Brause - Liebfrauenschule Vechta
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Brause - Liebfrauenschule Vechta
Emsland-Sonne-Brause, Kunst und Wissenschaft ? Ein Projekt einer 10. Klasse der Liebfrauenschule Vechta Fachlehrer: Martin Ratermann Liebfrauenschule Vechta Marienstr. 4 493377 Vechta 0,7 0,6 E[] 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 300 350 400 450 500 Wellenlänge [nm] 1 550 600 Emsland-Sonne-Brause, Kunst und Wissenschaft ? 1 Vom Untersuchungsobjekt zum Projekt 1.1 Entwicklung der Projektidee Beim Besuch der Lebensmittel- oder Getränkeabteilungen von Supermärkten fallen den Kunden besonders die attraktiven, manchmal auch sehr intensiven Farben der Produkte auf. Häufig verdanken die Lebensmittel ihr ansprechendes Aussehen dem Zusatz natürlicher, naturidentischer oder synthetischer Farbstoffe. Im Chemieunterricht und in Arbeitsgemeinschaften hatten wir an unserer Schule bereits mehrere Projekte zum Thema "Farbstoffe in Lebensmitteln" durchgeführt und dabei interessante Ergebnisse erzielt.1 Bei der Suche nach neuen Untersuchungsobjekten stießen wir, zunächst eher zufällig, auf die intensiv rote Emsland-Sonne-Brause. Ursprünglich galt unser Interesse lediglich den enthaltenen Farbstoffen. Schließlich setzten wir uns aber zum Ziel möglichst viele Inhaltsstoffe der Brause experimentell nachzuweisen. Am Anfang stand dabei die intensive Suche nach geeigneten Versuchsvorschriften. Bei unseren Literaturrecherchen stießen wir auf eine Vielzahl interessanter Quellen. Als besonders ergiebig erwiesen sich z.T. hervorragend präsentierte Praktikumsanleitungen aus dem Internet.2 1 EmslandSonne-Brause 1.2 2Etikett der Emsland-Sonne-Brause Limonade oder Brause - was ist der Unterschied ? Uns war zunächst nicht bewusst, dass zwischen einer Limonade und einer Brause Unterschiede bestehen. Im Rahmen unserer Literaturstudien stießen wir dann aber auf Informationen3. Danach enthalten Brausen im Unterschied zu Limonaden und Fruchtsaftgetränken naturidentische oder künstliche Aroma- und /oder Farbstoffe. 1 Z.B. Was Tiere Bunt macht, Lit. [3] vgl. Literaturliste, hier sind nur die wichtigsten Titel angegeben. 3 vgl. [a] 2 2 2 2.1 Die Farbstoffe Wasserlöslich oder fettlöslich ? In einem ersten Experiment sollten die Farbstoffe einer gelben Limonade und der roten Brause im Hinblick auf ihre Löslichkeiten in verschiedenen Lösungsmitteln verglichen werden. Dazu wurden Proben beider Lösungen mit wenig Hexan überschichtet und geschüttelt. Beobachtung: Der gelbe Farbstoff der Limonade wurde überwiegend in die Hexanschicht überführt. Der rote Farbstoff der Brause blieb in der wässerigen Phase gelöst. Deutung: Bei dem gelben Farbstoff der Limonade handelt es sich um ein fettlösliches Carotinoid. Dieses ist nicht wasserlöslich und liegt in der Limonade in suspendierter Form vor. Dies erklärt auch die Trübung der Limonade. Der Farbstoff der klaren Brause ist wasserlöslich und lässt sich daher mit Hexan nicht extrahieren. 3 Extraktionsversuche mit Brause und Limonade 2.2 Isolierung der Farbstoffe aus der Brause Da sich die Farbstoffe mit Hexan nicht extrahieren ließen, musste ein anderes Extraktionsverfahren angewandt werden. Wir entschieden uns für die "Wollfadenmethode". Wir gaben entfettete Wollfäden in die Brause. Ein bei anderen Versuchsobjekten notwendiger Zusatz von Essig erübrigte sich hier, da die Brause ausreichend sauer war. Soll das Experiment nur wenige Minuten dauern, muss erhitzt werden. Da wir die entfärbte Lösung aber weiter auf andere Inhaltsstoffe untersuchen wollten und befürchteten, dass durch die Erwärmung hitzelabile Bestandteile zerstört werden könnten, entschieden wir uns dafür, den Ansatz über Nacht ohne Erwärmung zu rühren. Am nächsten Tag war die Lösung völlig entfärbt und die Wollfäden hatten eine intensiv rote Farbe angenommen (Abb. 4). 4 Gefärbter Wollfäden in entfärbter Brause 3 Die Wollfäden wurden unter fließendem Wasser gewaschen. Durch Kochen in verdünnter Ammoniaklösung wurden die Farbstoffe wieder von den Fäden desorbiert. Die erhaltene rote Lösung wurde spektralfotometrisch untersucht. Das Spektrum (Abb. 5) zeigt drei Absorptionsmaxima bei bei 411 (430) nm und bei 510 nm. Das Aussehen des Spektrums deutet auf zwei oder drei Farbstoffe hin. 0,7 0,6 E[] 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 300 350 400 450 500 550 600 Wellenlänge [nm] 5 Absorptionsspektrum der Farbstoffe in der Brause 2.3 Chromatografie Die beim Kochen mit Ammoniakwasser erhaltene Farbstofflösung wurde eingeengt. Mit Mikropipetten wurden die Farbstoffe auf Cellulose-Dünnschichtplatten4 übertragen. Die Platten wurden in eine Chromatografiekammer gestellt. Als Laufmittel wurde ein Gemisch aus 25 ml Ammoniaklösung (5%ig), 3 ml Brennspiritus und 1 g Natriumcitrat verwendet. Nach wenigen Minuten war eine Auftrennung in eine rote und zwei gelbe Farbstoffbanden deutlich zu erkennen. RF-Werte: roter Farbstoff: 0.45 gelbe Farbstoffe: 0.15 0.31 6 Chromatogramme der Brausefarbstoffe 4 Polygram CEL 300 4 Deutung: Die Auftrennung in drei Farbstoffbanden deutet zunächst auf drei Farbstoffe hin. Auf dem Etikett sind jedoch nur zwei Farbstoffe als Inhaltsstoffe angegeben: E 104 (Chinolingelb) und E 124 (Cochenillerot A). Literaturstudien ergaben, dass Chinolingelb herstellungsbedingt aus einem Gemisch aus Disulfonaten (mind. 80 %) Monosulfonaten (höchstens 15 %) und Trisulfonaten (höchstens 7 %) besteht5. Es ist daher anzunehmen, dass die intensivere obere gelbe Bande durch Disulfonate und die untere Bande im Wesentlichen durch Monosulfonate erzeugt wird. Das in der Literatur angegebene Absorptionsmaximum von 411 nm entspricht exakt dem von uns gefundenen. Vermutlich sind die Monosulfonate für das zweite Absorptionsmaximum bei 430 nm verantwortlich. Das dritte Absorptionsmaximum bei 510 nm ist eindeutig dem Cochenillerot A zuzuordnen und entspricht ebenfalls dem Literaturwert. 2.4 Die Farbstoffe der Brause 2.4.1 E 104 Chinolingelb Gesundheitliche Bewertung6: Wegen der chemischen Ähnlichkeit mit Azofarbstoffen wird ein Zusammenhang bei der Auslösung von Pseudoallergien und hyperkinetischem Syndrom bei entsprechend veranlagten Menschen nicht ausgeschlossen. In den USA ist Chinolingelb für die Färbung von Lebensmitteln nicht zugelassen ! Tierversuche haben bisher keine Hinweise auf eine Toxizität des Farbstoffes ergeben. 2.4.2 E 124 Cochenillerot Gesundheitliche Bewertung: Wegen der chemischen Struktur (Azofarbstoff) wird ein Zusammenhang bei der Auslösung von Pseudoallergien und hyperkinetischem Syndrom bei entsprechend veranlagten Menschen nicht ausgeschlossen. Weiterhin wird eine Beteiligung bei der Auslösung von Neurodermitis und Asthma für möglich gehalten. Tierversuche haben bisher allerdings keine Hinweise auf eine Toxizität des Farbstoffes ergeben. 5 Richtlinie 95/45/EG der Kommission vom 26.Juli 1995 zur Festlegung spezifischer Reinheitskriterien für Lebensmittelfarbstoffe, geändert durch Richtlinie 1999/75/EG der Kommission vom 22.Juli 1999 6 Gesundheitliche Bewertung u.a. nach Literaturstelle [f] 5 3 3.1 Die Citronensäure Bestimmung des Gehaltes an Citronensäure Durchführung: Eine Probe der Brause wurde über Nacht mit einem Magnetrührer gerührt, um die enthaltene Kohlensäure zu entfernen. Die in der Lösung enthaltene Citronensäure sollte titrimetrisch bestimmt werden. Dazu wurden 25 Milliliter der entgasten Brause mit Natronlauge der Konzentration 0.1 mol/l titriert (rote Kurve, Abb.8). In einem Parallelversuch wurden 25 ml einer wässerigen Citronensäurelösung titriert (grüne Kurve, Abb. 8). Das Vergleichsexperiment mit einer Citronensäurelösung sollte dazu dienen, den Verlauf der Titrationskurve vergleichend zu beurteilen . So sollte 7 Schülerinnen bei der Titration gezeigt werden, dass in der entgasten Brause ausschließlich Citronensäure titriert wurde. In weiteren Experimenten wurde die entfärbte und entgaste Brause eingesetzt. In diesen Experimenten wurden die Äquivalenzpunkte anhand des Farbumschlages von Bromthymolblau als Indikator bestimmt. Die Ergebnisse waren in allen Versuchen gleich. Titration von Brause und Citronensäurelösung Beobachtung: Bei einem Natronlaugeverbrauch von 8 Millilitern tritt ein sprunghafter Anstieg des pH-Wertes auf. 14 Auswertung: c(Citronensäure) =c(Natronlauge)•V(Natronlauge)/3•V(Citronensäure) 12 10 Ergebnis: Die Citronensäurekonzentration der Lösung beträgt 0.011 mol/l. Das entspricht m = M • c = 192.4g/mol • 0.011 mol/l = 2.11 g/l. Die Konzentration der Citronensäure beträgt 0.211%. (Die Dichte der Regina beträgt 1 g/ml). pH [ ] c(Citronensäure) = 0.1 mol/l • 8 ml / 3 • 25 ml = 0.011 mol/l 8 6 4 2 0 0 5 10 15 Natronlauge [ml] 8 Titrationskurven 3.2 Zur Verwendung von Citronensäure Citronensäure bewirkt in erster Linie einen sauren Geschmack. Sie trägt außerdem zur Haltbarkeit der Brause bei, weil sie als Säure das Wachstum von Mikroorganismen hemmt. 6 20 25 4 Die Zucker 4.1 Nachweis von Kohlenhydraten in der Brause 4.1.1 Molisch-Test Je drei Milliliter der Proben wurden in Reagenzgläser gefüllt, mit einigen Tropfen Molisch- Reagenz (15%ige Thymollösung in Ethanol) versetzt und mit konzentrierter Schwefelsäure unterschichtet. Untersucht wurden Maltose-Lösung 5%ig, Glucose-Lösung 5%ig, Fruktose-Lösung 5%ig, Saccharose-Lösung 5%ig, entfärbte Brause, Wasser. In dieser Reihenfolge wurden die Reagenzgläser von links nach rechts gefüllt. Maltose Glucose Fructose Saccharose Brause Wasser 9 Ergebnisse des Molisch-Tests Beobachtung: In den Vergleichsansätzen mit verschiedenen Zuckern und in dem Ansatz mit Brause verfärbte sich der untere Bereich dunkel. An der Grenzfläche trat jeweils ein orangefarbener Ring auf. Der Ansatz mit Wasser blieb farblos. Deutung: Das Auftreten eines orangen Ringes an der Grenzfläche lässt auf Anwesenheit von Kohlenhydraten schließen. Die Brause enthält ein Kohlenhydrat oder mehrere Kohlenhydrate. In Gegenwart von konz. H2SO4 werden Zucker unter Bildung von Furfuryl-Derivaten dehydratisiert. Furfural entsteht bei der Deydratisierung von Pentosen, während aus Hexosen Hydroxymethylfurfural gebildet wird. Naphtol-(1) (bzw. Thymol) reagiert mit den zyklischen Aldehyden zu purpur gefärbten Kondensationsprodukten (Furfuryl-diphenyl-methan-Farbstoffe) (1).7 10 Bildung des Farbstoffes beim Molisch-Test (Hier formuliert mit Naphthol statt mit Thymol) 7 Kursiv gedruckter Text und Abb. 9 zitiert aus [e] 7 4.2 Überprüfung auf reduzierend wirkende Zucker - der Benedict-Test8 Benedict-Reagenz: Lösung 1: 17.3 g Natriumcitrat und 10 g Natriumcarbonat in 70 ml warmem Wasser gelöst, Lösung 2: 1,7g Kupfersulfat in 20 ml Wasser gelöst Je drei Milliliter der Proben wurden Reagenzgläser gefüllt und mit je einem Milliliter der Lösungen 1 und 2 versetzt. Anschließend stellt man die Lösungen für einige Minuten in ein etwa 70°C warmes Wasserbad. Maltose Glucose Fructose Saccharose Brause Wasser 11 Ergebnisse des Benedict-Tests Beobachtung: Mit Maltose-, Glucose-, Fructoselösung und Brause bildete sich ein ziegelroter Niederschlag. Bei Saccharose und Wasser blieb die Niederschlagsbildung aus, die Lösungen blieben blau. Deutung: Bei Anwesenheit reduzierend wirkender Zucker bildet sich ein ziegelroter Niederschlag aus Kupfer-I-oxid. Saccharose wirkt nicht reduzierend. Brause enthält einen oder mehrere reduzierend wirkende Zucker 12 Reaktionsschema zum Nachweis reduzierend wirkender Zucker 8 Benedict Reagenz ist ein Ersatz-Reagenz für das übliche Fehling-Reagenz. Benedictreagenz ist für den Schulbereich vorzuziehen, da Natriumhydroxid durch das weniger basische Natriumcarbonat ersetzt ist. 8 4.3 Nachweis von Fructose - Seliwanoff-Test Seliwanoff-Reagenz: 0.05 g Resorcin in 100 ml konzentrierter Salzsäure (c=6 mol/l) Zu 2 ml Probelösung wurden je 5 ml Seliwanoff-Reagenz gegeben. Anschließend wurden die Proben für 5 Minuten im siedenden Wasserbad erhitzt (oberes Bild). Danach wurden die Proben weitere 5 Minuten erhitzt (unteres Bild). Maltose Glucose Fructose Saccharose Brause Wasser 13 Ergebnisse des Seliwanoff-Tests Beobachtung: Mit Fructose ergab sich nach kurzer zeit eine intensive Rotfärbung, mit Saccharose eine etwas weniger intensive. Die (zuvor entfärbte) Brause verfärbte sich langsam rot. Nach 10 Minuten waren die Rotfärbungen kräftiger, die Abstufung der Farbintensitäten blieb aber bestehen. Deutung: Ketosen ergeben beim Seliwanoff-Test eine Rotfärbung. Fructose ist eine Ketose, Glucose und Maltose sind Aldosen. Unter den vorliegenden sauren Bedingungen findet langsam eine Hydrolyse von Saccharose in Fructose und Glucose statt. Anwesenheit von Saccharose führt deshalb langsamer zu einer Rotfärbung. Die Brause enthält also entweder Fructose und/oder Saccharose. Die langsamere Reaktion deutet auf Saccharose hin. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass Fructose enthalten ist und die weniger intensive Rotfärbung auf der geringen Konzentration des Zuckers beruht. 9 14 Farbstoff Seliwanoff-Test 4.4 Nachweis von Glucose - der GOD-Test In die Zuckerlösungen wird kurzzeitig ein Glucoseteststäbchen gehalten. Nach einer Minute kann aufgrund der Verfärbung des Testfeldes Glucose nachgewiesen werden. Maltose Glucose Fructose Saccharose Brause Wasser 15 Ergebnis des GOD-Tests Beobachtung: Nur bei Glucoselösung und Brause verfärbte sich das Testfeld bläulich. Deutung: Bei Anwesenheit von Glucose tritt eine Blaufärbung auf. Die enzymkatalysierte Reaktion (Glucose-Oxidase-Reaktion) ist spezifisch, andere Zucker reagieren nicht. Brause enthält Glucose. 4.5 Vorläufiges Ergebnis Mithilfe der bisher durchgeführten Experimente ist folgende Aussage möglich: Glucose ist sicher enthalten, dies zeigt der positive GOD-Test. Aufgrund des Ergebnisses des Seliwanoff-Tests ist zu vermuten, dass außerdem Saccharose und/oder Fructose vorhanden sind. Ein Anteil von Maltose ist unwahrscheinlich, kann aber aufgrund unserer Experimente nicht ausgeschlossen werden. 4.6 Chromatografischer Nachweis der Zucker Da unsere bisherigen Ergebnisse keine endgültige Klärung der Frage erlaubten, welche Zucker in der Brause enthalten sind, sollte eine chromatografische Analyse Aufschluss bringen. Lösungen der Zucker und Brause wurden auf eine Kieselgel-Platte aufgebracht. Als Laufmittel wurde ein Gemisch aus 40 ml Butanon, 40 ml Aceton und 25 ml 3%iger Borsäurelösung verwendet. Als Derivatisierungsreagenz wurde ein Gemisch aus 0.02g Naphthoresorcin, 10 ml Ethanol und 1 ml konzentrierte Schwefelsäure verwendet. Nach erfolgter Trennung wurden die DC-Platten getrocknet, mit dem Derivatisierungsreagenz besprüht und bei 120 °C für fünf Minuten in den Trockenschrank gestellt. 10 Saccharose ? Glucose ? Fructose ? Fructose Glucose Maltose Saccharose Brause 16 DC-Platte nach Trennung und Derivatisierung Beobachtung: Es treten unterschiedlich gefärbte Flecken auf. Fructose und Saccharose ergeben rote Flecken, Maltose und Glucose blaue. Die Laufstrecken der Zucker unterscheiden sich (leider) kaum, so dass eine ganz eindeutige Zuordnung schwer fällt. (Beim Besuch des Lebensmitteluntersuchungsamtes in Oldenburg im Herbst 2001 stellten wir fest, dass unsere Ergebnisse sich nicht sehr stark von professionellen Analysen unterscheiden. Abhilfe könnte hier die Verwendung eines anderen Laufmittelgemisches schaffen. Dieses enthielte aber als krebserregend eingestuftes Acetonitril, dessen Einsatz im Schulunterricht unseres Erachtens nicht zu verantworten wäre.) Ergebnis: Versuchte Zuordnung siehe Abbildung 14. 4.7 Der Massenanteil der Zucker 100 g der Brause wurden über mehrere Tage im Trockenschrank bei einer Temperatur von 50 °C bis zur Bildung eines nahezu festen Rückstandes getrocknet. Die Masse dieses Rückstandes betrug 3,2 g. Wir nahmen an, dass die Masse der Farbstoffe und Süßstoffe zu vernachlässigen sei und der Feststoffrest aus wenig Citronensäure (genau 0.21 g, vgl. Punkt 3.1) und vor allem aus Zucker bestand. Daraus ergab sich einen Zuckeranteil von 30 g/l Brause. 4.8 Zusammenfassung der Zuckeranalysen Ganz eindeutige Beweise können wir nicht liefern. Es spricht aber einiges dafür, dass Saccharose mit wenig Fructose und Glucose als Kohlenhydrate in der Brause enthalten sind. Auf dem Etikett steht der Hinweis "mit einer Zuckerart". Bei einem Besuch des Lebensmitteluntersuchungsamtes in Oldenburg erhielten wir von einem Lebensmittelchemiker die Information, dass in der Brause enthaltene Saccharose unter den sauren Bedingungen - der pH-Wert liegt unter 3 - langsam hydrolysiert werden kann. Insofern ist es plausibel, wenn neben Saccharose Glucose und Fructose, vernutlich nur als Hydrolyseprodukte, vorhanden sind. 11 5 5.1 Die Süßstoffe Nachweis von Aspartam Aspartam musste getrennt von den übrigen Süßstoffen nachgewiesen werden, da es sich nicht gemeinsam mit diesen aus der Brause extrahieren ließ. Lösungen von Aspartam, von Acesulfam, von Saccharin, entfärbte Brause und dest. Wasser wurden erhitzt und mit wenig festem Ninhydrin versetzt. Beim Aspartam trat sofort eine Blaufärbung auf. Diese dient als Nachweis für Aspartam. Die von uns erwartete Blaufärbung der zuvor entfärbten Brause blieb zunächst aus, bis die Lösung mit Natronlauge etwa neutralisiert wurde. Diese Phänomen beobachteten wir auch, wenn wir der Brause Aspartam zugaben. Den Ausgang dieses Experimentes werteten wir als gelungenen Aspartamnachweis in der Brause. 17 v. l.n.r.: Aspartamlösung, Acesulfamlösung, Saccharinlösung, Brause, dest. Wasser nach Erwärmen und Zugan von Ninhydrin 5.2 Nachweise von weiteren Süßstoffe Weitere in der Brause enthaltene Süßstoffe sollten chromatografisch nachgewiesen werden. Angesichts der geringen Süßstoffkonzentrationen mussten diese zunächst aus der Lösung extrahiert und anschließend aufkonzentriert werden. Dazu wendeten wir ein in der Literatur9 beschriebenes Verfahren an. In zwei Parallelversuchen wetzten wir dabei entfärbte bzw. nicht entfärbte Brause ein. Die später erhaltenen Ergebnisse waren identisch. Auf die Entfärbung der Brause kann also verzichtet werden. Im ersten Schritt wurden 50 ml Brause mit 15 ml D2EHPA10 geschüttelt. Die wässerige Phase wurde verworfen. Die in der organischen Phase enthaltenen Süßstoffe wurden mit zwei mal 7 ml Ammoniaklösung reextrahiert. 18 Extraktion der Süßstoffe mit D2EHPA 9 vgl. Literatur [6] Di-2-ethylhexylphophphorsäure 10 12 Der so erhaltene Süßstoffextrakt wurde mit Mikropipetten auf eine Kieselgelplatte aufgetragen. Daneben wurden Lösungen von reinem Acesulfam, Saccharin und zwei Süßstoffen mit überwiegendem Cyclamatanteil11 zu Vergleichszwecken aufgetragen. Als Laufmittel wurde ein Gemisch aus 25 ml Xylol, 25 ml n-Propanol und 5 ml Ameisensäure eingesetzt. Nach etwa einer Stunde wurde der Trennvorgang beendet und die Platte im Kaltlusftstrom getrocknet. Anschließend wurde die getrocknete Platte mit einer zweiprozentigen Lösung von 2,7-Dichlorfluoreszein in Brennspiritus12 besprüht und für 15 Minuten bei etwa 70°C in den Trockenschrank gelegt. Nach dieser Zeit waren die von den Süßstoffen erzeugten hellen Flecken gut zu erkennen (vgl. Abb 19). Die Abbildung wurde am PC nachbehandelt (Erhöhung des Kontrastes), um die Substratflecken deutlicher sichtbar zu machen. Saccharin Rf = 0.81 Aceslufam Rf = 0.5 Cyclamat Rf = 0.28 19 Chromatogramm der Süßstofftrennung Ergebnis: Cyclamat und Saccharin ließen sich von uns eindeutig in der Brause nachweisen. Das laut Etikett ebenfalls vorhandene Acesulfam fanden wir nicht. 11 12 Assugrin und ein weiteres Produkt Das in der Literatur vorgeschlagene giftige Methanol wird durch Brennspiritus ersetzt, was offenbar ohne Einfluss auf das erhaltene Ergebnis blieb. 13 5.3 Wissenswertes zu den enthaltenen Süßstoffen Süßstoffe werden eingesetzt, um einen angenehm süßen Geschmack ohne Zucker zu erzeugen. Dadurch enthalten die Nahrungsportionen viel weniger für den Körper verwertbare Energie (Joule). Ein Verzicht auf Zucker kann z.B. Nahrungsmittel auch für Diabetiker verträglich machen, die Zahngesundheit und eine erwünschte Gewichtsreduktion fördern. Einerseits stellt Zucker für den einen oder anderen Konsumenten ein Risiko dar, andererseits ist aber auch der Einsatz von Süßstoffen keineswegs unumstritten. Häufig (naturgemäß?) unterscheiden sich die Einschätzungen von Süßstoffindustrie und Verbraucherverbänden bezüglich der gesundheitlichen Risiken. Im Folgenden eine kurze Einschätzung eines Verbraucherverbandes13 Aspartam: Künstlicher Süß- und Geschmacksstoff, wirkt 200 mal süßer als Zucker.Für Menschen mit Phenylketonurie bedenklich. Teilweise wird Aspartam gentechnisch hergestellt. Für dieses ist eine abschließende Bewertung z. Zt. nicht möglich. Acesulfam: künstlicher Süßstoff und Geschmacksverstärker, wirkt 200mal süßer als Zucker. Gilt als unbedenklich. Cyclamat: Künstlicher Süßstoff, der 30-50 mal süßer wirkt als Zucker. Nach neueren Untersuchungen lassen sich alte Befunde, nach denen höhere Dosen im Tierversuch zu Blasenkrebs und anderen Erkrankungen geführt haben sollen, nicht aufrecht erhalten. Von häufigem Verzehr wird abgeraten. Saccharin: Künstlicher Süßstoff, der 500 mal süßer wirkt als Zucker. In Tierversuchen gibt es Hinweise auf eine Beteiligung an der Entstehung von Krebsgeschwüren. in den USA ist ein entsprechender Warnhinweis vorgeschrieben. Von häufigem Verzehr wird abgeraten. 6 Schluss Im Rahmen des Unterrichtsreihe, deren Ergebnisse wir hier vorstellen, wollten wir vor allem Erfahrungen mit analytisch praktischem Arbeiten sammeln. Viele der beschriebenen Experimente gelangen auf Anhieb, sodass schnelle Erfolgserlebnisse nicht ausblieben. Insbesondere die chromatographischen Zucker- und Süßstoffanalysen erwiesen sich aber als heikel. Hier mussten z.B. verschiedenen Laufmittelgemische getestet werden, bis brauchbare Ergebnisse erhalten wurden. Dies geschah zumeist in arbeitsteiliger Gruppenarbeit. Dadurch konnten in vertretbarer Zeit die hier präsentierten Ergebnisse erhalten werden. Alle Untersuchungen wurden ansonsten in Parallelversuchen von Kleingruppen durchgeführt, jeweils mit identischen Ergebnissen. Die Versuche sind also gut reproduzierbar. Mit den vorliegenden Versuchsvorschriften sollte es möglich sein, vergleichbare Untersuchungsobjekte im Unterricht oder in Arbeitsgemeinschaften in vertretbarer Zeit erfolgreich zu untersuchen. Im Rahmen des Unterrichts wurden jeweils auch ausführlichere Informationen zur gesundheitlichen Bewertung der Inhaltsstoffe eingeholt. Diese sind im Rahmen dieser Arbeit nur beispielhaft und sehr knapp dargestellt, um den Rahmen nicht zu sprengen. Uns ging es an dieser Stelle primär darum, die interessanten praktisch-analytischen Aspekte darzustellen. 13 Aus www:zusatzstoffe-online.de 14 7 Liste der verwendeten Literatur [1] Grob, P.: Einfache Schulversuche zur Lebensmittelchemie, Aulis-Verlag, Köln 2000 [2] Lutz, B., Pfeifer, P.: Gaukler der Süße, in: NiU-PC 37 (1989), S.16-19 [3] Ratermann, M.: Was Tiere bunt macht - Farbstoffe in der Nahrung, in: Chemkon 3/2001, S.149- 153 [4] Schwedt, G.: Experimente mit Supermarktprodukten; Wiley-Verlag-Chemie, Weinheim 2001 [5] Schwedt, G.: Farbstoffen analytisch auf der Spur, Aulis-Verlag, Köln 1996 [6] Steiner, D., Schneider-Ebert, Chr.: Light-Getränke leicht untersucht, in: NiU-Chemie 6 (1995) S.12-17 [7] Technical Information, Ajinomoto Aspartame; Firmenschrift Ausgewählte Seiten aus dem Internet: [a] www.verbraucherministerium.de/verbraucher/themen/ verbr/lmbuch/ls-erfrischungsgetraenke.pdf [b] http://www.stud.tu-muenchen.de/~stefan.brummet/facharbeit/ [c] www.unipaderborn.de/schule/reis/fff/Chemie/Nachweis%20von%20Kohlenhydraten%20in%20Lebensmitteln.htm [d] http://berg.heim.at/almwiesen/410466/cho/zucker/zucker.htm [e] http://www.uniregensburg.de/Fakultaeten/nat_Fak_IV/Organische_Chemie/Didaktik/Keusch/p30_Z_mol.htm [f] www.zusatzstoffe-online.de/ Fachlehrer: Martin Ratermann Liebfrauenschule Vechta Marienstr. 4 49377 Vechta An den Untersuchungen waren folgende Schülerinnen beteiligt: Inka Bosmann, Anna-Lena Grote, Katharina Klostermann, Eva-Maria Luers, Sarah Ostmann, Alexandra Pentzlin, Theresa Rottinghaus, Nicole Sandvoß, Sonja Stein, Ruth Themann, Stefanie Voth 15