Meißelhammer bringt 4,70 Meter hohe Galionsfigur in

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Meißelhammer bringt 4,70 Meter hohe Galionsfigur in
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PI 0924
Der Löwe von Delft soll bald wieder zur See fahren
Meißelhammer bringt 4,70 Meter
hohe Galionsfigur in Form
Mit einem RRD-Meißelhammer von Atlas Copco Tools schnitzt ein Bildhauer
den Galions-Löwen für den Nachbau der holländischen „Delft“. Das Replikat
des vor über 200 Jahren gesunkenen Segelschiffs soll 2015 in See stechen.
ESSEN/ROTTERDAM-SCHIEHAVEN, JULI 2009 – Große Späne fallen unablässig auf
den Boden, ein rhythmisches Pochen vermengt sich mit dem schälend-knirschenden Klang durchtrennter Holzfasern. Neben dem noch unförmigen Riesenklotz, der da gerade bearbeitet wird, nimmt sich der Mann mit dem gelben
Drucklufthammer fast zwergenhaft aus. Immer wieder setzt er das Werkzeug an,
um dem Holz Gestalt zu geben. Mit jedem Mal schnitzt er kleine Streifen aus
dem rot-gelblich schimmernden Werkstoff. Die Konturen lassen erkennen, dass
der Künstler mit seinem Meißelhammer einen Löwen aus dem Holz herausschält. Der soll in einigen Jahren den Bug des Nachbaus des 1797 gesunkenen
holländischen Flaggschiffs „Delft“ zieren.
Wie viele Stunden sein Vorgänger vor 225 Jahren für die erste Galionsfigur der
Delft gebraucht haben mag, wagt Bildschneider Joop van Esch nicht zu überschlagen. „Ich bin jedenfalls sehr froh, die Aufgabe mit diesem schnellen
Drucklufthammer lösen zu können.“ Van Esch deutet auf sein Werkzeug, den
RRD-Meißelhammer von Atlas Copco Tools. In dessen Aufnahme steckt allerdings – anstelle des sonst üblichen Meißels – ein spezielles Schäleisen.
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Die Delft, das Flaggschiff der niederländischen Marine, wurde im Oktober 1797
in der Seeschlacht gegen die englische Nordseeflotte bei Kamperduin schwer
beschädigt. Als Kriegsbeute im Schlepp Richtung England, sank das auf 60
Kanonen und 375 Mann Besatzung hochgerüstete Segelschiff in einem Herbststurm 30 Kilometer vor Scheveningen. 180 Jahre später, 1977, wurden Wrackreste des Schiffes in 27 Meter Tiefe wiederentdeckt. Bis heute sind Marinehistoriker fasziniert von der Wendigkeit, Schnelligkeit und dem geringen Tiefgang der Batavier-Segler aus dem 18. Jahrhundert. 2001 wurde mit dem Bau
einer originalgetreuen Replik dieses bedeutungsvollen Linienschiffes begonnen;
2015 soll es erstmals in See stechen.
Wirkungsvoll zweckentfremdet
Mit RRD-Meißelhämmern werden üblicherweise in der Industrie Schlacken
abgetragen, Gussstücke geputzt oder (Sanierungs-)Arbeiten am Bau ausgeführt.
Umso überraschter war Hersteller Atlas Copco Tools, als die Stiftung „Historisch Schip de Delft“ nach einem schlagenden Werkzeug für die Holzbearbeitung fragte. Mit einer Frequenz von 35 Schlägen in der Sekunde schien ein
RRD-37-Meißelhammer genau das richtige Werkzeug für die Galionsfigur zu
sein: Der Hammer wiegt nur 3 kg und lässt sich sehr fein regeln. Auf bis zu
6,8 Joule (J) je Schlag könnte Joop van Esch die hämmernde Energie dosieren,
aber die Spanne nutzt er bei Weitem nicht aus. Die Oregon-Kiefer, aus der er
den Löwen formt, ist zwar ein salzwasserbeständiges Hartholz, aber „Bildschneiden“ erfordert längst nicht so viel Schlagkraft wie beispielsweise das Reinigen von Schweißnähten, für das der RRD 37 eigentlich konstruiert ist.
Computertomograph und Kettensäge schaffen Raubkatzenrohling
4,70 Meter hoch, 1,60 Meter breit und mit Blattgold belegt wird der Galionslöwe sein, wenn er in einigen Jahren am Bug der Delft entgegenkommende
Schiffe grüßt. „Leider gibt es heute keine so großen Baumstämme mehr, als dass
man ihn aus einem Stück anfertigen könnte“, bedauert Werft-Betriebsleiter Hajo
Kerkhof. Doch das Delft-Team fand eine überraschende Lösung in der Medizintechnik. Im Maßstab 1:10 hatte Joop van Esch ein Modell des Delfter Löwen
gestaltet, welches die findigen Schiffsbauer in einem Computertomographen
untersuchen ließen. Der bildete das Holzmodell Millimeter für Millimeter in
Scheiben ab, und diese Scheibengrafiken übertrug man ins Große auf dezimeterstarke Oregonholzplatten. Die wurden mit einer Kettensäge in grobe Form
geschnitten und anschließend zu einem gewaltigen Klotz wasserfest verleimt.
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Genau dieser tonnenschwere Holzrohling wird nun mit dem RRD-37-Meißelhammer konturiert. Das vierblättrige Kleeblatt oben auf der Kreuzkrone des
Löwen tritt schon deutlich hervor, und mit jedem Arbeitsfortschritt wird die
Liebe zum Detail klarer fassbar.
„Dieser Meißelhammer lässt sich besonders leicht führen und ist äußerst vibrationsarm“, urteilt Schiffsbaumeister Kerkhof. Das sei ihm besonders wichtig,
berichtet der 42-Jährige, da man auch ein Ausbildungsbetrieb sei. „Wir müssen
mit gutem Beispiel vorangehen; denn nur mit Werkzeugen, die gut und sicher in
der Hand liegen, erzielt man gute Ergebnisse.“ Zu diesen trägt nicht zuletzt die
ausgeklügelte Vibrationsdämpfung der RRD-Meißelhämmer bei. Mit Schwingungswerten von weniger als 2,5 m/s² liegen die ganz im grünen Bereich der
seit März 2007 gültigen Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung und sorgen für gesünderes und ermüdungsärmeres Arbeiten. Der großvolumige Handgriff in dem leichten Gehäuse aus einer Aluminiumlegierung lässt in seinem
Innern ein „Dämpfungskissen“ aus Druckluft entstehen. Zudem ist der Handgriff
vom Schlagwerk abgekoppelt. Dadurch wird die Schwingungsbelastung für den
Werker auf ein Minimum reduziert. Freilich muss bis zum Auflegen der Vergoldung am Löwen noch weiter geraspelt, geschliffen und poliert werden. „Das
allerdings wieder klassisch, ganz von Hand“, schildert van Esch die bevorstehende Feinarbeit.
Jedes Teil ein Unikat
Auch auf anderen Bauplätzen der Werft kommen inzwischen vibrationsgedämpfte Meißelhämmer zum Einsatz, allerdings die etwas stärkeren RRD 57. Diese
großen Geschwister des RRD 37 bewähren sich im Rumpfbau. „Zum Auskehlen
massiver Eichenbalken (Spanten) sind die kraftvollen Hämmer genauso gut
geeignet, wie zum Bearbeiten der Hölzer für die Außenhaut“, erläutert Kerkhof
und weist auf den im Rohbau stehenden Schiffskörper. „Wenngleich wir uns
zum Bau der historischen Delft moderner Technik bedienen, bekommen wir
längst nicht alles Material fertig von Holzhändlern und Sägewerken vorkonfektioniert.“ Für die Maßanfertigung zahlloser Streben, Planken oder Bohlen müssen oft Bast- und Splintholz von einem Balken abgetragen werden, um das unter
dieser weichen Schicht liegende begehrte Kernholz freizulegen. „Mit den RRDHämmern geht das spielend leicht.“
Autor: Heiko Wenke
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Hintergrundinfo: „De Delft“
Von ihrem Stapellauf am 16. Mai 1783 bis zum Untergang nur 14 Jahre später hat die
45,3 Meter lange Delft ein bewegtes Schiffsleben geführt. Zunächst versieht sie in den
europäischen Gewässern Konvoidienste für holländische Ostindien- oder Westindienfahrer. 1793 wird der überdurchschnittlich schnelle Segler bei einer 16-monatigen
Mittelmeer-Mission unter anderem zur Befreiung von in Algier versklavten holländischen Seeleuten und für den diplomatischen Dienst eingesetzt.
Heute ist der Zweidecker die wachsende Attraktion in Rotterdam-Schiehaven. 2001
begonnen, soll der originalgetreue Nachbau 2015 erstmals wieder in See stechen. Die
zum Bau des einstigen Flaggschiffs ins Leben gerufene Stiftung „Stichting historisch
Schip Delft“ betreibt dazu eine eigene Werft. Schiffsbau wie im 18. Jahrhundert gibt es
dort zu sehen und zum Anfassen. Neun Festangestellte und 150 Helfer sind in dem
gemeinnützigen Projekt tätig. Doch geht es dabei um mehr als die Rekonstruktion eines
bedeutenden Seefahrzeugs: Straffällig gewordene Jugendliche haben hier die Chance
auf eine fundierte holzhandwerkliche Ausbildung und Re-Integration in die Gesellschaft. Auch für Langzeitarbeitslose und Umschüler gibt es Angebote des anerkannten
Lehrbetriebs. Schiffsbau-Enthusiasten bringen ehrenamtlich ihr Fachwissen und ihre
Arbeitskraft ein. Als „Mitmach-Museum“ mit Gastronomie präsentiert sich das angeschlossene Besucherzentrum, das allen Interessierten offen steht.
www.dedelft.nl
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Hajo Kerkhof, Schiffsbaumeister und Betriebsleiter der Delft-Werft: „Die vibrationsgedämpften Drucklufthämmer erleichtern den aufwendigen Nachbau originalgetreuer Schiffsteile ganz wesentlich.“ (Bild: Atlas Copco Tools)
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Bildschneider Joop van Esch arbeitet mit einem leichtgewichtigen Meißelhammer der RRD-Bauart: „Weil sich seine Schlagkraft fein dosieren lässt und der
Hammer so gut in der Hand liegt, kann ich die Konturen des Löwen exakt aus
dem Hartholzrohling herausschälen.“ (Bild: Atlas Copco Tools)
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Wenn die „Delft“ 2015 wieder zur See fahren soll, wird ein 4,70 Meter großer
Löwe an ihrem Bug entgegenkommende Schiffe grüßen. (Bild: Atlas Copco Tools)
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Mit einem vibrationsgedämpften, relativ leichten Meißelhammer RRD 37 arbeitet der Bildhauer eine 4,7 Meter hohe Galionsfigur aus einem aus Holzschichten
zusammengesetzten Rohling heraus. (Bild: Atlas Copco Tools)