Himmlische Ruhe - Lightspeed Aviation

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Himmlische Ruhe - Lightspeed Aviation
AKTUELL | TEST
ZEHN ANR-HEADSETS IM DIREKTEN VERGLEICH
Himmlische Ruhe
Gerade ist das Lightspeed Zulu PFX erschienen, der letzte einer Reihe von Neuzugängen auf dem heiß umkämpften Markt der Luftfahrt-Headsets. Wir testeten es zusammen mit den zehn wichtigsten ANR-Kopfhörern: mit sechs Testern in zwei Flugzeugen
T homas Borchert
FOTOS Christina Scheunemann
TEXT
L
ärm ist Stress – und der Pegel in
kleinen Flugzeugen ist erheblich.
Wer einmal richtig gute Headsets
in Kombination mit einer ordentlichen Intercom-Anlage erlebt hat,
der weiß, welchen Einfluss ein Kopfhörer
auf den Fluggenuss hat. Ein US-amerikanischer Luftfahrt-Journalist hat die aktive
Lärmreduzierung einmal »die größte Erfindung in Sachen Komfort beim Fliegen seit
dem Sitzkissen« genannt. Dem können wir
nur hinzufügen: Ein anständiges Headset ist eine der wichtigsten Investitionen, die ein Pilot tätigen kann.
Gleich zwei Neueinführungen in
dieser Saison sind für das fliegermagazin Grund genug, die zehn wichtigsten Headsets mit aktiver Geräuschreduzierung im direkten Vergleich in der
Praxis zu testen. Schon auf der AERO
präsentierte der österreichische AudioSpezialist AKG seinen ersten LuftfahrtKopfhörer, das AV100 (ausführlicher Test
in fliegermagazin #6.2014). Im Juli brachte nun Lightspeed mit einem Jahr Verspätung sein neues Spitzenmodell Zulu PFX
auf den Markt (einen detaillierten Testbericht finden Sie auf Seite 34).
Inzwischen ist wohl jeder Pilot mit
dem Grundprinzip der active noise reduction (ANR) vertraut: Innerhalb der Ohrmuschel, bei manchen Modellen zusätzlich
auch außen, nehmen Mikrofone den Umgebungslärm auf, drehen seine Phase um
180 Grad und strahlen dann über einen
zweiten Lautsprecher in der Ohrmuschel
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www.fliegermagazin.de #9.2014
einen Gegenlärm aus, der die Umgebungsgeräusche auslöscht. Salopp ausgedrückt:
Jeden Berg einer Schallwelle des Umgebungslärms kontert die ANR-Elektronik mit
einem Wellental, sodass sich beide aufheben. Das funktioniert bei tiefen Frequenzen
besser als bei hohen, weil dort die Wellenberge und -täler weiter auseinander liegen.
An dieser Stelle wollen wir gleich mit einem Vorurteil aufräumen: Zwar reduziert
ANR den Motorenlärm, doch sie ist weit davon entfernt, so gut zu sein, dass Drehzahländerungen, Motorprobleme oder Warntöne
nicht mehr hörbar wären. Und sie ist auch
nicht in allen Fällen geeignet: Windgeräusche etwa im offenen Cockpit können die
ANR-Elektronik so verwirren, dass störende
Zusatzgeräusche erzeugt werden.
Was bei manchen Headsets noch von
einer analogen Elektronik erledigt wird,
haben bei anderen bereits digitale Signalprozessoren übernommen. Sie analysieren
ständig den Gegenlärm und versuchen, das
ANR-Signal stets optimal zu halten. Dafür
verwenden die Hersteller Schlagwörter wie
»streaming quiet« oder »adaptive ANR«.
D
och solche Bezeichnungen haben uns ebensowenig interessiert wie Labormesswerte. Wir
sind den Test praxisnah angegangen: Die vier flug- und Headset-erfahrenen fliegermagazin-Redakteure und
zwei Kolleginnen, für die kleine Flugzeuge neu waren, trafen sich in Itzehoe, um
mit einer Cirrus SR22 Turbo und einem
UL vom Typ Eurofox festzustellen, was
die Kopfhörer taugen. Die Auswahl der
Flugzeuge hat dabei guten Grund: Mit
ihrem 310 PS starken Sechszylinder-Motor ist die SR22 ein typischer und eher
lauter Vertreter von E-Klasse-Antrieben mit einem hohen Anteil an tiefen
Frequenzen. Der Eurofox mit seinem
Rotax 912 dagegen steht für die charakteristische UL-Motorisierung mit
höheren Frequenzen, schon allein we-
Viel zu schreiben: Sandra Witt, sonst für
Marketing und Vertrieb des fliegermagazins
zuständig, füllt die Bewertungstabelle an
Bord der Cirrus SR22 Turbo aus
Die Test-Crew: Mit
Cirrus, Eurofox und zehn
Headsets zogen Peter
Wolter, Thomas Borchert,
Sandra Witt, Martin Naß
und Sandra Reddersen
los (von links). Nicht im
Bild: Fotografin Christina
Scheunemann
www.fliegermagazin.de #9.2014
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AKTUELL | TEST
gen der hohen Motordrehzahl zwischen
4000 und 5000 Umdrehungen.
Statt um Messwerte ging es uns um das,
worauf es wirklich ankommt. Die zwei entscheidenden Fragen: Wieviel Lärm reduziert
ein Headset wirklich? Und: Wie bequem ist
es zu tragen? Diese beiden Faktoren wurden
von den Testern mit Schulnoten bewertet
und flossen zu je 25 Prozent in die Gesamt-
Sennheiser S1
DIGITAL: Die
S1-Serie wurde
von BMW
Designworks
gestaltet
Sennheiser S1
NoiseGard: Die
analoge Geräuschunterdrückung gefiel
unseren Testern gut
note unseres Tests ein – alle Ergebnisse finden Sie in der großen Tabelle auf Seite 32.
Weitere Faktoren, die wir bewertet haben: Ein Headset dient auch der Kommunikation. Mit 15 Prozent ging also die Sprachqualität in die Gesamtnote ein. Je 10 Prozent
machten Bedienung und Ausstattung aus;
Musikqualität, Design und Zubehörumfang
fielen mit je 5 Prozent ins Gewicht.
Bose A20: Das A20
glänzt mit einem recht
niedrigen Anpressdruck
Sennheiser HMEC 26-2:
Die kleine Kapsel liegt
auf dem Ohr, umschließt
es aber nicht – solche
Headsets sind sehr leicht
Lightspeed
Zulu PFX: Das neue
Spitzenmodell von
Lightspeed ist seit
kurzem verfügbar
David Clark
PRO-X: Grün ist
seit Jahrzehnten
die charakteristische Farbe von
David Clark
Selbstverständlich ist diese Aufteilung
subjektiv, man kann alles auch ganz anders gewichten. Vielen Piloten sind etwa
Musikqualität und Ausstattungsmerkmale
wie Bluetooth-Funkverbindungen zu Handy und Musikplayer völlig egal: Sie wollen
beim Fliegen keine Musik hören.
Andere haben auf langen Flügen ohne
hohe Arbeitsbelastung die Unterhaltung
Lightspeed
Sierra: Mit diesem preiswerten
Modell rundet
Lightspeed seine
Palette nach
unten ab
Lightspeed Zulu.2:
Ohrmuscheln aus
Magnesium kennzeichnen das Zulu.2
Aero-Star activ:
das mit Abstand preiswerteste Modell im Test
AKG AV100: Die
Audio-Experten aus
Österreich präsentierten auf der AERO
ihr erstes LuftfahrtHeadset
durch ein wenig Musik schätzen gelernt
und nutzen die Headset/Handy-Kombination manchmal zum Öffnen eines Flugplans
kurz vor dem Start.
Absolut unverzeihlich ist es, wenn
Kopfhörer im Wert von vielen hundert Euro ohne Batterien ausgeliefert werden: Wer
so viel Geld ausgibt, will zu recht auspacken
und loslegen, ohne noch Batterien für ein
paar Euro organisieren zu müssen.
D
ie Batterie-Problematik wird von
vielen ANR-Skeptikern aus unserer
Sicht überbewertet: Zwar wird es
bei manchen Headsets sehr laut,
wenn der Strom ausfällt – obwohl natürlich
alle weiter funktionieren. Doch bei Laufzeiten von 15 bis 50 Stunden dürfte ein Satz für
viele Piloten mindestens eine Saison lang
halten – wenn das Headset mit einer AutoShut-off-Funktion ausgestattet ist, die das
Gerät bei Nichtbenutzung automatisch abschaltet. Und Reservebatterien finden in der
mitgelieferten Headset-Tasche Platz.
Wer sein eigenes Flugzeug nutzt, kann
sich überlegen, einen Bordnetzanschluss
zu verlegen und ein Headset mit entsprechendem Anschluss zu kaufen. Der Trend
geht hier weg vom früher üblichen XLR-Stecker und hin zum so genannten LEMO-Stecker. Neuflugzeuge sind oft bereits sowohl
mit LEMO- als auch mit Doppelklinkenanschlüssen ausgerüstet. Man muss klar
sehen, dass man sich für die Kosten eines
nachträglichen Einbaus sehr viele Batterien
kaufen kann.
A V I O N I K
•
I N S T A L L A T I O N
PHONAK FREECOM 7100
IN-THE-EAR-HEADSETS Ein gänzlich anderes Konzept nutzen so genannte In-the-Ear-Headsets: Lautsprecher
und Mikrofon samt Bügel des Schweizer Herstellers Phonak
sind so leicht, dass sie nur von Stöpseln gehalten werden
können, die im Ohr des Benutzers stecken. Zwar liefert
Phonak mit seinem Freecom-Headset auch universelle Stöpsel
mit, doch die volle Lärmunterdrückung erzielt man erst,
wenn maßangefertigte Ohrstecker zum Einsatz kommen. Ein
Gutschein für deren Fertigung liegt dem Headset bei, zuvor
muss man bei einem örtlichen Hörgeräteakustiker einen
Ohrabdruck anfertigen lassen (Kosten etwa 30 Euro). Dann
blockieren die Stöpsel den Lärm ausgezeichnet. Im Vergleich
Das 995 Euro teure Freecom 7100 hat eine Elektronik, die
einstellbar den Umgebungslärm durchlässt, sodass man etwa
Außenstehende auch verstehen kann, ohne die Stöpsel erst
herausnehmen zu müssen. Die Sprachqualität bei Funk und
Intercom ist sehr gut. Allerdings lässt sich ans Freecom weder
Musik noch Handy anschließen, eine Bluetooth-Funktion gibt
es nicht. Die winzigen Lautsprecher sind in ihrem Frequenzbereich ohnehin auf Sprache optimiert.
mit den ANR-Headsets (siehe Tabelle Seite 32) erreichte das
Freecom 7100 etwa eine Schalldämpfung der Note 2,2. Das
ist zwar kein Spitzenwert, aber dafür ist der Tragekomfort
ausgezeichnet: Es gibt keinen Bügel über dem Kopf, das
Ohr wird nicht umschlossen, die Frisur nicht beeinträchtigt – die maßgefertigten Stöpsel tragen sich sehr bequem.
Phonak Freecom 7100:
Maßgefertigte Ohrstöpsel
unterdrücken den Lärm passiv
•
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In etwa der Größe nach: Von links nach rechts liegen hier die Bedienteile von Lightspeed Zulu PFX, Sennheiser S1 DIGITAL, S1 NoiseGard und HMEC 26-2,
Bose A20, David Clark Pro-X, AKG AV100, Lightspeed Zulu.2 und Sierra sowie Aero-Star activ. Letzteres arbeitet mit einer 9-Volt-Blockbatterie, das Zulu PFX
mit vier AA/Mignon-Zellen. Alle anderen Modelle kommen mit zwei AA/Mignon-Zellen aus
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www.fliegermagazin.de #9.2014
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AKTUELL | TEST
Die Form folgt der Funktion – es ist
erstaunlich, wie viele Hersteller diesem
uralten Designer-Grundsatz viel zu wenig
Beachtung schenken. Unsere Tester hatten
eine klare Vorliebe für Schalter, Regler und
Knöpfe, deren Zustand auf einen Blick erkennbar ist: Nach links schieben ist »Aus«,
nach rechts »An«; Schieber nach oben ist
lauter, nach unten ist leiser. Negativbeispiele: Die An/Aus-Leuchte im Knopf wird
verdeckt, wenn man diesen betätigt; ein
Schalter hat unterschiedliche Funktionen,
wenn man ihn lange oder kurz drückt; Lauter-/Leiser-Tasten lassen den eingestellten
Wert nicht erkennen. Piloten wollen keine
Headsets fliegen, sondern Flugzeuge.
Erstaunlich ist auch, wie oft Kabel zu
kurz sind. Zwar möchte niemand Kabelsalat im Cockpit, doch von den Anschlüssen
Bestes Wetter: Über Norddeutschland
flog das Test-Team in zwei sehr unterschiedlich motorisierten Flugzeugen
DIE ZEHN GETESTETEN ANR-HEADSETS IM VERGLEICH
Modell
Aero-Star activ
AKG AV100
Bose A20
David Clark PRO-X
Lightspeed Sierra
Lightspeed Zulu.2
Lightspeed Zulu PFX
Sennheiser HMEC 26-2
Sennheiser S1 DIGITAL
Sennheiser S1 NoiseGard
Schalldämpfung
3,0
2,0
1,3
2,8
2,7
1,5
1,0
3,3
1,9
1,8
Tragekomfort
3,8
1,7
1,5
2,0
2,5
1,6
1,7
2,5
1,7
1,6
Bedienung
2.0
1,5
1,5
3,0
1,5
1,5
2,0
1,3
1,5
1,3
Klang/Verständlichkeit
von Sprache
2,8
2,0
1,5
2,3
2,5
1,7
1,4
2,0
1,6
1,5
Klang von Musik
3,5
2,2
1,8
3,0
2,9
1,6
1,3
3,1
2,2
2,0
Design und Anmutung
3,8
2,2
1,7
2,3
2,5
1,9
1,8
2,6
2,1
2,2
Ausstattungsmerkmale
4,0
1,5
2,0
2,0
2,0
1,5
1,3
2,5
1,8
2,0
Gewicht in Gramm
ohne Kabel/Box
420
350
340
220
450
370
397
210
410
390
Stereo/umschaltbar
●/●
●/●
●/●
●/●
●/●
●/●
●/●
●/●
●/●
●/●
Musik-/HandyAnschluss per Kabel
–/–
●/●
●/–
–/–
●/–
●/●
●/●
●/–
–/–
●/●
Musik-/HandyAnschluss per Bluetooth
–/–
●/●
–/●
●/●
–/●
●/●
●/●
–/–
●/●
–/–
Auto-Shut-Off*
●
●
●
●
●
●
●
–
●
●
Batterielaufzeit
in Stunden**
15
15
40
50
30
40
keine Angabe
keine Angabe
25
25
Sonstiges
mit schwarzen, blauen oder weißen
Ohrmuscheln erhältlich
LED-Leuchten für Nachtflüge
in den Ohrmuscheln
verbesserte Musikwiedergabe
durch »Front Row Center«
verbesserte Musikwiedergabe
durch »Front Row Center«
Riesenauswahl an Anschlussvarianten,
faltbare Konstruktion
Anpressdruck einstellbar,
Brillenzone im Polster
Anpressdruck einstellbar,
Brillenzone im Polster
Zubehör
2,0
1,0
1,5
2,0
1,5
1,5
1,5
2,0
2,0
2,0
Tasche
● (Tragebeutel)
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Batterien
●
●
●
–
●
●
●
–
–
–
Anschlusskabel für
Musik/Handy
–/–
●/–
●/–
–/–
●/–
●/●
●/●
●/–
–/–
●/–
Adapterkabel von LEMO-Bordnetzanschluss auf Doppelklinke inklusive
Adapterkabel von LEMO-Bordnetzanschluss auf Doppelklinke als
Zubehör erhältlich
Ohrmuschel liegt auf dem Ohr auf,
anstatt es zu umschließen
Verbindung mit Flightlink-App
möglich
Verbindung mit Flightlink-App möglich
Detailbeschreibung im Kasten auf Seite 34
Ohrmuschel liegt auf dem Ohr auf,
anstatt es zu umschließen
Sonstiges
faltbar zur platzsparenden
Aufbewahrung
Ladenpreis (Euro)
389
1190
1095 (995 ohne Bluetooth-Funktion)
695
645
845
1045
835
995
695
Gesamtnote
3,2
1,8
1,5
2,2
2,4
1,6
1,4
2,5
1,8
1,7
Symbole: ● vorhanden, – nicht vorhanden, * automatische Abschaltung der ANR-Elektronik bei Nichtbenutzung, ** Herstellerangaben
Bewertung nach Schulnoten, 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend
Stand der Preisangaben: Ende Juli 2014. Wir danken den Herstellern für die Bereitstellung der Test-Headsets
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www.fliegermagazin.de #9.2014
www.fliegermagazin.de #9.2014
33
★ ✩★
AKTUELL | TEST
herunterbaumelnde Kontrollboxen sind
ebenso inakzeptabel wie solche, die zwar in
der Nähe der Steckdosen sind, aber nicht in
der Nähe des Piloten, der sie bedienen will.
Fliegt man immer das gleiche Flugzeug,
sollte man vor dem Kauf nachmessen.
Einen entscheidenden Einfluss auf
Lärmpegel und Audioqualität hat neben
dem Headset das Intercom. Preiswertere
Modelle kommen oft nicht damit zurecht,
wenn verschiedene Mikros mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften
angeschlossen sind. Hier muss eventuell
nachgerüstet werden, um teure ANR-Headsets voll genießen zu können.
Die hochwertigen ANR-Headsets haben meist asymmetrisch geformte Ohrmuscheln, um die Lärmreduzierung zu optimieren: Es gibt eine linke und eine rechte
Seite. Das spielt auch dann eine Rolle, wenn
Stereomusik gehört wird. Leider sind nicht
alle Ohrmuscheln gekennzeichnet. Und
nicht bei allen Headsets kann das Mikro auf
beiden Seiten angebaut werden.
D
as Testergebnis zeigt: Der Zusammenhang zwischen Qualität und
Preis ist alles andere als eindeutig, auch wenn die Spitzengruppe
nicht zu den günstigsten Modellen gehört.
Am preislich unteren Rand überraschte das
S1 NoiseGard, das im Gegensatz zu seinem
»großen Bruder« S1 DIGITAL mit analoger
ANR-Technologie arbeitet und deshalb mit
695 Euro vergleichsweise günstig ist, den
Testern aber sehr gut gefiel.
Enttäuschend war das Abschneiden
der zwei ohraufliegenden Headsets von
Sennheiser und David Clark. Sie sind zwar
sehr leicht und bequem, waren aber insbesondere von den tiefen Frequenzen in der
Cirrus etwas überfordert. Eigentlich sind
diese Kopfhörer wohl in einer gedämmten
Druckkabine oder einem Jet besser untergebracht.
In der dicht beeinander liegenden Spitzengruppe ist eine Kaufentscheidung stark
von persönlichen Vorlieben abhängig: Soll
es das absolut leiseste Headset sein? Oder
eins, das zwar etwas weniger gut dämpft,
aber dafür ein ganzes Stück billiger ist?
Wie wichtig sind Musik, Bordnetzanschluss
oder Bluetooth? Solche Fragen kann am Ende nur jeder Pilot für sich entscheiden.
34
www.fliegermagazin.de #9.2014
Zulu PFX: elegantes
Design (links), sehr
große Kontrollbox
(unten)
&
jetzt im handel
in ihrer bäckerei!
w w w. b ro t - m a g a z i n . d e
geniessen
ist bio
wirklich
besser?
LIGHTSPEED ZULU PFX
Geduld zahlt sich aus
r vs .
sa ra h w ie ne
si de nt
rä
-p
er
ck
Bä
Wer sich auf die Eigenheiten des neuen Topmodells von Lightspeed einlässt,
wird mit der besten Lärmdämpfung belohnt, die es derzeit gibt
Es war das Aha-Erlebnis unseres Tests: Das gerade frisch
eingetroffene Zulu PFX interessierte uns besonders – schließlich hatte Lightspeed nach der Vorstellung des Headsets im
vergangenen Jahr in Oshkosh immer wieder den Erscheinungstermin verschoben. Anfangs waren wir enttäuscht:
Nach dem Einschalten erlebten wir eine nur durchschnittliche
Geräuschreduzierung. Das PFX hat eine Taste, mit der, so
die Gebrauchsanleitung, die akustische Umgebung innerhalb
der Ohrmuscheln vermessen wird. Dabei wird ein kurzes
Rauschen und Piepsen ausgestrahlt. Auch direkt nach diesem
Vorgang verbesserte sich bei der ANR nicht viel.
Doch dann geschah es: Im Minutentakt wurde die Geräuschunterdrückung immer besser, bis die Motorgeräusche im
Anfangssteigflug fast gänzlich verschwanden! Nicht jeder
Tester hatte so viel Geduld, doch am Ende war das Zulu PFX
das mit Abstand leiseste ANR-Headset im Test. Allerdings
reagiert die Elektronik manchmal empfindlich auf Störungen,
etwa Anstoßen der Ohrmuscheln am Fenster oder einen
Wechsel der Brille.
Das Zulu PFX trägt sich sehr bequem, hat aber einen etwas
stärkeren Anpressdruck als etwa das Zulu.2. Von allen Testern
wurde die sehr große Kontrollbox als störend empfunden, die
vier AA-Batterien enthält anstatt der sonst üblichen zwei. Ob
die Box im Dauerbetrieb allerdings tatsächlich im Weg ist,
wenn man einmal einen Platz für sie gefunden hat, kann man
seele
mit laiB &
durchaus bezweifeln. Die Kabel des Zulu PFX sind ungewöhnlich, sie bestehen aus einem kordelähnlichen Material, das
gegen Brüche unempfindlicher sein soll. Die Kabel von der
Box zu den Steckern waren in beiden Testflugzeugen etwas
zu kurz. Beim Design hat Lightspeed den mattsilbernen Glanz
des Zulu.2 übernommen, die Linien aber noch einmal etwas
eleganter gemacht.
Das neue Zulu PFX wartet mit einer Fülle von Features auf:
Kabel- und Bluetooth-Anschluss für Handy und Musik sind
bei Lightspeed ohnehin selbstverständlich. Sprach- und
Musikqualität sind ausgezeichnet. Über die kostenlose
iPhone-/iPad-App Flightlink kann man das Headset detailliert
einstellen: So lassen sich etwa Höhen- und Tiefenanteil bei
Sprache und Musik verändern oder die Dauer justieren, nach
der sich das Headset automatisch abschaltet. Per PC können
PFX-Besitzer auch Firmware-Upgrades durchführen, wenn
Lightspeed Verbesserungen veröffentlicht.
Unser Fazit: Mit dem 1045 Euro teuren Zulu PFX hat
Lightspeed das derzeit leiseste ANR-Headset auf den Markt
gebracht. Und – wenn auch knapp – unseren Testsieger. Doch
mit diesem Headset sind die Zeiten vorbei, als man einen
Kopfhörer einfach aufsetzte und einschaltete. Das Zulu PFX
erfordert Geduld; es ist ein »Audio-System«, das gelegentliches »Management« erfordert. Wer sich darauf einlässt, wird
mit größtmöglicher Ruhe belohnt.
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