer, um die fliegerischen Fähigkeiten des Mieters zu prüfen. Bei komplexeren
Mustern sind oft Mindesterfahrungen Bedingung, die aus
europäischer Sicht hoch erscheinen können. Soll die Miete
über mehrere Tage gehen, wird häufig eine Mindeststundenabnahme pro Tag verlangt, die aber verhandelbar ist.
FLIEGEN MIT BETREUUNG Wer zum ersten Mal in
den USA unterwegs ist, wird oft mit den fremden Luftraumstrukturen und Verfahren ebenso wie mit dem Funk
überfordert sein. Schlüssel zum Erfolg sind einerseits eine
gründliche Vorbereitung schon vor der Reise (siehe unten)
und ausreichend Zeit für den Checkout vor Ort. Es kann
sinnvoll sein, einen Fluglehrer mit einer Tagespauschale zu
buchen und auf Ausflüge mitzunehmen. So kann man Flugerlebnisse mit dem Erlernen der Besonderheiten kombinieren.
Gerade Flugschulen und Vercharterer, die öfter ausländische
Kunden haben, sind meist auf dieses Vorgehen eingestellt.
KOSTEN Charterzeit wird in den USA nach Hobbs Time abgerechnet, also der Zeit vom Anlassen bis zum Stilllegen des
Triebwerks. Entsprechende Zähler, die von Öldruck oder Elektrik aktiviert werden, finden sich in den Maschinen. Rabatte
bei Vorauszahlung von größeren Stunden-Kontingenten sind
üblich. Landegebühren sind praktisch unbekannt; Park- oder
Übernachtungsgebühren werden oft erlassen, wenn Treibstoff
gekauft wird. Fluglehrer werden für ihre Zeit am Boden und
in der Luft bezahlt.
RENTER’S INSURANCE Wie in Europa sind die
Charterflugzeuge meist mit einem Selbstbehalt in Höhe von
bis zu einigen tausend Dollar kaskoversichert. Allerdings
ermöglich es die US-Rechtssprechung einer Versicherung,
dem Vercharterer seinen Schaden zu ersetzen und dann die
US-PPL beruht. Zusätzlich
muss der PIC innerhalb der
zurückliegenden 24 Monate
einen Flight Review mit USFluglehrer absolviert haben.
Für bestimmte Muster sind
außerdem Endorsements
erforderlich, also Einträge
eines amerikanischen
Fluglehrers ins Flugbuch, die
bestätigen, dass der Pilot
zum Beispiel SpornradMaschinen, complex aircraft
(Flugzeuge mit Einziehfahrwerk, Verstellprop und
Landeklappen) oder high
performance aircraft (mehr
als 200 PS) fliegen kann und
darf. Auch sind die Bedingungen für die PassagiermitWall of Fame: Jeder, der in Chris Schoensees Flugschule
nahme zu beachten.
Paragon Flight Training in Fort Myers, Florida, eine Prüfung
besteht, darf die Hangar-Wand signieren
VORBEREITUNG
Fluglehrer erwarten, dass
der Charterer sich auf
den Checkout vorbereitet. Dazu gehört das Studieren des
KÜRZEL In den USA werden einige bei uns unübliche
Handbuchs der Maschine ebenso wie Vertrautheit mit dem
Abkürzungen verwendet. Beispiele: CFI – certified flight
Luftraum und den Gegebenheiten rund um den Flugplatz.
instructor/Fluglehrer; FBO – fixed base operator/ein Betrieb
FUNK Ein guter Weg zur Gewöhnung an den Funkverkehr,
am Flugplatz, der verchartert, schult oder Treibstoff verkauft;
der von viel US-spezifischem Slang durchsetzt ist, bietet die
FSDO – flight standards district office/örtliches Büro der
Website www.liveatc.net. Dort kann man den Funkverkehr
Federal Aviation Administration (FAA); DPE – designated pilot
in den USA mithören, auch von vielen kleineren Plätzen.
examiner/Prüfer; TFR – Temporary Flight Restriction/SperrgeBesonderheiten sind zum Beispiel die Verwendung des Worts
biete, die oft kurzfristig eingerichtet werden.
»point« statt »decimal« bei Frequenzen und die Abläufe an
GESETZE Der Begriff FAR (Federal Aviation Regulation) für
unkontrollierten Plätzen, wo es keinen Flugleiter gibt und die
die US-Luftfahrtvorschriften bezeichnet die Kapitel (Parts)
Piloten Positionsmeldungen an den übrigen Verkehr abgeben.
in Abschnitt 14 des Code of Federal Regulations. So regelt
Außerdem werden in den Lufträumen D und C keine Einflugetwa 14 CFR Part 61 die Lizenzen und deren Erwerb oder 14
freigaben erteilt, der Funkkontakt mit dem Lotsen reicht aus.
CFR Part 91 die allgemeine und nicht-kommerzielle Fliegerei.
KARTEN Die US-amerikanische Entsprechung zu unserer
Ebenfalls wichtig ist das Aeronautical Information Manual
ICAO-Karte ist die Sectional Chart im Maßstab 1:500 000,
(AIM). Alle Gesetze sind online leicht zu finden.
FOTO: KLAUS MACHOLZ
Spruce Creek: Nur nach Absprache dürfen
Gäste in der Fly-in-Community landen
LIZENZEN Die Lizenz-Anerkennung ist für europäische
Piloten der einfachste Weg zu einem amerikanischen Pilot
Certificate (mehr darüber ab Seite 52). Eine andere Möglichkeit ist der Erwerb der eigenständigen US-Berechtigung,
wobei zwar Theorie- und Praxis-Prüfungen zu absolvieren
sind, aber ein großer Teil des europäischen Trainings
angerechnet wird.
CHARTERN Inhaber einer US-Berechtigung können im
Prinzip überall in den USA Flugzeuge chartern. Dabei locken
zum einen sehr günstige Stundenpreise, zum anderen ein
Spektrum von Chartermaschinen, wie es bei uns nur selten
zu finden ist – etwa Taildragger oder sehr neue Muster. Das
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AVIATOR’S GUIDE TO FLORIDA
Udo Leinhäuser hat den Reiseführer
»Aviator’s Guide to Florida« in
seinem Seair Verlag herausgebracht.
Das vom fliegermagazin unterstützte
Buch kostet 29,95 Euro und bietet
auf 192 Seiten viele nützliche Informationen mit über 400 Farbfotos.
40 ausgesuchte Flugplätze werden
im Detail vorgestellt. Dabei stehen
neben den fliegerischen Basisdaten
vor allem die Attraktionen der
Ziele im Vordergrund: Restaurants,
Key West: An der
Südspitze der Inselkette der Keys legen
die Kreuzfahrtschiffe
mitten in der Stadt an
durch Florida fliegen, um Infos für einen Pilotenführer zu sammeln?«
Nach drei Tagen mit Platzrunden und
Lokalflügen muss ich hinaus, etwas erleben. Im Vorfeld hatte ich bereits viel über
Cedar Key gelesen und gehört. Das scheint
mir genau das Richtige, ich muss Fakten für
mein Buch sammeln. Schließlich bin ich
nicht zum Spaß in Florida!
Navigatorisch ist der Flug einfach, 50
Nautische Meilen mit Kurs 300 Grad, dann
stößt man auf die Golfküste, deren Verlauf
man einfach nach Nordwesten folgt. Da
kann nicht viel schiefgehen. Allenfalls ist
die Bahn für US-Verhältnisse mit 718 Metern kurz – aber natürlich asphaltiert.
D
ie erste Überraschung erlebe ich
im Endanflug, den ich ordnungsgemäß über Funk melde. Statt
des üblichen Schweigens oder
der Stimme anderer Piloten meldet sich eine schnodderige Frauenstimme: »Do you
need transportation?« Die mir unbekannte
Sprechgruppe bejahe ich sicherheitshalber.
An der winzigen Bahn stehen auffällig viele
Cirrus-Maschinen, sodass ich meine Piper
mit dem Heck voran in die Büsche schiebe.
Die Taxifahrerin Judy, die ich schon aus dem
Funk kenne, begutachtet sichtlich amüsiert
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Durchsichtig: Wie hier am Jachthafen von Key West kann man überall um
die Keys aus der Luft bis auf den Meeresgrund schauen
Realize
Die Anfänge: In
diesem Büro auf
Key West begann
Pan American
World Airways mit
Postflügen nach
Havanna
mit ihren beiden anderen Fahrgästen mein
unbeholfenes Einparkmanöver.
Cedar Key entschädigt mich voll für
den schwierigen Einstieg in mein Projekt:
Essen mit Blick übers Meer und auf unzählige Pelikane, niedliche bunte Häuser und
Geschäfte. Nur Biker und Piloten verschlägt
es offenbar hierher. So hatte ich mir mein
neues Leben vorgestellt.
Auf dem Rückweg komme ich mit Judy
ins Plaudern. Als sie erfährt, dass ich Deutscher bin, erzählte sie, dass eine deutsche
Pilotengruppe im Ort sei. Tatsächlich bin
ich mitten in die Leserreise des fliegermagazins geraten – die Folgen dieser Begegnung lesen Sie gerade.
Der Ausflug nach Cedar Key macht mir
Mut, es folgen viele Trips von Leesburg aus,
die später eine Flugplatz-Beschreibung im
Shopping, historische und kulturelle
Sehenswürdigkeiten oder besondere
Naturerlebnisse. Weitere Infos und
Verzeichnisse von Schulen, Airports,
Restaurants und Hotels finden sich
im Aviator’s Directory unter
www.aviators-guide.de.
your dream
Aviator’s Guide ergeben (siehe Kasten Seite 49): Zephyrhills, Venice, River Ranch und
Chalet Suzanne sind darunter. Immer geht
es mir vor allem darum, was man an einem
Platz machen kann, außer dort zu tanken;
was ein Flugplatz Piloten und Passagieren
zu bieten hat, die nicht nur in der Luft etwas
erleben wollen, sondern auch am Boden.
Schließlich verlege ich meine Basis
nach St. Augustine an der Atlantik-Küste.
Das ist im Gegensatz zu Leesburg eine lebhafte Stadt und Florida Aviation eine sehr
lebendige Flugschule mit vielen deutschen
Schülern. Hier ist es leicht, nette Kollegen
kennenzulernen und gemeinsam Flüge zu
unternehmen. Die Ausflugstipps liefern
die Fluglehrer: Als ich eines Morgens etwas unentschlossen über der Karte brüte,
fragt mich eine Lehrerin, ob ich schon in
EASA Flight Training PPL-CPL
EASA ATPL Groundschool Cirrus EFIS Training
FAA training up to ATP Hour Building Packages Student VISA approved
230 Aviation Dr South • Naples • Florida • 34104 • 1 239 643 1717 • www.naples-air-center.com
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SPECIAL | CHARTERN & SCHULEN USA
Everglades City: Airboats machen viel Krach,
gehören aber irgendwie zu Floridas Sümpfen
Chalet Suzanne: Das historische Hotel und Restaurant
mit eigener Graspiste ist ein Geheimtipp
Duis autem vel: eum iriure dolor in
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Everglades: Die flachen Sümpfe
ziehen sich bis zum Horizont
St. Simons war. Da schicke sie alle Schüler
für ihre Soloflüge hin, weil es dort das beste
Essen gäbe. Das sind natürlich Argumente,
denen man sich als angehender Autor eines
Pilot Guides nicht verschließen kann! »Und
schau Dir auf dem Rückweg gleich noch Jekyll Island an!«
N
avigatorisch ist der Ausflug simpel: Einfach nach Norden die
Küste entlang! Es ist herrlich, aus
niedriger Höhe Boote und Strandhäuser anzusehen. Am Platz angekommen
erfrage ich den Weg zum Southern Soul
BBQ – und bekomme gleich die Schlüssel
zum Courtesy Car, dem kostenlosen und
etwas abgenutzten Auto für Piloten auf
Durchreise. Unter dem Vordach einer ehemaligen Tankstelle gibt es Ribs und Pulled
Pork aus einem gigantischen Grill.
Jekyll Island schaue ich mir am nächsten Tag an: ein Kleinod vor der Küste Georgias. Mit einem Elektrowagen erkunde ich
die ehemals als »reichster, exklusivster und
verschlossenster Club der Welt« gegründete Siedlung auf einer kleinen Insel, die auch
heute noch im Glanz der alten Zeit strahlt.
Die bescheiden als Cottages bezeichneten
Villen einiger Clubmitglieder zieren die
Zufahrt zum altehrwürdigen Jekyll Island
Club Hotel, einem prächtigen Südstaatenbau aus Backstein und Holz.
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Jekyll Island: Die Insel mit prachtvollen Villen und dem Jekyll Island Club Hotel (o.) liegt schon im Bundesstaat Georgia
Sanibel Island: Delfine
und Seekühe sind mit
etwas Glück im Meer
zu entdecken
Weil der Termin im April genau passt,
wird das nächste Highlight der Besuch des
Sun’ Fun Fly-ins in Lakeland, der gar nicht
so kleinen Schwester des AirVenture in
Oshkosh, das in Lakeland nur »that other
airshow up north« genannt wird.
Für die darauf folgenden zwei Wochen
hat sich meine Familie angekündigt. Wir
beschließen, den Panhandle zu erkunden,
also den nordwestlichen Zipfel Floridas, der
wie der Stiel einer Pfanne oben am Rest des
Staats hängt. Westlich von Tallahassee buchen wir eine Unterkunft am Lake Talquin.
Viele Besucher vernachlässigen diese Ecke
Floridas, so finden wir viel unberührte Natur und kilometerlange Sandstrände.
Natürlich hatte ich mir im Vorfeld einen
Vercharterer in Tallahassee ausgesucht, um
meine Pflichten nicht völlig zu vernachlässigen. Doch wenige Tage vor meiner Abreise teilt mir der Inhaber in einer Mail mit,
dass er Insolvenz anmelden musste. Ich bin
gegrounded!
Nach einigen Tagen werde ich unruhig,
und auch meine Kinder sind wenig begeistert davon, dass der lang versprochene Ausflug zu den Seekühen in Crystal River aus-
fallen soll. Also fahren wir zum Flughafen
und schauen uns um. Und siehe da – vier
Wochen vorher hat eine neue Flugschule
aufgemacht, die Google noch nicht kennt.
Drei Tage später landen wir mit unserer
Piper in Crystal River. Hier leben die Manatis genannten Seekühe in einer geschützten
Bucht mit ganzjährig 20 Grad warmen Süßwasserquellen. Die Touristen können sogar
mit ihnen schwimmen – allerdings ist uns
der Trubel ein bisschen zu groß.
A
ll diese Eindrücke und noch viele
mehr schwirren mir durch den
Kopf, als ich den Bravo Airspace
von Tampa in Richtung Palm
Beach verlasse. Es ist mein letzter Flug, bevor
ich nach Deutschland abreise. Hinter mir
liegen neun Wochen im Flieger-Paradies.
Wie soll das alles in ein Buch passen? Da ist
noch Key West. Ooder der rote Teppich, den
man mir allen Ernstes in St. Petersburg vor
die Maschine legte. Die Everglades, Miamis
Skyline, Alligatoren, Seeadler und Delfine.
Der Lotse bringt mich zurück in die Gegenwart: »Radar services terminated, resume
own navigation!«
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