Ernährungsempfehlungen bei Leberzirrhose
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Ernährungsempfehlungen bei Leberzirrhose
Klinik für Ernährungsmedizin Klinikum rechts der Isar, TU München Uptown München Campus D Georg-Brauchle-Ring 60/62 München Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner Ernährungsempfehlungen bei Leberzirrhose Eine Hepatitis wie auch die Fettleber können fließend und irreversibel in eine Leberzirrhose übergehen. Die Leberzirrhose ist durch einen fortschreitenden Untergang aktiver Leberzellen, welche durch narbenartiges Gewebe ersetzt werden, gekennzeichnet. Das Bindegewebe kann die Funktionen der Leber nicht übernehmen und die Stoffwechselleistungen der Leber werden zunehmend schlechter. Das Lebergewebe verfestigt sich und schrumpft, daher wird die Leberzirrhose auch Schrumpfleber genannt. In Abhängigkeit von Art und Ausmaß der Funktionseinschränkung sind die diätetischen Maßnahmen dem individuellen Krankheitsbild anzupassen. Begleiterscheinungen der Leberzirrhose: Die Vergrößerung und die Verhärtung der Leber und der zunehmende Druck im Pfortadersystem beeinflussen die Darmfunktion. Es kommt zu Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln, die durch folgende Beschwerden gekennzeichnet sein können: Völlegefühl Appetitlosigkeit Bauchschmerzen Blähungen Die Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln sind individuell verschieden. Ernährungsempfehlungen bei Leberzirrhose: Die Bedeutung der Ernährung bei Leberzirrhose wird leider unterschätzt. Eine leberangepasste Ernährung ist Teil der Therapie genauso wie die Einnahme von Medikamenten. 1. Kompensierte Form: Solange die Leber ihre Aufgaben noch erfüllt, bedarf es keiner diätetischen Therapie, sondern einer gesunden Ernährung mit: absoluter Alkoholmeidung Bereits ab dem ersten Anzeichen einer Leberschädigung, bzw. Leberzirrhose sollten alle alkoholhaltigen Getränke gemieden werden. Leichte Vollkost unter Berücksichtigung der individuellen Unverträglichkeiten Die leichte Vollkost unterscheidet sich von der Vollkost durch Verzicht auf von Lebensmittel und Speisen, die erfahrungsgemäß häufig Unverträglichkeiten auslösen. Die Empfehlung für Sie lautet daher: “Alles was Sie vertragen, können Sie auch essen!” Die Verträglichkeit von Lebensmitteln, Speisen und Getränken ist von Person zu Person unterschiedlich und sollte von jedem Einzelnen individuell ausgetestet werden. Fettreiche und ballaststoffreiche Speisen haben eine längere Verweildauer im Magen und werden nur langsam verdaut. Dadurch können unangenehme Beschwerden wie Druck, Völlegefühl, Blähungen etc. auftreten. Weiche oder gut gekaute Lebensmittel und kleine Nahrungsportionen haben eine kurze Verweildauer im Magen, was sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Folgende Lebensmittel werden häufig schlecht vertragen: Hülsenfrüchte, Gurkensalat, frittierte Speisen, Weißkohl, Getränke mit Kohlensäure, Grünkohl, fette Speisen, Paprika, Sauerkraut, Rotkraut, süße und fette Backwaren, Wirsing, Zwiebeln, Pommes frites, hart gekochte Eier, frisches Brot, Kaffee, Kohlsalate, Majonäse, Geräuchertes, Eisbein, stark gewürzte Speisen, zu heiße und zu kalte Speisen, stark angebratene Speisen, Pilze, Rotwein, Lauch, Spirituosen, unreife Birnen. Besser verträglich sind: Weiß- und Mischbrot, Milch, Joghurt, Orangensaft, Kartoffel, Nudeln, Reis, Knödel, Schwarzer Tee, Äpfel, Bananen, Orangen, Honig, Marmelade, Tomaten, Blattsalate, Schnittkäse, Camembert, Butter Empfehlungen für zu Hause: Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Nehmen Sie ihre Mahlzeiten in Ruhe ein und essen Sie langsam. Essen und Trinken Sie nicht zu heiße bzw. kalte Speisen. Kochen und essen Sie fettbewusst. Probieren Sie Ihnen unbekannte Gerichte nur in kleinen Mengen auf ihre Verträglichkeit. Rauchen Sie möglichst nicht und verzichten Sie auf alkoholische Getränke. 2. Dekompensierte Form: Eine diätetische Therapie wird bei folgenden Anzeichen begonnen: - Ausbildung einer Aszites (Bauchwassersucht) oder Ödemen - Ösophagusvarizenblutung (Speiseröhrenblutung) - Anzeichen einer hepatischen Enzephalopathie (Konzentrationsstörungen, Zittern der Hände, Koordinationsstörungen, Müdigkeit…) Diätetische Maßnahmen: 1. Eiweißeinschränkung je nach Stadium der Enzephalopathie auf 40-60g / Tag. Bei der Eiweißverdauung im Darm fallen Giftstoffe an, die die kranke Leber nicht vollständig entgiften kann und die das Gehirn schädigen können. Doch nicht alle Eiweiße sind gleich schädlich: Milch/ Milchprodukte und pflanzliches Eiweiß sind günstiger als tierisches Eiweiß wie Fleisch, Fisch und Ei. Pflanzliche Eiweißträger haben eine geringere toxische Wirkung sind also besser verträglich. 2. Einsatz von verzweigtkettigen Aminosäuren (in Form von Medikamenten) Bei einer Eiweißeinschränkung unter 50g / Tag besteht die Gefahr einer Eiweißunterversorgung mit der Folge eines Abbaus von körpereigenem Eiweiß (Muskel). Verzweigtkettige Aminosäuren liefern dem Körper gut verträgliche Vorstufen für die Eiweißsynthese zur Verhinderung eines Eiweißmangels und fließen nicht in die Eiweißberechnung ein. 3. Ausreichende Energiezufuhr Viele Leberzirrhotiker sind mangelernährt, d.h. es liegt eine Unterversorgung an Energie (Kalorien) und Eiweiß vor. Eine Mangelernährung schwächt das Immunsystem und führt zu Muskelabbau. 4. Einschränkung von Salz und salzreichen Lebensmitteln Da Salz im Körper Wasser bindet, sollte der Verzehr von Salz und salzreichen Lebensmitteln reduziert werden, um der Entstehung einer Aszites bzw. von Ödemen vorzubeugen. 5. Flüssigkeitseinschränkung bei Wassereinlagerung Eine Beschränkung der Trinkmenge ist nur bei Auftreten eines zu niedrigen Natriumspiegels im Blut oder bei Ödemen und Aszites angezeigt. Die Trinkmenge sollte dann auf 0,5-1l / Tag reduziert werden. 6. Kaliumreiche Ernährung Kalium ist ein Gegenspieler von Natrium bzw. Salz und hilft dem Körper Wasser auszuschwemmen. Kaliumreich sind Gemüsesäfte und alle Gemüsesorten (insbesondere Kartoffeln, Tomaten, Spinat, Kohl, Champignons und Pfifferlinge, Kräuter) sowie Obst (insbesondere Fruchtsäfte, Aprikosen, Bananen, Trockenobst und Avocados). 7. Reichlich Ballaststoffe Vor allem die löslichen Ballaststoffe in Obst, Gemüse und Kartoffeln binden Gifte im Darm und verkürzen die Passagezeit der Nahrung. 8. Zusätzliche Einnahme von Laktulose Laktulose gelangt ungespalten in den Darm, wo sie von Bakterien zu Essigsäure und Milchsäure abgebaut wird. Durch die Ansäuerung des Darminhaltes verändert sich die Bakterienflora im Darm, die bakterielle Eiweißspaltung nimmt ab, damit werden weniger Giftstoffe gebildet. 9. Spätmahlzeit einhalten Aufgrund der verminderten Glykogenbildung u./od. –speicherung in der Leber können nächtliche Unterzuckerungen auftreten. Mit einer Spätmahlzeit kann dies verhindert werden. 10. Bei Ösophagusvarizen: weiche Kost Zum Schutz der leicht einreißenden Ösophagusvarizen sollte die Nahrung gut gekaut oder zerkleinert (passiert) werden. Gastro-Liga Friedrich-List-Str. 13 35398 Gießen Tel.: 0641 / 97481-0 www.gastro-liga.de E-Mail: [email protected] Stand: Mai 2011